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FIFA GOOD PRACTICE GUIDE ZU VIELFALT UND ANTIDISKRIMINIERUNG

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<strong>FIFA</strong> <strong>GOOD</strong> <strong>PRACTICE</strong><br />

<strong>GUIDE</strong> <strong>ZU</strong> <strong>VIELFALT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>ANTIDISKRIMINIERUNG</strong>


<strong>FIFA</strong> <strong>GOOD</strong> <strong>PRACTICE</strong><br />

<strong>GUIDE</strong> <strong>ZU</strong> <strong>VIELFALT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>ANTIDISKRIMINIERUNG</strong>


2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Teil I Einleitung und Zielsetzung<br />

1 Vorwort 5<br />

2 Vielfalt und Antidiskriminierung als integraler Bestandteil von sozialer<br />

Verantwortung und Nachhaltigkeit – eine Einleitung 8<br />

2.1 Antidiskriminierung als zentrale Säule und Querschnittsthema 9<br />

2.2 Grundlagen von Antidiskriminierung als nachhaltige soziale Verantwortung 10<br />

2.3 Fussball als Mittel zur Förderung von Vielfalt und Antidiskriminierung in der<br />

Gesellschaft 12<br />

3 Grundlagen und Ziele des <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung 14<br />

3.1 Hintergrund und Motivation dieses <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide 14<br />

3.2 Der strategische Ansatz der <strong>FIFA</strong> als Vorbild für ihre Mitgliedsverbände 15<br />

4 <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung – ein Überblick 18<br />

4.1 Zur Philosophie der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung 18<br />

4.2 Inhalte der bisherigen Sitzungen 20<br />

4.3 Ausblick 21<br />

5 <strong>FIFA</strong> gegen Rassismus und Diskriminierung – die Geschichte 22<br />

6 Vielfalt und Diskriminierung – eine Annäherung 24<br />

6.1 Was bedeutet Diskriminierung? 24<br />

6.2 Was bedeutet Vielfalt für den Fussballverband? 26<br />

6.3 Beispiele zu Diskriminierung im Fussball 27<br />

Teil II<br />

Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und<br />

Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

7 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Reglementierung 30<br />

7.1 Disziplinarreglement 31<br />

7.2 Sicherheit in und um Stadien 32<br />

7.3 Beschäftigung und Einstellungsverfahren 32<br />

7.4 Beauftragter für Vielfalt und Antidiskriminierung 33<br />

7.5 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 34<br />

8 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Kontrollen und Sanktionen 38<br />

8.1 Verfahren für Spiele: Erkennung von Risikospielen 38<br />

8.2 Beobachtung diskriminierender Vorfälle<br />

(Spielbeobachter für Antidiskriminierung) 39<br />

8.3 Schiedsrichterpflichten 40<br />

8.4 Training von Spieloffiziellen und Ordnungsdienst 41<br />

8.5 Beispiele zur Befolgung rechtlicher Grundlagen 41<br />

8.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 42


Inhaltsverzeichnis 3<br />

9 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Kommunikation 46<br />

9.1 Branding 47<br />

9.2 Veröffentlichungen 47<br />

9.3 Botschafter 48<br />

9.4 Preisverleihung 49<br />

9.5 Eigene Veranstaltungen 49<br />

9.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 50<br />

10 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Bildung 54<br />

10.1 Ausbildung 55<br />

10.2 Fortbildung 56<br />

10.3 Projekte und Kampagnen 57<br />

10.4 Dokumentation 58<br />

10.5 Evaluation 59<br />

10.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 59<br />

11 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Netzwerkarbeit und Kooperation 64<br />

11.1 Eigene Arbeitsgruppe 65<br />

11.2 Weitere Arbeitsgruppen und Projektkooperation 67<br />

11.3 Konferenzen und Publikation 67<br />

11.4 Beteiligung von Zuschauern 68<br />

11.5 Internationaler Austausch 69<br />

11.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 69<br />

Bibliografie und Verweise 72<br />

Hinweis: Im Sinne der besseren Lesbarkeit verwendet dieser <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide<br />

ausschliesslich die männliche Form. Sie richtet sich jedoch in diesem Fall an Menschen<br />

jeden Geschlechts.


Vorwort 5<br />

Vorwort<br />

„Der Fussball verbindet die Menschen,<br />

erzeugt Hoffnung und hat mehr Kraft,<br />

religiöse und politische Grenzen zu überwinden<br />

als jede Regierung“, sagte der<br />

unvergessene Nelson Mandela. Seine Worte<br />

sind aktueller denn je. Dies spüren wir<br />

jeden Tag.<br />

Unser Sport entwickelt dort seine grösste<br />

soziale Macht, wo die Menschen um ihre<br />

Existenz kämpfen, wo sie von Krisen und<br />

Kriegen gebeutelt sind. Diskriminierung<br />

und Rassismus haben in den Stadien und<br />

auf den Spielfeldern nichts verloren.<br />

Dieser Grundsatz ist in unseren Statuten in<br />

Kapitel I unter Artikel 3 klar formuliert:<br />

„Jegliche Diskriminierung eines Landes,<br />

einer Einzelperson oder von Personengruppen<br />

aufgrund von Rasse, Hautfarbe, ethnischer,<br />

nationaler oder sozialer Herkunft,<br />

Geschlecht, Sprache, Religion, politischer<br />

oder sonstiger Anschauung, Vermögen,<br />

Geburt oder sonstigem Stand, sexueller<br />

Orientierung oder aus einem anderen<br />

Grund ist unter Androhung der Suspension<br />

und des Ausschlusses verboten.“<br />

1,6 Milliarden Menschen sind direkt oder<br />

indirekt in den Fussball involviert. Spieler,<br />

Schiedsrichter, Trainer, Funktionäre, Fans –<br />

dazu ihre Familien und Freunde. Diese Zahl<br />

macht deutlich, welche Energie im Fussball<br />

steckt. Der Fussball kann selbst in aussichtslosen<br />

Situationen Hoffnung vermitteln und<br />

den Anstoss zu diplomatischen Verhandlungen<br />

geben.<br />

Deshalb muss immer das Prinzip gelten: Der<br />

Fussball ist für alle da – unabhängig von<br />

Nationalität, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie<br />

oder Religion. Mit Entwicklungs- und<br />

Nachwuchsprojekten engagiert sich die<br />

<strong>FIFA</strong> direkt an der Basis und hilft dort, wo<br />

die breite Öffentlichkeit nicht hinschaut.<br />

Sei es durch Infrastrukturprojekte, technische<br />

Entwicklung oder die Organisation<br />

von Wettbewerben.<br />

Doch jetzt müssen wir noch einen Schritt<br />

weitergehen und den Kampf gegen<br />

alle negativen Einflüsse im sozialen und<br />

kulturellen Bereich forcieren. Der hier<br />

vorliegende <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung soll als Instrument<br />

zur systematischen Eindämmung<br />

jeglicher Auswüchse dienen. „Nachhaltigkeit“<br />

muss auch in dieser Thematik unser<br />

höchstes Ziel sein.<br />

Die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus<br />

und Diskriminierung hat wertvolle Grundlagenarbeit<br />

geleistet. Nun gilt es, diese<br />

Gedan ken auf die Fussballfelder dieser<br />

Welt hinauszutragen.<br />

Mit der weltweiten Einführung von<br />

Spielbeobachtern für Antidiskriminierung<br />

setzt die <strong>FIFA</strong> ein wichtiges Zeichen. Alle<br />

Beteiligten müssen in die Verantwortung<br />

gezogen werden. Vor allem sind auch die<br />

Spieler in ihrer Vorbildfunktion gefordert.<br />

Denn was die Stars im Scheinwerferlicht<br />

machen, wird von den Amateuren und der<br />

Jugend an der Basis kopiert.<br />

Es ist uns ein persönliches Anliegen, dass<br />

wir Intensität und Tempo dieser Anstrengungen<br />

weiter steigern. Denn letztlich<br />

geht die Kraft unseres Sports weit über die<br />

Seitenlinie und die Dauer eines Spiels hinaus.<br />

Dank der Ausstrahlung und Popularität<br />

des Fussballs haben wir die grosse Chance,<br />

Menschen zusammenzubringen, Respekt<br />

und Verständnis zu vermitteln – Vorurteile<br />

und Missverständnisse abzubauen. Wir<br />

dürfen diese Chance auf keinen Fall<br />

verpassen – und müssen dem Rassismus und<br />

jeglicher Form von Diskriminierung die rote<br />

Karte zeigen. Für immer.<br />

Für das Spiel. Für die Welt.<br />

<strong>FIFA</strong>


TEIL I<br />

EINLEITUNG <strong>UND</strong><br />

ZIELSET<strong>ZU</strong>NG


8<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

2 Vielfalt und Antidiskriminierung als integraler<br />

Bestandteil von sozialer Verantwortung und<br />

Nachhaltigkeit – eine Einleitung<br />

Die <strong>FIFA</strong> will einen Fussball, der auf fairer<br />

und gleichgestellter Behandlung aller<br />

Beteiligten beruht, mit Respekt für die<br />

Würde des Menschen als das höchste Gut.<br />

Die hiermit vorliegende, erste Auflage des<br />

<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung spiegelt die Erfahrungen<br />

der <strong>FIFA</strong> und ihrer Mitgliedsverbände<br />

zur Förderung von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

wider. Zusätzlich bindet<br />

er Erfahrungen ein, die aus der Praxis<br />

von Fussballvereinen und ihrem Umfeld<br />

bekannt sind.<br />

und Bedürfnissen angepasst werden. Ferner<br />

kann angesichts der globalen Vielfalt der<br />

Sachlagen, Möglichkeiten, aber auch Problemlagen<br />

kein Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erhoben werden. Vielmehr baut dieser<br />

Leitfaden respektvoll und in erheblicher<br />

Weise auf die Kompetenz der zuständigen<br />

Mitarbeiter in den Mitgliedsverbänden.<br />

Für weitere Informationen können sich<br />

<strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände jederzeit an die<br />

<strong>FIFA</strong>-Nachhaltigkeitsabteilung wenden.<br />

Diese Sammlung soll die <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände<br />

dazu anregen, aktiv zu bleiben und<br />

noch aktiver zu werden. Dabei sind die<br />

Vorschläge nicht immer als Blaupause für<br />

<strong>FIFA</strong>-Mitglieder gedacht, sondern sollten<br />

mitunter den regionalen Gegebenheiten<br />

2013, Internationaler Tag<br />

für die Beseitigung der<br />

Rassendiskriminierung:<br />

Navanathem Pillay, Hohe<br />

Kommissarin der Vereinten<br />

Nationen für Menschenrechte,<br />

diskutiert in Genf mit Federico<br />

Addiechi, Leiter der <strong>FIFA</strong>-<br />

Nachhaltigkeitsabteilung.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 9<br />

Lautstarke Botschaften gegen<br />

Rassismus von Un Sim Ra (PRK)<br />

und Emilie Gonssolin (FRA) (2008).<br />

2.1 Antidiskriminierung<br />

als zentrale Säule und<br />

Querschnittsthema<br />

Die <strong>FIFA</strong> betrachtet Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

als eine der zentralen<br />

Säulen ihrer Nachhaltigkeitsarbeit. Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung sind damit<br />

ein wichtiger Bestandteil ihrer Konzeptionen<br />

zur sozialen Verantwortung und<br />

Nachhaltigkeit. Dies gilt allgemein für<br />

die Ausrichtung der <strong>FIFA</strong> als Organisation<br />

und im Besonderen für die Ausrichtung<br />

von <strong>FIFA</strong>-Veranstaltungen wie der <strong>FIFA</strong><br />

Fussball-Weltmeisterschaft. Richtungsweisende<br />

Organe der alltäglichen Arbeit<br />

sind die <strong>FIFA</strong>-Kommission für Fairplay und<br />

soziale Verantwortung genauso wie die<br />

<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />

Antidiskriminierung.<br />

Einerseits vervollständigt Antidiskriminierung<br />

das Nachhaltigkeitskonzept der<br />

<strong>FIFA</strong> mit den Schwerpunkten Football for<br />

Hope, Fussball für den Planeten, Fairplay<br />

und der Nachhaltigkeitsstrategie für<br />

die <strong>FIFA</strong>-Fussball-Weltmeisterschaft.<br />

Antidiskriminierung gewährleistet sich<br />

global engagierenden Spielern, Trainern,<br />

Schiedsrichtern und auch Fans würdevolle<br />

Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen.<br />

Zu beachten ist dabei, dass ein Mensch von<br />

vielerlei Aspekten seiner Identität bestimmt


10<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

wird. Niemand ist z. B. nur eine Frau.<br />

Denn diese hat ein bestimmtes Alter und<br />

eine geografische wie soziale Herkunft.<br />

Sie könnte eine Behinderung haben. Das<br />

alles muss berücksichtigt werden. Dann<br />

kann Diskriminierung in ihrer gesamten<br />

Bandbreite erkannt werden. Dies bietet die<br />

beste Voraussetzung zur Schaffung einer<br />

antidiskriminierenden Willkommenskultur<br />

und wirklicher Gleichheit.<br />

Andererseits ist Antidiskriminierung als<br />

integraler Bestandteil aller genannten<br />

Bereiche der sozialen Verantwortung zu<br />

verstehen. Der gegenseitige Respekt von<br />

Verbandsmitarbeitern sollte auf einem Einvernehmen<br />

aufbauen, dass Diskriminierung<br />

aufgrund von angenommener Rasse, Hautfarbe,<br />

ethnischer, nationaler oder sozialer<br />

Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />

politischer oder sonstiger Anschauung,<br />

Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand,<br />

sexueller Orientierung oder aus einem<br />

anderen Grund ausschliesst. In diesem<br />

Kontext bietet die <strong>FIFA</strong> z. B. Mitarbeiter als<br />

Vertrauenspersonen an, an die sich weitere<br />

<strong>FIFA</strong>-Mitarbeiter vertrauensvoll wenden<br />

können – ein Modell, das Verbände ebenso<br />

einsetzen können.<br />

Überall, auf dem Fussballplatz und um<br />

ihn herum, gedeiht soziales Leben,<br />

ebenso wie bei der Erbauung eines neuen<br />

Fussballplatzes – von der Planungsphase<br />

eines barrierefreien Stadions bis hin zu<br />

den Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter,<br />

der Spieler. Überall wo Menschen gegen<br />

einen Ball treten und dafür sorgen, dass<br />

dies geschehen kann, spielt es deshalb<br />

eine zentrale Rolle, in individueller Vielfalt<br />

gleichermassen aufgenommen und anerkannt<br />

zu werden. Das Vorbild dabei sollte<br />

der Ball sein: Ihm ist es egal, wer mit ihm<br />

seine Tricks vorführt und den genialen Pass<br />

spielt, der zum Tor führt.<br />

2.2 Grundlagen von<br />

Antidiskriminierung<br />

als nachhaltige soziale<br />

Verantwortung<br />

Detaillierte Grundlagen für die <strong>FIFA</strong><br />

und ihre Mitgliedsverbände lieferte der<br />

ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress im Jahre<br />

2001, der im argentinischen Buenos Aires<br />

den Schwerpunkt Rassismus im Fussball<br />

hatte. Dieser hat den Grundstein gelegt,<br />

den Bedarf in der Fussballadministration<br />

und anderen Gruppen wahrgenommen,<br />

„mit Regierungsbehörden auf sämtlichen<br />

Ebenen, der Polizei und anderen<br />

Zivilbehörden, Bildungsinstitutionen und<br />

weiteren Instanzen zusammenzuarbeiten,<br />

um angemessene, wirkungsvolle und<br />

effiziente Massnahmen zu finden“.<br />

Ziel der Weltfussballfamilie muss es sein,<br />

dass die viel zitierte „gläserne Decke“<br />

durchbrochen wird. Es muss darum gehen,<br />

den rechtlichen Rahmen, Bildung, Sanktionen,<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke<br />

so einzusetzen, dass jedem Menschen ein<br />

gleicher Zugang zu allen Positionen und<br />

Ämtern gewährleistet ist – ob als Spieler<br />

oder Trainer, Funktionär oder Fan.<br />

Der ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress<br />

von 2001 folgte damit der Erklärung des<br />

<strong>FIFA</strong>-Exekutivkomitees von März 2000.<br />

2001 verabschiedet der<br />

ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress<br />

eine richtungsweisende<br />

Erklärung gegen Rassismus.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 11<br />

Die getroffenen Aussagen bestimmen<br />

heute mehr denn je die Ansicht der <strong>FIFA</strong><br />

zu Rassismus und Antidiskriminierung. Der<br />

ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress fordert<br />

alle Personen auf, die direkt oder indirekt<br />

mit Fussball – auf sämtlichen Ebenen und<br />

in allen Ländern – zu tun haben, sich einer<br />

gemeinsamen Bewegung zum Austausch<br />

von Informationen und Erfahrungen<br />

anzuschliessen, um somit sämtlichen<br />

rassistischen Kundgebungen – welcher<br />

Art auch immer – während Spielen<br />

wirkungsvoll und endgültig Einhalt zu<br />

gebieten;<br />

– fordert alle Regierungen und<br />

Zivilbehörden auf sämtlichen Ebenen<br />

auf, mit den Fussballbehörden<br />

zusammenzuarbeiten und ihnen<br />

bei diesen Bemühungen ihre<br />

uneingeschränkte Unterstützung zu<br />

gewähren;<br />

– fordert die Fussballbehörden auf, gesellschaftlichen<br />

Gruppierungen bei der<br />

Einführung von Bildungsprogrammen<br />

grössere Unterstützung zu gewähren<br />

und ihnen dabei zu helfen, den Dialog<br />

mit Personen herzustellen, die für ihre<br />

rassistische Gesinnung bekannt sind,<br />

um mehr über deren Beweggründe zu<br />

erfahren;<br />

– fordert alle Organisatoren von Fussballspielen<br />

auf, entsprechende Weisungen zu<br />

erlassen und durchzusetzen, um sämtlichen<br />

Personen, die an rassistischen Handlungen<br />

beteiligt sind oder der Absicht verdächtigt<br />

werden, sich an rassistischen Handlungen<br />

oder ähnlichen Gewaltäusserungen zu<br />

beteiligen, den Zutritt zu verweigern, und<br />

sämtliche Gegenstände zu beschlagnahmen,<br />

die in irgendeiner Weise eine Botschaft<br />

mit rassistischem Inhalt – sei es in Form von<br />

Texten oder von Symbolen – enthalten;<br />

Präsident Blatter findet beim ausserordentlichen <strong>FIFA</strong>-Kongress in<br />

Buenos Aires klare Worte gegen Rassismus.<br />

Fussball-Weltmeister Lilian Thuram berichtet von rassistischer<br />

Erfahrung und Lösungsmöglichkeiten.


12<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

– fordert die Ausrichter von Wettbewerben<br />

auf, für heikle Spiele Beobachter<br />

zu benennen, um rassistische<br />

Manifestationen jeglicher Art und Form<br />

zu überwachen und zu melden;<br />

– fordert die Mitarbeiter der Stadien zur<br />

Zusammenarbeit mit der Polizei auf,<br />

um alle Personen schnell und eindeutig<br />

erkennen und aus dem Stadion weisen<br />

zu können, die gegen diese Regeln<br />

verstossen;<br />

– fordert die Organisatoren von Spielen<br />

auf, erforderliche und wirksame<br />

Massnahmen zu ergreifen, um diese<br />

Übeltäter daran zu hindern, weiteren<br />

Spielen beizuwohnen;<br />

– fordert die Fussballfans auf, die<br />

Organisatoren und Zivilbehörden bei<br />

der Identifikation rassistischer Elemente<br />

und deren Entfernung aus dem<br />

Zuschauerbereich zu unterstützen;<br />

– fordert die Klubs auf, einen Geist der<br />

sozialen Integration unter den Spielern<br />

zu fördern, indem sie sicherstellen, dass<br />

sie Mitspieler, Gegner, Schiedsrichter,<br />

Offizielle, Zuschauer und alle anderen<br />

Personen – ob diese in das Spiel involviert<br />

sind oder nicht – respektvoll und ohne<br />

Diskriminierung ihrer ethnischen<br />

Zugehörigkeit behandeln;<br />

– fordert Mannschaftstrainer und<br />

Vereinsoffizielle auf, wirksame<br />

Strafmassnahmen gegen die Spieler<br />

unter ihrer Obhut zu verhängen, die in<br />

irgendeiner Weise rassistisches Benehmen<br />

an den Tag legen oder dies dulden, sei<br />

es auf dem Spielfeld, während ihres<br />

öffentlichen oder privaten Lebens;<br />

– fordert von allen Fussballgremien auf<br />

allen Ebenen die Sicherstellung eines<br />

ethnischen Gleichgewichts hinsichtlich<br />

Anstellung, Aufstellung und Wahl von<br />

Personen in allen Aktivitätsbereichen<br />

und die Zusammenarbeit mit ethnischen<br />

Gruppen, um diese enger in die<br />

Fussballaktivitäten zu integrieren;<br />

– fordert die Schiedsrichter auf, in Bezug<br />

auf Gesten und verbale Äusserungen<br />

rassistischer Natur zwischen Spielern<br />

und/oder Trainern und/oder der<br />

Öffentlichkeit wachsamer zu sein und<br />

sofortige Strafmassnahmen gegen die<br />

Täter zu ergreifen und solche Vorfälle<br />

unmissverständlich und lückenlos zu<br />

melden;<br />

– fordert die Medien auf, jegliches<br />

rassistisches Verhalten oder<br />

entsprechende Bemerkungen jeder<br />

Person oder Gruppe aufs Schärfste zu<br />

verurteilen sowie davon abzusehen,<br />

über derartiges Verhalten oder<br />

solche Äusserungen in einer Weise<br />

zu berichten, die möglicherweise<br />

weitere Konfrontationen provozieren<br />

könnte; ebenso werden die Betreiber<br />

von Fussball-Websites im Internet<br />

(einschliesslich der Websites von Klubs<br />

und Verbänden) aufgerufen, auf der<br />

Homepage prägnante Botschaften gegen<br />

den Rassismus zu veröffentlichen;<br />

– fordert alle Mitglieder der weltweiten<br />

Fussballgemeinschaft auf, jede<br />

Gelegenheit wahrzunehmen, um den<br />

sozialen Einfluss des Fussballs auszubauen<br />

und die soziale Eingliederung und die<br />

Verbannung des Rassismus aus der<br />

Gesellschaft voranzutreiben;<br />

– fordert alle Konföderationen<br />

auf, sämtliche Anstrengungen im<br />

Zusammenhang mit dem Kampf gegen<br />

Rassismus im Fussball aufmerksam zu<br />

verfolgen und dem <strong>FIFA</strong>-Exekutivkomitee<br />

regelmässig Bericht zu erstatten.<br />

2.3 Fussball als Mittel zur<br />

Förderung von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung in der<br />

Gesellschaft<br />

Immer wieder wird das integrative Potenzial<br />

des Fussballs weltweit hervorgehoben.<br />

Benötigt werden zwar nur ein Ball und ein<br />

Fussballfeld, aber ohne die nötigen sozialen<br />

Ingredienzen stets auf ein Neues vernünftig<br />

abzuwägen und jeden Menschen mit<br />

seinen Besonderheiten willkommen zu<br />

heissen, kann Fussball auf Einzelne auch<br />

ausgrenzende Potenziale in Bewegung<br />

bringen. Im Fussball spielen nicht nur elf<br />

Spieler zusammen mit den elf der anderen<br />

Mannschaft. Sie spielen eben auch gegen<br />

sie. Da entstehen Rivalitäten, die sich im<br />

negativen Fall aggressiv steigern können,<br />

bei Spielern wie bei den Fans.<br />

So sehr jeder den grossen Derbys gegen<br />

den Lokalrivalen auch entgegenfiebert,<br />

sollte das Gegenüber auch geschätzt


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 13<br />

werden. Denn ohne diese andere Mannschaft<br />

gäbe es kein Fussballspiel. So ernst es<br />

die Beteiligten auch nehmen: In brenzliger<br />

Lage ist es immer wieder wichtig, sich<br />

daran zu erinnern, dass Fussballvereine in<br />

ihren Farben und mit ihren Wappen vor<br />

gar nicht allzu langer Zeit von wenigen<br />

Pionieren gegründet wurden. Viele grosse<br />

Vereine bestimmten schon früh ihre Tradition,<br />

indem sie sich mit anderen Vereinen<br />

zusammenschlossen und somit verstärkten.<br />

So sehr man an sie glaubt und sich auf<br />

die grosse Geschichte beruft, stehen doch<br />

immer wieder neue junge Menschen auf<br />

dem Rasen, die mittlerweile aus der ganzen<br />

Welt kommen können. Und die ihre ganz<br />

eigene Geschichte begründen. Von alledem<br />

lebt der Fussball. Das macht ihn auf den<br />

Rängen und vor den Fernsehgeräten so<br />

attraktiv.<br />

Fussball entwickelt sich nachhaltiger und<br />

wird erfolgreicher, wenn er alle Menschen<br />

gleichermassen anspricht und einbindet.<br />

So kann das Beste aus allen Ressourcen<br />

genutzt werden. Deshalb ist es von Vorteil,<br />

solche Veränderungen nicht zu fürchten,<br />

sondern sie als Chance zu begreifen.<br />

Zu alledem braucht es Partnerschaften.<br />

Stützende Partner sieht die <strong>FIFA</strong> in ihren<br />

Mitgliedsverbänden und deren Vereinen.<br />

Ihr Engagement für den Fortschritt in<br />

Sachen Vielfalt und Antidiskriminierung ist<br />

unabdingbar.<br />

Bill Shankly, Trainer des FC Liverpool,<br />

sagte einst: „Einige Leute halten Fussball<br />

für einen Kampf um Leben und Tod. Ich<br />

versichere Ihnen, dass es viel ernster ist.“<br />

Das Ernstere liegt darin, dass Spieler und<br />

Fans, auch wenn sie am Wochenende<br />

einen kleinen Tod sterben können, am<br />

Montag wieder zum Training oder zur<br />

Arbeit müssen. Die Menschen müssen und<br />

werden weiter miteinander auskommen.<br />

Das Ursprüngliche des Fussballs ist in erster<br />

Linie seine Vorstellungskraft – und nicht<br />

eine aggressive Ausprägung von „wir hier“<br />

und „dort die anderen“. Gerade deshalb<br />

bietet der Fussball als Teil der Gesellschaft<br />

Platz für Kreativität, für internationalen<br />

Austausch, für soziale Inklusion. Richtig<br />

praktiziert, kann Fussball also dabei helfen,<br />

Antidiskriminierung auf der grossen Fussballbühne,<br />

aber auch im lokalen Ligaalltag<br />

zu manifestieren.<br />

Das soziale Umfeld des Fussballs sieht sich<br />

in globalen Zeiten mit ständigen Veränderungen<br />

konfrontiert. Dazu gehören auch<br />

die Aspekte Vielfalt und Antidiskriminierung.


