Textband (pdf) - Kartpgraphie, Kartographiegeschichte, Namibia ...
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Untersuchungen zur <strong>Kartographiegeschichte</strong> von <strong>Namibia</strong><br />
scher, in manchen der gefundenen Objekte Landschaftsmerkmale zu erkennen. Nach genaueren anthro-<br />
pologischen Studien des Volkes erkannten die Wissenschaftler jedoch die große Rolle des Schamanis-<br />
mus. Unter der Masse der gefundenen graphischen Elemente gibt es viele Darstellungen mit Linien, die<br />
andere Motive miteinander verbinden. Im Hinblick auf den Religionscharakter wird jedoch angenom-<br />
men, dass es sich eher um metaphysische als um physische Abbildungen handelt. Vermutlich verkörpern<br />
sie die Traumwelten. Damit wären solche Darstellungen kosmologischer Natur.<br />
Andere Forscher meinen, in Symbolzeichen (zum Beispiel in Twyfelfontein im Nordwesten von Na-<br />
mibia) eine Art primitiver Bilder- und Zeichenschrift wie bei nordischen Runen zu erkennen. Auch<br />
Sinnbilder (kreisförmige in Felsen gravierte Symbole) für Wasserstellen, Quellen, fließendes Wasser<br />
oder stehende Wasserlöcher sollen sich erkennen lassen. Nach Vedder könnte es sich auch um Eigen-<br />
tumsmerkmale (Wasserstellen und jagdbare Tiere) der dort lebenden Gruppen handeln. 46 Ähnlich wie<br />
bei den Inkas könnte aber auch ein Sonnenkult für die Gravierungen verantwortlich sein.<br />
Kunst der Bantu-sprechenden Bauern<br />
Trotz der eher geringen Anzahl der bisher gefundenen Felsgravierungen Bantu-sprechender Bauern<br />
wurde deren Kunst einschließlich der Hintergründe ausführlich studiert. Da die Kunst der Bauern auf<br />
den östlichen, fruchtbareren Teil des südlichen Afrika beschränkt war, sind diese Darstellungen für das<br />
Gebiet des heutigen <strong>Namibia</strong> uninteressant und sollen daher hier nicht weiter ausgeführt werden. 47<br />
Erkenntnisse über prähistorische Karten im südwestlichen Afrika<br />
Ein Problem bei der Betrachtung und Auswertung sehr alter Abbildungen von Naturvölkern ist die<br />
europäische/westliche Perspektive. Es gibt Probleme bezüglich der Definition, was eine Karte ist oder<br />
sein könnte. Die Erwartung bestimmter Eigenschaften, die nach hiesigem Verständnis zu einer Karte<br />
gehören, versperrt den Blick auf andere Darstellungsformen. Viele der Naturvölker hatten keine Vorstel-<br />
lungen von Kartographie oder Karten und meist nicht einmal ein Wort dafür. 48 Für europäisches Denken<br />
ist es daher schwer, die Kunst und die dahinterstehende Motivation der Menschen zu verstehen.<br />
Nach der heutigen Forschung scheint es keine Darstellung im Gebiet <strong>Namibia</strong>s zu geben, die als Land-<br />
karte bezeichnet werden könnte. Dennoch wurde die Möglichkeit, Karten auf dem Boden zu zeich-<br />
nen bei den Menschen der Region anscheinend allgemein genutzt. Ein Jäger und Sammler des 19. Jhs.<br />
konnte Informationen für den Ethnographen W.H.I. Bleek bereitstellen, indem er eine angemessen kor-<br />
rekte Karte des Heimatterritoriums erstellte. 49 Einzelne Felsgravuren im Gebiet des heutigen Südafrika<br />
können ebenfalls als Abbildungen der Erdoberfläche bezeichnet werden. Dazu zählen vorrangig Gra-<br />
vuren von Werften (Abb. E.2 und E.3).<br />
Für eine genauere Analyse, ob es sich bei Malereien und Gravierungen um kartographische Darstel-<br />
lungen handelt, bedürfte es einer intensiven Auswertung aller gefundenen Abbildungen im Vergleich<br />
mit der Umgebung ihres Fundortes.<br />
46 Vedder, Das alte Südwestafrika: Südwestafrikas Geschichte bis zum Tode Mahareros 1890. 1997, S. 99 ff.<br />
47 Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich in: Maggs, Cartographic Content of Rock Art in Southern Africa. 1998, S. 17 ff.<br />
48 Woodward/Lewis, Cartography in the Traditional African, American, Arctic, Australian, and Pacific Societies: The History of Cartogra-<br />
phy. 1998, S. 1.<br />
49 Maggs, Cartographic Content of Rock Art in Southern Africa, 1998, S. 23.