Monographie_Saarland

Das Saarland
Großes entsteht immer im Kleinen.
The Saarland
Little things make a big difference.

Das Saarland
Großes entsteht immer im Kleinen.
The Saarland
Little things make a big difference.

Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der
Industrie- und Handelskammer des Saarlandes
Published in cooperation with the
Saarland Chamber of Commerce and Industry
Redaktion / Editorial work:
Rupert Stillemunkes
Chefredakteur der IHK-Zeitschrift „SaarWirtschaft“
Chief Editor of the CCI magazine “SaarWirtschaft“
Sechste, völlig neue Ausgabe 2018
Sixth, completely new edition 2018
Verlag Kommunikation & Wirtschaft GmbH, Oldenburg (Oldb)

Das Saarland
Großes entsteht immer im Kleinen.
The Saarland
Little things make a big difference.

4
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen National biblio graphie; detaillierte biblio grafische
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Alle Rechte bei Kommunikation & Wirtschaft GmbH,
Oldenburg (Oldb)
Printed in Germany 2018
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KERN AG, Sprachendienste, Bremen
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Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH, Langenhagen
Bildquellen: Seite 164
ISBN 978-3-88363-398-5
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This book is published in the division Regionalmedien.
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Printed in Germany 2018
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Translations:
KERN AG, Sprachendienste, Bremen
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Printing:
Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH, Langenhagen
Picture sources: page 164
ISBN 978-3-88363-398-5

Grußwort
Foreword
Für ein liebenswertes und erfolgreiches Saarland 10
Making the Saarland pleasant and successful 11
Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlandes
Vorwort
Preface
5
Eine Region zieht an 12
A region with appeal 13
Dr. Hanno Dornseifer, Präsident der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes
Standort und Branchen
Location and branches
„Großes entsteht immer im Kleinen.“
Das saarländische Standortmarketing 16
“Little things make a big difference.”
Location marketing in the Saarland 17
Christoph Lang, Geschäftsführer des saarland.innovation&standort e. V. (saaris)
Perspektiven des automobilen Strukturwandels im Saarland 24
Automotive structural change: outlook in the Saarland 25
Dr. Pascal Strobel, Leiter des Clusters automotive.saarland
Die saarländische Stahlindustrie behauptet
sich im globalen Wettbewerb 30
The Saarland’s steel industry holds its own
in the face of global competition 31
Udo Rau, Wirtschaftsjournalist

Maschinenbau im Saarland –
innovativer Ausrüster für Industriekunden weltweit 36
Engineering in the Saarland – innovative suppliers
serving industrial customers worldwide 37
Dr. Carsten Meier, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Saarland
6
Von Auto bis Zahnpasta –
Exportschlager „Made in Saarland“ 42
Export hits “made in the Saarland” –
cars, toothpaste, and much more besides 43
Oliver Groll, Geschäftsführer International der IHK Saarland
Industrienahe Dienstleistungen, Services und Logistik 50
Industry-oriented services and logistics 51
Udo Rau, Wirtschaftsjournalist
Gesundheitswirtschaft – dynamischer Zukunftsmarkt auch im Saarland 58
The healthcare sector – dynamic future market also in the Saarland 59
Christian Wegner, Teamleiter der IHK Saarland
Die Energiewirtschaft erfindet sich neu 68
Reinventing the energy industry 69
Armin Neidhardt, freier Journalist
Handwerk und Digitalisierung – innovativ Zukunft gestalten 74
Skilled crafts and digitisation – making the future innovative 75
Dr. Arnd Klein-Zirbes, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Saarlandes
Die Bauwirtschaft – eine Momentaufnahme 78
The construction industry – a snapshot 79
Claus Weyers, Hauptgeschäftsführer des AGV Bau Saar

Zwischen Ökonomie und Ökologie –
wettbewerbsfähige Landwirtschaft im Saarland 82
Between economy and ecology –
competitive agriculture in the Saarland 83
Richard Schreiner, Präsident der Landwirtschaftskammer des Saarlandes
Existenzgründung im Saarland –
beste Standortbedingungen für innovative Start-ups 86
Setting up business in the Saarland –
ideal conditions for innovative start-ups 87
Dr. Mathias Hafner, Geschäftsführer der IHK Saarland
7
Die Immobilienwirtschaft – immer anpassungsfähig 90
The real estate industry – always adaptable 91
Heike Cloß, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Saarland
Kommunikation und Verkehr
Communication and transport
Der Wirtschaftsstandort Saarland hat eine gute Verkehrsinfrastruktur 96
Good traffic infrastructure in the Saarland as a business location 97
Udo Rau, Wirtschaftsjournalist
Die Medienlandschaft im Saarland 102
The Saarland and the media 103
Professor Thomas Kleist, Intendant des Saarländischen Rundfunks
IT-Sicherheit made in Saarland 108
IT security made in Saarland 109
Professor Dr. Michael Backes, Gründungsdirektor des Center for IT-Security,
Privacy and Accountability (CISPA), Saarbrücken

Bildung und Wissenschaft
Education and science
8
Zukunftsorientiert – Bildung als Standortvorteil
Digitalisierung der Arbeitswelt als Chance für die regionale Wirtschaft 114
Future-oriented – education and training as location advantage
Digitisation of the working world as a chance for the regional economy 115
Peter Nagel, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung, Bildungspolitik der IHK Saarland
Zukunft des Wissens – Wissen der Zukunft:
Universität und Hochschulen 122
The future of knowledge – knowledge of the future:
universities in the Saarland 123
Professor Dr. Manfred Schmitt, Präsident der Universität des Saarlandes
Von der Modellierung bis zum Robotereinsatz im Büro –
30 Jahre IT-Innovation aus dem Saarland 128
From modelling to robots in the office –
30 years of IT innovation from the Saarland 129
Professor Dr. August-Wilhelm Scheer, Vorsitzender des Beirats der Scheer GmbH,
Saarbrücken
Nanotechnologie – Lösungsansätze für die Probleme unserer Zeit 132
Nanotechnology – solving some of the problems of our time 133
Dr. Ralph Nonninger, Geschäftsführer des cc-NanoBioNet e. V.
KI für den Menschen – seit 1988 138
Human centric AI – since 1988 139
Reinhard Karger, M. A., Leiter Unternehmenskommunikation des DFKI Saarbrücken

Kultur, Freizeit und Natur
Culture, leisure and nature
Von der neuen Modernen Galerie bis zum Weltkulturerbe
Völklinger Hütte – die Facetten der Kulturregion Saarland 144
From the new Modern Gallery to the Völklinger Ironworks
World Heritage site – the Saarland as a multi-facetted cultural region 145
Alexandra Raetzer, freie Journalistin
9
Standortfaktor Tourismus –
das Saarland auf dem Weg zur Aktiv-Reisedestination 152
Tourism as a location factor –
the Saarland as an active travel destination 153
Birgit Grauvogel, Geschäftsführerin der Tourismus Zentrale Saarland
Zwischen Bergmannskost und Sterneküche 158
From traditional miners’ food to award-winning cuisine 159
Rupert Stillemunkes, Redakteur der IHK-Zeitschrift „SaarWirtschaft“
Register
Index
Verzeichnis der PR-Bildbeiträge 162
List of illustrated contributions
Bildquellen 163
Picture sources

FÜR EIN LIEBENSWERTES UND
ERFOLGREICHES SAARLAND
10
Vor fast sechzig Jahren ist das Saarland
wirtschaftlich der Bundesrepublik Deutschland
beigetreten. Damals, im Jahr 1959,
prägte noch die Montanindustrie das
Antlitz unseres Landes und das Leben
der Menschen.
Kohle und Stahl hatten in den Jahrzehnten
zuvor aus der kargen Agrarregion an der Saar
ein blühendes Montanrevier gemacht,
das nun auch maßgeblich zum wirt -
schaftlichen Wiederaufbau Deutschlands
beitrug. Die Kohlekrise in den 1960er- und die Stahlkrise
in den 1970er-/1980er-Jahren offenbarten dann jedoch
die existenz gefährdenden Schwä chen der einseitigen
Monostruktur und zwangen zu grundlegenden Umorien -
tie rungen.
Nach und nach gelang es, neben der Montanindustrie
moderne Industriezweige insbesondere im Metall verar -
beitenden Gewerbe aufzubauen. Im Automobilsektor ent -
wickelte sich das Saarland zur drittstärksten Zuliefererregion
Deutschlands. Hinzu kam die restrukturierte Stahlindustrie,
die heute auf den Weltmärkten präsent und wettbewerbsfähig
ist. Abgerundet wird das Bild durch einen leistungs -
starken Mittelstand, einen zukunftsweisenden Dienstleistungssektor
und eine wachsende Tourismusbranche. Kurz:
Das Saarland hat in den letzten Jahrzehnten den Strukturwandel
erfolgreich bewältigt.
lage, um die vor uns liegenden Herausforderungen der
Globalisierung und Digitalisierung anzunehmen.
Zum einen verfügt das Land nach der Neuordnung der
Bund-Länder-Finanzbeziehungen im kommenden Jahr -
zehnt über neue finanzielle Handlungsspielräume, um
gezielt auch in die wirtschaftsnahe Infrastruktur zu investieren.
Zum anderen setzen wir auf unsere Hochschulund
Forschungslandschaft mit ihrer international ange -
sehenen Exzellenz in den Schwerpunkten Informatik,
NanoBioMed und Europa. Von hier erwarten wir uns nicht
nur Modernisierungsimpulse für unsere bereits etablierte
Unternehmenslandschaft auf ihrem Weg ins digitale Zeit -
alter. Vielmehr werden wir künftig gezielt auch die Entstehung
von neuen Wertschöpfungsketten bei uns im Land
ankurbeln. Wir wollen das innovative Potenzial unserer
Forschungslabore mobilisieren, um neues Wachstum und
neue Arbeitsplätze für die Generationen von morgen zu
schaffen.
Die Vergangenheit hat bewiesen: Das Saarland kann Strukturwandel.
Die Saarländerinnen und Saarländer sind fähig,
auch noch so große Herausforderungen anzunehmen und
sie gemeinsam zu bewältigen. Mit ihrer Leistungsbe -
reitschaft und ihrer Lebensfreude, mit ihrer Weltoffenheit
und ihrem Zusammenhalt können sie zuversichtlich in die
Zukunft blicken, in die Zukunft eines kleinen Landes, das zu
Großem fähig ist – in die Zukunft eines liebenswerten und
erfolgreichen Saarlandes.
Heute ist das Saarland ein moderner, international konkurrenzfähiger
Wirtschaftsstandort im Herzen Europas mit
einem starken industriellen Schwerpunkt und einem überdurchschnittlichen
Exportanteil. Dies ist eine gute Grund-
Tobias Hans
Ministerpräsident des Saarlandes
Prime Minister of the Saarland

MAKING THE SAARLAND PLEASANT AND SUCCESSFUL
It is nearly sixty years ago that the Saarland joined the
Federal Republic of Germany in economic terms. Back
then in 1959, the coal and steel industry still shaped the
appearance of our state and the life of its people.
Over a period of many decades, the meagre farming region
on the river Saar had transformed into a flourishing steel and
mining region, which now also made a major contribution
to Germany’s economic recovery. However, the coal crisis in
the 1960s and the steel crisis in the 1970s and 1980s then
revealed the existential weaknesses of a one-sided monostructure,
forcing the state to fundamentally rethink its
direction.
Gradually, modern branches of industry became established
alongside coal mining and steel, particularly in the metal
processing sector. As far as the automotive industry is
concerned, the Saarland became the third strongest
supplier region in the country. The steel industry was also
restructured: today it is a present, competitive force on the
world market. The picture is rounded off by an efficient SME
sector, pioneering services and a growing tourism branch.
In other words, structural change has been successfully implemented
in the Saarland in recent decades.
On the one hand, the Saarland will have new financial scope
for specific investment in the economic infrastructure over
the next decade, now that the financial relationships
between the federal government and the Länder have been
reorganised. On the other hand, the Saarland also stands out
with its university and research landscape that gives it an
international reputation for excellence in the fields of informatics,
NanoBioMed and Europe. This is expected not only
to generate modernisation incentives for our established
companies to move into the digital age, but also to drive the
emergence in future of new supply chains here in our state.
We want to mobilise the innovative potential of our research
labs to create new growth and new jobs for the up-andcoming
generations.
The past has already shown us that the Saarland can do
structural transformation. The people living here are capable
of facing up to even major challenges, working together to
overcome them. With their motivation and vitality, cos -
mopolitan outlook and solidarity, they can look forward with
confidence to the future – the future of a small state that is
capable of great things – a pleasant, successful future for the
Saarland.
11
Today, the Saarland is a modern, internationally competitive
business location at the heart of Europe with a strong industrial
focus and above-average export ratio. This provides a
good basis to face the upcoming challenges of globalisation
and digitisation.
Saarländischer Landtag und IHK – die räumliche Nähe der beiden Institutionen
spiegelt sich auch auf vielen Handlungsfeldern wider.
The Saarland’s parliament and CCI: the physical proximity of the two
institutions is also reflected in many spheres of activity.

EINE REGION ZIEHT AN
12
In unserem Bundesland tut sich was, und
dieser Aufbruch hat nicht erst gestern
begonnen. Die gewaltige Herausforderung
des Strukturwandels, der die ehemalige
Montanregion grundlegend gewandelt hat,
haben die Menschen hier mit großer Tatkraft
angenommen. Im erfolgreichen Wandel
wirtschaftlicher Strukturen ist die Zahl der
Arbeitsplätze im Saarland heute so hoch wie
nie zuvor.
Große Industrieunternehmen der Stahl-, Automobil-
und Maschinenbaubranche stehen für eine der
wachstums- und exportstärksten Regionen Deutschlands
mit innovativen Hightech- und Softwareschmieden, die in
globalen Märkten tätig sind. Gemeinsam mit den leistungsstarken
kleinen und mittelständischen Unternehmen
befindet sich die Saarwirtschaft auf Erfolgskurs. Insbe -
sondere in Spitzenposi tionen angekommen sind gleich
mehrere saarländische Forschungsinstitute: sei es in der
Informations- und Kommunikationstechnologie, der Nanound
Biotechnologie, der Medizin und Medizintechnik, der
Pharmazie sowie den Materialwissenschaften, in der Mechatronik
und der Auto matisierungstechnik.
Eine starke Informatik eröffnet dem Standort neue
Möglichkeiten für die fortschreitende Digitalisierung. Das
Saarland ist bereits heute ein europaweit renommierter
IT-Standort mit exzellenten Zukunftsaussichten. Gerade erst
wurde das „Center for IT-Security, Privacy and Accountability“
(CISPA) zum Helmholtz-Zentrum i. G. aufgewertet, ein
Meilenstein für das Saarland und den neuerlichen Strukturwandel,
den die digitale Revolution weiter vorantreibt.
Ein weiteres Zukunftsthema mit exzellenten Perspektiven
für das Saarland ist das Forschungsfeld der Künstlichen
Intelligenz. Hier verfügt unser Land mit dem Deutschen
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) über
eine Einrichtung von großem Renommee. Die aktuellen
Bestrebungen, ein neues deutsch-französisches For schungs -
institut zur Künstlichen Intelligenz in wesentlichen Teilen in
Saarbrücken anzusiedeln, unterstreicht die Bedeutung des
Wissenschafts- und Forschungsstandorts Saarland – auch
gerade im grenzüberschreitenden Kontext, der für das Saarland
eine große Bedeutung hat. Die beruflichen Perspektiven
dieser exzellenten IT- und Forschungslandschaft
machen das Saarland zum IT-Hotspot – ganz abgesehen
davon, dass beim Ausgründen von Unternehmen unsere
Hochschulen ebenfalls spitze sind.
Als wesentlichen Treiber der Zusammenarbeit mit den
Nachbarn in der Saar-Lor-Lux-Großregion nennen viele das
Saarland zu Recht das europäischste aller Bundesländer.
Kurze Wege zu den europäischen Zentren wie zum Beispiel
Frankfurt, Paris und Straßburg machen die Region zu einem
der mobilsten Arbeitsmärkte in Europa: Mit einem stark ausgebauten
Straßen- und Schienennetz stehen hier alle Wege
ins In- und Ausland offen. Nicht zuletzt durch den ICE/TGV,
der von Saarbrücken aus keine zwei Stunden nach Paris
benötigt. Diese Nähe zu Frankreich ist auch überall im Land
„hörbar“, was gute Voraussetzungen für den Spracherwerb
bedeutet. Die Frankreichstrategie der Landesregierung zielt
darauf ab, die Frankreich- und Französischkompetenz der
Saarländer weiter auszubauen. Und so macht sich ein
ganzes Land fit in Französisch – von klein auf.
Übrigens lässt es sich nicht nur gut arbeiten bei uns,
sondern auch besonders gut leben. Im Vergleich zu anderen
Regionen punktet das Saarland durch die Verbindung einer
hohen Standort- mit einer überragenden Lebensqualität, sei
es mit seinem abwechslungsreichen Freizeit- und Kulturangebot
oder seiner Kulinarik mit exquisiter Spitzen -
gastronomie. Dieser Freizeit- und Erlebniswert lockt zuneh -
mend auch auswärtige Gäste. Das Saarland hat sich in den

Die Landeshauptstadt Saarbrücken ist das wirtschaftliche und kulturelle
Zentrum des kleinsten Flächenbundeslandes.
The state capital Saarbrücken is the economic and cultural centre
of Germany’s smallest non-city state.
13
A REGION WITH APPEAL
Things are happening in our state, and have been doing
so for some time. The people who live here put every
effort into dealing with the huge challenge of structural
change entailed in the fundamental transformation of the
former coal and steel region. Successful changes to the
state’s economic structures have now resulted in a situation
where the Saarland today has more jobs than ever
before.
Big players in the steel, automotive and engineering in -
dustry epitomise one of Germany’s strongest growth and
export regions, as well as innovative high-tech and software
developers operating on a global scale. Together with the
efficient small and medium-sized businesses, they put the
economy in the Saarland on course for success. Several of
the state’s research institutes take the lead in their particular
field, in information and communication technology, nanoand
biotechnology, medicine, medical technology and
pharmacy as well as materials science, mechatronics and
automation technology.
A strong IT sector brings the location new possibilities for
ongoing digitisation. Today already, the Saarland is a
renowned European IT location with excellent future
prospects. The “Centre for IT Security, Privacy and Accountability”
(CISPA) has just been upgraded to a Helmholtz
Centre, a milestone for the Saarland and the current renewed
structural change that is being driven by the digital
revolution.
Artificial intelligence is another future topic with excellent
prospects for the Saarland. The state is home to the German
Research Centre for Artificial Intelligence (DFKI) with its
excellent reputation. Current efforts to establish essential
parts of a new Franco-German artificial intelligence research
institute here in Saarbrücken underline the importance of
the state as a science and research location, especially in the
cross-border context, which has huge significance for the
Saarland. The career prospects offered by this excellent IT
and research landscape make the Saarland an IT hotspot;
furthermore, it must also be said that our universities are also
at the forefront when it comes to first-rate business startups.
The Saarland is an essential driving force in cooperation with
the neighbours in the Greater Region of Saar-Lor-Lux and is

14
letzten Jahren zu einer wachsenden Tourismusdestination
in Deutschland entwickelt.
Das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte, der renommierte
Max-Ophüls-Preis und einer der bedeutendsten
deutschsprachigen Kleinkunstpreise, die „St. Ingberter
Pfanne“, sind nur einige, aber längst nicht alle Attraktionen.
Die wichtigsten der rund 100 Museen des Saarlandes, wie
das Saarlandmuseum, bewegen sich auf internationalem
Niveau.
Sie merken, es lohnt sich, näher hinzusehen und, noch viel
besser, das Saarland selbst zu erleben. Kommen Sie und
überzeugen Sie sich davon, an wie vielen unterschiedlichen
Stellen im Saarland „Großes im Kleinen entsteht“. Wer einmal
hier war, weiß das – und deshalb ist es vom „Willkommen“
zum „Willbleiben“ bei uns nur ein kurzer Weg.
Dr. Hanno Dornseifer
Präsident der Industrie- und Handelskammer
President of the Chamber of Commerce and Industry
justifiably seen by many as the most European of all German
states. Short distances to the European centres such as
Frankfurt, Paris and Strasbourg make the region one of
Europe’s most mobile job markets. A well developed road
and rail network offers excellent connections to many other
places in Germany and abroad, including among others the
high-speed ICE/TGV trains that get to Paris in less than two
hours from Saarbrücken. This close proximity to France is
also quite “audible” throughout the state with excellent
prerequisites for language acquisition. The France-strategy
of the state government aims to give the people of the Saarland
a profound empathy and understanding for all things
French. And so a whole state is perfecting its French – from
young to old.
By the way, the Saarland is a good place to live as well as
work. In combination with outstanding location qualities,
the state also scores over other regions in terms of the quality
of life, with a wide range of leisure and culture oppor -
tunities or its culinary delights with exquisite fine dining.
These leisure and experience aspects increasingly also
attract visitors from further afield. In recent years, the Saarland
has turned into a growing tourism destination in
Germany.
The Völklinger Ironworks UNESCO World Heritage site, the
renowned Max Ophüls Prize and the “St. Ingbert Ladle”, one
of Germany’s most important cabaret awards are just a few
but by no means all of the attractions. The state has around
100 museums: the principal ones such as the Saarland
Museum are of international standing.
And so you can see it’s worth your while to take a closer look,
or even better, to come and see the Saarland for yourself.
Come and find out just how many “Little things make a
big difference.” here in the Saarland. Once you’ve been here,
you’ll know and understand why people find it easy to settle
and stay here once they’ve been made welcome.

15
UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Völklinger Ironworks UNESCO World Heritage site

Text: Christoph Lang
„GROSSES ENTSTEHT IMMER IM KLEINEN.“
DAS SAARLÄNDISCHE STANDORTMARKETING
16
Das Saarland befindet sich in einem zunehmend härteren
Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte und Regionen um
qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie um
Fach- und Führungskräfte, um Investitionen und Ansiedlungen,
um Wirtschafts- und Steuerkraft. Zusätzlich droht
der demografisch bedingte Fachkräfte mangel zur Wachs -
tumsbremse der Saarwirtschaft zu werden.
Um das Image des Landes auch in anderen Teilen Deutschlands
zu verbessern, um Zuwanderungsland zu werden
und um glaubhaft zu vermitteln, dass das Saarland zahl -
reiche berufliche wie private Chancen bereithält, wurde
bereits 2013 im Auftrag der Landesregierung sowie der
Anfang an um ein ganzheitliches Standortmarketing, das
alle Dimensionen und Instrumente einer modernen Kommunikationspolitik
umfasst – vom Corporate Design als
formaler Grundlage über die verschiedenen Maßnahmen
der Markenkommunikation bis hin zur Bereitschaft öffent -
licher Repräsentanten und Multiplikatoren, sich selbst -
bewusst zum Saarland als erfolgreiches und eigenständiges
Bundesland zu bekennen und es als lebens- und liebens -
werte Region sowie als attraktiven und leistungsstarken
Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu repräsentieren.
Im Rahmen der Gesamtstrategie „Inside – Outside – Online“
werden zahlreiche Kommunikations- und Vertriebskanäle
genutzt (Print, Audio, Online, face-to-face, Event, Werbe -
mittel usw.). Unter Einbeziehung der saarländischen Kreativ -
wirtschaft wird so ein breiter Marketingmix für die jeweils
avisierten Zielgruppen zur Verfügung gestellt, um jederzeit
effizient und kontinuierlich über die Standortvorteile des
Saarlandes informieren zu können.
Chancenreiches Saarland
IHK Saarland und unter Federführung des saarland.
innovation&standort e. V. (saaris) das Saarland-Marketing mit
seinem Claim „Großes entsteht immer im Kleinen.“ auf den
Weg gebracht. Seither finden vielfältige klassische und
digitale Werbemaßnahmen sowie speziell entwickelte
Veranstaltungsformate statt, die den Wirtschafts-, Wissen -
schafts- und Lebensstandort Saarland ins „relevant set“ von
Entscheidern aus Politik und Wirtschaft heben. Gleichzeitig
soll damit die Bekanntheit der Standortvorteile unseres
Landes bei Hochschulabsolventen und Fachkräften im Land
sowie von außerhalb gesteigert werden. Es ging dabei von
Was noch zu wenig bekannt ist und zu wenige wissen: Das
zweitkleinste Bundesland kann durchaus nennenswerte
Trümpfe gegenüber anderen Regionen und den Metro -
polen ausspielen: Das Saarland verbindet hohe wirt schaft -
liche Standortqualität mit einem überragenden Angebot an
Lebensqualität – und zwar von Touristik bis Kulinarik, von
Kultur bis zum Freizeitangebot. Das Zusammenfügen des
eigenen Lebensquartetts „Beruf – Familie – Wohnraum –
Freizeit“ gelingt im überschaubaren, kleinen Saarland mit
seinen relativ günstigen Lebenshaltungskosten leichter als
in den unübersichtlichen und anonymen Großstädten mit
oft unbezahlbaren Immobilienpreisen. Gute berufliche Ein-

“LITTLE THINGS MAKE A BIG DIFFERENCE.” LOCATION MARKETING IN THE SAARLAND
The Saarland is facing increasingly tough competition
from other business locations and regions for qualified
staff, skilled workers and senior executives as well as
investment, economic power and taxing revenues,
together with the ability to attract companies to come
and settle. Furthermore, the demographic skills shortage
threatens to put the brakes on the Saarland’s economic
growth.
To improve the image of the state also in other parts of
country and make it a place people want to move to with
credible claims that it offers both career opportunities and
private chances, in 2013 Saarland Marketing was launched
with its claim “Little things make a big difference.” on behalf
of the state government and the CCI Saarland, under the
auspices of saaris (saarland.innovation&standort e. V. – saarland
innovation and location). Since then, there have been
many traditional and digital advertising campaigns together
with specially developed events to raise the profile of the
Saarland as a business, science and residential location so
that it is brought to the attention of the “relevant set” of
decision makers in politics and industry. At the same time,
the location advantages offered by our state are to be made
better known among university graduates and skilled
workers in the state and further afield. Right from the start
it was all about holistic location marketing, encompassing
all the dimensions and instruments of modern communication
policy. These extend from the corporate design as the
formal basis, via various brand communication measures
through to the willingness of public representatives and key
communicators to take an assertive stand for the Saarland
as a successful, self-reliant state, representing it as a viable,
pleasant place to live as well as an attractive, high-per -
forming business and science location. The overall strategy
“inside – outside – online” uses numerous different communication
and sales channels (print, audio, online, face-to-face,
events, advertisements, etc.). The Saarland’s creative industries
have also been involved to provide a broad marketing
mix for each stipulated target group to ensure an efficient,
continuous on-going supply of information about the location
advantages of the Saarland.
17
Zahlreiche Werbemaßnahmen tragen die Kampagne „Großes entsteht
immer im Kleinen.“ weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus.
Numerous advertising campaigns convey the slogan “Little things
make a big difference.” way beyond the state borders.