14<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

3 Grundlagen und Ziele des <strong>FIFA</strong> Good Practice<br />

Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

Dieser Good Practice Guide richtet sich in<br />

erster Linie an die Verbände als Mitglieder<br />

der <strong>FIFA</strong>. Er soll sie dabei unterstützen, zum<br />

einen konstruktiv ihre Vereine zu sensibilisieren,<br />

zum anderen die Zusammenarbeit<br />

mit den Konföderationen zu unterfüttern.<br />

Darüber hinaus freut sich die <strong>FIFA</strong>, wenn sie<br />

Akteuren des Fussballs und seinen Fans eine<br />

Inspiration sein kann, dieses wundervolle<br />

Spiel weiterhin vielfältig und antidiskriminierend,<br />

also weltoffen zu gestalten.<br />

3.1 Hintergrund und Motivation<br />

dieses <strong>FIFA</strong> Good Practice<br />

Guide<br />

Seit 1960 in ihren Statuten, darüber<br />

hinaus im <strong>FIFA</strong>-Ethikreglement und<br />

im Verhaltens kodex bezieht die <strong>FIFA</strong><br />

deutlich wie dezidiert Stellung zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung. Damit<br />

schafft die <strong>FIFA</strong> die Grundlagen für ein<br />

respektvolles und friedliches Miteinander<br />

der Weltfussball familie. Die <strong>FIFA</strong>-Resolution<br />

gegen Rassismus des ausserordentlichen<br />

<strong>FIFA</strong>-Kongresses 2001 in Argentinien, die<br />

<strong>FIFA</strong>-Resolution gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung des 63. <strong>FIFA</strong>-Kongresses<br />

2013 in Mauritius sowie die seit 2013 tätige<br />

<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung liefern dazu kontinuierlich<br />

und mehrheitsfähig die konkreten Inhalte.<br />

Mit alledem entwickelt die <strong>FIFA</strong> die Vision<br />

einer Weltfussballgemeinschaft, die gleichberechtigt<br />

alle Menschen einschliesst. Jede<br />

Person soll mit Respekt und Anerkennung<br />

willkommen sein. Diese Vision setzt voraus,<br />

dass jede Person auf gleiche Weise Zugang<br />

zu allen Ebenen des Fussballs hat.<br />

Viele Millionen Menschen sehen Fussball als<br />

wichtigen Bestandteil ihres Lebens an und<br />

wollen sich deshalb auf die für sie beste<br />

Weise engagieren. Um zu gewährleisten,<br />

dass sie vollwertig ihren Teil zum sozialen<br />

Kevin Prince Boateng (GHA)<br />

redet mit <strong>FIFA</strong>-Präsident Blatter<br />

am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich über die<br />

rassistischen Anfeindungen, die<br />

er als Spieler in Italien ertragen<br />

musste (2013).


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 15<br />

1960: Der 32. <strong>FIFA</strong>-Kongress in Rom<br />

verabschiedet Denkwürdiges zur<br />

Förderung von Antidiskriminierung<br />

im Fussball.<br />

Anlässlich der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft Deutschland<br />

2011 präsentieren die Kanadierin<br />

Christine Sinclair, Tatjana Haenni (heute<br />

stellvertretende Direktorin der <strong>FIFA</strong>-<br />

Division Wettbewerbe und Leiterin der<br />

<strong>FIFA</strong>-Abteilung für Frauenwettbewerbe)<br />

und die Deutsche Kim Kulig (von links<br />

nach rechts) die <strong>FIFA</strong>-Kampagne „Live<br />

your Goals“ zur Förderung von Frauen<br />

und Mädchen im Fussball.<br />

und wirtschaftlichen Teil des Fussballs beitragen<br />

können, sollten eventuelle Barrieren<br />

der Partizipation lokalisiert werden, um<br />

schliesslich darüber aufzuklären und sie<br />

letztlich zu beseitigen.<br />

Die <strong>FIFA</strong> hat und wird es immer deutlich<br />

machen: Im Fussball geht es um Teamwork,<br />

darum, was man macht, und nicht, wer<br />

man ist. Fussball ist für alle da!<br />

Dieses Motto wird auf die Probe gestellt,<br />

wenn sich Gruppen und Einzelpersonen<br />

benachteiligt fühlen. Die Mitgliedsverbände<br />

der <strong>FIFA</strong> werden dazu aufgerufen, diesen<br />

Wahrnehmungen gewissenhaft nachzugehen<br />

und ggf. Massnahmen zu ergreifen.<br />

Dazu versammelt dieser Ratgeber positive<br />

Ansätze und praktische Beispiele, wie ein<br />

Fussball für alle bereits überall auf der Welt<br />

gelebt wird – auf und rund um den Fussballplatz.<br />

So bekommen die Mitgliedsverbände<br />

eine weitere Möglichkeit, sich fundiert,<br />

kompakt und zugleich global über gelebte<br />

Vielfalt und Diskriminierung im Fussball<br />

zu informieren. Dieses Kompendium regt<br />

dazu an, voneinander zu lernen, um sich<br />

auf eindrucksvolle Weise als weltoffener<br />

Verband zu präsentieren.<br />

3.2 Der strategische Ansatz<br />

der <strong>FIFA</strong> als Vorbild für ihre<br />

Mitgliedsverbände<br />

Was für die Regeln des Fussballs gilt, gilt<br />

nicht gleichermassen für die Förderung<br />

von Vielfalt und Antidiskriminierung:<br />

Wenn Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

nachhaltig gefördert werden sollen, darf<br />

nicht versucht werden, zentral einheitliche<br />

Detailmassnahmen vorzugeben. Deshalb<br />

wurde folgender Leitgedanke der <strong>FIFA</strong><br />

bei der Erstellung dieses Ratgebers stets<br />

mitgedacht: Jeder Mitgliedsverband<br />

folgt seinen landesüblichen Gesetzen<br />

und Religionen, hat seine ganz<br />

eigene Geschichte und Tradition.<br />

Diskriminierungsformen unterscheiden sich<br />

regional z. T. erheblich. Umgangsweisen<br />

damit haben immer eine bestimmte<br />

Entwicklungsgeschichte hinter sich. Nur<br />

wenn diese Aspekte nicht ausser Acht<br />

gelassen werden, kann ein Konzept<br />

greifen. Nur dann können Massnahmen<br />

ihre Zielgruppen wirklich erreichen.<br />

Jedem Mitgliedsverband stellen sich also<br />

auch ganz eigene Herausforderungen im<br />

Hinblick auf die Förderung von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung.


16<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

Deswegen liefert dieser Leitfaden eine Auswahl<br />

an Empfehlungen, die in den jeweiligen<br />

Mitgliedsverbänden massstabsgetreu<br />

angepasst werden können, um erfolgreicher<br />

sein. Was sich in Verband A bewährt hat,<br />

funktioniert noch lange nicht in Verband B.<br />

Es sind die Organisationen des Fussballs und<br />

ihre Partner selbst, die am besten wissen,<br />

wie Vielfalt und Antidiskriminierung vor Ort<br />

umgesetzt werden können.<br />

Zur Orientierung hat die <strong>FIFA</strong> ein tragfähiges<br />

Modell entwickelt. Es liefert<br />

Handreichungen auf fünf grundlegenden<br />

Säulen, die eine Förderung von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung im Fussball übersichtlich<br />

strukturieren:<br />

Dieses Modell kann helfen, einen landesspezifischen<br />

Aktionsplan zu entwickeln<br />

oder den bestehenden zu optimieren.<br />

REGLEMENTIERUNG<br />

KOMMUNI-<br />

KATION<br />

<strong>VIELFALT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>ANTIDISKRIMINIERUNG</strong><br />

BEI <strong>FIFA</strong>-<br />

MITGLIEDSVERBÄNDEN<br />

KONTROLLE<br />

<strong>UND</strong><br />

SANKTIONEN<br />

NETZWERK-<br />

ARBEIT <strong>UND</strong><br />

KOOPERATION<br />

BILDUNG<br />

Denn es greift alle Kernbereiche auf, in<br />

denen Mitgliedsverbände bereits aktiv<br />

sind oder aktiv sein können, wenn sie<br />

eigene Positionen und Praxen zu Artikel 3<br />

der <strong>FIFA</strong>-Statuten (Nicht-Diskriminierung<br />

und Kampf gegen Rassismus) einbringen.<br />

Alle fünf Säulen zusammen bieten in ihrer<br />

ausgewogenen Balance ein erfolgversprechendes<br />

Konzept zur adäquaten Beachtung<br />

von Vielfalt und Antidiskriminierung im<br />

Fussball.<br />

Aus den einzelnen Säulen können<br />

Schnittmengen hervorgehen. Ist ein


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 17<br />

Mitgliedsverband z. B. im Bereich Bildung<br />

tätig, bieten sich Netzwerkarbeit und<br />

Kooperation an. Und bei jeder Säule ist<br />

es in jedem Falle tragfähig, den Bereich<br />

Kommunikation hinzuzuziehen: Tu Gutes<br />

und rede darüber!<br />

Zusätzlich werden sich auch positive<br />

Beispiele aus Fanszenen, von staatlichen<br />

und nicht staatlichen Organisationen<br />

finden, die im, um und durch den Fussball<br />

versuchen, Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

zu fördern.<br />

Da Formen von Gesellschaften im und um<br />

den Fussball genauso wie Diskriminierungsformen<br />

und die Möglichkeiten, sich<br />

für Vielfalt einzusetzen, in jeder Region<br />

unserer Welt in einem ständigen Wandel<br />

begriffen sind, kann es jedem Mitgliedsverband<br />

nur zugutekommen, sein einmal<br />

begonnenes Engagement nicht als zementiert<br />

anzusehen. Aufmerksamkeit und das<br />

eigene Überprüfen der eigenen Arbeit für<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung sind nicht<br />

zu verachten.<br />

sinnvollen Sanktion und einem kooperativen<br />

Netzwerk muss sich nicht zwangsläufig<br />

ein hohes Budget oder viel technischer<br />

Aufwand verbergen. Häufig sind die<br />

einfacheren, die direkten Massnahmen<br />

sogar bedeutender. Massnahmen, die die<br />

Aktiven im Fussball und seine Fans vor Ort<br />

persönlich und vertrauensvoll ansprechen<br />

und einbinden, versprechen den grössten<br />

Erfolg.<br />

Es geht vor allem um sehr menschliche<br />

Qualitäten: um das Zeigen von Würde,<br />

Güte und Empathiefähigkeit. Die Weltfussballfamilie<br />

wird es respektvoll zu würdigen<br />

wissen, wenn im Kampf für Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung jeder Verband nach<br />

seinen eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten<br />

sein Bestes einbringt.<br />

Wichtig über allem aber bleibt: Hinter einer<br />

guten Aktion oder Kampagne, hinter einer


18<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

4 <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung – ein Überblick<br />

<strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung<br />

2015: Die ehrenamtlichen Helfer<br />

aus Auckland präsentierten<br />

vor dem Halbfinale der<br />

<strong>FIFA</strong> U-20-Weltmeisterschaft<br />

zwischen Serbien und Mali im<br />

North-Harbour-Stadion das<br />

„SAY NO TO RACISM“-Banner<br />

und komplettierten somit die<br />

Kampagne.<br />

Zur nachhaltigen Förderung von Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung im Weltfussball<br />

wurde im März 2013 die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

ins Leben gerufen. Sie basiert auf<br />

einer persönlichen Initiative des <strong>FIFA</strong>-Präsidenten<br />

Joseph S. Blatter.<br />

4.1 Zur Philosophie der<br />

<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung<br />

Seitdem geht es in der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

darum, aktuelle Vorfälle aufzuarbeiten,<br />

aber auch mittel- und langfristige<br />

Lösungswege zu entwickeln. Getreu<br />

Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten geht es hierbei<br />

um Diskriminierungen auf der Basis von<br />

angenommener Rasse, von Hautfarbe,<br />

ethnischer, nationaler oder sozialer<br />

Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />

politischer oder sonstiger Anschauung, von<br />

Bei ihrer zweiten Zusammenkunft<br />

beschäftigt sich die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung mit<br />

Möglichkeiten von Sanktionen und Bildung<br />

im Fussball.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 19<br />

Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand,<br />

sexueller Orientierung oder aus einem<br />

anderen Grund. Diese Lösungswege sollen<br />

konzeptionelle und praktische Elemente<br />

enthalten. Das Motto dabei ist es, proaktiv<br />

und präventiv zu agieren und zu reagieren.<br />

Sich ihrer Stärken bewusst, will die <strong>FIFA</strong>-<br />

Arbeitsgruppe handeln, anstatt behandelt<br />

zu werden.<br />

Dabei berücksichtigt sie unterschiedliche<br />

Blickwinkel und Expertisen, um sie zielorientiert<br />

in konkrete Vorschläge umzuwandeln.<br />

Dazu gehört eine gewissenhafte<br />

Prüfung des gesamten Arsenals an Ideen –<br />

eine ständige, gegenseitige Weiterbildung.<br />

Denn um einen Aktionsplan zu Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung so aufzustellen,<br />

dass alle <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände ihm etwas<br />

abgewinnen können, müssen bestehende<br />

Massnahmen und Stellungnahmen<br />

überprüft und den gegenwärtigen Entwicklungen<br />

angepasst werden. Globale<br />

Einschätzungen und Antworten müssen aus<br />

juristischer und fachlich-praktischer Sicht<br />

regional anwendbar werden.<br />

Hierbei war es immer wichtig, die staatsund<br />

verbandsrechtlichen Unterschiede aller<br />

<strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände, die unterschiedlichen<br />

sportlichen, sportpolitischen, aber<br />

auch sozialen Verhältnisse im Hinterkopf<br />

zu behalten, um schliesslich Ergebnisse zu<br />

produzieren, die gleichermassen realistisch<br />

und progressiv sind.<br />

Vor allem muss man dazu bereit sein,<br />

Bestehendes weiterzuentwickeln oder gar<br />

ganz zu verwerfen. Es geht darum, nicht<br />

nur die institutionelle Sicht auf den Fussball<br />

zu akzeptieren, sondern auch Spieler und<br />

andere Akteure im und um den Fussball<br />

individuell am Dialog zur Findung von<br />

Lösungswegen zu beteiligen. Darunter<br />

müssen sich Menschen wiederfinden, die<br />

Diskriminierung im Fussball beobachten<br />

oder gar auf schmerzhafte Weise erfahren<br />

mussten. Ebenso solche, die Diskriminierung<br />

im Fussball fachlich und professionell<br />

entgegentreten oder erforschen. Dazu<br />

sagte ein Mitglied der Arbeitsgruppe im<br />

Jahr 2013: „Die Spieler haben eindeutig<br />

nicht genug Unterstützung erfahren, und<br />

das ist ein Hohn. Die Spieler arbeiten hart,<br />

der Fussball ist ihr Leben und ihr Beruf,<br />

und wir müssen mehr dafür tun, um sie zu<br />

unterstützen.“<br />

Die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe erörtert Diskriminierung<br />

über ihre offensichtlichen<br />

Ausdrucksformen oder deutlich rechtsextreme<br />

Ausprägungen wie diskriminierende<br />

Schimpfwörter oder körperliche Angriffe<br />

hinaus. Es geht auch um versteckte Formen<br />

der Diskriminierung. Gemeint sind<br />

gefühlte Erniedrigungen, die denen, die sie<br />

ausüben, häufig leider nicht bewusst sind.<br />

Das können z. B. rassistische, sexistische<br />

oder behindertenfeindliche Witze sein. Es<br />

kann sich um die einseitige Bevorzugung<br />

von Menschen einer bestimmten Gruppe<br />

oder eines Geschlechts handeln. Diese<br />

breite Herangehensweise und gegenseitige<br />

Offenheit der eingeladenen Mitglieder und<br />

Berater waren Garanten der bisherigen<br />

Sitzungsergebnisse.<br />

So konnte die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe neue<br />

Wege bauen und steht der <strong>FIFA</strong> auch auf<br />

dem Weg zur Seite, den sie derzeit in<br />

Richtung <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />

Russland 2018 beschreitet.<br />

Der Arbeitsgruppe gehören verschiedenste<br />

Experten an. Hier abgebildet (von links<br />

nach rechts): Piara Powar (Exekutivdirektor<br />

von Fare network), Theo van Seggelen<br />

(FIFPro-Generalsekretär) und Yury Boychenko<br />

(Leiter der Abteilung zur Bekämpfung von<br />

Diskriminierung beim Hochkommissar der<br />

Vereinten Nationen für Menschenrechte).


20<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

4.2 Inhalte der bisherigen<br />

Sitzungen<br />

Die erste Sitzung der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

wurde am 6. Mai 2013 von <strong>FIFA</strong>-Präsident<br />

Joseph S. Blatter am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich<br />

eröffnet. In seiner kämpferischen Rede<br />

zeigte der <strong>FIFA</strong>-Präsident Handlungsbereitschaft<br />

und machte unmissverständlich<br />

deutlich: „Die Aufgabe des Fussballs ist es,<br />

der Ignoranz mit Wissen, der Engstirnigkeit<br />

mit Vielfalt und dem Egoismus mit Grossmut<br />

entgegenzutreten.“ Inhaltlich lotete<br />

die erste Sitzung aus, welche Möglichkeiten<br />

sich gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

in den Bereichen Prävention und Kontrolle<br />

einbringen lassen. So schaffte sie die<br />

praktische Grundlage für die noch im<br />

gleichen Monat vom <strong>FIFA</strong>-Kongress auf<br />

Mauritius verabschiedete Resolution zum<br />

Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.<br />

Diese erneuerte und vertiefte das<br />

Bekenntnis, das die <strong>FIFA</strong>-Mitglieder mit<br />

ihrer Erklärung gegen Rassismus beim<br />

ausserordentlichen <strong>FIFA</strong>-Kongress 2001<br />

in Argentinien vereinbart hatten. Die<br />

Resolution von 2013 umfasst in ihrem Kern<br />

Folgendes:<br />

Bildung – Aktionspläne<br />

Wettbewerbsorganisatoren erlassen einen<br />

konkreten Aktionsplan, der belegt, dass sie<br />

Rassismus und Diskriminierung unter ihren<br />

Spielern, Funktionären und Fans effektiv<br />

bekämpfen wollen.<br />

Massnahmen – striktere Anwendung<br />

von Strafen<br />

Die im <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement verankerten<br />

Strafen, die für alle Mitgliedsverbände<br />

gemäss <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement zwingend<br />

anzuwenden sind, bieten den jeweiligen<br />

Rechtsorganen bei der Beurteilung<br />

von Fehlverhalten von Fans den nötigen<br />

Ermessensspielraum. Zur Vereinheitlichung<br />

der weltweit verhängten Strafen gilt für<br />

Vereine oder Teamvertreter grundsätzlich<br />

ein zweistufiges Strafmass:<br />

• Ein erstes oder ein kleineres Vergehen<br />

wird mit einer Ermahnung, einer<br />

Geldstrafe und/oder einem Spiel unter<br />

Ausschluss der Öffentlichkeit bestraft.<br />

• Für Wiederholungstäter oder schwere<br />

Vergehen sollten härtere Strafen wie<br />

Punktabzug, Ausschluss aus einem<br />

Wettbewerb oder Zwangsabstieg gelten.<br />

Jede Person (Spieler, Funktionär, Spieloffizieller<br />

etc.), die ein solches Vergehen begeht,<br />

wird zudem für mindestens fünf Spiele<br />

gesperrt, kombiniert mit einem Stadionverbot<br />

gemäss <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement.<br />

Darauf konnte die zweite, wiederum in<br />

Zürich abgehaltene Sitzung am 12. September<br />

2013 aufbauen und identifizierte<br />

Prävention – Antidiskriminierungsbeauftragter<br />

In den Wettbewerbsreglements wird der<br />

Einsatz eines Sonderbeauftragten im<br />

Stadion vorgeschrieben, der mögliche rassistische<br />

oder diskriminierende Handlungen<br />

erkennt und so Druck von den Schiedsrichtern<br />

nimmt und Beweise für eine spätere<br />

Verurteilung durch die Rechtsorgane<br />

sichert.<br />

Der ivorische Fussballprofi Serey<br />

Die bei einem Treffen der <strong>FIFA</strong>-<br />

Arbeitsgruppe gegen Rassismus<br />

und Diskriminierung.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 21<br />

12. Mai 2015, Wembley-<br />

Stadion, London: Federico<br />

Addiechi, Leiter der <strong>FIFA</strong>-<br />

Nachhaltigkeitsabteilung, und<br />

Piara Powar, Exekutivdirektor<br />

von Fare network, präsentieren<br />

ihre Kooperation beim <strong>FIFA</strong>-<br />

Spielbeobachtungssystem für<br />

Antidiskriminierung.<br />

folgende Schlüsselprioritäten als Empfehlung<br />

für die weitergehende Arbeit der <strong>FIFA</strong><br />

für Vielfalt und Antidiskriminierung:<br />

Zuweisung von spezifischen Ressourcen<br />

für den Kampf gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung<br />

Entwicklung eines Antidiskriminierungshandbuchs,<br />

das allen Mitgliedsverbänden<br />

als Empfehlung und für<br />

Schulungszwecke zur Verfügung<br />

gestellt wird<br />

Antidiskriminierungsbeauftragte (<strong>FIFA</strong><br />

Anti-Discrimination Monitoring System)<br />

Identifizierung von Hochrisikospielen<br />

Ernennung und Einsatz von Antidiskriminierungsbotschaftern<br />

Vorschlag einer speziellen Auszeichnung<br />

für Leistungen im Bereich Antidiskriminierung<br />

Um sich diesen Schwerpunkten angemessen<br />

widmen zu können, bewilligte die<br />

<strong>FIFA</strong> zusätzliche Mittel und stellte einen<br />

Beauftragten für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

ein, der seit 2014 ausschliesslich im<br />

Bereich Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

agiert.<br />

Bei ihrer dritten Sitzung am 2. Dezember<br />

2014 in Zürich analysierte die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe:<br />

den inhaltlichen Fortschritt seit Bildung<br />

der Arbeitsgruppe,<br />

den strategischen Ansatz der <strong>FIFA</strong>,<br />

den daraus hervorgehenden Aktionsplan,<br />

der neben der Umsetzung der<br />

<strong>FIFA</strong>-Spielbeobachter für Antidiskriminierung<br />

auch die Inhalte des hier<br />

vorliegenden <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide<br />

sowie weitere Schritte zur Einführung<br />

von Antidiskriminierungsbotschaftern<br />

und einer Sonderauszeichnung in Form<br />

eines Preises enthielt,<br />

Prävention und Aufklärung in Bezug<br />

auf die <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />

Russland 2018.<br />

4.3 Ausblick<br />

In ihrer inhaltlichen Ausrichtung teilt die<br />

<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung die Sichtweise, dass die<br />

Bekämpfung von Diskriminierung und die<br />

Förderung von Vielfalt ein dauerhafter<br />

Prozess sind. Die eigenen präventiven<br />

Potenziale in den Bereichen Sanktionen<br />

und Bildung sollten in diesem Bereich stets<br />

optimiert werden. Es geht um die stärkere<br />

Aktivierung der Mitgliedsverbände, bis hin<br />

zu den lokalen Gemeinschaften.<br />

So macht die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe immer<br />

wieder deutlich:<br />

„Bildung, es geht um Bildung. Wirkt man<br />

auf die Klubs ein, erreicht man danach die<br />

Stadien, dann die Gemeinschaften. Es muss<br />

mit den Trainern und Spielern beginnen, in<br />

der Umkleidekabine.“<br />

Ein respektvoller und gleichberechtigter,<br />

solidarischer und weltoffener Fussball lebt<br />

vom zielorientierten Engagement seiner<br />

Institutionen und der Menschen, die sie<br />

gestalten.


