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Die Landzeit 01-2011. - Katholische Landfrauenbewegung

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<strong>Landzeit</strong><br />

die<br />

1.2<strong>01</strong>1


Impuls<br />

Fair-wandel dein Klima<br />

Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun,<br />

können sie das Gesicht der Welt verändern“ (Afrikanisches Sprichwort)<br />

Unwetterkatastrophen, Hochwasser und Dürreperioden – sie geben einen Vorgeschmack auf das, was der Erde<br />

bevorsteht, wenn die Menschen weiter Raubbau an der Natur betreiben und maßlos Energie verbrauchen. Setzen<br />

wir einen Klimawandel unter den Menschen dagegen! Einen Klimawandel in den Familien, in den Betrieben, in<br />

den Schulen, in der Gesellschaft, in der Kirche, in der Politik, weltweit. Und einen Wandel bei jedem und jeder<br />

Einzelnen. Denn …<br />

… wer hoffnungsvoll ist, macht aus Krisen Herausforderungen<br />

und aus Problemen Projekte.<br />

… wer fair ist, schont sich und andere, hat<br />

Respekt vor der Würde des Mitmenschen<br />

und geht verantwortungsvoll mit<br />

Gottes Schöpfung um.<br />

… wer offen ist für Neues, dabei aber<br />

nicht jedem Trend hinterher<br />

läuft, denkt voraus und hat<br />

Selbst- und Gottvertrauen.<br />

Warten wir nicht auf große<br />

politische und gesellschaftliche<br />

Veränderungen, sondern beginnen<br />

wir bei uns. Den Samen<br />

für einen persönlichen Klima-<br />

Wandel trägt Jeder und Jede<br />

schon in sich.<br />


Vorwort<br />

Zukunftsthemen aufgreifen<br />

<strong>Die</strong>se <strong>Landzeit</strong> steht im Schatten großer Ereignisse: Ein<br />

Dialogprozess in der deutschen Kirche, der erste Papstbesuch<br />

in Freiburg und ein Katholikentag in Mannheim sind keine<br />

Kleinigkeiten. Solchermaßen große Ereignisse wirken immer<br />

wieder wie ein Brennspiegel: Sie erlauben einen klärenden<br />

Blick auf Themen, die die Menschen auf ihrem Weg in die<br />

Zukunft beschäftigen.<br />

Mit der Landwirtschaft als Zukunftsthema greift die <strong>Landzeit</strong><br />

einen Schwerpunkt der Arbeiten im Referat „Kirche und<br />

Ländlicher Raum“ und seinen Verbänden auf und versucht,<br />

verschiedene Zugangsweisen dazu darzustellen. <strong>Die</strong> <strong>Katholische</strong><br />

Landvolk Bewegung (KLB) hatte sich diesem Thema auf<br />

ihrer letzten Diözesanversammlung gestellt. Auch die mittlerweile<br />

abgeschlossene Klimakampagne der KLB Deutschland<br />

hatte die Frage nach der Zukunft gestellt.<br />

Einen zusätzlichen Blick auf die Zukunft hat der Diözesanvorstand<br />

der <strong>Katholische</strong>n <strong>Landfrauenbewegung</strong> (KLFB) getätigt.<br />

Neben einer intensiven Diskussion über den Weltagrarbericht<br />

und seinen Zukunftsvisionen zur Landwirtschaft ging<br />

LESERFORUM<br />

Senden Sie ihre Beiträge und Meinungen an<br />

Referat „Kirche und Ländlicher Raum“<br />

Okenstraße 15 · 79108 Freiburg<br />

mail@landpastoral.de<br />

Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen.<br />

Es werden nur namentliche Artikel veröffentlicht.<br />

es bei der KLFB um die weitere Entwicklung der Bildungsarbeit.<br />

<strong>Die</strong> wird in Zukunft unter einem veränderten Logo<br />

stattfinden: Nach vielen Jahren galt es, das Motiv des Verbandes<br />

in eine neue Form zu überführen.<br />

Zukunft zeigt sich auch dort, wo Menschen ihre bisherige<br />

Aufgabe in neue Hände legen. Der Betriebshelferdienst Südbaden<br />

erhält eine neue Einsatzleiterin. Im Dorfhelferinnenwerk<br />

findet ein Wechsel in der Leitung statt. Und auch, wenn<br />

die Aufgaben in die Zukunft hinein fortgeführt werden,<br />

braucht es den dankbaren Blick auf die, die den bisherigen<br />

Weg mit ihrer Arbeit möglich gemacht haben: Karola Löffler<br />

und Lucia Lang erinnern sich an Erlebnisse aus den vergangenen<br />

Jahren. Denn gerade die Erinnerung schafft neue<br />

Möglichkeiten und damit Zukunft.<br />

Der Papstbesuch 2<strong>01</strong>1 in Deutschland steht unter dem Motto<br />

„Wo Gott ist, da ist Zukunft.“ – leicht verändert könnte man<br />

auch sagen: Wer wach in die Zukunft geht, der wird Gott begegnen.<br />

I Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

Willkommen<br />

3


Das Thema<br />

4<br />

Positionspapier Landwirtschaft der <strong>Katholische</strong>n Landvolk Bewegung<br />

Landwirtschaft vom Ziel her denken<br />

„Wer nicht weiß, wo er hin will, der darf sich nicht wundern,<br />

wenn er woanders ankommt.“ <strong>Die</strong>ses zugegebenermaßen<br />

boshafte Wort von Mark Twain mag in manche Diskussion<br />

hineingesprochen werden. Aber gerade bei einem viel diskutierten<br />

Thema wie der Landwirtschaft, ihren Grundlagen<br />

und Zielen, aber auch angesichts ihrer gesamtgesellschaftlichen<br />

Situation und finanziellen Unterstützung ist Sorgfalt<br />

in der Beobachtung, Zurückhaltung in der Beurteilung und<br />

Klarheit in der Zielsetzung gefragt. <strong>Die</strong>ser Orientierung sind<br />

sowohl das Positionspapier zur Landwirtschaft der <strong>Katholische</strong>n<br />

Landvolk Bewegung Deutschland (KLB) sowie das<br />

Leitbild zur Zukunft der Landwirtschaft der <strong>Katholische</strong>n<br />

Landjugendbewegung (KLJB) verpflichtet.<br />

Seinen Ausgangspunkt nimmt das Positionspapier der <strong>Katholische</strong>n<br />

Landvolk Bewegung (KLB) beim Auftrag des Schöpfungsberichtes:<br />

„Und Gott der Herr nahm den Menschen und<br />

setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre.“<br />

(Gen 2,15). Damit werden Nutzung und Bewahrung<br />

der Erde, Produktion und Pflege der Schöpfung als Zielgrößen<br />

eng miteinander verbunden. <strong>Die</strong> großen Themen von<br />

Nahrungsmittelproduktion, Landschaftspflege, Klimaschutz<br />

oder Förderung der Artenvielfalt klingen im Anliegen der<br />

Bewahrung der Schöpfung zusammen.<br />

Fokussierung auf sechs Teilziele<br />

Das Positionspapier entfaltet seine Ziele in sechs Teilzielen.<br />

<strong>Die</strong> ersten drei Ziele richten sich direkt auf die Arbeit der<br />

Landwirtschaft, die zweite Dreiergruppe formuliert Rahmenbedingungen<br />

einer zukunftsfähigen Landwirtschaft als Ziele<br />

ethischen Verhaltens und politischen Handelns.<br />

Als zentrales Ziel der Landwirtschaft wird die nachhaltige<br />

Erzeugung von gesunden Mitteln zum Leben verstanden. Das<br />

sind Nahrung, Futtermittel und nachwachsende Rohstoffe<br />

in genau dieser Prioritätensetzung. Mit der genannten Reihung<br />

wird auch ein Kriterium benannt, falls die drei Größen<br />

in Konflikt geraten: Mehr Energie darf etwa nur dann zu<br />

Lasten weniger Nahrung produziert werden, wenn die Ernährung<br />

von Mensch und Vieh sicher gestellt ist.<br />

Bäuerliche Landwirtschaft bei angemessenem Lohn<br />

Mit diesem Anliegen verbindet sich das Ziel einer flächendeckenden<br />

Bewirtschaftung der Kulturlandschaft. Das schließt<br />

Standorte ein, deren Bewirtschaftung ökonomisch nicht darzustellen<br />

ist. Nur so kann die Kulturlandschaft mit ihrem Lebens-<br />

und Erholungswert für die Menschen erhalten bleiben.


Mit der flächendeckenden Landwirtschaft verbindet sich die<br />

Forderung, dass auch in der Landwirtschaft die Strukturen<br />

dem Menschen dienen müssen und nicht umgekehrt. Ein<br />

zentrales Stichwort dazu lautet „bäuerliche Landwirtschaft“<br />

(vgl. Seite 9).<br />

Keinesfalls der geringste Anspruch an die Menschenwürde<br />

ist darin zu sehen, dass Menschen von ihrer Arbeit auch leben<br />

können. Für die Landwirtschaft bedeutet das zuerst gerechte<br />

Preise für ihre Erzeugnisse, aber auch eine angemessene<br />

Honorierung der landwirtschaftlichen Nebenprodukte<br />

wie Versorgungssicherheit, Umweltschutz oder Artenvielfalt.<br />

Spekulationen mit Nahrungsmitteln oder Landbesitz stehen<br />

frontal gegen diese Anforderungen.<br />

„Verantwortungsvolle Agrarpolitik ist Teil einer zukünftigen<br />

Weltinnenpolitik, die eine hohe soziale Verantwortung zeigen<br />

muss.“ Im Sinne dieser Aussage werden abschließend<br />

drei Rahmenbedingungen als Ziel formuliert, die einer zukünftigen<br />

Landwirtschaft Orientierung und Halt geben:<br />

In Maßen global agieren<br />

Gerade globale Verantwortung muss den exportorientierten<br />

Lebensmittelhandel auf ein vertretbares Maß begrenzen und<br />

vor allem die regionale Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung<br />

von Lebensmitteln sicherstellen. Mit dezentralen<br />

Stoff-, Energie- und Produktionskreisläufen wird auch die regionale<br />

Wertschöpfung gesichert und Lebensqualität durch<br />

Nähe hergestellt. <strong>Die</strong>ses Ziel dient auch dem Recht der Menschen<br />

und Staaten, ihre eigenen Agrar- und Ernährungspolitiken<br />

souverän zu bestimmen. Eine wichtige Konkretion dieser<br />

souveränen Entscheidung ist der Sortenschutz für Züchter<br />

gegen jeden Versuch von Biopatenten. Zuletzt muss jede<br />

landwirtschaftliche Wertschöpfungskette auf die Nachhaltigkeit<br />

ihrer Entscheidungen achten: Es kann nicht sein, dass<br />

Import- oder Exportentscheidungen andere Nahrungsmittelmärkte<br />

nur in Schieflage oder sogar in Gefahr bringen. Gerade<br />

Landwirtschaft als regionale Größe hat globale Verantwortung.<br />

Nicht zuletzt aus der oben zitierten Schöpfungsaussage hat<br />

die <strong>Katholische</strong> Soziallehre einen wichtigen Grundsatz formuliert:<br />

Ziel und Mitte allen wirtschaftlichen Handelns ist<br />

der Mensch. <strong>Die</strong> Ziele des KLB-Positionspapieres konkretisieren<br />

diesen Grundsatz auf Landwirtschaft hin.<br />

I Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

www.klb-deutschland.de/index.php?site_id=646<br />

– Positionspapier der KLB-Deutschland<br />

www.kljb.org/fileadmin/Daten_KLJB/02_<br />

Publikationen/02_Dialogpapiere/2<strong>01</strong>0_<br />

Dialog_Agrarpolitik.pdf – Leitbild zur Zukunft<br />

der Landwirtschaft der KLJB-Deutschland<br />

ZIELE DES POSITIONSPAPIERS<br />

1. Nachhaltige Lebensmittelerzeugung<br />

2. Flächendeckende Bewirtschaftung<br />

durch bäuerliche Landwirtschaft<br />

3. Ausreichendes Einkommen und weltweiter<br />

Interessenausgleich<br />

4. Regionalität und Globalität<br />

5. Ernährungssouveränität<br />

6. Globale Verantwortung<br />

5


Das Thema<br />

6<br />

KOMMENTARE ZUM POSITIONSPAPIER DER KLB<br />

Wertvoller Beitrag<br />

L<br />

andwirtschaft ist und bleibt<br />

dem Schöpfungsauftrag im<br />

Sinne der Nachhaltigkeit und<br />

Multifunktionalität verpflichtet.<br />

Dazu bekennt sich der BLHV.<br />

Das Positionspapier Landwirtschaft<br />

der KLB steht in vollkommener<br />

Übereinstimmung mit<br />

dem Leitbild der südbadischen Landwirtschaft und<br />

des BLHV. Das wurde in den Regionalkonferenzen<br />

des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes<br />

(BLHV) in den vergangenen Monaten eindrucksvoll<br />

bestätigt. Bäuerinnen und Bauern haben ebenso<br />

wie deren berufsständische Vertreter gemeinsame<br />

Grundwerte und Positionen bekräftigt, die sich in<br />

den sechs Leitbegriffen und deren inhaltlichen Erläuterungen<br />

des KLB-Positionspapiers widerspiegeln.<br />

Nachhaltige und regionale Landwirtschaft braucht<br />

verlässliche agrarpolitische Rahmenbedingungen.<br />

Sie braucht gesellschaftliche Unterstützung und Akzeptanz<br />

auch in der städtischen Bevölkerung. Bäuerliche<br />

Familien müssen angemessene Einkommen erzielen<br />

können. Das Positionspapier Landwirtschaft<br />

der KLB kann einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen<br />

Dialog leisten.<br />

Werner Räpple<br />

Präsident des Badischen<br />

Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV)<br />

Wettbewerb sehen<br />

D<br />

ie deutsche Ernährungsindustrie<br />

verarbeitet Agrarrohstoffe<br />

zu hochwertigen Lebensmitteln<br />

und versorgt damit<br />

täglich über 100 Mio. Menschen.<br />

Damit die Ernährungsindustrie<br />

diese Aufgabe auch zukünftig<br />

erfüllen kann, ist sie auf eine sichere<br />

Verfügbarkeit von Agrarrohstoffen<br />

zu angemessenen Preisen und in notwendiger<br />

Qualität angewiesen.<br />

<strong>Die</strong> Agrarpolitik ist seit Ende der 1950er Jahre europäische<br />

Gemeinschaftsaufgabe. In mehreren Schritten<br />

wurde die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) seit 1992<br />

reformiert hin zu einer stärkeren Liberalisierung der<br />

Agrarmärkte. <strong>Die</strong> Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Ernährungsindustrie (BVE) spricht sich für die Fortsetzung<br />

des marktorientierten Kurses in der GAP aus.<br />

Oberstes Ziel muss die Sicherstellung der Rohstoffverfügbarkeit<br />

für die Lebensmittelversorgung und Lebensmittelproduktion<br />

in der EU zu angemessenen<br />

Preisen für die Ernährungsindustrie sein. Umweltund<br />

klimapolitische Zielsetzungen der GAP müssen<br />

mit dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit in Einklang<br />

stehen.<br />

Tobias Andres<br />

Referent Wirtschaftspolitik, Konjunktur, Statistik, Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Ernährungsindustrie e.V.


