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Die Landzeit 01-2011. - Katholische Landfrauenbewegung

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Erinnerungen an die Anfänge<br />

Das Büro des Betriebshelferdienstes<br />

in der Wohnung von Walter Buchholz,<br />

dem damaligen Schulleiter, seine Frau<br />

Ingeborg Buchholz in der Vermittlung.<br />

„Ich habe gerade am Anfang die familiäre<br />

Atmosphäre sehr geschätzt“,<br />

so schildert Karola Löffler (Foto) ihre<br />

Empfindungen damals. Viel Fingerspitzengefühl brauche es,<br />

um den passenden Betriebshelfer zu finden. Da müssten<br />

räumliche Distanz und Mentalität, Qualifikation und Verfügbarkeit<br />

zusammen passen. Und das will gelernt sein: „Da<br />

ich viele Einsatzorte gar nicht kannte, musste ich oft die<br />

Landkarte zu Hilfe nehmen. Ich war froh, dass Walter Buchholz<br />

mir viele Ratschläge geben konnte, zumal er viele Landwirtsfamilien<br />

persönlich kannte oder von Zeit zu Zeit durch<br />

die Lande reiste, um die Betriebe zu besuchen.“<br />

Auslöser für die Gründung des <strong>Die</strong>nstes durch Herrn Buchholz<br />

war ein tragisches Ereignis gewesen. „Ein Landwirt hatte<br />

sich aus lauter Verzweiflung das Leben genommen, nachdem<br />

seine verunglückte Frau für mehrere Monate als Arbeitskraft<br />

ausfiel. <strong>Die</strong> Familie hatte noch kleine Kinder. So brauchte es<br />

nun parallel zur Dorfhelferin noch einen Helfer im Betrieb.<br />

Herr Buchholz erkannte, dass dies kein Einzelfall war und<br />

ein Betriebshelferdienst, analog zum Dorfhelferinnenwerk,<br />

notwendig war“, erzählt Karola Löffler.<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten Veränderungen<br />

Vier hauptberufliche Betriebshelfer waren dann im Einsatz,<br />

50 Stunden in der Woche. Daneben gab es 32 Nebenberufliche,<br />

die bei Bedarf eingesetzt wurden, meist junge Hofnachfolger,<br />

die von Zeit zu Zeit abkömmlich waren. Heute<br />

sind die finanziellen Mittel knapper und keiner der Betriebshelfer<br />

ist mehr Vollzeit beschäftigt. Während es hauptsächlich<br />

Familienbetriebe mit mehreren Generationen unter einem<br />

Dach gab, sind es heute häufig hoch technisierte Einoder<br />

Zweipersonenbetriebe. Karola Löffler ergänzt: „<strong>Die</strong> Ansprüche<br />

änderten sich. Ein Betriebshelfer bedarf heute einer<br />

Berufsausbildung oder besonderen Qualifizierung über mehrere<br />

Lehrgänge, während früher auch Studenten eingesetzt<br />

wurden, sofern sie vor dem Studium eine landwirtschaftliche<br />

Ausbildung absolviert hatten.“<br />

<strong>Die</strong> Sozialversicherungsträger genehmigten damals bei den<br />

meisten Einsätzen volle Wochenarbeitszeiten. Inzwischen hat<br />

sich der Organisationsaufwand für Frau Löffler erhöht, weil<br />

der tatsächliche Bedarf in Stunden ermittelt und Einsätze<br />

nur noch für die unaufschiebbaren Arbeiten wie z.B. Stallarbeit,<br />

Heuernte, Reben und Bäume schneiden sowie Erntearbeiten<br />

genehmigt werden. Bei einem Einsatzgebiet vom<br />

Hanauerland bis nach Waldshut kann man sich Karola Löfflers<br />

Tüfteln und Schieben vorstellen, um Anfahrtswege und<br />

genehmigte Stunden in Einklang zu bringen.<br />

Frauen in dieser Männerwelt<br />

Wie die Männerwelt auf die dann dazu stoßenden Frauen<br />

reagierte, beschreibt Frau Löffler so: „Anfangs waren die Betriebe<br />

sehr skeptisch, sie befürchteten, eine Frau könne die<br />

körperliche Arbeit auf dem Hof nicht leisten. Inzwischen<br />

sind sie vom Gegenteil überzeugt und fragen gezielt nach<br />

der Betriebshelferin, die sie kennen gelernt haben.“ Und zu<br />

sich selbst: „Ich habe mich sehr wohl gefühlt in dieser Welt<br />

unter Männern. <strong>Die</strong> Betriebshelfer sind liebenswert, jeder<br />

auf seine eigene Art. Ich bekam Gelegenheit, sie und ihre Familien<br />

oder Partner/innen persönlich kennen zu lernen. So<br />

wusste ich mit der Zeit, welcher Betriebshelfer zu welchem<br />

Hof passt. Nur war der dann meistens gerade nicht frei.“<br />

Unvergessliche Geschichten<br />

Ganz sicher gibt es noch viele weitere unvergessliche Geschichten.<br />

Eine jedoch möchte Karola Löffler der <strong>Landzeit</strong><br />

noch mitgeben: „Ein allein stehender Landwirt mit großem<br />

Betrieb bekommt eine junge Betriebshelferin zugewiesen. Er<br />

ist mehr als skeptisch. Nach einigen Tagen aber will er ihr<br />

den Hof überschreiben, unter der Bedingung, dass sie ihn,<br />

den Bauern, mit übernimmt. Sie lehnt dankend ab.“<br />

I Christiane Röcke<br />

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