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Stadt Museum

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Die meisten Reservistenkrüge wurden aus Porzellan hergestellt,<br />

wenige aus Steinzeug. Sie haben meist prunkvoll<br />

gestaltete Deckel aus Zinn. Den oberen Abschluss des<br />

Deckels bildete meist eine Deckelfigur, welche vielfach einen<br />

Hinweis auf die Truppengattung des Reservisten gab.<br />

Bei Infanteriekrügen ist der „sitzende Reservist“ am häufigsten<br />

zu finden. Bei Kavalleriekrügen findet sich vielfach<br />

ein Pferd mit Reiter auf dem Deckel, wobei oft die Uniform<br />

und die Pickelhaube des Reiters dem Regiment angepasst<br />

ist. Bei Zinndeckeln mit eingelassenem Glasprisma spricht<br />

man auch vom sogenannten „Prismendeckel“.<br />

Detail eines Reservistenkruges mit Prismendeckel<br />

Fast alle Reservistenkrüge haben ein Durchscheinbild (eine sogenannte Lithophanie). Wenn man den leeren<br />

Krug gegen das Licht hält, erscheint ein leuchtendes Bodenbild im Krugboden. Bei der Herstellung des<br />

durchsichtigen Krugbodens wurde die flüssige Porzellanmasse in eine Form mit den Konturen des Durchscheinbildes<br />

gedrückt und anschießend als Boden in den rohen Krugkörper eingesetzt. Es sind mehr als<br />

hundert verschiedene Motive von Durchscheinbildern bekannt, in Bayern war es oft König Ludwig II.<br />

Anfänglich wurden die Reservistenkrüge von Malern freihändig ausgestaltet. Mit zunehmender Produktion<br />

gingen den Herstellern die Maler aus und man brachte per Stahlstich die Konturen auf die Krüge auf, die<br />

dann in Massenproduktion ausgemalt wurden. Später folgte dann noch eine Produktion über aufgetragene<br />

Abziehbilder. Die Motive zeigten häufig Ortsansichten, zumeist den Dienstort, aber auch Gefechtsszenen,<br />

Übungsszenen oder Abschiedsszenen vom Regiment.<br />

Auf jedem echten Reservistenkrug muss der Name des Besitzers, die Einheit mit Standort und die Länge<br />

der Dienstzeit zu lesen sein. Später wurden auch noch die Namen der Kameraden und zum Teil auch die<br />

Namen der dazugehörigen Unteroffiziere und Offiziere aufgebracht. Der damalige Preis für einen solchen<br />

Krug entsprach etwa dem Wehrsold für einen Monat.<br />

Alles was mit dem Eintritt in die Reserve zu tun hatte, hatte einen sehr hohen Stellenwert. Die offizielle<br />

Reservezeit betrug zwei Jahre im Anschluss an den regulären Wehrdienst. Der Tag des Eintritts in die<br />

Reserve dokumentierte den Eintritt der jungen Männer in den Kreis der Honoratioren. Sie waren nun<br />

vollwertige Mitglieder in den Vereinen und an den Stammtischen in ihrer Gemeinde. In den Wohnstuben<br />

vieler Häuser waren die Andenken an die Dienstzeit der einzige Schmuck, den sich viele leisten konnten<br />

und der für den Rest des Lebens immer einen Ehrenplatz innehatte.<br />

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