Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e. V.<br />
Tagungsdokumentation<br />
<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>doch</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong> <strong>–</strong><br />
Angebote der <strong>Diakonie</strong>stationen<br />
für demenziell Erkrankte<br />
Evangelischer<br />
Fachverband<br />
Ambulante Pflege<br />
für NRW<br />
Fachtagung<br />
Bochum<br />
Jahrhunderthaus<br />
5. Mai 2009<br />
Geschäftsführung<br />
Frauke Bußkamp
Impressum<br />
Evangelischer Fachverband<br />
Ambulante Pflege für NRW<br />
in den Diakonischen Werken der<br />
Ev. Kirche im <strong>Rheinland</strong>, der<br />
Ev. Kirche von <strong>Westfalen</strong> und der<br />
Lippischen Landeskirche<br />
Frauke Bußkamp<br />
Geschäftsführerung<br />
Telefon 0251 2709-310<br />
Telefax 0251 2709-903<br />
E-Mail<br />
f.busskamp@diakonie-rwl.de<br />
www.diakonie-rwl.de<br />
Fachtagung in Kooperation mit<br />
UnterstützungsNetzwerk Demenz<br />
(UND) <strong>Diakonie</strong>, gefördert durch<br />
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />
des Landes Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> und<br />
Landesverbände der Pflegekassen<br />
Juni 2009
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort<br />
Frauke Bußkamp<br />
Ev. Fachverband Ambulante Pflege für NRW<br />
Andacht<br />
Pfarrer Dirk Brüseke<br />
Bochum<br />
Demenz in der Familie <strong>–</strong> psychosoziale Beratung<br />
und Unterstützung in Bochum<br />
Christel Schulz<br />
Alzheimer Gesellschaft Bochum e. V. /<br />
Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
Aufbau von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten für<br />
Menschen mit Demenz <strong>–</strong> Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
und konzeptionelle Hilfestellungen<br />
Frauke Bußkamp<br />
Projekt UnterstützungsNetzwerk (UND) <strong>Diakonie</strong> Demenz<br />
<strong>–</strong> Erste Erfahrungen und Einschätzungen<br />
Gerd Lübbert<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e. V.<br />
Praxisbeispiele<br />
Aktion „Atempause“ <strong>–</strong> Betreuungsnachmittage für<br />
Demenzkranke und Gesprächsgruppen für Angehörige<br />
Christine Dröge und Brunhilde Peil<br />
<strong>Diakonie</strong> Gütersloh e. V.<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>–</strong> Hausbetreuungsservice zur Entlastung<br />
pflegender Angehöriger demenzkranker Menschen<br />
Malcom Lichtenberger<br />
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Kleve e. V.<br />
Senioren Zeit schenken <strong>–</strong><br />
Gemeindebesuchsdienst Gerthe<br />
Monika Riekert und Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong> Ruhr gGmbH, Bochum<br />
Statt eines Nachwortes<br />
Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil<br />
(http://www.deutsche-demenz-stiftung.de/media/arno_geiger.pdf)<br />
- 2 -
Anhang<br />
Synopse zur Verordnung über niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote für Pflegebedürftige (HBPfVO) vom<br />
22. Juli 2003, Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />
(Stand: 20. Dezember 2008)<br />
Synopse zum Sozialgesetzbuch XI<br />
mit Änderungen durch das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />
und durch das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />
Auszug aus: <strong>Diakonie</strong> Texte 07 2008 (Stand: 1. Juli 2008)<br />
UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong>. Menschen mit<br />
Demenz ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />
(Projektskizze, April 2009)<br />
Der Mann am Fenster<br />
Lied von PUR<br />
Einladungsflyer
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland drängt ambulante Pflegeeinrichtungen, ihre Praxis<br />
zur Versorgung der demenziell erkrankten Menschen in der Häuslichkeit zu überprüfen und<br />
nachhaltig zu verbessern. Viele <strong>Diakonie</strong>stationen bieten heute schon zusätzliche oder niedrigschwellige<br />
Betreuungsangebote an. Für diese Angebote werden zum Beispiel ehrenamtliche<br />
Helferinnen und Helfer, mit einer entsprechenden Qualifizierung eingesetzt. Unter pflegefachlicher<br />
Anleitung übernehmen sie die Betreuung in Gruppen oder im häuslichen Bereich, um<br />
pflegende Angehörige zu entlasten und beratend zu unterstützen. Die Angebote können entweder<br />
Betreuungsgruppen für Menschen mit demenziellen Erkrankungen sein, Helfer- und Helferinnenkreise<br />
zur stundenweise Entlastung pflegender Angehöriger im häuslichen Bereich, eine<br />
Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzelbetreuungen.<br />
Der Evangelische Fachverband Ambulante Pflege für NRW der Evangelischen Kirche im<br />
<strong>Rheinland</strong>, der Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong> und der Lippischen Landeskirche hat das<br />
Thema Demenz als Schwerpunktthema für das Jahr 2009 gewählt.<br />
Die vorliegende Dokumentation der Tagung vom 05. Mai 2009 „<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong> <strong>–</strong> Angebote<br />
der <strong>Diakonie</strong>stationen für demenziell Erkrankte“ soll einerseits die Beiträge im Rahmen der Veranstaltung<br />
und die Entwicklung unserer Arbeit im Verbandsbereich der <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e. V. dokumentieren, andererseits auch „Neulingen“, die sich bislang wenig<br />
oder gar nicht mit der Materie beschäftigt haben, einen Überblick und Impulse zum Aufbau von<br />
niedrigschwelligen Betreuungsangeboten für Menschen mit Demenz geben. Die Zusammenstellung<br />
der Beiträge soll Veränderungsprozesse auf lokaler Ebene anregen und die wohnortnahe<br />
Unterstützung der demenziell erkrankten Menschen und ihrer Familien weiterentwickeln.<br />
<strong>Da</strong>bei wird aufgezeigt, wie wichtig Vernetzung und die Zusammenarbeit der an der Versorgung<br />
beteiligten Professionen sind. Vier unterschiedlich gestaltete Praxisbeispiele zeigen auf, dass<br />
mit verschiedenen Kooperationspartnern vor Ort viel geleistet und die Versorgung im Sinne der<br />
Betroffenen optimiert werden kann.<br />
Lassen Sie sich auf das Thema „Demenz“ ein!<br />
Frauke Bußkamp<br />
Geschäftsführung<br />
Evangelischer Fachverband Ambulante Pflege für NRW
Andacht<br />
Pfarrer Dirk Brüseke<br />
Einspielung von „Der Mann am Fenster“ (PUR)<br />
... und langsam werde ich mir klar darüber,<br />
dass ich für sie ab heut‘ der Mann am Fenster bin.<br />
Wer sich mit alten Menschen beschäftigt, meine <strong>Da</strong>men und Herren, der wird zwangsläufig<br />
damit konfrontiert: Auch mir steht ein Rollentausch bevor.<br />
H e u t e, da bemühe i c h mich<br />
als Angehörige, als MitarbeiterIn in der Pflege, im Begleitenden Dienst, in der<br />
<strong>Diakonie</strong>station, als Ehrenamtliche oder als SeelsorgerIn,<br />
h e u t e, da bemühe i c h mich um einen alten Menschen.<br />
H e u t e bin i c h es, der hilft,<br />
h e u t e bin i c h es, der Trost spendet.<br />
N o c h !!!<br />
Aber mein Gegenüber, der alte Mensch, orientiert oder verwirrt, bettlägerig oder <strong>noch</strong><br />
körperlich rüstig, mein Gegenüber schärft mir pausenlos ein. Auch Du wirst älter. Auch Dein<br />
Körper wird hinfällig werden.<br />
Je mehr ich das verdränge, desto mehr bedrängt es mich, desto mehr suche ich die Lücken<br />
in meinem früher so vollen Haar, oder ich zähle die Falten. Und desto schwerer wird es mir,<br />
alten Menschen überhaupt <strong>noch</strong> zu begegnen. Ich bin dann nur <strong>noch</strong> bei mir, bei meinen<br />
Ängsten, Gefangener meiner Ängste. Bemüht um meine Jugend, die mir den<strong>noch</strong> <strong>–</strong> trotz<br />
aller Anstrengungen <strong>–</strong> zwischen den Fingern zerrinnt.<br />
Aber wie geht das, das Leben jetzt genießen und den<strong>noch</strong> schon jetzt so et<strong>was</strong> einzuüben<br />
wie „Abschiedliches Leben“. So zu haben, als hätte man nicht. Die Dinge genießen, die Kraft<br />
der verschiedenen Lebensabschnitte <strong>–</strong> aber eben in dem Bewusstsein: ich bin nicht<br />
abhängig davon <strong>–</strong> das alles ist mir nur auf Zeit gegeben. Und meine Würde hängt davon<br />
nicht ab, meine Würde als Mensch, meine Würde als Gottes Kind. Today is the first day of<br />
the rest of your life <strong>–</strong> Sie kennen den Slogan. <strong>Da</strong>s meint: Auch heute muss ich schon<br />
Prioritäten setzen, mit der mir geschenkten Zeit sorgsam umgehen, damit ich mich nicht<br />
verliere und verzettele beim Zappen durch alle vermeintlichen Lebensangebote.<br />
Die Arbeit an solchen Fragen fällt wohl besonders schwer angesichts der zunehmenden Zahl<br />
verwirrter, alter Menschen.<br />
Nicht nur in unseren Alten- und Pflegeheimen steigt die Zahl derjenigen Menschen, die ihre<br />
persönlichen Wesenszüge verlieren, die ihre Kinder nicht mehr erkennen. Sie, die Sie in den<br />
<strong>Diakonie</strong>stationen arbeiten, begegnen ihnen auch bei Ihrer täglichen Arbeit. Und darum wird<br />
es heute bei dieser Tagung ja gehen.
2<br />
<strong>Da</strong>s sind Menschen, die sich oft zurückgezogen haben in den Schutz vergangener<br />
Lebensabschnitte, glücklicherer Lebensabschnitte, Lebensabschnitte, in denen die Familie<br />
<strong>noch</strong> komplett <strong>war</strong>, in Zeiten, da sie sinnvolle Aufgaben hatten, in Zeiten, da das Leben <strong>noch</strong><br />
Sinn hatte. Menschen, die nun in einer Welt leben, die unzugänglich scheint für uns.<br />
Der bevorstehende Rollentausch <strong>–</strong> heute bin ich der Helfende, irgendwann einmal werde ich<br />
die Hilfe benötigen <strong>–</strong> dieser Rollentausch mag angesichts solcher Bilder besonders Angst<br />
einflößend sein. Wir bekommen Angst, dass auch wir einmal in die totale Isolation fallen<br />
könnten. <strong>Da</strong>ss die Türen zu unserer Person und Persönlichkeit einmal endgültig ins Schloss<br />
fallen könnten.<br />
Ich habe kein Patentrezept. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen <strong>–</strong> das ist wohl eine<br />
Lebensaufgabe für jeden von uns, eine Aufgabe, die man gar nicht früh genug in Angriff<br />
nehmen kann. Ich habe kein Patentrezept, aber ich halte uns diese Andacht aus den<br />
Erfahrungen heraus, die ich und andere in der Altenheimseelsorge machen. Erfahrungen mit<br />
alten Menschen, die Mut machen.<br />
Die religiöse Dimension, die Hoffnung auf ein geborgenes Leben im Hause des Herrn, ist bei<br />
diesen Menschen lebendig, auch oft lebendig in den Schlüsseltexten unseres Glaubens wie<br />
dem 23. Psalm: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“<br />
Viele demente Bewohnerinnen und Bewohner sprechen diesen Psalm von Anfang bis Ende<br />
auswendig mit. Dieser Psalm oder ein anderer hat sie begleitet, durch die finstern Täler des<br />
Krieges, der Nachkriegszeit, aber auch durch alle grünen Auen des Lebens: Familienglück,<br />
gemeinsamen Erlebnisse, Freude an Kindern und Enkelkindern.<br />
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.<br />
Solch ein Psalm <strong>–</strong> das erleben wir immer wieder, das ist ein Türöffner bei scheinbar<br />
verschlossenen Menschen. Diese Menschen wissen oft nach dem Gottesdienst nicht mehr,<br />
auf welchem Wohnbereich sie wohnen, aber sie bedanken sich für die „Seelenspeise“ <strong>–</strong> ein<br />
alter schöner Ausdruck <strong>–</strong> wie ich finde. Die Begegnung mit Gott i s t geschehen. Und das<br />
Vertrauen in ihn w u r d e erneuert:<br />
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,<br />
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.<br />
Ich werde b l e i b e n im Hause des Herrn. Nichts kann mich herausreißen aus den<br />
bergenden Mauern dieses Hauses, keine Krankheit, keine Demenz, nichts!<br />
Wie gesagt, so et<strong>was</strong> macht m i r Mut. Und Ihnen ja vielleicht auch!? Mut in Bezug auf das<br />
eigene Leben. Mut, dem eigenen Älterwerden zu begegnen. Und Mut zu sehen, <strong>was</strong> trotz<br />
allem <strong>noch</strong> an Leben da ist bei einem altersverwirrten Menschen, <strong>was</strong> da ist an Spiritualität,<br />
an Lebensfreude, an Erinnerung an alte Zeiten. Und das gibt dann auch Kraft, belasteten<br />
Angehörigen zu begegnen, sie zu ermuntern, ihr eigenes Leben nicht aus dem Blick zu<br />
verlieren <strong>–</strong> trotz aller Mühen der Pflege, trotz aller Abschiedsarbeit.
3<br />
Die Arbeit im Umfeld von demenziell Erkrankten <strong>–</strong> da gibt es nichts zu beschönigen <strong>–</strong> ist<br />
eine anstrengende und persönlich herausfordernde Arbeit.<br />
Eine Arbeit, die Kraft und Energie kostet.<br />
Eine Arbeit, bei der einem oft trocken im Mund wird.<br />
Um beim Psalm 23 zu bleiben: Die Generation, für die wir jetzt da sein wollen, sie hat sich<br />
aufgerichtet an dem Vers:<br />
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.<br />
Wenn wir uns im Alltag bei unserer anstrengenden Arbeit wieder einmal in der Wüste<br />
vorfinden, da wo alles leer ist, da wo wir nach erfrischendem Wasser lechzen, dann lassen<br />
sie uns daran erinnern: Wir sind nicht allein, mit all unsern Gaben gehören wir zum Volk<br />
Gottes.<br />
Und die Energie und die Kraft, die wir brauchen, die gibt er uns: Wir gehören zum<br />
wandernden Gottesvolk, das Gott selbst in Bewegung gesetzt hat und immer wieder neu in<br />
Bewegung setzt. Lassen Sie uns darauf vertrauen: Gott geht auch uns in Wüstenzeiten<br />
voraus und zeigt uns neue Wege.<br />
Ich wünsche Ihnen, dass Sie den heutigen Tag <strong>–</strong> mit all seinen inhaltlichen Anstößen, aber<br />
auch den Begegnungen <strong>–</strong> als einen Oasentag erleben.<br />
Amen.
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
„Demenz in der Familie <strong>–</strong> psychosoziale Beratung und<br />
Unterstützung in Bochum“<br />
1. Einleitung<br />
2. Zahlen, <strong>Da</strong>ten, Fakten<br />
3. Psychosoziale Beratung und Begleitung<br />
4. Perspektiven<br />
1. Einleitung<br />
„<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong>…“, so der Titel Ihrer heutigen Fachtagung, heißt für mich auch „da ist<br />
<strong>doch</strong> <strong>was</strong>…“. Dieses „<strong>Da</strong> ist <strong>doch</strong> <strong>was</strong>…“, sind die vielen Fragen und Probleme, die uns<br />
im Zusammenhang mit der Demenz immer wieder beschäftigen, manchmal rat- und mutlos<br />
machen.<br />
„Demenzkranke Menschen sind störend im Gesundheitssystem“, sagte mir neulich mein<br />
Orthopäde, „man kann nicht richtig mit ihnen sprechen, es dauert ewig, bis sie im Röntgenraum<br />
aus- und angezogen sind, die Angehörigen erzählen einem ihre halbe Lebensgeschichte<br />
und hören nicht zu, es ist schrecklich.“ Es wäre ein Leichtes, sich über diese<br />
Aussage aufzuregen, aber im Rahmen der Gesundheitsreform erhält ein Arzt 34 Euro im<br />
Quartal inklusive der Röntgenaufnahmen, da sind Demenzkranke ein Störfaktor. Oder in<br />
der ambulanten Pflege: Meist wird erst im mittleren Stadium der Demenzkrankheit ein<br />
Pflegedienst hinzugezogen. <strong>Da</strong> behauptet Frau Müller, sie habe längst gebadet. Der<br />
Ehemann erregt sich über diesen Unsinn. Die Altenpflegerin ist schon spät dran und nun<br />
soll schnell gebadet werden. <strong>Da</strong>ss das nicht gelingen kann, wissen Sie viel besser als ich.<br />
Demenzkranke stören also auch in den zeitlich eng gesetzten Grenzen der ambulanten<br />
Pflege.<br />
In der Häuslichkeit gibt es enorm viel Stress, unsägliche Diskussionen über die alltäglichen<br />
Dinge des Lebens. Die Beziehung zwischen alten Ehepartnern kann giftig, unfreundlich<br />
oder auch bösartig werden. Die Kinder versuchen Hilfe zu organisieren: „Mutter, Du<br />
brauchst Entlastung!“ Die Mutter ist enttäuscht, dass die Kinder entlasten und nicht unterstützen<br />
wollen. Der alte Herr will überhaupt nicht zum Arzt oder in die Tagespflege und<br />
Mutter sagt: „Fremde Leute kommen mir nicht ins Haus.“ Auch hier ist ein Störfall eingetreten<br />
und der größte Wunsch ist, dass die Störung aufhört.<br />
<strong>Da</strong>s setzt sich fort, sei es im Heim oder Krankenhaus. Zuerst einmal stören demenzkranke<br />
Menschen. Wir können schlecht oder gar nicht verbal mit ihnen kommunizieren. Sie<br />
schreien, sie laufen weg, sie sagen völlig verrückte Sachen, z.B. dass sie zu ihrer Mutter<br />
wollen oder nach Hause, sie schmieren unter Umständen mit Kot und behaupten, sie hätten<br />
sauber gemacht, legen ihr Gebiss neben den Essteller, können nicht selbständig<br />
essen, müssen infolge der Inkontinenz gewindelt und gewickelt werden.<br />
1
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
Wovor haben wir geistig Gesunde die meiste Angst? Vor einer Demenzerkrankung, da sie<br />
so furchteinflößend ist. Andere somatische Krankheiten wären wir bereit in Kauf zu nehmen,<br />
blieben wir nur von einer Demenz verschont.<br />
Sie fragen sich nun sicherlich, <strong>war</strong>um ich derartige Gedanken an den Anfang meines Vortrages<br />
stelle? Mir ist wichtig, dass wir uns die Vorstellungen, die in der Gesellschaft und<br />
damit auch in unseren Köpfen von der Demenz herrschen, bewusst machen. Nur dann<br />
können wir uns damit auseinandersetzen und dieser Angst Stück für Stück et<strong>was</strong> entgegenhalten.<br />
Die Begegnung mit einem demenzkranken Menschen stellt uns vor eine<br />
bedeutende psychologische Aufgabe <strong>–</strong> vor die Aufgabe der Auseinandersetzung mit unserem<br />
eigenen Leben und seinen Grenzen.<br />
Demenz ist eine schwere Krankheit, die unsere Existenz bedroht, mit massiven sozialen<br />
Folgen. Der Umgang mit dieser Bedrohung wird durch unser Menschenbild bestimmt.<br />
Wenn es uns gelingt, die Demenzerkrankung als Teil menschlichen Lebens zu akzeptieren,<br />
als einen Schicksalsschlag, der zum Leben dazugehört, kann es uns gelingen, der<br />
Krankheit die Angst zu nehmen. <strong>Da</strong>nn denken wir nicht mehr an „Störfälle“, sei es als<br />
Angehöriger, als professioneller oder ehrenamtlicher Mitarbeiter. So wird es uns möglich<br />
zu sagen, mit einer Demenzerkrankung ist das Leben nicht zu Ende, aber es ändert sich.<br />
„Solange der Demenzkranke als ein schwerst beeinträchtigter, leidender und schwindender<br />
Schatten seines früheren Ichs betrachtet wird, ist ein Lachen mit ihm über seine<br />
Handlungen und Äußerungen kaum vorstellbar.<br />
Die Demenz hat aber auch ein anderes Gesicht. Demenzkranke Menschen können herzlich<br />
lachen (und fast gleichzeitig weinen), ihre Umgebung erheitern und sie lassen sich<br />
durch fremde Heiterkeit anstecken. Man darf mit ihnen über sich selbst, eigene und<br />
fremde Missgeschicke lachen, wenn es nicht verletzend oder herabsetzend wirkt. Die<br />
Konfrontation von zwei Lebenswelten bietet eine unendliche Vielfalt von komischen Situationen.<br />
Sie zu erkennen und spontan reagierend über sie zu lachen, verändert unsere<br />
Wahrnehmung der Kranken und macht sie zu ebenbürtigen Partnern.“ (Woynar, J., 2007,<br />
Die Welt der Demenzkranken. Hannover, Vincentz Network)<br />
Prof. Andreas Kruse, Direktor am Gerontologischen Institut in Heidelberg, hat es einmal so<br />
formuliert: „Der Kontakt mit demenzkranken Menschen erfordert eine grundlegende kritische<br />
Reflexion des gesellschaftlichen wie auch des individuellen Alters- und Menschenbildes<br />
… eine große Herausforderung, weil Demenz in besonderer Weise mit der Verletzlichkeit<br />
und der Endlichkeit des Lebens konfrontiert.“ (Kruse, A., 2008, Vortrag Tagung der<br />
EKD, Reihe EKD Texte, Nr. 98)<br />
Mit einer derartig christlich-ethisch geprägten Haltung und Einstellung können wir den<br />
Stimmen, die von sinnlosem Leben in der Demenz sprechen, den Rufen nach Sterbehilfe,<br />
den Neinsagern im medizinisch-therapeutischen Bereich (50 Prozent der Demenzkranken<br />
erhalten trotz gesicherter Diagnose keine antidementive Therapie) entgegentreten, aber<br />
auch den Angehörigen, die verzweifelt fragen: „Wie lange geht das <strong>noch</strong>?“<br />
2
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
2. Zahlen, <strong>Da</strong>ten, Fakten<br />
In Deutschland leben 1,2 Millionen demenzkranke Menschen, jährlich kommen etwa<br />
250.000 Neuerkrankungen hinzu. In NRW sind es 300.000, in Bochum 6.000 Demenzkranke.<br />
Von den 60 bis 69-Jährigen leidet 1 bis 4 Prozent an einer Demenz, von den 80 bis 85-<br />
Jährigen 20 bis 32 Prozent, von den 90-Jährigen und Älteren 35 bis 40 Prozent. 60 Prozent<br />
der Demenzen werden durch die Alzheimerkrankheit verursacht, 20 Prozent durch<br />
gefäßbedingte Erkrankungen (vaskuläre Demenz), wobei die Forschung hier zunehmend<br />
davon spricht, dass sich die gefäßbedingten Erkrankungen auf dem Hintergrund einer<br />
bereits bestehenden Alzheimerkrankheit entwickeln. Der Rest verteilt sich auf diverse<br />
Mischformen. Bei der Demenz handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern vielmehr<br />
um den Oberbegriff für mehrere Erkrankungen. Wenn von Demenzkranken die Rede ist,<br />
sind sowohl die Menschen mit einer Vorphase der Demenz, den sogenannten milden kognitiven<br />
Störungen als auch die Menschen in der letzten Phase der Erkrankung mit vollständiger<br />
Abhängigkeit gemeint.<br />
<strong>Da</strong>s Bewusstsein für die Demenzproblematik ist in den letzten<br />
Jahren enorm gewachsen. Sei es durch die deutliche Zunahme<br />
der Berichterstattung in den verschiedenen Medien, sei es, dass<br />
kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein neues Buch<br />
erscheint. Zahlreiche Theaterstücke und Kunstausstellungen<br />
haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Fotografen<br />
beschäftigt das Thema, viele gute Ansätze und Ideen, nicht nur<br />
das Elend und die Verzweiflung der Kranken im trostlosen<br />
Umfeld darzustellen, sondern auch Heiterkeit und alt gewordene<br />
Schönheit, Humor und Zärtlichkeit in den Blick zu nehmen.<br />
Die Reform der Pflegeversicherung, das Pflegeweiterentwicklungsgesetz sind kleine Fortschritte.<br />
Die Demenz-Servicezentren in NRW, zwölf Einrichtungen in höchst unterschiedlicher<br />
Trägerschaft, gehen am 01.06.2009 in die Regelfinanzierung, nicht zu vergessen<br />
das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Forschung mit Sitz in Bonn, gefördert mit<br />
60 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Forschung.<br />
2005 führte das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend eine<br />
Repräsentativerhebung in 25.000 Haushalten durch, in denen 3.600 hilfs- und pflegebedürftige<br />
Menschen lebten. <strong>Da</strong>s Ergebnis: Jede zweite Pflegeperson greift nicht auf professionelle<br />
Beratung und Unterstützung zurück, lediglich 16 Prozent nutzen externe<br />
Dienste regelmäßig, 37 Prozent nehmen diese gelegentlich in Anspruch.<br />
Durch den Ausbau der ambulanten Dienste und der Betreuungsgruppen können immer<br />
mehr Pflegebedürftige, auch Demenzkranke, in ihrer Häuslichkeit versorgt werden. <strong>Da</strong>von<br />
werden wir im Verlauf der Tagung durch Mut machende Berichte aus der Praxis hören.<br />
3
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
3. Psychosoziale Beratung und Begleitung der Betroffenen und ihrer Familien<br />
In Bochum sind wir in der glücklichen Situation, dass in den vergangenen 20 Jahren zwei<br />
Fachberatungsstellen den Ansatz der psychosozialern Beratung und Begleitung praktizieren.<br />
<strong>Da</strong>s sind zum einen die Einrichtung, in der ich beschäftigt bin, und zum anderen die<br />
Alzheimerhilfe des Deutschen Roten Kreuzes in Bochum.<br />
