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Buch Grünewald

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Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />

Ans Simons<br />

Am 29.01.2008, auf den Tag genau 2 Jahre nach dem Tod ihres Mannes,<br />

folgte Frau Simons in Begleitung ihrer Freundin Helga Fechner,<br />

einer ehemaligen Lehrerin, unserer Einladung in die Bibliothek. Wir durften<br />

filmen, wie sie aus ihrem Leben voll Höhen und Tiefen erzählte. Nachher<br />

bedankte sich Annika als Klassensprecherin mit einem Blumenstrauß.<br />

Anna, genannt Ans, aus Holland<br />

1918 wurde sie als Anna, genannt Ans, Frank geboren. Dieser Name, der<br />

durch das „Tagebuch der Anne Frank“ weltweit bekannt wurde, mit der<br />

sie aber nicht verwandt ist, war damals in Hilversum sehr geläufig, denn<br />

etwa 30 Familien hießen so. Das entspricht bei uns in Köln dem Namen<br />

„Schmitz“. Ihre Mutter war Deutsche, ihr Vater Holländer. Sie wuchs also<br />

in Holland mit einem Bruder und einer Schwester in einer jüdischen Kaufmannsfamilie<br />

auf. Ans ging immer sehr gerne zur Schule.<br />

Ans trifft Ernst<br />

Auf ihrer Arbeitsstelle traf sie Ernst Simons, der aus Köln-Deutz, wo sein<br />

Vater Rabbiner gewesen war, fliehen konnte. Am 9. November 1938 war,<br />

wie überall in Deutschland, die Synagoge, in der die Familie Simons gewohnt<br />

hatte, geplündert und zerstört worden. Ernst Simons und Ans verliebten<br />

sich und heirateten.<br />

Kölner Mädchen und Jungen entdecken jüdische Spuren… Kommt mit!<br />

Schreckliche Erfahrungen<br />

Die Nazis hatten inzwischen auch Holland besetzt. Kurz nach der einfachen<br />

jüdischen Hochzeit wurden beide nach einem kurzen Aufenthalt<br />

im Durchgangslager Westerbork in das Konzentrationslager Bergen-Belsen<br />

bei Hannover deportiert. Sie wurden in getrennten Baracken eingepfercht,<br />

von der Außenwelt abgeschnitten und litten großen Hunger<br />

und Durst. Frau Simons weiß es noch genau: „Es waren so schreckliche<br />

Zustände, man kann es gar nicht beschreiben.“<br />

Ans musste für die SS Putzdienste leisten. Sie sah ihren Mann nur gelegentlich<br />

auf dem Appellhof bei den quälend langen Zählappellen, die<br />

mehrmals täglich stundenlang bei jedem Wetter in Fünferreihen durchgeführt<br />

wurden. Viele Insassen wurden krank und starben. Es gab ja keine<br />

Medikamente.<br />

Am 9. April 1945 wurden sie evakuiert, das heißt in Viehwaggons verladen,<br />

die immer nur nachts erst in Richtung Norden, dann in Richtung<br />

Osten fuhren. Sie kamen durch Kriegsgebiete, und keiner kannte das Ziel.<br />

Ernst Simons war schwer an Rippenfellentzündung erkrankt, aber er hatte<br />

die Hoffnung, das Elend zu überleben, nie aufgegeben.<br />

Endlich Rettung!<br />

Am 21. April 1945 wurde der Zug in Tröbitz, 100 km von Leipzig entfernt,<br />

von russischen Soldaten befreit. Nur 800 der etwa 2.000 Evakuierten hatten<br />

die Zugfahrt überlebt. Ans transportierte ihren kranken Mann in einer<br />

Schubkarre ins Dorf. Man „organisierte“ sich Lebensmittel und ein Dach<br />

über dem Kopf, bis die Amerikaner ihnen zur Rückkehr in die Heimat verhalfen.<br />

Sie wussten noch nicht, dass die meisten ihrer Familienangehörigen<br />

umgekommen waren. Nur ihre Schwester, 2 Onkel und eine Tante<br />

hatten den Nazi-Terror überlebt.<br />

Zurück nach Köln!<br />

Nach kurzen Aufenthalten in den USA und in Holland zog es ihren Mann<br />

wieder nach Köln. Er wurde Lehrer und half mit beim Aufbau der jüdischen<br />

Gemeinde.<br />

Lena & Vanessa Lena & Vanessa<br />

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