Buch Grünewald
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Kölner<br />
Mädchen und Jungen entdecken<br />
jüdische Spuren…<br />
Kommt mit!<br />
Im Schuljahr 2008/9 erforschten die Achtklässler<br />
der Ernst-Simons-Realschule mit<br />
meiner Kollegin Ilse Baldeaux und mir das<br />
jüdische Köln. Unser Schulgründer Ernst Simons<br />
war ein bekannter Kölner Jude, und wir fühlen<br />
uns seinem Erbe verpfl ichtet.<br />
Unser Maskottchen „Uri“ begleitet<br />
die hauptsächlich von<br />
Schülern gestalteten Seiten.<br />
Die von ihnen aus Zeitgründen<br />
nicht mehr fertig<br />
gestellten Artikel habe ich selber hinzugefügt.<br />
Wir Spurensucher würden uns freuen, wenn<br />
viele Kölner Jugendliche unserem Beispiel<br />
folgen und die jüdischen Spuren in Köln für<br />
sich entdecken würden.<br />
Es gibt eine „Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische<br />
Zusammenarbeit“, bei der ich<br />
Mitglied bin. Wenn ihr also noch Ergänzungen<br />
zu diesem Heft habt, etwas gut oder schlecht<br />
fi ndet, so schneidet und füllt die beiliegende<br />
Karte an diese Gesellschaft aus, frankiert sie<br />
und schickt sie ab. Die Adressaten werden<br />
sich auf jeden Fall darüber freuen.<br />
Köln, im Juni 2009<br />
Ingrid <strong>Grünewald</strong>, Realschullehrerin<br />
Unterwegs bei der<br />
Spurensuche gab<br />
es für fi ndige Spürnasen<br />
bei den<br />
Schülern Extra-Punkte. So können<br />
auch andere „Detektive“ z. B.<br />
folgende Fragen beantworten:<br />
• Wo befinden sich noch weitere<br />
„Stolpersteine“ auf Kölner Bürgersteigen?<br />
(Augen abwärts)<br />
• Wer sieht zuerst den Davidstern<br />
auf dem Weg zur Synagoge in<br />
der Roonstraße oder auf dem<br />
Gebäude am Westfriedhof?<br />
(Augen aufwärts)<br />
• Wer erkennt die Mesusa am<br />
Türrahmen der Synagoge?<br />
• Wer kann bei der Führung in<br />
der Synagoge die meisten<br />
Fragen beantworten?<br />
• Wer findet unterwegs Namen<br />
von Straßen oder Plätzen, die<br />
einen Bezug zum Judentum<br />
haben? (Augen aufwärts)<br />
• Wer entdeckt in der Nähe des<br />
EL-DE-Hauses die Erklärung für<br />
diesen seltsamen Namen, der<br />
eigentlich nur eine Abkürzung<br />
ist? (in Augenhöhe bzw. etwas<br />
aufwärts)<br />
• Wer findet im Stadtmuseum im<br />
Erdgeschoss und im 1. Stock die<br />
Vitrinen mit jüdischen Gegenständen?<br />
• Wer findet am Offenbachplatz<br />
an der Oper die Gedenktafel für<br />
die größte Kölner Synagoge, die<br />
dort bis zum 9./10.11.1938 gestanden<br />
hat? (Augen aufwärts)
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Inhalt<br />
Wir von der Ernst-Simons-Realschule .............................................................................................4<br />
Ernst Simons ........................................................................................................................6<br />
Stolpersteine .....................................................................................................................................8<br />
Unterwegs durch Müngersdorf, Braunsfeld und Lindenthal .........................................................9<br />
Synagogen .......................................................................................................................................10<br />
Interview mit Rabbiner Engelmayer ...............................................................................12<br />
Yitzhak-Rabin-Platz .........................................................................................................................13<br />
Frauenbrunnen und jüdisches Leben im Mittelalter ...................................................................14<br />
Ausgrabungen auf dem Rathausplatz und ein altes Dokument ................................................16<br />
Weitere Straßen und Plätze mit jüdischen Namen .....................................................................17<br />
Ma’alot .............................................................................................................................................18<br />
Davidstern .......................................................................................................................................19<br />
EL-DE-Haus und Kölnisches Stadtmuseum ...................................................................................20<br />
Erich-Klibansky-Platz und Löwenbrunnen ....................................................................................22<br />
Die jüdische Grundschule Lauder-Morijah ....................................................................................24<br />
Hebräisches Alphabet und Geschichten zu den <strong>Buch</strong>staben ........................................25<br />
Jüdische Festtage ..............................................................................................................28<br />
Koschere Speisen ..............................................................................................................32<br />
Kim-Spiel ............................................................................................................................33<br />
Lösung für das Kim-Spiel ..................................................................................................36<br />
Lieder ..................................................................................................................................37<br />
Ans Simons ........................................................................................................................38<br />
Das Tagebuch der Anne Frank .........................................................................................41<br />
Der jüdische Friedhof in Bocklemünd ...........................................................................................42<br />
Interview mit Prof. Dr. Ahren über jüdische Traditionen ...............................................44<br />
Was ist ein Golem? ...........................................................................................................46<br />
Empfohlene und zitierte Bücher und Hefte .................................................................................47<br />
Worterklärungen .............................................................................................................................48<br />
Anhang: Englische Texte von unserer polnischen Partnerschule mit deutscher Erklärung .....50<br />
3
4<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Wir von der<br />
Ernst-Simons-Realschule<br />
Klasse 8a<br />
Wir, die 28 Mädchen und Jungen der Klasse 8a, haben uns mit unseren<br />
Lehrerinnen Frau <strong>Grünewald</strong> und Frau Baldeaux auf die Suche<br />
nach jüdischen Spuren in Köln gemacht. Manchmal haben einige Mitschüler<br />
auch Veranstaltungen abends oder am Wochenende besucht.<br />
Wir haben uns auf dem Foto unter dem Porträt unseres Schulnamensgebers<br />
Ernst Simons versammelt, das uns im Eingangsbereich unserer<br />
Schule immer an ihn erinnert.<br />
Wir, das sind:<br />
Andrea, Angelina, Annganina, Annika, Aron, Dardanie, Eric, Eugen, Janett,<br />
Jasmin, Jasmin-Charlin, Kevin A., Kevin D., Lara, Laura, Lena, Lucas, Marcel,<br />
Marco F., Marco K., Natalie, Ramona, Roman, Sarah, Sebastian, Sinem,<br />
Tobias und Vanessa<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Die Ergebnisse unserer Spurensuche haben wir auf Englisch übersetzt und<br />
mit den polnischen Schülern der Zespol Szkol Ekonomiczno-Gastronomicznych<br />
und ihrer Lehrerin Malgorzata Krzeminska aus Tarnow über eine<br />
Internet-Plattform von „eTwinning“, einer Aktion von „Schulen ans Netz“,<br />
ausgetauscht. Einige Informationen hierzu befinden sich im Anhang.<br />
Jeweils 12 Schüler von beiden Schulen hatten einen eigenen „Gesprächspartner“.<br />
Wir warteten immer gespannt auf Nachrichten aus Polen. Die<br />
anderen Schüler haben mitgearbeitet und können sich demnächst mit<br />
interessierten Schülern aus Rumänien über deren jüdische Spurensuche<br />
unterhalten.<br />
Klasse 8a<br />
5
6<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Ernst Simons<br />
Wer war Ernst Simons?<br />
Ein „Kölscher Jude“. So nannte er sich selbst. Er lebte vom 07.08.1919 bis<br />
zum 29.01.2006. Seine Kindheit verbrachte er in Köln-Deutz, wo sein Vater<br />
Dr. Julius Simons der letzte Rabbiner vor dem 2. Weltkrieg war. Vor den<br />
Nazis musste er kurz vor seinem Abitur nach Holland fliehen. Dort lernte<br />
er seine Frau Ans kennen. Am Tag nach der Hochzeit wurde das junge<br />
Paar in das KZ Bergen-Belsen deportiert; aber beide überlebten. Von<br />
Herrn Simons‘ großer Familie waren 123 Personen umgekommen. Ernst<br />
Simons wurde in Köln Lehrer, Schulleiter und Regierungsschuldirektor. Das<br />
Ehepaar bekam 3 Töchter, die heute in Israel leben. Am 19. August 2005<br />
erlebte Ernst Simons noch ein besonderes Highlight: die persönliche Begegnung<br />
mit Papst Benedikt XVI in der Synagoge.<br />
„Warum konnte man nicht aus dem KZ fliehen, und wie haben Sie<br />
das dort überhaupt ausgehalten?“<br />
Diese Fragen wurden Herrn Simons oft gestellt. Er berichtete dann von<br />
den Wachhunden, die viel mehr Nahrung bekamen als die Häftlinge, vom<br />
Stacheldraht um das KZ, vom Elektrozaun, von den Wachtürmen und von<br />
der Todesstrafe für Flüchtlinge. Dass er und seine Frau überlebten, grenzt<br />
Quelle: Wilhelm, Greven Verlag Köln<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
auch für Herrn Simons an ein Wunder. Aber sie waren damals sehr jung,<br />
voll Glauben und Hoffnung auf ein Leben nach dem KZ, und er hatte den<br />
Rat eines jüdischen Arztes befolgt und nach der Arbeit versucht zu ruhen<br />
oder zu schlafen, um den geschundenen Körper zu regenerieren. Er wurde<br />
aber trotzdem sehr krank.<br />
Warum wurde eine Realschule nach ihm benannt?<br />
Nach den Schrecken der Nazi-Zeit wollte er sich aktiv für Kinder einsetzen,<br />
wollte Jungen und Mädchen mit und ohne Behinderung die gleichen<br />
Zukunftschancen geben. In seine Realschule nahm er daher auch körperbehinderte<br />
Kinder auf. Am 20. Juni 1991, 24 Jahre nach dem Umzug von<br />
der Geilenkircher Straße in einen größeren Neubau am Alten Militärring,<br />
wurde seine Schule nach ihm benannt. Er war der erste, dem zu seinen<br />
Lebzeiten eine solche Ehre zuteil wurde.<br />
Was würde er uns heute als sein „Vermächtnis“ sagen wollen?<br />
Sein Motto für das Miteinander, das auch auf unserer Schul-Homepage<br />
www.ernst-simons-realschule.de nachzulesen ist, lautete: „Es gibt keine<br />
Bildung ohne gegenseitiges Kennenlernen, ohne Achtung der unterschiedlichen<br />
Fähigkeiten und ohne Bereitschaft zu Kooperation und Toleranz.“<br />
Und am Ende seines Zeitzeugen-Besuchs 1998 in seiner Schule formulierte<br />
er selber sein „Vermächtnis“ für die Lehre aus der deutschen Nazi-<br />