Umsetzung klären<br />

W<br />

enn wir in unserem Bekanntenkreis<br />

die angesprochenen<br />

Themen Nachhaltigkeit<br />

und Regionalität thematisieren,<br />

gewinnt man den Eindruck,<br />

dass diese Themen jeden sehr<br />

stark berühren. Es ist in der Gesellschaft<br />

jedem bewusst, dass<br />

wir mehr Rücksicht auf unser<br />

Erbe nehmen müssen.<br />

Wir in der landwirtschaftlichen Urproduktion unterstützen<br />

dieses Thema schon seit jeher. Uns ist es<br />

wichtig, den Marktzugang für unsere Produkte zu bekommen<br />

oder halten zu können. Hierbei ist eine regionale<br />

Lebensmittelproduktion mit einer regionalen<br />

Sicherung der Wertschöpfung unerlässlich. In meinen<br />

Augen ist die regionale Produktion auch ein effektives<br />

Instrument, um die Nahrungsversorgung und<br />

Sicherheit zu stützen und zu gewährleisten.<br />

Ich hinterfrage auch die zunehmende Industrialisierung<br />

der Landwirtschaft in vielen Bereichen.<br />

Gentechnik, Landkauf oder industriell aufgebaute<br />

Produktionsstrukturen in der Tierhaltung sind auf<br />

den Prüfstand zu stellen und auf ihre Nachhaltigkeit<br />

hin zu untersuchen. Genossenschaftliche Zusammenschlüsse<br />

oder Kooperationen mehrerer Betriebe, welche<br />

die bäuerlichen Strukturen unterstützen und<br />

fördern, sind vielleicht die Antwort auf den Strukturwandel.<br />

<strong>Die</strong>se Form kann eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung<br />

wesentlich besser umsetzen.<br />

Martin Zapf<br />

Tierwirtschaftsmeister und Inhaber des<br />

Geflügelhof Zapf und der Zapf-Hof GmbH in Gengenbach<br />

Aufwachprozesse<br />

W<br />

ir leben in Zeiten epochaler<br />

Umbrüche in der Landwirtschaft.<br />

Noch vor 200 Jahren<br />

mussten 75 Prozent der Erwerbstätigen<br />

in Deutschland für ihr<br />

tägliches Brot selbst Hand anlegen,<br />

um 1900 waren es 45%,<br />

heute etwa 1 %. Eine Kehrtwende<br />

ist nicht in Sicht. Wie ist es<br />

möglich, dass diese wenigen keine reelle Chance auf<br />

ein menschenwürdiges Arbeiten und halbwegs sicheres<br />

Einkommen haben? Sie erarbeiten jeden Tag das<br />

Existenziellste des Daseins aller und sind dennoch<br />

gezwungen, bei jeder Gelegenheit dafür zu streiten<br />

und auf Missstände aufmerksam zu machen. Wie ist<br />

es erklärbar, dass darüber hinaus ca. 30% von allen<br />

erzeugten Nahrungsmitteln täglich verderben?<br />

<strong>Die</strong> Antwort ist nicht einfach und lässt sich auch<br />

nicht universell geben. Denn es ist die Epoche des<br />

einzelnen verantwortungsvollen Menschen, des individuellen<br />

ethisch-moralischen Erwachens an der<br />

Spiegelung des Gegenübers und der Ereignisse. Im<br />

Gewissen des Menschen liegt die Hoffnung auf bessere<br />

Verhältnisse. In regionalen und überschaubaren<br />

Strukturen kann dies am ehesten entstehen.<br />

Das Positionspapier der KLB ist Ergebnis solcher Aufwachprozesse,<br />

von verantwortungsvollen Menschen<br />

gedacht und geschrieben. Es benennt alle wichtigen<br />

Punkte, die ans Licht und ins Bewusstsein der Menschen<br />

gerückt werden müssen.<br />

Christian Hiß<br />

Vorstand der Regionalwert AG<br />

Bürgeraktiengesellschaft in der Region Freiburg<br />

7


Das Thema<br />

8<br />

Land gleich Landwirtschaft?<br />

Spätestens seit der Fernsehserie<br />

„Bauer sucht Frau“ ist allen<br />

klar: Männer auf dem Land<br />

sind Bauern, die alle eine Frau<br />

suchen und keine finden. <strong>Die</strong><br />

Rolle von Frauen auf dem Land<br />

ist dank der ultimativen Klarstellung<br />

durch die oberste Landfrau<br />

Ilse Aigner auch geklärt.<br />

Sie schreibt: „Landfrauen sind wahre Multitalente:<br />

Sie sitzen auf dem Schlepper, versorgen die Tiere,<br />

führen die Bücher und kümmern sich auch um Haushalt<br />

und Kinder.“ Und wie es auf dem Land auszusehen<br />

hat, das ist seit dem Erscheinen von Zeitschriften<br />

wie „Landlust“ oder „Liebesland“ auch geklärt.<br />

Gefährliche Verzerrung der Wahrnehmung<br />

<strong>Die</strong>se Klischees von der heilen Welt auf dem Land, die<br />

von den Medien, aber auch von der Politik nach wie<br />

vor bedient werden, kleben wie Kaugummi und verzerren<br />

die Realität bis zur Unkenntlichkeit. Wie gefährlich<br />

es jedoch sein kann, wenn von falschen Vorstellungen<br />

ausgegangen wird, zeigen folgende Beispiele:<br />

Große Teile der Gelder des Agraretats der Europäischen<br />

Union sind Strukturmittel für den ländlichen<br />

Raum. <strong>Die</strong>se Gelder werden in Frage gestellt, weil es<br />

ja immer weniger Bauern gibt. Dass mit diesen Geldern<br />

Infrastrukturmaßnahmen wie Straßenbau, Dorferneuerung<br />

oder Breitbandverkabelung finanziert<br />

werden, ist den meisten Kritikern unbekannt.<br />

Realistische Zukunftsperspektiven<br />

Angesichts solcher Beispiele ist es höchste Zeit, sich<br />

von Klischees zu verabschieden und sich den Realitäten<br />

zu stellen. Ländlicher Raum ist mehr als „nur“<br />

Landwirtschaft.<br />

Wer tragfähige und nachhaltige Ansätze für die Probleme<br />

unserer Landwirtschaft entwickeln will, kann<br />

diese nicht losgelöst vom ländlichen Raum und all seinen<br />

Bewohnern betrachten. Große Herausforderungen<br />

der Zukunft, wie z.B. der demographische Wandel, eine<br />

nachhaltige Energieversorgung, die Klimaveränderung<br />

und der Strukturwandel stehen im ländlichen<br />

Raum an. Nur auf der Basis einer realistischen Sichtweise<br />

wird es gelingen, für die Dörfer und die Landwirtschaft<br />

diese Herausforderungen in positive Zukunftsperspektiven<br />

zu verwandeln.<br />

Bernhard Nägele<br />

Agraringenieur und Leiter des<br />

Bildungshauses Kloster St. Ulrich<br />

KLARTEXT


Hintergrund zum Weltagrarbericht<br />

Bäuerliche Landwirtschaft fördern<br />

Was ist der Weltagrarbericht? Der Weltagrarbericht ist eine<br />

internationale Bestandsaufnahme von Landwirtschaft, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie für die Entwicklung<br />

der Welt. Er wurde initiiert von der Weltbank und den Vereinten<br />

Nationen. 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

aus allen Kontinenten trugen vier Jahre lang die<br />

Ergebnisse ihrer Forschungen zusammen.<br />

Als Ergebnis dieser Forschungen wird die Notwendigkeit einer<br />

grundlegenden Umorientierung der Landwirtschaft gesehen,<br />

eine Abkehr von verbreiteten Formen der modernen<br />

landwirtschaftlichen Massenproduktion, die auf dem massiven<br />

Einsatz von Pestiziden und großflächigen Monokulturen<br />

basiert.<br />

Stattdessen wird eine verstärkte Orientierung auf die Unterstützung<br />

kleinbäuerlicher Landwirtschaft gefordert, die auf<br />

lokaler Ebene ökologisch verträgliche Anbaumethoden mit<br />

wirtschaftlicher Effektivität sowie nachhaltiger Nutzung von<br />

Ressourcen verbindet.<br />

„Eine bäuerliche Landwirtschaft ist eine auf zukünftige Generationen<br />

ausgerichtete Erzeugung von Mitteln zum Leben,<br />

welche eine selbständige, eigenverantwortliche und Ressourcen<br />

schonende Wirtschaftsweise pflegt, die Umwelt schützt,<br />

die natürliche Artenvielfalt erhält und Mitgeschöpfe und<br />

Schöpfung respektiert.“ (Positionspapier der <strong>Katholische</strong>n<br />

Landvolk Bewegung). <strong>Die</strong>se Definition grenzt den Begriff in<br />

verschiedene Richtungen ein:<br />

1.<br />

Landwirtschaft lässt sich von der Verantwortung<br />

gegenüber kommenden Generationen bestimmen.<br />

Ihr Ziel ist die Erzeugung von Mitteln zum Leben –<br />

2. Lebensmittel sind mehr als nur Nahrungsmittel.<br />

Landwirtschaft beachtet die Erhaltung von<br />

3. Ressourcen und der Umwelt.<br />

Ihr tiefster Grund liegt im Verständnis der Welt<br />

4. als Schöpfung Gottes.<br />

I Susanne Jörger, Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

9


Das Thema<br />

10<br />

Thema Weltagrarbericht bei der <strong>Katholische</strong>n <strong>Landfrauenbewegung</strong><br />

Wege aus der Hungerkrise<br />

Wie kann Hunger überwunden werden? Welche Rolle spielt<br />

dabei die Landwirtschaft? Was können die Verbraucherinnen<br />

tun?<br />

Referentin Maria Heubuch, Milchviehbäuerin aus dem Allgäu<br />

und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche<br />

Landwirtschaft (AbL), gibt klare Antworten auf die Fragen<br />

der Teilnehmerinnen, die zum Seminar der <strong>Katholische</strong>n <strong>Landfrauenbewegung</strong><br />

(KLFB) nach St. Ulrich gekommen sind.<br />

Grundlage ihrer Ausführungen sind die Ergebnisse des Weltagrarberichts.<br />

„<strong>Die</strong> gegenwärtige Situation der Welt ist gekennzeichnet<br />

durch ungleiche Entwicklung, nicht nachhaltigen<br />

Gebrauch der natürlichen Ressourcen, die negativen<br />

Auswirkungen des Klimawandels sowie fortgesetzten Nahrungsmangel<br />

und Armut“, zitiert Maria Heubuch den Bericht.<br />

Der Mythos von „Wachse oder weiche“<br />

wird durchbrochen<br />

Kernaussage des Berichts ist: Es kann nicht so weitergehen<br />

wie bisher, sonst werden die Grundlagen der gesamten Landwirtschaft<br />

und die Lebensgrundlagen der Menschen zerstört.<br />

Nicht die Agrokonzerne sind die Garanten für die Ernährungssicherheit,<br />

sondern die kleinbäuerliche Landwirtschaft.<br />

In Zukunft kommt es darauf an, landwirtschaftliche Kleinbauern<br />

zu stärken, die für ihr lokales Umfeld produzieren.<br />

Dabei müssen die natürlichen Ressourcen der jeweiligen<br />

Region auf schonende Weise genutzt und die Vielfalt der<br />

Arten erhalten werden.<br />

Landwirtschaft produziert nicht nur Lebensmittel. Sie bewirtschaftet<br />

60 Prozent der Landfläche dieses Planeten und<br />

ist dementsprechend wichtig für die Umwelt, als Quelle von<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen für die Gesellschaft, für den sozialen Zusammenhang<br />

sowie für Traditionen und Ernährungskulturen.<br />

Frauen erbringen die hauptsächliche Arbeit<br />

Gerade in den ärmsten Ländern wird ein großer Anteil der<br />

landwirtschaftlichen Arbeit von Frauen erbracht. Weltweit<br />

sind jedoch nur zwei Prozent der Landfläche unter der Lei-


tung von Frauen. Ausbildung und Beteiligung von Frauen an<br />

Entwicklungsprogrammen sind deshalb besonders wichtig<br />

und erfolgversprechend. <strong>Die</strong>s zeigt die Erfahrung mit Entwicklungshilfeprojekten<br />

speziell für Frauen.<br />

Eine Landwirtschaft, die an den Bedürfnissen von Kleinbauern<br />

in armen Ländern orientiert ist, bedeutet auch Unterstützung<br />

in Form von Mikrokrediten, Zugang zu Wissen,<br />

Düngetechniken, Lagerungsmöglichkeiten, Transport etc.<br />

Vorbilder können die Feldschulen für Bauern in Afrika und<br />

Lateinamerika sein.<br />

Umdenken in der globalen Landwirtschaft gefordert<br />

„Der Bericht weist darauf hin“, so Maria Heubuch, „dass die<br />

Produzenten von Nahrungsmitteln über ein traditionelles<br />

Wissen verfügen, das ebenfalls eine wichtige Ressource darstellt.“<br />

Unterstützung bedeutet also, diesen Produzentinnen<br />

und Produzenten den Zugang zu den internationalen Märkten<br />

zu fairen Bedingungen zu ermöglichen.<br />

Umgekehrt hat die Öffnung der lokalen Märkte für den weltweiten<br />

Handel die kleinen Bauern vor Ort häufig ruiniert.<br />

Armut, Unterentwicklung, Umweltzerstörung und Landflucht<br />

sind langfristig die Folgen dieser Marktöffnung. Eine Änderung<br />

der globalen Wirtschafts- und Finanzpolitik, von Besteuerung<br />

und Zollerhebung auf Agrarprodukte ist notwendig.<br />

Ernährungssouveränität ist eine der wichtigsten Forderungen<br />

des Weltagrarberichts. Damit ist das Recht der Menschen<br />

und souveränen Staaten gemeint, auf demokratische<br />

Weise zu bestimmen, wie die Nahrungsmittel produziert und<br />

verteilt werden, das Recht also, ihre eigenen Agrar- und Ernährungspolitiken<br />

zu bestimmen.<br />

Was für die Umwelt getan werden kann<br />

Chemie auf dem Acker, insbesondere Kunstdünger und Pestizide,<br />

müssen reduziert werden, um die ökologische Nachhaltigkeit<br />

der Landwirtschaft zu sichern, fordert der Weltagrarbericht.<br />

Energie, Wasser und Land können durch die<br />

Erforschung von agro-ökologischen<br />

Systemen besser genutzt werden.<br />

<strong>Die</strong> Förderung einer Vielfalt solcher<br />

Systeme ist notwendig, um<br />

vielfältige Lebensräume für wilde<br />

Arten und eine Grundlage für<br />

ökologische <strong>Die</strong>nstleistungen zu<br />

schaffen.<br />

„Grüne Gentechnik“ zählt zur industriellen Landwirtschaft<br />

und findet im Weltagrarbericht eine eindeutige Ablehnung.<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen dieser Technologie werden als zu risikoreich<br />

für die Umwelt sowie für Mensch und Tier, als zu teuer<br />

und letztlich als unnötig bewertet. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass<br />

traditionelle und lokale Kenntnisse in der Landwirtschaft<br />

wieder Anerkennung erfahren dürfen.<br />

Mehr Geld für die Agrarforschung<br />

<strong>Die</strong> Ziele einer nachhaltigen, zukunftssicheren Landwirtschaft<br />

werden nur mit mehr Forschung erreicht werden,<br />

führt Maria Heubuch aus. <strong>Die</strong> Neuorientierung auf die bäuerliche<br />

