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Arbeitsdokumentation 2006 - Freiburger Münsterbauverein

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Konservierung und Restaurierung des Lammportales<br />

Das Lammportal ist der Zugang zum südlichen Seitenschiff. Die schwere, mit Metall beschlagene<br />

Türe sitzt in einem reich profilierten Gewände über dem das Tympanon mit der Lammdarstellung<br />

angeordnet ist. Das Lamm hat den Kopf leicht nach oben und nach hinten gedreht<br />

und blickt in Richtung wehender Fahne über seinem Rücken. Die Tympanonfläche wird von<br />

der reich profilierten Archivolte begrenzt und mündet in einem spitz zulaufenden Wimperg. Zu<br />

dessen beiden Seiten sind etwas kleinere Wimpergflächen mit Giebeln angeordnet, die allesamt<br />

auf Rundsäulen ruhen. Diese, mit ihrer reichen Kapitellverzierung und dem auffälligen<br />

Basenschmuck, sitzen auf stufenartigen Vorlagen im unteren Wandbereich auf.<br />

Ganz besonders reizvoll ist die detaillierte Gestaltung der Darstellung des Lammes. Die exakte<br />

Durcharbeitung der Fellstruktur, der nach oben gerichtete schmale Kopf sowie die im Wind<br />

wehende Fahne ist beeindruckend und stellt eine sehr sorgfältige Bildhauerarbeit dar. Die<br />

umgebenden Architekturelemente, insbesondere die aufwendigen geschlagenen Kapitelle der<br />

schmalen Säulen sowie die Wasserspeier, sind als herausragende Details zu nennen. Besonders<br />

bemerkenswert sind die beiden Kapitelle direkt im Anschluss an den Türrahmen, direkt<br />

unter dem Tympanon mit der Lammdarstellung. Dort sind kleine Figürchen ausgearbeitet, die<br />

sich mit ihrem Blick nach unten in Richtung Kirchenbesucher wenden.<br />

Die zugrunde liegende Voruntersuchung ergab, dass im Bereich des Portals auf dem Stein<br />

Farbfassungsschichten vorliegen. Hierbei lassen sich, zum Beispiel in den Rücklagen der<br />

Dreipassmotive in den Wimperggiebel, rot-braune Farbreste im Sinne eines idealisierten Sandsteinfarbtones<br />

nachweisen. Des Weiteren zeigen die stark profilierten Archivoltenzonen links<br />

und rechts des Lammtympanons ebenfalls Sandsteinfarbigkeit aufnehmende Farbschichten.<br />

Dort lassen sich auch parallel zu den Profilen Bänderungen im Sinne von Linien gerade in den<br />

Kehlungstiefen feststellen. Diese Farbreste lassen sich als architekturbetonende Bemalung interpretieren.<br />

Die sind zwar nicht im Sinne einer aufwendigen Bemalung, zum Beispiel im Sinne<br />

der Außenarchivolte des Hauptportales am Münster zu verstehen, müssen aber vermutlich als<br />

eine Akzentuierung von Architekturlinien begriffen werden.<br />

Auch auf der Hintergrundsfläche hinter der Lammdarstellung sind sandsteinfarbene Anstrichpartikel<br />

in den Steinporen nachzuweisen. Hinweise auf weitere Differenzierungen bzw. auf mehrere<br />

Farbschichten sind darüber im Rahmen der Bearbeitung nicht weiter festgestellt worden.<br />

Die Konservierungsmaßnahmen sollten nun auf diesen besonderen Befund ausgerichtet werden.<br />

Dies bedeutet, dass unter Erhalt der Farbfassungen die auf den Oberflächen befindlichen<br />

schwarz-grauen Krusten reduziert werden sollten. Neben Bestandteilen der Krusten, die einen<br />

langfristigen Erhalt der Farbschicht gefährden könnten, ist vor allen Dingen auch das Auftreten<br />

von starken Spannungen bei größerer Schichtstärke zu befürchten. Dies könnte zu einer Ablösung<br />

der darunter befindlichen Farbreste führen. Daher sollte diese Kruste gezielt reduziert<br />

werden. Gemäß den Erfahrungen in der Westvorhalle wurde für diese Arbeit das Micro-Strahl-<br />

Eberhard Grether<br />

Abb. 72 Wimperg, Lammportal<br />

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