22<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

5 <strong>FIFA</strong> gegen Rassismus und Diskriminierung –<br />

die Geschichte<br />

Überblick über die Massnahmen gegen Rassismus und Diskriminierung seit der <strong>FIFA</strong>-Konferenz gegen Rassismus in<br />

Buenos Aires (2001)<br />

Datum<br />

Veranstaltung/Massnahme<br />

6. Juli 2001 <strong>FIFA</strong>-Konferenz gegen Rassismus in Buenos Aires<br />

Mehrere hundert Delegierte von Mitgliedsverbänden, Konföderationen und Nichtregierungsorganisationen<br />

sowie weitere Vertreter erörtern Wege und Mittel zur Bekämpfung von Rassismus im Fussball. Mit der stärkeren<br />

Förderung von Toleranz und einem gezielten Vorgehen soll Rassismus aus dem Fussball verbannt werden.<br />

7. Juli 2001 Ausserordentlicher <strong>FIFA</strong>-Kongress verabschiedet Erklärung gegen Rassismus<br />

Der ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress in Buenos Aires verabschiedet die Erklärung gegen Rassismus, auf die sich am<br />

Tag zuvor die <strong>FIFA</strong>-Konferenz gegen Rassismus verständigt hatte.<br />

http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2007/m=5/news=au%C3%9Ferordentlicher-fifa-kongress-buenos-airesresolution-518220.html<br />

7. Juli 2002 Genau ein Jahr nach der Verabschiedung der Erklärung gegen Rassismus beim ausserordentlichen Kongress 2001<br />

in Buenos Aires veranstaltet die <strong>FIFA</strong> den ersten internationalen Tag zur Bekämpfung von Rassismus im Fussball<br />

(<strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung).<br />

21./22. Juni 2003 Bei der Gruppenphase des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals in Frankreich stehen zwei Tage im Zeichen des<br />

Kampfes gegen Rassismus. Erstmals bei einer <strong>FIFA</strong>-Endrunde ist der Handschlag zwischen den Spielern beider Teams<br />

nach Spielschluss offizieller Teil des Protokolls (zweite <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung).<br />

2004 Änderung der <strong>FIFA</strong>-Statuten<br />

II – Zweck, Art. 2 Abs. 3 Ziff. 1 der <strong>FIFA</strong>-Statuten: „Aus Gründen der Rasse, der Religion oder aus politischen<br />

Gründen darf ein Land oder eine Einzelperson nicht diskriminiert werden.“<br />

wird wie folgt geändert:<br />

„Artikel 3 – Nicht-Diskriminierung und Kampf gegen den Rassismus: Jegliche Diskriminierung eines Landes, einer<br />

Einzelperson oder von Personengruppen aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, Politik<br />

oder aus einem anderen Grund ist unter Androhung der Suspension und des Ausschlusses verboten.“<br />

18./19. September 2004 Die <strong>FIFA</strong> verbindet ihr Engagement gegen Rassismus mit dem Weltfriedenstag der Vereinten Nationen (dritte<br />

<strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung).<br />

6. Oktober 2004 Erlass des Ethikreglements<br />

Das <strong>FIFA</strong>-Exekutivkomitee verabschiedet das von der Kommission für Ethik und Fairplay verfasste Ethikreglement.<br />

Dieses wurde 2012 wie folgt überarbeitet:<br />

Artikel 23: Diesem Reglement unterstellten Personen ist es verboten, ein Land, eine Privatperson oder eine Gruppe<br />

von Personen durch herabwürdigende, diskriminierende oder verunglimpfende Äusserungen oder Handlungen<br />

in Bezug auf Rasse, Hautfarbe, Ethnie, nationale oder soziale Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, politische<br />

Meinung oder andere Meinung, Wohlstand, Geburt oder sonstigen Status, sexuelle Neigung oder aus anderen<br />

Gründen in ihrer Würde oder Integrität zu verletzen.<br />

http://de.fifa.com/mm/document/affederation/administration/01/10/77/47/codeofethics2012d.pdf<br />

Juni 2005<br />

30. Juni und<br />

1. Juli 2006<br />

Die Halbfinalpartien des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals in Deutschland und die Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Junioren-Weltmeisterschaft<br />

in den Niederlanden stehen im Zeichen der Kampagne „Nein zu Rassismus“ (vierte <strong>FIFA</strong>-Tage<br />

gegen Diskriminierung).<br />

Die Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft bilden den Rahmen für die fünften <strong>FIFA</strong>-Tage gegen<br />

Diskriminierung und bieten dem Kampf gegen Rassismus im Fussball damit die bestmögliche Plattform.<br />

In allen zwölf Stadien stehen speziell ausgebildete Sicherheitsbeauftragte im Einsatz, die rassistische, politische<br />

oder anderweitig diskriminierende Botschaften aufspüren sollen. Die Fanbotschaften engagieren sich ebenfalls<br />

gegen Rassismus.<br />

2007 Die <strong>FIFA</strong> U-20-Weltmeisterschaft in Kanada ist Schauplatz der sechsten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung.<br />

4. Dezember 2008 Im Rahmen der Halbfinalspiele der <strong>FIFA</strong> U-20-Frauen-Weltmeisterschaft in Chile werden die siebten <strong>FIFA</strong>-Tage<br />

gegen Diskriminierung gefeiert.<br />

2009 Die Bestimmung zu Diskriminierung im Ethikreglement wird geändert.<br />

Art. 7 – Diskriminierung: Offiziellen ist es verboten, eine Person oder eine Gruppe von Personen durch<br />

herabwürdigende, diskriminierende oder verunglimpfende Äusserungen oder Handlungen in Bezug auf Herkunft,<br />

Rasse, Hautfarbe, Kultur, Sprache, Religion oder Geschlecht zu verletzen.<br />

25./26. Juni 2009 Die Halbfinalspiele des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals in Südafrika bieten dem Weltfussballverband die Bühne für<br />

die achten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung.<br />

30. Juni und 1. Juli 2010 Die neunten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung im Rahmen der Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />

rücken den Kampf gegen Rassismus im Fussball weltweit ins Rampenlicht.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 23<br />

Datum<br />

Veranstaltung/Massnahme<br />

7. Juli 2011 Die Erklärung gegen Rassismus, die beim ausserordentlichen <strong>FIFA</strong>-Kongress 2001 in Buenos Aires verabschiedet<br />

wurde, feiert ihren 10. Geburtstag.<br />

13. Juli 2011 Die Halbfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland (Japan – Schweden, USA – Frankreich)<br />

stehen im Zeichen der zehnten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung.<br />

10. November 2012 Die elften <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung fallen auf die <strong>FIFA</strong> Futsal-Weltmeisterschaft in Thailand. Im Achtelfinale<br />

zwischen dem zweifachen Weltmeister Spanien und Gastgeber Thailand verurteilt der Fussball jede Form von<br />

Diskriminierung – von Rassismus bis zu religiösen Vorurteilen.<br />

März 2013<br />

<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

Präsident Blatter gibt die Gründung einer <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung bekannt.<br />

http://de.fifa.com/aboutfifa/socialresponsibility/news/newsid=2040421/<br />

6. Mai 2013 Die neu geschaffene <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung trifft sich am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich zu<br />

ihrer ersten Sitzung. Hauptthema sind Sanktionen.<br />

http://de.fifa.com/aboutfifa/socialresponsibility/news/newsid=2074778/<br />

31. Mai 2013 Der 63. <strong>FIFA</strong>-Kongress unter dem Vorsitz von <strong>FIFA</strong>-Präsident Joseph S. Blatter verabschiedet die <strong>FIFA</strong>-Resolution<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung. Diese basiert auf den Grundsätzen Aufklärung, Prävention und Bestrafung<br />

(inkl. sportlicher Sanktionen wie Punktabzug und Zwangsabstieg).<br />

http://de.fifa.com/about-fifa/news/y=2013/m=5/news=exekutivkomitee-befurwortet-resolution-gegen-rassismusund-diskriminieru-2085782.html<br />

26./27. Juni 2013 Bei den Halbfinalspielen des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals Brasilien 2013 machen beide Teams vor dem Spiel auf<br />

dem Spielfeld unmissverständlich deutlich, dass Rassismus im Fussball keinen Platz hat.<br />

12. September 2013 Wichtigste Themen bei der zweiten Sitzung der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung am <strong>FIFA</strong>-<br />

Sitz in Zürich sind Prävention und Aufklärung.<br />

http://de.fifa.com/fifa-world-ranking/news/y=2013/m=9/news=arbeitsgruppe-diskutiert-aufklarung-und-umsetzungder-antidiskriminierun-2172849.html<br />

4./5. Juli 2014 Im Rahmen der Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 feiert die Fussballgemeinschaft<br />

die 13. <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung. Neben dem besonderen Spielprotokoll gegen Diskriminierung<br />

lanciert die <strong>FIFA</strong> in den sozialen Medien eine interaktive Kampagne, um dieses bedeutsame Anliegen in den Blickpunkt<br />

zu rücken.<br />

http://de.fifa.com/worldcup/news/y=2014/m=7/news=dwight-yorke-supports-anti-discriminationdays-2398366-2398723.html<br />

http://de.fifa.com/worldcup/news/y=2014/m=6/news=saynotoracism-mit-einem-selfie-2354912.html<br />

2. Dezember 2014 Die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung trifft sich am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich zu ihrer dritten<br />

Sitzung.<br />

http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2014/m=12/news=fifa-starkt-uberwachung-und-pravention-vondiskriminierung-im-fussball-2487341.html<br />

6. März 2015 Im Rahmen des Weltfrauentags organisiert die <strong>FIFA</strong> in Zürich eine Frauenfussball- und Führungskonferenz. Diese<br />

bietet Referate und Diskussionen zu Gleichberechtigung und Diskriminierungsbekämpfung.<br />

http://de.fifa.com/womens-football/news/y=2015/m=3/news=fussball-experten-formulieren-notwendigkeit-vonfrauenquoten-2555758.html<br />

12. Mai 2015 Zur Vorrunde der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft wird im Londoner Wembley-Stadion das <strong>FIFA</strong>-Beobachtungssystem<br />

für Antidiskriminierung vorgestellt.<br />

http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2015/m=5/news=diskriminierungsbeobachtung-bei-qualifikationsspielender-fifa-fussbal-2604237.html<br />

http://resources.fifa.com/mm/document/afsocial/anti-racism/02/60/42/16/fifaanti-discriminationmonitoringsystem_<br />

summary_may2015_neutral.pdf<br />

Juni 2015<br />

Oktober 2015<br />

Programm zur Förderung weiblicher Führungskräfte<br />

35 talentierte Frauen aus der ganzen Welt nehmen am neunmonatigen Programm teil, das drei praxisbe zogene<br />

Module umfasst. Ein zentrales Element dabei sind individuelle, von den Teilnehmerinnen gewählte Projekte als<br />

Triebfeder für den Mädchen- und Frauenfussball in ihrem Mitgliedsverband.<br />

Der <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung wird präsentiert.


24<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

6 Vielfalt und Diskriminierung – eine Annäherung<br />

6.1 Was bedeutet<br />

Diskriminierung?<br />

Grundlage für Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten zur<br />

Nicht-Diskriminierung und zum Kampf<br />

gegen Rassismus ist neben diversen<br />

Menschenrechtsabkommen vor allem die<br />

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />

der Vereinten Nationen. Diese formuliert<br />

darüber hinaus für alle Menschen deutlich<br />

den „Anspruch auf gleichen Schutz gegen<br />

jede Diskriminierung [–] und gegen jede<br />

Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung“<br />

(Art. 7).<br />

Der Begriff Diskriminierung umfasst<br />

gemeinhin Herabwürdigungen und<br />

Benachteiligungen von Gruppen und<br />

Personen aufgrund ihrer tatsächlichen oder<br />

angenommenen Attribute. Diskriminierung<br />

manifestiert Ungleichheit und soziale<br />

„Jegliche Diskriminierung<br />

eines Landes, einer<br />

Einzelperson oder von<br />

Personengruppen aufgrund<br />

von Rasse, Hautfarbe,<br />

ethnischer, nationaler<br />

oder sozialer Herkunft,<br />

Geschlecht, Sprache, Religion,<br />

politischer oder sonstiger<br />

Anschauung, Vermögen,<br />

Geburt oder sonstigem<br />

Stand, sexueller Orientierung<br />

oder aus einem<br />

anderen Grund ist unter<br />

Androhung der Suspension<br />

und des Ausschlusses verboten.“<br />

(<strong>FIFA</strong>-Statuten, Art. 3:<br />

Nicht-Diskriminierung und<br />

Kampf gegen Rassismus)


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 25<br />

Ausgrenzung. Solche Herabwürdigungen<br />

und Benachteiligungen umfassen verbale<br />

und körperliche Handlungen ebenso wie<br />

eine fehlende Gleichberechtigung im<br />

Zugang zum gesellschaftlichem Leben und<br />

seinen Institutionen.<br />

Diskriminierung kann beabsichtigt, aber<br />

auch unbeabsichtigt geschehen.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen<br />

und wissenschaftlichen Grundlagen<br />

in unterschiedlichen Ländern kann zur<br />

Definition von einzelnen, in den <strong>FIFA</strong>-Statuten<br />

formulierten Diskriminierungsformen<br />

an dieser Stelle lediglich auf die<br />

entsprechenden Resolutionen und Berichte<br />

der Vereinten Nationen verwiesen werden.<br />

Wenn es um Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

geht, hat die <strong>FIFA</strong> eine lange Tradition.<br />

Nach den Vereinten Nationen war sie<br />

eine der ersten internationalen Organisationen,<br />

die bereits 1960 beim <strong>FIFA</strong>-Kongress<br />

in Italien folgenden Art. 2 in ihre Statuten<br />

aufnahm:<br />

„Der Nationalverband muss allen, die im<br />

Land Fussball spielen, ohne Diskriminierung<br />

aus Gründen der Rasse, der Religion oder<br />

der Politik oder aufgrund von Klassenzugehörigkeit<br />

(d. h. Amateur, Nichtamateur<br />

Der englische Nationalspieler<br />

John Barnes sah sich<br />

auf dem Rasen oft mit<br />

Rassismus konfrontiert. In<br />

den 1980er-Jahren wandte<br />

er sich als einer der ersten<br />

prominenten Spieler öffentlich<br />

gegen Rassismus.


26<br />

Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />

oder Berufsspieler) offenstehen. Kraft<br />

Verabschiedung dieser beiden Grundsätze<br />

können fortan nur Verbände, die diese<br />

Grundsätze befolgen, <strong>FIFA</strong>-Mitglieder<br />

werden.“<br />

6.2 Was bedeutet Vielfalt für<br />

den Fussballverband?<br />

Vielfalt bedeutet Bereicherung. Die Vielfalt<br />

der Kulturen ist das notwendige Erbe der<br />

Menschheit. Die Akzeptanz, der Austausch<br />

darüber und das Lernen davon sichert<br />

Überleben und entwickelt die Menschheit<br />

weiter. Das gilt auch für den Fussball.<br />

Vielfalt schafft Chancen und Möglichkeiten,<br />

lässt Kreativität und Innovation entstehen.<br />

Ohne all dies wäre auch der Fussball nicht so<br />

trickreich und rasant, so strategisch ausgefeilt.<br />

Ohne dies wäre Fussball heute nicht so<br />

erfolgreich, sondern berechenbar und monoton.<br />

Weil er genau dies nicht ist, sondern<br />

vielfältig, lieben wir den Fussball als Sport.<br />

Gruppen haben vielfältige Merkmale, ihre<br />

individuellen Mitglieder ebenso. Gleichheit<br />

in Vielfalt existiert, wenn niemand seine<br />

eigene Freiheit über die eines anderen<br />

stellt. Vielfalt lebt, wenn niemand seine<br />

eigene Freiheit zur Unterdrückung oder<br />

zum Ausschluss eines anderen benutzt.<br />

Unterschiedliche Menschen haben<br />

unterschiedliche Wünsche und Hoffnungen.<br />

Je nach ihrer Lebensgeschichte treibt<br />

sie Unterschiedliches an. Sie haben<br />

vielfältige Erwartungen, Fähigkeiten,<br />

Verantwortungen und Bedürfnisse. All<br />

das spiegelt sich unterbewusst auch auf<br />

und um den Fussballplatz wider. All das<br />

lässt jeden Menschen etwas Eigenes zum<br />

Ganzen beitragen.<br />

Alle Menschen gleichermassen und fair zu<br />

behandeln, zielt darauf ab, sie in all diesen<br />

Eigenschaften wahrzunehmen, diese zu<br />

respektieren und sich im gemeinsamen<br />

Miteinander entsprechend zu verhalten.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 27<br />

gemalten oder gedruckten Bannern von<br />

Fussballfans. Sie zeigt sich auf verklebten<br />

Stickern und auf Aufnähern. Ebenso gibt<br />

es in einigen Ländern explizite Kleidung<br />

und Marken, die von und für aggressiv<br />

nationalistisch gesinnte, rechtsextrem<br />

geleitete Menschen produziert wird.<br />

Es gilt, den individuellen Wert eines jeden<br />

Menschen zu erkennen und wertzuschätzen<br />

– sich selbst zu hinterfragen. So können<br />

die Potenziale der Menschen produktiver<br />

genutzt und miteinander verknüpft werden.<br />

6.3 Beispiele zu Diskriminierung<br />

im Fussball<br />

Leider hat Diskriminierung im Fussball<br />

viele Gesichter. Diskriminierung passiert<br />

offen oder versteckt, laut und leise.<br />

Diskriminierung kann sich auch in Gewalt<br />

äussern, was wiederum nicht heisst, dass<br />

alle gewalttätigen Fussballfans gleichzeitig<br />

diskriminierende Personen oder gar<br />

Rechtsextreme sind.<br />

Ausprägungen von Diskriminierung<br />

können sich verändern und modernisieren.<br />

Offensichtlich wird Diskriminierung<br />

in eindeutigen Gesten und Rufen, auf<br />

Fare network stellt dazu eine online<br />

verfügbare Broschüre bereit, die laufend<br />

aktualisiert wird. Aufgrund des Hausrechts<br />

am Spieltag hat der Veranstalter von<br />

Fussballspielen die Möglichkeit, Personen,<br />

die solche diskriminierende Symbole und<br />

Codes verwenden, zu verbannen.<br />

Aber auch jenseits der Zuschauertribünen<br />

kann Diskriminierung stattfinden.<br />

Spieler und Trainer können z. B. andere<br />

Spieler und Trainer durch Aussagen und<br />

Handlungen diskriminieren. Viele davon<br />

wurden von den zuständigen Instanzen<br />

ermahnt oder bestraft.<br />

Manche Aussagen und Handlungen<br />

prominenter Figuren des Fussballs lösen<br />

eine zweischneidige öffentliche Debatte<br />

aus. Häufig werden Aussagen oder<br />

Handlungen, die betroffene Personen<br />

z. B. als sexistisch, rassistisch, antisemitisch<br />

oder homophob empfinden, von den<br />

auslösenden Personen nicht als solche<br />

bewertet. Hierbei ist es ratsam, Menschen,<br />

die Diskriminierung fühlen, ernst zu<br />

nehmen und der Sache auf den Grund zu<br />

gehen und im Zweifelsfall zu vermitteln.