Landwirtschaft und die Bedürfnisse von Kleinbauern,<br />

sowie die Einbeziehung sozialer und ökologischer Ziele wird<br />

nicht von privaten Investoren (den großen Saatgut- und<br />

Chemiefirmen) erwartet werden können, sondern muss mit<br />

öffentlichen Geldern geschehen.<br />

Der Blick soll dabei auf die Verbesserung alternativer Anbausysteme<br />

gerichtet werden, die mit geringem Düngerund<br />

Pesitizideinsatz oder auf der Basis des Ökolandbaus arbeiten,<br />

und auf die Anpassung an den Klimawandel.<br />

58 Länder hatten den Weltagrarbericht unterzeichnet.<br />

Deutschland war nicht dabei. „Der Bericht war zu kritisch in<br />

Bezug auf Handelsfragen, industrielle Landwirtschaft und<br />

dem Einsatz der Gentechnik“, bedauert Maria Heubuch.<br />

„Deshalb ist es so wichtig, die Ergebnisse des Weltagrarberichts<br />

zu verbreiten und die Menschen wach zu rütteln. Noch<br />

ist es nicht zu spät.“ I Susanne Jörger<br />

11


Das Landvolk<br />

12<br />

Rückblick<br />

Liebe macht<br />

lebendig<br />

Dass Liebe Leben weckt, wird niemand abstreiten. Dass<br />

Liebe durch den Magen geht, ist auch eine alte Weisheit.<br />

Und dass die Liebe einen langen Atem hat, schreibt schon<br />

der Apostel Paulus in einem seiner Briefe an die Korinther.<br />

Um die Liebe ging es in mancherlei Veranstaltungen der<br />

<strong>Katholische</strong>n Landvolk Bewegung (KLB) der letzten Monate.<br />

Um die Liebe zum Partner oder der Partnerin, die Liebe<br />

zur Natur und zu Gottes Schöpfung oder um die Liebe zu<br />

gesunden und herzhaften Lebensmitteln.


„Liebe macht lebendig“ lautete der Titel des Familien-<br />

Wochenendes, das in Oberkirch stattfinden sollte und Gelegenheit<br />

bieten wollte, sich auf die Liebe zu Partnerin und<br />

Partner, zu den Kindern aber auch auf die göttliche Liebe<br />

einzulassen. Wegen einer zu geringen Teilnehmerzahl musste<br />

das Wochenende ausfallen. Das Interesse an diesen Angeboten<br />

lässt nach, die Verantwortlichen fragen sich weshalb.<br />

„Eltern sind heute mehr und mehr hin- und hergerissen<br />

zwischen Beruf, Kindern und Freizeit und nehmen sich für<br />

solche Angebote zu wenig Zeit“, meint Dorothea Huber-Vollmer,<br />

Anwältin des AktivForums Familie in der KLB.<br />

Auch die ihrer Ansicht nach hohen Kosten sieht sie als<br />

Grund. Dabei werden die Wochenenden aus verschiedenen<br />

Töpfen bereits bezuschusst und sind ohne jeglichen Gewinn<br />

kalkuliert. Dorothea Huber-Vollmer appelliert an die Familien,<br />

das Angebot zu nutzen, die Kosten durch einen Zuschuss<br />

aus dem Familienfond der KLB zu senken. „<strong>Die</strong>s geht aber<br />

nur auf persönliche Nachfrage und ist manchen wohl peinlich“,<br />

meint sie. Das Familien-Wochenende in der Natur in<br />

Todtmoos mit sechs Familien konnte stattfinden.<br />

Tiere und Pflanzen unter Verschluss<br />

<strong>Die</strong> Liebe zu Gottes Schöpfung wird nicht nur bei solchen<br />

Angeboten gefeiert, sondern findet auch Ausdruck im politischen<br />

Engagement der KLB. „Tiere und Pflanzen unter Verschluss“<br />

lautete der Titel einer Tagung in der <strong>Katholische</strong>n<br />

Akademie Freiburg, bei dem ein hochkarätiges Teilnehmerfeld<br />

ethische Aspekte der Patente auf Lebewesen diskutierte.<br />

„<strong>Die</strong> Technologen der Neuzeit betrachten die Natur als Rohmaterial<br />

für menschliche Zwecksetzungen“, beklagte Moraltheologe<br />

Professor Dr. Eberhard Schockenhoff. Für einen kritischen<br />

Umgang mit Grüner Gentechnik und Biopatenten<br />

plädierten auch die TeilnehmerInnen bei den verschiedenen<br />

Gesprächen mit Abgeordneten des Bundestages anlässlich<br />

der KLB-Studienreise nach Berlin.<br />

<strong>Die</strong> Liebe zur Heimat war das Thema der Vortragsreihe bei<br />

den „Gerlachsheimer Mon(d)tagen“, während man sich beim<br />

Ortenauer Forum unter dem Titel „Heute bin ich mal bös‘ …“<br />

mit Gewissen, Moral und dem Umgang miteinander beschäftigte.<br />

Momente, in denen ein Mensch Liebe spürt, sind sicherlich<br />

„Sternstunden“ seines Lebens. Über solche und andere<br />

Sternstunden tauschten sich 30 Frauen, Männer und Kinder<br />

bei den Impulstagen in St. Ulrich aus. Auf den Spuren der<br />

Heiligen Drei Könige machten sie sich auf die Suche nach<br />

der Verheißung ihres Lebens.<br />

Regionale Leckerbissen<br />

„Liebe geht durch den Magen.“ Das stellte die KLB beim Tag<br />

der Kirchen am Rheinknie in der Schweiz unter Beweis. Den<br />

vielen tausend Besuchern wurden auf dem stimmungsvollen<br />

Münsterplatz in Basel kleine Leckerbissen serviert und so für<br />

die Idee des regionalen und saisonalen Einkaufs geworben.<br />

Internationales Flair auch beim gemeinsamen Seminartag<br />

mit Mitgliedern des elsässischen Partnerverbandes „Chrétiens<br />

dans le monde rural“ (CMR). Nach einer Besichtigung<br />

des Münsters in Schwarzach gab es Vortrag und Diskussion<br />

zur deutsch-französischen Geschichte. <strong>Die</strong> war durchaus<br />

nicht immer von gegenseitiger Harmonie und Liebe geprägt.<br />

In einer einzigartigen Entwicklung wurden die ehemaligen<br />

Feinde nach dem Zweiten Weltkrieg aber zu Freunden. Wie<br />

sagt doch schon Paulus: <strong>Die</strong> Liebe hat einen langen Atem!<br />

I Norbert Mittnacht<br />

13


Das Landvolk<br />

14<br />

Kampagne „Fair-wandel dein Klima“ abgeschlossen<br />

Lebensstile kann man ändern<br />

400 Millionen Kilometer werden in Deutschland jährlich für<br />

Strecken von unter einem Kilometer gefahren. Mit dem Auto!<br />

Darauf wies Heinz Gerster, Bundesvorsitzender der <strong>Katholische</strong>n<br />

Landvolk Bewegung (KLB), zum Abschluss der<br />

bundesweiten Kampagne „Fair-wandel dein Klima“ hin. <strong>Die</strong><br />

von der KLB anlässlich der Kampagne eingesparten 1,5 Millionen<br />

Kilometer sind da nur ein Tropfen auf den heißen<br />

Stein. „Aber unsere Aktion soll ein Anstoß sein, das eigene<br />

ökologische Verhalten im Alltag immer wieder zu hinterfragen“,<br />

so Gerster.<br />

Den Alltag entschleunigen<br />

Dabei muss das Einsparen von Energie oder von Autokilometern<br />

nicht als Verzicht erlebt werden. Wer seinen Alltag<br />

entschleunigt, der gewinnt an Lebensqualität, davon sind die<br />

Initiatoren der Klimakampagne überzeugt. „Durch die Kam-<br />

Über den zweiten Preis beim Kampagnen-Wettbewerb freut<br />

sich Ulrike Lauber-Hog, KLB-Mitglied aus Rickenbach am Hochrhein.<br />

Sie hat 630 Kilometer eingespart und einen Gutschein<br />

des alternativen Reiseveranstalters ReNatour gewonnen.<br />

pagne bin ich angeregt worden, meine Wege im Ort zu Fuß<br />

zurück zu legen. Das erlebe ich als sehr entspannend und<br />

ich spare außerdem viel Geld“, sagt die stellvertretende KLB-<br />

Diözesanleiterin Irma Schwellinger. <strong>Die</strong> KLB der Erzdiözese<br />

Freiburg hat zum großen Sparkuchen etwas über 60.000 Kilometer<br />

beigetragen. Doch nicht überall ist die Idee auf offene<br />

Ohren gestoßen. Im ländlichen Raum sei das Auto unverzichtbar,<br />

wurde oftmals rückgemeldet.<br />

Das Thesenpapier der KLB Deutschland, das zur Kampagne<br />

verabschiedet wurde, spricht von einer Änderung der Lebensstile<br />

und macht unter dem Motto „Weniger ist manchmal<br />

mehr!“ Mut, mit kleinen Schritten zu beginnen. Das<br />

kann der Wechsel des Energieversorgers sein, die Ernährung<br />

(regionale Produkte haben weniger Kilometer im Gepäck),<br />

die Art der Geldanlage oder eben das Verkehrsverhalten.<br />

Eine Frage der Gerechtigkeit<br />

Laut KLB-Thesen gibt es gesicherte Fakten für den Klimawandel.<br />

Eine Ursache dieses Phänomens ist demnach<br />

menschliches Verhalten, besonders der CO2-Ausstoß. Vor<br />

allem die ärmeren Länder, die für die Ursachen kaum mitverantwortlich<br />

sind, seien durch den Klimawandel größten<br />

Gefahren ausgesetzt. Deshalb, so das Thesenpapier, ist der<br />

Kampf gegen den Klimawandel auch eine Frage der Gerechtigkeit.<br />

Zwischen Völkern und zwischen Generationen. In<br />

besonderer Verantwortung stünden dabei die Christen. „Wir<br />

haben den Auftrag, Schöpfung zu bewahren und die Erde so<br />

lebenswert wie möglich zu erhalten“, sagt die stellvertretende<br />

KLB-Bundesvorsitzende Elisabeth Konrad.<br />

I Norbert Mittnacht<br />

Das Thesenpapier der KLB Deutschland zum<br />

Klimawandel finden Sie unter www.klb-freiburg.de


<strong>Katholische</strong> Landvolk Bewegung Freiburg bei der Grünen Woche<br />

Ruhe statt pausenloser Beschleunigung<br />

Als sich die Tür der kleinen Holzkapelle inmitten der großen<br />

Messehalle hinter Johannes Remmel geschlossen hatte, kam<br />

dessen Sicherheitspersonal ins Schwitzen. Dabei wollte Nordrhein-Westfalens<br />

Landwirtschaftsminister lediglich einige<br />

ruhige Minuten abseits des Trubels erleben. „Vielen Dank<br />

für die Anregung zur Ruhe“ schrieb er denn auch ins Gästebuch<br />

der <strong>Katholische</strong>n Landvolk Bewegung (KLB) der Erzdiözese<br />

Freiburg, die für den Kirchenstand bei der Internationalen<br />

Grünen Woche in Berlin verantwortlich zeichnete.<br />

Ein Ruhepol in der Hektik der größten Ernährungs- und Verbrauchermesse<br />

der Welt wollte der KLB-Stand sein. „Sp(i)rit<br />

tanken!“ war deshalb auch der Slogan an der eigens aufgestellten<br />

Tanksäule. Tankgutscheine luden zu geistigen Impulsen<br />

in der Kapelle ein. Was bei einigen Messebesuchern,<br />

die nach kostenlosem Sprit fragten, zur Verwirrung führte.<br />

So sorgte der Messestand nicht nur für Besinnung, sondern<br />

rüttelte auch auf, das eigene alltägliche Verhalten zu hinterfragen.<br />

Spirit statt Sprit, Ruhe statt pausenloser Beschleunigung,<br />

das war die Botschaft im Zusammenhang mit der<br />

bundesweiten KLB-Kampagne „Fair-wandel dein Klima“.<br />

„Wir wollen die Menschen zum Nachdenken anregen, womit<br />

sie zum Klimawandel beitragen können“, erklärt Landvolkpfarrer<br />

Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich. So könne man deutlich machen,<br />

wie der Klimawandel etwas mit dem eigenen Lebensstil zu<br />

tun habe. Und dass es darum gehe, das Klima im zwischenmenschlichen<br />

Umgang zu verändern. I Norbert Mittnacht<br />

Roland Stroppel, stellvertretener Diözesanleiter<br />

der KLB Freiburg (rechts), im Gespräch mit dem<br />

damals noch amtierenden Landwirtschaftsminister<br />

Baden-Württembergs, Rudolf Köberle.<br />

G Ä S T E B U C H<br />

„Der reale Klimawandel erfordert<br />

zuvor einen geistigen Klimawandel.“<br />

(Libert Hirt, Bundesseelsorger der KLB)<br />

„Nur gemeinsam können wir die Schöpfung<br />

bewahren. Wer auf der Treppe voran will,<br />

darf nicht auf den Lift warten.“<br />

(Vertreter des Landesverbandes<br />

Brandenburgischer Imker)<br />

„Kirche – Land – Bildung, damit bin<br />

ich groß geworden. Privat, familiär,<br />

beruflich. Vielen Dank für Ihre Arbeit!“<br />

(Hermann Kues, Staatssekretär im<br />

Bundesfamilienministerium)<br />

15


Das Landvolk<br />

16<br />

Diözesanversammlung der <strong>Katholische</strong>n Landvolk Bewegung<br />

Namensdiskussion auf Eis gelegt<br />

„Wir möchten uns künftig deutlicher politisch positionieren“,<br />

versprach Diözesanleiterin Cäcilia Braun-Müller bei der Diözesanversammlung<br />

der <strong>Katholische</strong>n Landvolk Bewegung<br />

(KLB) in Falkau. Gesagt, getan. Zum Biosprit E10 sowie zur<br />

Präimplantationsdiagnostik (PID) wurden Stellungnahmen<br />

verabschiedet.<br />

Zuvor gab es verbandsinterne Beschlüsse. <strong>Die</strong> Namenskommission<br />

legte das Ergebnis ihrer Arbeit vor. Sie hatte zu prüfen,<br />

ob der Name „<strong>Katholische</strong> Landvolk Bewegung“ noch<br />

der richtige ist. Dazu wurden Experten der Sozialforschung<br />

befragt, die darauf hinwiesen, dass eine reine Namensdiskussion<br />

nicht weiter helfen würde. Vielmehr müsse damit<br />

ein Verbandsentwicklungsprozess einher gehen. <strong>Die</strong>s ist<br />

nach Ansicht der Kommission und der Diözesanleitung derzeit<br />

nicht zu leisten. Der Vorschlag, die Namensdebatte momentan<br />

nicht weiterzuführen, wurde deshalb akzeptiert. <strong>Die</strong><br />

Versammlung beschloss eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge<br />

von jährlich 20 auf 25 Euro. Begründet ist dies neben der<br />

allgemeinen Preisentwicklung durch die höheren Beiträge,<br />

die an die KLB-Bundesstelle abgeführt werden. Außerdem<br />

gibt es künftig die Wahl zwischen einer Einzel- und einer Familienmitgliedschaft.<br />