Über 60 Kampagnenmotive illustrieren große Geschichten und
senden authentische Botschaften.
More than 60 campaign motives illustrate big stories and
send authentic messages.
18
und Aufstiegschancen, die räumliche Nähe zwischen den
Generationen und eine ausgeprägte Freizeitkultur – im Saarland
geht alles zusammen. Authentisch und nachhaltig zu
illustrieren, warum es sich lohnt, seine berufliche wie private
Zukunft im Saarland zu suchen, ist die Hauptaufgabe des
Saarland-Marketings.
Das Saarland-Image auf den Punkt gebracht
Zentrales Merkmal der Saarland-Kommunikation ist das
Markenzeichen mit dem Claim: „Großes entsteht immer im
Kleinen.“ Dieses Credo transportiert Souveränität und positioniert
das Saarland als Bundesland mit den Attributen
„klein, stark, selbstbewusst!“. Bereits das Logo macht optisch
klar: Wenn der Zusammenhalt stimmt, werden viele kleine
Dinge zu einem großen Ganzen. Mit Erfolg, denn laut einer
vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des
Magazins FORUM durchgeführten repräsentativen Befragung
(Grundgesamtheit: 1004 Personen) identifizieren sich
drei Viertel aller Saarländerinnen und Saarländer mit dem
Claim. Im Ländervergleich kann das Saarland ebenfalls
punkten und liegt hinter Baden-Württemberg auf Platz
zwei*.
Erfolgsfaktor „Mitmachmarketing“
Die Macher des Saarland-Marketings haben sich vorge -
nommen, auf Basis des Dachmarken-Konzeptes ein kontinuierliches
Standortmarketing aufzubauen, das mit seinen
unterschiedlichen Maßnahmen sowohl innerhalb wie
außerhalb des Saarlandes ansetzt. Unternehmen und
Führungskräfte, gesellschaftliche Organisationen und politische
Institutionen, Kommunen und Landesbehörden – alle
sollen die Kernbotschaften des Saarland-Marketings mit -

The Saarland: land of opportunities
It is still not well known with only few people being aware
that Germany’s second smallest state still holds plenty of
aces up its sleeve when competing with other regions and
the metropolitan cities. The Saarland combines first-rate
qualities as a business location with an outstanding range
in terms of the quality of life, from tourism to culinary
delights, from culture to leisure activities. For most people,
the small compact Saarland with its relatively low cost of
living ticks the boxes for work, family, housing and leisure
far better than in the sprawling anonymity of the large cities
where housing is often unaffordable. Good career and
promotion chances, families within easy reach and a distinctive
leisure structure – the Saarland offers all this an more.
The main task for Saarland Marketing is to give an authentic,
lasting explanation of why the Saarland offers all it takes for
a future career and private life.
The Saarland’s image in a nutshell – or dot
The central feature of the Saarland’s communication is the
trademark with the claim: “Little things make a big dif -
ference.” It conveys assertiveness and positions the Saarland
as a state with the attributes “small, strong, confident!”. The
logo already gives visual clarity: the right spirit of solidarity
brings many little things together to make a big difference.
The campaign has already been a great success: according
to a representative survey conducted by the Forsa polling
institute for the FORUM magazine (population: 1,004
people), three quarters of all people in the Saarland identify
themselves with the claim. The Saarland also scores in a
Länder comparison, coming in second place after Baden-
Württemberg*.
“Hands”-on campaign for successful marketing
It was decided that Saarland Marketing would be established
as continuous location marketing based on the
umbrella brand concept, with various measures for use both
in the Saarland itself and elsewhere. Companies and senior
executives, social organisations and political institutions,
municipalities and state authorities should all share in
spreading the key message behind Saarland Marketing and
identify themselves with the brand concept. Every citizen,
every company and every organisation should become
convinced “ambassadors” of the brand “Saarland. Little things
make a big difference.” Saarland Marketing should be understood
as a shared common task to ensure that people sit up
and take notice, and to warrant unique, credible grand
management in the long run. The possibilities for hands-on
involvement are as diverse as the Saarland itself so that
everyone can participate, regardless whether people show
the Saarland logo on their private websites or in their e-mail
signatures, companies use their fleet of vehicles to advertise
for the Saarland, football clubs feature the Saarland on their
advertising boards or municipalities advertise for the location
at the next town festival. So many are already involved!
Numerous advertising campaigns have been implemented
with more than 640 cooperation partners in industry, politics
and society at large.
Cross-media communication strategy:
addressing target groups efficiently
Exciting contents in attractive formats, specific added value,
addressing specific target groups, willingness to innovate
and provide service, stimulating hands-on activities: all these
and many other factors are combined in the cross-media
communication strategy of Saarland Marketing. The state’s
online welcome portal not only offers initial information
about living, working, relaxing and schooling in the state
but also offers thousands of specific career opportunities
in a specially developed job database (direct link: will -
kommen.saarland).
Another digital interaction platform (direct link: mein.saarland)
presents all the state’s social media channels at a
glance. Anyone interested in the Saarland can browse in
event databases, take part in the popular “photo of the
week” competition with attractive prizes to be won, and
read interesting blog postings about topics relevant to the
Saarland.
19

20
tragen und sich mit dem Markenkonzept identifizieren
können. Jede Mitbürgerin und jeder Mitbürger, jedes
Unternehmen und jede Organisation soll zum überzeugten
„Botschafter“ der Marke „Saarland. Großes entsteht immer
im Kleinen.“ werden. Das Saarland-Marketing möchte als
Gemeinschaftsaufgabe verstanden werden, damit Wahr -
nehmbarkeit, Einzigartigkeit und Glaubwürdigkeit in der
Markenführung dauerhaft gewährleistet sind. Ganz gleich,
ob man das Saarland-Logo auf seiner privaten Webseite
oder in E-Mail-Signaturen zeigt, den Fuhrpark seines
Unternehmens zum Saarland-Werbeträger macht, als Fuß -
ball club eine Bande mit dem Saarland-Thema belegt oder
als Kommune beim nächsten Stadtfest für den Standort
wirbt – die Mitmachmöglichkeiten sind so vielfältig wie das
Saarland selbst, damit sich jeder beteiligen kann. Und viele
machen schon mit! Mit über 640 Kooperationspartnern aus
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft konnten bereits zahl -
reiche Werbemaßnahmen realisiert werden.
Crossmediale Kommunikationsstrategie:
Zielgruppen effizient erreichen
Spannende Inhalte in attraktiven Formaten, konkrete Mehr -
werte, zielgruppenspezifisches Targeting, Innovations- und
Dienstleistungsbereitschaft, animierende Mitmachaktionen
– all diese und noch viele weitere Faktoren fließen in die
crossmediale Kommunikationsstrategie des Saarland-
Marketings ein. So präsentiert das Online Willkommens -
portal des Landes nicht nur allgemeine Erstinformationen
zu den Themengebieten „Leben“, „Arbeit“, „Freizeit“ und
„Bildung“ im Land, sondern bietet in einer speziell ent -
wickelten Jobdatenbank auch Tausende konkreter be -
ruflicher Chancen (Direktlink: willkommen.saarland).
Auf einer weiteren digitalen Interaktionsplattform (Direktlink:
mein.saarland) finden Saarland-Interessierte alle Social
Media-Channels des Landes auf einen Blick, können in
Veranstaltungsdatenbanken stöbern, sich bei der beliebten
Mitmachaktion „Dein Foto der Woche“ beteiligen und at -
traktive Preise gewinnen sowie interessante Blogbeiträge
über saarlandrelevante Themen lesen.
Im Fokus der digitalen Kommunikationsstrategie stehen
außerdem diverse Bewegtbild-Formate wie der Saarland-
Imagefilm, die alljährlichen Weihnachtsfilme und Testi -
monial-Spots, die saarländische Exzellenz erlebbar machen.
Über 4,3 Millionen Aufrufe bei YouTube (Direktlink:
youtube.com/Saarlandkanal) und Facebook (Direktlink: facebook.com/saarland.de)
zeugen vom großen Erfolg dieser
Bewegtbild-Formate.

Bereits 640 Partner beteiligen sich am Saarland-Marketing.
There are already 640 partners involved in Saarland Marketing.
21
The digital communication strategy also includes various
moving image formats, such as the Saarland image film, the
annual Christmas films and testimonial spots for a real
experience of excellence in the Saarland. More than 4.3
million clicks on YouTube (direct link: youtube.com/
Saarlandkanal) and Facebook (direct link: facebook.com/
saarland.de) demonstrate the success of these moving
image formats.
As part of its strategic concept, Saarland Marketing uses
regional and national event formats as a specific means of
addressing and retaining young talent, along the lines of
attractive, value adding recruitment of skilled professionals.
One example includes the national Saarland Roadshow held
in 2018 for the fourth time with a regional focus in the
Saarland, Rhineland-Palatinate, Hesse and North Rhine-
Westphalia. The tour stations were accompanied by targetgroup
specific media planning that extended from ambient
measures and scene media via print and large-scale formats
together with CityLights through to the digital approach
using the social media, Google Adwords and display
campaigns.
As a move to keep young talent in the state, the Saarland’s
first “Job Mile” took place in 2016. Right at the heart of Saarbrücken
city centre, pupils, students, graduates and skilled
professionals had an opportunity to experience the diversity
of the Saarland’s job market and talk with employers about
specific training and job opportunities.
Outlook: Saarland Marketing 2.0
Over the next few years, the existing marketing mix will be
expanded and renewed where appropriate. Along the lines
of an integrated communication concept, equal attention
will still be given to image advertising, information transfer
and location marketing instruments. The overall package of
communicative advertising includes messages about the
economic location quality, together with housing and
leisure, child-care, schooling and university education as
well as the cultural and tourist possibilities, with an emphasis
on Saarland as a family-friendly state. The intention will
therefore be to continue the development and use of
various advertising measures and instruments on the basis
of the umbrella brand.
* Study by Hohenheim University, https://idw-online.de/de/news669224

Zur aktiven Nachwuchsgewinnung und Schaffung von
Klebeeffekten im Land, setzt das Saarland-Marketing im
Zuge seiner strategischen Ausrichtung auf regionale wie
nationale Eventformate mit dem Ziel eines attraktiven und
mehrwertbietenden Fachkräfte-Recruitings. In diesem
Kontext fand 2018 bereits zum vierten Mal die nationale
Saarland-Roadshow mit regionalen Schwerpunkten im Saarland,
in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen
statt. Begleitet wurden die Tour-Stationen mit einer ziel -
gruppenspezifischen Mediaplanung, die von Ambient-Maßnahmen
und Szenemedien über Printformate und Groß -
flächen sowie CityLights bis hin zur digitalen Ansprache
über Social Media, Google AdWords und Display-Kampagnen
reichte.
22
Zur Nachwuchsbindung im Land fand 2016 die erste saarländische
„Jobmeile“ statt. Mitten in der Saarbrücker Innenstadt
konnten Schüler, Studenten, Absolventen und
Fachkräfte die Vielfalt des saarländischen Arbeitsmarktes
erleben und mit Arbeitgebern über konkrete Ausbildungsund
Jobangebote sprechen.
Ausblick: Saarland-Marketing 2.0
Die „Jobmeile“ 2016 in der Landeshauptstadt Saarbrücken
The 2016 “Job Mile“ in the state capital Saarbrücken
In den nächsten Jahren wird das Saarland-Marketing den
bestehenden Marketingmix ausbauen und – wo nötig –
erneuern. Im Sinne eines integrierten Kommunikations -
konzeptes werden Imagewerbung, Informationsvermitt lung
und Standortmarketing-Instrumente weiterhin gleich rangig
berücksichtigt. Zum werblich-kommunikativen „Gesamtpaket“
gehören Botschaften zur wirtschaftlichen Stand -
ortqualität, aber auch zum Wohn- und Freizeitwert, zum
Betreuungs-, Schul- und Hochschulangebot, zu den kulturellen
und touristischen Angeboten sowie zur Familienfreundlichkeit.
Zu diesem Zweck sollen weiterhin – basie -
rend auf der Dachmarke – unterschiedliche werbliche
Maßnahmen und Instrumente entwickelt und eingesetzt
werden.
* Studie der Universität Hohenheim, https://idw-online.de/de/news669224

23

Text: Dr. Pascal Strobel
PERSPEKTIVEN DES AUTOMOBILEN
STRUKTURWANDELS IM SAARLAND
24
Es gehörte Kompetenz, Weitsicht und Mut zu der einschneidenden
Weichenstellung der Wirtschaftsstrategen
im Saarland vor rund einem halben Jahrhundert: Mit der
Ansiedlung von Automobilkonzernen wie Ford, Michelin
oder ZF gelangen ihnen entscheidende Schritte auf dem
Weg des unausweichlichen Strukturwandels.
Heute ist das ehemalige Bergbauland einer der stärksten
Automobilstandorte Deutschlands. Mit über 44 000 Be schäf -
tigten in 260 Unternehmen arbeiten im Saarland bezogen
auf die Einwohnerzahl mehr Menschen rund um die
Herstellung von Autos als irgendwo sonst in der Bundes -
republik. Dabei bauen die heimischen Belegschaften nicht
nur die Fahrzeuge, sondern liefern vor allem erforderliche
Baugruppen, Komponenten und Teile sowie die zu deren
Herstellung benötigten Werkzeuge und Produktions -
anlagen. In Summe erwirtschaftet der automobile Industriezweig
im Saarland jährlich rund 17 Mrd. Euro Umsatz,
wovon 5 Mrd. Euro Wertschöpfung im Land erbracht wer-
den. Man kann vollkommen zurecht davon sprechen, dass
die saarländische Automobilindustrie das Rückgrat der
Saarwirtschaft bildet.
Da die Automobilwirtschaft eine weltweite Wachstumsbranche
ist und die Fahrzeugproduktion bis 2030 von
derzeit 90 Millionen Einheiten auf 120 Millionen anwachsen
soll, befindet sich das Saarland eigentlich in einer guten Ausgangslage.
Doch die Branche steht vor dem Markthochlauf
zahlreicher technologischer Neuerungen, mit deren Einführung
gewaltige globale und regionale Herausforderungen
verbunden sind. Insbesondere die Elektromobilität als
wachsende Antriebstechnologie ist dabei ein Bereich, der
die Unternehmen der saarländischen Automobilindustrie
direkt betrifft. Denn gut die Hälfte der saarländischen
Belegschaft arbeitet an der Herstellung von Bauteilen der
Antriebsart Verbrennungsmotor und liefert Motorblöcke,
Injektoren, Kipp- und Schlepphebel, Dieselkomponenten,
Kurbelwellen, Automatikgetriebe und Abgasanlagen zu.
Der Ford Industrial Supplier Park liegt in direkter Nachbarschaft
zum Ford-Werk Saarlouis.
The Ford Industrial Supplier Park is in the direct vicinity of
the Ford factory in Saarlouis.

25
Präsentation des neuen in Saarlouis produzierten Ford „Focus“
Presentation of the new Ford “Focus” made in Saarlouis
AUTOMOTIVE STRUCTURAL CHANGE: OUTLOOK IN THE SAARLAND
It took expertise, vision and courage for the economic
strategy in the Saarland to change course so drastically
about fifty years ago. By attracting automotive big players
such as Ford, Michelin or ZF, decisive steps were taken
towards the inevitable structural change.
Today the former mining state is one of Germany’s strongest
automotive locations. More than 44,000 employees work in
260 companies. In relation to the number of inhabitants, this
means that more people are involved in the various aspects
of car manufacturing than anywhere else in the country. The
local workers not only make the cars. Above all, they supply
necessary parts, components and units as well as the tools
and manufacturing machinery needed for production.
Altogether the automotive sector in the Saarland generates
around 17 billion Euro in turnover every year, with 5 billion
Euro value creation in the state. It is totally justified to say
that the automotive industry in the Saarland forms the backbone
of the economy here.
The automotive industry is a global growth branch: by 2030,
vehicle production should increase from 90 million units to
120 million by 2030, so that the Saarland is actually in a good
starting position. But before the market ramp-up happens,
the branch will have to deal with numerous new tech -
nological aspects which constitute huge global and regional
challenges. Electromobility in particular is a growing drive
technology with a direct impact on Saarland’s automotive
companies. At least half of the Saarland workforce is involved
in manufacturing components for the combustion
engine, supplying engine blocks, injectors, valve and fingertype
rockers, diesel components, crankshafts, automatic
transmissions and exhaust systems. By contrast, there are
not many suppliers of electric motor components up to
now. Even if all production sites for combustion engine
components in the Saarland were able to divert their exper -
tise to work as suppliers for electric vehicles in future, there
would still be a marked decrease in the share of value
creation. After all, the production of electric motors is far less
Continued on page 29

26
Bosch ist einer der wichtigsten Player der
saarländischen Automobilzulieferindustrie.
Bosch is one of the key players in the Saarland’s
automotive supplier industry.
Zulieferer von Bauteilen für Elektromotoren hingegen gibt
es bisher nur wenige. Und selbst wenn alle saarländischen
Produktionsstätten von Verbrennungsmotorkomponenten
ihre Kompetenzen so umlenken können, dass sie künftig als
Zulieferer für Elektrofahrzeuge tätig sind, würde der Anteil
der erbrachten Wertschöpfung stark sinken. Denn Elektromotoren
sind viel weniger komplex in ihrer Herstellung:
Anstatt dass wie beim Verbrennungsmotor Hunderte von
Explosionen in mechanische Energie umgewandelt werden
müssen, kreist beim Elektromotor lediglich ein unsichtbares
Magnetfeld im Antrieb, welches den Rotor in Drehbewegung
versetzt. Allein der Anteil an Arbeitsschritten rund um
die Massivumformung fällt deshalb bei Elektrofahrzeugen
um mehr als 80 Prozent geringer aus als bei solchen mit
konventionellen Antrieben.
Das wirft die drängende Frage auf, welchen Risiken die
Industrie im Saarland durch ihre Fokussierung auf die Automobilbranche
und ihren Schwerpunkt in der Verbrennungsmotortechnologie
ausgesetzt ist. Die saarländische
Landesregierung hat deshalb unter der Leitung von saaris
ein Gutachten beauftragt, welches die Weltmarktanteile und
Wirtschaftskraft der im Land ansässigen Unternehmen
erfasst und mögliche Szenarien der weiteren wirt schaft -
lichen Entwicklung in die Zukunft gerechnet hat. So geht
ein Szenario davon aus, dass im Jahr 2030 jedes vierte Neufahrzeug
rein elektrisch fahren wird. In dem Fall würde sich
bei stabilen Marktanteilen der Umsatz der saarländischen
Automobilindustrie trotzdem um 5 Mrd. Euro erhöhen, da
immer noch mehrheitlich Verbrennungsmotoren zum Einsatz
kommen würden. Das zeigt, dass auf Grundlage der
derzeitigen Industriestruktur der Kapitalbedarf für zukunftsgerichtete
Investitionen erwirtschaftet werden kann und
muss. Im unwahrscheinlichen Szenario, dass 2030 überall in
der Welt nur noch batterieelektrische Fahrzeuge produziert
würden, hätte dies hingegen einen Umsatzrückgang um
eine Mrd. Euro zur Folge.
Auch wenn manche saarländischen Automobilunter neh -
men bereits Zulieferer von Hybrid- und Elektrofahrzeugen

Fertigung hoch qualitativer Dichtungen für den
internationalen Automobilmarkt
Manufacturing of high quality seals for the international
automobile industry
SaarGummi Group – Dichtungen für die Automobil- und Bauindustrie
sealing systems for the automotive and construction industry
27
Die SaarGummi Group zählt weltweit zu den führenden
Herstellern technologisch hoch qualitativer Dichtungs -
systeme für die Automobil- und Bauindustrie. Vor rund
70 Jahren im nordsaarländischen Wadern-Büschfeld gegründet,
agiert das Unternehmen heute mit über 7000
Mitarbeitern an 17 Produktionsstandorten in Europa,
Asien, Nord- und Südamerika. SaarGummi Automotive ist
auf die Herstellung von Karosseriedichtungen spezialisiert
und international für seine hohe Innovationskraft bekannt.
Dabei spielt das saarländische Entwicklungszentrum in
Büschfeld eine zentrale Rolle: Innovationen, die hier
entstehen, werden auch an allen anderen SaarGummi-
Standorten eingesetzt. So gelangen Technologien vom
Saarland in die ganze Welt. Die SaarGummi Construction
hat sich vor allem mit der Produktfamilie „NovoProof®“
einen Namen gemacht – qualitativ hochwertigste Dichtungsplanen
und -bahnen aus EPDM für den Baubereich.
Die beiden Geschäftsfelder Automotive und Construction
werden ergänzt um die „Ideenschmiede“ SaarGummi Neo
mit Sitz in Siersburg.
Information
Gründungsjahr: 1947
Mitarbeiter: mehr als
7000 weltweit, davon
1350 am Standort Wadern-
Büschfeld
Geschäftsfelder:
SaarGummi Automotive
SaarGummi Construction
SaarGummi Neo (FuE)
Leistungsspektrum:
– statische und dyna -
mische Dichtungen für
die Automobilindustrie
– Dichtungsplanen und
-bahnen aus EPDM für
den Baubereich
– Mischungen
www.saargummi.com
Year founded: 1947
Employees: more than
7,000 worldwide of which
1,350 are in Wadern-
Büschfeld
Business divisions:
SaarGummi Automotive
SaarGummi Construction
SaarGummi Neo (R&D)
Range of services:
– static and dynamic
seals for the automobile
industry
– sealing tarpaulin and
membranes out of EPDM
for the construction
sector
– compounds
The SaarGummi Group is one of the world’s leading manufacturers
of technological high quality sealing solutions
for the automotive and construction industry. Founded
70 years ago in Wadern-Büschfeld, in North Saarland, the
company today has 7,000 employees at 17 production
sites in Europe, Asia and North and South America.
SaarGummi Automotive specialises in the manufacturing
of body seals and is known internationally for its out -
standing innovative ability. In this connection the com -
pany’s devel opment centre in Büschfeld, Saarland, plays
a key role: innovations which are developed here are also
used in all other SaarGummi sites. In this way technologies
from the Saarland are used throughout the whole world.
SaarGummi Construction has made a name for itself
particularly with its “NovoProof®“ product family – high
quality sealing tarpaulins and membranes out of EPDM
for the construction sector. Both business divisions Automotive
and Construction are complemented by the Think
Tank SaarGummi Neo based in Siersburg.

28
Bei Nemak in Dillingen werden hochkomplexe Aluminium-Komponenten
für den Antrieb und die Struktur von Fahrzeugen hergestellt.
Nemak in Dillingen makes highly complex aluminium components for
vehicle powertrain systems and body structures.
sind, hat das Gutachten doch gezeigt, dass das Saarland in
zukünftigen Marktfeldern des Fahrzeugbaus noch zu
schwach vertreten ist. Zehn Jahre Zeit geben die Gutachter
den Wirtschaftsverantwortlichen und politischen Entscheidungsträgern
im Land, um die Strukturen zu schaffen, mit
denen saarländische Unternehmen am Markthochlauf
neuer automobiler Technologien der Automobilbranche
partizipieren.
Dabei hat das Saarland das Potenzial, auch in Zukunft ein
erfolgreiches Autoland zu bleiben, denn im Land nieder -
gelassene große Konzerne wie Bosch, Schaeffler oder ZF
sind innovative Vorreiter der Branche und investieren hohe
Beträge in die Bereiche Elektromobilität, Fahrzeugvernetzung
und Autonomes Fahren. Es wird darauf ankommen,
dass sich die saarländischen Niederlassungen in puncto Produktionsexzellenz
gegenüber dem Wettbewerb behaupten
und die Vorstände der Konzerne die Vorzüge des Saarlandes
auch im Hinblick auf seine internationale Lage im Herzen
Europas zu schätzen wissen. Den Konzernniederlassungen
im Land sowie kleinen und mittleren Unternehmen stehen
mit Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer IZFP, INM, IPL,
MECS oder ZeMA starke F&E-Partner in direkter Nachbarschaft
zur Verfügung. Durch eine Zusammenarbeit mit
solchen Spezialisten können Industrie-4.0-Konzepte rea -
lisiert, die Produktivität und Qualität weiter verbessert und
neueste Technologien in die Wirtschaft transferiert werden.
Das ist ein wichtiger Aspekt zur Stärkung der Wettbewerbs -
fähigkeit, wobei auch die F&E-Potenziale angrenzender
Länder und von Partnerregionen eine entscheidende Rolle
spielen können. Außerdem bieten die Kompetenzen im
Bereich der Künstlichen Intelligenz des DFKI und der Cyber
Security des Helmholtz-Zentrums CISPA Potenzial für
Ausgrün dungen und Ansiedlungen in bisher in der
Wirtschaft eher schwach vertretenen Segmenten, die aber
gute Markt aussichten haben. Hier kann das Saarland als ausgewiesene
IT-Hochburg punkten. Ebenso entscheidend ist
eine umfassende Branchenbetreuung, die der Bedeutung
der saarländischen Automobilindustrie für den Wohlstand
des Landes entspricht und erforderliche Ressourcen bereitstellt.
Auch wenn der anstehende Strukturwandel in vielem mit
dem Wandel des ehemaligen Bergbaulandes Saarland zum
heutigen Autoland nicht vergleichbar ist, gibt es doch
Parallelen. Für die Zukunft wird es darauf ankommen, dass
den Unternehmen die bestmöglichen Rahmenbedin -
gungen geboten werden und sie ihre Kompetenzen
ent sprechend den Markterfordernissen weiterentwickeln
können. Gelingt ihnen das, kann in einem halben Jahr -
hundert wieder von Wirtschaftsstrategen berichtet werden,
die mit Kompetenz, Weitsicht und Mut die richtigen
Weichenstellungen für den Standort Saarland vorgenommen
haben.

complex. Instead of hundreds of explosions being converted
into mechanical energy in the combustion engine,
the electric motor just has an invisible magnetic field in the
drive that sets the rotor in rotation. The number of steps
involved in the process is already more than 80 percent less
than in conventional drive systems.
It has to be asked what are the risks for the Saarland’s industry
with its focus on the automotive branch in general and
combustion engine technology in particular. Under the auspices
of saaris, the government of the Saarland has therefore
commissioned a study of the companies in the state with
regard to their world market shares and economic power,
and to take a look at possible scenarios for future economic
development. In one scenario, every fourth new vehicle
purchased in 2030 would have a purely electric powertrain.
In this case, the turnover of the Saarland’s automotive in -
dustry would still increase to 5 billion Euro on condition market
shares remain constant, because the majority of vehicles
would still be driven by combustion engines. The capital
requirements for forward-looking investment can and must
be generated on the basis of the current industrial structure.
By contrast, in the improbable scenario that by 2030 every
single vehicle produced in the world would run on batteries,
this would result in turnover declining by one million Euro.
Even if some automotive companies in the Saarland already
work as suppliers for hybrid and electric vehicles, the study
still shows that at the moment, the Saarland is inadequately
represented in the future automotive industry. The authors
of the study give the state’s economic and political decision
makers ten years to create the necessary structures for
companies in the Saarland to participate in the market
ramp-up with new automotive technologies in the car
manufacturing branch.
All things being considered, the Saarland has the potential
to remain a successful car state in the future. Big players
based in the state such as Bosch, Schaeffler or ZF are innovative
trend-setters in the branch and investing large
amounts in electromobility, vehicle connectivity and auto -
nomous driving. Their sites in the Saarland will have to score
against the competition in terms of production excellence;
furthermore, the management boards of the various companies
must be made to appreciate the advantages offered
by the Saarland, also in terms of its international location at
the heart of Europe. Big player sites in the state together
with small and medium-sized companies profit from their
close vicinity to strong research partners with a range of
research institutions including Fraunhofer IZFP, INM, IPL,
MECS or ZeMA. Cooperation with such specialists can
ensure that Industry 4.0 concepts are implemented with
further improvements in productivity and quality while
ensuring that the very latest technologies are promptly
transferred to the economy. This is an important aspect for
enhancing competitiveness in which the R&D potentials
of neighbouring countries as well as partner regions may
have a decisive role.
Furthermore, the range of expertise in the field of artificial
intelligence at the DFKI and Cyber Security at the CISPA
Helmholtz Centre offers potential for hive-offs and for attracting
new companies in segments with good market
prospects that have been inadequately represented in the
state’s economy up to now. The Saarland can score in this
context as a real IT stronghold. Another crucial aspect is
comprehensive branch support in view of the automotive
industry’s significance holds for the prosperity of the Saarland,
ensuring that necessary resources are available.
Even if there are many facets in which the pending structural
change differs greatly from the transformation of the Saarland
from mining to car production many years ago, there
are still certain parallels. In future it will be important to
ensure that companies find the best possible general conditions
where they can continue to develop their expertise
in accordance with the market requirements. If they are
successful here, reports in another fifty years time will tell of
the expertise, vision and courage with which the economic
strategies changed course for the future of the Saarland as
a business location.
29

Text: Udo Rau
DIE SAARLÄNDISCHE STAHLINDUSTRIE BEHAUPTET
SICH IM GLOBALEN WETTBEWERB
30
Weltrekord am 25. Juli 2017 bei der Dillinger Hütte: Mit
600 Millimetern wurde die dickste Bramme bis heute in
der Stahlindustrie weltweit gegossen. Den „dicken
Brocken“ schaffte die mit über 400 Mio. Euro Kosten
bisher größte Einzelinvestition in der Geschichte des
Hüttenwerks an der Unteren Saar bei Saarlouis: die
Stranggießanlage CC 6.
Sie ermöglicht seither die Produktion noch größerer Abmessungen
und Stückgewichte. So entstand seinerzeit aus der
Rekordbramme nach dem thermomechanischen Auswal -
zen ein Grobblech von 70 Millimetern Dicke, 22 Metern
Länge und vier Metern Breite.
Die älteste deutsche Aktiengesellschaft und eines der
ältesten deutschen Unternehmen überhaupt – dessen Wur -
zeln bis in das Jahr 1685 zurückgehen – ist heute der
führende europäische Grobblechhersteller. Grobbleche –
das sind Bleche ab drei Millimetern Dicke aufwärts für allerlei
Anwendungen: von Rohrblechen für Fundamente von Offshore-Windkraftanlagen
über Bleche für den Schiffs- und
Maschinenbau sowie Offshore-Öl- und -Gasleitungen bis
hin zu Stahl- und Stahlwasserbau.
Deutlich jüngeren Datums ist das zweite große Stahl -
unternehmen an der Saar, die Saarstahl AG in Völklingen. Die
Völklinger Hütte – wie sie von den Saarländern immer noch
genannt wird – wurde 1873 gegründet: Der stillgelegte Teil
mit den mächtigen, alten Hochöfen ist heute Weltkulturerbe
der UNESCO. Der aktive Teil arbeitet unter dem Dach der
Saarstahl AG und ist ein führender Zulieferer von Stählen für
die Automotive-Branche. Sie liefert mit der Tochter -
gesellschaft Saarschmiede GmbH Freiformschmiede etwa
Turbinenwellen für Kraftwerke. Die Schmiede musste wegen
Veränderungen der Marktentwicklung ihren Personalstand
um die Hälfte vermindern, um sich in neuer Konstellation zu
behaupten. Hightech also längst auch in Völklingen, wo
Tradition und Weltkulturerbe sowie modernste Stahlproduktion
sich auf Steinwurfweite begegnen: ein faszinierendreizvoller
Kontrast. Zur heutigen Saarstahl AG gehören an
der Saar noch die Betriebe im Saarbrücker Stadtteil Burbach
(einst von der luxemburgischen ARBED gegründet) sowie
das Drahtwalzwerk im früheren Stahlhüttenstandort Neun -
kirchen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1595 zurückreichen. Im
Herbst 2019 wird in Völklingen die neue Stranggießanlage
S1 in Betrieb gehen. Investition: 100 Mio. Euro. Seit 2010
wurden bei Saarstahl über eine Mrd. Euro investiert.
Die Rekordanlage bei „Dillinger“, wie sich das Werk im
Marken auftritt nennt, ist nur ein Beispiel für Stahl-Hightech
an der Saar und sorgt auf höchstem Technologieniveau für
einen noch anspruchsvolleren Produktmix der Grobbleche.
Historie und Innovation – beide Werte stehen für den
Dillinger-Konzern. Sein zweites Grobblech-Walzwerk betreibt
„Dillinger“ im nordfranzösischen Dünkirchen.
Schließlich gibt es noch einen dritten und deutlich kleineren
Stahlerzeuger im Saarland: das Stahlwerk Bous GmbH der
Georgsmarienhütte-Gruppe. Das frühere Elektrostahlwerk
des einstigen Bouser Röhrenwerks wurde nach seiner Stilllegung
von der Georgsmarienhütte übernommen und zu
einem eigenständigen Unternehmen aufgerüstet. Das Werk
liefert seine Stahlblöcke an Röhrenhersteller, Ringwalzwerke
und Freiformschmieden.

