FIFA GOOD PRACTICE GUIDE ZU VIELFALT UND ANTIDISKRIMINIERUNG
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<strong>FIFA</strong> <strong>GOOD</strong> <strong>PRACTICE</strong><br />
<strong>GUIDE</strong> <strong>ZU</strong> <strong>VIELFALT</strong> <strong>UND</strong><br />
<strong>ANTIDISKRIMINIERUNG</strong>
<strong>FIFA</strong> <strong>GOOD</strong> <strong>PRACTICE</strong><br />
<strong>GUIDE</strong> <strong>ZU</strong> <strong>VIELFALT</strong> <strong>UND</strong><br />
<strong>ANTIDISKRIMINIERUNG</strong>
2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Teil I Einleitung und Zielsetzung<br />
1 Vorwort 5<br />
2 Vielfalt und Antidiskriminierung als integraler Bestandteil von sozialer<br />
Verantwortung und Nachhaltigkeit – eine Einleitung 8<br />
2.1 Antidiskriminierung als zentrale Säule und Querschnittsthema 9<br />
2.2 Grundlagen von Antidiskriminierung als nachhaltige soziale Verantwortung 10<br />
2.3 Fussball als Mittel zur Förderung von Vielfalt und Antidiskriminierung in der<br />
Gesellschaft 12<br />
3 Grundlagen und Ziele des <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung 14<br />
3.1 Hintergrund und Motivation dieses <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide 14<br />
3.2 Der strategische Ansatz der <strong>FIFA</strong> als Vorbild für ihre Mitgliedsverbände 15<br />
4 <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung – ein Überblick 18<br />
4.1 Zur Philosophie der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung 18<br />
4.2 Inhalte der bisherigen Sitzungen 20<br />
4.3 Ausblick 21<br />
5 <strong>FIFA</strong> gegen Rassismus und Diskriminierung – die Geschichte 22<br />
6 Vielfalt und Diskriminierung – eine Annäherung 24<br />
6.1 Was bedeutet Diskriminierung? 24<br />
6.2 Was bedeutet Vielfalt für den Fussballverband? 26<br />
6.3 Beispiele zu Diskriminierung im Fussball 27<br />
Teil II<br />
Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und<br />
Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
7 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Reglementierung 30<br />
7.1 Disziplinarreglement 31<br />
7.2 Sicherheit in und um Stadien 32<br />
7.3 Beschäftigung und Einstellungsverfahren 32<br />
7.4 Beauftragter für Vielfalt und Antidiskriminierung 33<br />
7.5 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 34<br />
8 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Kontrollen und Sanktionen 38<br />
8.1 Verfahren für Spiele: Erkennung von Risikospielen 38<br />
8.2 Beobachtung diskriminierender Vorfälle<br />
(Spielbeobachter für Antidiskriminierung) 39<br />
8.3 Schiedsrichterpflichten 40<br />
8.4 Training von Spieloffiziellen und Ordnungsdienst 41<br />
8.5 Beispiele zur Befolgung rechtlicher Grundlagen 41<br />
8.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 42
Inhaltsverzeichnis 3<br />
9 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Kommunikation 46<br />
9.1 Branding 47<br />
9.2 Veröffentlichungen 47<br />
9.3 Botschafter 48<br />
9.4 Preisverleihung 49<br />
9.5 Eigene Veranstaltungen 49<br />
9.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 50<br />
10 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Bildung 54<br />
10.1 Ausbildung 55<br />
10.2 Fortbildung 56<br />
10.3 Projekte und Kampagnen 57<br />
10.4 Dokumentation 58<br />
10.5 Evaluation 59<br />
10.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 59<br />
11 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Netzwerkarbeit und Kooperation 64<br />
11.1 Eigene Arbeitsgruppe 65<br />
11.2 Weitere Arbeitsgruppen und Projektkooperation 67<br />
11.3 Konferenzen und Publikation 67<br />
11.4 Beteiligung von Zuschauern 68<br />
11.5 Internationaler Austausch 69<br />
11.6 Beispiele aus der Weltfussballfamilie 69<br />
Bibliografie und Verweise 72<br />
Hinweis: Im Sinne der besseren Lesbarkeit verwendet dieser <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide<br />
ausschliesslich die männliche Form. Sie richtet sich jedoch in diesem Fall an Menschen<br />
jeden Geschlechts.
Vorwort 5<br />
Vorwort<br />
„Der Fussball verbindet die Menschen,<br />
erzeugt Hoffnung und hat mehr Kraft,<br />
religiöse und politische Grenzen zu überwinden<br />
als jede Regierung“, sagte der<br />
unvergessene Nelson Mandela. Seine Worte<br />
sind aktueller denn je. Dies spüren wir<br />
jeden Tag.<br />
Unser Sport entwickelt dort seine grösste<br />
soziale Macht, wo die Menschen um ihre<br />
Existenz kämpfen, wo sie von Krisen und<br />
Kriegen gebeutelt sind. Diskriminierung<br />
und Rassismus haben in den Stadien und<br />
auf den Spielfeldern nichts verloren.<br />
Dieser Grundsatz ist in unseren Statuten in<br />
Kapitel I unter Artikel 3 klar formuliert:<br />
„Jegliche Diskriminierung eines Landes,<br />
einer Einzelperson oder von Personengruppen<br />
aufgrund von Rasse, Hautfarbe, ethnischer,<br />
nationaler oder sozialer Herkunft,<br />
Geschlecht, Sprache, Religion, politischer<br />
oder sonstiger Anschauung, Vermögen,<br />
Geburt oder sonstigem Stand, sexueller<br />
Orientierung oder aus einem anderen<br />
Grund ist unter Androhung der Suspension<br />
und des Ausschlusses verboten.“<br />
1,6 Milliarden Menschen sind direkt oder<br />
indirekt in den Fussball involviert. Spieler,<br />
Schiedsrichter, Trainer, Funktionäre, Fans –<br />
dazu ihre Familien und Freunde. Diese Zahl<br />
macht deutlich, welche Energie im Fussball<br />
steckt. Der Fussball kann selbst in aussichtslosen<br />
Situationen Hoffnung vermitteln und<br />
den Anstoss zu diplomatischen Verhandlungen<br />
geben.<br />
Deshalb muss immer das Prinzip gelten: Der<br />
Fussball ist für alle da – unabhängig von<br />
Nationalität, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie<br />
oder Religion. Mit Entwicklungs- und<br />
Nachwuchsprojekten engagiert sich die<br />
<strong>FIFA</strong> direkt an der Basis und hilft dort, wo<br />
die breite Öffentlichkeit nicht hinschaut.<br />
Sei es durch Infrastrukturprojekte, technische<br />
Entwicklung oder die Organisation<br />
von Wettbewerben.<br />
Doch jetzt müssen wir noch einen Schritt<br />
weitergehen und den Kampf gegen<br />
alle negativen Einflüsse im sozialen und<br />
kulturellen Bereich forcieren. Der hier<br />
vorliegende <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung soll als Instrument<br />
zur systematischen Eindämmung<br />
jeglicher Auswüchse dienen. „Nachhaltigkeit“<br />
muss auch in dieser Thematik unser<br />
höchstes Ziel sein.<br />
Die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus<br />
und Diskriminierung hat wertvolle Grundlagenarbeit<br />
geleistet. Nun gilt es, diese<br />
Gedan ken auf die Fussballfelder dieser<br />
Welt hinauszutragen.<br />
Mit der weltweiten Einführung von<br />
Spielbeobachtern für Antidiskriminierung<br />
setzt die <strong>FIFA</strong> ein wichtiges Zeichen. Alle<br />
Beteiligten müssen in die Verantwortung<br />
gezogen werden. Vor allem sind auch die<br />
Spieler in ihrer Vorbildfunktion gefordert.<br />
Denn was die Stars im Scheinwerferlicht<br />
machen, wird von den Amateuren und der<br />
Jugend an der Basis kopiert.<br />
Es ist uns ein persönliches Anliegen, dass<br />
wir Intensität und Tempo dieser Anstrengungen<br />
weiter steigern. Denn letztlich<br />
geht die Kraft unseres Sports weit über die<br />
Seitenlinie und die Dauer eines Spiels hinaus.<br />
Dank der Ausstrahlung und Popularität<br />
des Fussballs haben wir die grosse Chance,<br />
Menschen zusammenzubringen, Respekt<br />
und Verständnis zu vermitteln – Vorurteile<br />
und Missverständnisse abzubauen. Wir<br />
dürfen diese Chance auf keinen Fall<br />
verpassen – und müssen dem Rassismus und<br />
jeglicher Form von Diskriminierung die rote<br />
Karte zeigen. Für immer.<br />
Für das Spiel. Für die Welt.<br />
<strong>FIFA</strong>
TEIL I<br />
EINLEITUNG <strong>UND</strong><br />
ZIELSET<strong>ZU</strong>NG
8<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
2 Vielfalt und Antidiskriminierung als integraler<br />
Bestandteil von sozialer Verantwortung und<br />
Nachhaltigkeit – eine Einleitung<br />
Die <strong>FIFA</strong> will einen Fussball, der auf fairer<br />
und gleichgestellter Behandlung aller<br />
Beteiligten beruht, mit Respekt für die<br />
Würde des Menschen als das höchste Gut.<br />
Die hiermit vorliegende, erste Auflage des<br />
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung spiegelt die Erfahrungen<br />
der <strong>FIFA</strong> und ihrer Mitgliedsverbände<br />
zur Förderung von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
wider. Zusätzlich bindet<br />
er Erfahrungen ein, die aus der Praxis<br />
von Fussballvereinen und ihrem Umfeld<br />
bekannt sind.<br />
und Bedürfnissen angepasst werden. Ferner<br />
kann angesichts der globalen Vielfalt der<br />
Sachlagen, Möglichkeiten, aber auch Problemlagen<br />
kein Anspruch auf Vollständigkeit<br />
erhoben werden. Vielmehr baut dieser<br />
Leitfaden respektvoll und in erheblicher<br />
Weise auf die Kompetenz der zuständigen<br />
Mitarbeiter in den Mitgliedsverbänden.<br />
Für weitere Informationen können sich<br />
<strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände jederzeit an die<br />
<strong>FIFA</strong>-Nachhaltigkeitsabteilung wenden.<br />
Diese Sammlung soll die <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände<br />
dazu anregen, aktiv zu bleiben und<br />
noch aktiver zu werden. Dabei sind die<br />
Vorschläge nicht immer als Blaupause für<br />
<strong>FIFA</strong>-Mitglieder gedacht, sondern sollten<br />
mitunter den regionalen Gegebenheiten<br />
2013, Internationaler Tag<br />
für die Beseitigung der<br />
Rassendiskriminierung:<br />
Navanathem Pillay, Hohe<br />
Kommissarin der Vereinten<br />
Nationen für Menschenrechte,<br />
diskutiert in Genf mit Federico<br />
Addiechi, Leiter der <strong>FIFA</strong>-<br />
Nachhaltigkeitsabteilung.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 9<br />
Lautstarke Botschaften gegen<br />
Rassismus von Un Sim Ra (PRK)<br />
und Emilie Gonssolin (FRA) (2008).<br />
2.1 Antidiskriminierung<br />
als zentrale Säule und<br />
Querschnittsthema<br />
Die <strong>FIFA</strong> betrachtet Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
als eine der zentralen<br />
Säulen ihrer Nachhaltigkeitsarbeit. Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung sind damit<br />
ein wichtiger Bestandteil ihrer Konzeptionen<br />
zur sozialen Verantwortung und<br />
Nachhaltigkeit. Dies gilt allgemein für<br />
die Ausrichtung der <strong>FIFA</strong> als Organisation<br />
und im Besonderen für die Ausrichtung<br />
von <strong>FIFA</strong>-Veranstaltungen wie der <strong>FIFA</strong><br />
Fussball-Weltmeisterschaft. Richtungsweisende<br />
Organe der alltäglichen Arbeit<br />
sind die <strong>FIFA</strong>-Kommission für Fairplay und<br />
soziale Verantwortung genauso wie die<br />
<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />
Antidiskriminierung.<br />
Einerseits vervollständigt Antidiskriminierung<br />
das Nachhaltigkeitskonzept der<br />
<strong>FIFA</strong> mit den Schwerpunkten Football for<br />
Hope, Fussball für den Planeten, Fairplay<br />
und der Nachhaltigkeitsstrategie für<br />
die <strong>FIFA</strong>-Fussball-Weltmeisterschaft.<br />
Antidiskriminierung gewährleistet sich<br />
global engagierenden Spielern, Trainern,<br />
Schiedsrichtern und auch Fans würdevolle<br />
Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen.<br />
Zu beachten ist dabei, dass ein Mensch von<br />
vielerlei Aspekten seiner Identität bestimmt
10<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
wird. Niemand ist z. B. nur eine Frau.<br />
Denn diese hat ein bestimmtes Alter und<br />
eine geografische wie soziale Herkunft.<br />
Sie könnte eine Behinderung haben. Das<br />
alles muss berücksichtigt werden. Dann<br />
kann Diskriminierung in ihrer gesamten<br />
Bandbreite erkannt werden. Dies bietet die<br />
beste Voraussetzung zur Schaffung einer<br />
antidiskriminierenden Willkommenskultur<br />
und wirklicher Gleichheit.<br />
Andererseits ist Antidiskriminierung als<br />
integraler Bestandteil aller genannten<br />
Bereiche der sozialen Verantwortung zu<br />
verstehen. Der gegenseitige Respekt von<br />
Verbandsmitarbeitern sollte auf einem Einvernehmen<br />
aufbauen, dass Diskriminierung<br />
aufgrund von angenommener Rasse, Hautfarbe,<br />
ethnischer, nationaler oder sozialer<br />
Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />
politischer oder sonstiger Anschauung,<br />
Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand,<br />
sexueller Orientierung oder aus einem<br />
anderen Grund ausschliesst. In diesem<br />
Kontext bietet die <strong>FIFA</strong> z. B. Mitarbeiter als<br />
Vertrauenspersonen an, an die sich weitere<br />
<strong>FIFA</strong>-Mitarbeiter vertrauensvoll wenden<br />
können – ein Modell, das Verbände ebenso<br />
einsetzen können.<br />
Überall, auf dem Fussballplatz und um<br />
ihn herum, gedeiht soziales Leben,<br />
ebenso wie bei der Erbauung eines neuen<br />
Fussballplatzes – von der Planungsphase<br />
eines barrierefreien Stadions bis hin zu<br />
den Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter,<br />
der Spieler. Überall wo Menschen gegen<br />
einen Ball treten und dafür sorgen, dass<br />
dies geschehen kann, spielt es deshalb<br />
eine zentrale Rolle, in individueller Vielfalt<br />
gleichermassen aufgenommen und anerkannt<br />
zu werden. Das Vorbild dabei sollte<br />
der Ball sein: Ihm ist es egal, wer mit ihm<br />
seine Tricks vorführt und den genialen Pass<br />
spielt, der zum Tor führt.<br />
2.2 Grundlagen von<br />
Antidiskriminierung<br />
als nachhaltige soziale<br />
Verantwortung<br />
Detaillierte Grundlagen für die <strong>FIFA</strong><br />
und ihre Mitgliedsverbände lieferte der<br />
ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress im Jahre<br />
2001, der im argentinischen Buenos Aires<br />
den Schwerpunkt Rassismus im Fussball<br />
hatte. Dieser hat den Grundstein gelegt,<br />
den Bedarf in der Fussballadministration<br />
und anderen Gruppen wahrgenommen,<br />
„mit Regierungsbehörden auf sämtlichen<br />
Ebenen, der Polizei und anderen<br />
Zivilbehörden, Bildungsinstitutionen und<br />
weiteren Instanzen zusammenzuarbeiten,<br />
um angemessene, wirkungsvolle und<br />
effiziente Massnahmen zu finden“.<br />
Ziel der Weltfussballfamilie muss es sein,<br />
dass die viel zitierte „gläserne Decke“<br />
durchbrochen wird. Es muss darum gehen,<br />
den rechtlichen Rahmen, Bildung, Sanktionen,<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke<br />
so einzusetzen, dass jedem Menschen ein<br />
gleicher Zugang zu allen Positionen und<br />
Ämtern gewährleistet ist – ob als Spieler<br />
oder Trainer, Funktionär oder Fan.<br />
Der ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress<br />
von 2001 folgte damit der Erklärung des<br />
<strong>FIFA</strong>-Exekutivkomitees von März 2000.<br />
2001 verabschiedet der<br />
ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress<br />
eine richtungsweisende<br />
Erklärung gegen Rassismus.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 11<br />
Die getroffenen Aussagen bestimmen<br />
heute mehr denn je die Ansicht der <strong>FIFA</strong><br />
zu Rassismus und Antidiskriminierung. Der<br />
ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress fordert<br />
alle Personen auf, die direkt oder indirekt<br />
mit Fussball – auf sämtlichen Ebenen und<br />
in allen Ländern – zu tun haben, sich einer<br />
gemeinsamen Bewegung zum Austausch<br />
von Informationen und Erfahrungen<br />
anzuschliessen, um somit sämtlichen<br />
rassistischen Kundgebungen – welcher<br />
Art auch immer – während Spielen<br />
wirkungsvoll und endgültig Einhalt zu<br />
gebieten;<br />
– fordert alle Regierungen und<br />
Zivilbehörden auf sämtlichen Ebenen<br />
auf, mit den Fussballbehörden<br />
zusammenzuarbeiten und ihnen<br />
bei diesen Bemühungen ihre<br />
uneingeschränkte Unterstützung zu<br />
gewähren;<br />
– fordert die Fussballbehörden auf, gesellschaftlichen<br />
Gruppierungen bei der<br />
Einführung von Bildungsprogrammen<br />
grössere Unterstützung zu gewähren<br />
und ihnen dabei zu helfen, den Dialog<br />
mit Personen herzustellen, die für ihre<br />
rassistische Gesinnung bekannt sind,<br />
um mehr über deren Beweggründe zu<br />
erfahren;<br />
– fordert alle Organisatoren von Fussballspielen<br />
auf, entsprechende Weisungen zu<br />
erlassen und durchzusetzen, um sämtlichen<br />
Personen, die an rassistischen Handlungen<br />
beteiligt sind oder der Absicht verdächtigt<br />
werden, sich an rassistischen Handlungen<br />
oder ähnlichen Gewaltäusserungen zu<br />
beteiligen, den Zutritt zu verweigern, und<br />
sämtliche Gegenstände zu beschlagnahmen,<br />
die in irgendeiner Weise eine Botschaft<br />
mit rassistischem Inhalt – sei es in Form von<br />
Texten oder von Symbolen – enthalten;<br />
Präsident Blatter findet beim ausserordentlichen <strong>FIFA</strong>-Kongress in<br />
Buenos Aires klare Worte gegen Rassismus.<br />
Fussball-Weltmeister Lilian Thuram berichtet von rassistischer<br />
Erfahrung und Lösungsmöglichkeiten.
12<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
– fordert die Ausrichter von Wettbewerben<br />
auf, für heikle Spiele Beobachter<br />
zu benennen, um rassistische<br />
Manifestationen jeglicher Art und Form<br />
zu überwachen und zu melden;<br />
– fordert die Mitarbeiter der Stadien zur<br />
Zusammenarbeit mit der Polizei auf,<br />
um alle Personen schnell und eindeutig<br />
erkennen und aus dem Stadion weisen<br />
zu können, die gegen diese Regeln<br />
verstossen;<br />
– fordert die Organisatoren von Spielen<br />
auf, erforderliche und wirksame<br />
Massnahmen zu ergreifen, um diese<br />
Übeltäter daran zu hindern, weiteren<br />
Spielen beizuwohnen;<br />
– fordert die Fussballfans auf, die<br />
Organisatoren und Zivilbehörden bei<br />
der Identifikation rassistischer Elemente<br />
und deren Entfernung aus dem<br />
Zuschauerbereich zu unterstützen;<br />
– fordert die Klubs auf, einen Geist der<br />
sozialen Integration unter den Spielern<br />
zu fördern, indem sie sicherstellen, dass<br />
sie Mitspieler, Gegner, Schiedsrichter,<br />
Offizielle, Zuschauer und alle anderen<br />
Personen – ob diese in das Spiel involviert<br />
sind oder nicht – respektvoll und ohne<br />
Diskriminierung ihrer ethnischen<br />
Zugehörigkeit behandeln;<br />
– fordert Mannschaftstrainer und<br />
Vereinsoffizielle auf, wirksame<br />
Strafmassnahmen gegen die Spieler<br />
unter ihrer Obhut zu verhängen, die in<br />
irgendeiner Weise rassistisches Benehmen<br />
an den Tag legen oder dies dulden, sei<br />
es auf dem Spielfeld, während ihres<br />
öffentlichen oder privaten Lebens;<br />
– fordert von allen Fussballgremien auf<br />
allen Ebenen die Sicherstellung eines<br />
ethnischen Gleichgewichts hinsichtlich<br />
Anstellung, Aufstellung und Wahl von<br />
Personen in allen Aktivitätsbereichen<br />
und die Zusammenarbeit mit ethnischen<br />
Gruppen, um diese enger in die<br />
Fussballaktivitäten zu integrieren;<br />
– fordert die Schiedsrichter auf, in Bezug<br />
auf Gesten und verbale Äusserungen<br />
rassistischer Natur zwischen Spielern<br />
und/oder Trainern und/oder der<br />
Öffentlichkeit wachsamer zu sein und<br />
sofortige Strafmassnahmen gegen die<br />
Täter zu ergreifen und solche Vorfälle<br />
unmissverständlich und lückenlos zu<br />
melden;<br />
– fordert die Medien auf, jegliches<br />
rassistisches Verhalten oder<br />
entsprechende Bemerkungen jeder<br />
Person oder Gruppe aufs Schärfste zu<br />
verurteilen sowie davon abzusehen,<br />
über derartiges Verhalten oder<br />
solche Äusserungen in einer Weise<br />
zu berichten, die möglicherweise<br />
weitere Konfrontationen provozieren<br />
könnte; ebenso werden die Betreiber<br />
von Fussball-Websites im Internet<br />
(einschliesslich der Websites von Klubs<br />
und Verbänden) aufgerufen, auf der<br />
Homepage prägnante Botschaften gegen<br />
den Rassismus zu veröffentlichen;<br />
– fordert alle Mitglieder der weltweiten<br />
Fussballgemeinschaft auf, jede<br />
Gelegenheit wahrzunehmen, um den<br />
sozialen Einfluss des Fussballs auszubauen<br />
und die soziale Eingliederung und die<br />
Verbannung des Rassismus aus der<br />
Gesellschaft voranzutreiben;<br />
– fordert alle Konföderationen<br />
auf, sämtliche Anstrengungen im<br />
Zusammenhang mit dem Kampf gegen<br />
Rassismus im Fussball aufmerksam zu<br />
verfolgen und dem <strong>FIFA</strong>-Exekutivkomitee<br />
regelmässig Bericht zu erstatten.<br />
2.3 Fussball als Mittel zur<br />
Förderung von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung in der<br />
Gesellschaft<br />
Immer wieder wird das integrative Potenzial<br />
des Fussballs weltweit hervorgehoben.<br />
Benötigt werden zwar nur ein Ball und ein<br />
Fussballfeld, aber ohne die nötigen sozialen<br />
Ingredienzen stets auf ein Neues vernünftig<br />
abzuwägen und jeden Menschen mit<br />
seinen Besonderheiten willkommen zu<br />
heissen, kann Fussball auf Einzelne auch<br />
ausgrenzende Potenziale in Bewegung<br />
bringen. Im Fussball spielen nicht nur elf<br />
Spieler zusammen mit den elf der anderen<br />
Mannschaft. Sie spielen eben auch gegen<br />
sie. Da entstehen Rivalitäten, die sich im<br />
negativen Fall aggressiv steigern können,<br />
bei Spielern wie bei den Fans.<br />
So sehr jeder den grossen Derbys gegen<br />
den Lokalrivalen auch entgegenfiebert,<br />
sollte das Gegenüber auch geschätzt
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 13<br />
werden. Denn ohne diese andere Mannschaft<br />
gäbe es kein Fussballspiel. So ernst es<br />
die Beteiligten auch nehmen: In brenzliger<br />
Lage ist es immer wieder wichtig, sich<br />
daran zu erinnern, dass Fussballvereine in<br />
ihren Farben und mit ihren Wappen vor<br />
gar nicht allzu langer Zeit von wenigen<br />
Pionieren gegründet wurden. Viele grosse<br />
Vereine bestimmten schon früh ihre Tradition,<br />
indem sie sich mit anderen Vereinen<br />
zusammenschlossen und somit verstärkten.<br />
So sehr man an sie glaubt und sich auf<br />
die grosse Geschichte beruft, stehen doch<br />
immer wieder neue junge Menschen auf<br />
dem Rasen, die mittlerweile aus der ganzen<br />
Welt kommen können. Und die ihre ganz<br />
eigene Geschichte begründen. Von alledem<br />
lebt der Fussball. Das macht ihn auf den<br />
Rängen und vor den Fernsehgeräten so<br />
attraktiv.<br />
Fussball entwickelt sich nachhaltiger und<br />
wird erfolgreicher, wenn er alle Menschen<br />
gleichermassen anspricht und einbindet.<br />
So kann das Beste aus allen Ressourcen<br />
genutzt werden. Deshalb ist es von Vorteil,<br />
solche Veränderungen nicht zu fürchten,<br />
sondern sie als Chance zu begreifen.<br />
Zu alledem braucht es Partnerschaften.<br />
Stützende Partner sieht die <strong>FIFA</strong> in ihren<br />
Mitgliedsverbänden und deren Vereinen.<br />
Ihr Engagement für den Fortschritt in<br />
Sachen Vielfalt und Antidiskriminierung ist<br />
unabdingbar.<br />
Bill Shankly, Trainer des FC Liverpool,<br />
sagte einst: „Einige Leute halten Fussball<br />
für einen Kampf um Leben und Tod. Ich<br />
versichere Ihnen, dass es viel ernster ist.“<br />
Das Ernstere liegt darin, dass Spieler und<br />
Fans, auch wenn sie am Wochenende<br />
einen kleinen Tod sterben können, am<br />
Montag wieder zum Training oder zur<br />
Arbeit müssen. Die Menschen müssen und<br />
werden weiter miteinander auskommen.<br />
Das Ursprüngliche des Fussballs ist in erster<br />
Linie seine Vorstellungskraft – und nicht<br />
eine aggressive Ausprägung von „wir hier“<br />
und „dort die anderen“. Gerade deshalb<br />
bietet der Fussball als Teil der Gesellschaft<br />
Platz für Kreativität, für internationalen<br />
Austausch, für soziale Inklusion. Richtig<br />
praktiziert, kann Fussball also dabei helfen,<br />
Antidiskriminierung auf der grossen Fussballbühne,<br />
aber auch im lokalen Ligaalltag<br />
zu manifestieren.<br />
Das soziale Umfeld des Fussballs sieht sich<br />
in globalen Zeiten mit ständigen Veränderungen<br />
konfrontiert. Dazu gehören auch<br />
die Aspekte Vielfalt und Antidiskriminierung.