TEIL II<br />

STRATEGISCHER GESAMTANSATZ<br />

<strong>ZU</strong>R FÖRDERUNG VON <strong>VIELFALT</strong><br />

<strong>UND</strong> BEKÄMPFUNG VON<br />

DISKRIMINIERUNG IM FUSSBALL


30<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

7 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />

Reglementierung<br />

Nachfolgend werden die genannten fünf<br />

Aktionssäulen der <strong>FIFA</strong> für ihre Mitgliedsverbände<br />

detailliert beschrieben. Beispiele,<br />

die in diesem Kapitel genannt werden, sind<br />

aus den <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbänden und den<br />

Kenntnissen der <strong>FIFA</strong> um Praktiken in den<br />

Vereinen bekannt.<br />

Am Ende jedes Unterkapitels finden sich<br />

Beispiele aus den Verbänden. Aber auch die<br />

Darstellung der <strong>FIFA</strong>-Arbeit für Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung öffnet den Verbänden<br />

Türen, um eine lokale Aneignung zu<br />

fördern.<br />

Der Platz, um Beispiele in der gebotenen<br />

Breite darzustellen, ist leider begrenzt. Die<br />

<strong>FIFA</strong> plant, ihren Mitgliedsverbänden in<br />

Zukunft weitere Beispiele online zur Verfügung<br />

zu stellen. Damit dies qualitätsgerecht<br />

passieren kann, können alle <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände<br />

ihre Ideen und Erfahrungen<br />

einreichen.<br />

Die Organisationspolitik eines Mitgliedsverbands<br />

legt den Grundstein für eine in<br />

sich geschlossene und erfolgversprechende<br />

Reglementierung zu Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />

Sie formuliert eine rechtlich<br />

einheitliche Basis, auf der die Mitarbeiter<br />

aller Abteilungen und die Kommissionen<br />

agieren können. Dies gilt für den Bereich<br />

der Kommunikation genauso wie für den<br />

der Sanktionen, der Bildung oder der Netzwerkarbeit<br />

und Kooperation. Andersherum<br />

kann auch die Praxis Veränderungsvorschläge<br />

generieren, um Reglementierungen der<br />

Vereine und Ligen zu modifizieren.<br />

Am Beispiel der <strong>FIFA</strong> lässt sich dies strukturell<br />

beleuchten. Leitdokument für die<br />

Hauspolitik eines Verbandes ist dabei<br />

Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten, aus dem sich das<br />

<strong>FIFA</strong>-Ethikreglement und der <strong>FIFA</strong>-Verhaltenskodex<br />

ableiten. Massgeblich beeinflussen<br />

die Statuten auch Aufbau und Wortlaut<br />

des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements sowie des<br />

<strong>FIFA</strong>-Präsident Blatter<br />

unterzeichnet die Brighton Plus<br />

Helsinki Declaration on Women<br />

and Sport.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 31<br />

Das Home of <strong>FIFA</strong>,<br />

Zürich, Schweiz.<br />

<strong>FIFA</strong>-Reglements für Stadionsicherheit.<br />

Dank dieser Struktur kann vor allem die<br />

<strong>FIFA</strong>-Nachhaltigkeitsabteilung im Bereich<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung verlässlich<br />

Initiative ergreifen.<br />

Ein Verband hat aus sportlichen, wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Gründen<br />

ein Interesse daran, Fussball als Spiel des<br />

internationalen Austauschs auf all seinen<br />

Ebenen weltoffen und zugänglich für jeden<br />

Menschen zu gestalten. Der erste Schritt<br />

dazu ist es, diskriminierende Vorfälle nicht<br />

zu ignorieren oder herunterzuspielen,<br />

sondern sie proaktiv zu prüfen. Nur dann<br />

kann glaubwürdig und nachhaltig agiert<br />

werden.<br />

Wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung<br />

ist, wenn sich Vielfalt auch in der personellen<br />

Zusammensetzung der eigenen Organisation<br />

widerspiegelt. Mit ihrer ersten<br />

Frauenfussball- und Führungskonferenz<br />

2015 und der dortigen Unterzeichnung der<br />

Brighton Plus Helsinki 2014 Declaration<br />

on Women and Sport durch <strong>FIFA</strong>-Präsident<br />

Joseph S. Blatter hat die <strong>FIFA</strong> einmal mehr<br />

unterstrichen, dass sie bereit ist, den nötigen<br />

Weg zu beschreiten.<br />

7.1 Disziplinarreglement<br />

Um einem Mitgliedsverband auf sportjuristischer<br />

Stufe eine praktische Handlungsebene<br />

zur Reaktion auf diskriminierende<br />

Vorfälle im Fussball und in seinem<br />

direkten Umfeld zu eröffnen, sind strikte<br />

Sanktionen zu empfehlen. So demonstriert<br />

ein Verband allen Akteuren, dass er zum<br />

Handeln bereit ist.<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung durch Reglementierung<br />

Disziplinarreglement<br />

Sicherheit<br />

Beschäftigung und<br />

Einstellungsverfahren<br />

Beauftragter


32<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

Diese Regelungen sollten transparent<br />

kommuniziert werden. Das gilt gegenüber<br />

den Spieloffiziellen genauso wie gegenüber<br />

den Stadionbesuchern. Dazu könnten<br />

Strafgelder so verwendet werden, dass sie<br />

der sozialen Verantwortung im Fussball<br />

zugutekommen. Werden diese Punkte im<br />

Umgang mit dem Disziplinarreglement<br />

befolgt, entfalten sie nicht nur reaktive,<br />

sondern auch präventive Wirkungen und<br />

sozialverantwortliche Förderung.<br />

Eine Vorlage für Reaktionen auf diskriminierende<br />

Vorfälle formuliert insbesondere<br />

Art. 58 (Diskriminierung) des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements.<br />

Aber auch grundlegende<br />

Passagen der dortigen Art. 57 (Ehrverletzung<br />

und Fairplay) und 67 (Haftung für das<br />

Verhalten von Zuschauern) steuern hierzu<br />

entsprechende Kriterien bei. Sie werden im<br />

Kapitel zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

durch Sanktionen in diesem Good Practice<br />

Guide detailliert ausgeführt (Kap. 8).<br />

7.2 Sicherheit in und um<br />

Stadien<br />

Spieler, Trainer, Offizielle und Zuschauer<br />

müssen in und um Stadien vor Diskriminierung<br />

geschützt werden. Verlässliche Regeln<br />

zur Stadionsicherheit wirken präventiv.<br />

Darüber hinaus legen sie fest, wie in<br />

akuten Situationen von Diskriminierung<br />

eingeschritten werden kann. Dies betrifft<br />

die Hauptverantwortlichen für Sicherheit<br />

bis hin zum Ordnungsdienst und zu den<br />

Stadionsprechern. Dazu beinhaltet das<br />

<strong>FIFA</strong>-Reglement für Stadionsicherheit eine<br />

zu empfehlende Risikobeurteilung durch<br />

die relevanten Sicherheitskräfte (Art. 7). Sie<br />

ermöglicht es, eventuelle diskriminierende<br />

Aspekte vorher zu lokalisieren und sich<br />

darauf gezielt vorzubereiten. Des Weiteren<br />

können im Reglement zur Stadionsicherheit<br />

auch bauliche Aspekte Berücksichtigung<br />

finden, die ein barrierefreies Stadionerlebnis<br />

ermöglichen.<br />

Anhang C des <strong>FIFA</strong>-Reglements für Stadionsicherheit<br />

weist den Weg zu einem empfehlenswerten<br />

Antidiskriminierungsparagrafen<br />

als Teil von Spieltags- und Musterstadionordnungen.<br />

So wurden Karteninhaber<br />

in einem Verhaltenskodex für die <strong>FIFA</strong><br />

Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014<br />

darauf hingewiesen, dass „Materialien mit<br />

beleidigendem, rassistischem, fremdenfeindlichen,<br />

auf Wohltätigkeits- oder<br />

ideologische Belange bezogenem Inhalt,<br />

<strong>FIFA</strong>-<br />

Disziplinarreglement<br />

<strong>FIFA</strong>-<br />

Ethikreglement<br />

Ausgabe 2012<br />

einschliesslich u. a. Transparente, Fahnen,<br />

Schilder, Symbole und Flugblätter, sowie<br />

Gegenstände und Kleidung, die die Freude<br />

anderer Zuschauer am Turnier beeinträchtigen,<br />

vom sportlichen Fokus des Turniers<br />

ablenken oder irgendeine Form von<br />

Diskriminierung fördern könnten“, verboten<br />

sind.<br />

Um präventiv zu handeln und in den entscheidenden<br />

Situationen verhaltenssicher<br />

einzugreifen, sollten je nach örtlicher Gesetzeslage<br />

staatliche Organisationen einbezogen<br />

werden. Das gilt für ihre polizeilichen<br />

wie auch für ihre sozialpräventiven Kräfte.<br />

So lässt sich Sicherheit hinsichtlich diskriminierender<br />

Vorfälle eher gewährleisten.<br />

7.3 Beschäftigung und<br />

Einstellungsverfahren<br />

ziplinarreglement<br />

Der Verhaltenskodex der <strong>FIFA</strong> gibt ein<br />

Beispiel zur Sicherung der Gleichbehandlung<br />

aller Mitarbeiter (Art. 3). Unter den<br />

dort aufgeführten elf Verhaltensgrundsätzen<br />

der <strong>FIFA</strong>-Familie bilden Integrität und<br />

ethisches Verhalten, Respekt und Würde<br />

sowie Nulltoleranz gegenüber Diskriminierung<br />

und Belästigung die drei Punkte, die<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung erfassen.<br />

Neubeschäftigte werden über diese Grund-<br />

Ausgabe 2011<br />

Innerhalb eines Mitgliedsverbands eine<br />

sozial inklusive Beschäftigungspolitik zu<br />

betreiben, bedeutet, ein respektvolles, solidarisches<br />

Verständnis zwischen den Mitarbeitern<br />

zu kreieren. Sie regelt den harmonischen,<br />

von gegenseitiger Rücksichtnahme<br />

geprägten Umgang miteinander. Dies wirkt<br />

sich nicht nur erfolgreich auf die Arbeit des<br />

Mitgliedsverbands aus, sondern auch auf<br />

sein äusseres Erscheinungsbild und die Art<br />

von Kooperation.<br />

A Reglement für Stadionsicherheit<br />

<strong>FIFA</strong>-Reglement<br />

für Stadionsicherheit


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 33<br />

lagen informiert und erhalten dazu z. B.<br />

eine Richtlinie gegen sexuelle Belästigungen<br />

am Arbeitsplatz.<br />

Ein Verhaltenskodex, der Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung in einschlägiger Weise<br />

berücksichtigt, wirkt sich ebenso auf die<br />

Einstellungspolitik aus.<br />

Mit jeglichen Limitierungen aufgrund einer<br />

angenommenen Rasse, aufgrund von Hautfarbe,<br />

ethnischer, nationaler oder sozialer<br />

Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />

politischer oder sonstiger Anschauung, Vermögen,<br />

Geburt oder sonstigem Stand, sexueller<br />

Orientierung oder aus einem anderen<br />

Grund würde man seinen Talente-Pool<br />

beschneiden. Die Leistungsstärke sowie<br />

die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

eines Verbands wären somit<br />

eingeschränkt. Können unterschiedliche<br />

persönliche Hintergründe und Fähigkeiten<br />

gleichberechtigt einfliessen, bereichern sie<br />

die eigenen Arbeitsweisen.<br />

7.4 Beauftragter für Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung<br />

Um die eigene Strategie zu bündeln, kann<br />

es für einen Mitgliedsverband entscheidend<br />

sein, einen Ansprechpartner für Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung zu ernennen. Zum<br />

einen sichert ein Verband so die innere<br />

Koordination seines Engagements. Zum<br />

anderen signalisiert er seine kontinuierliche<br />

Zuständigkeit, die nötige Expertise sowie<br />

eine nachhaltige Aussage in der Öffentlichkeit<br />

gegenüber den Sponsoren und<br />

weiteren Partnern.<br />

Die eigenen Vereine erhalten damit eine<br />

Kontaktstelle, an die sie sich bei Fragen zur<br />

sozialen Inklusion im Fussball wenden können.<br />

Auch der internationale Austausch zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung bekommt<br />

ein Gesicht, ebenso wie die diesbezügliche<br />

Vernetzung mit der eigenen Konföderation<br />

und der <strong>FIFA</strong>.<br />

Insofern macht es Sinn, schon in einer<br />

Stellenausschreibung die eigene weltoffene<br />

und sozial inklusive Haltung hervorzuheben.<br />

Werden neue Mitarbeiter gesucht<br />

und neue Arbeitsplatzbeschreibungen<br />

kreiert, sollte die Zusammensetzung des<br />

bestehenden Teams bedacht werden, um<br />

eine teamfördernde Vielfalt zu sichern.<br />

Verbände sollten sich bei der Auswahl ihrer<br />

Mitarbeiter versichern, dass sie Vorurteile<br />

oder andere Ausschlussgründe vermeiden,<br />

die Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten zu Nicht-Diskriminierung<br />

und zum Kampf gegen Rassismus<br />

betreffen.


34<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

Ein solcher Beauftragter sichert, dass zwischen<br />

allen fünf genannten Säulen der Verbandsarbeit<br />

zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

eine Balance entstehen kann. Ebenso<br />

kann dieser Beauftragte sicherstellen, dass<br />

alle Formen und Ausprägungen von Diskriminierung<br />

im Fussball ihre Berücksichtigung<br />

in der Entwicklung der Strategie und<br />

der Aktionen des Verbands finden.<br />

Der Antidiskriminierungsbeauftragte<br />

bereitet Trainingskurse für Trainer und<br />

Schiedsrichterteams vor, sichtet mögliche<br />

Aktionen, Projekte und Kooperationspartner,<br />

verfasst Jahresfortschrittsberichte und<br />

beantwortet externe Anfragen. Darüber<br />

hinaus kann die beauftragte Person zu<br />

Einladungsveranstaltungen gesandt werden,<br />

wo sie kompetent die Position und<br />

die Aktionen des Verbands zu Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung inhaltlich und öffentlichkeitswirksam<br />

stärkt.<br />

Organisationsintern sammelt die zuständige<br />

Person zunächst Hintergrundwissen.<br />

Dann kann sie Vorschläge zur Optimierung<br />

der eigenen Organisationspolitik machen.<br />

Sie kann die Zuständigen für Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit der Perspektive von Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung beraten. Beauftragte<br />

für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

können auch als Ansprechpartner im<br />

Mitarbeiterkreis eingesetzt werden, mit<br />

dem Mitarbeiter vertrauensvoll ihr kreatives<br />

Feedback und auch Krisen in Bezug auf<br />

soziale Inklusion besprechen können.<br />

7.5 Beispiele aus der<br />

Weltfussballfamilie<br />

Beschilderung und Durchsagen für<br />

Stadionsprecher<br />

Zur Förderung der Sicherheit vor diskriminierenden<br />

Vorfällen kann bspw. eine<br />

Beschilderung angebracht werden, die auf<br />

unerwünschte, diskriminierende Symbole,<br />

Gesänge und Banner hinweist. Die Stadionbesuchenden<br />

können aktiv daran erinnert<br />

werden, dass sie sich im Falle diskriminierender<br />

Vorfälle in ihrem Umfeld an den<br />

Ordnungsdienst wenden können. Ebenso<br />

kann eine Hotline installiert werden, auf<br />

der Stadionbesuchende diskriminierende<br />

Vorfälle aus ihrem Umfeld melden können.<br />

Es können Empfehlungen für Durchsagen<br />

der Stadionsprecher formuliert werden, die<br />

im Falle diskriminierender Vorfälle bedacht<br />

und sicherheitsfördernd wirken.<br />

Einbindung in Lizenzierungsverfahren<br />

Es sind Beispiele bekannt, in denen Verbände<br />

bzw. Ligaverbände Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

zu einem festen Bestandteil<br />

ihres Lizenzierungsverfahrens gemacht<br />

haben. Denkbar ist z. B. ein zwingender<br />

Antidiskriminierungsparagraf in der<br />

Vereinsordnung. Ebenso gibt es Musterstadionordnungen,<br />

die einen Antidiskriminierungsparagrafen<br />

einbauen.<br />

Gleichstellungsmassnahmen und<br />

Quoten<br />

Quoten sollten nicht nötig sein. Aber in<br />

manchen Situationen helfen sie, Chancen<br />

zu ergreifen und organisatorische Veränderungen<br />

einzuleiten. Wenn in Verbänden<br />

Quoten angewandt werden, dann nur, um<br />

sie im Laufe des nachfolgenden Etablierungsprozesses<br />

überflüssig zu machen.<br />

Vereinzelt sind Beispiele bekannt, in denen<br />

zeitweise eine Quotenregelung z. B. für<br />

Schiedsrichterteams ausprobiert wurde, die<br />

sich verstärkt aus Angehörigen von Minderheiten<br />

zusammensetzen. Ebenso gibt<br />

es Verbände, die im Sinne eines Ausgleichs<br />

versuchen, gezielt Frauen in (höheren)<br />

Verbandspositionen, z. B. als Schiedsrichterinnen<br />

und Funktionärinnen, einzusetzen.<br />

Verbreitung eines Gütesiegels<br />

Verbände können ein System entwerfen,<br />

nach dem Vereinen ein Gütesiegel für Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung zugesprochen<br />

wird. Dazu sollten die Vereine bestimmte<br />

Grundsätze in ihrer sozial inklusiven Praxis<br />

erfüllen. Die Basis einer solchen Zertifizierung<br />

bietet z. B. der in diesem Good<br />

Practice Guide vorgestellte strategische<br />

5-Säulen-Ansatz der <strong>FIFA</strong>.<br />

Aufarbeitung der eigenen Verbandsgeschichte<br />

und Gedenkpolitik<br />

zur Förderung der organisatorischen<br />

Glaubwürdigkeit eigener<br />

Reglementierungen<br />

Es bereichert einen Mitgliedsverband mehrfach,<br />

wenn er die eigene betriebliche Vergangenheit<br />

auf eventuelle Fehler im Kontext<br />

von Diskriminierung überprüft und sich<br />

ihnen somit aktiv stellt. Daneben sollten<br />

auch die positiven Taten zusammengestellt<br />

werden. Beides zusammen stärkt nicht nur<br />

nach innen die Glaubwürdigkeit und die<br />

soziale Identität der eigenen Organisation,<br />

sondern wirkt sich mittelfristig auch positiv<br />

auf gegenwärtige und zukünftige Kooperationspartner<br />

aus. Bei der Aufarbeitung


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 35<br />

der eigenen Vergangenheit geht es darum,<br />

sich eines eigenen Missverhaltens in der<br />

Verbands- oder Vereinsgeschichte bewusst<br />

zu werden, um es in Zukunft auszuschliessen<br />

und auch nach aussen hin authentisch<br />

zu vermeiden.<br />

Zur Aufarbeitung der Vergangenheit<br />

gehören Veranstaltungen wie thematisch<br />

damit verknüpfte Podiumsdiskussionen.<br />

Veröffentlichungen von Erklärungen oder<br />

Büchern sind genauso möglich wie die<br />

Beauftragung unabhängiger Historiker mit<br />

einem Gutachten. Es kann aktiv gepflegt<br />

werden, dass ein Verband bzw. ein Verein<br />

interessierten Studierenden sein Archiv<br />

diesbezüglich zur Verfügung stellt. Jährliche<br />

Erinnerungstage, also ein würdiges<br />

Gedenken in Anerkennung, formen eine<br />

Möglichkeit, um zu vergangenheitsbewussten<br />

Aktionen zu motivieren. Turniere oder<br />

Preise können den Namen einer Persönlichkeit<br />

tragen, die in der Vergangenheit für<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung stand.<br />

Vertrauenspersonen<br />

Es können Vertrauenspersonen für Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung ernannt werden,<br />

die z. B. auch für Fragen im Zusammenhang<br />

mit rassistischer oder sexueller<br />

Belästigung zur Verfügung stehen. Die<br />

Namen und Kontaktdetails dieser Personen<br />

werden periodisch und auf Anfrage allen<br />

Verbandsmitarbeitern mitgeteilt. Solche<br />

Personen sollten speziell geeignet sein und<br />

einer Schweigepflicht unterliegen. Zu ihren<br />

Aufgaben sollte es gehören,<br />

• die betroffene Person anzuhören, zu<br />

beraten und zu unterstützen,<br />

• auf Wunsch der betroffenen Person und<br />

in Zusammenarbeit mit ihr Massnahmen<br />

durchzuführen, um den Belästigungen,<br />

Bedrängungen, Verleumdungen etc. ein<br />

Ende zu setzen, z. B. mittels Gespräch<br />

mit der belästigenden Person und den<br />

zuständigen Vorgesetzten,<br />

• die betroffene Person über die strafbzw.<br />

zivilrechtlichen Möglichkeiten zu<br />

informieren,<br />

• auf Wunsch der betroffenen Person<br />

oder gemeinsam mit ihr höhere<br />

Instanzen innerhalb des Verbands zu<br />

informieren und eine Untersuchung der<br />

Vorkommnisse zu verlangen,<br />

• die Beschwerdekommission auf deren<br />

Verlangen hin jährlich in anonymer Form<br />

über die Anzahl von Konsultationen<br />

und – im Hinblick auf die Ergreifung<br />

etwaiger Verbesserungsmassnahmen –<br />

über den wesentlichen Inhalt ihrer<br />

Beratungstätigkeit zu informieren.<br />

Die zuständige Beschwerdekommission sollte<br />

in Bezug auf Gleichstellung ausgeglichen<br />

besetzt sein.


