Download - Konzerthaus Dortmund
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FOTO: SEBASTIAN HÄNEL/DEUTSCHE GRAMMOPHON<br />
Freunde geworden sind, an denen ich immer wieder Neues<br />
entdecken kann.“<br />
Ben Heppner gelang der Durchbruch im Jahr 1988: Er gewann<br />
den renommierten Birgit-Nilsson-Preis der Metropolitan<br />
Opera, und die legendäre Wagner-Sängerin riet dem jungen Tenor,<br />
sich mit Lohengrin seine erste Wagner-Partie zu erarbeiten.<br />
Es folgten Auftritte in der Carnegie Hall, das Europadebüt in<br />
Stockholm und Auftritte am Bolschoitheater in Moskau. Das Debüt<br />
an der Met war für 1992 geplant, doch es kam schon vorher<br />
dazu: 1991 sprang er für den indisponierten Luciano Pavarotti in<br />
„Idomeneo“ ein und meisterte die Partie mit Bravour.<br />
Danach ging es für den Kanadier eigentlich nur noch aufwärts.<br />
Mit ihm sei „ein Traum aller Wagnerianer wahr geworden“, schrieb<br />
die „New York Times“ über den aufstrebenden Sänger. Das Publikum<br />
faszinierte er in der Folge vor allem mit seiner stilistischen<br />
Vielfalt, ob als Mozarts Titus, Wagners Stolzing oder als Prinz in<br />
„Im Alter singt man mit Farben,<br />
_hörbar 04/2006<br />
die eine junge Stimme nicht hat.<br />
Es ist wunderbar, älter zu werden.“<br />
„Rusalka“, in denen der Sänger immer wieder ein Höchstmaß an<br />
Intensität erreicht. Seine Paraderollen sind neben den Wagnerpartien<br />
wie eben jenem Walther von Stolzing, dem Tristan oder<br />
Lohengrin der Florestan aus Beethovens „Fidelio“, Verdis Otello<br />
oder Benjamin Brittens Peter Grimes. Zudem widmet er sich intensiv<br />
dem Liedgesang, und seine Fähigkeit der liedhaften Wort-<br />
Ton-Gestaltung wird immer wieder gerühmt. Regelmäßig tritt er<br />
an der Metropolitan Opera, der Wiener Staatsoper, der Nationaloper<br />
in Paris und im Covent Garden auf. Darüber hinaus hat er<br />
im Verlauf seiner Karriere mit den wichtigsten Dirigenten zusammengearbeitet,<br />
darunter Sir Georg Solti, Claudio Abbado, Christian<br />
Thielemann, Sir Andrew Davis, Daniel Barenboim, Lorin<br />
Maazel, Sir Colin Davis, Wolfgang Sawallisch und Seiji Ozawa.<br />
_porträt<br />
Dass Ben Heppner jetzt mit einem konzertanten Wagner-<br />
Programm weltweit die Säle füllt, ist nicht selbstverständlich,<br />
denn im Herbst 2001 schien es, als müsse der Sänger seine<br />
Karriere beenden: Unerklärliche Brüche tauchten in seiner<br />
Stimme auf, und es folgte für ihn eine Pause von 14 Monaten, in<br />
denen er sich voller Zweifel fragte, ob er je wieder würde singen<br />
können. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass ein blutdrucksenkendes<br />
Medikament die Ursache für die Stimmausfälle<br />
war. Der imposante Heppner nahm 40 Kilo ab und achtete<br />
auf seine körperliche Fitness. Anfang 2003 präsentierte er sich<br />
wieder in bester Verfassung, die Stimme hatte sogar an Kraft<br />
und Geschmeidigkeit gewonnen. Da wagte der Tenor sich sogar<br />
an die Rolle des Siegfried, die er vorher gemieden hatte.<br />
„Man verliert etwas Flexibilität mit dem Alter, vor allem bei den<br />
anspruchsvollen Stoffen“, so Heppner im „Mirror“. „Aber zugleich<br />
erreicht man Kraft und Farben, die eine junge Stimme von<br />
Natur aus nicht hat. Tatsächlich ist es eine wunderbare Sache,<br />
älter zu werden.“<br />
Seine Engagements sucht sich der vielgereiste Künstler mittlerweile<br />
sorgfältig aus, denn seine wichtigste Rolle sieht er als<br />
Ehemann und Vater. Auf 50 Auftritte pro Jahr beschränkt er sich<br />
in der Regel, ebenso wie er immer wieder größere Produktionen<br />
vermeidet, um Zeit für seine Familie zu haben. Wegen der langen<br />
Probenzeit schlug er sogar das Angebot des Bayreuther<br />
Lohengrin aus.<br />
Gemeinsam mit der Staatskapelle Dresden hat Ben Heppner<br />
im vergangenen Jahr Partien aus Wagners „Ring des Nibelungen“<br />
konzertant erarbeitet und aufgenommen. Bei seinem Auftritt im<br />
KONZERTHAUS DORTMUND als Siegmund und als Siegfried<br />
begleitet ihn das Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Lothar<br />
Koenigs. Der kanadische Startenor wird in diesen dramatischen<br />
Rollen wieder seine beeindruckenden Fähigkeiten als<br />
führender Heldentenor unter Beweis stellen, obwohl er selbst<br />
sich gar nicht in dieser Rolle sieht, wie er den „Opera News“ erzählte:<br />
„Ich verstehe mich nicht als einen dramatischen Tenor,<br />
obwohl meine Kinder sagen würden: Dramatischer Tenor? Das<br />
ist Untertreibung!“<br />
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