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2015-03_pfarrbrief

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Alltagsgedanken<br />

4<br />

1. Muss ich jedem die Wahrheit sagen?<br />

2. Wann darf ich zur Not lügen?<br />

3. Was unterscheidet die Lüge vom Irrtum?<br />

Diese drei Fragen stellte das Redaktionsteam einigen Personen<br />

im Bekanntenkreis - hier sind die Ergebnisse:<br />

1. Alles, was ich mitteile, sollte wahr<br />

sein, aber ich muss nicht alles sofort<br />

und jedem sagen. Umfang/Intensität,<br />

auch Art und Weise und Zeitpunkt<br />

der Weitergabe von Informationen<br />

hängt auch von der Art bzw. Ausprägung<br />

der Beziehung ab.<br />

2. Durch die begrenzenden Worte<br />

„zur Not“ suggeriert die Fragestellung<br />

zumindest, dass Lügen nur „ausnahmsweise“,<br />

also zur Not, erlaubt<br />

sei bzw. nicht unmoralisch oder sogar<br />

angebracht sei, was sich sodann im<br />

verstärkenden Verb „soll oder muss“<br />

niederschlagen müsste. Es geht hier<br />

darum, ob es höhergereihte Werte<br />

gibt, die Lügen rechtfertigen. Wenn<br />

ich das Leben eines anderen Menschen<br />

als höherwertiges Gut einstufe,<br />

werde ich möglicherweise sogar verpflichtet<br />

sein zu lügen, wenn ich dieses<br />

Gut damit aufrechterhalten kann.<br />

Die Lüge kann also zur Rettung des<br />

Lebens dienen, wenn z. B. das<br />

LEBEN eines Menschen in unmittelbarer<br />

Gefahr ist.<br />

3. Bei der Lüge wird die Wahrheit<br />

bewusst verfälscht, beim Irrtum<br />

nicht. Gedächtnislücken und Wahrnehmungsmängel,<br />

die in Zusammenhang<br />

mit Emotionen auftreten<br />

können, oder Aufmerksamkeitsdefizite<br />

gehören in die Kategorie der Irrtümer.<br />

(männlich, 55 Jahre)<br />

Wenn du die Wahrheit sagst,<br />

gibt es nichts, was du im<br />

Kopf behalten müsstest.<br />

Mark Twain<br />

1. Im Normalfall ja (außer Notlüge<br />

oder bei allgemeinen Redewendungen,<br />

z.B. „Guten Morgen“, „Viel<br />

Glück“ etc., auch Komplimente zähle<br />

ich da dazu - siehe 2. Frage), aber<br />

man hat ja auch immer noch zusätzlich<br />

die Option, die Aussage zu verweigern<br />

oder die Formulierungen<br />

entsprechend zu ändern.<br />

2. Eine Notlüge ist für mich, wenn<br />

die Gesundheit ansonsten in Gefahr<br />

ist (sei es die körperliche oder psychische).<br />

3. Die ABSICHT - eine Lüge ist eine<br />

absichtliche Irreführung<br />

(männlich, 33 Jahre)<br />

Foto: „Pinocchio“ von Enrico Mazzanti (1852-1910) - http://www.linguaggioglobale.com/Pinocchio/menu_pinocchio.htm.<br />

Lizenziert unter Gemeinfrei<br />

über Wikimedia Commons -<br />

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pinocchio.jpg#/media/File:Pinocchio.jpg<br />

Die nase des pinocchio - sie wächst<br />

mit jeder Lüge:<br />

pinocchio – Darstellung von enrico mazzanti<br />

1. Ja.<br />

2. Wenn ich jemanden mit der<br />

Wahrheit schaden würde.<br />

3. Lüge ist bewusst - Irrtum ist<br />

unbewusst.<br />

(weiblich, 32 Jahre)<br />

1. Wahrheit verstanden als Gegenteil<br />

von Lüge: Prinzipiell JA, sofern es<br />

sich nicht um ein Notlüge handelt.<br />

Wahrheit verstanden als persönlich<br />

richtige Sichtweise: Hier ist zu prüfen,<br />

ob ich jemanden lediglich meine<br />

Überzeugung aufdrängen will oder<br />

im Sinne einer Suche nach dem Wahren<br />

ein offenes Gespräch auf Augenhöhe<br />

führen möchte.<br />

2. Wenn ich dadurch Mitmenschen<br />

oder mich selbst in der Würde des<br />

Menschen schütze. Es sollte jedoch<br />

nicht aus Bequemlichkeit oder Feigheit<br />

passieren. Manchmal ist es ausreichend,<br />

kundzutun, dass ich<br />

befangen bin und mich nicht äußern<br />

möchte. Die Notwendigkeit einer<br />

Notlüge bleibt letztlich eine Gewissensfrage.<br />

3. Eine Lüge stellt eine Sache bewusst<br />

falsch oder irreführend – aus<br />

welchen Motiven auch immer - dar.<br />

Ein Irrtum beruht auf Unwissenheit,<br />

sollte aber nach dem Bewusstwerden<br />

des Irrtums nach Möglichkeit richtiggestellt<br />

werden.<br />

(weiblich, 48 Jahre)<br />

Wer schreit, der lügt. Die<br />

Wahrheit hat immer eine<br />

leise Stimme.<br />

Aus Japan<br />

1. Ich möchte mit einer Aussage von<br />

Thomas Mann antworten: „Es ist<br />

schwer, es zugleich der Wahrheit und<br />

den Leuten recht zu machen.“<br />

2. Gründe dafür: ich möchte den anderen<br />

nicht verletzen, in Verlegenheit<br />

bringen.<br />

Eine Alternative dazu wäre: Schweigen!<br />

3. Eine Lüge ist eine bewusste<br />

Falschaussage.<br />

Ein Irrtum passiert unabsichtlich, aus<br />

Mangel an Information, Wissen. Verkennung<br />

einer Situation etc.<br />

(männlich, 30 Jahre)<br />

Dom<strong>pfarrbrief</strong> 3/<strong>2015</strong>

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