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Ausgabe 24 (März 2004) - Rheingau-Taunus-Monatsanzeiger

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Seite 4 Europa und mehr<br />

<strong>März</strong> <strong>2004</strong><br />

Gahlers EU-Glossar: Wandel in der europäischen Agrarpolitik<br />

Landwirtschaft, die auf Qualität, Lebensmittelsicherheit und Nachhaltigkeit setzt<br />

Michael Gahler, Mitglied im<br />

Europäischen Parlament.<br />

Mit Blick auf die Osterweiterung<br />

und die Öffnung der<br />

Agrarmärkte und die Lebensmittelskandale,<br />

die Europa in<br />

den letzten Jahren erschüttert<br />

haben, ist allen die Notwendigkeit<br />

des Wandels in der<br />

europäischen Agrarpolitik<br />

klar geworden. Weg von einem<br />

System, das die Produktionsquantität<br />

und nicht die Produktionsqualität<br />

fördert. Es<br />

kann nur eine Landwirtschaft<br />

erfolgreich sein, die den Anforderungen<br />

des Marktes und<br />

der Verbraucher gewachsen<br />

ist.<br />

Hauptziel der Europäischen<br />

Gemeinschaft war es von Anfang<br />

an, einen Binnenmarkt zu<br />

schaffen. Er sollte auch die<br />

Landwirtschaft und den Handel<br />

mit landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen umfassen. Die<br />

Grundsätze der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik (GAP) wurden<br />

