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Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe

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<strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e. V.<br />

Tagungsdokumentation<br />

<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>doch</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong> <strong>–</strong><br />

Angebote der <strong>Diakonie</strong>stationen<br />

für demenziell Erkrankte<br />

Evangelischer<br />

Fachverband<br />

Ambulante Pflege<br />

für NRW<br />

Fachtagung<br />

Bochum<br />

Jahrhunderthaus<br />

5. Mai 2009<br />

Geschäftsführung<br />

Frauke Bußkamp


Impressum<br />

Evangelischer Fachverband<br />

Ambulante Pflege für NRW<br />

in den Diakonischen Werken der<br />

Ev. Kirche im <strong>Rheinland</strong>, der<br />

Ev. Kirche von <strong>Westfalen</strong> und der<br />

Lippischen Landeskirche<br />

Frauke Bußkamp<br />

Geschäftsführerung<br />

Telefon 0251 2709-310<br />

Telefax 0251 2709-903<br />

E-Mail<br />

f.busskamp@diakonie-rwl.de<br />

www.diakonie-rwl.de<br />

Fachtagung in Kooperation mit<br />

UnterstützungsNetzwerk Demenz<br />

(UND) <strong>Diakonie</strong>, gefördert durch<br />

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

des Landes Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> und<br />

Landesverbände der Pflegekassen<br />

Juni 2009


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

Frauke Bußkamp<br />

Ev. Fachverband Ambulante Pflege für NRW<br />

Andacht<br />

Pfarrer Dirk Brüseke<br />

Bochum<br />

Demenz in der Familie <strong>–</strong> psychosoziale Beratung<br />

und Unterstützung in Bochum<br />

Christel Schulz<br />

Alzheimer Gesellschaft Bochum e. V. /<br />

Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

Aufbau von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten für<br />

Menschen mit Demenz <strong>–</strong> Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

und konzeptionelle Hilfestellungen<br />

Frauke Bußkamp<br />

Projekt UnterstützungsNetzwerk (UND) <strong>Diakonie</strong> Demenz<br />

<strong>–</strong> Erste Erfahrungen und Einschätzungen<br />

Gerd Lübbert<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e. V.<br />

Praxisbeispiele<br />

Aktion „Atempause“ <strong>–</strong> Betreuungsnachmittage für<br />

Demenzkranke und Gesprächsgruppen für Angehörige<br />

Christine Dröge und Brunhilde Peil<br />

<strong>Diakonie</strong> Gütersloh e. V.<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>–</strong> Hausbetreuungsservice zur Entlastung<br />

pflegender Angehöriger demenzkranker Menschen<br />

Malcom Lichtenberger<br />

Diakonisches Werk im Kirchenkreis Kleve e. V.<br />

Senioren Zeit schenken <strong>–</strong><br />

Gemeindebesuchsdienst Gerthe<br />

Monika Riekert und Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong> Ruhr gGmbH, Bochum<br />

Statt eines Nachwortes<br />

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil<br />

(http://www.deutsche-demenz-stiftung.de/media/arno_geiger.pdf)<br />

- 2 -


Anhang<br />

Synopse zur Verordnung über niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote für Pflegebedürftige (HBPfVO) vom<br />

22. Juli 2003, Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />

(Stand: 20. Dezember 2008)<br />

Synopse zum Sozialgesetzbuch XI<br />

mit Änderungen durch das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />

und durch das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />

Auszug aus: <strong>Diakonie</strong> Texte 07 2008 (Stand: 1. Juli 2008)<br />

UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong>. Menschen mit<br />

Demenz ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />

(Projektskizze, April 2009)<br />

Der Mann am Fenster<br />

Lied von PUR<br />

Einladungsflyer


Vorwort<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland drängt ambulante Pflegeeinrichtungen, ihre Praxis<br />

zur Versorgung der demenziell erkrankten Menschen in der Häuslichkeit zu überprüfen und<br />

nachhaltig zu verbessern. Viele <strong>Diakonie</strong>stationen bieten heute schon zusätzliche oder niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote an. Für diese Angebote werden zum Beispiel ehrenamtliche<br />

Helferinnen und Helfer, mit einer entsprechenden Qualifizierung eingesetzt. Unter pflegefachlicher<br />

Anleitung übernehmen sie die Betreuung in Gruppen oder im häuslichen Bereich, um<br />

pflegende Angehörige zu entlasten und beratend zu unterstützen. Die Angebote können entweder<br />

Betreuungsgruppen für Menschen mit demenziellen Erkrankungen sein, Helfer- und Helferinnenkreise<br />

zur stundenweise Entlastung pflegender Angehöriger im häuslichen Bereich, eine<br />

Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzelbetreuungen.<br />

Der Evangelische Fachverband Ambulante Pflege für NRW der Evangelischen Kirche im<br />

<strong>Rheinland</strong>, der Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong> und der Lippischen Landeskirche hat das<br />

Thema Demenz als Schwerpunktthema für das Jahr 2009 gewählt.<br />

Die vorliegende Dokumentation der Tagung vom 05. Mai 2009 „<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong> <strong>–</strong> Angebote<br />

der <strong>Diakonie</strong>stationen für demenziell Erkrankte“ soll einerseits die Beiträge im Rahmen der Veranstaltung<br />

und die Entwicklung unserer Arbeit im Verbandsbereich der <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e. V. dokumentieren, andererseits auch „Neulingen“, die sich bislang wenig<br />

oder gar nicht mit der Materie beschäftigt haben, einen Überblick und Impulse zum Aufbau von<br />

niedrigschwelligen Betreuungsangeboten für Menschen mit Demenz geben. Die Zusammenstellung<br />

der Beiträge soll Veränderungsprozesse auf lokaler Ebene anregen und die wohnortnahe<br />

Unterstützung der demenziell erkrankten Menschen und ihrer Familien weiterentwickeln.<br />

<strong>Da</strong>bei wird aufgezeigt, wie wichtig Vernetzung und die Zusammenarbeit der an der Versorgung<br />

beteiligten Professionen sind. Vier unterschiedlich gestaltete Praxisbeispiele zeigen auf, dass<br />

mit verschiedenen Kooperationspartnern vor Ort viel geleistet und die Versorgung im Sinne der<br />

Betroffenen optimiert werden kann.<br />

Lassen Sie sich auf das Thema „Demenz“ ein!<br />

Frauke Bußkamp<br />

Geschäftsführung<br />

Evangelischer Fachverband Ambulante Pflege für NRW


Andacht<br />

Pfarrer Dirk Brüseke<br />

Einspielung von „Der Mann am Fenster“ (PUR)<br />

... und langsam werde ich mir klar darüber,<br />

dass ich für sie ab heut‘ der Mann am Fenster bin.<br />

Wer sich mit alten Menschen beschäftigt, meine <strong>Da</strong>men und Herren, der wird zwangsläufig<br />

damit konfrontiert: Auch mir steht ein Rollentausch bevor.<br />

H e u t e, da bemühe i c h mich<br />

als Angehörige, als MitarbeiterIn in der Pflege, im Begleitenden Dienst, in der<br />

<strong>Diakonie</strong>station, als Ehrenamtliche oder als SeelsorgerIn,<br />

h e u t e, da bemühe i c h mich um einen alten Menschen.<br />

H e u t e bin i c h es, der hilft,<br />

h e u t e bin i c h es, der Trost spendet.<br />

N o c h !!!<br />

Aber mein Gegenüber, der alte Mensch, orientiert oder verwirrt, bettlägerig oder <strong>noch</strong><br />

körperlich rüstig, mein Gegenüber schärft mir pausenlos ein. Auch Du wirst älter. Auch Dein<br />

Körper wird hinfällig werden.<br />

Je mehr ich das verdränge, desto mehr bedrängt es mich, desto mehr suche ich die Lücken<br />

in meinem früher so vollen Haar, oder ich zähle die Falten. Und desto schwerer wird es mir,<br />

alten Menschen überhaupt <strong>noch</strong> zu begegnen. Ich bin dann nur <strong>noch</strong> bei mir, bei meinen<br />

Ängsten, Gefangener meiner Ängste. Bemüht um meine Jugend, die mir den<strong>noch</strong> <strong>–</strong> trotz<br />

aller Anstrengungen <strong>–</strong> zwischen den Fingern zerrinnt.<br />

Aber wie geht das, das Leben jetzt genießen und den<strong>noch</strong> schon jetzt so et<strong>was</strong> einzuüben<br />

wie „Abschiedliches Leben“. So zu haben, als hätte man nicht. Die Dinge genießen, die Kraft<br />

der verschiedenen Lebensabschnitte <strong>–</strong> aber eben in dem Bewusstsein: ich bin nicht<br />

abhängig davon <strong>–</strong> das alles ist mir nur auf Zeit gegeben. Und meine Würde hängt davon<br />

nicht ab, meine Würde als Mensch, meine Würde als Gottes Kind. Today is the first day of<br />

the rest of your life <strong>–</strong> Sie kennen den Slogan. <strong>Da</strong>s meint: Auch heute muss ich schon<br />

Prioritäten setzen, mit der mir geschenkten Zeit sorgsam umgehen, damit ich mich nicht<br />

verliere und verzettele beim Zappen durch alle vermeintlichen Lebensangebote.<br />

Die Arbeit an solchen Fragen fällt wohl besonders schwer angesichts der zunehmenden Zahl<br />

verwirrter, alter Menschen.<br />

Nicht nur in unseren Alten- und Pflegeheimen steigt die Zahl derjenigen Menschen, die ihre<br />

persönlichen Wesenszüge verlieren, die ihre Kinder nicht mehr erkennen. Sie, die Sie in den<br />

<strong>Diakonie</strong>stationen arbeiten, begegnen ihnen auch bei Ihrer täglichen Arbeit. Und darum wird<br />

es heute bei dieser Tagung ja gehen.


2<br />

<strong>Da</strong>s sind Menschen, die sich oft zurückgezogen haben in den Schutz vergangener<br />

Lebensabschnitte, glücklicherer Lebensabschnitte, Lebensabschnitte, in denen die Familie<br />

<strong>noch</strong> komplett <strong>war</strong>, in Zeiten, da sie sinnvolle Aufgaben hatten, in Zeiten, da das Leben <strong>noch</strong><br />

Sinn hatte. Menschen, die nun in einer Welt leben, die unzugänglich scheint für uns.<br />

Der bevorstehende Rollentausch <strong>–</strong> heute bin ich der Helfende, irgendwann einmal werde ich<br />

die Hilfe benötigen <strong>–</strong> dieser Rollentausch mag angesichts solcher Bilder besonders Angst<br />

einflößend sein. Wir bekommen Angst, dass auch wir einmal in die totale Isolation fallen<br />

könnten. <strong>Da</strong>ss die Türen zu unserer Person und Persönlichkeit einmal endgültig ins Schloss<br />

fallen könnten.<br />

Ich habe kein Patentrezept. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen <strong>–</strong> das ist wohl eine<br />

Lebensaufgabe für jeden von uns, eine Aufgabe, die man gar nicht früh genug in Angriff<br />

nehmen kann. Ich habe kein Patentrezept, aber ich halte uns diese Andacht aus den<br />

Erfahrungen heraus, die ich und andere in der Altenheimseelsorge machen. Erfahrungen mit<br />

alten Menschen, die Mut machen.<br />

Die religiöse Dimension, die Hoffnung auf ein geborgenes Leben im Hause des Herrn, ist bei<br />

diesen Menschen lebendig, auch oft lebendig in den Schlüsseltexten unseres Glaubens wie<br />

dem 23. Psalm: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“<br />

Viele demente Bewohnerinnen und Bewohner sprechen diesen Psalm von Anfang bis Ende<br />

auswendig mit. Dieser Psalm oder ein anderer hat sie begleitet, durch die finstern Täler des<br />

Krieges, der Nachkriegszeit, aber auch durch alle grünen Auen des Lebens: Familienglück,<br />

gemeinsamen Erlebnisse, Freude an Kindern und Enkelkindern.<br />

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.<br />

Solch ein Psalm <strong>–</strong> das erleben wir immer wieder, das ist ein Türöffner bei scheinbar<br />

verschlossenen Menschen. Diese Menschen wissen oft nach dem Gottesdienst nicht mehr,<br />

auf welchem Wohnbereich sie wohnen, aber sie bedanken sich für die „Seelenspeise“ <strong>–</strong> ein<br />

alter schöner Ausdruck <strong>–</strong> wie ich finde. Die Begegnung mit Gott i s t geschehen. Und das<br />

Vertrauen in ihn w u r d e erneuert:<br />

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,<br />

und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.<br />

Ich werde b l e i b e n im Hause des Herrn. Nichts kann mich herausreißen aus den<br />

bergenden Mauern dieses Hauses, keine Krankheit, keine Demenz, nichts!<br />

Wie gesagt, so et<strong>was</strong> macht m i r Mut. Und Ihnen ja vielleicht auch!? Mut in Bezug auf das<br />

eigene Leben. Mut, dem eigenen Älterwerden zu begegnen. Und Mut zu sehen, <strong>was</strong> trotz<br />

allem <strong>noch</strong> an Leben da ist bei einem altersverwirrten Menschen, <strong>was</strong> da ist an Spiritualität,<br />

an Lebensfreude, an Erinnerung an alte Zeiten. Und das gibt dann auch Kraft, belasteten<br />

Angehörigen zu begegnen, sie zu ermuntern, ihr eigenes Leben nicht aus dem Blick zu<br />

verlieren <strong>–</strong> trotz aller Mühen der Pflege, trotz aller Abschiedsarbeit.


3<br />

Die Arbeit im Umfeld von demenziell Erkrankten <strong>–</strong> da gibt es nichts zu beschönigen <strong>–</strong> ist<br />

eine anstrengende und persönlich herausfordernde Arbeit.<br />

Eine Arbeit, die Kraft und Energie kostet.<br />

Eine Arbeit, bei der einem oft trocken im Mund wird.<br />

Um beim Psalm 23 zu bleiben: Die Generation, für die wir jetzt da sein wollen, sie hat sich<br />

aufgerichtet an dem Vers:<br />

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.<br />

Wenn wir uns im Alltag bei unserer anstrengenden Arbeit wieder einmal in der Wüste<br />

vorfinden, da wo alles leer ist, da wo wir nach erfrischendem Wasser lechzen, dann lassen<br />

sie uns daran erinnern: Wir sind nicht allein, mit all unsern Gaben gehören wir zum Volk<br />

Gottes.<br />

Und die Energie und die Kraft, die wir brauchen, die gibt er uns: Wir gehören zum<br />

wandernden Gottesvolk, das Gott selbst in Bewegung gesetzt hat und immer wieder neu in<br />

Bewegung setzt. Lassen Sie uns darauf vertrauen: Gott geht auch uns in Wüstenzeiten<br />

voraus und zeigt uns neue Wege.<br />

Ich wünsche Ihnen, dass Sie den heutigen Tag <strong>–</strong> mit all seinen inhaltlichen Anstößen, aber<br />

auch den Begegnungen <strong>–</strong> als einen Oasentag erleben.<br />

Amen.


Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

„Demenz in der Familie <strong>–</strong> psychosoziale Beratung und<br />

Unterstützung in Bochum“<br />

1. Einleitung<br />

2. Zahlen, <strong>Da</strong>ten, Fakten<br />

3. Psychosoziale Beratung und Begleitung<br />

4. Perspektiven<br />

1. Einleitung<br />

„<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong>…“, so der Titel Ihrer heutigen Fachtagung, heißt für mich auch „da ist<br />

<strong>doch</strong> <strong>was</strong>…“. Dieses „<strong>Da</strong> ist <strong>doch</strong> <strong>was</strong>…“, sind die vielen Fragen und Probleme, die uns<br />

im Zusammenhang mit der Demenz immer wieder beschäftigen, manchmal rat- und mutlos<br />

machen.<br />

„Demenzkranke Menschen sind störend im Gesundheitssystem“, sagte mir neulich mein<br />

Orthopäde, „man kann nicht richtig mit ihnen sprechen, es dauert ewig, bis sie im Röntgenraum<br />

aus- und angezogen sind, die Angehörigen erzählen einem ihre halbe Lebensgeschichte<br />

und hören nicht zu, es ist schrecklich.“ Es wäre ein Leichtes, sich über diese<br />

Aussage aufzuregen, aber im Rahmen der Gesundheitsreform erhält ein Arzt 34 Euro im<br />

Quartal inklusive der Röntgenaufnahmen, da sind Demenzkranke ein Störfaktor. Oder in<br />

der ambulanten Pflege: Meist wird erst im mittleren Stadium der Demenzkrankheit ein<br />

Pflegedienst hinzugezogen. <strong>Da</strong> behauptet Frau Müller, sie habe längst gebadet. Der<br />

Ehemann erregt sich über diesen Unsinn. Die Altenpflegerin ist schon spät dran und nun<br />

soll schnell gebadet werden. <strong>Da</strong>ss das nicht gelingen kann, wissen Sie viel besser als ich.<br />

Demenzkranke stören also auch in den zeitlich eng gesetzten Grenzen der ambulanten<br />

Pflege.<br />

In der Häuslichkeit gibt es enorm viel Stress, unsägliche Diskussionen über die alltäglichen<br />

Dinge des Lebens. Die Beziehung zwischen alten Ehepartnern kann giftig, unfreundlich<br />

oder auch bösartig werden. Die Kinder versuchen Hilfe zu organisieren: „Mutter, Du<br />

brauchst Entlastung!“ Die Mutter ist enttäuscht, dass die Kinder entlasten und nicht unterstützen<br />

wollen. Der alte Herr will überhaupt nicht zum Arzt oder in die Tagespflege und<br />

Mutter sagt: „Fremde Leute kommen mir nicht ins Haus.“ Auch hier ist ein Störfall eingetreten<br />

und der größte Wunsch ist, dass die Störung aufhört.<br />

<strong>Da</strong>s setzt sich fort, sei es im Heim oder Krankenhaus. Zuerst einmal stören demenzkranke<br />

Menschen. Wir können schlecht oder gar nicht verbal mit ihnen kommunizieren. Sie<br />

schreien, sie laufen weg, sie sagen völlig verrückte Sachen, z.B. dass sie zu ihrer Mutter<br />

wollen oder nach Hause, sie schmieren unter Umständen mit Kot und behaupten, sie hätten<br />

sauber gemacht, legen ihr Gebiss neben den Essteller, können nicht selbständig<br />

essen, müssen infolge der Inkontinenz gewindelt und gewickelt werden.<br />

1


Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

Wovor haben wir geistig Gesunde die meiste Angst? Vor einer Demenzerkrankung, da sie<br />

so furchteinflößend ist. Andere somatische Krankheiten wären wir bereit in Kauf zu nehmen,<br />

blieben wir nur von einer Demenz verschont.<br />

Sie fragen sich nun sicherlich, <strong>war</strong>um ich derartige Gedanken an den Anfang meines Vortrages<br />

stelle? Mir ist wichtig, dass wir uns die Vorstellungen, die in der Gesellschaft und<br />

damit auch in unseren Köpfen von der Demenz herrschen, bewusst machen. Nur dann<br />

können wir uns damit auseinandersetzen und dieser Angst Stück für Stück et<strong>was</strong> entgegenhalten.<br />

Die Begegnung mit einem demenzkranken Menschen stellt uns vor eine<br />

bedeutende psychologische Aufgabe <strong>–</strong> vor die Aufgabe der Auseinandersetzung mit unserem<br />

eigenen Leben und seinen Grenzen.<br />

Demenz ist eine schwere Krankheit, die unsere Existenz bedroht, mit massiven sozialen<br />

Folgen. Der Umgang mit dieser Bedrohung wird durch unser Menschenbild bestimmt.<br />

Wenn es uns gelingt, die Demenzerkrankung als Teil menschlichen Lebens zu akzeptieren,<br />

als einen Schicksalsschlag, der zum Leben dazugehört, kann es uns gelingen, der<br />

Krankheit die Angst zu nehmen. <strong>Da</strong>nn denken wir nicht mehr an „Störfälle“, sei es als<br />

Angehöriger, als professioneller oder ehrenamtlicher Mitarbeiter. So wird es uns möglich<br />

zu sagen, mit einer Demenzerkrankung ist das Leben nicht zu Ende, aber es ändert sich.<br />

„Solange der Demenzkranke als ein schwerst beeinträchtigter, leidender und schwindender<br />

Schatten seines früheren Ichs betrachtet wird, ist ein Lachen mit ihm über seine<br />

Handlungen und Äußerungen kaum vorstellbar.<br />

Die Demenz hat aber auch ein anderes Gesicht. Demenzkranke Menschen können herzlich<br />

lachen (und fast gleichzeitig weinen), ihre Umgebung erheitern und sie lassen sich<br />

durch fremde Heiterkeit anstecken. Man darf mit ihnen über sich selbst, eigene und<br />

fremde Missgeschicke lachen, wenn es nicht verletzend oder herabsetzend wirkt. Die<br />

Konfrontation von zwei Lebenswelten bietet eine unendliche Vielfalt von komischen Situationen.<br />

Sie zu erkennen und spontan reagierend über sie zu lachen, verändert unsere<br />

Wahrnehmung der Kranken und macht sie zu ebenbürtigen Partnern.“ (Woynar, J., 2007,<br />

Die Welt der Demenzkranken. Hannover, Vincentz Network)<br />

Prof. Andreas Kruse, Direktor am Gerontologischen Institut in Heidelberg, hat es einmal so<br />

formuliert: „Der Kontakt mit demenzkranken Menschen erfordert eine grundlegende kritische<br />

Reflexion des gesellschaftlichen wie auch des individuellen Alters- und Menschenbildes<br />

… eine große Herausforderung, weil Demenz in besonderer Weise mit der Verletzlichkeit<br />

und der Endlichkeit des Lebens konfrontiert.“ (Kruse, A., 2008, Vortrag Tagung der<br />

EKD, Reihe EKD Texte, Nr. 98)<br />

Mit einer derartig christlich-ethisch geprägten Haltung und Einstellung können wir den<br />

Stimmen, die von sinnlosem Leben in der Demenz sprechen, den Rufen nach Sterbehilfe,<br />

den Neinsagern im medizinisch-therapeutischen Bereich (50 Prozent der Demenzkranken<br />

erhalten trotz gesicherter Diagnose keine antidementive Therapie) entgegentreten, aber<br />

auch den Angehörigen, die verzweifelt fragen: „Wie lange geht das <strong>noch</strong>?“<br />

2


Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

2. Zahlen, <strong>Da</strong>ten, Fakten<br />

In Deutschland leben 1,2 Millionen demenzkranke Menschen, jährlich kommen etwa<br />

250.000 Neuerkrankungen hinzu. In NRW sind es 300.000, in Bochum 6.000 Demenzkranke.<br />

Von den 60 bis 69-Jährigen leidet 1 bis 4 Prozent an einer Demenz, von den 80 bis 85-<br />

Jährigen 20 bis 32 Prozent, von den 90-Jährigen und Älteren 35 bis 40 Prozent. 60 Prozent<br />

der Demenzen werden durch die Alzheimerkrankheit verursacht, 20 Prozent durch<br />

gefäßbedingte Erkrankungen (vaskuläre Demenz), wobei die Forschung hier zunehmend<br />

davon spricht, dass sich die gefäßbedingten Erkrankungen auf dem Hintergrund einer<br />

bereits bestehenden Alzheimerkrankheit entwickeln. Der Rest verteilt sich auf diverse<br />

Mischformen. Bei der Demenz handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern vielmehr<br />

um den Oberbegriff für mehrere Erkrankungen. Wenn von Demenzkranken die Rede ist,<br />

sind sowohl die Menschen mit einer Vorphase der Demenz, den sogenannten milden kognitiven<br />

Störungen als auch die Menschen in der letzten Phase der Erkrankung mit vollständiger<br />

Abhängigkeit gemeint.<br />

<strong>Da</strong>s Bewusstsein für die Demenzproblematik ist in den letzten<br />

Jahren enorm gewachsen. Sei es durch die deutliche Zunahme<br />

der Berichterstattung in den verschiedenen Medien, sei es, dass<br />

kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein neues Buch<br />

erscheint. Zahlreiche Theaterstücke und Kunstausstellungen<br />

haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Fotografen<br />

beschäftigt das Thema, viele gute Ansätze und Ideen, nicht nur<br />

das Elend und die Verzweiflung der Kranken im trostlosen<br />

Umfeld darzustellen, sondern auch Heiterkeit und alt gewordene<br />

Schönheit, Humor und Zärtlichkeit in den Blick zu nehmen.<br />

Die Reform der Pflegeversicherung, das Pflegeweiterentwicklungsgesetz sind kleine Fortschritte.<br />