Vergangenheit:<br />
“ …damit ihr erkennen könnt, was gewesen ist – aus authentischem Mund – und<br />
dafür sorgen sollt, auch in Zukunft, …dass dies nie wieder geschieht – ganz gleich,<br />
gegen wen es sich immer richten mag…; denn jeder Mensch ist ein Ebenbild<br />
Gottes!<br />
7
8<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Stolpersteine<br />
Eugen und Roman sind mit uns in der Büsdorfer<br />
“<br />
Straße vor dem Haus Nr. 2 in Müngersdorf:<br />
Eugen: Was ist das?<br />
Roman: Das sind Stolpersteine.<br />
Eugen: Und warum sind sie ausgerechnet hier auf dem Bürgersteig vor<br />
diesem Privathaus?<br />
Roman: Weil sie an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, die hier<br />
gewohnt haben, deportiert worden und umgekommen sind.<br />
Eugen: Ich kann nicht gut lesen, was darauf geschrieben ist. Ich muss näher<br />
herangehen.<br />
Roman: Der Künstler hat gesagt: „Um die Namen der Opfer zu lesen,<br />
müssen wir vor ihnen in die Knie gehen.“<br />
Eugen: Das verstehe ich. Mir tun die Opfer leid. Es ist wichtig, dass die Opfer<br />
des Nationalsozialismus nicht vergessen werden. Welcher Künstler<br />
hatte die Idee zu den Stolpersteinen?<br />
Roman: 1993 hat der Kölner Künstler Gunter Demnig zum ersten Mal ein paar<br />
Pflastersteine auf dem Bürgersteig durch Kupfer-Stolpersteine mit einer<br />
Inschrift ersetzt. Inzwischen gibt es sie auch in anderen europäischen<br />
Ländern, z. B. in Österreich, Ungarn, Polen, Holland und Tschechien.<br />
Eugen: Ich werde jetzt besser auf solche Mahnmale achten.<br />
? Unsere Frage:<br />
Gibt es auch in eurer<br />
Umgebung Stolpersteine?<br />
Gina, Laura &<br />
Sinem<br />
Die Inschrift auf<br />
den beiden<br />
Stolpersteinen<br />
in der Büsdorfer<br />
Straße lautet:<br />
“ “<br />
HIER WOHNTE<br />
LEONHaRD DüRING<br />
JG. 1898<br />
DEPORTIERT<br />
aUScHWITZ<br />
FüR TOT ERKLäRT<br />
HIER WOHNTE<br />
ESTHER DüRING<br />
GEB. HERScHaFF<br />
JG. 1890<br />
FLUcHT/HOLLaND<br />
DEPORTIERT<br />
aUScHWITZ<br />
FüR TOT ERKLäRT<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Unterwegs durch<br />
Müngersdorf, Braunsfeld und Lindenthal<br />
Im Stadtwald in Müngersdorf hinter dem Kämpchensweg<br />
vor dem Fußball- und Sportplatz an<br />
der Stelle des ehemaligen Fort V, dem „Judenlager<br />
Müngersdorf“, liegt seit 1981 etwas versteckt ein<br />
großer Stein mit einer Inschrift „Zur Erinnerung an<br />
die Toten und als Mahnung für die Lebenden“.<br />
Ob viele Fußgänger die kleine Gedenktafel an dem<br />
Haus Aachener Str. 443 am Dreifaltigkeits-Krankenhaus<br />
in Braunsfeld lesen, auf der daran erinnert<br />
wird, dass hier einmal ein israelitisches Waisenhaus<br />
gewesen ist, aus dem viele Kinder und Betreuer<br />
1941 vertrieben und deportiert wurden?<br />
Und auf dem Boden befinden sich 5 Stolpersteine.<br />
Im Universitätsbereich in Lindenthal gibt es die Herbert-Lewin-Straße, die<br />
nach Herbert Lewin (1899-1982), dem 1. Vorsitzenden der Synagogengemeinde<br />
Köln ab 1946, benannt wurde.<br />
An der Universitätsbibliothek wird es bald den Elise-und-Helene-Richter-<br />
Platz zum Gedenken an die gleichnamigen jüdischen Gelehrten aus Wien<br />
geben. Elise war ab 1901 Doktor der Philosophie und ab 1922 Universitätsprofessor.<br />
Unter dem Nazi-Terror wurden beide Schwestern 1942 nach<br />
Theresienstadt deportiert, wo sie 1942 bzw. 1943 umkamen.<br />
9
10<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Synagogen<br />
Charlin, Lara &<br />
Kevin D.<br />
Was ist typisch für eine Synagoge?<br />
Das Wort „Synagoge“ ist griechisch und heißt übersetzt „Haus der Zusammenkunft“.<br />
Dort kommen die jüdischen Gläubigen am Sabbat und<br />
an Feiertagen zusammen und beten und lesen aus der Thora. Die Thora-<br />
Rollen befinden sich an einem heiligen Platz in dem nach Jerusalem ausgerichteten<br />
Schrein hinter einem Vorhang. Männer müssen aus Respekt<br />
ihren Kopf mit einer Kippa bedecken. Es gibt einen abgetrennten Bereich<br />
für Männer und Frauen.<br />
Was haben Synagogen mit Jerusalem zu tun?<br />
Eine Synagoge ersetzt in der Fremde den Dienst in dem im Jahre 70 n.<br />
Chr. zerstörten Tempel in Jerusalem. Nach einer Legende teilte Gott bei<br />
der Erschaffung der Welt alle Schönheit in 10 Teile. Neun Teile davon<br />
bekam die Stadt Jerusalem. Aber er verteilte auch alles Leid in 10 Teile.<br />
Auch davon bekam Jerusalem 9 Teile. Deshalb ist Jerusalem nicht nur sehr<br />
schön und für viele Religionen wichtig, sondern auch immer umkämpft.<br />
Auch die Synagogen sind oft zerstört worden.<br />
Gibt es in Köln viele Synagogen?<br />
In Köln gab es vor der Pogromnacht vom 9./10. November<br />
1938, in der alle Synagogen in Deutschland von den Nationalsozialisten<br />
zerstört wurden, für die etwa 19.500 Kölner Juden<br />
7 Synagogen. An die größte und bedeutendste damalige<br />
Synagoge erinnert heute eine Gedenktafel am Opernhaus an<br />
der Glockengasse neben dem Offenbachplatz. Sie war vom<br />
Architekten und Dombaumeister Zwirner erbaut worden.<br />
Nach dem Krieg bildeten 30 bis 80 Kölner Juden die 1. jüdische Synagogen-Gemeinde,<br />
und nach den Renovierungsarbeiten konnte im September<br />
1959 die heute bekannteste Kölner Synagoge in der Roonstraße 50,<br />
wo schon früher die erste Synagoge gestanden hatte, wieder eingeweiht<br />
werden. Inzwischen ist die jüdische Gemeinde durch zahlreiche russische<br />
jüdische Flüchtlinge auf fast 5.000 Mitglieder angewachsen.<br />
Über dem Eingang der Synagoge steht auf Hebräisch ein Satz des Propheten<br />
Zacharia 4,6:<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
„Nicht durch Macht und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist<br />
spricht der Herr der Heerscharen.“<br />
Eine kleine Synagoge gibt es außerdem im jüdischen Kulturzentrum in<br />
Ehrenfeld und in der liberalen jüdischen Gemeinde in Riehl.<br />
Kann man die Synagoge besuchen?<br />
Ja, aber für den Besuch muss man einige Sicherheitsvorkehrungen beachten.<br />
Man zeigt seinen Ausweis vor und wird erst durch eine Sicherheitsschleuse<br />
eingelassen. An Sabbat und jüdischen Festtagen bewachen auch<br />
immer Polizisten im Streifenwagen die Synagoge.<br />
Am besten meldet man sich unter 0221 / 92 15 60 0 an, um eine Führung<br />
oder einen Besuch des Gottesdienstes oder einer anderen Veranstaltung<br />
zu vereinbaren.<br />
In dem Synagogen-Gebäude gibt es nämlich auch ein koscheres Restaurant,<br />
ein kleines Museum, eine Bibliothek, einen Versammlungsraum,<br />
eine Gedenkhalle, Jugendräume, einige Lehrräume und die Verwaltung.<br />
Charlin, Lara &<br />
Kevin D.<br />
11
12<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Interview mit<br />
Rabbiner Engelmayer<br />
Am 30. März 2009 besuchten wir, Annika und Jasmin,<br />
mit unserer Klassenlehrerin den Vortrag von<br />
Rabbi Jaron Engelmayer über die Pessach-Tradition in<br />
der Bibliothek Judaica im Synagogen-Gebäude. Vor<br />
dem Betreten mussten wir alle unsere Ausweise zeigen.<br />
Dann wurden wir durch die Sicherheitsschleuse<br />
eingelassen. Wir gingen durch den Museumsraum und<br />
schauten uns die alten Thorarollen und die jüdischen<br />
Kultgegenstände an.<br />
Im Anschluss an den Vortrag, bei dem es auch Getränke und Gebäck gab,<br />
baten wir Rabbi Engelmayer um ein Interview.<br />
“ Hallo, ich bin Jaron Engelmayer. Ich bin 32 Jahre alt und Rabbiner in Köln. Ich bin einer<br />
der drei jüngsten Rabbiner von Deutschland. Bevor ich nach Köln kam, war ich 3 Jahre<br />
lang Rabbiner in aachen. Ich arbeite gerne für die Kölner Synagogen-Gemeinde.<br />
Er hat die schweizerische und israelische Staatsbürgerschaft,<br />
ist verheiratet und hat 3 Kinder. Er spricht auch<br />
Russisch, was für die vielen neuen Gemeindemitglieder<br />
aus Russland sehr hilfreich ist.<br />
Wir lernten viel über das Amt eines Rabbiners, er…<br />
» ist der wichtigste Lehrer und das geistige Oberhaupt;<br />
» kennt die Thora besonders gut und weiß viel über<br />
die jüdische Lehre, ihre Gebote und Literatur;<br />
» ist verantwortlich für die Gemeinde und ihr Beachten der jüdischen Lehre;<br />
» vertritt die Gemeinde im öffentlichen Leben und hält an Festtagen Reden;<br />
» ist verantwortlich für die Unterstützung der Armen, Kranken oder Hilflosen;<br />
» ist kein Priester, der in erster Linie religiöse Aufgaben hat;<br />
» sagt, dass jedes Gemeindemitglied den Gottesdienst und die Gebete<br />
leiten und aus der Thora vorlesen kann.<br />
Vielen Dank, Rabbi Engelmayer, für das Interview!<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Yitzhak-Rabin-Platz<br />
Yitzhak Rabin – wie soll man sich so einen schwierigen Namen<br />
merken?<br />
Seinen Vornamen kennt man aus der Bibel: Abrahams Sohn hieß so,<br />
nämlich Isaak.<br />
Und Rabin erinnert an das Wort „Rabbi“. Er war aber kein Rabbiner, sondern<br />
ein Politiker, genauer gesagt ein israelischer Ministerpräsident. Obwohl er<br />
27 Jahre in der Armee verbracht hatte, war sein höchstes Ziel, seinem Land<br />
Frieden zu bringen. Er bekam dafür 1994 den Friedens-Nobelpreis.<br />
Rabin lebte vom 01.03.1922 bis zu seinem gewaltsamen Tod am 04.11.1995.<br />
Er wurde nämlich während einer öffentlichen Friedensversammlung in Tel<br />
Aviv auf dem „Platz der Könige Israels“ von einem jüdischen Fanatiker<br />
erschossen. Dieser Platz hat danach seinen Namen bekommen. Menschen<br />
auf der ganzen Welt trauerten um diesen großen Politiker.<br />
Seine Witwe Leah Schlossberg, mit der er 2 Kinder hatte, Dalia und Juwal,<br />
ist im Jahr 2000 gestorben.<br />
Wir Kölner können uns an ihn erinnern, wenn wir in der Kölner Innenstadt<br />
in der Nähe der Synagoge am Hohenstaufenring, Ecke Beethovenstraße,<br />
einen kleinen, unscheinbaren Platz mit einem Kiosk, ein paar Bäumen<br />
und Autos aufsuchen. Er heißt „Yitzhak-Rabin-Platz“ und müsste dringend<br />
verschönert werden!<br />
Annika & Jasmin Dardanie & Ramona<br />
13
14<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Frauenbrunnen und jüdisches<br />
Leben im Mittelalter<br />
“<br />
Wir „belauschen“ ein Gespräch am Frauenbrunnen<br />
in einem idyllischen Innenhof An Farina zwischen<br />
der Jüdin von 1424 mit den langen schwarzen<br />
Zöpfen und einer Kölnerin der Neuzeit:<br />
Jüdin:<br />
Wir müssen in einem eigenen Judenviertel leben. Es ist<br />
die größte jüdische Gemeinde nördlich der alpen!<br />
Wir haben mehrere Brunnen und viele Gebäude.<br />
Das wichtigste ist unsere Synagoge, die wir<br />
„Judenschule“ nennen, denn sie ist der Versammlungs-,<br />
Gebets- und Unterrichtsort. Es<br />
gibt auch eine Frauensynagoge, ein Hospital<br />
(eine Herberge für durchreisende Juden), ein<br />
Hochzeits- und Spielhaus, eine Backstube, eine<br />
Badestube und seit 1165/70 unser Kultbad,<br />
die Mikwe, zu der man von der Synagoge<br />
über einen kleinen Hof gelangen kann. Wir<br />