14<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
3 Grundlagen und Ziele des <strong>FIFA</strong> Good Practice<br />
Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
Dieser Good Practice Guide richtet sich in<br />
erster Linie an die Verbände als Mitglieder<br />
der <strong>FIFA</strong>. Er soll sie dabei unterstützen, zum<br />
einen konstruktiv ihre Vereine zu sensibilisieren,<br />
zum anderen die Zusammenarbeit<br />
mit den Konföderationen zu unterfüttern.<br />
Darüber hinaus freut sich die <strong>FIFA</strong>, wenn sie<br />
Akteuren des Fussballs und seinen Fans eine<br />
Inspiration sein kann, dieses wundervolle<br />
Spiel weiterhin vielfältig und antidiskriminierend,<br />
also weltoffen zu gestalten.<br />
3.1 Hintergrund und Motivation<br />
dieses <strong>FIFA</strong> Good Practice<br />
Guide<br />
Seit 1960 in ihren Statuten, darüber<br />
hinaus im <strong>FIFA</strong>-Ethikreglement und<br />
im Verhaltens kodex bezieht die <strong>FIFA</strong><br />
deutlich wie dezidiert Stellung zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung. Damit<br />
schafft die <strong>FIFA</strong> die Grundlagen für ein<br />
respektvolles und friedliches Miteinander<br />
der Weltfussball familie. Die <strong>FIFA</strong>-Resolution<br />
gegen Rassismus des ausserordentlichen<br />
<strong>FIFA</strong>-Kongresses 2001 in Argentinien, die<br />
<strong>FIFA</strong>-Resolution gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung des 63. <strong>FIFA</strong>-Kongresses<br />
2013 in Mauritius sowie die seit 2013 tätige<br />
<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung liefern dazu kontinuierlich<br />
und mehrheitsfähig die konkreten Inhalte.<br />
Mit alledem entwickelt die <strong>FIFA</strong> die Vision<br />
einer Weltfussballgemeinschaft, die gleichberechtigt<br />
alle Menschen einschliesst. Jede<br />
Person soll mit Respekt und Anerkennung<br />
willkommen sein. Diese Vision setzt voraus,<br />
dass jede Person auf gleiche Weise Zugang<br />
zu allen Ebenen des Fussballs hat.<br />
Viele Millionen Menschen sehen Fussball als<br />
wichtigen Bestandteil ihres Lebens an und<br />
wollen sich deshalb auf die für sie beste<br />
Weise engagieren. Um zu gewährleisten,<br />
dass sie vollwertig ihren Teil zum sozialen<br />
Kevin Prince Boateng (GHA)<br />
redet mit <strong>FIFA</strong>-Präsident Blatter<br />
am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich über die<br />
rassistischen Anfeindungen, die<br />
er als Spieler in Italien ertragen<br />
musste (2013).
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 15<br />
1960: Der 32. <strong>FIFA</strong>-Kongress in Rom<br />
verabschiedet Denkwürdiges zur<br />
Förderung von Antidiskriminierung<br />
im Fussball.<br />
Anlässlich der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />
Weltmeisterschaft Deutschland<br />
2011 präsentieren die Kanadierin<br />
Christine Sinclair, Tatjana Haenni (heute<br />
stellvertretende Direktorin der <strong>FIFA</strong>-<br />
Division Wettbewerbe und Leiterin der<br />
<strong>FIFA</strong>-Abteilung für Frauenwettbewerbe)<br />
und die Deutsche Kim Kulig (von links<br />
nach rechts) die <strong>FIFA</strong>-Kampagne „Live<br />
your Goals“ zur Förderung von Frauen<br />
und Mädchen im Fussball.<br />
und wirtschaftlichen Teil des Fussballs beitragen<br />
können, sollten eventuelle Barrieren<br />
der Partizipation lokalisiert werden, um<br />
schliesslich darüber aufzuklären und sie<br />
letztlich zu beseitigen.<br />
Die <strong>FIFA</strong> hat und wird es immer deutlich<br />
machen: Im Fussball geht es um Teamwork,<br />
darum, was man macht, und nicht, wer<br />
man ist. Fussball ist für alle da!<br />
Dieses Motto wird auf die Probe gestellt,<br />
wenn sich Gruppen und Einzelpersonen<br />
benachteiligt fühlen. Die Mitgliedsverbände<br />
der <strong>FIFA</strong> werden dazu aufgerufen, diesen<br />
Wahrnehmungen gewissenhaft nachzugehen<br />
und ggf. Massnahmen zu ergreifen.<br />
Dazu versammelt dieser Ratgeber positive<br />
Ansätze und praktische Beispiele, wie ein<br />
Fussball für alle bereits überall auf der Welt<br />
gelebt wird – auf und rund um den Fussballplatz.<br />
So bekommen die Mitgliedsverbände<br />
eine weitere Möglichkeit, sich fundiert,<br />
kompakt und zugleich global über gelebte<br />
Vielfalt und Diskriminierung im Fussball<br />
zu informieren. Dieses Kompendium regt<br />
dazu an, voneinander zu lernen, um sich<br />
auf eindrucksvolle Weise als weltoffener<br />
Verband zu präsentieren.<br />
3.2 Der strategische Ansatz<br />
der <strong>FIFA</strong> als Vorbild für ihre<br />
Mitgliedsverbände<br />
Was für die Regeln des Fussballs gilt, gilt<br />
nicht gleichermassen für die Förderung<br />
von Vielfalt und Antidiskriminierung:<br />
Wenn Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
nachhaltig gefördert werden sollen, darf<br />
nicht versucht werden, zentral einheitliche<br />
Detailmassnahmen vorzugeben. Deshalb<br />
wurde folgender Leitgedanke der <strong>FIFA</strong><br />
bei der Erstellung dieses Ratgebers stets<br />
mitgedacht: Jeder Mitgliedsverband<br />
folgt seinen landesüblichen Gesetzen<br />
und Religionen, hat seine ganz<br />
eigene Geschichte und Tradition.<br />
Diskriminierungsformen unterscheiden sich<br />
regional z. T. erheblich. Umgangsweisen<br />
damit haben immer eine bestimmte<br />
Entwicklungsgeschichte hinter sich. Nur<br />
wenn diese Aspekte nicht ausser Acht<br />
gelassen werden, kann ein Konzept<br />
greifen. Nur dann können Massnahmen<br />
ihre Zielgruppen wirklich erreichen.<br />
Jedem Mitgliedsverband stellen sich also<br />
auch ganz eigene Herausforderungen im<br />
Hinblick auf die Förderung von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung.
16<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
Deswegen liefert dieser Leitfaden eine Auswahl<br />
an Empfehlungen, die in den jeweiligen<br />
Mitgliedsverbänden massstabsgetreu<br />
angepasst werden können, um erfolgreicher<br />
sein. Was sich in Verband A bewährt hat,<br />
funktioniert noch lange nicht in Verband B.<br />
Es sind die Organisationen des Fussballs und<br />
ihre Partner selbst, die am besten wissen,<br />
wie Vielfalt und Antidiskriminierung vor Ort<br />
umgesetzt werden können.<br />
Zur Orientierung hat die <strong>FIFA</strong> ein tragfähiges<br />
Modell entwickelt. Es liefert<br />
Handreichungen auf fünf grundlegenden<br />
Säulen, die eine Förderung von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung im Fussball übersichtlich<br />
strukturieren:<br />
Dieses Modell kann helfen, einen landesspezifischen<br />
Aktionsplan zu entwickeln<br />
oder den bestehenden zu optimieren.<br />
REGLEMENTIERUNG<br />
KOMMUNI-<br />
KATION<br />
<strong>VIELFALT</strong> <strong>UND</strong><br />
<strong>ANTIDISKRIMINIERUNG</strong><br />
BEI <strong>FIFA</strong>-<br />
MITGLIEDSVERBÄNDEN<br />
KONTROLLE<br />
<strong>UND</strong><br />
SANKTIONEN<br />
NETZWERK-<br />
ARBEIT <strong>UND</strong><br />
KOOPERATION<br />
BILDUNG<br />
Denn es greift alle Kernbereiche auf, in<br />
denen Mitgliedsverbände bereits aktiv<br />
sind oder aktiv sein können, wenn sie<br />
eigene Positionen und Praxen zu Artikel 3<br />
der <strong>FIFA</strong>-Statuten (Nicht-Diskriminierung<br />
und Kampf gegen Rassismus) einbringen.<br />
Alle fünf Säulen zusammen bieten in ihrer<br />
ausgewogenen Balance ein erfolgversprechendes<br />
Konzept zur adäquaten Beachtung<br />
von Vielfalt und Antidiskriminierung im<br />
Fussball.<br />
Aus den einzelnen Säulen können<br />
Schnittmengen hervorgehen. Ist ein
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 17<br />
Mitgliedsverband z. B. im Bereich Bildung<br />
tätig, bieten sich Netzwerkarbeit und<br />
Kooperation an. Und bei jeder Säule ist<br />
es in jedem Falle tragfähig, den Bereich<br />
Kommunikation hinzuzuziehen: Tu Gutes<br />
und rede darüber!<br />
Zusätzlich werden sich auch positive<br />
Beispiele aus Fanszenen, von staatlichen<br />
und nicht staatlichen Organisationen<br />
finden, die im, um und durch den Fussball<br />
versuchen, Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
zu fördern.<br />
Da Formen von Gesellschaften im und um<br />
den Fussball genauso wie Diskriminierungsformen<br />
und die Möglichkeiten, sich<br />
für Vielfalt einzusetzen, in jeder Region<br />
unserer Welt in einem ständigen Wandel<br />
begriffen sind, kann es jedem Mitgliedsverband<br />
nur zugutekommen, sein einmal<br />
begonnenes Engagement nicht als zementiert<br />
anzusehen. Aufmerksamkeit und das<br />
eigene Überprüfen der eigenen Arbeit für<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung sind nicht<br />
zu verachten.<br />
sinnvollen Sanktion und einem kooperativen<br />
Netzwerk muss sich nicht zwangsläufig<br />
ein hohes Budget oder viel technischer<br />
Aufwand verbergen. Häufig sind die<br />
einfacheren, die direkten Massnahmen<br />
sogar bedeutender. Massnahmen, die die<br />
Aktiven im Fussball und seine Fans vor Ort<br />
persönlich und vertrauensvoll ansprechen<br />
und einbinden, versprechen den grössten<br />
Erfolg.<br />
Es geht vor allem um sehr menschliche<br />
Qualitäten: um das Zeigen von Würde,<br />
Güte und Empathiefähigkeit. Die Weltfussballfamilie<br />
wird es respektvoll zu würdigen<br />
wissen, wenn im Kampf für Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung jeder Verband nach<br />
seinen eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten<br />
sein Bestes einbringt.<br />
Wichtig über allem aber bleibt: Hinter einer<br />
guten Aktion oder Kampagne, hinter einer
18<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
4 <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung – ein Überblick<br />
<strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung<br />
2015: Die ehrenamtlichen Helfer<br />
aus Auckland präsentierten<br />
vor dem Halbfinale der<br />
<strong>FIFA</strong> U-20-Weltmeisterschaft<br />
zwischen Serbien und Mali im<br />
North-Harbour-Stadion das<br />
„SAY NO TO RACISM“-Banner<br />
und komplettierten somit die<br />
Kampagne.<br />
Zur nachhaltigen Förderung von Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung im Weltfussball<br />
wurde im März 2013 die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
ins Leben gerufen. Sie basiert auf<br />
einer persönlichen Initiative des <strong>FIFA</strong>-Präsidenten<br />
Joseph S. Blatter.<br />
4.1 Zur Philosophie der<br />
<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung<br />
Seitdem geht es in der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
darum, aktuelle Vorfälle aufzuarbeiten,<br />
aber auch mittel- und langfristige<br />
Lösungswege zu entwickeln. Getreu<br />
Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten geht es hierbei<br />
um Diskriminierungen auf der Basis von<br />
angenommener Rasse, von Hautfarbe,<br />
ethnischer, nationaler oder sozialer<br />
Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />
politischer oder sonstiger Anschauung, von<br />
Bei ihrer zweiten Zusammenkunft<br />
beschäftigt sich die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung mit<br />
Möglichkeiten von Sanktionen und Bildung<br />
im Fussball.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 19<br />
Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand,<br />
sexueller Orientierung oder aus einem<br />
anderen Grund. Diese Lösungswege sollen<br />
konzeptionelle und praktische Elemente<br />
enthalten. Das Motto dabei ist es, proaktiv<br />
und präventiv zu agieren und zu reagieren.<br />
Sich ihrer Stärken bewusst, will die <strong>FIFA</strong>-<br />
Arbeitsgruppe handeln, anstatt behandelt<br />
zu werden.<br />
Dabei berücksichtigt sie unterschiedliche<br />
Blickwinkel und Expertisen, um sie zielorientiert<br />
in konkrete Vorschläge umzuwandeln.<br />
Dazu gehört eine gewissenhafte<br />
Prüfung des gesamten Arsenals an Ideen –<br />
eine ständige, gegenseitige Weiterbildung.<br />
Denn um einen Aktionsplan zu Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung so aufzustellen,<br />
dass alle <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände ihm etwas<br />
abgewinnen können, müssen bestehende<br />
Massnahmen und Stellungnahmen<br />
überprüft und den gegenwärtigen Entwicklungen<br />
angepasst werden. Globale<br />
Einschätzungen und Antworten müssen aus<br />
juristischer und fachlich-praktischer Sicht<br />
regional anwendbar werden.<br />
Hierbei war es immer wichtig, die staatsund<br />
verbandsrechtlichen Unterschiede aller<br />
<strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände, die unterschiedlichen<br />
sportlichen, sportpolitischen, aber<br />
auch sozialen Verhältnisse im Hinterkopf<br />
zu behalten, um schliesslich Ergebnisse zu<br />
produzieren, die gleichermassen realistisch<br />
und progressiv sind.<br />
Vor allem muss man dazu bereit sein,<br />
Bestehendes weiterzuentwickeln oder gar<br />
ganz zu verwerfen. Es geht darum, nicht<br />
nur die institutionelle Sicht auf den Fussball<br />
zu akzeptieren, sondern auch Spieler und<br />
andere Akteure im und um den Fussball<br />
individuell am Dialog zur Findung von<br />
Lösungswegen zu beteiligen. Darunter<br />
müssen sich Menschen wiederfinden, die<br />
Diskriminierung im Fussball beobachten<br />
oder gar auf schmerzhafte Weise erfahren<br />
mussten. Ebenso solche, die Diskriminierung<br />
im Fussball fachlich und professionell<br />
entgegentreten oder erforschen. Dazu<br />
sagte ein Mitglied der Arbeitsgruppe im<br />
Jahr 2013: „Die Spieler haben eindeutig<br />
nicht genug Unterstützung erfahren, und<br />
das ist ein Hohn. Die Spieler arbeiten hart,<br />
der Fussball ist ihr Leben und ihr Beruf,<br />
und wir müssen mehr dafür tun, um sie zu<br />
unterstützen.“<br />
Die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe erörtert Diskriminierung<br />
über ihre offensichtlichen<br />
Ausdrucksformen oder deutlich rechtsextreme<br />
Ausprägungen wie diskriminierende<br />
Schimpfwörter oder körperliche Angriffe<br />
hinaus. Es geht auch um versteckte Formen<br />
der Diskriminierung. Gemeint sind<br />
gefühlte Erniedrigungen, die denen, die sie<br />
ausüben, häufig leider nicht bewusst sind.<br />
Das können z. B. rassistische, sexistische<br />
oder behindertenfeindliche Witze sein. Es<br />
kann sich um die einseitige Bevorzugung<br />
von Menschen einer bestimmten Gruppe<br />
oder eines Geschlechts handeln. Diese<br />
breite Herangehensweise und gegenseitige<br />
Offenheit der eingeladenen Mitglieder und<br />
Berater waren Garanten der bisherigen<br />
Sitzungsergebnisse.<br />
So konnte die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe neue<br />
Wege bauen und steht der <strong>FIFA</strong> auch auf<br />
dem Weg zur Seite, den sie derzeit in<br />
Richtung <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />
Russland 2018 beschreitet.<br />
Der Arbeitsgruppe gehören verschiedenste<br />
Experten an. Hier abgebildet (von links<br />
nach rechts): Piara Powar (Exekutivdirektor<br />
von Fare network), Theo van Seggelen<br />
(FIFPro-Generalsekretär) und Yury Boychenko<br />
(Leiter der Abteilung zur Bekämpfung von<br />
Diskriminierung beim Hochkommissar der<br />
Vereinten Nationen für Menschenrechte).
20<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
4.2 Inhalte der bisherigen<br />
Sitzungen<br />
Die erste Sitzung der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
wurde am 6. Mai 2013 von <strong>FIFA</strong>-Präsident<br />
Joseph S. Blatter am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich<br />
eröffnet. In seiner kämpferischen Rede<br />
zeigte der <strong>FIFA</strong>-Präsident Handlungsbereitschaft<br />
und machte unmissverständlich<br />
deutlich: „Die Aufgabe des Fussballs ist es,<br />
der Ignoranz mit Wissen, der Engstirnigkeit<br />
mit Vielfalt und dem Egoismus mit Grossmut<br />
entgegenzutreten.“ Inhaltlich lotete<br />
die erste Sitzung aus, welche Möglichkeiten<br />
sich gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
in den Bereichen Prävention und Kontrolle<br />
einbringen lassen. So schaffte sie die<br />
praktische Grundlage für die noch im<br />
gleichen Monat vom <strong>FIFA</strong>-Kongress auf<br />
Mauritius verabschiedete Resolution zum<br />
Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.<br />
Diese erneuerte und vertiefte das<br />
Bekenntnis, das die <strong>FIFA</strong>-Mitglieder mit<br />
ihrer Erklärung gegen Rassismus beim<br />
ausserordentlichen <strong>FIFA</strong>-Kongress 2001<br />
in Argentinien vereinbart hatten. Die<br />
Resolution von 2013 umfasst in ihrem Kern<br />
Folgendes:<br />
Bildung – Aktionspläne<br />
Wettbewerbsorganisatoren erlassen einen<br />
konkreten Aktionsplan, der belegt, dass sie<br />
Rassismus und Diskriminierung unter ihren<br />
Spielern, Funktionären und Fans effektiv<br />
bekämpfen wollen.<br />
Massnahmen – striktere Anwendung<br />
von Strafen<br />
Die im <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement verankerten<br />
Strafen, die für alle Mitgliedsverbände<br />
gemäss <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement zwingend<br />
anzuwenden sind, bieten den jeweiligen<br />
Rechtsorganen bei der Beurteilung<br />
von Fehlverhalten von Fans den nötigen<br />
Ermessensspielraum. Zur Vereinheitlichung<br />
der weltweit verhängten Strafen gilt für<br />
Vereine oder Teamvertreter grundsätzlich<br />
ein zweistufiges Strafmass:<br />
• Ein erstes oder ein kleineres Vergehen<br />
wird mit einer Ermahnung, einer<br />
Geldstrafe und/oder einem Spiel unter<br />
Ausschluss der Öffentlichkeit bestraft.<br />
• Für Wiederholungstäter oder schwere<br />
Vergehen sollten härtere Strafen wie<br />
Punktabzug, Ausschluss aus einem<br />
Wettbewerb oder Zwangsabstieg gelten.<br />
Jede Person (Spieler, Funktionär, Spieloffizieller<br />
etc.), die ein solches Vergehen begeht,<br />
wird zudem für mindestens fünf Spiele<br />
gesperrt, kombiniert mit einem Stadionverbot<br />
gemäss <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement.<br />
Darauf konnte die zweite, wiederum in<br />
Zürich abgehaltene Sitzung am 12. September<br />
2013 aufbauen und identifizierte<br />
Prävention – Antidiskriminierungsbeauftragter<br />
In den Wettbewerbsreglements wird der<br />
Einsatz eines Sonderbeauftragten im<br />
Stadion vorgeschrieben, der mögliche rassistische<br />
oder diskriminierende Handlungen<br />
erkennt und so Druck von den Schiedsrichtern<br />
nimmt und Beweise für eine spätere<br />
Verurteilung durch die Rechtsorgane<br />
sichert.<br />
Der ivorische Fussballprofi Serey<br />
Die bei einem Treffen der <strong>FIFA</strong>-<br />
Arbeitsgruppe gegen Rassismus<br />
und Diskriminierung.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 21<br />
12. Mai 2015, Wembley-<br />
Stadion, London: Federico<br />
Addiechi, Leiter der <strong>FIFA</strong>-<br />
Nachhaltigkeitsabteilung, und<br />
Piara Powar, Exekutivdirektor<br />
von Fare network, präsentieren<br />
ihre Kooperation beim <strong>FIFA</strong>-<br />
Spielbeobachtungssystem für<br />
Antidiskriminierung.<br />
folgende Schlüsselprioritäten als Empfehlung<br />
für die weitergehende Arbeit der <strong>FIFA</strong><br />
für Vielfalt und Antidiskriminierung:<br />
Zuweisung von spezifischen Ressourcen<br />
für den Kampf gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung<br />
Entwicklung eines Antidiskriminierungshandbuchs,<br />
das allen Mitgliedsverbänden<br />
als Empfehlung und für<br />
Schulungszwecke zur Verfügung<br />
gestellt wird<br />
Antidiskriminierungsbeauftragte (<strong>FIFA</strong><br />
Anti-Discrimination Monitoring System)<br />
Identifizierung von Hochrisikospielen<br />
Ernennung und Einsatz von Antidiskriminierungsbotschaftern<br />
Vorschlag einer speziellen Auszeichnung<br />
für Leistungen im Bereich Antidiskriminierung<br />
Um sich diesen Schwerpunkten angemessen<br />
widmen zu können, bewilligte die<br />
<strong>FIFA</strong> zusätzliche Mittel und stellte einen<br />
Beauftragten für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
ein, der seit 2014 ausschliesslich im<br />
Bereich Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
agiert.<br />
Bei ihrer dritten Sitzung am 2. Dezember<br />
2014 in Zürich analysierte die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe:<br />
den inhaltlichen Fortschritt seit Bildung<br />
der Arbeitsgruppe,<br />
den strategischen Ansatz der <strong>FIFA</strong>,<br />
den daraus hervorgehenden Aktionsplan,<br />
der neben der Umsetzung der<br />
<strong>FIFA</strong>-Spielbeobachter für Antidiskriminierung<br />
auch die Inhalte des hier<br />
vorliegenden <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide<br />
sowie weitere Schritte zur Einführung<br />
von Antidiskriminierungsbotschaftern<br />
und einer Sonderauszeichnung in Form<br />
eines Preises enthielt,<br />
Prävention und Aufklärung in Bezug<br />
auf die <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />
Russland 2018.<br />
4.3 Ausblick<br />
In ihrer inhaltlichen Ausrichtung teilt die<br />
<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung die Sichtweise, dass die<br />
Bekämpfung von Diskriminierung und die<br />
Förderung von Vielfalt ein dauerhafter<br />
Prozess sind. Die eigenen präventiven<br />
Potenziale in den Bereichen Sanktionen<br />
und Bildung sollten in diesem Bereich stets<br />
optimiert werden. Es geht um die stärkere<br />
Aktivierung der Mitgliedsverbände, bis hin<br />
zu den lokalen Gemeinschaften.<br />
So macht die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe immer<br />
wieder deutlich:<br />
„Bildung, es geht um Bildung. Wirkt man<br />
auf die Klubs ein, erreicht man danach die<br />
Stadien, dann die Gemeinschaften. Es muss<br />
mit den Trainern und Spielern beginnen, in<br />
der Umkleidekabine.“<br />
Ein respektvoller und gleichberechtigter,<br />
solidarischer und weltoffener Fussball lebt<br />
vom zielorientierten Engagement seiner<br />
Institutionen und der Menschen, die sie<br />
gestalten.