38<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

8 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />

Kontrollen und Sanktionen<br />

Kontrollen und Sanktionen sind bedeutende<br />

Aspekte, wenn es darum geht, die<br />

rechtlichen Grundlagen umzusetzen. Eine<br />

Situation, in der ein Spieler oder ein Team<br />

möglicherweise den Platz verlässt, weil diskriminierende<br />

Handlungen erlebt werden,<br />

sollte gar nicht erst passieren. Deshalb ist<br />

die sicherheitsspezifische Vor- und Nachbereitung,<br />

dementsprechend also die Kooperation<br />

der relevanten Verbandsabteilungen<br />

und Spieloffiziellen, besonders am bzw.<br />

nach einem Spiel von entscheidender Bedeutung.<br />

Dem zugrunde liegen sollte, dass<br />

Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten Teil von Verbandsregeln<br />

ist.<br />

Der <strong>FIFA</strong> geht es nicht darum, Leidenschaft<br />

und die daran geknüpften Emotionen aus<br />

dem Stadion zu verbannen. Sanktioniert<br />

und verbannt werden sollen lediglich diskriminierende<br />

Herabwürdigungen. Wird eine<br />

weltoffene Willkommensatmosphäre<br />

geschaffen, kann positive Leidenschaft<br />

friedlich und miteinander entstehen. Um<br />

einem Mitgliedsverband hier Handlungssicherheit<br />

zu verschaffen, müssen eindeutige<br />

Kategorien für Diskriminierung bestimmt<br />

werden. Der entsprechende sportgesetzliche<br />

Rahmen, inklusive der damit verknüpften<br />

Sanktionen, sollte den Spielern, Trainern<br />

und Offiziellen, aber auch den Zuschauern<br />

vor einem Spiel bewusst sein.<br />

8.1 Verfahren für Spiele: Erkennung<br />

von Risikospielen<br />

Die <strong>FIFA</strong> versucht nach Möglichkeit, Risikospiele<br />

mit Diskriminierungspotenzial sechs<br />

bis zehn Wochen vor Spielbeginn zu lokalisieren.<br />

Die Erkennung von Risikospielen<br />

involviert nicht nur alle in den <strong>FIFA</strong>-Statuten<br />

genannten Diskriminierungsformen,<br />

sondern auch vielfältige Bewertungskriterien.<br />

Einzubeziehen sind gemeinsame Bezugspunkte<br />

der Geschichte der beteiligten<br />

Länder bzw. Teams, genauso wie aktuelle<br />

geopolitische Einschätzungen. Ebenso wird<br />

der Grad des Wettbewerbs bei der Einschätzung<br />

berücksichtigt. Hierzu zählt die<br />

Bedeutung des Wettbewerbs genauso wie<br />

z. B. Rivalitäten, die sich aufgrund eines<br />

aktuellen Turnier- bzw. Wettbewerbsstands<br />

ergeben könnten. Besonders zu berücksichtigen<br />

ist, wenn es in einer früheren Partie<br />

zweier Teams bereits diskriminierende<br />

Vorfälle gegeben hat. Hinzu kommt eine<br />

Bewertung gegenwärtiger Fankulturen,<br />

insbesondere im Hinblick auf historische<br />

und aktuelle Rivalitäten oder z. B. auf<br />

besondere Ereignisse, die aus Sicht der Fans<br />

mit einem jeweiligen Spielort verknüpft<br />

werden könnten. Kenntnisse über den Einfluss<br />

von organisierten Gruppen aus einem<br />

diskriminierenden Milieu auf die Fanszenen<br />

sind hier nützlich.<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung durch Sanktionen<br />

Identifikation<br />

von Risikospielen<br />

Spielbeobachtung<br />

Schiedsrichterpflichten<br />

Training von<br />

Spiel offiziellen<br />

und<br />

Ordnungsdienst<br />

Befolgung<br />

rechtlicher<br />

Grundlagen


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 39<br />

Lionel Messi (ARG) richtet sich vor<br />

dem Viertelfinale der <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />

Weltmeisterschaft Brasilien 2014<br />

gegen Diskriminierung im Fussball.<br />

Zu beachten ist ebenfalls, wie viele Fans,<br />

insbesondere Auswärtsfans, zu einem Spiel<br />

erwartet werden. Zusätzlich könnten die<br />

Konföderationen vor den Spielen ihrer<br />

Wettbewerbe auch Einschätzungen zur<br />

Zusammensetzung der Fans einholen. Über<br />

die o. g. Möglichkeiten hinaus geben Mitgliedsverbände<br />

bekannt, dass sie präventive<br />

Einschätzungen zu Diskriminierung vor<br />

den Spielen auch mit Hilfe der Vereine, der<br />

Polizei, externer Experten und einer Medienanalyse<br />

vornehmen, um ihren Sicherheitsplan<br />

dementsprechend einzustellen.<br />

8.2 Beobachtung<br />

diskriminierender Vorfälle<br />

(Spielbeobachter für<br />

Antidiskriminierung)<br />

Mit dem Ziel, die Schiedsrichterteams<br />

zu entlasten und die Verfügbarkeit von<br />

Beweislagen für die Entscheidungen<br />

rechtsprechender Organe zu optimieren,<br />

stimmte der 63. <strong>FIFA</strong>-Kongress 2013 in<br />

seiner Resolution zum Kampf gegen Rassismus<br />

und Diskriminierung der Einführung<br />

von Antidiskriminierungsbeobachtern zu.<br />

Mit dem Beginn der Qualifikation zur <strong>FIFA</strong><br />

Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018<br />

identifiziert die <strong>FIFA</strong> in Kooperation mit der<br />

Organisation Fare network Spiele, die ein<br />

Risiko in Sachen Diskriminierung bergen<br />

können. Bei diesen Risikospielen setzt die<br />

<strong>FIFA</strong> Spielbeobachter für Antidiskriminierung<br />

ein. Diese werden von der <strong>FIFA</strong> und<br />

Fare network rekrutiert, trainiert und<br />

eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, der <strong>FIFA</strong> auf<br />

einer sicheren Beweisgrundlage diskriminierende<br />

Vorfälle zu melden.<br />

Nach den Erfahrungen der CONCACAF<br />

und der UEFA mit einem entsprechenden<br />

Beobachtungssystem ist es ratsam, dass<br />

die Konföderationen und Verbände in den<br />

Wettbewerben, für die sie verantwortlich<br />

sind, ebenso Antidiskriminierungsbeobachter<br />

einführen.<br />

2013: Tokyo Sexwale,<br />

Menschenrechtler und<br />

Gründer der Organisation<br />

Global.


40<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

8.3 Schiedsrichterpflichten<br />

Es ist ratsam, Handlungsanweisungen für<br />

Schiedsrichterteams stets weiterzuentwickeln,<br />

um ihnen die nötige Grundlage für<br />

ein sicheres Verhalten im Falle diskriminierender<br />

Vorfälle verbaler oder physischer Art<br />

zu bieten. Dies bezieht sich auf die Beteiligung<br />

von Spielern und Trainern an diskriminierenden<br />

Handlungen bis hin zu anderen<br />

Spieloffiziellen und den Zuschauern.<br />

Darüber hinaus heisst es in Regel 5 eindeutig:<br />

„Der Schiedsrichter hat die Partie bei<br />

jedem Eingriff von aussen zu unterbrechen,<br />

vorübergehend auszusetzen oder ganz<br />

abzubrechen.“ Dies bezieht sich auch auf<br />

das Verhalten von Zuschauern.<br />

Generell lässt sich an dieser Stelle auf die<br />

Regel 5 –Schiedsrichter verweisen, die<br />

es dem Schiedsrichter auferlegt, „disziplinarische<br />

Massnahmen gegen Spieler<br />

zu ergreifen, die ein verwarnungs- oder<br />

feldverweiswürdiges Vergehen begangen<br />

haben“. Es folgt, dass er „Verwarnungen<br />

und Platzverweise auch während der<br />

Pause, nach dem Schlusspfiff, während der<br />

Verlängerung und während des Elfmeterschiessens<br />

aussprechen kann, da er auch<br />

dann die Entscheidungsgewalt über das<br />

Spiel besitzt“. Ergänzend heisst es ebenso:<br />

„Der Schiedsrichter hat auf Hinweis eines<br />

Schiedsrichterassistenten über Ereignisse<br />

zu entscheiden, die er selbst nicht gesehen<br />

hat.“


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 41<br />

2014: Claudio Sulser (links), Vorsitzender<br />

der <strong>FIFA</strong>-Disziplinarkommission,<br />

informiert die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

über Sanktionen zur <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />

Weltmeisterschaft Brasilien 2014.<br />

Darüber hinaus hat er „Massnahmen gegen<br />

Teamverantwortliche zu ergreifen, die sich<br />

nicht verantwortungsbewusst verhalten,<br />

wobei er sie vom Spielfeld und dessen<br />

unmittelbarer Umgebung entfernen lassen<br />

darf“.<br />

8.4 Training von Spieloffiziellen<br />

und Ordnungsdienst<br />

Jede Region produziert unterschiedliche,<br />

sich stets entwickelnde Symbole und Codes,<br />

Rufe und Gesänge, die Diskriminierung<br />

offen und versteckt zum Ausdruck bringen.<br />

Dementsprechend ist es ratsam, z. B. die<br />

Spielkommissare und Sicherheitsbeauftragten,<br />

aber ebenso den Ordnungsdienst<br />

für mögliche Diskriminierungsvorfälle zu<br />

sensibilisieren. Hierzu kann eine Broschüre<br />

entwickelt werden, die den aktuellen Stand<br />

der diskriminierenden Ausdrucksformen<br />

zusammenfasst und besonnene Reaktionen<br />

und Kooperationen je nach regionaler<br />

Erfahrung und Kenntnis aufzeigt.<br />

8.5 Beispiele zur Befolgung<br />

rechtlicher Grundlagen<br />

Art. 57 des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements<br />

spricht sich gegen Ehrverletzung und für<br />

Fairplay aus. Er besagt: „Wer auf irgendeine<br />

Weise, insbesondere durch beleidigende<br />

Gesten oder Äusserungen, eine andere<br />

Person in ihrer Ehre verletzt oder wer die<br />

Prinzipien des Fairplay oder der Sportlichkeit<br />

verletzt, kann mit Sanktionen gemäss<br />

Art. 10 ff. belegt werden.“<br />

Art. 58 liefert dann das Diskriminierungsverbot:<br />

„Wer die Menschenwürde einer<br />

Person oder einer Gruppe von Personen<br />

durch herabwürdigende, diskriminierende<br />

oder verunglimpfende Äusserungen oder<br />

Handlungen … verletzt, wird für mindestens<br />

fünf Spiele gesperrt.“ Dazu kommen<br />

ein Stadionverbot und eine Geldstrafe von<br />

mindestens CHF 20 000. Bei einem Offiziellen<br />

beträgt die Geldstrafe mindestens<br />

CHF 30 000 (siehe Art. 58 Abs. 1 lit. a).<br />

Art. 58 ergänzt in Abs. 1 lit. b: „Verletzen<br />

mehrere Personen (Offizielle und/oder<br />

Spieler) desselben Klubs oder Verbandes<br />

gleichzeitig Abs. 1 lit. a oder liegen anderweitige<br />

gravierende Umstände vor, können<br />

der betreffenden Mannschaft bei einem<br />

ersten Vergehen drei Punkte und bei einem<br />

zweiten Vergehen sechs Punkte abgezogen<br />

werden; bei einem weiteren Vergehen<br />

kann ein Zwangsabstieg in eine tiefere<br />

Spielklasse erfolgen. In Spielen ohne Punktevergabe<br />

kann ein Ausschluss aus dem<br />

Wettbewerb ausgesprochen werden.“<br />

Liegt der Auslöser eines diskriminierenden<br />

Vorfalls bei der Anhängerschaft eines<br />

Teams, so wird der entsprechende Verband<br />

mit einer Geldstrafe von mindestens<br />

CHF 30 000 belegt, „ohne dass ihn ein<br />

schuldhaftes Verhalten oder ein schuldhaftes<br />

Unterlassen trifft“ (siehe Art. 58<br />

Abs. 2 lit. a). Schwerere Vergehen können<br />

zusätzliche Sanktionen nach sich ziehen.<br />

Dies kann die Austragung eines Spiels unter<br />

Ausschluss der Öffentlichkeit sein. Ebenso<br />

können schwere Vergehen im Hinblick auf<br />

Diskriminierung eine Forfait-Niederlage,


42<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

einen Punkteabzug oder den Ausschluss aus<br />

einem Wettbewerb zur Folge haben.<br />

Art. 58 Abs. 3 bezieht sich auf die individuellen<br />

Auslöser des Vergehens: „Zuschauer,<br />

die Abs. 1 lit. a dieses Artikels verletzen,<br />

werden mit mindestens zwei Jahren<br />

Stadion verbot belegt.“<br />

Im Sinne der Harmonisierung von Regelungen<br />

sollte, angelehnt an Art. 146 Abs. 2<br />

des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements, Art. 58 zu<br />

Diskriminierung von den <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbänden<br />

übernommen werden.<br />

8.6 Beispiele aus der<br />

Weltfussballfamilie<br />

Installation eines Identifikationssystems<br />

zu Risiken<br />

Zunächst ermitteln Vereine, Teams – evtl.<br />

unter Mitwirkung der Polizei – die Risikospiele<br />

nach den o. g. Kriterien. Hinzugezogen<br />

werden können externe Experten<br />

aus staatlichen und/oder nicht staatlichen<br />

Organisationen, z. B. in einem Risikobeirat.<br />

Am Ende werden ausgebildete Spielbeobachter<br />

für Antidiskriminierung bei den<br />

festgelegten Risikospielen eingesetzt. Dabei<br />

kann es vorkommen, dass ein Spiel zwei<br />

solche Spielbeobachter erfordert, um die<br />

entsprechenden üblichen Landessprachen<br />

der jeweiligen Teams und Fangruppen sowie<br />

die Spezifika ihrer Fankulturen bei der<br />

Beweisermittlung ausreichend zu erfassen.<br />

Antidiskriminierung im Spielberichtsbogen<br />

Es gibt Beispiele aus dem Amateurbereich<br />

von Verbänden, in denen der Spielberichtsbogen<br />

modifiziert wurde. Demnach<br />

fragt der Schiedsrichter die beteiligten<br />

Mannschaften nach dem Spiel, ob ihnen<br />

während des Spiels auf dem Feld oder von<br />

den Zuschauerrängen diskriminierende<br />

Aussagen aufge fallen sind. Oder ob sie<br />

sich gar selbst in diskriminierender Weise<br />

angegriffen fühlten. Falls dies der Fall ist,<br />

kann der Schiedsrichter das in einem eigens<br />

dafür vorgesehenen Feld auf dem Spielberichtsbogen<br />

eintragen. Das entsprechende<br />

Sportgericht muss den Fall dann prüfen.<br />

So kann z. B. ein zusätzliches Feld in den<br />

Spielberichtsbogen der Schiedsrichter aufgenommen<br />

werden. Schiedsrichter können<br />

beide Spielführer, Trainer oder Teams<br />

nach einem Spiel fragen, ob jemandem<br />

Diskriminierungen auf dem Feld und von<br />

den Zuschauerrängen aufgefallen sind. Sie


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 43<br />

können nachfragen, ob sich jemand von<br />

Diskriminierung betroffen fühlt.<br />

Konfliktschlichtung, Mediation,<br />

Täter-Opfer-Ausgleich und Bewährung<br />

Zusätzlich zu verhängten Verboten, aber<br />

auch im Vorfeld solcher kann der Dialog<br />

mit potenziellen und identifizierten Personen<br />

oder Gruppen unter den Fans gesucht<br />

werden. Hier gibt es Verbände, die Schulungen<br />

von Fans, aber auch von verurteilten<br />

Fans vorsehen. Dialoge, so berichten<br />

Vereine, ob zwischen Kläger und Angeklagten<br />

oder gar unter Mithilfe eines neutralen<br />

Moderators geführt, helfen, mögliche<br />

Bestrafungen nachvollziehbar zu machen.<br />

Dialoge können ebenso dabei helfen,<br />

Vergehen vorzubeugen. Sie bahnen den<br />

Weg zu aufrichtigen Entschuldigungen oder<br />

– falls sinnvoll – zu einem Täter-Opfer-Ausgleich.<br />

Es sind Beispiele diverser Vereine<br />

bekannt, in denen solche Prozesse über eine<br />

Spielsaison gedauert haben, mit monatlichen<br />

Sitzungen. Diese wurden methodisch<br />

auf die Vorfälle vor Ort angepasst.<br />

Darüber hinaus sind Modelle bekannt, in<br />

denen Stadionverbotsverfahren unterschiedliche<br />

Bewährungsmodelle zulassen.


46<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

9 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />

Kommunikation<br />

Bereits vor einem Sportgerichtsverfahren<br />

kann die Meldung einer Diskriminierung<br />

zu einem viel diskutierten Vorfall werden:<br />

über die externe Medienberichterstattung<br />

und die sozialen Medien. Auch ohne eventuellen<br />

Ermittlungen vorzugreifen, kann<br />

ein Fussballverband eine solche Situation<br />

nutzen und sich positionieren. Dabei hilft<br />

es entscheidend, präventiv eine eigene<br />

proaktive Strategie zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

in der Kommunikation und<br />

Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln.<br />

werden. Schliesslich sind es die Reglementierung,<br />

die Sanktionen, die Bildung oder<br />

Netzwerk und Kooperation als Säulen für<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung in einem<br />

Mitgliedsverband, die das unerlässliche<br />

Bild- und Textmaterial für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

liefern. Insgesamt sollte dabei<br />

beachtet werden, dass unterschiedliche<br />

Diskriminierungsformen systematisch, aber<br />

auch anlassbezogen aufgegriffen werden.<br />

Mögliche diskriminierende Vorfälle können<br />

fruchtbar werden, wenn der Verband<br />

der Situation angemessen seinen Standpunkt<br />

zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

deutlich entgegenhält. Eigene Projekte und<br />

Konzepte sollten genauso medial platziert<br />

werden wie die Versicherung, dass Ihre Organisation<br />

aktuelle Vorfälle sorgfältig prüft<br />

und rückhaltlos dagegen vorgehen wird.<br />

Insbesondere in der Öffentlichkeitsarbeit ist<br />

es wichtig, sie nicht isoliert von den anderen<br />

vier genannten Hauptsäulen zu inszenieren.<br />

Positionen zur Stärkung von Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung wirken nur, wenn<br />

sie von entsprechenden Taten begleitet<br />

Ecuadors Nationalspieler Michael<br />

Arroyo und Antonio Valencia mit<br />

dem <strong>FIFA</strong>-Hashtag #SayNoToRacism<br />

zur Fussball-Weltmeisterschaft<br />

Brasilien 2014.<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung durch Kommunikation<br />

Branding<br />

Veröffentlichungen<br />

Botschafter Preisverleihung Veranstaltungen


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 47<br />

9.1 Branding<br />

Um die Position einer Organisation zu Vielfalt<br />

und Diskriminierung einprägsam und<br />

nachhaltig in der Öffentlichkeit zu platzieren,<br />

ist ein visuelles Dach erforderlich. Das<br />

kann ein Logo sein, aber auch ein wiederkehrendes<br />

Design, das die unmissverständlichen<br />

Botschaften transportiert. Ein<br />

treffliches Motto kann so formuliert sein,<br />

dass im Wechsel unterschiedliche Diskriminierungsformen<br />

aussagekräftig berücksichtigt<br />

werden.<br />

Das Branding macht alle fünf Säulen für<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung sichtbar<br />

und wiedererkennbar: die Politiken,<br />

die Sanktionen, die Bildung, Netzwerk<br />

und Kooperation genauso wie eben die<br />

Öffentlichkeitsarbeit.<br />

9.2 Veröffentlichungen<br />

Öffentlichkeitsarbeit umfasst Medienverlautbarungen<br />

genauso wie die Online-Präsenz<br />

des Mitgliedsverbands. Für die kontinuierliche<br />

Sichtbarkeit des Engagements<br />

für Vielfalt und Antidiskriminierung ist ein<br />

eigener Menüpunkt oder ein Menüunterpunkt<br />

im Bereich Nachhaltigkeit o. Ä. zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung auf der<br />

Homepage oder eine wiederkehrende Kolumne<br />

in der Verbandszeitung empfehlenswert.<br />

Informationen können auch vor Ort<br />

öffentlich verbreitet werden (z. B. auf Informationswänden,<br />

in Unterhaltungsmodulen<br />

im Stadion etc.). Insgesamt geht es darum,<br />

generelle Positionen der Organisation zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung dauerhaft<br />

vorzustellen und entsprechende Aktivitäten<br />

zusammenzuführen.<br />

Nachrichten, Interviews, Hintergrundartikel<br />

und soziale Medien<br />

Dazu gehören in erster Linie regelmässige<br />

Nachrichten, vertiefende Interviews und<br />

Hintergrundartikel zu Vielfalt und Antidiskriminierung,<br />

aber auch Berichte über<br />

Vorfälle und ihre Bewertung durch das<br />

Verbandsgericht. Bewährte Praxen des Verbands<br />

und der Vereine sowie weiterführendes,<br />

betont praktisch orientiertes Material<br />

zum Download stärken die eigene Position<br />

und sind in der Anleitung zum Handeln<br />

gleichermassen hilfreich. Auch dieser hier


48<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

vorliegende Leitfaden der <strong>FIFA</strong> sollte von<br />

den Mitgliedsverbänden online verknüpft<br />

werden.<br />

Präsenz in den sozialen Medien wird immer<br />

wichtiger, um die eigene Position zu präsentieren<br />

und auch diskutieren zu lassen.<br />

Insgesamt bietet Online-Kommunikation<br />

hier vielfältige und überaus populäre Möglichkeiten.<br />

Populäre Online-Formate sollten<br />

genutzt werden, um eigene Botschaften –<br />

ob Stellungnahmen oder Videospots – zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung zu transportieren.<br />

Infotainment<br />

Eine nützliche Methode, Botschaften<br />

erfolgreich zu platzieren, kann Infotainment<br />

sein. Information und Unterhaltung<br />

professionell zu kombinieren, ist ein sinnvolles<br />

Mittel, um die Aufmerksamkeit von<br />

Menschen zu gewinnen und gleichzeitig<br />

komplexe Inhalte zu vermitteln.<br />

Einprägsame Kurzformate<br />

Während der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />

Brasilien 2014 rief die <strong>FIFA</strong> prominente<br />

Personen und genauso Fussballfans<br />

dazu auf, online sogenannte „Selfies“ mit<br />

dem Motto „Say No to Racism“ zu veröffentlichen.<br />

Ebenfalls möglich ist, Prominente<br />

und thematisch wichtige Personen in ein<br />

Online-Forum des Verbands einzuladen und<br />

öffentlich zum Thema Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

zu befragen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit wird unterstrichen,<br />

wenn sie direkt im Stadion ihre Entsprechung<br />

findet. Das kann ein Stadionbanner<br />

sein, auf dem Spieler und Einlaufkinder<br />

gemeinsam einen Schriftzug präsentieren.<br />

Sollte es offizielle Übertragungsorte oder<br />

Fan-Feste geben, kann Sorge getragen werden,<br />

dass auch dort Banner oder Beschilderungen<br />

eingesetzt werden. Beschilderungen<br />

und kurze, aber prägnante Botschaften<br />

können dabei konkrete Informationen zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung vermitteln.<br />

Diese können auf Eintrittskarten gedruckt<br />

sein, aber auch auf Handzetteln, Stadionmagazinen<br />

oder auf Plakaten.<br />

Die <strong>FIFA</strong> nutzt regelmässig die Bandenwerbung<br />

bei den eigenen Turnieren, damit<br />

der wichtige Standpunkt auch zu den<br />

Zuschauern vor den Bildschirmen ausserhalb<br />

des Stadions gelangt.<br />

9.3 Botschafter<br />

Auch Menschen können wichtige Standpunkte<br />

zu Vielfalt und gegen Diskriminierung<br />

manifestieren. Am besten eignen<br />

sich dazu Vorbilder. Das Potenzial beliebter<br />

Fussballer, Trainer und Schiedsrichter,<br />

aber auch der Prominenten von Politik bis<br />

Anthony Baffoe (GHA) wehrte sich<br />

als Spieler gegen Rassismus. Zuvor<br />

<strong>FIFA</strong>-Botschafter gegen Rassismus,<br />

engagiert er sich nun in der <strong>FIFA</strong>-<br />

Arbeitsgruppe gegen Rassismus<br />

und Diskriminierung.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 49<br />

Unterhaltungskultur bieten den fördernden<br />

Aktionen ein einprägsames Gesicht,<br />

z. B. auf Postern oder in einer öffentlichen<br />

Anzeigenkampagne zu Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />

Sie platzieren Aussagen an<br />

prominenter Stelle und untermauern diese<br />

mit der Erfahrung ihres eigenen Fussballlebens.<br />

Schon die Ernennung eines oder mehrerer<br />

Botschafter liefert dem Mitgliedsverband<br />

ein mediales Ereignis. Botschafter sollten<br />

gut über die inhaltliche Ausrichtung des<br />

Verbands zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

und über seine aktuellen Projekte<br />

informiert werden, bevor sie in öffentlichen<br />

Auftritten das Thema medienwirksam<br />

transportieren.<br />

Der Preis für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

kann dabei in mehreren Kategorien<br />

vergeben werden. Erwachsene und jugendliche<br />

Einzelpersonen, Teams, Vereine<br />

und Organisationen können genauso wie<br />

öffentliche oder private Initiativen, die sich<br />

ausserhalb der Verbandswelt für Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung im Fussball stark<br />

machen, berücksichtigt werden. Insbesondere<br />

positive Momente, Gesten und Initiativen<br />

der Zuschauer und Fussballfans sollen<br />

Die öffentlichen Gelegenheiten sind vielfältig:<br />

im Umfeld und im Vorprogramm von<br />

Fussballspielen, bei Turnieren und besonderen<br />

Veranstaltungen. Ihre Anwesenheit<br />

und ihr Gesicht verleihen den Projekten des<br />

Verbands und dem Vorhaben bei seinen<br />

Partner die nötige Sichtbarkeit. Botschafter<br />

verbinden z. B. auch bei Podiumsdiskussionen<br />

das Thema mit einem Anstrich persönlicher<br />

Erfahrung, schreiben Grussworte für<br />

sport- und gesellschaftsrelevante Publikationen,<br />

Ausstellungen und Projekte, die<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung behandeln.<br />

Der Europäische Rat<br />

für Toleranz und<br />

Versöhnung verleiht<br />

Kameruns Samuel<br />

Eto‘o im Jahre 2015 die<br />

Medaille der Toleranz.<br />

Sollte der Verband über eine eigene Arbeitsgruppe<br />

zu Vielfalt und Diskriminierung<br />

verfügen oder an entsprechenden Veranstaltungen<br />

anderer teilnehmen, so ist es sinnvoll,<br />

entsprechende Botschafter auch dort<br />

inhaltlich oder symbolisch einzubinden.<br />

9.4 Preisverleihung<br />

Die Einführung eines einmalig oder wiederkehrend<br />

verliehenen Preises für Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung ist ein weiterer Meilenstein<br />

in diesem Bereich der Verbandsarbeit.<br />

Der Preis kann an eine bereits bestehende<br />

Preisverleihung angedockt werden. Er<br />

kann den gleichen Namen tragen, wie das<br />

Verbandsmotto zu Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />

Auch der Name einer Person,<br />

die in diesem Bereich eine wichtige Rolle<br />

gespielt hat, kann durchaus als Namenspate<br />

für den Preis fungieren. Oder der Verleihung<br />

wird ein neues Format gegeben,<br />

indem z. B. der Botschafter für Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung dem Gewinner den<br />

entsprechenden Preis überreicht.<br />

gewürdigt werden, um mehr von ihnen<br />

zum Engagement für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

anzuregen und ihre soziale<br />

Selbstregulierung zu fördern.<br />

9.5 Eigene Veranstaltungen<br />

Antidiskriminierungstage<br />

Jährliche Antidiskriminierungstage erwachsen<br />

zu einem symbolischen Eckpfeiler von<br />

Strategien für Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />

Verbände und Vereine können ermutigt<br />

werden, an den gleichen Tagen jeweils<br />

eigene oder eine einheitlich festgelegte<br />

Botschaft zu präsentieren.