1962 festgelegt, in einer Zeit,<br />

als Hunger und Lebensmittelknappheit<br />

der Nachkriegszeit<br />

noch lebhaft in Erinnerung<br />

waren.<br />

Europäische Agrarpolitik -<br />

wie sie funktioniert<br />

Wichtigstes Instrument der<br />

landwirtschaftlichen Förderung<br />

ist auch heute noch die Marktund<br />

Preispolitik: Die seit dem<br />

19. Jahrhundert entstandenen<br />

nationalen Marktordnungen<br />

zum Schutz der Landwirtschaft<br />

mußten im gemeinsamen<br />

Markt vereinheitlicht werden,<br />

um gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

für alle Bauern zu<br />

schaffen und den freien Warenverkehr<br />

landwirtschaftlicher<br />

Erzeugnisse im gemeinsamen<br />

Markt zu ermöglichen.<br />

Diese Marktordnungen setzen<br />

zum Beispiel Preise für bestimmte<br />

landwirtschaftliche<br />

Produkte fest oder Grenzen für<br />

Produktionsmengen, die finanziell<br />

gefördert werden. Durch<br />

die umfassenden Reformen der<br />

Agrarpolitik wird diese Reglementierung<br />

der Märkte allmählich<br />

gelockert.<br />

Quotensystem und Stilllegung<br />

von Anbauflächen<br />

Das geschieht vor allem durch<br />

die schrittweise Senkung der<br />

Garantiepreise für Getreide<br />

und Rindfleisch, um sie den<br />

Weltmarktpreisen anzunähern,<br />

durch ein Quotensystem für<br />

Milch und durch die Stilllegung<br />

von Anbauflächen. Die dadurch<br />

entstandenen Einkommensverluste<br />

werden durch Direktzahlungen<br />

an die Bauern ausgeglichen.<br />

Aber wie kann dieses Modell<br />

den heutigen Anforderungen<br />

von ökologischem Anbau und<br />

Sicherheit im Verbraucherschutz<br />

Rechnung tragen?<br />

Deswegen waren die EU-Agrarbeschlüsse<br />

vom Juni letzten<br />

Jahres ein weiterer notwendiger<br />

Schritt, die Förderungen<br />

nicht mehr an die Produktionsmenge,<br />

sondern an den Landwirt<br />

und seine öffentlichen<br />

Leistungen zu koppeln und<br />

wesentlich mehr Geld für Umwelt,<br />

Tierschutz, Ökolandbau<br />

oder Qualitätserzeugung bereitzustellen.<br />

Schwerpunkte der Reform<br />

Die drei Schwerpunkte der Reform<br />

sind:<br />

1. die Entkopplung der Prämienzahlungen<br />

von den Produktionsmengen,<br />

damit die<br />

Landwirte die Produktion in<br />

Zukunft stärker an den Bedürfnissen<br />

des Marktes ausrichten.<br />

2. die Stärkung des ländlichen<br />

Raumes durch die Modulation,<br />

d.h. Umschichtung eines Teils<br />

der Mittel zur Stärkung des<br />

ökonomischen, ökologischen<br />

und sozialen Gefüges auf dem<br />

Land.<br />

3. die Direktzahlungen werden<br />

an die Einhaltung von Umwelt-,<br />

Tierschutz- und Qualitätsvorschriften<br />

gebunden.<br />

2003 war das Jahr der Agrarreform,<br />

<strong>2004</strong> wird das Jahr der<br />

Umsetzung in den Mitgliedstaaten,<br />

um den Landwirten<br />

unnötige Jahre der Unsicherheit<br />

zu ersparen. Und da sind<br />

alle gefordert: die EU, die nationalen<br />

Regierungen, die Regionen<br />

und die Vertreter der<br />

Landwirtschaft.<br />

Sichere Lebensmittel haben<br />

für EU-Bürger Vorrang<br />

Die Konsumenten und Steuerzahler<br />

stellen heute andere<br />

Anforderungen als früher: So<br />

sehen es laut der jüngsten Eurobarometer-Umfrage<br />

91 Prozent<br />

der Europäer als Kernaufgabe<br />

der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

an, für sichere Lebensmittel<br />

zu sorgen. Für 89 Prozent<br />

der Europäer ist der Umweltschutz<br />

eine weitere wichtige<br />

Aufgabe der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik. Diesen neuen<br />

Ansprüchen ist mit der Reform<br />

Rechnung getragen worden.<br />

Kontrollen<br />

werden wichtiger<br />

Die angestrebte Marktorientierung<br />

setzt auf Verbrauchervertrauen<br />

und macht Kontrollen<br />

daher umso wichtiger. Verantwortlich<br />

beispielsweise für die<br />

Durchführung von BSE-Tests<br />

sind die Mitgliedstaaten, die<br />

verpflichtet sind, bei Pannen,<br />

wie der jüngsten in Deutschland,<br />

Meldung an die EU-Kommission<br />

zu machen.<br />

Erweiterte EU<br />

Die Umsetzung der Reform<br />

umfasst weitere Aspekte. In<br />

Brüssel werden zur Zeit ein Aktionsplan<br />

und eine große Anhörung<br />

aller Interessierten zum<br />

Thema „Ökologisch erzeugte<br />

Lebensmittel und ökologischer<br />

Landbau in Europa - Wege zu<br />

einem europäischen Aktionsplan”<br />

vorbereitet, um für ganz<br />

Europa konkrete Maßnahmen<br />

zur Förderung des ökologischen<br />

Landbaus zu entwickeln.<br />

Zahlreiche Besuchergruppen aus seinem Wahlkreis empfängt der Europaabgeordnete<br />

Michael Gahler an seinem ersten Dienstsitz in Brüssel.<br />

Die Erweiterung der EU stellt<br />

die GAP vor neue Aufgaben.<br />

Die landwirtschaftlich genutzten<br />

Flächen wachsen auf das<br />

Doppelte. In der heutigen EU<br />

arbeiten durchschnittlich 4,3<br />

Prozent der Beschäftigten in<br />

der Landwirtschaft, in den Beitrittsländern<br />

im Schnitt 13,3<br />

Prozent.<br />

Die Landwirtschaft in den Beitrittsländern<br />

muß tief greifend<br />

verändert und modernisiert<br />

werden - ein schmerzlicher Prozess,<br />

den die Bauern in der<br />

heutigen EU im wesentlichen<br />

hinter sich haben, und der nun<br />

für viele Kleinbauern in den<br />

In aller Kürze +++ In aller Kürze +++ In aller Kürze +++ In aller Kürze +++<br />

