BALTIC MEETINGS - Baltic Writers Council
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andere Mensch, zumal der Deutsche für den Russen oder der Russe für den Deutschen,<br />
war aus politischen Gründen der Feind. Gott sei Dank sind wir in Europa über diese Zeit<br />
hinausgewachsen. Wenn wir so an die Erinnerung herangehen, dann haben wir plötzlich ein<br />
gemeinsames Erbe zu verwalten, das mehr wiegt als das Materielle. Dieses Erbe darf kein<br />
totes Erbe sein. Erben sollten nicht alte Leute. Sie sind eher die Erblasser. Erben soll die junge<br />
Generation von Russen, Polen, Litauern, die es mit den deutschen Jugendlichen im geistigen<br />
Sinne teilen können.<br />
Uns alle hat die Weltgeschichte an einen Tisch gesetzt. Es gibt kein Zurück zur Zeit ante<br />
bellum, vor dem Kriege. Das verursacht nur böse Aufrechnungen, von denen wir wissen, wozu<br />
sie führen. Sie führen zu neuem Hass und Unversöhnlichkeit. Wir Erblasser sind verpflichtet,<br />
der jungen Generation ein kulturelles Erbe zu hinterlassen, das Frieden stiftet. Es darf für die<br />
junge Generation nicht zur Belastung werden. Wir müssen selbst zuerst aufräumen, damit<br />
die jungen Menschen neu erben können. Daher lasst uns im Sinne dieses Friedens für Europa<br />
arbeiten, für Königsberg, das seit 750 Jahren zur europäischen Kultur gehört und heute<br />
Kaliningrad heißt. Kaliningrad kann sehr schnell in den kulturellen Umlauf hineinkommen,<br />
wenn es ehrlich der Vergangenheit begegnet. Der Beginn ist ja längst gemacht. Das beweist<br />
die heutige Tagung. Das beweist der Königsberger Dom. Kaliningrad ist nicht mehr das<br />
unbekannte Land. Es gehört uns allen als geistiges Erbe. Und die friedliche Ostsee verbindet<br />
uns dabei.<br />
18<br />
Kaliningrad, 18.6.2005