Juden müssen uns rituell reinigen, wenn<br />
wir „unrein“ geworden sind, z. B. Tote oder<br />
Blut berührt haben oder unreine Speisen<br />
gegessen haben. Wir Frauen müssen uns vor<br />
der Hochzeit, nach der Geburt eines Kindes<br />
und nach der Menstruation rituell reinigen.<br />
Die Mikwe führt 15 m tief zum Grundwasser,<br />
dessen Höhe vom Rheinpegel abhängt. Es<br />
gibt Nischen für Leuchten und Tücher, denn wir<br />
müssen nackt in das 70 cm tiefe Becken eintauchen.<br />
Juden dürfen zwar weder Bauern noch Handwerker<br />
sein. aber es gibt viele reiche Kaufleute oder Geldverleiher.<br />
Unser Judenviertel wurde 1096 als Folge des 1.<br />
Kreuzzuges und 1349 zerstört, und viele Juden wurden<br />
umgebracht. 1372 durften einige Familien wieder in Köln<br />
wohnen. aber genau 1424, also jetzt, werden wir wieder<br />
alle aus Köln vertrieben, weil man uns beschuldigt, die<br />
Brunnen vergiftet und die Pest verursacht zu haben. Viele<br />
von uns flüchten nach Deutz oder noch weiter fort.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Kölnerin der Neuzeit:<br />
Der Name „Judengasse“ weist<br />
heute noch am Rathaus auf das<br />
Judenviertel hin. Es umfasste<br />
die Straßen Obenmarspforten,<br />
Unter Goldschmied, Kleine<br />
Budengasse und Bürgerstraße.<br />
Bei den ausgrabungen<br />
sieht man einen Brunnen<br />
in der Mitte der halbrunden<br />
Mauer. Die Grundrisse der jüdischen Gebäude konnte<br />
man, bevor die ausgrabungen begonnen hatten, im Pflaster<br />
erkennen.<br />
Die Mikwe wurde später mit einer Glaspyramide überdacht,<br />
und der Pförtner im Rathaus gibt den Schlüssel<br />
gegen ein Pfand heraus.<br />
Im Stadtmuseum kann man den Schatz von 280 Gold-<br />
und Silbermünzen einer jüdischen Familie sehen, der<br />
wahrscheinlich versteckt worden war.<br />
Im Dom links neben der Sakramentskapelle gibt es eine 2 m<br />
hohe Steinurkunde, das „Judenprivileg“, von Erzbischof Engelbert II<br />
von Falkenburg aus dem Jahr 1266. auf Latein wird den Kölner<br />
Juden darauf in einigen Bereichen Schutz angeboten.<br />
Man machte aus der Synagoge die Rathauskapelle und nannte sie<br />
„St. Maria in Jerusalem“. Erst als die Franzosen 1794 Köln besetzten,<br />
hatte die ausgrenzung der Juden ein (vorläufiges) Ende.<br />
15
16<br />
Quelle: Wilhelm, Greven Verlag Köln<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Ausgrabungen auf dem Rathausplatz<br />
und ein altes Dokument<br />
Angie & Roman<br />
Am 18. August 2008 haben meine Klassenlehrerin<br />
und ich, Angelina, an einer Führung des Ausgrabungsleiters<br />
Dr. Sven Schütte „durch das Kölner Judenviertel<br />
und die archäologische Zone“ teilgenommen.<br />
Ich war die jüngste Teilnehmerin. Zuerst konnten wir<br />
mehrere Entwürfe für den geplanten Museumsbau<br />
miteinander vergleichen. Inzwischen gibt es allerdings<br />
ganz andere Planungen für die archäologische Zone mit<br />
dem Haus der jüdischen Kultur. Dann gingen wir in den<br />
Zeltpavillon über den aktuellen Ausgrabungen. Wir balancierten<br />
über Mauerreste und konnten die freigelegten Bereiche der<br />
mittelalterlichen Synagoge erkennen.<br />
Wir erfuhren, dass es schon davor, nämlich im 4. Jahrhundert, eine Kölner<br />
jüdische Gemeinde hier gegeben haben muss. Darüber berichtet ein<br />
Schreiben des Kaisers Konstantin des Großen vom 11.12.321 an die Räte<br />
der Stadt Agrippina, so hieß Köln nämlich damals, das<br />
heute in der Vatikanbibliothek in Rom aufbewahrt wird.<br />
Darin wurden die in Köln lebenden Juden, die vorher<br />
von öffentlichen Ämtern aus religiösen Gründen befreit<br />
waren, in derartige Ämter berufen. „Iudaeos vocari<br />
ad curiam“ erkennt man in diesem Text in der 4. Zeile,<br />
was so viel heißt wie „Juden in den Stadtrat berufen“.<br />
Das lässt darauf schließen, dass es in Köln die älteste<br />
jüdische Gemeinde nördlich der Alpen gegeben haben<br />
muss. Der römische Brunnen vor der Synagoge konnte<br />
damals durchaus dazu gedient haben, Regenwasser zu<br />
sammeln, um sich vor dem Betreten der Synagoge die<br />
Hände zu waschen.<br />
Bei den Ausgrabungen säubern, zeichnen und digitalisieren die Mitarbeiter<br />
alle Teile äußerst sorgfältig: jeden Stein, alle Scherben, Knochen,<br />
Textilreste, Schnallen und sogar winzige Spielwürfel – Zeugen der Kölner<br />
Geschichte aus 2 Jahrtausenden!<br />
Auf jeden Fall ist es für uns alle spannend zu verfolgen, was noch in<br />
nächster Zeit auf dem Rathausplatz ausgegraben wird.<br />
Weitere Straßen und Plätze<br />
mit jüdischen Namen<br />
Die Judengasse am Rathausplatz weist darauf<br />
hin, dass sich hier früher das jüdische Viertel befunden<br />
hat. Geht man in Richtung Hohe Straße, kommt man an der<br />
Salomonsgasse vorbei, die an den weisen König Salomon, den Erbauer<br />
des 1. Tempels 961 vor Chr. erinnert. Der Platz vor der Oper heißt<br />
Offenbachplatz nach dem jüdischen Operetten-Komponisten und Theaterregisseur<br />
Jacques Offenbach (20.06.1819 in Köln bis 05.10.1880 in Paris),<br />
der schon 1833 nach Paris zog und auch dort starb. „Orpheus in der Unterwelt“<br />
und „Hoffmanns Erzählungen“ mit der „Barcarole“ haben ihn weltbekannt gemacht.<br />
Stadteinwärts an der Nord-Süd-Fahrt beginnt die große Tel-Aviv-Straße.<br />
Sie weist auf Kölns Partnerstadt in Israel hin. Die Partnerschaft besteht seit dem<br />
06.08.1979. Außerdem gibt es noch den Judenpfad in Rodenkirchen.<br />
Judengasse<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Auf der anderen Rheinseite in Köln-Deutz liegt die Dr.-Simons-Straße, die an<br />
den Vater von Ernst Simons erinnert, der dort der letzte Rabbiner vor dem<br />
2. Weltkrieg gewesen ist. Der Judenkirchhofsweg führt von dort auf den<br />
jüdischen Friedhof. Die Familie Simons hatte am Reischplatz 6 gewohnt,<br />
wo heute am Polizeigebäude noch eine Gedenktafel daran erinnert. In dem<br />
Haus war früher unten eine Religionsschule untergebracht, im 1. und 2.<br />
Stock die Synagoge und im 3. Stock die Wohnung der 7-köpfigen Familie<br />
Simons. Da das Haus ein Reihenhaus ist, wurde es in der Pogromnacht nur<br />
von innen zerstört. Auf dem Messegelände in Deutz nahe der Fähre an der<br />
Rheinpromenade am Kennedyufer erinnert ein Mahnmal daran, dass hier<br />
ein Außenlager des Vernichtungslagers <strong>Buch</strong>enwald war und von hier aus<br />
die Transporte für 11.000 Kölner in den Tod begannen. Eine weitere Gedenktafel<br />
befindet sich am ehemaligen Aufgang zum Bahnhof Deutz-Tief.<br />
Die Wolffsohnstraße am Westfriedhof und die Carlebachstraße in Eil weisen<br />
auch auf jüdische Namen hin.<br />
Viele Spuren weisen auf die gebürtige Jüdin Edith Stein hin, die 1891 in Breslau<br />
geboren und 1942 in Auschwitz umgekommen ist. Sie trat mit 42 Jahren als<br />
Katholikin in den Kölner Karmel ein, der sich damals in der Dürener Straße befand<br />
und an den eine Gedenktafel am Haus Nr. 89 heute erinnert. Besonders<br />
eindrucksvoll ist das bronzene Denkmal von Bert Gerresheim von 1999 vor<br />
dem Priesterseminar des Erzbistums Köln an der Ecke Unter Sachsenhausen/<br />
Kardinal-Frings-Straße.<br />
Salomonsgasse<br />
17
18<br />
Marco F., Lucas &<br />
Kevin D.<br />
Ma’alot<br />
Der jüdische Künstler<br />
Dani Karavan gestaltete das<br />
Denkmal „Ma’alot“ am Heinrich-<br />
Böll-Platz an der Philharmonie über dem<br />
Rhein von 1980 bis 86. Ma’alot heißt „Stufen”<br />
auf Hebräisch und bezieht sich auf die Psalmen 120<br />
bis 134 im Alten Testament. Es besteht aus verschiedenen<br />
Teilen und Materialien, z. B. einem Turm mit 6 dunkel- und hellgrauen<br />
Stufen und schmalen Öffnungen und einer Schiene, die<br />
zum Turm führt und von dort weiter nach Köln-Deutz weist, von<br />
wo aus viele Menschen unter dem Nazi-Terror in die Konzentrationslager<br />
deportiert wurden. Der 6-stufige Turm erinnert an<br />
einen KZ-Wachturm und an die 6 Millionen damals ermordeten<br />
Juden. So ist das Denkmal Ma’alot zugleich ein Mahnmal. Auf<br />
dem Platz wiederholen 6 hell- und dunkelgraue Kreise, die einer<br />
Zielscheibe ähneln, das Zahlenmotiv. Die Treppen zum Rhein mit den<br />
Wasserspielen gehören ebenfalls zum Kunstwerk – wie auch die Baumgruppen<br />
– und erinnern an das Wasserschöpfen am Laubhüttenfest.<br />
Davidstern<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Der Davidstern hat eine lange jüdische Tradition und ist ein<br />
wichtiges religiöses Symbol. Seit Israels Staatsgründung im<br />
Mai 1948 ist er in blauer Farbe auf blau-weißem Grund, der an<br />
einen Gebetsschal erinnert, auf der Staatsflagge zu sehen. Der Begriff<br />
„Magen David“ ist Hebräisch und heißt „Schild“ oder „Siegel<br />
Davids“. Er wurde in Prag Ende des 30-jährigen Krieges auch als<br />
Wappenschild geführt.<br />
2 <strong>Buch</strong>staben D, der Anfangs- und der Endbuchstabe von David, dem<br />
jüdischen König, bzw. 2 Dreiecke, ergeben übereinander gelegt einen<br />
sechszackigen Stern. Jedes Dreieck kann einen Schöpfungstag bedeuten,<br />
in der Mitte ist dann der 7. Tag der Ruhe.<br />
Während des Nationalsozialismus mussten die Juden auf ihrer Kleidung<br />
deutlich sichtbar einen gelben „Judenstern“ tragen, um sie als Juden<br />
zu kennzeichnen und zu demütigen. Im Stadtmuseum wird daran erinnert.<br />
Auch in der Antoniter-Kirche auf der Schildergasse befindet sich ein<br />
Mahnmal:<br />
Vor dem schwebenden Engel von Barlach links im Bereich des Gedenkens<br />
an die Toten der beiden Weltkriege befindet sich die „Holocaust-Stele“<br />
von Dieter Boers aus dem Jahr 1995, die ein bronzener Davidstern bedeckt.<br />
Unabhängig davon ist das Hexagramm, der 6-zackige Stern, seit dem 15.<br />
Jahrhundert auch das Zunftzeichen der deutschen Brauer.<br />
19
20<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
EL-DE-Haus und<br />
Kölnisches Stadtmuseum<br />
i<br />
Das EL-DE-Haus ist eine Gedenk- und Dokumentationsstätte für die<br />
Opfer und die Zeit des Nationalsozialismus am Appellhofplatz 23-25.<br />
Es war vom 01.12.1935 bis 05.03.1945 Sitz der Geheimen Staatspolizei<br />
(Gestapo) in Köln. Im Keller befinden sich bis heute die Zellen für die<br />
inhaftierten Gegner des Regimes. Sie haben auf mehr als 1.500 Wandinschriften<br />
ihr Leid und ihren Protest dokumentiert.<br />
Um den Namen des Hauses zu<br />
verstehen, muss man links vom<br />
Eingang die Bepflanzung etwas<br />
beiseite schieben. Dann kann man<br />
den Namen des früheren Hausbesitzers<br />
lesen.<br />
Es gibt zu unterschiedlichen Themen immer wechselnde aktuelle Sonderausstellungen.<br />
Die Öffnungszeiten: Eintritt:<br />
Di, Mi, Fr 10.00 - 16.00 Uhr, Erwachsene 3,60 Euro<br />
Do 10.00 - 18.00 Uhr, ermäßigt 1,50 Euro<br />
Sa, So 11.00 - 16.00 Uhr an Köln-Tagen gibt es Sonderbedingungen.<br />
Das Sekretariat ist erreichbar unter 0221/22 12 63 32.<br />
Vom EL-DE-Haus aus kann man schon das Kölnische Stadtmuseum mit<br />
