Framania Magazin Ausgabe Januar 2016
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E lt e r n s e i n<br />
i s t k e i n K i n d e r s p i e l<br />
Familie<br />
20<br />
Die wichtigste Frage für jede Familie lautet: Wie<br />
verwandeln wir liebevolle Gefühle in liebevolles<br />
Verhalten? Die Tatsache, dass Familienmitglieder<br />
einander lieben, bedeutet noch lange nicht, dass<br />
sie auch gut miteinander auskommen.<br />
Kinder zwischen Freiheit und Disziplin<br />
Der dänische Familientherapeut Jesper Juul hat<br />
mehrere Bücher darüber geschrieben, was Eltern<br />
und Kinder brauchen, damit es ihnen zusammen<br />
gut geht. Weil man aber aus Büchern allein<br />
nicht alles lernen kann, hat Juul außerdem noch<br />
“Familylab” gegründet – eine Art Werkstatt für<br />
Familien, die Inspiration und Begleitung für Eltern<br />
anbietet. Seit etwa einem Jahr ist Familylab<br />
auch in Österreich vertreten mit einen großen<br />
Angebot an Seminaren, Vorträgen, Workshops<br />
und Gesprächen.<br />
Wer wünscht sich nicht, dass seine Kinder<br />
zu Menschen heranwachsen, die ein hohes<br />
Maß an Selbständigkeit, Kompetenz und ein<br />
starkes Selbstwertgefühl mitbringen? Dafür,<br />
so Jesper Juul, brauchen Kinder Eltern, die<br />
wie Leuchttürme sind, die klare Signale geben<br />
und deutlich sagen, was sie wollen (statt bloß<br />
zu sagen was sie nicht wollen). Nur so können<br />
Kinder lernen und sich entwickeln. Allerdings<br />
ist es heutzutage in manchen Familien so, dass<br />
die Kinder diejenigen sind, die bestimmen. Das<br />
sei furchtbar, meint Juul: „Diese Kinder können<br />
sich nicht entwickeln.“<br />
Jesper Juul und Familylab grenzen sich ganz<br />
deutlich ab gegenüber dem Ruf nach mehr<br />
Disziplinierung für Kinder, der mittlerweile<br />
wieder öfter laut wird. Aber auch das Gegenteil<br />
– Kindern einfach nur ihre Freiheit zu lassen, sei<br />
ein Irrweg. Kindern brauchen vielmehr Eltern,<br />
die ihre Verantwortung ernst nehmen und bereit<br />
Foto: Lisa Schwarz/pixelio.de<br />
sind, sich zu entwickeln und mit ihren Kindern zu<br />
wachsen. Im Mittelpunkt seines Konzepts sieht<br />
der dänische Familientherapeut, der selbst Vater<br />
ist, den Begriff der Gleichwürdigkeit.<br />
Gleichwürdigkeit bedeutet, dass die Wünsche,<br />
Anschauungen und Bedürfnisse aller<br />
Familienmitglieder gleich ernst genommen<br />
werden. Ernst nehmen heißt anerkennen, nicht<br />
herabwürdigen, es heißt nicht notwendigerweise<br />
erfüllen. Eltern müssen ihre Verantwortung<br />
als „Führungspersonen“ in der Familie wahrnehmen,<br />
allerdings ohne das Kind in seiner<br />
Würde zu kränken oder zu verletzten. Jesper<br />
Juul: „Erwachsene haben einfach Macht – emotional,<br />
finanziell, sozial, körperlich. Man braucht<br />
Wertmaßstäbe, die einem dabei helfen, gute<br />
Entscheidungen zu treffen und Macht zu haben,<br />
ohne sie auszunutzen.“<br />
“Ich bin Mama von zwei<br />
Jungs und bin überglücklich,<br />
dass ich die<br />
zwei habe. Es war für<br />
mich eine große Umstellung<br />
im Leben und ich<br />
habe gelernt als Mama<br />
alle Aufgaben zu meistern<br />
und gut zu planen.<br />
Bei Erziehungsfragen<br />
sind mein Mann und ich<br />
konsequent aber auch<br />
bereit kleine Eingeständnisse<br />
zu machen.”