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Biber-News: Wiens ÖVP-Chef mit Tattoos, Kulturschock für Syrer & das Phänomen FOMO

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gibt,“ erklärt Alex. Für eine Beziehung hätte er<br />

auch keine Zeit. Er arbeitet 60 Stunden die Woche,<br />

„zwischendurch“ macht er noch sein Vollzeit-<br />

Masterprogramm. „Das sind genug Verpflichtungen.<br />

Da passt eine Freundin einfach nicht ins<br />

Bild.“<br />

ben. Es gibt auf Englisch einen Begriff dafür: FOMO<br />

– The Fear Of Missing Out.<br />

Wir sind die Fortgeh-Generation. Die Stimmung<br />

ist top, man ist entspannt, alles ist lustig,<br />

alle sind angeheitert, neue Freundschaften werden<br />

geschlossen. Oder Freundschaften für eine Nacht<br />

eben. Oder mehr. Und bei „mehr“ stellt sich die<br />

Frage, wann und ob es überhaupt ernst wird. Oder<br />

ob es nicht sinnvoller ist, seine „Gspusis“ alle paar<br />

Wochen auszutauschen, sich emotional nicht zu<br />

sehr zu binden, damit man nicht verletzt wird. Apps<br />

wie Tinder erleichtern das enorm. „Du kannst alle<br />

Phasen einer Beziehung viel schneller durchgehen.<br />

Das ist viel unkomplizierter“, sagt Lukasz, der<br />

Tinder-Fan. Und ungefährlicher. Denn tiefe Gefühle<br />

können sich nicht so schnell aufbauen und wenn<br />

einer nicht mehr mag, tut das nicht weh. Man wird<br />

austauschbar.<br />

Tinder, die Wisch-und-Weiter-App, macht Spaß,<br />

ist oberflächlich und praktisch. „Ich hatte bis jetzt<br />

zwei Tinder-Dates, die dann zu One-Night-Stands<br />

mit Mädels wurden, weil beide auf Durchreise<br />

waren. Also war es klar, dass es da keine Zukunft<br />

„Ich hatte bis jetzt zwei<br />

Tinder-Dates, die dann zu<br />

One-Night-Stands wurden“<br />

WEIL WIR‘S KÖNNEN?<br />

Doch wieso lebt unsere Generation in der Hinsicht<br />

so anders, als die Generationen vor uns? Na, weil<br />

wir’s können. Und früher konnte man eben nicht.<br />

Vor hundert Jahren hat man im Alter von 18 oder<br />

19 Jahren den ersten Mann geheiratet, den man<br />

geküsst hat, weil es sich so gehört hat. Auch wenn<br />

er von den Eltern ausgesucht wurde.<br />

Im Vergleich dazu gibt es heutzutage kaum eine<br />

Person, die nur einen Menschen in ihrem Leben<br />

geküsst hat. Und wieder kann man nicht sagen,<br />

was hier das gute und welches das böse Szenario<br />

ist. Nur, dass wir eben heutzutage die Wahl haben,<br />

welches wir leben wollen. Weil wir frei sind. Wir<br />

haben die Möglichkeit, unsere Entscheidungen<br />

alleine zu treffen. Es gab immer schon Ehen, die<br />

total unglücklich waren, Ehen und Beziehungen,<br />

die man hätte beenden müssen, es aber nicht<br />

getan hat, weil Scheidungen verpönt waren und:<br />

„Was würden die Nachbarn sagen?“ Aber früher<br />

hat man auch mehr daran gearbeitet, etwas wieder<br />

hinzubiegen, anstatt es einfach auszutauschen und<br />

wegzuschmeißen.<br />

Unser Streben nach besser, besser, besser<br />

macht uns irgendwann noch wahnsinnig. Jeder<br />

Mensch hat Fehler. Den perfekten Partner gibt es<br />

einfach nicht. „Heute kümmern sich viele stärker<br />

um ihr Bild nach außen und da gehört ein perfekter<br />

Freund oder Freundin genauso dazu wie die neue<br />

Handtasche oder ein Sportwagen“, meint Łukasz.<br />

ZU VIEL AUSWAHL!<br />

Haben wir einfach zu viel Auswahl? Wahrscheinlich.<br />

Dazu kommt noch das, dass die meisten erst<br />

mal fett Karriere machen wollen, bevor sie daran<br />

denken eine Familie zu gründen, so wie Alex.<br />

Er kann sich noch nicht vorstellen, zu heiraten,<br />

frühestens in zehn Jahren. Davor müssen noch<br />

viele Dinge passieren, erklärt er. „Ich muss eine<br />

Frau finden, die mich aushält. Ich möchte die Welt<br />

sehen. Ich möchte beruflich stabil da stehen, damit<br />

ich meinen Kindern etwas bieten kann. Es ist für<br />

mich extrem wichtig, möglichst viele Praktika in<br />

meinem Lebenslauf zu haben, mehrere Semester<br />

im Ausland zu studieren, auf Networking-Events<br />

Kontakte für die Zukunft zu knüpfen. Das sind alles<br />

Argumente, die in einer Beziehung eher hinderlich<br />

sind“, sagt er.<br />

Auch die 23-jährige Ivana teilt seine Meinung.<br />

Sie bezeichnet sich selbst als Workaholic, ändert<br />

26 / RAMBAZAMBA /

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