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mit Veranstaltungskalender - Druckhaus Borna

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Abbau- und Wiedernutzbarmachungsplanungen in<br />

Karten und Zeitdokumenten<br />

Teil 2 – Zeit der Planwirtschaft bis zum<br />

Untergang der DDR<br />

Die durch den Braunkohlenbergbau in<br />

industrieller Form geprägten Räume rund<br />

um Leipzig <strong>mit</strong> deren Wandel zum „Leipziger<br />

Neuseenland“ stehen für die großflächigsten<br />

und tiefgreifendsten nutzungsbedingten<br />

Landschaftsveränderungen selbst<br />

im globalen Maßstab. Karten und Zeitdokumente<br />

sind besonders gut geeignet, bereits<br />

vor Jahrzehnten eingeleitete Überlegungen<br />

und Ambitionen zu dokumentieren, die<br />

<strong>mit</strong>unter erst sehr viel später zur Wirkung<br />

kamen und ohne Kenntnis der historischen<br />

Zusammenhänge oft unverständlich bleiben<br />

würden. Teil 2 der Betrachtung widmet<br />

sich dem Zeitabschnitt zwischen 1945 und<br />

1989.<br />

Nach dem maßgeblich durch Kriegszerstörungen<br />

und reparationsbedingte Demontagen<br />

bestimmten Niedergang der<br />

Braunkohlenindustrie im Revier und der<br />

anschließenden Wiederaufbauphase finden<br />

sich erst ab Mitte der 1950er Jahre wieder<br />

kartographische Belege zu tagebauübergreifenden<br />

Bergbauentwicklungen. So<br />

erarbeitete das Institut für Geographie der<br />

Universität Leipzig 1956 eine sehr schöne<br />

Karte im Maßstab 1:25.000, die nicht<br />

Abb : Das <strong>Borna</strong>-Meuselwitzer Braunkohlenrevier 56 (Ausschnitt)<br />