Die Demenz-Servicezentren in NRW, zwölf Einrichtungen in höchst unterschiedlicher<br />

Trägerschaft, gehen am 01.06.2009 in die Regelfinanzierung, nicht zu vergessen<br />

das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Forschung mit Sitz in Bonn, gefördert mit<br />

60 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Forschung.<br />

2005 führte das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend eine<br />

Repräsentativerhebung in 25.000 Haushalten durch, in denen 3.600 hilfs- und pflegebedürftige<br />

Menschen lebten. <strong>Da</strong>s Ergebnis: Jede zweite Pflegeperson greift nicht auf professionelle<br />

Beratung und Unterstützung zurück, lediglich 16 Prozent nutzen externe<br />

Dienste regelmäßig, 37 Prozent nehmen diese gelegentlich in Anspruch.<br />

Durch den Ausbau der ambulanten Dienste und der Betreuungsgruppen können immer<br />

mehr Pflegebedürftige, auch Demenzkranke, in ihrer Häuslichkeit versorgt werden. <strong>Da</strong>von<br />

werden wir im Verlauf der Tagung durch Mut machende Berichte aus der Praxis hören.<br />

3


Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

3. Psychosoziale Beratung und Begleitung der Betroffenen und ihrer Familien<br />

In Bochum sind wir in der glücklichen Situation, dass in den vergangenen 20 Jahren zwei<br />

Fachberatungsstellen den Ansatz der psychosozialern Beratung und Begleitung praktizieren.<br />

<strong>Da</strong>s sind zum einen die Einrichtung, in der ich beschäftigt bin, und zum anderen die<br />

Alzheimerhilfe des Deutschen Roten Kreuzes in Bochum.<br />

Psychosozial, <strong>was</strong> ist das? Psychosozial heißt, den Ratsuchenden in seiner geistig-seelischen<br />

und sozialen Situation wahrzunehmen. Vergleichbar mit den Auswirkungen der<br />

Demenz bei den Betroffenen, in der Körper, Seele und Geist erschüttert werden, kommt<br />

es in der psychosozialen Beratung auf die gesamte Lebenssituation des Demenzkranken<br />

und seiner Angehörigen an.<br />

<strong>Da</strong>s klingt zu theoretisch? <strong>Da</strong>nn seien einige Beispiele genannt. (Namen geändert):<br />

Frau Hoffmann, 76 Jahre, 55 Jahre verheiratet, sucht auf Anraten der Familie die Beratungsstelle<br />

auf.<br />

Frau Hoffmann schildert eine Situation, die sich in den letzten Wochen fast jeden Abend<br />

zu Hause abspielt. Ihr Mann, alzheimerkrank, erkennt seine Frau nicht mehr und will sie<br />

aus der gemeinsamen Wohnung werfen. Er wird in diesen Situationen sehr misstrauisch,<br />

unruhig und aggressiv. Er schreit um Hilfe, ruft die Polizei. Zwei Nächte hat Frau Hoffmann<br />

deswegen im Wohnzimmer geschlafen. Sie traut sich nach vier Jahren die weitere<br />

Betreuung ihres Mannes nicht mehr zu, und der Arzt und die Kinder raten zur Heimaufnahme.<br />

Ein weiteres Beispiel:<br />

Frau Schmidt ist 50 Jahre alt und betreut seit ungefähr sieben Jahren ihre 87-jährige<br />

Schwiegermutter, die an der Alzheimerkrankheit leidet. „Die Pflege hat sich so langsam<br />

eingeschlichen!“, berichtet Frau Schmidt im Erstgespräch.<br />

„Plötzlich musste ich der Oma sagen, dass wieder einmal ein Bad fällig wäre oder dass sie<br />

nun schon seit fünf Tagen denselben, nicht mehr sauberen Pullover trägt. Mein Mann und<br />

seine Schwester sind beide berufstätig und haben diese Anzeichen nicht so bemerkt wie<br />

ich, die ich den ganzen Tag mit ihr zu tun hatte.“<br />

In dem Maße wie die Schwiegermutter nachgelassen hat, versucht Frau Schmidt ihr zu<br />

helfen. Zunächst hat sie für sie gekocht, geputzt und die Wäsche ge<strong>was</strong>chen und später<br />

dann auch das Baden und die Körperpflege übernommen. „<strong>Da</strong>s kostete mich viel Überwindung,<br />

da ich zu meiner Schwiegermutter stets ein schwieriges Verhältnis hatte.“,<br />

berichtet sie in der Beratung.<br />

Oder folgendes Beispiel:<br />

Frau Meier hat sich schweren Herzens dazu entschlossen, ihren Mann in eine Betreuungsgruppe<br />

zu geben. Zu Hause hat sie oft Schwierigkeiten mit ihm: „Er lässt sich von mir<br />

vor allem bei der Körperpflege nichts sagen“. In der Gruppe fühlt sich Herr Meier recht<br />

wohl, genießt Kaffee und Kuchen und erzählt von seinem interessanten Leben. Unter all<br />

den Frauen ist er „Hahn im Korb“.<br />

Die Mitarbeiterinnen betonen gegenüber der ängstlichen Frau Meier, wie gut es mit ihrem<br />

Mann in der Betreuung geklappt hat, wie charmant er sei und auch die Toilettengänge<br />

4


Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

seien kein Problem. Nach drei Terminen holt Frau Meier ihren Mann aus der Gruppe heraus:<br />

„Es tut ihm nicht gut“ und „Es ist viel zu anstrengend für ihn“, sagt sie.<br />

Mit einem kurzen Info-Gespräch kommt man hier nicht weit. Wollen<br />

wir die häusliche Pflege und Betreuung durch Angehörige erhalten,<br />

sie vor Überforderung schützen und für die Erkrankten eine bestmögliche<br />

Betreuungssituation erreichen, benötigen Familien Unterstützung.<br />

Nicht jeder Angehöriger benötigt Beratung, aber jeder sollte die<br />

Möglichkeit zu einem Beratungsgespräch haben.<br />

Beratung ist ein überwiegend durch das Gespräch geleisteter Unterstützungsprozess<br />

für Menschen in Belastungs- und Notsituationen,<br />

der auf Verbesserung der Bewältigungs- und Handlungskompetenz<br />

abzielt. Grundlage der Arbeit ist die Überzeugung, dass durch mehr<br />

Wissen, verbessertes Verständnis und veränderte Einstellungen<br />

Belastungen vermindert und Bewältigungsvermögen vergrößert werden<br />

können (BAGA e.V., 2009).<br />

Die oben genannten Beispiele sind unterschiedliche Ausgangssituationen für weitere<br />

Beratungsgespräche, indem der Blick auf der Perspektive der Angehörigen und Bezugspersonen<br />

liegt. Die Auswirkungen der Betreuungssituation auf die eigene Befindlichkeit,<br />

auf das Familienleben und den Alltag stehen im Mittelpunkt. Der psychosoziale Beratungsansatz<br />

verfolgt vielfältige Zielsetzungen, die von der Weitergabe von Informationen<br />

über die Vermittlung praktischer Hilfestellungen bis hin zur Hilfe bei der Bewältigung von<br />

emotionalen Problemen und Konflikten reicht (BAGA e.V., 2009).<br />

Zurück zu Herrn und Frau Hoffmann:<br />

Der Themenbereich der Betreuung und Kommunikation mit dem Erkrankten nimmt in den<br />

Beratungsgesprächen viel Raum ein. <strong>Da</strong>bei geht es nicht um die Weitergabe von Tipps<br />

und Tricks, sondern um die gemeinsame Suche nach Lösungsmöglichkeiten. Die Suche<br />

orientiert sich an der konkreten Lebenssituation und Lebensgeschichte der Familie.<br />

Im Beispiel von Herrn und Frau Hoffmann brachte die Situationsanalyse Folgendes ans<br />

Licht. Auf meine Frage, <strong>was</strong> ihr Mann denn sagt, wenn er sie „rausschmeißen“ will,<br />

berichtete sie, er sage „Du bist nicht meine Frau; geh’, geh’ nach Hause. Vater kommt<br />

gleich.“ <strong>Da</strong>s Ehepaar lernte sich schon als Jugendliche im gemeinsamen Ort kennen. Sie<br />

besuchte ihn täglich, sie mussten aber, als sie <strong>noch</strong> nicht verlobt <strong>war</strong>en, jeden Abend<br />

auseinandergehen, bevor der Vater nach Hause kam. Dieser wollte die frühe Beziehung<br />

nicht akzeptieren.<br />

Nach Informationen über die Erkrankung und einem Gespräch über die durch die Demenz<br />

bedingten Veränderungen in der Beziehung kamen wir gemeinsam auf folgende Idee.<br />

Jeden Abend gegen 17:30 Uhr verabschiedet sich Frau Hoffmann freundlich von ihrem<br />

Mann: „Ich muss jetzt gehen. Tschüß, mein Liebster.“ Circa eine halbe Stunde später<br />

kommt sie wieder. Herr Hoffmann er<strong>war</strong>tet sie dann schon ungeduldig und erkennt sie als<br />

seine Ehefrau.<br />

Weitere Gespräche über den Umgang mit den veränderten Rollen (Frau Hoffmann ist jetzt<br />

für die Finanzen zuständig), mit der Trauer über die Persönlichkeitsveränderungen ihres<br />

5


Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

Mannes, mit dem Erreichen einer Pflegestufe und der Annahme von Entlastungsangeboten<br />

folgten. Nun, drei Jahre später ist Herr Hoffmann immer <strong>noch</strong> zu Hause. Frau Hoffmann<br />

hat an der Angehörigenschulung teilgenommen, ihr Mann geht zweimal in der<br />

Woche in die Tagespflege und es kommt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Alzheimer<br />

Gesellschaft ins Haus.<br />

Oder nehmen wir das Beispiel mit der „eingeschlichenen Pflege“ bei Frau Schmidt.<br />

Seit 2002 habe ich am Anfang regelmäßig <strong>–</strong> und jetzt in größeren Abständen <strong>–</strong> Gespräche<br />

in der Alzheimer Beratungsstelle. Meistens gehe ich allein hin, aber auch mal mit meinem<br />

Mann und sogar einmal auch mit meiner Schwägerin. Neben den konkreten praktischen<br />

Entscheidungen und finanziellen Dingen, geht es vor allem um mich, wie es mir in der<br />

Pflegesituation geht. <strong>Da</strong>s tut gut, es stärkt mich für den Alltag.“<br />

Wie im Beispiel von Frau Schmidt treffen die meisten Angehörigen keine klare Entscheidung<br />

zur Pflege. Die Krankheit trifft sie unvorbereitet und die Motive, die Pflege zu übernehmen,<br />

bleiben häufig unbewusst. Die Motive für die Übernahme der Pflege und Betreuung<br />

sind vielfältig und auf emotionale, ideelle und materielle Gründe zurückzuführen.<br />

Psychosoziale Beratung hat häufig mit den problematischen Folgen der „unbewussten“<br />

Motive zu tun. Wenn es sich, wie im Fall von Frau Schmidt, „ergeben hat“, handelt es sich<br />

häufig um unausgesprochene „Selbstverständlichkeiten“, die sich auf Normen, Werte und<br />

hier besonders auf ein gesellschaftsspezifisches Rollenverständnis gründen. Frauen<br />

erfahren häufig einen erheblichen familiären Druck.<br />

Ein anderer Beratungsinhalt, den ich am Beispiel von Frau Schmidt hervorheben möchte,<br />

ist das Aushandeln von „gerechter“ Pflegeverteilung innerhalb einer Familie auf mehrere<br />

Schultern. (Dirksen, W., 2006, Ohne psychosoziale Beratung geht es nicht, Unveröffentlichtes<br />

Manuskript)<br />

Ich komme <strong>noch</strong> einmal auf das Beispiel mit Frau Meier, die ihren Mann aus der Betreuungsgruppe<br />

holt. Auch diese Situation erfordert ein intensives Nachdenken. Vor allem<br />

aber erfordert sie von der Beraterin Wissen und Verständnis, <strong>war</strong>um Frau Meier sich so<br />

verhält. Die Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten kann nicht nur an fehlenden<br />

äußeren Ressourcen wie finanziellen Mitteln oder passenden wohnortnahen Angeboten<br />

scheitern, auch innere Beweggründe der Pflegenden können einer notwendigen Entlastung<br />

im Wege stehen. Im Fall von Frau Meier greifen gleich mehrere Dinge ineinander.<br />

Wer bekommt es schon gerne vorgemacht, dass andere „es besser können“. Die Angst<br />

vor Ersetzbarkeit und Kontrollverlust sowie Scham- und Versagensgefühle hindern Angehörige,<br />

Hilfe überhaupt anzunehmen. Für eine konstruktive Auseinandersetzung mit diesen<br />

Gefühlen brauchen Angehörige verständnisvolle Unterstützung und Begleitung.<br />

Diese Beispiele geben uns die Möglichkeit, kurz Bezug zur<br />

zum Teil geringen Inanspruchnahme von niedrigschwelligen<br />

Angeboten zu nehmen, seien es Betreuungsgruppen oder die<br />

häuslichen Besuchsdienste. Wie an den Beispielen zu sehen<br />

<strong>war</strong>, sind die Auswirkungen der Demenz immer individuell,<br />

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Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

und eine Standardlösung gibt es nie. Wir benötigen unendlich viel Wissen über die<br />

Krankheit. Wir müssen den Verlust der Zuneigung verstehen, der sich auf Seiten der<br />

Angehörigen zeigen kann, aber auch die bedingungslose Liebe, die keine Hilfe von außen<br />

zulässt, nicht zu vergessen, welche Anstrengungen die Demenzkranken unternehmen,<br />

damit sie nicht auffallen, oft mit den abwertenden Bemerkungen „sie haben eine gute<br />

Fassade“ kommentiert.<br />

Anbieter von niedrigschwelligen Angeboten und Angehörige müssen gemeinsam überlegen<br />

und miteinander kommunizieren. Zusammenarbeit gelingt nur mit Wertschätzung und<br />

Akzeptanz. Angehörige benötigen zur Entscheidung für und bei der Akzeptanz von Hilfsangeboten<br />

persönliche Beratung. Ein vertrauensvoller Gesprächspartner, der sich mit<br />

Widerständen auseinandersetzt („<strong>Da</strong>rf ich meinen Mann überhaupt in fremde Hände<br />

geben?“ „Habe ich versagt?“ Ist mein Mann zumutbar?“) und ihnen vor allem Mut macht<br />

und Anerkennung ausspricht, bewirkt da Wunder.<br />

Ohne Angehörigenberatung und Vernetzungsarbeit werden niedrigschwellige Angebote<br />

schnell aus der Landschaft verschwinden, davon bin ich fest überzeugt.<br />

Zurück zu Herrn und Frau Meier.<br />

Nach zwei Beratungsgesprächen <strong>war</strong> Frau Meier wieder bereit, ihren Mann in die Betreuungsgruppe<br />

zu geben. Die Mitarbeiterinnen in der Betreuungsgruppe versuchten, sie mehr<br />

zu integrieren und Anerkennung auszusprechen für ihre geleistete Arbeit. Nach und nach<br />

gelang es Frau Meier, die nun gewonnene Freizeit auch für sich zu nutzen.<br />

Neben umfangreichem Fachwissen, Methodenvielfalt und persönlichen Erfahrungen<br />

benötigt ein Berater eine professionelle Grundhaltung im Sinne meiner Ausführungen am<br />

Anfang meines Vortrags und dazugehörige Rahmenbedingungen (Trägerneutralität, kostenlose<br />

oder kostengünstige Beratung, gerontospsychiatrische, demenzspezifische Beratungskompetenz).<br />

Angehörige kommen freiwillig zu uns. Sie sollten erfahren, dass sie nicht alleine sind und<br />

dass es eine Einrichtung gibt, an die sie sich stets wieder wenden können. Die Gespräche<br />

erfordern Zeit, Geduld und gelingen nur mit einer vertrauensvollen Beziehung. Immer<br />

muss ich mich mit den vielen „Ja, aber“ auseinandersetzen. Unsere Aufgabe ist es, die<br />

Angehörigen von moralischem Druck zu entlasten und zur Selbstpflege und frühzeitigen<br />

Annahme von Hilfe zu ermutigen.<br />

Zur psychosozialen Begleitung gehört bei uns eine Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten:<br />

� Angehörigenschulungen „Hilfe beim Helfen“ in Kooperation mit der Barmer Ersatzkasse<br />

� Angehörigengruppen für Ehepartner und Töchter/Schwiegertöcher<br />

� Selbsthilfegruppen für Demenzkranke und ihre Ehepartner<br />

� Gedächtnistraining für Menschen mit einer beginnenden Demenz und für Menschen<br />

mit einer fortgeschrittenen Demenz<br />

� Betreuter Urlaub für Angehörige mit oder ohne Demenzkranke in „Haus Haard“,<br />

Oer-Erkenschwick<br />

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Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

� „Café Domino“ im Albert-Schmidt-Haus (Gedächtnistraining) und im Ökumenischen<br />

Altenzentrum Kaiseraue<br />

� Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeiter, z. T. in Kooperation mit der Alzheimerhilfe<br />

des DRK<br />

� Hausbesuchsdienste, zunehmend für alleinlebende Demenzkranke<br />

� Betreuungsgruppen in der speziellen Wohnung der Alzheimer Gesellschaft von<br />

montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr.<br />

Mit diesen Angeboten kann es gelingen, Angehörige vor Isolation zu<br />

bewahren. „Sie brauchen Menschen, mit denen sie darüber reden<br />

können, <strong>was</strong> sie wahrnehmen. Sie brauchen Weggefährten, die sie<br />

trösten, wenn sie den geliebten anderen, jetzt Demenzkranken, wie<br />

einen dummen Jungen angefahren haben. Sie brauchen andere<br />

Menschen, die ihnen Zeit (freie Zeit) ermöglichen. Zum Luftholen. Um<br />

über die kleinen und großen Malheurs nicht nur <strong>noch</strong> zu weinen, sondern<br />

gemeinsam zu lachen. Die professionelle und ehrenamtliche<br />

Betreuung … ist ein vielversprechender und zutiefst menschlicher<br />

Ansatz“. (von der Leyen, U. (2009), DIE ZEIT, Nr. 12)<br />

4. Perspektiven<br />

Wie an den obigen Ausführungen zur Beratung und Unterstützung deutlich wird, handelt<br />

es sich um eine aufwändige und kostenintensive Aufgabe; denn die Beraterinnen müssen<br />

hohe Qualifikationsanforderungen erfüllen. Wir verfügen in NRW nicht über ausreichende<br />

Beratungsstellen, die geriatrisch, gerontopsychiatrisch und demenzspezifisch ausgerichtet<br />

sind. An der Situation, wie sie 1975 in der Psychiatrie-Enquete beschrieben wird, hat sich<br />

grundlegend nichts geändert; denn Beratungsstellen sind nach wie vor ungleichmäßig<br />

verteilt; ländliche und kleinstädtische Bezirke sowie Wohnbereiche der Unterschicht sind<br />

benachteiligt. Und wenn es vielleicht <strong>doch</strong> eine Beratungsstelle gibt, kann einem das Kuriosum<br />

begegnen, dass keine Öffentlichkeitsarbeit erfolgt und kein Flyer verfügbar ist,<br />

„damit die Aufgaben bewältigbar bleiben“, so die Auskunft der Mitarbeiterin.<br />

Die Demenz-Servicezentren sollen mit Beginn der Regelförderung nicht selbstständig<br />

beraten, schon gar nicht mehrere Beratungsgespräche durchführen, sondern an die vorhandenen<br />

Strukturen verweisen. Wo bitte sind diese, vor allem im ländlichen Raum? Die<br />

Pflegestützpunkte sollen nun die Rettung sein. Wir sind für Bochum sehr gespannt, wie<br />

die inhaltliche und personelle Ausstattung der Pflegestützpunkte aussehen wird.<br />

Abschließend ein Wort zur Kooperation und Vernetzung, dem Slogan unserer Zeit.<br />

Eine gute Versorgung kann nur im Zusammenspiel aller beteiligten Professionen gelingen.<br />

Jeder von uns weiß um die Notwendigkeit, aber auch um die Schwierigkeit, die in dieser<br />

Arbeit liegt. Denken Sie z. B. nur an die seltene Kontaktaufnahme der Ärzte zu den Pflegediensten.<br />

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Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

Seit fast drei Jahren gibt es die Bochumer Expertengruppe Demenz, einen Zusammenschluss<br />

von Einrichtungen, Diensten, der Altenhilfe der Stadt, multiprofessionellen Berufsgruppen,<br />

Angehörigen und Ehrenamtlichen. Krankenhausärzte sind vertreten, niedergelassene<br />

Ärzte nicht. Diese Gruppe von etwa 20 Kollegen kommt alle zwei Monate zusammen.<br />

Wir haben 2007 eine Tagung im Museum Bochum und 2008 einen Infostand in der<br />

Innenstadt durchgeführt. Jetzt arbeiten wir an einem Demenzwegweiser für Bochum.<br />

Bisher konnte keine Einigung erzielt werden über die Fragen, <strong>was</strong> Qualität im Themenkomplex<br />

Demenz ist, welche Einrichtungen mit welchem Angebot im Demenzwegweiser<br />

veröffentlicht werden sollen. Eine Fragebogenaktion an alle Anbieter von demenzspezifischen<br />

Angeboten hatte einen Rücklauf von knapp 50 Prozent. Wir benötigen dringend<br />

eine neutrale koordinierende Stelle und Geld, um nach Abschluss der Qualitätsdiskussion<br />

den Demenzwegweiser herauszugeben, ein zäher Prozess, in dem immer wieder Verständigung<br />

und offene Gespräche notwendig sind.<br />

Anstelle eines Schlusswortes möchte ich einige Bilder aus unseren Betreuungsgruppen<br />

zeigen.<br />

9


Aufbau von<br />

niedrigschwelligen<br />

Betreuungsangeboten für<br />

Menschen<br />

mit Demenz<br />

Frauke Bußkamp<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

und konzeptionelle Hilfestellungen


Gliederung<br />

1. Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

- Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz in der<br />

häuslichen Pflege<br />

- Begutachtungen durch den MDK<br />

- Einsatz des Leistungsbetrags<br />

2. Unterteilung der zusätzlichen Betreuungsleistungen gem. § 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 3<br />

und Nr. 4<br />

- Änderung der Landesverordnung<br />

3. Konzeptionelle Rahmenbedingungen<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 2


1. Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz in<br />

der häuslichen Pflege<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Erweiterung des Personenkreises um Menschen der sogenannten Pflegestufe 0<br />

(§ 45a SGB XI )<br />

Anhebung des zusätzlichen Leistungsbetrags für Menschen mit erheblich<br />

eingeschränkter Alltagskompetenz nach § 45b von bisher 460 € pro Jahr<br />

in 2 Stufen: Grundbetrag: 100 € monatlich,<br />

erhöhter Betrag: 200 € monatlich<br />

Höhe des Anspruchs wird von der Pflegekasse auf Empfehlung des Medizinischen<br />

Dienstes der Krankenversicherung im Einzelfall festgelegt (Richtlinie der Pflegekassen<br />

vom 10.06.2008)<br />

Wird die Leistung in einem Kalenderjahr nicht ausgeschöpft, kann der nicht<br />

verbrauchte Betrag in das folgende Kalenderhalbjahr übertragen werden (bisher ins<br />

folgende Kalenderjahr)<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 3


Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz<br />

Für die Bewertung, ob die Einschränkung der Alltagskompetenz auf <strong>Da</strong>uer erheblich ist, sind folgende Schädigungen und<br />

Fähigkeitsstörungen maßgebend (§ 45a Abs. 2 SGB XI ):<br />

�<br />

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�<br />

�<br />

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�<br />

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�<br />

�<br />

�<br />

1. unkontrolliertes Verlassen des Wohnbereiches (Weglauftendenz)<br />

2. Verkennen oder Verursachen gefährdender Situationen<br />

3. unsachgemäßer Umgang mit gefährlichen Gegenständen oder potenziell gefährdenden Substanzen<br />

4. tätlich oder verbal aggressives Verhalten in Verkennung der Situation<br />

5. im situativen Kontext inadäquates Verhalten<br />

6. Unfähigkeit, die eigenen körperlichen und seelischen Gefühle oder Bedürfnisse wahrzunehmen<br />

7. Unfähigkeit zu einer erforderlichen Kooperation bei therapeutischen oder schützenden Maßnahmen als Folge einer<br />

therapieresistenten Depression oder Angststörung<br />

8. Störungen der höheren Hirnfunktionen (Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, herabgesetztes Urteilsvermögen), die zu<br />