22<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
5 <strong>FIFA</strong> gegen Rassismus und Diskriminierung –<br />
die Geschichte<br />
Überblick über die Massnahmen gegen Rassismus und Diskriminierung seit der <strong>FIFA</strong>-Konferenz gegen Rassismus in<br />
Buenos Aires (2001)<br />
Datum<br />
Veranstaltung/Massnahme<br />
6. Juli 2001 <strong>FIFA</strong>-Konferenz gegen Rassismus in Buenos Aires<br />
Mehrere hundert Delegierte von Mitgliedsverbänden, Konföderationen und Nichtregierungsorganisationen<br />
sowie weitere Vertreter erörtern Wege und Mittel zur Bekämpfung von Rassismus im Fussball. Mit der stärkeren<br />
Förderung von Toleranz und einem gezielten Vorgehen soll Rassismus aus dem Fussball verbannt werden.<br />
7. Juli 2001 Ausserordentlicher <strong>FIFA</strong>-Kongress verabschiedet Erklärung gegen Rassismus<br />
Der ausserordentliche <strong>FIFA</strong>-Kongress in Buenos Aires verabschiedet die Erklärung gegen Rassismus, auf die sich am<br />
Tag zuvor die <strong>FIFA</strong>-Konferenz gegen Rassismus verständigt hatte.<br />
http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2007/m=5/news=au%C3%9Ferordentlicher-fifa-kongress-buenos-airesresolution-518220.html<br />
7. Juli 2002 Genau ein Jahr nach der Verabschiedung der Erklärung gegen Rassismus beim ausserordentlichen Kongress 2001<br />
in Buenos Aires veranstaltet die <strong>FIFA</strong> den ersten internationalen Tag zur Bekämpfung von Rassismus im Fussball<br />
(<strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung).<br />
21./22. Juni 2003 Bei der Gruppenphase des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals in Frankreich stehen zwei Tage im Zeichen des<br />
Kampfes gegen Rassismus. Erstmals bei einer <strong>FIFA</strong>-Endrunde ist der Handschlag zwischen den Spielern beider Teams<br />
nach Spielschluss offizieller Teil des Protokolls (zweite <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung).<br />
2004 Änderung der <strong>FIFA</strong>-Statuten<br />
II – Zweck, Art. 2 Abs. 3 Ziff. 1 der <strong>FIFA</strong>-Statuten: „Aus Gründen der Rasse, der Religion oder aus politischen<br />
Gründen darf ein Land oder eine Einzelperson nicht diskriminiert werden.“<br />
wird wie folgt geändert:<br />
„Artikel 3 – Nicht-Diskriminierung und Kampf gegen den Rassismus: Jegliche Diskriminierung eines Landes, einer<br />
Einzelperson oder von Personengruppen aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, Politik<br />
oder aus einem anderen Grund ist unter Androhung der Suspension und des Ausschlusses verboten.“<br />
18./19. September 2004 Die <strong>FIFA</strong> verbindet ihr Engagement gegen Rassismus mit dem Weltfriedenstag der Vereinten Nationen (dritte<br />
<strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung).<br />
6. Oktober 2004 Erlass des Ethikreglements<br />
Das <strong>FIFA</strong>-Exekutivkomitee verabschiedet das von der Kommission für Ethik und Fairplay verfasste Ethikreglement.<br />
Dieses wurde 2012 wie folgt überarbeitet:<br />
Artikel 23: Diesem Reglement unterstellten Personen ist es verboten, ein Land, eine Privatperson oder eine Gruppe<br />
von Personen durch herabwürdigende, diskriminierende oder verunglimpfende Äusserungen oder Handlungen<br />
in Bezug auf Rasse, Hautfarbe, Ethnie, nationale oder soziale Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, politische<br />
Meinung oder andere Meinung, Wohlstand, Geburt oder sonstigen Status, sexuelle Neigung oder aus anderen<br />
Gründen in ihrer Würde oder Integrität zu verletzen.<br />
http://de.fifa.com/mm/document/affederation/administration/01/10/77/47/codeofethics2012d.pdf<br />
Juni 2005<br />
30. Juni und<br />
1. Juli 2006<br />
Die Halbfinalpartien des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals in Deutschland und die Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Junioren-Weltmeisterschaft<br />
in den Niederlanden stehen im Zeichen der Kampagne „Nein zu Rassismus“ (vierte <strong>FIFA</strong>-Tage<br />
gegen Diskriminierung).<br />
Die Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft bilden den Rahmen für die fünften <strong>FIFA</strong>-Tage gegen<br />
Diskriminierung und bieten dem Kampf gegen Rassismus im Fussball damit die bestmögliche Plattform.<br />
In allen zwölf Stadien stehen speziell ausgebildete Sicherheitsbeauftragte im Einsatz, die rassistische, politische<br />
oder anderweitig diskriminierende Botschaften aufspüren sollen. Die Fanbotschaften engagieren sich ebenfalls<br />
gegen Rassismus.<br />
2007 Die <strong>FIFA</strong> U-20-Weltmeisterschaft in Kanada ist Schauplatz der sechsten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung.<br />
4. Dezember 2008 Im Rahmen der Halbfinalspiele der <strong>FIFA</strong> U-20-Frauen-Weltmeisterschaft in Chile werden die siebten <strong>FIFA</strong>-Tage<br />
gegen Diskriminierung gefeiert.<br />
2009 Die Bestimmung zu Diskriminierung im Ethikreglement wird geändert.<br />
Art. 7 – Diskriminierung: Offiziellen ist es verboten, eine Person oder eine Gruppe von Personen durch<br />
herabwürdigende, diskriminierende oder verunglimpfende Äusserungen oder Handlungen in Bezug auf Herkunft,<br />
Rasse, Hautfarbe, Kultur, Sprache, Religion oder Geschlecht zu verletzen.<br />
25./26. Juni 2009 Die Halbfinalspiele des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals in Südafrika bieten dem Weltfussballverband die Bühne für<br />
die achten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung.<br />
30. Juni und 1. Juli 2010 Die neunten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung im Rahmen der Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />
rücken den Kampf gegen Rassismus im Fussball weltweit ins Rampenlicht.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 23<br />
Datum<br />
Veranstaltung/Massnahme<br />
7. Juli 2011 Die Erklärung gegen Rassismus, die beim ausserordentlichen <strong>FIFA</strong>-Kongress 2001 in Buenos Aires verabschiedet<br />
wurde, feiert ihren 10. Geburtstag.<br />
13. Juli 2011 Die Halbfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland (Japan – Schweden, USA – Frankreich)<br />
stehen im Zeichen der zehnten <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung.<br />
10. November 2012 Die elften <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung fallen auf die <strong>FIFA</strong> Futsal-Weltmeisterschaft in Thailand. Im Achtelfinale<br />
zwischen dem zweifachen Weltmeister Spanien und Gastgeber Thailand verurteilt der Fussball jede Form von<br />
Diskriminierung – von Rassismus bis zu religiösen Vorurteilen.<br />
März 2013<br />
<strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
Präsident Blatter gibt die Gründung einer <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung bekannt.<br />
http://de.fifa.com/aboutfifa/socialresponsibility/news/newsid=2040421/<br />
6. Mai 2013 Die neu geschaffene <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung trifft sich am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich zu<br />
ihrer ersten Sitzung. Hauptthema sind Sanktionen.<br />
http://de.fifa.com/aboutfifa/socialresponsibility/news/newsid=2074778/<br />
31. Mai 2013 Der 63. <strong>FIFA</strong>-Kongress unter dem Vorsitz von <strong>FIFA</strong>-Präsident Joseph S. Blatter verabschiedet die <strong>FIFA</strong>-Resolution<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung. Diese basiert auf den Grundsätzen Aufklärung, Prävention und Bestrafung<br />
(inkl. sportlicher Sanktionen wie Punktabzug und Zwangsabstieg).<br />
http://de.fifa.com/about-fifa/news/y=2013/m=5/news=exekutivkomitee-befurwortet-resolution-gegen-rassismusund-diskriminieru-2085782.html<br />
26./27. Juni 2013 Bei den Halbfinalspielen des <strong>FIFA</strong> Konföderationen-Pokals Brasilien 2013 machen beide Teams vor dem Spiel auf<br />
dem Spielfeld unmissverständlich deutlich, dass Rassismus im Fussball keinen Platz hat.<br />
12. September 2013 Wichtigste Themen bei der zweiten Sitzung der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung am <strong>FIFA</strong>-<br />
Sitz in Zürich sind Prävention und Aufklärung.<br />
http://de.fifa.com/fifa-world-ranking/news/y=2013/m=9/news=arbeitsgruppe-diskutiert-aufklarung-und-umsetzungder-antidiskriminierun-2172849.html<br />
4./5. Juli 2014 Im Rahmen der Viertelfinalspiele der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 feiert die Fussballgemeinschaft<br />
die 13. <strong>FIFA</strong>-Tage gegen Diskriminierung. Neben dem besonderen Spielprotokoll gegen Diskriminierung<br />
lanciert die <strong>FIFA</strong> in den sozialen Medien eine interaktive Kampagne, um dieses bedeutsame Anliegen in den Blickpunkt<br />
zu rücken.<br />
http://de.fifa.com/worldcup/news/y=2014/m=7/news=dwight-yorke-supports-anti-discriminationdays-2398366-2398723.html<br />
http://de.fifa.com/worldcup/news/y=2014/m=6/news=saynotoracism-mit-einem-selfie-2354912.html<br />
2. Dezember 2014 Die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung trifft sich am <strong>FIFA</strong>-Sitz in Zürich zu ihrer dritten<br />
Sitzung.<br />
http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2014/m=12/news=fifa-starkt-uberwachung-und-pravention-vondiskriminierung-im-fussball-2487341.html<br />
6. März 2015 Im Rahmen des Weltfrauentags organisiert die <strong>FIFA</strong> in Zürich eine Frauenfussball- und Führungskonferenz. Diese<br />
bietet Referate und Diskussionen zu Gleichberechtigung und Diskriminierungsbekämpfung.<br />
http://de.fifa.com/womens-football/news/y=2015/m=3/news=fussball-experten-formulieren-notwendigkeit-vonfrauenquoten-2555758.html<br />
12. Mai 2015 Zur Vorrunde der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft wird im Londoner Wembley-Stadion das <strong>FIFA</strong>-Beobachtungssystem<br />
für Antidiskriminierung vorgestellt.<br />
http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2015/m=5/news=diskriminierungsbeobachtung-bei-qualifikationsspielender-fifa-fussbal-2604237.html<br />
http://resources.fifa.com/mm/document/afsocial/anti-racism/02/60/42/16/fifaanti-discriminationmonitoringsystem_<br />
summary_may2015_neutral.pdf<br />
Juni 2015<br />
Oktober 2015<br />
Programm zur Förderung weiblicher Führungskräfte<br />
35 talentierte Frauen aus der ganzen Welt nehmen am neunmonatigen Programm teil, das drei praxisbe zogene<br />
Module umfasst. Ein zentrales Element dabei sind individuelle, von den Teilnehmerinnen gewählte Projekte als<br />
Triebfeder für den Mädchen- und Frauenfussball in ihrem Mitgliedsverband.<br />
Der <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung wird präsentiert.
24<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
6 Vielfalt und Diskriminierung – eine Annäherung<br />
6.1 Was bedeutet<br />
Diskriminierung?<br />
Grundlage für Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten zur<br />
Nicht-Diskriminierung und zum Kampf<br />
gegen Rassismus ist neben diversen<br />
Menschenrechtsabkommen vor allem die<br />
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />
der Vereinten Nationen. Diese formuliert<br />
darüber hinaus für alle Menschen deutlich<br />
den „Anspruch auf gleichen Schutz gegen<br />
jede Diskriminierung [–] und gegen jede<br />
Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung“<br />
(Art. 7).<br />
Der Begriff Diskriminierung umfasst<br />
gemeinhin Herabwürdigungen und<br />
Benachteiligungen von Gruppen und<br />
Personen aufgrund ihrer tatsächlichen oder<br />
angenommenen Attribute. Diskriminierung<br />
manifestiert Ungleichheit und soziale<br />
„Jegliche Diskriminierung<br />
eines Landes, einer<br />
Einzelperson oder von<br />
Personengruppen aufgrund<br />
von Rasse, Hautfarbe,<br />
ethnischer, nationaler<br />
oder sozialer Herkunft,<br />
Geschlecht, Sprache, Religion,<br />
politischer oder sonstiger<br />
Anschauung, Vermögen,<br />
Geburt oder sonstigem<br />
Stand, sexueller Orientierung<br />
oder aus einem<br />
anderen Grund ist unter<br />
Androhung der Suspension<br />
und des Ausschlusses verboten.“<br />
(<strong>FIFA</strong>-Statuten, Art. 3:<br />
Nicht-Diskriminierung und<br />
Kampf gegen Rassismus)
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 25<br />
Ausgrenzung. Solche Herabwürdigungen<br />
und Benachteiligungen umfassen verbale<br />
und körperliche Handlungen ebenso wie<br />
eine fehlende Gleichberechtigung im<br />
Zugang zum gesellschaftlichem Leben und<br />
seinen Institutionen.<br />
Diskriminierung kann beabsichtigt, aber<br />
auch unbeabsichtigt geschehen.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen<br />
und wissenschaftlichen Grundlagen<br />
in unterschiedlichen Ländern kann zur<br />
Definition von einzelnen, in den <strong>FIFA</strong>-Statuten<br />
formulierten Diskriminierungsformen<br />
an dieser Stelle lediglich auf die<br />
entsprechenden Resolutionen und Berichte<br />
der Vereinten Nationen verwiesen werden.<br />
Wenn es um Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
geht, hat die <strong>FIFA</strong> eine lange Tradition.<br />
Nach den Vereinten Nationen war sie<br />
eine der ersten internationalen Organisationen,<br />
die bereits 1960 beim <strong>FIFA</strong>-Kongress<br />
in Italien folgenden Art. 2 in ihre Statuten<br />
aufnahm:<br />
„Der Nationalverband muss allen, die im<br />
Land Fussball spielen, ohne Diskriminierung<br />
aus Gründen der Rasse, der Religion oder<br />
der Politik oder aufgrund von Klassenzugehörigkeit<br />
(d. h. Amateur, Nichtamateur<br />
Der englische Nationalspieler<br />
John Barnes sah sich<br />
auf dem Rasen oft mit<br />
Rassismus konfrontiert. In<br />
den 1980er-Jahren wandte<br />
er sich als einer der ersten<br />
prominenten Spieler öffentlich<br />
gegen Rassismus.
26<br />
Teil I / Einleitung und Zielsetzung<br />
oder Berufsspieler) offenstehen. Kraft<br />
Verabschiedung dieser beiden Grundsätze<br />
können fortan nur Verbände, die diese<br />
Grundsätze befolgen, <strong>FIFA</strong>-Mitglieder<br />
werden.“<br />
6.2 Was bedeutet Vielfalt für<br />
den Fussballverband?<br />
Vielfalt bedeutet Bereicherung. Die Vielfalt<br />
der Kulturen ist das notwendige Erbe der<br />
Menschheit. Die Akzeptanz, der Austausch<br />
darüber und das Lernen davon sichert<br />
Überleben und entwickelt die Menschheit<br />
weiter. Das gilt auch für den Fussball.<br />
Vielfalt schafft Chancen und Möglichkeiten,<br />
lässt Kreativität und Innovation entstehen.<br />
Ohne all dies wäre auch der Fussball nicht so<br />
trickreich und rasant, so strategisch ausgefeilt.<br />
Ohne dies wäre Fussball heute nicht so<br />
erfolgreich, sondern berechenbar und monoton.<br />
Weil er genau dies nicht ist, sondern<br />
vielfältig, lieben wir den Fussball als Sport.<br />
Gruppen haben vielfältige Merkmale, ihre<br />
individuellen Mitglieder ebenso. Gleichheit<br />
in Vielfalt existiert, wenn niemand seine<br />
eigene Freiheit über die eines anderen<br />
stellt. Vielfalt lebt, wenn niemand seine<br />
eigene Freiheit zur Unterdrückung oder<br />
zum Ausschluss eines anderen benutzt.<br />
Unterschiedliche Menschen haben<br />
unterschiedliche Wünsche und Hoffnungen.<br />
Je nach ihrer Lebensgeschichte treibt<br />
sie Unterschiedliches an. Sie haben<br />
vielfältige Erwartungen, Fähigkeiten,<br />
Verantwortungen und Bedürfnisse. All<br />
das spiegelt sich unterbewusst auch auf<br />
und um den Fussballplatz wider. All das<br />
lässt jeden Menschen etwas Eigenes zum<br />
Ganzen beitragen.<br />
Alle Menschen gleichermassen und fair zu<br />
behandeln, zielt darauf ab, sie in all diesen<br />
Eigenschaften wahrzunehmen, diese zu<br />
respektieren und sich im gemeinsamen<br />
Miteinander entsprechend zu verhalten.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 27<br />
gemalten oder gedruckten Bannern von<br />
Fussballfans. Sie zeigt sich auf verklebten<br />
Stickern und auf Aufnähern. Ebenso gibt<br />
es in einigen Ländern explizite Kleidung<br />
und Marken, die von und für aggressiv<br />
nationalistisch gesinnte, rechtsextrem<br />
geleitete Menschen produziert wird.<br />
Es gilt, den individuellen Wert eines jeden<br />
Menschen zu erkennen und wertzuschätzen<br />
– sich selbst zu hinterfragen. So können<br />
die Potenziale der Menschen produktiver<br />
genutzt und miteinander verknüpft werden.<br />
6.3 Beispiele zu Diskriminierung<br />
im Fussball<br />
Leider hat Diskriminierung im Fussball<br />
viele Gesichter. Diskriminierung passiert<br />
offen oder versteckt, laut und leise.<br />
Diskriminierung kann sich auch in Gewalt<br />
äussern, was wiederum nicht heisst, dass<br />
alle gewalttätigen Fussballfans gleichzeitig<br />
diskriminierende Personen oder gar<br />
Rechtsextreme sind.<br />
Ausprägungen von Diskriminierung<br />
können sich verändern und modernisieren.<br />
Offensichtlich wird Diskriminierung<br />
in eindeutigen Gesten und Rufen, auf<br />
Fare network stellt dazu eine online<br />
verfügbare Broschüre bereit, die laufend<br />
aktualisiert wird. Aufgrund des Hausrechts<br />
am Spieltag hat der Veranstalter von<br />
Fussballspielen die Möglichkeit, Personen,<br />
die solche diskriminierende Symbole und<br />
Codes verwenden, zu verbannen.<br />
Aber auch jenseits der Zuschauertribünen<br />
kann Diskriminierung stattfinden.<br />
Spieler und Trainer können z. B. andere<br />
Spieler und Trainer durch Aussagen und<br />
Handlungen diskriminieren. Viele davon<br />
wurden von den zuständigen Instanzen<br />
ermahnt oder bestraft.<br />
Manche Aussagen und Handlungen<br />
prominenter Figuren des Fussballs lösen<br />
eine zweischneidige öffentliche Debatte<br />
aus. Häufig werden Aussagen oder<br />
Handlungen, die betroffene Personen<br />
z. B. als sexistisch, rassistisch, antisemitisch<br />
oder homophob empfinden, von den<br />
auslösenden Personen nicht als solche<br />
bewertet. Hierbei ist es ratsam, Menschen,<br />
die Diskriminierung fühlen, ernst zu<br />
nehmen und der Sache auf den Grund zu<br />
gehen und im Zweifelsfall zu vermitteln.
