newsletter 06/15
newsletter351
newsletter351
- No tags were found...
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Newsletter <strong>06</strong>/<strong>15</strong> (Nr. 351) Oktober 20<strong>15</strong><br />
jede Menge Arbeit hatten. Vor diesem<br />
Hintergrund war auch die beliebte amerikanische<br />
TV-Serie “Solo für<br />
O.N.K.E.L.” angesiedelt, die Mitte der<br />
1960er Jahre auch über deutsche Fernsehschirme<br />
flimmerte. Gesehen habe<br />
ich diese Serie leider nie, denn dafür –<br />
so das Argument meiner Eltern damals<br />
– war ich noch zu jung. Nachgeholt<br />
habe ich dieses Versäumnis auch nicht,<br />
da es einfach zu viel Neues gab, als ich<br />
dann alt genug war – wofür auch immer.<br />
So war der Kinofilm jetzt also mein<br />
erstes Zusammentreffen mit Napoleon<br />
Solo und Illya Kuryakin. Und um es<br />
gleich vorweg zu sagen: es hat sich<br />
gelohnt. Anfangs hatte ich allerdings<br />
größte Bedenken, denn Guy Ritchie<br />
startet seine actionreiche Spionagegeschichte<br />
sehr gemächlich. Da gibt es<br />
zwar ziemlich am Anfang schon eine<br />
Verfolgungsjagd durch das nächtliche<br />
Ost-Berlin, doch ebbt der Film danach<br />
ziemlich schnell wieder ab. Zumindest<br />
empfindet man das heutzutage so,<br />
wenn Filmemacher in Nostalgie schwelgen<br />
und ihren Film entschleunigen. Mit<br />
viel Witz und Situationskomik geht es<br />
jetzt ans Werk, um die Rivalität zwischen<br />
Solo und Kuryakin herauszuarbeiten.<br />
Ritchies Film kommt langsam in<br />
Fahrt und wenn er uns spätestens beim<br />
Abstecher nach Rom seinen ersten<br />
kleinen Plot Twist serviert, dann hat er<br />
uns bereits in der Hand. Mit viel Liebe<br />
zum Zeitkolorit (wir haben ja schließlich<br />
das Jahr 1963) lässt Ritchie seinen<br />
Film auf seinen fulminanten Höhepunkt<br />
zusteuern, der wiederum von weiteren<br />
geschickt platzierten Plot Twists durchsetzt<br />
ist. Untermalt werden die Bilder<br />
oft von Italo-Western-Musik (will er es<br />
hier mit Tarantino aufnehmen?), Jerry<br />
Goldsmiths packende Melodie zur TV-<br />
Serie indes ertönt nur einmal ganz kurz<br />
aus dem Autoradio. Schade, aber man<br />
kann ja nicht alles haben. Was die Besetzung<br />
angeht, so sind sowohl Henry<br />
Cavill als Solo sowie Alicia Vikander<br />
als Fräulein Schmidt gut getroffen. Nur<br />
mit Armie Hammer als Illya Kuryakin tat<br />
ich mich etwas schwer – in dieser Rolle<br />
wirkte TV-Star David McCallum irgendwie<br />
charismatischer. Optisch zumindest.<br />
Fazit: wer Action mit viel Witz<br />
und Ironie gepaart mag, der sollte sich<br />
in die Hände von Solo und Kuryakin<br />
Wolfram Hannemanns<br />
Film-Blog<br />
begeben.<br />
Donnerstag, 20. August 20<strong>15</strong><br />
Die Royals brechen aus<br />
Zwei Prinzessinnen inkognito in London<br />
und ein aus dem Ruder laufendes<br />
Familienfest hielten mich heute vom<br />
Arbeiten ab<br />
A ROYAL NIGHT – EIN KÖNIGLI-<br />
CHES VERGNÜGEN (1:2.35, 5.1)<br />
OT: A Royal Night Out<br />
Verleih: Concorde<br />
Land/Jahr: Großbritannien 20<strong>15</strong><br />
Regie: Julian Jarrold<br />
Darsteller: Sarah Gadon, Emily Watson,<br />