THE SAARLAND’S STEEL INDUSTRY HOLDS ITS OWN IN THE FACE OF GLOBAL COMPETITION
World record on 25 July 2017 at the Dillinger Hütte: the
worldwide steel industry’s first slab with a thickness of
600 millimetres was cast in the Saarland. The “big chunk”
was made possible thanks to the largest individual
in vestment hitherto in the history of the steel plant on
the river Saar near Saarlouis: the continuous casting
machine CC 6 with an investment volume exceeding 400
million Euro.
Since then, the steel plant has been producing even larger
dimensions and unit weights. After thermomechanical
rolling, the world record breaking slab produced a heavy
plate measuring 70 millimetres thick, 22 metres long and
four metres wide.
Germany’s oldest stock corporation which in fact is one of
Germany’s oldest companies at all with roots going back to
1685, is today Europe’s leading heavy plate manufacturer.
Heavy plates come in thicknesses of three millimetres and
more, and are made for a wide range of applications: from
tube plates for the foundations of offshore wind turbines via
plates for shipbuilding and machine construction as well as
offshore oil and gas pipelines, through to steel construction
and hydropower engineering.
Dillinger’s record-breaking machine is just one example of
steel high-tech in the Saarland and allows the production
of heavy plates in an even more demanding product mix.
History and innovation: both apply to the Dillinger Group.
Dillinger has a second heavy plate rolling mill in Dunkirk in
North France.
31
Die Dillinger Hütte ist der führende europäische Grobblechhersteller.
Today Dillinger Hütte is Europe’s leading heavy plate manufacturer.

32
Die Saarstahl AG ist ein führender Zulieferer von Stählen
für die Automotive-Branche.
Saarstahl AG is a leading steel supplier for the automotive branch.
Die saarländische Stahlindustrie heute: Das sind gut 11 000
Beschäftigte im Land (mit außersaarländischen Tochter -
gesellschaften rund 14 500) und rund 4,8 Mrd. Euro Jahres -
umsatz (2017). Damit ist die saarländische Stahlindustrie
nach wie vor ein strukturpolitisches Schwergewicht der
Saar-Industrie mit ihren knapp 90 000 Industrie beschäf -
tigten. Die saarländische Rohstahlproduktion mit etwa 5,5
Mio. Tonnen macht knapp 13 Prozent der deutschen Stahlproduktion
aus. Global betrachtet, sind es gerade mal knapp
0,3 Prozent. Eine frühere Studie ermittelte, dass insgesamt
rund 22 000 Arbeitsplätze im Saarland unmittelbar oder
indirekt von der heimischen Stahlindustrie abhängen. Das
entsprach seinerzeit einem Brutto-Einkommensvolumen
von nahezu 900 Mio. Euro im Jahr.
Die industrieerfahrenen Saarländer haben das ewige Auf
und Ab der heimischen Stahlindustrie stets hautnah mit -
erlebt. Stahl ist eine höchst volatile Branche mit erheblichen
Ausschlägen nach oben und unten. Die beiden großen
Stahlerzeuger wurden 2001 in einer sogenannten „Hütten-
lösung“ zusammengeführt. Sie gehören sich sozusagen
gegenseitig und haben dafür die Montanstiftung gegründet.
Deren Tochtergesellschaft, die SHS-Stahl-Holding Saar,
kontrolliert beide Unternehmen als Muttergesellschaft.
In dieser „Hüttenlösung“ mit der Stiftung hat die saarlän -
dische Stahlindustrie bis heute alle Stürme im globalen
Stahlwettbewerb überstanden. Sinn und Zweck der Stiftung
war und ist der Erhalt der Arbeitsplätze und der Verbleib der
Entscheidungsgewalt im Land. Hier redet kein börsengetriebener
Aktionär mit. Was bei beiden Stahlkonzernen
geschieht, wird im Saarland entschieden. „Die Stiftung muss
dafür sorgen, dass man die Freiheit des Handelns behält“,
bringt es Albert Hettrich, der Generalbevollmächtigte der
Stahl-Holding-Saar (SHS), auf den Punkt. Diese Konstruktion
sichert die Unternehmen auch gegen jegliche Über -
nahmeversuche ab. Was nicht heißt, dass nicht eines Tages
auch partnerschaftliche Kooperationen – in welcher Form
auch immer – möglich sind. Eine Fusion mit einem anderen
Hersteller wird ausgeschlossen, denn sie würde dem Stif -

The Saarland’s second large steel company, Saarstahl AG in
Völklingen, is much more recent. The original Völklinger
Steelworks were founded in 1873. The former buildings with
the mighty old blast furnaces are now a UNESCO World
Heritage site. The still active part of the company continues
operations under the umbrella of Saarstahl AG as a leading
steel supplier for the automotive branch. Together with the
subsidiary Saarschmiede GmbH Freiformschmiede for
example, it supplies turbine shafts for power stations.
Changing market conditions made it necessary to halve the
workforce so that the company could hold its ground in the
new situation. High-tech has therefore also long been a
feature in Völklingen, where tradition and world heritage can
be found within a stone’s throw of ultra-advanced steel production:
a fascinating, enticing contrast. Today’s Saarstahl
AG also includes the subsidiaries in the Saarbrücken district
of Burbach (formerly founded by the Luxembourg company
ARBED) as well as the wire rolling mill in the former steelwork
site of Neunkirchen, whose roots go back to 1595. In autumn
2019, Völklingen will be commissioning the new continuous
casting machine S1. Investment sum: 100 million Euro.
Saarstahl has invested more than one billion Euro since
2010.
Finally, the Saarland also has a third, much smaller steel
producer: Stahlwerk Bous GmbH which is part of the
Georgsmarienhütte Group. Once an electric steel plant, the
former Bous pipe mill was taken over by Georgsmarienhütte
after the company closed down, when it became an independent
firm in the Group. Today its cast ingots are supplied
to pipe manufacturers, ring-rolling mills and open-die
forges.
Today the Saarland’s steel industry has a good 11,000 employees
working in the state (with a total workforce of
around 14,500 including subsidiaries elsewhere) who
generate around 4.8 billion Euro in annual turnover (2017).
The steel industry with a total industrial workforce of a good
90,000 employees therefore still plays a highly significant
role in the Saarland’s industrial and structural policy. Crude
steel production in the Saarland has an output of about 5.5
million tonnes, which is approximately 13 percent of
German steel production, or only just 0.3 percent on a global
scale. An earlier study came to the conclusion that al -
together around 22,000 jobs in the Saarland depend directly
or indirectly on the local steel industry. At that point in time,
this corresponded to a gross annual wage volume of nearly
900 million Euro.
The highly experienced industrial working population of the
Saarland has always been directly affected by the constant
ups and downs of the steel industry. Steel is a highly volatile
branch with dramatic fluctuations. The two large steel producers
joined forces in 2001 in a so-called “steel mill solution”.
They belong to each other, so-to-speak, under the umbrella
of the Montan Stiftung (coal and steel foundation). The foundation’s
subsidiary SHS-Stahl-Holding Saar is the parent firm
controlling both companies.
This solution with the foundation structure has enabled the
Saarland’s steel industry to survive all storms in global steel
competition up to now. The intention and purpose of the
foundation was and is to preserve jobs and to ensure that
decision-making powers remain in the state, without any
profit-driven shareholders telling them what to do. Any
decisions pertaining to the two steel companies are taken
in the Saarland. “The foundation has to safeguard our freedom
of action”, summarises Albert Hettrich, chief repre -
sentative of Stahl-Holding-Saar (SHS). The special structure
also protects the companies from all take-over attempts,
while not completely ruling out the possibility of coop -
erating with partners in any form whatsoever. Mergers with
other manufacturers are ruled out as this would contradict
the foundation’s mandate and jeopardise the company
headquarters in the Saarland. “It is up to us to ensure our
survival and our future. Action is also necessary in the face
of great external pressure”, said Fred Metzken, former
spokesman for the Board of Management at Dillinger and
Saarstahl (until autumn 2018). In the past, stability has been
assured by means of a clever niche portfolio policy coupled
with high quality.
33

34
tungs auftrag zuwiderlaufen und die Konzernzentralen an
der Saar gefährden. „Wir müssen für unseren Erhalt und
unsere Zukunft selbst sorgen. Wir müssen handeln, denn
der Druck von außen ist groß“, fasst es der frühere Vorstandssprecher
von Dillinger und Saarstahl (bis Herbst 2018),
Fred Metzken, zusammen. Eine kluge Portfolio-Politik in den
Nischen, gepaart mit hoher Qualität, hat bislang für Stabilität
gesorgt.
Doch seit einigen Jahren wird der Druck größer. Die Pro -
bleme betreffen ebenso auch die anderen Stahlhersteller in
Deutschland: Die gewaltige Flut chinesischen Stahls auf
Europas und internationale Märkte, extreme und existenzbedrohende
Umweltanforderungen der EU bezüglich
der CO 2 -Emissionen, weltweite Überkapazitäten, auch in
Europa: eine schwierige Gemengelage, auf die auch die
saarländische Stahlindustrie Antworten finden muss. Die
Nischenpolitik und Premiumstrategie ist wichtig, reicht aber
alleine nicht aus. Denn auch die großen Player haben die
Nischen längst entdeckt und füllen sie aus. „Wir müssen im
ständigen Dialog mit unseren Kunden sein, ihnen Top-
Produkte zu einem akzeptablen Preis und mit einem optimalen
Service anbieten“, so Fred Metzken. Dazu gehört noch
mehr Internationalität. Die beiden großen Hütten – die ihr
Roheisen in einer gemeinsamen Gesellschaft am Standort
Dillingen herstellen – müssen wendige Tanker im globalen
Stahlmeer sein, Innovationen hervorbringen und sie auch
schnell in marktfähige Produkte angesichts Digitalisierung
und Industrie 4.0 umsetzen. Dazu kommt der Standortnachteil
im „trockenen“ Inland: Im Gegensatz zu meernahen
Standorten müssen Eisenerz und Kokskohle erst über Rhein,
Mosel und Saar per Schiff oder per Bahn herangeschafft
werden.
But the pressure has been increasing for several years now.
Germany’s other steel manufacturers are facing the same
problems: the huge volume of Chinese steel flooding the
European and international markets, extreme existentially
threatening environmental requirements from the EU in
terms of CO 2 emissions, surplus capacities on a global scale
and also in Europe – all in all, a difficult situation with plenty
of scope for conflict where the Saarland’s steel industry also
has to find its answers. Niche policy and premium strategy
is all well and good, but not enough on its own. After all, the
niches have also long been discovered and filled by the big
players. “We have to remain in constant dialogue with our
customers to offer them top products at acceptable prices
in combination with optimum service”, says Fred Metzken.
An increasingly international approach is just as important.
The two large steelworks who have combined their pig iron
production in a joint company at Dillingen, have to be
manœuvrable ships in the global steel ocean, generating innovations
and implementing them swiftly in marketable
products in the face of digitisation and Industry 4.0. There
are also drawbacks in this context with the Saarland’s “dry”
inland location: in contrast to steelworks located near the
sea, iron ore and coking coal have to be brought to the Saarland
along the rivers Rhine, Mosel and Saar or by rail.

35
Die saarländische Rohstahlproduktion mit etwa 5,5 Mio. Tonnen macht
knapp 13 Prozent der deutschen Stahlproduktion aus.
Crude steel production in the Saarland has an output of about 5.5 million
tonnes, which is approximately 13 percent of German steel production.

Text: Dr. Carsten Meier
MASCHINENBAU IM SAARLAND – INNOVATIVER
AUSRÜSTER FÜR INDUSTRIEKUNDEN WELTWEIT
36
Der Maschinenbau ist ein wichtiger Teil des industriellen
Kraftzentrums des Saarlandes: Mit knapp 18 000 Be schäf -
tigten und einem Umsatz von mehr als sechs Mrd. Euro
im Jahr 2017 zählt er zusammen mit dem Fahrzeugbau
und der Stahlindustrie zu den strukturprägenden
Branchen der Saarwirtschaft.
In den vergangenen Jahren war die Entwicklung im Maschinenbau
geprägt von den Aufholprozessen in den Schwel -
len ländern und neuen Geschäftsfeldern, die sich aus der
Energiewende ergaben. Aktuell sorgt die anziehende Investitionstätigkeit
in der Industrie infolge der robusten
Weltkonjunktur für Rückenwind. Impulse kommen auch von
der zunehmenden Digitalisierung der industriellen Produktionsprozesse
und vom Trend in Richtung kundenspezi -
fischer Individual- und Komplettlösungen.
Intensive Geschäftsbeziehungen zum Fahrzeugbau
Deutlich stärker als im Bund hat der Maschinenbau im Saarland
eine Querschnittsfunktion. Die Unternehmen sind in
erster Line Zulieferer für Industriekunden in anderen
Branchen. Sie rüsten diese mit fertigen Investitionsgütern
oder mit Einzelteilen, Komponenten und Systemen aus, die
dort zu Endprodukten zusammengeführt werden. Lange
Zeit war der Maschinenbau im Saarland auf die Montan -
industrie ausgerichtet. Dieser Schwerpunkt hat sich in -
zwischen zugunsten anderer Industriebranchen verscho -
ben. Zwar bestehen weiterhin ausgeprägte Beziehungen
zur Stahlindustrie, aber andere Branchen wie die Elektro -
industrie oder die Automatisierungs- und Fördertechnik
haben relativ an Bedeutung gewonnen. Am intensivsten
sind allerdings die Geschäftsbeziehungen zum Fahrzeugbau:
Sie sind so groß, dass die amtliche Statistik in den
nehmen zwischen diesen Branchen vorgenommen hat.
Dadurch ist das Gewicht jener Unternehmen, die Zulieferer
oder Ausrüster für den Automobilbereich sind (Bosch, INA-
Schaeffler Gruppe, Eberspächer, Festo), nochmals erheblich
gestiegen. Drei Viertel aller Beschäftigten dürften derzeit im
saarländischen Maschinenbau mehr oder weniger für die
Automobilindustrie tätig sein. Eine weitere Begleiterschei -
nung: Die Exportquote liegt mit 55 Prozent zwar etwas unter
dem Bundesschnitt der Branche, weil die Teile, Komponenten
und Systeme „Made in Saarland“ zunächst in anderen
Bundesländern verbaut und dann erst als Endprodukte
exportiert werden. Rechnet man diese indirekten Exporte
zum statistisch ausgewiesenen Wert hinzu, ergibt sich aller -
dings eine Exportquote von rund 75 Prozent. Der Export ist
also die treibende Kraft.
Breit gefächertes Produktportfolio
Die Angebotspalette des saarländischen Maschinenbaus hat
sich gewandelt und ist vielfältiger aufgestellt. Während die
Branche früher auf wenige Produkte für eine Handvoll
Firmen spezialisiert war, bietet sie heute ein breit ge -
fächertes Produktportfolio für Industriekunden aus aller
Herren Länder. Das Sortiment reicht von Common-Rail-
Systemen für Dieselmotoren, über Abgassysteme, Werk -
zeug maschinen, Armaturen, Kugellager und Pumpen bis hin
zu pneumatischen Komponenten und Systemen. Neue Impulse
sind seit einigen Jahren auch aus der Energiewende
entstanden: Zum Sortiment des Saar-Maschinenbaus zählen
getriebelose Windenergieanlagen sowie Komponenten für
Windkraftanlagen, Getriebe, Rotorköpfe, Rotorblätter und
Pitch-Systeme, die Rotorblätter optimal zum Wind ausrichten,
pneumatische Zylinder zum Öffnen und Schließen
von Rotorblattsegmenten sowie Kühlsysteme für Windkraftanlagen
und die Solarindustrie.
letzten Jahren mehrfach Umgruppierungen von Unter - Fortsetzung Seite 40

37
Die Produktpalette des saarländischen Maschinenbaus
ist breit gefächert. Zum Sortiment gehören auch Komponenten
für Windkraftanlagen.
The Saarland’s engineering sector offers a wide range of products including
components for wind farms.
ENGINEERING IN THE SAARLAND – INNOVATIVE SUPPLIERS SERVING INDUSTRIAL CUSTOMERS WORLDWIDE
Engineering is an important part of the Saarland’s industrial
powerhouse. With roughly 18,000 employees and
turnover of more than six billion Euro in 2017, it joins
the automotive sector and the steel industry as the
dominant branches shaping the economic structure of
the Saarland.
In recent years, developments on the engineering sector
were characterised by on-going catch-up processes in the
emerging countries and new lines of business resulting from
the energy turnaround. At the moment, rising investment
in the industry resulting from the robust world economy is
generating new momentum. Impetus also comes from the
increasing digitisation of industrial production processes
and the trend towards bespoke individual and complete
solutions for specific customers.
Intensive business relations with the automotive sector
Engineering has a far greater cross-sectoral function in the
Saarland than in Germany as a whole. First and foremost, the
companies operate as suppliers for industrial customers in
other branches. They provide them with finished capital
goods or with individual parts, components and systems
that are assembled to finished products on site. For many
years, engineering in the Saarland was geared to the coal
and steel industry, but this focus has meanwhile shifted to
other branches. In addition to distinctive relations to the
steel industry, other branches such as the electrical industry,
automation or materials handling have become relatively
more significant. However, the most intensive business
relations are with the automotive sector, reaching a scale
that has recently led to a regrouping of companies between

38
Festo AG & Co. KG
Für jede Anforderung die passende Lösung: Festo bietet
Produkte, Systeme und Services rund um pneumatische
und elektrische Steuerungs- und Antriebstechnik für
die Fabrik- und die Prozessautomatisierung. Festo Didactic
ist Weltmarktführer im industriellen Bildungswesen – ob
mit der Ausstattung von technischen Bildungseinrich -
tungen oder mit Training und Beratung für Industrie -
unternehmen.
St. Ingbert-Rohrbach ist das weltweit größte Produktionsund
Logistikzentrum von Festo mit rund 2800 Mitarbeitern.
Hier werden elektrische und pneumatische Antriebe
sowie Zylinder hergestellt. Das Logistikzentrum „Customer
Service Center“ liefert an Kunden weltweit aus. Der Standort
St. Ingbert beheimatet darüber hinaus das Festo Lernzentrum
Saar, das der größte Anbieter von beruflicher Ausund
Weiterbildung im Saarland ist. Zum Angebot gehören
Personal- und Organisationsentwicklung für Industrie -
unternehmen und deren Mitarbeiter mit den Produktspektren
Seminare, Consulting, Ausbildung und Verbundaus -
bildung sowie Fördermittelberatung.
Information
Gründungsjahr: 1925
Mitarbeiter: 20 100 in
61 Ländern, davon 2800
im Saarland
Leistungsspektrum:
Die Festo AG bietet pneumatische
und elektrische
Automatisierungstechnik
für 300 000 Kunden der
Fabrik- und Prozessautomatisierung
in über 40
Branchen. Produkte und
Services sind in 176 Ländern
weltweit erhältlich.
www.festo.com
Year founded: 1925
Employees: 20,100 in
61 countries of which
2,800 are in the Saarland
Range of services:
Festo AG provides pneumatic
and electric auto -
mation technology for
300,000 customers in
factory and process automation
in more than
40 sectors. Products and
services are available in
176 countries worldwide.
The right solution for every requirement: Festo offers
products, systems and services for pneumatic and electric
control and drive technology for factory and process
automation. Festo Didactic is world market leader in
industrial education and training whether the equipping
of technical educational establishments or training and
advice for industrial companies.
St. Ingbert-Rohrbach is Festo’s biggest production and
logistics centre worldwide with approximately 2,800
employees which manufactures electric and pneumatic
drivetrains as well as cylinders. The “Customer Service
Centre” logistics centre supplies customers worldwide.
The St. Ingbert site is also home to the Festo Learning
Centre Saar, the biggest provider of vocational training
and further training in the Saarland. The programme
includes personnel and organisational development for
industrial companies and their employees with seminars,
consulting, training and collaborative training as well as
advice on funding and grants.

the two branches in terms of official statistics. As a result,
even more weight is now given to companies operating as
suppliers and engineering providers for the automotive industry
(Bosch, INA Schaeffler Group, Eberspächer, Festo).
Three in four engineering employees in the Saarland will be
working more or less for the automotive sector. Another side
effect is that the export ratio of 55 percent is slightly below
the national average for the branch, because parts, com -
ponents and systems “made in Saarland” are sent to other
parts of the country to be fitted in machines before they are
exported as part of a finished product. If these indirect
exports are added to the official statistics, this results in an
export ratio of around 75 percent. Exports are therefore the
driving force.
Broad range of products
The range of products produced by the engineering sector
in the Saarland has been transformed and become highly
diversified. While the branch used to specialise in just a few
products for a handful of companies, today it offers a wide
range of products for industrial customers all over the world.
The portfolio extends from common rail systems for diesel
engines, exhaust systems, machine tools, fittings, ball
bearings and pumps through to pneumatic components
and systems. In recent years, a certain impetus has also
come from the energy turnaround. Here the Saarland’s
engineering sector contributes direct drive wind turbines
and components for wind farms, gear units, rotor heads,
rotor blades and pitch systems that align the rotor blades to
the wind, pneumatic cylinders for opening and closing rotor
blade segments together with cooling systems for wind
farms and the solar industry.
The significant role played by engineering in the local
economy is also reflected by what in some cases can only
be described as the breathtaking developments seen by
some companies such as Bosch, the INA Schaeffler Group,
Festo and Eberspächer since settling in the state during the
1960s. Together with the Hydac Group, they form the heart
of engineering in the Saarland. Apart from these “Big 5” with
altogether 12,600 employees (around 70 percent of the
branch’s total workforce), engineering in the Saarland is also
primarily made up of numerous SME companies. These
family firms stand for a culture of independence and innovation,
and for values shared with the “Big 5” such as quality,
customer orientation and proximity as well as technological
leadership in their specific segment. Their outstanding
feature frequently consists in the flexibility with which they
offer customers bespoke solutions, often in combination
with support and maintenance services. As a result, some
companies have succeeded in assuming a leading position
in the international context.
Structurally in a good position
All in all, engineering in the Saarland is structurally in a good
position and can look to the future with confidence. The
com panies score with operative excellence and stringent
business models. They act as competent troubleshooters
who meet the growing demand for individual system
solutions with bespoke offers and new, extended business
models. At the same time, the branch is facing huge
challenges. Global interdependence continues to increase,
making the situation more volatile. Low-cost providers
joining the market with meanwhile acceptable product
quality make competition even fiercer in traditional areas
where the claim “made in Germany” still stands for quality,
consequently putting pressure on margins and established
success patterns. At the same time, customers increasingly
demand individual system solutions with new requirements
for the range of services and internal processes. Changes are
also taking place with regard to product conditions (new
materials) and production processes. The impacts of digi -
tisation on the local supply chain and disruptive technol -
ogies such as 3D printing have the potential of changing
business models and revolutionising established markets.
Many companies have already seen the signs. Often they
enter into cooperation with the state’s universities and
research institutes, showing that engineering in the Saarland
has made an early start to exploiting the available potential
for product and process innovations and thus for tech -
nological advancement.
39

Bei Coatinc Becker in Saarlouis werden pro Jahr Tausende
Tonnen Stahl verzinkt.
40
Thousands of tonnes of steel are galvanised at Coatinc Becker
in Saarlouis every year.
Die Bedeutung, die der Maschinenbau für die hiesige
Wirtschaft hat, spiegelt sich auch in den zum Teil atembe -
raubenden Entwicklungen einzelner Unternehmen wider
wie Bosch, INA-Schaeffler-Gruppe, Festo und Eberspächer,
die diese nach der Ansiedlung in den 1960er-Jahren
nahmen. Sie bilden zusammen mit der Hydac-Gruppe das
Herz des saarländischen Maschinenbaus. Abgesehen von
diesen „Big 5“ mit ihren insgesamt 12 600 Mitarbeitern (rund
70 Prozent aller Beschäftigten der Branche), wird das Bild des
Maschinenbaus an der Saar auch wesentlich von zahl -
reichen mittelständischen Unternehmen mitgeprägt. Diese
„Familienunternehmen“ stehen für eine Kultur der Selbstständigkeit
und Innovationsfreunde und – ebenso wie die
„Big 5“– für Werte wie Qualität, Kundenorientierung und
-nähe sowie für technologischen Führungsanspruch in
ihrem speziellen Segment. Ihre besondere Leistung liegt
häufig in der Flexibilität, das heißt, dem Kunden maß ge -
schneiderte Lösungen anzubieten – und dies vielfach im
Paket mit Betreuungs- und Wartungsdiensten. Dadurch hat
es so manches Unternehmen geschafft, im internationalen
Rahmen eine führende Position einzunehmen.
Strukturell gut aufgestellt
Alles in allem ist der Maschinenbau an der Saar strukturell
gut aufgestellt und kann selbstbewusst in die Zukunft
blicken. Die Unternehmen punkten mit operativer Exzellenz
und Stringenz im Geschäftsmodell. Als kompetenter
„Pro blemlöser“ begegnen sie der steigenden Nachfrage
nach individuellen Systemlösungen mit kundenspezifischen
Ange boten und teils neuen, erweiterten Geschäfts -
modellen. Gleichwohl steht die Branche vor großen Herausforderungen:
Die internationale Verflechtung nimmt weiter
zu und erhöht die Volatilität. Markteintritte von Low-Cost-
Anbietern mit inzwischen akzeptablen Produktqualitäten
verschärfen den Wettbewerb in traditionellen Bereichen, in
denen das Gütesiegel „Made in Germany“ noch Standard ist,
und setzen Margen und bestehende Erfolgsmuster unter
Druck. Gleichzeitig fordern Kunden verstärkt individuelle
Systemlösungen ein, was neue Anforderungen an die Ausgestaltung
des Angebots und an die internen Prozesse stellt.
Auch die Produktbedingungen (neue Materialien) und die
Produktionsprozesse verändern sich. Die Auswirkungen der
Digitalisierung auf die heimische Wertschöpfungskette
und disruptive Technologien wie der 3-D-Druck haben das
Potenzial, Geschäftsmodelle zu verändern und ange -
stammte Märkte zu revolutionieren. Viele Betriebe haben
dies erkannt: Zahlreiche Kooperationen mit saarländischen
Hochschulen und Forschungsinstituten zeugen davon, dass
der saarländische Maschinenbau sich frühzeitig auf den Weg
gemacht hat, um die Potenziale für Produkt- und Prozess -
innovationen und damit für technologische Weiterentwicklungen
tatsächlich ausschöpfen zu können.