den rot-weißen Fensterläden sehen. Der Eingang ist in der Zeughausstraße<br />
1-3. Dieses Museum zeigt Gegenstände vom Mittelalter bis zur Gegenwart.<br />
3 interessante Info-Hefte über das Judentum sind hier erhältlich.<br />
Sowohl im Erdgeschoss als auch im 1. Stock gibt es mehrere Vitrinen zum<br />
Thema „Juden in Köln“.<br />
i<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Die Öffnungszeiten: Eintritt:<br />
Di 10.00 - 20.00 Uhr Erwachsene 4,20 Euro<br />
Mi-So 10.00 - 17.00 Uhr ermäßigt 2,60 Euro<br />
Kölner Schüler/innen haben freien Eintritt.<br />
aktuelle Infos gibt es unter www.museenkoeln.de<br />
Telefonisch kann man Kontakt aufnehmen unter 0221/22 12 57 89.<br />
21
22<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Erich-Klibansky-Platz<br />
und Löwenbrunnen<br />
Uaah…<br />
Ich bin der bronzene Löwe, das Wappentier von Juda. Ich stehe mit<br />
der rechten Hinterpranke auf der Erdkugel und mit der linken auf<br />
dem 12-fachen Grund der 12 Stämme Israels.<br />
Einer davon heißt Juda. Mit der rechten<br />
Vorderpranke halte ich die beiden<br />
Thoratafeln mit den 10 Geboten, die linke<br />
strecke ich zum Himmel und schaue auch<br />
dort klagend hinauf.<br />
Ich kröne einen Brunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz,<br />
gegenüber dem Pullman-Hotel Cologne<br />
in der Helenenstraße direkt neben dem<br />
Ristorante La Vita, das heißt „das Leben“.<br />
Hier war es früher auch sehr lebendig, denn<br />
hier war der Schulhof des jüdischen Gymnasiums<br />
Jawne, das aber durch einen Bombenangriff<br />
im Krieg zerstört wurde. Erich Klibansky<br />
war der letzte Schulleiter, der vor seiner<br />
Ermordung durch die Nazis noch 130 Schülerinnen<br />
und Schüler retten konnte.<br />
Die großen Bronzetafeln rund um den Brunnen erinnern<br />
an die 1.100 jüdischen Kinder, die während der nationalsozialistischen<br />
Gewaltherrschaft zwischen<br />
1938 und 1945 von Köln aus in den Tod deportiert<br />
wurden. Ihre Namen sind in alphabetischer<br />
Reihenfolge hier aufgeschrieben, damit<br />
sie nicht vergessen werden.<br />
Wenn Jungen und Mädchen der Ernst-Simons-<br />
Realschule mit ihren Lehrern hier regelmäßig<br />
vorbeikommen und ganz still werden,<br />
legen sie oft einen Stein, manchmal bemalt<br />
oder beschriftet, auf den Brunnenrand und<br />
prägen sich einen jüdischen Kindernamen<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
ganz besonders gut in ihrem Herzen ein. Dazu ist jeder<br />
Besucher auch eingeladen.<br />
Die Bronzearbeiten wurden von dem jüdischen Künstler<br />
Hermann Gurfinkel geschaffen. Er war früher selber hier<br />
Schüler der Jawne, konnte aber rechtzeitig in die USA fliehen.<br />
Zur feierlichen Übergabe seines Kunstwerks, das ein<br />
Zeichen der Hoffnung und Versöhnung sein soll, ist er 1997<br />
extra aus Amerika nach Köln gekommen, obwohl er zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits im Rollstuhl saß.<br />
Der letzte Satz auf der Gedenktafel stammt aus der Bibel. Es<br />
ist der 18. Vers des 19. Kapitels aus dem 3. <strong>Buch</strong> Mose. Auf<br />
Hebräisch und Deutsch kann jeder die wichtige Friedensbotschaft<br />
lesen: „Liebe deinen Nächsten; er ist wie du!“<br />
23
24<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Die jüdische Grundschule<br />
Lauder-Morijah in Köln-Ehrenfeld<br />
Wir haben uns angemeldet, um die jüdische Grundschule in Ehrenfeld<br />
zu besuchen. Es gibt eine schützende Mauer um das Gebäude<br />
des Jüdischen Wohlfahrtszentrums, Polizeiwagen, Sicherheitspersonal und<br />
Videokameras. Ein Bus-Shuttledienst holt die Kinder aus dem gesamten<br />
Stadtgebiet vor 8 Uhr ab und bringt sie nach 16 Uhr wieder nach Hause.<br />
Außer der Grundschule befinden sich eine Synagoge, ein Kindergarten,<br />
eine Kantine und ein Elternheim für Senioren in der bewachten Anlage,<br />
in der auch Frau Simons wohnt.<br />
Die Viertklässler zeigten uns ihre Schule. In manchen Räumen, z. B. dem<br />
Computerraum und der Bibliothek, muss man die Schuhe ausziehen. Es<br />
gibt eine Cafeteria, in der täglich koscher und offensichtlich lecker gegessen<br />
wird. Dort hat jede Klasse einen eigenen Tisch. Wir lernten von der<br />
4a ein Lied, die Bedeutung von jüdischen Festtagen und etwas Hebräisch<br />
vom Nachmittagsunterricht. Wir erzählten ihnen Geschichten aus dem<br />
<strong>Buch</strong> von Herrn Simons über das hebräische Alphabet.<br />
Hebräisches Alphabet und Geschichten<br />
zu den <strong>Buch</strong>staben<br />
Die 22 <strong>Buch</strong>staben des hebräischen Alphabets sind ganz anders als<br />
unsere. Sie ähneln denen der kyrillischen Sprache. Auf jüdischen<br />
Gräbern sieht man oft die beiden hebräischen <strong>Buch</strong>staben:<br />
Sie bedeuten etwa: „Hier ruht…“ Punkte bedeuten Abkürzungen.<br />
Man liest und schreibt die Wörter von rechts nach links und lässt meistens<br />
die Vokale aus. Deshalb ist Hebräisch sehr schwer. Vor seiner Bar Mizwa lernt<br />
ein jüdischer Junge Hebräisch, um aus der Thora vorzulesen. Aber nicht alle<br />
Juden können es lesen oder schreiben. Die Schüler der jüdischen Grundschule<br />
haben uns etwas Hebräisch beigebracht. Alle <strong>Buch</strong>staben sind gleichzeitig<br />
Zahlen. Manche <strong>Buch</strong>staben werden anders geschrieben, wenn sie am Wortende<br />
stehen. Das hebräische Alphabet sieht folgendermaßen aus:<br />
Jetzt kann jeder versuchen, selber einige Wörter auf Hebräisch aufzuschreiben:<br />
ֹֹנֹפ<br />
א a Aleph ט t Tet ס s Samech<br />
ב b Beth י j Jod ע a Ajin<br />
ג g Gimel כ k Kaph פ p Pe<br />
ד d Daleth ל l Lamed צ ts Tzade<br />
ה h He מ m Mem ק q Qoph<br />
ו w Waw ם m End-Mem ר r Resch<br />
ז z Sajin נ n Nun ש s Sin, Schin<br />
ח ch Chet ן n End-Nun ת t Taw, Tav<br />
Menorah (Kerzenleuchter)<br />
Israel<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Schalom (Guten Tag)<br />
Magen Dawid (Davidstern)<br />
Als Lehrer sammelte unser Schulnamensgeber Ernst Simons um 1960 für<br />
jüdische Kinder Geschichten über die 22 <strong>Buch</strong>staben des hebräischen Alphabets.<br />
Das „a“, der 1. <strong>Buch</strong>stabe des Alphabets, heißt „aleph“, das „b“<br />
heißt „beth“. Deshalb nannte Herr Simons sein <strong>Buch</strong>, das allerdings nicht<br />
mehr gedruckt wird, „Aleph Beth“. Es war eine genehmigte Nacherzählung<br />
der „Aleph Beth Stories“ der Jewish Publication Society.<br />
Natalie & Ramona Andrea & Aron<br />
25
26<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
“ Die vorletzte Geschichte handelt vom Traum des <strong>Buch</strong>staben Schin,<br />
des Anfangsbuchstaben des Wortes „Schabbath“.<br />
als Schin einmal singend die Feldwege entlang ging, sah er einen alten zerbeulten<br />
Kerzenleuchter. Dieser erzählte, dass seine gute, alte Besitzerin ihn jeden Freitag<br />
Morgen geputzt, und er mit seinem Schabbath-Licht das Haus erleuchtet hatte, bis<br />
ihn eines Nachts Einbrecher mitnahmen, in der annahme, er sei aus Gold.<br />
Da er aber nur aus Kupfer war, warfen sie ihn einfach weg.<br />
Andrea, Aron &<br />
Vanessa<br />
auf seiner Wanderschaft begegnete Schin als nächstes einem schmutzigen,<br />
zerrissenen Gebetsschal (der auf Hebräisch „Tallith“ heißt). auch seine Geschichte<br />
war traurig, denn er hatte einem guten, frommen Mann gehört, der ihn an jedem<br />
Schabbath vor dem Gebet angelegt hatte. als der Mann aber einen kostbaren<br />
Edelstein fand, wurde er reich, geizig und gemein und warf den Gebetsschal fort.<br />
Danach fand Schin eine zerrissene, schmutzige Bibel. Sie war der wertvollste Schatz<br />
einer 5-köpfigen Familie gewesen, und aus ihr wurde am Schabbath immer vorgelesen.<br />
als die Eltern starben, zogen die 3 Söhne fort und vergaßen die Bibel.<br />
Voll Mitleid bestieg Schin einen Hügel und sah auf einer weißen Wolke die weiß<br />
gekleidete, weinende Schabbath-Königin.<br />
Sie trauerte um den zerbrochenen Kerzenleuchter,<br />
den zerrissenen Gebetsschal und<br />
die alte Bibel, die früher den Schabbath<br />
bereichert hatten. Nur Schin, der anfangsbuchstabe<br />
vom Schabbath, konnte ihr helfen,<br />
wenn er den Leuchter, den Gebetsschal und<br />
die Bibel berührte, damit sie wieder Freude<br />
in den Schabbath tragen konnten.<br />
Und so berührte Schin leise die 3 Gegenstände,<br />
die sich in 3 Sterne<br />
verwandelten, in die Krone der<br />
Schabbath-Königin flogen und<br />
dort strahlten. So stieg die<br />
Schabbath-Königin strahlend<br />
auf die Erde und verbreitete<br />
die Freude und den Frieden<br />
des Schabbaths bei den Men-<br />
schen, die sie freudig grüßten.<br />
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“ Die letzte Geschichte zum jüdischen Alphabet erzählt Tav, der Anfangsbuchstabe<br />
des Wortes Thora:<br />
Ein reicher, alter Mann will dem klügsten seiner 3 Söhne seinen ganzen Reichtum<br />
vererben und schickt jeden in eine andere Richtung, um ihm das Kostbarste von<br />
der Welt nach einem Jahr mitzubringen.<br />
als die Zeit abgelaufen ist, treffen alle 3 Söhne wieder bei ihrem Vater ein, und<br />
jeder bringt ihm in einem Kasten seinen Schatz mit:<br />
Der älteste hatte einen reichen Mann vor 3 Räubern gerettet und sich aus<br />
dessen Schatzkammer Gold und die schönsten Juwelen aussuchen dürfen.<br />
Der zweite Sohn hatte in der armee des mächtigen Königs Selim viele Heldentaten<br />
vollbracht und für seine Tapferkeit aus dem Königspalast das wertvollste mit<br />
Rubinen besetzte Königsschwert mitnehmen dürfen.<br />
Der dritte Sohn hatte die ganze Zeit mit dem Studium der Thora verbracht. Er war<br />
dabei zwar nicht reich aber glücklich geworden. Er hatte sich von seinem Lehrer<br />
eine alte Schriftrolle der Thora zum abschied ausgesucht, weil sie für ihn das<br />
Wertvollste auf der Welt geworden war.<br />
Der alte Vater erkennt, dass für seinen ältesten Sohn der Reichtum, für den zweiten<br />
die Macht und für den jüngsten Sohn die Weisheit der wichtigste Schatz im<br />
Leben ist. Deshalb wird der jüngste Sohn sein Erbe, weil die Weisheit das kostbarste<br />
Gut auf der Welt ist.<br />
Andrea & Aron<br />
27
28<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Jüdische Festtage<br />
Suche die Festtage aus der alphabetischen Liste und trage sie in das<br />
Kreuzworträtsel ein. Das Fest Nr. 9 ist zugleich das Lösungswort.<br />
1. Das Wort heißt „Vorüberschreiten“. Es ist ein wichtiges 8-tägiges Familienfest<br />
im Frühling, um am Sederabend mit einem feierlichen Essen,<br />
Gebeten und Liedern an die Befreiung der Juden aus der Sklaverei in<br />
Ägypten zu erinnern.<br />
2. Es heißt „Wochenfest“ und wird 50 Tage nach dem Fest Nr. 1 gefeiert.<br />
Es erinnert an die 10 Gebote und die erste Ernte.<br />
3. Es wird jeden Freitag beim Einbruch der Dunkelheit begangen. Arbeit<br />
ist dann verboten.<br />
4. Es sind 2 Gedenktage im September oder Oktober, denen 10 Bußtage<br />