Bei der Diskussion um den Biokraftstoff E10 wurde die Frage<br />

diskutiert, ob die Beimischung von Bioethanol die heimische<br />

Landwirtschaft stärkt. Der Antrag, sich gegen E10 zu<br />

positionieren, wurde mit wenigen Gegenstimmen angenommen.<br />

<strong>Die</strong> KLB ist außerdem mehrheitlich für ein Verbot der<br />

Präimplantationsdiagnostik.<br />

TERMINVORSCHAU<br />

<strong>Die</strong> Diözesanversammlung 2<strong>01</strong>2 findet am 17./18. März<br />

im Bildungshaus Kloster St. Ulrich statt.<br />

Pfarrgemeinderäte in den Dörfern erhalten<br />

<strong>Die</strong> Versammlung beauftragte die Diözesanleitung, sich bei<br />

der Bistumsleitung für die Beibehaltung der Pfarrgemeinderäte<br />

in den Dörfern einzusetzen, wenn dies vor Ort als sinnvoll<br />

betrachtet und gewünscht wird.<br />

Richard Bruskowski, Chefredakteur der Badischen Bauernzeitung,<br />

referierte über die Situation der Landwirtschaft. Er wies<br />

darauf hin, dass die Preise, die die Erzeuger hierzulande für<br />

Lebensmittel erzielen, nicht einmal die Produktionskosten<br />

decken. Deshalb seien Landwirte ohne Subventionen nicht<br />

überlebensfähig. Kernproblem sei jedoch die Akzeptanz der<br />

Bevölkerung für solche Zahlungen. Bruskowski plädierte<br />

für eine nachhaltige und multifunktionale Landwirtschaft.<br />

Zahlungen sollten an ökologische Komponenten gebunden<br />

werden. I Norbert Mittnacht<br />

Richard Bruskowski, Chefredakteur der Badischen Bauernzeitung,<br />

referierte bei der KLB.


E10 abschaffen PID verbieten<br />

<strong>Die</strong> KLB Freiburg spricht sich für die Abschaffung des Biokraftstoffs<br />

aus. Auszüge aus der Stellungnahme:<br />

<strong>Die</strong> Einführung des Kraftstoffs E10 orientiert sich am Individualverkehr.<br />

Der sinnvollere Beitrag zum Klimaschutz wären<br />

die Einsparung von Kilometern und die Entwicklung von<br />

Motoren mit geringem Verbrauch.<br />

Umweltverbände und Hilfswerke weisen darauf hin, dass<br />

Biokraftstoffe keineswegs das Klima retten. Wenn für die<br />

Produktion von Ethanol Wald- oder Feuchtgebiete weichen<br />

müssen, dreht sich die Klimabilanz um. Der Energie- und<br />

Mobilitätshunger hat heftige Folgen für die Nahrungsmittelerzeugung<br />

in den Schwellen- und Entwicklungsländern.<br />

Wenn dort Agrarflächen aus der Nahrungsmittelproduktion<br />

herausfallen, ist das nicht hinnehmbar. <strong>Die</strong> Vertreibung von<br />

Kleinbauern zugunsten großer Agrarfabriken oder die Rodung<br />

von Regenwäldern dürfen keine Konsequenzen einer<br />

einseitigen Verkehrspolitik in unserem Land sein. Nahrungsmittel<br />

werden weltweit teurer, weil Ackerflächen mit Agrospritpflanzen<br />

besetzt werden.<br />

Darüber hinaus beobachten wir, dass die Einführung von<br />

E10 nicht zu einer Stärkung der heimischen Landwirtschaft<br />

führt. Wir befürchten, dass die Grenzen zwischen der landwirtschaftlichen<br />

Erzeugung von gesunden Lebensmitteln<br />

und der industriellen Produktion von Energiepflanzen weiter<br />

verschwimmen.<br />

<strong>Die</strong> KLB Freiburg spricht sich für ein Verbot der PID aus. Auszüge<br />

aus der Stellungnahme:<br />

Durch die Präimplantationsdiagnostik (PID) werden Embryonen<br />

selektiert. <strong>Die</strong> PID widerspricht damit dem Embryonenschutzgesetz,<br />

das besagt, dass mit dem Abschluss der Befruchtung<br />

ein neuer Mensch entstanden ist, der in vollem<br />

Umfang Schutz und Menschenwürde besitzt. Der Wunsch<br />

nach einem gesunden Kind beinhaltet nicht das Recht auf<br />

ein gesundes Kind und auch nicht das Recht, Embryonen als<br />

Auswahlmaterial zu betrachten, und zwischen lebenswertem<br />

und lebensunwertem Leben zu unterscheiden.<br />

PID findet im Rahmen einer künstlichen Befruchtung statt,<br />

die ohnehin für Mann und Frau eine sehr große psychische<br />

und physische Belastung darstellt. Da PID nur fünf Prozent<br />

aller Behinderungen erfassen kann, gibt sie keine Garantie<br />

für ein gesundes Kind. Außerdem kann man die Entwicklung<br />

des Embryos während der Schwangerschaft nicht vorhersagen<br />

und es bleibt offen, welche Kriterien für schwere Erbkrankheiten<br />

gelten. Menschen mit Behinderung werden damit<br />

schwer diskriminiert.<br />

Es ist zu befürchten ist, dass auf der Suche nach dem<br />

„Wunschkind“ die Gründe für PID ausgeweitet werden.<br />

17


Das Landvolk<br />

18<br />

Neues Projekt der <strong>Katholische</strong>n Landvolk Bewegung in Indien<br />

<strong>Die</strong> Menschen rücken zusammen<br />

Das AktivForum Eine Welt der <strong>Katholische</strong>n<br />

Landvolk Bewegung (KLB)<br />

unterstützt die Mother Teresa Rural<br />

Development Society (MTRDS) in<br />

Indien. In einem ländlichen Gebiet<br />

nahe der Millionenstadt Hyderabad<br />

haben sich fast 3000 Kleinbauern in<br />

über 270 Gruppen als Mitglieder organisiert.<br />

Sie werden in ihrer persönlichen<br />

Entwicklung gefördert und es wird ihnen der Zugang<br />

zu Kleinkrediten ermöglicht. Finanziert wird die Arbeit durch<br />

das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

(BMZ) und durch viele Spender. Nun sollen sich weitere<br />

3.000 Mitglieder in 300 Kleingruppen finden. Thomas<br />

Fleischmann vom AktivForum „Eine Welt“ befragte Father<br />

Julian Polisetti, den Direktor der MTRDS, zum neuen Projekt.<br />

<strong>Landzeit</strong>: Father Julian, welches sind die größten Herausforderungen<br />

in der Projektregion?<br />

<strong>Die</strong> Reduzierung der Armut. An den Erfolgen zur Verbesserung<br />

der Nahrungsversorgung, beim Zugang zur Bildung für<br />

die Kinder und beim Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur<br />

müssen wir uns immer messen lassen.<br />

<strong>Landzeit</strong>: Welche Erfolge gab es durch die MTRDS?<br />

<strong>Die</strong> Menschen in den Dörfern sind zusammengerückt. Im<br />

Kampf gegen die Armut ist es entscheidend, sich gemeinsam<br />

zu organisieren. <strong>Die</strong> Gruppen motivieren wir zu regelmäßigen<br />

Treffen und gemeinsamen Sparen. Monatlich ein bis zwei<br />

Euro, und nach einem Jahr ist es dann möglich, einen Kleinkredit<br />

von etwa 100 Euro über die MTRDS zu erhalten. Damit<br />

können die Menschen einen Nebenerwerb gründen. <strong>Die</strong><br />

Idee funktioniert. <strong>Die</strong> Mitglieder tilgen die Kredite terminge-<br />

recht, da die damit verbundene Geschäftsidee fast immer<br />

trägt und die Menschen durch diesen Erfolg Selbstvertrauen<br />

gewinnen.<br />

<strong>Landzeit</strong>: Was sind die Ziele des aktuellen Projekts?<br />

Wir müssen das für die Kreditvergabe aufgebaute Eigenkapital<br />

in Höhe von 60.000 Euro ausbauen, um die wachsende<br />

Nachfrage nach Krediten zu bewältigen. Um die Unabhängigkeit<br />

der Bauern zu fördern, möchten wir zudem die Produktion<br />

von eigenem Saatgut unterstützen und arbeiten<br />

dazu mit der Universität Hyderabad zusammen. Wir werden<br />

weiter dafür werben, gemeinsam einzukaufen und die Produkte<br />

gemeinsam zu vermarkten und zu verkaufen. Außerdem<br />

bauen wir die Ausbildungsangebote in unserem Bildungshaus<br />

aus.<br />

<strong>Landzeit</strong>: Was unterscheidet die Arbeit der MTRDS von der<br />

Vergabe von Kleinkrediten durch die Banken?<br />

Kommerzielle Banken haben die ländliche Bevölkerung als<br />

Kunden entdeckt. Sie suchen den Kontakt zu den Familien<br />

und bieten Kredite mit hohen Zinsen für Konsumanschaffungen<br />

an. Viele können nicht zurückzahlen und kommen in<br />

Schwierigkeiten. MTRDS vergibt Kredite nur über bestehende<br />

Kleingruppen in den Dörfern, einer gemeinsamen Anspar- und<br />

Lernphase und ausschließlich für den Aufbau eines Nebenerwerbs.<br />

<strong>Die</strong> Zinsen liegen nur wenig über der aktuellen Inflationsrate.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.eine-welt-ak.de oder www.mtrds.org


KLB Termine<br />

30. Juli bis 03. August 2<strong>01</strong>1<br />

Familienangebot<br />

Zeltlager für Kinder und Väter<br />

Zeltplatz auf der Sommerecke, Wolfach-Kirnbach<br />

Leitung: Johannes Osner, Patrick Berg, Uli Förderer,<br />

Werner Lauber<br />

13. August 2<strong>01</strong>1<br />

Familienangebot<br />

Kräuterbüschel binden zu Maria Himmelfahrt<br />

Oberrimsingen/Tuniberg<br />

Leitung: Vera Ziebarth (Kräuterpädagogin),<br />

Bettina Kern und Team<br />

18. September 2<strong>01</strong>1<br />

Spirituelle Wanderung mit dem CMR<br />

Bottenau/Ortenau<br />

Leitung: Mitglieder des AktivForums CMR-KLB<br />

09. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Spirituelle Familienwanderung<br />

Zell-Unterentersbach (Ortenau)<br />

Leitung: Helmut Ellensohn (Pastoralreferent),<br />

AktivForum Familie der KLB<br />

16. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Eröffnung des Spirituellen Weges<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

20. November 2<strong>01</strong>1<br />

Familienangebot<br />

Besinnlicher und kreativer Nachmittag<br />

vor Beginn des Advents<br />

Niederrimsingen<br />

Leitung: N.N., Bettina Kern und Team<br />

27. November 2<strong>01</strong>1<br />

Familienangebot<br />

Besinnlicher und kreativer Nachmittag<br />

zu Beginn des Advents<br />

Offenburg<br />

Leitung: Rita Zimmermeyer (Heilpädagogin),<br />

AktivForum Familie der KLB<br />

07. bis 08. Januar 2<strong>01</strong>2<br />

Impulstage<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

Leitung: Diözesanleitung der KLB<br />

19


<strong>Die</strong> Landfrauen<br />

20<br />

Rückblick<br />

Wohin mein Herz mich führt<br />

Im Alltag zu funktionieren,<br />

dass „der Laden läuft“ ist das Eine.<br />

Schließlich sind wir mit dem eigenen<br />

Leben einverstanden, wir haben es –<br />

bewusst oder unbewusst – selbst so<br />

gewählt. Und doch: Wer kennt<br />

nicht die leisen Fragen in<br />

seinem Inneren „Und jetzt?“<br />

„Ist das alles?“


Manchmal wäre es sicher bequemer, diese leise Stimme des<br />

Herzens, der Sehnsucht „nach Mehr“ zum Verstummen zu<br />

bringen. <strong>Die</strong> Spannung, die das Neue und das Unerprobte<br />

mit sich bringen, muss auch ausgehalten werden. Was können<br />

wir gewinnen, wenn wir der inneren Stimme folgen? Eine<br />

neue Erfahrung, neues Wissen, eine neue Erkenntnis über<br />

mich, eine neue Möglichkeit, meinem Leben Sinn zu geben?<br />

Veranstaltungen mit Herz<br />

„Wohin mein Herz mich führt“ war der Titel einer Veranstaltung<br />

der <strong>Katholische</strong>n <strong>Landfrauenbewegung</strong> (KLFB). Er könnte<br />

als Untertitel für viele Wochenenden und Vorträge gelten,<br />

zu denen sich Frauen bei der KLFB anmelden.<br />

Beim Enneagramm-Seminar im Januar bedeutete dieser<br />

Satz, mit Hilfe der neun Charaktertypen des Enneagramms<br />

die eigenen Begabungen, Anliegen und Lebenshindernisse<br />

zu beschreiben, und aufmerksamer zu werden in der Beziehung<br />

zu sich selbst, zu anderen und zu Gott. In der Fastenwoche<br />

nach Hildegard von Bingen entdeckten die Teilnehmerinnen<br />

viele gute Dinge aus der Natur, die die heilige<br />

Hildegard gefunden hatte, um Leib und Seele zu nähren und<br />

das Herz zu stärken.<br />

Auch die Bildungswoche hatte ein Herzensthema zum Anliegen:<br />

Eine positive Haltung zum Leben den Ängsten entgegenzustellen,<br />

um wieder von Herzen lachen zu können, das war<br />

eine der Übungen in dieser Woche. Beim Landfrauenzirkel<br />

wurden die Ergebnisse des Weltagrarberichts bekannt gemacht.<br />

Der Stimme seines Herzens zu folgen, hieß hier, der<br />

Sorge um den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft nachzugehen<br />