TEIL II<br />
STRATEGISCHER GESAMTANSATZ<br />
<strong>ZU</strong>R FÖRDERUNG VON <strong>VIELFALT</strong><br />
<strong>UND</strong> BEKÄMPFUNG VON<br />
DISKRIMINIERUNG IM FUSSBALL
30<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
7 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />
Reglementierung<br />
Nachfolgend werden die genannten fünf<br />
Aktionssäulen der <strong>FIFA</strong> für ihre Mitgliedsverbände<br />
detailliert beschrieben. Beispiele,<br />
die in diesem Kapitel genannt werden, sind<br />
aus den <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbänden und den<br />
Kenntnissen der <strong>FIFA</strong> um Praktiken in den<br />
Vereinen bekannt.<br />
Am Ende jedes Unterkapitels finden sich<br />
Beispiele aus den Verbänden. Aber auch die<br />
Darstellung der <strong>FIFA</strong>-Arbeit für Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung öffnet den Verbänden<br />
Türen, um eine lokale Aneignung zu<br />
fördern.<br />
Der Platz, um Beispiele in der gebotenen<br />
Breite darzustellen, ist leider begrenzt. Die<br />
<strong>FIFA</strong> plant, ihren Mitgliedsverbänden in<br />
Zukunft weitere Beispiele online zur Verfügung<br />
zu stellen. Damit dies qualitätsgerecht<br />
passieren kann, können alle <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbände<br />
ihre Ideen und Erfahrungen<br />
einreichen.<br />
Die Organisationspolitik eines Mitgliedsverbands<br />
legt den Grundstein für eine in<br />
sich geschlossene und erfolgversprechende<br />
Reglementierung zu Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />
Sie formuliert eine rechtlich<br />
einheitliche Basis, auf der die Mitarbeiter<br />
aller Abteilungen und die Kommissionen<br />
agieren können. Dies gilt für den Bereich<br />
der Kommunikation genauso wie für den<br />
der Sanktionen, der Bildung oder der Netzwerkarbeit<br />
und Kooperation. Andersherum<br />
kann auch die Praxis Veränderungsvorschläge<br />
generieren, um Reglementierungen der<br />
Vereine und Ligen zu modifizieren.<br />
Am Beispiel der <strong>FIFA</strong> lässt sich dies strukturell<br />
beleuchten. Leitdokument für die<br />
Hauspolitik eines Verbandes ist dabei<br />
Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten, aus dem sich das<br />
<strong>FIFA</strong>-Ethikreglement und der <strong>FIFA</strong>-Verhaltenskodex<br />
ableiten. Massgeblich beeinflussen<br />
die Statuten auch Aufbau und Wortlaut<br />
des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements sowie des<br />
<strong>FIFA</strong>-Präsident Blatter<br />
unterzeichnet die Brighton Plus<br />
Helsinki Declaration on Women<br />
and Sport.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 31<br />
Das Home of <strong>FIFA</strong>,<br />
Zürich, Schweiz.<br />
<strong>FIFA</strong>-Reglements für Stadionsicherheit.<br />
Dank dieser Struktur kann vor allem die<br />
<strong>FIFA</strong>-Nachhaltigkeitsabteilung im Bereich<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung verlässlich<br />
Initiative ergreifen.<br />
Ein Verband hat aus sportlichen, wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Gründen<br />
ein Interesse daran, Fussball als Spiel des<br />
internationalen Austauschs auf all seinen<br />
Ebenen weltoffen und zugänglich für jeden<br />
Menschen zu gestalten. Der erste Schritt<br />
dazu ist es, diskriminierende Vorfälle nicht<br />
zu ignorieren oder herunterzuspielen,<br />
sondern sie proaktiv zu prüfen. Nur dann<br />
kann glaubwürdig und nachhaltig agiert<br />
werden.<br />
Wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung<br />
ist, wenn sich Vielfalt auch in der personellen<br />
Zusammensetzung der eigenen Organisation<br />
widerspiegelt. Mit ihrer ersten<br />
Frauenfussball- und Führungskonferenz<br />
2015 und der dortigen Unterzeichnung der<br />
Brighton Plus Helsinki 2014 Declaration<br />
on Women and Sport durch <strong>FIFA</strong>-Präsident<br />
Joseph S. Blatter hat die <strong>FIFA</strong> einmal mehr<br />
unterstrichen, dass sie bereit ist, den nötigen<br />
Weg zu beschreiten.<br />
7.1 Disziplinarreglement<br />
Um einem Mitgliedsverband auf sportjuristischer<br />
Stufe eine praktische Handlungsebene<br />
zur Reaktion auf diskriminierende<br />
Vorfälle im Fussball und in seinem<br />
direkten Umfeld zu eröffnen, sind strikte<br />
Sanktionen zu empfehlen. So demonstriert<br />
ein Verband allen Akteuren, dass er zum<br />
Handeln bereit ist.<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung durch Reglementierung<br />
Disziplinarreglement<br />
Sicherheit<br />
Beschäftigung und<br />
Einstellungsverfahren<br />
Beauftragter
32<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
Diese Regelungen sollten transparent<br />
kommuniziert werden. Das gilt gegenüber<br />
den Spieloffiziellen genauso wie gegenüber<br />
den Stadionbesuchern. Dazu könnten<br />
Strafgelder so verwendet werden, dass sie<br />
der sozialen Verantwortung im Fussball<br />
zugutekommen. Werden diese Punkte im<br />
Umgang mit dem Disziplinarreglement<br />
befolgt, entfalten sie nicht nur reaktive,<br />
sondern auch präventive Wirkungen und<br />
sozialverantwortliche Förderung.<br />
Eine Vorlage für Reaktionen auf diskriminierende<br />
Vorfälle formuliert insbesondere<br />
Art. 58 (Diskriminierung) des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements.<br />
Aber auch grundlegende<br />
Passagen der dortigen Art. 57 (Ehrverletzung<br />
und Fairplay) und 67 (Haftung für das<br />
Verhalten von Zuschauern) steuern hierzu<br />
entsprechende Kriterien bei. Sie werden im<br />
Kapitel zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
durch Sanktionen in diesem Good Practice<br />
Guide detailliert ausgeführt (Kap. 8).<br />
7.2 Sicherheit in und um<br />
Stadien<br />
Spieler, Trainer, Offizielle und Zuschauer<br />
müssen in und um Stadien vor Diskriminierung<br />
geschützt werden. Verlässliche Regeln<br />
zur Stadionsicherheit wirken präventiv.<br />
Darüber hinaus legen sie fest, wie in<br />
akuten Situationen von Diskriminierung<br />
eingeschritten werden kann. Dies betrifft<br />
die Hauptverantwortlichen für Sicherheit<br />
bis hin zum Ordnungsdienst und zu den<br />
Stadionsprechern. Dazu beinhaltet das<br />
<strong>FIFA</strong>-Reglement für Stadionsicherheit eine<br />
zu empfehlende Risikobeurteilung durch<br />
die relevanten Sicherheitskräfte (Art. 7). Sie<br />
ermöglicht es, eventuelle diskriminierende<br />
Aspekte vorher zu lokalisieren und sich<br />
darauf gezielt vorzubereiten. Des Weiteren<br />
können im Reglement zur Stadionsicherheit<br />
auch bauliche Aspekte Berücksichtigung<br />
finden, die ein barrierefreies Stadionerlebnis<br />
ermöglichen.<br />
Anhang C des <strong>FIFA</strong>-Reglements für Stadionsicherheit<br />
weist den Weg zu einem empfehlenswerten<br />
Antidiskriminierungsparagrafen<br />
als Teil von Spieltags- und Musterstadionordnungen.<br />
So wurden Karteninhaber<br />
in einem Verhaltenskodex für die <strong>FIFA</strong><br />
Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014<br />
darauf hingewiesen, dass „Materialien mit<br />
beleidigendem, rassistischem, fremdenfeindlichen,<br />
auf Wohltätigkeits- oder<br />
ideologische Belange bezogenem Inhalt,<br />
<strong>FIFA</strong>-<br />
Disziplinarreglement<br />
<strong>FIFA</strong>-<br />
Ethikreglement<br />
Ausgabe 2012<br />
einschliesslich u. a. Transparente, Fahnen,<br />
Schilder, Symbole und Flugblätter, sowie<br />
Gegenstände und Kleidung, die die Freude<br />
anderer Zuschauer am Turnier beeinträchtigen,<br />
vom sportlichen Fokus des Turniers<br />
ablenken oder irgendeine Form von<br />
Diskriminierung fördern könnten“, verboten<br />
sind.<br />
Um präventiv zu handeln und in den entscheidenden<br />
Situationen verhaltenssicher<br />
einzugreifen, sollten je nach örtlicher Gesetzeslage<br />
staatliche Organisationen einbezogen<br />
werden. Das gilt für ihre polizeilichen<br />
wie auch für ihre sozialpräventiven Kräfte.<br />
So lässt sich Sicherheit hinsichtlich diskriminierender<br />
Vorfälle eher gewährleisten.<br />
7.3 Beschäftigung und<br />
Einstellungsverfahren<br />
ziplinarreglement<br />
Der Verhaltenskodex der <strong>FIFA</strong> gibt ein<br />
Beispiel zur Sicherung der Gleichbehandlung<br />
aller Mitarbeiter (Art. 3). Unter den<br />
dort aufgeführten elf Verhaltensgrundsätzen<br />
der <strong>FIFA</strong>-Familie bilden Integrität und<br />
ethisches Verhalten, Respekt und Würde<br />
sowie Nulltoleranz gegenüber Diskriminierung<br />
und Belästigung die drei Punkte, die<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung erfassen.<br />
Neubeschäftigte werden über diese Grund-<br />
Ausgabe 2011<br />
Innerhalb eines Mitgliedsverbands eine<br />
sozial inklusive Beschäftigungspolitik zu<br />
betreiben, bedeutet, ein respektvolles, solidarisches<br />
Verständnis zwischen den Mitarbeitern<br />
zu kreieren. Sie regelt den harmonischen,<br />
von gegenseitiger Rücksichtnahme<br />
geprägten Umgang miteinander. Dies wirkt<br />
sich nicht nur erfolgreich auf die Arbeit des<br />
Mitgliedsverbands aus, sondern auch auf<br />
sein äusseres Erscheinungsbild und die Art<br />
von Kooperation.<br />
A Reglement für Stadionsicherheit<br />
<strong>FIFA</strong>-Reglement<br />
für Stadionsicherheit
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 33<br />
lagen informiert und erhalten dazu z. B.<br />
eine Richtlinie gegen sexuelle Belästigungen<br />
am Arbeitsplatz.<br />
Ein Verhaltenskodex, der Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung in einschlägiger Weise<br />
berücksichtigt, wirkt sich ebenso auf die<br />
Einstellungspolitik aus.<br />
Mit jeglichen Limitierungen aufgrund einer<br />
angenommenen Rasse, aufgrund von Hautfarbe,<br />
ethnischer, nationaler oder sozialer<br />
Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />
politischer oder sonstiger Anschauung, Vermögen,<br />
Geburt oder sonstigem Stand, sexueller<br />
Orientierung oder aus einem anderen<br />
Grund würde man seinen Talente-Pool<br />
beschneiden. Die Leistungsstärke sowie<br />
die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
eines Verbands wären somit<br />
eingeschränkt. Können unterschiedliche<br />
persönliche Hintergründe und Fähigkeiten<br />
gleichberechtigt einfliessen, bereichern sie<br />
die eigenen Arbeitsweisen.<br />
7.4 Beauftragter für Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung<br />
Um die eigene Strategie zu bündeln, kann<br />
es für einen Mitgliedsverband entscheidend<br />
sein, einen Ansprechpartner für Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung zu ernennen. Zum<br />
einen sichert ein Verband so die innere<br />
Koordination seines Engagements. Zum<br />
anderen signalisiert er seine kontinuierliche<br />
Zuständigkeit, die nötige Expertise sowie<br />
eine nachhaltige Aussage in der Öffentlichkeit<br />
gegenüber den Sponsoren und<br />
weiteren Partnern.<br />
Die eigenen Vereine erhalten damit eine<br />
Kontaktstelle, an die sie sich bei Fragen zur<br />
sozialen Inklusion im Fussball wenden können.<br />
Auch der internationale Austausch zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung bekommt<br />
ein Gesicht, ebenso wie die diesbezügliche<br />
Vernetzung mit der eigenen Konföderation<br />
und der <strong>FIFA</strong>.<br />
Insofern macht es Sinn, schon in einer<br />
Stellenausschreibung die eigene weltoffene<br />
und sozial inklusive Haltung hervorzuheben.<br />
Werden neue Mitarbeiter gesucht<br />
und neue Arbeitsplatzbeschreibungen<br />
kreiert, sollte die Zusammensetzung des<br />
bestehenden Teams bedacht werden, um<br />
eine teamfördernde Vielfalt zu sichern.<br />
Verbände sollten sich bei der Auswahl ihrer<br />
Mitarbeiter versichern, dass sie Vorurteile<br />
oder andere Ausschlussgründe vermeiden,<br />
die Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten zu Nicht-Diskriminierung<br />
und zum Kampf gegen Rassismus<br />
betreffen.
34<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
Ein solcher Beauftragter sichert, dass zwischen<br />
allen fünf genannten Säulen der Verbandsarbeit<br />
zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
eine Balance entstehen kann. Ebenso<br />
kann dieser Beauftragte sicherstellen, dass<br />
alle Formen und Ausprägungen von Diskriminierung<br />
im Fussball ihre Berücksichtigung<br />
in der Entwicklung der Strategie und<br />
der Aktionen des Verbands finden.<br />
Der Antidiskriminierungsbeauftragte<br />
bereitet Trainingskurse für Trainer und<br />
Schiedsrichterteams vor, sichtet mögliche<br />
Aktionen, Projekte und Kooperationspartner,<br />
verfasst Jahresfortschrittsberichte und<br />
beantwortet externe Anfragen. Darüber<br />
hinaus kann die beauftragte Person zu<br />
Einladungsveranstaltungen gesandt werden,<br />
wo sie kompetent die Position und<br />
die Aktionen des Verbands zu Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung inhaltlich und öffentlichkeitswirksam<br />
stärkt.<br />
Organisationsintern sammelt die zuständige<br />
Person zunächst Hintergrundwissen.<br />
Dann kann sie Vorschläge zur Optimierung<br />
der eigenen Organisationspolitik machen.<br />
Sie kann die Zuständigen für Öffentlichkeitsarbeit<br />
mit der Perspektive von Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung beraten. Beauftragte<br />
für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
können auch als Ansprechpartner im<br />
Mitarbeiterkreis eingesetzt werden, mit<br />
dem Mitarbeiter vertrauensvoll ihr kreatives<br />
Feedback und auch Krisen in Bezug auf<br />
soziale Inklusion besprechen können.<br />
7.5 Beispiele aus der<br />
Weltfussballfamilie<br />
Beschilderung und Durchsagen für<br />
Stadionsprecher<br />
Zur Förderung der Sicherheit vor diskriminierenden<br />
Vorfällen kann bspw. eine<br />
Beschilderung angebracht werden, die auf<br />
unerwünschte, diskriminierende Symbole,<br />
Gesänge und Banner hinweist. Die Stadionbesuchenden<br />
können aktiv daran erinnert<br />
werden, dass sie sich im Falle diskriminierender<br />
Vorfälle in ihrem Umfeld an den<br />
Ordnungsdienst wenden können. Ebenso<br />
kann eine Hotline installiert werden, auf<br />
der Stadionbesuchende diskriminierende<br />
Vorfälle aus ihrem Umfeld melden können.<br />
Es können Empfehlungen für Durchsagen<br />
der Stadionsprecher formuliert werden, die<br />
im Falle diskriminierender Vorfälle bedacht<br />
und sicherheitsfördernd wirken.<br />
Einbindung in Lizenzierungsverfahren<br />
Es sind Beispiele bekannt, in denen Verbände<br />
bzw. Ligaverbände Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
zu einem festen Bestandteil<br />
ihres Lizenzierungsverfahrens gemacht<br />
haben. Denkbar ist z. B. ein zwingender<br />
Antidiskriminierungsparagraf in der<br />
Vereinsordnung. Ebenso gibt es Musterstadionordnungen,<br />
die einen Antidiskriminierungsparagrafen<br />
einbauen.<br />
Gleichstellungsmassnahmen und<br />
Quoten<br />
Quoten sollten nicht nötig sein. Aber in<br />
manchen Situationen helfen sie, Chancen<br />
zu ergreifen und organisatorische Veränderungen<br />
einzuleiten. Wenn in Verbänden<br />
Quoten angewandt werden, dann nur, um<br />
sie im Laufe des nachfolgenden Etablierungsprozesses<br />
überflüssig zu machen.<br />
Vereinzelt sind Beispiele bekannt, in denen<br />
zeitweise eine Quotenregelung z. B. für<br />
Schiedsrichterteams ausprobiert wurde, die<br />
sich verstärkt aus Angehörigen von Minderheiten<br />
zusammensetzen. Ebenso gibt<br />
es Verbände, die im Sinne eines Ausgleichs<br />
versuchen, gezielt Frauen in (höheren)<br />
Verbandspositionen, z. B. als Schiedsrichterinnen<br />
und Funktionärinnen, einzusetzen.<br />
Verbreitung eines Gütesiegels<br />
Verbände können ein System entwerfen,<br />
nach dem Vereinen ein Gütesiegel für Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung zugesprochen<br />
wird. Dazu sollten die Vereine bestimmte<br />
Grundsätze in ihrer sozial inklusiven Praxis<br />
erfüllen. Die Basis einer solchen Zertifizierung<br />
bietet z. B. der in diesem Good<br />
Practice Guide vorgestellte strategische<br />
5-Säulen-Ansatz der <strong>FIFA</strong>.<br />
Aufarbeitung der eigenen Verbandsgeschichte<br />
und Gedenkpolitik<br />
zur Förderung der organisatorischen<br />
Glaubwürdigkeit eigener<br />
Reglementierungen<br />
Es bereichert einen Mitgliedsverband mehrfach,<br />
wenn er die eigene betriebliche Vergangenheit<br />
auf eventuelle Fehler im Kontext<br />
von Diskriminierung überprüft und sich<br />
ihnen somit aktiv stellt. Daneben sollten<br />
auch die positiven Taten zusammengestellt<br />
werden. Beides zusammen stärkt nicht nur<br />
nach innen die Glaubwürdigkeit und die<br />
soziale Identität der eigenen Organisation,<br />
sondern wirkt sich mittelfristig auch positiv<br />
auf gegenwärtige und zukünftige Kooperationspartner<br />
aus. Bei der Aufarbeitung
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 35<br />
der eigenen Vergangenheit geht es darum,<br />
sich eines eigenen Missverhaltens in der<br />
Verbands- oder Vereinsgeschichte bewusst<br />
zu werden, um es in Zukunft auszuschliessen<br />
und auch nach aussen hin authentisch<br />
zu vermeiden.<br />
Zur Aufarbeitung der Vergangenheit<br />
gehören Veranstaltungen wie thematisch<br />
damit verknüpfte Podiumsdiskussionen.<br />
Veröffentlichungen von Erklärungen oder<br />
Büchern sind genauso möglich wie die<br />
Beauftragung unabhängiger Historiker mit<br />
einem Gutachten. Es kann aktiv gepflegt<br />
werden, dass ein Verband bzw. ein Verein<br />
interessierten Studierenden sein Archiv<br />
diesbezüglich zur Verfügung stellt. Jährliche<br />
Erinnerungstage, also ein würdiges<br />
Gedenken in Anerkennung, formen eine<br />
Möglichkeit, um zu vergangenheitsbewussten<br />
Aktionen zu motivieren. Turniere oder<br />
Preise können den Namen einer Persönlichkeit<br />
tragen, die in der Vergangenheit für<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung stand.<br />
Vertrauenspersonen<br />
Es können Vertrauenspersonen für Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung ernannt werden,<br />
die z. B. auch für Fragen im Zusammenhang<br />
mit rassistischer oder sexueller<br />
Belästigung zur Verfügung stehen. Die<br />
Namen und Kontaktdetails dieser Personen<br />
werden periodisch und auf Anfrage allen<br />
Verbandsmitarbeitern mitgeteilt. Solche<br />
Personen sollten speziell geeignet sein und<br />
einer Schweigepflicht unterliegen. Zu ihren<br />
Aufgaben sollte es gehören,<br />
• die betroffene Person anzuhören, zu<br />
beraten und zu unterstützen,<br />
• auf Wunsch der betroffenen Person und<br />
in Zusammenarbeit mit ihr Massnahmen<br />
durchzuführen, um den Belästigungen,<br />
Bedrängungen, Verleumdungen etc. ein<br />
Ende zu setzen, z. B. mittels Gespräch<br />
mit der belästigenden Person und den<br />
zuständigen Vorgesetzten,<br />
• die betroffene Person über die strafbzw.<br />
zivilrechtlichen Möglichkeiten zu<br />
informieren,<br />
• auf Wunsch der betroffenen Person<br />
oder gemeinsam mit ihr höhere<br />
Instanzen innerhalb des Verbands zu<br />
informieren und eine Untersuchung der<br />
Vorkommnisse zu verlangen,<br />
• die Beschwerdekommission auf deren<br />
Verlangen hin jährlich in anonymer Form<br />
über die Anzahl von Konsultationen<br />
und – im Hinblick auf die Ergreifung<br />
etwaiger Verbesserungsmassnahmen –<br />
über den wesentlichen Inhalt ihrer<br />
Beratungstätigkeit zu informieren.<br />
Die zuständige Beschwerdekommission sollte<br />
in Bezug auf Gleichstellung ausgeglichen<br />
besetzt sein.