41
Der Maschinenbau an der Saar ist strukturell gut aufgestellt und kann
selbstbewusst in die Zukunft blicken.
Engineering in the Saarland is structurally in a good position and can
look forward to the future with confidence.

Text: Oliver Groll
VON AUTO BIS ZAHNPASTA –
EXPORTSCHLAGER „MADE IN SAARLAND“
42
Für viele ist es etwas Neues: Das Saarland, mit seinem
defizitären Erbe aus vergangenen Bergbau- und Stahl -
zeiten, soll jetzt ein weltoffener und erfolgreicher Exporteur
modernster Güter in alle Welt sein? Nüchterne Fakten
belegen dies: vordere Plätze in der Exportquoten-Hitliste
der Bundesländer, rund zwei Drittel der industriellen
Produktion gehen ins Ausland, Verdopplung des Export -
volumens innerhalb der letzten fünfzehn Jahre. Aber was
steckt hinter den Erfolgen saarländischer Unternehmen
im Ausland, welche Produkte sind augenscheinlich
weltweit gefragt?
Die Weichen hierfür wurden bereits während der Stahlkrise
Ende der 1960er-Jahre gestellt: Am 16. Januar 1970 wurde
das Ford-Werk in Saarlouis eröffnet – damals noch eine
Rand erscheinung inmitten der nach Beschäftigtenzahl deutlich
größeren Unternehmen der Montanindustrie. Nach und
nach kamen große Zulieferer mit Produktionen ins Saarland;
inzwischen sind es rund 120 Unternehmen. Aber auch im
Maschinenbau, der Elektroindustrie, der Nahrungsmittelproduktion,
dem Gesundheitssektor und der Keramikindustrie
haben mittlerweile große, mittlere und kleine Unternehmen
gut erkennbare Anteile an Weltmarktnischen erobert – oder
verteidigt.
Die traditionellen Standortfaktoren Arbeitskraft (schicht -
gewohnte Belegschaft in einer schrumpfenden Schwer -
industrie), Kapital (Investitionen großer deutscher und ausländischer
Industrieunternehmen) und Verkehrsgunst (hohe
Autobahndichte) haben zu Beginn den Boden bereitet für
einen heute noch im deutschen Vergleich überdurch -
schnitt lichen Anteil industrieller Arbeitsplätze pro Einwohner.
Mit dem europäischen Binnenmarkt und dem Euro
wurde aus deutscher Randlage eine zentrale Position
zwischen den zwei größten EU-Märkten. Nicht zuletzt
sorgen die Universität, die Hochschule für Technik und
Wissenschaft und weitere spezialisierte Hochschulen dafür,
dass auch in Sachen Innovation, Forschung sowie der Nachschub
an entsprechend ausgebildeten Fachkräften nicht
abreißt.
Ein Blick in die Struktur des Warenhandels offenbart die
bedeutende Rolle der Automobilindustrie und ihrer
Zu lieferer für die saarländischen Erzeuger. Mit den
nach folgenden Sektoren Stahl, Maschinen und Nah rungs -
mitteln erscheinen ebenfalls Wirtschaftsbereiche, die
aus heutiger Sicht eher traditionellen Teilen einer Volks -
wirtschaft entsprechen. Dahinter stehen jedoch unter
starker Kon kurrenz zu inno vativen Höchstleistungen ge -
triebene Unternehmen, die im In- und Ausland gefragte
Güter herstellen. Da sie überwiegend dem Investitions -
güterbereich zuzuordnen sind, konnten die saarländischen
Erzeuger von den Industria lisierungsbemühungen in
Schwellenländern und Re-Industrialisierungsbemühungen,
beispielsweise in den USA und Großbritannien, weltweit
als Zulieferer pro fitieren.
Der Ford „Focus“ aus Saarlouis fährt nicht nur auf den Straßen
des europäischen Festlands. In seiner rechts-gelenkten
Version rollt er auch für die Märkte in Großbritannien,
Südafrika und Australien vom Band. Weniger augenfällig
sind 8-Gang-Getriebe von ZF, Abgas- und Heizungstechnik
von Eberspächer, Reifen von Michelin oder Common-Rail-
Steuerungen von Bosch – sie stammen aber auch allesamt
aus saarländischer Produktion.
Was haben Zahnpasta, Gitarrenverstärker, Frühstücksflocken,
Tisch- und Badkeramik sowie Schokolade gemeinsam? Ganz
einfach: Sie gehören zu den international erfolgreichsten
Konsumgütern „Made in Saarland“. Anders als die oft nur in
Fachkreisen bekannten Erzeugnisse für die Weiterver -
arbeitung oder den Produktionsprozess selbst sind die
Fortsetzung Seite 48

EXPORT HITS “MADE IN THE SAARLAND” – CARS, TOOTHPASTE, AND MUCH MORE BESIDES
Many people are surprised that the Saarland with its
negative legacy from yesterday’s mining and steel history
should now be successfully exporting state-of-the-art
goods all over the world. This can be confirmed by simple
figures: the Saarland is one of the leading states in terms
of export ratio, with around two thirds of industrial production
going abroad and the export volume doubling
over the last fifteen years. But what are the hard facts behind
the success enjoyed by the Saarland’s companies
abroad? Which products appear to be in global demand?
The course was set already during the steel crisis in the late
1960s. On 16 January 1970, the Ford factory was opened in
Saarlouis, back then no more than a marginal phenomenon
compared to the number of people employed by the far
bigger companies in the coal and steel industry. Gradually,
major suppliers relocated their production activities to the
Saarland, with around 120 companies meanwhile. Furthermore,
large, medium-sized and small companies in the
engineering sector, electrical industry, food production,
healthcare and the ceramic industry have conquered or
defended meaningful shares in world market niches.
Right from the start, the traditional location factors of labour
(shift workers in a shrinking heavy industry), capital (investment
by large German and foreign industrial companies)
and traffic infrastructure (high concentration of motorways)
provided the necessary prerequisites for what in the national
comparison is still an above average number of industrial
jobs per inhabitant. The European single market and the
Euro have meanwhile put the state in a central position
between the EU’s two largest markets instead of floundering
on the fringes. Furthermore, Saarland University, htw saar
University of Applied Sciences and other specialised places
of study ensure on-going innovation and research with
a constant supply of new talent and well-trained skilled
workers.
Continued on page 47
43
Der Ford „Focus“ rollt in seiner rechts-gelenkten Version
auch für die Märkte in Großbritannien, Südafrika und Australien
in Saarlouis vom Band.
The Ford “Focus” is also produced in Saarlouis as a right-hand drive model
for the United Kingdom, South Africa and Australia.

44
LAKAL – Zukunftsvision gepaart mit langjähriger Erfahrung
Als Traditionsunternehmen verfügt die LAKAL GmbH über
eine fast 100-jährige Erfahrung. Mit unserem qualifizierten
Personal streben wir beständig nach Weiterentwicklung
und passen unsere Produkte fortwährend an die wach -
senden Anforderungen des Marktes an. So garantieren
wir unseren Kunden eine hohe Qualität, die sich stets an
deren Ansprüchen orientiert.
Aus unserer Geschichte heraus sind wir stark nach Frankreich
orientiert und verbinden an unserem neuen Standort
in Saarlouis-Lisdorf, nahe der französischen Grenze,
als Spezialist für Rollladen- und Tortechnik sowie Sonnenund
Insektenschutz deutsche Effizienz mit französischer
Kreativität.
Dadurch, dass alle Produktionslinien unter einem Dach
vereint sind, bieten wir größtmögliche Effizienz und Flexibilität.
Unter Einsatz modernster Maschinen und Werkzeuge
produziert die internationale Mannschaft von
LAKAL hochwertige und individuelle Produkte.
Die LAKAL-Qualitätsprodukte sind für den maßgenauen
Einbau konzipiert und zeichnen sich aus durch
– KOMFORT: leichte Bedienung mit modernster Moto -
risierung,
– DESIGN: attraktive Gestaltungsvielfalt in Formen und
Farben sowie
– SICHERHEIT: stabile und einbruchhemmende Produkte
von langer Lebensdauer.
Unsere hauseigene Entwicklungsabteilung treibt tech -
nische Innovationen voran und setzt Trends frühzeitig in
marktgerechte Produkte um – beispielsweise hinsichtlich
des Klimawandels oder effizienter Energiesparkonzepte.
Darum unterstützen wir zum Beispiel die Smart Home-
Technologie. Die benutzerfreundlichen Smart Home-
Systeme bieten Ihnen einfache Lösungen, um Ihr
Eigenheim individuell mithilfe von LAKAL-Produkten
zu schützen.
Mit unserem eigenen LAKAL-Fuhrpark stellen wir jeden
Tag sicher, dass wir den Anforderungen von Architekten,
Fachbetrieben und Privatkunden gerecht werden:
flexibel, pünktlich und zuverlässig.

LAKAL – vision for the future combined with many years’ experience
45
As a traditional company, LAKAL GmbH has almost 100
years’ experience. With our qualified employees, we are
continuously in pursuit of further development and adapt
our products to the market’s ever-increasing requirements.
In doing so, we guarantee our customers a high degree of
quality which is always orientated to their needs.
As a result of our history we have a strong orientation to
France and, as a specialist for roller shutter and gate technology
as well as sun and insect protection, we combine
German efficiency with French creativity at our new site
in Saarlouis-Lisdorf, near the French border.
As all production ranges are united under one roof we
offer maximum efficiency and flexibility. With state-ofthe
art machines and tools, LAKAL’s international team
produces high quality and individual products.
LAKAL’s quality products are conceived for customised
installation and are distinguished by
– COMFORT: easy to use with the latest motorisation,
– DESIGN: attractive design diversity with choice of forms
and colours as well as
– SAFETY: sturdy and durable theft-preventing products.
Our in-house development department promotes tech -
nical innovations and transforms trends into market
orientated products already early on – for example with
view to climate change or efficient energy saving concepts.
We therefore support, for example, smart home tech -
nology. The user-friendly smart home systems offer you
straightforward solutions for the individual protection of
your home with LAKAL products.
Our LAKAL vehicle fleet enables us to fulfil the requests of
architects, specialist operations and private customers on
a daily basis: flexibly, on time and reliably.
Information
Gründungsjahr: 1924
Mitarbeiter: ca. 330
Produkte:
Herstellung von Roll -
läden, Toren, Raffstores,
Insektenschutz
Vertrieb:
in Deutschland sowie
nach Frankreich, Österreich,
Benelux
Zertifizierung:
DIN EN ISO 9001:2008, NF
Year founded: 1924
Employees: approx. 330
Products:
manufacture of roller
shutters, gates, Raffstores
(light, sun and shade
protection in one),
insect protection
Distribution:
Germany as well as
France, Austria, Benelux
Certification:
DIN EN ISO 9001:2008, NF
www.lakal.de

CO 2-Extraktionsanlage, 2 x 500 Liter Extraktorvolumen
CO 2 extraction plant, 2 x 500 litres extractor volume
Rohwarenlager für ca. 700 Tonnen getrocknete Pflanzenmaterialien
Raw material warehouse for approx. 700 tonnes of dried plant material
46
FLAVEX – hochwertige Pflanzenextrakte für anspruchsvolle Kunden
– finest plant extracts for demanding customers
Die FLAVEX Naturextrakte GmbH stellt mit modernster
Technologie lösungsmittelfreie lipophile Naturstoffextrakte
her. Pro Jahr werden bis zu 1500 Tonnen ge trocknete
Pflanzenrohstoffe zu hochwertigen und hoch konzentrierten
Extrakten verarbeitet.
Unsere langjährigen und partnerschaftlichen Beziehungen
zu internationalen Rohstofflieferanten sichern eine ver -
lässliche Basis für ausgesuchte Materialien. Alle Produkte
werden am saarländischen Standort entwickelt, hergestellt,
analysiert, spezifiziert und direkt an anspruchsvolle
Industriekunden weltweit verkauft – insbesondere zur
Herstellung von Kosmetika und Nahrungsergänzungs -
mitteln. Das Programm umfasst mehr als 100 Extrakte mit
verschiedenen Zertifizierungen. Unser langjähriges Knowhow,
die permanente Weiterentwicklung der speziellen
Extrak tionstechnologie, ein eigenes effektives Labor mit
modernsten Analysegeräten zur Kontrolle von Rohstoffen,
Zwischen- und Endprodukten sowie ein striktes Qualitätsmanagement
haben uns zu einem führenden Anbieter
von CO 2-Extrakten gemacht.
Information
Gründungsjahr: 1986
Mitarbeiter: 59
Leistungsspektrum:
– Herstellung von Kräuterund
Gewürzextrakten
durch überkritische
CO 2-Extraktion
– Verkauf der Extrakte als
Wirk- und Aromastoffe an
die weiterverarbeitende
Industrie weltweit im
Bereich Kosmetika und
Parfümerie, Nahrungsergänzungs-
und Lebensmittel
Zertifizierungen:
ISO 9001:2015; ISO
14001:2015; HACCP;
Kosher; Halal; Bio (EG)
834/2007 u. a.
www.flavex.com
Year founded: 1986
Employees: 59
Range of services:
– production of herb
and spice extracts
through supercritical
CO 2 extraction
– extracts sold as active
substances and flavour -
ings to the global pro -
cessing industry for
cosmetics and perfumes,
supplements and food
Certification:
ISO 9001:2015; ISO
14001:2015; HACCP;
Kosher; Halal; organic (EC)
834/2007 and many more
FLAVEX Naturextrakte GmbH has specialised in the
state-of-the-art production of solvent-free lipophilic
plant extracts. Every year up to 1,500 tonnes of dried plant
materials are processed into highly concentrated finest
extracts.
Long-standing partnerships with international raw material
suppliers ensure that we are provided with a reliable
basis of selected materials. All products are developed,
manufactured, analysed and specified at the company’s
site in Saarland, and shipped directly to demanding in -
dustrial customers all over the world. They are used particularly
in the production of cosmetics and food supplements.
The range includes more than 100 extracts with
various certifications. Together with the know-how that
we have accumulated over many years as well as the
on-going further development of our special extraction
technology, we have become a leading provider of CO 2
extracts. We operate our own effective laboratory fitted
with state-of-the-art analysis equipment for controlling
raw materials, interim substances and final products,
accom panied by strict quality management.

A look at the structure of trade reveals the important role
played by the automotive industry and its suppliers for
manufacturing in the Saarland. Other key sectors such as
steel, engineering and food production would also appear
to be fairly traditional branches of the economy. But they
are made up of companies driven to top-class innovative
achievements by fierce competition, making goods that are
coveted on the domestic and international markets. For the
main part, manufacturing in the Saarland belongs to the
capital goods sector, where local companies in their role as
suppliers have benefited from industrialisation in emerging
countries and re-industrialisation in the USA and United
Kingdom, for example.
The Ford “Focus” made in Saarlouis is a common sight not
just on the roads of continental Europe. It is also produced
as a right-hand drive model for the United Kingdom, South
Africa and Australia. Less obvious are 8-speed transmissions
by ZF, exhaust and heating systems by Eberspächer, tyres by
Michelin or common-rail systems by Bosch – but they too
are all produced in the Saarland.
So what is the common denominator for toothpaste, guitar
amplifiers, breakfast cereals, ceramic tableware, bathroom
ceramics and chocolate? That’s easy: they are just some of
the internationally most successful consumer goods made
in the Saarland. In contrast to items intended for further
processing or supplied to the production process itself,
products by Theiss Naturwaren, Hughes & Kettner, Nordgetreide,
Villeroy & Boch and Ludwig Schokolade are widely
known or literally “on everybody’s lips”.
But scarcely anyone knows that spectacular bridges and skyscrapers
depend on steel from Dillingen. The same can be
said for mining machines by Becker Mining, gratings by
Meiser or electric switchboards by Hager, to name but a few
of those companies whose products are in use all over the
world.
Accounting for a good two thirds of exports, the member
states of the European Union traditionally take up the lion’s
share of production from the Saarland. They are joined today
by the growth markets in the emerging countries of Asia
together with China, USA, Russia and Turkey which are also
notable target markets for the Saarland’s industry, depending
on the state of their fluctuating economies. France and
the United Kingdom tend to alternate as the key buying
countries, depending on French growth rates or how successfully
the “Focus” is being marketed in the British Isles.
These trade statistics take no account of production acti -
vities at non-German subsidiaries belonging to companies
in the Saarland, nor of car parts produced in the Saarland
which are then installed in vehicles at other German automotive
sites before then being exported.
Similarly, it is difficult to measure the exports of services by
companies in the Saarland, particularly with regard to the
hundreds of small companies involved every day in “local
border traffic” in order to provide their French customers
with machine repairs and maintenance work, to program
production machinery and IT systems or to carry out
industrial and private construction work in the immediate
neighbourhood. For the sake of completeness in these
times of stable positive development on the tourism sector,
a mention should also be given to the added value generated
by foreign tourists, which is also officially part of the
export statistics.
To conclude, it can be said that following successful structural
change while preserving an innovative industrial core,
the Saarland has succeeded in acquiring an adequate
portion of global trade. Whether this position can be held
in future depends on the ingenuity of companies and the
research landscape in the Saarland.
47

Die Nedschroef Beckingen GmbH ist einer der führenden Lieferanten von
Verbindungselementen für die europäische Automobilindustrie.
48
Nedschroef Beckingen GmbH is a leading supplier of fasteners
for the European automotive industry.
Produkte von Theiss Naturwaren, Hughes & Kettner, Nordgetreide,
Villeroy & Boch sowie Ludwig Schokolade weithin
bekannt oder buchstäblich „in aller Munde“.
Dass spektakuläre Brücken- und Wolkenkratzer-Bauten in
wesentlichen Teilen aus Stahl aus Dillingen bestehen, ist
ebenso wenig bekannt wie die Bergbaumaschinen von
Becker Mining, die Gitterroste von Meiser oder die Elektro-
Schaltschränke von Hager – um nur einige zu nennen, deren
Erzeugnisse weltweit im Einsatz sind.
Mit etwa zwei Dritteln Exportanteil nehmen die Mitglieds -
länder der Europäischen Union traditionell den Löwenanteil
der saarländischen Produktion auf. Aber auch die Wachstumsmärkte
in den asiatischen Schwellenländern sowie in
China, USA, Russland und in der Türkei bilden heute nach
Maßgabe ihrer eigenen, schwankenden Konjunkturen
namhafte Zielmärkte der Saarindustrie. An der Spitze der
Abnehmerländer wechseln sich traditionell Frankreich und
Großbritannien ab – je nach Wachstum in Frankreich oder
Markterfolg des „Focus“ auf den britischen Inseln.
Dabei sind in der Handelsstatistik die Produktion an nichtdeutschen
Standorten saarländischer Werke ebenso wenig
enthalten wie die im Saarland produzierten Autoteile, die
nach Verarbeitung an weiteren deutschen Automobilstand -
orten fertiggestellten und dann exportierten Autos.
Ebenso schwer messbar sind die Exporte von Dienstleis -
tungen saarländischer Unternehmen – speziell im „kleinen
Grenzverkehr“ durch Hunderte kleinere Unternehmen, die
täglich für ihre französischen Kunden mit Reparaturen und
Wartungen an Maschinen, Programmieren von Produktions -
anlagen und EDV-Systemen sowie im industriellen und
privaten Bauwesen in unmittelbarer Nachbarschaft tätig
sind. Auch der statistisch als Export gewertete Wertschöpfungsanteil
ausländischer Touristen sei in Zeiten einer stabil
positiven Entwicklung des Fremdenverkehrs nur der Vollständigkeit
halber erwähnt.
Fazit: Nach erfolgreichem Strukturwandel und unter
Beibehaltung eines innovativen Industriekerns hat das
Saarland ein auskömmliches Stück des globalen Handels -
kuchens für sich erobert. Ob sich diese Position auch in
Zukunft halten lässt, hängt von der Innovationskraft
von Unternehmen und der Forschungslandschaft an der
Saar ab.

49
Seit 1748 bringt Villeroy & Boch mit innovativen und hochwertigen
Produkten weltweit Kultiviertheit und Stil in das Leben von Menschen.
Top quality innovative products by Villeroy & Boch have been putting
civilised style into people’s lives around the world since 1748.

Text: Udo Rau
INDUSTRIENAHE DIENSTLEISTUNGEN,
SERVICES UND LOGISTIK
50
Das Saarland liegt „im Herzen Europas“. Die Randlage im
Südwesten der Bundesrepublik – vor Jahrzehnten ein
Standortnachteil – hat sich zum entscheidenden Stand -
ortvorteil gewandelt. Das Land liegt verkehrsgünstig im
Schnittpunkt großer europäischer Verkehrsströme in
einer sich global immer mehr vernetzenden Wirtschaft.
Das Saarland hat sich zu einem pulsierenden Logistik -
stand ort in Europa entwickelt.
Ausgefeilte Logistik ist ein immer noch wachsendes
Geschäftsfeld in der Industrie: Globalisierung und neue
Vertriebswege über das Internet haben die Anforderungen
an die Industrie verändert. Die Antwort: Outsourcing, also
Vergabe logistischer Aufgaben an Spezialisten, die diese
Prozesse beherrschen und kostengünstiger abwickeln. Der
klassische Spediteur, der die Ware von A nach B brachte,
ist dem IT-gesteuerten Logistiker gewichen – sozusagen
„Logistik 4.0“.
Die größte Logistikplattform im Saarland befindet sich in
Überherrn, unweit der französischen Grenze mit optimalem
Autobahnanschluss an das europäische Fernstraßennetz.
Kern ist der Eurohub von Dachser: Von dort werden im
Nachtsprung Güter in Richtung ganz Europa weiterverteilt.
Zudem profitiert die Logistikbranche an der Saar auch von
einem anderen Trend: Der Kontraktlogistik. Der Logistiker
schafft die Ware herbei, überprüft, konfektioniert, lagert sie
und liefert sie ans Ziel. Die Logistikbranche mit gut 10 000
Beschäftigten ist heute ein auch im Saarland wachsender
Bereich der industrienahen Dienstleistungen.
Auch Saarport – das sind drei Häfen Saarlouis/Dillingen,
Merzig und Völklingen – hat sich zu einem starken Logistikplayer
entwickelt. Die drei Saar-Häfen unter dem Dach der
Flug-Hafen-Saarland GmbH verbuchten 2017 ein Allzeit-
Umschlaghoch mit 4,3 (Vorjahr: 3,3) Millionen Tonnen. Allein
im Hafen Dillingen/Saarlouis stieg der Umschlag von
Montangütern auf 3,6 Millionen Tonnen: Flussaufwärts kommen
Kokskohle und Eisenerz für die Roheisenerzeugung auf
dem Gelände der Dillinger Hütte an, flussabwärts werden
Grobbleche von „Dillinger“ verschifft.
Benchmark in der Produktionslogistik für die europäische
Automotive-Branche wurde der 1998 eröffnete Ford Industrial
Supplier-Park in Saarlouis. Dort sitzen die Zulieferer in
Steinwurfweite der Ford-Produktionsstraßen und liefern ihre
Teile und Systeme „just in sequence“ direkt ans Montageband.
Das bedeutet erhebliche Zeit- und Kostenersparnis
gegenüber der singulären Zulieferung. Errichtet wurde der
Park von der landeseigenen Strukturholding (SHS) mit über
150 Mio. Euro Investitionsaufwand.
Die Palette der industrienahen Dienstleistungen reicht
natürlich weit über die Logistik hinaus. Industrieprodukte
sind das Ergebnis komplexer Vorgänge. Viele Schritte sind
nötig, bis das Endprodukt „steht“: von der Entwicklung über
den Einkauf benötigter Zulieferteile bis hin zum Transport
zum Kunden. Immer mehr Industrieunternehmen vergeben
Leistungen an spezialisierte Dienstleistungsunternehmen:
Sie lagern Sekundärprozesse aus und konzentrieren sich auf
das Kerngeschäft der Produktion: zum Beispiel Facility
Management, Personalüberlassung und Zeitarbeit, Logistik,
IT, Maschinenreinigung, Textilservice, Wartung, Kunden -
service und Catering bis zu Forschung und Entwicklung.
Ein moderner Industriestandort muss heute für seine
Unternehmen möglichst viele dieser Dienstleistungen
bereithalten zur Generierung von Wertschöpfung durch
Outsourcing im eigenen Land. Hier ist das Saarland sehr gut
aufgestellt. Wirtschaft und Strukturpolitik haben die Heraus-
Fortsetzung Seite 52 unten

INDUSTRY-ORIENTED SERVICES AND LOGISTICS
The Saarland is at the “heart of Europe”. For decades, it had
suffered greatly from its position on the south-western
fringes of the Federal Republic, but this has now turned
into a real advantage. In an increasingly connected global
economy, the state is ideally located at the crossroads of
major European traffic flows. It has become a pulsating
logistics location in Europe.
Sophisticated logistics continue to grow as a field of business.
Globalisation and new internet sales channels have
changed the requirements faced by industry. The answer:
outsourcing, in other words, entrusting logistics tasks to
specialists who know what they are doing and can handle
processes with greater cost efficiency. The traditional
haulage business of bringing goods from A to B has been
replaced by IT-driven logistics, a.k.a “Logistics 4.0”.
The largest logistics platform in the Saarland can be found
at Überherrn, near to the French border and offering ideal
access to Europe’s motorway network. Dachser is the key
player at Eurohub, distributing goods throughout Europe
overnight. The logistics branch in the Saarland also profits
from the trend towards contract logistics. Logistics firms
obtain the goods, inspect them, make up and store the
consignments before bringing them to their destination.
With a good 10,000 employees, the logistics branch today
is an industry-oriented services sector that is growing in the
Saarland as well.
Saarport with the combined ports of Saarlouis/Dillingen,
Merzig and Völklingen has also become a strong logistics
player. The three ports on the river Saar under the umbrella
of Flug-Hafen-Saarland GmbH posted all-time record
Continued on page 57
51
Die größte Logistikplattform im Saarland in Überherrn, unweit der
französischen Grenze, ist der Eurohub von Dachser.
The largest logistics platform in the Saarland at Überherrn, near to the
French border, is the Dachser Eurohub.