und das eigene Einkaufsverhalten zu überdenken.<br />

Bei Besinnungswochenenden und kleinen Auszeiten erhielten<br />

die Teilnehmerinnen vielfältige Impulse, wie sie in ihrem<br />

Leben Versöhnung und Vergebung erfahren können, wie mit<br />

den Gaben Gottes und der Natur körperliche und seelische<br />

Blockaden überwunden werden können und welche Vielfalt<br />

an Möglichkeiten es gibt, die Gaben der Schöpfung zu genießen<br />

und zu feiern.<br />

Positive Resonanz in Hegne und auf dem Jakosbsweg<br />

<strong>Die</strong> Resonanz auf das Angebot der Erholung in Hegne zeigte<br />

auch in diesem Jahr, wie groß das Herzensanliegen der<br />

Teilnehmerinnen war, dabei zu sein, den Festtag der Seligen<br />

Schwester Ulrika Nisch in Hegne zu erleben, Gemeinschaft<br />

zu haben und die Schönheit des Bodensees zu entdecken.<br />

Bereits sein vielen Jahrhunderten folgen Pilgernde der Stimme<br />

ihres Herzens, wenn sie sich auf den Jakobsweg nach<br />

Santiago de Compostela begeben. Eine Gruppe von Frauen<br />

war ein Stück gemeinsam auf dem schwäbisch-fränkischen<br />

Jakobsweg von Miltenberg bis Hochhausen-Tauberbischofsheim<br />

unterwegs, um in Bewegung zu sein und in Gebet und<br />

Meditation auch der Sehnsucht des Herzens auf die Spur zu<br />

kommen. I Susanne Jörger<br />

21


22<br />

M E N S C H E N I N D E N L A N D V E R B Ä N D E N<br />

In loser Folge stellen wir Menschen vor, die in den Landverbänden<br />

wichtige und segensreiche Arbeit leisten,<br />

und dabei oft im Verborgenen wirken.<br />

„Den Blick offen halten …“<br />

Maria Kitt-Hönig ist seit 20<strong>01</strong> Mitglied<br />

bei der <strong>Katholische</strong>n <strong>Landfrauenbewegung</strong><br />

(KLFB). Seit 2004 ist<br />

sie im Vorstand der KLFB tätig und<br />

hat mit Unterstützung der KLFB zwei<br />

Nachbarschaftshilfevereine gegründet.<br />

Maria Kitt-Hönig ist Mutter von<br />

vier Kindern und leidenschaftliche<br />

Biobäuerin. Gemeinsam bewirtschaftet<br />

sie mit ihrem Mann einen Ferkelerzeugerbetrieb. Susanne<br />

Jörger sprach mit ihr über ihr Engagement bei der KLFB.<br />

<strong>Landzeit</strong>: Wie bist Du zur KLFB gekommen?<br />

Ursprünglich über das Projekt LandLeben. Helena Vogler hat<br />

mich eines Tages gefragt, ob wir als Gastfamilie einen Jugendlichen<br />

aufnehmen wollten. Über den Verband selbst habe ich<br />

zu dieser Zeit wenig gewusst. Danach machte ich beim Projekt<br />

Biografieforschung als Biografin mit. <strong>Die</strong>se zwei Jahre<br />

waren sehr spannend, ich habe viel gelernt. Als mich Maria<br />

Hensler fragte, ob ich für den Vorstand kandidieren wolle,<br />

habe ich nicht lange überlegt und zugesagt. Ich wollte der<br />

KLFB etwas zurückgeben.<br />

<strong>Landzeit</strong>: Was findest Du attraktiv an der KLFB?<br />

<strong>Die</strong> Vielfalt der Themen, die wir anderen Frauen zur Bewusstseinsbildung<br />

weitergeben können. Nur, wenn ich Wissen und<br />

Informationen habe, Hintergründe und deren Zusammenhänge,<br />

kann ich mein Verhalten korrigieren. Ich erlebe, dass<br />

ich etwas bewegen kann, obwohl der Verband klein ist. Klein,<br />

aber fein! Es gibt keinen Dachverband, so können wir schnell<br />

auf aktuelle Themen reagieren, sind nah an den Menschen.<br />

Interessant und bereichernd ist die Bandbreite an unterschiedlichen<br />

Persönlichkeiten, die mir begegnen. <strong>Die</strong> vielfältigen<br />

Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung sind klasse.<br />

Dadurch kann ich mich selbst immer wieder reflektieren. Den<br />

Blick offen halten, nicht nur auf mich und meine Bedürfnisse<br />

schauen. Was mich von Anfang an begeistert hat, ist der<br />

Bezug zur Spiritualität. Hier in der KLFB kann ich meinen<br />

Glauben immer wieder neu entdecken, stärken und vertiefen.<br />

<strong>Landzeit</strong>: Welche Themen und Aktivitäten hältst Du für<br />

wichtig innerhalb der KLFB?<br />

Mir ist die aktive Gestaltung unserer Zukunft im ländlichen<br />

Raum wichtig. <strong>Die</strong> Auseinandersetzung mit dem Weltagrarbericht<br />

und dessen Lösungsansätze liegen mir am Herzen.<br />

Auch wenn die KLFB kein politischer Verband ist, können wir<br />

politisch etwas erreichen. <strong>Die</strong> Arbeit im Nachbarschaftshilfeverein<br />

zeigt mir täglich die Herausforderungen des demografischen<br />

Wandels auf: Soziale Netzwerke müssen verstärkt<br />

werden – nicht nur für ältere Menschen: Eine alleinerziehende<br />

Mutter oder Hartz IV-Empfängerin kann so sinnstiftende<br />

Arbeit finden, erfährt Wertschätzung und Anerkennung. Der<br />

Nachbarschaftshilfeverein ist oft Sprungbrett in ein geregeltes<br />

Arbeitsleben. Hoffentlich gelingt es, an vielen Orten lebenswerte<br />

Dorfgemeinschaften mit zu gestalten. Spannend fände<br />

ich einen Blick in die Zukunft, um im Rückblick zu sehen,<br />

was wir in der KLFB bewirkt haben.


Landfrauen auf dem fränkisch-schwäbischen Jakobsweg<br />

Zeit für Wesentliches<br />

„Es muss nicht immer Spanien sein“ – hinter diesem treffenden<br />

Titel stand die Idee Christel Erbachers, stellvertretende<br />

Vorsitzende im Vorstand der <strong>Katholische</strong>n <strong>Landfrauenbewegung</strong><br />

(KLFB), eine Pilgerwanderung auf dem fränkischschwäbischen<br />

Jakobsweg anzubieten.<br />

Als Pilgerin unterwegs – das heißt, meinen Rucksack packen<br />

und mich für eine begrenzte Zeit auf Wesentliches reduzieren.<br />

Mich den ganzen Tag unter freiem Himmel bewegen.<br />

Nicht irgendwelche Termine bestimmen meinen Rhythmus,<br />

sondern die Wegstrecke, das Wetter, meine körperliche Verfassung,<br />

meine Stimmung und – in einer Gruppe – meine<br />

Mitpilgernden.<br />

Wandern wird zum Pilgern<br />

Das Gehen entschleunigt und weitet meinen Blick für den<br />

Augenblick, macht mich frei, über mich, über mein Leben,<br />

über Gott nachzudenken. Manchmal wird so das Gehen zur<br />

Meditation, wird Wandern zum Pilgern.<br />

Pilgernde (lat. peregrini) waren im Mittelalter nur diejenigen,<br />

die das Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela<br />

in Spanien besuchten. Wie ein Netz überzogen die Jakobswege<br />

den europäischen Kontinent. Irgendwann gerieten<br />

sie dann in Vergessenheit. Seit etwa zwanzig Jahren werden<br />

die alten Jakobswege wieder neu entdeckt. Das Pilgern auf<br />

dem spanischen Hauptweg in Spanien ist aktueller denn je.<br />

Spanische Temperaturen<br />

Wenn auch die hügelige Landschaft, saftig und grün, nicht<br />

mit Spanien zu vergleichen ist, ebenso wenig die typischen<br />

Fachwerkhäuser Miltenbergs und Wertheims an Spanien<br />

erinnern, so ließen sich die Temperaturen während dieser<br />

zweieinhalb Tage durchaus als „spanisch“ bezeichnen. <strong>Die</strong><br />

16 Teilnehmerinnen der Pilgerwanderung waren dankbar für<br />

jedes Waldstück, das Schatten bot. Einige kamen körperlich<br />

an ihre Grenzen. Auch das ist Pilgern: <strong>Die</strong> eigenen Grenzen<br />

erfahren und respektieren lernen und sich damit Gott anvertrauen.<br />

I Susanne Jörger<br />

Gemeinsamer<br />

Pilgerstart an<br />

der Jakobuskirche<br />

in Miltenberg.<br />

23


<strong>Die</strong> Landfrauen<br />

24<br />

Termine<br />

24. bis 28. August 2<strong>01</strong>1<br />

Auszeit<br />

„Meiner Sehnsucht auf der Spur“<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

Referentin: Mara Roth, Familientherapeutin<br />

Leitung: Susanne Jörger, Diözesanreferentin KLFB<br />

07. bis 09. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Kleine Auszeit<br />

„Will ich Recht haben oder glücklich sein?“<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

Referentin: Ines Keßler, Dipl. Theologin<br />

Leitung: Elke Heizmann, Vorstand KLFB<br />

30. September bis <strong>01</strong>. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Enneagramm-Einführungsseminar<br />

„Einführung ins Enneagramm“<br />

Gästehaus St. Elisabeth, Hegne<br />

Referentin: Ursi Häfner-Neubauer, Enneagrammlehrerin<br />

Leitung: Maria Hensler, Diözesanvorsitzende KLFB<br />

09. bis 11. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Kleine Auszeit<br />

„Erntedank“<br />

Kloster Heiligkreuztal<br />

Referentinnen: Ingrid Kümpflein, Vorstand KLFB,<br />

Karola Rohrer, Vorstand KLFB, Kräuterpädagogin<br />

10. bis 11. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Besinnungstage<br />

„<strong>Die</strong> wichtigste Stunde im Leben ist die gegenwärtige“<br />

Gästehaus St. Elisabeth, Hegne<br />

Referentin: Sr. Edith-Maria Senn, Kloster Hegne<br />

Leitung: Monika Spitznagel, Verantwortliche der KLFB<br />

10. bis 14. Oktober<br />

Fastenwoche<br />

„Sammle Schätze, die durch den Winter tragen“<br />

Familienferiendorf, Langenargen<br />

Referentin: Annette Heizmann, Fastengruppenleiterin<br />

Leitung: Susanne Jörger, Diözesanreferentin KLFB<br />

18. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Infotag Nachbarschaftshilfe<br />

„Ich nehme meine Zeit in die Hand“<br />

FamilienFerienHaus Reichenau<br />

Referent: Thomas Brühl, Dipl. Soz. Päd., Heilpraktiker<br />

Leitung: Maria Hensler, Diözesanvorsitzende KLFB<br />

21. bis 23. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Enneagramm-Einführungsseminar<br />

„<strong>Die</strong> neun Bilder der Seele“<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

Referentin: Ines Keßler, Dipl. Theologin<br />

Leitung: Elke Heizmann, Vorstand KLFB


31. Oktober bis 04. November 2<strong>01</strong>1<br />

Auszeit I<br />

„Werde, was du bist“<br />

Haus Marienfried, Oberkirch<br />

Referentin: Gabi Schmelzle, Heilpraktikerin<br />

Leitung: Susanne Jörger, Diözesanreferentin<br />

31. Oktober bis 04. November 2<strong>01</strong>1<br />

Auszeit II<br />

„Mit ganzem Herzen“<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

Referentinnen: Rita Zimmermeyer, Heilpädagogin<br />

Elke Heizmann, Vorstand KLFB<br />

11. bis 13. November 2<strong>01</strong>1<br />

Wellness auf dem Bauernhof<br />

„Verwöhnen – genießen – erholen“<br />

Familie Dold, St. Peter<br />

Referentinnen: Christel Erbacher, Vorstand der KLFB<br />

Ingrid Kümpflein, Vorstand der KLFB<br />

14. bis 17. November 2<strong>01</strong>1<br />

Wellness mit Leib und Seele<br />

„Im Einklang mit Körper, Geist und Seele“<br />

Bad Schönborn<br />

Referentin: Inge Schork, Übungsleiterin Sport, Meditation<br />

Leitung: Christel Erbacher, Vorstand KLFB<br />

18. bis 19. November 2<strong>01</strong>1<br />

Diözesanversammlung<br />

„Spiritualität im Alltag“<br />

Kloster St. Lioba, Freiburg<br />

Referent: Dr. Arno Zahlauer, Geistliches Zentrum St. Peter<br />

Leitung: Maria Hensler, Diözesanvorsitzende der KLFB<br />

02. bis 03. Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

Tanzworkshop<br />

„Tanz dich frei“<br />

FamilienFerienHaus Reichenau<br />

Referent: Roger Häfner-Neubauer, Tanzpädagoge<br />

Leitung: Maria Hensler, Diözesanvorsitzende KLFB<br />

02. bis 04. Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

Kleine Auszeit<br />

„<strong>Die</strong> Farbe Rot“<br />

CVJM-Lebenshaus Unteröwisheim<br />

Referentin: Ines Keßler, Dipl. Theologin<br />

Begleitung: Elke Heizmann, Vorstand KLFB<br />

Leitung: Susanne Schmitt, Verantwortliche der KLFB<br />

25


Sankt Ulrich<br />

26<br />

Im Fokus<br />

Handfeste Hilfe in Notsituationen<br />

Seit 1965 gibt es den Betriebshelferdienst Südbaden in St.<br />

Ulrich. Bei Ausfall einer Arbeitskraft auf dem Hof infolge<br />

von Krankheit oder Unfall stellt der/die Betriebshelfer/in<br />

die Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebes sicher.<br />

24 Betriebshelfer und eine Betriebshelferin sind momentan<br />

im Einsatz. Karola Löffler übernahm die Einsatzleitung<br />

1974 als junge Frau, im Sommer geht sie in Ruhestand.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Landzeit</strong> möchte einen Teil ihrer geschätzten Erinnerungen<br />

und Einblicke sichern.


