Laktation_und_Stillen_2015-4 S1-11
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TITELTHEMA<br />
9<br />
die Wirkungsweise der Muttermilch sowie<br />
der nachhaltige Einfluss des <strong>Stillen</strong>s auf die<br />
psycho-emotionale <strong>und</strong> kognitive Entwicklung<br />
von Säuglingen <strong>und</strong> Kindern untersucht<br />
werden. Vor allem die Auswirkungen<br />
der Muttermilch auf die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
das Leben im Erwachsenenalter stehen in<br />
Zürich im Fokus. Nach Angaben der Verantwortlichen<br />
soll das Geld für mindestens<br />
25 Jahre ausreichen. Die Unabhängigkeit<br />
der Lehrstühle von ihrer Finanziererin soll<br />
aber gewahrt bleiben. Die Stiftung habe<br />
keine Stimme bei der personellen Besetzung<br />
der Professur <strong>und</strong> auch keinen Einfluss<br />
auf die künftigen Forschungsprojekte.<br />
Muttermilchspenden<br />
Eine vergessene <strong>und</strong> unterschätzte Alternative zur<br />
künstlichen Säuglingsersatznahrung<br />
Autorin: Tanja Müller<br />
Unterstützung für die Fachwelt<br />
Fachpersonen haben ein Bedürfnis nach<br />
soliden wissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für ihre Empfehlungen <strong>und</strong> ihr professionelles<br />
Handeln im Rahmen der Begleitung<br />
von Mutter <strong>und</strong> Kind. Aus Sicht der Fachwelt<br />
sind deshalb die Gründung des Lehrstuhls<br />
sehr zu begrüssen <strong>und</strong> die damit<br />
verfolgten Ziele zu unterstützen. So sollen<br />
die Themen Muttermilch <strong>und</strong> <strong>Laktation</strong><br />
nach dem Willen der Stifter in Zukunft ins<br />
Curriculum von medizinischen Fachpersonen<br />
einfließen. Für Interessierte sollen<br />
zudem spezifische Zusatzausbildungen angeboten<br />
werden. Zu hoffen ist, dass mit der<br />
Etablierung der Muttermilchforschung als<br />
universitärer Forschungsdisziplin der Beruf<br />
der Stillberaterinnen allgemein besser<br />
anerkannt wird <strong>und</strong> das Thema <strong>Stillen</strong> auch<br />
in ihrem medizinischen Umfeld einen höheren<br />
Stellenwert erhält.<br />
KOMMENTAR VON ANDREA HEMMEL-<br />
MAYR, PRÄSIDENTIN VON ELACTA<br />
Medela ist ein Unternehmen, das seit<br />
einigen Jahren bewusst den internationalen<br />
Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten<br />
missachtet.<br />
Zwar weist der Verwaltungspräsident<br />
von Medela <strong>und</strong> gleichzeitig Stiftungsrat<br />
der Larsson-Rosenquist Stiftung<br />
Michael Larsson darauf hin, dass die<br />
Universität volle Forschungs- <strong>und</strong><br />
Lehrfreiheit habe. Nichts desto trotz<br />
steht zu befürchten, dass Medela die<br />
Ergebnisse der Forschungen als Werbemaßnahmen<br />
nutzt <strong>und</strong> die Forscher<br />
bewusst oder unbewusst durch die<br />
finanziellen Leistungen einer Firma mit<br />
kommerziellen Interessen beeinflusst<br />
werden.<br />
Ich habe drei Kinder geboren. Das<br />
erste per Kaiserschnitt, das zweite<br />
natürlich, jedoch zu früh (neun<br />
Tage Intensiv- <strong>und</strong> später zwei Wochen<br />
Säuglingsstation), <strong>und</strong> mein<br />
drittes Kind starb eine St<strong>und</strong>e nach<br />
der Geburt in meinen Armen. Durch<br />
diese Geburten habe ich unterschiedliche<br />
Erfahrungen mit zu<br />
wenig beziehungsweise zu viel Muttermilch<br />
gemacht. Mein Bedürfnis,<br />
Muttermilch für mein Baby von<br />
einer anderen Mutter zu erhalten<br />
oder meinen eigenen Überschuss<br />
weiterzugeben, blieb ungestillt. Pulvermilch<br />
wollte ich vermeiden. Ich<br />
fing an zu recherchieren <strong>und</strong> merkte<br />
schnell, dass viele Mütter dieses Bedürfnis<br />
mit mir teilten.<br />
Anfang 2013 begann ich meine<br />
Arbeit: Ich wollte eine Plattform gründen,<br />
die Mütter in ihrem Wunsch,<br />
Muttermilch zu geben oder zu erhalten,<br />
regional zusammenbringt. Sie sollte<br />
professionell <strong>und</strong> vor allem sicher<br />
Foto: iStock<br />
sein. Ich wollte die Mütter von Anfang<br />
an nicht nur aufklären, sondern<br />
auch anleiten. Bevor es die Muttermilch-Börse<br />
gab, tauschten Mütter in<br />
Deutschland auf unterschiedlichsten<br />
Internet-Plattformen: bei Kleinanzeigenanbietern<br />
wie Quoka oder Ebay,<br />
auf Online-Foren, Facebook-Gruppen<br />
<strong>und</strong> US-amerikanischen Börsen – unsichtbar,<br />
ohne Anleitung <strong>und</strong> oftmals<br />
nur auf Englisch. Für Mütter ges<strong>und</strong>er<br />
Kinder in Deutschland stellt sich die<br />
Frage nicht, ob Milchbankmilch oder<br />
private Spendermilch besser ist. Milchbank-Milch<br />
steht für sie nicht zur Verfügung.<br />
Die 14 deutschen Milchbanken<br />
geben ihre Milch nur an Frühchen ihrer<br />
eigenen Intensivstationen, verkaufen<br />
sie an andere Krankenhäuser oder zu<br />
Studienzwecken an Konzerne weiter.<br />
Ges<strong>und</strong>e „Zu-Hause-Babys“ sind keine<br />
Hoch-Risiko-Patienten einer Intensivstation.<br />
An ihre Nahrung dieselben<br />
Anforderungen zu stellen, ist unglaubwürdig.<br />
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