Information
Gründungsjahr: 2005
Mitarbeiter: 6
Leistungsspektrum:
Vermietung von kleinen,
mittleren und großen
Gewerbeflächen;
Anpassung von Gewerbeflächen
an den Nutzer -
bedarf; Bereitstellung von
redundanten Breitband -
anschlüssen; Revitali -
sierung von Immobilien
Year founded: 2005
Employees: 6
Range of services:
rentals of small, medium
and large commercial
property; modifying
commercial property to
the needs of the users;
providing redundant
broadband connections;
property revitalisation
projects
www.innovationspark.com
52
Der Innovationspark in St. Ingbert
St. Ingbert Innovation Park
Gambrinus grüßt in der Auffahrt und über allem ragt
der Turm. Äußerlich hat sich das Gelände rund um den
Beckerturm in St. Ingbert nicht allzu sehr verändert, auch
weil man die Revitalisierung des alten Brauereigeländes in
einen Innovationspark mit viel Sachverstand und noch
mehr Respekt vor den Gebäuden und ihrer Zeit vollzogen
hat. Das Ergebnis: seit 1997 viel neuer Raum zum Arbeiten
– heute sind „dort oben“ mehr Menschen als zu Zeiten
der Brauerei beschäftigt – und noch immer viel Potenzial
für noch mehr Innovation. Eine florierende Wirtschafts -
gemeinde im Herzen der Mittelstadt St. Ingbert mit bester
Infrastruktur sowohl bei der Anbindung an die Hauptverkehrsachsen
als auch „im Netz“. Über 90 Firmen wissen das
zu schätzen.
Gambrinus greets visitors on the approach road and the
tower dominates everything. On the outside, there have
not been many changes to the area around the Beckerturm
tower in St. Ingbert. Indeed, it took a great deal of
expertise combined with plenty of respect for buildings
and their history to convert the former brewery premises
into an innovation park. Subsequently, since 1997 the
complex has offered plenty of working space, with more
people employed here than during the heyday of the
brewery, and there is still plenty of potential for even more
innovation. This is a flourishing business community at the
heart of St. Ingbert, a town offering best infrastructure
conditions in terms of major traffic routes and also internet
access. These are attributes appreciated by more than
90 companies.
forderungen früh erkannt und entsprechende Strukturen
aufgebaut. Eine Branchenstudie ermittelte, dass der Bereich
der unternehmensbezogenen Dienstleistungen seit 2008
bis 2015 um 19 Prozent auf knapp 50 000 Beschäftigte
gestiegen ist, besonders in den Sparten Unternehmens -
verwaltung und -beratung (plus 38 Prozent), Ingenieurbüros
usw. (plus 20 Prozent) sowie Forschung und Entwicklung
(plus 21 Prozent).
Auch im Sektor wissensintensiver Sparten bei IT und Informationsdienstleistungen
gab es ein deutliches Wachstum
im Saarland – rund 6000 Beschäftigte (2015). Zwischenzeitlich
dürfte deren Zahl mit steigender Bedeutung der IT
in der Fertigungstechnik (Stichwort: Industrie 4.0) und an-
gesichts der starken Bedeutung der Industrie im Saarland
weiter gestiegen sein.
Industrienahe Dienstleistungen – dafür stehen viele Betriebe
des saarländischen Handwerks (12 000 Betriebe, 65 000
Beschäftigte, 6 Mrd. Euro Jahresumsatz). Sie sind Zulieferer,
meist hoch spezialisiert und „direkt vor Ort“. Auch im Hand -
werk schreitet die Digitalisierung voran, es setzt zunehmend
auf IT-Technologien. Das Handwerk muss sich mit seinen industriellen
Abnehmern vernetzen: „Handwerk 4.0“ ist unterwegs.
Technologiestandort Saarland: Mittlerweile hat sich im Land
ein dichtes Netz von Forschung und Wirtschaft entwickelt.
Fortsetzung Seite 56

Siemens AG – ein starker Partner vor Ort
– a strong local partner
53
Seit mehr als 170 Jahren gehört die weltweite Präsenz
zum Markenzeichen der Siemens AG. Als global agierender
Technologiekonzern mit rund 377 000 Mitarbeite -
rinnen und Mitarbeitern, Pionier in der Elektrifizierung und
führender Anbieter auf dem Gebiet der Automatisierung
zählt Siemens heute zu den Vorreitern von Industrie 4.0
und unterstützt mit einem eigenen cloudbasierten,
offenen Betriebssystem für das Internet der Dinge den
digitalen Wandel – in Großunternehmen ebenso wie im
Mittelstand.
Im Saarland ist Siemens seit über 120 Jahren zuverlässiger
Partner für die hier ansässigen Unternehmen und vertreibt
über die Niederlassung Saarbrücken innovative Produkte,
Systeme, Anlagen sowie vielfältige Dienst- und Service -
leistungen. Damit unterstützt Siemens vorwiegend mittelständische
Kunden, die im Weltmarkt erfolgreich sind.
Darüber hinaus bezieht Siemens Güter und Dienstleis -
tungen von rund 370 Lieferanten aus dem Saarland und
für insgesamt über 115 Mio. Euro und sorgt so für Beschäftigung
durch eine Vielzahl weiterer Arbeitsplätze.
(Stand Jan. 2018)
Information
Gründungsjahr: 1847
Mitarbeiter: rd. 377 000;
darunter rd. 220 Mitarbeiter
im Saarland (Stand Jan. 2018)
Branche: Elektrotechnik
und Elektronik
Leistungsspektrum:
– Automatisierungs-,
Antriebs- und
Softwarelösungen
– Stromerzeugungsund
Stromübertragungslösungen
für die Industrie
– Infrastrukturlösungen für
Gebäude und Verkehr
– Siemens Healthineers AG
unterstützt Gesundheitsversorger
mit innovativen
Produkten und Services
www.siemens.de/saarbruecken
Year founded: 1847
Employees: about 377, 000;
including about 220
employees in the Saarland
(as of Jan. 2018)
Branch: electrical engi -
neering and electronics
Range of services:
– automation, drive and
software solutions
– power generation and
transmission solutions for
the industrial sector
– infrastructure solutions
for buildings and traffics
– Siemens Healthineers AG
supports healthcare
providers with innovative
products and services
For more than 170 years, the name Siemens has been
synonymous with internationality and worldwide presence.
Siemens is a global technology company with around
377,000 employees, a pioneer in the field of elec trification
and a leading provider of automation systems and solu -
tions. Today, Siemens is one of the forerunners with regard
to the industrial internet, what is known as “Industry 4.0”
in Germany, supporting digital change with its own cloudbased,
open operating system for the Internet of Things –
in large companies as well as the SME sector.
In the Saarland, Siemens has been a reliable partner for
local companies for more than 120 years, with the Saar -
brücken branch responsible for sales of innovative products,
systems and machinery together with a wide range
of support concepts and customer services, on behalf of
primarily medium-sized customers operating successfully
on the world market. Furthermore, Siemens purchases
goods and services from around 370 suppliers in the Saarland
at a value of more than 115 million Euro, thus keeping
jobs safe in a large number of workplaces.
(as of Jan. 2018)

54
TÜV Saarland Unternehmensgruppe
Der TÜV Saarland e. V. ist ein eingetragener Verein, dessen
Mitglieder vor allem Unternehmen aus Industrie und
Technik sind. Heute steht der TÜV Saarland e. V. als eine
unabhängige Organisation der technischen Über -
wachungsvereine an der Spitze der TÜV Saarland Unternehmensgruppe,
zu der Unternehmen gehören, die in
den Geschäftsfeldern Prüf- und technische Dienstleistungen,
Beratung und Gutachten, Zertifizierungen und Berufliche
Aus- und Weiterbildung als anerkannte Spezialisten
tätig sind. Durch Unternehmensbeteiligungen werden
sowohl technische Überprüfungen und Gutachten im
Industriebereich als auch im klassischen Bereich des Kraftfahrtwesens
angeboten.
Die TÜV Saarland Stiftung, als gemeinnützige Organisation,
widmet sich flankierend zu den unternehmerischen
Aufgaben des TÜV Saarland der Förderung der tech -
nischen Wissenschaften. Dem Sicherheitsgedanken
folgend, werden technische Forschungs- und Innovationsprojekte
an den Lehrstühlen der Universität des Saarlandes
und der htw saar, der Hochschule für Technik und Wirtschaft
des Saarlandes, gefördert.
Information
Gründungsjahr: 1871
(als „Pfälzischer Dampf -
kessel-Revisions-Verein“)
Mitarbeiter: ca. 680 (inkl.
Beteiligungsgesellschaften)
Leistungsspektrum:
Prüf- und technische
Dienstleistungen, Beratung
und Gutachten, Zertifi -
zierungen, Berufliche
Aus- und Weiterbildung,
Kraftfahrzeugunter -
suchungen
Year founded: 1871
(as “Palatinate Boiler
Inspection Association”)
Employees: approx. 680
(including shareholdings)
Range of services:
inspection and technical
services, advice and expert
reports, certification processes,
initial and further
vocational training, motor
vehicle inspections
TÜV Saarland is a registered association whose members
consist primarily of companies from industry and tech -
nology. Today TÜV Saarland is an independent organisation
under the German Technical Control Boards and runs
the TÜV Saarland Group, which is made up of companies
operating as acknowledged specialists when it comes
to inspection and technical services, advice and expert
reports and certification processes, as well as initial and
further vocational training. Through a range of share -
holdings, it is able to offer technical inspections and
expert reports for the industrial sector as well as the tra -
ditional field of motoring.
TÜV Saarland Stiftung is a non-profit foundation which
supplements the entrepreneurial tasks of TÜV Saarland
by funding the technical sciences. In the name of safety,
technical research and innovation projects are funded
at the chairs of Saarland University and htw saar, the University
of Applied Sciences in Saarbrücken.
www.tuev-saar.de

Geschäftsführerin Sylvia Kuhr
Chief Executive Office Sylvia Kuhr
obbo GmbH
55
Die obbo GmbH mit Sitz in Saarbrücken präsentiert sich
seinen nationalen und internationalen Kunden als inno -
vationsstarkes Unternehmen, das sich in den 70 Jahren
seines Bestehens zu einem der führenden Dienstleister
rund um die Bereiche Büro- und Betriebsmittelausstattung,
Büromöbel, Reinigung & Hygiene, Catering & Food,
Werbemittel und Papeterie entwickelt hat. Das Gesamt -
sortiment umfasst mehr als 500 000 Artikel und wird
stetig um weitere Marken und neue Produkte ergänzt.
Modernste Logistik garantiert dabei eine zuverlässig hohe
Lieferqualität. Im Geschäftsfeld Büromöbel übernimmt
obbo für seine Kunden eine individuell abgestimmte
Planung und Gestaltung von Bürokonzepten mit um -
fassender Beratung und Bedarfsanalyse und stellt ein
umfangreiches Angebot führender Büromöbelhersteller
wie zum Beispiel Bosse, Züco und viele andere zur Ver -
fügung. Als inhabergeführtes Familienunternehmen
verbindet obbo Tradition und Moderne und damit sowohl
die Identität eines Mittelständlers als auch die Professio -
nalität eines Globals.
Information
Gründungsjahr: 1948
Mitarbeiter: 31
Leistungsspektrum:
Fachhandelsunternehmen
für den Bereich Büro- und
Betriebsmittelausstattung
sowie Büromöbel
Produkte: Papier, Büro -
material, Bürotechnik,
Hygienebedarf, Möbel
und Bürostühle
Dienstleistungen:
individuelle Kunden -
betreuung, kompetente
Beratung für Büroeinrichtungen
und Büroplanung
www.obbo.de
Year founded: 1948
Employees: 31
Range of services:
specialist for office and
operating fittings as well as
office furnishings
Products: paper, office
material, office technology,
hygiene items, furniture
and office chairs
Services:
individual customer
support, skilled advice
for office furnishings and
office planning
obbo GmbH, with headquarters in Saarbrücken, is an
innovative company with national and international cus -
tomers which, in its 70-year history, has developed into
one of the leading providers in the sectors: office and
operating fittings, office furnishings, cleaning and hygiene,
catering and food, promotional goods and stationery.
The complete product range includes more than 500,000
items and is continuously updated to include further
brands and new products. Hereby the latest logistics
guarantee a reliably high delivery quality. In office
furnishings, obbo assumes the individually customised
planning and design of office concepts with comprehensive
advice and requirements analysis and provides an
extensive range of leading office furniture manufacturers
for example Bosse, Züco and many others. As an ownermanaged
family business, obbo unites tradition with
the modern day and with this, the identity of a mid-sized
enterprise and the professionalism of a globally operating
company.

56
Industrienahe Dienstleister – dafür stehen viele Betriebe im Saarland –
sind meist hoch spezialisiert und setzen zunehmend auf IT-Technologien.
The Saarland has many industry-driven service providers; for the most part,
these are highly specialised companies with an increasing focus on IT.
Nach rund 30 Jahren kontinuierlicher Entwicklung und politischer
Begleitung verfügt das Saarland über eine reichhaltige
Ausstattung exzellenter Forschungseinrichtungen
und -institute.
Die wichtigsten Schwerpunkte liegen in den Sektoren Informatik,
Neue Materialien, Produktions- und Prüftechnik und
Biomedizin. Dafür stehen das Deutsche Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für
Informatik, das Leibniz-Institut für Neue Materialien, das
Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren und
das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik. Dazu
gesellen sich weitere Institute und Forschungseinrich -
tungen an der Universität und der Fachhochschule für
Technik und Wirtschaft (htw). Entscheidend bei all diesen
Forschungen ist die Schnittstelle: Die Ergebnisse müssen in
die Realwirtschaft fließen.
Derzeit im Aufbau ist das Helmholtz-Zentrum für Cyber -
security, basierend auf dem im Saarbrücker Stadtwald
entstandenen CISPA (CISPA - Center for It-Security, Privacy &
Accountability) unter der Leitung von Professor Michael
Backes. Es soll das weltgrößte Forschungszentrum für Cybersecurity
werden, ein Projekt das seitens der saarländischen
Regierung entschieden vorangetrieben wird.
Industrienaher Dienstleister ist auch das ZeMa (Zentrum für
Mechatronik und Automatisierungstechnik gGmbH) in Saarbrücken.
Dort werden innovative Fertigungsverfahren ent -
wickelt – vor allem für die Automotive-Branche, die im Saarland
als größter Industriesektor rund 44 000 Arbeitsplätze
stellt. Etliche Autohersteller (OEMs) interessieren sich für die
dort entwickelten Verfahren „Made in Saarland“. Saarland
heute: Das ist ein moderner Industriestandort mit einem
hochkarätigen Umfeld industrienaher Dienstleistungen auf
international wettbewerbsfähigem Niveau!

turnover in of 4.3 million tonnes in 2017 (compared to 3.3
million tonnes in the previous year). Turnover of goods from
the coal and steel industry through Dillingen/Saarlouis port
alone rose to 3.6 million tonnes. Coking coal and iron ore is
brought upriver for Dillinger Hütte to make pig iron, while
Dillinger also ships heavy plates downriver again.
The Ford Industrial Supplier-Park opened in 1998 in Saarlouis
has been a benchmark in production logistics for the European
automotive branch. Just a stone’s throw from the Ford
production lines, it allows suppliers to deliver their parts and
systems just in sequence straight onto the conveyor belt,
with considerable time and cost savings compared to
singular deliveries. The Supplier Park was constructed by the
state-owned structure holding (SHS) with investment of
more than 150 million Euro.
Needless to say that the range of industry-oriented services
extends far beyond logistics. Industrial products are the
result of complex processes. Many steps are necessary to
make the finished product, from development via procuring
the necessary vendor parts through to transport to the
customer. Industrial companies increasingly outsource
secondary processes to specialised service providers so that
they can concentrate on the core business of production.
Among others, this refers to facility management, staffing
services and temporary placements, logistics, IT, textile
services, machine cleaning and maintenance, customer
support and catering, through to research and development.
have grown further, given the increasing significance of IT
in manufacturing technology (i.e. Industry 4.0) and in view
of the very important role that industry plays in the Saarland.
Industry-driven services in the Saarland are often provided
by the skilled crafts (12,000 companies, 65,000 employees,
6 billion Euro annual turnover). They are usually highly
specialised suppliers directly “on the spot”. Digitisation is also
advancing in the skilled crafts with increasing use of IT technologies.
The skilled crafts must be connected with the
industrial customers. “Skilled crafts 4.0” are highly mobile.
The Saarland as a technology location: a dense research and
development network has meanwhile developed in the
state. Around 30 years of ongoing development and political
support have left the Saarland well provided for in terms
of excellent research establishments and institutes, with a
key focus on information technology, new materials,
production and testing technology together with the bio -
medicine. Examples here include the German Research
Centre for Artificial Intelligence (DFKI), the Max Planck
Institute for Informatics, the Leibniz Institute for New ma -
terials, the Fraunhofer Institute for Nondestructive Testing
and the Fraunhofer Institute for Biomedical Engineering.
They are joined by further institutes and research establishments
at Saarland University and htw saar, the University of
Applied Sciences in Saarbrücken. The interfaces between
research and business are crucial here so that the results can
flow into the real economy.
57
In this day and age, a modern industrial location has to
provide as many of these services as possible for its com -
panies in order to generate value creation by ensuring that
outsourcing remains in the state. The Saarland is in a very
good position to do this. Both business and political actors
saw the challenges early on and set up corresponding
structures. A branch study revealed that employment in the
industry-oriented services increased between 2008 and
2015 by 19 percent to roughly 50,000 employees, especially
in the areas of business for management and consultancy
(+38 percent), engineering consultancy etc. (+20 percent)
and research and development (+21 percent).
The know-how intensive branches of IT and information
services also saw clear growth in the Saarland and now have
around 6,000 employees (2015). Indeed, this figure is sure to
Work is currently in process to set up the Helmholtz Centre
for Cybersecurity, based on the CISPA (Center for It Security,
Privacy & Accountability) under the auspices of Professor
Michael Backes. The project is being promoted by the
government of the Saarland with the intention of becoming
the world’s largest cybersecurity research centre.
Another industry-oriented service provider is the ZeMa
(Centre for Mechatronics and Automation Technology) in
Saarbrücken. Here innovative manufacturing methods are
developed primarily for the automotive branch which is the
Saarland’s largest industrial sector with around 44,000 jobs.
Many car manufacturers (OEMs) are interested in the
methods “made in Saarland”. The Saarland today is a modern
industrial location with first-rate provision of industryoriented
services on an internationally competitive level.

Text: Christian Wegner
GESUNDHEITSWIRTSCHAFT – DYNAMISCHER
ZUKUNFTSMARKT AUCH IM SAARLAND
58
Viel zu lange wurde nur von den Kosten des Gesundheitswesens
gesprochen. Doch die Gesundheits wirt -
schaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, in dem viele
Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen, Innova -
tionen stattfinden und von dessen Leistungen jeder pro -
fitiert. Dabei betrachtet man inzwischen die ganze
Erstellung und Vermarktung von Gütern und Dienst -
leistungen, die der Bewahrung und Wiederherstellung
von Gesundheit dienen.
Seit ein paar Jahren arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium
(BMWi) gemeinsam mit den Statistischen Ämtern an
der „Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung“ (GGR)
– einer Quantifizierung der Gesundheitswirtschaft. Seit 2015
werden regelmäßig Zahlen nach diesen neuen Rechenwerken
veröffentlicht. Und diese sind beeindruckend.
Jeder sechste Erwerbstätige arbeitet in der
Gesundheitswirtschaft
2016 betrug die Bruttowertschöpfung der deutschen
Gesundheitswirtschaft 336,4 Mrd. Euro, das sind rund 12
Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes (BIP). Dies
entspricht in etwa der Bruttowertschöpfung Österreichs. Die
Branche ist Arbeitgeber für sieben Millionen Menschen in
Deutschland und trägt trotz ihres hohen Anteils von Dienst -
leistungen am Patienten mit 8,2 Prozent zum Export der
deutschen Wirtschaft bei. Im Saarland waren 2016 rund
88 000 Erwerbstätige in der Gesundheitswirtschaft be -
schäftigt. Das entspricht einem Anteil von 16,9 Prozent –
etwas mehr als jeder sechste Erwerbstätige – und liegt
etwas über dem Bundesdurchschnitt von 16,1 Prozent. Auch
der Anteil am BIP ist im Saarland mit 12,9 Prozent etwas
höher. Im Vergleich der Bundesländer liegt das Saarland hier
schnitt lich durch personalintensive Dienstleistungen
stationärer Einrichtungen geprägt. Der Exportbeitrag der
saarländischen Gesundheitsbranche liegt exakt im Bundesdurchschnitt
bei 8,2 Prozent.
Die „industrielle Gesundheitswirtschaft“ – also die Produktion
von Arzneiwaren, Medizintechnik und Medizinprodukten
sowie der Handel und Vertrieb mit diesen Gütern – ist
im Saarland nur etwas schwächer als im Bund. Ihr relativer
Wertschöpfungsanteil liegt mit 15,4 Prozent aber weit hinter
den führenden Bundesländern, wie Hessen und Baden-
Württemberg, wo sie mit etwa 30 Prozent überproportional
stark ist. Doch das Saarland holt auf: Mit einem Brutto -
wertschöpfungswachstum durch die Herstellung von Medizinprodukten
und -technik in Höhe von 5,6 Prozent (in 2015
im Vergleich zum Vorjahr) belegte das Saarland den ersten
Platz im Ländervergleich.
Die Dynamik der deutschen Gesundheitsbranche ist ohnehin
beachtlich. Im Schnitt der letzten zehn Jahre ist sie
jährlich nominal um 3,8 Prozent gewachsen. Das durchschnittliche
Wachstum der Gesamtwirtschaft lag im selben
Zeitraum lediglich bei 2,7 Prozent. Darum ist der Anteil am
BIP kontinuierlich gestiegen. Selbst im Krisenjahr 2009
ver zeichnete die Branche ein Wachstum, während die
Gesamt wirtschaft im selben Zeitraum geschrumpft ist. Denn
besonders Versorgungseinrichtungen wie Krankenhäuser,
Pflegeheime oder niedergelassene Ärzte bleiben relativ
unbe eindruckt von konjunkturellen Schwankungen. Sie
sorgen für Beschäftigung, bestellen Waren und Dienstleistungen
und sind ein positiver Standortfaktor für Familien
und Fachkräfte, die einen Wohnort suchen. Dies wirkt sich
auch auf die Zulieferer aus und macht die Gesundheitswirtschaft
so zum echten Stabilisator in wirtschaftlich
schwachen Zeiten.
auf Rang 7. Die Versorgung ist hierzulande überdurch - Fortsetzung Seite 62

THE HEALTHCARE SECTOR – DYNAMIC FUTURE MARKET ALSO IN THE SAARLAND
For a long time, the healthcare sector was only ever mentioned
in terms of costs. But it is actually an important
branch of the economy. It is where many people earn
their living, where innovation takes place and where
everyone benefits from the services it provides. Meanwhile
it is acknowledged to include the complete pro -
duction and marketing of goods and services intended to
preserve and restore our health.
For several years now, the Federal Ministry for Economic
Affairs (BMWi) has been working together with the Statistical
Offices to produce statistics quantifying the healthcare
sector in the “GGR” (Gesundheitswirtschaftliche Gesamt -
rechnung). Corresponding figures have been published
regularly since 2015. And these are impressive figures.
One in six wage earners works in the healthcare sector
In 2016, the German healthcare sector generated 336.4
billion Euro in value creation or 12 percent of the total gross
domestic product (GDP). This corresponds approximately to
total gross value creation in Austria. The branch employs
seven million people in Germany; despite its high share of
services for patients, it still contributes 8.2 percent to
Germany’s exports. The Saarland had around 88,000 wage
earners working in the healthcare sector in 2016. This cor -
responds to a share of 16.9 percent, or somewhat more than
one in six wage earners, which is slightly above the national
average of 16.1 percent. The share of the GDP in the Saarland
is also slightly higher at 12.9 percent. In a national ranking,
the Saarland comes in 7th position. Healthcare provision
here in the state includes an above average share of manpower-intensive
services in residential and in-patient institutions.
The contribution to exports made by the Saarland’s
health branch is exactly the same as the national average at
8.2 percent.
The Saarland’s “industrial healthcare sector”, i.e. the pro -
duction of drugs and medicines, medical technology and
medical products together with the trading and sales of
these goods, operates only slightly below the national
average, with a relative value creation share of 15.4 percent.
However, this is well behind the leading states such as Hesse
and Baden-Württemberg which have an above-average
share of about 30 percent. But the Saarland is catching up.
With gross value creation growth from manufacturing
medical products and technology amounting to 5.6 percent
(in 2015 compared to the previous year), the Saarland came
out top in the state ranking.
The German healthcare branch is impressively dynamic. It
has grown nominally by 3.8 percent on average over the last
ten years. The average growth of the economy as a whole
was just 2.7 percent in the same period. This is why the share
of GDP has increased constantly. The branch still recorded
growth in the crisis year 2009, while the economy as a whole
shrank in the same period. After all, institutions that provide
care such as hospitals and care homes together with doctors
in general practice remain relatively unaffected by economic
fluctuations. They provide jobs, order goods and services
and are a positive location factor for families and skilled
workers looking for somewhere to live. This also has a similar
effect on suppliers so that the healthcare sector acts as a
genuine stabiliser in difficult economic times.
Heterogeneous branch driven by global trends
But what exactly is this branch which has been designated
a leading a future branch by the Federal Ministry for Economic
Affairs and which generates dynamic growth in the
Saarland?
Besides the hospitals, the big players in the branch are in
particular the classic healthcare companies. Top quality
medical products for dialysis such as membranes and filters,
medications for eyes and nose, natural remedies and drug
re-imports are the main focus here. Furthermore, there is an
aspiring research-driven SME scene. Examples of their
Continued on page 66
59

Werk von Fresenius Medical Care in St. Wendel
Fresenius Medical Care plant in St. Wendel
60
Fresenius Medical Care Deutschland GmbH
Das Unternehmen Fresenius aus dem hessischen Bad
Homburg gründete 1974 auf dem Gelände einer still -
gelegten Textilfabrik in St. Wendel ein Werk mit zunächst
85 Mitarbeitern. Heute ist das Werk eine der weltweit
führenden Produktionsstätten für künstliche Nieren
(Dialysatoren) und einer der größten Arbeitgeber in der
Region.
Außerdem ist der Standort eines der wichtigsten Zentren
für Forschung und Entwicklung von Fresenius Medical
Care, dem weltweit führenden Anbieter von Produkten
und Dienstleistungen für Menschen mit Nierenerkrankungen.
Trotz weitgehender Automatisierung von Produktion
und Logistik ist seit 1974 bis heute die Mitarbeiterzahl auf
über 1800 kontinuierlich gestiegen.
Das Erfolgskonzept des Standortes ist eine Verzahnung
von Forschung, Entwicklung und Produktion. Innovative
Ideen gehen über die Produktentwicklung hinaus und
setzen sich in der Entwicklung optimaler Produktions -
technologien fort. Durch Verbindung von Forschung und
Technologie entstehen hochwertige Produkte, die kostengünstig
hergestellt werden können – eine Grundvoraussetzung
für das erfolgreiche Bestehen im internationalen
Wettbewerb.
Fresenius Medical Care entwickelt und produziert Dialy -
satoren und Beutelsysteme für die Bauchfell-Dialyse
(Peritoneal-Dialyse) sowie deren Vorprodukte: Spritzgussgehäuse,
Hohlfasermembranen (Fresenius Helixone®),
vormontierte Systemkomponenten, Lösungen für die
Peritoneal-Dialyse sowie Schläuche und Folien aus Non-
PVC (Biofine®).
Die Produktionstechnologien aus St. Wendel werden von
Fresenius Medical Care weltweit auch an vielen anderen
Produktionsstandorten genutzt – zum Beispiel in Frankreich,
Japan, China, Malaysia und den USA.
Fresenius Medical Care beschäftigt über 112 000 Mitar -
beiter in über 50 Ländern. Weltweit verfügt das Unter -
nehmen über rund 40 Produktionsstandorte und betreut
mehr als 320 000 Dialysepatienten in einem Netz aus
ca. 3800 Dialysezentren.
Information
Gründungsjahr: 1974
Mitarbeiter: über 1800
Produkte:
– Hohlfaser-Membranen
(Fresenius PS®,
Helixone®)
– Dialysatoren und
Hämofilter, Wasserfilter
(DIASAFE®)
– Non-PVC-Folien und
-Schläuche (Biofine®)
– Lösungen und Systeme
für die Peritoneal-
Dialyse,
– Fertigungstechnologie
und Automations -
technik
Zertifizierungen:
– Qualitätsmanagement
nach AMG
– ISO 9001, 13485
– FDA 21 CFR 820
– Umweltmanagement
ISO 14001
– Energiemanagement
ISO 50001
Umsatz:
17,8 Mrd. Euro (2017)
Fresenius Medical Care
ist an der Börse Frankfurt
am Main (FME) und an
der Börse New York (FMS)
notiert.
www.freseniusmedicalcare.com/de