50<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

Seit 2002 richtet die <strong>FIFA</strong> jährlich und erfolgreich<br />

ihre Tage gegen Diskriminierung<br />

aus. Bei der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />

2014 in Brasilien sahen diese ein spezielles<br />

Protokoll vor den Viertelfinalspielen vor.<br />

Alle beteiligten Teams zeigten das Banner<br />

„Say No to Racism“. Die Mannschaftskapitäne<br />

verlasen folgende Botschaften: „Ich<br />

erkläre, dass wir von ganzem Herzen jede<br />

Art von Rassismus oder Diskriminierung<br />

ablehnen, egal ob auf dem Spielfeld oder<br />

ausserhalb. Mit der Kraft des Fussballs können<br />

wir dazu beitragen, Rassismus aus dem<br />

Sport und aus dem Rest der Gesellschaft zu<br />

tilgen.“<br />

Tag der offenen Tür<br />

Einen Tag der offenen Tür zu veranstalten<br />

und ihn unter das Motto Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung zu stellen, sichert<br />

nicht nur ein weiteres Ereignis in der<br />

Aussendarstellung, sondern bindet individuelle<br />

Mitglieder und Menschen aus der<br />

Umgebung auf unterschiedlichen Niveaus<br />

mit ein. An Informationsständen können<br />

Verbände, Vereine und Teams, aber auch<br />

Expertengruppen und Organisationen des<br />

Landes ihre Vorstellungen zu Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung hautnah präsentieren<br />

und diskutieren.<br />

Entsprechende Workshops und Vorträge,<br />

Podiumsdiskussionen, kleine Ausstellungen,<br />

Jugendtheateraufführungen oder Buchpräsentationen,<br />

aber auch Autogrammstunden<br />

ihrer Spieler und Trainer können beim Tag<br />

der offenen Tür ihren Platz finden. Auch<br />

unabhängig von einem Tag der offenen Tür<br />

unterstreichen solche Veranstaltungen ihre<br />

öffentliche Präsenz und fördern die Darstellung<br />

der sozialen Verantwortung einer<br />

Organisation in der Öffentlichkeit.<br />

9.6 Beispiele aus der<br />

Weltfussballfamilie<br />

Gibt es einen diskriminierenden Vorfall,<br />

steigt der gesellschaftliche Druck auf einen<br />

Verband. Medienvertreter fragen nach konkreten<br />

Standpunkten. An dieser Stelle ist es<br />

seriös, wenn der zuständige Verband oder<br />

Verein zunächst erklärt, dass der genannte<br />

Fall untersucht und die Öffentlichkeit zu<br />

gegebener Zeit informiert wird.<br />

Da eine solche Aussage von Medienvertretern<br />

häufig als unbefriedigend wahrgenommen<br />

wird, ist es zu unterstützen, wenn<br />

ein Verband oder Verein bei einem Vorfall<br />

von erheblichem öffentlichem Interesse<br />

bekennt, dass:<br />

• er bei Meldungen zu Diskriminierungen<br />

wachsam ist und ihnen ernsthaft nachgeht,<br />

• er jede Form von Diskriminierung ablehnt<br />

und sich klar dagegen positioniert.<br />

Hier können auch positive Aktionen<br />

und Planungen benannt werden, die<br />

der Verband dazu bereits betreibt und<br />

unterstützt,<br />

• er, so ein weiteres Beispiel aus Verbänden,<br />

Mitgefühl für einen Spieler, weitere<br />

Spieloffizielle oder einen Fan äussert,<br />

wenn diese Situation als diskriminierend


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 51<br />

empfunden wird; ungeachtet ob sich<br />

der Vorfall verbandsgerichtlich bestätigt<br />

oder nicht. Unabhängig vom juristischen<br />

Weg kann ein Verband oder Verein in<br />

solchen Situationen signalisieren, dass er<br />

potenziell und tatsächlich von Diskriminierung<br />

Getroffenen Gespräche anbietet.<br />

Auch sogenannte Erst- oder Opferberatungsstellen,<br />

falls vorhanden, können<br />

vermittelt werden.<br />

Seit Jahren bindet die UEFA ihre<br />

Mitgliedsverbände in ihre Kampagne<br />

„Vereinigt gegen Rassismus“ ein. Hier<br />

vor dem Qualifikationsspiel Wales –<br />

Bosnien und Herzegowina für die EURO<br />

2016 in Frankreich.<br />

Im Kampf für Vielfalt und gegen Diskriminierung<br />

sollte ein Verband zeigen, dass er<br />

einen möglichen Vorfall ernst nimmt und<br />

ihn gewissenhaft bewertet. Des Weiteren<br />

gibt es Punkte zu beachten, die sich als wenig<br />

hilfreich erweisen. Es ist höchst sinnvoll,<br />

Aussagen zu vermeiden, die einen im Raum<br />

stehenden Vorfall pauschal herunterspielen.<br />

Folgende Beispiele stammen aus der Analyse<br />

der <strong>FIFA</strong> von solchen Situationen. Sie<br />

sollen keine Sprachregelung definieren,<br />

sondern Beispiele aus der Erfahrung liefern<br />

und zum Nachdenken anregen:<br />

• „Jedes Land in Kontinent X hat dieses<br />

Problem. Wir sollten nicht immer über<br />

Vorfälle in einem/unseren Land sprechen.“<br />

Erklärung: Eine solche oder ähnliche<br />

Aussage ist irrelevant und wirkt relativierend,<br />

da ein Vorfall/die Situation im<br />

Einzugsgebiet eines Verbandes nicht<br />

besser wird, wenn auf ein anderes Land<br />

verwiesen.<br />

• „Wir sollten den wenigen Leuten, die<br />

rassistische Dinge sagen, nicht zu viel<br />

Aufmerksamkeit schenken./Es sollte<br />

nicht zu viel darüber berichtet werden.<br />

Das stärkt nur ihr Selbstbewusstsein und<br />

spielt ihnen neue Zuhörer und Anhänger<br />

in die Hände.“<br />

Erklärung: Wenn nicht über Diskriminierungsvorwürfe<br />

und -vorfälle berichtet<br />

wird, kann kein Bewusstsein dafür wachsen.<br />

Die o. g. Aussage zeugt ebenso von<br />

wenig Selbstvertrauen in die Mehrheit<br />

der eigenen Mitglieder und die Einwohner<br />

des eigenen Landes.<br />

Bei einem <strong>FIFA</strong>-Workshop vor der <strong>FIFA</strong><br />

Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien<br />

2014 zur Audiodeskription, die<br />

speziell für Blinde und Menschen mit<br />

Sehbehinderung entworfen wurde,<br />

präsentiert der frühere <strong>FIFA</strong>-Schiedsrichter<br />

Arnaldo Cezar Coelho ein T-Shirt mit<br />

seinem Namen in Blindenschrift.


52<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

In einigen Ligen<br />

existieren Kampagnen,<br />

bei denen<br />

regenbogenfarbene<br />

Schnürsenkel als Zeichen<br />

der Akzeptanz von<br />

Homosexualität getragen<br />

werden.<br />

• „Bei uns gibt es viele Spieler verschiedener<br />

Länder und Kontinente. Es gibt also<br />

kein wirkliches Problem.“<br />

Erklärung: Die Tatsache, dass Menschen<br />

verschiedener Länder und Kontinente<br />

im eigenen Umfeld tätig sind, schützt<br />

nicht unbedingt vor diskriminierenden<br />

Aussagen. Obige Aussage kann auf das<br />

Team und den Umgang im Verein oder<br />

Verband zutreffen. Für jeden Zuschauer<br />

sollte jedoch niemand die Hand ins Feuer<br />

legen.<br />

• „Ein guter Freund ist homosexuell. Was<br />

ich gesagt habe, kann also gar nicht<br />

homophob sein.“ Oder: „Ich habe jahrelang<br />

mit Personen aus anderen Ländern<br />

und Kontinenten zusammengearbeitet.<br />

Was ich gesagt habe, kann also gar nicht<br />

rassistisch sein.“<br />

Erklärung: Die Tatsache, dass man persönliche<br />

Freunde oder Arbeitskollegen<br />

aus diversen Ländern hat oder solche, die<br />

Ausländer oder homosexuell sind, schützt<br />

nicht vor rassistischen oder homophoben<br />

Aussagen. Ebenso darf von einer einzelnen<br />

homophoben oder rassistischen Aussage<br />

nicht unbedingt auf einen grundlegend<br />

homophoben oder rassistischen<br />

Menschen geschlossen werden.<br />

• „Fussball ist per se ein Musterbeispiel<br />

sozialer Inklusion und Integration.“<br />

Erklärung: Das ist grundsätzlich richtig.<br />

Dabei darf jedoch nicht vergessen<br />

werden, dass ein Fussballspiel zwei Teams<br />

braucht, was andere Personen zumindest<br />

in bestimmten Situationen dazu animieren<br />

kann, ein „Wir“ und „die Anderen“<br />

aggressiv aufzuladen. Auch innerhalb eines<br />

Teams können sich Cliquen und Vorurteile<br />

bilden. Damit Fussball seine sozial<br />

inklusive bzw. integrative Wirkung voll<br />

entfalten kann, müssen diverse Grundlagen<br />

des sozialen Umgangs miteinander<br />

erfüllt sein. Dazu gehört nicht nur ein<br />

Miteinanderspielen, sondern auch ein<br />

respektvolles Aufeinander-Z ugehen im<br />

Sozialen.<br />

• „Nicht der Fussball, sondern die Gesellschaft<br />

ist hier in die Pflicht zu nehmen.“<br />

Erklärung: Fussball ist ein Teil der<br />

Gesellschaft. Deshalb muss Fussball wie<br />

alle gesellschaftliche Instanzen soziale<br />

Verantwortung zeigen.<br />

Sicher äussern sich im Fussball Dinge,<br />

die Menschen in ihrem bisherigen Leben<br />

eingeübt haben. Und für viele ist Fussball<br />

seit früher Kindheit ein prägender Teil<br />

ihrer Gesellschaft. Beim Fussball geht es<br />

um mehr als um Tore, Sieg oder Niederlage.<br />

Er ist auch ein Phänomen, das soziales<br />

Leben prägt, wobei die Erfahrungen der<br />

Menschen ausgetauscht und weitergegeben<br />

werden. Nicht alle Menschen haben<br />

aber ausschliesslich positive und vorbildliche<br />

Erfahrungen gemacht. Dennoch ist<br />

es offensichtlich, dass der Fussball positive<br />

Erfahrungen produzieren kann. Und als<br />

globale Massensportart hat er auch die<br />

soziale Verantwortung, dieses ungeheure<br />

Potenzial mit kreativen und effektiven<br />

Ideen weiterzuentwickeln.


54<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

10 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Bildung<br />

Fussball kann durch die Verknüpfung mit<br />

Bildungsarbeit seine integrativen Vorteile<br />

nutzbar machen. Um in die Zukunft von<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung im Weltfussball<br />

zu investieren, stellt insbesondere<br />

Bildung die wichtigste, aber auch eine sehr<br />

anspruchsvolle Säule innerhalb einer Strategie<br />

von Verbänden dar.<br />

Die Säule Bildung sollte im Fussball ein<br />

Repertoire bereithalten, das die Fuss-<br />

ballspieler, die Trainer und weitere Spieloffizielle<br />

auch als sozial verantwortungsbewusste<br />

Menschen wirken lässt. Auf<br />

unterschiedliche Weise kann ihnen vermittelt<br />

werden, Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

als unumstössliche Werte vorzuleben.<br />

Bildung im, um und durch den Fussball<br />

kann grundlegende Kenntnisse vermitteln,<br />

um der Diskriminierung vorzubeugen und<br />

sich bei Diskriminierungsvorfällen im eigenen<br />

Umfeld vorbildlich zu verhalten.<br />

Englands Wayne Rooney engagiert<br />

sich während der <strong>FIFA</strong>-Fussball-<br />

Weltmeisterschaft Brasilien 2014 für<br />

die Selfie-Kampagne #SayNoToRacism.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 55<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung durch Bildung<br />

Ausbildung<br />

Fortbildung<br />

Projekte und<br />

Kampagnen<br />

Dokumentation<br />

Evaluation<br />

Bildung im Fussballkontext kennzeichnet<br />

sich besonders dadurch aus, dass sie auf die<br />

Bedürfnisse von Menschen vor Ort eingeht.<br />

Deshalb kann sie regional unterschiedliche<br />

Programme und Projekte hervorbringen.<br />

Sie scheitert, wenn sie versucht, die Lösungswege<br />

anderer Mitgliedsverbände<br />

ungeprüft auf den eigenen Verband zu<br />

übertragen.<br />

Bildung im Fussball versucht, die Menschen<br />

dort abzuholen, wo sie sich in ihrem Leben<br />

sozial befinden. Dabei ist ein (sozial-)pädagogisches<br />

und lehrmethodisches Wissen<br />

unerlässlich.<br />

10.1 Ausbildung<br />

Fussball und sein Regelwerk bauen auf<br />

Teamwork auf. Dieser Rahmen bietet viel<br />

Spielraum für Fairplay und ein gemeinsames<br />

Miteinander. Ist an dieser Stelle von<br />

Ausbildung die Rede, bieten sich Mitgliedsverbänden<br />

und Vereinen unzählige Andockstellen.<br />

Über Fairplay auf dem Platz hinaus eröffnen<br />

der Fussball, seine Umgebungen und<br />

Denkwelten eine Lebensschule für soziales<br />

Lernen, auch im Hinblick auf Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung. Über Vorbilder<br />

Uruguays Kapitän Diego Lugano und<br />

Deutschlands Philipp Lahm verlesen<br />

bei der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />

Südafrika 2010 Botschaften gegen<br />

Rassismus und Diskriminierung.


56<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

können diverse Akteure – von den Trainern<br />

und Spielern bis hin zu den Fans – positive<br />

Verhaltensweisen für ihren Alltag übernehmen.<br />

Auch das Auftreten eines Fussballweltstars<br />

genauso wie das von lokalen Akteuren des<br />

Fussballplatzes will wohl überlegt sein,<br />

stehen ihre Worte und Taten doch häufig<br />

im Mittelpunkt des Interesses von Jugendlichen.<br />

Verbände und Vereine sollten überprüfen,<br />

inwiefern sie über die sportliche Ausbildung<br />

hinaus die Elemente einer sozialen<br />

Ausbildung ihrer Fussballspieler aufwerten<br />

können. Sie und andere Mitarbeiter von<br />

Verbänden und Vereinen sollten zu Vorbildern<br />

ausgebildet werden, wenn es um<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung geht.<br />

Dabei geht es jedoch nicht nur um die Ausbildung<br />

von Jugendlichen. Auch dreht es<br />

sich nicht um den befehlenden Zeigefinger.<br />

Vielmehr hilft ein ständiges, gegenseitiges<br />

Lernen voneinander. Verbände können<br />

Räume schaffen, in denen dies bewusst<br />

gefördert wird. Dort trägt der gegenseitige<br />

Austausch von Spieloffiziellen, Vereinsvertretern<br />

und Trainern zu einem harmonischen<br />

Miteinander bei.<br />

Spezielle Trainingseinheiten sollten Elemente<br />

von sozialer Inklusion und Antidiskriminierung<br />

beinhalten. Dabei kann externe<br />

Unterstützung von sozial und pädagogisch<br />

speziell geschulten Fachkräften, Studierenden<br />

des Sports oder der Geisteswissenschaften<br />

zur Förderung der Qualität beitragen.<br />

Eingebunden werden sollten ebensolche<br />

Verbands- oder Vereinsmitglieder und weitere<br />

Ehrenämtler.<br />

Hierbei ist es unerlässlich, als Verband und<br />

Verein klare Aussagen zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

parat zu halten. Genauso<br />

relevant ist es, die Alltagswelt der Auszubildenden<br />

zu verstehen. Bildung heisst,<br />

Anspielstationen zu bieten, nicht nur unter<br />

dem eigenen Dach. Es ist auch wichtig, auf<br />

die eigenen Mitglieder zuzugehen und<br />

sie in ihrem direkten Umfeld zu unterstützen.<br />

Dann kann ihr Gefühl für Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung Schritt für Schritt und<br />

somit nachhaltig entwickelt werden.<br />

Die Verantwortlichen und Spieler sollten<br />

in einem Verbandsumfeld so agieren, dass<br />

das Engagement für Vielfalt und Diskriminierung<br />

erleichtert wird. Insbesondere die<br />

agierenden Personen – von Verbands- und<br />

Spieloffiziellen bis zu Vereinsvertretern und<br />

Trainern – sind also im Sportlichen genauso<br />

wie in der Vermittlung von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung als Vorbilder gefragt.<br />

10.2 Fortbildung<br />

Der Verband, seine Mitgliedsvereine und<br />

Teams machen sich durch Bildungsangebote<br />

noch attraktiver. Alle sind willkommen<br />

– zu einem solchen Bild steuern direkte<br />

Fortbildungen zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

aktiv etwas bei. Aber auch allgemeine<br />

Bildungsangebote können Alternativen<br />

zu Engstirnigkeit und Diskriminierung<br />

eröffnen. Das kann ein Seminar zur Verbandshistorie,<br />

ein Erste-Hilfe-Kurs oder ein<br />

Erfahrungsaustausch zur Stressbewältigung<br />

sein. Fortbildungen finden mehr Anklang,<br />

wenn die notwendigen Bedürfnisse der Aktiven<br />

vorher erfragt werden. Dann können<br />

sie genau auf die handelnden Personen<br />

eingehen und sich einprägen.<br />

Um Vorbilder für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

hervorzubringen, sollte die soziale<br />

Kompetenz und das Wissen der agierenden<br />

Mitarbeiter der Verbände dazu bewusst<br />

gepflegt werden. Dies kann z. B. durch die<br />

Bereitstellung eines praxisnahen, alltagsnützlichen<br />

Portfolios oder durch entsprechende<br />

Mitarbeiterschulungen geschehen,<br />

zu denen auch externe Kursleiter berufen<br />

werden können. Werden Fortbildungsformate<br />

innerhalb des Mitgliedsverbands<br />

bzw. für die Mitarbeiter zu einem festen<br />

Bestandteil der Arbeit, so sichert dies mittelfristig<br />

ein respektvolles, authentisches<br />

Erscheinungsbild des Verbands. Dies betrifft<br />

die gegenseitige Umgangsweise innerhalb<br />

der Verbandsstrukturen genauso wie die<br />

vorteilhafte Haltung des Verbands im Austausch<br />

mit externen Partnern oder Medien.<br />

Fortbildung ist nicht nur verbands- und<br />

betriebsintern angeraten. Die <strong>FIFA</strong> bietet<br />

ihren Spielkommissaren als Teil ihrer<br />

Vorbereitung z. B. weltweit einen Informationsblock<br />

zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

an. Auch weitere Spieloffizielle,<br />

insbesondere die Schiedsrichterteams<br />

sollten geschult werden. Fortbildungsformate<br />

für sie können sich auf das Trainieren<br />

von Fingerspitzengefühl beziehen, wenn<br />

es um korrekte und eindeutige Reaktionen<br />

auf Diskriminierungen auf dem Spielfeld


57<br />

Lautstarke Botschaften gegen Rassismus<br />

von Juan Sorin (ARG) und Zinedine<br />

Zidane (FRA) bei der <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />

Weltmeisterschaft Deutschland 2006.<br />

geht. Zu einem Schulungsformat gebündelte<br />

Erfahrungen von Schiedsrichtern mit<br />

Provokationen und deutlich diskriminierenden<br />

Aussagen steigern die Optionen<br />

für eine präventive Unterbindung. Grundlegend<br />

sollte Schiedsrichterteams nicht<br />

nur regelmässig auffrischend vermittelt<br />

werden, wie sie Diskriminierung erkennen,<br />

sondern auch, welche Möglichkeiten der<br />

Warnung und Ahndung ihnen zur Verfügung<br />

stehen. Dazu kann eine Broschüre<br />

oder eine Online-Plattform entstehen, auf<br />

der eigene Erfahrungen und Vorschläge<br />

zu Reaktionsweisen, aber auch landespezifische<br />

Symbole und Codes von Diskriminierung<br />

aktualisiert werden. Ähnliches gilt<br />

ebenso für die Fortbildung des Sicherheitspersonals<br />

sowie des Ordnungsdienstes.<br />

Zusätzlich ist es hier ausschlaggebend, neben<br />

den eigenen Möglichkeiten und ihren<br />

rechtlichen Grenzen auch die Formen der<br />

gegenseitigen Zusammenarbeit und Ablaufpläne<br />

für Ernstfälle deutlich zu machen.<br />

Sicherheitsmitarbeiter und Ordner sollten<br />

genau wissen, wen sie wann konsultieren.<br />

Ein erfolgreicher Ordnungsdienst fördert<br />

die Zuschauerfreundlichkeit und soziale Inklusion,<br />

wenn er jeden Menschen auch von<br />

seiner Ausstrahlung her willkommen heisst<br />

und im Falle von Diskriminierungen oder<br />

Diskriminierungsvorwürfen angemessen<br />

und besonnen agiert.<br />

Im Bereich des Sicherheitspersonals ist es<br />

besonders für Sicherheitsbeauftragte und<br />

weitere verbands- oder vereinsinterne Spielbeobachter<br />

von Bedeutung, Diskriminierungen<br />

in Form von Schrift, Bild und Gesängen<br />

zu erkennen und Zuschauerdynamiken zu<br />

begreifen. Dort wo vorhanden, gilt dies<br />

insbesondere für das Sicherheitspersonal in<br />

der Videoüberwachung. In Fortbildungen<br />

sollten Sicherheitsbeauftragte das nötige<br />

Feingefühl trainieren und lernen, wie einzuschreiten<br />

ist, wenn Vielfalt eingeschränkt<br />

und Diskriminierung verübt wird. Je nach<br />

Land kann auch die zuständige Polizei in<br />

einen gegenseitig fortbildenden Austausch<br />

eingebunden werden.<br />

10.3 Projekte und Kampagnen<br />

Die Auswahl an Bildungsprojekten und<br />

diesbezüglichen Kampagnen ist im weltweiten<br />

Fussball gross. Ihre Herangehensweisen<br />

sollten im Fussball auf die jeweilige<br />

Zielgruppe ausgerichtet sein: Genauso<br />

wie es diverse Angebote für Kinder und<br />

Jugendliche verschiedener Altersklassen<br />

anzupassen gilt, lassen sich auch Wege für<br />

die Erwachsenenbildung festlegen. Über<br />

den Tellerrand schauen: Der Fussballbetrieb<br />

kann die eigenen Projekterfahrungen immer<br />

auch mit den gängigen und aktuellen


58<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

Methoden der allgemeinen Bildungsarbeit<br />

vergleichen und somit überprüfen. Angebote<br />

steigern ihre Wirksamkeit, wenn auch<br />

die sozialen Milieus der Zielgruppen und<br />

die entsprechenden regionalen Umstände<br />

erwogen werden.<br />

Projekte und Fortbildung sind eng miteinander<br />

verknüpft: in Workshops, Podiumsdiskussionen,<br />

Vorträgen, Seminaren,<br />

internationalem Jugendaustausch, aber<br />

auch in Videoprojekten und Ausstellungen.<br />

Kooperationen mit anderen Angeboten<br />

in der jeweiligen Region eines<br />

Verbands sind allemal vielversprechend.<br />

Information, Aufklärung und Sensibilisierung<br />

für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

im Fussball meinen einen fortlaufenden<br />

Prozess.<br />

Ein Verband kann seinen Mitgliedern auch<br />

Informationsmaterial zur Förderung von<br />

Bildung im Hinblick auf Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

bereitstellen. Während der<br />

hier vorliegende <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide<br />

für Vielfalt und Antidiskriminierung einen<br />

Möglichkeitsrahmen offeriert, kann z. B. ein<br />

eigener regionalbezogener Good Practice<br />

Guide entstehen, der je nach Gesetzeslage<br />

des jeweiligen Landes vertiefender und<br />

noch praktischer die passenden Strategien<br />

und Beispiele zusammenfasst.<br />

Kombiniert ein Verband diverse der hier<br />

genannten Möglichkeiten, entsteht eine<br />

wiedererkennbare Kampagne, der ein<br />

Verband einen bestimmten Turnus geben<br />

kann. Kampagnen wirken authentischer<br />

und damit erfolgreicher, wenn es gelingt,<br />

die eigenen Fussballfans partizipatorisch<br />

einzubauen.<br />

10.4 Dokumentation<br />

Die Dokumentation diskriminierender Vorfälle,<br />

vor allem aber von positiven Beispielen<br />

von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

im Fussball in Schrift und Bild sind für die<br />

ständige Entwicklung der Bildung als Säule<br />

des eigenen Verbands wichtig. So schafft<br />

ein Verband die Grundlage zur Verbreitung<br />

guter Praxisbeispiele zu Vielfalt und Antidiskriminierung,<br />

zum Austausch und zum<br />

gegenseitigen Lernen seiner Mitglieder<br />

und der weiteren Akteure. Des Weiteren<br />

unterstützen Dokumentationen in diesem<br />

Bereich die Evaluation.<br />

Vor dem Halbfinale der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft Deutschland 2011:<br />

