Download - Konzerthaus Dortmund
Download - Konzerthaus Dortmund
Download - Konzerthaus Dortmund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FOTOS: JOE WUERFEL/LUSAFRICA<br />
_Es hat lange gedauert, bis es was wurde mit der Karriere von<br />
Cesaria Evora. Jahrelang hatte die mittlerweile 65-Jährige in den<br />
Clubs und Hafenkneipen von Mindelo gesungen, ihrer Heimatstadt<br />
auf der Kapverden-Insel São Vicente. Bereits im Jugendalter<br />
begeisterte sie dort ein einheimisches Publikum und Seefahrer<br />
auf der Durchreise – für in der Regel nur wenige Cent pro<br />
Lied. Erst mit 47 Jahren traf sie dann auf ihren heutigen Manager<br />
José da Silva. Der Franzose kapverdischer Herkunft hörte sie<br />
singen und war davon so berührt, dass er sie nach Paris einlud,<br />
um ein Album aufzunehmen. Cesaria Evora war bis dahin kaum<br />
gereist, zudem in Lissabon bei ihrem ersten Versuch einer Plattenaufnahme<br />
noch gescheitert. Dennoch probierte sie es in Paris –<br />
und hatte Erfolg: Ihr 1988 erschienenes Album „La diva aux<br />
pieds nus“ („Die barfüßige Diva“) war der erste Schritt in eine<br />
internationale Karriere. Auch außerhalb der Gemeinschaft kapverdischer<br />
Einwanderer begann man ihre Stimme und ihre<br />
Lieder wahrzunehmen.<br />
Die Erfolgsstory nahm ihren Lauf, wohl auch, weil die Musik<br />
von Cesaria Evora so viele Zutaten enthält. Die Inselgruppe der<br />
Kapverden ist trotz ihrer einsamen Lage im Atlantik mit einer<br />
reichen Kultur gesegnet, die Einflüsse sind bis heute vielfältig.<br />
Die ehemalige portugiesische Kolonie war ein zentraler Knotenpunkt<br />
des Sklavenhandels und Schiffsverkehrs zwischen Portugal,<br />
Westafrika, Brasilien und der Karibik. Noch heute ist zu-<br />
REICH AN ZUTATEN: Evoras Musik mischt portugiesische, kubanische, brasilianische und afrikanische Stilelemente<br />
_hörbar 04/2006<br />
dem Portugiesisch die Amtssprache, auch wenn die Einwohner<br />
einen kreolischen Dialekt sprechen. Entsprechend hört man in<br />
Evoras Musik den Fado Lissabons wie auch kubanischen Son,<br />
brasilianischen Samba genauso wie traditionelle afrikanische<br />
Rhythmen.<br />
Ihr in diesem Frühjahr bei Sony BMG erschienenes Album<br />
„Rogamar“ – aufgenommen in Evoras eigenem Studio, das sie<br />
inzwischen in Mindelo eingerichtet hat – besticht einmal mehr<br />
durch heiter-tropische Melancholie. In sechs Stücken begleitet<br />
sie wieder der bekannte brasilianische Cellist und Arrangeur<br />
Jacques Morelenbaum, der ihr gemeinsam mit Caetano Veloso<br />
bereits bei dem für einen Grammy nominierten Album „São<br />
Vicente di longe“ (2001) zur Seite stand. Die Auszeichnung bekam<br />
Cesaria Evora übrigens später noch. 2004 erhielt sie den<br />
Grammy in der Kategorie Weltmusik für das ein Jahr zuvor erschienene<br />
Album „Voz d’amor“.<br />
Seit weit mehr als zehn Jahren ist Cesaria Evora nun ein Weltstar<br />
– und dabei die einfache Frau geblieben, die sie immer war.<br />
Fast ein wenig schüchtern steht sie noch immer auf der Bühne,<br />
lächelt sanftmütig ins Publikum und freut sich aufrichtig, wenn<br />
sie spürt, dass die Zuhörer sie und ihre Musik mögen. Dann setzt<br />
sie sich auch schon mal an ein kleines Tischchen hinten auf der<br />
Bühne, schenkt sich ein Gläschen ein und raucht dazu eine<br />
Zigarette, während ihre Band einfach weiterspielt.<br />
SA 18.11.2006<br />
Cesaria Evora & Band<br />
Die Sängerin von der Kapverden-<br />
Insel São Vicente präsentiert<br />
(nicht nur) die Lieder ihres neuen<br />
Albums „Rogamar“.<br />
20.00<br />
21