Psychosozial, <strong>was</strong> ist das? Psychosozial heißt, den Ratsuchenden in seiner geistig-seelischen<br />
und sozialen Situation wahrzunehmen. Vergleichbar mit den Auswirkungen der<br />
Demenz bei den Betroffenen, in der Körper, Seele und Geist erschüttert werden, kommt<br />
es in der psychosozialen Beratung auf die gesamte Lebenssituation des Demenzkranken<br />
und seiner Angehörigen an.<br />
<strong>Da</strong>s klingt zu theoretisch? <strong>Da</strong>nn seien einige Beispiele genannt. (Namen geändert):<br />
Frau Hoffmann, 76 Jahre, 55 Jahre verheiratet, sucht auf Anraten der Familie die Beratungsstelle<br />
auf.<br />
Frau Hoffmann schildert eine Situation, die sich in den letzten Wochen fast jeden Abend<br />
zu Hause abspielt. Ihr Mann, alzheimerkrank, erkennt seine Frau nicht mehr und will sie<br />
aus der gemeinsamen Wohnung werfen. Er wird in diesen Situationen sehr misstrauisch,<br />
unruhig und aggressiv. Er schreit um Hilfe, ruft die Polizei. Zwei Nächte hat Frau Hoffmann<br />
deswegen im Wohnzimmer geschlafen. Sie traut sich nach vier Jahren die weitere<br />
Betreuung ihres Mannes nicht mehr zu, und der Arzt und die Kinder raten zur Heimaufnahme.<br />
Ein weiteres Beispiel:<br />
Frau Schmidt ist 50 Jahre alt und betreut seit ungefähr sieben Jahren ihre 87-jährige<br />
Schwiegermutter, die an der Alzheimerkrankheit leidet. „Die Pflege hat sich so langsam<br />
eingeschlichen!“, berichtet Frau Schmidt im Erstgespräch.<br />
„Plötzlich musste ich der Oma sagen, dass wieder einmal ein Bad fällig wäre oder dass sie<br />
nun schon seit fünf Tagen denselben, nicht mehr sauberen Pullover trägt. Mein Mann und<br />
seine Schwester sind beide berufstätig und haben diese Anzeichen nicht so bemerkt wie<br />
ich, die ich den ganzen Tag mit ihr zu tun hatte.“<br />
In dem Maße wie die Schwiegermutter nachgelassen hat, versucht Frau Schmidt ihr zu<br />
helfen. Zunächst hat sie für sie gekocht, geputzt und die Wäsche ge<strong>was</strong>chen und später<br />
dann auch das Baden und die Körperpflege übernommen. „<strong>Da</strong>s kostete mich viel Überwindung,<br />
da ich zu meiner Schwiegermutter stets ein schwieriges Verhältnis hatte.“,<br />
berichtet sie in der Beratung.<br />
Oder folgendes Beispiel:<br />
Frau Meier hat sich schweren Herzens dazu entschlossen, ihren Mann in eine Betreuungsgruppe<br />
zu geben. Zu Hause hat sie oft Schwierigkeiten mit ihm: „Er lässt sich von mir<br />
vor allem bei der Körperpflege nichts sagen“. In der Gruppe fühlt sich Herr Meier recht<br />
wohl, genießt Kaffee und Kuchen und erzählt von seinem interessanten Leben. Unter all<br />
den Frauen ist er „Hahn im Korb“.<br />
Die Mitarbeiterinnen betonen gegenüber der ängstlichen Frau Meier, wie gut es mit ihrem<br />
Mann in der Betreuung geklappt hat, wie charmant er sei und auch die Toilettengänge<br />
4
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
seien kein Problem. Nach drei Terminen holt Frau Meier ihren Mann aus der Gruppe heraus:<br />
„Es tut ihm nicht gut“ und „Es ist viel zu anstrengend für ihn“, sagt sie.<br />
Mit einem kurzen Info-Gespräch kommt man hier nicht weit. Wollen<br />
wir die häusliche Pflege und Betreuung durch Angehörige erhalten,<br />
sie vor Überforderung schützen und für die Erkrankten eine bestmögliche<br />
Betreuungssituation erreichen, benötigen Familien Unterstützung.<br />
Nicht jeder Angehöriger benötigt Beratung, aber jeder sollte die<br />
Möglichkeit zu einem Beratungsgespräch haben.<br />
Beratung ist ein überwiegend durch das Gespräch geleisteter Unterstützungsprozess<br />
für Menschen in Belastungs- und Notsituationen,<br />
der auf Verbesserung der Bewältigungs- und Handlungskompetenz<br />
abzielt. Grundlage der Arbeit ist die Überzeugung, dass durch mehr<br />
Wissen, verbessertes Verständnis und veränderte Einstellungen<br />
Belastungen vermindert und Bewältigungsvermögen vergrößert werden<br />
können (BAGA e.V., 2009).<br />
Die oben genannten Beispiele sind unterschiedliche Ausgangssituationen für weitere<br />
Beratungsgespräche, indem der Blick auf der Perspektive der Angehörigen und Bezugspersonen<br />
liegt. Die Auswirkungen der Betreuungssituation auf die eigene Befindlichkeit,<br />
auf das Familienleben und den Alltag stehen im Mittelpunkt. Der psychosoziale Beratungsansatz<br />
verfolgt vielfältige Zielsetzungen, die von der Weitergabe von Informationen<br />
über die Vermittlung praktischer Hilfestellungen bis hin zur Hilfe bei der Bewältigung von<br />
emotionalen Problemen und Konflikten reicht (BAGA e.V., 2009).<br />
Zurück zu Herrn und Frau Hoffmann:<br />
Der Themenbereich der Betreuung und Kommunikation mit dem Erkrankten nimmt in den<br />
Beratungsgesprächen viel Raum ein. <strong>Da</strong>bei geht es nicht um die Weitergabe von Tipps<br />
und Tricks, sondern um die gemeinsame Suche nach Lösungsmöglichkeiten. Die Suche<br />
orientiert sich an der konkreten Lebenssituation und Lebensgeschichte der Familie.<br />
Im Beispiel von Herrn und Frau Hoffmann brachte die Situationsanalyse Folgendes ans<br />
Licht. Auf meine Frage, <strong>was</strong> ihr Mann denn sagt, wenn er sie „rausschmeißen“ will,<br />
berichtete sie, er sage „Du bist nicht meine Frau; geh’, geh’ nach Hause. Vater kommt<br />
gleich.“ <strong>Da</strong>s Ehepaar lernte sich schon als Jugendliche im gemeinsamen Ort kennen. Sie<br />
besuchte ihn täglich, sie mussten aber, als sie <strong>noch</strong> nicht verlobt <strong>war</strong>en, jeden Abend<br />
auseinandergehen, bevor der Vater nach Hause kam. Dieser wollte die frühe Beziehung<br />
nicht akzeptieren.<br />
Nach Informationen über die Erkrankung und einem Gespräch über die durch die Demenz<br />
bedingten Veränderungen in der Beziehung kamen wir gemeinsam auf folgende Idee.<br />
Jeden Abend gegen 17:30 Uhr verabschiedet sich Frau Hoffmann freundlich von ihrem<br />
Mann: „Ich muss jetzt gehen. Tschüß, mein Liebster.“ Circa eine halbe Stunde später<br />
kommt sie wieder. Herr Hoffmann er<strong>war</strong>tet sie dann schon ungeduldig und erkennt sie als<br />
seine Ehefrau.<br />
Weitere Gespräche über den Umgang mit den veränderten Rollen (Frau Hoffmann ist jetzt<br />
für die Finanzen zuständig), mit der Trauer über die Persönlichkeitsveränderungen ihres<br />
5
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
Mannes, mit dem Erreichen einer Pflegestufe und der Annahme von Entlastungsangeboten<br />
folgten. Nun, drei Jahre später ist Herr Hoffmann immer <strong>noch</strong> zu Hause. Frau Hoffmann<br />
hat an der Angehörigenschulung teilgenommen, ihr Mann geht zweimal in der<br />
Woche in die Tagespflege und es kommt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Alzheimer<br />
Gesellschaft ins Haus.<br />
Oder nehmen wir das Beispiel mit der „eingeschlichenen Pflege“ bei Frau Schmidt.<br />
Seit 2002 habe ich am Anfang regelmäßig <strong>–</strong> und jetzt in größeren Abständen <strong>–</strong> Gespräche<br />
in der Alzheimer Beratungsstelle. Meistens gehe ich allein hin, aber auch mal mit meinem<br />
Mann und sogar einmal auch mit meiner Schwägerin. Neben den konkreten praktischen<br />
Entscheidungen und finanziellen Dingen, geht es vor allem um mich, wie es mir in der<br />
Pflegesituation geht. <strong>Da</strong>s tut gut, es stärkt mich für den Alltag.“<br />
Wie im Beispiel von Frau Schmidt treffen die meisten Angehörigen keine klare Entscheidung<br />
zur Pflege. Die Krankheit trifft sie unvorbereitet und die Motive, die Pflege zu übernehmen,<br />
bleiben häufig unbewusst. Die Motive für die Übernahme der Pflege und Betreuung<br />
sind vielfältig und auf emotionale, ideelle und materielle Gründe zurückzuführen.<br />
Psychosoziale Beratung hat häufig mit den problematischen Folgen der „unbewussten“<br />
Motive zu tun. Wenn es sich, wie im Fall von Frau Schmidt, „ergeben hat“, handelt es sich<br />
häufig um unausgesprochene „Selbstverständlichkeiten“, die sich auf Normen, Werte und<br />
hier besonders auf ein gesellschaftsspezifisches Rollenverständnis gründen. Frauen<br />
erfahren häufig einen erheblichen familiären Druck.<br />
Ein anderer Beratungsinhalt, den ich am Beispiel von Frau Schmidt hervorheben möchte,<br />
ist das Aushandeln von „gerechter“ Pflegeverteilung innerhalb einer Familie auf mehrere<br />
Schultern. (Dirksen, W., 2006, Ohne psychosoziale Beratung geht es nicht, Unveröffentlichtes<br />
Manuskript)<br />
Ich komme <strong>noch</strong> einmal auf das Beispiel mit Frau Meier, die ihren Mann aus der Betreuungsgruppe<br />
holt. Auch diese Situation erfordert ein intensives Nachdenken. Vor allem<br />
aber erfordert sie von der Beraterin Wissen und Verständnis, <strong>war</strong>um Frau Meier sich so<br />
verhält. Die Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten kann nicht nur an fehlenden<br />
äußeren Ressourcen wie finanziellen Mitteln oder passenden wohnortnahen Angeboten<br />
scheitern, auch innere Beweggründe der Pflegenden können einer notwendigen Entlastung<br />
im Wege stehen. Im Fall von Frau Meier greifen gleich mehrere Dinge ineinander.<br />
Wer bekommt es schon gerne vorgemacht, dass andere „es besser können“. Die Angst<br />
vor Ersetzbarkeit und Kontrollverlust sowie Scham- und Versagensgefühle hindern Angehörige,<br />
Hilfe überhaupt anzunehmen. Für eine konstruktive Auseinandersetzung mit diesen<br />
Gefühlen brauchen Angehörige verständnisvolle Unterstützung und Begleitung.<br />
Diese Beispiele geben uns die Möglichkeit, kurz Bezug zur<br />
zum Teil geringen Inanspruchnahme von niedrigschwelligen<br />
Angeboten zu nehmen, seien es Betreuungsgruppen oder die<br />
häuslichen Besuchsdienste. Wie an den Beispielen zu sehen<br />
<strong>war</strong>, sind die Auswirkungen der Demenz immer individuell,<br />
6
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
und eine Standardlösung gibt es nie. Wir benötigen unendlich viel Wissen über die<br />
Krankheit. Wir müssen den Verlust der Zuneigung verstehen, der sich auf Seiten der<br />
Angehörigen zeigen kann, aber auch die bedingungslose Liebe, die keine Hilfe von außen<br />
zulässt, nicht zu vergessen, welche Anstrengungen die Demenzkranken unternehmen,<br />
damit sie nicht auffallen, oft mit den abwertenden Bemerkungen „sie haben eine gute<br />
Fassade“ kommentiert.<br />
Anbieter von niedrigschwelligen Angeboten und Angehörige müssen gemeinsam überlegen<br />
und miteinander kommunizieren. Zusammenarbeit gelingt nur mit Wertschätzung und<br />
Akzeptanz. Angehörige benötigen zur Entscheidung für und bei der Akzeptanz von Hilfsangeboten<br />
persönliche Beratung. Ein vertrauensvoller Gesprächspartner, der sich mit<br />
Widerständen auseinandersetzt („<strong>Da</strong>rf ich meinen Mann überhaupt in fremde Hände<br />
geben?“ „Habe ich versagt?“ Ist mein Mann zumutbar?“) und ihnen vor allem Mut macht<br />
und Anerkennung ausspricht, bewirkt da Wunder.<br />
Ohne Angehörigenberatung und Vernetzungsarbeit werden niedrigschwellige Angebote<br />
schnell aus der Landschaft verschwinden, davon bin ich fest überzeugt.<br />
Zurück zu Herrn und Frau Meier.<br />
Nach zwei Beratungsgesprächen <strong>war</strong> Frau Meier wieder bereit, ihren Mann in die Betreuungsgruppe<br />
zu geben. Die Mitarbeiterinnen in der Betreuungsgruppe versuchten, sie mehr<br />
zu integrieren und Anerkennung auszusprechen für ihre geleistete Arbeit. Nach und nach<br />
gelang es Frau Meier, die nun gewonnene Freizeit auch für sich zu nutzen.<br />
Neben umfangreichem Fachwissen, Methodenvielfalt und persönlichen Erfahrungen<br />
benötigt ein Berater eine professionelle Grundhaltung im Sinne meiner Ausführungen am<br />
Anfang meines Vortrags und dazugehörige Rahmenbedingungen (Trägerneutralität, kostenlose<br />
oder kostengünstige Beratung, gerontospsychiatrische, demenzspezifische Beratungskompetenz).<br />
Angehörige kommen freiwillig zu uns. Sie sollten erfahren, dass sie nicht alleine sind und<br />
dass es eine Einrichtung gibt, an die sie sich stets wieder wenden können. Die Gespräche<br />
erfordern Zeit, Geduld und gelingen nur mit einer vertrauensvollen Beziehung. Immer<br />
muss ich mich mit den vielen „Ja, aber“ auseinandersetzen. Unsere Aufgabe ist es, die<br />
Angehörigen von moralischem Druck zu entlasten und zur Selbstpflege und frühzeitigen<br />
Annahme von Hilfe zu ermutigen.<br />
Zur psychosozialen Begleitung gehört bei uns eine Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten:<br />
� Angehörigenschulungen „Hilfe beim Helfen“ in Kooperation mit der Barmer Ersatzkasse<br />
� Angehörigengruppen für Ehepartner und Töchter/Schwiegertöcher<br />
� Selbsthilfegruppen für Demenzkranke und ihre Ehepartner<br />
� Gedächtnistraining für Menschen mit einer beginnenden Demenz und für Menschen<br />
mit einer fortgeschrittenen Demenz<br />
� Betreuter Urlaub für Angehörige mit oder ohne Demenzkranke in „Haus Haard“,<br />
Oer-Erkenschwick<br />
7
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
� „Café Domino“ im Albert-Schmidt-Haus (Gedächtnistraining) und im Ökumenischen<br />
Altenzentrum Kaiseraue<br />
� Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeiter, z. T. in Kooperation mit der Alzheimerhilfe<br />
des DRK<br />
� Hausbesuchsdienste, zunehmend für alleinlebende Demenzkranke<br />
� Betreuungsgruppen in der speziellen Wohnung der Alzheimer Gesellschaft von<br />
montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr.<br />
Mit diesen Angeboten kann es gelingen, Angehörige vor Isolation zu<br />
bewahren. „Sie brauchen Menschen, mit denen sie darüber reden<br />
können, <strong>was</strong> sie wahrnehmen. Sie brauchen Weggefährten, die sie<br />
trösten, wenn sie den geliebten anderen, jetzt Demenzkranken, wie<br />
einen dummen Jungen angefahren haben. Sie brauchen andere<br />
Menschen, die ihnen Zeit (freie Zeit) ermöglichen. Zum Luftholen. Um<br />
über die kleinen und großen Malheurs nicht nur <strong>noch</strong> zu weinen, sondern<br />
gemeinsam zu lachen. Die professionelle und ehrenamtliche<br />
Betreuung … ist ein vielversprechender und zutiefst menschlicher<br />
Ansatz“. (von der Leyen, U. (2009), DIE ZEIT, Nr. 12)<br />
4. Perspektiven<br />
Wie an den obigen Ausführungen zur Beratung und Unterstützung deutlich wird, handelt<br />
es sich um eine aufwändige und kostenintensive Aufgabe; denn die Beraterinnen müssen<br />
hohe Qualifikationsanforderungen erfüllen. Wir verfügen in NRW nicht über ausreichende<br />
Beratungsstellen, die geriatrisch, gerontopsychiatrisch und demenzspezifisch ausgerichtet<br />
sind. An der Situation, wie sie 1975 in der Psychiatrie-Enquete beschrieben wird, hat sich<br />
grundlegend nichts geändert; denn Beratungsstellen sind nach wie vor ungleichmäßig<br />
verteilt; ländliche und kleinstädtische Bezirke sowie Wohnbereiche der Unterschicht sind<br />
benachteiligt. Und wenn es vielleicht <strong>doch</strong> eine Beratungsstelle gibt, kann einem das Kuriosum<br />
begegnen, dass keine Öffentlichkeitsarbeit erfolgt und kein Flyer verfügbar ist,<br />
„damit die Aufgaben bewältigbar bleiben“, so die Auskunft der Mitarbeiterin.<br />
Die Demenz-Servicezentren sollen mit Beginn der Regelförderung nicht selbstständig<br />
beraten, schon gar nicht mehrere Beratungsgespräche durchführen, sondern an die vorhandenen<br />
Strukturen verweisen. Wo bitte sind diese, vor allem im ländlichen Raum? Die<br />
Pflegestützpunkte sollen nun die Rettung sein. Wir sind für Bochum sehr gespannt, wie<br />
die inhaltliche und personelle Ausstattung der Pflegestützpunkte aussehen wird.<br />
Abschließend ein Wort zur Kooperation und Vernetzung, dem Slogan unserer Zeit.<br />
Eine gute Versorgung kann nur im Zusammenspiel aller beteiligten Professionen gelingen.<br />
Jeder von uns weiß um die Notwendigkeit, aber auch um die Schwierigkeit, die in dieser<br />
Arbeit liegt. Denken Sie z. B. nur an die seltene Kontaktaufnahme der Ärzte zu den Pflegediensten.<br />
8
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
Seit fast drei Jahren gibt es die Bochumer Expertengruppe Demenz, einen Zusammenschluss<br />
von Einrichtungen, Diensten, der Altenhilfe der Stadt, multiprofessionellen Berufsgruppen,<br />
Angehörigen und Ehrenamtlichen. Krankenhausärzte sind vertreten, niedergelassene<br />
Ärzte nicht. Diese Gruppe von etwa 20 Kollegen kommt alle zwei Monate zusammen.<br />
Wir haben 2007 eine Tagung im Museum Bochum und 2008 einen Infostand in der<br />
Innenstadt durchgeführt. Jetzt arbeiten wir an einem Demenzwegweiser für Bochum.<br />
Bisher konnte keine Einigung erzielt werden über die Fragen, <strong>was</strong> Qualität im Themenkomplex<br />
Demenz ist, welche Einrichtungen mit welchem Angebot im Demenzwegweiser<br />
veröffentlicht werden sollen. Eine Fragebogenaktion an alle Anbieter von demenzspezifischen<br />
Angeboten hatte einen Rücklauf von knapp 50 Prozent. Wir benötigen dringend<br />
eine neutrale koordinierende Stelle und Geld, um nach Abschluss der Qualitätsdiskussion<br />
den Demenzwegweiser herauszugeben, ein zäher Prozess, in dem immer wieder Verständigung<br />
und offene Gespräche notwendig sind.<br />
Anstelle eines Schlusswortes möchte ich einige Bilder aus unseren Betreuungsgruppen<br />
zeigen.<br />
9
Aufbau von<br />
niedrigschwelligen<br />
Betreuungsangeboten für<br />
Menschen<br />
mit Demenz<br />
Frauke Bußkamp<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
und konzeptionelle Hilfestellungen
Gliederung<br />
1. Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
- Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz in der<br />
häuslichen Pflege<br />
- Begutachtungen durch den MDK<br />
- Einsatz des Leistungsbetrags<br />
2. Unterteilung der zusätzlichen Betreuungsleistungen gem. § 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 3<br />
und Nr. 4<br />
- Änderung der Landesverordnung<br />
3. Konzeptionelle Rahmenbedingungen<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 2
1. Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz in<br />
der häuslichen Pflege<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Erweiterung des Personenkreises um Menschen der sogenannten Pflegestufe 0<br />
(§ 45a SGB XI )<br />
Anhebung des zusätzlichen Leistungsbetrags für Menschen mit erheblich<br />
eingeschränkter Alltagskompetenz nach § 45b von bisher 460 € pro Jahr<br />
in 2 Stufen: Grundbetrag: 100 € monatlich,<br />
erhöhter Betrag: 200 € monatlich<br />
Höhe des Anspruchs wird von der Pflegekasse auf Empfehlung des Medizinischen<br />
Dienstes der Krankenversicherung im Einzelfall festgelegt (Richtlinie der Pflegekassen<br />
vom 10.06.2008)<br />
Wird die Leistung in einem Kalenderjahr nicht ausgeschöpft, kann der nicht<br />
verbrauchte Betrag in das folgende Kalenderhalbjahr übertragen werden (bisher ins<br />
folgende Kalenderjahr)<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 3
Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz<br />
Für die Bewertung, ob die Einschränkung der Alltagskompetenz auf <strong>Da</strong>uer erheblich ist, sind folgende Schädigungen und<br />
Fähigkeitsstörungen maßgebend (§ 45a Abs. 2 SGB XI ):<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
1. unkontrolliertes Verlassen des Wohnbereiches (Weglauftendenz)<br />
2. Verkennen oder Verursachen gefährdender Situationen<br />
3. unsachgemäßer Umgang mit gefährlichen Gegenständen oder potenziell gefährdenden Substanzen<br />
4. tätlich oder verbal aggressives Verhalten in Verkennung der Situation<br />
5. im situativen Kontext inadäquates Verhalten<br />
6. Unfähigkeit, die eigenen körperlichen und seelischen Gefühle oder Bedürfnisse wahrzunehmen<br />
7. Unfähigkeit zu einer erforderlichen Kooperation bei therapeutischen oder schützenden Maßnahmen als Folge einer<br />
therapieresistenten Depression oder Angststörung<br />
8. Störungen der höheren Hirnfunktionen (Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, herabgesetztes Urteilsvermögen), die zu<br />
Problemen bei der Bewältigung von sozialen Alltagsleistungen geführt haben<br />
9. Störung des Tag-/Nacht-Rhythmusses<br />
10. Unfähigkeit, eigenständig den Tagesablauf zu planen und zu strukturieren<br />
11. Verkennen von Alltagssituationen und inadäquates Reagieren in Alltagssituationen<br />
12. ausgeprägtes labiles oder unkontrolliert emotionales Verhalten<br />
13. zeitlich überwiegend Niedergeschlagenheit, Verzagtheit, Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit aufgrund einer<br />
therapieresistenten Depression.<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 4
Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz in der häuslichen Pflege<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Ermittlung der Höhe des Anspruchs nach § 45b Abs. 1 SGB XI<br />
Eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz liegt vor, wenn im Assessment<br />
wenigstens bei zwei Items ein "Ja" angegeben wird, davon mindestens einmal bei<br />
einem Item aus einem der Bereiche 1 bis 9 (entspricht dem bisherigen Verfahren)<br />
� Versicherte erhalten den Grundbetrag von bis zu 100 € monatlich<br />
Eine in erhöhtem Maße eingeschränkte Alltagskompetenz liegt vor, wenn die für die<br />
erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz maßgeblichen Voraussetzungen erfüllt<br />
sind und zusätzlich bei mindestens einem weiteren Item aus einem der Bereiche 1, 2,<br />
3, 4, 5, 9 oder 11 ein „Ja“ angegeben wird<br />
� Versicherte erhalten den erhöhten Betrag von bis zu 200 € monatlich<br />
a) Personen, die bisher keine Leistungen nach § 45b SGB XI erhielten, müssen einen<br />
Antrag stellen (Begutachtungsverfahren, ...)<br />
b) Personen, die bisher bis zu 460 € jährlich erhielten, haben automatisch einen<br />
Anspruch auf den Grundbetrag von bis zu 100 € monatlich ab 01.07.2008<br />
c) Personen, die gerne den Anspruch auf den erhöhten Betrag von bis zu 200 €<br />
monatlich hätten, müssen einen Antrag stellen (in der Regel erfolgt die Entscheidung<br />
per Aktenlage)<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 5
Fristsetzungen bei der Einstufung bzw. Antragsbearbeitung<br />
auf Vorliegen einer erheblich eingeschränkten<br />
Alltagskompetenz (§ 18 SGB XI)<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Fristsetzung von maximal fünf Wochen im Rahmen des Verfahrens zur Feststellung der<br />
Pflegebedürftigkeit und der Prüfung auf das Vorliegen einer erheblich eingeschränkten<br />
Alltagskompetenz nach § 45a SGB XI (Antragsbearbeitung insgesamt: max. 5 Wochen)<br />
Verkürzte Frist von einer Woche, wenn der Antragsteller im Krankenhaus, in einer<br />
stationären Rehabilitationseinrichtung oder in einem Hospiz ist bzw. sich in der ambulanten<br />
Palliativversorgung befindet.<br />
Verkürzte Frist von zwei Wochen bei der Ankündigung der Inanspruchnahme von Pflegezeit,<br />
wenn sich der pflegebedürftige Mensch in der häuslichen Umgebung befindet<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 6
Quelle: Pflegebericht des Medizinischen Dienstes 2008/2007. Medizinischer Bericht des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V., Essen 2009, S. 5, 6 und 14.<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 7
Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz <strong>–</strong> Einsatz des Leistungsbetrags<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Betrag ist weiterhin zweckgebunden einzusetzen für qualitätsgesicherte<br />
Betreuungsleistungen<br />
Betrag dient der Erstattung von Aufwendungen, die den Versicherten entstehen im<br />
Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Leistungen<br />
1. der Tages- und Nachtpflege,<br />
2. der Kurzzeitpflege,<br />
3. der zugelassenen Pflegedienste, sofern es sich um besondere Angebote der<br />