Problemen bei der Bewältigung von sozialen Alltagsleistungen geführt haben<br />

9. Störung des Tag-/Nacht-Rhythmusses<br />

10. Unfähigkeit, eigenständig den Tagesablauf zu planen und zu strukturieren<br />

11. Verkennen von Alltagssituationen und inadäquates Reagieren in Alltagssituationen<br />

12. ausgeprägtes labiles oder unkontrolliert emotionales Verhalten<br />

13. zeitlich überwiegend Niedergeschlagenheit, Verzagtheit, Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit aufgrund einer<br />

therapieresistenten Depression.<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 4


Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz in der häuslichen Pflege<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Ermittlung der Höhe des Anspruchs nach § 45b Abs. 1 SGB XI<br />

Eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz liegt vor, wenn im Assessment<br />

wenigstens bei zwei Items ein "Ja" angegeben wird, davon mindestens einmal bei<br />

einem Item aus einem der Bereiche 1 bis 9 (entspricht dem bisherigen Verfahren)<br />

� Versicherte erhalten den Grundbetrag von bis zu 100 € monatlich<br />

Eine in erhöhtem Maße eingeschränkte Alltagskompetenz liegt vor, wenn die für die<br />

erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz maßgeblichen Voraussetzungen erfüllt<br />

sind und zusätzlich bei mindestens einem weiteren Item aus einem der Bereiche 1, 2,<br />

3, 4, 5, 9 oder 11 ein „Ja“ angegeben wird<br />

� Versicherte erhalten den erhöhten Betrag von bis zu 200 € monatlich<br />

a) Personen, die bisher keine Leistungen nach § 45b SGB XI erhielten, müssen einen<br />

Antrag stellen (Begutachtungsverfahren, ...)<br />

b) Personen, die bisher bis zu 460 € jährlich erhielten, haben automatisch einen<br />

Anspruch auf den Grundbetrag von bis zu 100 € monatlich ab 01.07.2008<br />

c) Personen, die gerne den Anspruch auf den erhöhten Betrag von bis zu 200 €<br />

monatlich hätten, müssen einen Antrag stellen (in der Regel erfolgt die Entscheidung<br />

per Aktenlage)<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 5


Fristsetzungen bei der Einstufung bzw. Antragsbearbeitung<br />

auf Vorliegen einer erheblich eingeschränkten<br />

Alltagskompetenz (§ 18 SGB XI)<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Fristsetzung von maximal fünf Wochen im Rahmen des Verfahrens zur Feststellung der<br />

Pflegebedürftigkeit und der Prüfung auf das Vorliegen einer erheblich eingeschränkten<br />

Alltagskompetenz nach § 45a SGB XI (Antragsbearbeitung insgesamt: max. 5 Wochen)<br />

Verkürzte Frist von einer Woche, wenn der Antragsteller im Krankenhaus, in einer<br />

stationären Rehabilitationseinrichtung oder in einem Hospiz ist bzw. sich in der ambulanten<br />

Palliativversorgung befindet.<br />

Verkürzte Frist von zwei Wochen bei der Ankündigung der Inanspruchnahme von Pflegezeit,<br />

wenn sich der pflegebedürftige Mensch in der häuslichen Umgebung befindet<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 6


Quelle: Pflegebericht des Medizinischen Dienstes 2008/2007. Medizinischer Bericht des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V., Essen 2009, S. 5, 6 und 14.<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 7


Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz <strong>–</strong> Einsatz des Leistungsbetrags<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Betrag ist weiterhin zweckgebunden einzusetzen für qualitätsgesicherte<br />

Betreuungsleistungen<br />

Betrag dient der Erstattung von Aufwendungen, die den Versicherten entstehen im<br />

Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Leistungen<br />

1. der Tages- und Nachtpflege,<br />

2. der Kurzzeitpflege,<br />

3. der zugelassenen Pflegedienste, sofern es sich um besondere Angebote der<br />

allgemeinen Anleitung und Betreuung und nicht um Leistungen der Grundpflege und<br />

hauswirtschaftlichen Versorgung handelt,<br />

4. der nach Landesrecht anerkannten niedrigschwelligen Betreuungsangebote, die<br />

nach § 45c gefördert oder förderungsfähig sind<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 8


Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz <strong>–</strong> Einsatz des Leistungsbetrags für<br />

Tagespflege/Nachtpflege und Kurzzeitpflege<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Regelleistung der Tages-/Nacht- und Kurzzeitpflege kann länger oder häufiger<br />

beansprucht werden.<br />

Tages-/Nacht- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen müssen kein spezielles<br />

Leistungsangebot für den Personenkreis nach § 45a SGB XI bereitstellen.<br />

Entlastung der/des pflegenden Angehörigen/Lebenspartners bzw. der Pflegepersonen<br />

sowie infrastrukturfördernde Effekte stehen im Mittelpunkt. Maßgeblich für die<br />

Leistungsgewährung ist allein die finanzielle Eigenbelastung des Versicherten<br />

aufgrund der Inanspruchnahme der Tages- und Nachtpflege bzw. der Kurzzeitpflege.<br />

Zu den erstattungsfähigen Eigenbelastungen zählen<br />

�<br />

�<br />

bei Inanspruchnahme von Tages-/ Nachtpflege bzw. der Kurzzeitpflege auch die vom<br />

Versicherten zu tragenden Entgelte für Unterkunft und Verpflegung sowie die<br />

Investitionskosten.<br />

Bei der Kurzzeitpflege auch die Fahr- und Transportkosten, die im Zusammenhang<br />

mit der Inanspruchnahme der Leistung entstehen.<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 9


Leistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz <strong>–</strong> Einsatz des Leistungsbetrags für<br />

besondere Angebote der ambulanten Pflegedienste<br />

Beispiele für besondere Angebote der ambulanten Dienste, die auf die Entlastung der<br />

pflegenden Angehörigen ausgerichtet sind:<br />

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�<br />

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�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Tages-/Halbtagescafé/tagesstrukturierende Maßnahme<br />

Training, Stabilisierung oder Stärkung von Alltagskompetenzen durch Anleitung und Übung<br />

Förderung von Sozialkontakten, Gesprächen, ...<br />

Stabilisierung oder Stärkung der Orientierungsfähigkeit durch Begleitung<br />

Unterstützung der sozialen Kontakte<br />

Begleitung, Beaufsichtigung oder Spaziergänge<br />

Stundenweise Aktivierung in Kleingruppen (bspw. Bewegungsübungen, Spazier- und<br />

Entdeckungsgänge)<br />

…<br />

…<br />

…<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 10


Niedrigschwellige Hilfe- und Betreuungsangebote<br />

Auf schriftlichen Antrag können insbesondere anerkannt werden:<br />

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�<br />

�<br />

�<br />

Betreuungsgruppen für Demenzkranke<br />

Helferinnenkreise zur stundenweisen Entlastung pflegender Angehöriger im<br />

häuslichen Bereich<br />

Tagesbetreuung in Kleingruppen oder<br />

Einzelbetreuung durch anerkannte Helfer<br />

Familienentlastende und familienunterstützende Dienste.<br />

Agenturen zur Beratung und Vermittlung von Betreuungsleistungen<br />

Andere niedrigschwellige Betreuungsleistungen<br />

Einzelfallbetreuung<br />

Weitere Gruppen ehrenamtlich tätiger Personen<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 11


2. Unterteilung der zusätzlichen Betreuungsleistungen gem. § 45b<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 3 und Nr. 4<br />

�Angebote gem. § 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 3 SGB XI der<br />

allgemeinen Anleitung und Betreuung werden unter der<br />

ständigen Verantwortung einer ausgebildeten<br />

Pflegefachkraft erbracht.<br />

�Es genügt, der zuständigen Pflegekasse den für NRW<br />

vereinbarten Meldebogen zur prinzipiellen Bereitschaft zur<br />

Durchführung dieser Leistung zuzuleiten.<br />

�Die zusätzlichen Leistungsangebote sind keine Leistungen<br />

der Grundpflege und Hauswirtschaft und sind keine Leistungen<br />

des Leistungskomplexsystems.<br />

�Die Personaleinsatzplanung obliegt der Pflegedienstleitung.<br />

�Die stundenweisen zusätzlichen Betreuungs-leistungen<br />

werden i. d. R. im Haushalt bzw. im ortsbezogenen Umfeld des<br />

Leistungsnehmers erbracht und mit den Haushaltsangehörigen<br />

individuell hinsichtlich des Umfangs und ihrer Art vereinbart.<br />

�Angebote gem. § 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 SGB XI (= nach<br />

Landesrecht anerkannte niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote, die nach § 45c gefördert oder<br />

förderungsfähig sind).<br />

�Bezirksregierung Düsseldorf ist für NRW die<br />

zuständige Behörde für die Anerkennung<br />

niedrigschwelliger Betreuungsangebote nach § 45b Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 4 SGB XI und von Agenturen zur Beratung und<br />

Vermittlung von Betreuungsleistungen für Pflegebedürftige<br />

und der sie Pflegenden.<br />

�Niedrigschwellige Betreuungsleistungen werden unter<br />

pflegefachlicher und professioneller Anleitung bzw.<br />

Begleitung von freiwilligen und ehrenamtlichen Helfern<br />

erbracht.<br />

�Ehrenamtlich bzw. freiwillig tätige Personen sind für<br />

die besondere Tätigkeit qualifiziert.<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 12


Förderung ehrenamtlicher Strukturen und der<br />

Selbsthilfe nach § 45d SGB XI (seit dem 01.07.2008)<br />

�<br />

Fördermittel nach § 45c SGB XI können auch verwendet werden zur<br />

Förderung und zum Auf- und Ausbau:<br />

1. von Gruppen ehrenamtlich tätiger sowie sonstiger zum bürgerschaftlichen<br />

Engagement bereiter Personen, die sich die Unterstützung, allgemeine Betreuung<br />

und Entlastung von Pflegebedürftigen, von Personen mit erheblichem allgemeinen<br />

Betreuungsbedarf sowie deren Angehörigen zum Ziel gesetzt haben.<br />

2. von Selbsthilfegruppen, -organisationen und -kontaktstellen, die sich die<br />

Unterstützung von Pflegebedürftigen, von Personen mit erheblichem allgemeinen<br />

Betreuungsbedarf sowie deren Angehörigen zum Ziel gesetzt haben.<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 13


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Änderung/Ergänzung der Rechtsverordnung der Länder<br />

Die Überarbeitung der Landesverordnung über niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote für Pflegebedürftige (HBPfVO) ist im Dezember 2008 erfolgt und trat<br />

mit <strong>Da</strong>tum vom 20. Dezember 2008 in Kraft.<br />

Regelt die Voraussetzung für die Anerkennung, um niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />

im Sinne von § 45 b SGB XI mit ehrenamtlichen Helfern als Betreuungsinitiativen, Verein<br />

oder Gruppe anbieten zu können.<br />

Neu ist, dass nun gem. § 2 Abs. 2 Angebote der „Einzelfallbetreuung im Rahmen der<br />

Nachbarschaftshilfe“ (Nr. 8) unter der Voraussetzung, dass ein Pflegekurs nach § 45 SGB<br />

XI absolviert wurde, als niedrigschwellige Hilfe-Betreuungsangebote anerkannt werden<br />

können.<br />

Auf Antrag können weitere Gruppen ehrenamtlich tätiger Personen sowie<br />

Selbsthilfegruppen gemäß § 45d Abs. 1 Nr. 1 und 2 SGB XI anerkannt werden.<br />

Die Ziele der Förderung gem. § 6 sind konkretisiert worden und in § 7 sind nun die<br />

Antragsteller verpflichtet, sich an Maßnahmen der wissenschaftlichen Auswertung sowie an<br />

einer Überprüfung der Wirksamkeit der Konzepte und an Maßnahmen zur<br />

Qualitätssicherung zu beteiligen.<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 14


Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 15


Regelungsoptionen in den Landesrahmenverträgen<br />

zum Thema Selbsthilfe und Ehrenamt<br />

�<br />

In den Landesrahmenverträgen können zukünftig Aussagen zu den<br />

Beteiligungsmöglichkeiten von Ehrenamtlichen und Mitgliedern von<br />

Selbsthilfegruppen an der Betreuung Pflegebedürftiger in der<br />

häuslichen/ambulanten und stationären Pflege getroffen werden.<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 16


3. Konzeptionelle Rahmenbedingungen<br />

Mögliche Inhalte eines Konzeptes für zusätzliche Betreuungsleistungen gem.<br />

§ 45b Abs. 1 Satz 3 Nr. 3<br />

�Einleitung<br />

�Zielgruppe und Ziele<br />

�Leistungen der Pflegeversicherung<br />

�Beschreibung der Betreuungsleistungen<br />

�Leistungserbringung (Personal, Räumlichkeiten)<br />

�Qualitätssicherung (Schulung, fachliche Anleitung, Dokumentation etc.)<br />

�Öffentlichkeitsarbeit<br />

�Finanzierung<br />

�Leistungsabrechnung<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 17


Checkliste zur Einführung einer zusätzlichen<br />

Betreuungsleistung nach § 45 SGB XI<br />

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�<br />

�<br />

�<br />

Bedarf in der Region abklären (z. B. über die Auswertung der § 37,3 SGB XI-Beratungsbesuche,<br />

Anfragen bei Betreuungsvereinen, der regionalen Alzheimer Gesellschaft, den Beratungsstellen)<br />

Analyse der Qualifikation des Pflegedienstes in Bezug auf das Thema Demenz<br />

Innerbetrieblichen Fortbildungsplan für alle Pflegekräfte zum Thema Demenz erstellen<br />

Mitarbeiterinnen auswählen, die für die Leistungserbringung in Frage kommen<br />

Neues Angebot beschreiben und organisieren ( u. a. Inhalt, Kosten, Verantwortlichkeit)<br />

Öffentlichkeitsarbeit (Präsentation des Angebotes in Form von Flyer und Fachveranstaltungen zum<br />

Thema Demenz, Kontakt zur regionalen Alzheimer Gesellschaft, Gesprächskreise pflegender<br />

Angehöriger)<br />

Pflegekassen, niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser, Betreuungsvereine über das Angebot<br />

informieren<br />

Erstgespräche mit Angehörigen führen<br />

<strong>Da</strong>s Angebot kontinuierlich sicherstellen (z. B. Controlling, Kooperation, Marketing)<br />

Begleitung der Mitarbeiterinnen sicherstellen (Fallbesprechungen, Supervision)<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 18


Themenübersicht für spezifische Fortbildungen für Mitarbeiter/-Innen der<br />

ambulanten Pflege, die Betreuungsleistungen anbieten:<br />

�typische Krankheitsbilder im Alter und gerontopsychiatrische Erkrankungen<br />

�Umgang und Kommunikation mit demenziell erkrankten Menschen<br />

�Kommunikation und Gesprächsführung mit Angehörigen, Einführung in die AEDLs und<br />

Biographiearbeit<br />

�Tagestrukturierung, Orientierungshilfen, Validation, basale Stimulation, Hilfsmittel<br />

�Aktivierungs- und Beschäftigungsideen für Demenzkranke<br />

�Demenz im System Familie, Krisen und Grenzsituationen von pflegenden Angehörigen<br />

�Aggression, Angst und Stress in der Betreuung von Demenzkranken<br />

�Möglichkeiten medikamentöser Behandlung<br />

�Gesetzliche Grundlagen in der Betreuung und im Zusammenleben mit Demenzkranken<br />

�Überblick über ambulante, stationäre und teilstationäre Angebote in der Region<br />

Frauke Bußkamp <strong>Diakonie</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. Folie 19


UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong><br />

in Bochum, Hamm, Kamen, Meinerzhagen,<br />

Rheda-Wiedenbrück und Münster-Hiltrup<br />

gefördert durch<br />

und


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong><br />

Wege nicht alleine gehen: Menschen mit Demenz<br />

ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />

Projekt zur Verbesserung der häuslichen Versorgung<br />

durch Angebote der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit<br />

in Verbindung mit ehrenamtlicher Tätigkeit<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

2


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Situationsanalyse aus der Perspektive<br />

� der Erkrankten<br />

� der pflegenden Angehörigen<br />

� der ambulanten Pflegedienste<br />

� der Ehrenamtlichkeit<br />

� von Kirche und <strong>Diakonie</strong><br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

3


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Perspektive der Erkrankten<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Verlauf wird nicht bemerkt oder eingestanden<br />

Fachberatung und Hilfe sind bei ersten Anzeichen suchen<br />

Bedeutung der Differentialdiagnose erkennen<br />

Zeit zur Regelung persönlicher Dinge nutzen<br />

Vorsorge für die Zukunft treffen<br />

Betreuungserfordernisse absichern und breit streuen<br />

Wunsch nach Leben im eigenen Wohnumfeld lange entsprechen<br />

können<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

4


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Perspektive der (pflegenden) Angehörigen<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Extreme Belastungen durch emotionale Bindungen, häusliche<br />

Gemeinschaft, 24stündige Betreuung<br />

Verdrängen und Verschweigen beenden: Tabu „Demenz“<br />

durchbrechen<br />

Offen mit Veränderungen umgehen: Beratung und Unterstützung<br />

nutzen<br />

Verständnis für die Veränderungen entwickeln und den Umgang<br />

damit lernen<br />

Bereitschaft und Fähigkeit zur Pflege durch geeignete Arrangements<br />

stärken<br />

Zugang zu professioneller Beratung und wohnortnahen Hilfen haben<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

5


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Perspektive Pflegedienst<br />

�<br />

�<br />

Pflegedienste werden bei Demenz häufig sehr spät oder in<br />

Verbindung mit anderen Erkrankungen eingeschaltet, obwohl<br />

sie vielfältige Hilfen für den Umgang mit dem Erkrankten und<br />

im weiteren Verlauf der Erkrankung bei seiner Pflege leisten<br />

könnten.<br />

Pflegedienste müssen sich dem Informations- und<br />

Beratungsbedarf der Betroffenen stellen und auf die<br />

Demenzerkrankung abgestellte Angehörigenschulungen<br />

individuell und als Pflegekurse anbieten.<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

6


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Perspektive Kirchengemeinde und <strong>Diakonie</strong>station<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Kirchengemeinden verfügen über große Kompetenzen in der Arbeit<br />

mit Ehrenamtlichen.<br />

<strong>Diakonie</strong>stationen nutzen dieses Potenzial und integrieren sich in<br />

gemeindliche Strukturen.<br />

Unterschiedliche professionelle Kompetenzen der Pflege und der<br />

gemeinwesenorientierten Altenarbeit werden gebündelt.<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

7


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Perspektive Ehrenamt<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Ehrenamt als Teil von Selbsthilfe erkennen<br />

Zeit in den individuellen Aufbau und die Pflege eines persönlichen<br />

Unterstützungsnetzwerkes investieren<br />

Nachbarschaftshilfe organisieren<br />

Qualifizierte Schulung sicherstellen<br />

Pflegedienste beteiligen<br />

Keine Übernahme von pflegenahen und pflegerischen Tätigkeiten<br />

Verständnis für die Lebensäußerungen von Demenzkranken haben<br />

Interessierten Menschen die richtige Aufgabe zugänglich machen<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

8


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projektidee<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Aufbau eins ortsnahen Unterstützungssystem<br />

für demenziell erkrankte Menschen<br />

Kooperation von pflegenden Angehörigen,<br />

Ehrenamtlichen und professionell<br />

Pflegenden<br />

Partnerschaft als Reflexionsebene und zur<br />

Verteilung von Betreuungslasten<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

9


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projektidee<br />

�<br />

�<br />

Schaffung eines Kommunikationsraumes für<br />

pflegende Angehörige und ihre ehrenamtlichen<br />

Partnerinnen und Partner<br />

Schulungsangebote zur Vorbereitung von<br />

Ehrenamtlichen und pflegenden Angehörigen<br />

auf elementare Dinge im Zusammenleben mit<br />

Demenzkranken<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

10


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projektziele<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Unterstützungsnetzwerke aufbauen<br />

Aufbau von Betreuungspartnerschaften oder<br />

Betreuungsgruppen<br />

Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />

Schulung und Qualifizierung<br />

Initiierung von Treffpunkten<br />

Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

11


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projektkomponenten<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Informations- und Gesprächskreise<br />

Info-Punkt Demenz<br />

Niedrigschwellige Betreuungsstrukturen<br />

Aufbau der Arbeit mit Ehrenamtlichen<br />

Schulung von Ehrenamtlichen und<br />

Angehörigen<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

12


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Exkurs Umsetzung von Schulungsinhalten<br />

Entwurf Rahmencurriculum der Koordinierungsstelle der Landesinitiative<br />

Demenz-Service NRW vom 30.05.2007<br />

Sicherstellung von Basiskenntnissen durch erfolgreiche Teilnahme an einer<br />

mindestens 30-stündigen Qualifizierungsmaßnahme und einer<br />

kontinuierlichen Fortbildung und Praxisbegleitung<br />

Zu berücksichtigende Inhalte sind:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Basiswissen über Krankheitsbilder, Behandlungsformen und Pflege der zu betreuenden<br />

Menschen<br />

allgemeine Situation der pflegenden Person einschließlich des sozialen Umfelds<br />

Umgang mit den Erkrankten insbesondere Erwerb von Handlungskompetenzen im<br />

Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen und Widerständen<br />

Methoden und Möglichkeiten der Betreuung und Beschäftigung<br />

Kommunikation und Gesprächsführung<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

13


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Exkurs Umsetzung von Schulungsinhalten<br />

Orientierung an fünf Lernfeldern<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

<strong>Da</strong>s Demenz-Syndrom verstehen<br />

Mit Menschen mit Demenz umgehen<br />

Gemeinsam mit Menschen mit Demenz Zeit gestalten<br />

Die Situation der pflegenden Angehörigen verstehen<br />

Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Rolle reflektieren und<br />

damit umgehen<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

14


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projekten beteiligen sich insgesamt 32 Personen aktiv an der Projektentwicklung<br />

Kamen: EK Unna ambulant und Ev. Kirchengemeinde Kamen, Pfr. Martin<br />

Brandhorst, Jochen Laible<br />

Hamm: Grüne <strong>Da</strong>men & Herren ambulant, EPD im Kirchenkreis Hamm und Ev.<br />

Kirchengemeinde Mark, Pfr. Klaus-Martin Pothmann, Wera Witkowski,<br />

Werner Lüblinghoff und Gerhard Westermann<br />

Meinerzhagen <strong>Diakonie</strong>station Meinerzhagen, Wilhelm-Langemann-Haus (Ev. Perhes-Werk) und<br />

Ev. Kirchengemeinde Meinerzhagen, Pfr. Klaus Kemper-Kohlhase,<br />

Sigrid Baukloh-Becker, Monika Besner<br />

Bochum-Gerthe Diakonische Dienste Bochum und Ev. Kirchengemeinde Bochum-Gerthe, Pfr.<br />

Johannes Romann, Monika Rieckert<br />

Rheda-Wiedenbrück <strong>Diakonie</strong> Gütersloh und Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück,<br />

Christian Heine-Göttelmann,Christine Dröge, Brunhilde Peil und<br />

Bianca Fischer<br />

Münster-Hiltrup Gemeindediakonie Hiltrup, Ev. <strong>Diakonie</strong>station Münster, Ev. Kirchengemeinde<br />

Hiltrup (01.2009) Pfr. Johannes Krause-Isermann, Annette Gödde, Kirsten<br />

Wegener-Bücker<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

15


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projektziele<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Aufbau von Betreuungsangeboten für Demenzkranke zur<br />

Entlastung der Angehörigen als Angebot in einer Gruppe<br />

oder in der eigenen Häuslichkeit<br />

Gewinnung von drei bis vier Kooperationspartnern<br />

Pflegefachliche Begleitung eines differenzierten<br />

Betreuungsangebotes durch die Kooperationspartner an den<br />

Projektstandorten<br />

Angebot von Informations- und Gesprächskreisen zum<br />

Thema Demenz<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

16


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projektziele<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Einsatz eines auf Demenz abgestellten Schulungskonzeptes<br />

für Ehrenamtliche und pflegende Angehörige durch die<br />

Kooperationspartner, getrennte Schulungen für pflegende<br />

Angehörige und Ehrenamtliche<br />

Schaffung von Anlaufstellen Demenz als<br />

Kommunikationsräume für Ehrenamtliche, pflegende<br />

Angehörige und Pflegefachkräfte<br />

Einsatz von vorhandenem Material zur Schulungsarbeit<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