Hochleistungslinie für PD-Beutel
High-performance line for PD bags
Dampfsterilisation von FX-Dialysatoren
Steam sterilization of FX dialyzers
Polysulfon-Hohlfaser-Anlage
Polysulfone hollow fiber plant
Fresenius Medical Care Deutschland GmbH
61
In 1974, on the site of what used to be a textile factory
in St. Wendel, Fresenius, from Bad Homburg in Hesse,
founded a plant, where it initially employed 85 people.
Today, the plant is one of the world’s leading production
facilities for artificial kidneys (dialysers) and a major
employer in the region.
Additionally, the site is also one of Fresenius Medical Care’s
most important research and development centres, and
the world’s leading provider of products and services for
people suffering from kidney diseases. Since its beginnings
in 1974, the number of employees has grown con -
tinuously to over 1,800, despite extensive production and
logistics automation.
The location’s recipe for success is found in the inter -
locking of research, development and production. Innovative
ideas go beyond product development and continue
in the development of optimal production technologies.
By combining research and technology, high-quality
products are developed that can be manufactured costeffectively
– a basic prerequisite for successful survival on
the competitive international market.
Fresenius Medical Care develops and manufactures
dialysers and bag systems for peritoneal dialysis, as well
as their upstream products: injection-moulded housings,
hollow fibre membranes (Fresenius Helixone®), preassembled
system components, and solutions for peritoneal
dialysis, as well as tubes and films made of non-PVC
(Biofine®).
The production technologies coming from St. Wendel are
also used by Fresenius Medical Care at many other production
sites across the globe – for example in France,
Japan, China, Malaysia and the USA. Fresenius Medical
Care employs more than 112,000 people in over 50 countries.
The company has about 40 production sites worldwide
and serves more than 320,000 dialysis patients across
the globe, via a network of approximately 3,800 dialysis
centers.
Information
Year founded: 1974
Employees:
more than 1,800
Products:
– hollow fibre mem -
branes (Fresenius PS®,
Helixone®)
– dialysers and haemo -
filters, water filters
(DIASAFE®)
– non-PVC films and
tubes (Biofine®)
– solutions and systems
for peritoneal dialysis,
– production technology
and automation tech -
nology
Certifications:
– quality management in
accordance with AMG
– ISO 9001, 13485
– FDA 21 CFR 820
– environment management
ISO 14001
– energy management
ISO 50001
Sales:
17.8 billion euros (2017)
Fresenius Medical Care is
listed on the Frankfurt
Stock Exchange (FME)
and the New York Stock
Exchange (FMS).
www.freseniusmedicalcare.com

62
Heterogene Branche angetrieben von globalen Trends
Doch was genau ist das für eine Branche, die vom BMWi zur
Leit- und Zukunftsbranche ausgerufen wurde und auch im
Saarland für Wachstum und Dynamik sorgt?
Die Großen der Branche sind neben den Kliniken besonders
die klassischen Healthcare-Firmen. Hochwertige Medizinprodukte
für Dialyse wie Membranen und Filter, Arzneimittel
für Augen und Nase, Naturheilmittel und Reimporte von
Arznei stehen bei den Großen im Fokus. Daneben gibt
es eine aufstrebende Szene von forschungsnahen KMU.
Beispiele für deren Produkte sind hochwertige Omega-3-
Fettsäuren aus Fischölen oder modernste Kontrastmittel-
Injektoren für Untersuchungsmethoden wie CT und MRT.
Von solchen innovativen Mittelständlern stammen auch
hochwertige Nahrungsergänzungsmittel, medizinisches
Verbrauchsmaterial, Messinstrumente, Akkus für mobile
OP-Einheiten, Instrumente für die minimalinvasive Chirurgie
und viele weitere. Erfolgreiche Dienstleister im Bereich
Abrechnungsservice und Homecare-Unternehmen er gän -
zen das Bild. Wesentlich für die Gesundheitswirtschaft sind
außerdem die unzähligen kleineren Firmen – etwa die rund
350 Apotheken mit etwas mehr als 2000 Mitarbeitern
im Saarland, die Optiker, die Hörgeräteakustiker, Sanitäts -
häuser und andere Gesundheitshandwerker, Physiotherapeuten,
Massagepraxen, Logopäden, Fitnessstudios, Berater,
Coaches und viele mehr.
Angetrieben wird der vielseitige Wirtschaftszweig durch
globale Trends wie das steigende Gesundheitsbewusstsein
– verbunden mit dem Wunsch nach persönlicher Einflussnahme
– und den medizinisch-technischen Fortschritt.
Das neue Gesundheitsbewusstsein in Deutschland lässt sich
besonders gut an den gestiegenen privaten Ausgaben für
Gesundheitsleistungen abmessen. Der Konsum auf dem
sogenannten Zweiten Gesundheitsmarkt, der von rezeptfreien
Medikamenten bis zum Wellnessurlaub reicht, ist in
Deutschland zwischen 2008 und 2014 um fast 23 Prozent
auf rund 76 Mrd. Euro gestiegen. Für viele Menschen ist ein
gesunder Lebensstil inzwischen zum Ideal geworden –
Work-Life-Balance und Gesundheitsprävention sind im
Trend. Davon profitiert zum Beispiel auch die Deutsche
Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement,
eine staatlich anerkannte private Hochschule in Saarbrücken.
Der medizinische und technische Fortschritt treibt die Ent -
wicklung auf mehreren Ebenen weiter voran. Neu ent -
wickelte Lifestyle-Produkte wie Functional Food, Fitness
Tracker und Gesundheits-Apps bedienen die private Nachfrage
nach innovativen Gesundheitsprodukten zur Selbst -
optimierung. Der Fortschritt zeigt sich insbesondere bei der
medizinischen Versorgung. Biomedizin, Pharmazie, Nano -
technologie und nicht zuletzt die Digitalisierung verschieben
in rasantem Tempo die Grenzen des Machbaren.
Auch hier ist das Saarland gut aufgestellt. Intensiv geforscht
und erprobt wird unter anderem an der Universitätsklink des
Saarlandes, wo enormes Know-how bei robotergestützten
Operationen oder hochmodernen Gehörimplantaten auf -
gebaut wurde. Mit Helmholtz, Leibnitz, Frauenhofer und
DFKI sind wichtige Forschungsgesellschaften im Saarland
vertreten. Forscher aus Saarbrücken suchen nach neuen
und verbesserten Wirkstoffen. Zudem untersuchen sie, wie
ein Wirkstoff an seinen Bestimmungsort gelangt. In Sulzbach
und St. Ingbert ist man auf medizinische Biotechnologie,
Ultraschall und Biomedizintechnik spezialisiert. Eines der
vielen Anwendungsgebiete: aktive Implantate, die via Ultraschall
drahtlos mit Energie versorgt werden. Bei den Themen
neue Materialien und künstliche Intelligenz dreht sich vieles
um medizinische Anwendungen, zum Beispiel neuartige
Oberflächen für Medizinprodukte oder 3-D-Bildgebung bei
endoskopischen Eingriffen.
Engagierte Netzwerkarbeit
Dass Forschung und Wirtschaft zusammenkommen und
dass die positive Entwicklung der Gesundheitswirtschaft im
Saarland weitergeht, haben sich einige Akteure zur Aufgabe
gemacht. So zum Beispiel das bei saaris angesiedelte
Netzwerk „healthcare.saarland“. Das Cluster vernetzt Ent -
scheider aus Unternehmen, Kliniken, Laboren, Forschung
und Wissenschaft in der Medizin- und Pharmabranche. Es
informiert und berät über Technologietrends, fördert den
Transfer von technologischem Wissen, bietet Veranstal -
Fortsetzung Seite 66

Hochwald-Kliniken Weiskirchen
63
Die Hochwald-Kliniken Weiskirchen gehören zu der
ctt Reha-Fachkliniken GmbH, einem konfessionellen Klinikträger,
bei dem der Leitspruch „Wieder gut im Leben“
sinnbildlich für den Genesungsprozess der Patienten auf
höchstem, modernem, medizinischem wie therapeu -
tischem Niveau für die medizinisch-beruflich-orientierte
Rehabilitation steht.
Die Spezialklinik führt Fachabteilungen in der Orthopädie
und Sportmedizin, in der Inneren Medizin, Kardiologie und
Onkologie. In der Orthopädie liegt die große Stärke in der
professionellen Behandlung von Patienten mit ortho -
pädischen und unfallbedingten Problemen sowie in der
Behandlung von Sport- und Freizeitunfällen. Die Innere
Medizin bietet Schwerpunkte in der Kardiologie, Häma -
tologie und Gastroenterologie. In der Onkologie wird
das Leistungsspektrum von verschiedenen Krebsbehandlungen
und nachfolgenden Therapien abgerundet, mit
denen die Klinik ihren Patienten hilft, mit ihrer Erkrankung
besser umgehen zu können und ihre Lebensqualität zu
verbessern.
Information
Gründungsjahr: 1969
Mitarbeiter: mehr als 280
Bettenkapazität: 400
Patienten:
jährlich mehr als 6600
Fachabteilungen:
– Orthopädie und
Sportmedizin
– Innere Medizin mit
Kardiologie
– Stoffwechselerkran -
kungen, Onkologie
Year founded: 1969
Employees: more than 280
Beds: 400
Patients:
annually more than 6,600
Specialist departments:
– orthopaedics and sports
medicine
– internal medicine and
cardiology
– metabolic disorders,
oncology
The Hochwald-Kliniken Weiskirchen belong to ctt Reha-
Fachkliniken GmbH, a confessional clinic funding body
where the guiding principle, “Healthy once again”, sym -
bolically represents the healing process of the patients
on the highest and most modern medical as well as therapeutic
level for a medically and vocationally orientated
rehabilitation.
The specialist clinic has departments specialising in
orthopaedics and sports medicine, internal medicine,
cardiology and oncology. In orthopaedics, the strength lies
in the professional treatment of patients with orthopaedic
and accident related problems as well as the treatment
of sports and leisure accidents. Internal medicine spe -
cialises in cardiology, haematology and gastroenterology.
In oncology, the service spectrum is completed by various
cancer treatments and follow-up therapies with which
the clinic helps its patients deal with their illness better
and improve their quality of life.
www.hochwaldkliniken.de

64
Cura-Med Süd-Warndt Klinik GmbH
Die Cura-Med Süd-Warndt-Klinik in Karlsbrunn ist eine
auf Weaning (Entwöhnung von der Beatmung) sowie
intensivmedizi nische und neurologische Rehabili tation
spezialisierte Einrichtung – und damit einzigartig in
Deutschland.
1994 gründete das Ehepaar Willi und Linda Ulrich die
Einrichtung. Sie waren selbst familiär Betroffene und
wollten die unzureichende Versorgung von Langzeit-
Rehapatienten verbessern. Diesem Engagement fühlen
wir uns nach wie vor in zweiter Generation (Susanne und
Oliver Schmidt) mit Herz und Verstand verpflichtet.
Für Sie und Ihre Angehörigen wollen wir zuverlässige
Wegbegleiter sein. So richten wir im Rahmen der intensivmedizinischen
Behandlung und während der Rehabilitation
Ziele und Behandlung an Ihren Möglichkeiten aus –
und entwickeln die Therapie Schritt um Schritt geduldig
und motivierend weiter. Weil Stillstand Rückschritt bedeutet,
ist Ihr Fortschritt unsere vornehmste Aufgabe.
Im Mittelpunkt unseres Tuns steht stets der Mensch als
unverbrüchliche Einheit aus Körper, Geist und Seele. Diese
ganzheitliche Betrachtungsweise bestimmt unser Handeln.
So leben wir einen offenen, wertschätzenden und
respektvollen Umgang im Team als auch mit den anvertrauten
Rehabilitanden sowie deren Angehörigen. Neuen
Behandlungsansätzen und -methoden stehen wir offen
gegenüber und ergänzen diese durch eigene.
Mit unserer interdisziplinär ausgerichteten Rehabilitation
und Pflege von Risikopatienten haben wir ein einzig -
artiges, hochspezialisiertes medizinisches Angebot
geschaffen. Es schließt die seit jeher vorhandenen Versorgungslücken
in der neurologischen Langzeitrehabilitation
sowie in der klinischen Entwöhnung von beatmeten
Rehabilitanden in der Frührehabilitation als auch in der
Langzeitversorgung.
Als erstes saarländisches Zentrum für Früh- und Langzeitrehabilitation
(Phase B und Phase F) mit Weaning-Einheit
gehören der südwestdeutsche Raum sowie die grenz -
nahen Regionen Frankreichs und Luxemburgs zum Einzugsgebiet
unserer Klinik.

Cura-Med Süd-Warndt Klinik GmbH
65
The Cura-Med Süd-Warndt Clinic in Karlsbrunn is a facility
which specialises in weaning from ventilation as well as
intensive medical and neurological rehabilitation and is,
with this, unique in Germany.
The facility was founded in 1994 by Willi and Linda Ulrich
who had been affected by illness in their family and
wanted to improve the lack of care for long-term rehabilitation
patients. Today, in the second generation (Susanne
and Oliver Schmidt), we are still obliged to this mission
with heart and mind and wish to be a reliable companion
for you and your relatives.
In intensive medical treatment and during rehabilitation,
goals and treatments are orientated to your means and
we develop the therapy step by step, patiently and motivationally.
As stagnation signifies regression, your progress
is our main concern.
At the centre of our work is always the individual as an
absolute unit of body, mind and soul. This holistic view -
point determines our action and, in this way, we are open,
appreciative and respectful with each other in our team as
well as with rehabilitation patients and their friends and
relatives. We are open to new treatment approaches and
methods which we complement with our own.
With our interdisciplinary orientated rehabilitation and
care of risk patients we have created a unique, highly
specialised medical offer. This closes the gaps in the care
provided for neurological long-term rehabilitation as well
as the clinical weaning of patients on ventilation in early
rehabilitation as well as long term care.
As the first Saarland centre for early and long-term reha -
bilitation (Phase B and Phase F) with weaning unit, our
clinic’s catchment area includes South West Germany and
the adjoining regions of France and Luxembourg.
Information
Gründungsjahr: 1994
Mitarbeiter: 115
Leistungsspektrum:
– Rehaklinik für Erkrankungen
bei respirato -
rischer Insuffizienz
Phase B
– Zentrum für neurolo -
gische Langzeitreha -
bilitation und Intensivpflege
Phase F
– pflegerische Versorgung
– integrative Pflege
– medizinische
Versorgung
– Atmungstherapie
– therapeutische
Versorgung
– Konzept Aktion-
Rekreation
Year founded: 1994
Employees: 115
Range of services:
– rehabilitation clinic for
illnesses with respiratory
failure Phase B
– centre for neurological
long-term rehabilitation
and intensive care
Phase F
– nursing care
– integrative care
– medical care
– breathing therapy
– therapeutic care
– concept actionrecreation
www.cura-med.de

66
tungen, Messebetreuung und Kontaktvermittlung an. Mit
dem Saarbrücker Gesundheitskongress „SALUT! DaSein
gestalten“ ist seit 2015 ein weiterer Marktplatz für Ideen und
Treffpunkt der Gesundheitswirtschaft entstanden. In den
letzten Jahren kamen dort jeweils bis zu 800 Experten
zusammen, um voneinander zu lernen, Kontakte zu knüpfen
und Kooperationen auszuloten. Ebenfalls ein Beispiel für
engagierte Netzwerkarbeit ist die Gesundheitsregion Saar
e. V. Der Verein ist wichtige Informations- und Diskussions -
plattform für alle Themen der Sozial- und Gesundheitspolitik
im Saarland.
products include first-rate omega 3 fatty acid from fish oil
or state-of-the-art contrast agent injections for CTs, MRTs
and other imaging methods. These innovative SME firms
also produce top quality food supplements, medical
consumables, measuring instruments, batteries for mobile
operating units, instruments for minimally invasive surgery
and much more besides. Successful accounting service
providers and homecare companies round off the picture.
The healthcare sector also depends on countless smaller
businesses including roughly 350 pharmacists with just over
2,000 employees in the Saarland together with opticians,
hearing aid audiologists, healthcare supply stores and other
healthcare technicians, physiotherapists, massage practices,
speech therapists, fitness studios, personal coaches and
many more.
The heterogeneous branch is driven by global trends such
as increasing health awareness in conjunction with the
desire for personal influence and self-determination,
together with progress in medical technology. One clear
indication for the new health awareness in Germany can be
found in increased private expenditure on healthcare.
Consumption on what is known as the second healthcare
market, which extends from over-the-counter medication
to wellness holidays, grew in Germany between 2008 and
2014 by nearly 23 percent to around 76 billion Euro. For
many people, a healthy lifestyle has become an ideal worth
pursuing with trends such as work/life balance and health
prevention. Among others, one of the beneficiaries is the
German University of Applied Sciences for Prevention and
Healthcare Management, a state recognised private uni -
versity in Saarbrücken.
Medical and technical progress continue to drive developments
on various levels. Newly developed lifestyle products
such as functional food, fitness trackers and health apps
address the private demand for innovative healthcare
products for self-improvement. Progress is revealed parti -
cularly in medical care. Biomedicine, pharmacy, nanotechnology
and last but not least digitisation are rapidly shifting
the borders of what is possible.
Here too, the Saarland is in a very good position. Intensive
research and testing is pursued among others at the University
Hospital of the Saarland which has accumulated a
wealth of know-how with robot-assisted operations or
highly advanced auditory implants. Key research societies
are represented in the Saarland with Helmholtz, Leibnitz,
Fraunhofer and DFKI institutes. Researchers from Saarbrücken
are searching for new, improved active substances,
as well as examining how an active substance gets to its
intended destination. Sulzbach and St. Ingbert have
specialised in medical biotechnology, ultrasound and biomedical
technology. One of the many applications consists
of active implants with wireless ultrasound energy supplies.
Many projects looking at new materials and artificial intel -
ligence deal with medical applications, such as new surfaces
for medical products or 3D imaging for endoscopic pro -
cedures.
Committed networking
Some players have taken it upon themselves to ensure that
research and business come together and to promote the
positive development of the healthcare sector in the Saarland.
One example here is the “healthcare.saarland” network
based at saaris. The cluster links decision-makers from
companies, hospitals, laboratories, research and science in
the medical and pharmaceutical branch. It provides
information and advice about technology trends, fosters
the transfer of technological know-how and offers events,
trade-fair support and contact mediation. Since 2015,
the Saarbrücken health congress “SALUT! DaSein gestalten”
has emerged as another market place for ideas and acts as
a meeting place for the healthcare sector. In recent years the
congress has been attended by up to 800 experts at a time,
seeking to learn from each other, cultivate contacts and
sound out cooperation possibilities. Another example for
committed networking is the Health Region Saar. The association
is an important information and discussion platform
for all aspects of social and health policy in the Saarland.

67
Robotergestützte Operationen: Auch die Universitätsklinik
in Saarbrücken hat mit dieser neuen Technologie bereits sehr
viel Know-how aufgebaut.
Robot-assisted surgery: A new technology where Saarbrücken University
Hospital has already acquired a wealth of know-how.

Text: Armin Neidhardt
DIE ENERGIEWIRTSCHAFT
ERFINDET SICH NEU
Was rund 100 Jahre in der deutschen Energiewirtschaft
Bestand hatte, wird durch die neuen Anforderungen der
Energiewende mehr und mehr auf den Kopf gestellt:
Sorgten früher wenige zentrale Großkraftwerke für die
sichere Stromversorgung ganz Deutschlands, stehen die
Zeichen heute mehr denn je auf Dezentralisierung.
müsse sie nur intelligent steuern, damit sie in Echtzeit dort
ankomme, wo sie verbraucht werde. Eine Herausforderung
für die Netzbetreiber, denn sie müssen das Netz bei 50 Hertz
stabil halten, auf kurzfristige Anforderungen der Kunden
reagieren und genügend Last im Netz haben, für den Fall,
dass die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.
68
Grüner Strom ist die Farbe der Energiezukunft. Photovoltaikanlagen
auf Dächern und Freiflächen, Windkraft -
anlagen, ja ganze Windparks, erdgasbetriebene Block-
Heizkraftwerke in Kellern von Schwimmbädern oder in
Industriebetrieben sorgen nach Angaben des Branchen -
verbands BDEW dafür, dass grüner Strom im Gesamtmix
inzwischen mehr als 33 Prozent ausmacht. Verbraucher
werden selbst zu Stromproduzenten, Newcomer mischen
den Markt auf, einst etablierte Energieversorger schlüpfen
in neue Marktrollen, handeln mit Strom an der Börse wie mit
anderen Gütern und Waren, der Energiemarkt zeigt sich von
einer anderen Seite, wird vielfältiger, bunter – aber auch sehr
viel komplexer.
Intelligente Steuerung in Echtzeit
Nachhaltigkeit, Sicherheit und Bezahlbarkeit auf der einen
Seite, Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digi tali -
sierung auf der anderen – in diesem Kontext bewegt sich
die deutsche Energiewirtschaft, auch im Saarland. Mit neuen
intelligenten Lösungen versuchen die saarländischen
Energieversorger in Kooperation mit Forschungsinstituten
wie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz DFKI und Industrieunternehmen wie Hager
die Energiewende aktiv zu gestalten, ob nun bei der
Speicher technologie Lion Grid, bei Smart-Grid-Anwen -
dungen PolyEnergyNet in Saarlouis oder bei der Gesamt -
betrachtung von Strom, Wärme und Verkehr, der soge -
nannten Sektorenkopplung. Energie sei in Deutschland
schließlich genug da, betont Vorstand Dr. Gabriël Clemens
vom größten saarländischen Energieversorger VSE. Man
Atomausstieg, Dekarbonisierung, Festlegung der Ausbau -
ziele regenerativer Energien, Bestimmung der Vergütungs -
sätze für grünen Strom, Förderprogramme, Abgaben und
Steuern, Ausnahmeregelungen bei EEG-Abgaben – die Politik
mischt kräftig mit bei der Gestaltung der Energiewende.
Doch sie beteiligt sich auch an dringend notwendigen
Forschungsvorhaben. Seit 2017 gibt es offiziell Rückenwind
aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Das bundesweit
aufgelegte Forschungsprojekt SINTEG (Schaufenster für
Intelligente Energien) mit einen Finanzvolumen von
200 Mio. Euro soll in den nächsten vier Jahren konkrete
Bedienungsanleitungen und Werkzeuge liefern, wie die
Energiewende aktiv gemanagt und die Energieversorgung
sicher gestaltet werden können. Das vom Bundesfor -
schungsministerium unterstützte Projekt KOPERNIKUS be -
schäf tigt sich dagegen mehr mit der gesellschaftlichen
Akzeptanz der Energiewende. Es ist auf rund zehn Jahre
angelegt und erhält für die ersten drei Jahre rund 120 Mio.
Euro Fördergelder. Bis 2025 fließen weitere 280 Mio. Euro
Förderung. Bei beiden Vorhaben ist die VSE-Gruppe aus dem
Saarland aufgrund ihrer bereits gemachten Erfahrungen mit
der Energiewende und des vorhandenen Know-hows auf
dem Gebiet der Regelenergie mit Strom und Gas einge -
bunden.
DESIGNETZ
SINTEG unterteilt sich deutschlandweit in fünf Teilprojekte
und untersucht vorrangig die Einbindung der regenerativen
Energien in die Netzinfrastruktur. Eines davon ist DESIGNETZ
mit 66 Mio. Euro Projektkosten, davon 30 Mio. Euro Förder-
Fortsetzung Seite 72

REINVENTING THE ENERGY INDUSTRY
The standard practices established in Germany’s energy
industry for around one hundred years are increasingly
being turned upside down by the demands of the energy
turnaround. While in the past a small number of large
central power stations safeguarded the power supply on
a national scale, current trends are increasingly moving
towards decentral solutions.
Green is the colour of the future energy supply. According
to the branch association BDEW, green electricity already
accounts for more than 33 percent of the total power mix,
thanks to photovoltaic panels on roofs and arrays on open
spaces, wind turbines and complete wind farms, gasoperated
combined heat and power units in the basements
of swimming pools or in industrial companies. Consumers
themselves start producing electricity, newcomers set the
market on its head, former energy suppliers find new market
roles and power is traded on the exchange just like other
goods and products: this is another side to the energy market
which is growing more varied and versatile but also far
more complex.
Intelligent real-time control
Sustainability, security and affordability on the one hand,
decarbonisation, decentralisation and digitisation on the
other – this is the overall setting for Germany’s energy
industry, also in the Saarland. In cooperation with research
institutes such as the German Research Centre for Artificial
Intelligence (DFKI) and industrial companies such as Hager,
the Saarland’s energy suppliers are opting for new smart
solutions in an attempt to play a proactive role in shaping
the energy turnaround. Examples here include the Lion Grid
storage technology or PolyEnergyNet smart grid appli -
cations in Saarlouis, while so-called sector coupling takes an
overall view of power, heat and transport. Dr. Gabriël
Clemens CEO at VSE, the largest energy supplier in the
Saarland, emphasises that Germany has plenty of energy. It
just needs intelligent control so that it arrives where it is
needed in real time. This is a challenge for the grid operators,
who have to keep the grid stable at 50 Hz, respond to shortterm
customer demand and keep the grid supplied with
enough load in the event that the sun doesn’t shine or it is
completely calm.
Nuclear phase-out, decarbonisation, stipulated expansion
targets for renewable energy, fixed remuneration rates for
green power, funding programmes, duties and taxes,
exemptions from charges under the law on renewable
energies (EEG) – the political sector has a huge influence on
shaping the energy turnaround. But it is also involved in
urgently necessary research projects. Since 2017, official
backing has been available from the Federal Ministry for
Economic Affairs. The national SINTEG research project
(showcase on smart energy) is being funded to the tune of
200 million Euro. In the next four years it should supply
specific operating instructions and tools for active management
of the energy turnaround with reliable energy supplies.
The KOPERNIKUS project supported by the Federal
Ministry of Research focuses more on social acceptance of
the energy turnaround. The project is running for ten years
with funds of around 120 million Euro for the first three
years. Another 280 million Euro in funds will be provided
through to 2025. The VSE Group from the Saarland is
involved in both projects due to the experience it has
already gained with the energy turnaround and its wealth
of know-how in the field of balancing energy with electricity
and gas.
DESIGNETZ
SINTEG breaks down into five sub-projects throughout
Germany, primarily supporting the integration of renewable
energies into the grid infrastructure. One such sub-project
is DESIGNETZ with project costs amounting to 66 million
Euro, including 30 million Euro in state funds and 46 partners
from North Rhine-Westphalia, the Rhineland Palatinate and
the Saarland. In specific terms, the project looks at how to
keep the power grid operating on a constant, economical
level in view of increasing decentral infeed. North Rhine-
Westphalia with high power consumption levels in its in -
dustrial centres, the Rhineland Palatinate with its sparsely
populated areas and high wind energy generation and the
Saarland with higher power consumption levels in the south
Continued on page 73
69

70
VENSYS Energy AG – ertragsstarke Windenergieanlagen
– high-yield wind turbines
Unsere getriebelosen Windenergieanlagen zeichnen sich
durch ein genial einfaches Anlagendesign aus. Sie erzielen
maximalen Ertrag und überzeugen durch die Vorteile
wartungs- und verschleißarmer Systeme – weltweit und
unter den unterschiedlichsten Klima- und Infrastruktur -
bedingungen. Die Anlagen der Plattformen von 1,5 bis 4,1
MW werden im kundenspezifischen Projektmanagement
optimiert – bis hin zu Anpassungen in der Fertigung.
Wachstumsstarke Partner exportieren die VENSYS Tech -
nologie und realisieren Großprojekte auf fünf Kontinenten.
Entwicklung und schneller Transfer in wegweisende
Produkte sind das Markenzeichen unseres ingenieur -
geführten Unternehmens, das aus einer Forschungsgruppe
der HTW Saarland (Hochschule für Technik und
Wirtschaft, Saarbrücken) entstand. Die VENSYS Gruppe
erstellt in naht loser Funktionalität und hoher Gesamt -
qualität ertrags optimierte Rotorblätter, leistungsstarke
Elektrotechnik, Speichertechnik, robuste Anlagensteue -
rungen und Lösungen zur problemlosen Netzintegration
für unsere Windenergieanlagen.
Information
Gründungsjahr: 2000
Mitarbeiter:
VENSYS Energy AG: 150
VENSYS Gruppe: 280
Leistungsspektrum:
Entwicklung, Herstellung
und kundennahes Projektmanagement
von Windenergieanlagen
von 1,5 bis
4,1 MW
Vertrieb:
in Deutschland, Europa
und Nordamerika sowie
über Lizenzpartner weltweit
Installierte Leistung:
18 000 Anlagen mit 32 000
MW* weltweit mit VENSYS
Technologie am Netz
(* Stand August 2018)
www.vensys.de
Year founded: 2000
Employees:
VENSYS Energy AG: 150
VENSYS Group: 280
Range of services:
development, production
and customer-oriented project
management of wind
turbines from 1.5 to 4.1 mw
Sales:
in Germany, Europe and
North America and worldwide
through licensees and
partners
Installed output:
18,000 turbines with
connected 32,000 mw*
worldwide with VENSYS
technology
(*as of August 2018)
Our direct drive wind turbines stand out with an inge -
niously simple design philosophy. They generate maximum
yield with convincing advantages such as lowmaintenance
and wear-low systems, all over the world,
under all climatic conditions and in all infrastructure situations.
The 1.5 to 4.1 mw turbine platforms are opti mised
in customised project management, right through to final
adjustments in the production process. Strong-growth
partners export the VENSYS technology in large-scale
projects on five continents.
Development and rapid transfer into pioneering products
are the trademark of our engineering company which was
a hive-off from a research group at HTW saar, the University
of Applied Sciences in Saarbrücken. The VENSYS Group
adopts a seamless functionality and high total quality
approach to the production of yield-optimised rotor
blades, heavy-duty electric systems, storage systems,
robust turbine control units and solutions for smooth
integration of our wind turbines into the grid.