allgemeinen Anleitung und Betreuung und nicht um Leistungen der Grundpflege und<br />
hauswirtschaftlichen Versorgung handelt,<br />
4. der nach Landesrecht anerkannten niedrigschwelligen Betreuungsangebote, die<br />
nach § 45c gefördert oder förderungsfähig sind<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 8
Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz <strong>–</strong> Einsatz des Leistungsbetrags für<br />
Tagespflege/Nachtpflege und Kurzzeitpflege<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Regelleistung der Tages-/Nacht- und Kurzzeitpflege kann länger oder häufiger<br />
beansprucht werden.<br />
Tages-/Nacht- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen müssen kein spezielles<br />
Leistungsangebot für den Personenkreis nach § 45a SGB XI bereitstellen.<br />
Entlastung der/des pflegenden Angehörigen/Lebenspartners bzw. der Pflegepersonen<br />
sowie infrastrukturfördernde Effekte stehen im Mittelpunkt. Maßgeblich für die<br />
Leistungsgewährung ist allein die finanzielle Eigenbelastung des Versicherten<br />
aufgrund der Inanspruchnahme der Tages- und Nachtpflege bzw. der Kurzzeitpflege.<br />
Zu den erstattungsfähigen Eigenbelastungen zählen<br />
�<br />
�<br />
bei Inanspruchnahme von Tages-/ Nachtpflege bzw. der Kurzzeitpflege auch die vom<br />
Versicherten zu tragenden Entgelte für Unterkunft und Verpflegung sowie die<br />
Investitionskosten.<br />
Bei der Kurzzeitpflege auch die Fahr- und Transportkosten, die im Zusammenhang<br />
mit der Inanspruchnahme der Leistung entstehen.<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 9
Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz <strong>–</strong> Einsatz des Leistungsbetrags für<br />
besondere Angebote der ambulanten Pflegedienste<br />
Beispiele für besondere Angebote der ambulanten Dienste, die auf die Entlastung der<br />
pflegenden Angehörigen ausgerichtet sind:<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Tages-/Halbtagescafé/tagesstrukturierende Maßnahme<br />
Training, Stabilisierung oder Stärkung von Alltagskompetenzen durch Anleitung und Übung<br />
Förderung von Sozialkontakten, Gesprächen, ...<br />
Stabilisierung oder Stärkung der Orientierungsfähigkeit durch Begleitung<br />
Unterstützung der sozialen Kontakte<br />
Begleitung, Beaufsichtigung oder Spaziergänge<br />
Stundenweise Aktivierung in Kleingruppen (bspw. Bewegungsübungen, Spazier- und<br />
Entdeckungsgänge)<br />
…<br />
…<br />
…<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 10
Niedrigschwellige Hilfe- und Betreuungsangebote<br />
Auf schriftlichen Antrag können insbesondere anerkannt werden:<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Betreuungsgruppen für Demenzkranke<br />
Helferinnenkreise zur stundenweisen Entlastung pflegender Angehöriger im<br />
häuslichen Bereich<br />
Tagesbetreuung in Kleingruppen oder<br />
Einzelbetreuung durch anerkannte Helfer<br />
Familienentlastende und familienunterstützende Dienste.<br />
Agenturen zur Beratung und Vermittlung von Betreuungsleistungen<br />
Andere niedrigschwellige Betreuungsleistungen<br />
Einzelfallbetreuung<br />
Weitere Gruppen ehrenamtlich tätiger Personen<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 11
2. Unterteilung der zusätzlichen Betreuungsleistungen gem. § 45b<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 3 und Nr. 4<br />
�Angebote gem. § 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 3 SGB XI der<br />
allgemeinen Anleitung und Betreuung werden unter der<br />
ständigen Verantwortung einer ausgebildeten<br />
Pflegefachkraft erbracht.<br />
�Es genügt, der zuständigen Pflegekasse den für NRW<br />
vereinbarten Meldebogen zur prinzipiellen Bereitschaft zur<br />
Durchführung dieser Leistung zuzuleiten.<br />
�Die zusätzlichen Leistungsangebote sind keine Leistungen<br />
der Grundpflege und Hauswirtschaft und sind keine Leistungen<br />
des Leistungskomplexsystems.<br />
�Die Personaleinsatzplanung obliegt der Pflegedienstleitung.<br />
�Die stundenweisen zusätzlichen Betreuungs-leistungen<br />
werden i. d. R. im Haushalt bzw. im ortsbezogenen Umfeld des<br />
Leistungsnehmers erbracht und mit den Haushaltsangehörigen<br />
individuell hinsichtlich des Umfangs und ihrer Art vereinbart.<br />
�Angebote gem. § 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 SGB XI (= nach<br />
Landesrecht anerkannte niedrigschwellige<br />
Betreuungsangebote, die nach § 45c gefördert oder<br />
förderungsfähig sind).<br />
�Bezirksregierung Düsseldorf ist für NRW die<br />
zuständige Behörde für die Anerkennung<br />
niedrigschwelliger Betreuungsangebote nach § 45b Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 4 SGB XI und von Agenturen zur Beratung und<br />
Vermittlung von Betreuungsleistungen für Pflegebedürftige<br />
und der sie Pflegenden.<br />
�Niedrigschwellige Betreuungsleistungen werden unter<br />
pflegefachlicher und professioneller Anleitung bzw.<br />
Begleitung von freiwilligen und ehrenamtlichen Helfern<br />
erbracht.<br />
�Ehrenamtlich bzw. freiwillig tätige Personen sind für<br />
die besondere Tätigkeit qualifiziert.<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 12
Förderung ehrenamtlicher Strukturen und der<br />
Selbsthilfe nach § 45d SGB XI (seit dem 01.07.2008)<br />
�<br />
Fördermittel nach § 45c SGB XI können auch verwendet werden zur<br />
Förderung und zum Auf- und Ausbau:<br />
1. von Gruppen ehrenamtlich tätiger sowie sonstiger zum bürgerschaftlichen<br />
Engagement bereiter Personen, die sich die Unterstützung, allgemeine Betreuung<br />
und Entlastung von Pflegebedürftigen, von Personen mit erheblichem allgemeinen<br />
Betreuungsbedarf sowie deren Angehörigen zum Ziel gesetzt haben.<br />
2. von Selbsthilfegruppen, -organisationen und -kontaktstellen, die sich die<br />
Unterstützung von Pflegebedürftigen, von Personen mit erheblichem allgemeinen<br />
Betreuungsbedarf sowie deren Angehörigen zum Ziel gesetzt haben.<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 13
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Änderung/Ergänzung der Rechtsverordnung der Länder<br />
Die Überarbeitung der Landesverordnung über niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote für Pflegebedürftige (HBPfVO) ist im Dezember 2008 erfolgt und trat<br />
mit <strong>Da</strong>tum vom 20. Dezember 2008 in Kraft.<br />
Regelt die Voraussetzung für die Anerkennung, um niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />
im Sinne von § 45 b SGB XI mit ehrenamtlichen Helfern als Betreuungsinitiativen, Verein<br />
oder Gruppe anbieten zu können.<br />
Neu ist, dass nun gem. § 2 Abs. 2 Angebote der „Einzelfallbetreuung im Rahmen der<br />
Nachbarschaftshilfe“ (Nr. 8) unter der Voraussetzung, dass ein Pflegekurs nach § 45 SGB<br />
XI absolviert wurde, als niedrigschwellige Hilfe-Betreuungsangebote anerkannt werden<br />
können.<br />
Auf Antrag können weitere Gruppen ehrenamtlich tätiger Personen sowie<br />
Selbsthilfegruppen gemäß § 45d Abs. 1 Nr. 1 und 2 SGB XI anerkannt werden.<br />
Die Ziele der Förderung gem. § 6 sind konkretisiert worden und in § 7 sind nun die<br />
Antragsteller verpflichtet, sich an Maßnahmen der wissenschaftlichen Auswertung sowie an<br />
einer Überprüfung der Wirksamkeit der Konzepte und an Maßnahmen zur<br />
Qualitätssicherung zu beteiligen.<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 14
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 15
Regelungsoptionen in den Landesrahmenverträgen<br />
zum Thema Selbsthilfe und Ehrenamt<br />
�<br />
In den Landesrahmenverträgen können zukünftig Aussagen zu den<br />
Beteiligungsmöglichkeiten von Ehrenamtlichen und Mitgliedern von<br />
Selbsthilfegruppen an der Betreuung Pflegebedürftiger in der<br />
häuslichen/ambulanten und stationären Pflege getroffen werden.<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 16
3. Konzeptionelle Rahmenbedingungen<br />
Mögliche Inhalte eines Konzeptes für zusätzliche Betreuungsleistungen gem.<br />
§ 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 3<br />
�Einleitung<br />
�Zielgruppe und Ziele<br />
�Leistungen der Pflegeversicherung<br />
�Beschreibung der Betreuungsleistungen<br />
�Leistungserbringung (Personal, Räumlichkeiten)<br />
�Qualitätssicherung (Schulung, fachliche Anleitung, Dokumentation etc.)<br />
�Öffentlichkeitsarbeit<br />
�Finanzierung<br />
�Leistungsabrechnung<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 17
Checkliste zur Einführung einer zusätzlichen<br />
Betreuungsleistung nach § 45 SGB XI<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Bedarf in der Region abklären (z. B. über die Auswertung der § 37,3 SGB XI-Beratungsbesuche,<br />
Anfragen bei Betreuungsvereinen, der regionalen Alzheimer Gesellschaft, den Beratungsstellen)<br />
Analyse der Qualifikation des Pflegedienstes in Bezug auf das Thema Demenz<br />
Innerbetrieblichen Fortbildungsplan für alle Pflegekräfte zum Thema Demenz erstellen<br />
Mitarbeiterinnen auswählen, die für die Leistungserbringung in Frage kommen<br />
Neues Angebot beschreiben und organisieren ( u. a. Inhalt, Kosten, Verantwortlichkeit)<br />
Öffentlichkeitsarbeit (Präsentation des Angebotes in Form von Flyer und Fachveranstaltungen zum<br />
Thema Demenz, Kontakt zur regionalen Alzheimer Gesellschaft, Gesprächskreise pflegender<br />
Angehöriger)<br />
Pflegekassen, niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser, Betreuungsvereine über das Angebot<br />
informieren<br />
Erstgespräche mit Angehörigen führen<br />
<strong>Da</strong>s Angebot kontinuierlich sicherstellen (z. B. Controlling, Kooperation, Marketing)<br />
Begleitung der Mitarbeiterinnen sicherstellen (Fallbesprechungen, Supervision)<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 18
Themenübersicht für spezifische Fortbildungen für Mitarbeiter/-Innen der<br />
ambulanten Pflege, die Betreuungsleistungen anbieten:<br />
�typische Krankheitsbilder im Alter und gerontopsychiatrische Erkrankungen<br />
�Umgang und Kommunikation mit demenziell erkrankten Menschen<br />
�Kommunikation und Gesprächsführung mit Angehörigen, Einführung in die AEDLs und<br />
Biographiearbeit<br />
�Tagestrukturierung, Orientierungshilfen, Validation, basale Stimulation, Hilfsmittel<br />
�Aktivierungs- und Beschäftigungsideen für Demenzkranke<br />
�Demenz im System Familie, Krisen und Grenzsituationen von pflegenden Angehörigen<br />
�Aggression, Angst und Stress in der Betreuung von Demenzkranken<br />
�Möglichkeiten medikamentöser Behandlung<br />
�Gesetzliche Grundlagen in der Betreuung und im Zusammenleben mit Demenzkranken<br />
�Überblick über ambulante, stationäre und teilstationäre Angebote in der Region<br />
Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 19
UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong><br />
in Bochum, Hamm, Kamen, Meinerzhagen,<br />
Rheda-Wiedenbrück und Münster-Hiltrup<br />
gefördert durch<br />
und
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong><br />
Wege nicht alleine gehen: Menschen mit Demenz<br />
ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />
Projekt zur Verbesserung der häuslichen Versorgung<br />
durch Angebote der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit<br />
in Verbindung mit ehrenamtlicher Tätigkeit<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
2
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Situationsanalyse aus der Perspektive<br />
� der Erkrankten<br />
� der pflegenden Angehörigen<br />
� der ambulanten Pflegedienste<br />
� der Ehrenamtlichkeit<br />
� von Kirche und <strong>Diakonie</strong><br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
3
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Perspektive der Erkrankten<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Verlauf wird nicht bemerkt oder eingestanden<br />
Fachberatung und Hilfe sind bei ersten Anzeichen suchen<br />
Bedeutung der Differentialdiagnose erkennen<br />
Zeit zur Regelung persönlicher Dinge nutzen<br />
Vorsorge für die Zukunft treffen<br />
Betreuungserfordernisse absichern und breit streuen<br />
Wunsch nach Leben im eigenen Wohnumfeld lange entsprechen<br />
können<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
4
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Perspektive der (pflegenden) Angehörigen<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Extreme Belastungen durch emotionale Bindungen, häusliche<br />
Gemeinschaft, 24stündige Betreuung<br />
Verdrängen und Verschweigen beenden: Tabu „Demenz“<br />
durchbrechen<br />
Offen mit Veränderungen umgehen: Beratung und Unterstützung<br />
nutzen<br />
Verständnis für die Veränderungen entwickeln und den Umgang<br />
damit lernen<br />
Bereitschaft und Fähigkeit zur Pflege durch geeignete Arrangements<br />
stärken<br />
Zugang zu professioneller Beratung und wohnortnahen Hilfen haben<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
5
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Perspektive Pflegedienst<br />
�<br />
�<br />
Pflegedienste werden bei Demenz häufig sehr spät oder in<br />
Verbindung mit anderen Erkrankungen eingeschaltet, obwohl<br />
sie vielfältige Hilfen für den Umgang mit dem Erkrankten und<br />
im weiteren Verlauf der Erkrankung bei seiner Pflege leisten<br />
könnten.<br />
Pflegedienste müssen sich dem Informations- und<br />
Beratungsbedarf der Betroffenen stellen und auf die<br />
Demenzerkrankung abgestellte Angehörigenschulungen<br />
individuell und als Pflegekurse anbieten.<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
6
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Perspektive Kirchengemeinde und <strong>Diakonie</strong>station<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Kirchengemeinden verfügen über große Kompetenzen in der Arbeit<br />
mit Ehrenamtlichen.<br />
<strong>Diakonie</strong>stationen nutzen dieses Potenzial und integrieren sich in<br />
gemeindliche Strukturen.<br />
Unterschiedliche professionelle Kompetenzen der Pflege und der<br />
gemeinwesenorientierten Altenarbeit werden gebündelt.<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
7
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Perspektive Ehrenamt<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Ehrenamt als Teil von Selbsthilfe erkennen<br />
Zeit in den individuellen Aufbau und die Pflege eines persönlichen<br />
Unterstützungsnetzwerkes investieren<br />
Nachbarschaftshilfe organisieren<br />
Qualifizierte Schulung sicherstellen<br />
Pflegedienste beteiligen<br />
Keine Übernahme von pflegenahen und pflegerischen Tätigkeiten<br />
Verständnis für die Lebensäußerungen von Demenzkranken haben<br />
Interessierten Menschen die richtige Aufgabe zugänglich machen<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
8
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projektidee<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Aufbau eins ortsnahen Unterstützungssystem<br />
für demenziell erkrankte Menschen<br />
Kooperation von pflegenden Angehörigen,<br />
Ehrenamtlichen und professionell<br />
Pflegenden<br />
Partnerschaft als Reflexionsebene und zur<br />
Verteilung von Betreuungslasten<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
9
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projektidee<br />
�<br />
�<br />
Schaffung eines Kommunikationsraumes für<br />
pflegende Angehörige und ihre ehrenamtlichen<br />
Partnerinnen und Partner<br />
Schulungsangebote zur Vorbereitung von<br />
Ehrenamtlichen und pflegenden Angehörigen<br />
auf elementare Dinge im Zusammenleben mit<br />
Demenzkranken<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
10
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projektziele<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Unterstützungsnetzwerke aufbauen<br />
Aufbau von Betreuungspartnerschaften oder<br />
Betreuungsgruppen<br />
Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />
Schulung und Qualifizierung<br />
Initiierung von Treffpunkten<br />
Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
11
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projektkomponenten<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Informations- und Gesprächskreise<br />
Info-Punkt Demenz<br />
Niedrigschwellige Betreuungsstrukturen<br />
Aufbau der Arbeit mit Ehrenamtlichen<br />
Schulung von Ehrenamtlichen und<br />
Angehörigen<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
12
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Exkurs Umsetzung von Schulungsinhalten<br />
Entwurf Rahmencurriculum der Koordinierungsstelle der Landesinitiative<br />
Demenz-Service NRW vom 30.05.2007<br />
Sicherstellung von Basiskenntnissen durch erfolgreiche Teilnahme an einer<br />
mindestens 30-stündigen Qualifizierungsmaßnahme und einer<br />
kontinuierlichen Fortbildung und Praxisbegleitung<br />
Zu berücksichtigende Inhalte sind:<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Basiswissen über Krankheitsbilder, Behandlungsformen und Pflege der zu betreuenden<br />
Menschen<br />
allgemeine Situation der pflegenden Person einschließlich des sozialen Umfelds<br />
Umgang mit den Erkrankten insbesondere Erwerb von Handlungskompetenzen im<br />
Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen und Widerständen<br />
Methoden und Möglichkeiten der Betreuung und Beschäftigung<br />
Kommunikation und Gesprächsführung<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
13
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Exkurs Umsetzung von Schulungsinhalten<br />
Orientierung an fünf Lernfeldern<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
<strong>Da</strong>s Demenz-Syndrom verstehen<br />
Mit Menschen mit Demenz umgehen<br />
Gemeinsam mit Menschen mit Demenz Zeit gestalten<br />
Die Situation der pflegenden Angehörigen verstehen<br />
Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Rolle reflektieren und<br />
damit umgehen<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
14
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projekten beteiligen sich insgesamt 32 Personen aktiv an der Projektentwicklung<br />
Kamen: EK Unna ambulant und Ev. Kirchengemeinde Kamen, Pfr. Martin<br />
Brandhorst, Jochen Laible<br />
Hamm: Grüne <strong>Da</strong>men & Herren ambulant, EPD im Kirchenkreis Hamm und Ev.<br />
Kirchengemeinde Mark, Pfr. Klaus-Martin Pothmann, Wera Witkowski,<br />
Werner Lüblinghoff und Gerhard Westermann<br />
Meinerzhagen <strong>Diakonie</strong>station Meinerzhagen, Wilhelm-Langemann-Haus (Ev. Perhes-Werk) und<br />
Ev. Kirchengemeinde Meinerzhagen, Pfr. Klaus Kemper-Kohlhase,<br />
Sigrid Baukloh-Becker, Monika Besner<br />
Bochum-Gerthe Diakonische Dienste Bochum und Ev. Kirchengemeinde Bochum-Gerthe, Pfr.<br />
Johannes Romann, Monika Rieckert<br />
Rheda-Wiedenbrück <strong>Diakonie</strong> Gütersloh und Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück,<br />
Christian Heine-Göttelmann,Christine Dröge, Brunhilde Peil und<br />
Bianca Fischer<br />
Münster-Hiltrup Gemeindediakonie Hiltrup, Ev. <strong>Diakonie</strong>station Münster, Ev. Kirchengemeinde<br />
Hiltrup (01.2009) Pfr. Johannes Krause-Isermann, Annette Gödde, Kirsten<br />
Wegener-Bücker<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
15
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projektziele<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Aufbau von Betreuungsangeboten für Demenzkranke zur<br />
Entlastung der Angehörigen als Angebot in einer Gruppe<br />
oder in der eigenen Häuslichkeit<br />
Gewinnung von drei bis vier Kooperationspartnern<br />
Pflegefachliche Begleitung eines differenzierten<br />
Betreuungsangebotes durch die Kooperationspartner an den<br />
Projektstandorten<br />
Angebot von Informations- und Gesprächskreisen zum<br />
Thema Demenz<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
16
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projektziele<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Einsatz eines auf Demenz abgestellten Schulungskonzeptes<br />
für Ehrenamtliche und pflegende Angehörige durch die<br />
Kooperationspartner, getrennte Schulungen für pflegende<br />
Angehörige und Ehrenamtliche<br />
Schaffung von Anlaufstellen Demenz als<br />
Kommunikationsräume für Ehrenamtliche, pflegende<br />
Angehörige und Pflegefachkräfte<br />
Einsatz von vorhandenem Material zur Schulungsarbeit<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
17
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
Projektziele<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Information und Beratung von pflegenden Angehörigen<br />
durch die ambulanten Pflegedienste<br />
Betroffene finden über die Pflegedienste Zugang zu den<br />
entwickelten Angeboten<br />
Befähigung zur Selbstorganisation<br />
Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Qualifizierung von Pflegekräften zur Durchführung von<br />
Schulungskursen Demenz<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
18
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Einschätzungen zum bisherigen Verlauf<br />
Gute Kontakte sind entstanden<br />
Internsive Kontakte mit und in den sechs Projekten<br />
Ausweitung der Projektinhalte in den Sozialraum ist<br />
erkennbar<br />
Viele einzelne Projektbausteine sind bereits erreicht<br />
78 geschulte Ehrenamtliche sind ein gutes Ergebnis<br />
Weitere Kooperationspartner wurden für die<br />
Projektumsetzung gewonnen<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
19
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
�<br />
�<br />
Einschätzungen zum bisherigen Verlauf<br />
Zentrale Projektbausteine befinden sich in der<br />
Umsetzung<br />
� Schulung von Angehörigen und Ehrenamtlichen<br />
� Gesprächskreis pflegende Angehörige<br />
� Betreuungsgruppen<br />
� Besuchsdienste<br />
� Beratung Info-Punkt Demenz<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
20
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Einschätzungen zum bisherigen Verlauf<br />
Die Umsetzung der Schulungskonzepte hängen<br />
stark von den örtlich vorhandenen Personen und<br />
Erfahrungen ab<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist ein mühseliges Geschäft<br />
Inhalte sind außerhalb von Schulungen schwierig<br />
zu vermitteln<br />
Die persönlichen Kontakte fördern die<br />
Zusammenarbeit<br />
Es gibt unterschiedliche<br />
Entwicklungsgeschwindigkeiten<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
21
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Fragen<br />
Zugang zur Kirchengemeinde: Wie weit dringen wir<br />
mit unserem Anliegen in das Bewusstsein der<br />
Kirchengemeinden vor?<br />
Öffentlichkeitsarbeit: Was funktioniert <strong>war</strong>um gut?<br />
Wie lässt sich Kontinuität erreichen, ohne das diese<br />
belastet?<br />
Aufwand bei der Projektumsetzung: Was können<br />
wir voneinander lernen?<br />
Sicherung der Nachhaltigkeit: Refinanzierung von<br />
Angeboten nach dem SGB XI liegen vor?<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
22
<strong>Diakonie</strong> RWL<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Einen weitern Einblick in die Arbeit unserer<br />
Partner erhalten nach der Mittagspause in<br />
den Praxisbeispielen 1 und 3<br />
Ihre Fragen werde ich jetzt gerne<br />
beantworten.<br />
Vielen <strong>Da</strong>nk!<br />
Gerd Lübbert<br />
UND Projektkoordination<br />
23
Netzwerk Demenz<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Gütersloh e.V.<br />
Christine Dröge, Fachberatung Senioren- und Ehrenamtsarbeit<br />
und Brunhilde Peil, Leitung Aktion Atempause
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Konzeptionelle Vorüberlegungen:<br />
Ziel: Entlastung von Angehörigen von Demenzkranken<br />
Förderung und Unterstützung Demenzkranker<br />