Worte gegen Diskriminierung von Japans<br />

Saki Kumagai und Schwedens Charlotte<br />

Rohlin.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 59<br />

Vor dem Halbfinale des <strong>FIFA</strong><br />

Konföderationen-Pokals<br />

Brasilien 2013: Worte gegen<br />

Diskriminierung von Spaniens<br />

Iker Casillas und Italiens<br />

Gianluigi Buffon.<br />

10.5 Evaluation<br />

Eine regelmässige Evaluation ist für alle<br />

fünf Säulen des Verbandskonzepts und der<br />

daraus hervorgehenden Initiativen für Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung von Bedeutung.<br />

Dennoch soll diese gerade im Bereich<br />

Bildung wegen seiner zahlreichen und sehr<br />

unterschiedlichen Ansätze in den Regionen<br />

betont werden. Ein jährlicher Zwischenbericht<br />

z. B. ist hilfreich, um erfolgreiche<br />

Faktoren einer Bildungsarbeit messbarer<br />

gegen weniger erfolgreiche abzugrenzen.<br />

Ferner kann so deutlich werden, welche<br />

Projekte einerseits eher anlassbezogen einzusetzen<br />

sind und welche andererseits als<br />

fortwährende Elemente für das Verbandsprofil<br />

sinnvoll sein können. Pädagogische<br />

Richtungen und Methoden werden überprüft.<br />

So wird der Gefahr vorgebeugt, eine<br />

Monokultur in Methodik und Praxis entstehen<br />

zu lassen. Eine gelungene Kombination<br />

von Ansätzen unterschiedlicher Methodik<br />

und Praxis ist der Garant dafür, die Ausrichtung<br />

von Initiativen eines Mitgliedsverbands<br />

nicht ins Leere laufen zu lassen. Die<br />

Evaluation sichert dabei zusätzlich, dass<br />

stets die korrekte Terminologie im Kontext<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung verwendet<br />

wird.<br />

10.6 Beispiele aus der<br />

Weltfussballfamilie<br />

Am effektivsten kann Bildung im Bereich<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung gefördert<br />

werden, wenn die lokal vorhandenen<br />

Methoden als Grundlage genommen werden.<br />

Diese kann dann mit internationalen<br />

Herangehensweise aufgefrischt werden.<br />

Ein positives Beispiel im Fussballkontext,<br />

die konkrete Übungen anbietet, ist das<br />

CONCACAF-Handbuch für Vielfalt von 2014.


60<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

Die Selbstverpflichtungserklärung<br />

Ein einfaches, aber durchaus wirksames<br />

Projekt kann die Einführung von selbst<br />

vereinbarten Verpflichtungen der Spieler<br />

und Trainer sein. Dazu wird lediglich ein<br />

einfacher Zettel, eine Tafel o. Ä. benötigt.<br />

Darauf kann vor einem Spieltag festgehalten<br />

werden, was sich alle Akteure für<br />

ihr nächstes Spiel vornehmen und was sie<br />

vermeiden wollen. Diese Verpflichtungen<br />

können über eine Diskussion zwischen Trainer<br />

und Mannschaft, aber auch moderiert<br />

von aussen aufgestellt werden. Vor einzelnen<br />

Spielen kann daran erinnert werden.<br />

Selbstverpflichtungserklärungen können<br />

vor Spielen entscheidend sein, die historisch<br />

oder durch aktuelle Konflikte aufgeladen<br />

sind. Einerseits beruhigen und fokussieren<br />

sie die Spieler auf das Sportliche und<br />

seine Fairness, andererseits hat ein solches<br />

Auftreten positive Effekte im Hinblick auf<br />

die Zuschauer. Es ist nicht zwingend erforderlich,<br />

aber durchaus hilfreich, wenn auch<br />

hier eine externe Person von aussen als<br />

Moderator hinzugezogen wird, die keinerlei<br />

Interessen bezüglich eines beteiligten<br />

Teams oder Konflikts hat.<br />

Aktivierung von Spielern und<br />

Trainern<br />

In den Verträgen mit Spielern und Trainern<br />

könnte ein Passus verankert werden,<br />

der monatlich den Aufwand von einer<br />

gewissen Anzahl von Arbeitsstunden für<br />

den Projekteinsatz in Sachen Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung vorsieht. Sind sie über<br />

die Inhalte von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

im Fussball informiert, können sie<br />

Patenschaften für örtliche Schulen oder<br />

Bildungsprojekte übernehmen. Mit ihrem<br />

Gesicht, ihrem Potenzial als Vorbild, ihrem<br />

Wissen und ihren Erfahrungen, nicht nur zu<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung, können<br />

sie sich dann direkt bei den Menschen in<br />

der Region sozial engagieren.<br />

Aktivierung von Zuschauern<br />

Zuschauer können angefragt und beteiligt<br />

werden, indem sie eine gemeinsame Aktion<br />

im Stadion initiieren. Fans können z. B. in


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 61<br />

einer Arbeitsgruppe ermuntert werden,<br />

selbst Aktionen zu zeigen, die Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung im Stadion sowie um<br />

sie herum fördern.<br />

Nutzung von sportlichen<br />

Ereignissen<br />

Workshops, Podiumsdiskussionen etc.<br />

können auch im Rahmen eines Fussballbzw.<br />

Fanturniers stattfinden. Dort können<br />

Spieler zwischen den Spielen zusammenfinden,<br />

um gemeinsam zu Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung Erfahrungen auszutauschen<br />

und sich weiterzubilden. Fussballturniere<br />

können unter ein bestimmtes<br />

Motto für Vielfalt und Diskriminierung<br />

gestellt werden. Zusätzlich zum offiziellen<br />

Punktesystem kann eine Fairnesswertung<br />

erarbeitet werden, die zu positivem Verhalten<br />

anregt. Teil eines fairen Verhaltens<br />

zur Berücksichtigung in einer solchen Fairnesswertung<br />

kann z. B. die Anwendung<br />

der <strong>FIFA</strong>-Initia tive „Handschlag für den<br />

Frieden“ sein.<br />

Sensibilisierung von Jugendlichen<br />

und Fussballfans<br />

An dieser Stelle eine ausführliche Liste von<br />

bildungsorientierten Projekten zu nennen,<br />

die Informationen und Aufklärung bieten,<br />

würde den Rahmen dieses Good Practice<br />

Guide sprengen. Die Bandbreite solcher<br />

Projekte erstreckt sich von Aufklärungskampagnen<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

bis hin zu pädagogisch vorbereiteten<br />

Schulbesuchen von Spielern, Trainern,<br />

Schiedsrichtern und anderen Offiziellen.<br />

Spieler diskutieren mit Jugendlichen z. B.<br />

über ihre Erfahrungen mit Rassismus und<br />

andere Formen von Diskriminierung. In Einzelfällen<br />

werden Spieler von Fachkräften<br />

dazu vorbereitet und selbst geschult. Dazu<br />

gehören z. B. auch antidiskriminierende<br />

Ratgeber, in denen Vorurteile und Mythen<br />

um Migrierte und ihre Nachkommen oder<br />

um Menschen bestimmter Religionszugehörigkeit<br />

entlarvt werden.<br />

Darüber hinaus werden Schulungsmaterialien<br />

für das Lehrpersonal an Schulen oder<br />

für Sozialarbeiter in lokalen Projekten<br />

entwickelt. Diese greifen geschickt das<br />

Interesse am Fussball, an seiner Geschichte<br />

und seinen Fankulturen auf, um Jugendliche<br />

und Fans zielgruppengerecht anzusprechen.<br />

Zu empfehlen ist in Bezug auf die o. g.<br />

Punkte z. B. ein Besuch auf der Homepage<br />

der europaweiten Initiative Show Racism<br />

the Red Card (SRTRC).<br />

Initiierung von Projekttagen<br />

Mit Schulen, der regionalen Regierung,<br />

Universitäten, Firmen und anerkannten<br />

Bildungseinrichtungen können soziale oder<br />

pädagogische Projekttage initiiert werden,<br />

die Fussball, Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

zum Thema haben. Sie können beim<br />

Verband, bei den Vereinen oder auch<br />

in den beteiligten Einrichtungen selbst<br />

veranstaltet werden. Es kann Lehr- und<br />

Unterrichtsmaterial erarbeitet werden, das<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung im Fussball<br />

einarbeitet. Auch Fussballspieler, Trainer<br />

und Schiedsrichter können in Schulklassen<br />

von ihren Erfahrungen berichten.<br />

Drehpunkteinrichtung<br />

Zur Koordination der o. g. Beispiele haben<br />

zahlreiche Verbände und Vereine ständige<br />

Treffpunkte für Fans eingerichtet. Diese<br />

Räume können von Fans selbst verwaltet<br />

werden. In anderen Fällen erwartet sie dort<br />

ein Fanbeauftragter oder eine pädagogische<br />

Fachkraft zur Unterstützung. Diese Einrichtungen<br />

können auch klassische Sozialarbeit<br />

anbieten, die Fans in ihren sozialen Lebensund<br />

Konfliktlagen stabilisieren. Dies kann<br />

erheblich dazu beitragen, dass Fussballfans<br />

Aggressionen und Diskriminierung in Produktivität<br />

umleiten.


64<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

11 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />

Netzwerkarbeit und Kooperation<br />

Netzwerkarbeit und Kooperation bilden an<br />

dieser Stelle eine eigene Strategiesäule. Die<br />

<strong>FIFA</strong> erachtet es als grundlegend, zur Sicherung<br />

von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

Erfahrungen, Kräfte und Zeit, aber auch<br />

Finanzen zusammen mit fachkompetenten<br />

Partnern zu bündeln. Netzwerke begründen<br />

Denkfabriken und Ideenwerkstätten.<br />

Sie sind notwendig, weil die Felder Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung auch dem Fussball<br />

ständig neue Herausforderungen bereiten.<br />

Die Grundinhalte von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

verpflichten zu einem Aufeinanderzugehen<br />

und zu einem ständigen<br />

Voneinanderlernen. In Netzwerken und<br />

Kooperation kann dies produktive Synergien<br />

und Wechselwirkungen erzeugen.<br />

Netzwerkarbeit und Kooperation eröffnen<br />

einen Querschnittsbereich. In ihm finden<br />

sich die Säulen Politik, Sanktion, Kommunikation<br />

und Bildung gleichermassen miteinander<br />

verquickt wieder. Netzwerk und<br />

Kooperation bieten sich insbesondere in<br />

Verknüpfung mit dem Bereich Bildung an.<br />

Insgesamt geht es um die Einbindung von<br />

Menschen nicht nur als aktive Sportler und<br />

Sportorganisatoren, sondern auch mit ihren<br />

sozialen Bedürfnissen.<br />

Der Einsatz für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

ist nicht politisch. Er folgt dem menschenrechtlichen<br />

Prinzip, dass jeder Mensch<br />

je nach Interesse und Begabung Fussball<br />

spielen und erleben können sollte. Um Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung pädagogisch<br />

und sozialwissenschaftlich fachkompetent<br />

aufzustellen, finden sich zahlreiche staatliche<br />

und nichtstaatliche Partner. Sie initiieren<br />

Projekte, die die integrierenden Kräfte des<br />

Fussballs nutzen. Das tun sie auch gemeinsam<br />

mit den Verbänden und Vereinen.<br />

Einerseits werden Zielgruppen so in grösserem<br />

Ausmass erreicht, andererseits auch mit<br />

zusätzlich kompetenter Unterstützung.<br />

Netzwerke werden zu Multiplikatoren von<br />

Wissen und Ideen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit<br />

eines Verbands oder Vereins<br />

wird von Netzwerkarbeit und Kooperation<br />

profitieren. So wird die Glaubwürdigkeit<br />

eine Verbands oder Vereins untermauert.<br />

Angehörige von Minderheiten fühlen sich<br />

besser mitgenommen.<br />

Netzwerke liefern nicht nur Chancen,<br />

gemeinsam bessere Ergebnisse zu erreichen.<br />

Sie schaffen Mechanismen, um in<br />

Notfällen adäquat und schnell agieren zu<br />

können. Deswegen kann es zielführend<br />

sein, Netzwerktreffen einzuführen. Sie<br />

schaffen Raum für einen lokalen, aber auch<br />

landesweiten Austausch über zukünftige<br />

Vorschläge und Entwicklungen im Bereich<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung. Ein<br />

Austausch über aktuelle Einschätzungen,<br />

z. B. über Rassismus oder Homophobie im<br />

Fussball und in seinen Fanszenen, kann für<br />

die Sicherheitsabteilungen der Verbände<br />

und Vereine wichtig sein. Auch ein inter-<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung durch Netzwerkarbeit und Kooperation<br />

Eigene<br />

Arbeitsgruppe<br />

Weitere Arbeitsgruppen<br />

und<br />

Projektkooperation<br />

Konferenzen und<br />

Publikationen<br />

Beteiligung<br />

von Fans<br />

Internationaler<br />

Austausch


65<br />

2014: die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung in Aktion.<br />

nationaler Austausch über Problemstellungen<br />

und Erfahrungen mit Lösungswegen<br />

erweitert den eigenen Horizont und schafft<br />

Partnerschaften.<br />

Die Arbeit der <strong>FIFA</strong> für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

im Fussball lebt durch die<br />

Kooperation mit den Mitgliedsverbänden.<br />

Die <strong>FIFA</strong> ist auf Netzwerke und Hinweise<br />

ihrer Mitgliedsverbände angewiesen. Auch<br />

Hinweise von Experten, die Fussball mit<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung professionell<br />

verbinden, sind punktuell hilfreich.<br />

Ohne Kooperation hätte auch das hier vorliegende<br />

Handbuch nicht erstellt werden<br />

können.<br />

11.1 Eigene Arbeitsgruppe<br />

Jason Roberts, ehemaliger<br />

grenadischer Nationalspieler,<br />

ist Mitbegründer des<br />

Sports People’s Think Tank<br />

und war 2014 Berater<br />

der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung.<br />

Hausinterne Arbeitsgruppen<br />

Im besten Fall binden Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

hausintern alle operativen<br />

Bereiche eines Mitgliedsverbands ein. Unterschiedliche<br />

fachliche Vorgaben können<br />

gelegentlich unterschiedliche Perspektiven<br />

und Lösungen hervorbringen, obwohl es<br />

allen dabei auf die Förderung von Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung ankommt. Deswegen<br />

ist insbesondere eine strategische<br />

Abstimmung zwischen den Abteilungen<br />

nötig, die für das Disziplinarreglement, die<br />

Sicherheit, die sportliche Ausbildung, die<br />

Organisation der Wettbewerbe und Veranstaltungen<br />

sowie für die soziale Verantwortung<br />

bzw. die Nachhaltigkeit zuständig<br />

sind. Den Mitgliedsverbänden sei geraten,<br />

abteilungsübergreifende Arbeitsgruppen<br />

zu Vielfalt und Antidiskriminierung zu<br />

initiieren, in der gegenwärtige Ereignisse<br />

besprochen und Handlungen aufeinander<br />

abgestimmt werden.<br />

Da Vielfalt und Antidiskriminierung Teil des<br />

sozialen Lebens ist, macht es Sinn, Mitarbeiter<br />

und Ehrenämtler unabhängig von ihrer<br />

Position im Verband zur Mitwirkung einzuladen.<br />

Möglicherweise gibt es Mitarbeiter<br />

und Ehrenämtler, die sich privat mit dem<br />

Bereich auskennen oder gar selbst schon


66<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

von Diskriminierung betroffen waren. So<br />

kann ein Verband das gesamte Wissen in<br />

seiner Organisation in gleichberechtigter<br />

Weise nutzbar machen.<br />

Es ist empfehlenswert, dass sich solche<br />

Arbeitsgruppen regelmässig treffen. Das<br />

macht von plötzlichen, öffentlich diskutierten<br />

Ereignissen unabhängig. Es unterstützt<br />

die konzeptionelle Herangehensweise eines<br />

Verbands an die Förderung von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung. Regelmässigkeit lässt<br />

selbstbewusster und zielgenauer agieren,<br />

als unter Druck stehend zu reagieren. Da<br />

das Themenspektrum und die persönlichen<br />

wie beruflichen Zugänge zu Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung individuell unterschiedlich<br />

sein können, sollte den Arbeitsgruppen<br />

die nötige Zeit gewährt werden,<br />

um eine gemeinsame Arbeitsebene und<br />

folglich Ziele zu entwickeln. Die Qualität einer<br />

solchen Arbeitsgruppe lässt sich je nach<br />

den Tagungsthemen durch die Einladung<br />

von Gastexperten aufwerten.<br />

Organisationsübergreifende<br />

Arbeitsgruppen<br />

Interdisziplinäre Experten, die Fussball mit<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung verbinden,<br />

können auch in eine ständige Arbeitsgruppe<br />

eingeladen werden. Sie berät den Verband.<br />

Einer solchen Arbeitsgruppe können<br />

also nicht nur die relevanten Abteilungen<br />

eines Verbands angehören, sondern auch<br />

die jeweilige Konföderation, Fussballvereine,<br />

staatliche und nichtstaatliche Instanzen<br />

(z. B. aus Wissenschaft und Polizei), Fanorganisationen<br />

und zum Thema profilierte<br />

Journalisten.<br />

Ein Beispiel dafür ist die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung, die<br />

seit 2012 jährlich tagt. Ihre Arbeit ist für die<br />

<strong>FIFA</strong> richtungsweisend, damit Richtlinien<br />

und Resolutionen in der Praxis umgesetzt<br />

und bevorstehende Turniere hinsichtlich<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung analysiert<br />

werden können.<br />

Solche Arbeitsgruppen können Ratschläge<br />

zur Überarbeitung von Verbandsrichtlinien<br />

und Entwürfe für ein Leitbild zu Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung erstellen. Ein<br />

Expertenbeirat kann die Sanktionspraxen<br />

eines Verbands begleiten. Eine gemischte<br />

Arbeitsgruppe kann Ratschläge für mehr<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung in der<br />

Medienberichterstattung entwickeln.<br />

Verbände sollten solche interdisziplinären<br />

Arbeitsgruppen nutzen, um die in diesem<br />

Handbuch genannten Säulen der Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung im Fussball und<br />

ihre daraus entstehenden Aktionspläne<br />

stets zu erneuern.<br />

In jedem Fall sollte ein Verband von vornherein<br />

die Möglichkeiten, aber auch die<br />

Grenzen der Kompetenzen einer solchen<br />

Arbeitsgruppe aufzeigen, um sie mit den<br />

Erwartungen der Teilnehmenden abzugleichen.<br />

Fussballspiel für Blinde und<br />

Menschen mit Sehbehinderung<br />

während des <strong>FIFA</strong>-Footbal-for-<br />

Hope-Festivals 2014 in Caju.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 67<br />

11.2 Weitere Arbeitsgruppen<br />

und Projektkooperation<br />

Die Teilnahme an Arbeitsgruppen platziert<br />

den Verband als kompetenten sozialen<br />

Mitspieler in der Region. Mitgliedsverbände<br />

sollten bei Einladungen von staatlichen<br />

und nichtstaatlichen Organisationen zu<br />

Arbeitsgruppen und Gremien prüfen, ob<br />

diese das eigene Konzept zu Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung voranbringen können.<br />

