Journal Franz Weber Nr. 98 - Fondation Franz Weber
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24 JFW | Tiere<br />
Braunes Gold<br />
Zuerst führt mich Hans Fuhrer<br />
zu einem «Bigbag», einem<br />
grossen sackartigen Behälter,<br />
gefüllt mit einer dunkelbraunen<br />
Substanz. Sie sieht aus wie<br />
gemahlener Kaffee und lädt<br />
ein, die Hände darin zu vergraben.<br />
Trocken, geruchlos,<br />
höchstens ein sanfter erdiger<br />
Duft geht vom braunen Pulver<br />
aus. «Das ist mein fertiges Produkt,<br />
der Wurmhumus, wie<br />
wir ihn zum Verkauf anbieten»,<br />
sagt Hans Fuhrer stolz.<br />
Auf seinem Gutsbetrieb in<br />
Aeschi bei Spiez im Berner<br />
Oberland steht die grösste<br />
«Wurmfarm» der Schweiz.<br />
Gut 30 Meter lang, fast zehn<br />
Meter breit und etwa fünf Meter<br />
hoch ist der letztes Jahr<br />
fertig gestellte Folientunnel.<br />
Darin stehen, sauber aneinandergereiht,<br />
kastenartige<br />
Konstruktionen aus Metall<br />
und Holz mit wertvollem Inhalt:<br />
Mist – und viele, viele<br />
Würmer.<br />
Schichtbetrieb<br />
Der Biolandwirt kann den<br />
«Mitarbeitern» auf seinem 22<br />
Hektaren grossen Milchwirtschafts-<br />
und Mastbetrieb alles<br />
<strong>Nr</strong> <strong>98</strong> Oktober | November | Dezember 2011<br />
Ein Hohelied auf den Kompostwurm<br />
■ Hans Peter Roth (Fotos Hans Peter Roth)<br />
Hans Fuhrer weiss nicht,<br />
wie viele Mitarbeiter er<br />
hat. Es müssen Millionen<br />
sein.<br />
Sicher ist: sie sind lichtscheue<br />
Gesellen, sie arbeiten<br />
stets im Verborgenen,<br />
und sie untergraben<br />
unser Land. Kompostwürmer<br />
verwandeln Mist<br />
und Rüstabfälle in braunes<br />
Gold.<br />
Wie gemahlener Kaffee: fertiger, gefilterter Wurmhumus<br />
Links: Fertiger, getrockneter Wurmhumus, rechts noch unfertige Erde voller Würmer<br />
2011: Jahr des Wurmes<br />
bieten, was sie brauchen. Dazu<br />
gehört vor allem Kuhmist,<br />
der auf dem Hof reichlich anfällt.<br />
«Dieser darf allerdings<br />
nicht frisch sein», betont Fuhrer.<br />
«Sonst würden ihn meine<br />
Würmer nicht anrühren.» Der<br />
Mist lagert zuerst einige Wochen<br />
im Freien. «Dabei wird<br />
er vorfermentiert und durch<br />
Mikroorganismen und Kleintiere<br />
aufgebrochen.» Erst danach<br />
wagen sich die Kompostwürmer<br />
direkt an das<br />
Futter, das ihnen Hans Fuhrer<br />
im Abstand von einigen<br />
Tagen schichtweise auf die<br />
Humuskästen legt.<br />
Diese stehen etwa einen Meter<br />
erhöht über dem Boden.<br />
Pro Natura hat den Tauwurm, eine von rund 20 Regenwurmarten in der Schweiz,<br />
zum Tier des Jahres 2011 gekürt. Mit der Wahl soll auf die Bedrohung des Bodens<br />
als Lebensgrundlage aufmerksam gemacht werden. Regenwürmer pflegen mit dem<br />
Boden eines der kostbarsten und zugleich höchst gefährdeten Güter. In der Schweiz<br />
verschwindet pro Sekunde ein Quadratmeter Land unter Strassen oder Bauten. (siehe<br />
auch die entsprechenden Beiträge dazu im JFW). Nicht nur Tiere, sondern auch<br />
der Mensch verliert dadurch seine Lebensgrundlage.