Umsetzung:<br />
Nutzung der vorhandenen Strukturen von <strong>Diakonie</strong><br />
und ev. Kirchengemeinden<br />
ambulanten Dienste<br />
Besuchsdienste der Kirchengemeinden<br />
vorhandene Räume<br />
Begegnungszentren der <strong>Diakonie</strong><br />
Tagespflege und neue Wohnformen<br />
2
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Aufbau des Netzwerkes 1:<br />
3 Jahre Modellprojekt der Stiftung Wohlfahrtspflege<br />
zum Aufbau von Betreuungsgruppen „Aktion Atempause“<br />
• Finanzielle Absicherung<br />
<strong>–</strong> ½ Stelle Altenpflege<br />
<strong>–</strong> ½ Stelle Sozialpädagogik<br />
<strong>–</strong> geringer Teilnehmerbeitrag<br />
• Etablierung der Angebote in Öffentlichkeit und im<br />
Seniorenbereich tätigen Institutionen<br />
<strong>–</strong> durch Zusammenarbeit<br />
<strong>–</strong> Werbung / Aktionen<br />
• Zeit um festzustellen: welcher Bedarf besteht, wie groß ist der<br />
Bedarf? <strong>–</strong> drei Betreuungsgruppen entstehen<br />
<strong>–</strong> hoher Gesprächsbedarf der Angehörigen<br />
<strong>–</strong> Schulungsbedarf bei Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der ambulanten Dienste<br />
3
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Aufbau des Netzwerkes 2:<br />
nach Ende der Projektzeit<br />
Finanzierung des Netzwerkes durch Einnahmen in<br />
den Betreuungsgruppen / Pflegeversicherung und<br />
Spenden / Zuschüsse<br />
•Honorarkräfte als Gruppenleitung<br />
•Fachkraft, 27 Stdn, die die Organisation und Leitung<br />
der Aktion Atempause übernimmt<br />
4
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Angebote für Demenzkranke<br />
• Gruppen für Menschen mit beginnender Demenz<br />
(in Planung)<br />
• 5 Betreuungsgruppen für Demenzkranke<br />
• Zum Netzwerk gehören außerdem:<br />
Tagespflegen und Pflegewohngemeinschaften<br />
5
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Gruppen für Menschen mit<br />
beginnender Demenz<br />
• Kleingruppen, die sich regelmäßig treffen<br />
• Ehrenamtliche als Sicherheitspartner/in für jeden<br />
Erkrankten<br />
• Fachliche Betreuung der Treffen<br />
• Teilnahme am gesellschaftlichen Geschehen,<br />
Ausflüge und Austausch<br />
6
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Betreuungsgruppen für Demenzkranke<br />
• Gruppen mit bis zu 9 Erkrankten<br />
• eine Fachkraft, die die Gruppe leitet<br />
• Ehrenamtliche als Betreuer/innen (1:1 Betreuung)<br />
• Entlastung Angehöriger, Aktivierung<br />
Demenzkranker, Förderung vorhandener<br />
Fähigkeiten, Anspannung und Entspannung, Musik,<br />
Rhythmik und Bewegung, Biographiearbeit<br />
7
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Koordinierung der Aufgaben<br />
Betreuungsgruppen:<br />
• Aufnahme in die Betreuungsgruppen nach einem<br />
Hausbesuch (Leitung Aktion Atempause)<br />
• Stellung der Rechung an die Pflegekasse durch die<br />
Verwaltung der <strong>Diakonie</strong>stationen<br />
• Begleitung (Teamsitzungen) und Qualifikation der<br />
Honorarkräfte (Fachkräfte) und der ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen durch die Leitung der Aktion<br />
Atempause<br />
8
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Angebote für Angehörige von<br />
Demenzkranken<br />
• Sprechstunde für Angehörige von Demenzkranken<br />
regelmäßig an 4 Standorten<br />
• Gesprächskreise / Angehörigentreffs regelmäßig an<br />
3 Standorten<br />
• Kurse zum Umgang mit Demenzkranken, 1x im Jahr<br />
• Stundenweise Entlastung<br />
Ausbildung von Ehrenamtlichen zu Mitarbeiter/innen<br />
in der häuslichen Betreuung<br />
9
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Angebote für Angehörige von<br />
Demenzkranken<br />
• Stundenweise Entlastung zu Hause<br />
Ausbildung von Ehrenamtlichen zu Mitarbeiter/innen in<br />
der häuslichen Betreuung<br />
• (Stundenweise Entlastung einmal in der<br />
Woche in einer Betreuungsgruppe)<br />
10
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Koordinierung der Aufgaben:<br />
Stundenweise Entlastung für Angehörige von<br />
Demenzkranken<br />
• Gewinnung und Qualifikation Ehrenamtlicher durch<br />
die Leitung der Aktion Atempause und<br />
Fachberatung<br />
• Vermittlung der häuslichen Betreuung und<br />
Abrechnung durch die <strong>Diakonie</strong>stationen<br />
• Begleitung und Beratung durch die Leitung der<br />
Aktion Atempause, z.T. gemeinsam mit den<br />
Ehrenamtlichen der Betreuungsgruppen<br />
11
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Sprechstunde für Angehörige von<br />
Demenzkranken<br />
• Regelmäßig an festen Standorten<br />
• Nach Absprache auch zu Hause<br />
• Persönliche Beratung zur individuellen Situation<br />
(manchmal auch mit dem Erkrankten)<br />
Sprechstunden und Hausbesuche werden<br />
durchgeführt von der Leitung der Aktion Atempause<br />
12
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Gesprächsgruppen für Angehörige von<br />
Demenzkranken<br />
• Regelmäßig an festen Standorten (einmal im Monat)<br />
• Austausch und gegenseitige Ermutigung<br />
• Gemeinschaft mit ebenfalls Betroffenen<br />
• Referenten / Informationen nach Bedarf<br />
13
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Aufgabenverteilung:<br />
Gesprächsgruppen für Angehörige von<br />
Demenzkranken<br />
• Zusammenarbeit mit anderen Verbänden /<br />
Institutionen<br />
• Ehrenamtliche Leitung, unterstützt in Werbung,<br />
Referentensuche... durch Fachberatung<br />
• Leitung durch Aktion Atempause<br />
14
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Kurse für Angehörige von<br />
Demenzkranken<br />
• Informationen über die Krankheit und den Umgang<br />
mit Demenzkranken<br />
• Ziel: Erleichterungen im Umgang mit<br />
Demenzkranken und dem Pflegealltag<br />
• Austausch über das Betreuen eines<br />
Demenzkranken<br />
• Informationen über Hilfsmöglichkeiten vor Ort<br />
15
<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />
Aufgabenverteilung: Kurse für Angehörige<br />
von Demenzkranken<br />
• Konzeption und Organisation:<br />
Fachberatung für Senioren- und<br />
Ehrenamtsarbeit<br />
• Durchführung:<br />
Fachberatung für Senioren- und<br />
Ehrenamtsarbeit<br />
und Leitung der Aktion Atempause<br />
16
Finanzierungsplan für das Netzwerk Demenz, Einnahmen durch die<br />
Betreuungsgruppen (38,50 Euro)<br />
Personal-kosten<br />
Fachkraft<br />
25 Wo Stdn<br />
Honorarkosten<br />
Betr. Gruppen<br />
175,00 €<br />
1. Gruppe<br />
6,5 TN<br />
2. Gruppe<br />
6,5 TN<br />
3. Gruppe<br />
6,5 TN<br />
4. Gruppe<br />
6,5 TN<br />
5. Gruppe<br />
6,5 TN<br />
6. Gruppe<br />
6,5 TN<br />
28.500 28.500 28.500 28.500 28.500 28.500<br />
2100 4200 6300 8400 10500 12600<br />
Summe 30600 32700 34800 36900 39000 41100<br />
Overhead 5124 5717 6310 6903 7496 8089<br />
Sachkosten 2000 4000 6000 8000 10000 12000<br />
Gesamtsumme 37724 42417 47110 51803 56496 61189<br />
Einnahmen<br />
bei<br />
46 Wochen<br />
11511,50 23023,00 34534,50 46046,00 57557,50 69069,00<br />
Ergebnis -26212,50 -19394,00 -12575,50 -5757,00 1061,50 7880,00<br />
17
Weitere Einnahmen für das Netzwerk Demenz<br />
• Abrechnung von Beratungsbesuchen<br />
und Kursreihen für Angehörige<br />
• Zuschüsse aus Kollektenmitteln<br />
• Spenden<br />
18
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Kooperation<br />
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Kleve e.V.<br />
LVR-Klinik Bedburg-Hau
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />
- Die Kooperationspartner<br />
- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />
- Der Hausbetreuungsservice<br />
a) Konzeption<br />
b) Entwicklung<br />
c) Kosten
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Pflegende Angehörige demenzkranker Menschen sollen durch das<br />
Angebot einer stundenweisen Betreuung entlastet werden<br />
Die Betroffenen werden von ehrenamtlichen HausbetreuerInnen, die<br />
durch eine Schulung auf ihre Aufgabe vorbereitet werden, betreut<br />
Der Hausbetreuungsservice ergänzt bestehende Angebote der<br />
stationären, teilstationären und komplementären Altenhilfe
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />
- Die Kooperationspartner<br />
- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />
- Der Hausbetreuungsservice<br />
a) Konzeption<br />
b) Entwicklung<br />
c) Kosten
Diakonisches Werk im<br />
Kirchenkreis Kleve e.V.<br />
Ambulante Pflege<br />
Beratung u. Information<br />
Alten- u. Krankenpflege<br />
Familienpflege<br />
Hauswirtschaft<br />
Ergänzende Angebote<br />
HausBetreuungsService<br />
Alzheimer-Café<br />
Reisen mit Demenz<br />
Mobiler sozialer Dienst<br />
Hauskrankenpflegekurse<br />
Überleitungspflege
interdisziplinär<br />
stationär teilstationär<br />
Überleitungspflege<br />
HausBetreuungs-<br />
Service<br />
Alzheimer-Café<br />
Behandlung<br />
Gerontopsychiatrisches Zentrum Kleve<br />
LVR-Klinik LVR Klinik<br />
Bedburg-Hau<br />
Bedburg Hau<br />
Begleitung<br />
Reisen mit Demenz<br />
Betroffenengruppe<br />
(geplant)<br />
prozessbegleitend<br />
ambulant<br />
Gedächtnisambulanz<br />
Psycho-edukative<br />
Begleitung<br />
Informations- u.<br />
Gesprächsgruppe<br />
Kompetenz für Demenz<br />
Kursreihe
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />
- Die Kooperationspartner<br />
-<strong>Da</strong>s Netzwerk<br />
- Der Hausbetreuungsservice<br />
a) Konzeption<br />
b) Entwicklung<br />
c) Kosten
Diakonisches Werk im<br />
Kirchenkreis Kleve e.V.<br />
Gerontopsychiatrisches Netzwerk Niederrhein<br />
als Element im<br />
Netzwerk Demenz für den Kreis Kleve<br />
HausBetreuungsService<br />
Überleitungspflege<br />
Fort- und Weiterbildung<br />
Interdisziplinärer Austausch<br />
Pflegekurse<br />
Reisen mit Demenz<br />
Alzheimer-Café<br />
LVR-Klinik<br />
Bedburg-Hau
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />
- Die Kooperationspartner<br />
- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />
- Der Hausbetreuungsservice<br />
a) Konzeption<br />
b) Entwicklung<br />
c) Kosten
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Angebot im Rahmen einer Kooperation zwischen der<br />
LVR-Klinik Bedburg-Hau und dem Diakonischen Werk im<br />
Kirchenkreis Kleve<br />
Gewinnung und Schulung ehrenamtlicher Kräfte zur<br />
Betreuung demenzkranker Menschen<br />
Stundenweise Entlastung von pflegenden Angehörigen<br />
demenzkranker Menschen durch bedarfsorientierte<br />
Betreuungs- und Begleitungsangebote ehrenamtlicher Helfer<br />
Keine pflegerische oder hauswirtschaftliche Hilfe
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Schulungsdauer:<br />
Schulungsinhalt:<br />
40 U.-Stunden<br />
-Krankheitsbild Demenz<br />
- Verstehender Umgang mit<br />
demenzkranken Menschen<br />
- Psychohygiene<br />
- Situation pflegender<br />
Angehöriger<br />
- Aktivitäten des täglichen Lebens<br />
- Rechtsgrundlagen<br />
- Kommunikation<br />
- Tod und Trauer<br />
- Entsprannungstechniken<br />
- „Workshop“ (Rollenspiele)
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Es kommen nur ehrenamtliche Kräfte für den Hausbetreuungsservice in<br />
Betracht, die erfolgreich an der Schulung teilgenommen haben<br />
Es werden ausschließlich Personen betreut, die unter einer dementiellen<br />
Erkrankung leiden<br />
Die ehrenamtlichen Kräfte verpflichten sich zur Teilnahme an<br />
regelmäßigen, begleiteten Reflexionssitzungen<br />
Die Hausbetreuerinnen werden durch die<br />
Projektkoordinatorin kontinuierlich begleitet
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Der Erstkontakt zu Betroffenen und deren Angehörige sowie die<br />
Vermittlung von Hausbetreuungsleistungen erfolgt ausschließlich über<br />
hauptamtliche Mitarbeiter der Kooperationspartner, i.d.R. über die<br />
Projektkoordinatorin<br />
Die betroffenen Familien haben in den hauptamtlichen Mitarbeitern der<br />
Kooperationspartner jederzeit einen Ansprechpartner
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />
- Die Kooperationspartner<br />
- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />
- Der Hausbetreuungsservice<br />
a) Konzeption<br />
b) Entwicklung<br />
c) Kosten
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Erster Ausbildungskurs 2002 mit 20 Teilnehmerinnen.<br />
Zwischen 2002 und 2008 wurden<br />
80 Hausbetreuerinnen ausgebildet<br />
Zur Zeit stehen 69 Hausbetreuerinnen zur Verfügung<br />
2008 gab es 80 Betreuungsverhältnisse.<br />
Die freiwilligen Helfer leisteten insgesamt 4.364<br />
Betreuungsstunden<br />
Im ersten Quartal 2009 wurden 1.687 Betreuungsstunden<br />
geleistet
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />
- Die Kooperationspartner<br />
- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />
- Der Hausbetreuungsservice<br />
a) Konzeption<br />
b) Entwicklung<br />
c) Kosten
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Betreuungsstunde: 8,00 €<br />
(Kostenanpassung auf 10,00 € geplant)<br />
Finanzierung über § 45b SGB XI<br />
Pauschale Aufwandsentschädigung für die freiwilligen<br />
Helfer: 5,50 €/Std.<br />
Regiekosten: 2,50 €/Std.
Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />
demenzkranker Menschen<br />
Kooperation<br />
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Kleve e.V.<br />
LVR-Klinik Bedburg-Hau
Senioren Zeit Schenken<br />
Besuchsdienst<br />
Ev. Kirchengemeinde Gerthe
Inhalt<br />
• Konzept und Struktur des Angebotes<br />
• Initiierung und Aufbau des Angebotes<br />
• Zusammenarbeit mit Kirchengemeinde<br />
• Begleitung der Ehrenamtlichen<br />
• Entgelte<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Senioren Zeit Schenken<br />
• In der heutigen Zeit leben viele ältere<br />
Menschen allein in ihrer Wohnung. Die<br />
Kontakte zu Nachbarn und Freunden werden<br />
immer geringer.<br />
• Im Alter wird es immer schwieriger die<br />
Wohnung zu verlassen, um den täglichen<br />
Verrichtungen nachzugehen.<br />
• Engagierte Gemeindemitglieder möchten<br />
gerne Hilfestellung leisten.<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Projekt‐Partner<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Ziele<br />
• Entgegenwirken des Alleinseins älterer<br />
Gemeindemitglieder.<br />
• Unterstützung der selbständigen<br />
Lebensführung und des eigenständigen<br />
Wohnens<br />
• Alltagsbegleitung in der eigenen Häuslichkeit<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Zielgruppe<br />
• Ältere und hochbetagte Mitglieder der Ev.<br />
Kirchengemeinde Gerthe<br />
• Nicht mobil<br />
• Wenig soziale Kontakte<br />
• Eingeschränkte Alltagskompetenz<br />
• Nicht Mitglied einer bestehenden<br />
Gemeindegruppe (Frauenhilfe)<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Struktur<br />
• Einrichtung einer Koordinatorenstelle auf<br />
Honorar‐Basis<br />
• Vermittlung von Zu‐Besuchenden und<br />
Ehrenamtlichen<br />
• Einrichtung einer Steuerungsgruppe<br />
�Austausch und Weiterentwicklung des<br />
Projektes<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
• Spaziergänge<br />
Angebote<br />
• Vorlesen und Unterhaltung<br />
• Begleitung zum Arzt<br />
• Begleitung zu Gottesdiensten und /oder zu<br />
Veranstaltungen im Raum Gerthe<br />
• Gemeinsame Einkäufe<br />
• Hilfe bei Behördengängen<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Mitglieder der Steuerungsgruppe<br />
• Koordinatorin<br />
• Vertreter der Ev. Kirchengemeinde Gerthe<br />
• Mitarbeiterin der Offenen Altenarbeit der<br />
<strong>Diakonie</strong> Ruhr<br />
• Mitarbeiterin der Diakonischen Dienste<br />
Bochum<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Angebot‐Initierung<br />
• Treffen der bestehenden Besuchsdienste<br />
�Geburtagsbesuche<br />
�Besuchsdienst für Neu‐Zugezogene<br />
�Krankenhausbesuchsdienst<br />
• Vorstellung des Projektes am 28.08.08 auf<br />
dem Stadtteilfest Bo‐Gerthe<br />
• Vorstellung des Projektes am 29.08.08 auf<br />
dem Gemeindefest in Bo‐Gerthe<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Angebot‐Aufbau<br />
• Informationsabend für Interessierte<br />
Ehrenamtliche am 03.09.2008<br />
• Schulung der Ehrenamtlichen mit Zertifikat<br />
von September‐November 08<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Zusammenarbeit Kirchengemeinde<br />
• Koordinatorin kommt aus Kirchengemeinde<br />
• 1 x monatlich Austausch der Koordinatorin<br />
mit dem Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde<br />
• Räumlichkeiten für 1 x wöchentliche<br />
Sprechstunde und monatliche<br />
Weiterbildung werden zur Verfügung<br />
gestellt<br />
• Steuerungsgruppe<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Koordination der Anfragen<br />
• Gemeindebüro nimmt Anfragen entgegen<br />
• Anfragen auch über Diensthandy möglich<br />
• Erstbesuch der Koordinatorin vor Ort<br />
• Kontaktaufnahme und Einteilung der<br />
Ehrenamtlichen nach Anforderungsprofil<br />
• Gemeinsamer Hausbesuch: Vorstellung des<br />
Ehrenamtlichen vor Ort<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Begleitung der Ehrenamtlichen<br />
• Telefonische Erreichbarkeit der<br />
Koordinatorin für die Ehrenamtlichen<br />
jederzeit<br />
• Regelmäßige Treffen 1 x monatlich mit<br />
Weiterbildungsthemen (Themen werden<br />
individuell festgelegt)<br />
• 1 x im Quartal Tagesveranstaltung mit<br />
wechselnden Dozenten<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Bisher erbrachte Einzelleistungen<br />
• 4 feste Besuchstermine in der häuslichen<br />
Umgebung seit November 2008<br />
• 1 x wöchentliche Sprechstunde wird gut<br />
angenommen<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Entgelte / Auslagen<br />
• Nutzer zahlen keine Entgelte<br />
• Ehrenamtliche erhalten<br />
Aufwandsentschädigung wenn erforderlich<br />
(z.B. Fahrtgeld)<br />
• Zur Zeit keine Kostendeckung<br />
• Keine kommunale Unterstützung<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Wir bedanken uns ganz<br />
herzlich für<br />
Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
Ruhr
Arno Geiger<br />
Der alte König in seinem Exil<br />
Erste Erfahrungen mit Demenz machte ich als Sechsjähriger.<br />
<strong>Da</strong>mals hörte mein Großvater auf, mich zu<br />
erkennen. Er wohnte im Nachbarhaus unterhalb unseres<br />
Hauses, und weil ich seinen Obstgarten als Abkürzung<br />
auf dem Weg zur Schule benutzte, <strong>war</strong>f er mir gelegentlich<br />
ein Scheit Holz hinterher - ich hätte in seinen Feldern<br />
nichts verloren. Manchmal je<strong>doch</strong> freute ihn mein<br />
Anblick, er kam auf mich zu und nannte mich Helmut.<br />
Aber das <strong>war</strong> ebenfalls nichts, womit ich et<strong>was</strong> anfangen<br />
konnte. Der Großvater starb. Ich vergaß diese Erlebnisse<br />
- bis die Krankheit bei meinem Vater losging.<br />
In Russland gibt es ein Sprichwort, dass nichts im Leben<br />
wiederkehrt außer unseren Fehlern. Im Alter kehren die<br />
Fehler ausgeprägter wieder; so heißt es <strong>doch</strong>. <strong>Da</strong> mein<br />
Vater schon immer einen Hang zum Eigenbrötlerischen<br />
hatte, erklärten wir uns seine bald nach der Pensionierung<br />
auftretenden Aussetzer damit, dass er jetzt Anstalten<br />
machte, jegliches Interesse an seiner Umwelt zu<br />
verlieren. Sein Verhalten erschien typisch für ihn. Und<br />
so gingen wir ihm etliche Jahre mit Beschwörungen auf<br />
die Nerven, er solle sich zusammenreißen. Heute befällt<br />
mich ein stiller Zorn über diese Vergeudung von Kräften;<br />
denn wir schimpften mit der Person und meinten die<br />
Krankheit. »Lass dich bitte nicht so gehen!« sagten wir<br />
hundertmal, und mein Vater nahm es hin, stolz und von<br />
vornherein nach dem Motto, dass man es am leichtesten<br />
hat, wenn man frühzeitig resigniert. Er wollte dem Vergessen<br />
nicht trotzen, verwendete nie auch nur die geringfügigsten<br />
Gedächtnisstützen, und er <strong>war</strong> auch keiner von<br />
denen, die sich beklagen, jemand mache Knoten in seine<br />
Taschentücher. Er leistete sich keinen hartnäckigen Stellungskrieg<br />
gegen seinen geistigen Verfall, und er suchte<br />
nicht ein einziges Mal das Gespräch darüber, obwohl<br />
er - aus heutiger Sicht - spätestens Mitte der neunziger<br />
Jahre die Einsicht in den Ernst der Sache besessen haben<br />
muss. Wenn er zu einem seiner Kinder gesagt hätte,<br />
meine Güte, mein Gehirn setzt sich auf eigene Faust in<br />
den Ruhestand, hätten alle besser mit der Situation umgehen<br />
können. So je<strong>doch</strong> fand ein jahrelanges Katz und<br />
Maus-Spiel statt, mit meinem Vater als Maus, mit uns als<br />
Mäusen und der Krankheit als Katze.<br />
Diese erste, sehr nervenaufreibende, von Unsicherheit<br />
und Verunsicherung geprägte Phase liegt hinter uns, und<br />
obwohl ich <strong>noch</strong> immer nicht gerne daran zurückdenke,<br />
begreife ich jetzt, dass es einen Unterschied macht, ob<br />
man aufgibt oder weiß, dass man geschlagen ist. Mein<br />
Vater ging davon aus, dass er geschlagen ist. In der Etappe<br />
seines Lebens angelangt, in der seine geistige Kraft<br />
galoppierend verging, setzte er auf innere Haltung; et<strong>was</strong>,<br />
das mangels wirkungsvoller Medikamente auch für die<br />
Angehörigen eine praktikable Möglichkeit ist, mit der<br />
Arno Geiger, geb. 1968 in<br />
Bregenz, lebt in Wien. 2005<br />
erhielt er den Deutschen<br />
Buchpreis für „Es geht uns<br />
gut“, einen Familienroman,<br />
der sich unter anderem auch<br />
mit dem Thema Demenz<br />
beschäftigt.<br />
Sinnlosigkeit dieser Krankheit umzugehen.<br />
Milan Kundera schreibt: <strong>Da</strong>s einzige, <strong>was</strong> uns angesichts<br />
dieser unausweichlichen Niederlage, die man Leben<br />
nennt, bleibt, ist der Versuch, es zu verstehen.<br />
Man kann sich Demenz in der mittleren Phase, in der sich<br />
mein Vater momentan befindet, ungefähr so vorstellen:<br />
Als wäre man aus dem Schlaf gerissen, man weiß nicht,<br />
wo man ist, die Dinge kreisen um einen her, Länder,<br />
Jahre, Menschen. Man versucht sich zu orientieren, aber<br />
es gelingt nicht. Die Dinge kreisen weiter, Tote, Lebende,<br />
Erinnerungen, traumartige Halluzinationen, Satzfetzen,<br />
die einem nichts sagen <strong>–</strong> und dieser Zustand ändert sich<br />
nicht mehr für den Rest des Tages.<br />
Wenn ich zu Hause bin, <strong>was</strong> nicht allzu oft vorkommt, da<br />
wir die Last der Betreuung auf mehrere Schultern verteilen<br />
können, wecke ich meinen Vater gegen neun. Er liegt<br />
ganz verdattert unter seiner Decke, ist aber ausreichend<br />
daran gewöhnt, dass Menschen, die er nicht erkennt, in<br />
sein Schlafzimmer treten, so dass er sich nicht beklagt.<br />
»Willst du nicht aufstehen?« frage ich ihn freundlich.<br />
Und um ihm ein positives Gefühl zu vermitteln, fahre ich<br />
fort: »Was für ein schönes Leben wir haben.« Skeptisch<br />
rappelt er sich hoch. »Du vielleicht«, sagt er. Ich reiche<br />
ihm seine Socken, er betrachtet die Socken ein Weilchen<br />
mit hochgezogenen Augenbrauen und sagt dann: »Wo<br />
ist der dritte?« Ich helfe ihm beim Anziehen, damit das<br />
Prozedere nicht ewig dauert, er lässt es bereitwillig über<br />
sich ergehen. Anschließend schiebe ich ihn hinunter in<br />
die Küche, wo er sein Frühstück bekommt. Nach dem<br />
Frühstück fordere ich ihn auf, sich rasieren zu gehen. Er<br />
sagt augenzwinkernd: »Ich wäre besser zu Hause geblieben.<br />
Dich komme ich nicht so schnell wieder besuchen.«<br />
Ich zeige ihm den Weg ins Badezimmer. Er singt »Ojeoje,<br />
oje-oje ...« und spielt auf Zeitgewinn. »Du sollst dich<br />
<strong>doch</strong> nur rasieren, damit du et<strong>was</strong> gleichschaust«, sage<br />
ich.
