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Newsletter <strong>06</strong>/<strong>15</strong> (Nr. 351) Oktober 20<strong>15</strong><br />
Deutschlands erfolgreichster Film 2013<br />
kriegt Nachwuchs: die Komödie um<br />
Lehrer Müller, seine Freundin Lisi<br />
Schnabelstedt und die IQ-freie Schülerin<br />
Chantal geht in die nächste Runde<br />
und möchte ganz sicher auch 20<strong>15</strong> wieder<br />
die Spitzenposition an der Kinokasse<br />
übernehmen. Das Zeug dafür hat der<br />
Film auf jeden Fall – er ist vollkommen<br />
öde. Und Humor ist wenn man trotzdem<br />
lacht. Sorry – hat bei mir nicht funktioniert.<br />
Hat auch schon beim ersten Teil<br />
nicht funktioniert. Wirklich witzig wird<br />
es leider erst beim Abspann – wenn<br />
uns die Outtakes präsentiert werden<br />
und sich eine der Darstellerinnen wohl<br />
vollkommen in ihrer Rolle verliert. Mit<br />
seinen 1<strong>15</strong> Minuten Spielzeit ist der<br />
Film zudem weit über das Ziel hinausgeschossen.<br />
Viele der Gags zielen leider<br />
auf Bereiche unterhalb der Gürtellinie<br />
(z.B. die Szene, in der es um einen<br />
Ping-Pong-Ball geht) und man ist kann<br />
schon froh sein, dass es dieses Mal<br />
wenigstens sehr lange dauert, bevor<br />
jemand seinen Darm über den Mund<br />
entleert. Kinounterhaltung für Anspruchslose<br />
und solche, die gerne<br />
Herrn M’Bareks durchtrainierten Oberkörper<br />
bestaunen wollen.<br />
Dienstag, <strong>15</strong>. September 20<strong>15</strong><br />
Von Träumen und Hoffnung<br />
Der Eröffnungsfilm des diesjährigen<br />
Bollywood-Festivals wurde uns heute<br />
ein einer Pressevorführung gezeigt<br />
UMRIKA (1:2.35, 5.1)<br />
OT: Umrika<br />
Verleih: Ascot Elite (Camino)<br />
Land/Jahr: Indien 20<strong>15</strong><br />
Regie: Prashant Nair<br />
Darsteller: Suraj Sharma, Tony<br />
Revolori, Prateik Babbar<br />
Kinostart: 19.11.20<strong>15</strong><br />
“Umrika” ist das indische Wort für<br />
Amerika. Und Amerika galt zumindest<br />
zu jener Zeit, zu der der Film spielt<br />
(Ende der 1970 bis Ende der 1980er-<br />
Jahre), für die Armen als das verheißungsvolle<br />
Land, in dem alles möglich<br />
ist. Jeder, der einmal dort war, hat es zu<br />
etwas gebracht. Auch Udai, Ramakants<br />
großer Bruder, der sich eines Tages<br />
von seinem Dorf aufmacht, um in Amerika<br />
einen Job zu finden. Für seine<br />
Wolfram Hannemanns<br />
Film-Blog<br />
Mutter beginnt damit jedoch eine<br />
schwere Zeit. Wochenlang wartet sie<br />
auf Nachricht von ihrem Sohn, will wissen,<br />
ob er sein Glück gefunden hat. Als<br />
sie ihn von Depressionen geplagt bereits<br />
verloren glaubt, trifft plötzlich ein<br />
Brief aus dem fernen Land ein. Es ist<br />
der erste einer ganzen Reihe von Briefen,<br />
mit denen Udai aus der Ferne über<br />
Jahre hinweg über seine neue Heimat<br />
berichtet, in der alles schöner, größer<br />
und besser ist und damit dem gesamten<br />
Dorf Hoffnung schenkt. Als die Briefe<br />
jedoch ausbleiben, beschließt<br />
Ramakant, inzwischen zum jungen<br />
Mann herangewachsen, es seinem Bruder<br />
gleichzutun und macht sich auf den<br />
Weg. Ein Weg allerdings, der ihm bald<br />
schon die Augen öffnen und sein idealisiertes<br />
Bild vom Schlaraffenland endgültig<br />
zerstören wird. In diesem<br />
schmerzhaften Prozess wird er schließlich<br />
seinen eigenen Weg finden. Mit<br />
den Shooting Stars Suraj Sharma (LIFE<br />