38<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
8 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />
Kontrollen und Sanktionen<br />
Kontrollen und Sanktionen sind bedeutende<br />
Aspekte, wenn es darum geht, die<br />
rechtlichen Grundlagen umzusetzen. Eine<br />
Situation, in der ein Spieler oder ein Team<br />
möglicherweise den Platz verlässt, weil diskriminierende<br />
Handlungen erlebt werden,<br />
sollte gar nicht erst passieren. Deshalb ist<br />
die sicherheitsspezifische Vor- und Nachbereitung,<br />
dementsprechend also die Kooperation<br />
der relevanten Verbandsabteilungen<br />
und Spieloffiziellen, besonders am bzw.<br />
nach einem Spiel von entscheidender Bedeutung.<br />
Dem zugrunde liegen sollte, dass<br />
Art. 3 der <strong>FIFA</strong>-Statuten Teil von Verbandsregeln<br />
ist.<br />
Der <strong>FIFA</strong> geht es nicht darum, Leidenschaft<br />
und die daran geknüpften Emotionen aus<br />
dem Stadion zu verbannen. Sanktioniert<br />
und verbannt werden sollen lediglich diskriminierende<br />
Herabwürdigungen. Wird eine<br />
weltoffene Willkommensatmosphäre<br />
geschaffen, kann positive Leidenschaft<br />
friedlich und miteinander entstehen. Um<br />
einem Mitgliedsverband hier Handlungssicherheit<br />
zu verschaffen, müssen eindeutige<br />
Kategorien für Diskriminierung bestimmt<br />
werden. Der entsprechende sportgesetzliche<br />
Rahmen, inklusive der damit verknüpften<br />
Sanktionen, sollte den Spielern, Trainern<br />
und Offiziellen, aber auch den Zuschauern<br />
vor einem Spiel bewusst sein.<br />
8.1 Verfahren für Spiele: Erkennung<br />
von Risikospielen<br />
Die <strong>FIFA</strong> versucht nach Möglichkeit, Risikospiele<br />
mit Diskriminierungspotenzial sechs<br />
bis zehn Wochen vor Spielbeginn zu lokalisieren.<br />
Die Erkennung von Risikospielen<br />
involviert nicht nur alle in den <strong>FIFA</strong>-Statuten<br />
genannten Diskriminierungsformen,<br />
sondern auch vielfältige Bewertungskriterien.<br />
Einzubeziehen sind gemeinsame Bezugspunkte<br />
der Geschichte der beteiligten<br />
Länder bzw. Teams, genauso wie aktuelle<br />
geopolitische Einschätzungen. Ebenso wird<br />
der Grad des Wettbewerbs bei der Einschätzung<br />
berücksichtigt. Hierzu zählt die<br />
Bedeutung des Wettbewerbs genauso wie<br />
z. B. Rivalitäten, die sich aufgrund eines<br />
aktuellen Turnier- bzw. Wettbewerbsstands<br />
ergeben könnten. Besonders zu berücksichtigen<br />
ist, wenn es in einer früheren Partie<br />
zweier Teams bereits diskriminierende<br />
Vorfälle gegeben hat. Hinzu kommt eine<br />
Bewertung gegenwärtiger Fankulturen,<br />
insbesondere im Hinblick auf historische<br />
und aktuelle Rivalitäten oder z. B. auf<br />
besondere Ereignisse, die aus Sicht der Fans<br />
mit einem jeweiligen Spielort verknüpft<br />
werden könnten. Kenntnisse über den Einfluss<br />
von organisierten Gruppen aus einem<br />
diskriminierenden Milieu auf die Fanszenen<br />
sind hier nützlich.<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung durch Sanktionen<br />
Identifikation<br />
von Risikospielen<br />
Spielbeobachtung<br />
Schiedsrichterpflichten<br />
Training von<br />
Spiel offiziellen<br />
und<br />
Ordnungsdienst<br />
Befolgung<br />
rechtlicher<br />
Grundlagen
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 39<br />
Lionel Messi (ARG) richtet sich vor<br />
dem Viertelfinale der <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />
Weltmeisterschaft Brasilien 2014<br />
gegen Diskriminierung im Fussball.<br />
Zu beachten ist ebenfalls, wie viele Fans,<br />
insbesondere Auswärtsfans, zu einem Spiel<br />
erwartet werden. Zusätzlich könnten die<br />
Konföderationen vor den Spielen ihrer<br />
Wettbewerbe auch Einschätzungen zur<br />
Zusammensetzung der Fans einholen. Über<br />
die o. g. Möglichkeiten hinaus geben Mitgliedsverbände<br />
bekannt, dass sie präventive<br />
Einschätzungen zu Diskriminierung vor<br />
den Spielen auch mit Hilfe der Vereine, der<br />
Polizei, externer Experten und einer Medienanalyse<br />
vornehmen, um ihren Sicherheitsplan<br />
dementsprechend einzustellen.<br />
8.2 Beobachtung<br />
diskriminierender Vorfälle<br />
(Spielbeobachter für<br />
Antidiskriminierung)<br />
Mit dem Ziel, die Schiedsrichterteams<br />
zu entlasten und die Verfügbarkeit von<br />
Beweislagen für die Entscheidungen<br />
rechtsprechender Organe zu optimieren,<br />
stimmte der 63. <strong>FIFA</strong>-Kongress 2013 in<br />
seiner Resolution zum Kampf gegen Rassismus<br />
und Diskriminierung der Einführung<br />
von Antidiskriminierungsbeobachtern zu.<br />
Mit dem Beginn der Qualifikation zur <strong>FIFA</strong><br />
Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018<br />
identifiziert die <strong>FIFA</strong> in Kooperation mit der<br />
Organisation Fare network Spiele, die ein<br />
Risiko in Sachen Diskriminierung bergen<br />
können. Bei diesen Risikospielen setzt die<br />
<strong>FIFA</strong> Spielbeobachter für Antidiskriminierung<br />
ein. Diese werden von der <strong>FIFA</strong> und<br />
Fare network rekrutiert, trainiert und<br />
eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, der <strong>FIFA</strong> auf<br />
einer sicheren Beweisgrundlage diskriminierende<br />
Vorfälle zu melden.<br />
Nach den Erfahrungen der CONCACAF<br />
und der UEFA mit einem entsprechenden<br />
Beobachtungssystem ist es ratsam, dass<br />
die Konföderationen und Verbände in den<br />
Wettbewerben, für die sie verantwortlich<br />
sind, ebenso Antidiskriminierungsbeobachter<br />
einführen.<br />
2013: Tokyo Sexwale,<br />
Menschenrechtler und<br />
Gründer der Organisation<br />
Global.
40<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
8.3 Schiedsrichterpflichten<br />
Es ist ratsam, Handlungsanweisungen für<br />
Schiedsrichterteams stets weiterzuentwickeln,<br />
um ihnen die nötige Grundlage für<br />
ein sicheres Verhalten im Falle diskriminierender<br />
Vorfälle verbaler oder physischer Art<br />
zu bieten. Dies bezieht sich auf die Beteiligung<br />
von Spielern und Trainern an diskriminierenden<br />
Handlungen bis hin zu anderen<br />
Spieloffiziellen und den Zuschauern.<br />
Darüber hinaus heisst es in Regel 5 eindeutig:<br />
„Der Schiedsrichter hat die Partie bei<br />
jedem Eingriff von aussen zu unterbrechen,<br />
vorübergehend auszusetzen oder ganz<br />
abzubrechen.“ Dies bezieht sich auch auf<br />
das Verhalten von Zuschauern.<br />
Generell lässt sich an dieser Stelle auf die<br />
Regel 5 –Schiedsrichter verweisen, die<br />
es dem Schiedsrichter auferlegt, „disziplinarische<br />
Massnahmen gegen Spieler<br />
zu ergreifen, die ein verwarnungs- oder<br />
feldverweiswürdiges Vergehen begangen<br />
haben“. Es folgt, dass er „Verwarnungen<br />
und Platzverweise auch während der<br />
Pause, nach dem Schlusspfiff, während der<br />
Verlängerung und während des Elfmeterschiessens<br />
aussprechen kann, da er auch<br />
dann die Entscheidungsgewalt über das<br />
Spiel besitzt“. Ergänzend heisst es ebenso:<br />
„Der Schiedsrichter hat auf Hinweis eines<br />
Schiedsrichterassistenten über Ereignisse<br />
zu entscheiden, die er selbst nicht gesehen<br />
hat.“
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 41<br />
2014: Claudio Sulser (links), Vorsitzender<br />
der <strong>FIFA</strong>-Disziplinarkommission,<br />
informiert die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
über Sanktionen zur <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />
Weltmeisterschaft Brasilien 2014.<br />
Darüber hinaus hat er „Massnahmen gegen<br />
Teamverantwortliche zu ergreifen, die sich<br />
nicht verantwortungsbewusst verhalten,<br />
wobei er sie vom Spielfeld und dessen<br />
unmittelbarer Umgebung entfernen lassen<br />
darf“.<br />
8.4 Training von Spieloffiziellen<br />
und Ordnungsdienst<br />
Jede Region produziert unterschiedliche,<br />
sich stets entwickelnde Symbole und Codes,<br />
Rufe und Gesänge, die Diskriminierung<br />
offen und versteckt zum Ausdruck bringen.<br />
Dementsprechend ist es ratsam, z. B. die<br />
Spielkommissare und Sicherheitsbeauftragten,<br />
aber ebenso den Ordnungsdienst<br />
für mögliche Diskriminierungsvorfälle zu<br />
sensibilisieren. Hierzu kann eine Broschüre<br />
entwickelt werden, die den aktuellen Stand<br />
der diskriminierenden Ausdrucksformen<br />
zusammenfasst und besonnene Reaktionen<br />
und Kooperationen je nach regionaler<br />
Erfahrung und Kenntnis aufzeigt.<br />
8.5 Beispiele zur Befolgung<br />
rechtlicher Grundlagen<br />
Art. 57 des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements<br />
spricht sich gegen Ehrverletzung und für<br />
Fairplay aus. Er besagt: „Wer auf irgendeine<br />
Weise, insbesondere durch beleidigende<br />
Gesten oder Äusserungen, eine andere<br />
Person in ihrer Ehre verletzt oder wer die<br />
Prinzipien des Fairplay oder der Sportlichkeit<br />
verletzt, kann mit Sanktionen gemäss<br />
Art. 10 ff. belegt werden.“<br />
Art. 58 liefert dann das Diskriminierungsverbot:<br />
„Wer die Menschenwürde einer<br />
Person oder einer Gruppe von Personen<br />
durch herabwürdigende, diskriminierende<br />
oder verunglimpfende Äusserungen oder<br />
Handlungen … verletzt, wird für mindestens<br />
fünf Spiele gesperrt.“ Dazu kommen<br />
ein Stadionverbot und eine Geldstrafe von<br />
mindestens CHF 20 000. Bei einem Offiziellen<br />
beträgt die Geldstrafe mindestens<br />
CHF 30 000 (siehe Art. 58 Abs. 1 lit. a).<br />
Art. 58 ergänzt in Abs. 1 lit. b: „Verletzen<br />
mehrere Personen (Offizielle und/oder<br />
Spieler) desselben Klubs oder Verbandes<br />
gleichzeitig Abs. 1 lit. a oder liegen anderweitige<br />
gravierende Umstände vor, können<br />
der betreffenden Mannschaft bei einem<br />
ersten Vergehen drei Punkte und bei einem<br />
zweiten Vergehen sechs Punkte abgezogen<br />
werden; bei einem weiteren Vergehen<br />
kann ein Zwangsabstieg in eine tiefere<br />
Spielklasse erfolgen. In Spielen ohne Punktevergabe<br />
kann ein Ausschluss aus dem<br />
Wettbewerb ausgesprochen werden.“<br />
Liegt der Auslöser eines diskriminierenden<br />
Vorfalls bei der Anhängerschaft eines<br />
Teams, so wird der entsprechende Verband<br />
mit einer Geldstrafe von mindestens<br />
CHF 30 000 belegt, „ohne dass ihn ein<br />
schuldhaftes Verhalten oder ein schuldhaftes<br />
Unterlassen trifft“ (siehe Art. 58<br />
Abs. 2 lit. a). Schwerere Vergehen können<br />
zusätzliche Sanktionen nach sich ziehen.<br />
Dies kann die Austragung eines Spiels unter<br />
Ausschluss der Öffentlichkeit sein. Ebenso<br />
können schwere Vergehen im Hinblick auf<br />
Diskriminierung eine Forfait-Niederlage,
42<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
einen Punkteabzug oder den Ausschluss aus<br />
einem Wettbewerb zur Folge haben.<br />
Art. 58 Abs. 3 bezieht sich auf die individuellen<br />
Auslöser des Vergehens: „Zuschauer,<br />
die Abs. 1 lit. a dieses Artikels verletzen,<br />
werden mit mindestens zwei Jahren<br />
Stadion verbot belegt.“<br />
Im Sinne der Harmonisierung von Regelungen<br />
sollte, angelehnt an Art. 146 Abs. 2<br />
des <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglements, Art. 58 zu<br />
Diskriminierung von den <strong>FIFA</strong>-Mitgliedsverbänden<br />
übernommen werden.<br />
8.6 Beispiele aus der<br />
Weltfussballfamilie<br />
Installation eines Identifikationssystems<br />
zu Risiken<br />
Zunächst ermitteln Vereine, Teams – evtl.<br />
unter Mitwirkung der Polizei – die Risikospiele<br />
nach den o. g. Kriterien. Hinzugezogen<br />
werden können externe Experten<br />
aus staatlichen und/oder nicht staatlichen<br />
Organisationen, z. B. in einem Risikobeirat.<br />
Am Ende werden ausgebildete Spielbeobachter<br />
für Antidiskriminierung bei den<br />
festgelegten Risikospielen eingesetzt. Dabei<br />
kann es vorkommen, dass ein Spiel zwei<br />
solche Spielbeobachter erfordert, um die<br />
entsprechenden üblichen Landessprachen<br />
der jeweiligen Teams und Fangruppen sowie<br />
die Spezifika ihrer Fankulturen bei der<br />
Beweisermittlung ausreichend zu erfassen.<br />
Antidiskriminierung im Spielberichtsbogen<br />
Es gibt Beispiele aus dem Amateurbereich<br />
von Verbänden, in denen der Spielberichtsbogen<br />
modifiziert wurde. Demnach<br />
fragt der Schiedsrichter die beteiligten<br />
Mannschaften nach dem Spiel, ob ihnen<br />
während des Spiels auf dem Feld oder von<br />
den Zuschauerrängen diskriminierende<br />
Aussagen aufge fallen sind. Oder ob sie<br />
sich gar selbst in diskriminierender Weise<br />
angegriffen fühlten. Falls dies der Fall ist,<br />
kann der Schiedsrichter das in einem eigens<br />
dafür vorgesehenen Feld auf dem Spielberichtsbogen<br />
eintragen. Das entsprechende<br />
Sportgericht muss den Fall dann prüfen.<br />
So kann z. B. ein zusätzliches Feld in den<br />
Spielberichtsbogen der Schiedsrichter aufgenommen<br />
werden. Schiedsrichter können<br />
beide Spielführer, Trainer oder Teams<br />
nach einem Spiel fragen, ob jemandem<br />
Diskriminierungen auf dem Feld und von<br />
den Zuschauerrängen aufgefallen sind. Sie
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 43<br />
können nachfragen, ob sich jemand von<br />
Diskriminierung betroffen fühlt.<br />
Konfliktschlichtung, Mediation,<br />
Täter-Opfer-Ausgleich und Bewährung<br />
Zusätzlich zu verhängten Verboten, aber<br />
auch im Vorfeld solcher kann der Dialog<br />
mit potenziellen und identifizierten Personen<br />
oder Gruppen unter den Fans gesucht<br />
werden. Hier gibt es Verbände, die Schulungen<br />
von Fans, aber auch von verurteilten<br />
Fans vorsehen. Dialoge, so berichten<br />
Vereine, ob zwischen Kläger und Angeklagten<br />
oder gar unter Mithilfe eines neutralen<br />
Moderators geführt, helfen, mögliche<br />
Bestrafungen nachvollziehbar zu machen.<br />
Dialoge können ebenso dabei helfen,<br />
Vergehen vorzubeugen. Sie bahnen den<br />
Weg zu aufrichtigen Entschuldigungen oder<br />
– falls sinnvoll – zu einem Täter-Opfer-Ausgleich.<br />
Es sind Beispiele diverser Vereine<br />
bekannt, in denen solche Prozesse über eine<br />
Spielsaison gedauert haben, mit monatlichen<br />
Sitzungen. Diese wurden methodisch<br />
auf die Vorfälle vor Ort angepasst.<br />
Darüber hinaus sind Modelle bekannt, in<br />
denen Stadionverbotsverfahren unterschiedliche<br />
Bewährungsmodelle zulassen.
46<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
9 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />
Kommunikation<br />
Bereits vor einem Sportgerichtsverfahren<br />
kann die Meldung einer Diskriminierung<br />
zu einem viel diskutierten Vorfall werden:<br />
über die externe Medienberichterstattung<br />
und die sozialen Medien. Auch ohne eventuellen<br />
Ermittlungen vorzugreifen, kann<br />
ein Fussballverband eine solche Situation<br />
nutzen und sich positionieren. Dabei hilft<br />
es entscheidend, präventiv eine eigene<br />
proaktive Strategie zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
in der Kommunikation und<br />
Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln.<br />
werden. Schliesslich sind es die Reglementierung,<br />
die Sanktionen, die Bildung oder<br />
Netzwerk und Kooperation als Säulen für<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung in einem<br />
Mitgliedsverband, die das unerlässliche<br />
Bild- und Textmaterial für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
liefern. Insgesamt sollte dabei<br />
beachtet werden, dass unterschiedliche<br />
Diskriminierungsformen systematisch, aber<br />
auch anlassbezogen aufgegriffen werden.<br />
Mögliche diskriminierende Vorfälle können<br />
fruchtbar werden, wenn der Verband<br />
der Situation angemessen seinen Standpunkt<br />
zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
deutlich entgegenhält. Eigene Projekte und<br />
Konzepte sollten genauso medial platziert<br />
werden wie die Versicherung, dass Ihre Organisation<br />
aktuelle Vorfälle sorgfältig prüft<br />
und rückhaltlos dagegen vorgehen wird.<br />
Insbesondere in der Öffentlichkeitsarbeit ist<br />
es wichtig, sie nicht isoliert von den anderen<br />
vier genannten Hauptsäulen zu inszenieren.<br />
Positionen zur Stärkung von Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung wirken nur, wenn<br />
sie von entsprechenden Taten begleitet<br />
Ecuadors Nationalspieler Michael<br />
Arroyo und Antonio Valencia mit<br />
dem <strong>FIFA</strong>-Hashtag #SayNoToRacism<br />
zur Fussball-Weltmeisterschaft<br />
Brasilien 2014.<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung durch Kommunikation<br />
Branding<br />
Veröffentlichungen<br />
Botschafter Preisverleihung Veranstaltungen
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 47<br />
9.1 Branding<br />
Um die Position einer Organisation zu Vielfalt<br />
und Diskriminierung einprägsam und<br />
nachhaltig in der Öffentlichkeit zu platzieren,<br />
ist ein visuelles Dach erforderlich. Das<br />
kann ein Logo sein, aber auch ein wiederkehrendes<br />
Design, das die unmissverständlichen<br />
Botschaften transportiert. Ein<br />
treffliches Motto kann so formuliert sein,<br />
dass im Wechsel unterschiedliche Diskriminierungsformen<br />
aussagekräftig berücksichtigt<br />
werden.<br />
Das Branding macht alle fünf Säulen für<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung sichtbar<br />
und wiedererkennbar: die Politiken,<br />
die Sanktionen, die Bildung, Netzwerk<br />
und Kooperation genauso wie eben die<br />
Öffentlichkeitsarbeit.<br />
9.2 Veröffentlichungen<br />
Öffentlichkeitsarbeit umfasst Medienverlautbarungen<br />
genauso wie die Online-Präsenz<br />
des Mitgliedsverbands. Für die kontinuierliche<br />
Sichtbarkeit des Engagements<br />
für Vielfalt und Antidiskriminierung ist ein<br />
eigener Menüpunkt oder ein Menüunterpunkt<br />
im Bereich Nachhaltigkeit o. Ä. zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung auf der<br />
Homepage oder eine wiederkehrende Kolumne<br />
in der Verbandszeitung empfehlenswert.<br />
Informationen können auch vor Ort<br />
öffentlich verbreitet werden (z. B. auf Informationswänden,<br />
in Unterhaltungsmodulen<br />
im Stadion etc.). Insgesamt geht es darum,<br />
generelle Positionen der Organisation zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung dauerhaft<br />
vorzustellen und entsprechende Aktivitäten<br />
zusammenzuführen.<br />
Nachrichten, Interviews, Hintergrundartikel<br />
und soziale Medien<br />
Dazu gehören in erster Linie regelmässige<br />
Nachrichten, vertiefende Interviews und<br />
Hintergrundartikel zu Vielfalt und Antidiskriminierung,<br />
aber auch Berichte über<br />
Vorfälle und ihre Bewertung durch das<br />
Verbandsgericht. Bewährte Praxen des Verbands<br />
und der Vereine sowie weiterführendes,<br />
betont praktisch orientiertes Material<br />
zum Download stärken die eigene Position<br />
und sind in der Anleitung zum Handeln<br />
gleichermassen hilfreich. Auch dieser hier
48<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
vorliegende Leitfaden der <strong>FIFA</strong> sollte von<br />
den Mitgliedsverbänden online verknüpft<br />
werden.<br />
Präsenz in den sozialen Medien wird immer<br />
wichtiger, um die eigene Position zu präsentieren<br />
und auch diskutieren zu lassen.<br />
Insgesamt bietet Online-Kommunikation<br />
hier vielfältige und überaus populäre Möglichkeiten.<br />
Populäre Online-Formate sollten<br />
genutzt werden, um eigene Botschaften –<br />
ob Stellungnahmen oder Videospots – zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung zu transportieren.<br />
Infotainment<br />
Eine nützliche Methode, Botschaften<br />
erfolgreich zu platzieren, kann Infotainment<br />
sein. Information und Unterhaltung<br />
professionell zu kombinieren, ist ein sinnvolles<br />
Mittel, um die Aufmerksamkeit von<br />
Menschen zu gewinnen und gleichzeitig<br />
komplexe Inhalte zu vermitteln.<br />
Einprägsame Kurzformate<br />
Während der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />
Brasilien 2014 rief die <strong>FIFA</strong> prominente<br />
Personen und genauso Fussballfans<br />
dazu auf, online sogenannte „Selfies“ mit<br />
dem Motto „Say No to Racism“ zu veröffentlichen.<br />
Ebenfalls möglich ist, Prominente<br />
und thematisch wichtige Personen in ein<br />
Online-Forum des Verbands einzuladen und<br />
öffentlich zum Thema Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
zu befragen.<br />
Öffentlichkeitsarbeit wird unterstrichen,<br />
wenn sie direkt im Stadion ihre Entsprechung<br />
findet. Das kann ein Stadionbanner<br />
sein, auf dem Spieler und Einlaufkinder<br />
gemeinsam einen Schriftzug präsentieren.<br />
Sollte es offizielle Übertragungsorte oder<br />
Fan-Feste geben, kann Sorge getragen werden,<br />
dass auch dort Banner oder Beschilderungen<br />
eingesetzt werden. Beschilderungen<br />
und kurze, aber prägnante Botschaften<br />
können dabei konkrete Informationen zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung vermitteln.<br />
Diese können auf Eintrittskarten gedruckt<br />
sein, aber auch auf Handzetteln, Stadionmagazinen<br />
oder auf Plakaten.<br />
Die <strong>FIFA</strong> nutzt regelmässig die Bandenwerbung<br />
bei den eigenen Turnieren, damit<br />
der wichtige Standpunkt auch zu den<br />
Zuschauern vor den Bildschirmen ausserhalb<br />
des Stadions gelangt.<br />
9.3 Botschafter<br />
Auch Menschen können wichtige Standpunkte<br />
zu Vielfalt und gegen Diskriminierung<br />
manifestieren. Am besten eignen<br />
sich dazu Vorbilder. Das Potenzial beliebter<br />
Fussballer, Trainer und Schiedsrichter,<br />
aber auch der Prominenten von Politik bis<br />
Anthony Baffoe (GHA) wehrte sich<br />
als Spieler gegen Rassismus. Zuvor<br />
<strong>FIFA</strong>-Botschafter gegen Rassismus,<br />
engagiert er sich nun in der <strong>FIFA</strong>-<br />
Arbeitsgruppe gegen Rassismus<br />
und Diskriminierung.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 49<br />
Unterhaltungskultur bieten den fördernden<br />
Aktionen ein einprägsames Gesicht,<br />
z. B. auf Postern oder in einer öffentlichen<br />
Anzeigenkampagne zu Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />
Sie platzieren Aussagen an<br />
prominenter Stelle und untermauern diese<br />
mit der Erfahrung ihres eigenen Fussballlebens.<br />
Schon die Ernennung eines oder mehrerer<br />
Botschafter liefert dem Mitgliedsverband<br />
ein mediales Ereignis. Botschafter sollten<br />
gut über die inhaltliche Ausrichtung des<br />
Verbands zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
und über seine aktuellen Projekte<br />
informiert werden, bevor sie in öffentlichen<br />
Auftritten das Thema medienwirksam<br />
transportieren.<br />
Der Preis für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
kann dabei in mehreren Kategorien<br />
vergeben werden. Erwachsene und jugendliche<br />
Einzelpersonen, Teams, Vereine<br />
und Organisationen können genauso wie<br />
öffentliche oder private Initiativen, die sich<br />
ausserhalb der Verbandswelt für Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung im Fussball stark<br />
machen, berücksichtigt werden. Insbesondere<br />
positive Momente, Gesten und Initiativen<br />
der Zuschauer und Fussballfans sollen<br />
Die öffentlichen Gelegenheiten sind vielfältig:<br />
im Umfeld und im Vorprogramm von<br />
Fussballspielen, bei Turnieren und besonderen<br />
Veranstaltungen. Ihre Anwesenheit<br />
und ihr Gesicht verleihen den Projekten des<br />
Verbands und dem Vorhaben bei seinen<br />
Partner die nötige Sichtbarkeit. Botschafter<br />
verbinden z. B. auch bei Podiumsdiskussionen<br />
das Thema mit einem Anstrich persönlicher<br />
Erfahrung, schreiben Grussworte für<br />
sport- und gesellschaftsrelevante Publikationen,<br />
Ausstellungen und Projekte, die<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung behandeln.<br />
Der Europäische Rat<br />
für Toleranz und<br />
Versöhnung verleiht<br />
Kameruns Samuel<br />
Eto‘o im Jahre 2015 die<br />
Medaille der Toleranz.<br />
Sollte der Verband über eine eigene Arbeitsgruppe<br />
zu Vielfalt und Diskriminierung<br />
verfügen oder an entsprechenden Veranstaltungen<br />
anderer teilnehmen, so ist es sinnvoll,<br />
entsprechende Botschafter auch dort<br />
inhaltlich oder symbolisch einzubinden.<br />
9.4 Preisverleihung<br />
Die Einführung eines einmalig oder wiederkehrend<br />
verliehenen Preises für Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung ist ein weiterer Meilenstein<br />
in diesem Bereich der Verbandsarbeit.<br />
Der Preis kann an eine bereits bestehende<br />
Preisverleihung angedockt werden. Er<br />
kann den gleichen Namen tragen, wie das<br />
Verbandsmotto zu Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />
Auch der Name einer Person,<br />
die in diesem Bereich eine wichtige Rolle<br />
gespielt hat, kann durchaus als Namenspate<br />
für den Preis fungieren. Oder der Verleihung<br />
wird ein neues Format gegeben,<br />
indem z. B. der Botschafter für Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung dem Gewinner den<br />
entsprechenden Preis überreicht.<br />
gewürdigt werden, um mehr von ihnen<br />
zum Engagement für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
anzuregen und ihre soziale<br />
Selbstregulierung zu fördern.<br />
9.5 Eigene Veranstaltungen<br />
Antidiskriminierungstage<br />
Jährliche Antidiskriminierungstage erwachsen<br />
zu einem symbolischen Eckpfeiler von<br />
Strategien für Vielfalt und Antidiskriminierung.<br />
Verbände und Vereine können ermutigt<br />
werden, an den gleichen Tagen jeweils<br />
eigene oder eine einheitlich festgelegte<br />
Botschaft zu präsentieren.
