Dr. Friederike Benthaus-Apel, Köln. - Haus kirchlicher Dienste
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Graphik 1 veranschaulicht, dass über die letzten 30 Jahre hinweg die Verbundenheit mit der<br />
Institution ein hohes Ausmaß an Stabilität aufweist. Betrachtet man die Angaben der evange-<br />
lischen Kirchenmitglieder in den alten Bundesländern von 2002 so geben 13% der Kirchen-<br />
mitglieder an, sich der Kirche sehr verbunden zu fühlen, 24% fühlen sich der Kirche ziemlich<br />
verbunden. Das sind zusammengenommen 37% evangelische Kirchenmitglieder, die sich<br />
ihrer Kirche gefühlsmäßig durchaus sehr nahe fühlen. Die „etwas Verbundenen“ nehmen mit<br />
37% einen gleichgroßen Anteil ein. Diese Gruppe ist über die letzten 30 Jahre angewachsen.<br />
D.h., ein zunehmender Anteil evangelischer Kirchenmitglieder positioniert sich in einer Mit-<br />
tellage von Nähe und Distanz zur Institution Kirche. Diese Gruppe wird häufig als Gruppe<br />
derjenigen Kirchenmitglieder bezeichnet, die in „freundlicher Distanz“ zur Kirche stehen. Der<br />
Anteil der „kaum verbundenen“ Kirchenmitglieder ist mit 20% über die letzten 30 Jahre hin-<br />
weg eine recht stabile Größe, während der Anteil der überhaupt nicht verbundenen stetig<br />
sinkt; er liegt 2002 bei 6% der evangelischen Kirchenmitglieder.<br />
Dieses - über drei Jahrzehnte - recht konstante Bild hat, im Zusammenhang mit anderen Indi-<br />
katoren wie der Teilnahme am Gottesdienst und dem Gottesglauben dazu geführt, dass man<br />
ganz grob drei Gruppen von Kirchenmitgliedern unterscheidet: Die sogenannten Kernmitglie-<br />
der, die sich der Kirche sehr verbunden fühlen, regelmäßig den Gottesdienst besuchen und<br />
sich in der Regel auch aktiv am gemeindlichen Leben z.B. in Gesprächskreisen u.ä. beteili-<br />
gen. In dieser Gruppe ist die Differenz zwischen Kirchlichkeit einerseits, d.h. Teilnahme in<br />
und Bindung an die evangelische Kirche, und der christlich-religiösen Überzeugung und Pra-<br />
xis andererseits am geringsten: Diese Gruppe umfasst um die 13% der evangelischen Kir-<br />
chenmitglieder.<br />
Die überwältigende Mehrheit von ca. 70% evangelischer Kirchenmitglieder werden als soge-<br />
nannte distanzierte Kirchenmitglieder bezeichnet. Diese Gruppe ist hinsichtlich der aktiven<br />
Teilnahme am kirchlichen Leben und der christlichen Glaubensüberzeugungen heterogen.<br />
Typisch für diese Gruppe ist, dass sich diese Kirchenmitglieder ab und zu am kirchlichen Le-<br />
ben beteiligen, zu hohen kirchlichen Feiertagen oder familiären Anlässen den Gottesdienst<br />
besuchen und dem christlichen Glauben zum Teil nahe stehen, zum Teil diesen aber auch<br />
immer wieder anzweifeln bzw. ein Glaubensverständnis bevorzugen, welches sich im Glau-<br />
ben an eine höhere Macht ausdrückt und nicht an einen Gott, wie ihn die Kirche beschreibt.<br />
Für diese Gruppe ist weiterhin kennzeichnend, dass eine Differenz zwischen persönlichen<br />
Glaubensüberzeugungen und dem christlichen Gottesglauben einerseits und der eigenen reli-<br />
giösen Praxis und dem von der Kirche erwarteten Teilnahmeverhalten andererseits besteht.<br />
Dennoch verstehen sich diese Kirchenmitglieder als der Kirche verbunden. Dieser Gruppe,<br />
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