Die Landzeit 01-2011. - Katholische Landfrauenbewegung
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Das Thema<br />
8<br />
Land gleich Landwirtschaft?<br />
Spätestens seit der Fernsehserie<br />
„Bauer sucht Frau“ ist allen<br />
klar: Männer auf dem Land<br />
sind Bauern, die alle eine Frau<br />
suchen und keine finden. <strong>Die</strong><br />
Rolle von Frauen auf dem Land<br />
ist dank der ultimativen Klarstellung<br />
durch die oberste Landfrau<br />
Ilse Aigner auch geklärt.<br />
Sie schreibt: „Landfrauen sind wahre Multitalente:<br />
Sie sitzen auf dem Schlepper, versorgen die Tiere,<br />
führen die Bücher und kümmern sich auch um Haushalt<br />
und Kinder.“ Und wie es auf dem Land auszusehen<br />
hat, das ist seit dem Erscheinen von Zeitschriften<br />
wie „Landlust“ oder „Liebesland“ auch geklärt.<br />
Gefährliche Verzerrung der Wahrnehmung<br />
<strong>Die</strong>se Klischees von der heilen Welt auf dem Land, die<br />
von den Medien, aber auch von der Politik nach wie<br />
vor bedient werden, kleben wie Kaugummi und verzerren<br />
die Realität bis zur Unkenntlichkeit. Wie gefährlich<br />
es jedoch sein kann, wenn von falschen Vorstellungen<br />
ausgegangen wird, zeigen folgende Beispiele:<br />
Große Teile der Gelder des Agraretats der Europäischen<br />
Union sind Strukturmittel für den ländlichen<br />
Raum. <strong>Die</strong>se Gelder werden in Frage gestellt, weil es<br />
ja immer weniger Bauern gibt. Dass mit diesen Geldern<br />
Infrastrukturmaßnahmen wie Straßenbau, Dorferneuerung<br />
oder Breitbandverkabelung finanziert<br />
werden, ist den meisten Kritikern unbekannt.<br />
Realistische Zukunftsperspektiven<br />
Angesichts solcher Beispiele ist es höchste Zeit, sich<br />
von Klischees zu verabschieden und sich den Realitäten<br />
zu stellen. Ländlicher Raum ist mehr als „nur“<br />
Landwirtschaft.<br />
Wer tragfähige und nachhaltige Ansätze für die Probleme<br />
unserer Landwirtschaft entwickeln will, kann<br />
diese nicht losgelöst vom ländlichen Raum und all seinen<br />
Bewohnern betrachten. Große Herausforderungen<br />
der Zukunft, wie z.B. der demographische Wandel, eine<br />
nachhaltige Energieversorgung, die Klimaveränderung<br />
und der Strukturwandel stehen im ländlichen<br />
Raum an. Nur auf der Basis einer realistischen Sichtweise<br />
wird es gelingen, für die Dörfer und die Landwirtschaft<br />
diese Herausforderungen in positive Zukunftsperspektiven<br />
zu verwandeln.<br />
Bernhard Nägele<br />
Agraringenieur und Leiter des<br />
Bildungshauses Kloster St. Ulrich<br />
KLARTEXT