Erinnerungen an die Anfänge<br />

Das Büro des Betriebshelferdienstes<br />

in der Wohnung von Walter Buchholz,<br />

dem damaligen Schulleiter, seine Frau<br />

Ingeborg Buchholz in der Vermittlung.<br />

„Ich habe gerade am Anfang die familiäre<br />

Atmosphäre sehr geschätzt“,<br />

so schildert Karola Löffler (Foto) ihre<br />

Empfindungen damals. Viel Fingerspitzengefühl brauche es,<br />

um den passenden Betriebshelfer zu finden. Da müssten<br />

räumliche Distanz und Mentalität, Qualifikation und Verfügbarkeit<br />

zusammen passen. Und das will gelernt sein: „Da<br />

ich viele Einsatzorte gar nicht kannte, musste ich oft die<br />

Landkarte zu Hilfe nehmen. Ich war froh, dass Walter Buchholz<br />

mir viele Ratschläge geben konnte, zumal er viele Landwirtsfamilien<br />

persönlich kannte oder von Zeit zu Zeit durch<br />

die Lande reiste, um die Betriebe zu besuchen.“<br />

Auslöser für die Gründung des <strong>Die</strong>nstes durch Herrn Buchholz<br />

war ein tragisches Ereignis gewesen. „Ein Landwirt hatte<br />

sich aus lauter Verzweiflung das Leben genommen, nachdem<br />

seine verunglückte Frau für mehrere Monate als Arbeitskraft<br />

ausfiel. <strong>Die</strong> Familie hatte noch kleine Kinder. So brauchte es<br />

nun parallel zur Dorfhelferin noch einen Helfer im Betrieb.<br />

Herr Buchholz erkannte, dass dies kein Einzelfall war und<br />

ein Betriebshelferdienst, analog zum Dorfhelferinnenwerk,<br />

notwendig war“, erzählt Karola Löffler.<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten Veränderungen<br />

Vier hauptberufliche Betriebshelfer waren dann im Einsatz,<br />

50 Stunden in der Woche. Daneben gab es 32 Nebenberufliche,<br />

die bei Bedarf eingesetzt wurden, meist junge Hofnachfolger,<br />

die von Zeit zu Zeit abkömmlich waren. Heute<br />

sind die finanziellen Mittel knapper und keiner der Betriebshelfer<br />

ist mehr Vollzeit beschäftigt. Während es hauptsächlich<br />

Familienbetriebe mit mehreren Generationen unter einem<br />

Dach gab, sind es heute häufig hoch technisierte Einoder<br />

Zweipersonenbetriebe. Karola Löffler ergänzt: „<strong>Die</strong> Ansprüche<br />

änderten sich. Ein Betriebshelfer bedarf heute einer<br />

Berufsausbildung oder besonderen Qualifizierung über mehrere<br />

Lehrgänge, während früher auch Studenten eingesetzt<br />

wurden, sofern sie vor dem Studium eine landwirtschaftliche<br />

Ausbildung absolviert hatten.“<br />

<strong>Die</strong> Sozialversicherungsträger genehmigten damals bei den<br />

meisten Einsätzen volle Wochenarbeitszeiten. Inzwischen hat<br />

sich der Organisationsaufwand für Frau Löffler erhöht, weil<br />

der tatsächliche Bedarf in Stunden ermittelt und Einsätze<br />

nur noch für die unaufschiebbaren Arbeiten wie z.B. Stallarbeit,<br />

Heuernte, Reben und Bäume schneiden sowie Erntearbeiten<br />

genehmigt werden. Bei einem Einsatzgebiet vom<br />

Hanauerland bis nach Waldshut kann man sich Karola Löfflers<br />

Tüfteln und Schieben vorstellen, um Anfahrtswege und<br />

genehmigte Stunden in Einklang zu bringen.<br />

Frauen in dieser Männerwelt<br />

Wie die Männerwelt auf die dann dazu stoßenden Frauen<br />

reagierte, beschreibt Frau Löffler so: „Anfangs waren die Betriebe<br />

sehr skeptisch, sie befürchteten, eine Frau könne die<br />

körperliche Arbeit auf dem Hof nicht leisten. Inzwischen<br />

sind sie vom Gegenteil überzeugt und fragen gezielt nach<br />

der Betriebshelferin, die sie kennen gelernt haben.“ Und zu<br />

sich selbst: „Ich habe mich sehr wohl gefühlt in dieser Welt<br />

unter Männern. <strong>Die</strong> Betriebshelfer sind liebenswert, jeder<br />

auf seine eigene Art. Ich bekam Gelegenheit, sie und ihre Familien<br />

oder Partner/innen persönlich kennen zu lernen. So<br />

wusste ich mit der Zeit, welcher Betriebshelfer zu welchem<br />

Hof passt. Nur war der dann meistens gerade nicht frei.“<br />

Unvergessliche Geschichten<br />

Ganz sicher gibt es noch viele weitere unvergessliche Geschichten.<br />

Eine jedoch möchte Karola Löffler der <strong>Landzeit</strong><br />

noch mitgeben: „Ein allein stehender Landwirt mit großem<br />

Betrieb bekommt eine junge Betriebshelferin zugewiesen. Er<br />

ist mehr als skeptisch. Nach einigen Tagen aber will er ihr<br />

den Hof überschreiben, unter der Bedingung, dass sie ihn,<br />

den Bauern, mit übernimmt. Sie lehnt dankend ab.“<br />

I Christiane Röcke<br />

27


Sankt Ulrich<br />

28<br />

Karola Löffler geht in Ruhestand<br />

Stimmen zum Abschied<br />

1. Welche Eigenschaften fallen Ihnen ein, wenn Sie an Karola Löffler denken?<br />

2. Vervollständigen Sie bitte den Satz: Karola Löffler war für den Betriebshelferdienst Südbaden wie …<br />

3. Was wünschen Sie ihr für die Zukunft?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Absolut vertrauens- und liebenswürdig,<br />

hohe Überzeugungskraft,<br />

kooperativ, eine Seele von Mensch.<br />

… eine treue berufliche<br />

Weggefährtin.<br />

Viel Freiheit und Kreativität bei<br />

der Gestaltung der nachberuflichen<br />

Lebensphase.<br />

Dr. Alois Beck I Ehem. Schulleiter<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

1.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Zuverlässig, gute Überredungskünste, wie eine<br />

Mutter, immer freundlich und hilfsbereit.<br />

… der Topf<br />

zum Deckel.<br />

Für die Zukunft wünsche ich ihr noch viele gute<br />

Kontakte zu uns Betriebshelfern und zum Bildungshaus<br />

Kloster St. Ulrich, Gesundheit, Gottes Segen.<br />

Klemens Schmiederer I<br />

Landwirtschaftlicher Betriebshelfer<br />

Seit mehr als 20 Jahren kenne ich Karola Löffler. In all diesen Jahren habe ich<br />

nie erlebt, dass sie launisch oder genervt war. Es war zu spüren, dass es ihr ein<br />

Herzensanliegen war, den Betrieben zu helfen. Gleichzeitig ist es ihr gelungen,<br />

eine vertrauensvolle und auf gegenseitiger Wertschätzung beruhende Beziehung<br />

mit den Betriebshelfern zu führen. Ich bin überzeugt, dass es Frau Löffler<br />

sehr wichtig ist, ihre Nachfolgerin Frau Riesterer bestmöglich einzuarbeiten.<br />

… ein besonderes Geschenk.<br />

2.<br />

Gesundheit, das Gefühl, dass sie ihre Arbeit für den Betriebshelferdienst<br />

3. Südbaden hervorragend erledigt hat, und Gottes Segen.<br />

Barbara Wagner I Sozialreferentin BLHV und Geschäftsführerin<br />

Landwirtschaftlicher Betriebshelferdienst Südbaden


1.<br />

2.<br />

3.<br />

Pflichtbewusst, freundlich, hilfsbereit,<br />

loyal, unermüdlich nach Lösungen für<br />

die Einsätze suchend.<br />

… die Seele des täglich neuen und<br />

anspruchsvollen Alltagsgeschäfts.<br />

Ich wünsche Karola für die Zukunft,<br />

dass sie sich nach Einarbeitung der<br />

Nachfolgerin zurücklehnen kann, mit<br />

Stolz und Zufriedenheit zurückblickt auf<br />

ihre lange Tätigkeit und nie mehr von<br />

Anfragen träumt, die sich ab vorgestern<br />

James Bond für 24 Stunden montags bis<br />

sonntags als Betriebshelfer wünschen.<br />

Gerhard Fichter I Landwirtschaftsmeister,<br />

Mitarbeiterbetreuung beim BHD Südbaden<br />

1.<br />

2.<br />

Sie hat ein phänomenales Gedächtnis für<br />

Personen. Sie kennt „alle“ landwirtschaftlichen<br />

Betriebe in Südbaden. Sie bleibt<br />

so lange dran, bis man als Betriebshelfer<br />

nicht mehr nein sagen kann.<br />

3.<br />

… immer da.<br />

... bereit, alles eigene liegen zu lassen,<br />

wenn es schnell gehen musste.<br />

... sehr, sehr zuverlässig.<br />

Gesundheit, frohen Mut, viele weitere<br />

Jahre der Verbundenheit mit „ihrer Landvolkshochschule“<br />

und viele Enkelkinder.<br />

Bernhard Nägele I Schulleiter Bildungshaus<br />

Kloster St. Ulrich<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Eine „liebevolle Aufdringlichkeit“, wenn aus<br />

ihrer anfänglichen Anfrage für zwei bis drei<br />

Tage dann fünf Wochen werden sollten.<br />

… immer da.<br />

Gesundheit. Und uns wünsche ich, dass sie<br />

uns nicht vergisst und sich z.B. bei unseren<br />

Tagungen mal wieder sehen lässt.<br />

Josef Beck I Landwirtschaftlicher Betriebshelfer<br />

Stets gut gelaunt und freundlich, zuverlässig, immer<br />

da wenn man sie braucht. Hilfsbereit und mitfühlend.<br />

Beherrscht Überredungskünste perfekt ☺.<br />

… Andreas Müller in SWR3 mit seinem Montags-<br />

Motivations-Song, nur für mich an jedem Tag. Ihre<br />

Art, Menschen und Situationen stets positiv zu sehen<br />

und dies zum Ausdruck zu bringen, tut einfach gut.<br />

Dass sie in bester Gesundheit viele Pläne – z.B.<br />

Unternehmungen mit ihrem Mann, der ebenfalls in<br />

Ruhestand geht – umsetzen und genießen kann.<br />

Elvira Schuldis I Kollegin am Arbeitsplatz gegenüber<br />

DIE NACHFOLGERIN<br />

Ab <strong>01</strong>. Juli 2<strong>01</strong>1 wird Sabine Riesterer die Arbeit<br />

von Karola Löffler fortführen. Wir begrüßen sie<br />

ganz herzlich und wünschen ihr viel Spaß bei ihrer<br />

neuen Tätigkeit!<br />

29


Sankt Ulrich<br />

30<br />

Blick auf die Anfänge von St. Ulrich<br />

Ihr habt doch einen Turm …<br />

… könnte man den nicht für die Jugendarbeit ausbauen?<br />

Das sogenannte ,Schofer Türmle’ wurde es nicht, das der damalige<br />

Pfarrer von St. Ulrich dem Jugendkaplan Paul Wollmann<br />

anzubieten hatte. Eine Einladung zur Ortsbesichtigung,<br />

es muss im Jahr 1946/47 gewesen sein, eröffnete dann aber<br />

ganz andere Perspektiven. Dass dieses zufällige Treffen in Freiburg<br />

der erste Impuls für die Gründung des Bildungshauses<br />

Kloster St. Ulrich war, das konnte keiner von beiden ahnen.<br />

Ein Tagesausflug zur Ortsbesichtigung<br />

Mit ausreichend Verpflegung im Rucksack und einigermaßen<br />

guten Schuhen bestieg Wollmann die Straßenbahn<br />

von Freiburg nach Günterstal, um dann auf<br />

Schusters Rappen über Horben, den Eckhof und<br />

die Eduardshöhe nach St. Ulrich zu wandern.<br />

Der Pfarrer zeigte ihm das Gebäude und Wollmann<br />

sah, dass sich daraus etwas machen<br />

lässt. Allerdings nicht ganz so einfach.<br />

Mit Geld, es war noch vor der Währungsreform,<br />

war damals so gut wie<br />

nichts zu bekommen. Gezahlt<br />

wurde mit Naturalien. Offenbar<br />

hatte Wollmann<br />

schon seinerzeit gute<br />

Kontakte zur Landwirtschaft.<br />

Nägel konnten<br />

mit Schnaps beschafft<br />

und Dachlatten mit<br />

Rauchwaren bezahlt<br />

werden. Es ging voran,<br />

aber noch vieles war ein<br />

Provisorium als der erste<br />

Kurs für junge Männer<br />

ausgeschrieben wurde.<br />

Der Bildungsbetrieb kann beginnen<br />

Begonnen hat die Bildungsarbeit mit der ersten „Werkwoche<br />

für Landjugend“ im Dezember 1949. Das Jugendheim St.<br />

Ulrich war noch sehr einfach ausgestattet und die Kursteilnehmer<br />

sollten doch bitte – so stand es in der Einladung –<br />

für ihre Verpflegung einige Kartoffeln und Lebensmittelmarken<br />

mitbringen. Geschlafen wurde auf blanken Holzpritschen,<br />

als Zudecke dienten Papierluftschutzstrohsäcke.<br />

150 Anmeldungen gingen ein, 70 Teilnehmer konnten angenommen<br />

werden. Auch in Nordbaden wurde ein Versuch gestartet,<br />

auch hier mit großem Erfolg. Seminarorte waren<br />

das Kloster Messelhausen bei Lauda und die Baracken<br />

eines ehemaligen Lagers des Reichsarbeitsdienstes in<br />

Seckach.<br />

Einfach waren die Verhältnisse nicht; weder im<br />

Norden noch im Süden. Paul Wollmann sagte<br />

einmal, dass es außer an Mut, Begeisterung<br />

und unerschütterlichem Gottvertrauen<br />

an fast allem gefehlt habe.<br />

Heute kann man nur mit<br />

Hochachtung und Bewunderung<br />

auf das schauen, was<br />

aus diesen bescheidenen<br />

Anfängen wurde.<br />

I Dr. Josef Schneider


Bericht einer Teilnehmerin<br />

Fortbildung Seniorentanz<br />

„Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der<br />

Schwere der Dinge, verbindet den Einzelnen zur Gemeinschaft<br />

…“ Augustinus 4. Jhd. Unter diesem Motto fand vom<br />

02. bis 06. März 2<strong>01</strong>1 der Grundlehrgang „Tanzen im Sitzen<br />

– TiS“ statt, eine Kooperationsveranstaltung mit dem Bundesverband<br />

Seniorentanz e.V. (BVST). Rita Kanz-Langenstein<br />

hat daran teilgenommen und schildert ihre Eindrücke:<br />

Lernen leicht gemacht<br />

Was erwartet mich hinter den sieben Bergen, in dem einsamen<br />

Tal bei Freiburg, im Bildungshaus Kloster St. Ulrich? Strenges<br />

Pauken, höchste Konzentration, Anstrengung und Schwitzen<br />

vor Aufregung, um ja keinen Fehler zu machen? Mit solchen<br />

Gedanken kam wohl manche der 17 Teilnehmerinnen an. Anstrengend<br />

war es tatsächlich. Acht Stunden am Tag Information,<br />

Aufmerksamkeit und dabei sein. Und doch kamen Lockerheit,<br />

Freude am Lernen, Lachen und das Erlebnis „Ach,<br />

ich kann’s auch lernen!“ nicht zu kurz.<br />

Kompetente Leitung<br />

Mit Geschick und Einfühlungsvermögen führten die beiden<br />

Kursleiterinnen Karin Schmid und Gabriele Hilscher den Lehrgang.<br />

Bei herrlichstem Frühlingswetter waren Themen- und<br />

Gymnastiktänze mit oder ohne Handgerät angesagt. Wir erfuhren<br />

etwas über Takt, Grundschlag und Zählzeiten, übten,<br />

wie Tänze angeleitet werden, entwarfen Stundenbilder zu<br />

„Im Märzen der Bauer“ und „Farbenpracht des Frühlings“.<br />

Wohltuende, ganzheitliche Einstimmungen mit Musik, Texten,<br />

Kanons und Bewegung führten in den Tag. Auf der Theorieebene<br />

erarbeitete die Gruppe Veränderungen im normalen<br />

Alterungsprozess und beschäftigte sich mit den Krankheitsbildern<br />

Schlaganfall und Demenz. Wir wurden aufgerichtet<br />

von den Kursleiterinnen und den „Mitschülerinnen“, wenn<br />

wir an unseren Fähigkeiten zweifelten. Am Ende hatten wir<br />

20 Tänze im Gepäck und die Erfahrung gemacht, dass TiS<br />

dem ganzen Menschen gut tut: Körper, Geist, Seele und dem<br />

Erleben mit anderen.<br />

Zurück an die Basis<br />

Auf jeden Fall haben wir viel Handwerkszeug bekommen, um<br />

in den Gruppen in den verschiedensten Bereichen und Einrichtungen<br />

„fachfrauisch“ TiS auszuprobieren. Und können<br />

milde lächeln über Bemerkungen wie: „Tanzen im Sitzen?<br />

Hast du das schon nötig?“ Denn auch fürs Tanzen im Sitzen<br />

gelten die Empfehlungen von Augustinus: „Oh Mensch, lerne<br />

tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.“<br />

31


Sankt Ulrich<br />

32<br />

Termine<br />

Eine Auswahl der Angebote im<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

