Arme Kinder in der Schweiz - Caritas Bern
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Persönlich<br />
«Was hat Ihnen als K<strong>in</strong>d<br />
am meisten gefehlt?»<br />
Diese Frage haben wir unterschiedlichen Menschen auf <strong>der</strong> Strasse gestellt.<br />
An verschiedenen Orten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschschweiz.<br />
An<strong>in</strong>a Jost, Student<strong>in</strong>:<br />
Ich würde me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dheit e<strong>in</strong>s<br />
zu e<strong>in</strong>s wie<strong>der</strong> so erleben wollen,<br />
wie ich sie erlebt habe. Ich hatte<br />
alles, was e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d überhaupt haben<br />
kann. Ich hatte Liebe, Zeit mit<br />
me<strong>in</strong>en Eltern, Freunde, Spass und e<strong>in</strong>e gute Erziehung<br />
genossen. Mir wurden aber auch Grenzen aufgezeigt<br />
und ich machte auch schlechte Erfahrungen.<br />
Genau diese haben sich als sehr wichtige Momente<br />
herausgestellt.<br />
Pascal Tschud<strong>in</strong>, Auszu-<br />
bilden<strong>der</strong>:<br />
Bis zum 16. Lebensjahr lebte ich<br />
<strong>in</strong> Ecuador. Ich hatte e<strong>in</strong>e gute<br />
K<strong>in</strong>dheit, mir hat nichts gefehlt.<br />
Ich schätzte vor allem den Zusammenhalt<br />
<strong>in</strong> unserer Grossfamilie und hatte viele<br />
gute Freunde. Vor gut zwei Jahren kamen wir <strong>in</strong> die<br />
<strong>Schweiz</strong>. Hier herrscht e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Mentalität: Ich<br />
habe nur wenige Bekannte und mir fehlt <strong>der</strong> Kontakt<br />
zur Grossfamilie, vor allem zu me<strong>in</strong>en Grosseltern.<br />
Let<strong>in</strong>a Okbamichael, Eritrea:<br />
Als ich zehn Jahre alt war, starb<br />
me<strong>in</strong> Vater. Für mich und me<strong>in</strong>en<br />
sechsjährigen Bru<strong>der</strong> war das<br />
e<strong>in</strong>e schlimme Erfahrung. Die<br />
Mutter musste arbeiten gehen<br />
und ich hatte viel auf me<strong>in</strong>en Bru<strong>der</strong> aufzupassen.<br />
Der Vater fehlte mir sehr.<br />
Hans Trampitsch, Fleischfachverkäufer:<br />
Am meisten gefehlt hat mir, dass<br />
<strong>der</strong> Vater nicht mehr Zeit gehabt<br />
hat, mit uns <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong>n etwas zu<br />
unternehmen, zu spielen. Aber<br />
das war natürlich auch schwierig. Ich b<strong>in</strong> mit sieben<br />
Geschwistern aufgewachsen. Auch die Mutter hatte<br />
zu wenig Zeit. Sie musste ja damals zum Beispiel die<br />
W<strong>in</strong>deln noch von Hand auswaschen.<br />
Angela Falk, Student<strong>in</strong>:<br />
Ich wurde mit sechs Wochen adoptiert,<br />
me<strong>in</strong>e Wurzeln haben mir<br />
aber nie gefehlt. Da ich e<strong>in</strong>e Nachzügler<strong>in</strong><br />
b<strong>in</strong> – me<strong>in</strong>e Geschwister<br />
s<strong>in</strong>d 12 und 14 Jahre älter als ich<br />
–, haben mir gleichaltrige Geschwister gefehlt, mit<br />
denen ich mich hätte austauschen und zusammen<br />
rebellisch se<strong>in</strong> können. Ich g<strong>in</strong>g dafür zu Freunden<br />
nach Hause, bei mir zuhause war alles e<strong>in</strong> bisschen<br />
zu leer und zu steril.<br />
Ruth Becker, kfm. Ange-<br />
stellte, Familienfrau:<br />
Ich hatte e<strong>in</strong>e sehr schöne K<strong>in</strong>dheit<br />
und hab gar nicht das Gefühl,<br />
dass mir etwas gefehlt hätte. Nur<br />
etwas kommt mir <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n. Ich<br />
hätte wahns<strong>in</strong>nig gerne e<strong>in</strong>en Hund gehabt. Da waren<br />
me<strong>in</strong>e Eltern aber strikt dagegen, weil das doch<br />
viel Aufwand bedeutet hätte.<br />
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