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07-08/14 GEMMA BODN! GEMMA BODN!

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MIT SCHARF 13<br />

„Diese Frau muss hier raus! Ich kann das nicht länger ansehen!<br />

Wie können Sie zulassen, dass hier jemand in einem Burkini<br />

schwimmt?!“ Mit dieser Aussage, einem Zeigefinger in meine<br />

Richtung ausgestreckt und einer wütenden Miene kam eine mir<br />

unbekannte Frau im Freibad auf mich zu. Sie hatte zwei Bademeister<br />

an ihrer Seite und mit der Beschwerde gerufen, eine Dame – in<br />

dem Fall war das ich – sei vollständig bekleidet im Wasser.<br />

POSTLEITZAHL AUF POBACKE<br />

Alle Leute im Wasser schauten mich fragend an, die Bademeister<br />

waren verwirrt und ich ging aus dem Wasser. Die Dame konnte<br />

nicht aufhören mit ihrem drohenden Zeigefinger vor meiner Nase<br />

zu fuchteln und schimpfte mit mir:“Ich habe Sie gesehen, Sie kamen<br />

mit diesem Gewand schon hier herein! Das ist unhygienisch!“<br />

Ich versuchte mich zu verteidigen:“Schauen Sie, das ist ein Burkini,<br />

und der Stoff aus dem der gemacht wurde, ist wie der von<br />

einem stinknormalen Badeanzug, es ist nur mehr Stoff dran.“ Sie<br />

sah mich unglaubwürdig an und fasste meinen Burkini ohne mich<br />

zu fragen an. Als sie bemerkte, dass ich Recht hatte, kam die nonplusultra<br />

Aussage von ihrer Seite :“ Trotzdem, wir sind hier nicht<br />

in der Türkei! Sie müssen SOFORT gehen!“<br />

Das regte mich so sehr auf, zumal meine Eltern aus Ägypten<br />

sind, dass mir nur diese Antwort einfiel: “Ich verstehe, ich muss<br />

mich also ausziehen, um Österreicherin zu sein? Schön! Was wollen<br />

Sie denn von mir sehen? Meine Brüste, davon könnte ich Ihnen<br />

zwei anbieten, eine Pobacke, davon hätt ich eine ganze Postleitzahl,<br />

so groß ist mein Hintern! Oder vielleicht lieber ein bisserl Wampe?<br />

Ich habe viel Wampe, man sieht das nur nicht. Ich kann Ihnen aber<br />

leider nichts zeigen, was Sie nicht ohnehin schon kennen und wenn<br />

Sie sich hier umsehen, dann werden Sie viel Brust und vor allem<br />

Wampe sehen, ist es denn so schlimm, wenn das dann eine Person<br />

nicht von sich zeigt?“ Sie ignorierte meine zu direkte Antwort, lief<br />

rot an und drehte sich zum Bademeister:“Ich möchte, dass diese<br />

junge Dame geht!“ Der Bademeister sah sie an und meinte ganz<br />

gelassen:“Diese junge Dame hat Eintritt gezahlt, keinem was getan<br />

UND ich sehe ihre Badekleidung nicht als unpassend. Sie dagegen<br />

haben für Aufruhr gesorgt, unsere Schwimmgäste belästigt und jemanden<br />

beleidigt. Ich bitte nun Sie zu gehen.“<br />

MEIN HELD, DER BADEMEISTER<br />

Die Frau und ich waren sehr verwundert, sie, dass sie gehen musste<br />

und ich, dass ich bleiben durfte. Ich bedankte mich sehr bei ihm<br />

und sah sie nicht einmal mehr an. Als ich später in der Umkleidekabine<br />

das Geschehen gedanklich vor Augen hatte, musste ich<br />

kurz überlegen. Im Prinzip ist es egal was ich tue, was meine Eltern<br />

durchgemacht haben, um in dieses Land zu kommen, wie<br />

viele Jobs mein Vater hatte, damit er sich meine Ausbildung leisten<br />

konnte, was ich studiert habe, was ich arbeite, wie sehr ich<br />

mich anstrenge, oder was ich für dieses Land tue, ich bleibe immer<br />

die Ausländerin. Und wenn mich mein äußeres Erscheinungsbild<br />

nicht verrät, dann tut das mein Name. Ich frage mich, ob es jemals<br />

besser sein wird, denn einfach ist es nicht, nein, einfach ist es nicht.<br />

Aber solange es Menschen wie meinen Bademeister gibt, die sich<br />

für den Menschen im Menschen einsetzen, sich von keinerlei Äußerlichkeiten<br />

täuschen lassen und keine Angst haben gegen den<br />

Strom zu schwimmen, stirbt meine Hoffnung nicht. Als ich mich<br />

auf den Heimweg machte, bat ich ihn noch um ein Selfie mit mir,<br />

denn auch wenn ich nicht auf den Mund gefallen bin und immer<br />

meine Frau stehe, so war ich heute ein hilfloses Mädchen und habe<br />

durch ihn gelernt, dass Helden nicht immer maskiert sind.<br />

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