für alles Unrecht, das man begangen hat, folgen. Juden bitten um Vergebung<br />
und Wiedergutmachung. Es ist der Beginn eines neuen Jahres,<br />
z. B. ist das Jahr 2009 n. Chr. das jüdische Jahr 5770.<br />
5. Es erinnert an die Zeit der jüdischen Sklaverei in Babylon im 6. Jahrhundert<br />
v. Chr., als Haman, der persische Statthalter des Königs, das<br />
Los warf, um den Tag festzulegen, an dem alle Juden im Reich getötet<br />
werden sollten. Die jüdische Königin Ester überzeugte den persischen<br />
König aber davon, das Urteil rückgängig zu machen, und Haman wurde<br />
stattdessen gehenkt. Deshalb wird dieser Tag wie Karneval gefeiert mit<br />
Musik, Tanz, Essen, Trinken und Kostümieren. Aus der Ester-Rolle wird<br />
in der Synagoge vorgelesen, und die Kinder lärmen laut beim Vorlesen<br />
des Namens „Haman“.<br />
6. Es ist ein 8-tägiges Erntedank- und Laubhüttenfest zur Erinnerung an<br />
die Zeit, als das Volk Israel durch die Wüste wanderte. Man baut Hütten<br />
und deckt sie mit Laub, um sich dort aufzuhalten und gemeinsam zu<br />
essen.<br />
7. Das Versöhnungsfest ist der Abschluss der Bußzeit vom Fest Nr. 4.<br />
Es ist der höchste jüdische Feiertag, ein Fasttag mit dem Besuch der<br />
Synagoge.<br />
8. Es ist der letzte Tag von den Festtagen zu Nr. 6, ein Fest zu Ehren der<br />
Thora, der 5 Bücher Mose, weil das letzte Kapitel zu Ende vorgelesen<br />
wurde. Man tanzt und singt mit der Thora-Rolle, und die Kinder bekommen<br />
Süßigkeiten.<br />
9. Dieses Lichterfest im November oder Dezember erinnert an ein Ereignis<br />
im Jahr 167 v. Chr., als der Tempel nach einer Schändung wieder<br />
eingeweiht wurde. Dort soll ein Ölfläschchen, das normalerweise nur<br />
für einen Tag Licht gereicht hätte, wie durch ein Wunder 8 Tage lang<br />
Licht gespendet haben. Deshalb zünden bis heute gläubige Juden 8<br />
Tage lang täglich eine Kerze mehr auf einem bestimmten Leuchter<br />
an. Manchmal, wie hier in Köln, werden die Kerzen auch auf einem<br />
zentralen Platz öffentlich angezündet.<br />
4<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
1 9<br />
Chanukka – Jom Kippur – Pessach – Purim – Rosch Haschana –<br />
Sabbat – Schawuot – Simchat Thora – Sukkot<br />
Sarah & Sebastian Sarah & Sebastian<br />
8<br />
7<br />
2<br />
6<br />
3<br />
5<br />
29
30<br />
Quelle: Wilhelm, Greven Verlag Köln<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Sarah & Sebastian<br />
Am Purim-Fest wird aus der Ester-Rolle vorgelesen, deren Hülse im<br />
Gegensatz zu anderen jüdischen <strong>Buch</strong>rollen reich illustriert sein darf.<br />
Es ist auch erlaubt, sich wie an Karneval zu verkleiden. Es gibt besondere<br />
Spiele, Speisen und vor allen Dingen: Geschenke!<br />
Diese Ester-Rolle ist in einer Vitrine des<br />
Kölnischen Stadtmuseums ausgestellt.<br />
Wenn beim Vorlesen der Geschichte<br />
der Name des Bösewichts „Haman“<br />
genannt wird, lärmen die Kinder mit<br />
ihren Rasseln jedes Mal gewaltig. Wer<br />
die 10 Kapitel des <strong>Buch</strong>es Ester im<br />
Alten Testament der Bibel nachliest,<br />
findet den Namen „Haman“ dort im<br />
3. Kapitel allein 13-mal, und insgesamt<br />
54-mal. Das kann ganz schön<br />
Krach geben!<br />
Die Geschichte ereignete sich während<br />
der Babylonischen Gefangenschaft im 6.<br />
Jahrhundert vor Christus, bzw. im Jahr<br />
3405 der jüdischen Zeitrechnung.<br />
Mordechai zieht den Zorn des höchsten<br />
Palastbeamten Haman auf sich, weil er<br />
sich nicht vor ihm niederwirft.<br />
Unter Einsatz ihres Lebens tritt Ester<br />
vor ihren Gatten und bittet um eine<br />
Unterredung mit dem Judenfeind Haman<br />
und um Gnade für das jüdische Volk.<br />
Das wunderschöne jüdische Waisen mädchen<br />
Ester, die Cousine des Mordechai, wird die<br />
2. Frau des Königs Ataxerxes (Xerxes I)<br />
am Hofe in Susa, nachdem die 1. Königin wegen<br />
Ungehorsams in Ungnade gefallen war.<br />
Haman bekommt im 1. Monat (Nisan) des 12.<br />
Jahres der Regierung des Königs die Erlaubnis,<br />
das Los (Pur) werfen zu lassen, um den<br />
Tag festzulegen, an dem alle Juden in den 127<br />
Provinzen durch das Schwert ausgerottet<br />
werden sollen - für 10.000 Talente Silber!<br />
Das Los bestimmt: am 13. Tag des 12. Monats<br />
(Adar) soll es soweit sein!<br />
Nachdem Haman einen Galgen für Mordechai<br />
vorbereitet hat, wird er selber dort<br />
gehenkt. Mordechai, der wahre Freund<br />
des Königs, übernimmt Hamans Stellung<br />
bei Hofe und sein Hab und Gut.<br />
Mordechai deckt eine Verschwörung bei<br />
Hofe auf und rettet dem König das Leben.<br />
Die Täter werden gehenkt.<br />
Während der Erlass im ganzen Reich<br />
verkündet wird und das jüdische Volk<br />
trauert, bittet Mordechai Ester,<br />
den König umzustimmen.<br />
Aus dem Tag der Vernichtung wird per<br />
Gesetz ein Tag der Freude am 14. und 15.<br />
des 12. Monats (Adar), nachdem die Juden<br />
ihrerseits ihre Feinde vernichtet haben.<br />
Dieses Fest (Purim) soll für immer eine<br />
Erinnerung an Esters Einsatz mit Gottes<br />
Hilfe zum Wohl des jüdischen Volkes sein.
32<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Koschere Speisen<br />
Marco K. & Tobias<br />
Die jüdischen Speisegesetze heißen „Kaschrut“ und beruhen zum Teil<br />
auf dem 3. <strong>Buch</strong> Mose.<br />
„Koscher“, das heißt „rein“ oder „geeignet“ nach dem jüdischen Gesetz,<br />
sind zum Beispiel weder Schweinefleisch noch Blut. Tiere müssen geschächtet,<br />
das heißt auf besondere Weise geschlachtet werden.<br />
Auch dürfen Fleisch- und Milchprodukte nicht gemischt und nicht zusammen<br />
zubereitet werden.<br />
Es gibt Organisationen, die prüfen, ob<br />
Lebensmittel koscher sind. Dann bekommen<br />
sie den Aufkleber<br />
oder das Zeichen<br />
רשכ<br />
Mazzen sehen ähnlich aus wie Knäckebrot. Es handelt sich um ungesäuertes<br />
Brot, das besonders in der Pessach-Zeit gegessen wird.<br />
Kim-Spiel<br />
Es folgt ein Gedächtnis-Spiel, und ihr braucht dazu:<br />
ein Blatt, einen Stift und eine Eier- oder Stoppuhr. Wenn ihr parat seid,<br />
stellt die Eieruhr auf genau 2 Minuten. Nun schaut euch die Gegenstände<br />
auf der nächsten Seite genau 2 Minuten lang an. Es sind mindestens 10<br />
Dinge, die mit dem jüdischen Leben zu tun haben.<br />
Wenn ihr die genauen Bezeichnungen nicht kennt, könnt ihr sie ja beschreiben.<br />
Das gilt auch. Nach 2 Minuten auf der Stoppuhr sollt ihr das<br />
Heft schließen und auf euer Blatt die Dinge schreiben, an die ihr euch<br />
erinnert. Erst danach betrachtet das Bild noch einmal. Wie viele Gegenstände<br />
hattet ihr behalten? Wer mitgemacht hat, hat auf jeden Fall gewonnen;<br />
nämlich beim Gedächtnistraining!<br />
Die Lösung findet ihr auf Seite 36.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Auswertung:<br />
» Hast du dich an bis zu 8 Gegenstände<br />
(unabhängig von ihrem korrekten Namen) erinnert,<br />
bist du ein Gedächtnis-Genie.<br />
» Sind dir 5 bis 7 Dinge eingefallen,<br />
hast du ein gutes Gedächtnis.<br />
» Beim Notieren von 2 bis 4 Gegenständen<br />
wird dein Bemühen anerkennend gelobt.<br />
» Wenn dir kaum etwas eingefallen ist,<br />
solltest du es später noch einmal probieren…<br />
33
36<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Lösung für das Kim-Spiel Jüdische Lieder<br />
Im Uhrzeigersinn:<br />
Matzen » Ungesäuertes Brot,<br />
so ähnlich wie Knäckebrot, wird<br />
besonders zu Pessach gegessen<br />
und erinnert an die Zeit vor dem Aufbruch aus<br />
der ägyptischen Gefangenschaft, als es keine<br />
Zeit gab, Hefeteig zuzubereiten<br />
Menorah » 7-armiger Leuchter,<br />
jüdisches Symbol<br />
Kippa » Kopfbedeckung für<br />
männliche Besucher der Synagoge<br />
oder des jüdischen Friedhofs als Zeichen<br />
des Respekts<br />
Blühender Stacheldraht » Anstecker<br />
der Holocaust-Gedenkstätte<br />
Yad Vashem in Jerusalem<br />
mit der Botschaft, nicht zu<br />
vergessen: Stacheldraht für den erlittenen<br />
Schmerz in der Vergangenheit, Blätter für<br />
das Zeichen einer hoffnungsvollen Zukunft<br />
Tonkrug der Schriftrollen vom Toten<br />
Meer » In Qumran fand 1947<br />
ein Hirtenjunge Texte, die in derartigen<br />
großen Tonkrügen die Jahrhunderte<br />
überdauert hatten. Sie beschreiben<br />
das Leben der Essener, deren Kloster 67 n.<br />
Chr. von den Römern zerstört worden war.<br />
Auf abenteuerliche Weise gelangten diese<br />
bruchstückhaften Texte in die Hände von<br />
weltbekannten Gelehrten, die sie teilweise<br />
wie ein Puzzle entziffern konnten. Heute<br />
befinden sich einige Texte in einem Schrein-<br />
Museum, das nach dem Deckel der Krüge<br />
gestaltet wurde<br />
Neujahrs-Heft » Mit Sternzeichen-Rad-Mosaik.<br />
Heft zu den<br />
Gebeten und Ritualen an den<br />
Festen Rosh Hashana = dem<br />
Neujahrsfest und Yom Kippur<br />
= dem Versöhnungsfest<br />
Pessach-Hagadah » Mit Kelch<br />
und Bildern vom Auszug aus<br />
Ägypten. Hefte mit Gebeten,<br />
Liedern und Anweisungen zum<br />
Feiern des Pessach-Festes<br />
Chanukka-Leuchter<br />
und Karton für<br />
Chanukka-Kerzen<br />
» Leuchter, an dem<br />
an 8 Tagen hintereinander jeden Tag ein<br />
Licht mehr angezündet wird – vergleichbar<br />
mit dem Adventskranz mit 4 Kerzen – um<br />
das Chanukka-Fest freudig zu feiern<br />
Öllämpchen aus Ton<br />
Mesusa » Gebetshülle, die immer<br />
am Türpfosten angebracht wird<br />
und das wichtigste Gebet „Höre<br />
Israel…“ enthält, das der gläubige<br />
Jude mehrmals am Tag beten soll<br />
Hebräische Textrolle » Pergamentrolle mit<br />
hebräischen und übersetzten Texten<br />
Die Schüler der 4a sangen mit uns ein jüdisches Lied. Bekannter sind aber<br />
die beiden jüdischen Friedenslieder:<br />
Hewenu Schalom<br />
Schalom Chaverim<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
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38<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Ans Simons<br />
Am 29.01.2008, auf den Tag genau 2 Jahre nach dem Tod ihres Mannes,<br />
folgte Frau Simons in Begleitung ihrer Freundin Helga Fechner,<br />
einer ehemaligen Lehrerin, unserer Einladung in die Bibliothek. Wir durften<br />
filmen, wie sie aus ihrem Leben voll Höhen und Tiefen erzählte. Nachher<br />
bedankte sich Annika als Klassensprecherin mit einem Blumenstrauß.<br />
Anna, genannt Ans, aus Holland<br />
1918 wurde sie als Anna, genannt Ans, Frank geboren. Dieser Name, der<br />
durch das „Tagebuch der Anne Frank“ weltweit bekannt wurde, mit der<br />
sie aber nicht verwandt ist, war damals in Hilversum sehr geläufig, denn<br />
etwa 30 Familien hießen so. Das entspricht bei uns in Köln dem Namen<br />
„Schmitz“. Ihre Mutter war Deutsche, ihr Vater Holländer. Sie wuchs also<br />
in Holland mit einem Bruder und einer Schwester in einer jüdischen Kaufmannsfamilie<br />
auf. Ans ging immer sehr gerne zur Schule.<br />
Ans trifft Ernst<br />
Auf ihrer Arbeitsstelle traf sie Ernst Simons, der aus Köln-Deutz, wo sein<br />
