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Textband (pdf) - Kartpgraphie, Kartographiegeschichte, Namibia ...

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Untersuchungen zur <strong>Kartographiegeschichte</strong> von <strong>Namibia</strong><br />

Leutwein (1849–1921) (Abb. B.9) als Führer der Schutztruppe und Landeshauptmann nach Deutsch-<br />

Südwestafrika geschickt. Nach der Niederschlagung und Unterwerfung des Witbooi-Stammes unter die<br />

deutsche Herrschaft begann die kontinuierliche Entwicklung des Schutzgebietes. Es wurde eine Verwal-<br />

tungsstruktur mit Bezirken und Distrikten aufgebaut. Die Bezirks- und Distriktsamtmänner waren dem,<br />

nun mit dem Titel des Gouverneurs bezeichneten, obersten Verwaltungsbeamten des Schutzgebietes<br />

direkt unterstellt. Sie hatten unter anderem das Grundbuch zu führen, Vermessungen zu beantragen, die<br />

Grund- und Umsatzsteuer festzulegen und Verkauf und Verpachtung fiskalischer Grundstücke zu regeln.<br />

1903 war die Trennung zwischen Militär- und Zivilverwaltung weitgehend abgeschlossen. 34<br />

In die Amtszeit von Leutwein fiel u. a. die Gründung verschiedener Kolonialgesellschaften, die mit<br />

Konzessionen durch die Regierung bedacht wurden. Die Gesellschaften beschäftigten sich mit wirt-<br />

schaftlichen Unternehmungen, wie Erwerb und Verwertung von Grundbesitz, Farmwirtschaft, Bergbau,<br />

gewerblichen Unternehmungen und Handelsgeschäften. Die wichtigsten Gesellschaften in Südwestafri-<br />

ka waren neben der schon erwähnten DKGfSWA (nicht zu verwechseln mit der später gegründeten<br />

Deutschen Kolonialgesellschaft, DKG), die Siedlungsgesellschaft, die South West Africa Company<br />

(SWACo) und die South African Territories Ltd. (beide nach englischem Recht gegründete Aktienge-<br />

sellschaften), die Hanseatische Land-, Minen- und Handelsgesellschaft (HLMHG), die Kaoko Land-<br />

und Minen-Gesellschaft (KLMG) und die Otavi-Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft (OMEG). Die drei<br />

letztgenannten waren deutsche Kolonialgesellschaften im Sinne des Schutzgebietsgesetzes. 35<br />

Im Januar 1904 brach der Hereroaufstand aus. Farmer wurden ermordet, Infrastruktur zerstört und Tau-<br />

sende Herero während und nach den Kämpfen getötet. Der für die Niederschlagung des Hereroauf-<br />

standes entsandte General von Trotha löste mit seinem Vernichtungsbefehl bei den bis dahin friedlichen<br />

Namastämmen Befürchtungen über eine ähnliche Behandlung aus, sodass sich diese Ende August 1904<br />

ebenfalls erhoben. Der Krieg im Süden des Landes war für die deutschen Truppen noch schwieriger<br />

und dauerte bis 1907. Durch die große Anzahl neu ins Land kommender Truppen ohne Landeskenntnis<br />

machte sich die mangelnde Betätigung auf kartographischem Gebiet während der letzten zehn Jahre<br />

deutlich bemerkbar. Es fehlten zuverlässige Karten und auf einheimische Führer konnte man nun nicht<br />

mehr zurückgreifen.<br />

1905 übernahm Friedrich von Lindequist (1862–1945) (Abb. B.10) als erster ziviler Gouverneur die<br />

Amtsgeschäfte. Unter ihm und seinen Nachfolgern Bruno von Schuckmann (1857–1919) (Abb. B.11)<br />

und Theodor Seitz (1863–1949) (Abb. B.12) wurde die planmäßige, zügige und umfangreiche Entwicklung<br />

des Schutzgebietes bis 1914 durchgeführt. Ansiedler und Farmer wurden durch billiges Siedlungsland,<br />

Wassererschließungsprojekte, Einfuhr hochwertigen Zuchtviehs und die Anlage landwirtschaftlicher<br />

Versuchsstationen unterstützt. Die Selbstverwaltung wurde eingeführt (1909), die Infrastruktur<br />

ausgebaut und die Besiedlung vorangetrieben. Neue Verträge mit den Konzessionsgesellschaften verpflichteten<br />

diese seit 1907 zur Entwicklung ihres Landes, um eine planmäßigere und schnellere Ansiedlung<br />

in den meist ausgezeichneten Siedlungsgebieten zu erreichen. Dies war u. a. auch deshalb notwenig,<br />

um die Kosten der Kriege durch Steuer- und Zolleinnahmen auszugleichen.<br />

Der Ausbau der Infrastruktur wurde durch Kriege und Katastrophen im Schutzgebiet regelrecht begünstigt.<br />

Der Bau der Staatsbahnstrecke Swakopmund-Windhuk bis 1902 wurde durch die Rinderpest<br />

von 1897, die einen Großteil der für die Versorgung so wichtigen Zugochsen befallen hatte, vorangetrieben.<br />

Die von der OMEG hergestellte Eisenbahnstrecke Swakopmund-Otavi wurde 1903 begonnen<br />

und musste wegen des Ausbruchs des Hereroaufstandes beschleunigt werden. Der Ausbau der Südbahn<br />

34 Hubatsch, Die Schutzgebiete des Deutschen Reiches 1884–1920. 1983, S. 428.<br />

35 von Bülow, Denkschrift über die im südwestafrikanischen Schutzgebiete tätigen Land- und Minen-Gesellschaften. 1905, S. 1 f.

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