Er folgt mir zögernd. »Wenn du dir et<strong>was</strong> davon versprichst<br />
...«, murmelt er, blickt in den Spiegel, reibt heftig<br />
mit beiden Händen die vom Kopf abstehenden Haare<br />
mit dem Effekt, dass die Haare hinterher tatsächlich<br />
anliegen. Er schaut sich erneut an, sagt »Fast wie neu«,<br />
lächelt und bedankt sich anschließend herzlich. Neuerdings<br />
bedankt er sich sehr oft. Vor einigen Tagen sagte er,<br />
ohne dass ich den geringsten Zusammenhang hätte herstellen<br />
können: »Ich bedanke mich recht herzlich bei dir<br />
schon im Voraus.« - - Meine Reaktionen auf derartige Eröffnungen<br />
fallen mittlerweile immer entgegenkommend<br />
aus: »Gern geschehen«, sage ich, oder: »Keine Ursache«<br />
oder: »<strong>Da</strong>s tue ich <strong>doch</strong> gern.« Denn erfahrungsgemäß<br />
sind bestätigende Antworten, die meinem Vater das<br />
Gefühl geben, alles sei in Ordnung, sehr viel besser als<br />
das Nachfragen von früher, das ihn nur beschämte und<br />
verunsicherte; niemand gibt gerne Antworten auf Fragen,<br />
die ihn, wenn er sie überhaupt begreift, nur zur Einsicht<br />
in seine Defizite bringen wollen.<br />
Am Anfang <strong>war</strong>en diese Anpassungsmaßnahmen<br />
schmerzhaft und kräftezehrend. Weil man als Kind seine<br />
Eltern für stark hält und glaubt, dass sie den Zumutungen<br />
des Lebens standhaft entgegentreten, sieht man ihnen<br />
ihre Schwächen, wenn sie sichtbar werden, sehr viel<br />
schwerer nach als anderen Menschen. Doch mittlerweile<br />
habe ich in die neue Rolle einigermaßen gut hineingefunden.<br />
Und ich habe auch gelernt, dass man für das Leben<br />
eines von Demenz betroffenen Menschen neue Maßstäbe<br />
braucht. Wenn mein Vater sich bedanken möchte, soll er<br />
sich bedanken, auch ohne nachvollziehbaren Anlass, und<br />
wenn er sich darüber beklagen will, dass ihn alle Welt im<br />
Stich lässt, soll er sich beklagen, egal, ob dieser Eindruck<br />
in der Welt der Fakten standhalten kann oder nicht. Für<br />
ihn als Betroffener gibt es keine Welt außerhalb der Demenz.<br />
Und als Angehöriger kann man nur versuchen, die<br />
dort herrschende Verstörung emotional aufzufangen, die<br />
Bitterkeit des Ganzen ein wenig zu lindern, indem man<br />
die durcheinander geratene Wirklichkeit des Kranken<br />
gelten lässt. <strong>Da</strong> mein Vater nicht mehr über die Brücke<br />
in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm.<br />
Dort drüben, innerhalb der Grenzen seiner geistigen Verfassung,<br />
jenseits unserer auf Sachlichkeit und Zielstrebigkeit<br />
ausgelegten Gesellschaft, ist er <strong>noch</strong> immer ein<br />
beachtlicher Mensch, und wenn auch nach allgemeinen<br />
Maßstäben nicht immer ganz vernünftig, so <strong>doch</strong> irgendwie<br />
brillant.<br />
Eine Katze streift durch den Garten. Mein Vater sagt:<br />
»Früher hatte ich auch Katzen, nicht gerade für mich<br />
allein, aber als Teilhaber.«<br />
Und einmal, als ich ihn fragte, wie es ihm gehe, antwortete<br />
er: »Es geschehen keine Wunder, aber Zeichen.«<br />
Und dann ansatzlos Sätze so unwahrscheinlich und<br />
schwebend, wie sie einem manchmal in Träumen kom-<br />
men: »<strong>Da</strong>s Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter.«<br />
Wit and wisdom of August Geiger. Schade nur, dass die<br />
Sprache langsam aus ihm heraussickert, dass auch die<br />
Sätze, bei denen einem vor Staunen die Luft wegbleibt,<br />
immer seltener werden. Was da alles verloren geht, das<br />
berührt mich sehr. Es ist, als würde man jemandem in<br />
Zeitlupe beim Verbluten zusehen. <strong>Da</strong>s Leben sickert<br />
Tropfen für Tropfen aus der Person heraus. Die Person<br />
sickert Tropfen für Tropfen aus der Person heraus. Noch<br />
ist das Gefühl, dass dies mein Vater ist, der Mann, der<br />
mitgeholfen hat, mich großzuziehen, intakt. Aber die<br />
Momente, in denen ich ihn als Charakter nicht wiedererkenne,<br />
werden häufiger, vor allem am Abend. Die Abende<br />
sind es, die einen Vorgeschmack auf das bieten, <strong>was</strong><br />
bald schon der Morgen zu bieten haben wird. Denn wenn<br />
es dunkel wird, kommt die Angst. <strong>Da</strong> irrt mein Vater<br />
rat- und rastlos umher wie ein alter König in seinem Exil.<br />
<strong>Da</strong>nn ist alles, <strong>was</strong> er sieht, beängstigend, alles schwankend,<br />
instabil, davon bedroht, sich im nächsten Moment<br />
aufzulösen. Und nichts fühlt sich an wie zu Hause.<br />
Ich sitze seit einiger Zeit in der Küche und tippe Notizen<br />
in meinen Laptop. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher,<br />
und mein Vater, der von dort Stimmen hört, schleicht<br />
auf Zehenspitzen durch die Diele, lauscht und murmelt<br />
mehrmals bei sich: »<strong>Da</strong>s sagt mir nichts«. <strong>Da</strong>nn kommt<br />
er zu mir in die Küche, tut so, als schaue er mir beim<br />
Schreiben zu. Aber ich merke mit einem Seitenblick, dass<br />
er Unterstützung braucht. Ich spreche ihn an: »Willst du<br />
nicht ein bisschen fernsehen?« »Was habe ich davon?«<br />
»Na ja, Unterhaltung.« »Ich möchte lieber heimgehen.«<br />
»Du bist zu Hause.« »Wo sind wir?« »Oberfeldgasse 7«.<br />
»Na ja, aber viel bin ich hier nie gewesen.« »Du hast<br />
das Haus Anfang der sechziger Jahre gebaut, und seither<br />
wohnst du hier.« Er verzieht das Gesicht. Die Informationen,<br />
die er gerade erhalten hat, scheinen nicht gerade<br />
seinen Beifall zu finden. Er kratzt sich im Nacken: »Ich<br />
glaube es dir, aber mit Vorbehalt. Und jetzt will ich nach<br />
Hause.« Ich schaue ihn an. Obwohl er seine Verstörung<br />
zu verbergen versucht, ist ihm anzumerken, wie sehr ihm<br />
der Moment zu schaffen macht. Er ist voller Unruhe,<br />
Schweiß steht auf seiner Stirn. Der Anblick dieses kurz<br />
vor der Panik stehenden Menschen geht mir durch Mark<br />
und Bein.<br />
<strong>Da</strong>s Bedürfnis, nach Hause zu gehen, gehört zum Krankheitsbild.<br />
Ich erkläre es mir so, dass ein an Demenz erkrankter<br />
Mensch aufgrund seiner inneren Zerrüttung das<br />
Gefühl der Geborgenheit verloren hat und sich an einen<br />
Platz sehnt, an dem er diese Geborgenheit wieder erfährt.<br />
<strong>Da</strong> je<strong>doch</strong> das Gefühl der Irritation auch an den vertrautesten<br />
Orten nicht vergeht, scheidet selbst das eigene Bett<br />
als mögliches Zuhause aus. Um es mit Marcel Proust zu<br />
sagen, die wahren Paradiese sind die, die man verloren<br />
hat. Ortswechsel, egal wohin, bewirken in solch einem<br />
Fall keine Besserung, es sei denn durch die bloße Ablenkung,<br />
die man aber genauso gut, wenn nicht besser, durch
Singen erreicht. Singen ist lustiger, demente Menschen<br />
singen gern. Singen ist et<strong>was</strong> Emotionales, ein Zuhause<br />
außerhalb der greifbaren Welt.<br />
Apropos Singen: Oft heißt es, an Demenz erkrankte<br />
Menschen seien wie kleine Kinder - kaum ein Text zum<br />
Thema, der auf diese Metapher verzichtet; und das ist<br />
ärgerlich. Denn man kann sich unmöglich zu einem Kind<br />
zurückentwickeln, da es zum Wesen des Kindes gehört,<br />
dass es sich nach vorn entwickelt. Kinder erwerben<br />
Fähigkeiten, Demenzkranke verlieren Fähigkeiten. Der<br />
Umgang mit Kindern schärft den Blick für Fortschritte,<br />
der Umgang mit Demenzkranken den Blick für Verlust.<br />
Die Wahrheit ist, das Alter gibt nichts zurück, es ist eine<br />
Rutschbahn, und die größte Sorge, die es einem machen<br />
kann, ist die, dass es zu lange dauert. Ein SO neugieriger<br />
Mensch, dass er alles gesehen haben muss, <strong>war</strong> auch<br />
mein Vater nie.<br />
Ich schalte den CD-Player ein. Meine Schwester hat für<br />
solche Zwecke eine Edition mit sogenanntem Liedgut<br />
gekauft. Hoch auf dem gelben Wagen und dergleichen.<br />
Oft funktioniert der Trick. Wir trällern eine halbe Stunde<br />
lang, der alte Mann legt sich zwischendurch so sehr ins<br />
Zeug, dass ich lachen muss. Mein Vater lässt sich anstecken,<br />
und da es ohnehin an der Zeit ist, nutze ich den<br />
Moment und laviere ihn nach oben in sein Schlafzimmer.<br />
Er ist jetzt in guter Stimmung, obwohl es mit dem<br />
Überblick über Zeit, Raum und Ereignisse <strong>noch</strong> immer<br />
schlecht steht; aber das bereitet ihm im Moment kein<br />
Kopfzerbrechen. Nicht siegen, überstehen ist alles, denke<br />
ich und bin von diesem Tag mittlerweile mindestens<br />
ebenso erschöpft wie mein Gegenüber. Ich weise meinen<br />
Vater an, <strong>was</strong> er zu tun hat, bis er in seinem Pyjama<br />
steckt. Er schlüpft von selbst unter die Decke und sagt:<br />
»Hauptsache, ich habe einen Platz zum Schlafen.« Er<br />
blickt um sich, hebt die Hand und grüßt jemanden, der<br />
nur für ihn vorhanden ist: »Man kann es hier schon aushalten.<br />
Es ist eigentlich ganz nett hier«, sagt er.<br />
Mal sehen, <strong>was</strong> als nächstes kommt.
Synopse zur Verordnung über niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote für Pflegebedürftige (HBPfVO) vom 22. Juli 2003,<br />
Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />
Bisher gültige Fassung Aktuelle Fassung. Änderung der<br />
Verordnung vom 9. Dezember 2008<br />
Verordnung<br />
über niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote<br />
für Pflegebedürftige (HBPfVO)<br />
Vom 22. Juli 2003<br />
Auf Grund des § 45b Abs. 3 Satz 2 und des §<br />
45c Abs. 6 Satz 4 des Sozialgesetzbuches<br />
Elftes Buch -<br />
Soziale Pflegeversicherung - (SGB XI) vom<br />
26. Mai 1994 (BGBl. I S. 1014), zuletzt<br />
geändert durch Gesetz<br />
vom 23. Dezember 2002 (BGBl I S. 4637),<br />
wird verordnet:<br />
Teil A<br />
Anerkennung niedrigschwelliger<br />
Hilfe- und Betreuungsangebote<br />
§ 1<br />
Zuständige Behörde<br />
(1) Zuständige Behörde für die Anerkennung<br />
niedrigschwelliger Betreuungsangebote nach<br />
§ 45b Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 4 SGB XI und von Agenturen zur<br />
Beratung und Vermittlung von<br />
Betreuungsleistungen für Pflegebedürftige<br />
und der sie Pflegenden ist die<br />
Bezirksregierung Düsseldorf.<br />
(2) Die zuständige Behörde erstellt und<br />
aktualisiert regelmäßig die Liste der in<br />
Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> im<br />
Sinne dieser Verordnung anerkannten<br />
Betreuungsangebote. Sie stellt den<br />
nordrhein-westfälischen Landesverbänden<br />
der Pflegekassen, dem Verband der privaten<br />
Krankenversicherung e.V., den Kreisen und<br />
kreisfreien Städten sowie den für die<br />
Beratung nach dem Gesetz zur Umsetzung<br />
des Pflegeversicherungsgesetzes<br />
(Landespflegegesetz NRW - PfG NW) vom<br />
19. März 1996 (GV. NRW. S. 137), zuletzt<br />
geändert durch Gesetz vom 8. Juli 2003 (GV.<br />
NRW. S. 380), zuständigen Stellen jeweils<br />
zum 1. Januar und zum 1. Juli eines Jahres<br />
Verordnung<br />
über niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote<br />
für Pflegebedürftige (HBPfVO)<br />
Vom 22. Juli 2003 (Fn 1)<br />
Auf Grund des § 45b Abs. 3 Satz 2 und des<br />
§ 45c Abs. 6 Satz 4 des<br />
Sozialgesetzbuches Elftes Buch - Soziale<br />
Pflegeversicherung - (SGB XI) vom 26. Mai<br />
1994 (BGBl. I S. 1014), zuletzt geändert<br />
durch Gesetz vom 23. Dezember 2002<br />
(BGBl I S. 4637), wird verordnet:<br />
Teil A<br />
Anerkennung niedrigschwelliger<br />
Hilfe- und Betreuungsangebote<br />
§ 1 (Fn 3)<br />
Zuständige Behörde<br />
(1) Zuständige Behörde für die<br />
Anerkennung niedrigschwelliger<br />
Betreuungsangebote nach § 45b Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 4 SGB XI und von Agenturen zur<br />
Beratung und Vermittlung von<br />
Betreuungsleistungen für Pflegebedürftige<br />
und der sie Pflegenden ist die<br />
Bezirksregierung Düsseldorf.<br />
(2) Die zuständige Behörde erstellt und<br />
aktualisiert regelmäßig die Liste der in<br />
Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> im Sinne dieser<br />
Verordnung anerkannten<br />
Betreuungsangebote. Sie stellt den nordrhein<br />
westfälischen Landesverbänden der<br />
Pflegekassen, dem Verband der privaten<br />
Krankenversicherung e.V., den Kreisen und<br />
kreisfreien Städten sowie den für die<br />
Beratung nach dem Gesetz zur Umsetzung<br />
des Pflegeversicherungsgesetzes<br />
(Landespflegegesetz NRW - PfG NW) vom<br />
19. März 1996 (GV. NRW. S. 137), zuletzt<br />
geändert durch Gesetz vom 8. Juli 2003 (GV.<br />
NRW. S. 380), zuständigen Stellen jeweils<br />
zum 1. Januar und zum 1. Juli eines Jahres<br />
Seite 1 von 10
die aktuelle Liste der Betreuungsangebote<br />
zur Verfügung.<br />
§ 2<br />
Niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote<br />
(1) Niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />
sind Angebote, in denen Helferinnen und<br />
Helfer unter fachlicher Anleitung die<br />
Betreuung von Pflegebedürftigen mit<br />
erheblichem Bedarf an allgemeiner<br />
Beaufsichtigung und Betreuung in Gruppen<br />
oder im häuslichen Bereich übernehmen<br />
sowie pflegende Angehörige entlasten und<br />
beratend unterstützen.<br />
(2) Als niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote gem. § 45b Abs. 1 Satz<br />
3 Nr. 4 SGB XI können<br />
auf schriftlichen Antrag insbesondere<br />
anerkannt werden:<br />
1. Betreuungsgruppen für Menschen mit<br />
demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, mit<br />
geistigen Behinderungen oder psychischen<br />
Erkrankungen,<br />
2. Helferinnen- und Helferkreise zur<br />
stundenweisen Entlastung pflegender<br />
Angehöriger im häuslichen Bereich,<br />
3. Tagesbetreuung in Kleingruppen,<br />
4. Einzelbetreuung durch anerkannte<br />
Helferinnen und Helfer,<br />
5. familienentlastende und<br />
familienunterstützende Dienste,<br />
6. Agenturen zur Beratung und Vermittlung<br />
von Betreuungsleistungen für<br />
Pflegebedürftige<br />
und der sie Pflegenden sowie<br />
7. andere niedrigschwellige<br />
Betreuungsangebote, die Personen mit<br />
eingeschränkter Alltagskompetenz<br />
in der eigenen Häuslichkeit oder in<br />
Angeboten betreuten Wohnens<br />
ein selbständiges Leben ermöglichen und die<br />
pflegenden Angehörigen entlasten.<br />
die aktuelle Liste der Betreuungsangebote zu<br />
Verfügung.<br />
§ 2 (Fn 5)<br />
Niedrigschwellige<br />
Hilfe- und Betreuungsangebote<br />
(1) Niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />
sind Angebote, in denen Helferinnen und<br />
Helfer unter fachlicher Anleitung die<br />
Betreuung von Pflegebedürftigen mit<br />
erheblichem Bedarf an allgemeiner<br />
Beaufsichtigung und Betreuung in Gruppen<br />
oder im häuslichen Bereich übernehmen<br />
sowie pflegende Angehörige entlasten und<br />
beratend unterstützen.<br />
(2) Als niedrigschwellige Hilfe- und<br />
Betreuungsangebote gem. § 45b Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 4 SGB XI können auf schriftlichen<br />
Antrag insbesondere anerkannt werden:<br />
1. Betreuungsgruppen für Menschen mit<br />
demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, mit<br />
geistigen Behinderungen oder psychischen<br />
Erkrankungen,<br />
2. Helferinnen- und Helferkreise zur<br />
stundenweisen Entlastung pflegender<br />
Angehöriger im häuslichen Bereich,<br />
3. Tagesbetreuung in Kleingruppen,<br />
4. Einzelbetreuung durch anerkannte<br />
Helferinnen und Helfer,<br />
5. familienentlastende und<br />
familienunterstützende Dienste,<br />
6. Agenturen zur Beratung und<br />
Vermittlung von Betreuungsleistungen für<br />
Pflegebedürftige und der sie Pflegenden,<br />
7. andere niedrigschwellige<br />
Betreuungsangebote, die Personen mit<br />
eingeschränkter Alltagskompetenz in der<br />
eigenen Häuslichkeit oder in Angeboten<br />
betreuten Wohnens ein selbständiges<br />
Leben ermöglichen und die pflegenden<br />
Angehörigen entlasten,<br />
8. Einzelfallbetreuung im Rahmen der<br />
Nachbarschaftshilfe unter der<br />
Voraussetzung, dass ein Pflegekurs nach<br />
Seite 2 von 10
§ 3<br />
Voraussetzungen für die Anerkennung<br />
(1) Grundsätzliche Voraussetzungen für die<br />
Anerkennung niedrigschwelliger<br />
Betreuungsangebote, deren<br />
Einhaltung bei der Antragstellung<br />
nachgewiesen werden müssen, sind<br />
1. die inhaltliche Beschreibung des<br />
Betreuungsangebotes, der<br />
Qualitätssicherung, der<br />
fachlichen Begleitung und Unterstützung der<br />
ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer<br />
durch eine Fachkraft sowie Angaben zur<br />
Regelmäßigkeit, <strong>Da</strong>uer und den Preisen der<br />
Angebote. Als Fachkräfte gelten<br />
insbesondere Krankenschwestern und -<br />
pfleger, Kinderkrankenschwestern<br />
und -pfleger, Altenpflegerinnen und -pfleger,<br />
Heilpädagoginnen und -pädagogen,<br />
Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger,<br />
Sozialarbeiterinnen und Sozialabeiter sowie<br />
Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen<br />
mit einschlägiger Berufserfahrung. Bei der<br />
Betreuung von Behinderten können auch<br />
Ergotherapeutinnen und -therapeuten<br />
Anleitungsfunktionen übernehmen.<br />
2. der Nachweis eines angemessenen<br />
Versicherungsschutzes für Schäden, die die<br />
ehrenamtlich<br />
tätigen Betreuungspersonen im Rahmen<br />
ihrer Betreuungstätigkeit verursachen<br />
oder erleiden.<br />
3. die Verpflichtung der Antragstellenden, der<br />
zuständigen Behörde jeweils bis 31. März<br />
einen standardisierten formularmäßigen<br />
Tätigkeitsbericht für das vorangegangene<br />
Kalenderjahr vorzulegen, der insbesondere<br />
Auskunft über die Zahl und die Art der<br />
übernommenen Betreuungen sowie über die<br />
eingesetzten haupt- und ehrenamtlichen<br />
Kräfte gibt.<br />
4. die Verpflichtung der Antragsstellenden,<br />
der zuständigen Behörde jederzeit die<br />
erbetenen Auskünfte im Zusammenhang mit<br />
§ 45 SGB XI absolviert wurde sowie<br />
9. weitere Gruppen ehrenamtlich tätiger<br />
Personen sowie Selbsthilfegruppen gemäß<br />
§ 45d Abs. 1 Nr. 1 und 2 SGB XI.<br />
§ 3 (Fn 5)<br />
Voraussetzungen für die Anerkennung<br />
(1) Grundsätzliche Voraussetzungen für die<br />
Anerkennung niedrigschwelliger<br />
Betreuungsangebote, deren Einhaltung bei<br />
der Antragstellung nachgewiesen werden<br />
müssen, sind<br />
1. die inhaltliche Beschreibung des<br />
Betreuungsangebotes, der<br />
Qualitätssicherung, der fachlichen<br />
Begleitung und Unterstützung der<br />
ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer<br />
durch eine Fachkraft sowie Angaben zur<br />
Regelmäßigkeit, <strong>Da</strong>uer und den Preisen der<br />
Angebote. Als Fachkräfte gelten<br />
insbesondere Krankenschwestern und -<br />
pfleger, Kinderkrankenschwestern und -<br />
pfleger, Altenpflegerinnen und -pfleger,<br />
Heilpädagoginnen und -pädagogen,<br />
Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger,<br />
Sozialarbeiterinnen und Sozialabeiter sowie<br />
Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen<br />
mit einschlägiger Berufserfahrung. Bei der<br />
Betreuung von Behinderten können auch<br />
Ergotherapeutinnen und -therapeuten<br />
Anleitungsfunktionen übernehmen.<br />
2. der Nachweis eines angemessenen<br />
Versicherungsschutzes für Schäden, die die<br />
ehrenamtlich tätigen Betreuungspersonen<br />
im Rahmen ihrer Betreuungstätigkeit<br />
verursachen oder erleiden.<br />
3. die Verpflichtung der Antragstellenden,<br />
der zuständigen Behörde jeweils bis 31.<br />
März einen standardisierten<br />
formularmäßigen Tätigkeitsbericht für das<br />
vorangegangene Kalenderjahr vorzulegen,<br />
der insbesondere Auskunft über die Zahl<br />
und die Art der übernommenen<br />
Betreuungen sowie über die eingesetzten<br />
haupt- und ehrenamtlichen Kräfte gibt.<br />
4. die Verpflichtung der Antragsstellenden,<br />
der zuständigen Behörde jederzeit die<br />