Enovos Deutschland
71
Die Enovos Deutschland SE ist die Führungsgesellschaft
der Enovos Deutschland Gruppe und hat als operative
Holding ihren Sitz in Saarbrücken. Unter der Holding sind
geschäftsspartenbezogene Tochtergesellschaften platziert,
die jeweils unterschiedliche Tätigkeitsschwerpunkte aufweisen.
So sind in der Enovos Energie Deutschland GmbH
die deutschlandweiten Vertriebsaktivitäten für Strom und
Gas gebündelt. Zu ihren Kunden zählen Industrieunternehmen,
Stadtwerke und Filialisten. Die Enovos Renew -
ables GmbH baut das Portfolio der Gruppe im Bereich
erneuerbare Energien aus, wobei der Schwerpunkt auf der
Entwicklung von PV-Freiflächenanlagen liegt. Die Enovos
Renewables O&M GmbH bietet die technische Betriebsführung
(O&M) von erneuerbaren Energieanlagen im
Umfeld von PV-Großanlagen und Windparks an. Mit rund
600 MWp (Megawatt peak) deutschlandweit ist sie einer
der größten herstellerunabhängigen O&M-Dienstleister
im PV-Bereich. Die Enovos Storage GmbH betreibt den
Erdgasspeicher in Frankenthal, und die Enovos Properties
GmbH verwaltet Liegenschaften der Enovos.
Information
Gründungsjahr: : 2009
Mitarbeiter: 122
Leistungsspektrum:
– Versorgung mit Strom
und Gas
– Energiedienstleistungen
– erneuerbare Energien
– Operations & Main -
tenance erneuerbare
Energieanlagen
Vertrieb:
Strom und Gas deutschlandweit
für Industrie -
unternehmen, Stadtwerke
und Filialisten
www.enovos.de
Year founded: 2009
Employees: 122
Range of services:
– power and gas supplies
– energy services
– renewable energies
– Operations & Main -
tenance of renewable
energy plants
Sales:
power and gas throughout
Germany for industrial
companies, municipal
utilities and secondary
distributors
Enovos Deutschland SE is the management company in
the Enovos Deutschland Group. The operative holding has
its headquarters in Saarbrücken. The holding includes
sectoral subsidiaries each with different focal activities.
For example, Enovos Energie Deutschland GmbH pools
national sales activities for power and gas in Germany.
The customer base includes industrial companies, muni -
cipal utilities and secondary distributors. Enovos Renew -
ables GmbH is expanding the Group’s portfolio in the field
of renewable energies with a focus on the development of
green field photovoltaic installations. The services offered
by Enovos Renewables O&M GmbH include the technical
operations management (O&M) of renewable energy
plants in the context of large scale photovoltaic installa -
tions and wind farms. With around 600 MWp (Megawatt
peak) throughout Germany, it is one of the largest vendorindependent
O&M service providers on the photovoltaic
sector. Enovos Storage GmbH operates the gas storage
facility in Frankenthal, while Enovos Properties GmbH
manages the Enovos properties.

72
Das Energiekonsortium VSE ist in vielen Projekten involviert, um seine
Netze auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten.
The energy consortium VSE is involved in many projects for preparing its
grids and networks for future requirements.
volumen, und 46 Partnern aus den Bundesländern NRW,
Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Konkret geht es um die
Frage, wie das Stromnetz bei zunehmender dezentraler
Einspeisung stabil gehalten und wirtschaftlich betrieben
werden kann. NRW mit seinen Industriezentren und hohem
Verbrauch, die dünn besiedelten Flächen in Rheinland-Pfalz
und viel erzeugter Windenergie sowie das Saarland mit
hohem Stromverbrauch im Süden und mehr Erzeugung im
Norden des Landes sind geeignete Standorte, um die
künftigen Anforderungen an die Stromnetze in der Praxis zu
testen. Demonstrationsobjekte mit höchst unterschied -
lichen Bedingungen sind im Saarland in Perl, Freisen und
Saarlouis geplant. Die derzeit entwickelte Software wird die
Netze unterschiedlicher Spannungsebenen steuern und
automatisch dafür Sorge tragen, dass der Strom in Echtzeit
dort hingelenkt wird, wo er gebraucht wird. Eine Herausforderung
für die Netzbetreiber, die die Stabilität des Netzes
bei vermehrter Einspeisung durch Sonne, Wind & Co.
gewährleisten müssen. Am Ende soll eine Bedienungs -
anleitung für den intelligenten Netzbetrieb stehen, die auch
in anderen Teilen Deutschlands Anwendung finden kann.
Für die beteiligten Energieunternehmen dienen die Ergebnisse
der zukünftigen Netzplanung, um die Kosten im Griff
zu halten. Denn eines ist sicher: Der Wandel durch die
Energiewende werde schneller, tiefgreifender und umfas -
sender sein, als wir uns das heute vorstellen, so Dr. Clemens
vom Konsortialführer VSE für das Saarland. „Darauf bereiten
wir uns im Saarland mit neuen Produkten und Ge schäfts -
modellen vor.“
KOPERNIKUS
Das Forschungsvorhaben KOPERNIKUS besteht aus vier Teilprojekten
und beschäftigt sich mit Speichertechnologien
wie etwa grüner Strom in Flüssigkeiten, Gas oder che -
mischen Grundstoffen gespeichert wird oder mit künftigen
Netzstrukturen, die 80 bis 90 Prozent regenerativen Strom
sicher steuern müssen. Entscheidend bei KOPERNIKUS sind
aber die Fragen nach der Akzeptanz und den Kosten der
Energiewende. Das Teilprojekt „ENAVI“, das u. a. auch im Saarland
bearbeitet wird, versucht Antworten zu geben: zum
Beispiel wie die Marktrollen auf den Energiemärkten der
Zukunft aussehen und ob der derzeitige Regulierungs -
rahmen den Anforderungen noch Rechnung trägt. Außerdem
beleuchtet das Projekt die Belastung einkommens -
schwacher Gruppen durch die Energiewende und untersucht
Fördermöglichkeiten der Elektromobilität. „Letzt -
endlich gelingt die Energiewende nur, wenn sie in der
Bevölkerung ausreichende Akzeptanz findet sowie Wohlstand
und Arbeitsplätze sichert“, sind sich die Projektbeteiligten
einig.

Die Energiewende spiegelt sich im Landschaftsbild: Der Anteil an rege -
nerativ erzeugter Energie wird im Saarland kontinuierlich zunehmen.
The energy turnaround is also reflected in the countryside, with constant
growth in the share of renewable energy in the Saarland.
73
and more generation possibilities in the north of the state
are suitable locations for testing future power grid demands
in practical conditions. Demonstration objects in the Saarland
are planned in Perl, Freisen and Saarlouis, offering
widely differing conditions. Software is currently being
developed to control the different voltage grids and to
ensure automatically that power is supplied in real time to
the points where it is needed. This is a real challenge for the
grid operators who have to warrant grid stability in the face
of increased infeed from sun, wind & co. The end product of
the project should be a set of operating instructions for
smart grid operation that can also be used in other parts of
Germany. The participating energy companies can use the
results for future grid planning to keep costs under control.
After all, one thing is sure: the transformation brought about
by the energy turnaround will be faster, more profound and
more comprehensive than what we imagine today, according
to Dr. Clemens, VSE consortium manager for the Saarland.
“Here in the Saarland we’re getting ready for this with
new products and business models.”
controlling future grid structures consisting of up to 80 or
90 percent renewable power. But the key aspect about
KOPERNIKUS is the questions it poses about the acceptance
and costs of the energy turnaround. The “ENAVI” sub-project
where among others the Saarland is also involved, tries to
find answers. For example, what will the individual roles look
like on the future energy markets, or does the current re -
gulation framework still take due account of the requirements?
Furthermore, the project looks at the burden placed
by the energy turnaround on low-income groups and
examines funding possibilities for electromobility. The
project participants agree that “in the end, the energy turnaround
can only succeed if it safeguards both prosperity
and jobs and is adequately accepted by the population at
large”.
KOPERNIKUS
The KOPERNIKUS research project consists of four subprojects
looking at storage technologies for storing green
electricity in liquids, gas or chemical substances, or reliably

Text: Dr. Arnd Klein-Zirbes
HANDWERK UND DIGITALISIERUNG –
INNOVATIV ZUKUNFT GESTALTEN
74
Die rund 12 000 Betriebe des saarländischen Handwerks
beschäftigen nach einer vorläufigen Hochrechnung der
Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) etwa 67 000
Mitarbeiter. Sie leisten eine wohnortnahe Versorgung mit
Waren und handwerklichen Dienstleistungen, die sie
auch überregional und international absetzen.
Die Angebotspalette des Handwerks ist breit und differenziert.
Seien es die Bereiche Bauen, Wohnen, Mobilität,
Gesundheit, Energie, Umwelt, Kultur oder Ernährung – überall
sind die Betriebe des Handwerks aktiv. Die oftmals stark
regional verwurzelten Handwerksunternehmen schaffen
Arbeitsplätze in der Region, bilden dringend benötigten
Fachkräftenachwuchs aus und engagieren sich auch in
der Gemeinschaft vor Ort. Handwerk ist tatsächlich „Die
Wirt schaftsmacht. Von nebenan.“, wie es das Leitmotto der
Imagekampagne auf den Punkt bringt.
Das Handwerk hat in den vergangenen Jahrzehnten stets
auf veränderte Rahmenbedingungen reagiert und sich
weiterentwickelt. Dies beinhaltet die Änderungen orga -
nisatorischer Strukturen ebenso wie die Art und Weise der
Produktion, die Anpassung bestehender und die Entwicklung
neuer handwerklicher Dienstleistungen und Produkte
sowie die Erschließung neuer Absatzmärkte. Auslöser dieser
Veränderungen waren und sind Faktoren wie Globalisierung,
Nachhaltigkeit, steigendes Gesundheitsbewusstsein, Ener -
giewende und natürlich auch die Digitalisierung. Sie sind
Herausforderung und Chance zugleich. Dabei profitieren all
jene Unternehmen, die sich den wandelnden Anforde -
rungen wettbewerblich organisierter Märkte stellen und um
das Erfordernis wissen, neue Technologien in ihre Arbeits -
weise integrieren zu müssen.
Die Digitalisierung sorgt schon seit Langem für einen Strukturwandel
im Handwerk. Nicht nur im kaufmännischen
Bereich, sondern auch im handwerklichen Arbeitsprozess
etablierten sich im Laufe der Zeit digitale Techniken. Digi -
talisierung beeinflusst nahezu alle Phasen der handwerklichen
Leistungserstellung. Angefangen von der Beschaffung,
über die Produktion bis hin zum Absatz. Digitalisierung
verändert die Werkzeuge der Handwerker (zum Beispiel
Drohnen, 3-D-Drucker). Sie wirkt sich auf die betriebliche
Organisation aus, indem etwa mit Tablets und Cloud-
Computing die betrieblichen Prozesse optimiert werden
können. Sie schafft neue Kommunikationsmöglichkeiten
mit den verschiedenen Anspruchsgruppen und macht neue
Geschäftsmodelle möglich. Man denke allein an die sozialen
Medien: Sie ermöglichen neue Wege des Marketing, der
Kundengewinnung und -bindung.
Was Digitalisierung im Handwerk praktisch bedeutet, sollen
einige Beispiele verdeutlichen:
– Mit Drohnen zu arbeiten, die mit hochauflösenden
Kameras bestückt sind, ist für Schornsteinfeger und
Dachdecker nichts Ungewöhnliches mehr. Denn mit
ihnen können Fassaden, Dächer oder Kamine einfach,
sicher und zuverlässig überprüft werden. Der Nutzen für
Auftraggeber und Auftragnehmer liegt auf der Hand. Für
den Handwerker ist eine Inspektion ohne größeren
Aufwand möglich. Risikoreiche Klettereien werden seltener.
Das spart dem Auftraggeber Kosten und Schäden
werden von den Kameras und Sensoren rascher erkannt.
– Hobeln und Sägen in Handarbeit sind in so mancher
Tischlerwerkstatt selten geworden. Dort planen die Hand -
werker heute die benötigten Holz- oder Kunststoffteile am
Computer. Diese Tischler von heute müssen damit auch
Spezialisten für computergestützte Konstruktions pro -
gramme sein, sogenannte CAD-Programme. Mit den vom
Tischler eingegebenen Daten bearbeitet dann eine CNC-
Fräsmaschine Werkstoffe aller Art. Neben dem klassischen
Werkstoff Holz können so auch Kunststoffe, Glas oder

SKILLED CRAFTS AND DIGITISATION – MAKING THE FUTURE INNOVATIVE
The approx 12,000 skilled craft businesses in the Saarland
employ around 67,000 people according to a provisional
projection by the Saarland Chamber of Skilled Crafts
(HWK). They ensure local provisions of goods and skilled
services, as well as pursuing sales on a national and international
scale.
The skilled crafts offer a broad, differentiated range, and
are actively involved in construction, housing, mobility,
healthcare, energy, the environment, culture and food
supplies. Skilled crafts companies often have strong regional
roots; they create jobs here in the region, provide training
for urgently needed skilled young talents and also get
involved in local community life. The skilled crafts really are
“The economic power. Right next door”, to quote a German
image campaign slogan.
In recent decades, changes in general conditions have
always triggered a response and further development in the
skilled crafts, including among others modifying organi -
sational structures together with production methods. This
also refers to adjusting established services and products in
the skilled crafts sector as well as developing new ones, and
also cultivating new sales markets. Such transformations
were and are drive by factors such as globalisation, sus -
tainability, increased health awareness, the energy turnaround
and naturally also digitisation – factors which are
both a challenge and a chance at the same time. The benefits
are reaped by those companies who face up to the
changing demands of competitive markets while also being
aware of the need to integrate new technologies into the
way they work.
75
Digitalisierung im Handwerk: CAD-Programme und CNC-Maschinen
übernehmen künftig zahlreiche Arbeiten.
Digitising the skilled crafts: in future, many tasks will be performed
by CAD programs and CNC machines.

Die Reihe an Beispielen ließe sich noch lange fortsetzen. Die
Digitalisierung im Handwerk hat zwei Komponenten. Zum
einen verändert sie die Art der handwerklichen Leistungs -
erstellung, zum anderen ermöglicht digitale Technik die
Erfindung neuer Produkte und Dienstleistungen. Damit geht
das Handwerk innovativ in die Zukunft. Es trägt mit der
Verwendung neuer Technologien dazu bei, dass sich digitale
Anwendungen rascher verbreiten. Darüber hinaus nutzt es
die neuen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, um
selbst innovativ zu werden. Digitalisierung erhöht also nicht
nur die Effizienz und Effektivität der betrieblichen Leistungserstellung,
sondern schafft auch neue Möglichkeiten
für Produktion, Service und Wartung.
76
Digitalisierung verändert nicht nur Werkzeuge, sondern auch Arbeits -
prozesse. Das hat Auswirkungen auf die Qualifizierung der Fachkräfte.
Digitisation changes work processes as well as tools, with corresponding
implications for the qualifications needed by skilled craftsmen.
Metall bearbeitet werden. Dabei entstehen Produkte, die
mit großer Präzision und in extrem hoher Qualität gefertigt
sind. Die Endmontage dieser Bauteile erfolgt dann beim
Kunden.
– Malerbetriebe arbeiten mit einer Virtual-Reality-Software.
Damit können Fassaden oder Innenräume exakt abgebildet
werden. Der Kunde kann aus zahlreichen Farbtönen
und Maltechniken wählen und hat kurz darauf ein
virtuelles, aber realistisches Bild, wie das Endergebnis der
Malerarbeiten aussehen könnte. Zudem lässt sich rasch
der genaue Farbverbrauch berechnen, der für die Gestaltung
benötigt wird. Damit sinkt der Aufwand bei der
Angebotserstellung, und der Kunde erhält eine auf ihn
individuell zugeschnittene Leistung. Das spart Zeit und
Geld.
Digitalisierung verändert nicht nur Werkzeuge, sondern
auch Arbeitsprozesse. Das hat natürlich Auswirkungen auf
die Qualifizierung der Fachkräfte. Die Ausbildungsinhalte
sowie die Lernmittel und -methoden müssen den neuen
Anforderungen Rechnung tragen. Es gilt, neue Wege der
Wissensvermittlung zu finden. Hier hat die Handwerks -
kammer des Saarlandes das Projekt „Kompetenzorientiertes
Lernen im Arbeitsprozess mit digitalen Medien“ (KOLA)
initiiert, das mittlerweile erfolgreich abgeschlossen wurde.
Mithilfe digitaler Medien wie Tablets und Smartphones wird
die räumliche Trennung von Schule, Ausbildungsbetrieb
und Bildungseinrichtungen überbrückt und so eine am
Arbeitsprozess orientierte Kompetenzentwicklung in der
Ausbildung gefördert. Mittels der Zentralstelle für die
Wei terbildung im Handwerk (ZWH) werden die Ergebnisse
dieses Projekts bundesweit verbreitet.
Handwerk wird es geben, solange Menschen Produkte und
Leistungen nachfragen, die ihrer Individualität Ausdruck
verleihen. Besondere Merkmale handwerklicher Produktion
waren und sind Flexibilität und Kreativität, mit denen in -
dividuelle Kundenwünsche erfüllt werden. Handwerker sind
kreative Problemlöser, die Beratung und Service vor Ort
bieten. Die Verbindung dieser handwerklichen Kernkompetenzen
mit den Möglichkeiten digitaler Technik schafft neue
Handlungsspielräume. Das Handwerk hat goldenen Boden
– auch in Zukunft.

For a while now, digitisation has been changing the structure
of the skilled crafts. In the course of time, digital
processes have become established in both commercial
aspects and in the work processes of the skilled crafts.
Digitisation influences nearly all the phases involved in
skilled craft performance, starting with procurement via
production through to sales. Digitisation changes the tools
used in the skilled crafts (such as drones or 3D printers). It
affects the way companies are organised, with operational
processes optimised by tablets and cloud computing. It
creates new communication possibilities with the various
contact groups and opens up new business models. Just
think of the social media and the new methods they offer
for marketing, customer acquisition and retention.
A few examples will illustrate what digitisation means for the
skilled crafts in practical terms:
– It is no longer unusual to find chimney sweeps and roofing
contractors working with drones that are fitted with
high-resolution cameras. They can be used to check
facades, roofs or chimneys in a quick, easy and reliable way.
The benefits for client and contractor are quite obvious.
The skilled craftsman can carry out an inspection without
further ado, with far less need for high-risk climbing tasks.
As a result, costs are reduced for the client and damage is
detected more quickly by the cameras and sensors.
– Manual use of the plane and saw has become rare in
certain carpentry workshops. Instead, today the skilled
craftsmen plan the needed wooden or plastic parts on the
computer. In other words, carpenters also have to be
familiar with using computer-assisted design programs. A
CNC milling machine then processes materials of all kinds
using the data entered by the carpenter. Plastics, glass and
metal can be processed as well as wood as the traditional
material. The process leads to products made with great
precision in extremely high quality, ready for final assembly
by the customer.
– Painters and decorators today use virtual reality software
which gives an exact visualisation of facades or interior
rooms. Customers can select from numerous colour
shades and techniques and see a virtual yet realistic image
of what the final results will look like. It is also possible to
make a quick calculation of exactly how much paint will
be needed. Producing an offer is much simpler, and customers
receive a bespoke service, all saving time and
money.
Plenty more examples could be added to the list. There are
two aspects to digitisation in the skilled crafts. On the one
hand, it changes the way the skilled crafts perform, and on
the other it opens up possibilities for inventing new
products and services. The skilled crafts are thus taking an
innovative approach to the future. By using new technol -
ogies, they are helping digital applications to spread more
quickly. Furthermore, they are using the new possibilities
created by digitisation to become innovative themselves.
Digitisation not only makes a company’s performance more
efficient and effective but also opens up new possibilities
for production, service and maintenance.
Digitisation changes work processes as well as tools, with
corresponding implications for the qualifications needed by
skilled craftsmen. Both the training course contents and the
teaching methods and resources have to take account of
the new requirements. New methods have to be found to
convey knowledge. A corresponding project called “Skilloriented
learning in the working process with digital media”
(KOLA) initiated by the Saarland Chamber of Skilled Crafts
has meanwhile been brought to a successful conclusion.
Digital media such as tablets and smart phones bridge the
physical gap between college, training company and education
institutions to promote the work-process oriented
development of skills during apprenticeships and training.
The central office for further education in skilled crafts (ZWH)
ensures that the project results are disseminated throughout
the country.
The skilled crafts will survive for as long as people demand
products and services that express their individuality. The
flexibility and creativity with which individual customer
requests are fulfilled were and are the USPs of skilled craft
production. Skilled craftsmen are creative problem solvers
who offer advice and service on the spot. Combining these
core skills of the branch with the possibilities of digital
technology opens up new scope for business. The skilled
crafts have a golden future ahead of them.
77

Text: Claus Weyers
DIE BAUWIRTSCHAFT –
EINE MOMENTAUFNAHME
78
Die saarländische Bauwirtschaft ist mit ihren rund 9000
Beschäftigten und über einer Mrd. Euro Umsatz einer der
Schlüsselwirtschaftszweige im Saarland. Und nicht nur im
Hinblick auf Beschäftigen- und Umsatzzahlen kann man
von einer der bedeutendsten Branchen sprechen, denn
ohne Bauen geht gar nichts: Infrastruktur, digitaler Netz -
ausbau, Gebäude, Schulen, Turnhallen, Schwimmbäder
bis hin zu Ein- und Zweifamilienhäusern. Und auch wenn
die Bauwirtschaft eine der ältesten Branchen ist, im Bau
hat die Moderne Einzug gehalten und die Digitalisierung
ist eines ihrer Zukunftsthemen.
Die Bauwirtschaft ist eingebettet in ein gutes strukturelles
Umfeld und befindet sich – nach über zehn Jahren Flaute –
bereits im dritten Jahr in Folge in einem Aufwärtstrend. Kann
man im Bund mit einem Beschäftigtenzuwachs von 5,9
Prozent im vergangenen Jahr und einem Umsatzanstieg
von 8,5 Prozent mit Fug und Recht von einem Bauboom
sprechen, so bleibt das Saarland mit seinen entsprechenden
Werten von einem Prozent Beschäftigtenzuwachs bzw.
zwei Prozent Umsatzanstieg deutlich dahinter zurück. Die
saarländische Bauwirtschaft wartet auf den Bauboom und
fährt sozusagen im Windschatten des bundesweiten Auf -
wärtstrends. Auch wenn nicht zu erwarten ist, dass das
Saarland aus diesem Windschatten einmal heraustritt und
vielleicht sogar zum „Überholvorgang“ ansetzen könnte, ist
die Entwicklung der saarländischen Bauwirtschaft dennoch
zufriedenstellend. Gerade bei der Beschäftigung setzt sich
der Anstieg nunmehr bereits im vierten Jahr in Folge fort.
Vermehrt ist jedoch festzustellen, dass die größeren mittelständischen
Bauunternehmen ihre Umsätze immer stärker
Die Bauwirtschaft ist eingebettet in ein gutes strukturelles Umfeld und
befindet sich bereits im dritten Jahr in Folge in einem Aufwärtstrend.
The construction industry is embedded in a good structural setting
and has been growing now for three years in succession.