Worum geht es bei der<br />

Entwicklungshilfe?<br />

„Die größte Herausforderung<br />

in den nächsten 25 Jahren besteht<br />

darin, die Armut in der<br />

Welt um die Hälfte zu verringern”,<br />

so die EU-Kommission.<br />

Mit dem Comic “Mathias und<br />

Amadou” will sie Kindern Probleme<br />

in Afrika näher bringen<br />

und den hohen Rang der Entwicklungszusammenarbeit<br />

für<br />

die EU vermitteln.<br />

Das Heft erzählt die Geschichte<br />

des kleinen Mathias, der<br />

sich in einem Traum in Afrika<br />

befindet. Gemeinsam mit<br />

dem Jungen Amadou besucht<br />

er für einen Tag die mit EU-<br />

Mitteln gebaute Schule und<br />

nimmt am Leben in einem<br />

afrikanischen Dorf teil.<br />

Fazit: Es ist wichtig zu teilen.<br />

Hintergrundinformationen<br />

für Eltern und Lehrer zur Entwicklungshilfe<br />

gibt es kostenlos<br />

beim Amt für amtliche Veröffentlichung<br />

der EU oder im<br />

Internet unter: http://<br />

europa.eu.int/comm/development/body/publications/descript/pub1_11_en.cfm<br />

Aktionsplan e-Europe 2005<br />

Die Europäische Kommission<br />

hat im Februar einen Zwischenbericht<br />

für den Aktionsplan<br />

eEurope 2005 angenom-<br />

neuen Mitgliedstaaten das Aus<br />

bedeuten wird. Die EU unterstützt<br />

die Agrarreformen in den<br />

Beitrittsländern bereits heute<br />

finanziell mit dem Programm<br />

SAPARD.<br />

Entwicklung des<br />

ländlichen Raums<br />

Nach dem Beitritt soll vor allem<br />

die Entwicklung des ländlichen<br />

Raums gefördert werden,<br />

die Aufforstung von Landwirtschaftsflächen,<br />

die Vorruhestandsregelung<br />

für Landwirte,<br />

die Modernisierung von Höfen,<br />

die nur für den Eigenbedarf<br />

produzieren.<br />

men, der den Mitgliedstaaten<br />

und Beitrittsländern gute Fortschritte<br />

beim Ausbau des Breitbandzugangs<br />

und beim Anschluss<br />

öffentlicher Dienste an<br />

das Internet bescheinigt.<br />

Wie aus diesem Bericht hervorgeht,<br />

sei der Anteil grundlegender<br />

Behördendienste, die vollständig<br />

online zur Verfügung<br />

stehen, von Oktober 2001 bis<br />

Oktober 2003 von 17 Prozent<br />

auf 43 Prozent gestiegen.<br />

Auch der Ausbau der Breitbandverbindungen<br />

sei gut vorangeschritten.<br />

Die Zahl der<br />

schnellen Breitbandanschlüsse<br />

habe sich innerhalb eines Jahres<br />

nahezu verdoppelt.<br />

Bürger wünschen sich mehr<br />

Berichterstattung über EU<br />

Die neueste Eurobarometeruntersuchung<br />

hat ergeben, daß ein<br />

Drittel aller EU-Bürger der<br />

Meinung ist, daß den nationalen<br />

Medien EU-Themen zu wenig<br />

Bedeutung beigemessen<br />

wird.<br />

41 Prozent der Befragten denken,<br />

daß die nationalen Medien<br />

objektiv über die EU berichten,<br />

12 Prozent meinen, die Berichte<br />

seien zu negativ, 23 Prozent<br />

empfinden sie als zu positiv. In<br />

Großbritannien, einem sehr europakritischen<br />

Land, denken<br />

sogar 27 Prozent der Befragten,<br />

Die Agrarkosten des Beitritts ab<br />

<strong>2004</strong> waren bereits in der finanziellen<br />

Vorausschau der „Agenda<br />

2000“ für die Zeit bis 2006<br />

eingeplant. Im Dezember 2002<br />

wurden auf dem Gipfel in Kopenhagen<br />

Obergrenzen dafür<br />

festgesetzt: 9,8 Milliarden Euro,<br />

davon 5,1 Milliarden für die<br />

Entwicklung des ländlichen<br />

Raums.<br />

Alle diese Entwicklungen zeigen,<br />

daß die Gemeinsame Agrarpolitik<br />

eine Neuorientierung<br />

vollzogen hat und versucht, damit<br />

den Bedürfnissen der Produzenten<br />