erbetenen Auskünfte im Zusammenhang mit<br />
Seite 3 von 10
dem Verfahren zur Anerkennung und ihrer<br />
Aufrechterhaltung zu erteilen.<br />
(2) Weitere Voraussetzungen für die<br />
Anerkennung sind,<br />
1. dass die Betreuungsgruppen im Sinne des<br />
§ 2 Abs. 2 Nr. 1<br />
a) bei der Gruppenarbeit von einer Fachkraft<br />
mit psychiatrischer, gerontopsychiatrischer<br />
oder heilpädagogischer Berufserfahrung von<br />
mindestens 2 Jahren, die sie in den<br />
letzten 5 Jahren erworben haben, unterstützt<br />
und angeleitet werden,<br />
b) ihre Arbeit unter Mitwirkung von fachlich<br />
geschulten und angeleiteten ehrenamtlichen<br />
Helferinnen und Helfern durchführen,<br />
c) jeweils mindestens vier und höchstens<br />
neun zu Betreuende haben und das<br />
Verhältnis von Betreuungspersonen zu<br />
Pflegebedürftigen sich am Grad des<br />
jeweiligen Hilfebedarfes orientiert, eine<br />
Betreuungsperson je<strong>doch</strong> nicht mehr als drei<br />
Pflegebedürftige betreut,<br />
d) über eine angemessene Zahl und Größe<br />
von Aufenthalts- und Ruheräumen für die<br />
Betreuung der Pflegebedürftigen sowie<br />
ausreichende sanitäre Anlagen verfügen,<br />
2. dass die eingesetzten ehrenamtlichen<br />
Helferinnen und Helfer durch eine<br />
Qualifizierung von mindestens<br />
30 Unterrichtsstunden auf die Arbeit mit den<br />
Pflegebedürftigen vorbereitet und durch<br />
kontinuierliche<br />
Fortbildung und Praxisbegleitung bei ihrer<br />
Arbeit unterstützt werden. Die<br />
Qualifizierungs-, Fortbildungs und<br />
Begleitungsmaßnahmen müssen<br />
insbesondere folgende Inhalte<br />
berücksichtigen:<br />
a) Basiswissen über Krankheitsbilder,<br />
Behandlungsformen und Pflege der zu<br />
betreuenden Menschen,<br />
b) allgemeine Situation der pflegenden<br />
Personen einschließlich des sozialen<br />
Umfeldes,<br />
dem Verfahren zur Anerkennung und ihrer<br />
Aufrechterhaltung zu erteilen.<br />
(2) Weitere Voraussetzungen für die<br />
Anerkennung sind,<br />
1. dass die Betreuungsgruppen im Sinne<br />
des § 2 Abs. 2 Nr. 1<br />
a) bei der Gruppenarbeit von einer<br />
Fachkraft mit psychiatrischer,<br />
gerontopsychiatrischer oder<br />
heilpädagogischer Berufserfahrung von<br />
mindestens 2 Jahren, die sie in den letzten<br />
5 Jahren erworben haben, unterstützt und<br />
angeleitet werden,<br />
b) ihre Arbeit unter Mitwirkung von fachlich<br />
geschulten und angeleiteten ehrenamtlichen<br />
Helferinnen und Helfern durchführen,<br />
c) jeweils mindestens vier und höchstens<br />
neun zu Betreuende haben und das<br />
Verhältnis von Betreuungspersonen zu<br />
Pflegebedürftigen sich am Grad des<br />
jeweiligen Hilfebedarfes orientiert, eine<br />
Betreuungsperson je<strong>doch</strong> nicht mehr als<br />
drei Pflegebedürftige betreut,<br />
d) über eine angemessene Zahl und Größe<br />
von Aufenthalts- und Ruheräumen für die<br />
Betreuung der Pflegebedürftigen sowie<br />
ausreichende sanitäre Anlagen verfügen,<br />
2. dass die eingesetzten ehrenamtlichen<br />
Helferinnen und Helfer durch eine<br />
Qualifizierung von mindestens 30<br />
Unterrichtsstunden auf die Arbeit mit den<br />
Pflegebedürftigen vorbereitet und durch<br />
kontinuierliche Fortbildung und<br />
Praxisbegleitung bei ihrer Arbeit unterstützt<br />
werden. Die Qualifizierungs-, Fortbildungs-<br />
und Begleitungsmaßnahmen müssen<br />
insbesondere folgende Inhalte<br />
berücksichtigen:<br />
a) Basiswissen über Krankheitsbilder,<br />
Behandlungsformen und Pflege der zu<br />
betreuenden Menschen,<br />
b) allgemeine Situation der pflegenden<br />
Personen einschließlich des sozialen<br />
Umfeldes,<br />
Seite 4 von 10
c) Umgang mit Erkrankten, insbesondere<br />
Erwerb von Handlungskompetenz im<br />
Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten,<br />
Aggressionen und Widerständen,<br />
d) Methoden und Möglichkeiten der<br />
Betreuung und Beschäftigung sowie<br />
e) Kommunikation und Gesprächsführung.<br />
Ehrenamtlichen Betreuungspersonen, die<br />
über Berufserfahrung von mindestens 2<br />
Jahren, die sie in den<br />
letzten 5 Jahren erworben haben, verfügen,<br />
ist die Teilnahme an der Qualifizierung<br />
freigestellt.<br />
§ 4<br />
Wirkung der Anerkennung<br />
Die Anerkennung begründet einen Anspruch<br />
des Leistungserbringers auf Aufnahme in das<br />
Verzeichnis der anerkannten<br />
niedrigschwelligen Angebote und ermöglicht<br />
die Erbringung von Betreuungsleistungen im<br />
Sinne des § 45b Abs. 1 SGB XI. Sie<br />
begründet keinen Anspruch auf öffentliche<br />
Förderung.<br />
§ 5<br />
Widerruf der Anerkennung<br />
(1) Soweit Voraussetzungen der §§ 2 oder 3<br />
nicht mehr vorliegen, hat der Träger des<br />
Betreuungsangebotes dies unverzüglich der<br />
für die Anerkennung zuständigen Behörde<br />
mitzuteilen.<br />
(2) Werden Voraussetzungen der §§ 2 oder 3<br />
nicht oder nicht mehr erfüllt, ist die<br />
Anerkennung durch die zuständige Behörde<br />
unverzüglich zu widerrufen.<br />
(3) Die nordrhein-westfälischen<br />
c) Umgang mit Erkrankten, insbesondere<br />
Erwerb von Handlungskompetenz im<br />
Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten,<br />
Aggressionen und Widerständen,<br />
d) Methoden und Möglichkeiten der<br />
Betreuung und Beschäftigung sowie<br />
e) Kommunikation und Gesprächsführung.<br />
Ehrenamtlichen Betreuungspersonen, die<br />
über Berufserfahrung von mindestens 2<br />
Jahren, die sie in den letzten 5 Jahren<br />
erworben haben, verfügen, ist die<br />
Teilnahme an der Qualifizierung freigestellt.<br />
(3) Wird die Betreuungsleistung als<br />
Einzelfallhilfe entsprechend § 2 Abs. 2 Nr. 8<br />
erbracht, ist der Nachweis über die<br />
Teilnahme an einem Pflegekurs nach § 45<br />
SGB XI Voraussetzung für die<br />
Anerkennung. Die Anerkennung dieses<br />
Betreuungsangebotes im Einzelfall erfolgt<br />
durch die zuständige Pflegekasse.<br />
§ 4<br />
Wirkung der Anerkennung<br />
Die Anerkennung begründet einen<br />
Anspruch des Leistungserbringers auf<br />
Aufnahme in das Verzeichnis der<br />
anerkannten niedrigschwelligen Angebote<br />
und ermöglicht die Erbringung von<br />
Betreuungsleistungen im Sinne des § 45b<br />
Abs. 1 SGB XI. Sie begründet keinen<br />
Anspruch auf öffentliche Förderung.<br />
§ 5<br />
Widerruf der Anerkennung<br />
(1) Soweit Voraussetzungen der §§ 2 oder 3<br />
nicht mehr vorliegen, hat der Träger des<br />
Betreuungsangebotes dies unverzüglich der<br />
für die Anerkennung zuständigen Behörde<br />
mitzuteilen.<br />
(2) Werden Voraussetzungen der §§ 2 oder<br />
3 nicht oder nicht mehr erfüllt, ist die<br />
Anerkennung durch die zuständige Behörde<br />
unverzüglich zu widerrufen.<br />
Seite 5 von 10
Landesverbände der Pflegekassen, der<br />
Verband der privaten Krankenversicherung<br />
e.V., die Kreise und kreisfreien Städte im<br />
Einzugsbereich des Betreuungsangebotes<br />
sowie die Beratungsstellen nach § 4 PfG NW<br />
sind von der zuständigen Behörde<br />
unverzüglich über den Widerruf der<br />
Anerkennung zu unterrichten.<br />
Teil B<br />
Verfahren zur Förderung<br />
von Modellvorhaben nach § 45c SGB XI<br />
§ 6<br />
Ziele der Förderung<br />
Ziel der Förderung ist die modellartige<br />
Erprobung neuer Versorgungskonzepte und<br />
Versorgungsstrukturen<br />
für Menschen mit eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz und zur Unterstützung der<br />
sie pflegenden Angehörigen.<br />
(3) Die nordrhein-westfälischen<br />
Landesverbände der Pflegekassen, der<br />
Verband der privaten Krankenversicherung<br />
e.V., die Kreise und kreisfreien Städte im<br />
Einzugsbereich des Betreuungsangebotes<br />
sowie die Beratungsstellen nach § 4 PfG<br />
NW sind von der zuständigen Behörde<br />
unverzüglich über den Widerruf der<br />
Anerkennung zu unterrichten.<br />
Teil B<br />
Verfahren zur Förderung<br />
von Modellvorhaben nach § 45c SGB XI<br />
Ziel der Förderung ist<br />
§ 6 (Fn 5)<br />
Ziele der Förderung<br />
1. die modellartige Erprobung neuer<br />
Versorgungskonzepte und<br />
Versorgungsstrukturen insbesondere für<br />
Menschen mit eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz und zur Unterrichtung<br />
der sie pflegenden Personen;<br />
2. die Gewährleistung der umfassenden<br />
Information über die Hilfeangebote für<br />
Menschen mit eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz sowie der<br />
Unterstützung bei der Auswahl und<br />
Vermittlung der erforderlichen<br />
Betreuungsleistungen durch regionale<br />
Demenzserviceagenturen durch Land und<br />
Pflegekassen und<br />
3. der Aufbau und die Sicherstellung von<br />
Agenturen zur Vermittlung von<br />
Betreuungsleistungen und Hilfen zum<br />
Verbleib insbesondere demenzkranker<br />
Menschen in ihrer Wohnung und im<br />
Wohnumfeld (z.B. durch Anpassung der<br />
Wohnung und des Wohnumfeldes, durch<br />
von ehrenamtlichen oder von<br />
bürgerschaftlich engagierten Menschen<br />
getragene niedrigschwellige Hilfeangebote<br />
im Wohnquartier sowie Weiterentwicklung<br />
und Anpassung der Wohnungsangebote<br />
für demenzkranke Menschen durch<br />
Kooperation mit den Anbietern von<br />
Wohnraum) durch Kommunen und<br />
Pflegekassen.<br />
Seite 6 von 10
§ 7<br />
Antragstellung<br />
(1) Anträge auf Förderung aus Landesmitteln<br />
sind bei der Bezirksregierung Düsseldorf zu<br />
stellen. Die Entscheidung über die Förderung<br />
wird im Einvernehmen mit dem für die<br />
Pflegeversicherung zuständigen<br />
Ministerium und den nordrhein-westfälischen<br />
Landesverbänden der Pflegekassen und<br />
dem Verband der privaten<br />
Krankenversicherung e.V. von der<br />
Bezirksregierung Düsseldorf getroffen.<br />
(2) Den Anträgen auf Förderung ist eine<br />
Stellungnahme des Kreises oder der<br />
kreisfreien Stadt beizufügen,<br />
in dem oder der das Projekt durchgeführt<br />
werden soll, die Aussagen zur Bedeutung<br />
des jeweiligen Projektes für die örtliche<br />
Angebotsstruktur enthält.<br />
(3) Die Antragstellenden sind verpflichtet,<br />
sich an Maßnahmen der wissenschaftlichen<br />
Begleitung und der Auswertung gemäß § 45c<br />
Abs. 4 SGB XI zu beteiligen und die hierzu<br />
von der zuständigen Behörde nach Absatz 1<br />
oder einer anderen von dem für die<br />
Pflegeversicherung zuständigen Ministerium<br />
benannten Stelle festgelegten Anforderungen<br />
zu erfüllen. Die Übermittlung<br />
personenbezogener <strong>Da</strong>ten ist nur mit<br />
Einwilligung der Betroffenen oder der<br />
gesetzlichen Vertretung zulässig.<br />
§ 8<br />
Förderung<br />
(1) Grundsätzlich förderfähig sind auf<br />
schriftlichen Antrag<br />
1. Modellvorhaben sowie<br />
2. die wissenschaftliche Begleitung und<br />
Auswertung der Arbeit der Hilfeangebote<br />
gemäß § 2 Abs. 2 und<br />
von Modellprojekten gemäß § 6.<br />
§ 7 (Fn 4)<br />
Antragstellung<br />
(1) Anträge auf Förderung sind bei der<br />
Bezirksregierung Düsseldorf zu stellen. Die<br />
Entscheidung über die Förderung wird im<br />
Einvernehmen mit dem für die<br />
Pflegeversicherung zuständigen Ministerium<br />
und den nordrhein-westfälischen<br />
Landesverbänden der Pflegekassen und<br />
dem Verband der privaten<br />
Krankenversicherung e.V. von der<br />
Bezirksregierung Düsseldorf getroffen.<br />
(2) Den Anträgen auf Förderung ist eine<br />
Stellungnahme des Kreises oder der<br />
kreisfreien Stadt beizufügen, in dem oder<br />
der das Projekt durchgeführt werden soll,<br />
die Aussagen zur Bedeutung des jeweiligen<br />
Projektes für die örtliche Angebotsstruktur<br />
enthält.<br />
(3) Die Antragstellenden sind verpflichtet,<br />
sich an Maßnahmen der wissenschaftlichen<br />
Begleitung und der Auswertung gemäß §<br />
45c Abs. 4 SGB XI sowie an der<br />
Überprüfung der Wirksamkeit ihrer<br />
Konzepte und Maßnahmen zur<br />
Qualitätssicherung gemäß § 45c Abs. 3<br />
Sätze 3 und 4 SGB XI zu beteiligen und die<br />
hierzu von der zuständigen Behörde nach<br />
Absatz 1 oder einer anderen von dem für<br />
die Pflegeversicherung zuständigen<br />
Ministerium benannten Stelle festgelegten<br />
Anforderungen zu erfüllen. Die Übermittlung<br />
personenbezogener <strong>Da</strong>ten ist nur mit<br />
Einwilligung der Betroffenen oder der<br />
gesetzlichen Vertretung zulässig.<br />
§ 8 (Fn 5)<br />
Förderung<br />
(1) Grundsätzlich förderfähig sind auf<br />
schriftlichen Antrag<br />
1. Maßnahmen gemäß § 6 sowie<br />
2. die wissenschaftliche Begleitung und<br />
Auswertung der Arbeit der Hilfeangebote<br />
gemäß § 2 Abs. 2 und von Modellprojekten<br />
Seite 7 von 10
(2) Die Förderung erfolgt als<br />
Projektförderung in Form eines Zuschusses.<br />
Gefördert werden können Personalkosten<br />
für hauptamtliche Mitarbeiter und<br />
Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche<br />
Helfer sowie Sachkosten, die aus der<br />
Koordination und Organisation der Hilfen und<br />
der fachlichen Anleitung, Schulung und<br />
Fortbildung der Helfenden, der<br />
kontinuierlichen fachlichen Begleitung und<br />
Unterstützung durch Fachkräfte innerhalb<br />
des Bewilligungszeitraumes entstehen,<br />
soweit diese Kosten nicht bereits anderweitig<br />
gefördert oder durch den Betreuungsbetrag<br />
nach § 45b SGB XI refinanziert sind. Der<br />
Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und<br />
Sparsamkeit ist zu beachten. Die<br />
Entscheidung über die Förderung erfolgt<br />
nach pflichtgemäßem Ermessen im Rahmen<br />
der zur Verfügung stehenden Fördermittel<br />
gemäß § 45c Abs. 1 und 2 SGB XI und der<br />
zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel<br />
des Landes. Ein Rechtsanspruch auf die<br />
Gewährung von Fördermitteln besteht nicht.<br />
(3) Die zuständige Behörde hat nach<br />
pflichtgemäßem Ermessen die Trägervielfalt<br />
sowie eine gleichmäßige regionale Verteilung<br />
der Fördermittel zu berücksichtigen. Sie<br />
unterrichtet den Kreis oder die kreisfreie<br />
Stadt, in dem oder in der das Projekt<br />
durchgeführt wird, über die Bewilligung von<br />
Fördermitteln.<br />
(4) Sofern eine Förderung erfolgt, erhalten<br />
die Träger einen Zuschuss aus<br />
Landesmitteln gemäß dem<br />
jeweiligen Haushaltsplan.<br />
§ 9<br />
<strong>Da</strong>uer der Förderung<br />
Die Förderung der Modellvorhaben ist in der<br />
Regel auf maximal drei Jahre begrenzt. Sie<br />
kann in Ausnahmefällen insgesamt bis zu<br />
fünf Kalenderjahre erfolgen.<br />
§ 10<br />
Beteiligung der Pflegeversicherung<br />
Die Bezirksregierung Düsseldorf informiert<br />
das Bundesversicherungsamt über<br />
Entscheidungen nach § 7 und die Höhe der<br />
gemäß § 6.<br />
(2) Die Förderung erfolgt als<br />
Projektförderung in Form eines Zuschusses.<br />
Gefördert werden können Personalkosten<br />
für hauptamtliche Mitarbeiter und<br />
Aufwandsentschädigungen für<br />
ehrenamtliche Helfer sowie Sachkosten, die<br />
aus der Koordination und Organisation der<br />
Hilfen und der fachlichen Anleitung,<br />
Schulung und Fortbildung der Helfenden,<br />
der kontinuierlichen fachlichen Begleitung<br />
und Unterstützung durch Fachkräfte<br />
innerhalb des Bewilligungszeitraumes<br />
entstehen, soweit diese Kosten nicht bereits<br />
anderweitig gefördert oder durch den<br />
Betreuungsbetrag nach § 45b SGB XI<br />
refinanziert sind. Der Grundsatz der<br />
Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ist zu<br />
beachten. Die Entscheidung über die<br />
Förderung erfolgt nach pflichtgemäßem<br />
Ermessen im Rahmen der zur Verfügung<br />
stehenden Fördermittel gemäß § 45c Abs. 1<br />
und 2 SGB XI und der zur Verfügung<br />
stehenden Haushaltsmittel des Landes. Ein<br />
Rechtsanspruch auf die Gewährung von<br />
Fördermitteln besteht nicht.<br />
(3) Die zuständige Behörde hat nach<br />
pflichtgemäßem Ermessen die Trägervielfalt<br />
sowie eine gleichmäßige regionale<br />
Verteilung der Fördermittel zu<br />
berücksichtigen. Sie unterrichtet den Kreis<br />
oder die kreisfreie Stadt, in dem oder in der<br />
das Projekt durchgeführt wird, über die<br />
Bewilligung von Fördermitteln.<br />
(4) Sofern eine Förderung erfolgt, erhalten<br />
die Träger einen Zuschuss gemäß § 45c<br />
Abs. 2 Satz 2 SGB XI.<br />
§ 9 (Fn 5<br />
<strong>Da</strong>uer der Förderung<br />
Die Förderung der Modellvorhaben nach § 6<br />
Nr. 1 ist in der Regel auf maximal drei Jahre<br />
begrenzt. Sie kann in Ausnahmefällen<br />
insgesamt bis zu fünf Kalenderjahre<br />
erfolgen.<br />
§ 10 (Fn 3)<br />
Beteiligung der Pflegeversicherung<br />
Die Bezirksregierung Düsseldorf informiert<br />
Seite 8 von 10
zugesagten Fördermittel des Landes. Die<br />
Auszahlung der Mittel der sozialen und<br />
privaten Pflegeversicherung durch das<br />
Bundesversicherungsamt erfolgt<br />
entsprechend der Vereinbarung gemäß<br />
§ 45c Abs. 7 SGB XI. Die Fördermittel<br />
werden jeweils für ein Kalenderjahr<br />
ausgezahlt.<br />
§ 11<br />
In-Kraft-Treten,<br />
Außer-Kraft-Treten<br />
Diese Verordnung tritt am Tage nach der<br />
Verkündung in Kraft und mit Ablauf des<br />
Jahres 2008 außer Kraft.<br />
Düsseldorf, den 22. Juli 2003<br />
Die Landesregierung<br />
Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />
Der Ministerpräsident<br />
Peer S t e i n b r ü c k<br />
Mit dem zweiten Gesetz zur Straffung der<br />
Behördenstruktur in Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />
vom 30. Oktober<br />
2007, verkündet im Gesetz- und<br />
Verordnungsblatt NRW am 20.11.2007<br />
wurde auch die<br />
HBPfVO in Artikel 24 geändert. Die<br />
Änderung tritt zum 01.01.2008 in Kraft.<br />
Der Gesetzestext läutet wie folgt:<br />
Artikel 24<br />
Die Verordnung über niedrigschwellige<br />
Hilfe- und Betreuungsangebote für<br />
Pflegebedürftige<br />
(HBPfVO) vom 22. Juli 2003 (GV. NRW. S.<br />
432) wird wie folgt geändert:<br />
1. In § 1 Abs. 1 werden die Wörter „das<br />
Versorgungsamt“ durch die Wörter „die<br />
Bezirksregierung“ ersetzt.<br />
2. In § 7 Abs. 1 werden die Wörter „ beim<br />
Versorgungsamt“ durch die Wörter „bei der<br />
Bezirksregierung“ ersetzt.<br />
3. In § 10 werden die Wörter „<strong>Da</strong>s<br />
Versorgungsamt“ durch die Wörter „Die<br />
Bezirksregierung“ ersetzt.<br />
das Bundesversicherungsamt über<br />
Entscheidungen nach § 7 und die Höhe der<br />
zugesagten Fördermittel des Landes. Die<br />
Auszahlung der Mittel der sozialen und<br />
privaten Pflegeversicherung durch das<br />
Bundesversicherungsamt erfolgt<br />
entsprechend der Vereinbarung gemäß §<br />
45c Abs. 7 SGB XI. Die Fördermittel werden<br />
jeweils für ein Kalenderjahr ausgezahlt.<br />
§ 11 (Fn 5)<br />
In-Kraft-Treten,<br />
Außer-Kraft-Treten<br />
Diese Verordnung tritt am Tage nach der<br />
Verkündung in Kraft und mit Ablauf des<br />
Jahres 2013 außer Kraft (Fn 2).<br />
Fn<br />
1<br />
Fn<br />
2<br />
Fn<br />
3<br />
Fn<br />
4<br />
Fn<br />
5<br />
Die Landesregierung<br />
Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />
Der Ministerpräsident<br />
Die Ministerin<br />
für Gesundheit, Soziales,<br />
Frauen und Familie<br />
GV. NRW. 2003 S. 432; in Kraft<br />
getreten am 7. August 2003;<br />
geändert durch Artikel 24 des<br />
Zweiten Gesetzes zur Straffung der<br />
Behördenstruktur vom 30.10.2007<br />
(GV. NRW. S. 482), in Kraft<br />
getreten am 1. Januar 2008; VO<br />
vom 9. Dezember 2008 (GV. NRW.<br />
S. 835), in Kraft getreten am 20.<br />
Dezember 2008.<br />
GV. NRW. ausgegeben am 6.<br />
August 2003.<br />
§ 1 und 10 geändert durch Artikel<br />
24 des Gesetzes vom 30.10.2007<br />
(GV. NRW. S. 482), in Kraft<br />
getreten am 1. Januar 2008.<br />
§ 7 zuletzt geändert durch VO vom<br />
9. Dezember 2008 (GV. NRW. S.<br />
835), in Kraft getreten am 20.<br />
Dezember 2008.<br />
§ 2, § 3, § 8, § 9 und § 11 geändert<br />
sowie § 6 neu gefasst durch VO<br />