50<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
Seit 2002 richtet die <strong>FIFA</strong> jährlich und erfolgreich<br />
ihre Tage gegen Diskriminierung<br />
aus. Bei der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />
2014 in Brasilien sahen diese ein spezielles<br />
Protokoll vor den Viertelfinalspielen vor.<br />
Alle beteiligten Teams zeigten das Banner<br />
„Say No to Racism“. Die Mannschaftskapitäne<br />
verlasen folgende Botschaften: „Ich<br />
erkläre, dass wir von ganzem Herzen jede<br />
Art von Rassismus oder Diskriminierung<br />
ablehnen, egal ob auf dem Spielfeld oder<br />
ausserhalb. Mit der Kraft des Fussballs können<br />
wir dazu beitragen, Rassismus aus dem<br />
Sport und aus dem Rest der Gesellschaft zu<br />
tilgen.“<br />
Tag der offenen Tür<br />
Einen Tag der offenen Tür zu veranstalten<br />
und ihn unter das Motto Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung zu stellen, sichert<br />
nicht nur ein weiteres Ereignis in der<br />
Aussendarstellung, sondern bindet individuelle<br />
Mitglieder und Menschen aus der<br />
Umgebung auf unterschiedlichen Niveaus<br />
mit ein. An Informationsständen können<br />
Verbände, Vereine und Teams, aber auch<br />
Expertengruppen und Organisationen des<br />
Landes ihre Vorstellungen zu Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung hautnah präsentieren<br />
und diskutieren.<br />
Entsprechende Workshops und Vorträge,<br />
Podiumsdiskussionen, kleine Ausstellungen,<br />
Jugendtheateraufführungen oder Buchpräsentationen,<br />
aber auch Autogrammstunden<br />
ihrer Spieler und Trainer können beim Tag<br />
der offenen Tür ihren Platz finden. Auch<br />
unabhängig von einem Tag der offenen Tür<br />
unterstreichen solche Veranstaltungen ihre<br />
öffentliche Präsenz und fördern die Darstellung<br />
der sozialen Verantwortung einer<br />
Organisation in der Öffentlichkeit.<br />
9.6 Beispiele aus der<br />
Weltfussballfamilie<br />
Gibt es einen diskriminierenden Vorfall,<br />
steigt der gesellschaftliche Druck auf einen<br />
Verband. Medienvertreter fragen nach konkreten<br />
Standpunkten. An dieser Stelle ist es<br />
seriös, wenn der zuständige Verband oder<br />
Verein zunächst erklärt, dass der genannte<br />
Fall untersucht und die Öffentlichkeit zu<br />
gegebener Zeit informiert wird.<br />
Da eine solche Aussage von Medienvertretern<br />
häufig als unbefriedigend wahrgenommen<br />
wird, ist es zu unterstützen, wenn<br />
ein Verband oder Verein bei einem Vorfall<br />
von erheblichem öffentlichem Interesse<br />
bekennt, dass:<br />
• er bei Meldungen zu Diskriminierungen<br />
wachsam ist und ihnen ernsthaft nachgeht,<br />
• er jede Form von Diskriminierung ablehnt<br />
und sich klar dagegen positioniert.<br />
Hier können auch positive Aktionen<br />
und Planungen benannt werden, die<br />
der Verband dazu bereits betreibt und<br />
unterstützt,<br />
• er, so ein weiteres Beispiel aus Verbänden,<br />
Mitgefühl für einen Spieler, weitere<br />
Spieloffizielle oder einen Fan äussert,<br />
wenn diese Situation als diskriminierend
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 51<br />
empfunden wird; ungeachtet ob sich<br />
der Vorfall verbandsgerichtlich bestätigt<br />
oder nicht. Unabhängig vom juristischen<br />
Weg kann ein Verband oder Verein in<br />
solchen Situationen signalisieren, dass er<br />
potenziell und tatsächlich von Diskriminierung<br />
Getroffenen Gespräche anbietet.<br />
Auch sogenannte Erst- oder Opferberatungsstellen,<br />
falls vorhanden, können<br />
vermittelt werden.<br />
Seit Jahren bindet die UEFA ihre<br />
Mitgliedsverbände in ihre Kampagne<br />
„Vereinigt gegen Rassismus“ ein. Hier<br />
vor dem Qualifikationsspiel Wales –<br />
Bosnien und Herzegowina für die EURO<br />
2016 in Frankreich.<br />
Im Kampf für Vielfalt und gegen Diskriminierung<br />
sollte ein Verband zeigen, dass er<br />
einen möglichen Vorfall ernst nimmt und<br />
ihn gewissenhaft bewertet. Des Weiteren<br />
gibt es Punkte zu beachten, die sich als wenig<br />
hilfreich erweisen. Es ist höchst sinnvoll,<br />
Aussagen zu vermeiden, die einen im Raum<br />
stehenden Vorfall pauschal herunterspielen.<br />
Folgende Beispiele stammen aus der Analyse<br />
der <strong>FIFA</strong> von solchen Situationen. Sie<br />
sollen keine Sprachregelung definieren,<br />
sondern Beispiele aus der Erfahrung liefern<br />
und zum Nachdenken anregen:<br />
• „Jedes Land in Kontinent X hat dieses<br />
Problem. Wir sollten nicht immer über<br />
Vorfälle in einem/unseren Land sprechen.“<br />
Erklärung: Eine solche oder ähnliche<br />
Aussage ist irrelevant und wirkt relativierend,<br />
da ein Vorfall/die Situation im<br />
Einzugsgebiet eines Verbandes nicht<br />
besser wird, wenn auf ein anderes Land<br />
verwiesen.<br />
• „Wir sollten den wenigen Leuten, die<br />
rassistische Dinge sagen, nicht zu viel<br />
Aufmerksamkeit schenken./Es sollte<br />
nicht zu viel darüber berichtet werden.<br />
Das stärkt nur ihr Selbstbewusstsein und<br />
spielt ihnen neue Zuhörer und Anhänger<br />
in die Hände.“<br />
Erklärung: Wenn nicht über Diskriminierungsvorwürfe<br />
und -vorfälle berichtet<br />
wird, kann kein Bewusstsein dafür wachsen.<br />
Die o. g. Aussage zeugt ebenso von<br />
wenig Selbstvertrauen in die Mehrheit<br />
der eigenen Mitglieder und die Einwohner<br />
des eigenen Landes.<br />
Bei einem <strong>FIFA</strong>-Workshop vor der <strong>FIFA</strong><br />
Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien<br />
2014 zur Audiodeskription, die<br />
speziell für Blinde und Menschen mit<br />
Sehbehinderung entworfen wurde,<br />
präsentiert der frühere <strong>FIFA</strong>-Schiedsrichter<br />
Arnaldo Cezar Coelho ein T-Shirt mit<br />
seinem Namen in Blindenschrift.
52<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
In einigen Ligen<br />
existieren Kampagnen,<br />
bei denen<br />
regenbogenfarbene<br />
Schnürsenkel als Zeichen<br />
der Akzeptanz von<br />
Homosexualität getragen<br />
werden.<br />
• „Bei uns gibt es viele Spieler verschiedener<br />
Länder und Kontinente. Es gibt also<br />
kein wirkliches Problem.“<br />
Erklärung: Die Tatsache, dass Menschen<br />
verschiedener Länder und Kontinente<br />
im eigenen Umfeld tätig sind, schützt<br />
nicht unbedingt vor diskriminierenden<br />
Aussagen. Obige Aussage kann auf das<br />
Team und den Umgang im Verein oder<br />
Verband zutreffen. Für jeden Zuschauer<br />
sollte jedoch niemand die Hand ins Feuer<br />
legen.<br />
• „Ein guter Freund ist homosexuell. Was<br />
ich gesagt habe, kann also gar nicht<br />
homophob sein.“ Oder: „Ich habe jahrelang<br />
mit Personen aus anderen Ländern<br />
und Kontinenten zusammengearbeitet.<br />
Was ich gesagt habe, kann also gar nicht<br />
rassistisch sein.“<br />
Erklärung: Die Tatsache, dass man persönliche<br />
Freunde oder Arbeitskollegen<br />
aus diversen Ländern hat oder solche, die<br />
Ausländer oder homosexuell sind, schützt<br />
nicht vor rassistischen oder homophoben<br />
Aussagen. Ebenso darf von einer einzelnen<br />
homophoben oder rassistischen Aussage<br />
nicht unbedingt auf einen grundlegend<br />
homophoben oder rassistischen<br />
Menschen geschlossen werden.<br />
• „Fussball ist per se ein Musterbeispiel<br />
sozialer Inklusion und Integration.“<br />
Erklärung: Das ist grundsätzlich richtig.<br />
Dabei darf jedoch nicht vergessen<br />
werden, dass ein Fussballspiel zwei Teams<br />
braucht, was andere Personen zumindest<br />
in bestimmten Situationen dazu animieren<br />
kann, ein „Wir“ und „die Anderen“<br />
aggressiv aufzuladen. Auch innerhalb eines<br />
Teams können sich Cliquen und Vorurteile<br />
bilden. Damit Fussball seine sozial<br />
inklusive bzw. integrative Wirkung voll<br />
entfalten kann, müssen diverse Grundlagen<br />
des sozialen Umgangs miteinander<br />
erfüllt sein. Dazu gehört nicht nur ein<br />
Miteinanderspielen, sondern auch ein<br />
respektvolles Aufeinander-Z ugehen im<br />
Sozialen.<br />
• „Nicht der Fussball, sondern die Gesellschaft<br />
ist hier in die Pflicht zu nehmen.“<br />
Erklärung: Fussball ist ein Teil der<br />
Gesellschaft. Deshalb muss Fussball wie<br />
alle gesellschaftliche Instanzen soziale<br />
Verantwortung zeigen.<br />
Sicher äussern sich im Fussball Dinge,<br />
die Menschen in ihrem bisherigen Leben<br />
eingeübt haben. Und für viele ist Fussball<br />
seit früher Kindheit ein prägender Teil<br />
ihrer Gesellschaft. Beim Fussball geht es<br />
um mehr als um Tore, Sieg oder Niederlage.<br />
Er ist auch ein Phänomen, das soziales<br />
Leben prägt, wobei die Erfahrungen der<br />
Menschen ausgetauscht und weitergegeben<br />
werden. Nicht alle Menschen haben<br />
aber ausschliesslich positive und vorbildliche<br />
Erfahrungen gemacht. Dennoch ist<br />
es offensichtlich, dass der Fussball positive<br />
Erfahrungen produzieren kann. Und als<br />
globale Massensportart hat er auch die<br />
soziale Verantwortung, dieses ungeheure<br />
Potenzial mit kreativen und effektiven<br />
Ideen weiterzuentwickeln.
54<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
10 Vielfalt und Antidiskriminierung durch Bildung<br />
Fussball kann durch die Verknüpfung mit<br />
Bildungsarbeit seine integrativen Vorteile<br />
nutzbar machen. Um in die Zukunft von<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung im Weltfussball<br />
zu investieren, stellt insbesondere<br />
Bildung die wichtigste, aber auch eine sehr<br />
anspruchsvolle Säule innerhalb einer Strategie<br />
von Verbänden dar.<br />
Die Säule Bildung sollte im Fussball ein<br />
Repertoire bereithalten, das die Fuss-<br />
ballspieler, die Trainer und weitere Spieloffizielle<br />
auch als sozial verantwortungsbewusste<br />
Menschen wirken lässt. Auf<br />
unterschiedliche Weise kann ihnen vermittelt<br />
werden, Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
als unumstössliche Werte vorzuleben.<br />
Bildung im, um und durch den Fussball<br />
kann grundlegende Kenntnisse vermitteln,<br />
um der Diskriminierung vorzubeugen und<br />
sich bei Diskriminierungsvorfällen im eigenen<br />
Umfeld vorbildlich zu verhalten.<br />
Englands Wayne Rooney engagiert<br />
sich während der <strong>FIFA</strong>-Fussball-<br />
Weltmeisterschaft Brasilien 2014 für<br />
die Selfie-Kampagne #SayNoToRacism.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 55<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung durch Bildung<br />
Ausbildung<br />
Fortbildung<br />
Projekte und<br />
Kampagnen<br />
Dokumentation<br />
Evaluation<br />
Bildung im Fussballkontext kennzeichnet<br />
sich besonders dadurch aus, dass sie auf die<br />
Bedürfnisse von Menschen vor Ort eingeht.<br />
Deshalb kann sie regional unterschiedliche<br />
Programme und Projekte hervorbringen.<br />
Sie scheitert, wenn sie versucht, die Lösungswege<br />
anderer Mitgliedsverbände<br />
ungeprüft auf den eigenen Verband zu<br />
übertragen.<br />
Bildung im Fussball versucht, die Menschen<br />
dort abzuholen, wo sie sich in ihrem Leben<br />
sozial befinden. Dabei ist ein (sozial-)pädagogisches<br />
und lehrmethodisches Wissen<br />
unerlässlich.<br />
10.1 Ausbildung<br />
Fussball und sein Regelwerk bauen auf<br />
Teamwork auf. Dieser Rahmen bietet viel<br />
Spielraum für Fairplay und ein gemeinsames<br />
Miteinander. Ist an dieser Stelle von<br />
Ausbildung die Rede, bieten sich Mitgliedsverbänden<br />
und Vereinen unzählige Andockstellen.<br />
Über Fairplay auf dem Platz hinaus eröffnen<br />
der Fussball, seine Umgebungen und<br />
Denkwelten eine Lebensschule für soziales<br />
Lernen, auch im Hinblick auf Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung. Über Vorbilder<br />
Uruguays Kapitän Diego Lugano und<br />
Deutschlands Philipp Lahm verlesen<br />
bei der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft<br />
Südafrika 2010 Botschaften gegen<br />
Rassismus und Diskriminierung.
56<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
können diverse Akteure – von den Trainern<br />
und Spielern bis hin zu den Fans – positive<br />
Verhaltensweisen für ihren Alltag übernehmen.<br />
Auch das Auftreten eines Fussballweltstars<br />
genauso wie das von lokalen Akteuren des<br />
Fussballplatzes will wohl überlegt sein,<br />
stehen ihre Worte und Taten doch häufig<br />
im Mittelpunkt des Interesses von Jugendlichen.<br />
Verbände und Vereine sollten überprüfen,<br />
inwiefern sie über die sportliche Ausbildung<br />
hinaus die Elemente einer sozialen<br />
Ausbildung ihrer Fussballspieler aufwerten<br />
können. Sie und andere Mitarbeiter von<br />
Verbänden und Vereinen sollten zu Vorbildern<br />
ausgebildet werden, wenn es um<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung geht.<br />
Dabei geht es jedoch nicht nur um die Ausbildung<br />
von Jugendlichen. Auch dreht es<br />
sich nicht um den befehlenden Zeigefinger.<br />
Vielmehr hilft ein ständiges, gegenseitiges<br />
Lernen voneinander. Verbände können<br />
Räume schaffen, in denen dies bewusst<br />
gefördert wird. Dort trägt der gegenseitige<br />
Austausch von Spieloffiziellen, Vereinsvertretern<br />
und Trainern zu einem harmonischen<br />
Miteinander bei.<br />
Spezielle Trainingseinheiten sollten Elemente<br />
von sozialer Inklusion und Antidiskriminierung<br />
beinhalten. Dabei kann externe<br />
Unterstützung von sozial und pädagogisch<br />
speziell geschulten Fachkräften, Studierenden<br />
des Sports oder der Geisteswissenschaften<br />
zur Förderung der Qualität beitragen.<br />
Eingebunden werden sollten ebensolche<br />
Verbands- oder Vereinsmitglieder und weitere<br />
Ehrenämtler.<br />
Hierbei ist es unerlässlich, als Verband und<br />
Verein klare Aussagen zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
parat zu halten. Genauso<br />
relevant ist es, die Alltagswelt der Auszubildenden<br />
zu verstehen. Bildung heisst,<br />
Anspielstationen zu bieten, nicht nur unter<br />
dem eigenen Dach. Es ist auch wichtig, auf<br />
die eigenen Mitglieder zuzugehen und<br />
sie in ihrem direkten Umfeld zu unterstützen.<br />
Dann kann ihr Gefühl für Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung Schritt für Schritt und<br />
somit nachhaltig entwickelt werden.<br />
Die Verantwortlichen und Spieler sollten<br />
in einem Verbandsumfeld so agieren, dass<br />
das Engagement für Vielfalt und Diskriminierung<br />
erleichtert wird. Insbesondere die<br />
agierenden Personen – von Verbands- und<br />
Spieloffiziellen bis zu Vereinsvertretern und<br />
Trainern – sind also im Sportlichen genauso<br />
wie in der Vermittlung von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung als Vorbilder gefragt.<br />
10.2 Fortbildung<br />
Der Verband, seine Mitgliedsvereine und<br />
Teams machen sich durch Bildungsangebote<br />
noch attraktiver. Alle sind willkommen<br />
– zu einem solchen Bild steuern direkte<br />
Fortbildungen zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
aktiv etwas bei. Aber auch allgemeine<br />
Bildungsangebote können Alternativen<br />
zu Engstirnigkeit und Diskriminierung<br />
eröffnen. Das kann ein Seminar zur Verbandshistorie,<br />
ein Erste-Hilfe-Kurs oder ein<br />
Erfahrungsaustausch zur Stressbewältigung<br />
sein. Fortbildungen finden mehr Anklang,<br />
wenn die notwendigen Bedürfnisse der Aktiven<br />
vorher erfragt werden. Dann können<br />
sie genau auf die handelnden Personen<br />
eingehen und sich einprägen.<br />
Um Vorbilder für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
hervorzubringen, sollte die soziale<br />
Kompetenz und das Wissen der agierenden<br />
Mitarbeiter der Verbände dazu bewusst<br />
gepflegt werden. Dies kann z. B. durch die<br />
Bereitstellung eines praxisnahen, alltagsnützlichen<br />
Portfolios oder durch entsprechende<br />
Mitarbeiterschulungen geschehen,<br />
zu denen auch externe Kursleiter berufen<br />
werden können. Werden Fortbildungsformate<br />
innerhalb des Mitgliedsverbands<br />
bzw. für die Mitarbeiter zu einem festen<br />
Bestandteil der Arbeit, so sichert dies mittelfristig<br />
ein respektvolles, authentisches<br />
Erscheinungsbild des Verbands. Dies betrifft<br />
die gegenseitige Umgangsweise innerhalb<br />
der Verbandsstrukturen genauso wie die<br />
vorteilhafte Haltung des Verbands im Austausch<br />
mit externen Partnern oder Medien.<br />
Fortbildung ist nicht nur verbands- und<br />
betriebsintern angeraten. Die <strong>FIFA</strong> bietet<br />
ihren Spielkommissaren als Teil ihrer<br />
Vorbereitung z. B. weltweit einen Informationsblock<br />
zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
an. Auch weitere Spieloffizielle,<br />
insbesondere die Schiedsrichterteams<br />
sollten geschult werden. Fortbildungsformate<br />
für sie können sich auf das Trainieren<br />
von Fingerspitzengefühl beziehen, wenn<br />
es um korrekte und eindeutige Reaktionen<br />
auf Diskriminierungen auf dem Spielfeld
57<br />
Lautstarke Botschaften gegen Rassismus<br />
von Juan Sorin (ARG) und Zinedine<br />
Zidane (FRA) bei der <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />
Weltmeisterschaft Deutschland 2006.<br />
geht. Zu einem Schulungsformat gebündelte<br />
Erfahrungen von Schiedsrichtern mit<br />
Provokationen und deutlich diskriminierenden<br />
Aussagen steigern die Optionen<br />
für eine präventive Unterbindung. Grundlegend<br />
sollte Schiedsrichterteams nicht<br />
nur regelmässig auffrischend vermittelt<br />
werden, wie sie Diskriminierung erkennen,<br />
sondern auch, welche Möglichkeiten der<br />
Warnung und Ahndung ihnen zur Verfügung<br />
stehen. Dazu kann eine Broschüre<br />
oder eine Online-Plattform entstehen, auf<br />
der eigene Erfahrungen und Vorschläge<br />
zu Reaktionsweisen, aber auch landespezifische<br />
Symbole und Codes von Diskriminierung<br />
aktualisiert werden. Ähnliches gilt<br />
ebenso für die Fortbildung des Sicherheitspersonals<br />
sowie des Ordnungsdienstes.<br />
Zusätzlich ist es hier ausschlaggebend, neben<br />
den eigenen Möglichkeiten und ihren<br />
rechtlichen Grenzen auch die Formen der<br />
gegenseitigen Zusammenarbeit und Ablaufpläne<br />
für Ernstfälle deutlich zu machen.<br />
Sicherheitsmitarbeiter und Ordner sollten<br />
genau wissen, wen sie wann konsultieren.<br />
Ein erfolgreicher Ordnungsdienst fördert<br />
die Zuschauerfreundlichkeit und soziale Inklusion,<br />
wenn er jeden Menschen auch von<br />
seiner Ausstrahlung her willkommen heisst<br />
und im Falle von Diskriminierungen oder<br />
Diskriminierungsvorwürfen angemessen<br />
und besonnen agiert.<br />
Im Bereich des Sicherheitspersonals ist es<br />
besonders für Sicherheitsbeauftragte und<br />
weitere verbands- oder vereinsinterne Spielbeobachter<br />
von Bedeutung, Diskriminierungen<br />
in Form von Schrift, Bild und Gesängen<br />
zu erkennen und Zuschauerdynamiken zu<br />
begreifen. Dort wo vorhanden, gilt dies<br />
insbesondere für das Sicherheitspersonal in<br />
der Videoüberwachung. In Fortbildungen<br />
sollten Sicherheitsbeauftragte das nötige<br />
Feingefühl trainieren und lernen, wie einzuschreiten<br />
ist, wenn Vielfalt eingeschränkt<br />
und Diskriminierung verübt wird. Je nach<br />
Land kann auch die zuständige Polizei in<br />
einen gegenseitig fortbildenden Austausch<br />
eingebunden werden.<br />
10.3 Projekte und Kampagnen<br />
Die Auswahl an Bildungsprojekten und<br />
diesbezüglichen Kampagnen ist im weltweiten<br />
Fussball gross. Ihre Herangehensweisen<br />
sollten im Fussball auf die jeweilige<br />
Zielgruppe ausgerichtet sein: Genauso<br />
wie es diverse Angebote für Kinder und<br />
Jugendliche verschiedener Altersklassen<br />
anzupassen gilt, lassen sich auch Wege für<br />
die Erwachsenenbildung festlegen. Über<br />
den Tellerrand schauen: Der Fussballbetrieb<br />
kann die eigenen Projekterfahrungen immer<br />
auch mit den gängigen und aktuellen
58<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
Methoden der allgemeinen Bildungsarbeit<br />
vergleichen und somit überprüfen. Angebote<br />
steigern ihre Wirksamkeit, wenn auch<br />
die sozialen Milieus der Zielgruppen und<br />
die entsprechenden regionalen Umstände<br />
erwogen werden.<br />
Projekte und Fortbildung sind eng miteinander<br />
verknüpft: in Workshops, Podiumsdiskussionen,<br />
Vorträgen, Seminaren,<br />
internationalem Jugendaustausch, aber<br />
auch in Videoprojekten und Ausstellungen.<br />
Kooperationen mit anderen Angeboten<br />
in der jeweiligen Region eines<br />
Verbands sind allemal vielversprechend.<br />
Information, Aufklärung und Sensibilisierung<br />
für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
im Fussball meinen einen fortlaufenden<br />
Prozess.<br />
Ein Verband kann seinen Mitgliedern auch<br />
Informationsmaterial zur Förderung von<br />
Bildung im Hinblick auf Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
bereitstellen. Während der<br />
hier vorliegende <strong>FIFA</strong> Good Practice Guide<br />
für Vielfalt und Antidiskriminierung einen<br />
Möglichkeitsrahmen offeriert, kann z. B. ein<br />
eigener regionalbezogener Good Practice<br />
Guide entstehen, der je nach Gesetzeslage<br />
des jeweiligen Landes vertiefender und<br />
noch praktischer die passenden Strategien<br />
und Beispiele zusammenfasst.<br />
Kombiniert ein Verband diverse der hier<br />
genannten Möglichkeiten, entsteht eine<br />
wiedererkennbare Kampagne, der ein<br />
Verband einen bestimmten Turnus geben<br />
kann. Kampagnen wirken authentischer<br />
und damit erfolgreicher, wenn es gelingt,<br />
die eigenen Fussballfans partizipatorisch<br />
einzubauen.<br />
10.4 Dokumentation<br />
Die Dokumentation diskriminierender Vorfälle,<br />
vor allem aber von positiven Beispielen<br />
von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
im Fussball in Schrift und Bild sind für die<br />
ständige Entwicklung der Bildung als Säule<br />
des eigenen Verbands wichtig. So schafft<br />
ein Verband die Grundlage zur Verbreitung<br />
guter Praxisbeispiele zu Vielfalt und Antidiskriminierung,<br />
zum Austausch und zum<br />
gegenseitigen Lernen seiner Mitglieder<br />
und der weiteren Akteure. Des Weiteren<br />
unterstützen Dokumentationen in diesem<br />
Bereich die Evaluation.<br />
Vor dem Halbfinale der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />
Weltmeisterschaft Deutschland 2011:<br />
Worte gegen Diskriminierung von Japans<br />
Saki Kumagai und Schwedens Charlotte<br />
Rohlin.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 59<br />
Vor dem Halbfinale des <strong>FIFA</strong><br />
Konföderationen-Pokals<br />
Brasilien 2013: Worte gegen<br />
Diskriminierung von Spaniens<br />
Iker Casillas und Italiens<br />
Gianluigi Buffon.<br />
10.5 Evaluation<br />
Eine regelmässige Evaluation ist für alle<br />
fünf Säulen des Verbandskonzepts und der<br />
daraus hervorgehenden Initiativen für Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung von Bedeutung.<br />
Dennoch soll diese gerade im Bereich<br />
Bildung wegen seiner zahlreichen und sehr<br />
unterschiedlichen Ansätze in den Regionen<br />
betont werden. Ein jährlicher Zwischenbericht<br />
z. B. ist hilfreich, um erfolgreiche<br />
Faktoren einer Bildungsarbeit messbarer<br />
gegen weniger erfolgreiche abzugrenzen.<br />
Ferner kann so deutlich werden, welche<br />
Projekte einerseits eher anlassbezogen einzusetzen<br />
sind und welche andererseits als<br />
fortwährende Elemente für das Verbandsprofil<br />
sinnvoll sein können. Pädagogische<br />
Richtungen und Methoden werden überprüft.<br />
So wird der Gefahr vorgebeugt, eine<br />
Monokultur in Methodik und Praxis entstehen<br />
zu lassen. Eine gelungene Kombination<br />
von Ansätzen unterschiedlicher Methodik<br />
und Praxis ist der Garant dafür, die Ausrichtung<br />
von Initiativen eines Mitgliedsverbands<br />
nicht ins Leere laufen zu lassen. Die<br />
Evaluation sichert dabei zusätzlich, dass<br />
stets die korrekte Terminologie im Kontext<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung verwendet<br />
wird.<br />
10.6 Beispiele aus der<br />
Weltfussballfamilie<br />
Am effektivsten kann Bildung im Bereich<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung gefördert<br />
werden, wenn die lokal vorhandenen<br />
Methoden als Grundlage genommen werden.<br />
Diese kann dann mit internationalen<br />
Herangehensweise aufgefrischt werden.<br />
Ein positives Beispiel im Fussballkontext,<br />
die konkrete Übungen anbietet, ist das<br />
CONCACAF-Handbuch für Vielfalt von 2014.
