Wirtschaftsfaktor Hotellerie
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Informationen der Volksbank<br />
Roland Lekon,<br />
Leiter Direktion Wolfsburg<br />
Thomas Fast,<br />
Leiter Direktion Gifhorn<br />
Basel III<br />
Basel III ist, seitdem die Bank für Internationalen Zah lungs aus-<br />
gleich (BIZ) in Basel Mitte September die neuen Maßstäbe für<br />
das Eigenkapital der Banken aufgestellt und veröffentlicht hat, in<br />
aller Munde. Die Überarbeitung des Baseler Eigenkapitalakkords<br />
wird auch die deutsche Kreditwirtschaft nachhaltig beeinflussen.<br />
Aber was wurde eigentlich verändert, erneuert, verschärft oder ist<br />
neu? Roland Lekon und Thomas Fast, beide sind Bankdirektoren<br />
der Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg, erläutern die aktuelle<br />
Situation.<br />
Wieso ist das Regelwerk wichtig, warum gibt es überhaupt<br />
neue Anforderungen an das Eigenkapital?<br />
Roland Lekon: Die neuen und strengeren Regeln sollen Banken<br />
besser vor einer erneuten Krise schützen. Als Lehre aus der jüngs-<br />
ten Finanz marktkrise haben die Staats- und Regierungschefs<br />
der G20 Staaten auf ihrem Gipfel in Pittsburgh unter anderem<br />
den Entschluss gefasst, durch die nachhaltige Verbesserung der<br />
quantitativen wie auch der qualitativen Anforderungen an das<br />
haftende Eigen kapital von Kredit instituten, die Widerstandskraft<br />
der wesentlichen Marktakteure gegen krisenhafte Entwicklungen<br />
an den Finanzmärkten nachhaltig zu erhöhen. Insbesondere sollen<br />
die Eigenkapitalbestände der Banken deutlich erhöht und die Art,<br />
wie sie errechnet werden, strengeren Regeln folgen. Halten die<br />
Banken künftig mehr Eigenkapital, können sie höhere Verluste<br />
absorbieren. Für systemrelevante Banken sollte daher die Wahr-<br />
scheinlichkeit, durch Steuer gel der gerettet werden zu müssen,<br />
durch diese Maßnahmen sinken.<br />
Was ist Basel III?<br />
Thomas Fast: Die Baseler Regeln haben eine überragende<br />
Bedeutung für die weltweite Regulierung. Bei der BIZ in Basel wer-<br />
den die Regulierungen ausgearbeitet, die für die Banken weltweit<br />
Gültigkeit haben. Basel III überholt die älteren Regelwerke voll-<br />
ständig. Insbesondere gelten neue, deutlich strengere Maßstäbe<br />
für das Eigenkapital, das Banken im Minimum halten müssen.<br />
Müssen Banken mit Basel III nicht mehr vom Staat gerettet<br />
werden?<br />
20 •Wolfsburger Wirtschaftsspiegel<br />
Roland Lekon: Die Problematik, dass ein Institut zu groß ist und<br />
als systemrelevant eingestuft werden muss, besteht weiterhin.<br />
Wenn eine systemrelevante Bank Verluste macht, die auch die<br />
neuen und höheren Eigenkapitalbestände übersteigen, wird eine<br />
Rettung, in der Regel durch staatliche Hilfe und Unterstützung,<br />
weiterhin erforderlich sein. Das Problem „to big to fail“ besteht<br />
also noch immer und ist aktuell nicht befriedigend gelöst.<br />
Wie wird der Eigenkapitalanteil bei einer Bank gemessen?<br />
Thomas Fast: Weil der Begriff „Eigenkapitalanteil“ sehr breit<br />
definiert werden kann und bisher auch wurde, wird dieser<br />
Punkt weiterhin das große Problem und der Kernpunkt der<br />
Auseinandersetzungen sein. Es gibt das sogenannte Kernkapital<br />
(auch „Tier 1“ genannt). Zu diesem zählt Aktienkapital, zurückbehaltene<br />
Gewinne, aber auch hybrides Kapital (das sind<br />
Mischformen von Schulden und Eigenkapital). Das Tier 1 Kapital<br />
wird in Relation zu dem risikogewichteten Vermögen betrachtet.<br />
Eine Investition bzw. eine Anlage die mit absoluter Sicherheit<br />
zurückgezahlt wird, muss nicht mit Eigenkapital unterlegt werden,<br />
eine Anlage mit hohem Risiko dafür umso stärker.<br />
Roland Lekon: Weil sich hybrides Kapital in der Krise als unzureichendes<br />
Polster erwiesen hat, richtet sich der Fokus neu auf eine<br />
strengere Definition. Hierbei werden nur noch Kernkapital und<br />
einbehaltene Gewinne berücksichtigt. Die Bezeichnung hierfür:<br />
„Core Tier 1“. Auch das harte Kernkapital wird ins Verhältnis zu<br />
den risikogewichteten Anlagen gesetzt. Daneben gibt es die sogenannte<br />
Leverage Ratio. Sie setzt das eng gefasste Eigenkapital ins<br />
Verhältnis zu den ungewichteten gesamten Anlagen einer Bank.<br />
Wie sehen die neuen Eigenkapitalregeln aus und welche<br />
Übergangsfristen gibt es ?<br />
Roland Lekon: Die Rate für das harte Kernkapital (Core Tier 1) soll<br />
mit Basel III von 2 Prozent auf 4,5 Prozent der risikogewichteten<br />
Anlagen der Banken erhöht werden. Dies geschieht bis 2015<br />
schrittweise. Mit Blick auf den für Kreditgenossenschaften<br />
wesentlichen Bestandteil der Geschäftsguthaben wurde erreicht,<br />
dass diese auch weiterhin grundsätzlich als Bestandteil der höchsten<br />
Kernkapitalkategorie Anerkennung finden.<br />
Thomas Fast: Zusätzlich soll ein sogenannter „Capital Conservation<br />
Buffer“ eingeführt werden, womit das notwendige „harte“<br />
Kernkapital steigt. Dieser Buffer darf allerdings in Krisenzeiten<br />
unterschritten werden. Des weiteren soll noch ein „Countercyclical<br />
Buffer“ dazukommen, der von den Bedingungen auf den<br />
Kapitalmärkten eines Landes abhängt. Die Risikogewichtung insgesamt<br />
wird strenger. Die Summe der risikogewichteten Anlagen<br />
erhöht sich. Für eine Leverage Ratio gibt es eine Testphase bis<br />
2017. Ein endgültiger Beschluss dazu soll erst im ersten Halbjahr<br />
2017 erfolgen.<br />
Gefährden die neuen Regeln das Wirtschaftswachstum?<br />
Roland Lekon: Das ist die große Gefahr. Im Gegensatz zu<br />
den vielen, die deutsche Wirtschaft tragenden regionalen<br />
Genossenschaftsbanken, die grundsätzlich keine Probleme<br />
bezüglich Ihrer Auslastung haben dürften, sind die Effekte bei<br />
den Großbanken und auch bei den Sparkassen derzeit nicht endgültig<br />
zu beurteilen.<br />
Fazit<br />
Die Regelungen führen bei der Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg<br />
zu keiner Veränderung der Geschäfts- und damit Kreditpolitik.<br />
„Wir haben in der Vergangenheit gut und vor allem so li de<br />
gewirtschaftet. Daher verfügen wir über eine sehr gute Ei gen ka-<br />
pi tal ausstattung“, betont Roland Lekon. +