17


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

Projektziele<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Information und Beratung von pflegenden Angehörigen<br />

durch die ambulanten Pflegedienste<br />

Betroffene finden über die Pflegedienste Zugang zu den<br />

entwickelten Angeboten<br />

Befähigung zur Selbstorganisation<br />

Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Qualifizierung von Pflegekräften zur Durchführung von<br />

Schulungskursen Demenz<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

18


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Einschätzungen zum bisherigen Verlauf<br />

Gute Kontakte sind entstanden<br />

Internsive Kontakte mit und in den sechs Projekten<br />

Ausweitung der Projektinhalte in den Sozialraum ist<br />

erkennbar<br />

Viele einzelne Projektbausteine sind bereits erreicht<br />

78 geschulte Ehrenamtliche sind ein gutes Ergebnis<br />

Weitere Kooperationspartner wurden für die<br />

Projektumsetzung gewonnen<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

19


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

�<br />

�<br />

Einschätzungen zum bisherigen Verlauf<br />

Zentrale Projektbausteine befinden sich in der<br />

Umsetzung<br />

� Schulung von Angehörigen und Ehrenamtlichen<br />

� Gesprächskreis pflegende Angehörige<br />

� Betreuungsgruppen<br />

� Besuchsdienste<br />

� Beratung Info-Punkt Demenz<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

20


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Einschätzungen zum bisherigen Verlauf<br />

Die Umsetzung der Schulungskonzepte hängen<br />

stark von den örtlich vorhandenen Personen und<br />

Erfahrungen ab<br />

Öffentlichkeitsarbeit ist ein mühseliges Geschäft<br />

Inhalte sind außerhalb von Schulungen schwierig<br />

zu vermitteln<br />

Die persönlichen Kontakte fördern die<br />

Zusammenarbeit<br />

Es gibt unterschiedliche<br />

Entwicklungsgeschwindigkeiten<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

21


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Fragen<br />

Zugang zur Kirchengemeinde: Wie weit dringen wir<br />

mit unserem Anliegen in das Bewusstsein der<br />

Kirchengemeinden vor?<br />

Öffentlichkeitsarbeit: Was funktioniert <strong>war</strong>um gut?<br />

Wie lässt sich Kontinuität erreichen, ohne das diese<br />

belastet?<br />

Aufwand bei der Projektumsetzung: Was können<br />

wir voneinander lernen?<br />

Sicherung der Nachhaltigkeit: Refinanzierung von<br />

Angeboten nach dem SGB XI liegen vor?<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

22


<strong>Diakonie</strong> RWL<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Einen weitern Einblick in die Arbeit unserer<br />

Partner erhalten nach der Mittagspause in<br />

den Praxisbeispielen 1 und 3<br />

Ihre Fragen werde ich jetzt gerne<br />

beantworten.<br />

Vielen <strong>Da</strong>nk!<br />

Gerd Lübbert<br />

UND Projektkoordination<br />

23


Netzwerk Demenz<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Gütersloh e.V.<br />

Christine Dröge, Fachberatung Senioren- und Ehrenamtsarbeit<br />

und Brunhilde Peil, Leitung Aktion Atempause


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Konzeptionelle Vorüberlegungen:<br />

Ziel: Entlastung von Angehörigen von Demenzkranken<br />

Förderung und Unterstützung Demenzkranker<br />

Umsetzung:<br />

Nutzung der vorhandenen Strukturen von <strong>Diakonie</strong><br />

und ev. Kirchengemeinden<br />

ambulanten Dienste<br />

Besuchsdienste der Kirchengemeinden<br />

vorhandene Räume<br />

Begegnungszentren der <strong>Diakonie</strong><br />

Tagespflege und neue Wohnformen<br />

2


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Aufbau des Netzwerkes 1:<br />

3 Jahre Modellprojekt der Stiftung Wohlfahrtspflege<br />

zum Aufbau von Betreuungsgruppen „Aktion Atempause“<br />

• Finanzielle Absicherung<br />

<strong>–</strong> ½ Stelle Altenpflege<br />

<strong>–</strong> ½ Stelle Sozialpädagogik<br />

<strong>–</strong> geringer Teilnehmerbeitrag<br />

• Etablierung der Angebote in Öffentlichkeit und im<br />

Seniorenbereich tätigen Institutionen<br />

<strong>–</strong> durch Zusammenarbeit<br />

<strong>–</strong> Werbung / Aktionen<br />

• Zeit um festzustellen: welcher Bedarf besteht, wie groß ist der<br />

Bedarf? <strong>–</strong> drei Betreuungsgruppen entstehen<br />

<strong>–</strong> hoher Gesprächsbedarf der Angehörigen<br />

<strong>–</strong> Schulungsbedarf bei Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der ambulanten Dienste<br />

3


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Aufbau des Netzwerkes 2:<br />

nach Ende der Projektzeit<br />

Finanzierung des Netzwerkes durch Einnahmen in<br />

den Betreuungsgruppen / Pflegeversicherung und<br />

Spenden / Zuschüsse<br />

•Honorarkräfte als Gruppenleitung<br />

•Fachkraft, 27 Stdn, die die Organisation und Leitung<br />

der Aktion Atempause übernimmt<br />

4


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Angebote für Demenzkranke<br />

• Gruppen für Menschen mit beginnender Demenz<br />

(in Planung)<br />

• 5 Betreuungsgruppen für Demenzkranke<br />

• Zum Netzwerk gehören außerdem:<br />

Tagespflegen und Pflegewohngemeinschaften<br />

5


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Gruppen für Menschen mit<br />

beginnender Demenz<br />

• Kleingruppen, die sich regelmäßig treffen<br />

• Ehrenamtliche als Sicherheitspartner/in für jeden<br />

Erkrankten<br />

• Fachliche Betreuung der Treffen<br />

• Teilnahme am gesellschaftlichen Geschehen,<br />

Ausflüge und Austausch<br />

6


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Betreuungsgruppen für Demenzkranke<br />

• Gruppen mit bis zu 9 Erkrankten<br />

• eine Fachkraft, die die Gruppe leitet<br />

• Ehrenamtliche als Betreuer/innen (1:1 Betreuung)<br />

• Entlastung Angehöriger, Aktivierung<br />

Demenzkranker, Förderung vorhandener<br />

Fähigkeiten, Anspannung und Entspannung, Musik,<br />

Rhythmik und Bewegung, Biographiearbeit<br />

7


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Koordinierung der Aufgaben<br />

Betreuungsgruppen:<br />

• Aufnahme in die Betreuungsgruppen nach einem<br />

Hausbesuch (Leitung Aktion Atempause)<br />

• Stellung der Rechung an die Pflegekasse durch die<br />

Verwaltung der <strong>Diakonie</strong>stationen<br />

• Begleitung (Teamsitzungen) und Qualifikation der<br />

Honorarkräfte (Fachkräfte) und der ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen durch die Leitung der Aktion<br />

Atempause<br />

8


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Angebote für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

• Sprechstunde für Angehörige von Demenzkranken<br />

regelmäßig an 4 Standorten<br />

• Gesprächskreise / Angehörigentreffs regelmäßig an<br />

3 Standorten<br />

• Kurse zum Umgang mit Demenzkranken, 1x im Jahr<br />

• Stundenweise Entlastung<br />

Ausbildung von Ehrenamtlichen zu Mitarbeiter/innen<br />

in der häuslichen Betreuung<br />

9


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Angebote für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

• Stundenweise Entlastung zu Hause<br />

Ausbildung von Ehrenamtlichen zu Mitarbeiter/innen in<br />

der häuslichen Betreuung<br />

• (Stundenweise Entlastung einmal in der<br />

Woche in einer Betreuungsgruppe)<br />

10


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Koordinierung der Aufgaben:<br />

Stundenweise Entlastung für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

• Gewinnung und Qualifikation Ehrenamtlicher durch<br />

die Leitung der Aktion Atempause und<br />

Fachberatung<br />

• Vermittlung der häuslichen Betreuung und<br />

Abrechnung durch die <strong>Diakonie</strong>stationen<br />

• Begleitung und Beratung durch die Leitung der<br />

Aktion Atempause, z.T. gemeinsam mit den<br />

Ehrenamtlichen der Betreuungsgruppen<br />

11


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Sprechstunde für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

• Regelmäßig an festen Standorten<br />

• Nach Absprache auch zu Hause<br />

• Persönliche Beratung zur individuellen Situation<br />

(manchmal auch mit dem Erkrankten)<br />

Sprechstunden und Hausbesuche werden<br />

durchgeführt von der Leitung der Aktion Atempause<br />

12


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Gesprächsgruppen für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

• Regelmäßig an festen Standorten (einmal im Monat)<br />

• Austausch und gegenseitige Ermutigung<br />

• Gemeinschaft mit ebenfalls Betroffenen<br />

• Referenten / Informationen nach Bedarf<br />

13


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Aufgabenverteilung:<br />

Gesprächsgruppen für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

• Zusammenarbeit mit anderen Verbänden /<br />

Institutionen<br />

• Ehrenamtliche Leitung, unterstützt in Werbung,<br />

Referentensuche... durch Fachberatung<br />

• Leitung durch Aktion Atempause<br />

14


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Kurse für Angehörige von<br />

Demenzkranken<br />

• Informationen über die Krankheit und den Umgang<br />

mit Demenzkranken<br />

• Ziel: Erleichterungen im Umgang mit<br />

Demenzkranken und dem Pflegealltag<br />

• Austausch über das Betreuen eines<br />

Demenzkranken<br />

• Informationen über Hilfsmöglichkeiten vor Ort<br />

15


<strong>Diakonie</strong> Netzwerk Demenz<br />

Aufgabenverteilung: Kurse für Angehörige<br />

von Demenzkranken<br />

• Konzeption und Organisation:<br />

Fachberatung für Senioren- und<br />

Ehrenamtsarbeit<br />

• Durchführung:<br />

Fachberatung für Senioren- und<br />

Ehrenamtsarbeit<br />

und Leitung der Aktion Atempause<br />

16


Finanzierungsplan für das Netzwerk Demenz, Einnahmen durch die<br />

Betreuungsgruppen (38,50 Euro)<br />

Personal-kosten<br />

Fachkraft<br />

25 Wo Stdn<br />

Honorarkosten<br />

Betr. Gruppen<br />

175,00 €<br />

1. Gruppe<br />

6,5 TN<br />

2. Gruppe<br />

6,5 TN<br />

3. Gruppe<br />

6,5 TN<br />

4. Gruppe<br />

6,5 TN<br />

5. Gruppe<br />

6,5 TN<br />

6. Gruppe<br />

6,5 TN<br />

28.500 28.500 28.500 28.500 28.500 28.500<br />

2100 4200 6300 8400 10500 12600<br />

Summe 30600 32700 34800 36900 39000 41100<br />

Overhead 5124 5717 6310 6903 7496 8089<br />

Sachkosten 2000 4000 6000 8000 10000 12000<br />

Gesamtsumme 37724 42417 47110 51803 56496 61189<br />

Einnahmen<br />

bei<br />

46 Wochen<br />

11511,50 23023,00 34534,50 46046,00 57557,50 69069,00<br />

Ergebnis -26212,50 -19394,00 -12575,50 -5757,00 1061,50 7880,00<br />

17


Weitere Einnahmen für das Netzwerk Demenz<br />

• Abrechnung von Beratungsbesuchen<br />

und Kursreihen für Angehörige<br />

• Zuschüsse aus Kollektenmitteln<br />

• Spenden<br />

18


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Kooperation<br />

Diakonisches Werk im Kirchenkreis Kleve e.V.<br />

LVR-Klinik Bedburg-Hau


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />

- Die Kooperationspartner<br />

- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />

- Der Hausbetreuungsservice<br />

a) Konzeption<br />

b) Entwicklung<br />

c) Kosten


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Pflegende Angehörige demenzkranker Menschen sollen durch das<br />

Angebot einer stundenweisen Betreuung entlastet werden<br />

Die Betroffenen werden von ehrenamtlichen HausbetreuerInnen, die<br />

durch eine Schulung auf ihre Aufgabe vorbereitet werden, betreut<br />

Der Hausbetreuungsservice ergänzt bestehende Angebote der<br />

stationären, teilstationären und komplementären Altenhilfe


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />

- Die Kooperationspartner<br />

- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />

- Der Hausbetreuungsservice<br />

a) Konzeption<br />

b) Entwicklung<br />

c) Kosten


Diakonisches Werk im<br />

Kirchenkreis Kleve e.V.<br />

Ambulante Pflege<br />

Beratung u. Information<br />

Alten- u. Krankenpflege<br />

Familienpflege<br />

Hauswirtschaft<br />

Ergänzende Angebote<br />

HausBetreuungsService<br />

Alzheimer-Café<br />

Reisen mit Demenz<br />

Mobiler sozialer Dienst<br />

Hauskrankenpflegekurse<br />

Überleitungspflege


interdisziplinär<br />

stationär teilstationär<br />

Überleitungspflege<br />

HausBetreuungs-<br />

Service<br />

Alzheimer-Café<br />

Behandlung<br />

Gerontopsychiatrisches Zentrum Kleve<br />

LVR-Klinik LVR Klinik<br />

Bedburg-Hau<br />

Bedburg Hau<br />

Begleitung<br />

Reisen mit Demenz<br />

Betroffenengruppe<br />

(geplant)<br />

prozessbegleitend<br />

ambulant<br />

Gedächtnisambulanz<br />

Psycho-edukative<br />

Begleitung<br />

Informations- u.<br />

Gesprächsgruppe<br />

Kompetenz für Demenz<br />

Kursreihe


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />

- Die Kooperationspartner<br />

-<strong>Da</strong>s Netzwerk<br />

- Der Hausbetreuungsservice<br />

a) Konzeption<br />

b) Entwicklung<br />

c) Kosten


Diakonisches Werk im<br />

Kirchenkreis Kleve e.V.<br />

Gerontopsychiatrisches Netzwerk Niederrhein<br />

als Element im<br />

Netzwerk Demenz für den Kreis Kleve<br />

HausBetreuungsService<br />

Überleitungspflege<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Interdisziplinärer Austausch<br />

Pflegekurse<br />

Reisen mit Demenz<br />

Alzheimer-Café<br />

LVR-Klinik<br />

Bedburg-Hau


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />

- Die Kooperationspartner<br />

- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />

- Der Hausbetreuungsservice<br />

a) Konzeption<br />

b) Entwicklung<br />

c) Kosten


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Angebot im Rahmen einer Kooperation zwischen der<br />

LVR-Klinik Bedburg-Hau und dem Diakonischen Werk im<br />

Kirchenkreis Kleve<br />

Gewinnung und Schulung ehrenamtlicher Kräfte zur<br />

Betreuung demenzkranker Menschen<br />

Stundenweise Entlastung von pflegenden Angehörigen<br />

demenzkranker Menschen durch bedarfsorientierte<br />

Betreuungs- und Begleitungsangebote ehrenamtlicher Helfer<br />

Keine pflegerische oder hauswirtschaftliche Hilfe


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Schulungsdauer:<br />

Schulungsinhalt:<br />

40 U.-Stunden<br />

-Krankheitsbild Demenz<br />

- Verstehender Umgang mit<br />

demenzkranken Menschen<br />

- Psychohygiene<br />

- Situation pflegender<br />

Angehöriger<br />

- Aktivitäten des täglichen Lebens<br />

- Rechtsgrundlagen<br />

- Kommunikation<br />

- Tod und Trauer<br />

- Entsprannungstechniken<br />

- „Workshop“ (Rollenspiele)


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Es kommen nur ehrenamtliche Kräfte für den Hausbetreuungsservice in<br />

Betracht, die erfolgreich an der Schulung teilgenommen haben<br />

Es werden ausschließlich Personen betreut, die unter einer dementiellen<br />

Erkrankung leiden<br />

Die ehrenamtlichen Kräfte verpflichten sich zur Teilnahme an<br />

regelmäßigen, begleiteten Reflexionssitzungen<br />

Die Hausbetreuerinnen werden durch die<br />

Projektkoordinatorin kontinuierlich begleitet


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Der Erstkontakt zu Betroffenen und deren Angehörige sowie die<br />

Vermittlung von Hausbetreuungsleistungen erfolgt ausschließlich über<br />

hauptamtliche Mitarbeiter der Kooperationspartner, i.d.R. über die<br />

Projektkoordinatorin<br />

Die betroffenen Familien haben in den hauptamtlichen Mitarbeitern der<br />

Kooperationspartner jederzeit einen Ansprechpartner


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />

- Die Kooperationspartner<br />

- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />

- Der Hausbetreuungsservice<br />

a) Konzeption<br />

b) Entwicklung<br />

c) Kosten


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Erster Ausbildungskurs 2002 mit 20 Teilnehmerinnen.<br />

Zwischen 2002 und 2008 wurden<br />

80 Hausbetreuerinnen ausgebildet<br />

Zur Zeit stehen 69 Hausbetreuerinnen zur Verfügung<br />

2008 gab es 80 Betreuungsverhältnisse.<br />

Die freiwilligen Helfer leisteten insgesamt 4.364<br />

Betreuungsstunden<br />

Im ersten Quartal 2009 wurden 1.687 Betreuungsstunden<br />

geleistet


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

- <strong>Da</strong>rstellung des Angebotes<br />

- Die Kooperationspartner<br />

- <strong>Da</strong>s Netzwerk<br />

- Der Hausbetreuungsservice<br />

a) Konzeption<br />

b) Entwicklung<br />

c) Kosten


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Betreuungsstunde: 8,00 €<br />

(Kostenanpassung auf 10,00 € geplant)<br />

Finanzierung über § 45b SGB XI<br />

Pauschale Aufwandsentschädigung für die freiwilligen<br />

Helfer: 5,50 €/Std.<br />

Regiekosten: 2,50 €/Std.


Hausbetreuungsservice für Angehörige<br />

demenzkranker Menschen<br />

Kooperation<br />

Diakonisches Werk im Kirchenkreis Kleve e.V.<br />

LVR-Klinik Bedburg-Hau


Senioren Zeit Schenken<br />

Besuchsdienst<br />

Ev. Kirchengemeinde Gerthe


Inhalt<br />

• Konzept und Struktur des Angebotes<br />

• Initiierung und Aufbau des Angebotes<br />

• Zusammenarbeit mit Kirchengemeinde<br />

• Begleitung der Ehrenamtlichen<br />

• Entgelte<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Senioren Zeit Schenken<br />

• In der heutigen Zeit leben viele ältere<br />

Menschen allein in ihrer Wohnung. Die<br />

Kontakte zu Nachbarn und Freunden werden<br />

immer geringer.<br />

• Im Alter wird es immer schwieriger die<br />

Wohnung zu verlassen, um den täglichen<br />

Verrichtungen nachzugehen.<br />

• Engagierte Gemeindemitglieder möchten<br />

gerne Hilfestellung leisten.<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Projekt‐Partner<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Ziele<br />

• Entgegenwirken des Alleinseins älterer<br />

Gemeindemitglieder.<br />

• Unterstützung der selbständigen<br />

Lebensführung und des eigenständigen<br />

Wohnens<br />

• Alltagsbegleitung in der eigenen Häuslichkeit<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Zielgruppe<br />

• Ältere und hochbetagte Mitglieder der Ev.<br />

Kirchengemeinde Gerthe<br />

• Nicht mobil<br />

• Wenig soziale Kontakte<br />

• Eingeschränkte Alltagskompetenz<br />

• Nicht Mitglied einer bestehenden<br />

Gemeindegruppe (Frauenhilfe)<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Struktur<br />

• Einrichtung einer Koordinatorenstelle auf<br />

Honorar‐Basis<br />

• Vermittlung von Zu‐Besuchenden und<br />

Ehrenamtlichen<br />

• Einrichtung einer Steuerungsgruppe<br />

�Austausch und Weiterentwicklung des<br />

Projektes<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


• Spaziergänge<br />

Angebote<br />

• Vorlesen und Unterhaltung<br />

• Begleitung zum Arzt<br />

• Begleitung zu Gottesdiensten und /oder zu<br />

Veranstaltungen im Raum Gerthe<br />

• Gemeinsame Einkäufe<br />

• Hilfe bei Behördengängen<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Mitglieder der Steuerungsgruppe<br />

• Koordinatorin<br />

• Vertreter der Ev. Kirchengemeinde Gerthe<br />

• Mitarbeiterin der Offenen Altenarbeit der<br />

<strong>Diakonie</strong> Ruhr<br />

• Mitarbeiterin der Diakonischen Dienste<br />

Bochum<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Angebot‐Initierung<br />

• Treffen der bestehenden Besuchsdienste<br />

�Geburtagsbesuche<br />

�Besuchsdienst für Neu‐Zugezogene<br />

�Krankenhausbesuchsdienst<br />

• Vorstellung des Projektes am 28.08.08 auf<br />

dem Stadtteilfest Bo‐Gerthe<br />

• Vorstellung des Projektes am 29.08.08 auf<br />

dem Gemeindefest in Bo‐Gerthe<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Angebot‐Aufbau<br />

• Informationsabend für Interessierte<br />

Ehrenamtliche am 03.09.2008<br />

• Schulung der Ehrenamtlichen mit Zertifikat<br />

von September‐November 08<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Zusammenarbeit Kirchengemeinde<br />

• Koordinatorin kommt aus Kirchengemeinde<br />

• 1 x monatlich Austausch der Koordinatorin<br />

mit dem Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde<br />

• Räumlichkeiten für 1 x wöchentliche<br />

Sprechstunde und monatliche<br />

Weiterbildung werden zur Verfügung<br />

gestellt<br />

• Steuerungsgruppe<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Koordination der Anfragen<br />

• Gemeindebüro nimmt Anfragen entgegen<br />

• Anfragen auch über Diensthandy möglich<br />

• Erstbesuch der Koordinatorin vor Ort<br />

• Kontaktaufnahme und Einteilung der<br />

Ehrenamtlichen nach Anforderungsprofil<br />

• Gemeinsamer Hausbesuch: Vorstellung des<br />

Ehrenamtlichen vor Ort<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Begleitung der Ehrenamtlichen<br />

• Telefonische Erreichbarkeit der<br />

Koordinatorin für die Ehrenamtlichen<br />

jederzeit<br />

• Regelmäßige Treffen 1 x monatlich mit<br />

Weiterbildungsthemen (Themen werden<br />

individuell festgelegt)<br />

• 1 x im Quartal Tagesveranstaltung mit<br />

wechselnden Dozenten<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Bisher erbrachte Einzelleistungen<br />

• 4 feste Besuchstermine in der häuslichen<br />

Umgebung seit November 2008<br />

• 1 x wöchentliche Sprechstunde wird gut<br />

angenommen<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Entgelte / Auslagen<br />

• Nutzer zahlen keine Entgelte<br />

• Ehrenamtliche erhalten<br />

Aufwandsentschädigung wenn erforderlich<br />

(z.B. Fahrtgeld)<br />

• Zur Zeit keine Kostendeckung<br />

• Keine kommunale Unterstützung<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Wir bedanken uns ganz<br />

herzlich für<br />

Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Monika Rieckert Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

Ruhr


Arno Geiger<br />

Der alte König in seinem Exil<br />

Erste Erfahrungen mit Demenz machte ich als Sechsjähriger.<br />

<strong>Da</strong>mals hörte mein Großvater auf, mich zu<br />

erkennen. Er wohnte im Nachbarhaus unterhalb unseres<br />

Hauses, und weil ich seinen Obstgarten als Abkürzung<br />

auf dem Weg zur Schule benutzte, <strong>war</strong>f er mir gelegentlich<br />

ein Scheit Holz hinterher - ich hätte in seinen Feldern<br />

nichts verloren. Manchmal je<strong>doch</strong> freute ihn mein<br />

Anblick, er kam auf mich zu und nannte mich Helmut.<br />

Aber das <strong>war</strong> ebenfalls nichts, womit ich et<strong>was</strong> anfangen<br />

konnte. Der Großvater starb. Ich vergaß diese Erlebnisse<br />

- bis die Krankheit bei meinem Vater losging.<br />

In Russland gibt es ein Sprichwort, dass nichts im Leben<br />

wiederkehrt außer unseren Fehlern. Im Alter kehren die<br />

Fehler ausgeprägter wieder; so heißt es <strong>doch</strong>. <strong>Da</strong> mein<br />