Zunächst müssen in Arbeitsgruppen offene<br />

Fragen gestellt werden, um daraufhin Ziele<br />

formulieren zu können. Mitgliedsverbände<br />

sollten positiver wie negativer Kritik stets<br />

aufgeschlossen gegenüberstehen und sie<br />

als konstruktive Bereicherung begreifen.<br />

Vor der <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />

Weltmeisterschaft 2006<br />

diskutieren <strong>FIFA</strong>-Präsident<br />

Blatter und <strong>FIFA</strong>-<br />

Exekutivkomiteemitglied<br />

Franz Beckenbauer über<br />

Rassismusprävention.<br />

Es gibt Arbeitsgruppen, die nicht immer<br />

sofort, sondern eher perspektivisch bereichernd<br />

sein können. Manche dienen zu<br />

inhaltlichen Vergleichen und zur Entwicklung<br />

von Projekten, andere sind ein Pool<br />

möglicher neuer Partnerorganisationen.<br />

Symbolisch kann Arbeitsgruppen anderer<br />

Organisationen zu Tagungszwecken auch<br />

ein Raum in der Zuständigkeit des Verbands<br />

angeboten werden.<br />

Aus erfolgreichen Arbeitsgruppen unterschiedlicher<br />

Teilnehmender gehen Projektkooperationen<br />

hervor, die einige Arbeitsgruppenmitglieder<br />

für bestimmte Zeit zur<br />

Zusammenarbeit verpflichten. Projektkooperationen<br />

können auf der Säule Kommunikation<br />

angeschoben werden, um z. B.<br />

Handreichungen für eine Medienberichterstattung<br />

zu erarbeiten, die Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung im Fussball gerecht<br />

werden kann.<br />

11.3 Konferenzen und<br />

Publikation<br />

Konferenzen sind eine weitere Möglichkeit,<br />

um Netzwerke zu einem bestimmten Thema<br />

anzuhören und zu aktivieren. Auf allen<br />

Ebenen des Fussballs können Mitglieder<br />

in grösserer Zahl angesprochen werden.<br />

Experten kommen nicht nur als Redner,<br />

sondern auch als Teilnehmende zu weiterentwickelnden<br />

Diskussionen.<br />

Viele Fussballverbände organisieren Veranstaltungen<br />

gegen Rassismus. Hier ein Event des italienischen<br />

Fussballverbands in Turin (2015).<br />

Konferenzen können themenbezogen und<br />

einmalig stattfinden, es kann aber auch ein<br />

wiederkehrender Turnus für eine Konferenz<br />

mit unterschiedlichen Schwerpunkten<br />

im Kontext Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

eingeführt werden. Konferenzen<br />

müssen nicht zentral, sondern können auch<br />

in einzelnen Landesregionen durchgeführt<br />

werden. Verbände können Fussballvereine<br />

und landesregionale Strukturen dazu aufrufen,<br />

eigene Tagungen zu organisieren.<br />

Dies bietet nicht nur finanzielle Einsparungen,<br />

sondern mitunter auch die Möglichkeit,<br />

örtlichen Fragestellungen detaillierter<br />

zu begegnen. Tagungen können als landesregionale<br />

Anhörungen organisiert werden,<br />

in denen Vereine, ihre Ehrenämtler und<br />

auch Fans Lob, Kritik und konstruktive<br />

Ideen äussern können. So kann ein Verband<br />

seine Ausrichtung entlang der Meinungsbilder<br />

und Bedürfnisse seiner Mitglieder<br />

thematisch zentriert einfangen.<br />

Am Ende von Konferenzen können Publikationen<br />

stehen, die Diskussions- und Ergebnisstände<br />

festhalten, aber auch praktische


68<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

Beispiele und Lösungsansätze, die vergleichend<br />

und weiterentwickelnd konkrete<br />

Hilfestellungen bieten.<br />

11.4 Beteiligung von<br />

Zuschauern<br />

Zuschauer werden häufig auf ihr Risikopotenzial<br />

reduziert. Dabei können sie auch<br />

Risikopartner werden. Eingeladen zu einer<br />

Umfrage zur Förderung von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung kann der Verband<br />

Vorschläge und Erwartungen hinsichtlich<br />

seines Engagements bei ihnen erfragen.<br />

So kann sich dieser direkt bei seinen Fans<br />

rückversichern, Innovationen mehren und<br />

Kooperationen bei Kampagnen vorbereiten.<br />

Der Verband kann Zuschauer ein diesbezügliches<br />

Forum bieten, indem er Treffen<br />

oder einen Fankongress initiiert oder<br />

fördert. Fanvertreter können als permanente<br />

Mitglieder oder situative Experten in<br />

Arbeitsgruppen mitwirken, die Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung behandeln. So können<br />

Konfliktschlichtungen direkt erfolgen.<br />

Engagement gegen<br />

Diskriminierung und<br />

Selbstregulierung sind<br />

wichtige Elemente von<br />

Fussball-Fankulturen.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 69<br />

Werden Fussballfans in die Planung von<br />

fanbezogenen Kampagnen involviert und<br />

rechtzeitig über geplante Kampagnen des<br />

Vereins informiert, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

höher, dass diese auch angenommen<br />

werden. Die Einbindung von Zuschauern erhöht<br />

die Chance auf eine Selbstregulierung<br />

unter ihnen und fördert ihre Zivilcourage<br />

für Vielfalt und Antidiskriminierung im<br />

Sinne des Verbands.<br />

11.5 Internationaler Austausch<br />

Dieser Good Practice Guide ist ein Versuch,<br />

internationale Erfahrungen zu bündeln<br />

und zur Verfügung zu stellen. So kann es<br />

für Mitgliedsverbände sinnvoll sein, internationale<br />

Kontakte auszubauen, die sich<br />

gezielt mit einzelnen Themenbereichen<br />

von Vielfalt und Antidiskriminierung auseinandersetzen.<br />

Denn das Lernen von den<br />

Nachbarn und Mitspielern aus der ganzen<br />

Welt sowie das Angebot eigener Entwicklungen<br />

als Lernfeld sollten Teil des Fussballs<br />

als globaler Sport sein.<br />

Neben der Mitarbeit in internationalen<br />

Arbeitsgruppen und Gremien können<br />

Verbände oder Vereine auch verbindliche<br />

Partnerschaften mit anderen Verbänden<br />

oder Vereinen eingehen, die ein gemeinsames<br />

Projekt zur Förderung von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung, z. B. zur Förderung<br />

nachbarschaftlicher Verhältnisse oder der<br />

Inklusion von Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

realisieren. Ebenso kann es<br />

sinnvoll sein, internationale Praktika auszuschreiben,<br />

die sich an Personen richten, die<br />

sich mit juristischen, sport- und sozialwissenschaftlichen<br />

Schwerpunkten von Vielfalt und<br />

Antidiskriminierung auseinandersetzen.<br />

Internationaler sportlicher Austausch, insbesondere<br />

im Kinder- und Jugendbereich,<br />

drängt sich geradezu auf, den Themenkomplex<br />

Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

explizit einzubauen. Viele Städte haben<br />

Partnerstädte in diversen Ländern – das<br />

Konzept der Partnerstadt kann auf den<br />

Fussball übertragen werden und hilfreich<br />

sein, soziale Themen mit dem Fussball spielend<br />

zu verknüpfen.<br />

11.6 Beispiele aus der<br />

Weltfussballfamilie<br />

Viele Beispiele haben sich im Abschnitt<br />

zuvor bereits abgezeichnet. Das bleibt nicht<br />

aus, wenn von Netzwerkarbeit und Kooperation<br />

im Fussball die Rede ist.<br />

Partizipation von Angehörigen von<br />

Minderheiten<br />

In einigen Fussballverbänden finden Gremien<br />

oder Arbeitsgruppen zur Förderung<br />

von Migrierten und ihren Nachkommen<br />

statt. Erörtert wir dabei, wie eine Willkommenskultur<br />

in Fussballvereinen gefördert<br />

werden kann, um Angehörige von Minderheiten<br />

gezielter anzusprechen.<br />

Aus solchen Gremien können zielgruppenorientierte<br />

Plakatkampagnen oder Probetrainingseinheiten<br />

entstehen. Sie werden


70<br />

Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />

Fussballverbände kooperieren mit den Ligen und Regierungen, um Aktionen gegen Diskriminierung zu starten. Hier in Deutschland beim<br />

Spiel des FSV Mainz gegen VfL Wolfsburg: „Mach einen Strich durch Vorurteile.“<br />

auch in den jeweiligen Stadtquartieren<br />

angeboten, grössere Vereine können entsprechende<br />

Kooperationen mit Teams aus<br />

unteren Spielklassen eingehen. Dazu können<br />

moderierte Erzählabende mit Spielern<br />

und bei Jugendspielern auch Elternabende<br />

organisiert werden, bei denen persönliche<br />

Erfahrungen ausgetauscht werden.<br />

Zur Öffnung des Vereins können Elemente<br />

der eigenen Verbands- oder Vereinsgeschichte<br />

hervorgehoben werden, die<br />

jenseits einer reinen Ergebnis- und Erfolgsberichterstattung<br />

stattfinden. Sie können<br />

Geschichten von Menschen und dem<br />

sozialen Umfeld des Vereins erzählen, die<br />

Aspekte von Vielfalt in den Vordergrund<br />

stellen. Dies kann in Form einer Ausstellung<br />

passieren, an der interessierte Menschen<br />

aus den Stadtquartieren aktiv beteiligt<br />

werden können.<br />

Des Weiteren können Vertrauenspersonen<br />

hinzugezogen werden, um angeklagte<br />

Spieler vor den Sportgerichten zu beraten.<br />

Um das Zusammenleben in Vielfalt in<br />

den Vereinen explizit zu fördern, haben<br />

Verbände und Vereine auch Manager für<br />

Vielfalt oder Beauftragte für soziale Inklusion<br />

eingesetzt.<br />

Vereinsgründungen<br />

Es gibt viele positive Erfahrungen sozialer<br />

Inklusion, in denen Vereine, die von<br />

Angehörigen von Minderheiten gegründet<br />

wurden, am regulären Spielbetrieb der<br />

Verbände teilnehmen können. Dies wird<br />

als partizipatives, integratives Moment<br />

verstanden und nicht als Selbstabschottung.<br />

Hier gibt es auch Beispiele von Vereinen,<br />

die von Homosexuellen oder Menschen<br />

bestimmter Religionszugehörigkeit gegründet<br />

worden sind. Diese Vereine berichten,<br />

dass sie für alle Menschen zugänglich<br />

sind – wie jeder andere Verein auch. Dank<br />

der Gründung können bestimmte Bevölkerungsgruppen<br />

gezielter angesprochen<br />

werden. Es ist nachvollziehbar, dass Menschen,<br />

die in ihrer Freizeit Fussball spielen,<br />

dies gern mit Menschen tun, die ähnliche<br />

Erfahrungen im Alltag machen. Das gehört<br />

zur Geschichte des Fussballs. Denn jenseits<br />

des professionellen Fussballs ist der soziale<br />

Austausch eher noch wichtiger.<br />

Kampagnen von und mit Fussballfans<br />

Fussballfans sind weltweit dafür bekannt,<br />

selbst oder in Kooperation mit Verbänden,<br />

Vereinen und nichtstaatlichen Organisationen<br />

äusserst kreative Initiativen für Vielfalt<br />

und Antidiskriminierung zu starten – oder<br />

daran teilzunehmen. Zahlreiche solche<br />

Aktionen beschreiben z. B. UEFA und Fare<br />

network in ihrer im Jahre 2003 veröffentlichten<br />

Broschüre „Vereint gegen Rassismus<br />

im europäischen Fussball. UEFA-Handbuch<br />

für gute Verhaltensregeln“. Sie steht online<br />

zur Verfügung.<br />

Aktionswoche von Fare network<br />

Ein säulenübergreifendes Beispiel ist die<br />

Fare-Aktionswoche. Ihr Kern zielt auf Information,<br />

Aufklärung und Sensibilisierung<br />

zu Vielfalt und Antidiskriminierung als Teil<br />

von Bildung ab. Hinzu kommt der medial<br />

äusserst förderliche Effekt dieser über Jahre<br />

etablierten Kooperation hunderter von<br />

Gruppen und Organisationen.


<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 71<br />

Hierbei ruft der nichtstaatliche Zusammenschluss<br />

Fare network jährlich europaweit<br />

Fangruppen, Fussballvereine und -verbände<br />

sowie weitere Interessierte auf. Während<br />

zwei Oktoberwochen sollen Aktionen für<br />

Vielfalt und gegen Diskriminierung in und<br />

um europäische Stadien entstehen. Das<br />

können Fan- oder Vereinsbanner sein, aber<br />

auch Podiumsdiskussionen, Workshops und<br />

Konferenzen, die sich z. B. mit sozialer Inklusion<br />

von Frauen im Fussball und in seinen<br />

Fanszenen auseinandersetzen. Es gibt auch<br />

Schwerpunkte, die sich beispielsweise mit<br />

gegenwärtigen Situationen von Homound<br />

Transphobie im Fussball und in seinen<br />

Fanszenen auseinandersetzen.<br />

Unterstützung von geflüchteten<br />

Menschen<br />

Es gibt Vereine und Fussballfangruppen,<br />

die sich für Geflüchtete engagieren. Sie<br />

laden Geflüchtete zu Stadionbesuchen ein<br />

und verteilen Freikarten. Darüber hinaus<br />

gibt es Beispiele, in denen versucht wird,<br />

Geflüchtete in das Vereinsleben oder als<br />

Aktive einzubinden. Fangruppen fördern<br />

den Freizeitfussball unter ihnen, während<br />

verschiedene Initiatoren auch Ausrüstung<br />

spenden.


72<br />

Bibliografie und Verweise<br />

Bibliografie und Verweise<br />

<strong>FIFA</strong>-Dokumente:<br />

• <strong>FIFA</strong>-Verhaltenskodex, Ausgabe 2012:<br />

http://de.fifa.com/mm/document/affederation/bodies/01/62/05/88/danlagedeutsch.pdf<br />

• <strong>FIFA</strong>-Ethikreglement, Ausgabe 2012:<br />

http://de.fifa.com/mm/document/affederation/administration/01/10/77/47/<br />

codeofethics2012d.pdf<br />

• <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement, Ausgabe 2011:<br />

http://de.fifa.com/mm/document/affederation/administration/50/02/75/discoinhaltd.pdf<br />

• <strong>FIFA</strong>-Reglement für Stadionsicherheit, Ausgabe 2012:<br />

http://de.fifa.com/mm/document/tournament/competition/51/53/98/safetyregulations_d.<br />

pdf<br />

• <strong>FIFA</strong>: Spielregeln. Ausgabe 2015/2016:<br />

http://de.fifa.com/mm/Document/FootballDevelopment/Refereeing/02/36/01/11/<br />

LawsofthegamewebDE_German.pdf<br />

• <strong>FIFA</strong>-Statuten, Ausgabe April 2015:<br />

http://de.fifa.com/mm/Document/AFFederation/Generic/02/58/14/48/2015<strong>FIFA</strong>StatutesDE_<br />

German.pdf<br />

• Resolution gegen Rassismus. Ausserordentlicher <strong>FIFA</strong>-Kongress 2001:<br />

http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2007/m=5/news=au%C3%9Ferordentlicher-fifakongress-buenos-aires-resolution-518220.html<br />

• Resolution des 63. <strong>FIFA</strong>-Kongresses gegen Rassismus und Diskriminierung (in Verbindung<br />

mit Punkt 11.2 der Kongresstagesordnung), 2013:<br />

http://de.fifa.com/mm/document/afsocial/anti-racism/02/08/56/92/fifa-paper-againstracism-de-def_german.pdf<br />

Unvollständige Auswahl weiterer Dokumente<br />

• Asians in Football Forum/Football Unites, Racism divides: Asians can play football.<br />

Another wasted decade. A report from the Asians in football Forum:<br />

http://www.furd.org/resources/Asians%20Can%20play%20football.pdf<br />

• Australian Human Rights Commission: Know your Rights. Disability Discrimination:<br />

https://www.humanrights.gov.au/our-work/disability-rights/publications/know-yourrights-disability-discrimination<br />

• Australian Human Rights Commission: Know your Rights. Racial Discrimination and<br />

Vilification:<br />

https://www.humanrights.gov.au/our-work/race-discrimination/publications/know-yourrights-racial-discrimination-and-vilification


Bibliografie und Verweise 73<br />

• Bingham Cup Sydney 2014/Australian Rugby Union/National Rugby League/Australian<br />

Football League/Football Federation Australia/Cricket Australia: Anti-Homophobia &<br />

Inclusion Framework for Australian Sports:<br />

http://youcanplay.com.au/resources/Anti-homophobia-framework.pdf<br />

• Bündnis für Demokratie und Toleranz/Deutsche Sportjugend/Koordinationsstelle<br />

Fan-Projekte: 11 Fragen nach 90 Minuten. Was tun gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

im Fußball?<br />

http://www.vereint-gegen-rechtsextremismus.de/SharedDocs/Downloads/VGR/DE/bpb.<br />

pdf?__blob=publicationFile<br />

• Bündnis für Demokratie und Toleranz/Makkabi Deutschland e.V.: Vielfalt trifft Fussball:<br />

http://www.buendnis-toleranz.de/system/files/dokument_pdf/bfdt_fussball_bro_6.pdf<br />

• Black Collective of Media in Sport. The D Word. A Guide to Diversity in the Sports Media:<br />

http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2015/02/The-D-Word-Guide.pdf<br />

• Light for the World (Bruijn, P./Regeer, B./Cornielje, H./Wolting, R./Van Veen, S./Maharaj, N.):<br />

Count me in. Include People with Disabilities in Development Projects. A Practical Guide<br />

for Organisations in North and South:<br />

http://www.lightfortheworld.nl/docs/default-source/policies-and-papers/count-me-in---<br />

include-people-with-disabilities-in-development-projects.pdf?sfvrsn=8<br />

• Kommission der Europäischen Union: Weissbuch Sport:<br />

http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:52007DC0391<br />

• CONCACAF: CONCACAF Diversity Handbook:<br />

http://www.concacaf.com/wp-content/uploads/2015/01/Diversity_Handbook_English.pdf<br />

• DFB: Fussball und Homosexualität. Eine Informationsbroschüre des DFB:<br />

http://daten.verwaltungsportal.de/dateien/news/2/0/8/0/2/5/dfb_broschuere.pdf<br />

• DFB: Tor! Integration von A–Z. Das Nachschlagewerk:<br />

http://www.dfb.de/vielfaltanti-diskriminierung/integration/von-a-bis-z/<br />

• DFB: Tor! Integration fängt bei mir an. Praxishandbuch:<br />

http://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/13452-IntegrHandb_2013_100dpi.pdf<br />

• Discover Football: Claiming the Pitch. A worldwide Collection of female Voices and<br />

Perspectives on Football:<br />

http://www.discoverfootball.de/fileadmin/user_upload/Handbuch/Claiming_the_Pitch-<br />

DISCOVER_FOOTBALL.pdf<br />

• European Union Agency for Fundamental Rights. Tackling Racism and Discrimination in<br />

Sport. Guide of Promising Practices, Initiatives and Activities:<br />

https://fra.europa.eu/sites/default/files/guide-tackling-racism-in-sport_en.pdf<br />

• Fare network: Fare Observer Scheme in European Football. Season 2013-14 Report:<br />

http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/01/Fare-observer-scheme-in-Europeanfootball-Season-13-14.pdf<br />

• Fare network: Monitoring Discriminatory Signs and Symbols in European Football:<br />

http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/08/Monitoring-discriminatory-signsand-symbols-in-European-football.pdf


74<br />

Bibliografie und Verweise<br />

• Global Watch: Global Charter on Combating and Eliminating Racism – Discrimination in<br />

Sport in the 21 st Century:<br />

http://www.globalwatch-racism.org/media/documents/GLOBAL_WATCH_<br />

CHARTER_10%20DEC_2014.pdf<br />

• International Working Group on Women in Sport: Brighton Plus Helsinki 2014<br />

Declaration on Women and Sport – The How To Guide:<br />

http://iwg-gti.org/2014/12/15/brighton-plus-helsinki-2014-declaration-on-women-andsport-the-how-to-guide/<br />

• Premier League (England): English Football’s Inclusion and Anti-Discrimination Action Plan:<br />

http://www.premierleague.com/content/dam/premierleague/site-content/News/<br />

publications/other/English-Football-Inclusion-and-Anti-Discrimination-Action-Plan.pdf<br />

• Show Racism the Red Card: Resources (against racism and discrimination):<br />

http://www.srtrc.org/resources<br />

• Show Racism the Red Card: Immigration Myth Buster:<br />

http://www.srtrc.org/uploaded/Immigration%20Myth%20Buster%20May%202014.pdf<br />

• Sport Inclusion Network: Inclusion of Migrants in and through Sports. A Guide to Good<br />

Practice:<br />

http://www.footballforequality.org/fileadmin/mediapool/pdf/spin/SPIN-GPG-sc.pdf<br />

• Sporting Equals: Promoting ethnic Diversity across Sport & physical Activity:<br />

http://www.uefa.org/MultimediaFiles/Download/OfficialDocument/uefaorg/<br />

Environment/02/20/42/41/2204241_DOWNLOAD.pdf<br />

• Sports People’s Think Tank/Fare network/University of Loughborough: Ethnic Minorities<br />

and coaching in elite level Football in England:<br />

http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/11/We-speak-with-one-voice.pdf<br />

• The Scottish FA: Equity Plan 2011-2015:<br />

http://www.scottishfa.co.uk/resources/documents/Documents/EquityPolicy/Equity%20<br />

Action%20Plan%202011_2015Fin.pdf<br />

• The Scottish FA: Equity Strategy:<br />

http://www.scottishfa.co.uk/resources/documents/ebooks/equityebook/<br />

• The FA (England): Football v Homophobia Toolkits:<br />

http://www.thefa.com/football-rules-governance/equality/football-v-homophobia<br />

• The FA (England): Reporting Discrimination.<br />

– Guidance for grassroots Players.<br />

– Guidance for Supporters attending grassroots Matches:<br />

http://www.thefa.com/news/governance/equality/2014/mar/reporting-discrimination-atgrassroots-level<br />

• The FA (England): Reporting Discrimination.<br />

– Guidance for professional and semi-professional Players.<br />

– Guidance for Supporters attending professional and semi-professional Matches:<br />

http://www.thefa.com/news/governance/equality/2014/mar/reporting-discriminationprofessional-game<br />

• UEFA/Fare network: Unite against Racism in European Football. UEFA Guide to Good<br />

Practice<br />

http://de.uefa.com/newsfiles/82792.pdf


Bibliografie und Verweise 75<br />

• Vereinte Nationen: Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der<br />

Frau<br />

https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19983322/index.html<br />

• Vereinte Nationen: Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen:<br />

https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20122488/index.html<br />

• Vereinte Nationen: Erklärung der Weltkonferenz gegen Rassismus,<br />

Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz:<br />

http://www.un.org/depts/german/conf/ac189-12.pdf<br />

• Vereinte Nationen: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von<br />

Rassendiskriminierung:<br />

https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19650268/index.html<br />

• Vereinte Nationen: Erklärung zu sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität:<br />

http://en.wikisource.org/wiki/UN_declaration_on_sexual_orientation_and_gender_identity<br />

• University of Loughborough/Erasmus University Rotterdam/INSEP (Bradbury, S./<br />

Van Sterkenburg, J./Mignon, P.: The Glass Ceiling in European Football. Levels of<br />

representation of visible ethnic Minorities and Women in Leadership Positions, and<br />

the experiences of elite level ethnic minority Coaches. Executive Summary:<br />

http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/12/The-glass-ceiling-in-footballscreen3.pdf


76<br />

<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />

Offizielle Publikation der Fédération Internationale de Football Association<br />

Herausgeberin<br />

Fédération Internationale de Football Association<br />

Geschäftsführender Generalsekretär<br />

Markus Kattner<br />

<strong>FIFA</strong>-Strasse 20, Postfach, 8044 Zürich, Schweiz<br />

T: +41 (0)43 222 7777, F: +41 (0)43 222 7878, <strong>FIFA</strong>.com<br />

Konzept und Redaktion<br />

<strong>FIFA</strong>, Nachhaltigkeitsabteilung<br />

Fotos<br />

<strong>FIFA</strong> via Getty Images, <strong>FIFA</strong> Foto-Net und Domenic Aquilina/Fussballverband von Malta<br />

Lektorat und Übersetzung<br />

<strong>FIFA</strong>-Sprachendienst<br />

Layout/Produktion<br />

<strong>FIFA</strong>-Produktion<br />

10.15 PDF FAD/gde/lsc


Fédération Internationale de Football Association<br />

<strong>FIFA</strong>- Strasse 20 Postfach 8044 Zürich Schweiz<br />

T: +41 (0)43 222 7777 F: +41 (0)43 222 7878 <strong>FIFA</strong>.com

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