60<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
Die Selbstverpflichtungserklärung<br />
Ein einfaches, aber durchaus wirksames<br />
Projekt kann die Einführung von selbst<br />
vereinbarten Verpflichtungen der Spieler<br />
und Trainer sein. Dazu wird lediglich ein<br />
einfacher Zettel, eine Tafel o. Ä. benötigt.<br />
Darauf kann vor einem Spieltag festgehalten<br />
werden, was sich alle Akteure für<br />
ihr nächstes Spiel vornehmen und was sie<br />
vermeiden wollen. Diese Verpflichtungen<br />
können über eine Diskussion zwischen Trainer<br />
und Mannschaft, aber auch moderiert<br />
von aussen aufgestellt werden. Vor einzelnen<br />
Spielen kann daran erinnert werden.<br />
Selbstverpflichtungserklärungen können<br />
vor Spielen entscheidend sein, die historisch<br />
oder durch aktuelle Konflikte aufgeladen<br />
sind. Einerseits beruhigen und fokussieren<br />
sie die Spieler auf das Sportliche und<br />
seine Fairness, andererseits hat ein solches<br />
Auftreten positive Effekte im Hinblick auf<br />
die Zuschauer. Es ist nicht zwingend erforderlich,<br />
aber durchaus hilfreich, wenn auch<br />
hier eine externe Person von aussen als<br />
Moderator hinzugezogen wird, die keinerlei<br />
Interessen bezüglich eines beteiligten<br />
Teams oder Konflikts hat.<br />
Aktivierung von Spielern und<br />
Trainern<br />
In den Verträgen mit Spielern und Trainern<br />
könnte ein Passus verankert werden,<br />
der monatlich den Aufwand von einer<br />
gewissen Anzahl von Arbeitsstunden für<br />
den Projekteinsatz in Sachen Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung vorsieht. Sind sie über<br />
die Inhalte von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
im Fussball informiert, können sie<br />
Patenschaften für örtliche Schulen oder<br />
Bildungsprojekte übernehmen. Mit ihrem<br />
Gesicht, ihrem Potenzial als Vorbild, ihrem<br />
Wissen und ihren Erfahrungen, nicht nur zu<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung, können<br />
sie sich dann direkt bei den Menschen in<br />
der Region sozial engagieren.<br />
Aktivierung von Zuschauern<br />
Zuschauer können angefragt und beteiligt<br />
werden, indem sie eine gemeinsame Aktion<br />
im Stadion initiieren. Fans können z. B. in
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 61<br />
einer Arbeitsgruppe ermuntert werden,<br />
selbst Aktionen zu zeigen, die Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung im Stadion sowie um<br />
sie herum fördern.<br />
Nutzung von sportlichen<br />
Ereignissen<br />
Workshops, Podiumsdiskussionen etc.<br />
können auch im Rahmen eines Fussballbzw.<br />
Fanturniers stattfinden. Dort können<br />
Spieler zwischen den Spielen zusammenfinden,<br />
um gemeinsam zu Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung Erfahrungen auszutauschen<br />
und sich weiterzubilden. Fussballturniere<br />
können unter ein bestimmtes<br />
Motto für Vielfalt und Diskriminierung<br />
gestellt werden. Zusätzlich zum offiziellen<br />
Punktesystem kann eine Fairnesswertung<br />
erarbeitet werden, die zu positivem Verhalten<br />
anregt. Teil eines fairen Verhaltens<br />
zur Berücksichtigung in einer solchen Fairnesswertung<br />
kann z. B. die Anwendung<br />
der <strong>FIFA</strong>-Initia tive „Handschlag für den<br />
Frieden“ sein.<br />
Sensibilisierung von Jugendlichen<br />
und Fussballfans<br />
An dieser Stelle eine ausführliche Liste von<br />
bildungsorientierten Projekten zu nennen,<br />
die Informationen und Aufklärung bieten,<br />
würde den Rahmen dieses Good Practice<br />
Guide sprengen. Die Bandbreite solcher<br />
Projekte erstreckt sich von Aufklärungskampagnen<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
bis hin zu pädagogisch vorbereiteten<br />
Schulbesuchen von Spielern, Trainern,<br />
Schiedsrichtern und anderen Offiziellen.<br />
Spieler diskutieren mit Jugendlichen z. B.<br />
über ihre Erfahrungen mit Rassismus und<br />
andere Formen von Diskriminierung. In Einzelfällen<br />
werden Spieler von Fachkräften<br />
dazu vorbereitet und selbst geschult. Dazu<br />
gehören z. B. auch antidiskriminierende<br />
Ratgeber, in denen Vorurteile und Mythen<br />
um Migrierte und ihre Nachkommen oder<br />
um Menschen bestimmter Religionszugehörigkeit<br />
entlarvt werden.<br />
Darüber hinaus werden Schulungsmaterialien<br />
für das Lehrpersonal an Schulen oder<br />
für Sozialarbeiter in lokalen Projekten<br />
entwickelt. Diese greifen geschickt das<br />
Interesse am Fussball, an seiner Geschichte<br />
und seinen Fankulturen auf, um Jugendliche<br />
und Fans zielgruppengerecht anzusprechen.<br />
Zu empfehlen ist in Bezug auf die o. g.<br />
Punkte z. B. ein Besuch auf der Homepage<br />
der europaweiten Initiative Show Racism<br />
the Red Card (SRTRC).<br />
Initiierung von Projekttagen<br />
Mit Schulen, der regionalen Regierung,<br />
Universitäten, Firmen und anerkannten<br />
Bildungseinrichtungen können soziale oder<br />
pädagogische Projekttage initiiert werden,<br />
die Fussball, Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
zum Thema haben. Sie können beim<br />
Verband, bei den Vereinen oder auch<br />
in den beteiligten Einrichtungen selbst<br />
veranstaltet werden. Es kann Lehr- und<br />
Unterrichtsmaterial erarbeitet werden, das<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung im Fussball<br />
einarbeitet. Auch Fussballspieler, Trainer<br />
und Schiedsrichter können in Schulklassen<br />
von ihren Erfahrungen berichten.<br />
Drehpunkteinrichtung<br />
Zur Koordination der o. g. Beispiele haben<br />
zahlreiche Verbände und Vereine ständige<br />
Treffpunkte für Fans eingerichtet. Diese<br />
Räume können von Fans selbst verwaltet<br />
werden. In anderen Fällen erwartet sie dort<br />
ein Fanbeauftragter oder eine pädagogische<br />
Fachkraft zur Unterstützung. Diese Einrichtungen<br />
können auch klassische Sozialarbeit<br />
anbieten, die Fans in ihren sozialen Lebensund<br />
Konfliktlagen stabilisieren. Dies kann<br />
erheblich dazu beitragen, dass Fussballfans<br />
Aggressionen und Diskriminierung in Produktivität<br />
umleiten.
64<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
11 Vielfalt und Antidiskriminierung durch<br />
Netzwerkarbeit und Kooperation<br />
Netzwerkarbeit und Kooperation bilden an<br />
dieser Stelle eine eigene Strategiesäule. Die<br />
<strong>FIFA</strong> erachtet es als grundlegend, zur Sicherung<br />
von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
Erfahrungen, Kräfte und Zeit, aber auch<br />
Finanzen zusammen mit fachkompetenten<br />
Partnern zu bündeln. Netzwerke begründen<br />
Denkfabriken und Ideenwerkstätten.<br />
Sie sind notwendig, weil die Felder Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung auch dem Fussball<br />
ständig neue Herausforderungen bereiten.<br />
Die Grundinhalte von Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
verpflichten zu einem Aufeinanderzugehen<br />
und zu einem ständigen<br />
Voneinanderlernen. In Netzwerken und<br />
Kooperation kann dies produktive Synergien<br />
und Wechselwirkungen erzeugen.<br />
Netzwerkarbeit und Kooperation eröffnen<br />
einen Querschnittsbereich. In ihm finden<br />
sich die Säulen Politik, Sanktion, Kommunikation<br />
und Bildung gleichermassen miteinander<br />
verquickt wieder. Netzwerk und<br />
Kooperation bieten sich insbesondere in<br />
Verknüpfung mit dem Bereich Bildung an.<br />
Insgesamt geht es um die Einbindung von<br />
Menschen nicht nur als aktive Sportler und<br />
Sportorganisatoren, sondern auch mit ihren<br />
sozialen Bedürfnissen.<br />
Der Einsatz für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
ist nicht politisch. Er folgt dem menschenrechtlichen<br />
Prinzip, dass jeder Mensch<br />
je nach Interesse und Begabung Fussball<br />
spielen und erleben können sollte. Um Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung pädagogisch<br />
und sozialwissenschaftlich fachkompetent<br />
aufzustellen, finden sich zahlreiche staatliche<br />
und nichtstaatliche Partner. Sie initiieren<br />
Projekte, die die integrierenden Kräfte des<br />
Fussballs nutzen. Das tun sie auch gemeinsam<br />
mit den Verbänden und Vereinen.<br />
Einerseits werden Zielgruppen so in grösserem<br />
Ausmass erreicht, andererseits auch mit<br />
zusätzlich kompetenter Unterstützung.<br />
Netzwerke werden zu Multiplikatoren von<br />
Wissen und Ideen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit<br />
eines Verbands oder Vereins<br />
wird von Netzwerkarbeit und Kooperation<br />
profitieren. So wird die Glaubwürdigkeit<br />
eine Verbands oder Vereins untermauert.<br />
Angehörige von Minderheiten fühlen sich<br />
besser mitgenommen.<br />
Netzwerke liefern nicht nur Chancen,<br />
gemeinsam bessere Ergebnisse zu erreichen.<br />
Sie schaffen Mechanismen, um in<br />
Notfällen adäquat und schnell agieren zu<br />
können. Deswegen kann es zielführend<br />
sein, Netzwerktreffen einzuführen. Sie<br />
schaffen Raum für einen lokalen, aber auch<br />
landesweiten Austausch über zukünftige<br />
Vorschläge und Entwicklungen im Bereich<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung. Ein<br />
Austausch über aktuelle Einschätzungen,<br />
z. B. über Rassismus oder Homophobie im<br />
Fussball und in seinen Fanszenen, kann für<br />
die Sicherheitsabteilungen der Verbände<br />
und Vereine wichtig sein. Auch ein inter-<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung durch Netzwerkarbeit und Kooperation<br />
Eigene<br />
Arbeitsgruppe<br />
Weitere Arbeitsgruppen<br />
und<br />
Projektkooperation<br />
Konferenzen und<br />
Publikationen<br />
Beteiligung<br />
von Fans<br />
Internationaler<br />
Austausch
65<br />
2014: die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung in Aktion.<br />
nationaler Austausch über Problemstellungen<br />
und Erfahrungen mit Lösungswegen<br />
erweitert den eigenen Horizont und schafft<br />
Partnerschaften.<br />
Die Arbeit der <strong>FIFA</strong> für Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
im Fussball lebt durch die<br />
Kooperation mit den Mitgliedsverbänden.<br />
Die <strong>FIFA</strong> ist auf Netzwerke und Hinweise<br />
ihrer Mitgliedsverbände angewiesen. Auch<br />
Hinweise von Experten, die Fussball mit<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung professionell<br />
verbinden, sind punktuell hilfreich.<br />
Ohne Kooperation hätte auch das hier vorliegende<br />
Handbuch nicht erstellt werden<br />
können.<br />
11.1 Eigene Arbeitsgruppe<br />
Jason Roberts, ehemaliger<br />
grenadischer Nationalspieler,<br />
ist Mitbegründer des<br />
Sports People’s Think Tank<br />
und war 2014 Berater<br />
der <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und<br />
Diskriminierung.<br />
Hausinterne Arbeitsgruppen<br />
Im besten Fall binden Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
hausintern alle operativen<br />
Bereiche eines Mitgliedsverbands ein. Unterschiedliche<br />
fachliche Vorgaben können<br />
gelegentlich unterschiedliche Perspektiven<br />
und Lösungen hervorbringen, obwohl es<br />
allen dabei auf die Förderung von Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung ankommt. Deswegen<br />
ist insbesondere eine strategische<br />
Abstimmung zwischen den Abteilungen<br />
nötig, die für das Disziplinarreglement, die<br />
Sicherheit, die sportliche Ausbildung, die<br />
Organisation der Wettbewerbe und Veranstaltungen<br />
sowie für die soziale Verantwortung<br />
bzw. die Nachhaltigkeit zuständig<br />
sind. Den Mitgliedsverbänden sei geraten,<br />
abteilungsübergreifende Arbeitsgruppen<br />
zu Vielfalt und Antidiskriminierung zu<br />
initiieren, in der gegenwärtige Ereignisse<br />
besprochen und Handlungen aufeinander<br />
abgestimmt werden.<br />
Da Vielfalt und Antidiskriminierung Teil des<br />
sozialen Lebens ist, macht es Sinn, Mitarbeiter<br />
und Ehrenämtler unabhängig von ihrer<br />
Position im Verband zur Mitwirkung einzuladen.<br />
Möglicherweise gibt es Mitarbeiter<br />
und Ehrenämtler, die sich privat mit dem<br />
Bereich auskennen oder gar selbst schon
66<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
von Diskriminierung betroffen waren. So<br />
kann ein Verband das gesamte Wissen in<br />
seiner Organisation in gleichberechtigter<br />
Weise nutzbar machen.<br />
Es ist empfehlenswert, dass sich solche<br />
Arbeitsgruppen regelmässig treffen. Das<br />
macht von plötzlichen, öffentlich diskutierten<br />
Ereignissen unabhängig. Es unterstützt<br />
die konzeptionelle Herangehensweise eines<br />
Verbands an die Förderung von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung. Regelmässigkeit lässt<br />
selbstbewusster und zielgenauer agieren,<br />
als unter Druck stehend zu reagieren. Da<br />
das Themenspektrum und die persönlichen<br />
wie beruflichen Zugänge zu Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung individuell unterschiedlich<br />
sein können, sollte den Arbeitsgruppen<br />
die nötige Zeit gewährt werden,<br />
um eine gemeinsame Arbeitsebene und<br />
folglich Ziele zu entwickeln. Die Qualität einer<br />
solchen Arbeitsgruppe lässt sich je nach<br />
den Tagungsthemen durch die Einladung<br />
von Gastexperten aufwerten.<br />
Organisationsübergreifende<br />
Arbeitsgruppen<br />
Interdisziplinäre Experten, die Fussball mit<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung verbinden,<br />
können auch in eine ständige Arbeitsgruppe<br />
eingeladen werden. Sie berät den Verband.<br />
Einer solchen Arbeitsgruppe können<br />
also nicht nur die relevanten Abteilungen<br />
eines Verbands angehören, sondern auch<br />
die jeweilige Konföderation, Fussballvereine,<br />
staatliche und nichtstaatliche Instanzen<br />
(z. B. aus Wissenschaft und Polizei), Fanorganisationen<br />
und zum Thema profilierte<br />
Journalisten.<br />
Ein Beispiel dafür ist die <strong>FIFA</strong>-Arbeitsgruppe<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung, die<br />
seit 2012 jährlich tagt. Ihre Arbeit ist für die<br />
<strong>FIFA</strong> richtungsweisend, damit Richtlinien<br />
und Resolutionen in der Praxis umgesetzt<br />
und bevorstehende Turniere hinsichtlich<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung analysiert<br />
werden können.<br />
Solche Arbeitsgruppen können Ratschläge<br />
zur Überarbeitung von Verbandsrichtlinien<br />
und Entwürfe für ein Leitbild zu Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung erstellen. Ein<br />
Expertenbeirat kann die Sanktionspraxen<br />
eines Verbands begleiten. Eine gemischte<br />
Arbeitsgruppe kann Ratschläge für mehr<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung in der<br />
Medienberichterstattung entwickeln.<br />
Verbände sollten solche interdisziplinären<br />
Arbeitsgruppen nutzen, um die in diesem<br />
Handbuch genannten Säulen der Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung im Fussball und<br />
ihre daraus entstehenden Aktionspläne<br />
stets zu erneuern.<br />
In jedem Fall sollte ein Verband von vornherein<br />
die Möglichkeiten, aber auch die<br />
Grenzen der Kompetenzen einer solchen<br />
Arbeitsgruppe aufzeigen, um sie mit den<br />
Erwartungen der Teilnehmenden abzugleichen.<br />
Fussballspiel für Blinde und<br />
Menschen mit Sehbehinderung<br />
während des <strong>FIFA</strong>-Footbal-for-<br />
Hope-Festivals 2014 in Caju.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 67<br />
11.2 Weitere Arbeitsgruppen<br />
und Projektkooperation<br />
Die Teilnahme an Arbeitsgruppen platziert<br />
den Verband als kompetenten sozialen<br />
Mitspieler in der Region. Mitgliedsverbände<br />
sollten bei Einladungen von staatlichen<br />
und nichtstaatlichen Organisationen zu<br />
Arbeitsgruppen und Gremien prüfen, ob<br />
diese das eigene Konzept zu Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung voranbringen können.<br />
Zunächst müssen in Arbeitsgruppen offene<br />
Fragen gestellt werden, um daraufhin Ziele<br />
formulieren zu können. Mitgliedsverbände<br />
sollten positiver wie negativer Kritik stets<br />
aufgeschlossen gegenüberstehen und sie<br />
als konstruktive Bereicherung begreifen.<br />
Vor der <strong>FIFA</strong> Fussball-<br />
Weltmeisterschaft 2006<br />
diskutieren <strong>FIFA</strong>-Präsident<br />
Blatter und <strong>FIFA</strong>-<br />
Exekutivkomiteemitglied<br />
Franz Beckenbauer über<br />
Rassismusprävention.<br />
Es gibt Arbeitsgruppen, die nicht immer<br />
sofort, sondern eher perspektivisch bereichernd<br />
sein können. Manche dienen zu<br />
inhaltlichen Vergleichen und zur Entwicklung<br />
von Projekten, andere sind ein Pool<br />
möglicher neuer Partnerorganisationen.<br />
Symbolisch kann Arbeitsgruppen anderer<br />
Organisationen zu Tagungszwecken auch<br />
ein Raum in der Zuständigkeit des Verbands<br />
angeboten werden.<br />
Aus erfolgreichen Arbeitsgruppen unterschiedlicher<br />
Teilnehmender gehen Projektkooperationen<br />
hervor, die einige Arbeitsgruppenmitglieder<br />
für bestimmte Zeit zur<br />
Zusammenarbeit verpflichten. Projektkooperationen<br />
können auf der Säule Kommunikation<br />
angeschoben werden, um z. B.<br />
Handreichungen für eine Medienberichterstattung<br />
zu erarbeiten, die Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung im Fussball gerecht<br />
werden kann.<br />
11.3 Konferenzen und<br />
Publikation<br />
Konferenzen sind eine weitere Möglichkeit,<br />
um Netzwerke zu einem bestimmten Thema<br />
anzuhören und zu aktivieren. Auf allen<br />
Ebenen des Fussballs können Mitglieder<br />
in grösserer Zahl angesprochen werden.<br />
Experten kommen nicht nur als Redner,<br />
sondern auch als Teilnehmende zu weiterentwickelnden<br />
Diskussionen.<br />
Viele Fussballverbände organisieren Veranstaltungen<br />
gegen Rassismus. Hier ein Event des italienischen<br />
Fussballverbands in Turin (2015).<br />
Konferenzen können themenbezogen und<br />
einmalig stattfinden, es kann aber auch ein<br />
wiederkehrender Turnus für eine Konferenz<br />
mit unterschiedlichen Schwerpunkten<br />
im Kontext Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
eingeführt werden. Konferenzen<br />
müssen nicht zentral, sondern können auch<br />
in einzelnen Landesregionen durchgeführt<br />
werden. Verbände können Fussballvereine<br />
und landesregionale Strukturen dazu aufrufen,<br />
eigene Tagungen zu organisieren.<br />
Dies bietet nicht nur finanzielle Einsparungen,<br />
sondern mitunter auch die Möglichkeit,<br />
örtlichen Fragestellungen detaillierter<br />
zu begegnen. Tagungen können als landesregionale<br />
Anhörungen organisiert werden,<br />
in denen Vereine, ihre Ehrenämtler und<br />
auch Fans Lob, Kritik und konstruktive<br />
Ideen äussern können. So kann ein Verband<br />
seine Ausrichtung entlang der Meinungsbilder<br />
und Bedürfnisse seiner Mitglieder<br />
thematisch zentriert einfangen.<br />
Am Ende von Konferenzen können Publikationen<br />
stehen, die Diskussions- und Ergebnisstände<br />
festhalten, aber auch praktische
68<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
Beispiele und Lösungsansätze, die vergleichend<br />
und weiterentwickelnd konkrete<br />
Hilfestellungen bieten.<br />
11.4 Beteiligung von<br />
Zuschauern<br />
Zuschauer werden häufig auf ihr Risikopotenzial<br />
