Journal Franz Weber Nr. 98 - Fondation Franz Weber
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20 JFW | Natur<br />
Zeitgemässe Baumpflege<br />
thoden Bäume im Siedlungsraum<br />
zu erhalten<br />
und zu schützen. Ein<br />
Rundgang mit Baumpflegespezialist<br />
Fabian<br />
Dietrich.<br />
Noch vor Sonnenaufgang ist<br />
Fabian Dietrich bereits unterwegs.<br />
Das Zuschlagen der<br />
Autotür ist das einzige unnatürliche<br />
Geräusch in der<br />
frühmorgendlich-ländlichen<br />
Ruhe bei Amsoldingen BE.<br />
Der Blick vom kleinen<br />
Strässchen aus, das etwas<br />
oberhalb des Amsoldinger-<br />
Sees Richtung Westen führt,<br />
ist für jeden Naturfreund<br />
überwältigend. Eine Wildhecke<br />
säumt den Pfad, durchsetzt<br />
mit alten Eichen, darunter<br />
fünf bis zu 400 Jahre<br />
alte Giganten. Ein Naturwunder<br />
neben dem anderen.<br />
Dabei wäre es hier 2009 fast<br />
zum Drama gekommen. Armasuisse<br />
Immobilien, die<br />
Immobilienverwaltung der<br />
Schweizer Armee und Eigentümerin<br />
des Landes, wollte<br />
die Eichen aus Sicherheitsund<br />
Haftungsgründen fällen<br />
lassen. Befürchtet wurden<br />
herunterfallende Äste. «Sie<br />
zu fällen wäre ökologisch<br />
und für das Landschaftsbild<br />
ein riesiger Verlust gewesen»,<br />
ist für Fabian Dietrich<br />
klar. Noch am selben Tag, als<br />
er von der geplanten Fällung<br />
erfuhr, begab sich der Baumpflegespezialist<br />
vor Ort und<br />
stellte bei einem ersten Augenschein<br />
fest: Entgegen der<br />
Ansicht von Armasuisse Immobilien<br />
müssen diese jahrhundertealtenNaturmonumente<br />
keineswegs aus Sicherheitsgründen<br />
gefällt<br />
werden.<br />
<strong>Nr</strong> <strong>98</strong> Oktober | November | Dezember 2011<br />
Von der Kunst, Bäume zu bewahren,<br />
statt am eigenen Ast zu sägen<br />
■ Hans Peter Roth (Fotos Walter Wipfli)<br />
Baumchirurgie war gestern.<br />
Nun schickt sich<br />
die junge Berufsgattung<br />
der Baumpflegespezialisten<br />
an, mit neuen, sanften,<br />
aber wirksamen Me-<br />
Sehr prominenter Baum am Eigerplatz in Bern: eine fast 400-jährige Stieleiche, die aber<br />
leider schwer beschädigt ist.<br />
Die Rettung kam<br />
Glücklicherweise war die<br />
Entrüstung gross, als die geplante<br />
Fällung in den Medien<br />
kommuniziert wurde.<br />
Es wurde ein Zweitgutachten<br />
in Auftrag gegeben, um<br />
die insgesamt 15 Eichen zu<br />
beurteilen. Beauftragt wurde<br />
– ein weiterer Glücksfall –<br />
Fabian Dietrich. Er stufte<br />
nach eingehender Untersuchung<br />
alle Bäume als insgesamt<br />
gesund und vital ein,<br />
auch wenn sich aufgrund<br />
der Schneelast vom vorangehenden<br />
harten Winter viele<br />
gebrochene Äste aber auch<br />
ältere abgestorbene Äste in<br />
den Baumkronen befanden.<br />
Noch im selben Jahr wurden<br />
alle Eichen durch einen anderenBaumpflegespezialisten<br />
gepflegt. Dieser entfernte<br />
vor allem die gebroche-<br />
Sehr prominenter Baum am Eigerplatz in<br />
Bern: eine fast 400-jährige Stieleiche, die<br />
aber leider schwer beschädigt ist, wie<br />
diese Detailaufnahme zeigt.