Vater schon immer einen Hang zum Eigenbrötlerischen<br />

hatte, erklärten wir uns seine bald nach der Pensionierung<br />

auftretenden Aussetzer damit, dass er jetzt Anstalten<br />

machte, jegliches Interesse an seiner Umwelt zu<br />

verlieren. Sein Verhalten erschien typisch für ihn. Und<br />

so gingen wir ihm etliche Jahre mit Beschwörungen auf<br />

die Nerven, er solle sich zusammenreißen. Heute befällt<br />

mich ein stiller Zorn über diese Vergeudung von Kräften;<br />

denn wir schimpften mit der Person und meinten die<br />

Krankheit. »Lass dich bitte nicht so gehen!« sagten wir<br />

hundertmal, und mein Vater nahm es hin, stolz und von<br />

vornherein nach dem Motto, dass man es am leichtesten<br />

hat, wenn man frühzeitig resigniert. Er wollte dem Vergessen<br />

nicht trotzen, verwendete nie auch nur die geringfügigsten<br />

Gedächtnisstützen, und er <strong>war</strong> auch keiner von<br />

denen, die sich beklagen, jemand mache Knoten in seine<br />

Taschentücher. Er leistete sich keinen hartnäckigen Stellungskrieg<br />

gegen seinen geistigen Verfall, und er suchte<br />

nicht ein einziges Mal das Gespräch darüber, obwohl<br />

er - aus heutiger Sicht - spätestens Mitte der neunziger<br />

Jahre die Einsicht in den Ernst der Sache besessen haben<br />

muss. Wenn er zu einem seiner Kinder gesagt hätte,<br />

meine Güte, mein Gehirn setzt sich auf eigene Faust in<br />

den Ruhestand, hätten alle besser mit der Situation umgehen<br />

können. So je<strong>doch</strong> fand ein jahrelanges Katz und<br />

Maus-Spiel statt, mit meinem Vater als Maus, mit uns als<br />

Mäusen und der Krankheit als Katze.<br />

Diese erste, sehr nervenaufreibende, von Unsicherheit<br />

und Verunsicherung geprägte Phase liegt hinter uns, und<br />

obwohl ich <strong>noch</strong> immer nicht gerne daran zurückdenke,<br />

begreife ich jetzt, dass es einen Unterschied macht, ob<br />

man aufgibt oder weiß, dass man geschlagen ist. Mein<br />

Vater ging davon aus, dass er geschlagen ist. In der Etappe<br />

seines Lebens angelangt, in der seine geistige Kraft<br />

galoppierend verging, setzte er auf innere Haltung; et<strong>was</strong>,<br />

das mangels wirkungsvoller Medikamente auch für die<br />

Angehörigen eine praktikable Möglichkeit ist, mit der<br />

Arno Geiger, geb. 1968 in<br />

Bregenz, lebt in Wien. 2005<br />

erhielt er den Deutschen<br />

Buchpreis für „Es geht uns<br />

gut“, einen Familienroman,<br />

der sich unter anderem auch<br />

mit dem Thema Demenz<br />

beschäftigt.<br />

Sinnlosigkeit dieser Krankheit umzugehen.<br />

Milan Kundera schreibt: <strong>Da</strong>s einzige, <strong>was</strong> uns angesichts<br />

dieser unausweichlichen Niederlage, die man Leben<br />

nennt, bleibt, ist der Versuch, es zu verstehen.<br />

Man kann sich Demenz in der mittleren Phase, in der sich<br />

mein Vater momentan befindet, ungefähr so vorstellen:<br />

Als wäre man aus dem Schlaf gerissen, man weiß nicht,<br />

wo man ist, die Dinge kreisen um einen her, Länder,<br />

Jahre, Menschen. Man versucht sich zu orientieren, aber<br />

es gelingt nicht. Die Dinge kreisen weiter, Tote, Lebende,<br />

Erinnerungen, traumartige Halluzinationen, Satzfetzen,<br />

die einem nichts sagen <strong>–</strong> und dieser Zustand ändert sich<br />

nicht mehr für den Rest des Tages.<br />

Wenn ich zu Hause bin, <strong>was</strong> nicht allzu oft vorkommt, da<br />

wir die Last der Betreuung auf mehrere Schultern verteilen<br />

können, wecke ich meinen Vater gegen neun. Er liegt<br />

ganz verdattert unter seiner Decke, ist aber ausreichend<br />

daran gewöhnt, dass Menschen, die er nicht erkennt, in<br />

sein Schlafzimmer treten, so dass er sich nicht beklagt.<br />

»Willst du nicht aufstehen?« frage ich ihn freundlich.<br />

Und um ihm ein positives Gefühl zu vermitteln, fahre ich<br />

fort: »Was für ein schönes Leben wir haben.« Skeptisch<br />

rappelt er sich hoch. »Du vielleicht«, sagt er. Ich reiche<br />

ihm seine Socken, er betrachtet die Socken ein Weilchen<br />

mit hochgezogenen Augenbrauen und sagt dann: »Wo<br />

ist der dritte?« Ich helfe ihm beim Anziehen, damit das<br />

Prozedere nicht ewig dauert, er lässt es bereitwillig über<br />

sich ergehen. Anschließend schiebe ich ihn hinunter in<br />

die Küche, wo er sein Frühstück bekommt. Nach dem<br />

Frühstück fordere ich ihn auf, sich rasieren zu gehen. Er<br />

sagt augenzwinkernd: »Ich wäre besser zu Hause geblieben.<br />

Dich komme ich nicht so schnell wieder besuchen.«<br />

Ich zeige ihm den Weg ins Badezimmer. Er singt »Ojeoje,<br />

oje-oje ...« und spielt auf Zeitgewinn. »Du sollst dich<br />

<strong>doch</strong> nur rasieren, damit du et<strong>was</strong> gleichschaust«, sage<br />

ich.


Er folgt mir zögernd. »Wenn du dir et<strong>was</strong> davon versprichst<br />

...«, murmelt er, blickt in den Spiegel, reibt heftig<br />

mit beiden Händen die vom Kopf abstehenden Haare<br />

mit dem Effekt, dass die Haare hinterher tatsächlich<br />

anliegen. Er schaut sich erneut an, sagt »Fast wie neu«,<br />

lächelt und bedankt sich anschließend herzlich. Neuerdings<br />

bedankt er sich sehr oft. Vor einigen Tagen sagte er,<br />

ohne dass ich den geringsten Zusammenhang hätte herstellen<br />

können: »Ich bedanke mich recht herzlich bei dir<br />

schon im Voraus.« - - Meine Reaktionen auf derartige Eröffnungen<br />

fallen mittlerweile immer entgegenkommend<br />

aus: »Gern geschehen«, sage ich, oder: »Keine Ursache«<br />

oder: »<strong>Da</strong>s tue ich <strong>doch</strong> gern.« Denn erfahrungsgemäß<br />

sind bestätigende Antworten, die meinem Vater das<br />

Gefühl geben, alles sei in Ordnung, sehr viel besser als<br />

das Nachfragen von früher, das ihn nur beschämte und<br />

verunsicherte; niemand gibt gerne Antworten auf Fragen,<br />

die ihn, wenn er sie überhaupt begreift, nur zur Einsicht<br />

in seine Defizite bringen wollen.<br />

Am Anfang <strong>war</strong>en diese Anpassungsmaßnahmen<br />

schmerzhaft und kräftezehrend. Weil man als Kind seine<br />

Eltern für stark hält und glaubt, dass sie den Zumutungen<br />

des Lebens standhaft entgegentreten, sieht man ihnen<br />

ihre Schwächen, wenn sie sichtbar werden, sehr viel<br />

schwerer nach als anderen Menschen. Doch mittlerweile<br />

habe ich in die neue Rolle einigermaßen gut hineingefunden.<br />

Und ich habe auch gelernt, dass man für das Leben<br />

eines von Demenz betroffenen Menschen neue Maßstäbe<br />

braucht. Wenn mein Vater sich bedanken möchte, soll er<br />

sich bedanken, auch ohne nachvollziehbaren Anlass, und<br />

wenn er sich darüber beklagen will, dass ihn alle Welt im<br />

Stich lässt, soll er sich beklagen, egal, ob dieser Eindruck<br />

in der Welt der Fakten standhalten kann oder nicht. Für<br />

ihn als Betroffener gibt es keine Welt außerhalb der Demenz.<br />

Und als Angehöriger kann man nur versuchen, die<br />

dort herrschende Verstörung emotional aufzufangen, die<br />

Bitterkeit des Ganzen ein wenig zu lindern, indem man<br />

die durcheinander geratene Wirklichkeit des Kranken<br />

gelten lässt. <strong>Da</strong> mein Vater nicht mehr über die Brücke<br />

in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm.<br />

Dort drüben, innerhalb der Grenzen seiner geistigen Verfassung,<br />

jenseits unserer auf Sachlichkeit und Zielstrebigkeit<br />

ausgelegten Gesellschaft, ist er <strong>noch</strong> immer ein<br />

beachtlicher Mensch, und wenn auch nach allgemeinen<br />

Maßstäben nicht immer ganz vernünftig, so <strong>doch</strong> irgendwie<br />

brillant.<br />

Eine Katze streift durch den Garten. Mein Vater sagt:<br />

»Früher hatte ich auch Katzen, nicht gerade für mich<br />

allein, aber als Teilhaber.«<br />

Und einmal, als ich ihn fragte, wie es ihm gehe, antwortete<br />

er: »Es geschehen keine Wunder, aber Zeichen.«<br />

Und dann ansatzlos Sätze so unwahrscheinlich und<br />

schwebend, wie sie einem manchmal in Träumen kom-<br />

men: »<strong>Da</strong>s Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter.«<br />

Wit and wisdom of August Geiger. Schade nur, dass die<br />

Sprache langsam aus ihm heraussickert, dass auch die<br />

Sätze, bei denen einem vor Staunen die Luft wegbleibt,<br />

immer seltener werden. Was da alles verloren geht, das<br />

berührt mich sehr. Es ist, als würde man jemandem in<br />

Zeitlupe beim Verbluten zusehen. <strong>Da</strong>s Leben sickert<br />

Tropfen für Tropfen aus der Person heraus. Die Person<br />

sickert Tropfen für Tropfen aus der Person heraus. Noch<br />

ist das Gefühl, dass dies mein Vater ist, der Mann, der<br />

mitgeholfen hat, mich großzuziehen, intakt. Aber die<br />

Momente, in denen ich ihn als Charakter nicht wiedererkenne,<br />

werden häufiger, vor allem am Abend. Die Abende<br />

sind es, die einen Vorgeschmack auf das bieten, <strong>was</strong><br />

bald schon der Morgen zu bieten haben wird. Denn wenn<br />

es dunkel wird, kommt die Angst. <strong>Da</strong> irrt mein Vater<br />

rat- und rastlos umher wie ein alter König in seinem Exil.<br />

<strong>Da</strong>nn ist alles, <strong>was</strong> er sieht, beängstigend, alles schwankend,<br />

instabil, davon bedroht, sich im nächsten Moment<br />

aufzulösen. Und nichts fühlt sich an wie zu Hause.<br />

Ich sitze seit einiger Zeit in der Küche und tippe Notizen<br />

in meinen Laptop. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher,<br />

und mein Vater, der von dort Stimmen hört, schleicht<br />

auf Zehenspitzen durch die Diele, lauscht und murmelt<br />

mehrmals bei sich: »<strong>Da</strong>s sagt mir nichts«. <strong>Da</strong>nn kommt<br />

er zu mir in die Küche, tut so, als schaue er mir beim<br />

Schreiben zu. Aber ich merke mit einem Seitenblick, dass<br />

er Unterstützung braucht. Ich spreche ihn an: »Willst du<br />

nicht ein bisschen fernsehen?« »Was habe ich davon?«<br />

»Na ja, Unterhaltung.« »Ich möchte lieber heimgehen.«<br />

»Du bist zu Hause.« »Wo sind wir?« »Oberfeldgasse 7«.<br />

»Na ja, aber viel bin ich hier nie gewesen.« »Du hast<br />

das Haus Anfang der sechziger Jahre gebaut, und seither<br />

wohnst du hier.« Er verzieht das Gesicht. Die Informationen,<br />

die er gerade erhalten hat, scheinen nicht gerade<br />

seinen Beifall zu finden. Er kratzt sich im Nacken: »Ich<br />

glaube es dir, aber mit Vorbehalt. Und jetzt will ich nach<br />

Hause.« Ich schaue ihn an. Obwohl er seine Verstörung<br />

zu verbergen versucht, ist ihm anzumerken, wie sehr ihm<br />

der Moment zu schaffen macht. Er ist voller Unruhe,<br />

Schweiß steht auf seiner Stirn. Der Anblick dieses kurz<br />

vor der Panik stehenden Menschen geht mir durch Mark<br />

und Bein.<br />

<strong>Da</strong>s Bedürfnis, nach Hause zu gehen, gehört zum Krankheitsbild.<br />

Ich erkläre es mir so, dass ein an Demenz erkrankter<br />

Mensch aufgrund seiner inneren Zerrüttung das<br />

Gefühl der Geborgenheit verloren hat und sich an einen<br />

Platz sehnt, an dem er diese Geborgenheit wieder erfährt.<br />

<strong>Da</strong> je<strong>doch</strong> das Gefühl der Irritation auch an den vertrautesten<br />

Orten nicht vergeht, scheidet selbst das eigene Bett<br />

als mögliches Zuhause aus. Um es mit Marcel Proust zu<br />

sagen, die wahren Paradiese sind die, die man verloren<br />

hat. Ortswechsel, egal wohin, bewirken in solch einem<br />

Fall keine Besserung, es sei denn durch die bloße Ablenkung,<br />

die man aber genauso gut, wenn nicht besser, durch


Singen erreicht. Singen ist lustiger, demente Menschen<br />

singen gern. Singen ist et<strong>was</strong> Emotionales, ein Zuhause<br />

außerhalb der greifbaren Welt.<br />

Apropos Singen: Oft heißt es, an Demenz erkrankte<br />

Menschen seien wie kleine Kinder - kaum ein Text zum<br />

Thema, der auf diese Metapher verzichtet; und das ist<br />

ärgerlich. Denn man kann sich unmöglich zu einem Kind<br />

zurückentwickeln, da es zum Wesen des Kindes gehört,<br />

dass es sich nach vorn entwickelt. Kinder erwerben<br />

Fähigkeiten, Demenzkranke verlieren Fähigkeiten. Der<br />

Umgang mit Kindern schärft den Blick für Fortschritte,<br />

der Umgang mit Demenzkranken den Blick für Verlust.<br />

Die Wahrheit ist, das Alter gibt nichts zurück, es ist eine<br />

Rutschbahn, und die größte Sorge, die es einem machen<br />

kann, ist die, dass es zu lange dauert. Ein SO neugieriger<br />

Mensch, dass er alles gesehen haben muss, <strong>war</strong> auch<br />

mein Vater nie.<br />

Ich schalte den CD-Player ein. Meine Schwester hat für<br />

solche Zwecke eine Edition mit sogenanntem Liedgut<br />

gekauft. Hoch auf dem gelben Wagen und dergleichen.<br />

Oft funktioniert der Trick. Wir trällern eine halbe Stunde<br />

lang, der alte Mann legt sich zwischendurch so sehr ins<br />

Zeug, dass ich lachen muss. Mein Vater lässt sich anstecken,<br />

und da es ohnehin an der Zeit ist, nutze ich den<br />

Moment und laviere ihn nach oben in sein Schlafzimmer.<br />

Er ist jetzt in guter Stimmung, obwohl es mit dem<br />

Überblick über Zeit, Raum und Ereignisse <strong>noch</strong> immer<br />

schlecht steht; aber das bereitet ihm im Moment kein<br />

Kopfzerbrechen. Nicht siegen, überstehen ist alles, denke<br />

ich und bin von diesem Tag mittlerweile mindestens<br />

ebenso erschöpft wie mein Gegenüber. Ich weise meinen<br />

Vater an, <strong>was</strong> er zu tun hat, bis er in seinem Pyjama<br />

steckt. Er schlüpft von selbst unter die Decke und sagt:<br />

»Hauptsache, ich habe einen Platz zum Schlafen.« Er<br />

blickt um sich, hebt die Hand und grüßt jemanden, der<br />

nur für ihn vorhanden ist: »Man kann es hier schon aushalten.<br />

Es ist eigentlich ganz nett hier«, sagt er.<br />

Mal sehen, <strong>was</strong> als nächstes kommt.


Synopse zur Verordnung über niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote für Pflegebedürftige (HBPfVO) vom 22. Juli 2003,<br />

Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />

Bisher gültige Fassung Aktuelle Fassung. Änderung der<br />

Verordnung vom 9. Dezember 2008<br />

Verordnung<br />

über niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote<br />

für Pflegebedürftige (HBPfVO)<br />

Vom 22. Juli 2003<br />

Auf Grund des § 45b Abs. 3 Satz 2 und des §<br />

45c Abs. 6 Satz 4 des Sozialgesetzbuches<br />

Elftes Buch -<br />

Soziale Pflegeversicherung - (SGB XI) vom<br />

26. Mai 1994 (BGBl. I S. 1014), zuletzt<br />

geändert durch Gesetz<br />

vom 23. Dezember 2002 (BGBl I S. 4637),<br />

wird verordnet:<br />

Teil A<br />

Anerkennung niedrigschwelliger<br />

Hilfe- und Betreuungsangebote<br />

§ 1<br />

Zuständige Behörde<br />

(1) Zuständige Behörde für die Anerkennung<br />

niedrigschwelliger Betreuungsangebote nach<br />

§ 45b Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 4 SGB XI und von Agenturen zur<br />

Beratung und Vermittlung von<br />

Betreuungsleistungen für Pflegebedürftige<br />

und der sie Pflegenden ist die<br />

Bezirksregierung Düsseldorf.<br />

(2) Die zuständige Behörde erstellt und<br />

aktualisiert regelmäßig die Liste der in<br />

Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> im<br />

Sinne dieser Verordnung anerkannten<br />

Betreuungsangebote. Sie stellt den<br />

nordrhein-westfälischen Landesverbänden<br />

der Pflegekassen, dem Verband der privaten<br />

Krankenversicherung e.V., den Kreisen und<br />

kreisfreien Städten sowie den für die<br />

Beratung nach dem Gesetz zur Umsetzung<br />

des Pflegeversicherungsgesetzes<br />

(Landespflegegesetz NRW - PfG NW) vom<br />

19. März 1996 (GV. NRW. S. 137), zuletzt<br />

geändert durch Gesetz vom 8. Juli 2003 (GV.<br />

NRW. S. 380), zuständigen Stellen jeweils<br />

zum 1. Januar und zum 1. Juli eines Jahres<br />

Verordnung<br />

über niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote<br />

für Pflegebedürftige (HBPfVO)<br />

Vom 22. Juli 2003 (Fn 1)<br />

Auf Grund des § 45b Abs. 3 Satz 2 und des<br />

§ 45c Abs. 6 Satz 4 des<br />

Sozialgesetzbuches Elftes Buch - Soziale<br />

Pflegeversicherung - (SGB XI) vom 26. Mai<br />

1994 (BGBl. I S. 1014), zuletzt geändert<br />

durch Gesetz vom 23. Dezember 2002<br />

(BGBl I S. 4637), wird verordnet:<br />

Teil A<br />

Anerkennung niedrigschwelliger<br />

Hilfe- und Betreuungsangebote<br />

§ 1 (Fn 3)<br />

Zuständige Behörde<br />

(1) Zuständige Behörde für die<br />

Anerkennung niedrigschwelliger<br />

Betreuungsangebote nach § 45b Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 4 SGB XI und von Agenturen zur<br />

Beratung und Vermittlung von<br />

Betreuungsleistungen für Pflegebedürftige<br />

und der sie Pflegenden ist die<br />

Bezirksregierung Düsseldorf.<br />

(2) Die zuständige Behörde erstellt und<br />

aktualisiert regelmäßig die Liste der in<br />

Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> im Sinne dieser<br />

Verordnung anerkannten<br />

Betreuungsangebote. Sie stellt den nordrhein<br />

westfälischen Landesverbänden der<br />

Pflegekassen, dem Verband der privaten<br />

Krankenversicherung e.V., den Kreisen und<br />

kreisfreien Städten sowie den für die<br />

Beratung nach dem Gesetz zur Umsetzung<br />

des Pflegeversicherungsgesetzes<br />

(Landespflegegesetz NRW - PfG NW) vom<br />

19. März 1996 (GV. NRW. S. 137), zuletzt<br />

geändert durch Gesetz vom 8. Juli 2003 (GV.<br />

NRW. S. 380), zuständigen Stellen jeweils<br />

zum 1. Januar und zum 1. Juli eines Jahres<br />

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die aktuelle Liste der Betreuungsangebote<br />

zur Verfügung.<br />

§ 2<br />

Niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote<br />

(1) Niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />

sind Angebote, in denen Helferinnen und<br />

Helfer unter fachlicher Anleitung die<br />

Betreuung von Pflegebedürftigen mit<br />

erheblichem Bedarf an allgemeiner<br />

Beaufsichtigung und Betreuung in Gruppen<br />

oder im häuslichen Bereich übernehmen<br />

sowie pflegende Angehörige entlasten und<br />

beratend unterstützen.<br />

(2) Als niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote gem. § 45b Abs. 1 Satz<br />

3 Nr. 4 SGB XI können<br />

auf schriftlichen Antrag insbesondere<br />

anerkannt werden:<br />

1. Betreuungsgruppen für Menschen mit<br />

demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, mit<br />

geistigen Behinderungen oder psychischen<br />

Erkrankungen,<br />

2. Helferinnen- und Helferkreise zur<br />

stundenweisen Entlastung pflegender<br />

Angehöriger im häuslichen Bereich,<br />

3. Tagesbetreuung in Kleingruppen,<br />

4. Einzelbetreuung durch anerkannte<br />

Helferinnen und Helfer,<br />

5. familienentlastende und<br />

familienunterstützende Dienste,<br />

6. Agenturen zur Beratung und Vermittlung<br />

von Betreuungsleistungen für<br />

Pflegebedürftige<br />

und der sie Pflegenden sowie<br />

7. andere niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote, die Personen mit<br />

eingeschränkter Alltagskompetenz<br />

in der eigenen Häuslichkeit oder in<br />

Angeboten betreuten Wohnens<br />

ein selbständiges Leben ermöglichen und die<br />

pflegenden Angehörigen entlasten.<br />

die aktuelle Liste der Betreuungsangebote zu<br />

Verfügung.<br />

§ 2 (Fn 5)<br />

Niedrigschwellige<br />

Hilfe- und Betreuungsangebote<br />

(1) Niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />

sind Angebote, in denen Helferinnen und<br />

Helfer unter fachlicher Anleitung die<br />

Betreuung von Pflegebedürftigen mit<br />

erheblichem Bedarf an allgemeiner<br />

Beaufsichtigung und Betreuung in Gruppen<br />

oder im häuslichen Bereich übernehmen<br />

sowie pflegende Angehörige entlasten und<br />

beratend unterstützen.<br />

(2) Als niedrigschwellige Hilfe- und<br />

Betreuungsangebote gem. § 45b Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 4 SGB XI können auf schriftlichen<br />