Vater Rabbiner gewesen war, fliehen konnte. Am 9. November 1938 war,<br />
wie überall in Deutschland, die Synagoge, in der die Familie Simons gewohnt<br />
hatte, geplündert und zerstört worden. Ernst Simons und Ans verliebten<br />
sich und heirateten.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Schreckliche Erfahrungen<br />
Die Nazis hatten inzwischen auch Holland besetzt. Kurz nach der einfachen<br />
jüdischen Hochzeit wurden beide nach einem kurzen Aufenthalt<br />
im Durchgangslager Westerbork in das Konzentrationslager Bergen-Belsen<br />
bei Hannover deportiert. Sie wurden in getrennten Baracken eingepfercht,<br />
von der Außenwelt abgeschnitten und litten großen Hunger<br />
und Durst. Frau Simons weiß es noch genau: „Es waren so schreckliche<br />
Zustände, man kann es gar nicht beschreiben.“<br />
Ans musste für die SS Putzdienste leisten. Sie sah ihren Mann nur gelegentlich<br />
auf dem Appellhof bei den quälend langen Zählappellen, die<br />
mehrmals täglich stundenlang bei jedem Wetter in Fünferreihen durchgeführt<br />
wurden. Viele Insassen wurden krank und starben. Es gab ja keine<br />
Medikamente.<br />
Am 9. April 1945 wurden sie evakuiert, das heißt in Viehwaggons verladen,<br />
die immer nur nachts erst in Richtung Norden, dann in Richtung<br />
Osten fuhren. Sie kamen durch Kriegsgebiete, und keiner kannte das Ziel.<br />
Ernst Simons war schwer an Rippenfellentzündung erkrankt, aber er hatte<br />
die Hoffnung, das Elend zu überleben, nie aufgegeben.<br />
Endlich Rettung!<br />
Am 21. April 1945 wurde der Zug in Tröbitz, 100 km von Leipzig entfernt,<br />
von russischen Soldaten befreit. Nur 800 der etwa 2.000 Evakuierten hatten<br />
die Zugfahrt überlebt. Ans transportierte ihren kranken Mann in einer<br />
Schubkarre ins Dorf. Man „organisierte“ sich Lebensmittel und ein Dach<br />
über dem Kopf, bis die Amerikaner ihnen zur Rückkehr in die Heimat verhalfen.<br />
Sie wussten noch nicht, dass die meisten ihrer Familienangehörigen<br />
umgekommen waren. Nur ihre Schwester, 2 Onkel und eine Tante<br />
hatten den Nazi-Terror überlebt.<br />
Zurück nach Köln!<br />
Nach kurzen Aufenthalten in den USA und in Holland zog es ihren Mann<br />
wieder nach Köln. Er wurde Lehrer und half mit beim Aufbau der jüdischen<br />
Gemeinde.<br />
Lena & Vanessa Lena & Vanessa<br />
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40<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Lena & Vanessa<br />
Frau Simons arbeitete überall mit und betreute aktiv das jüdische Ferienheim.<br />
Viele Menschen holten sich Rat bei Familie Simons, die inzwischen<br />
3 Töchter hatte. Alle Kinder wurden nach verstorbenen Verwandten benannt.<br />
Inzwischen ist die Witwe stolze Großmutter und Urgroßmutter und<br />
wohnt im jüdischen Elternheim in Ehrenfeld.<br />
Frau Simons wird 90!<br />
Lena, Vanessa, Natalie und Andrea waren mit 2 Kolleginnen und den<br />
Schulleitern eingeladen, an der Geburtstagsfeier am 29. Oktober im großen<br />
Saal des jüdischen Wohlfahrtszentrums teilzunehmen. Die 3 Töchter<br />
saßen neben der Jubilarin, und viele Gäste feierten mit. Es gab ein musikalisches<br />
Programm und einige Reden, Kaffee und Kuchen. Die Schülerinnen<br />
trugen einige Geschichten zu den <strong>Buch</strong>staben des jüdischen<br />
Alphabets aus dem <strong>Buch</strong> von Herrn Simons vor und hatten Bilder dazu<br />
gemalt.<br />
Ihr zu Ehren wird in der Ernst-Simons-Realschule seitdem bei der offiziellen<br />
Abschlussfeier dem besten Schüler der Abschlussklassen der „Ans-Simons-Preis“<br />
mit einem Geldgeschenk verliehen. Er wird von Frau Simons<br />
persönlich überreicht.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Das Tagebuch<br />
der Anne Frank<br />
Wer war Anne Frank?<br />
Anne Frank wurde am 12.06.1929 als 2. Tochter von Otto und Edith Frank<br />
in Deutschland geboren. Die jüdische Familie floh 1933 vor den Nationalsozialisten<br />
nach Holland, war aber auch dort ab 1940 nicht mehr sicher.<br />
Das Versteck<br />
Sie mussten sich auf dem Speicher in einem Geschäftshaus an der Prinsengracht<br />
263, dem heutigen Sitz des Anne-Frank-Museums, verstecken.<br />
Hinter einem drehbaren Regal befand sich ein geheimer Zugang zum Hinterhaus.<br />
Die Sekretärin von Herrn Frank, Miep Gies, und andere Freunde<br />
brachten ihnen heimlich Lebensmittel. Zu ihnen kam noch das Ehepaar<br />
van Daan mit ihrem Sohn Peter, der 2 Jahre älter war als Anne, und in<br />
den sie sich verliebte. Als 8. „Untertaucher“ wurde der Zahnarzt Albert<br />
Dussel in die Notgemeinschaft aufgenommen, mit dem Anne widerwillig<br />
ihr Zimmerchen teilen sollte. Alle mussten in diesem „Gefängnis“ auf<br />
engstem Raum mehr als 2 Jahre verbringen. Tagsüber musste jeder Lärm<br />
unterdrückt werden. Ihr Versteck durften sie nie verlassen.<br />
Das Tagebuch<br />
In dieser Notlage schrieb Anne ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Enttäuschungen<br />
in ihr Tagebuch in Briefform an eine Freundin Kitty, die es nur<br />
in ihrer Vorstellung gab. Annes erste Eintragung ist vom 12. Juni 1942,<br />
ihre letzte vom 1. August 1944. So notierte sie z. B. am Samstag, den 7.<br />
November 1942, dass ihr die Mitbewohner auf engstem Raum zum Hals<br />
heraushingen, weil niemand ihre Probleme verstand. Am Sonntag, den<br />
13. Februar 1944, merkte sie aber, dass Peter sie immer so anders als<br />
sonst ansah. Das gefiel ihr natürlich besonders gut.<br />
Tod und „Überleben“<br />
Am 4. August wurde ihr Versteck entdeckt, und alle, auch ihre Helfer,<br />
wurden in holländische oder deutsche Konzentrationslager deportiert. Im<br />
März 1945, 2 Monate vor der Befreiung Hollands, starb Anne Frank im<br />
Vernichtungslager Bergen-Belsen. Nur ihr Vater überlebte und veröffentlichte<br />
ihr privates Tagebuch, das die inzwischen 100-jährige Miep Gies<br />
ungelesen aufbewahrt hatte. Es wurde in 70 Sprachen übersetzt und berührt<br />
alle Menschen, die es kennen.<br />
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42<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Lucas,Tobias &<br />
Marco F.<br />
Der jüdische Friedhof<br />
in Bocklemünd<br />
Wir stellen Angelina einige Fragen nach unserem Besuch auf dem<br />
jüdischen Friedhof in Bocklemünd, der ein Teil des Westfriedhofs<br />
und mit etwa 3.000 Grabsteinen Kölns größter jüdischer Friedhof ist.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
“ Was ist der Unterschied zu einem christlichen Friedhof?<br />
angelina: Die Gräber sind für die Ewigkeit gedacht und dürfen nicht eingeebnet<br />
werden. Beim Betreten müssen die männlichen Besucher eine Kopfbedeckung<br />
tragen. Und beim Verlassen soll man sich die Hände rituell waschen.<br />
Wie sieht der Grabschmuck aus?<br />
angelina: Die meisten Gräber sind ganz schlicht gehalten. Gepflanzte Blumen sind<br />
nicht üblich, aber wir haben einige Pflanzschalen gesehen. Oft erinnern Steine<br />
daran, dass Besucher hier waren. Darum haben wir auch Steine auf die Marmorplatte<br />
von Herrn Simons Grab gelegt.<br />
Wofür gibt es Denkmäler auf diesem Friedhof?<br />
angelina: Es gibt z. B. ein Denkmal für die jüdischen Kriegsgefallenen im 1. Weltkrieg,<br />
ein Denkmal für die 11.000 von den Nazis ermordeten Kölner Juden und<br />
ein Denkmal für die zerstörten Thora-Rollen, weil sie heilig sind und auch beerdigt<br />
werden müssen.<br />
Was hat dich auf dem jüdischen Friedhof besonders beeindruckt?<br />
angelina: Ich fand die biblischen Namen schön, z.B. abraham, Isaak oder Moses.<br />
Ich habe auf den Gräbern im hinteren Teil des Friedhofs russische Schriftzeichen<br />
gesehen; es gibt also in letzter Zeit viele russische Juden hier in Köln. aber<br />
schlimm fand ich einige Kommentare auf den Grabsteinen, z.B. „Ermordet in<br />
auschwitz im Jahre 1942“.<br />
Danke, angelina, für deine ausführungen!<br />
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44<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Interview mit Prof. Dr. Yizhak Ahren<br />
über jüdische Traditionen<br />
Janett & Marcel<br />
Wir kennen Herrn Dr. Ahren, der in Jerusalem geboren und seit 2003<br />
Professor für Psychologie an der Universität zu Köln ist, weil er seit<br />
1976 bis heute Psychologe an der Anna-Freud-Schule in unserem Schulgebäude<br />
ist.<br />
Wir luden ihn am 1. Dezember 2008 in unsere Klasse ein und stellten ihm<br />
viele Fragen zum Judentum. Vielen Dank, Herr Dr. Ahren!<br />
8 Fragen haben wir notiert. Die Antworten müssen den Fragen zugeordnet<br />
werden und ergeben von 1-8 ein Lösungswort.<br />
1. Wann beginnt die jüdische<br />
Zeit rechnung, bei der das Jahr<br />
2009 n. Chr. mit 5769 A.M.<br />
bezeichnet wird?<br />
4. Was geschieht mit<br />
jemandem, der nicht<br />
genug Geld für eine<br />
Grabstätte hat?<br />
6. Was bedeutet die hebräische<br />
Inschrift auf dem Eingangsgebäude<br />
des jüdischen Friedhofs<br />
in Bocklemünd?<br />
U » Sie wird<br />
beerdigt, weil sie<br />
heilig ist.<br />
E » Es gibt<br />
Wohltätigkeitsorganisationen,<br />
die sich darum<br />
kümmern.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
2. Was geschieht<br />
mit<br />
einer defekten<br />
ThoraRolle?<br />
3. Was bedeuten<br />
die Zeichen und Schriftzeichen<br />
auf den jüdischen<br />
Gräbern?<br />
5. Was kann man machen, wenn es<br />
nicht mehr genug Platz auf einem<br />
jüdischen Friedhof gibt, denn die Gräber<br />
sollen ja ewig dort bleiben?<br />
7. Warum ist die<br />
jüdische Religion<br />
unserer Meinung<br />
nach so streng?<br />
T » Sie ist eine Bibelstelle<br />
aus dem <strong>Buch</strong> Habakuk 2,4<br />
(und auch Röm 1,17): „Der<br />
Gerechte aber bleibt wegen<br />
seiner Treue am Leben.“<br />
U » Für uns sind die Regeln der Thora<br />
wichtig. Das kann man streng nennen,<br />
aber sie sind eher ernst, weil sie von<br />
unserem göttlichen Gesetzgeber kommen.<br />
Und manchmal ist es nicht leicht,<br />
sie einzuhalten, z. B. wenn man nicht<br />
schlecht über jemanden reden darf.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
J » Sie beginnt<br />
nach der Schöpfung,<br />
wie es im<br />
1. <strong>Buch</strong> Mose<br />
steht.<br />
8. Werden Juden<br />
in der heutigen<br />
Zeit immer noch<br />
diskriminiert?<br />
M » Antisemitische Taten<br />
gibt es trotz Verbot<br />
immer wieder, überall<br />
auf der Erde. Dagegen<br />
muss man vorgehen.<br />
D » Die gespreizten segnenden Hände weisen<br />
auf einen verstorbenen Priester hin; eine<br />
Kanne bezeichnet einen Leviten, der dem<br />
Priester vor dem Segen die Hände waschen<br />
musste; die hebräischen <strong>Buch</strong>staben können<br />
auch Zahlen bedeuten für das Geburts und<br />
Todesjahr; oft findet man oben auch 2 <strong>Buch</strong>staben,<br />
die „Hier ist beerdigt“ bedeuten.<br />
N » Man schüttet etwa 1 m Erde auf<br />
und beerdigt darüber. Auf dem jüdischen<br />
Friedhof in Prag gibt es sogar<br />