Jack Reynor, Bel Powley<br />
Kinostart: 01.10.20<strong>15</strong><br />
Julian Jarrolds Film würde sich gut eignen,<br />
um als Double Feature zusammen<br />
mit THE KING’S SPEECH gezeigt zu<br />
werden. Geht es in Letzterem um die<br />
Rede des Königs zum Ausbruch des<br />
Zweiten Weltkriegs, so ist es jetzt dessen<br />
Rede zum Ende des Zweiten Weltkriegs.<br />
Freilich ist diese Rede hier nur<br />
Aufhänger dafür, um eine ganz andere<br />
Geschichte der königlichen Familie zu<br />
erzählen – inspiriert von einer wahren<br />
Geschichte. Sarah Gadon in der Rolle<br />
der Elizabeth und Bel Powley als ihre<br />
jüngere Schwester Margaret geben darin<br />
ein tolles Prinzessinnengespann, das<br />
sich nach dem richtigen Leben sehnt<br />
und wenigstens einmal in ihrem noch<br />
jungen Leben den royalen Mief hinter<br />
sich lassen möchte. Und welche Nacht<br />
würde sich besser eigenen als der 8.<br />
Mai 1945, das Ende des Zweiten Weltkriegs.<br />
Ganz London liegt sich in den<br />
Armen, feiert, tanzt, singt und erfreut<br />
sich des Lebens. Doch König und Königin<br />
(brillant: Rupert Everett und<br />
Emily Watson) sind nicht sonderlich<br />
angetan vom Wunsch ihrer Töchter mit<br />
dem Volk mitzufeiern. Da bedarf es<br />
schon etwas Überredungskunst seitens<br />
Elizabeths, die damit bereits den Beweis<br />
antritt, ihr zukünftiges Amt bestens<br />
ausfüllen zu können. Doch Mama<br />
und Papa sorgen natürlich für ein paar<br />
Fallstricke: zwei Soldaten werden abgestellt<br />
die jungen Damen zu eskortieren.<br />
Bei all dem Jubel und Freudentaumel in<br />
der Stadt allerdings eine schwierige<br />
Aufgabe, insbesondere wenn man derart<br />
lebhaft ist wie Margaret. So passiert<br />
es natürlich, dass die Prinzessinnen<br />
ihre Beschützer hinter sich lassen und<br />
die beiden Schwestern sich auch noch<br />
gegenseitig aus den Augen verlieren.<br />
Während Margaret von einem Herrn<br />
mit eindeutigen Absichten abgeschleppt<br />
wird, landet Elizabeth in den<br />
Armen eines in Ungnade gefallenen<br />
Fliegersoldaten... Wieviel von dieser<br />
Geschichte tatsächlich wahr ist, werden<br />
wir sicher nicht erfahren. Doch das<br />
macht nichts. Denn die Geschichte<br />
fühlt sich authentisch an: da wachsen<br />
zwei Mädels wie in einem Kloster hinter<br />
dicken Palastmauern auf und bekommen<br />
das richtige Leben nie zu Gesicht.<br />
Logisch, dass die Teenager großen<br />
Nachholbedarf haben. Während die<br />
Jüngere sich Hals über Kopf in das<br />
Nachtleben stürzt, macht sich die Ältere<br />
bereits tiefschürfende Gedanken<br />
über ihr Leben und das ihrer Eltern. Vor<br />
allem im Kontakt mit dem Flieger Jack<br />
wird ihr klar, dass sie in ihrem Palast<br />
das wahre Leid der Menschen nie mitbekommen<br />
hat. Aufwändig inszeniert<br />
Julian Jarrold das London jener denkwürdigen<br />
Nacht, lässt es lebendig werden.<br />
Mit seinen farbreduzierten Bildern<br />
sorgt Kameramann Christophe<br />
Beaucarne für genau das richtige<br />
Quentchen Nostalgie. Alles in diesem<br />
Film ist “very british” und damit<br />
höchst amüsant. Zu befürchten ist,<br />
LASER HOTLINE Seite 6