und der Verbraucher<br />

besser Rechnung zu tragen.<br />

daß die Berichterstattung zu<br />

negativ ausfällt.<br />

Weniger als ein Drittel der Befragten<br />

gab an, daß sie sich an<br />

den Wahlen für das Europäische<br />

Parlament im Juni beteiligen<br />

werden.<br />

Infos zur Europawahl<br />

im Internet<br />

Gut 100 Tage vor der ersten<br />

Europawahl der erweiterten<br />

Europäischen Union ging am<br />

1. <strong>März</strong> <strong>2004</strong> die Internetseite<br />

www.europa-waehlt.de online.<br />

Sie bietet den Wählern<br />

eine Vielzahl von Informationen<br />

rund um die Wahl des Europäischen<br />

Parlaments am 13.<br />

Juni <strong>2004</strong>, die in 19 Sprachen<br />

abrufbar sind.<br />

Möglich ist auch der telefonische<br />

Kontakt: Christopher<br />

Lucht, Europäisches Parlament,<br />

Informationsbüro<br />

Deutschland, 030-2280-1600.<br />

+++<br />

Ich hoffe, mit dieser Seite ein wenig<br />

dazu beizutragen, diesem Defizit<br />

entgegen zu wirken. Alle Eurobarometer<br />

Umfragen finden Sie unter:<br />

http://europa.eu.int/comm/<br />

public_opinion/<br />

Und in diesem Sinne auch ein wenig<br />

Werbung in „eigener“ Sache.<br />

Ihr Michael Gahler MdEP<br />

Junge Wege in Europa und für Europa<br />

Bis zum 15. Mai <strong>2004</strong> können<br />

sich Schüler- und Jugendgruppen<br />

aus Deutschland und Mittel-<br />

und Osteuropa erneut<br />

beim Programm „Junge Wege<br />

in Europa“ um die Förderung<br />

ihrer gemeinsamen Projekte<br />

bewerben.<br />

„Junge Wege in Europa“ ist ein<br />

Programm der Robert Bosch<br />

Stiftung. Ziel des Programms ist<br />

es, die heranwachsende Generation<br />

bei der Gestaltung eines<br />

gemeinsamen und partnerschaftlichen<br />

Europas zu unterstützen<br />

und zugleich an der gesellschaftspolitischen<br />

Bildung<br />

der europäischen Jugend mitzuwirken.<br />

Bewerbung für das Projektjahr<br />

<strong>2004</strong>/2005: Die Bewerbung er-<br />

folgt mit einem gemeinsam erstellten<br />

Projektplan, in dem<br />

Idee, Ziele, Ablauf und die Kosten<br />

des Projekts aufgeführt sind.<br />

Als Projektteilnehmer sind 13bis<br />

21jährige angesprochen.<br />

Projekte, die von der Auswahlkommission<br />

als generell förderungswürdig<br />

eingestuft werden,<br />

erhalten eine Einladung zu einer<br />

Projektberatung im September<br />

<strong>2004</strong>. Hier können die Projektleiter<br />

aus den jeweilig beteiligten<br />

Ländern ihr Projekt gemeinsam<br />

weiterentwickeln, sich im<br />

Bereich Projektmanagement<br />

fortbilden sowie weitere Projektideen<br />

und -leiter kennen lernen.<br />

Der gemeinsam weiterentwickelte<br />

Projektplan ist Grundlage<br />

für die endgültige Förderzu-<br />

sage. Die geförderten Projekte<br />

werden zwischen dem 1. Dezember<br />

<strong>2004</strong> und dem 30. November<br />

2005 durchgeführt. Die<br />

nächste Ausschreibung erfolgt<br />

zum 1. September <strong>2004</strong>.<br />

Mehr Informationen zu dem<br />

Ablauf des Förderwettbewerbs<br />

und den Bedingungen sowie die<br />

Bewerbungsunterlagen finden<br />

sich auf der Homepage<br />

www.jungewege.de . Bei Fragen<br />

zu der Bewerbung können Sie<br />

sich gerne an folgende Kontaktperson<br />

wenden: Junge Wege in<br />

Europa Frau Astrid Stefani,<br />

Schillerstr. 57, 10627 Berlin, Telefon:<br />

030-31517475, Telefax:<br />

030-31517471.<br />

astrid.stefani@jungewege.de<br />

www.jungewege.de

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