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Newsletter <strong>06</strong>/<strong>15</strong> (Nr. 351) Oktober 20<strong>15</strong><br />

finde es gibt kaum etwas Fieseres als diese schrecklichen<br />

Engelchen. In Orphan erlebt eine Kleinfamilie, die<br />

ein junges Mädchen adoptiert, eine Fahrt in die Hölle.<br />

Besonders gemacht wird der Film durch seine überzeugenden<br />

Schauspieler – außer Farmiga stehen hier auch<br />

Peter Sarsgaard und Isabelle Fuhrmann vor der Kamera<br />

– und viele Details, die Stimmung erzeugen: die taube<br />

kleine Tochter, das stille, luxuriöse Haus, der Schnee.<br />

Das Beste am Film: Die Figur der Adoptivtochter ist ein<br />

Amalgam einiger realer Menschen. Mehr verrate ich<br />

nicht, Plot-Twists sind doch immer eine schöne Sache,<br />

die einem nicht verdorben werden sollte.<br />

I Spit On Your Grave, das Remake<br />

Die Wahrheit zuerst: Das Original von 1978 habe ich nie<br />

gesehen, also kann ich hier auch keinen Vergleich anstellen.<br />

Doch auch vergleichslos weiß ich, dass dieses<br />

Remake von 2010 nicht von schlechten Eltern ist und so<br />

ziemlich jedem Horrorfan gefallen wird. Der Film ist ein<br />

Zweiakter: Im ersten wird der Protagonistin Jennifer<br />

Fürchterliches angetan, im zweiten schlägt sie zurück<br />

und bringt – das darf man verraten – ihre Peiniger allesamt<br />

zur Strecke. Der Film fällt zweifelsohne in die<br />

heutzutage so beliebte Kategorie des Torture Porn und<br />

wer dieses Genre mag wird diesen Film wohl geradezu<br />

genießen. Mich persönlich packt Torture Porn immer<br />

wieder, weil es für mich den wahren Horror darstellt:<br />

eine mögliche Realität. Bei Zombies, Aliens und Vampiren<br />

schaudert es mich vielleicht, aber bei Szenen, die<br />

durchaus der Wirklichkeit entsprungen sein könnten und<br />

somit das Dunkelste im Menschen zeigen, stellt sich<br />

manchmal fast physisches Mitleiden ein. I Spit On Your<br />

Grave ist deshalb so fürchterlich, weil es hier den Machern<br />

beileibe nicht an Kreativität gemangelt hat. Ein<br />

wahres Crescendo des Horrors entfaltet sich während<br />

Jennifers Rachefeldzug und als Zuschauer stellt sich<br />

das perverse Hoffen ein, dass sie die Täter auch wirklich<br />

alle so schlimm wie möglich erwischt. Gut zu wissen:<br />

Der Film hat noch einige Sequels, die sich allesamt<br />

aber nicht lohnen, da sie sich vor allem durch Langeweile<br />

auszeichnen.<br />

Martyrs<br />

À propos Crescendo und Torture Porn: Ich will diese Kolumne<br />

mit dem für mich bislang schlimmsten Horrorfilm<br />

aller (meiner) Zeiten beenden. Martyrs ist eine französische<br />

Produktion von 2008. Hier versucht eine reiche und<br />

exklusive Sekte anhand von Torturen Märtyrerinnen zu<br />

kreieren, die dann von Gott und dem Jenseits berichten<br />

sollen. Die Geschichte klingt zunächst relativ … wie<br />

sage ich das jetzt hübsch … bescheuert. Das gebe ich<br />

zu. Doch was innerhalb dieses etwas an den Haaren<br />

herbeigezogenen Rahmens passiert, ist grandios gruselig,<br />

schonungslos, blutig, gewalttätig und herzzerreißend<br />

sowohl auf der physischen als auch der psychischen<br />

Ebene. Es ist mir noch nie passiert, dass ich<br />

vom bloßen Sinnieren über einen Film Alpträume bekomme,<br />

doch das ist bei Martyrs jedes Mal der Fall. Ich<br />

bringe hier also ein Opfer für Sie! Doch im Ernst: Dieser<br />

Horrorfilm geht weit, sehr weit. Besonders betrübend<br />

und verstörend ist auch hier die mögliche Nähe zur Realität.<br />

Martyrs beleuchtet, wie weit Menschen gehen würden,<br />

um sich über das Irdische hinaus zu retten, wie<br />

grausam und schier verrückt Religion machen kann und<br />

wie es sein kann, dass der Mensch des Menschen<br />

größter Feind ist. Auch die absolute Sinnlosigkeit solchen<br />

Horrorhandelns wird aufgezeigt, lässt verzweifeln<br />

und doch vielleicht ein Stück weit verstehen, wieso es<br />

mal die Inquisition gab und ISIS heute Menschen vor<br />

laufender Kamera köpft und es in sozialen Medien<br />

postet. Meine Warnung: Sehen Sie sich Martyrs niemals<br />

in einer Tiefstimmung an und halten Sie anschließend<br />

viele niedliche Katzenvideos auf YouTube bereit.<br />

Und nun Sie: Was ist für sie das gruselige Nonplusultra?<br />

Anna Rudschies<br />

Anna freut sich über Feedback:<br />

anna@laserhotline.de<br />

LASER HOTLINE Seite 4

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