Kultur Tourismus: Grenzenlos - Bundesakademie für kulturelle ...
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2. Aus der Ferne sehe ich dieses Land<br />
Das Produkt Amsterdam ist nicht mehr attraktiv genug, heißt es<br />
derzeit. In den Hochtagen hat niemand die Besucher wirklich ernst<br />
genommen. "Solange sie bereit waren, durchschnittlich eine Nacht<br />
in einer der abscheulichen Etablissements zu verbringen, die<br />
hierzulande noch immer als 3-Sterne-Hotels gelten, war jeder<br />
zufrieden. Durchgeschüttelt, müde gequatscht, Nachtwache<br />
gesehen: die nächste Busladung war schon da. Das Rotlichtviertel?<br />
Ja natürlich, das durfte nicht fehlen. Jetzt bleiben die "Kunden"<br />
weg. Amsterdam ist von der vierten Touristenstadt Europas auf den<br />
7. Platz abgerutscht. Gemessen an den Übernachtungen stehen<br />
London (39,5 Millionen Übernachtungen), Paris (20,4 M) und Rom 9,7 M) die<br />
Spitzenreiter, gefolgt von einer Mittelgruppe, die angeführt wird von Dublin (8,0<br />
M), Prag (7,5 M) und Barcelona (6,9 M) und Amsterdam mit 6,7 M). Wien (6,5 M),<br />
Madrid (5,4 M) und Florenz (4,6 M) bilden das Schlußlicht. Die Frage wird gestellt:<br />
gibt es denn gar keine Zukunft mehr <strong>für</strong> die Touristenindustrie? Doch es gibt sie,<br />
aber auch <strong>für</strong> Sie gilt inzwischen, daß Qualität geliefert werden muß.<br />
Vergnügungsparks, die keine Topattraktionen bieten, führen ein marginale<br />
Existenz und gehen am Ende bankrott. Man braucht nicht darüber zu trauern,<br />
daß die Amsterdamer Vergnügungsparklobby den Streit verloren hat. Das<br />
intellektuelle Niveau dieser Kategorie zeichnete sich durch einen hohen<br />
Kirmesgehalt aus. Das Massenpublikum ist gesättigt, es will etwas anderes.<br />
Klischees funktionieren nicht. "Holländer sind auf Holzschuhen durch Tulpenfelder<br />
laufende Käsebauern, die in ihrer Freizeit Diamanten schleifen" (siehe Foto 3) -<br />
das glaubt man einfach nicht mehr.<br />
Zudem: Das Nationalsymbol, die Tulpe, kommt aus Asien, genauer: aus der<br />
Mongolei. Sie gelangte erst im 16. Jahrhundert über die Türkei in die<br />
Niederlande, wo sie dann allerdings eine wahre "Tulpenmanie" auslöste und zum<br />
spekulativen Objekt der Amsterdamer Kaufleute wurde. Einige von ihnen<br />
verdienten mit dem Handel von Tulpenzwiebeln ein Vermögen. Andere gerieten<br />
in den Ruin, weil sie sich verspekuliert hatten. Das ist dann allerdings wirklich sehr<br />
holländisch!<br />
Ein weiteres Symbol gilt als typisch niederländisch und ist es eigentlich gar nicht.<br />
Die berühmten Holzschuhe, in den Niederlanden "Klompen" genannt, stammen<br />
eigentlich aus Frankreich. Und das<br />
berühmte weißblaue Delfter Porzellan<br />
stammt von chinesischen Vorbildern. Selbst<br />
das Königshaus ist eigentlich mehr deutsch<br />
als niederländisch. Deshalb heißt es in der<br />
ersten Strophe der niederländischen<br />
Nationalhymne "Wilhelmus": "Wilhelm von<br />
Oranien bin ich von deutschem Blut."<br />
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