07. bis 09. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

35plus – Auszeit!<br />

„Dann und wann anhalten“<br />

Leitung: Christiane Röcke,<br />

Weiterbildungsreferentin St. Ulrich<br />

14. bis 16. Oktober 2<strong>01</strong>0<br />

Seminar für Frauen zur Burnout-Prävention<br />

„Hilfreich die Hand reichen und selber gesund bleiben“<br />

Leitung: Dr. Martina Baur, Referentin des IBP Hamburg<br />

(Institut für Burnout-Prävention)<br />

21. bis 23. Oktober 2<strong>01</strong>1<br />

Trauer und Tod<br />

„Es gibt Oasen in der Wüste“<br />

Leitung: Sabine Grumann, Pastoralreferentin<br />

04. bis 06. November 2<strong>01</strong>1<br />

Angebot für Paare<br />

„Zeit für Zärtlichkeit“<br />

Leitung: Gabriele Weber, Ehe- und Familienberaterin<br />

Johannes Kersting, Gestalt- und Paartherapeut<br />

09. bis 13. November 2<strong>01</strong>1<br />

Intensivseminar für Frauen<br />

zur Burnout-Prävention<br />

„Wenn der Körper zeigt, dass die Seele streikt“<br />

Leitung: Dr. Martina Baur, Referentin des IBP Hamburg<br />

(Institut für Burnout-Prävention)<br />

10. bis 12. November 2<strong>01</strong>1<br />

Trennung und Scheidung<br />

„Hilfreiche Unterstützung auf steinigem Weg“<br />

Leitung: Christiane Röcke,<br />

Weiterbildungsreferentin St. Ulrich<br />

18. bis 20. November und 02. bis 04. Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

Adventswochenende für Familien<br />

„Advent entgegengehen“<br />

Leitung: Ruth Zähringer, Dipl. Religionspädagogin


05. bis 07. Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

Hofübergabe und Hofübernahme<br />

„Rechtliches, steuerliches, soziales und persönliches“<br />

Leitung: Bernhard Nägele, Dipl.Ing.agr.<br />

09. bis 11. Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

Musische Bildung<br />

„Meditativer Tanz und Poesie zur Weihnacht“<br />

Leitung: Iris Beck, Gestaltpädagogin<br />

16. bis 20. Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

Einführungskurs Ökologischer Weinbau<br />

„<strong>Die</strong> Grundlagen des Ökologischen Weinbaus“<br />

Leitung: Paulin Köpfer, ECOVIN; Matthias Wolf,<br />

Johannes Hügle, Beratungsdienst ökologischer<br />

Weinbau; Bernhard Nägele, Dipl.Ing.agr.<br />

27. bis 30. Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

35 plus – Zwischen den Jahren<br />

„Jahresrückblick, Standortbestimmung, Ausblick“<br />

Leitung: Christiane Röcke, Weiterbildungsreferentin<br />

St. Ulrich, Ulrike Wolf, Sozialarbeiterin<br />

30. Dezember 2<strong>01</strong>1 bis 02. Januar 2<strong>01</strong>2<br />

Jahreswechsel für Familien<br />

„Sylvester einmal anders“<br />

Leitung: Peter Langenstein, Dipl. Theol. und Team<br />

02. bis 06. Januar 2<strong>01</strong>1<br />

Alleinerziehende Frauen mit Kindern<br />

„Freude lässt die Seele singen“<br />

Leitung: Edith Lauble, Diözesanreferentin<br />

für Alleinerziehende<br />

16. bis 19. Januar 2<strong>01</strong>1<br />

Bildungstage für Altenteiler<br />

„Wege zu einem guten Miteinander“<br />

Leitung: Bernhard Nägele, Dipl.Ing.agr.<br />

Dr. Alois Beck, ehemaliger Schulleiter St. Ulrich<br />

33


Blick ins Land<br />

34<br />

Im Fokus<br />

Kirche der Zukunft<br />

Eine große Dialoginitiative zur Situation der Kirche<br />

hatte Erzbischof Zollitsch im Herbst 2<strong>01</strong>0 angekündigt.<br />

Vor kurzem haben nun viele Menschen eine sogenannte<br />

„Dialogbox“ erhalten. Zwischen beiden Ereignissen<br />

lag noch ein Memorandum von Theologieprofessoren,<br />

das rasch Kreise zog und spannende Diskussionen ausgelöst<br />

hat.


Und jetzt?<br />

Schon vor über einem Jahr hatten die katholischen Landverbände<br />

mit ihrer Stellungnahme zur Zukunft der Kirche in<br />

den Dörfern sich zu Wort gemeldet. Gespräche im Ordinariat<br />

waren eine wichtige Folge gewesen. Der ländliche Raum wird<br />

seither als pastoraler Raum deutlicher wahrgenommen. <strong>Die</strong><br />

entscheidende Forderung aller Akteure ist weiterhin, dass die<br />

Kirche im Dorf bleiben muss. Wie kann das gesichert werden?<br />

Inzwischen hat sich eine Arbeitsgruppe Landpastoral gebildet,<br />

die die Aufgabe hat, die Diskussionsergebnisse in den<br />

Verbänden und Einrichtungen zur Dialoginitiative des Erzbischofs<br />

zu sammeln und zu bündeln. <strong>Die</strong> Arbeit im ländlichen<br />

Raum ist immer auch eine Arbeit für den ländlichen<br />

Raum, derzeit besonders auch für die Kirche im ländlichen<br />

Raum … und dass sie in diesem ländlichen Raum bleibt. <strong>Die</strong><br />

Gefahr ist groß, dass mit der Vergrößerung der Strukturen<br />

auch eine Vergröberung der Beziehungen beginnt. Das aber<br />

würde die Kirche im ländlichen Raum nachhaltig schwächen<br />

und die in ihrem Kern bedrohte Weitergabe des Glaubens<br />

noch mehr gefährden.<br />

Welche Kirche wollen wir in Zukunft?<br />

Es ist fraglos, dass eine bestimmte Gestalt<br />

der Kirche zu Ende geht. Aber hinter jeder<br />

Grenze liegt auch neues Land. <strong>Die</strong>sem<br />

neuen Land gilt es ein Gesicht zu geben.<br />

Denn das ist eine der Stärken dieser Kirche<br />

heute: Sie hat ein Gesicht. Wer wird<br />

dieses Gesicht in Zukunft sein? <strong>Die</strong> einen<br />

wollen über veränderte Zugangsbedingungen<br />

wieder mehr Priester oder sogar<br />

Priesterinnen und hoffen, dass diese<br />

Verantwortungsträger weiterhin das<br />

Gesicht der Kirche sein werden. <strong>Die</strong><br />

anderen denken an ein Mehr an Mitverantwortung<br />

der Gemeindemitglieder,<br />

suchen aber zugleich das Heil in<br />

größeren und damit unübersicht-<br />

licheren Strukturen. Vielleicht haben ja beide Recht: Es<br />

braucht den unverzichtbaren <strong>Die</strong>nst der Priester, aber auch<br />

die größere Freiheit und Verantwortung der Gemeinden. Nur<br />

im Zusammenspiel beider Kräfte eröffnet sich Zukunft.<br />

Wo auch immer sich Menschen im Bereich „Kirche und Ländlicher<br />

Raum“ in den zurückliegenden Monaten getroffen haben,<br />

waren die Zukunft der Kirche im Dorf und die von der<br />

Bistumsleitung geplanten Veränderungen der kirchlichen<br />

Struktur Thema. Der Leitgedanke<br />

in den Diskussionen hieß immer<br />

wieder „Lebensqualität durch Nähe“.<br />

Nah-Vorsorge ist nicht nur ein<br />

Thema der allgemeinen Grundversorgung<br />

in den Dörfern, sie gilt<br />

nicht minder für die Präsenz der<br />

amtlichen Kirche und die Gestaltung<br />

der Gemeindegottesdienste. Ob das<br />

eine vom Priester geleitete Eucharistiefeier<br />

oder ein Wortgottesdienst sein<br />

wird, ist eine weitere Frage. Maßgeblich<br />

wird sein, dass Menschen in den<br />

Gottesdiensten wie der Glaubensgemeinschaft<br />

dem unbegreiflichen Gott<br />

und seiner Gnade begegnen!<br />

I Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

35


Blick ins Land<br />

36<br />

Abschied Lucia Lang<br />

Im Aufbruch<br />

Am 29. Juni wurde Lucia Lang als<br />

Leiterin des Dorfhelferinnenwerks in<br />

Sölden verabschiedet. Aus diesem<br />

Grund hat die <strong>Landzeit</strong> sie zu einem<br />

persönlichen Rückblick auf diese Zeit<br />

eingeladen:<br />

Nach fast 19 Jahren als Leiterin des Dorfhelferinnenwerks<br />

verabschiede ich mich – und beginne den neuen<br />

Lebensabschnitt „Ruhestand“. In den zurückliegenden Jahren<br />

sind wir als Dorfhelferinnenwerk viele wichtige, wunderbare,<br />

erfolgreiche, teils auch schwere Schritte gegangen:<br />

<strong>Die</strong> Schließung der Dorfhelferinnenschule im Jahr 20<strong>01</strong> und<br />

der Abriss der Schulgebäude 2005 waren dabei die „sichtbarsten<br />

Ereignisse“. Das hat uns allen wehgetan – und dennoch<br />

waren nach vielen Diskussionen beide Entscheidungen<br />

unvermeidlich. Vor allem für viele Ehemalige war das<br />

schmerzhaft, schließlich waren die Gebäude lange ihre Heimat<br />

und sie haben viele Erinnerungen damit verbunden.<br />

Mit unserer Struktur als Dorfhelferinnenwerk, die noch immer<br />

auf dem beruht, was Elisabeth Schwander Mitte der 50er<br />

Jahre gegründet hat – sind wir „einmalig“ und auch der<br />

größte Anbieter von Familienpflege bzw. Dorfhilfe. Unsere<br />

Professionalität ist anerkannt, unsere Arbeit wird geschätzt.<br />

Und immer noch machen wir das, was bei der Gründung das<br />

Ziel war: Hilfe für Familien im ländlichen Raum. Dennoch<br />

hat sich einiges geändert, den Veränderungen im Rahmen<br />

des Strukturwandels, den Veränderungen von Familien überhaupt<br />

sowie den Entwicklungen in Gesetzgebung und Gesundheitspolitik<br />

angepasst:<br />

1992 wurden noch 42,8 Prozent unsere Einsätze in<br />

landwirtschaftlichen Familien erbracht; 2<strong>01</strong>0 sind<br />

das noch 12 Prozent der Einsätze.<br />

1992 waren 195 Mitarbeiterinnen im aktiven <strong>Die</strong>nst,<br />

heute sind es 244.<br />

Der Anteil der Teilzeitkräfte stieg von 1992 bis<br />

heute von 17 Prozent auf 78 Prozent.<br />

Seit einigen Jahren erschließen wir neue Tätigkeitsfelder,<br />

vor allem in der Jugendhilfe in Zusammenarbeit<br />

mit den Jugendämtern. Hier bringen wir mit der sehr<br />

guten Qualifikation unserer Mitarbeiterinnen genau<br />

das mit, was in diesen Einsätzen gefragt ist.<br />

In der Zusammenarbeit mit den katholischen Landverbänden<br />

sind wir mit unserer Aufgabe und Struktur als großer Arbeitgeber<br />

und <strong>Die</strong>nstleister immer „ein wenig anders“ – dennoch<br />

habe ich mich in diesem Verbund immer zuhause gefühlt.<br />

Rückblickend danke ich allen „vom Land“ für die Zusammenarbeit<br />

und Wertschätzung, für Unterstützung und das, was<br />

wir gemeinsam „auf die Beine gestellt“ haben. Ich freue<br />

mich, dass es mit der Beteiligung an der Aktion Minibrot nun<br />

wieder ein Projekt gibt, das uns verbindet.


Im Aufbruch<br />

Geh entschlossen,<br />

wenn die Träume rufen!<br />

Warte nicht –<br />

die Wege führen mitten durch,<br />

und wenn du Nahrung bräuchtest,<br />

schau dich um.<br />

die Wiesen blühen<br />

auch zu deiner Zeit,<br />

und niemals kommst du<br />

von der Erde ab,<br />

solange du gehst.<br />

Vreni März<br />

Unvergessen sind die vielen gemeinsamen Teilnahmen an<br />

der Badenmesse mitsamt den dazu gehörenden Diskussionen<br />

und Sitzungen – anfangs noch auf dem jetzt „Alten Messplatz“<br />

und der alten Stadthalle, dann in den neuen Hallen.<br />

Und als ganz besonderes Ereignis wird mir natürlich die<br />

Wallfahrt nach Santiago de Compostela 1999 in Erinnerung<br />

bleiben – aus diesen beiden Wochen gibt es bei mir viele<br />

bleibende Erinnerungen an Freuden und Anstrengungen, an<br />

Kurioses und Unglaubliches, an Begegnungen und schließlich<br />

an das große Erfolgserlebnis, dass wir es geschafft haben.<br />

Jetzt rufen mich noch ein paar Träume – ich freue mich auf<br />

die neue Zeit und wünsche allen Verbänden und Einrichtungen<br />

und allen darin tätigen Menschen „im Land“ eine gute<br />

Zeit. I Lucia Lang<br />

ELISABETH GROß<br />

In der Leitung des Dorfhelferinnenwerks (DHW) hat sich<br />

ein wichtiger Wechsel vollzogen. <strong>Die</strong> <strong>Landzeit</strong> gratuliert<br />

Elisabeth Groß zu ihrer neuen Aufgabe und wünscht ihr<br />

für diese Verantwortung alles Gute und Gottes Segen.<br />

„Eli“, wie sie immer wieder genannt<br />

wird, ist für viele keine Unbekannte.<br />

Bereits seit 2008 gehört<br />

sie als Fachbereichsleitung<br />

für Personalverwaltung und -entwicklung<br />

zum Team in Sölden.<br />

Von sich selbst sagt sie, dass der<br />

Wechsel ins DHW eine Rückkehr<br />

in die soziale Arbeit der Kirche bedeutet<br />

hat. Sie führt den „roten Faden“ in ihrer Arbeit mit<br />

Menschen fort. Das zeigt sich in den bunten Stationen<br />

ihres Lebens. Elisabeth Groß war u.a. Dekanatsjugendreferentin,<br />

Diözesanleiterin des BDKJ, Geschäftsführerin<br />

des Bildungswerkes der Erzdiözese oder Projektleiterin<br />

bei einem Dekanatscaritasverband.<br />

Im Söldener Boten hat sie sich selbst beschrieben: „Ich<br />

habe ein Herz für die Menschen auf dem Land und eine<br />

Leidenschaft fürs Landleben: für Haus und Hof, für Backen<br />

und Kochen, für Entwicklungen im ländlichen Raum, für<br />

die Landschaft, einfach für bodenständig ‚Gutes‘.“<br />

I Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

37


Blick ins Land<br />

38<br />

Für Sie gelesen:<br />

Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.<br />

Der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Freiburg am 24./25.<br />