7 oder 8 Schichten übereinander.<br />
Das Lösungswort heißt: JUDENTUM<br />
45
46<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Was ist ein Golem?<br />
A) ein Zwerg<br />
B) ein Außerirdischer<br />
C) ein Torwart<br />
D) etwas anderes<br />
Am 11. September gab Mirjam Pressler in<br />
der Zentralbibliothek Hinweise auf die richtige<br />
Antwort (D), als sie aus ihrem neuen <strong>Buch</strong><br />
„Golem stiller Bruder“ vorlas.<br />
Es handelt von dem 15-jährigen Jankel, der<br />
mit seiner kleinen Schwester Rochele vom<br />
Land in die große Stadt Prag zu seinem Großonkel,<br />
dem berühmten Rabbi Löw, geschickt<br />
wird, weil sie keine Eltern und Pflegeeltern<br />
mehr haben.<br />
Jankel lernt Josef, den unheimlichen Synagogendiener, kennen, der auch<br />
bei dem Rabbi wohnt, allerdings alleine unter dem Dach. Er ist ein Golem,<br />
ein künstlicher Mensch, der die Juden schützt, die damals in Prag ausgegrenzt<br />
und als Kindermörder beschuldigt wurden.<br />
Abwechselnd, aus der Sicht des Erzählers und aus der Sicht Jankels, wird<br />
ein spannender, eindrucksvoller Einblick in das Leben der Prager Juden<br />
um das Jahr 1600 gegeben.<br />
Ein eigenes Kapitel handelt von der dramatischen Erschaffung eines Golem,<br />
einer Gestalt aus der jüdischen Legende.<br />
Bar-Chen, Eli und Specht, Heike<br />
Warum Schabbat schon am Freitag<br />
beginnt. Die Kinder-Uni reist in die Welt<br />
des Judentums. Deutsche Verlags-Anstalt.<br />
(München 2007)<br />
Erzbischöfliches Generalvikariat Köln,<br />
Hauptabteilung Seelsorge (Hg.)<br />
Kommt und singt. Ein Liederbuch nicht<br />
nur für Kinder. (Köln 1992)<br />
Frank, Anne<br />
Das Tagebuch der Anne Frank.<br />
Fischer Bücherei. (Frankfurt a.M. 1955)<br />
Harbecke, Ulrich<br />
Das Kölner <strong>Buch</strong> der Religionen.<br />
KVW-Verlag (Reinfeld 2008/9)<br />
Hürtgen, Günter und Mick, Elisabeth<br />
Juden in Köln. Arbeitsheft 1.<br />
Das Wohnviertel im mittelalterlichen Köln.<br />
Museumsdienst. (Köln 2003)<br />
Ibd. Arbeitsheft 2<br />
Stationen der Geschichte vom<br />
Mittelalter bis zur NS-Zeit.<br />
Museumsdienst. (Köln 2003)<br />
Ibd. Arbeitsheft 3<br />
Religiöses Leben.<br />
Museumsdienst. (Köln 2003)<br />
Ibd. Juden in Köln<br />
Lehrerheft zu den Schülerarbeitsheften 1,<br />
2, und 3. Museumsdienst. (Köln 2003)<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Empfohlene und zitierte<br />
Bücher und Hefte<br />
Marquardt, Marten (Hg.)<br />
Köln grüßt Jerusalem. Juden und<br />
Christen in Köln. Melanchthon Akademie.<br />
(Köln 2002)<br />
Meier, Marcus (Hg.)<br />
Antisemitismus als Problem in der politischen<br />
Bildungsarbeit. ibs. (Köln 2009)<br />
Mick, Elisabeth<br />
Mit der Maus durch Köln. 2000 Jahre<br />
Stadtgeschichte für Kinder. J. P. Bachem<br />
Verlag. (Köln 2. Aufl. 2007)<br />
Pressler, Mirjam<br />
Golem stiller Bruder. Beltz & Gelberg.<br />
Weinheim. (Basel 2007)<br />
Simons, Ernst (Hg.)<br />
Aleph Beth. Geschichten für jüdische<br />
Kinder. Wissenschaftliches Archiv. (Bonn<br />
1960) (nicht mehr erhältlich) Hinweis auf<br />
ähnliche Geschichten. Deborah Pessin.<br />
Howard Simon. Aleph-Bet-Story Book.<br />
Jewish Publication Society. (1995)<br />
Stiftung Jüdisches Museum Berlin (Hg.)<br />
Geschichten einer Ausstellung. Zwei Jahrtausende<br />
deutsch-jüdische Geschichte.<br />
Ausstellungskatalog. (Berlin. 2. Aufl. 2002)<br />
Wilhelm, Jürgen (Hg.)<br />
Zwei Jahrtausende Jüdische Kunst und<br />
Kultur in Köln. Greven Verlag. (Köln 2007)<br />
(verwendete Bilder auf den Seiten 6, 16, 30)<br />
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Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Worterklärungen<br />
Antisemitismus » Abneigung und Feindseligkeit gegen Juden, besonders<br />
unter den Nationalsozialisten<br />
Bar Mizwa » hebräisch für „Sohn des Gebots“: Feier im Familienkreis und<br />
in der Synagoge, bei der ein 13-jähriger jüdischer Junge aus der Thora<br />
vorliest und religionsmündig wird<br />
Deportation » gewaltsamer Abtransport gegen den Willen der Betroffenen;<br />
meistens im Zusammenhang mit KZ gebraucht<br />
Geheime Staatspolizei » auch Gestapo abgekürzt: Polizeibehörde im Nationalsozialismus,<br />
die rücksichtslos alle Gegner des Regimes verfolgte,<br />
einsperrte oder tötete<br />
Golem » hebräisch für „Ungeformtes“, „Ungebildetes“: nach einer jüdischen<br />
Legende eine menschenähnliche starke Gestalt, die aus Lehm und<br />
Ton künstlich gebildet wurde, um den böhmischen Juden in Notzeiten zu<br />
Hilfe zu kommen<br />
Holocaust » griechisch für „Brandopfer“: bezieht sich auf Massenvernichtung,<br />
auf die Ermordung von 6 Millionen Juden während des Nazi-<br />
Terrors<br />
Kippa » Kopfbedeckung für männliche Besucher der Synagoge oder des<br />
jüdischen Friedhofs als Zeichen des Respekts<br />
Konzentrationslager » auch abgekürzt „KZ“: Gefangenen- und Zwangsarbeitslager<br />
ab 1941 für angebliche Gegner des Nationalsozialismus, in<br />
denen sie eingesperrt, gedemütigt, gefoltert und umgebracht wurden<br />
Koscher » hebräisch für „rein“, „geeignet“: bezeichnet Speisen oder Verhaltensweisen,<br />
die nach dem jüdischen Gesetz erlaubt sind. So müssen etwa<br />
Fleisch- von Milchprodukten getrennt zubereitet und gegessen werden<br />
Mesusa » Gebetshülle, die am Türpfosten angebracht wird und die das<br />
wichtigste Gebet „Höre Israel…“ enthält, das der gläubige Jude mehrmals<br />
am Tag beten soll<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Nationalsozialismus » Zeit von der Machtergreifung Hitlers (1933) bis<br />
zum Ende des 2. Weltkrieges (1945), in der Willkür und Judenhass regierten<br />
NSDAP » Abkürzung für „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“,<br />
politische Partei mit dem Programm des Nationalsozialismus, deren Vorsitzender<br />
seit 1921 Adolf Hitler war und die von 1933 bis 1945 die einzig<br />
zugelassene Partei war. Nach dem Krieg wurde sie als verbrecherische<br />
Organisation verboten<br />
Pogromnacht » „Pogrom“ kommt aus dem Russischen für „zerstören“;<br />
auch „Reichskristallnacht“ genannt: in der Nacht vom 9. auf den<br />
10.11.1938 ließen die Nationalsozialisten alle deutschen Synagogen<br />
plündern und niederbrennen und die jüdischen Geschäfte zerstören<br />
Sederabend » am Vorabend von Pessach versammelt sich die jüdische<br />
Familie, um bei einem Festmahl mit bestimmten Gebeten und Liedern an<br />
den Auszug der Israeliten aus Ägypten zu erinnern<br />
SS » Abkürzung für „Schutzstaffel“ der NSDAP: besonders brutale Organisation,<br />
die die angeblichen Gegner des Regimes verhaftete und bestrafte<br />
Thora » hebräisch für „Lehre“, „Gesetz“: eine wichtige, mit der Hand<br />
geschriebene Schriftrolle, die die fünf Bücher Moses enthält und in einem<br />
Schrein hinter einem Vorhang in der Synagoge aufbewahrt wird. Sie ist<br />
den Juden heilig, da sie auf Gottes Willen beruht<br />
Zeitzeugen » Menschen, die den Nazi-Terror überlebt haben und noch<br />
darüber berichten (wollen)<br />
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Kölner Mädchen und Jungen entdecken Jüdische Spuren… Komm mit!<br />
Englische Texte<br />
von unserer polnischen Partnerschule<br />
Einige Schüler erzählen über die Workshops, an denen sie am<br />
25. November 2008 zum Thema „Holocaust“ und „Nationalsozialismus“<br />
teilgenommen haben. Sie lernten dabei Menschen kennen, die<br />
Juden während der Verfolgung geholfen hatten, probierten jüdische Speisen<br />
und sahen einen Film über Anne Frank. Sie diskutierten auch über<br />
Antisemitismus heute in Polen.<br />
Am 21. April 2009 nahmen die Schüler an einem „Holocaust-Gedenktag“<br />
teil. Sie hatten eine Fotoausstellung vorbereitet, für die sie Preise bekamen,<br />
und auch ein Stück vorgetragen, das ausgezeichnet wurde.<br />
Andere Schüler berichten über jüdische Feste. Ein längerer Text handelt<br />
vom Purim-Fest. Einige Schüler durften bei der 1. Purim-Feier nach dem<br />
Krieg in Tarnow dabei sein, bei der aus der Ester-Rolle vorgelesen, viel<br />
Lärm gemacht und danach viel gefeiert und getrunken wurde.<br />
Ein weiterer Artikel berichtet über die Juden in Tarnow, die es seit dem<br />
15. Jahrhundert dort sehr zahlreich gegeben hat. Hatten dort vor dem<br />
2. Weltkrieg noch 25.000 Juden gewohnt, so wurden seit Juni 1942 etwa<br />
13.500 Juden von den deutschen Besatzern in das KZ Belzec deportiert,<br />
die anderen in ein Ghetto gesperrt. Es gab zwar auch eine Widerstandsgruppe,<br />
die aber blutig niedergeschlagen wurde. Im September 1943<br />
wurden die überlebenden 10.000 Juden nach Auschwitz oder Krakow deportiert<br />
und Tarnow als „judenrein“ bezeichnet. 1945 kehrten zwar etwa<br />
700 Juden nach Tarnow zurück, emigrierten dann aber nach Israel. Erst<br />
allmählich fängt wieder jüdisches Leben in Tarnow an.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken Jüdische Spuren… Komm mit!<br />
Nazism and Holocaust workshops<br />
On Thursday, 6th November 2008, some students from our school together<br />
with our History teacher took part in a special workshop about<br />
Nazism and holocaust. The title was “Europe for its citizens 2007-2012<br />
– Culture and Education”.<br />
At the beginning we were shown some photos taken by the students<br />
from other schools. Later some interviews with the people who saved<br />
Jews during the World War II were presented to us. The interviews were<br />
made by the students from the other schools, too.<br />
After this presentation we were invited to a special “Jewish street” where<br />
we could see an almost real street typical for Jewish parts of the cities a<br />
long time ago. We could also taste some delicious Jewish food prepared<br />
by the students.<br />
50 51<br />
Later there was a special conference about the history of Jews and anti-<br />
Semitism. This lecture by a lady from Holland was for the teacher only, so<br />
we could not stay. Instead, we were invited to another room where there<br />
was a lecture for the students. The lecture was very interesting, too.<br />
After that, we saw a film about Anne Frank and her life. She was a Jewish girl,<br />
an author of a diary. During the World War II she was hiding in Amsterdam for<br />
a few years and later she was taken to a concentration camp where she died.<br />
We liked the film very much, although it was a tragic and moving story.<br />
After watching the film we worked in groups and discussed the most<br />
important things from the film. We also talked about the anti-Semitism in<br />
Poland today. We liked this workshop very much.<br />
agnieszka Wawrzon and Paweł Starzec<br />
» » »<br />
Holocaust workshops 25th November 2008<br />
On 25th November 2008 our school organized special regional workshops<br />
for the students from Tarnów, Dębica and Dębrowa Tarnowska who take<br />
part in an educational project about Jews.