vom 9. Dezember 2008 (GV. NRW.<br />
S. 835), in Kraft getreten am 20.<br />
Dezember 2008.<br />
Seite 9 von 10
Seite 10 von 10
Projektskizze April 2007<br />
UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong><br />
Menschen mit Demenz ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />
Projekt des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong><br />
zur Verbesserung der häuslichen Versorgung<br />
durch Angebote der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit<br />
in Verbindung mit ehrenamtlicher Tätigkeit<br />
Bearbeitung:<br />
Referat Ambulante Pflege<br />
Diakonisches Werk <strong>Westfalen</strong><br />
Friesenring 32/34<br />
48147 Münster
Inhaltsverzeichnis<br />
I. Vorbemerkung ........................................................................................................ 3<br />
II. Projektidee .............................................................................................................. 3<br />
III. Situationsanalyse .................................................................................................... 4<br />
1. Perspektive des Erkrankten ................................................................................. 4<br />
2. Perspektive der (pflegenden) Angehörigen .......................................................... 4<br />
3. Perspektive der ambulanten Pflegedienste .......................................................... 5<br />
4. Perspektive der Ehrenamtlichkeit ......................................................................... 5<br />
5. Perspektive der <strong>Diakonie</strong> und Kirchengemeinden ................................................ 6<br />
IV. Projektziele ............................................................................................................. 7<br />
V. Projektumsetzung ................................................................................................... 7<br />
1. Informations- und Gesprächskreise, Info-Punkt Demenz ..................................... 8<br />
2. Entwicklung niederschwelliger Betreuungsstrukturen ........................................... 9<br />
3. Förderung und Aufbau der Arbeit von Ehrenamtlichen ......................................... 9<br />
4. Schulung von Ehrenamtlichen und Angehörigen .................................................. 9<br />
5. Informationskampagne und Fachinformationen zum Thema Demenz ................. 10<br />
6. Kernarbeitsfelder ................................................................................................. 10<br />
7. Nachhaltigkeit ..................................................................................................... 11<br />
VI. Projektorganisation und Steuerung ........................................................................ 11<br />
- 2 -
Wege nicht alleine gehen:<br />
Menschen mit Demenz ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />
I. Vorbemerkung<br />
Zur häuslichen Versorgung von demenzkranken Menschen legt das Diakonische Werk der<br />
Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong> einen Antrag zum Aufbau von wohnortnahen Unterstützungsstrukturen<br />
durch ehrenamtliche Betreuungskräfte vor.<br />
Die zahlenmäßige Entwicklung der Demenzerkrankungen (in Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> leben<br />
derzeit mehr als 300.000 demenziell erkrankte Menschen) und der damit verbundene<br />
individuelle Umgang erfordern eine Verbesserung der häuslichen Versorgung von Demenzkranken<br />
und eine Unterstützung der sie pflegenden Angehörigen. <strong>Da</strong>bei kommt den professionell<br />
Pflegenden und ehrenamtlich Tätigen eine tragende Rolle zu, auf die sie vorzubereiten<br />
sind.<br />
Die mit der Demenzerkrankung verbundene komplexe Lebenslage, die strukturellen Umbrüche<br />
in der Gesundheitsversorgung sowie der gesellschaftliche und familiäre Wandel stellen<br />
ambulante Pflegedienste vor eine große Herausforderung. Sie müssen auf diese Vorgänge<br />
reagieren und ihre Leistungsprofile darauf abstellen. Zu ihren Aufgaben sollte es auch gehören,<br />
die Bereitschaft und Fähigkeit zur pflegerischen Versorgung durch Familien und Ehrenamtliche<br />
innerhalb von sozialen Netzwerken zu stärken.<br />
II. Projektidee<br />
<strong>Da</strong>s Projekt UND <strong>Diakonie</strong> soll bei der Versorgung von Demenzkranken eine exemplarische<br />
Antwort von <strong>Diakonie</strong>stationen und offener Altenarbeit in Kirche und <strong>Diakonie</strong> zur Entlastung<br />
von pflegenden Angehörigen durch ehrenamtlich tätige Betreuungskräfte geben.<br />
Es wird ein ortsnahes Unterstützungssystem für demenziell erkrankte Menschen aufgebaut,<br />
in dem pflegende Angehörige, Ehrenamtliche und professionell Pflegende kooperieren. In<br />
dem damit verbundenen Prozess sollen Ehrenamtliche zum Partner für pflegende Angehörige<br />
werden. Die angestrebte Partnerschaft dient dazu, Betreuungslasten zu verteilen und<br />
Reflexionsebene für die Situation des pflegenden Angehörigen zu sein. Die Ehrenamtlichen<br />
und die pflegenden Angehörigen werden auf der Basis eines Gesamtkonzeptes modular<br />
geschult und anschließend von Fachkräften bei ihrem Einsatz begleitet. In dem Modell wird<br />
pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen nach anfangs getrennten Schulungskursen ein<br />
gemeinsamer Kommunikationsraum eröffnet, in dem eine vertrauensvolle Beziehung zwischen<br />
Ehrenamtlichen, pflegenden Angehörigen und Pflegefachkräften entsteht.<br />
Durch das zu entwickelnde Schulungsangebot sollen Ehrenamtliche und Angehörige auf die<br />
Betreuung und auf elementare Dinge im Zusammenleben mit einer erkrankten Person vorbereitet<br />
werden. <strong>Da</strong>zu gehören Verständnis für die Veränderungsprozesse, die sich bei den<br />
Betroffenen vollziehen, ebenso wie ein reflektierender Umgang mit der emotional belastenden<br />
Situation für die Pflegenden und ein verstehender Zugang zur Welt des Erkrankten.<br />
- 3 -
Erkenntnisse über die Wirkung von Pflegekursen sollen ebenso berücksichtigt werden wie<br />
die Rahmenempfehlungen des KDA für die Durchführung von Schulungskursen zur Qualifizierung<br />
freiwilliger Helferinnen und Helfer im Rahmen der Landesinitiative Demenz-Service<br />
NRW aus dem Jahr 2004.<br />
Die im doppelten Sinn schwierige Zugangsfrage, also die Ansprache von pflegenden Angehörigen<br />
Demenzkranker und die Gewinnung von ehrenamtlichen Betreuungspartnern, soll im<br />
Gemeinwesen durch Informationskampagnen gelöst werden. Über eine damit in Verbindung<br />
stehende Analyse sollen Betreuungsbedarfe frühzeitig erkannt und folgend begleitet werden,<br />
um den Verbleib der Erkrankten in ihrem gewohnten Umfeld möglichst lange zu sichern. Die<br />
zu gewinnenden drei bis vier Projektpartner sind dabei entsprechend ihrer Angebotsstruktur<br />
und ihrer Rahmenbedingungen zu unterstützen.<br />
III. Situationsanalyse<br />
1. Perspektive des Erkrankten<br />
Oft entwickelt sich eine Demenz unbemerkt, oder sie wird nicht eingestanden, ehe die<br />
Diagnose unausweichlich ist. Trotz aller damit verbundenen Belastungen sollte die verbleibende<br />
Zeit genutzt werden, um die persönlichen Angelegenheiten zu regeln und Vorsorge<br />
für die Zukunft zu treffen. Unabhängig vom individuellen Krankheitsverlauf und dessen<br />
Ursachen möchten demenziell erkrankte Menschen wie andere alte Menschen auch möglichst<br />
lange in ihrem eigenen Wohnumfeld leben. Je nach Stadium der Demenzerkrankung<br />
ist damit ein hoher Betreuungsbedarf verbunden. Er wird in der Regel vom Partner oder von<br />
Familienangehörigen geleistet.<br />
Bereits bei ersten Anzeichen für eine Erkrankung sollte fachkundige Beratung und Hilfe<br />
gesucht werden. Einerseits müssen behandelbare Erkrankungen rechtzeitig erkannt werden,<br />
andererseits sollte die Chance für eine medikamentöse Behandlung zur Verzögerung des<br />
Krankheitsverlaufes bei einer Demenz genutzt werden. Neben diesen medizinischen Aspekten<br />
müssen auch Betreuungs- und Pflegemaßnahmen im Blick sein, die in Verbindung mit<br />
einer frühzeitigen, fachkundigen Beratung zu einer Entlastung der pflegenden Angehörigen<br />
führen.<br />
2. Perspektive der (pflegenden) Angehörigen<br />
Alzheimer und Demenz sind heute z<strong>war</strong> keine Tabuthemen mehr, aber immer <strong>noch</strong> mit<br />
einem Stigma behaftet. Die ersten oder auch schon deutlichen Anzeichen einer demenziellen<br />
Erkrankung werden von den Betroffenen darum manchmal verdrängt oder verschwiegen.<br />
<strong>Da</strong>mit sind die ersten Hürden für einen offensiven Umgang mit der Erkrankung errichtet,<br />
und Beratung und Unterstützung werden nicht rechtzeitig in Anspruch genommen. Diese<br />
Barrieren müssen durch eine kontinuierliche, wohnortnahe Information und Beratung frühzeitig<br />
beseitigt werden, damit Hilfe einsetzen und angenommen werden kann.<br />
<strong>Da</strong>s Leben in der häuslichen Gemeinschaft, die emotionale Bindung an den Erkrankten und<br />
eine 24-stündige Betreuung sind eine extreme Belastung, und so hängt es alleine von der<br />
- 4 -
Pflegebereitschaft und der Pflegefähigkeit von Angehörigen sowie vom Pflegearrangement<br />
ab, wie lange Erkrankte in der eigenen Häuslichkeit leben können.<br />
Die Angehörigen müssen Verständnis für die mit der Erkrankung verbundenen Veränderungen<br />
entwickeln und lernen, in geeigneter Weise damit umzugehen. Die sich vollziehenden<br />
Abbauprozesse beinhalten die Gefahr einer schleichenden Überforderung bei pflegenden<br />
Angehörigen. Sie kann nur durch eine frühzeitige professionelle Beratung und ein in der<br />
Familie vereinbartes Pflegearrangement mit einer Entlastung von außen vermieden werden.<br />
Hierbei kommt dem Ehrenamt eine besondere Bedeutung zu.<br />
3. Perspektive der ambulanten Pflegedienste<br />
Pflegedienste werden bei Demenz häufig sehr spät oder in Verbindung mit anderen<br />
Erkrankungen eingeschaltet, obwohl sie vielfältige Hilfen für den Umgang mit dem Erkrankten<br />
und im weiteren Verlauf der Erkrankung bei seiner Pflege leisten könnten. Pflegedienste<br />
müssen sich dem Informations- und Beratungsbedarf der Betroffenen stellen und auf die<br />
Demenzerkrankung abgestellte Angehörigenschulungen individuell und als Pflegekurse<br />
anbieten.<br />
<strong>Da</strong>mit ist für die pflegenden Angehörigen je<strong>doch</strong> nur eine teilweise Entlastung verbunden.<br />
Denn selbst beim Einsatz von Pflegegeld für selbst beschaffte Pflegehilfen und/oder Sachleistungen<br />
für Pflegefachkräfte, reicht die Entlastung oft nicht aus. Der Einsatz von qualifizierten<br />
Pflegefachkräften ist auch nicht immer erforderlich. Wegen der permanenten Betreuungs-<br />
und Pflegesituation benötigen die pflegenden Angehörigen aber zusätzlich Unterstützung<br />
durch Ehrenamtliche. Diese alternative Betreuungsmöglichkeit sollten Pflegedienste<br />
anbieten können.<br />
Der Aufbau einer ehrenamtlichen Betreuungsstruktur für Demenzkranke sollte von der ambulanten<br />
Pflege in Verbindung mit einer niederschwelligen Versorgung als Teil einer breiten<br />
Palette von ambulanten Pflegeangeboten verstanden und genutzt werden.<br />
4. Perspektive der Ehrenamtlichkeit<br />
In dem Umfang, wie sich zukünftig Pflegekulturen verändern und alleinlebende Menschen<br />
keine Unterstützung mehr durch Angehörige, Freunde oder Bekannte erfahren, wird es eine<br />
Problemverschärfung geben, die mit Blick auf das eigene Alter, einen rechtzeitigen, individuellen<br />
Aufbau und die Pflege eines Unterstützungsnetzwerkes nahe legt. <strong>Da</strong>bei kommt dem<br />
Ehrenamt und der Selbsthilfe in Verbindung mit der ambulanten Pflege eine besondere<br />
Bedeutung zu, um Pflegesituationen zu stabilisieren und ein Leben in der gewohnten Umgebung<br />
zu sichern.<br />
Die Gewinnung und der Einsatz von ehrenamtlichen Betreuungskräften sind auf der Basis<br />
von Nachbarschafts- und Selbsthilfe zu forcieren. Die Ehrenamtlichen sind wie die pflegenden<br />
Angehörigen durch Schulungsangebote zu qualifizieren, um den Herausforderungen der<br />
demenziellen Erkrankung ebenfalls gewachsen zu sein. Eine solche Vorgehensweise ist<br />
angezeigt, um die in vielen Fällen notwendige Entlastung von pflegenden Angehörigen erreichen<br />
zu können.<br />
- 5 -
<strong>Da</strong>raus ergeben sich Qualifikationsbedarfe im Hinblick auf den Umgang mit den Erkrankten<br />
und den Angehörigen. Auch wenn Ehrenamtliche keine pflegenahen oder pflegerischen<br />
Tätigkeiten übernehmen sollen, ist es wichtig, dass sie die Erkrankten und ihre Lebensäußerungen<br />
verstehen und die mit dem Engagement verbundenen Erlebnisse verarbeiten<br />
können. Sie müssen ihre Grenzen und den Zeitpunkt erkennen, wann professioneller Rat<br />
und Hilfe einzuholen sind. <strong>Da</strong>s bedeutet: Schulung, Anleitung und Begleitung durch professionelle<br />
Pflegekräfte müssen gesichert sein.<br />
Ob sich Ehrenamtliche für diese wichtige Aufgabe finden lassen, hängt nicht nur von ihrer<br />
Motivation ab, sondern auch von der Fähigkeit, sich in die Lebenswelt des demenziell<br />
Erkrankten versetzen zu können. <strong>Da</strong>s bedeutet konkret: Über die allgemeine Motivation hinaus<br />
ist zu prüfen, ob den richtigen Menschen die richtige ehrenamtliche Aufgabe angeboten<br />
wird.<br />
5. Perspektive der <strong>Diakonie</strong> und Kirchengemeinden<br />
Wenn es darum geht, Menschen mit ihren Sorgen und Nöten zu erreichen, verstehen sich<br />
Kirche und <strong>Diakonie</strong> als eine Einheit. In der Praxis haben sich je<strong>doch</strong> gerade in der ambulanten<br />
Pflege die Handlungsvollzüge anders entwickelt. Pflegedienste wurden in evangelischer<br />
Trägerschaft zur „<strong>Diakonie</strong>station“ mit einem Zuständigkeitsbereich, der in der Regel weit<br />
über die Grenzen einer einzelnen Kirchengemeinde hinausreicht. Zur Zeit existieren 135 <strong>Diakonie</strong>stationen<br />
in <strong>Westfalen</strong> und <strong>Lippe</strong>, die von 80 diakonischen Trägern unterhalten werden.<br />
Im Bereich der Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong> und ihrer <strong>Diakonie</strong> hat es seit Beginn<br />
der Pflegeversicherung eine Umstrukturierung der <strong>Diakonie</strong>stationen gegeben. Kirchengemeinden<br />
haben sich vielerorts aus der Trägerschaft der ambulanten Pflegeeinrichtungen<br />
zurückgezogen. Somit wurde auch die evangelische Gemeindeschwester, die tief in der<br />
Kirchengemeinde verwurzelt <strong>war</strong>, durch die Krankenschwester der <strong>Diakonie</strong>station ersetzt.<br />
Der Bezug zum kirchlichen Gemeindeleben wurde damit zunehmend schwächer.<br />
Die 589 Kirchengemeinden in der westfälischen Landeskirche mit beinahe 80.000 ehrenamtlich<br />
tätigen Frauen und Männern verfügen über große Kompetenzen in der Arbeit mit<br />
Ehrenamtlichen. Es handelt sich hier um ein erhebliches Potential von aktiven Menschen, die<br />
nicht nur die Lebensphasen ihres Alters aktiv gestalten wollen, sondern zu Eigenverantwortung,<br />
Selbsthilfe und sozialem Engagement bereit sind. Beispielhaft sei hier die offene Altenarbeit<br />
genannt, die mit einer breiten Palette von Angeboten auf vielfältige Interessen ihrer<br />
Nutzerinnen und Nutzer reagiert und sich zunehmend Fragen der Betreuung von alten Menschen<br />
stellt.<br />
In dem Projekt gilt es in drei bis vier Modellregionen die in den Kirchengemeinden vohandenen<br />
Ressourcen für Demenzkranke zu erschließen und mit der professionellen Pflege von<br />
<strong>Diakonie</strong>stationen zu einem niederschwelligen, gut erreichbaren Angebot zu verknüpfen. Es<br />
sind die unterschiedlichen professionellen Kompetenzen der Pflege und der offenen Altenarbeit<br />
zu bündeln und mit den Ressourcen vom Ehrenamtlichen zu einem Unterstützungsnetzwerk<br />
Demenz zu verbinden.<br />
- 6 -
IV. Projektziele<br />
Ein Schlüssel zur Entlastung von pflegenden Angehörigen bei der Betreuung von Demenzkranken<br />
liegt im Einsatz von qualifizierten Ehrenamtlichen. Sie zu gewinnen und auf eine<br />
solche Tätigkeit vorzubereiten, stellt für ambulante Pflegedienste eine Herausforderung dar.<br />
<strong>Da</strong> die Arbeit mit Ehrenamtlichen nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört, soll es im Rahmen des<br />
Projektes exemplarisch zu einer Kooperation von offener Altenhilfe in Kirchengemeinden mit<br />
<strong>Diakonie</strong>stationen kommen.<br />
Über das Instrument der Betreuungspartnerschaften hinaus soll es an ausgewählten<br />
Projektstandorten eine weitere Differenzierung der Betreuungsangebote für Demenzkranke<br />
geben. Sie sind als ein gemeinsames Angebot von offener Altenarbeit und von <strong>Diakonie</strong>stationen<br />
zu entwickeln und pflegefachlich zu begleiten. Kirchengemeinden sollen als Handlungsfeld<br />
zur Gewinnung von Ehrenamtlichen erschlossen werden. Entsprechend den räumlichen<br />
Möglichkeiten soll es Anlaufstellen sowohl für Angehörige von Demenzkranken als<br />
auch für ehrenamtliche Betreuungskräfte geben. Die Betreuungspartnerschaften sind entsprechend<br />
den Erfordernissen in „öffentlichen“ Räumen oder in der eigenen Häuslichkeit zu<br />
realisieren.<br />
Um die pflegenden Angehörigen in die Lage zu versetzen, Hilfe zu suchen und innerhalb und<br />
außerhalb der eigenen Häuslichkeit zuzulassen, ist eine Beratung und Schulung bei ihnen<br />
ebenso vorgesehen wie bei den für die Betreuung zu gewinnenden Ehrenamtlichen.<br />
Ausgehend von diesen Eckpunkten leiten sich folgende Projektziele ab:<br />
• Förderung der Arbeit von Ehrenamtlichen in Zusammenarbeit mit der offenen<br />
Altenarbeit und der ambulanten Pflege<br />
• Durchführung von Informationsveranstaltungen zum Thema Demenz, einschließlich<br />
des Aufbaus von Informationsstellen „Demenz und Ehrenamt“<br />
• Fachtagungen zum Thema Netzwerksarbeit „Demenz und Ehrenamt“<br />
• Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Förderung von Aktivitäten in Kirchengemeinden zur Gewinnung von Ehrenamtlichen<br />
als Betreuungspartner oder als Mitarbeiter in Betreuungsgruppen<br />
• Entwicklung und Einführung eines weitgehend einheitlichen Schulungsangebotes für<br />
ehrenamtlich Betreuende und pflegende Angehörige von Demenzkranken<br />
• Qualifizierung von Pflegekräften zur Durchführung von Schulungskursen Demenz<br />
• Gemeinsame Schulung von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen nach dem<br />
eingeführten Kurskonzept<br />
• Aufbau und Begleitung von Betreuungspartnerschaften<br />
V. Projektumsetzung<br />
Vor dem Hintergrund der komplexen Lebenslage von Demenzkranken und der in der<br />
Situationsanalyse beschriebenen Ausgangslage ist ein wohnortnahes, niederschwelliges<br />
Betreuungsangebot durch Ehrenamtliche zu entwickeln.<br />
- 7 -
An der Umsetzung des Projektes sind unter der Federführung des Diakonischen Werkes<br />
<strong>Westfalen</strong>, mit den Referaten Ambulante Pflege und Offene Altenhilfe, die ambulanten<br />
Pflegedienste in drei bis vier regionalen Diakonischen Werken und die Offene Altenhilfe in<br />
den Kirchengemeinden an den jeweiligen Projektstandorten zu beteiligen.<br />
Zentrale Bausteine des Projektes sind<br />
• Reduzierung von Zugangsschwellen durch Kampagnenarbeit zum Thema Demenz<br />
und zum Ehrenamt<br />
• Aufbau einer Arbeit mit Ehrenamtlichen, einschließlich der Befähigung zur<br />
Selbstorganisation<br />
• Schulung von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen auf der Grundlage<br />
vorhandener und zu entwickelnder eigener Konzepte<br />
• Begleitung und Anleitung von Betroffenen, Angehörigen und Ehrenamtlichen<br />
• Aufbau von individuellen oder gruppenbezogenen Betreuungspartnerschaften<br />