6 Leipziger SEENLAND Journal<br />

nur die Ausdehnung von Förderstätten und<br />

Veredlungsbetrieben, sondern auch die aus<br />

damaliger Sicht vorgesehenen Abbauentwicklungen<br />

darstellte (Abb. 1). Das handgezeichnete<br />

und colorierte Kartenoriginal<br />

blieb Anfang der 1990er Jahre nur durch<br />

den Zufall erhalten, dass der Verfasser die<br />

Rolle aus einem bereitgestellten Abfallcontainer<br />

bergen konnte. 1998/1999 erfolgte<br />

eine Umzeichnung durch die Regionale<br />

Planungsstelle beim Regionalen Planungsverband<br />

Westsachsen, um einem weiteren<br />

Verschleiß des Originals zu begegnen.<br />

Eines der zweifellos bemerkenswertesten<br />

kartographischen Zeitdokumente aus der<br />

Nachkriegszeit bildet der ca. 1959 von der<br />

Abteilung Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung<br />

im VE Projektierungsbetrieb für Hochbau II<br />

Leipzig herausgegebene Entwicklungsplan<br />

zu Braunkohlentagebauen und Bergbaufolgelandschaft<br />

für den Raum Leipzig-<strong>Borna</strong>-Altenburg.<br />

Die Kartenserie umfasst die<br />

Zeitschnitte 1960, 1970, 1980, 1990,<br />

2000, 2010 und den auf ca. 2025 zu datierenden<br />

„vermutlichen Endstand“ (Abb.<br />

2); hinzu kam ein „Zeitstufenplan des Bergbaus“.<br />

Sie ist als frühester Beleg für eine<br />

revierbezogene Rekultivierungsplanung in<br />

Mitteldeutschland anzusehen und zeigt insbesondere<br />

Abbauflächen und Kippen sowie<br />

vorgesehene Aufforstungen und Wasserflächen.<br />

Auch hier kam der Umstand zum<br />

Tragen, dass der Verfasser einige geglaste<br />

Diapositive gerade noch rechtzeitig in Augenschein<br />

nehmen konnte.<br />

Erste Belege für echte objektbezogene<br />

Landschaftsplanungen finden sich Anfang<br />

der 1970er Jahre namentlich zur Gestaltung<br />

von Kulkwitzer und Pahnaer See.<br />

Diese Architekturzeichnungen aus der Vogelflugperspektive<br />

ver<strong>mit</strong>teln einen guten<br />

Eindruck zu den vorgesehenen Gestaltungsmaßnahmen<br />

als Voraussetzung für Freizeit-<br />

und Erholungsnutzungen. Der Pahnaer<br />

See war bis dahin sich weitgehend selbst<br />

überlassen geblieben, was sich insbesondere<br />

aus Standsicherheits- und Erschließungsgründen<br />

zunehmend als Problem <strong>mit</strong><br />

Abhilfebedarf erwiesen hatte. 1973/1974<br />

folgte <strong>mit</strong> der durch den Bezirkstag Leipzig<br />

beschlossenen „Konzeption zur Gestaltung<br />

der Bergbaufolgelandschaft im Raum zwischen<br />

Leipzig und Altenburg“ ein aufgrund<br />

seiner Schwarzweißfassung zwar wenig<br />

ansehnliches, dennoch aber grundlegendes<br />

Dokument zur vorgesehenen „Landschaft<br />

nach der Kohle“, in dem wiederum die<br />

für land-, forst- und wasserwirtschaftliche<br />

Nutzungen vorgesehenen Flächen den<br />

Schwerpunkt bildeten. Diese 1977 nochmals<br />

aktualisiert herausgegebene Darstellung<br />

blieb bis zur Wende die letzte offizielle<br />

Darstellung zur Planung der Wiedernutzbarmachung,<br />

auch wenn sie bereits wenige<br />

Jahre später bedingt durch neue Abbauplanungen<br />

zur Makulatur geworden war.<br />

Nach den spätestens 1973 verflogenen<br />

Hoffnungen zur Nutzung von sowjetischem<br />

Erdöl als Ersatz für die einheimische Braunkohle<br />

erfolgte eine verstärkte Rückbesinnung<br />

auf den Rohstoff „vor der Haustür“.<br />

Planerisch fanden die erweiterten Abbauambitionen<br />

ihren Ausdruck in zwei durch<br />

das damalige Büro für Bergbauangelegenheiten<br />

bei der Bezirksplankommission Leipzig<br />

herausgegebene Karten zu den vorgesehenen<br />

Abbauentwicklungen im Nordraum<br />

(1981) bzw. Südraum Leipzig (1987 – Abb.<br />

3). Letztere enthielt neben den aktiven und<br />

bereits rekultivierten Tagebaubereichen sowie<br />

den beschlossenen „Bergbauschutzgebieten“<br />

<strong>mit</strong> feststehenden Abbauplanungen<br />

(orange) eine Vielzahl von Gebieten <strong>mit</strong><br />

„laufender Untersuchung zur Unterschutzstellung“<br />

(rot umrandet) als Basis für einen<br />

über das Jahr 2050 hinaus reichenden Abbauhorizont.<br />

Abb 2: Entwicklungsplan Bergbaufolgelandschaft<br />

Leipzig-<strong>Borna</strong>-Altenburg 5<br />

Dazu zählten Abbaufelder wie Stadtfeld<br />

Zwenkau, Werben-Sittel, Weideroda, Elster-<br />

aue Süd, Liebertwolkwitz, Belgershain und<br />

Regis Süd; selbst eine nochmalige Aufwältigung<br />

der Tiefbaufelder des 19. Jahrhunderts<br />

zwischen Lucka und Haselbach<br />

(„Felderkomplex Süd“), in denen bedingt<br />

durch die Abbautechnologie des „Pfeilerbruchverfahrens“<br />

40-60 % der Kohle im<br />

Boden verblieben waren, wurde in Betracht<br />

gezogen. Eine Verwirklichung der Geheimplanungen<br />

hätte für den Südraum Leipzig<br />

Abb : Abbaukonzept Bad Düben-Wildenhain ( 85)<br />

Abb : Tagebauentwicklung im Südraum Leipzig ( 8 )<br />

eine Landinanspruchnahme von ca. 70 %<br />

zur Konsequenz gehabt.<br />

Selbst da<strong>mit</strong> war das „Ende der Fahnenstange“<br />

noch nicht erreicht, wie das Abbaukonzept<br />

Bad Düben-Wildenhain (Abb. 4<br />

– Umzeichnung nach Unterlagen des Büros<br />

für Territorialplanung bei der Bezirksplankommission<br />

Leipzig von 1985) zeigt. Die<br />

Planung sah als Anschluss für auslaufende<br />

Tagebaue im Raum Gräfenhainichen-<br />

Bitterfeld-Delitzsch einen Folgeabbau auf<br />

bis zu 420 km² Fläche <strong>mit</strong> einer Inan-<br />

spruchnahme großer Teile der Dübener<br />

Heide <strong>mit</strong> einer Laufzeit von rund 170 (!)<br />

Jahren, beginnend ab ca. 2050, vor. Zum<br />

Glück blieben diese Überlegungen in konzeptionellen<br />

Ansätzen stecken und wurden<br />

<strong>mit</strong> den politischen und wirtschaftlichen<br />

Veränderungen 1989/1990 gegenstandslos.<br />

Im 3. Teil des Beitrags werden maßgebliche<br />

Entwicklungslinien zwischen 1990<br />

und der Gegenwart wiederum anhand von<br />

Karten nachgezeichnet.<br />

Andreas Berkner<br />

Literaturempfehlung<br />

Frank Barteld<br />

Kohlebahnen im<br />

<strong>Borna</strong>er Revier<br />

Witznitz, Böhlen/<br />

Zwenkau, Espenhain<br />

26 Seiten, 5 Karten und Skizzen,<br />

2 Tafeln, 258 Abbildungen s/w,<br />

2 Abbildungen in Farbe<br />

Verlag Barteld Berga/Elster 20<br />

ISBN 978-3-935961-14-1, 34,90 €,<br />

erhältlich unter www.barteld-verlag.de<br />

oder im Buchhandel

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