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Arbeitsdokumentation 2006 - Freiburger Münsterbauverein

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verfahren angewendet. Damit wurden die Beläge einheitlich gedünnt. Neben einer Reduzierung<br />

der Sichtstärke und damit einer Eindämmung des Schadenspotentials wurde damit auch<br />

eine ästhetische Maßnahme durchgeführt. Durch Reduzieren der Kruste erscheinen nun der<br />

Stein und die Farbreste deutlich einheitlicher und optisch ruhiger.<br />

Es folgte die Durchführung der Steinkonservierung in Sinne von Festigung in mehreren Durchgängen.<br />

Von Seiten der Münsterbauhütte wurden Steinergänzungen in Form von Vierungen<br />

eingefügt. Zum Teil mussten auch komplett abgängige Steinelemente, insbesondere an den<br />

Randprofilen der Wimperge, ersetzt werden. Der Abschluss dieser Arbeiten führte auch zu<br />

einer Ergänzung der Fugen mit dem Standard Fugenmaterial.<br />

In einem weiteren eigenständigen Arbeitsschritt wurden die Fehlstellen im Stein mit Steinersatzmassen<br />

auf Basis von gemahlenem Steinmehl und KSE-Bindemittel ergänzt. Durch Auswahl<br />

geeigneter Mischungen verschiedenfarbiger Sande konnten zwei Standardfarben festgelegt<br />

werden. Hierbei wurden hellgelb-gräuliche Töne für die gelb-gräulichen Steine und braun-rötliche<br />

Töne für die Fehlstellen im rötlichen Steinbestand ausgewählt. Gemäß der Umgebungsfarbigkeit<br />

wurden die Steinersatzmassen nach ihren Farbigkeiten in die Fehlstellen eingebracht<br />

und durch Nacharbeiten der Oberfläche die jeweilige Struktur der Umgebung aufgenommen.<br />

Im Bereich von Fugen wurde die Ersatzmasse unterbrochen; Dort sollte nach Abbinden der<br />

Standard Fugenmörtel eingebracht werden.<br />

Nach einer Reaktionszeit von mehreren Wochen erfolgte abschließend eine Retusche der stärker<br />

auffallenden Stellen sowohl von Mörtelergänzungen, als auch von starken, optisch extrem<br />

auffälligen Flecken. Dies wurde durch Anlegen einer Grundfarbe im Sinne von Abdecken und<br />

anschließendem Auflasieren verschieden Farbnuancen erreicht. Ziel war ein optisches Integrieren<br />

der Retuschen in die jeweilige Umgebungsfarbigkeit des Steines bzw. der gealterten<br />

Oberflächen. Damit konnte eine Beruhigung aller Steinflächen erreicht werden nach dem die<br />

Konservierung ihren Abschluss gefunden hatte.<br />

Die Ergebnisse werden gemäß dem Standard solcher Maßnahmen am Münsterbau graphisch,<br />

schriftlich und fotografisch dokumentiert.<br />

Während der Arbeiten konnten einige Besonderheiten festgestellt werden. Zunächst fällt auf,<br />

dass die Fläche des Tympanons mit der plastischen Darstellung des Lammes, im Hintergrund<br />

eine Ritzung bzw. feine Einkerbung im Sinne eines umlaufenden Linienbandes aufweist. Dieses<br />

folgt jedoch nicht genau in einem gewissen Abstand der tatsächlichen Steingrenze, sondern ist<br />

zu diesem etwas verschoben. Man gewinnt fast den Eindruck, als handle es sich hierbei um die<br />

Vorritzung für eine Kontur einer Art Hintergrundbemalung. Hierfür spricht auch die Feststellung,<br />

dass der äußere Rand eine etwas andere Steinbearbeitung aufweist als die innere Rücklagenfläche<br />

des Tympanons. Des Weiteren ist auffällig, dass die gesamte Tympanonfläche relativ<br />

groß ist und die Anzahl bzw. die Platzierung der plastischen Elemente wie Lamm, Kreuz mit<br />

Fahne, Weinkelch und Nimbus hinter dem Haupt des Lammes, nur eine kleine Fläche der gesamten<br />

Tympanonzone einnimmt. Es wäre durchaus denkbar, dass die anderen Flächen mit<br />

einer, wie auch immer gearteten, Bemalung versehen waren. Hinweise konnten nicht eindeutig<br />

gewonnen werden; jedoch sind diese Linien und Ritzungen wie oben beschrieben so auffällig,<br />

dass dieses als Möglichkeit zumindest in Erwägung gezogen werden müsste.<br />

An den angrenzenden Wandvorlagen der Bündelpfeiler, sind Wappenfelder aufgemalt. Diese<br />

Bereiche wurden im Zuge der Bearbeitung mit UV-Licht bestrahlt und mit verschiedenen Fototechniken<br />

fotografiert. Dabei zeigte die UV-Reflektographie, dass neben dem jetzt sichtbaren<br />

Wappen, sich die Konturen eines etwas größeren Wappens abzeichnen. Diese unteren Wandzonen<br />

als Malereigrund verstanden werden müssen. Dies ist wichtig, insbesondere im Hinblick<br />

auf die Festlegung weiterer Reinigungsarbeiten in diesen Zonen. Auch wenn die Malereien<br />

jetzt nicht sichtbar sind, so haben sich doch in den Steinporen Reste von Bindemitteln und<br />

Pigmenten erhalten, die vor allen Dingen in der UV-Reflektographie sichtbar gemacht werden<br />

können. Dies stellt wichtige Quellen für die Interpretation von Farbgestaltungen im Außenbereich<br />

des Münsters dar.<br />

Nach der Winterpause werden jetzt im Frühjahr 2007 noch die verbliebenen restlichen Konservierungsarbeiten<br />

im unteren Bereich durchgeführt. Aufgrund der dann hergestellten Zugänglichkeit<br />

dieser Zonen werden diese Maßnahmen bei wärmerer Witterung, aufgrund der Reaktionsbedingungen<br />

für Festigungsmaterialien durchgeführt.<br />

Damit wird die Maßnahme an einem der Portale am Münster zum Abschluss gebracht werden.<br />

Neben dem Erhalt der Steinsubstanz wird dann auch vor allem der Erhalt historischer Farbreste<br />

Rechnung getragen sein. Darüber hinaus sind weitere Informationen zur historischen<br />

Farbigkeit am Außenbau dadurch erhalten und dokumentiert.<br />

Eberhard Grether<br />

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