(innerhalb und außerhalb des häuslichen Umfeldes)<br />
<strong>Da</strong>mit es tatsächlich zu einer entlastenden Nutzung des zu entwickelnden Angebotes<br />
kommt, müssen Pflegekräfte in den <strong>Diakonie</strong>stationen die Betreuungsbedarfe innerhalb von<br />
Pflege- und Beratungssituationen frühzeitig erkennen und dafür sorgen, dass pflegende<br />
Angehörige und Erkrankte einen Zugang in das zu entwickelnde Projekt finden. Dieser<br />
Zugang soll über Informations- und Gesprächskreise gewährleistet werden. Als gemeinsame<br />
Projekte werden sie zusammen mit der offenen Altenhilfe der Kirchengemeinden organisiert.<br />
Für Ehrenamtliche ist eine Anlaufstelle zu schaffen, die gleichzeitig als Treffpunkt und<br />
Clearingstelle im Gemeinwesen fungiert, die auch für pflegende Angehörige offen sein soll.<br />
<strong>Da</strong>raus ergeben sich folgende Projektkomponenten, die im Verlauf des Projektes bearbeitet<br />
werden müssen.<br />
1. Informations- und Gesprächskreise, Info-Punkt Demenz<br />
<strong>Da</strong>s bewährte Instrument der Gesprächskreise soll als Türöffner für den Einstieg in die<br />
Projektarbeit dienen. Dieses Angebot ist zweigleisig, getrennt nach Angehörigen und Ehrenamtlichen<br />
vorzusehen. Bei den pflegenden Angehörigen geht es dabei um einführende Informationen,<br />
entlastende Gespräche und Vertrauensbildung. Die Veranstaltungen für Ehrenamtliche<br />
sollen sowohl einen Informations- als auch Werbecharakter für einen zukünftigen<br />
Einsatz im Projekt haben. <strong>Da</strong>mit dieses gelingt, erscheint eine Einbindung in reguläre Veranstaltungen<br />
von Kirchengemeinden und der offenen Altenhilfe sinnvoll.<br />
Zu einem späteren Zeitpunkt, nach Abklärung der individuellen Erfordernisse bei den Pflegenden<br />
und der Klärung eines Einsatzes als ehrenamtlich Betreuender, erfolgt dann die<br />
gemeinsame Schulung. <strong>Da</strong>bei ist die Grundlage für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />
zwischen Angehörigen und Ehrenamtlichen zu legen.<br />
Aus einer positiven Kultur im Umgang mit dem Thema Demenz heraus soll sich dann nach<br />
einem Verstetigungsprozess ein von Ehrenamtlichen getragener Info-Punkt-Demenz als ortsnahe<br />
Informations-, Anlauf- und Vermittlungsstelle (Clearingsstelle) etablieren.<br />
- 8 -
2. Entwicklung niederschwelliger Betreuungsstrukturen<br />
Freiwillige Betreuerinnen und Betreuer werden in Zusammenarbeit mit der offenen Altenarbeit<br />
und den Kirchengemeinden geworben, geschult und anschließend an ihre zukünftige<br />
Einsatzstelle vermittelt. Dieses kann ein zentraler Einsatzort, die eigene Wohnung des<br />
Erkrankten oder die Wohnung des Betreuenden sein, in die der Erkrankte z. B. als Gast<br />
stundenweise aufgenommen und auch versorgt wird.<br />
<strong>Da</strong> infolge einer Demenz zwangsläufig Pflegeprobleme auftreten, muss in Verbindung mit<br />
der Nutzung niederschwelliger Betreuungsangebote ein von einer Pflegefachkraft gesteuerter<br />
Klärungsprozess gewährleistet sein, zu dem auch eine ärztliche Diagnose und eine<br />
Sozialberatung herangezogen werden können.<br />
Die niederschwelligen Angebote, die im Rahmen des Projektes initiiert werden sollen, sind<br />
zum Beispiel: stundenweise Betreuung durch geschulte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter im häuslichen Umfeld, Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzelbetreuung<br />
sowie Fahrdienste.<br />
3. Förderung und Aufbau der Arbeit von Ehrenamtlichen<br />
<strong>Da</strong>s Projekt greift vorhandene Konzepte zum Aufbau der Arbeit mit Ehrenamtlichen auf und<br />
wird sich an den Empfehlungen für den Einsatz von Ehrenamtlichen in Einrichtungen der<br />
Altenhilfe des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege e. V. als<br />
Qualitätsmaßstab orientieren.<br />
Unabhängig davon, ob es eigene Zugänge von <strong>Diakonie</strong>stationen zu ehrenamtlichen<br />
Betreuungsangeboten gibt, soll die Gewinnung der ehrenamtlich Betreuenden in Zusammenarbeit<br />
mit der offenen Altenarbeit und den Kirchengemeinden im Einzugsbereich der <strong>Diakonie</strong>stationen<br />
regional erfolgen, um deren Potentiale zu nutzen.<br />
Die Ehrenamtlichen übernehmen innerhalb und außerhalb der Häuslichkeit Betreuungsleistungen.<br />
Ihre Anbindung an die ambulanten Pflegedienste sichert die Qualität des Einsatzes,<br />
die Begleitung der Ehrenamtlichen sowie den Austausch und den Informationsfluss<br />
unter den Beteiligten. Die Ehrenamtlichen koordinieren und steuern ihren Einsatz selbst. Die<br />
dazu erforderliche Schulung ist Teil des Ausbildungskonzeptes.<br />
4. Schulung von Ehrenamtlichen und Angehörigen<br />
Für die Schulung von Ehrenamtlichen und pflegenden Angehörigen existieren nebeneinander<br />
unterschiedliche Konzepte. Als Pflegekurse sind sie für Angehörige inzwischen vielerorts<br />
eingeführt, und für die Schulung von Ehrenamtlichen liegen in Modellprojekten erprobte<br />
Konzepte vor. Die für beide Zielgruppen verfügbaren Schulungskonzepte sollen ausgewertet,<br />
modularisiert und erprobt werden. <strong>Da</strong>bei sind die Untersuchungsergebnisse zur Durchführung<br />
von Pflegekursen (Deutsches Institut für Pflegeforschung: Pflegekurse im Blickpunkt)<br />
aus dem Jahr 2006 ebenso zu berücksichtigen wie die bereits angesprochenen konzeptionellen<br />
Überlegungen in der Landesinitiative Demenz zur Qualilfizierung freiwilliger und<br />
- 9 -
ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. Außerdem sollen die Projekterfahrungen des Diakonischen<br />
Werkes <strong>Westfalen</strong> bei der Qualifizierung von Pflegefachkräften in das neu zu entwickelnde<br />
Konzept eines Baukastensystems zur Schulung der beiden Zielgruppen eingebunden<br />
werden.<br />
An den Projektstandorten erfolgt eine Unterstützung bei der Einführung des Konzeptes. Es<br />
soll eine Anpassung und Weiterentwicklung der inhaltlichen Ausrichtung der Schulungsangebote<br />
geben und soweit erforderlich eine Qualifizierung der Kursleitungen. Die damit verbundenen<br />
Prozesse bei den Partnern werden durch die Projektkoordination des Diakonischen<br />
Werkes <strong>Westfalen</strong> unterstützt.<br />
Die Aspekte, die die demenziellen Erkrankungen betreffen, sind besonders herauszuarbeiten.<br />
<strong>Da</strong>durch sollen die pflegenden Angehörigen und die ehrenamtlich Betreuenden auf<br />
die verantwortungsvolle Aufgabe der Betreuung von Demenzkranken vorbereitet werden.<br />
Unterstützung und Entlastung erfahren sie durch Vermittlung von Kenntnissen zum Krankheitsbild<br />
und zum Umgang mit demenziell erkrankten Menschen. Soweit erforderlich soll den<br />
pflegenden Angehörigen körperliche Entlastung durch den Umgang mit Pflegehilfsmitteln<br />
und seelische Entlastung durch Erfahrungsaustausch mit anderen in Gesprächskreisen für<br />
pflegende Angehörige geboten werden.<br />
5. Informationskampagne und Fachinformationen zum Thema Demenz<br />
Mit einer demenziellen Erkrankung sind unterschiedlichste Pflegeprobleme verbunden. Fachinformationen<br />
dazu sollen in einem speziellen Service für ambulante Pflegedienste und die<br />
offene Altenarbeit bereitgestellt werden und das breite Spektrum möglicher pflegerischer<br />
Leistungen im Blick haben. Fachveranstaltungen finden mit dem Ziel statt, pflegerelevante<br />
Themen übergreifend mit den Vertretern der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit<br />
zu bearbeiten. Außerdem soll eine internetgestützte Informations- und Kommunikationsplattform<br />
aufgebaut werden. Es soll um ein auf Ehrenamtliche und pflegende Angehörige abgestimmtes<br />
Informationssystem erweitert werden.<br />
Die unterschiedlichen Informationsbestände sind gleichzeitig nutzbar für Informationskampagnen,<br />
mit denen die Öffentlichkeit, Betroffene und potentielle Ehenamtliche auf die<br />
Projektinhalte angesprochen werden sollen.<br />
6. Kernarbeitsfelder<br />
Mit den oben beschriebenen Bausteinen wird ein System entwickelt, das die beteiligten<br />
<strong>Diakonie</strong>stationen beim Aufbau eines differenzierten Betreuungs(gruppen)systems für<br />
demenziell erkrankte Menschen unterstützt. Es beinhaltet die Bearbeitung der folgend<br />
genannten Kernarbeitsfeldern und trägt so zum Auf- und Ausbau ambulanter Pflege- und<br />
Betreuungsformen und zur Stabilisierung der Pflegesituation von Demenzkranken bei.<br />
Ambulante Einrichtungen können darüber hinaus mit Hilfe der gebündelten Informationen<br />
zum Thema Demenz und zum Verlauf des Projektes eigene Angebote entwickeln.<br />
- 10 -
Für das Projekt ergeben sich daraus folgende Aufgaben:<br />
• Gemeinwesen bezogene Kampagne zu den Themen Demenz und Ehrenamt<br />
• Aufklärung zur Vermeidung von Überforderungssituationen<br />
• Wohnortnahe Information und Beratung durch Pflegedienste<br />
• Angehörigenschulung individuell und als Pflegekurse<br />
• Gewinnung und Einsatz von ehrenamtlichen Betreuungskräften<br />
• Prüfung der Motivation und Eignung: Entwicklung eines Anforderungsprofils<br />
Ehrenamtlichkeit bei Demenz<br />
• Schulung, Anleitung und Begleitung durch Pflegefachkräfte<br />
• Aufbau alternativer Betreuungsmöglichkeiten durch Betreuungspartnerschaften<br />
Abstimmung der Konzepte von <strong>Diakonie</strong>stationen und offener Altenhilfe<br />
• Fachinformationsdienst<br />
7. Nachhaltigkeit<br />
Indem vorhandene Betreuungsangebote qualifiziert und neue Angebote geschaffen werden,<br />
verändern sich durch das Projekt bei den beteiligten <strong>Diakonie</strong>stationen die örtlichen Strukturen<br />
nachhaltig. Die Schulung von pflegenden Angehörigen und das Eingehen auf ihre<br />
Bedürfnisse und ihre Lebenslage stärkt sie in der Wahrnehmung dieser wichtigen gesellschaftlichen<br />
Aufgabe. Wenn Angehörige zur Versorgung von Demenzkranken befähigt und<br />
durch qualifizierte Ehrenamtliche entlastet werden, lässt sich eine frühzeitige Versorgung der<br />
Erkrankten in stationären Einrichtungen vermeiden.<br />
Die Schulung der Angehörigen und die Qualifizierung der Ehrenamtlichen erfolgen innerhalb<br />
eines modularisierten Schulungskonzeptes, das die unterschiedlichen Bedürfnisse und<br />
Er<strong>war</strong>tungshaltungen ausreichend berücksichtigt und Raum schafft für eine informelle<br />
Begegnung und die Steuerung von Organisationsprozessen. Ein besonderes Augenmerk soll<br />
dabei auf die organisatorische Verzahnung der Schulungsarbeit für Angehörige und Ehrenamtliche<br />
gelegt werden.<br />
Mit der Entwicklung des Schulungs- und Betreuungskonzeptes und der Erprobung in der<br />
Praxis werden zeitgleich vier Säulen zur Sicherung des pflegerischen Bedarfs miteinander<br />
vernetzt: Angehörige, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie hauptamtliche<br />
Mitarbeitende der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit. Die dabei gewonnenen<br />
Erfahrungen sollen ausgewertet, dokumentiert und für Interessierte innerhalb und außerhalb<br />
der <strong>Diakonie</strong> veröffentlicht werden.<br />
VI. Projektorganisation und Steuerung<br />
In Zusammenarbeit mit drei Trägern von ambulanten Einrichtungen und offener Altenarbeit<br />
soll das Projekt unter Einbeziehung von Kirchengemeinden umgesetzt werden. Initiatoren als<br />
Projektentwickler und Ehrenamtskoordinatoren vor Ort sollen die Umsetzung sichern. Die<br />
Steuerung, der regionale Aufbau und die Begleitung aller Projektaktivitäten erfolgen durch<br />
die Projektkoordination im Diakonischen Werk <strong>Westfalen</strong>.<br />
- 11 -
Steuerungs- und Koordinationsaufgaben des Diakonischen Werkes <strong>Westfalen</strong><br />
� Gewinnung der örtlichen Projektpartner durch Information, Ausschreibung und<br />
Auftaktveranstaltung<br />
� Bearbeitung von zentralen Aufgaben (Schulungskonzept, Referenten- und<br />
Trainerpool, Informationsplattform)<br />
� Sammlung, Bewertung und Auswahl von Unterstützungskonzepten und Umsetzung<br />
in die Praxis<br />
� Aufbau und Begleitung der Entwicklungsarbeit<br />
� Unterstützung der Arbeit vor Ort durch Analyse des Unterstützungsbedarfes und bei<br />
der Umsetzung des Betreuungskonzeptes<br />
� Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Schulungs- und Qualifizierungsaufgaben des Diakonischen Werkes <strong>Westfalen</strong> für die<br />
<strong>Diakonie</strong>stationen und die offene Altenarbeit<br />
� zu Demenz, Gesprächsgruppen und Pflegekursen<br />
� Erarbeitung eines einheitlichen Weiterbildungskonzeptes<br />
� Weiterbildung von Kursleitungen für Pflegekurse Demenz<br />
� Gesprächsgruppentraining Demenz<br />
Unterstützungsaufgaben des Diakonischen Werkes <strong>Westfalen</strong> für die <strong>Diakonie</strong>stationen und<br />
die offene Altenarbeit zu den Themen<br />
� Ehrenamt<br />
� Festlegung der Rahmenbedingungen für den Einsatz vor Ort<br />
� Gewinnung von Ehrenamtlichen<br />
� Schulung<br />
� Begleitung<br />
� niederschwellige Betreuung<br />
� Projektentwicklung<br />
� Aufbau von Anlaufstellen und Betreuungspartnerschaften<br />
� Zusammenarbeit mit der offenen Altenarbeit und Kirchengemeinden<br />
� Kooperation mit anderen Trägern<br />
Münster, den 27. April 2007<br />
Lübbert / Bußkamp<br />
- 12 -
Veranstaltungshinweise<br />
Veranstalter<br />
Evangelischer Fachverband<br />
Ambulante Pflege für NRW<br />
der Ev. Kirche im <strong>Rheinland</strong>,<br />
der Ev. Kirche von <strong>Westfalen</strong><br />
und der Lippischen Landeskirche<br />
Friesenring 32/34, 48147 Münster<br />
Kontakt<br />
Im Verbandsbereich <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong><br />
Frauke Bußkamp<br />
� (0251) 27 09 - 310<br />
� f.busskamp@diakonie-rwl.de<br />
Im Verbandsbereich <strong>Rheinland</strong><br />
Sebastian Wirth<br />
� (0211) 6398 - 320<br />
� s.wirth@diakonie-rwl.de<br />
www.diakonie-rwl.de<br />
Tagungsgebühr und Rechnung<br />
Tagungsbeitrag: 40,00 €<br />
Im Tagungsbeitrag ist die Tagungsverpflegung<br />
enthalten.<br />
Sie erhalten nach der Anmeldung von uns eine<br />
Rechnung. Eine Anmeldebestätigung versenden<br />
wir nicht.<br />
Rückfragen<br />
Martina Kloppenburg<br />
� (0251) 27 09 - 323<br />
� m.kloppenburg@diakonie-rwl.de<br />
� (0251) 27 09 - 573<br />
Veranstaltungsort<br />
Jahrhunderthaus<br />
Alleestr. 80<br />
44793 Bochum<br />
Anfahrtsbeschreibung<br />
Die Anfahrtsbeschreibung finden Sie im Internet<br />
unter: Wegbeschreibung, IG Metall Bochum im<br />
Jahrhunderthaus, Alleestraße 80, 44793 Bochum<br />
http://www2.igmetall.de/homepages/bochum/fileu<br />
_ploads/wegbeschreibung.pdf<br />
(Hinweis:Der Link muss in die Adressleiste des Webbrowsers<br />
übertragen werden, um die Seite anzuzeigen!)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel:<br />
Haltestelle Jahrhunderthaus / Bochumer Verein<br />
Straßenbahnlinien 302 und 310 sowie Buslinie<br />
345, 3 Haltestellen vom Hauptbahnhof entfernt<br />
Anmeldung zur Veranstaltung<br />
Melden Sie sich bitte auf der beigefügten Fax-<br />
Antwort bis zum 23.04.2009 verbindlich an. Es<br />
gelten dabei die auf der Anmeldung genannten<br />
Bedingungen.<br />
Fortbildungsnachweis<br />
Die Teilnehmenden erhalten einen Fortbildungsnachweis.<br />
<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong> <strong>–</strong><br />
Angebote der<br />
<strong>Diakonie</strong>stationen<br />
für demenziell Erkrankte<br />
Evangelischer Fachverband<br />
Ambulante Pflege für NRW<br />
Fachtagung<br />
05. Mai 2009<br />
Bochum, Jahrhunderthaus
Sehr geehrte <strong>Da</strong>men und Herren,<br />
Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen<br />
haben durch das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />
neue und erweiterte Leistungsmöglichkeiten<br />
erhalten. Dies löste viele neue Angebote<br />
aus.<br />
Auch <strong>Diakonie</strong>stationen müssen für dieses<br />
Leistungssegment Hilfestellungen vorhalten.<br />
<strong>Da</strong>bei ist anders als bei den meisten Sozialversicherungsleistungen<br />
Eigeninitiative bei der<br />
Implementierung gefragt.<br />
Wir wollen in dieser Fachtagung verschiedene<br />
Möglichkeiten aufzeigen, die <strong>Diakonie</strong>stationen<br />
zum Aufbau von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten<br />
für Menschen mit Demenz<br />
haben.<br />
Neben konzeptionellen Hilfestellungen und den<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen zum Aufbau<br />
eines solchen Angebotes werden gute Praxisbeispiele<br />
aus dem <strong>Rheinland</strong> und <strong>Westfalen</strong><br />
präsentiert. <strong>Da</strong>mit sollen der Einstieg in wohnortnahe<br />
Hilfsangebote gefördert und neue Anregungen<br />
für eigene bzw. vernetzte Aktivitäten<br />
gegeben werden.<br />
Die Beispiele haben folgende Schwerpunkte:<br />
� Betreuungsgruppe als Ehrenamtsprojekt<br />
� Hausbetreuungsservice in Kooperation mit<br />
einer Spezialklinik<br />
� Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde<br />
und der Alzheimer Gesellschaft<br />
� Ehrenamtliche in der <strong>Diakonie</strong>station<br />
Die Veranstaltung wendet sich an Fach- und<br />
Leitungskräfte in <strong>Diakonie</strong>stationen mit Zuständigkeit<br />
für die niedrigschwelligen Betreuungsangebote<br />
sowie an Fachkräfte im Sozialdienst, die<br />
mit <strong>Diakonie</strong>stationen bereichsübergreifend<br />
kooperieren wollen.<br />
Was aus der Sicht von Betroffenen grundsätzlich<br />
erforderlich ist und welche Rolle die Selbsthilfe,<br />
Ehrenamtliche, die ambulante Pflege und<br />
Fachdienste dabei spielen, soll in einem einleitenden<br />
Vortrag veranschaulicht werden.<br />
Wir laden Sie herzlich ein und freuen und auf Ihr<br />
Kommen!<br />
Münster, den 27. März 2009<br />
Frauke Bußkamp Sebastian Wirth<br />
Geschäftsführerin Referent<br />
PROGRAMM<br />
09.30 Uhr Anreise / Stehkaffee<br />
10.00 Uhr Andacht<br />
Pfarrer Dirk Brüseke<br />
Bochum<br />
10.15 Uhr Einführung in die Thematik<br />
Sebastian Wirth<br />
<strong>Diakonie</strong> RWL e. V.<br />
10.30 Uhr Demenz in der Familie <strong>–</strong> psychosoziale<br />
Beratung und Unterstützung in Bochum<br />
Christel Schulz<br />
Alzheimer Gesellschaft Bochum e. V. /<br />
Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
11.15 Uhr Aufbau von niedrigschwelligen<br />
Betreuungsangeboten für Menschen<br />
mit Demenz <strong>–</strong> Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
und konzeptionelle Hilfestellungen<br />
Frauke Bußkamp<br />
<strong>Diakonie</strong> RWL e. V.<br />
12.00 Uhr Projekt UnterstützungsNetzwerk<br />
Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong> <strong>–</strong> Erste<br />
Erfahrungen und Einschätzungen<br />
Gerd Lübbert<br />
<strong>Diakonie</strong> RWL e. V.<br />
12.30 Uhr Mittagspause<br />
13.30 Uhr Praxisbeispiel 1<br />
Aktion „Atempause“<br />
Betreuungsnachmittage für Demenzkranke<br />
und Gesprächsgruppen für<br />
Angehörige<br />
Christine Dröge und Brunhilde Peil<br />
<strong>Diakonie</strong> Gütersloh e. V.<br />
14.00 Uhr Praxisbeispiel 2<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>–</strong> Hausbetreuungsservice zur<br />
Entlastung pflegender Angehöriger<br />
demenzkranker Menschen<br />
Malcom Lichtenberger<br />
Diakonisches Werk im KK Kleve e. V.<br />
Helmut Woerner<br />
Gerontopsychiatrie der<br />
Rheinischen Kliniken Bedburg-Hau<br />
14.30 Uhr Praxisbeispiel 3<br />
Senioren Zeit schenken <strong>–</strong><br />
Gemeindebesuchsdienst Gerthe<br />
Monika Rieckert und Elfriede Barabasch<br />
<strong>Diakonie</strong> Ruhr, Bochum<br />
15.00 Uhr Praxisbeispiel 4<br />
Ehrenamtliche in der <strong>Diakonie</strong>station<br />
Maria Christen<br />
Familien- und Krankenpflegeverein<br />
Erftstadt-Lechenich<br />
15.30 Uhr Ausblick und Ende<br />
Moderation:<br />
Sebastian Wirth, <strong>Diakonie</strong> RWL e. V.