Antrag insbesondere anerkannt werden:<br />

1. Betreuungsgruppen für Menschen mit<br />

demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, mit<br />

geistigen Behinderungen oder psychischen<br />

Erkrankungen,<br />

2. Helferinnen- und Helferkreise zur<br />

stundenweisen Entlastung pflegender<br />

Angehöriger im häuslichen Bereich,<br />

3. Tagesbetreuung in Kleingruppen,<br />

4. Einzelbetreuung durch anerkannte<br />

Helferinnen und Helfer,<br />

5. familienentlastende und<br />

familienunterstützende Dienste,<br />

6. Agenturen zur Beratung und<br />

Vermittlung von Betreuungsleistungen für<br />

Pflegebedürftige und der sie Pflegenden,<br />

7. andere niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote, die Personen mit<br />

eingeschränkter Alltagskompetenz in der<br />

eigenen Häuslichkeit oder in Angeboten<br />

betreuten Wohnens ein selbständiges<br />

Leben ermöglichen und die pflegenden<br />

Angehörigen entlasten,<br />

8. Einzelfallbetreuung im Rahmen der<br />

Nachbarschaftshilfe unter der<br />

Voraussetzung, dass ein Pflegekurs nach<br />

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§ 3<br />

Voraussetzungen für die Anerkennung<br />

(1) Grundsätzliche Voraussetzungen für die<br />

Anerkennung niedrigschwelliger<br />

Betreuungsangebote, deren<br />

Einhaltung bei der Antragstellung<br />

nachgewiesen werden müssen, sind<br />

1. die inhaltliche Beschreibung des<br />

Betreuungsangebotes, der<br />

Qualitätssicherung, der<br />

fachlichen Begleitung und Unterstützung der<br />

ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer<br />

durch eine Fachkraft sowie Angaben zur<br />

Regelmäßigkeit, <strong>Da</strong>uer und den Preisen der<br />

Angebote. Als Fachkräfte gelten<br />

insbesondere Krankenschwestern und -<br />

pfleger, Kinderkrankenschwestern<br />

und -pfleger, Altenpflegerinnen und -pfleger,<br />

Heilpädagoginnen und -pädagogen,<br />

Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger,<br />

Sozialarbeiterinnen und Sozialabeiter sowie<br />

Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen<br />

mit einschlägiger Berufserfahrung. Bei der<br />

Betreuung von Behinderten können auch<br />

Ergotherapeutinnen und -therapeuten<br />

Anleitungsfunktionen übernehmen.<br />

2. der Nachweis eines angemessenen<br />

Versicherungsschutzes für Schäden, die die<br />

ehrenamtlich<br />

tätigen Betreuungspersonen im Rahmen<br />

ihrer Betreuungstätigkeit verursachen<br />

oder erleiden.<br />

3. die Verpflichtung der Antragstellenden, der<br />

zuständigen Behörde jeweils bis 31. März<br />

einen standardisierten formularmäßigen<br />

Tätigkeitsbericht für das vorangegangene<br />

Kalenderjahr vorzulegen, der insbesondere<br />

Auskunft über die Zahl und die Art der<br />

übernommenen Betreuungen sowie über die<br />

eingesetzten haupt- und ehrenamtlichen<br />

Kräfte gibt.<br />

4. die Verpflichtung der Antragsstellenden,<br />

der zuständigen Behörde jederzeit die<br />

erbetenen Auskünfte im Zusammenhang mit<br />

§ 45 SGB XI absolviert wurde sowie<br />

9. weitere Gruppen ehrenamtlich tätiger<br />

Personen sowie Selbsthilfegruppen gemäß<br />

§ 45d Abs. 1 Nr. 1 und 2 SGB XI.<br />

§ 3 (Fn 5)<br />

Voraussetzungen für die Anerkennung<br />

(1) Grundsätzliche Voraussetzungen für die<br />

Anerkennung niedrigschwelliger<br />

Betreuungsangebote, deren Einhaltung bei<br />

der Antragstellung nachgewiesen werden<br />

müssen, sind<br />

1. die inhaltliche Beschreibung des<br />

Betreuungsangebotes, der<br />

Qualitätssicherung, der fachlichen<br />

Begleitung und Unterstützung der<br />

ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer<br />

durch eine Fachkraft sowie Angaben zur<br />

Regelmäßigkeit, <strong>Da</strong>uer und den Preisen der<br />

Angebote. Als Fachkräfte gelten<br />

insbesondere Krankenschwestern und -<br />

pfleger, Kinderkrankenschwestern und -<br />

pfleger, Altenpflegerinnen und -pfleger,<br />

Heilpädagoginnen und -pädagogen,<br />

Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger,<br />

Sozialarbeiterinnen und Sozialabeiter sowie<br />

Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen<br />

mit einschlägiger Berufserfahrung. Bei der<br />

Betreuung von Behinderten können auch<br />

Ergotherapeutinnen und -therapeuten<br />

Anleitungsfunktionen übernehmen.<br />

2. der Nachweis eines angemessenen<br />

Versicherungsschutzes für Schäden, die die<br />

ehrenamtlich tätigen Betreuungspersonen<br />

im Rahmen ihrer Betreuungstätigkeit<br />

verursachen oder erleiden.<br />

3. die Verpflichtung der Antragstellenden,<br />

der zuständigen Behörde jeweils bis 31.<br />

März einen standardisierten<br />

formularmäßigen Tätigkeitsbericht für das<br />

vorangegangene Kalenderjahr vorzulegen,<br />

der insbesondere Auskunft über die Zahl<br />

und die Art der übernommenen<br />

Betreuungen sowie über die eingesetzten<br />

haupt- und ehrenamtlichen Kräfte gibt.<br />

4. die Verpflichtung der Antragsstellenden,<br />

der zuständigen Behörde jederzeit die<br />

erbetenen Auskünfte im Zusammenhang mit<br />

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dem Verfahren zur Anerkennung und ihrer<br />

Aufrechterhaltung zu erteilen.<br />

(2) Weitere Voraussetzungen für die<br />

Anerkennung sind,<br />

1. dass die Betreuungsgruppen im Sinne des<br />

§ 2 Abs. 2 Nr. 1<br />

a) bei der Gruppenarbeit von einer Fachkraft<br />

mit psychiatrischer, gerontopsychiatrischer<br />

oder heilpädagogischer Berufserfahrung von<br />

mindestens 2 Jahren, die sie in den<br />

letzten 5 Jahren erworben haben, unterstützt<br />

und angeleitet werden,<br />

b) ihre Arbeit unter Mitwirkung von fachlich<br />

geschulten und angeleiteten ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfern durchführen,<br />

c) jeweils mindestens vier und höchstens<br />

neun zu Betreuende haben und das<br />

Verhältnis von Betreuungspersonen zu<br />

Pflegebedürftigen sich am Grad des<br />

jeweiligen Hilfebedarfes orientiert, eine<br />

Betreuungsperson je<strong>doch</strong> nicht mehr als drei<br />

Pflegebedürftige betreut,<br />

d) über eine angemessene Zahl und Größe<br />

von Aufenthalts- und Ruheräumen für die<br />

Betreuung der Pflegebedürftigen sowie<br />

ausreichende sanitäre Anlagen verfügen,<br />

2. dass die eingesetzten ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfer durch eine<br />

Qualifizierung von mindestens<br />

30 Unterrichtsstunden auf die Arbeit mit den<br />

Pflegebedürftigen vorbereitet und durch<br />

kontinuierliche<br />

Fortbildung und Praxisbegleitung bei ihrer<br />

Arbeit unterstützt werden. Die<br />

Qualifizierungs-, Fortbildungs und<br />

Begleitungsmaßnahmen müssen<br />

insbesondere folgende Inhalte<br />

berücksichtigen:<br />

a) Basiswissen über Krankheitsbilder,<br />

Behandlungsformen und Pflege der zu<br />

betreuenden Menschen,<br />

b) allgemeine Situation der pflegenden<br />

Personen einschließlich des sozialen<br />

Umfeldes,<br />

dem Verfahren zur Anerkennung und ihrer<br />

Aufrechterhaltung zu erteilen.<br />

(2) Weitere Voraussetzungen für die<br />

Anerkennung sind,<br />

1. dass die Betreuungsgruppen im Sinne<br />

des § 2 Abs. 2 Nr. 1<br />

a) bei der Gruppenarbeit von einer<br />

Fachkraft mit psychiatrischer,<br />

gerontopsychiatrischer oder<br />

heilpädagogischer Berufserfahrung von<br />

mindestens 2 Jahren, die sie in den letzten<br />

5 Jahren erworben haben, unterstützt und<br />

angeleitet werden,<br />

b) ihre Arbeit unter Mitwirkung von fachlich<br />

geschulten und angeleiteten ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfern durchführen,<br />

c) jeweils mindestens vier und höchstens<br />

neun zu Betreuende haben und das<br />

Verhältnis von Betreuungspersonen zu<br />

Pflegebedürftigen sich am Grad des<br />

jeweiligen Hilfebedarfes orientiert, eine<br />

Betreuungsperson je<strong>doch</strong> nicht mehr als<br />

drei Pflegebedürftige betreut,<br />

d) über eine angemessene Zahl und Größe<br />

von Aufenthalts- und Ruheräumen für die<br />

Betreuung der Pflegebedürftigen sowie<br />

ausreichende sanitäre Anlagen verfügen,<br />

2. dass die eingesetzten ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfer durch eine<br />

Qualifizierung von mindestens 30<br />

Unterrichtsstunden auf die Arbeit mit den<br />

Pflegebedürftigen vorbereitet und durch<br />

kontinuierliche Fortbildung und<br />

Praxisbegleitung bei ihrer Arbeit unterstützt<br />

werden. Die Qualifizierungs-, Fortbildungs-<br />

und Begleitungsmaßnahmen müssen<br />

insbesondere folgende Inhalte<br />

berücksichtigen:<br />

a) Basiswissen über Krankheitsbilder,<br />

Behandlungsformen und Pflege der zu<br />

betreuenden Menschen,<br />

b) allgemeine Situation der pflegenden<br />

Personen einschließlich des sozialen<br />

Umfeldes,<br />

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c) Umgang mit Erkrankten, insbesondere<br />

Erwerb von Handlungskompetenz im<br />

Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten,<br />

Aggressionen und Widerständen,<br />

d) Methoden und Möglichkeiten der<br />

Betreuung und Beschäftigung sowie<br />

e) Kommunikation und Gesprächsführung.<br />

Ehrenamtlichen Betreuungspersonen, die<br />

über Berufserfahrung von mindestens 2<br />

Jahren, die sie in den<br />

letzten 5 Jahren erworben haben, verfügen,<br />

ist die Teilnahme an der Qualifizierung<br />

freigestellt.<br />

§ 4<br />

Wirkung der Anerkennung<br />

Die Anerkennung begründet einen Anspruch<br />

des Leistungserbringers auf Aufnahme in das<br />

Verzeichnis der anerkannten<br />

niedrigschwelligen Angebote und ermöglicht<br />

die Erbringung von Betreuungsleistungen im<br />

Sinne des § 45b Abs. 1 SGB XI. Sie<br />

begründet keinen Anspruch auf öffentliche<br />

Förderung.<br />

§ 5<br />

Widerruf der Anerkennung<br />

(1) Soweit Voraussetzungen der §§ 2 oder 3<br />

nicht mehr vorliegen, hat der Träger des<br />

Betreuungsangebotes dies unverzüglich der<br />

für die Anerkennung zuständigen Behörde<br />

mitzuteilen.<br />

(2) Werden Voraussetzungen der §§ 2 oder 3<br />

nicht oder nicht mehr erfüllt, ist die<br />

Anerkennung durch die zuständige Behörde<br />

unverzüglich zu widerrufen.<br />

(3) Die nordrhein-westfälischen<br />

c) Umgang mit Erkrankten, insbesondere<br />

Erwerb von Handlungskompetenz im<br />

Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten,<br />

Aggressionen und Widerständen,<br />

d) Methoden und Möglichkeiten der<br />

Betreuung und Beschäftigung sowie<br />

e) Kommunikation und Gesprächsführung.<br />

Ehrenamtlichen Betreuungspersonen, die<br />

über Berufserfahrung von mindestens 2<br />

Jahren, die sie in den letzten 5 Jahren<br />

erworben haben, verfügen, ist die<br />

Teilnahme an der Qualifizierung freigestellt.<br />

(3) Wird die Betreuungsleistung als<br />

Einzelfallhilfe entsprechend § 2 Abs. 2 Nr. 8<br />

erbracht, ist der Nachweis über die<br />

Teilnahme an einem Pflegekurs nach § 45<br />

SGB XI Voraussetzung für die<br />

Anerkennung. Die Anerkennung dieses<br />

Betreuungsangebotes im Einzelfall erfolgt<br />

durch die zuständige Pflegekasse.<br />

§ 4<br />

Wirkung der Anerkennung<br />

Die Anerkennung begründet einen<br />

Anspruch des Leistungserbringers auf<br />

Aufnahme in das Verzeichnis der<br />

anerkannten niedrigschwelligen Angebote<br />

und ermöglicht die Erbringung von<br />

Betreuungsleistungen im Sinne des § 45b<br />

Abs. 1 SGB XI. Sie begründet keinen<br />

Anspruch auf öffentliche Förderung.<br />

§ 5<br />

Widerruf der Anerkennung<br />

(1) Soweit Voraussetzungen der §§ 2 oder 3<br />

nicht mehr vorliegen, hat der Träger des<br />

Betreuungsangebotes dies unverzüglich der<br />

für die Anerkennung zuständigen Behörde<br />

mitzuteilen.<br />

(2) Werden Voraussetzungen der §§ 2 oder<br />

3 nicht oder nicht mehr erfüllt, ist die<br />

Anerkennung durch die zuständige Behörde<br />

unverzüglich zu widerrufen.<br />

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Landesverbände der Pflegekassen, der<br />

Verband der privaten Krankenversicherung<br />

e.V., die Kreise und kreisfreien Städte im<br />

Einzugsbereich des Betreuungsangebotes<br />

sowie die Beratungsstellen nach § 4 PfG NW<br />

sind von der zuständigen Behörde<br />

unverzüglich über den Widerruf der<br />

Anerkennung zu unterrichten.<br />

Teil B<br />

Verfahren zur Förderung<br />

von Modellvorhaben nach § 45c SGB XI<br />

§ 6<br />

Ziele der Förderung<br />

Ziel der Förderung ist die modellartige<br />

Erprobung neuer Versorgungskonzepte und<br />

Versorgungsstrukturen<br />

für Menschen mit eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz und zur Unterstützung der<br />

sie pflegenden Angehörigen.<br />

(3) Die nordrhein-westfälischen<br />

Landesverbände der Pflegekassen, der<br />

Verband der privaten Krankenversicherung<br />

e.V., die Kreise und kreisfreien Städte im<br />

Einzugsbereich des Betreuungsangebotes<br />

sowie die Beratungsstellen nach § 4 PfG<br />

NW sind von der zuständigen Behörde<br />

unverzüglich über den Widerruf der<br />

Anerkennung zu unterrichten.<br />

Teil B<br />

Verfahren zur Förderung<br />

von Modellvorhaben nach § 45c SGB XI<br />

Ziel der Förderung ist<br />

§ 6 (Fn 5)<br />

Ziele der Förderung<br />

1. die modellartige Erprobung neuer<br />

Versorgungskonzepte und<br />

Versorgungsstrukturen insbesondere für<br />

Menschen mit eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz und zur Unterrichtung<br />

der sie pflegenden Personen;<br />

2. die Gewährleistung der umfassenden<br />

Information über die Hilfeangebote für<br />

Menschen mit eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz sowie der<br />