Kölner Mädchen und Jungen entdecken Jüdische Spuren… Komm mit!<br />
At the beginning we were invited for a walk around Tarnów where we<br />
could see and learn about traces of Jewish people and culture. Our guide<br />
Janusz Kozioł from the Regional Museum of Tarnów told us about the<br />
history of Tarnów’s Jews, their traditions and the tragedy of holocaust<br />
during World War II. Later that day we went to another school in Tarnów<br />
where we saw a theatrical performance prepared by the students from<br />
that school. The title was “The children of holocaust”. The performance<br />
was very interesting.<br />
Next we came back to our school where we had 5-hour-long workshops<br />
about Jews and holocaust. During the workshops we worked with and<br />
used source documents about the culture and history of Jewish people in<br />
Poland. We also made some posters about Jews. We could also try some<br />
Jewish dishes prepared by the students from our school.<br />
The Holocaust Remembrance Day<br />
On 21st April 2009 a group of students from our school went to Dębrowa<br />
Tarnowska for a competition about Jewish culture. The competition contained<br />
singing, dancing, reciting, cooking and photography. Some students<br />
from our school showed an introduction about Jews from Tarnów.<br />
They’re got a distinction.<br />
I won the photography competition and I got a prize – an encyclopedia<br />
and a diploma.<br />
We also tasted Jewish dishes. I took a lot of photos of this competition.<br />
alan Lachowicz II LO<br />
» » »<br />
On 21st April 2009 some students from our school together with a History<br />
teacher went to Dębrowa Tarnowska to take part in a special event – The<br />
Holocaust Remembrance Day. It had taken us a long time to prepare for<br />
the day. We had had to practice reciting, choose our best photos connected<br />
with the Jewish culture and prepare some Jewish dishes.<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken Jüdische Spuren… Komm mit!<br />
A lot of interesting things happened in Dębrowa Tarnowska, but the contests<br />
were the most important for everyone. There were 5 categories:<br />
reciting, drama, singing, dancing and photography. We won the drama<br />
competition and achieved the first and the second places in the photography<br />
competition. We got diplomas and prizes and we were very happy.<br />
After the competitions we saw an exhibition of photos and posters about<br />
Jews. During the break we also tried some traditional Jewish dishes. Later<br />
we also listened to a speech by Reli Boguucka-Wałęga about tolerance,<br />
hatred, nationalism and the future which can be created by people who<br />
value diversity. Finally, we watched a film about Holocaust.<br />
52 » » »<br />
Purim<br />
Purim is the most festive of Jewish holidays, a time of prizes, noisemakers,<br />
costumes and treats. The Festival of Purim commemorates a major victory<br />
over oppression and is recounted in the Megillah, the scroll of the<br />
story of Esther. Purim takes place on the fourteenth and fifteenth days of<br />
Adar, the twelfth month of the Jewish calendar. This year (2009) Purim<br />
begins at sundown on the 9th of March.<br />
53<br />
» » »<br />
Facts, Figures and Folklore about the Jewish Holiday of Purim<br />
1. Purim is one of the most joyous holidays in the Jewish religion. So<br />
joyous, in fact, that the rabbis have actually commanded adults to get<br />
drunk on the holiday of Purim.<br />
2. Purim is one of the only Jewish holidays not commanded in the Torah.<br />
The holiday can trace its roots to the Talmudic period. The earliest<br />
known celebration of Purim was in the 2nd century CE.<br />
3. The word Purim is Hebrew for „lots“. The name of the holiday refers<br />
to the plot of the king‘s advisor, Haman, to draw lots for which Jews to<br />
kill first. He planned to massacre all the Jews. Esther, one of the king‘s<br />
wives and a Jewess herself, saved the Jewish people from Haman‘s<br />
„lots“ plot by revealing it to the king.<br />
4. The only holy Jewish book in which the word for „lots“ appears is the<br />
Book of Esther, traditionally read on Purim.<br />
5. Purim is celebrated during a Jewish leap month. The holiday falls on
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Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
the 14th of the month of Adar. When there is a leap year, there are<br />
two Adars (Adar Aleph and Adar Bet). Purim is celebrated in Adar Bet<br />
during a leap year.<br />
6. In walled cities, like the Persian city in which the story of Purim first<br />
took place, Purim is celebrated a day later, on the 15th of Adar. Today,<br />
the only recognized walled cities celebrating the later Purim date are<br />
Jerusalem, Hebron and the Old City of Tzfat in northern Israel.<br />
7. The holiday of Purim begins on the 13th of Adar (regardless of whether<br />
or not you live in a walled city) with the Fast of Esther. In Hebrew,<br />
this fast is known as Ta‘anit Esther. The day-long fast commemorates<br />
Esther‘s three-day fast before she revealed her true identity to the king<br />
and pleaded for her people‘s safety.<br />
8. The expression „the whole megillah“ comes from the holiday of Purim.<br />
On Purim, the story of Esther is read from a scroll known as a megillah.<br />
The whole megillah must be read twice on Purim, once at night and<br />
once the following morning.<br />
9. In addition to being one of the most festive holidays, Purim is also one<br />
of the noisiest. That‘s because every time Haman‘s name is mentioned<br />
during the reading of the megillah, worshippers are instructed to make<br />
as much noise as possible to drown out his name. A special instrument<br />
was even created for all this noisemaking, called a gragger (grogger).<br />
10. The Book of Esther is the only holy Jewish book that does not ever<br />
mention God‘s name.<br />
11. Jews are commanded to give charity on Purim. Another commandment<br />
on Purim is to give gifts of food to friends and loved ones.<br />
12. On Purim, children dress up in costume for Purim parades and carnivals?<br />
Traditional fare includes little Queen Esthers. Of course, modern<br />
day revelers also dress up as Disney Princesses and Super Heroes.<br />
13. Hamantashen are a three cornered pastry filled with poppy seed that<br />
are served on Purim. The cookies are named for the three-cornered<br />
hat that Haman wore. In Hebrew, hamantashen are called oznei haman,<br />
or Haman‘s ears. (Hamantashen recipes)<br />
14. There is a town in Missouri called Esther. There is also one in Louisiana.<br />
On Monday, 9th March 2009, Jewish people from Tarnów celebrated Purim.<br />
It was a great celebration due to the fact, that it has been the first<br />
celebration of Purim in our city since World War II. The Celebration was<br />
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organized by the representatives of Chabad Lubawicz and it took place in<br />
the only remaining part of the old synagogue – The Bimah. A rabi and the<br />
manager of the Polish division of Chabad said: “This event has a unique<br />
meaning for the Jewish community. Before the Holocaust, Tarnów used to<br />
be a hometown for thousands of Jews. Now, after a 70-years-long break<br />
we celebrate Purim here again and these celebrations are a symbol of our<br />
great joy, which accompanies this holiday”.<br />
The students from our school took part in the celebration, which started at<br />
5.30 p.m. After the initial speeches of the invited guests, the rabi Szalom<br />
Ber Stambler sang ‘Megilat Ester’ in Hebrew. When the name of Haman<br />
was read out, people stamped their feet and made noise (many had<br />
noise makers for this) to drown out the evil name of the villain. The boys<br />
had to cover their heads as we were in the synagogue and the girls were<br />
not let in near the Bimah. They had to move to the back, to a special<br />
place for women. At the end we were given special cakes called Haman‘s<br />
ears and the adults were given some vodka which was supposed<br />
to make them joyful and happy.<br />
» » »<br />
The Jews of Tarnów<br />
Before World War II, about 25,000 Jews lived in Tarnów. Jews, whose<br />
recorded presence in the town went back to the mid-fifteenth century,<br />
comprised about half of the town‘s total population. A large portion of<br />
Jewish business in Tarnów was devoted to garment and hat manufacturing.<br />
The Jewish community was ideologically diverse and included both<br />
religious Hasidim and secular Zionists.<br />
Immediately following the German occupation of the city on September<br />
8th, 1939, the persecution of the Jews began. German units burned<br />
down most of the city‘s synagogues on September 9th and drafted Jews<br />
for forced-labor projects. Tarnów was incorporated into the General<br />
government. Many Tarnów Jews fled to the east, while a large influx of<br />
refugees from elsewhere in occupied Poland continued to increase the<br />
town‘s Jewish population. In early November, the Germans ordered the<br />
establishment of a Jewish council (Judenrat) to transmit orders and regu-<br />
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Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
lations to the Jewish community. Among the duties of the Jewish council<br />
were enforcement of special taxation on the community and providing<br />
workers for forced labor.<br />
During 1941, life for the Jews of Tarnów became increasingly precarious.<br />
The Germans imposed a large collective fine on the community. Jews<br />
were required to hand in their valuables. Roundups for labor became<br />
more frequent and killings became more commonplace and arbitrary.<br />
Deportations from Tarnów began in June 1942, when about 13,500 Jews<br />
were sent to the Belzec extermination camp. During the deportation<br />
operations, German SS and police forces massacred hundreds of Jews in<br />
the streets, in the marketplace, in the Jewish cemetery, and in the woods<br />
outside the town. After the June deportations, the Germans ordered the<br />
surviving Jews in Tarnów, along with thousands of Jews from neighboring<br />
towns, into a ghetto. The ghetto was surrounded by a high wooden fence.<br />
Living conditions in the ghetto were poor, marked by severe food<br />
shortages, a lack of sanitary facilities, and a forced-labor regimen in<br />
factories and workshops producing goods for the German war industry.<br />
In September 1942, the Germans ordered all ghetto residents to report at<br />
Targowica Square, where they were subjected to a „Selektion“ (selection)<br />
in which those deemed „unessential“ were selected out for deportation<br />
to Belzec. About 8,000 people were deported. Thereafter, deportations<br />
from Tarnów to extermination camps continued sporadically; the Germans<br />
deported a group of 2,500 in November 1942.<br />
In the midst of the 1942 deportations, some Jews in Tarnów organized a<br />
Jewish resistance movement. Many of the resistance leaders were young<br />
Zionists involved in the Ha-Shomer Ha-Tsa‘ir youth movement. Many of<br />
those who left the ghetto to join the partisans fighting in the forests later<br />
fell in battle with SS units. Other resisters sought to establish escape<br />
routes to Hungary, but with limited success.<br />
The Germans decided to destroy the Tarnów ghetto in September 1943.<br />
The surviving 10,000 Jews were deported, 7,000 of them to Auschwitz<br />
and 3,000 to the Plaszow concentration camp in Kraków. In late 1943,<br />
Tarnów was declared „free of Jews“ (judenrein). By the end of the war,<br />
Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
the overwhelming majority of Tarnów Jews had been murdered by the<br />
Germans. Although 700 Jews returned in 1945, some of them soon left<br />
the city and headed mostly to Israel.<br />
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Meine Ergänzung:<br />
Ich finde nicht gut:<br />
An die Kölnische Gesellschaft<br />
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V.<br />
Richartzstr. 2-4<br />
50667 Köln<br />
Ich finde gut:<br />
Betr.: Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />
Alter Telefon<br />
Straße, Nr. PLZ, Ort<br />
Name Vorname
Postkarte an die Kölnische Gesellschaft<br />
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit<br />
Auf der Rückseite befindet sich der Vordruck für eine Postkarte an die Kölnische<br />
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Wer möchte, kann diese Karte<br />
herausschneiden, einen Kommentar zu diesem <strong>Buch</strong> schreiben, mit Adresse und<br />
45-Cent-Briefmarke versehen und abschicken.<br />
Die Adressaten freuen sich über jede Rückmeldung!<br />
Kommunale Geodaten:<br />
Stadt Köln, Amt für Liegenschaften,<br />
Vermessung und<br />
Kataster, KT 2009/214<br />
Gestaltung:<br />
The Vision Company<br />
Werbeagentur GmbH<br />
Warum machen sich Jugendliche<br />
auf die Suche nach jüdischen Spuren<br />
in ihrer Heimatstadt? Was gibt<br />
es da zu entdecken? Seit wann gibt<br />
es überhaupt jüdische Spuren in<br />
Köln? Wer oder was ist Uri, und wer<br />
oder was ist ein Golem?<br />
Antworten auf diese und viele<br />
weitere Fragen fi nden sich in<br />
unserem <strong>Buch</strong> „Kölner Mädchen<br />
und Jungen entdecken jüdische<br />
Spuren… Kommt mit!“ Es ist im<br />
Schuljahr 2008/9 an der Ernst-<br />
Simons-Realschule in Müngersdorf<br />
entstanden und will möglichst viele<br />
Jugendliche einladen, sich mit der<br />
jüdischen Kultur zu beschäftigen.<br />
Dabei darf gesungen, Hebräisch<br />
gelernt, ausgemalt, geraten, gespielt,<br />
gestaunt, bewertet, gelacht,<br />
getrauert und natürlich den besprochenen<br />
jüdischen Spuren in Köln<br />
gefolgt werden.<br />
Ernst-Simons-Realschule » Alter Militärring 96 » 50933 Köln » Tel. 0221/3 55 01 29-0<br />
Fax 0221/4 97 14 11 » E-Mail: esrs@netcologne.de » www.ernst-simons-realschule.de