PDF 1,5 MB - Schultze & Braun GmbH
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Infobrief Sanierung & Insolvenz<br />
Berlin II/2011<br />
in 2010 für Gesamtdeutschland bei etwa 7,7 Milliarden<br />
Euro, dem höchsten Wert seit dem Rezessionsjahr<br />
2003 mit einem Defizit von 8,4 Milliarden Euro.<br />
Schuld an der finanziellen Misere haben insbesondere<br />
die auch weiterhin steigenden Sozialausgaben, die in<br />
2010 auf über 42 Milliarden Euro anstiegen. Dieser<br />
Wert bedeutet nahezu eine Verdoppelung gegenüber<br />
den Ausgaben in den Jahren nach der Wiedervereinigung.<br />
Zwar stiegen die Steuereinnahmen in 2010 in<br />
Folge der sich verbessernden Konjunktur wieder an.<br />
Insbesondere die Gewerbesteuer stieg um 7,7 %. Insgesamt<br />
konnte das Vorkrisenniveau jedoch noch nicht<br />
wieder erreicht werden.<br />
Für die Kommunen dürfte auf der Einnahmenseite eine<br />
Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 22. März<br />
2011 von Interesse sein, in der das Gericht eine Bank<br />
verurteilte, Schadensersatz wegen einer fehlerhaften<br />
Beratung bei einem „Zins-Swap-Geschäft“ zu leisten<br />
(dazu der Newsticker). Auch Kommunen haben in<br />
großem Umfang „Zins-Swap-Geschäfte“ getätigt und<br />
damit häufig Verluste eingefahren. Anlegeranwälte<br />
gehen von Gesamtschäden in der Größenordnung von<br />
einer Milliarde Euro aus. Auf die beteiligten Banken<br />
könnte eine Klagewelle zukommen.<br />
Da jedoch jedenfalls faktisch die Länder für die Kommunen<br />
und der Bund wiederum für die Länder einstehen<br />
wird bzw. werden, verschiebt sich das Problem<br />
einer Insolvenz staatlicher Stellen von der kommunalen<br />
über die Landes- auf die Bundesebene.<br />
Die finanzielle Lage des Bundes und anderer Nationalstaaten<br />
Die finanzielle Lage des Bundes ist angespannt, im<br />
internationalen Vergleich jedoch noch moderat. Die<br />
Verschuldung des Bundes stieg in 2010 auf ca. 1,3 Billionen<br />
Euro an. Zusammen mit den Schulden der Länder<br />
und Kommunen beläuft sich der Schuldenstand der<br />
Bundesrepublik Deutschland inzwischen auf fast 2 Billionen<br />
(2.000.000.000.000) Euro. Vor der Krise waren<br />
es etwa 1,6 Billionen Euro, zu Beginn des 21. Jahrhunderts<br />
etwa 1,2 Billionen Euro. Der Wert aus 2010<br />
bedeutet eine Verschuldung eines jeden Bundesbürgers<br />
von etwa 25.000 Euro, ein Anstieg um etwa 25 %<br />
gegenüber dem Vorkrisenniveau.<br />
Eine beachtliche Zahl, die sich allerdings im internationalen<br />
Vergleich eben noch vergleichsweise bescheiden<br />
ausnimmt. Die USA bringen es auf einen Schuldenstand<br />
von etwa 14 Billionen US-Dollar in 2010, ein<br />
Wert, der zugleich etwa dem Bruttoinlandsprodukt der<br />
USA in 2010 entspricht. Die Pro-Kopf-Verschuldung<br />
beläuft sich auf knapp 45.000 US-Dollar (derzeit aufgrund<br />
eines starken Euros etwa 30.000 Euro). Vor der<br />
Krise waren es noch etwa 30.000 US-Dollar. Diverse<br />
US-amerikanische Kommunen und sogar ganze Bundesstaaten<br />
sind praktisch insolvent, darunter auch<br />
„Riesen“ wie Kalifornien, eigenständig betrachtet die<br />
achtgrößte Volkswirtschaft der Erde. Weitere Ereignisse<br />
im April verhießen nichts Gutes: Erst nach zähen<br />
Verhandlungen und in letzter Minute konnten sich<br />
Demokraten und Republikaner Mitte April auf einen<br />
gemeinsamen Etat verständigen. Andernfalls wäre es<br />
zu einem „shutdown“ gekommen. Staatliche Stellen<br />
hätten jedenfalls vorübergehend ihre Amtsgeschäfte<br />
einstellen müssen. Nur wenige Tage später sorgte die<br />
Ratingagentur Standard & Poor’s für Aufsehen. Sie<br />
bestätigte zwar die Top-Bonitätsnote „AAA“ der USA,<br />
änderte ihren Ausblick jedoch auf „negativ“. Dies<br />
könnte zu einer Herabstufung der Bonität der USA<br />
innerhalb der nächsten zwei Jahre führen, sofern sich<br />
die finanzielle Situation nicht verbessert.<br />
Auch was die Verschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt<br />
anbetrifft, steht Deutschland noch<br />
recht gut da. Die Staatsschulden in Relation zum Bruttoinlandsprodukt<br />
lagen in 2010 bei ca. 80 %, gegenüber<br />
etwa 95 % in den USA. Italien kommt auf einen Wert<br />
von knapp 120 %, Griechenland gar auf einen Wert von<br />
140 % (Tendenz steigend) und der traurige Spitzenreiter<br />
ist Japan, das schon vor der tragischen Katastrophe<br />
von 11. März 2011 eine Verschuldung in Höhe von<br />
über 220 % des Bruttoinlandsproduktes aufwies.<br />
Regelungskomplexe zur Vermeidung von Staatsinsolvenzen<br />
Zur Vermeidung von Staatsinsolvenzen à la Griechenland<br />
gibt es in Europa den „Euro-Rettungsschirm“ und<br />
ab Mitte 2013 – aller Voraussicht nach, trotz der gegenwärtigen<br />
Kontroverse in Deutschland und Finnland –<br />
den ESM, den Europäischen Stabilitätsmechanismus,<br />
einen dauerhaften Rettungsschirm mit einer noch größeren<br />
Kapazität, als die des bereits bestehenden Rettungsschirms.<br />
Auf internationaler Ebene gibt es einige Institutionen,<br />
die sich mit Staatsschulden beschäftigen. Neben dem<br />
Internationalen Währungsfonds (IWF) sind hier insbesondere<br />
der Pariser Club, der sich mit dem Schuldenerlass<br />
von Staaten gegenüber Staaten beschäftigt und<br />
der Londoner Club, der sich mit dem Erlass von Staatsschulden<br />
gegenüber privaten Gläubigern beschäftigt,<br />
zu nennen.<br />
Eine Art „kleines Insolvenzverfahren“ für Staaten<br />
gibt es zudem bereits, so genannte Collective Action<br />
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