September 2<strong>01</strong>1 ist ohne Zweifel ein Jahrhundertereignis.<br />

Mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche kommt zugleich<br />

ein Mann, der seit vielen Jahren mitten im kirchenamtlichen<br />

Geschehen steht und seine theologische<br />

Position energisch wie geschickt in der<br />

amtlichen Verkündigung platziert hat.<br />

Zum besseren Verständnis dieses Mannes<br />

hat die Erzdiözese drei Publikationen auf<br />

den Weg gebracht.<br />

Ein erster Sammelband stellt Joseph Ratzinger/Benedikt<br />

XVI. als Person und mit<br />

seinem Amt als Oberhaupt der katholischen<br />

Kirche dar. Neben dem biografischen<br />

Teil gehören hier Darstellungen<br />

des Petrus-Amtes, seiner ökumenischen<br />

Dimension und weltweiten Verantwortung<br />

zum Kernbestand des Buches. Ein<br />

Blick in die erste Enzyklika als Regierungserklärung<br />

des Papstes sowie seine<br />

„letzte“ Predigt in Freiburg beim<br />

Katholikentag 1978 runden diesen<br />

Band ab.<br />

In einem zweiten Teil stellen verschiedene<br />

Autoren die unterschiedlichen<br />

theologischen Arbeitsfelder<br />

von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.<br />

vor. Sein Interesse gilt immer wieder<br />

den Wechselwirkungen von Religion, Kultur und Gesellschaft.<br />

Theologie ist für ihn kein Spiel, sondern Nachdenken<br />

über den lebendigen Gott und Wegweisung für die Kirche<br />

als Glaubensgemeinschaft. Wie von selbst ergibt sich aus<br />

diesen beiden Feldern als drittes die Frage nach dem Weg<br />

der Kirche in die Zukunft. Aufgabe der Autoren war es, die<br />

zentralen Texte im Schaffen Ratzingers herauszudestillieren<br />

und zu erläutern. Der Theologe soll für den interessierten<br />

Leser so zur Sprache kommen, dass sich die Denkwelt des<br />

Papstes auch dem nicht fachkundigen Leser eröffnet.<br />

Im Einleitungstext zum ersten<br />

Band seiner Jesusdarstellung<br />

schreibt Joseph Ratzinger/Benedikt<br />

XVI.: „Gewiss brauche ich<br />

nicht eigens zu sagen, dass dieses<br />

Buch in keiner Weise ein<br />

lehramtlicher Akt ist, sondern<br />

einzig Ausdruck meines persönlichen<br />

Suchens ‚nach dem Angesicht<br />

des Herrn‘ (vgl. Psalm 27,8).<br />

Es steht daher jedermann frei, mir<br />

zu widersprechen. Ich bitte die Leserinnen<br />

und Leser nur um jenen<br />

Vorschuss an Sympathie, ohne den<br />

es kein Verstehen gibt.“<br />

I Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

www.papst-in-deutschland.de<br />

Das Buch können Sie im Erzbischöflichen<br />

Seelsorgeamt Freiburg beziehen.


Erntedankaktion 2<strong>01</strong>1<br />

Was (b)isst Du?<br />

<strong>Die</strong> Auswahl eines Leitthemas für das Erntedankfest<br />

stellt sich Jahr für Jahr als echte Herausforderung<br />

dar. Denn das Erntedankfest mit seinem folkloristischen<br />

Gepränge soll ebenso Raum finden, wie der<br />

hinter dem Tag stehende Blick auf den Schöpfer<br />

und Liebhaber des Lebens. <strong>Die</strong> sichtbaren Gaben<br />

der Schöpfung verweisen auf den unsichtbaren Geber<br />

der Gaben – der Erntealtar eröffnet den Blick<br />

auf den Spender des Lebens. Und gerade der Liebhaber<br />

des Lebens verpflichtet seine Geschöpfe zur<br />

Pflege der Schöpfung – Nachhaltigkeit ist das<br />

daraus hervorgehende Gebot der Stunde.<br />

<strong>Die</strong>ser vielfache Verweis steht Pate beim diesjährigen<br />

Thema, wenn es dadurch auch schwer<br />

auszusprechen ist:<br />

„Was isst Du? – Was bist Du?“<br />

In der Entscheidung über die eigene Ernährung fallen auch<br />

Entscheidungen über die Wertschätzung der Nahrungsmittel<br />

und vor allem über den, der sich ernährt. Der gefüllte Teller<br />

erzählt etwas von dem, der seinen Teller füllt. Das sprachliche<br />

Thema der Erntedankaktion 2<strong>01</strong>1 ist zugleich ihr Bildmotiv<br />

geworden. Hinter dem Leitwort steht auch die Einsicht,<br />

dass die Dinge, die Menschen essen, Teil ihres Leibes<br />

und damit Teil ihres Lebens werden. Damit verweist das<br />

Thema aber auch zutiefst<br />

in unsere Glaubenswelt<br />

hinein: Der<br />

christliche Glaube denkt<br />

groß vom Menschen, aber<br />

auch groß von seinen<br />

Möglichkeiten und seiner<br />

Verantwortung. Ein guter Umgang mit der eigenen Ernährung<br />

entspricht diesem Bild vom Menschen ebenso wie ein<br />

gerechter Umgang mit den Gaben der Schöpfung. Letztlich<br />

dient beides dem Menschen. I Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

www.landpastoral.de – Das Material zum Erntedankgottesdienst<br />

ist online zugänglich. Neben einem<br />

Gebetswürfel zum Basteln findet sich dort auch eine<br />

vielgestaltige Sammlung von Figuren, die sich zu<br />

einem Würfelspiel zusammenstellen lässt.<br />

39


Blick ins Land<br />

40<br />

100 Jahre Paul Wollmann<br />

Erinnerung schafft Zukunft<br />

Der „Wollmann-Tag“ ist in St. Ulrich schon lange eine feste<br />

Einrichtung, wenn sich Weggefährten und Freunde des ersten<br />

Landvolkpfarrers der Erzdiözese zu Gottesdienst und Gedenken,<br />

aber auch zum Austausch in aktuellen Fragen treffen.<br />

Der Tag hat sich seit einigen Jahren immer mehr zu einem<br />

Gedenken an die Gründergeneration der kirchlichen Landbewegung<br />

gewandelt. Im kommenden Dezember wird Paul<br />

Wollmann jedoch besondere Aufmerksamkeit beanspruchen.<br />

2<strong>01</strong>1 ist das Jahr seines 100. Geburtstags.<br />

Wollmanns große Idee war es, Menschen so zu befähigen,<br />

dass sie als Christinnen und Christen Verantwortung für die<br />

Gestaltung ihrer Lebenswelt in Kommune und Kirche übernehmen<br />

können. Das Instrument in diesem Anliegen war für<br />

ihn Bildung im umfassenden Sinn. <strong>Die</strong> Menschen sollten<br />

religiöse, politische und menschliche Grundkenntnisse erwerben<br />

und damit letztlich an ihrer eigenen Charakterbildung<br />

arbeiten. Nur vom Geist des Evangeliums geformte<br />

Menschen könnten die Welt voranbringen.<br />

Hinter dieser Idee stand das jesuanische Bild vom Sauerteig.<br />

Ein wenig Sauerteig kann alles durchsäuern und ihm<br />

seinen Geschmack geben. Etliche Jahre vor dem II. Vatikanischen<br />

Konzil verwirklichten Paul Wollmann und die Menschen<br />

mit ihm einen Gedanken, den diese Kirchenversammlung<br />

Anfang der 60er Jahre formulierte: „<strong>Die</strong> Kirche ist ja in<br />

Christus gleichsam das Sakrament, d.h. Zeichen und Werkzeug<br />

für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit<br />

der ganzen Menschheit“ (Vatikanum II, Kirchenkonstitution<br />

1). Und Kirche waren ihm immer schon alle, die sich<br />

durch Taufe und Firmung mit Gott verbunden haben.<br />

Ein Echo dieser Orientierung findet sich bis heute in den Namen<br />

der Landverbände, die alle „Bewegung“ in ihrem Namen<br />

tragen. Hier versammeln sich Menschen und verbinden<br />

sich in einem gemeinsamen Anliegen, das sie selbst bewegt<br />

und mit dem sie andere bewegen wollen. <strong>Die</strong> so entstehende<br />

Bewegung ist gleichsam eine Folgeerscheinung des Evangeliums,<br />

in der Sprache des Konzils ein Sakrament.<br />

I Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich<br />

HINTERGRUND<br />

Seit über einem Jahr arbeitet Dr. Josef Schneider daran, die<br />

Erinnerungen an die Gründungszeit der Verbände nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg zu sammeln und darzustellen. <strong>Die</strong><br />

Darstellung zählt bereits über 100 Seiten. <strong>Die</strong> <strong>Landzeit</strong><br />

wird in der kommenden Ausgabe über das Projekt berichten.


Du kannst Tränen vergießen, weil er gegangen ist.<br />

Oder Du kannst lächeln, weil er gelebt hat.<br />

Du kannst Deine Augen schließen und beten,<br />

dass er wiederkehrt …<br />

Gerade eben noch war er für uns da, haben wir ihn in<br />

verschiedenen Situationen erlebt, mit ihm geredet, gelacht<br />

… Vor kurzem haben wir ihn auf der Bundesversammlung<br />

der KLJB Deutschland in einen neuen Lebensabschnitt<br />

verabschiedet, nun müssen wir ihn ganz<br />

loslassen und der Geborgenheit Gottes anvertrauen.<br />

Als Geistlichen Leiter der KLJB auf Gruppen-, Bezirks-,<br />

Diözesan- und Bundesebene durften wir ihn kennen<br />

lernen. Durch seine echte und authentische Art wurde<br />

er für viele junge Menschen zum wichtigen Ansprechpartner<br />

und Wegbegleiter. Er war aufmerksam für die<br />

Situation seiner Mitmenschen und sensibel auch für<br />

die leisen Zwischentöne.<br />

<strong>Die</strong> überraschende Nachricht vom Tod von<br />

Hans Thomas Pospischil<br />

ist für uns noch immer unfassbar.<br />

Du kannst Tränen vergießen, weil er gegangen ist.<br />

Oder Du kannst lächeln, weil er gelebt hat.<br />

Du kannst Deine Augen schließen und beten,<br />

dass er wiederkehrt …<br />

Wer mit ihm zusammen arbeitete, erlebte ihn als Menschen,<br />

der sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden<br />

gab und der das Talent hatte, neue und andere Sichtweisen<br />

einzubringen. Er war nicht nur ein einfühlsamer<br />

Seelsorger. Sein Verständnis als Priester war auch Grundlage<br />

seines politischen Handelns, für sein Engagement<br />

in weltlichen und gesellschaftlichen Themenbereichen.<br />

Wir verlieren einen engagierten KLJB’ler, einen guten<br />

Freund und Seelsorger. Hans Thomas: DANKE für alles!<br />

Wir werden Dich nicht vergessen!<br />

Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden.<br />

<strong>Katholische</strong> Landjugendbewegung (KLJB) Freiburg<br />

… Oder du kannst die Augen öffnen<br />

und all das sehen, was er hinterlassen hat.<br />

41


42<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Katholische</strong> Landvolk Bewegung Freiburg<br />

<strong>Katholische</strong> <strong>Landfrauenbewegung</strong> Freiburg<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich, LVHS<br />

Referat Kirche und Ländlicher Raum<br />

Redaktion: Dr. Thomas <strong>Die</strong>trich, Landvolkpfarrer<br />

Susanne Jörger, Diözesanreferentin KLFB<br />

Dr. Jessica Knall, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Norbert Mittnacht, Diözesanreferent KLB<br />

Christiane Röcke, Referentin St. Ulrich<br />

Weitere Autoren: Tobias Andres, Thomas Fleischmann,<br />

Christian Hiß, Rita Kanz-Langenstein,<br />

Lucia Lang, Bernhard Nägele, Werner<br />

Räpple, Dr. Josef Schneider, Martin Zapf,<br />

KLJB Freiburg<br />

Fotos: Franziska Schüle, pixelio, KNA, Fotoarchive<br />

der Herausgeber, privat, Valentin Knall,<br />

Zukunftsstiftung Landwirtschaft<br />

Gestaltung: Gabriele Schmidt, Freiburg<br />

Anschrift: Okenstraße 15<br />

79108 Freiburg<br />

Telefon 0761 5144-241<br />

mail@landpastoral.de<br />

Freiburg im Juli 2<strong>01</strong>1


Ein junger Mann betrat<br />

im Traum einen Laden. Hinter der<br />

Theke stand ein Engel. Hastig fragte er<br />

ihn: „Was verkaufen Sie, mein Herr?“ Der<br />

Engel antwortete freundlich: „Alles, was Sie wollen.“<br />

Der junge Mann begann aufzuzählen: „Dann<br />

hätte ich gern das Ende aller Kriege in der Welt, bessere<br />

Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft,<br />

Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, Arbeit für<br />

die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in der<br />

Kirche und, und, und …“ Da fiel ihm der Engel ins Wort:<br />

„Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich<br />

falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir<br />

verkaufen nur den Samen.“<br />

Aus Willi Hofsümmer, Kurzgeschichten 1,<br />

255 Kurzgeschichten für Gottesdienst,<br />

Schule und Gruppe, Grünewaldverlag<br />

Impuls


die Herausgeber<br />

Kirche und Ländlicher Raum<br />

Referat im Erzbischöfl. Seelsorgeamt<br />

Okenstraße 15, 79108 Freiburg<br />

Tel. 0761 5144-241, Fax -234<br />

mail@landpastoral.de<br />

www.landpastoral.de<br />

<strong>Katholische</strong> Landvolk Bewegung<br />

(KLB) in der Erzdiözese Freiburg<br />

Okenstraße 15, 79108 Freiburg<br />

Tel. 0761 5144-235, Fax -234<br />

mail@klb-freiburg.de<br />

www.klb-freiburg.de<br />

<strong>Katholische</strong> <strong>Landfrauenbewegung</strong><br />

(KLFB) in der Erzdiözese Freiburg<br />

Okenstraße 15, 79108 Freiburg<br />

Tel. 0761 5144-243, Fax -234<br />

mail@kath-landfrauen.de<br />

www.kath-landfrauen.de<br />

Bildungshaus Kloster St. Ulrich<br />

Landvolkshochschule<br />

79283 Bollschweil<br />

Tel. 07602 91<strong>01</strong>-0, Fax -90<br />

info@St-Ulrich-LVHS.de<br />

www.St-Ulrich-LVHS.de

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