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Department: Radiomachen 2.0 | Gespräch: Sputnikmoderator ...

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Von Rebecca Nell<br />

Zeit, dass sich was dreht!<br />

Vinylkult – auf der Suche nach Plattenläden in Halle<br />

n elegantem Schwarz und wohlgeformt kommt sie daher.<br />

Umhüllt von Pappe, die aufwändig gestaltet ist, steht sie<br />

neben hunderten Artverwandten im Laden: die Schallplatte.<br />

Ob Rockmusik, Hörspiel oder Oper - jedes Genre lässt<br />

sich auf dieses Medium pressen. Spätestens, wenn man das Repertoire<br />

von Whispers Records in Halle durchkämmt, wird klar,<br />

dass Musik mehr ist als nur eine Datei. Der 1990 gegründete<br />

Plattenladen zeichnet sich durch sein umfangreiches Angebot<br />

an Künstlern und Musikstilen aus. Von Rock, Blues und Pop<br />

bis hin zu Jazz und Soul findet man hier neben Hits auch Raritäten.<br />

Um diese Bandbreite anbieten zu können, fährt René<br />

Rausch sogar in die USA, um dort neue und exklusive Platten<br />

einzukaufen. Der Geschäftsführer von Whispers Records, verrät<br />

uns, dass es eine Kunst ist, der anspruchsvollen Kundschaft<br />

gerecht zu werden. Die Plattenhörer und -sammler wissen das<br />

aber durchaus zu schätzen. Im Laden wird gestöbert, man hört<br />

sich ein paar Scheiben an und kann sich letztendlich doch nicht<br />

zwischen den beiden ausgewählten Alben entscheiden. Warum<br />

also nicht gleich beide mitnehmen?<br />

Für Plattensammler aus Halle ist Whispers Records, neben einigen<br />

Plattenbörsen in der Region, wohl einer der wichtigsten<br />

Anlaufpunkte. Bisher gab es zahlreiche Versuche, neue Plattenläden<br />

in der Händelstadt zu etablieren. Neben Whispers Records<br />

schaffte es lediglich der Anbieter N.E.W. Sound hier Fuß zu<br />

fassen. Das Repertoire des Ladens hat sich in den vergangenen<br />

Jahren jedoch deutlich verkleinert. Dieser Tage feiert Whispers<br />

Records sein 20-jähriges Bestehen. Doch wie Vieles im Leben<br />

hat auch das Geschäft mit der Musik seine Schattenseiten. Das<br />

Aufkommen von CDs und schließlich der MP3-Datei hat einen<br />

enormen Rückgang der Plattenverkäufe zur Folge. Die<br />

Schallplatte tritt in den Hintergrund – zu groß, zu umständlich<br />

und nicht digital. Das sind Eigenschaften, die<br />

in unsere schnelllebige Zeit nicht mehr hinein passen.<br />

Dass es jedem ohne Weiteres möglich ist, Vinyl aus aller<br />

Welt per Internet zu bestellen, erschwert es den Läden zusätzlich.<br />

Denn wer braucht dann noch einen Plattenladen?<br />

Mit den Jahren entwickelte sich aber ein Verlangen, das viele<br />

Musikliebhaber miteinander teilen. Sie sehnen sich nach dem<br />

Gefühl, Musik zu leben, sie zu besitzen und für ihr Geld mehr<br />

in der Hand zu haben als nur eine winzige Datei. René Rausch<br />

kann das nur bestätigen: „Ich habe selbst so gut wie keine<br />

CDs zu Hause, es sind ausschließlich Platten.“ Für einen leidenschaftlichen<br />

Sammler wie ihn ist es das „Gefühl des Habens“,<br />

das ihn immer wieder zur Schallplatte zurückbringt. Auch bei<br />

Whispers Records ist das Revival des Vinyls deutlich zu spüren.<br />

„Zu uns kommen Kunden jeden Alters. In den letzen Jahren<br />

allerdings immer mehr junge Leute, die sich, auch durch die<br />

Eltern motiviert, für Schallplatten aller Musikrichtungen interessieren.“<br />

Das haben mittlerweile auch die großen Elektrohandelsketten<br />

festgestellt und versuchen, dieser Nachfrage gerecht<br />

zu werden. Das Angebot ist aber sichtlich begrenzter als in<br />

engagiert geführten Plattenläden. Zudem ist es für Sammler<br />

wichtig, sich durch das Fachpersonal solide beraten zu lassen.<br />

Für die Erweiterung der Sammlung sorgen auch die Plattenbörsen.<br />

Mehrmals im Jahr treffen sich Verkäufer, Kenner und<br />

Interessierte in verschiedenen Städten Deutschlands, um endlich<br />

die lang ersehnte Platte zu finden. Viele der Teilnehmer<br />

laufen mit kleinen Zetteln herum, auf denen Interpreten und<br />

Albentitel der Platten notiert sind. Eine Börse dieser Art ist ein<br />

buntes Treiben: Es wird geredet, diskutiert und vor allem wird<br />

verhandelt. Echte Feilscher sehen auch den kleinsten Kratzer<br />

auf der schwarzen Scheibe und können damit den Preis noch<br />

einmal drücken.<br />

Auf der Leipziger Plattenbörse bieten Händler aus Deutschland<br />

und Österreich ihr Sortiment an. Sie teilen die Leidenschaft zur<br />

Musik mit ihren Käufern, die sie auf verschiedenste Art und<br />

Weise zum Beruf machten. Doch nicht nur in diesem Punkt ist<br />

man sich auf der Tauschbörse einig. Dass das Vinyl gerade wieder<br />

richtig im Kommen ist, versicherten uns mehrere Verkäufer,<br />

die regelmäßig an den Börsen teilnehmen. Carsten Kruse, ein<br />

passionierter „The Who“-Fan, gründete 1985 einen der ersten<br />

deutschen Versandhandel für Schallplatten. Über seine Firma<br />

Magic Bus Music verschickt er Platten aller Genres auch über die<br />

Grenzen Europas hinaus. Er sieht einen starken Rückgang der<br />

Verkäufe von CDs. Platten hingegen seien heutzutage wieder<br />

sehr beliebt und haben für ihn einen Kultstatus. - Die elegante<br />

Scheibe ist für immer mehr Menschen also doch<br />

nicht zu groß und zu umständlich. Digital ist sie<br />

deshalb immer noch nicht. Aber die Zeremonie des<br />

Auspackens, Einlegens und des Aufsetzens<br />

der Nadel ist doch das, was<br />

den Plattenliebhaber<br />

glücklich macht. n<br />

Branche<br />

n<br />

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