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Buch Grünewald

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Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />

Frauenbrunnen und jüdisches<br />

Leben im Mittelalter<br />

“<br />

Wir „belauschen“ ein Gespräch am Frauenbrunnen<br />

in einem idyllischen Innenhof An Farina zwischen<br />

der Jüdin von 1424 mit den langen schwarzen<br />

Zöpfen und einer Kölnerin der Neuzeit:<br />

Jüdin:<br />

Wir müssen in einem eigenen Judenviertel leben. Es ist<br />

die größte jüdische Gemeinde nördlich der alpen!<br />

Wir haben mehrere Brunnen und viele Gebäude.<br />

Das wichtigste ist unsere Synagoge, die wir<br />

„Judenschule“ nennen, denn sie ist der Versammlungs-,<br />

Gebets- und Unterrichtsort. Es<br />

gibt auch eine Frauensynagoge, ein Hospital<br />

(eine Herberge für durchreisende Juden), ein<br />

Hochzeits- und Spielhaus, eine Backstube, eine<br />

Badestube und seit 1165/70 unser Kultbad,<br />

die Mikwe, zu der man von der Synagoge<br />

über einen kleinen Hof gelangen kann. Wir<br />

Juden müssen uns rituell reinigen, wenn<br />

wir „unrein“ geworden sind, z. B. Tote oder<br />

Blut berührt haben oder unreine Speisen<br />

gegessen haben. Wir Frauen müssen uns vor<br />

der Hochzeit, nach der Geburt eines Kindes<br />

und nach der Menstruation rituell reinigen.<br />

Die Mikwe führt 15 m tief zum Grundwasser,<br />

dessen Höhe vom Rheinpegel abhängt. Es<br />

gibt Nischen für Leuchten und Tücher, denn wir<br />

müssen nackt in das 70 cm tiefe Becken eintauchen.<br />

Juden dürfen zwar weder Bauern noch Handwerker<br />

sein. aber es gibt viele reiche Kaufleute oder Geldverleiher.<br />

Unser Judenviertel wurde 1096 als Folge des 1.<br />

Kreuzzuges und 1349 zerstört, und viele Juden wurden<br />

umgebracht. 1372 durften einige Familien wieder in Köln<br />

wohnen. aber genau 1424, also jetzt, werden wir wieder<br />

alle aus Köln vertrieben, weil man uns beschuldigt, die<br />

Brunnen vergiftet und die Pest verursacht zu haben. Viele<br />

von uns flüchten nach Deutz oder noch weiter fort.<br />

Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />

Kölnerin der Neuzeit:<br />

Der Name „Judengasse“ weist<br />

heute noch am Rathaus auf das<br />

Judenviertel hin. Es umfasste<br />

die Straßen Obenmarspforten,<br />

Unter Goldschmied, Kleine<br />

Budengasse und Bürgerstraße.<br />

Bei den ausgrabungen<br />

sieht man einen Brunnen<br />

in der Mitte der halbrunden<br />

Mauer. Die Grundrisse der jüdischen Gebäude konnte<br />

man, bevor die ausgrabungen begonnen hatten, im Pflaster<br />

erkennen.<br />

Die Mikwe wurde später mit einer Glaspyramide überdacht,<br />

und der Pförtner im Rathaus gibt den Schlüssel<br />

gegen ein Pfand heraus.<br />

Im Stadtmuseum kann man den Schatz von 280 Gold-<br />

und Silbermünzen einer jüdischen Familie sehen, der<br />

wahrscheinlich versteckt worden war.<br />

Im Dom links neben der Sakramentskapelle gibt es eine 2 m<br />

hohe Steinurkunde, das „Judenprivileg“, von Erzbischof Engelbert II<br />

von Falkenburg aus dem Jahr 1266. auf Latein wird den Kölner<br />

Juden darauf in einigen Bereichen Schutz angeboten.<br />

Man machte aus der Synagoge die Rathauskapelle und nannte sie<br />

„St. Maria in Jerusalem“. Erst als die Franzosen 1794 Köln besetzten,<br />

hatte die ausgrenzung der Juden ein (vorläufiges) Ende.<br />

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