28.09.2015 Views

Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates

Wörtliches Protokoll 3.4.2008 - Der Wiener Psychiatrieskandal

Wörtliches Protokoll 3.4.2008 - Der Wiener Psychiatrieskandal

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

<strong>Untersuchungskommission</strong> 3. April 2008 2. Sitzung / 33<br />

oder Medikamente werde unter einem höheren<br />

Nikotinspiegel anders metabolisiert, so dass<br />

eben auch da wieder unbewusst der Nikotinkonsum<br />

steigt, der Zigarettenkonsum steigt. Infolge<strong>des</strong>sen<br />

sind wir auch allein aus diesen Gründen<br />

in der Lage oder aufgefordert, unsere Abteilungen,<br />

an denen prinzipiell nicht geraucht wird,<br />

aber es gibt Raucherzimmer und wir müssen da<br />

diesbezüglich auch immer wieder Abnutzungserscheinungen<br />

korrigieren.<br />

Was die Geräte anbetrifft, haben wir die üblichen<br />

internen abteilungsempfohlenen, vom TÜV<br />

nahe gelegten Abnutzungsgrade zu berücksichtigen,<br />

dass wir beispielsweise ein EEG-Gerät<br />

nach 7 bis 10 Jahren eben auch wieder auswechseln,<br />

um an dem Stand der aktuellen EEG-<br />

Technik sein zu können, beispielsweise.<br />

Vorsitzender Dr. Baumgartner: Frau GR Korosec.<br />

GRin Korosec: Herr Professor! Geräte sind<br />

sicher notwendig, aber gerade im Bereich der<br />

Psychiatrie ist ja die persönliche Zuwendung und<br />

das Gespräch mit dem Arzt wahrscheinlich von<br />

besonderer Bedeutung. Und da würde mich interessieren,<br />

wenn man einen Vergleich zieht zu<br />

einem internen Patienten, gibt es da Richtwerte,<br />

weil ich nehme an, dass gerade im psychiatrischen<br />

Bereich die Zuwendung und das Gespräch<br />

mit dem Arzt viel höher sein muss als bei<br />

einem anderen internen Patienten. Das wäre die<br />

eine Frage.<br />

Dann, was mich immer so bewegt, ist auch<br />

die Intimsphäre. Wie kann man die Intimsphäre<br />

und Würde eines PatientIn wirklich wahren in der<br />

Psychiatrie. Wird das, auch international gesprochen,<br />

gibt es da von der internationalen Fachwelt,<br />

wird das thematisiert und gibt es da auch<br />

Vorschläge.<br />

Dann, was mich auch interessieren würde,<br />

Fixierungen sind bei Ihnen natürlich, das kommt<br />

vor, das wissen wir, ohne Zwang in der Psychiatrie,<br />

ganz ohne Zwang kann es nicht gehen, aber<br />

man hört aus Ihren Worten, dass das in Tirol,<br />

dass man das sehr, sehr vorsichtig macht, aber<br />

die notwendig sind, werden die auch evaluiert.<br />

Ist das schon einmal gemacht worden.<br />

Und weil vorhin von Medikamenten die Rede<br />

war, würde mich auch noch interessieren: Wir<br />

haben eine Unterlage von Mitarbeitern vom Otto-<br />

Wagner-Spital, die meinen, dass, wenn man<br />

nicht so viel Medikamente sedieren würde und<br />

mehr Pflegepersonal hätte, dass man sich sehr<br />

viele Medikamente ersparen könnte. Sehen Sie<br />

das auch so?<br />

Univ.-Prof. Dr. Hinterhuber: Nein, bezüglich<br />

der Geräte haben Sie auch gesehen, dass ich<br />

zwar die allgemeine Instandhaltungsarbeiten an<br />

einer psychiatrischen Klinik als eher wesentlich<br />

für eben auch die Wohnlichkeit, für die Akzeptanz<br />

einer Einrichtung gesehen habe. Eine psychiatrische<br />

Einrichtung muss sich auch in der<br />

Farbgestaltung, im Standard an einem Hotel<br />

auch orientieren. Also wir haben als Dienstleistungsbetrieb,<br />

als Dienstleistungsunternehmen<br />

haben wir dieselben Ansprüche zu berücksichtigen,<br />

wie auch ein Patient, wie jeder von uns<br />

auch in jedem anderen Krankenhaus, auch in<br />

einem Hotel, in dem wir gewohnt sind, abzusteigen,<br />

auch erfüllt haben möchten.<br />

Also ich glaube, dass wir uns hier nach jenem<br />

Standard zu richten haben, der in der Gesellschaft<br />

auch üblich ist und den die Gesellschaft<br />

auch den Patienten anderer Abteilungen zu bieten<br />

in der Lage ist.<br />

Geräte spielen, wie gesagt, in der psychiatrischen<br />

Therapie eine ganz zu vernachlässigende<br />

Rolle, in der Diagnostik natürlich schon wesentlich<br />

mehr, dass wir eben auch die gesamte neuroradiologische<br />

Infrastruktur benötigen, um eben<br />

auch eine valide Diagnose stellen zu können.<br />

Wir brauchen bildgebende Untersuchungen, CD-<br />

Untersuchungen, das Computertomogramm <strong>des</strong><br />

Gehirn, wir brauchen Magnetresonanztomografien<br />

<strong>des</strong> zentralen Nervensystems, wir brauchen<br />

Bettuntersuchungen – also diesbezüglich lehnen<br />

wir uns aber an die Ausstattung <strong>des</strong> Krankenhausträgers<br />

an und benützen auch die Einrichtungen<br />

der radiologischen Klinik unseres Klinikums.<br />

Ich kann nicht sagen, wie die entsprechende<br />

Ausstattung am Otto-Wagner-Spital ist bezüglich<br />

der diagnostischen Maßnahmen.<br />

Sonst brauchen wir – beim Biofeedback<br />

brauchen wir Geräte, wir brauchen sicherlich in<br />

seltenen Fällen auch immer noch einen Elektrokonvulsator<br />

für die Durchführung von Elektrokonvulsionstherapien.<br />

Aber auch hier gilt die<br />

Angabe, die wir vorhin besprochen haben, dass<br />

nicht je<strong>des</strong> Krankenhaus eben auch über diese<br />

selten applizierte, aber in vielen Fällen immer<br />

noch lebensrettende Therapieform ausgestattet<br />

sein muss.<br />

Sie haben vollkommen Recht, dass eben<br />

auch die Gesprächsdimension das wesentliche<br />

Kennzeichen eines gut funktionierenden psychiatrischen<br />

Krankenhauses ist. Es gibt keine internationalen<br />

Richtwerte, die eben auch nach Diagnosen,<br />

nach Diagnose aufgelistet, einen bestimmten,<br />

ein Minimum an psychotherapeutischen<br />

Gesprächen bei Essgestörten, bei Depressiven,<br />

bei NeurosepatientInnen, bei somatopsychischen<br />

Störungen, bei Dementen auch<br />

festschreiben würde.<br />

Es gibt keine Studie, es gibt eben auch, oder<br />

wir sind gerade in Auseinandersetzung mit den<br />

Werten der deutschen Psychiatrieverordnung,<br />

gerade jetzt dabei, Richtlinien zu entwerfen. Es<br />

gibt sie im ganzen deutschen Sprachraum nicht.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!