Unterstützung bei der Auswahl und<br />

Vermittlung der erforderlichen<br />

Betreuungsleistungen durch regionale<br />

Demenzserviceagenturen durch Land und<br />

Pflegekassen und<br />

3. der Aufbau und die Sicherstellung von<br />

Agenturen zur Vermittlung von<br />

Betreuungsleistungen und Hilfen zum<br />

Verbleib insbesondere demenzkranker<br />

Menschen in ihrer Wohnung und im<br />

Wohnumfeld (z.B. durch Anpassung der<br />

Wohnung und des Wohnumfeldes, durch<br />

von ehrenamtlichen oder von<br />

bürgerschaftlich engagierten Menschen<br />

getragene niedrigschwellige Hilfeangebote<br />

im Wohnquartier sowie Weiterentwicklung<br />

und Anpassung der Wohnungsangebote<br />

für demenzkranke Menschen durch<br />

Kooperation mit den Anbietern von<br />

Wohnraum) durch Kommunen und<br />

Pflegekassen.<br />

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§ 7<br />

Antragstellung<br />

(1) Anträge auf Förderung aus Landesmitteln<br />

sind bei der Bezirksregierung Düsseldorf zu<br />

stellen. Die Entscheidung über die Förderung<br />

wird im Einvernehmen mit dem für die<br />

Pflegeversicherung zuständigen<br />

Ministerium und den nordrhein-westfälischen<br />

Landesverbänden der Pflegekassen und<br />

dem Verband der privaten<br />

Krankenversicherung e.V. von der<br />

Bezirksregierung Düsseldorf getroffen.<br />

(2) Den Anträgen auf Förderung ist eine<br />

Stellungnahme des Kreises oder der<br />

kreisfreien Stadt beizufügen,<br />

in dem oder der das Projekt durchgeführt<br />

werden soll, die Aussagen zur Bedeutung<br />

des jeweiligen Projektes für die örtliche<br />

Angebotsstruktur enthält.<br />

(3) Die Antragstellenden sind verpflichtet,<br />

sich an Maßnahmen der wissenschaftlichen<br />

Begleitung und der Auswertung gemäß § 45c<br />

Abs. 4 SGB XI zu beteiligen und die hierzu<br />

von der zuständigen Behörde nach Absatz 1<br />

oder einer anderen von dem für die<br />

Pflegeversicherung zuständigen Ministerium<br />

benannten Stelle festgelegten Anforderungen<br />

zu erfüllen. Die Übermittlung<br />

personenbezogener <strong>Da</strong>ten ist nur mit<br />

Einwilligung der Betroffenen oder der<br />

gesetzlichen Vertretung zulässig.<br />

§ 8<br />

Förderung<br />

(1) Grundsätzlich förderfähig sind auf<br />

schriftlichen Antrag<br />

1. Modellvorhaben sowie<br />

2. die wissenschaftliche Begleitung und<br />

Auswertung der Arbeit der Hilfeangebote<br />

gemäß § 2 Abs. 2 und<br />

von Modellprojekten gemäß § 6.<br />

§ 7 (Fn 4)<br />

Antragstellung<br />

(1) Anträge auf Förderung sind bei der<br />

Bezirksregierung Düsseldorf zu stellen. Die<br />

Entscheidung über die Förderung wird im<br />

Einvernehmen mit dem für die<br />

Pflegeversicherung zuständigen Ministerium<br />

und den nordrhein-westfälischen<br />

Landesverbänden der Pflegekassen und<br />

dem Verband der privaten<br />

Krankenversicherung e.V. von der<br />

Bezirksregierung Düsseldorf getroffen.<br />

(2) Den Anträgen auf Förderung ist eine<br />

Stellungnahme des Kreises oder der<br />

kreisfreien Stadt beizufügen, in dem oder<br />

der das Projekt durchgeführt werden soll,<br />

die Aussagen zur Bedeutung des jeweiligen<br />

Projektes für die örtliche Angebotsstruktur<br />

enthält.<br />

(3) Die Antragstellenden sind verpflichtet,<br />

sich an Maßnahmen der wissenschaftlichen<br />

Begleitung und der Auswertung gemäß §<br />

45c Abs. 4 SGB XI sowie an der<br />

Überprüfung der Wirksamkeit ihrer<br />

Konzepte und Maßnahmen zur<br />

Qualitätssicherung gemäß § 45c Abs. 3<br />

Sätze 3 und 4 SGB XI zu beteiligen und die<br />

hierzu von der zuständigen Behörde nach<br />

Absatz 1 oder einer anderen von dem für<br />

die Pflegeversicherung zuständigen<br />

Ministerium benannten Stelle festgelegten<br />

Anforderungen zu erfüllen. Die Übermittlung<br />

personenbezogener <strong>Da</strong>ten ist nur mit<br />

Einwilligung der Betroffenen oder der<br />

gesetzlichen Vertretung zulässig.<br />

§ 8 (Fn 5)<br />

Förderung<br />

(1) Grundsätzlich förderfähig sind auf<br />

schriftlichen Antrag<br />

1. Maßnahmen gemäß § 6 sowie<br />

2. die wissenschaftliche Begleitung und<br />

Auswertung der Arbeit der Hilfeangebote<br />

gemäß § 2 Abs. 2 und von Modellprojekten<br />

Seite 7 von 10


(2) Die Förderung erfolgt als<br />

Projektförderung in Form eines Zuschusses.<br />

Gefördert werden können Personalkosten<br />

für hauptamtliche Mitarbeiter und<br />

Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche<br />

Helfer sowie Sachkosten, die aus der<br />

Koordination und Organisation der Hilfen und<br />

der fachlichen Anleitung, Schulung und<br />

Fortbildung der Helfenden, der<br />

kontinuierlichen fachlichen Begleitung und<br />

Unterstützung durch Fachkräfte innerhalb<br />

des Bewilligungszeitraumes entstehen,<br />

soweit diese Kosten nicht bereits anderweitig<br />

gefördert oder durch den Betreuungsbetrag<br />

nach § 45b SGB XI refinanziert sind. Der<br />

Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und<br />

Sparsamkeit ist zu beachten. Die<br />

Entscheidung über die Förderung erfolgt<br />

nach pflichtgemäßem Ermessen im Rahmen<br />

der zur Verfügung stehenden Fördermittel<br />

gemäß § 45c Abs. 1 und 2 SGB XI und der<br />

zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel<br />

des Landes. Ein Rechtsanspruch auf die<br />

Gewährung von Fördermitteln besteht nicht.<br />

(3) Die zuständige Behörde hat nach<br />

pflichtgemäßem Ermessen die Trägervielfalt<br />

sowie eine gleichmäßige regionale Verteilung<br />

der Fördermittel zu berücksichtigen. Sie<br />

unterrichtet den Kreis oder die kreisfreie<br />

Stadt, in dem oder in der das Projekt<br />

durchgeführt wird, über die Bewilligung von<br />

Fördermitteln.<br />

(4) Sofern eine Förderung erfolgt, erhalten<br />

die Träger einen Zuschuss aus<br />

Landesmitteln gemäß dem<br />

jeweiligen Haushaltsplan.<br />

§ 9<br />

<strong>Da</strong>uer der Förderung<br />

Die Förderung der Modellvorhaben ist in der<br />

Regel auf maximal drei Jahre begrenzt. Sie<br />

kann in Ausnahmefällen insgesamt bis zu<br />

fünf Kalenderjahre erfolgen.<br />

§ 10<br />

Beteiligung der Pflegeversicherung<br />

Die Bezirksregierung Düsseldorf informiert<br />

das Bundesversicherungsamt über<br />

Entscheidungen nach § 7 und die Höhe der<br />

gemäß § 6.<br />

(2) Die Förderung erfolgt als<br />

Projektförderung in Form eines Zuschusses.<br />

Gefördert werden können Personalkosten<br />

für hauptamtliche Mitarbeiter und<br />

Aufwandsentschädigungen für<br />

ehrenamtliche Helfer sowie Sachkosten, die<br />

aus der Koordination und Organisation der<br />

Hilfen und der fachlichen Anleitung,<br />

Schulung und Fortbildung der Helfenden,<br />

der kontinuierlichen fachlichen Begleitung<br />

und Unterstützung durch Fachkräfte<br />

innerhalb des Bewilligungszeitraumes<br />

entstehen, soweit diese Kosten nicht bereits<br />

anderweitig gefördert oder durch den<br />

Betreuungsbetrag nach § 45b SGB XI<br />

refinanziert sind. Der Grundsatz der<br />

Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ist zu<br />

beachten. Die Entscheidung über die<br />

Förderung erfolgt nach pflichtgemäßem<br />

Ermessen im Rahmen der zur Verfügung<br />

stehenden Fördermittel gemäß § 45c Abs. 1<br />

und 2 SGB XI und der zur Verfügung<br />

stehenden Haushaltsmittel des Landes. Ein<br />

Rechtsanspruch auf die Gewährung von<br />

Fördermitteln besteht nicht.<br />

(3) Die zuständige Behörde hat nach<br />

pflichtgemäßem Ermessen die Trägervielfalt<br />

sowie eine gleichmäßige regionale<br />

Verteilung der Fördermittel zu<br />

berücksichtigen. Sie unterrichtet den Kreis<br />

oder die kreisfreie Stadt, in dem oder in der<br />

das Projekt durchgeführt wird, über die<br />

Bewilligung von Fördermitteln.<br />

(4) Sofern eine Förderung erfolgt, erhalten<br />

die Träger einen Zuschuss gemäß § 45c<br />

Abs. 2 Satz 2 SGB XI.<br />

§ 9 (Fn 5<br />

<strong>Da</strong>uer der Förderung<br />

Die Förderung der Modellvorhaben nach § 6<br />

Nr. 1 ist in der Regel auf maximal drei Jahre<br />

begrenzt. Sie kann in Ausnahmefällen<br />

insgesamt bis zu fünf Kalenderjahre<br />

erfolgen.<br />

§ 10 (Fn 3)<br />

Beteiligung der Pflegeversicherung<br />

Die Bezirksregierung Düsseldorf informiert<br />

Seite 8 von 10


zugesagten Fördermittel des Landes. Die<br />

Auszahlung der Mittel der sozialen und<br />

privaten Pflegeversicherung durch das<br />

Bundesversicherungsamt erfolgt<br />

entsprechend der Vereinbarung gemäß<br />

§ 45c Abs. 7 SGB XI. Die Fördermittel<br />

werden jeweils für ein Kalenderjahr<br />

ausgezahlt.<br />

§ 11<br />

In-Kraft-Treten,<br />

Außer-Kraft-Treten<br />

Diese Verordnung tritt am Tage nach der<br />

Verkündung in Kraft und mit Ablauf des<br />

Jahres 2008 außer Kraft.<br />

Düsseldorf, den 22. Juli 2003<br />

Die Landesregierung<br />

Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />

Der Ministerpräsident<br />

Peer S t e i n b r ü c k<br />

Mit dem zweiten Gesetz zur Straffung der<br />

Behördenstruktur in Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />

vom 30. Oktober<br />

2007, verkündet im Gesetz- und<br />

Verordnungsblatt NRW am 20.11.2007<br />

wurde auch die<br />

HBPfVO in Artikel 24 geändert. Die<br />

Änderung tritt zum 01.01.2008 in Kraft.<br />

Der Gesetzestext läutet wie folgt:<br />

Artikel 24<br />

Die Verordnung über niedrigschwellige<br />

Hilfe- und Betreuungsangebote für<br />

Pflegebedürftige<br />

(HBPfVO) vom 22. Juli 2003 (GV. NRW. S.<br />

432) wird wie folgt geändert:<br />

1. In § 1 Abs. 1 werden die Wörter „das<br />

Versorgungsamt“ durch die Wörter „die<br />

Bezirksregierung“ ersetzt.<br />

2. In § 7 Abs. 1 werden die Wörter „ beim<br />

Versorgungsamt“ durch die Wörter „bei der<br />

Bezirksregierung“ ersetzt.<br />

3. In § 10 werden die Wörter „<strong>Da</strong>s<br />

Versorgungsamt“ durch die Wörter „Die<br />

Bezirksregierung“ ersetzt.<br />

das Bundesversicherungsamt über<br />

Entscheidungen nach § 7 und die Höhe der<br />

zugesagten Fördermittel des Landes. Die<br />

Auszahlung der Mittel der sozialen und<br />

privaten Pflegeversicherung durch das<br />

Bundesversicherungsamt erfolgt<br />

entsprechend der Vereinbarung gemäß §<br />

45c Abs. 7 SGB XI. Die Fördermittel werden<br />

jeweils für ein Kalenderjahr ausgezahlt.<br />

§ 11 (Fn 5)<br />

In-Kraft-Treten,<br />

Außer-Kraft-Treten<br />

Diese Verordnung tritt am Tage nach der<br />

Verkündung in Kraft und mit Ablauf des<br />

Jahres 2013 außer Kraft (Fn 2).<br />

Fn<br />

1<br />

Fn<br />

2<br />

Fn<br />

3<br />

Fn<br />

4<br />

Fn<br />

5<br />

Die Landesregierung<br />

Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />

Der Ministerpräsident<br />

Die Ministerin<br />

für Gesundheit, Soziales,<br />

Frauen und Familie<br />

GV. NRW. 2003 S. 432; in Kraft<br />

getreten am 7. August 2003;<br />

geändert durch Artikel 24 des<br />

Zweiten Gesetzes zur Straffung der<br />

Behördenstruktur vom 30.10.2007<br />

(GV. NRW. S. 482), in Kraft<br />

getreten am 1. Januar 2008; VO<br />

vom 9. Dezember 2008 (GV. NRW.<br />

S. 835), in Kraft getreten am 20.<br />

Dezember 2008.<br />

GV. NRW. ausgegeben am 6.<br />

August 2003.<br />

§ 1 und 10 geändert durch Artikel<br />

24 des Gesetzes vom 30.10.2007<br />

(GV. NRW. S. 482), in Kraft<br />

getreten am 1. Januar 2008.<br />

§ 7 zuletzt geändert durch VO vom<br />

9. Dezember 2008 (GV. NRW. S.<br />

835), in Kraft getreten am 20.<br />

Dezember 2008.<br />

§ 2, § 3, § 8, § 9 und § 11 geändert<br />

sowie § 6 neu gefasst durch VO<br />

vom 9. Dezember 2008 (GV. NRW.<br />

S. 835), in Kraft getreten am 20.<br />

Dezember 2008.<br />

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Projektskizze April 2007<br />

UnterstützungsNetzwerk Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong><br />

Menschen mit Demenz ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />

Projekt des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong><br />

zur Verbesserung der häuslichen Versorgung<br />

durch Angebote der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit<br />

in Verbindung mit ehrenamtlicher Tätigkeit<br />

Bearbeitung:<br />

Referat Ambulante Pflege<br />

Diakonisches Werk <strong>Westfalen</strong><br />

Friesenring 32/34<br />

48147 Münster


Inhaltsverzeichnis<br />

I. Vorbemerkung ........................................................................................................ 3<br />

II. Projektidee .............................................................................................................. 3<br />

III. Situationsanalyse .................................................................................................... 4<br />

1. Perspektive des Erkrankten ................................................................................. 4<br />

2. Perspektive der (pflegenden) Angehörigen .......................................................... 4<br />

3. Perspektive der ambulanten Pflegedienste .......................................................... 5<br />

4. Perspektive der Ehrenamtlichkeit ......................................................................... 5<br />

5. Perspektive der <strong>Diakonie</strong> und Kirchengemeinden ................................................ 6<br />

IV. Projektziele ............................................................................................................. 7<br />

V. Projektumsetzung ................................................................................................... 7<br />

1. Informations- und Gesprächskreise, Info-Punkt Demenz ..................................... 8<br />

2. Entwicklung niederschwelliger Betreuungsstrukturen ........................................... 9<br />

3. Förderung und Aufbau der Arbeit von Ehrenamtlichen ......................................... 9<br />

4. Schulung von Ehrenamtlichen und Angehörigen .................................................. 9<br />

5. Informationskampagne und Fachinformationen zum Thema Demenz ................. 10<br />

6. Kernarbeitsfelder ................................................................................................. 10<br />

7. Nachhaltigkeit ..................................................................................................... 11<br />

VI. Projektorganisation und Steuerung ........................................................................ 11<br />

- 2 -


Wege nicht alleine gehen:<br />

Menschen mit Demenz ehrenamtlich in der <strong>Diakonie</strong> betreuen<br />

I. Vorbemerkung<br />

Zur häuslichen Versorgung von demenzkranken Menschen legt das Diakonische Werk der<br />

Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong> einen Antrag zum Aufbau von wohnortnahen Unterstützungsstrukturen<br />

durch ehrenamtliche Betreuungskräfte vor.<br />

Die zahlenmäßige Entwicklung der Demenzerkrankungen (in Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> leben<br />

derzeit mehr als 300.000 demenziell erkrankte Menschen) und der damit verbundene<br />

individuelle Umgang erfordern eine Verbesserung der häuslichen Versorgung von Demenzkranken<br />

und eine Unterstützung der sie pflegenden Angehörigen. <strong>Da</strong>bei kommt den professionell<br />

Pflegenden und ehrenamtlich Tätigen eine tragende Rolle zu, auf die sie vorzubereiten<br />

sind.<br />

Die mit der Demenzerkrankung verbundene komplexe Lebenslage, die strukturellen Umbrüche<br />

in der Gesundheitsversorgung sowie der gesellschaftliche und familiäre Wandel stellen<br />

ambulante Pflegedienste vor eine große Herausforderung. Sie müssen auf diese Vorgänge<br />

reagieren und ihre Leistungsprofile darauf abstellen. Zu ihren Aufgaben sollte es auch gehören,<br />

die Bereitschaft und Fähigkeit zur pflegerischen Versorgung durch Familien und Ehrenamtliche<br />

innerhalb von sozialen Netzwerken zu stärken.<br />

II. Projektidee<br />

<strong>Da</strong>s Projekt UND <strong>Diakonie</strong> soll bei der Versorgung von Demenzkranken eine exemplarische<br />

Antwort von <strong>Diakonie</strong>stationen und offener Altenarbeit in Kirche und <strong>Diakonie</strong> zur Entlastung<br />

von pflegenden Angehörigen durch ehrenamtlich tätige Betreuungskräfte geben.<br />

Es wird ein ortsnahes Unterstützungssystem für demenziell erkrankte Menschen aufgebaut,<br />

in dem pflegende Angehörige, Ehrenamtliche und professionell Pflegende kooperieren. In<br />

dem damit verbundenen Prozess sollen Ehrenamtliche zum Partner für pflegende Angehörige<br />

werden. Die angestrebte Partnerschaft dient dazu, Betreuungslasten zu verteilen und<br />

Reflexionsebene für die Situation des pflegenden Angehörigen zu sein. Die Ehrenamtlichen<br />

und die pflegenden Angehörigen werden auf der Basis eines Gesamtkonzeptes modular<br />

geschult und anschließend von Fachkräften bei ihrem Einsatz begleitet. In dem Modell wird<br />

pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen nach anfangs getrennten Schulungskursen ein<br />

gemeinsamer Kommunikationsraum eröffnet, in dem eine vertrauensvolle Beziehung zwischen<br />

Ehrenamtlichen, pflegenden Angehörigen und Pflegefachkräften entsteht.<br />

Durch das zu entwickelnde Schulungsangebot sollen Ehrenamtliche und Angehörige auf die<br />

Betreuung und auf elementare Dinge im Zusammenleben mit einer erkrankten Person vorbereitet<br />

werden. <strong>Da</strong>zu gehören Verständnis für die Veränderungsprozesse, die sich bei den<br />

Betroffenen vollziehen, ebenso wie ein reflektierender Umgang mit der emotional belastenden<br />

Situation für die Pflegenden und ein verstehender Zugang zur Welt des Erkrankten.<br />

- 3 -


Erkenntnisse über die Wirkung von Pflegekursen sollen ebenso berücksichtigt werden wie<br />

die Rahmenempfehlungen des KDA für die Durchführung von Schulungskursen zur Qualifizierung<br />

freiwilliger Helferinnen und Helfer im Rahmen der Landesinitiative Demenz-Service<br />

NRW aus dem Jahr 2004.<br />

Die im doppelten Sinn schwierige Zugangsfrage, also die Ansprache von pflegenden Angehörigen<br />

Demenzkranker und die Gewinnung von ehrenamtlichen Betreuungspartnern, soll im<br />

Gemeinwesen durch Informationskampagnen gelöst werden. Über eine damit in Verbindung<br />

stehende Analyse sollen Betreuungsbedarfe frühzeitig erkannt und folgend begleitet werden,<br />

um den Verbleib der Erkrankten in ihrem gewohnten Umfeld möglichst lange zu sichern. Die<br />

zu gewinnenden drei bis vier Projektpartner sind dabei entsprechend ihrer Angebotsstruktur<br />

und ihrer Rahmenbedingungen zu unterstützen.<br />

III. Situationsanalyse<br />

1. Perspektive des Erkrankten<br />

Oft entwickelt sich eine Demenz unbemerkt, oder sie wird nicht eingestanden, ehe die<br />

Diagnose unausweichlich ist. Trotz aller damit verbundenen Belastungen sollte die verbleibende<br />

Zeit genutzt werden, um die persönlichen Angelegenheiten zu regeln und Vorsorge<br />

für die Zukunft zu treffen. Unabhängig vom individuellen Krankheitsverlauf und dessen<br />

Ursachen möchten demenziell erkrankte Menschen wie andere alte Menschen auch möglichst<br />

lange in ihrem eigenen Wohnumfeld leben. Je nach Stadium der Demenzerkrankung<br />

ist damit ein hoher Betreuungsbedarf verbunden. Er wird in der Regel vom Partner oder von<br />

Familienangehörigen geleistet.<br />

Bereits bei ersten Anzeichen für eine Erkrankung sollte fachkundige Beratung und Hilfe<br />

gesucht werden. Einerseits müssen behandelbare Erkrankungen rechtzeitig erkannt werden,<br />

andererseits sollte die Chance für eine medikamentöse Behandlung zur Verzögerung des<br />

Krankheitsverlaufes bei einer Demenz genutzt werden. Neben diesen medizinischen Aspekten<br />

müssen auch Betreuungs- und Pflegemaßnahmen im Blick sein, die in Verbindung mit<br />

einer frühzeitigen, fachkundigen Beratung zu einer Entlastung der pflegenden Angehörigen<br />

führen.<br />

2. Perspektive der (pflegenden) Angehörigen<br />

Alzheimer und Demenz sind heute z<strong>war</strong> keine Tabuthemen mehr, aber immer <strong>noch</strong> mit<br />

einem Stigma behaftet. Die ersten oder auch schon deutlichen Anzeichen einer demenziellen<br />

Erkrankung werden von den Betroffenen darum manchmal verdrängt oder verschwiegen.<br />

<strong>Da</strong>mit sind die ersten Hürden für einen offensiven Umgang mit der Erkrankung errichtet,<br />

und Beratung und Unterstützung werden nicht rechtzeitig in Anspruch genommen. Diese<br />

Barrieren müssen durch eine kontinuierliche, wohnortnahe Information und Beratung frühzeitig<br />

beseitigt werden, damit Hilfe einsetzen und angenommen werden kann.<br />

<strong>Da</strong>s Leben in der häuslichen Gemeinschaft, die emotionale Bindung an den Erkrankten und<br />

eine 24-stündige Betreuung sind eine extreme Belastung, und so hängt es alleine von der<br />

- 4 -


Pflegebereitschaft und der Pflegefähigkeit von Angehörigen sowie vom Pflegearrangement<br />

ab, wie lange Erkrankte in der eigenen Häuslichkeit leben können.<br />

Die Angehörigen müssen Verständnis für die mit der Erkrankung verbundenen Veränderungen<br />

entwickeln und lernen, in geeigneter Weise damit umzugehen. Die sich vollziehenden<br />

Abbauprozesse beinhalten die Gefahr einer schleichenden Überforderung bei pflegenden<br />

Angehörigen. Sie kann nur durch eine frühzeitige professionelle Beratung und ein in der<br />

Familie vereinbartes Pflegearrangement mit einer Entlastung von außen vermieden werden.<br />

Hierbei kommt dem Ehrenamt eine besondere Bedeutung zu.<br />

3. Perspektive der ambulanten Pflegedienste<br />

Pflegedienste werden bei Demenz häufig sehr spät oder in Verbindung mit anderen<br />

Erkrankungen eingeschaltet, obwohl sie vielfältige Hilfen für den Umgang mit dem Erkrankten<br />

und im weiteren Verlauf der Erkrankung bei seiner Pflege leisten könnten. Pflegedienste<br />

müssen sich dem Informations- und Beratungsbedarf der Betroffenen stellen und auf die<br />

Demenzerkrankung abgestellte Angehörigenschulungen individuell und als Pflegekurse<br />

anbieten.<br />

<strong>Da</strong>mit ist für die pflegenden Angehörigen je<strong>doch</strong> nur eine teilweise Entlastung verbunden.<br />

Denn selbst beim Einsatz von Pflegegeld für selbst beschaffte Pflegehilfen und/oder Sachleistungen<br />

für Pflegefachkräfte, reicht die Entlastung oft nicht aus. Der Einsatz von qualifizierten<br />

Pflegefachkräften ist auch nicht immer erforderlich. Wegen der permanenten Betreuungs-<br />

und Pflegesituation benötigen die pflegenden Angehörigen aber zusätzlich Unterstützung<br />

durch Ehrenamtliche. Diese alternative Betreuungsmöglichkeit sollten Pflegedienste<br />

anbieten können.<br />

Der Aufbau einer ehrenamtlichen Betreuungsstruktur für Demenzkranke sollte von der ambulanten<br />

Pflege in Verbindung mit einer niederschwelligen Versorgung als Teil einer breiten<br />

Palette von ambulanten Pflegeangeboten verstanden und genutzt werden.<br />

4. Perspektive der Ehrenamtlichkeit<br />

In dem Umfang, wie sich zukünftig Pflegekulturen verändern und alleinlebende Menschen<br />

keine Unterstützung mehr durch Angehörige, Freunde oder Bekannte erfahren, wird es eine<br />

Problemverschärfung geben, die mit Blick auf das eigene Alter, einen rechtzeitigen, individuellen<br />

Aufbau und die Pflege eines Unterstützungsnetzwerkes nahe legt. <strong>Da</strong>bei kommt dem<br />

Ehrenamt und der Selbsthilfe in Verbindung mit der ambulanten Pflege eine besondere<br />

Bedeutung zu, um Pflegesituationen zu stabilisieren und ein Leben in der gewohnten Umgebung<br />

zu sichern.<br />

Die Gewinnung und der Einsatz von ehrenamtlichen Betreuungskräften sind auf der Basis<br />

von Nachbarschafts- und Selbsthilfe zu forcieren. Die Ehrenamtlichen sind wie die pflegenden<br />

Angehörigen durch Schulungsangebote zu qualifizieren, um den Herausforderungen der<br />

demenziellen Erkrankung ebenfalls gewachsen zu sein. Eine solche Vorgehensweise ist<br />

angezeigt, um die in vielen Fällen notwendige Entlastung von pflegenden Angehörigen erreichen<br />

zu können.<br />

- 5 -


<strong>Da</strong>raus ergeben sich Qualifikationsbedarfe im Hinblick auf den Umgang mit den Erkrankten<br />

und den Angehörigen. Auch wenn Ehrenamtliche keine pflegenahen oder pflegerischen<br />

Tätigkeiten übernehmen sollen, ist es wichtig, dass sie die Erkrankten und ihre Lebensäußerungen<br />

verstehen und die mit dem Engagement verbundenen Erlebnisse verarbeiten<br />

können. Sie müssen ihre Grenzen und den Zeitpunkt erkennen, wann professioneller Rat<br />

und Hilfe einzuholen sind. <strong>Da</strong>s bedeutet: Schulung, Anleitung und Begleitung durch professionelle<br />

Pflegekräfte müssen gesichert sein.<br />

Ob sich Ehrenamtliche für diese wichtige Aufgabe finden lassen, hängt nicht nur von ihrer<br />

Motivation ab, sondern auch von der Fähigkeit, sich in die Lebenswelt des demenziell<br />

Erkrankten versetzen zu können. <strong>Da</strong>s bedeutet konkret: Über die allgemeine Motivation hinaus<br />

ist zu prüfen, ob den richtigen Menschen die richtige ehrenamtliche Aufgabe angeboten<br />

wird.<br />

5. Perspektive der <strong>Diakonie</strong> und Kirchengemeinden<br />

Wenn es darum geht, Menschen mit ihren Sorgen und Nöten zu erreichen, verstehen sich<br />

Kirche und <strong>Diakonie</strong> als eine Einheit. In der Praxis haben sich je<strong>doch</strong> gerade in der ambulanten<br />

Pflege die Handlungsvollzüge anders entwickelt. Pflegedienste wurden in evangelischer<br />

Trägerschaft zur „<strong>Diakonie</strong>station“ mit einem Zuständigkeitsbereich, der in der Regel weit<br />

über die Grenzen einer einzelnen Kirchengemeinde hinausreicht. Zur Zeit existieren 135 <strong>Diakonie</strong>stationen<br />

in <strong>Westfalen</strong> und <strong>Lippe</strong>, die von 80 diakonischen Trägern unterhalten werden.<br />

Im Bereich der Evangelischen Kirche von <strong>Westfalen</strong> und ihrer <strong>Diakonie</strong> hat es seit Beginn<br />

der Pflegeversicherung eine Umstrukturierung der <strong>Diakonie</strong>stationen gegeben. Kirchengemeinden<br />

haben sich vielerorts aus der Trägerschaft der ambulanten Pflegeeinrichtungen<br />

zurückgezogen. Somit wurde auch die evangelische Gemeindeschwester, die tief in der<br />

Kirchengemeinde verwurzelt <strong>war</strong>, durch die Krankenschwester der <strong>Diakonie</strong>station ersetzt.<br />

Der Bezug zum kirchlichen Gemeindeleben wurde damit zunehmend schwächer.<br />

Die 589 Kirchengemeinden in der westfälischen Landeskirche mit beinahe 80.000 ehrenamtlich<br />

tätigen Frauen und Männern verfügen über große Kompetenzen in der Arbeit mit<br />

Ehrenamtlichen. Es handelt sich hier um ein erhebliches Potential von aktiven Menschen, die<br />

nicht nur die Lebensphasen ihres Alters aktiv gestalten wollen, sondern zu Eigenverantwortung,<br />

Selbsthilfe und sozialem Engagement bereit sind. Beispielhaft sei hier die offene Altenarbeit<br />

genannt, die mit einer breiten Palette von Angeboten auf vielfältige Interessen ihrer<br />

Nutzerinnen und Nutzer reagiert und sich zunehmend Fragen der Betreuung von alten Menschen<br />

stellt.<br />

In dem Projekt gilt es in drei bis vier Modellregionen die in den Kirchengemeinden vohandenen<br />

Ressourcen für Demenzkranke zu erschließen und mit der professionellen Pflege von<br />

<strong>Diakonie</strong>stationen zu einem niederschwelligen, gut erreichbaren Angebot zu verknüpfen. Es<br />

sind die unterschiedlichen professionellen Kompetenzen der Pflege und der offenen Altenarbeit<br />

zu bündeln und mit den Ressourcen vom Ehrenamtlichen zu einem Unterstützungsnetzwerk<br />

Demenz zu verbinden.<br />

- 6 -


IV. Projektziele<br />

Ein Schlüssel zur Entlastung von pflegenden Angehörigen bei der Betreuung von Demenzkranken<br />

liegt im Einsatz von qualifizierten Ehrenamtlichen. Sie zu gewinnen und auf eine<br />

solche Tätigkeit vorzubereiten, stellt für ambulante Pflegedienste eine Herausforderung dar.<br />

<strong>Da</strong> die Arbeit mit Ehrenamtlichen nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört, soll es im Rahmen des<br />

Projektes exemplarisch zu einer Kooperation von offener Altenhilfe in Kirchengemeinden mit<br />

<strong>Diakonie</strong>stationen kommen.<br />

Über das Instrument der Betreuungspartnerschaften hinaus soll es an ausgewählten<br />

Projektstandorten eine weitere Differenzierung der Betreuungsangebote für Demenzkranke<br />

geben. Sie sind als ein gemeinsames Angebot von offener Altenarbeit und von <strong>Diakonie</strong>stationen<br />

zu entwickeln und pflegefachlich zu begleiten. Kirchengemeinden sollen als Handlungsfeld<br />

zur Gewinnung von Ehrenamtlichen erschlossen werden. Entsprechend den räumlichen<br />

Möglichkeiten soll es Anlaufstellen sowohl für Angehörige von Demenzkranken als<br />

auch für ehrenamtliche Betreuungskräfte geben. Die Betreuungspartnerschaften sind entsprechend<br />

den Erfordernissen in „öffentlichen“ Räumen oder in der eigenen Häuslichkeit zu<br />

realisieren.<br />

Um die pflegenden Angehörigen in die Lage zu versetzen, Hilfe zu suchen und innerhalb und<br />

außerhalb der eigenen Häuslichkeit zuzulassen, ist eine Beratung und Schulung bei ihnen<br />

ebenso vorgesehen wie bei den für die Betreuung zu gewinnenden Ehrenamtlichen.<br />

Ausgehend von diesen Eckpunkten leiten sich folgende Projektziele ab:<br />

• Förderung der Arbeit von Ehrenamtlichen in Zusammenarbeit mit der offenen<br />

Altenarbeit und der ambulanten Pflege<br />

• Durchführung von Informationsveranstaltungen zum Thema Demenz, einschließlich<br />

des Aufbaus von Informationsstellen „Demenz und Ehrenamt“<br />

• Fachtagungen zum Thema Netzwerksarbeit „Demenz und Ehrenamt“<br />

• Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Förderung von Aktivitäten in Kirchengemeinden zur Gewinnung von Ehrenamtlichen<br />

als Betreuungspartner oder als Mitarbeiter in Betreuungsgruppen<br />

• Entwicklung und Einführung eines weitgehend einheitlichen Schulungsangebotes für<br />

ehrenamtlich Betreuende und pflegende Angehörige von Demenzkranken<br />

• Qualifizierung von Pflegekräften zur Durchführung von Schulungskursen Demenz<br />

• Gemeinsame Schulung von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen nach dem<br />

eingeführten Kurskonzept<br />

• Aufbau und Begleitung von Betreuungspartnerschaften<br />

V. Projektumsetzung<br />

Vor dem Hintergrund der komplexen Lebenslage von Demenzkranken und der in der<br />