OF PI) und Tony Revolori (THE<br />
GRAND BUDAPEST HOTEL) in den<br />
Hauptrollen prominent besetzt, ist<br />
Prashant Nairs Film alles andere als<br />
farbenprächtiges Bollywood-Kino, aber<br />
nicht weniger emotional. Es geht darum,<br />
wie wichtig Träume sind und dass<br />
sie Hoffnung geben können, wenn man<br />
sie mit anderen teilt. Unspektakulär<br />
erzählt, aber auf den Punkt gebracht.<br />
Donnerstag, 17. September 20<strong>15</strong><br />
Schiefe Töne, traurige Momente und ein<br />
Ritter ohne Furcht und Tadel<br />
Gleich drei Filme wurden uns heute in<br />
den Pressevorführungen präsentiert.<br />
Und die Ausbeute war recht ordentlich.<br />
MADAME MARGUERITE ODER DIE<br />
KUNST DER SCHIEFEN TÖNE (1:2.35,<br />
5.1)<br />
OT: Marguerite<br />
Verleih: Concorde<br />
Land/Jahr: Frankreich, Tschechien,<br />
Belgien 20<strong>15</strong><br />
Regie: Xavier Giannoli<br />
Darsteller: Catherine Frot, André<br />
Marcon, Michel Fau<br />
Kinostart: 29.10.20<strong>15</strong><br />
Sie singt zwar von ganzem Herzen, dafür<br />
aber vollkommen schräg. Und das<br />
Schlimmste: sie merkt es nicht einmal!<br />
Das heuchlerische Publikum, für das<br />
Baronin Marguerite Dumont 1920 in<br />
privaten Benefizkonzerten singt, lässt<br />
es sie nicht wissen, dass ihr Gesang<br />
furchtbar ist. Als ein junger Journalist<br />
einen provokant-überschwänglichen<br />
Artikel über sie verfasst, verleiht dies<br />
der Möchtegern-Diva, ihren großen<br />
Plan in die Tat umzusetzen: sie will ein<br />
Konzert in der Pariser Oper geben. Ein<br />
abgehalfterter Opernstar soll ihr helfen,<br />
sich darauf vorzubereiten... Inspiration<br />
für seinen Film holte sich Regisseur<br />
Xavier Giannoli von einer Frau, die es<br />
wirklich gegeben hat: Florence Foster<br />
Jenkins, eine Amerikanerin, die in den<br />
1940er-Jahren starb. Sie war reich und<br />
liebte die Oper leidenschaftlich, hatte<br />
aber keinen Schimmer, wie wahnsinnig<br />
schräg ihre Stimme klang. Und niemand<br />
in ihrer Entourage sagte ihr das.<br />
Giannoli hat seine Geschichte jetzt<br />
nach Frankreich verlegt, an der Person<br />
selbst jedoch nicht viel geändert. Auch<br />
Marguerite Dumont ist steinreich und<br />
liebt die Oper über alles und ist der<br />
festen Meinung, dass sie eine begnadete<br />
Diva sei. Mit großer Inbrunst wird<br />
sie von Catherine Frot gespielt, so gut,<br />
dass es einem schon als Zuschauer<br />
peinlich ist, ihren verkorksten Arien zu<br />
lauschen. Nichts passt besser zu diesem<br />
Film als der Begriff der Tragikomödie.<br />
Komisch ist die Geschichte allemal,<br />
wenn nicht gar zum lautstarken Lachen.<br />
Doch ebenso zutiefst tragisch, weil<br />
niemand den Mumm hat, ihr zu sagen,<br />
dass sie nicht singen kann. Nicht einmal<br />
ihr Ehemann bringt den Mut dazu<br />
auf – und das obwohl Marguerite eigentlich<br />
immer nur für ihn singt.<br />
MIA MADRE (1:1.85, 5.1)<br />
OT: Mia Madre<br />
Verleih: Koch Media<br />
Land/Jahr: Italien, Frankreich 20<strong>15</strong><br />
Regie: Nanni Moretti<br />
Darsteller: Margherita Buy, John<br />
Turturro, Giulia Lazzarini<br />
Kinostart: 19.11.20<strong>15</strong><br />
Filmregisseurin Margherita steckt mitten<br />
im Chaos. Die Dreharbeiten zu einem<br />
sozialkritischen Film werden durch<br />
den Hollywood-Star Barry und seinen<br />
Starallüren ausgebremst, ihre beim Vater<br />
lebende Tochter steckt mitten in der<br />
LASER HOTLINE Seite 12