reduziert. Dabei können sie auch<br />
Risikopartner werden. Eingeladen zu einer<br />
Umfrage zur Förderung von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung kann der Verband<br />
Vorschläge und Erwartungen hinsichtlich<br />
seines Engagements bei ihnen erfragen.<br />
So kann sich dieser direkt bei seinen Fans<br />
rückversichern, Innovationen mehren und<br />
Kooperationen bei Kampagnen vorbereiten.<br />
Der Verband kann Zuschauer ein diesbezügliches<br />
Forum bieten, indem er Treffen<br />
oder einen Fankongress initiiert oder<br />
fördert. Fanvertreter können als permanente<br />
Mitglieder oder situative Experten in<br />
Arbeitsgruppen mitwirken, die Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung behandeln. So können<br />
Konfliktschlichtungen direkt erfolgen.<br />
Engagement gegen<br />
Diskriminierung und<br />
Selbstregulierung sind<br />
wichtige Elemente von<br />
Fussball-Fankulturen.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 69<br />
Werden Fussballfans in die Planung von<br />
fanbezogenen Kampagnen involviert und<br />
rechtzeitig über geplante Kampagnen des<br />
Vereins informiert, ist die Wahrscheinlichkeit<br />
höher, dass diese auch angenommen<br />
werden. Die Einbindung von Zuschauern erhöht<br />
die Chance auf eine Selbstregulierung<br />
unter ihnen und fördert ihre Zivilcourage<br />
für Vielfalt und Antidiskriminierung im<br />
Sinne des Verbands.<br />
11.5 Internationaler Austausch<br />
Dieser Good Practice Guide ist ein Versuch,<br />
internationale Erfahrungen zu bündeln<br />
und zur Verfügung zu stellen. So kann es<br />
für Mitgliedsverbände sinnvoll sein, internationale<br />
Kontakte auszubauen, die sich<br />
gezielt mit einzelnen Themenbereichen<br />
von Vielfalt und Antidiskriminierung auseinandersetzen.<br />
Denn das Lernen von den<br />
Nachbarn und Mitspielern aus der ganzen<br />
Welt sowie das Angebot eigener Entwicklungen<br />
als Lernfeld sollten Teil des Fussballs<br />
als globaler Sport sein.<br />
Neben der Mitarbeit in internationalen<br />
Arbeitsgruppen und Gremien können<br />
Verbände oder Vereine auch verbindliche<br />
Partnerschaften mit anderen Verbänden<br />
oder Vereinen eingehen, die ein gemeinsames<br />
Projekt zur Förderung von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung, z. B. zur Förderung<br />
nachbarschaftlicher Verhältnisse oder der<br />
Inklusion von Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
realisieren. Ebenso kann es<br />
sinnvoll sein, internationale Praktika auszuschreiben,<br />
die sich an Personen richten, die<br />
sich mit juristischen, sport- und sozialwissenschaftlichen<br />
Schwerpunkten von Vielfalt und<br />
Antidiskriminierung auseinandersetzen.<br />
Internationaler sportlicher Austausch, insbesondere<br />
im Kinder- und Jugendbereich,<br />
drängt sich geradezu auf, den Themenkomplex<br />
Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
explizit einzubauen. Viele Städte haben<br />
Partnerstädte in diversen Ländern – das<br />
Konzept der Partnerstadt kann auf den<br />
Fussball übertragen werden und hilfreich<br />
sein, soziale Themen mit dem Fussball spielend<br />
zu verknüpfen.<br />
11.6 Beispiele aus der<br />
Weltfussballfamilie<br />
Viele Beispiele haben sich im Abschnitt<br />
zuvor bereits abgezeichnet. Das bleibt nicht<br />
aus, wenn von Netzwerkarbeit und Kooperation<br />
im Fussball die Rede ist.<br />
Partizipation von Angehörigen von<br />
Minderheiten<br />
In einigen Fussballverbänden finden Gremien<br />
oder Arbeitsgruppen zur Förderung<br />
von Migrierten und ihren Nachkommen<br />
statt. Erörtert wir dabei, wie eine Willkommenskultur<br />
in Fussballvereinen gefördert<br />
werden kann, um Angehörige von Minderheiten<br />
gezielter anzusprechen.<br />
Aus solchen Gremien können zielgruppenorientierte<br />
Plakatkampagnen oder Probetrainingseinheiten<br />
entstehen. Sie werden
70<br />
Teil II / Strategischer Gesamtansatz zur Förderung von Vielfalt und Bekämpfung von Diskriminierung im Fussball<br />
Fussballverbände kooperieren mit den Ligen und Regierungen, um Aktionen gegen Diskriminierung zu starten. Hier in Deutschland beim<br />
Spiel des FSV Mainz gegen VfL Wolfsburg: „Mach einen Strich durch Vorurteile.“<br />
auch in den jeweiligen Stadtquartieren<br />
angeboten, grössere Vereine können entsprechende<br />
Kooperationen mit Teams aus<br />
unteren Spielklassen eingehen. Dazu können<br />
moderierte Erzählabende mit Spielern<br />
und bei Jugendspielern auch Elternabende<br />
organisiert werden, bei denen persönliche<br />
Erfahrungen ausgetauscht werden.<br />
Zur Öffnung des Vereins können Elemente<br />
der eigenen Verbands- oder Vereinsgeschichte<br />
hervorgehoben werden, die<br />
jenseits einer reinen Ergebnis- und Erfolgsberichterstattung<br />
stattfinden. Sie können<br />
Geschichten von Menschen und dem<br />
sozialen Umfeld des Vereins erzählen, die<br />
Aspekte von Vielfalt in den Vordergrund<br />
stellen. Dies kann in Form einer Ausstellung<br />
passieren, an der interessierte Menschen<br />
aus den Stadtquartieren aktiv beteiligt<br />
werden können.<br />
Des Weiteren können Vertrauenspersonen<br />
hinzugezogen werden, um angeklagte<br />
Spieler vor den Sportgerichten zu beraten.<br />
Um das Zusammenleben in Vielfalt in<br />
den Vereinen explizit zu fördern, haben<br />
Verbände und Vereine auch Manager für<br />
Vielfalt oder Beauftragte für soziale Inklusion<br />
eingesetzt.<br />
Vereinsgründungen<br />
Es gibt viele positive Erfahrungen sozialer<br />
Inklusion, in denen Vereine, die von<br />
Angehörigen von Minderheiten gegründet<br />
wurden, am regulären Spielbetrieb der<br />
Verbände teilnehmen können. Dies wird<br />
als partizipatives, integratives Moment<br />
verstanden und nicht als Selbstabschottung.<br />
Hier gibt es auch Beispiele von Vereinen,<br />
die von Homosexuellen oder Menschen<br />
bestimmter Religionszugehörigkeit gegründet<br />
worden sind. Diese Vereine berichten,<br />
dass sie für alle Menschen zugänglich<br />
sind – wie jeder andere Verein auch. Dank<br />
der Gründung können bestimmte Bevölkerungsgruppen<br />
gezielter angesprochen<br />
werden. Es ist nachvollziehbar, dass Menschen,<br />
die in ihrer Freizeit Fussball spielen,<br />
dies gern mit Menschen tun, die ähnliche<br />
Erfahrungen im Alltag machen. Das gehört<br />
zur Geschichte des Fussballs. Denn jenseits<br />
des professionellen Fussballs ist der soziale<br />
Austausch eher noch wichtiger.<br />
Kampagnen von und mit Fussballfans<br />
Fussballfans sind weltweit dafür bekannt,<br />
selbst oder in Kooperation mit Verbänden,<br />
Vereinen und nichtstaatlichen Organisationen<br />
äusserst kreative Initiativen für Vielfalt<br />
und Antidiskriminierung zu starten – oder<br />
daran teilzunehmen. Zahlreiche solche<br />
Aktionen beschreiben z. B. UEFA und Fare<br />
network in ihrer im Jahre 2003 veröffentlichten<br />
Broschüre „Vereint gegen Rassismus<br />
im europäischen Fussball. UEFA-Handbuch<br />
für gute Verhaltensregeln“. Sie steht online<br />
zur Verfügung.<br />
Aktionswoche von Fare network<br />
Ein säulenübergreifendes Beispiel ist die<br />
Fare-Aktionswoche. Ihr Kern zielt auf Information,<br />
Aufklärung und Sensibilisierung<br />
zu Vielfalt und Antidiskriminierung als Teil<br />
von Bildung ab. Hinzu kommt der medial<br />
äusserst förderliche Effekt dieser über Jahre<br />
etablierten Kooperation hunderter von<br />
Gruppen und Organisationen.
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung 71<br />
Hierbei ruft der nichtstaatliche Zusammenschluss<br />
Fare network jährlich europaweit<br />
Fangruppen, Fussballvereine und -verbände<br />
sowie weitere Interessierte auf. Während<br />
zwei Oktoberwochen sollen Aktionen für<br />
Vielfalt und gegen Diskriminierung in und<br />
um europäische Stadien entstehen. Das<br />
können Fan- oder Vereinsbanner sein, aber<br />
auch Podiumsdiskussionen, Workshops und<br />
Konferenzen, die sich z. B. mit sozialer Inklusion<br />
von Frauen im Fussball und in seinen<br />
Fanszenen auseinandersetzen. Es gibt auch<br />
Schwerpunkte, die sich beispielsweise mit<br />
gegenwärtigen Situationen von Homound<br />
Transphobie im Fussball und in seinen<br />
Fanszenen auseinandersetzen.<br />
Unterstützung von geflüchteten<br />
Menschen<br />
Es gibt Vereine und Fussballfangruppen,<br />
die sich für Geflüchtete engagieren. Sie<br />
laden Geflüchtete zu Stadionbesuchen ein<br />
und verteilen Freikarten. Darüber hinaus<br />
gibt es Beispiele, in denen versucht wird,<br />
Geflüchtete in das Vereinsleben oder als<br />
Aktive einzubinden. Fangruppen fördern<br />
den Freizeitfussball unter ihnen, während<br />
verschiedene Initiatoren auch Ausrüstung<br />
spenden.
72<br />
Bibliografie und Verweise<br />
Bibliografie und Verweise<br />
<strong>FIFA</strong>-Dokumente:<br />
• <strong>FIFA</strong>-Verhaltenskodex, Ausgabe 2012:<br />
http://de.fifa.com/mm/document/affederation/bodies/01/62/05/88/danlagedeutsch.pdf<br />
• <strong>FIFA</strong>-Ethikreglement, Ausgabe 2012:<br />
http://de.fifa.com/mm/document/affederation/administration/01/10/77/47/<br />
codeofethics2012d.pdf<br />
• <strong>FIFA</strong>-Disziplinarreglement, Ausgabe 2011:<br />
http://de.fifa.com/mm/document/affederation/administration/50/02/75/discoinhaltd.pdf<br />
• <strong>FIFA</strong>-Reglement für Stadionsicherheit, Ausgabe 2012:<br />
http://de.fifa.com/mm/document/tournament/competition/51/53/98/safetyregulations_d.<br />
pdf<br />
• <strong>FIFA</strong>: Spielregeln. Ausgabe 2015/2016:<br />
http://de.fifa.com/mm/Document/FootballDevelopment/Refereeing/02/36/01/11/<br />
LawsofthegamewebDE_German.pdf<br />
• <strong>FIFA</strong>-Statuten, Ausgabe April 2015:<br />
http://de.fifa.com/mm/Document/AFFederation/Generic/02/58/14/48/2015<strong>FIFA</strong>StatutesDE_<br />
German.pdf<br />
• Resolution gegen Rassismus. Ausserordentlicher <strong>FIFA</strong>-Kongress 2001:<br />
http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2007/m=5/news=au%C3%9Ferordentlicher-fifakongress-buenos-aires-resolution-518220.html<br />
• Resolution des 63. <strong>FIFA</strong>-Kongresses gegen Rassismus und Diskriminierung (in Verbindung<br />
mit Punkt 11.2 der Kongresstagesordnung), 2013:<br />
http://de.fifa.com/mm/document/afsocial/anti-racism/02/08/56/92/fifa-paper-againstracism-de-def_german.pdf<br />
Unvollständige Auswahl weiterer Dokumente<br />
• Asians in Football Forum/Football Unites, Racism divides: Asians can play football.<br />
Another wasted decade. A report from the Asians in football Forum:<br />
http://www.furd.org/resources/Asians%20Can%20play%20football.pdf<br />
• Australian Human Rights Commission: Know your Rights. Disability Discrimination:<br />
https://www.humanrights.gov.au/our-work/disability-rights/publications/know-yourrights-disability-discrimination<br />
• Australian Human Rights Commission: Know your Rights. Racial Discrimination and<br />
Vilification:<br />
https://www.humanrights.gov.au/our-work/race-discrimination/publications/know-yourrights-racial-discrimination-and-vilification
Bibliografie und Verweise 73<br />
• Bingham Cup Sydney 2014/Australian Rugby Union/National Rugby League/Australian<br />
Football League/Football Federation Australia/Cricket Australia: Anti-Homophobia &<br />
Inclusion Framework for Australian Sports:<br />
http://youcanplay.com.au/resources/Anti-homophobia-framework.pdf<br />
• Bündnis für Demokratie und Toleranz/Deutsche Sportjugend/Koordinationsstelle<br />
Fan-Projekte: 11 Fragen nach 90 Minuten. Was tun gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
im Fußball?<br />
http://www.vereint-gegen-rechtsextremismus.de/SharedDocs/Downloads/VGR/DE/bpb.<br />
pdf?__blob=publicationFile<br />
• Bündnis für Demokratie und Toleranz/Makkabi Deutschland e.V.: Vielfalt trifft Fussball:<br />
http://www.buendnis-toleranz.de/system/files/dokument_pdf/bfdt_fussball_bro_6.pdf<br />
• Black Collective of Media in Sport. The D Word. A Guide to Diversity in the Sports Media:<br />
http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2015/02/The-D-Word-Guide.pdf<br />
• Light for the World (Bruijn, P./Regeer, B./Cornielje, H./Wolting, R./Van Veen, S./Maharaj, N.):<br />
Count me in. Include People with Disabilities in Development Projects. A Practical Guide<br />
for Organisations in North and South:<br />
http://www.lightfortheworld.nl/docs/default-source/policies-and-papers/count-me-in---<br />
include-people-with-disabilities-in-development-projects.pdf?sfvrsn=8<br />
• Kommission der Europäischen Union: Weissbuch Sport:<br />
http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:52007DC0391<br />
• CONCACAF: CONCACAF Diversity Handbook:<br />
http://www.concacaf.com/wp-content/uploads/2015/01/Diversity_Handbook_English.pdf<br />
• DFB: Fussball und Homosexualität. Eine Informationsbroschüre des DFB:<br />
http://daten.verwaltungsportal.de/dateien/news/2/0/8/0/2/5/dfb_broschuere.pdf<br />
• DFB: Tor! Integration von A–Z. Das Nachschlagewerk:<br />
http://www.dfb.de/vielfaltanti-diskriminierung/integration/von-a-bis-z/<br />
• DFB: Tor! Integration fängt bei mir an. Praxishandbuch:<br />
http://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/13452-IntegrHandb_2013_100dpi.pdf<br />
• Discover Football: Claiming the Pitch. A worldwide Collection of female Voices and<br />
Perspectives on Football:<br />
http://www.discoverfootball.de/fileadmin/user_upload/Handbuch/Claiming_the_Pitch-<br />
DISCOVER_FOOTBALL.pdf<br />
• European Union Agency for Fundamental Rights. Tackling Racism and Discrimination in<br />
Sport. Guide of Promising Practices, Initiatives and Activities:<br />
https://fra.europa.eu/sites/default/files/guide-tackling-racism-in-sport_en.pdf<br />
• Fare network: Fare Observer Scheme in European Football. Season 2013-14 Report:<br />
http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/01/Fare-observer-scheme-in-Europeanfootball-Season-13-14.pdf<br />
• Fare network: Monitoring Discriminatory Signs and Symbols in European Football:<br />
http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/08/Monitoring-discriminatory-signsand-symbols-in-European-football.pdf
74<br />
Bibliografie und Verweise<br />
• Global Watch: Global Charter on Combating and Eliminating Racism – Discrimination in<br />
Sport in the 21 st Century:<br />
http://www.globalwatch-racism.org/media/documents/GLOBAL_WATCH_<br />
CHARTER_10%20DEC_2014.pdf<br />
• International Working Group on Women in Sport: Brighton Plus Helsinki 2014<br />
Declaration on Women and Sport – The How To Guide:<br />
http://iwg-gti.org/2014/12/15/brighton-plus-helsinki-2014-declaration-on-women-andsport-the-how-to-guide/<br />
• Premier League (England): English Football’s Inclusion and Anti-Discrimination Action Plan:<br />
http://www.premierleague.com/content/dam/premierleague/site-content/News/<br />
publications/other/English-Football-Inclusion-and-Anti-Discrimination-Action-Plan.pdf<br />
• Show Racism the Red Card: Resources (against racism and discrimination):<br />
http://www.srtrc.org/resources<br />
• Show Racism the Red Card: Immigration Myth Buster:<br />
http://www.srtrc.org/uploaded/Immigration%20Myth%20Buster%20May%202014.pdf<br />
• Sport Inclusion Network: Inclusion of Migrants in and through Sports. A Guide to Good<br />
Practice:<br />
http://www.footballforequality.org/fileadmin/mediapool/pdf/spin/SPIN-GPG-sc.pdf<br />
• Sporting Equals: Promoting ethnic Diversity across Sport & physical Activity:<br />
http://www.uefa.org/MultimediaFiles/Download/OfficialDocument/uefaorg/<br />
Environment/02/20/42/41/2204241_DOWNLOAD.pdf<br />
• Sports People’s Think Tank/Fare network/University of Loughborough: Ethnic Minorities<br />
and coaching in elite level Football in England:<br />
http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/11/We-speak-with-one-voice.pdf<br />
• The Scottish FA: Equity Plan 2011-2015:<br />
http://www.scottishfa.co.uk/resources/documents/Documents/EquityPolicy/Equity%20<br />
Action%20Plan%202011_2015Fin.pdf<br />
• The Scottish FA: Equity Strategy:<br />
http://www.scottishfa.co.uk/resources/documents/ebooks/equityebook/<br />
• The FA (England): Football v Homophobia Toolkits:<br />
http://www.thefa.com/football-rules-governance/equality/football-v-homophobia<br />
• The FA (England): Reporting Discrimination.<br />
– Guidance for grassroots Players.<br />
– Guidance for Supporters attending grassroots Matches:<br />
http://www.thefa.com/news/governance/equality/2014/mar/reporting-discrimination-atgrassroots-level<br />
• The FA (England): Reporting Discrimination.<br />
– Guidance for professional and semi-professional Players.<br />
– Guidance for Supporters attending professional and semi-professional Matches:<br />
http://www.thefa.com/news/governance/equality/2014/mar/reporting-discriminationprofessional-game<br />
• UEFA/Fare network: Unite against Racism in European Football. UEFA Guide to Good<br />
Practice<br />
http://de.uefa.com/newsfiles/82792.pdf
Bibliografie und Verweise 75<br />
• Vereinte Nationen: Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der<br />
Frau<br />
https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19983322/index.html<br />
• Vereinte Nationen: Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen:<br />
https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20122488/index.html<br />
• Vereinte Nationen: Erklärung der Weltkonferenz gegen Rassismus,<br />
Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz:<br />
http://www.un.org/depts/german/conf/ac189-12.pdf<br />
• Vereinte Nationen: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von<br />
Rassendiskriminierung:<br />
https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19650268/index.html<br />
• Vereinte Nationen: Erklärung zu sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität:<br />
http://en.wikisource.org/wiki/UN_declaration_on_sexual_orientation_and_gender_identity<br />
• University of Loughborough/Erasmus University Rotterdam/INSEP (Bradbury, S./<br />
Van Sterkenburg, J./Mignon, P.: The Glass Ceiling in European Football. Levels of<br />
representation of visible ethnic Minorities and Women in Leadership Positions, and<br />
the experiences of elite level ethnic minority Coaches. Executive Summary:<br />
http://www.farenet.org/wp-content/uploads/2014/12/The-glass-ceiling-in-footballscreen3.pdf
76<br />
<strong>FIFA</strong> Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung<br />
Offizielle Publikation der Fédération Internationale de Football Association<br />
Herausgeberin<br />
Fédération Internationale de Football Association<br />
Geschäftsführender Generalsekretär<br />
Markus Kattner<br />
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T: +41 (0)43 222 7777, F: +41 (0)43 222 7878, <strong>FIFA</strong>.com<br />
Konzept und Redaktion<br />
<strong>FIFA</strong>, Nachhaltigkeitsabteilung<br />
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<strong>FIFA</strong> via Getty Images, <strong>FIFA</strong> Foto-Net und Domenic Aquilina/Fussballverband von Malta<br />
Lektorat und Übersetzung<br />
<strong>FIFA</strong>-Sprachendienst<br />
Layout/Produktion<br />
<strong>FIFA</strong>-Produktion<br />
10.15 PDF FAD/gde/lsc
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