Situationsanalyse beschriebenen Ausgangslage ist ein wohnortnahes, niederschwelliges<br />

Betreuungsangebot durch Ehrenamtliche zu entwickeln.<br />

- 7 -


An der Umsetzung des Projektes sind unter der Federführung des Diakonischen Werkes<br />

<strong>Westfalen</strong>, mit den Referaten Ambulante Pflege und Offene Altenhilfe, die ambulanten<br />

Pflegedienste in drei bis vier regionalen Diakonischen Werken und die Offene Altenhilfe in<br />

den Kirchengemeinden an den jeweiligen Projektstandorten zu beteiligen.<br />

Zentrale Bausteine des Projektes sind<br />

• Reduzierung von Zugangsschwellen durch Kampagnenarbeit zum Thema Demenz<br />

und zum Ehrenamt<br />

• Aufbau einer Arbeit mit Ehrenamtlichen, einschließlich der Befähigung zur<br />

Selbstorganisation<br />

• Schulung von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen auf der Grundlage<br />

vorhandener und zu entwickelnder eigener Konzepte<br />

• Begleitung und Anleitung von Betroffenen, Angehörigen und Ehrenamtlichen<br />

• Aufbau von individuellen oder gruppenbezogenen Betreuungspartnerschaften<br />

(innerhalb und außerhalb des häuslichen Umfeldes)<br />

<strong>Da</strong>mit es tatsächlich zu einer entlastenden Nutzung des zu entwickelnden Angebotes<br />

kommt, müssen Pflegekräfte in den <strong>Diakonie</strong>stationen die Betreuungsbedarfe innerhalb von<br />

Pflege- und Beratungssituationen frühzeitig erkennen und dafür sorgen, dass pflegende<br />

Angehörige und Erkrankte einen Zugang in das zu entwickelnde Projekt finden. Dieser<br />

Zugang soll über Informations- und Gesprächskreise gewährleistet werden. Als gemeinsame<br />

Projekte werden sie zusammen mit der offenen Altenhilfe der Kirchengemeinden organisiert.<br />

Für Ehrenamtliche ist eine Anlaufstelle zu schaffen, die gleichzeitig als Treffpunkt und<br />

Clearingstelle im Gemeinwesen fungiert, die auch für pflegende Angehörige offen sein soll.<br />

<strong>Da</strong>raus ergeben sich folgende Projektkomponenten, die im Verlauf des Projektes bearbeitet<br />

werden müssen.<br />

1. Informations- und Gesprächskreise, Info-Punkt Demenz<br />

<strong>Da</strong>s bewährte Instrument der Gesprächskreise soll als Türöffner für den Einstieg in die<br />

Projektarbeit dienen. Dieses Angebot ist zweigleisig, getrennt nach Angehörigen und Ehrenamtlichen<br />

vorzusehen. Bei den pflegenden Angehörigen geht es dabei um einführende Informationen,<br />

entlastende Gespräche und Vertrauensbildung. Die Veranstaltungen für Ehrenamtliche<br />

sollen sowohl einen Informations- als auch Werbecharakter für einen zukünftigen<br />

Einsatz im Projekt haben. <strong>Da</strong>mit dieses gelingt, erscheint eine Einbindung in reguläre Veranstaltungen<br />

von Kirchengemeinden und der offenen Altenhilfe sinnvoll.<br />

Zu einem späteren Zeitpunkt, nach Abklärung der individuellen Erfordernisse bei den Pflegenden<br />

und der Klärung eines Einsatzes als ehrenamtlich Betreuender, erfolgt dann die<br />

gemeinsame Schulung. <strong>Da</strong>bei ist die Grundlage für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />

zwischen Angehörigen und Ehrenamtlichen zu legen.<br />

Aus einer positiven Kultur im Umgang mit dem Thema Demenz heraus soll sich dann nach<br />

einem Verstetigungsprozess ein von Ehrenamtlichen getragener Info-Punkt-Demenz als ortsnahe<br />

Informations-, Anlauf- und Vermittlungsstelle (Clearingsstelle) etablieren.<br />

- 8 -


2. Entwicklung niederschwelliger Betreuungsstrukturen<br />

Freiwillige Betreuerinnen und Betreuer werden in Zusammenarbeit mit der offenen Altenarbeit<br />

und den Kirchengemeinden geworben, geschult und anschließend an ihre zukünftige<br />

Einsatzstelle vermittelt. Dieses kann ein zentraler Einsatzort, die eigene Wohnung des<br />

Erkrankten oder die Wohnung des Betreuenden sein, in die der Erkrankte z. B. als Gast<br />

stundenweise aufgenommen und auch versorgt wird.<br />

<strong>Da</strong> infolge einer Demenz zwangsläufig Pflegeprobleme auftreten, muss in Verbindung mit<br />

der Nutzung niederschwelliger Betreuungsangebote ein von einer Pflegefachkraft gesteuerter<br />

Klärungsprozess gewährleistet sein, zu dem auch eine ärztliche Diagnose und eine<br />

Sozialberatung herangezogen werden können.<br />

Die niederschwelligen Angebote, die im Rahmen des Projektes initiiert werden sollen, sind<br />

zum Beispiel: stundenweise Betreuung durch geschulte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im häuslichen Umfeld, Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzelbetreuung<br />

sowie Fahrdienste.<br />

3. Förderung und Aufbau der Arbeit von Ehrenamtlichen<br />

<strong>Da</strong>s Projekt greift vorhandene Konzepte zum Aufbau der Arbeit mit Ehrenamtlichen auf und<br />

wird sich an den Empfehlungen für den Einsatz von Ehrenamtlichen in Einrichtungen der<br />

Altenhilfe des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege e. V. als<br />

Qualitätsmaßstab orientieren.<br />

Unabhängig davon, ob es eigene Zugänge von <strong>Diakonie</strong>stationen zu ehrenamtlichen<br />

Betreuungsangeboten gibt, soll die Gewinnung der ehrenamtlich Betreuenden in Zusammenarbeit<br />

mit der offenen Altenarbeit und den Kirchengemeinden im Einzugsbereich der <strong>Diakonie</strong>stationen<br />

regional erfolgen, um deren Potentiale zu nutzen.<br />

Die Ehrenamtlichen übernehmen innerhalb und außerhalb der Häuslichkeit Betreuungsleistungen.<br />

Ihre Anbindung an die ambulanten Pflegedienste sichert die Qualität des Einsatzes,<br />

die Begleitung der Ehrenamtlichen sowie den Austausch und den Informationsfluss<br />

unter den Beteiligten. Die Ehrenamtlichen koordinieren und steuern ihren Einsatz selbst. Die<br />

dazu erforderliche Schulung ist Teil des Ausbildungskonzeptes.<br />

4. Schulung von Ehrenamtlichen und Angehörigen<br />

Für die Schulung von Ehrenamtlichen und pflegenden Angehörigen existieren nebeneinander<br />

unterschiedliche Konzepte. Als Pflegekurse sind sie für Angehörige inzwischen vielerorts<br />

eingeführt, und für die Schulung von Ehrenamtlichen liegen in Modellprojekten erprobte<br />

Konzepte vor. Die für beide Zielgruppen verfügbaren Schulungskonzepte sollen ausgewertet,<br />

modularisiert und erprobt werden. <strong>Da</strong>bei sind die Untersuchungsergebnisse zur Durchführung<br />

von Pflegekursen (Deutsches Institut für Pflegeforschung: Pflegekurse im Blickpunkt)<br />

aus dem Jahr 2006 ebenso zu berücksichtigen wie die bereits angesprochenen konzeptionellen<br />

Überlegungen in der Landesinitiative Demenz zur Qualilfizierung freiwilliger und<br />

- 9 -


ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. Außerdem sollen die Projekterfahrungen des Diakonischen<br />

Werkes <strong>Westfalen</strong> bei der Qualifizierung von Pflegefachkräften in das neu zu entwickelnde<br />

Konzept eines Baukastensystems zur Schulung der beiden Zielgruppen eingebunden<br />

werden.<br />

An den Projektstandorten erfolgt eine Unterstützung bei der Einführung des Konzeptes. Es<br />

soll eine Anpassung und Weiterentwicklung der inhaltlichen Ausrichtung der Schulungsangebote<br />

geben und soweit erforderlich eine Qualifizierung der Kursleitungen. Die damit verbundenen<br />

Prozesse bei den Partnern werden durch die Projektkoordination des Diakonischen<br />

Werkes <strong>Westfalen</strong> unterstützt.<br />

Die Aspekte, die die demenziellen Erkrankungen betreffen, sind besonders herauszuarbeiten.<br />

<strong>Da</strong>durch sollen die pflegenden Angehörigen und die ehrenamtlich Betreuenden auf<br />

die verantwortungsvolle Aufgabe der Betreuung von Demenzkranken vorbereitet werden.<br />

Unterstützung und Entlastung erfahren sie durch Vermittlung von Kenntnissen zum Krankheitsbild<br />

und zum Umgang mit demenziell erkrankten Menschen. Soweit erforderlich soll den<br />

pflegenden Angehörigen körperliche Entlastung durch den Umgang mit Pflegehilfsmitteln<br />

und seelische Entlastung durch Erfahrungsaustausch mit anderen in Gesprächskreisen für<br />

pflegende Angehörige geboten werden.<br />

5. Informationskampagne und Fachinformationen zum Thema Demenz<br />

Mit einer demenziellen Erkrankung sind unterschiedlichste Pflegeprobleme verbunden. Fachinformationen<br />

dazu sollen in einem speziellen Service für ambulante Pflegedienste und die<br />

offene Altenarbeit bereitgestellt werden und das breite Spektrum möglicher pflegerischer<br />

Leistungen im Blick haben. Fachveranstaltungen finden mit dem Ziel statt, pflegerelevante<br />

Themen übergreifend mit den Vertretern der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit<br />

zu bearbeiten. Außerdem soll eine internetgestützte Informations- und Kommunikationsplattform<br />

aufgebaut werden. Es soll um ein auf Ehrenamtliche und pflegende Angehörige abgestimmtes<br />

Informationssystem erweitert werden.<br />

Die unterschiedlichen Informationsbestände sind gleichzeitig nutzbar für Informationskampagnen,<br />

mit denen die Öffentlichkeit, Betroffene und potentielle Ehenamtliche auf die<br />

Projektinhalte angesprochen werden sollen.<br />

6. Kernarbeitsfelder<br />

Mit den oben beschriebenen Bausteinen wird ein System entwickelt, das die beteiligten<br />

<strong>Diakonie</strong>stationen beim Aufbau eines differenzierten Betreuungs(gruppen)systems für<br />

demenziell erkrankte Menschen unterstützt. Es beinhaltet die Bearbeitung der folgend<br />

genannten Kernarbeitsfeldern und trägt so zum Auf- und Ausbau ambulanter Pflege- und<br />

Betreuungsformen und zur Stabilisierung der Pflegesituation von Demenzkranken bei.<br />

Ambulante Einrichtungen können darüber hinaus mit Hilfe der gebündelten Informationen<br />

zum Thema Demenz und zum Verlauf des Projektes eigene Angebote entwickeln.<br />

- 10 -


Für das Projekt ergeben sich daraus folgende Aufgaben:<br />

• Gemeinwesen bezogene Kampagne zu den Themen Demenz und Ehrenamt<br />

• Aufklärung zur Vermeidung von Überforderungssituationen<br />

• Wohnortnahe Information und Beratung durch Pflegedienste<br />

• Angehörigenschulung individuell und als Pflegekurse<br />

• Gewinnung und Einsatz von ehrenamtlichen Betreuungskräften<br />

• Prüfung der Motivation und Eignung: Entwicklung eines Anforderungsprofils<br />

Ehrenamtlichkeit bei Demenz<br />

• Schulung, Anleitung und Begleitung durch Pflegefachkräfte<br />

• Aufbau alternativer Betreuungsmöglichkeiten durch Betreuungspartnerschaften<br />

Abstimmung der Konzepte von <strong>Diakonie</strong>stationen und offener Altenhilfe<br />

• Fachinformationsdienst<br />

7. Nachhaltigkeit<br />

Indem vorhandene Betreuungsangebote qualifiziert und neue Angebote geschaffen werden,<br />

verändern sich durch das Projekt bei den beteiligten <strong>Diakonie</strong>stationen die örtlichen Strukturen<br />

nachhaltig. Die Schulung von pflegenden Angehörigen und das Eingehen auf ihre<br />

Bedürfnisse und ihre Lebenslage stärkt sie in der Wahrnehmung dieser wichtigen gesellschaftlichen<br />

Aufgabe. Wenn Angehörige zur Versorgung von Demenzkranken befähigt und<br />

durch qualifizierte Ehrenamtliche entlastet werden, lässt sich eine frühzeitige Versorgung der<br />

Erkrankten in stationären Einrichtungen vermeiden.<br />

Die Schulung der Angehörigen und die Qualifizierung der Ehrenamtlichen erfolgen innerhalb<br />

eines modularisierten Schulungskonzeptes, das die unterschiedlichen Bedürfnisse und<br />

Er<strong>war</strong>tungshaltungen ausreichend berücksichtigt und Raum schafft für eine informelle<br />

Begegnung und die Steuerung von Organisationsprozessen. Ein besonderes Augenmerk soll<br />

dabei auf die organisatorische Verzahnung der Schulungsarbeit für Angehörige und Ehrenamtliche<br />

gelegt werden.<br />

Mit der Entwicklung des Schulungs- und Betreuungskonzeptes und der Erprobung in der<br />

Praxis werden zeitgleich vier Säulen zur Sicherung des pflegerischen Bedarfs miteinander<br />

vernetzt: Angehörige, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie hauptamtliche<br />

Mitarbeitende der ambulanten Pflege und der offenen Altenarbeit. Die dabei gewonnenen<br />

Erfahrungen sollen ausgewertet, dokumentiert und für Interessierte innerhalb und außerhalb<br />

der <strong>Diakonie</strong> veröffentlicht werden.<br />

VI. Projektorganisation und Steuerung<br />

In Zusammenarbeit mit drei Trägern von ambulanten Einrichtungen und offener Altenarbeit<br />

soll das Projekt unter Einbeziehung von Kirchengemeinden umgesetzt werden. Initiatoren als<br />

Projektentwickler und Ehrenamtskoordinatoren vor Ort sollen die Umsetzung sichern. Die<br />

Steuerung, der regionale Aufbau und die Begleitung aller Projektaktivitäten erfolgen durch<br />

die Projektkoordination im Diakonischen Werk <strong>Westfalen</strong>.<br />

- 11 -


Steuerungs- und Koordinationsaufgaben des Diakonischen Werkes <strong>Westfalen</strong><br />

� Gewinnung der örtlichen Projektpartner durch Information, Ausschreibung und<br />

Auftaktveranstaltung<br />

� Bearbeitung von zentralen Aufgaben (Schulungskonzept, Referenten- und<br />

Trainerpool, Informationsplattform)<br />

� Sammlung, Bewertung und Auswahl von Unterstützungskonzepten und Umsetzung<br />

in die Praxis<br />

� Aufbau und Begleitung der Entwicklungsarbeit<br />

� Unterstützung der Arbeit vor Ort durch Analyse des Unterstützungsbedarfes und bei<br />

der Umsetzung des Betreuungskonzeptes<br />

� Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Schulungs- und Qualifizierungsaufgaben des Diakonischen Werkes <strong>Westfalen</strong> für die<br />

<strong>Diakonie</strong>stationen und die offene Altenarbeit<br />

� zu Demenz, Gesprächsgruppen und Pflegekursen<br />

� Erarbeitung eines einheitlichen Weiterbildungskonzeptes<br />

� Weiterbildung von Kursleitungen für Pflegekurse Demenz<br />

� Gesprächsgruppentraining Demenz<br />

Unterstützungsaufgaben des Diakonischen Werkes <strong>Westfalen</strong> für die <strong>Diakonie</strong>stationen und<br />

die offene Altenarbeit zu den Themen<br />

� Ehrenamt<br />

� Festlegung der Rahmenbedingungen für den Einsatz vor Ort<br />

� Gewinnung von Ehrenamtlichen<br />

� Schulung<br />

� Begleitung<br />

� niederschwellige Betreuung<br />

� Projektentwicklung<br />

� Aufbau von Anlaufstellen und Betreuungspartnerschaften<br />

� Zusammenarbeit mit der offenen Altenarbeit und Kirchengemeinden<br />

� Kooperation mit anderen Trägern<br />

Münster, den 27. April 2007<br />

Lübbert / Bußkamp<br />

- 12 -


Veranstaltungshinweise<br />

Veranstalter<br />

Evangelischer Fachverband<br />

Ambulante Pflege für NRW<br />

der Ev. Kirche im <strong>Rheinland</strong>,<br />

der Ev. Kirche von <strong>Westfalen</strong><br />

und der Lippischen Landeskirche<br />

Friesenring 32/34, 48147 Münster<br />

Kontakt<br />

Im Verbandsbereich <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong><br />

Frauke Bußkamp<br />

� (0251) 27 09 - 310<br />

� f.busskamp@diakonie-rwl.de<br />

Im Verbandsbereich <strong>Rheinland</strong><br />

Sebastian Wirth<br />

� (0211) 6398 - 320<br />

� s.wirth@diakonie-rwl.de<br />

www.diakonie-rwl.de<br />

Tagungsgebühr und Rechnung<br />

Tagungsbeitrag: 40,00 €<br />

Im Tagungsbeitrag ist die Tagungsverpflegung<br />

enthalten.<br />

Sie erhalten nach der Anmeldung von uns eine<br />

Rechnung. Eine Anmeldebestätigung versenden<br />

wir nicht.<br />

Rückfragen<br />

Martina Kloppenburg<br />

� (0251) 27 09 - 323<br />

� m.kloppenburg@diakonie-rwl.de<br />

� (0251) 27 09 - 573<br />

Veranstaltungsort<br />

Jahrhunderthaus<br />

Alleestr. 80<br />

44793 Bochum<br />

Anfahrtsbeschreibung<br />

Die Anfahrtsbeschreibung finden Sie im Internet<br />

unter: Wegbeschreibung, IG Metall Bochum im<br />

Jahrhunderthaus, Alleestraße 80, 44793 Bochum<br />

http://www2.igmetall.de/homepages/bochum/fileu<br />

_ploads/wegbeschreibung.pdf<br />

(Hinweis:Der Link muss in die Adressleiste des Webbrowsers<br />

übertragen werden, um die Seite anzuzeigen!)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel:<br />

Haltestelle Jahrhunderthaus / Bochumer Verein<br />

Straßenbahnlinien 302 und 310 sowie Buslinie<br />

345, 3 Haltestellen vom Hauptbahnhof entfernt<br />

Anmeldung zur Veranstaltung<br />

Melden Sie sich bitte auf der beigefügten Fax-<br />

Antwort bis zum 23.04.2009 verbindlich an. Es<br />

gelten dabei die auf der Anmeldung genannten<br />

Bedingungen.<br />

Fortbildungsnachweis<br />

Die Teilnehmenden erhalten einen Fortbildungsnachweis.<br />

<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong> <strong>–</strong><br />

Angebote der<br />

<strong>Diakonie</strong>stationen<br />

für demenziell Erkrankte<br />

Evangelischer Fachverband<br />

Ambulante Pflege für NRW<br />

Fachtagung<br />

05. Mai 2009<br />

Bochum, Jahrhunderthaus


Sehr geehrte <strong>Da</strong>men und Herren,<br />

Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen<br />

haben durch das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />

neue und erweiterte Leistungsmöglichkeiten<br />

erhalten. Dies löste viele neue Angebote<br />

aus.<br />

Auch <strong>Diakonie</strong>stationen müssen für dieses<br />

Leistungssegment Hilfestellungen vorhalten.<br />

<strong>Da</strong>bei ist anders als bei den meisten Sozialversicherungsleistungen<br />

Eigeninitiative bei der<br />

Implementierung gefragt.<br />

Wir wollen in dieser Fachtagung verschiedene<br />

Möglichkeiten aufzeigen, die <strong>Diakonie</strong>stationen<br />

zum Aufbau von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten<br />

für Menschen mit Demenz<br />

haben.<br />

Neben konzeptionellen Hilfestellungen und den<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen zum Aufbau<br />

eines solchen Angebotes werden gute Praxisbeispiele<br />

aus dem <strong>Rheinland</strong> und <strong>Westfalen</strong><br />

präsentiert. <strong>Da</strong>mit sollen der Einstieg in wohnortnahe<br />

Hilfsangebote gefördert und neue Anregungen<br />

für eigene bzw. vernetzte Aktivitäten<br />

gegeben werden.<br />

Die Beispiele haben folgende Schwerpunkte:<br />

� Betreuungsgruppe als Ehrenamtsprojekt<br />

� Hausbetreuungsservice in Kooperation mit<br />

einer Spezialklinik<br />

� Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde<br />

und der Alzheimer Gesellschaft<br />

� Ehrenamtliche in der <strong>Diakonie</strong>station<br />

Die Veranstaltung wendet sich an Fach- und<br />

Leitungskräfte in <strong>Diakonie</strong>stationen mit Zuständigkeit<br />

für die niedrigschwelligen Betreuungsangebote<br />

sowie an Fachkräfte im Sozialdienst, die<br />

mit <strong>Diakonie</strong>stationen bereichsübergreifend<br />

kooperieren wollen.<br />

Was aus der Sicht von Betroffenen grundsätzlich<br />

erforderlich ist und welche Rolle die Selbsthilfe,<br />

Ehrenamtliche, die ambulante Pflege und<br />

Fachdienste dabei spielen, soll in einem einleitenden<br />

Vortrag veranschaulicht werden.<br />

Wir laden Sie herzlich ein und freuen und auf Ihr<br />

Kommen!<br />

Münster, den 27. März 2009<br />

Frauke Bußkamp Sebastian Wirth<br />

Geschäftsführerin Referent<br />

PROGRAMM<br />

09.30 Uhr Anreise / Stehkaffee<br />

10.00 Uhr Andacht<br />

Pfarrer Dirk Brüseke<br />

Bochum<br />

10.15 Uhr Einführung in die Thematik<br />

Sebastian Wirth<br />

<strong>Diakonie</strong> RWL e. V.<br />

10.30 Uhr Demenz in der Familie <strong>–</strong> psychosoziale<br />

Beratung und Unterstützung in Bochum<br />

Christel Schulz<br />

Alzheimer Gesellschaft Bochum e. V. /<br />

Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

11.15 Uhr Aufbau von niedrigschwelligen<br />

Betreuungsangeboten für Menschen<br />

mit Demenz <strong>–</strong> Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

und konzeptionelle Hilfestellungen<br />

Frauke Bußkamp<br />

<strong>Diakonie</strong> RWL e. V.<br />

12.00 Uhr Projekt UnterstützungsNetzwerk<br />

Demenz (UND) <strong>Diakonie</strong> <strong>–</strong> Erste<br />

Erfahrungen und Einschätzungen<br />

Gerd Lübbert<br />

<strong>Diakonie</strong> RWL e. V.<br />

12.30 Uhr Mittagspause<br />

13.30 Uhr Praxisbeispiel 1<br />

Aktion „Atempause“<br />

Betreuungsnachmittage für Demenzkranke<br />

und Gesprächsgruppen für<br />

Angehörige<br />

Christine Dröge und Brunhilde Peil<br />

<strong>Diakonie</strong> Gütersloh e. V.<br />

14.00 Uhr Praxisbeispiel 2<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>–</strong> Hausbetreuungsservice zur<br />

Entlastung pflegender Angehöriger<br />

demenzkranker Menschen<br />

Malcom Lichtenberger<br />

Diakonisches Werk im KK Kleve e. V.<br />

Helmut Woerner<br />

Gerontopsychiatrie der<br />

Rheinischen Kliniken Bedburg-Hau<br />

14.30 Uhr Praxisbeispiel 3<br />

Senioren Zeit schenken <strong>–</strong><br />

Gemeindebesuchsdienst Gerthe<br />

Monika Rieckert und Elfriede Barabasch<br />

<strong>Diakonie</strong> Ruhr, Bochum<br />

15.00 Uhr Praxisbeispiel 4<br />

Ehrenamtliche in der <strong>Diakonie</strong>station<br />

Maria Christen<br />

Familien- und Krankenpflegeverein<br />

Erftstadt-Lechenich<br />

15.30 Uhr Ausblick und Ende<br />

Moderation:<br />

Sebastian Wirth, <strong>Diakonie</strong> RWL e. V.

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