Textband (pdf) - Kartpgraphie, Kartographiegeschichte, Namibia ...
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Untersuchungen zur <strong>Kartographiegeschichte</strong> von <strong>Namibia</strong><br />
der Überarbeitung und Verbesserung der Regeln im Jahr 1903 sollten fremdländische Namen nur in<br />
Ausnahmefällen durch Deutsche ersetzt werden. Nach der im Deutschen Kolonialblatt veröffentlichten<br />
Regelung: „Grundsätze für die Namengebung, Namenübersetzung, Schreib- und Sprechweise der ge-<br />
ographischen Namen in den deutschen Schutzgebieten“ 17 war die Lautfolge der einheimischen Namen<br />
in eine vorgegebene deutsche Schreibweise zu übertragen. Im selben Jahr wurde auch die Schreibweise<br />
des Hauptsitzes der deutschen Verwaltung in DSWA Windhoek durch eine Gouvernementsverfügung in<br />
Windhuk geändert. 18<br />
Aber auch diese Regelungen wurden nicht einheitlich umgesetzt. So hätte nach der amtlichen Regelung<br />
das heutige Otavi als Otawi geschrieben werden müssen. Die noch heute gültige Bezeichnung hatte sich<br />
aber schon so eingeprägt und wurde auch bei Post und Eisenbahn benutzt, dass sich die Schreibweise<br />
mit „w“ nicht durchsetzte. Lediglich auf einigen in Deutschland in der Zeit nach 1903 hergestellten<br />
Karten heißt es tatsächlich Otawi, so auf der Kriegskarte von 1904 (vgl. Kap. 4.6.3).<br />
Mit der Beibehaltung fremdländischer Namen in den deutschen Schutzgebieten zog sich die deutsche<br />
Regierung viel Kritik aus der eigenen Bevölkerung zu. Sie verfolgte damit einen anderen Weg als Ko-<br />
lonialmächte wie Großbritannien und Frankreich, die möglichst schnell Bezeichnungen in der eigenen<br />
Sprache in ihren Kolonien einführten. Dementsprechend erreichten das Gouvernement von DSWA viele<br />
Anträge von Farmern zur Änderung ihrer Farmnamen, um die meist komplizierten einheimischen Be-<br />
zeichnungen in deutsche Namen umzuwandeln. Das Gouvernement und die deutsche Regierung ver-<br />
suchten zwar diese Anträge zu bremsen, doch wurde ihnen meist stattgegeben. Auf diesem Weg entstand<br />
eine große Anzahl deutscher Benennungen von Farmen, aber auch von neu gegründeten Ortschaften.<br />
Ein Erlass vom 16. Januar 1907 bestimmte jedoch, dass eine Abänderung einheimischer Ortsnamen in<br />
deutsche Bezeichnungen nur ausnahmsweise und bei Gefahr von Verwechslungen erfolgen durfte.<br />
Während der südafrikanischen Mandatszeit kamen wieder verstärkt Einflüsse des Englischen und Afrikaansen<br />
zum Tragen. Vor der Unabhängigkeit im Jahr 1990 war das National Monument Council für<br />
Ortsnamen und deren Schreibweise verantwortlich.<br />
Bis heute setzt sich die uneinheitliche Schreibweise geographischer und Ortsnamen fort. Obwohl Englisch<br />
inzwischen alleinige Amtssprache ist, unterliegt die Namenschreibung auch weiterhin den Einflüssen<br />
des Afrikaansen, des Deutschen und anderer Sprachen. Bisher konnte auch keine offizielle<br />
Kommission (place name authority) zur Festsetzung der Schreibweise geographischer Namen nach den<br />
Maßgaben der UN-Konferenz zur Standardisierung geographischer Namen ins Leben gerufen werden.<br />
Verantwortlich für deren Einrichtung ist das Ministry of Basic Education, Sport and Culture. Mit Hilfe<br />
der UNESCO wurden erste Schritte bis hin zu einem Arbeitstreffen über Ortsnamen im April 1998<br />
getan.<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, eine einheitliche Schreibweise über den gesamten behandelten<br />
Zeitraum zu gewährleisten. Daher wurde im Allgemeinen die deutsche Schreibweise nach den Richtlinien<br />
des Ständigen Ausschuss für geographische Namen (StAGN) benutzt. So werden in der Arbeit<br />
weder die englischen Bezeichnungen Walfish Bay oder Walvich Bay, noch das Afrikaanse Walvisbaai<br />
benutzt. Dieser Ort wird immer in der deutschen Bezeichnung als Walfischbucht angegeben. Gleiches<br />
gilt für die namibische Hauptstadt, die in der deutschen Form Windhuk geschrieben wird, auch wenn<br />
der Autorin die bis 1903 und auch heute als Endonym übliche Schreibweise Windhoek persönlich näher<br />
liegt. Abweichend davon kommen bestimmte, sich wandelnde Begriffe in der Form zur Wiedergabe, in<br />
der sie in der jeweils behandelten Zeit gebraucht wurden (Südwestafrika, Deutsch-Südwestafrika). In<br />
17 Grundsätze für die Namengebung, Namenübersetzung, Schreib- und Sprechweise der geographischen Namen in den deutschen Schutzgebieten.<br />
1903, S. 453.<br />
18 Schreibweise des Gouvernementssitzes. 1903, S. 395.