26.09.2012 Aufrufe

Arme Kinder in der Schweiz - Caritas Bern

Arme Kinder in der Schweiz - Caritas Bern

Arme Kinder in der Schweiz - Caritas Bern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

können», sagt Ursula Kuhn. Ihre<br />

Tochter ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zeitweise<br />

gemobbt worden. Nicht nur, weil<br />

ihre Familie über wenig Geld verfügt,<br />

son<strong>der</strong>n allem voran, weil ihr<br />

Vater arbeitsunfähig und immer<br />

zuhause war. Gerade an Vater-Tochter-Tagen,<br />

an denen die Väter den<br />

Töchtern ihren Arbeitsplatz zeigen<br />

würden, sei die Situation für die<br />

Tochter schwer zu ertragen gewesen,<br />

führt Ursula Kuhn aus. «Unsere<br />

Tochter fühlte sich oft ausgeschlossen»,<br />

me<strong>in</strong>t die Mutter. «Die<br />

Mädchen aus ihrer Klasse wollten<br />

nicht mit ihr abmachen, und sie<br />

selbst lud auch niemanden nach<br />

Hause e<strong>in</strong>.»<br />

Die Patenschaft eröffnet e<strong>in</strong>e<br />

neue Welt<br />

Weil sie über e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Beziehungsnetz<br />

verfügt, hat sich Ursula<br />

Kuhn vor mehr als drei Jahren entschieden,<br />

ihre beiden jüngeren <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong><br />

im Patenschaftsprojekt «mit<br />

mir» <strong>der</strong> <strong>Caritas</strong> <strong>Bern</strong> anzumelden.<br />

«Ich fand es wichtig, dass die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong><br />

e<strong>in</strong>e Pat<strong>in</strong> erhalten. E<strong>in</strong>e Person,<br />

von <strong>der</strong> sie lernen können, und<br />

die ihnen Neues zeigt.» Die freiwilligen<br />

Pat<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Patenpaare<br />

des Projekts «mit mir» verbr<strong>in</strong>gen<br />

Zeit mit den <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong>n und holen<br />

die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> so aus e<strong>in</strong>er möglichen<br />

Isolation heraus. «In e<strong>in</strong>er Patenschaft<br />

lernt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e neue Welt<br />

kennen. Es bekommt von <strong>der</strong> Pat<strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> dem Patenpaar Zeit und Aufmerksamkeit<br />

geschenkt, und dadurch<br />

erweitern sich für das K<strong>in</strong>d<br />

die Möglichkeiten und <strong>der</strong> Horizont»,<br />

erklärt Maria Teresa Ossola,<br />

Leiter<strong>in</strong> Patenschaftsprojekt «mit<br />

mir». In <strong>Bern</strong> und Biel profitieren<br />

zurzeit 60 <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> von e<strong>in</strong>er Patenschaft.<br />

«E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu akzeptieren,<br />

so wie es ist, unabhängig von Geschlecht,<br />

Nationalität und Status,<br />

ihm Zuwendung und Aufmerksamkeit<br />

zu schenken und es ernst zu<br />

nehmen, ist e<strong>in</strong> wertschätzendes<br />

Geschenk, und das K<strong>in</strong>d gew<strong>in</strong>nt<br />

dadurch an Selbstvertrauen», führt<br />

Maria Teresa Ossola weiter aus.<br />

Nachbarn 1 / 12<br />

<strong>Caritas</strong> <strong>Bern</strong><br />

Freizeit ist teuer. <strong>Arme</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> können mit Kamerad<strong>in</strong>nen und Kameraden nicht mithalten<br />

und stehen im Abseits.<br />

<strong>Arme</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> haben e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Selbstwert. Sie vergleichen sich oft mit Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen.<br />

Rund zwei Nachmittage pro Monat<br />

verbr<strong>in</strong>gen Ursula Kuhns <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong><br />

bei ihrer Pat<strong>in</strong>. Sie backen o<strong>der</strong><br />

spielen mit ihr, gehen <strong>in</strong> den Wald<br />

o<strong>der</strong> verrichten zusammen Gartenarbeiten.<br />

«Hie und da lädt die Pat<strong>in</strong><br />

sie <strong>in</strong>s Theater e<strong>in</strong>, und sie lernen<br />

dabei etwas kennen, das wir ihnen<br />

nicht bieten können», sagt ihre<br />

Mutter. «Die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> schätzen ihre<br />

Pat<strong>in</strong> und freuen sich darauf, mit<br />

ihr etwas zu unternehmen.» Und<br />

auch Ursula Kuhns Alltag erfährt<br />

Entlastung: «Wenn die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> weg<br />

s<strong>in</strong>d, kann ich die Zeit nutzen, um<br />

mal spazieren o<strong>der</strong> schwimmen zu<br />

gehen. Und manchmal, um e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>in</strong> Ruhe Hausarbeiten zu erledigen.»<br />

*Name von <strong>der</strong> Redaktion geän<strong>der</strong>t<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!