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MIT SCHARF 13<br />
„Diese Frau muss hier raus! Ich kann das nicht länger ansehen!<br />
Wie können Sie zulassen, dass hier jemand in einem Burkini<br />
schwimmt?!“ Mit dieser Aussage, einem Zeigefinger in meine<br />
Richtung ausgestreckt und einer wütenden Miene kam eine mir<br />
unbekannte Frau im Freibad auf mich zu. Sie hatte zwei Bademeister<br />
an ihrer Seite und mit der Beschwerde gerufen, eine Dame – in<br />
dem Fall war das ich – sei vollständig bekleidet im Wasser.<br />
POSTLEITZAHL AUF POBACKE<br />
Alle Leute im Wasser schauten mich fragend an, die Bademeister<br />
waren verwirrt und ich ging aus dem Wasser. Die Dame konnte<br />
nicht aufhören mit ihrem drohenden Zeigefinger vor meiner Nase<br />
zu fuchteln und schimpfte mit mir:“Ich habe Sie gesehen, Sie kamen<br />
mit diesem Gewand schon hier herein! Das ist unhygienisch!“<br />
Ich versuchte mich zu verteidigen:“Schauen Sie, das ist ein Burkini,<br />
und der Stoff aus dem der gemacht wurde, ist wie der von<br />
einem stinknormalen Badeanzug, es ist nur mehr Stoff dran.“ Sie<br />
sah mich unglaubwürdig an und fasste meinen Burkini ohne mich<br />
zu fragen an. Als sie bemerkte, dass ich Recht hatte, kam die nonplusultra<br />
Aussage von ihrer Seite :“ Trotzdem, wir sind hier nicht<br />
in der Türkei! Sie müssen SOFORT gehen!“<br />
Das regte mich so sehr auf, zumal meine Eltern aus Ägypten<br />
sind, dass mir nur diese Antwort einfiel: “Ich verstehe, ich muss<br />
mich also ausziehen, um Österreicherin zu sein? Schön! Was wollen<br />
Sie denn von mir sehen? Meine Brüste, davon könnte ich Ihnen<br />
zwei anbieten, eine Pobacke, davon hätt ich eine ganze Postleitzahl,<br />
so groß ist mein Hintern! Oder vielleicht lieber ein bisserl Wampe?<br />
Ich habe viel Wampe, man sieht das nur nicht. Ich kann Ihnen aber<br />
leider nichts zeigen, was Sie nicht ohnehin schon kennen und wenn<br />
Sie sich hier umsehen, dann werden Sie viel Brust und vor allem<br />
Wampe sehen, ist es denn so schlimm, wenn das dann eine Person<br />
nicht von sich zeigt?“ Sie ignorierte meine zu direkte Antwort, lief<br />
rot an und drehte sich zum Bademeister:“Ich möchte, dass diese<br />
junge Dame geht!“ Der Bademeister sah sie an und meinte ganz<br />
gelassen:“Diese junge Dame hat Eintritt gezahlt, keinem was getan<br />
UND ich sehe ihre Badekleidung nicht als unpassend. Sie dagegen<br />
haben für Aufruhr gesorgt, unsere Schwimmgäste belästigt und jemanden<br />
beleidigt. Ich bitte nun Sie zu gehen.“<br />
MEIN HELD, DER BADEMEISTER<br />
Die Frau und ich waren sehr verwundert, sie, dass sie gehen musste<br />
und ich, dass ich bleiben durfte. Ich bedankte mich sehr bei ihm<br />
und sah sie nicht einmal mehr an. Als ich später in der Umkleidekabine<br />
das Geschehen gedanklich vor Augen hatte, musste ich<br />
kurz überlegen. Im Prinzip ist es egal was ich tue, was meine Eltern<br />
durchgemacht haben, um in dieses Land zu kommen, wie<br />
viele Jobs mein Vater hatte, damit er sich meine Ausbildung leisten<br />
konnte, was ich studiert habe, was ich arbeite, wie sehr ich<br />
mich anstrenge, oder was ich für dieses Land tue, ich bleibe immer<br />
die Ausländerin. Und wenn mich mein äußeres Erscheinungsbild<br />
nicht verrät, dann tut das mein Name. Ich frage mich, ob es jemals<br />
besser sein wird, denn einfach ist es nicht, nein, einfach ist es nicht.<br />
Aber solange es Menschen wie meinen Bademeister gibt, die sich<br />
für den Menschen im Menschen einsetzen, sich von keinerlei Äußerlichkeiten<br />
täuschen lassen und keine Angst haben gegen den<br />
Strom zu schwimmen, stirbt meine Hoffnung nicht. Als ich mich<br />
auf den Heimweg machte, bat ich ihn noch um ein Selfie mit mir,<br />
denn auch wenn ich nicht auf den Mund gefallen bin und immer<br />
meine Frau stehe, so war ich heute ein hilfloses Mädchen und habe<br />
durch ihn gelernt, dass Helden nicht immer maskiert sind.<br />
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