Kultur Tourismus: Grenzenlos - Bundesakademie für kulturelle ...
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von Kunst, <strong>Kultur</strong> und Wissenschaft. Damals nicht und auch heute nicht.<br />
Zunächst ist da das Interesse der Niederländer an Japan. Im Dienste der VOC<br />
fahren viele Wissenschaftler nach Japan: der Mediziner Andries Cleyer aus<br />
Kassel, der Schwede Carl Peter Thunberg, ein Schüler des schwedischen<br />
Botanikers Linnaeus, und -als einer der berühmtesten- der an der Universität<br />
Leiden verbundene Wissenschaftler Phillip Franz von Siebold, dessen<br />
Japanischen Garten man noch heute als Teil des Hortus Botanicus der<br />
Universität Leiden bewundern kann.<br />
Auch auf japanischer Seite ist das Interesse an Holland groß, nachdem man den<br />
ersten <strong>Kultur</strong>schock überwunden hat. Deshima wird zur japanischen<br />
Touristenattraktion: viele wollen sich die Holländer<br />
anschauen! (siehe Foto 2) Kunstdrucke, die sogenannten<br />
Nagasaki-Drucke werden als Souvenir verkauft. Sie sind<br />
auch Illustrations- und Beweismaterial zu den Haar<br />
sträubenden Geschichten, die sich die Japaner erzählen<br />
über die "Roten Barbaren", wie die Holländer genannt<br />
werden. Deshima wird <strong>für</strong> die Japaner das Tor zur Welt.<br />
Der Wissensdurst ist groß und das Bedürfnis, die Bücher<br />
der Barbaren lesen zu können, führt alsbald dazu, daß<br />
immer mehr Studenten niederländisch studieren wollen.<br />
Diese Studiosi nennen sich Rangakusha (d.h.<br />
Hollandologen).<br />
Ein wahrer Holland-Kult kommt zur Blüte. Die Anhänger dieses Kultes bewundern<br />
die wirklichen und ersonnen Tugenden der Holländer so sehr, daß ihre<br />
Landsleute sie spottend rampeki - Anhänger der Holländische Manier-<br />
schimpfen. Als Japan nach seiner fast 250-jährigen Isolationspolitik von den USA<br />
1853 gezwungen wird sich (und ihre Häfen) der Welt zu öffnen, sorgen die<br />
Kenntnisse der japanischen Hollandologen da<strong>für</strong>, daß das Land nicht gänzlich<br />
unvorbereitet auf die Anforderungen der neuen Zeit stößt. Bis auf den heutigen<br />
Tag zeugen unter anderem niederländische Lehnworte in der modernen<br />
japanischen Sprache von den niederländisch-japanischen <strong>kulturelle</strong>n<br />
Wechselwirkungen von fast vier Jahrhunderten….<br />
Doch wenn ich aus meinem Bürofenster in Amsterdam hinausschaue, dann sehe<br />
ich auch hier vor dem japanischen Okura-Hotel und dem Kushi-Tei of Tokyo-<br />
Restaurant vis-a-vis Trauben Fotos schießender Japaner -schon fast ein Klischee-<br />
Bild an allen Touristenorten der Welt. Der zumeist dreitägige Aufenthalt der<br />
Touristen vom anderen Ende der Welt beschränkt sich auf das obligatorische<br />
Sightseeing. Am Ende findet der japanische Tourist den Nachbau des Huis ten<br />
Bosch im Oranda Mura, dem "Holland-Dorf" bei Nagasaki aus Pappmachè,<br />
schöner als das Original in Den Haag, das der holländischen Königin Beatrix als<br />
Wohnsitz dient. Ist der Tourist aus Fern-Ost mithin <strong>für</strong> den <strong>Kultur</strong>-<strong>Tourismus</strong> in<br />
Europa verloren? Was wurde versäumt? Was könnte nachgeholt werden? Zu<br />
welchem Preis? Wichtig: ansetzen beim <strong>kulturelle</strong>n Hintergrund des Besuchers!<br />
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