Arme Kinder in der Schweiz - Caritas Bern
Arme Kinder in der Schweiz - Caritas Bern
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können», sagt Ursula Kuhn. Ihre<br />
Tochter ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zeitweise<br />
gemobbt worden. Nicht nur, weil<br />
ihre Familie über wenig Geld verfügt,<br />
son<strong>der</strong>n allem voran, weil ihr<br />
Vater arbeitsunfähig und immer<br />
zuhause war. Gerade an Vater-Tochter-Tagen,<br />
an denen die Väter den<br />
Töchtern ihren Arbeitsplatz zeigen<br />
würden, sei die Situation für die<br />
Tochter schwer zu ertragen gewesen,<br />
führt Ursula Kuhn aus. «Unsere<br />
Tochter fühlte sich oft ausgeschlossen»,<br />
me<strong>in</strong>t die Mutter. «Die<br />
Mädchen aus ihrer Klasse wollten<br />
nicht mit ihr abmachen, und sie<br />
selbst lud auch niemanden nach<br />
Hause e<strong>in</strong>.»<br />
Die Patenschaft eröffnet e<strong>in</strong>e<br />
neue Welt<br />
Weil sie über e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Beziehungsnetz<br />
verfügt, hat sich Ursula<br />
Kuhn vor mehr als drei Jahren entschieden,<br />
ihre beiden jüngeren <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong><br />
im Patenschaftsprojekt «mit<br />
mir» <strong>der</strong> <strong>Caritas</strong> <strong>Bern</strong> anzumelden.<br />
«Ich fand es wichtig, dass die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong><br />
e<strong>in</strong>e Pat<strong>in</strong> erhalten. E<strong>in</strong>e Person,<br />
von <strong>der</strong> sie lernen können, und<br />
die ihnen Neues zeigt.» Die freiwilligen<br />
Pat<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Patenpaare<br />
des Projekts «mit mir» verbr<strong>in</strong>gen<br />
Zeit mit den <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong>n und holen<br />
die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> so aus e<strong>in</strong>er möglichen<br />
Isolation heraus. «In e<strong>in</strong>er Patenschaft<br />
lernt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e neue Welt<br />
kennen. Es bekommt von <strong>der</strong> Pat<strong>in</strong><br />
o<strong>der</strong> dem Patenpaar Zeit und Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, und dadurch<br />
erweitern sich für das K<strong>in</strong>d<br />
die Möglichkeiten und <strong>der</strong> Horizont»,<br />
erklärt Maria Teresa Ossola,<br />
Leiter<strong>in</strong> Patenschaftsprojekt «mit<br />
mir». In <strong>Bern</strong> und Biel profitieren<br />
zurzeit 60 <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> von e<strong>in</strong>er Patenschaft.<br />
«E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu akzeptieren,<br />
so wie es ist, unabhängig von Geschlecht,<br />
Nationalität und Status,<br />
ihm Zuwendung und Aufmerksamkeit<br />
zu schenken und es ernst zu<br />
nehmen, ist e<strong>in</strong> wertschätzendes<br />
Geschenk, und das K<strong>in</strong>d gew<strong>in</strong>nt<br />
dadurch an Selbstvertrauen», führt<br />
Maria Teresa Ossola weiter aus.<br />
Nachbarn 1 / 12<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Bern</strong><br />
Freizeit ist teuer. <strong>Arme</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> können mit Kamerad<strong>in</strong>nen und Kameraden nicht mithalten<br />
und stehen im Abseits.<br />
<strong>Arme</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> haben e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Selbstwert. Sie vergleichen sich oft mit Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
und Kollegen.<br />
Rund zwei Nachmittage pro Monat<br />
verbr<strong>in</strong>gen Ursula Kuhns <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong><br />
bei ihrer Pat<strong>in</strong>. Sie backen o<strong>der</strong><br />
spielen mit ihr, gehen <strong>in</strong> den Wald<br />
o<strong>der</strong> verrichten zusammen Gartenarbeiten.<br />
«Hie und da lädt die Pat<strong>in</strong><br />
sie <strong>in</strong>s Theater e<strong>in</strong>, und sie lernen<br />
dabei etwas kennen, das wir ihnen<br />
nicht bieten können», sagt ihre<br />
Mutter. «Die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> schätzen ihre<br />
Pat<strong>in</strong> und freuen sich darauf, mit<br />
ihr etwas zu unternehmen.» Und<br />
auch Ursula Kuhns Alltag erfährt<br />
Entlastung: «Wenn die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> weg<br />
s<strong>in</strong>d, kann ich die Zeit nutzen, um<br />
mal spazieren o<strong>der</strong> schwimmen zu<br />
gehen. Und manchmal, um e<strong>in</strong>fach<br />
<strong>in</strong> Ruhe Hausarbeiten zu erledigen.»<br />
*Name von <strong>der</strong> Redaktion geän<strong>der</strong>t<br />
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