THE CONSTRUCTION INDUSTRY – A SNAPSHOT
The construction industry in the Saarland has around
9,000 employees generating more than one billion Euro
in turnover, making it one of the key sectors in the state’s
economy. This applies not just in terms of employees and
turnover: after all, construction is key to everything. Infrastructure,
expansion of the digital network, buildings,
schools, sports facilities and swimming pools through to
houses, homes and apartments. And although the
construction industry is one of the oldest branches, it is
open to modern developments with digitisation being a
key issue for the future.
The construction industry is embedded in a good structural
setting. Business has been growing now for three years in
succession following a ten-year slump. Compared to the
national statistics which indicate a construction boom
where the workforce grew by 5.9 percent last year and
generated an 8.5 percent increase in turnover, the cor -
responding figures for the Saarland tend to lag behind with
a one percent increase in jobs and two percent in turnover.
The construction industry in the Saarland is waiting for the
construction boom to arrive here too, and could be said to
be sailing in the slipstream of the national growth trend.
Although the Saarland is not expected to emerge from the
slipstream and overtake the other states, developments in
the construction industry here can still be described as
satisfactory. Employment figures in particular have now
been growing for the fourth year in succession.
However, it must be said that the larger medium-sized construction
companies increasingly tend to generate their
turnover outside the state borders. Now that the French
market has practically come to a standstill due to ever higher
hurdles, efforts focus on the market in Luxembourg together
with the neighbouring German states such as the Rhineland
Palatinate and Baden-Württemberg, and even up to the
Rhine-Main area, where reasonable prices and profit margins
are possible thanks to the booming construction
market.
Tax revenues are flooding into the public coffers. The investment
ramp-up in national road construction has meanwhile
reached around 14 billion Euro per year, which is meanwhile
a fixed figure. The recent coalition agreement for the
national government in Berlin intends to continue with this
high level of investment. And following the state elections,
the grand coalition in the Saarland has announced its intention
to increase the funds made available for repairing and
maintaining the state’s roads. Meanwhile the corresponding
funds grew by 5.35 million Euro in a year-on-year comparison
to reach altogether 21.3 million, while the federal
government is contributing 78.8 million Euro in 2018 alone
for maintenance of the motorways and federal highways.
Total investment by the federal government amounts to
roughly 110.6 million Euro. While the initial focus is on
repairing superficial damage, from 2020 onwards there will
be greater scope for investment as a result of interstate
financial compensation, with fundamental improvements
in the traffic network including complete upgrades of whole
sections of roadway. For years now, the employers’ asso -
ciation for the construction industry (AGV Bau Saar) has
been demanding that full use is made of the funds and that
they are put to their intended purpose. Here there is a need
to improve the technical and human resources available to
the state road maintenance authority (LfS).
The state of the infrastructure on a local level gives special
cause for concern. In early 2017, the Minister of the Interior
Bouillon initiated a special scheme for local authorities
amounting to 20 million Euro, which has started to have a
positive effect. But the amount is no more than a drop in the
ocean, with the local authorities responsible for nearly two
thirds of the road network. The poor financial situation of
the local authorities in the Saarland is beyond dispute. There
is scarcely any money available for investment. As far as the
public service obligations of the local authorities in terms of
roads and pathways are concerned, one possible solution
would be to improve the revenue situation. Recurrent road
improvement contributions could be charged as part of the
local rates, but no-one has the courage to take this step!
79

80
außerhalb der Landesgrenzen generieren. Nachdem der
französische Markt durch immer höhere Hemmnisse quasi
zum Erliegen gekommen ist, konzentrieren sich die
Bemühungen auf den luxemburgischen Markt und auf die
benachbarten Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, Baden-
Württemberg und bis ins Rhein-Main-Gebiet hinein. Dort
boomt der Baumarkt, dort sind auskömmliche Preise und
Gewinnmargen zu erzielen.
Die Steuereinnahmen der öffentlichen Kassen sprudeln
nach wie vor. Bundesweit hat der Investitionshochlauf im
Verkehrswegebau nunmehr jährlich rund 14 Mrd. Euro er -
reicht und ist zwischenzeitlich eine feststehende Größe. Der
jüngst beschlossene Koalitionsvertrag in Berlin hält an
diesem Hochlaufen des Investitionsvolumens fest. Auch die
GroKo im Saarland hat nach der Landtagswahl angekündigt,
die Mittel für Reparatur und Unterhaltung der Landstraßen
aufzustocken. Zwischenzeitlich wurden die Mittel für die
Landstraßen im Vergleich zum Vorjahr um 5,35 Mio. Euro auf
insgesamt 21,3 Mio. Euro aufgestockt, vom Bund fließen im
Jahr 2018 allein 78,8 Mio. Euro in den Erhalt von Autobahnen
und Bundesstraßen. Die Gesamtinvestitionen des Bundes
belaufen sich auf rund 110,6 Mio. Euro. Sollen zunächst erst
die oberflächlichen Schäden repariert werden, so werden
ab 2020 durch den größeren Spielraum für Investitionen im
Rahmen des Bund-Länder-Finanzausgleiches das Verkehrs -
netz wesentlich verbessert und ganze Streckenzüge von
Grund auf erneuert werden. Der AGV Bau Saar fordert seit
Jahren, dass die Mittel auch tatsächlich abgerufen und
verbaut werden. Hierzu bedarf es einer ausreichenden sachlichen
und personellen Ausstattung des Landesbetriebes für
Straßenbau (LfS).
Besondere Sorge bereitet der Zustand der kommunalen
Infrastruktur. Hier hat zu Beginn des Jahres 2017 das von
Innenminister Bouillon aufgelegte Sonderprogramm für
Kommunen in Höhe von 20 Mio. Euro durchaus positiv
gewirkt. Allein die Summe wirkt wie der Tropfen auf dem
berühmten heißen Stein, machen doch die in kommunaler
Verantwortung befindlichen Straßen fast zwei Drittel des
Straßennetzes aus. Die desolate finanzielle Ausstattung der
saarländischen Kommunen ist unbestritten. Geld für Inves -
titionen ist kaum vorhanden. Als Ausweg bleibt, was die
kommunale Daseinsvorsorge in Bezug auf Straßen und
Wege betrifft, eine Verbesserung der Einnahmesituation.
Durch wiederkehrende Straßenausbaubeiträge könnte dem
Rechnung getragen werden. Allein es fehlt der Mut!
Auch die Bauwirtschaft hat der Fachkräftemangel ereilt. So
berichten Mitgliedsunternehmen verstärkt von Schwie rig -
keiten, Fachkräfte zu generieren und auch eigenen Nachwuchs
auszubilden. So sehen immer mehr Unternehmen
im Fachkräftemangel ein großes Risiko für den Fortbestand
und die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens.
Der AGV Bau Saar hat daher seine Kampagne „Azubi am Bau“
ins Leben gerufen, um die Unternehmen bei ihrer Suche
nach geeignetem Nachwuchs zu unterstützen.
The construction industry is also suffering from the skills
shortage. Member companies report about increasing problems
in acquiring skilled workers and even training up their
own apprentices. More and more companies see the skills
shortage as posing a great risk to the survival and economic
development of their business. AGV Bau Saar has therefore
launched a campaign for “Building Trade Apprentices” to
help companies find suitable young talents.

81
Bau eines neuen Trinkwasserspeichers des Wasserwerks Saarwellingen
im Wald auf dem Steinberg.
Building a new drinking water storage tank for Saarwellingen waterworks
in the woods on Steinberg.

Text: Richard Schreiner
ZWISCHEN ÖKONOMIE UND ÖKOLOGIE –
WETTBEWERBSFÄHIGE LANDWIRTSCHAFT IM SAARLAND
82
Die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft im Saarland
ist sowohl von den natürlichen Standortbedingungen
als auch von historisch politischen Bedingungen wie der
zeitweisen Zugehörigkeit des Saarlandes zum fran -
zösischen Verwaltungs- und Wirtschaftsraum nach dem
Zweiten Weltkrieg bis heute geprägt. Aber auch die
aktuelle Ausrichtung der Landesagrarpolitik ist maß ge -
bend für die Wettbewerbsfähigkeit der saarländischen
Landwirtschaft in Europa und der Welt.
Die natürlichen Standortbedingungen sind geprägt durch
stark schwankende Bodenqualitäten, von wertvollen
Muschel kalkböden bis zu mageren Sandböden, und ebenso
differenzierten Reliefbedingungen von steil bis flach. Man
kann von sehr unterschiedlichen Produktionsbedingungen
sprechen, die überwiegend nachteilig sind, sodass das Saarland
mit wenigen Ausnahmen als benachteiligtes Gebiet
seitens der EU anerkannt ist. Dazu trägt auch die historisch
bedingte Realteilung bei, die dazu geführt hat, dass die
Agrarstruktur im Saarland trotz Flurbereinigung eher kleinparzelliert
ist und durch eine breite Eigentumsstreuung
geprägt ist.
Durch die natürlichen Standortbedingungen und die agrarpolitischen
Rahmenbedingungen hat sich das Saarland zu
einer Grünlandregion im Herzen Europas entwickelt. Nur
wenige Kilometer westlich in Lothringen ist dagegen eine
landwirtschaftliche Boomregion mit hoher Wettbewerbs -
kraft entstanden, die hauptsächlich durch den Ackerbau
geprägt ist.
Im Saarland ist etwas mehr als die Hälfte der landwirt -
schaftlich genutzten Fläche Dauergrünland. Das sind 40 000
Hektar. Rund 37 000 Hektar sind Acker. Aus dem hohen
Anteil an Grünland resultiert die Hauptproduktionsrichtung
der Landwirtschaft im Saarland, die Milchproduktion. Hier
ist die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Maßstab
gefordert. Die Milch geht überwiegend über die Molkerei
Hochwald in den deutschen Lebensmitteleinzelhandel, in
die Industrie und in den Export.
Nach der Milchproduktion kommt im Saarland bereits die
extensive Pensionspferdehaltung als zweitwichtigster
Produktionszweig in der saarländischen Tierhaltung. Die
Schweineproduktion spielt seit einigen Jahren keine Rolle
mehr, wohingegen die Eierproduktion für den regionalen
saarländischen Markt einen erfreulichen Aufschwung erlebt.
Im Ackerbau dominiert das Getreide mit rund 22 000 Hektar.
Der Anteil von Winterraps bzw. Silomais ist mit jeweils unter
4000 Hektar seit Jahren konstant. Biogasanlagen sind mitt -
lerweile wichtige Nebenbetriebszweige in vielen Betrieben.
Von einem Bauboom in diesem Bereich ist das Saarland aber
weit entfernt. Dies zeigt auch der nach wie vor geringe
Anteil von Silomais an der saarländischen Ackerfläche. Die
Bioproduktion ist wie der Weinbau eine erfolgreiche
Nischenproduktion im Saarland, die an ihre natürlichen und
wirtschaftlichen Grenzen stößt. Allein der relativ hohe
Flächenanteil der Bioproduktion ist kein Maßstab für den
ökonomischen Erfolg dieser Produktionsrichtung, da ein
Großteil der Bioflächen bereits bisher extensiv als Grünland
genutzt wurde. Hier stehen Mitnahmeeffekte und nicht die
wettbewerbsfähige Produktion im Fokus.
Insgesamt ist sowohl für die tierische wie pflanzliche Er -
zeugung im Saarland festzustellen, dass die Durchschnitts -
erträge am unteren Ende der Vergleichszahlen national wie
international liegen. Die Flächenintensität der Landwirt -
schaft im Saarland ist sehr gering. Dies zeigt sich nicht nur
an den geringen Erträgen, sondern auch an dem relativ
geringen Produktionsmitteleinsatz sowie dem vergleichs -

BETWEEN ECONOMY AND ECOLOGY – COMPETITIVE AGRICULTURE IN THE SAARLAND
The competitiveness of agriculture in the Saarland is
shaped right through to the present day by both the local
natural conditions and also historical political cir -
cumstances, such as the fact that after World War II, for a
while the Saarland belonged to the French economic and
administrative region. Furthermore, the current course
taken by state agricultural policy also plays a crucial role
in the competitiveness of the Saarland’s agriculture on a
European and global level.
The natural conditions are characterised by highly fluc -
tuating soil quality ranging from valuable shell-limestone
soil to poor sandy soil. Similarly the topography varies from
steep to flat. These are primarily adverse, highly differing
production conditions so that with a few exceptions the
Saarland is deemed to be a disadvantaged area by the EU.
Moreover, historically established gavelkind tenure gave the
Saarland a fragmented structure despite land consolidation
measures, with highly dispersed patterns of ownership.
83
The natural conditions and the results of agricultural policy
decisions have seen the Saarland become a primarily
pasture land region at the heart of Europe. By contrast,
Lorraine just a few miles to the West stands out as a highly
competitive agricultural boom region dominated by arable
farming.
More than half of agricultural land in the Saarland is per -
manent pasture land, in total 40,000 hectares. Arable land
covers around 37,000 hectares. The high share of pasture
land means that dairy farming is the main production activity
in the Saarland’s agriculture. Competition has to be on
an international scale. Most of the milk is supplied through
the Hochwald dairy to German food retailers as well as
industry and export.
After milk production, the extensive boarding stables business
is the second main branch for livestock farming in the
Saarland. The production of pigs has been insignificant for
Im saarländischen Ackerbau dominiert das Getreide mit
rund 22 000 Hektar Anbaufläche.
Arable farming in the Saarland is dominated by cereal crops,
accounting for around 22,000 hectares.

84
Aus dem hohen Anteil an Grünland resultiert die Hauptproduktionsrichtung
der Landwirtschaft im Saarland, die Milchproduktion.
The high share of pasture land means that dairy farming is the main
production activity in the Saarland’s agriculture.
weise geringen Viehbesatz pro Hektar unter zwei Groß -
vieheinheiten. Ohne staatliche Ausgleichzahlungen ist eine
flächendeckende Landwirtschaft im Saarland kaum mehr
möglich. Im Rahmen der Neuausrichtung der gemeinsamen
Agrarpolitik sollen diese Ausgleichsleistungen noch stärker
an ökologische Vorleistungen gebunden werden. Damit
wird die Wettbewerbsfähigkeit der saarländischen Landwirtschaft
weiter geschwächt. Für die Zukunft hieße dies
noch mehr Ökologie und weniger Ökonomie.
im ländlichen Raum und für den Arbeitsmarkt wird steigen,
wenn man sie im ordnungspolitischen Rahmen unterstützt
und nicht hemmt.
Mehr Ökologie bedeutet immer weniger Ökonomie. Eine
wettbewerbsfähige Landwirtschaft kann aber weder ohne
Ökonomie noch Ökologie leben. Das ideale Maß zu finden,
ist die Kunst des Bauern und Maßstab für die Agrarpolitik im
Saarland.
Zwischen Ökonomie und Ökologie gibt es kein Entwederoder,
sondern nur ein Miteinander. Für die Landwirtschaft
des Saarlandes soll die Zukunft noch mehr Ökologie bedeuten.
Dabei dürfen die am internationalen Wettbewerb
orientierten landwirtschaftlichen Betriebe im Saarland nicht
auf der Strecke bleiben. Ihre Bedeutung für die Wirtschaft

Erstklassige Qualitätsweine gedeihen auf den schweren Kalkmuschel -
böden der saarländischen Obermosel. Im Bild Winzer Ralf Petgen.
85
First-class quality wine flourish in the heavy muschelkalk
soil of the Saar-Upper Moselle. The picture shows winemaker Ralf Petgen.
some years now, while on the other hand the production of
eggs for the regional Saarland market is enjoying a positive
revival.
Arable farming is dominated with cereal crops accounting
for around 22,000 hectares. For some years, the share of
winter oilseed rape respectively silage corn has remained
on a constant level below 4,000 hectares. Biogas facilities
have meanwhile become an important sideline business for
many farms, but the Saarland is far from experiencing a
boom in this sector, a fact also indicated by the low share of
silage corn in arable farming in the state. Just like wine -
growing, organic farming is another successful niche area in
the Saarland, but it is coming up against its natural and
economic limits. The relatively large amount of land being
used for organic farming does not necessarily indicate any
great economic success here as most organic farming land
already saw extensive use as pasture land. The main focus
here is on windfall effects rather than competitive pro -
duction.
Altogether it must be said that the average yields for animal
and crop production in the Saarland are at the bottom end
of both national and international statistics. Agricultural land
is used on a very low level of intensity, as indicated not just
by the small yields but also in the relatively low usage of
production equipment and also the comparatively small
number of cattle per hectare of less than two livestock units.
Widespread agriculture in the Saarland would scarcely
survive without state compensation payments. The realignment
of the Common Agricultural Policy aims to tie such
payments even more to advance contributions in terms of
ecological action. This makes agriculture in the Saarland
even less competitive, demanding more ecology and less
economy in future.
But it’s not a case of either/or with economy and ecology:
the two have to be combined together. For agriculture in
the Saarland, the future focus should be even more on
ecology. At the same time, those farming businesses in the
Saarland geared to international competition must not be
left behind. They will play a greater role for the rural
economy and for the job market if supported and not
hindered by the regulatory framework.
More ecology always means less economy. But the agri -
cultural sector cannot be competitive without a combi -
nation of economy and ecology. Finding the ideal middle
course is the art of farming and benchmark for agricultural
policy in the Saarland.

Text: Dr. Mathias Hafner
EXISTENZGRÜNDUNG IM SAARLAND – BESTE
STANDORTBEDINGUNGEN FÜR INNOVATIVE START-UPS
86
Gründungsförderung ist im Saarland Netzwerkaufgabe.
Um Existenzgründern und jungen Unternehmen lange
Wege zur passenden Beratung zu ersparen, wurde bereits
im Jahr 1998 die Saarland Offensive für Gründung (SOG)
ins Leben gerufen. Impulsgeber war das saarländische
Wirtschaftsministerium, welches das Netzwerk bis heute
federführend betreut.
Startete das SOG-Netzwerk zu Beginn mit nur vier Gründungslotsen
– neben dem Ministerium selbst waren das die
IHK Saarland, die Handwerkskammer des Saarlandes und die
Saarländische Investitionskreditbank AG (SIKB) – sind heute
im SOG-Netzwerk alle in der Gründerförderung aktiven
Kräfte des Saarlandes gebündelt. Damit angehende Gründer
mit Informationen aus erster Hand versorgt werden, bietet
das Netzwerk eine Fülle von Veranstaltungen, Seminaren
und individuellen Beratungen. Es gibt Orientierungshilfen,
wenn es darum geht, Herausforderungen wie die Erstellung
eines Unternehmenskonzeptes oder eines Finanzierungsplans
zu meistern. Regelmäßig präsentieren sich zudem alle
Netzwerkpartner gemeinsam auf einer zentralen SOG-
Gründermesse in Saarbrücken.
Gründungszahlen gehen zurück
Im Saarland gehen die Gründungszahlen zurück – seit nunmehr
acht Jahren nimmt die Zahl der Existenzgründungen
im Saarland kontinuierlich ab. Damit liegt das kleinste
deutsche Flächenland ganz im bundesweiten Trend. Im Jahr
2017 suchten nur noch 2540 Gründer den Weg in die hauptberufliche
Selbstständigkeit, mit 3,8 Prozent fiel der Rückgang
der Existenzgründungen aber deutlich niedriger aus
als in den Vorjahren. Erfreulich für das Saarland: Während
bundesweit die Zahl der Betriebsgründungen mit einer
größeren wirtschaftlichen Bedeutung (Betriebsgründungen
von Hauptniederlassungen) leicht zurückging, konnte das
Saarland einen Anstieg von 5,8 Prozent verzeichnen.
Innovation ist gefragt
Durch Digitalisierung und den schnellen Zugang auf welt -
weite Märkte haben innovative Gründungen einen nie
gekannten Stellenwert erreicht. Eine gute Idee mit dem
mächtigen Antrieb der Digitalisierung kann heutzutage in
kürzester Zeit ganze Branchen aufmischen – Disruption
heißt das Zauberwort. Das Saarland hat mit dem Abschied
von der Kohle schon einmal einen besonders intensiven
Strukturwandel erfolgreich absolviert. Heute ist der Automotive-Sektor
bestimmend im Land; eine Branche, die nicht
nur vor der flächendeckenden Einführung neuer Antriebs -
technologien steht, sondern in der auch die Verheißungen
des autonomen Fahrens ganz neue Geschäftsmodelle
entstehen lassen. Die bestehenden Betriebe haben ihre
Märkte natürlich genau im Blick und versuchen, sich bestmöglich
auf neue Entwicklungen einzustellen. Allerdings ist
es in einem Großunternehmen alles andere als einfach,
disruptive Erneuerungen zu fördern. Eben deshalb sind
innovative Neugründungen so wichtig.
Triebfeder für die innovativen und technologieorientierten
Gründungen sind fast überall in der Welt Hochschulen und
hochschulnahe Zentren und Institute. Und da ist das Saarland
sehr gut aufgestellt. Das Land bildet Nachwuchsund
Spitzenforscher unter anderem in den Bereichen IT,
Nanotechnologie oder Pharmazie aus – und es zieht sie aus
aller Welt an. Bald geht in Saarbrücken zudem das neue
Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit CISPA an den
Start – dann wird der Forschungsstandort eine neue Stufe
internationaler Ausstrahlung erreichen.
Die Universität des Saarlandes selbst ist ohnehin eine der
internationalsten Hochschulen in Deutschland, die Hoch -
schule für Technik und Wirtschaft HTW eine besonders
forschungsstarke Fachhochschule. Erfreulich ist: Beide
großen saarländischen Hochschulen unterstützen mittler-

SETTING UP BUSINESS IN THE SAARLAND – IDEAL CONDITIONS FOR INNOVATIVE START-UPS
Start-up support in the Saarland is a network task. To
make it easier for start-ups and young companies to find
the right advice, the Saarland Offensive für Gründung
(SOG – Saarland Start-up Campaign) was launched back
in 1998. The incentive came from the Ministry of
Economic Affairs in the Saarland which is still in charge
of looking after the network today.
While the SOG network initially only had four start-up ad -
visers, with the Ministry itself joined by the CCI Saarland,
Saarland Chamber of Skilled Crafts and the Saarland Investment
Credit Bank (SIKB), today all those actively involved in
providing start-up support in the Saarland are part of the
SOG network. It offers a wealth of events, seminars and
individual consulting to ensure pending start-ups receive
first-hand information. Guidance is available when it comes
to dealing with the challenges involved, such as drawing up
a business concept or financing plan. Furthermore, all
network partners regularly appear together at a central SOG
start-up fair in Saarbrücken.
Declining start-up figures
The Saarland’s start-up figures are declining. The number of
businesses being set up in the Saarland has decreased
constantly for eight years now. Germany’s smallest non-city
state is thus in line with the national trend. In 2017, only
2,540 start-ups tried to set up their own business, although
the decline in start-ups of just 3.8 percent was much lower
than in previous years. The good news for the Saarland is
that compared to the slight decline in the number of business
start-ups of greater economic significance (setting up
company headquarters), here the Saarland recorded an
increase of 5.8 percent.
87
Die Gründermesse der IHK und des SOG-Netzwerkes ist
eine der wichtigsten Informationsplatt formen für
Jungunternehmer und Existenzgründer.
The CCI and SOG network start-up fair is one of the most
important information platforms
for start-ups and young entrepreneurs.

Individuelle Beratungen geben wichtige Orientierungshilfen, wenn es
darum geht, Herausforderungen wie die Erstellung eines Unternehmens -
konzeptes oder eines Finanzierungsplans zu meistern.
Individual consulting sessions offer important guidance
for meeting the challenges involved,
such as drawing up a business concept or financing plan.
88
weile systematisch Gründungen. Die Saar-Uni hat sich als
eine von nur drei deutschen Unis mit einem überzeugenden
Konzept den Titel „Exist-Gründerhochschule“ verdient –
und setzt das Konzept mit großer Leidenschaft um. Und die
HTW hat mit dem HTW/FITT-Gründerzentrum Büros und
Labore für Start-ups geschaffen, die immer stärker genutzt
werden. Das Klima an den saarländischen Hochschulen ist
im Vergleich zu anderen Universitäten und Fachhoch -
schulen sehr gründerfreundlich und dem Thema Ausgründungen
wird eine hohe Priorität eingeräumt. Gründer aus
den Hochschulen profitieren mittlerweile von einem intensiven
und umfassenden Betreuungsangebot.
Kapitalgeber finden
Allerdings zeigen die Erfahrungen aus der Gründungs -
beratung aber auch, dass gerade Gründer aus den Hoch -
schulen sich oft noch schwertun, marktfähige Angebote zu
entwickeln. Zu produktverliebt häufig die Entwicklung, zu
wenig Verständnis für Vertrieb und Marketing. Da ist
unternehmerische Praxis gefragt, und hier sind dann Praktiker
aus dem in der IHK angesiedelten Business Angels
Netz werk Saarland (BANS) eine große Hilfe. Das BANS bietet
mit seinem Gründertreff zudem eine einfache Möglichkeit,
Geschäftsideen im vertraulichen Kreis einfach mal zur
Diskussion zu stellen – mit erfahrenen Unternehmern und
Managern werden dann Marktchancen und -risiken ausgelotet.
Junge Technologieunternehmen in der Gründungsphase
sowie bereits bestehende innovative Unternehmen haben
es mitunter schwer, Kapitalgeber zu finden. Auch hier kann
das Business Angels Netzwerk weiterhelfen, dies nicht nur
mit Privatkapital von den im BANS engagierten Investoren,
die Minderheitsbeteiligungen an Start-ups eingehen. Über
das Netzwerk werden auch unbürokratisch Darlehen aus
einem durch Mittel des Landes finanzierten Fonds ausge -
reicht – die können mitunter den entscheidenden Baustein
für eine innovative Gründungsfinanzierung darstellen.
Geht es um etwas größere Summen, führt im Saarland an
der zur SIKB gehörenden Saarländischen Wagnisfinan zie -
rungsgesellschaft (SWG) kein Weg vorbei. Die SWG bietet
Wagniskapital in Form von echtem Eigenkapital und stille
Beteiligungen mit eigenkapitalähnlichem Charakter. Die
Gesellschaft stellt je Unternehmen Beteiligungskapital von
bis zu einer Million Euro bereit, wobei der Fokus stark auf
den technologischen „Neuheitencharakter“ des Vorhabens
gelegt wird. Gemeinsam mit Partnern kann die SWG auch
größere Finanzierungs-Volumina stemmen, sodass Start-ups
im Saarland für die Finanzierung ihrer Geschäftsidee beste
Bedingungen vorfinden.
Das Saarland hat erkannt, welche neuen Möglichkeiten
Digitalisierung und weltweite Vernetzung für innovative
Unternehmensgründungen bieten. Es tut alles dafür, sie
gezielt und bestmöglich zu fördern.

Innovation is what’s needed
Digitisation and fast access to global markets mean that
innovative start-ups are more important than ever before.
With the powerful thrust of digitisation behind it, today a
new idea can turn whole branches on their heads in next to
no time. “Disruption” is the catchphrase. The Saarland was
already successful in implementing really intensive structural
change when it said goodbye to the coal industry. Today it
is the automotive sector that dictates developments. This is
a branch that is not only facing the widespread introduction
of new drive technologies but also needs completely new
business models to cope with autonomous driving and all
that it promises. Existing companies are naturally keeping
their eyes carefully on their markets and are adapting as well
as possible to new developments. However, big companies
are never the ideal setting to encourage disruptive new
concepts, approaches and ideas. This is where innovative
start-ups play such an important role.
Almost all over the world, it is the universities, related
research centres and similar institutes that are the driving
force behind innovative, technology-oriented start-ups. The
Saarland is in a very good position in this context. The state
trains young talents and top researchers in fields such as IT,
nanotechnology and pharmacy, attracting people from all
over the world. The new Helmholtz Center for It Security,
Privacy & Accountability (CISPA) is also about to open its
doors in Saarbrücken, giving the research location a new
international standing.
Saarland University itself is one of Germany’s most inter -
national universities, while htw saar, the University of
Applied Sciences in Saarbrücken has a special focus on
research. Furthermore, both of the big universities in the
Saarland meanwhile provide systematic support for startups.
Saarland University is one of just three German uni -
versities to be given the title “Exist-Gründerhochschule” (Exist
Start-up Uni) with a convincing concept that is being im -
plemented with great passion and enthusiasm. The htw has
created the HTW/FITT start-up centre which provides offices
and labs for new businesses. Increasing use is being made
of the centre and its facilities. Compared to other univer -
sities, the climate at these establishments in the Saarland is
very favourable for start-ups, with great priority being given
to the whole issue of hive-offs and start-ups. Hive-offs from
the universities meanwhile benefit from an intensive, comprehensive
range of support.
Finding investors
However, experience with start-up consulting shows that
university start-ups in particular often struggle to develop
marketable offers. They tend to be too product-focused
without sufficient understanding of sales and marketing issues.
Business practice is needed here, which is where the
CCI’s Business Angels Network Saarland (BANS) comes in.
The BANS also organises regular start-up get-together
meetings as a simple way of putting business ideas up for
discussion in a confidential setting. Experienced entre -
preneurs and managers help to sound out market chances
and risks.
Young technology companies in the start-up phase and
even already existing innovative companies often struggle
to find investors. The Business Angels Network helps here
too by taking on minority holdings in start-ups not just with
private capital from the investors involved in the BANS: the
network also organises loans from a fund financed by state
resources with a minimum of red tape. Among others, this
may prove to be a crucial financial contribution for getting
an innovative start-up off the ground.
Where larger sums are concerned, in the Saarland there is
no alternative to the SWG (Saarland venture capital company)
which belongs to the SIKB. The SWG offers venture
capital in the form of genuine equity and silent partnerships
with an equity character. Depending on the company, the
SWG provides participation capital of up to one million Euro
and has a strong focus on projects with a clear technological
innovation character. The SWG works with partners to
provide even larger financing volumes, thus offering ideal
conditions for start-ups in the Saarland to obtain the financial
backing for their business idea.
The Saarland has recognised the new possibilities for innovative
business start-ups offered by digitisation and global
networking, and is doing what it can to provide the best
possible specific support.
89

Text: Heike Cloß
DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT –
IMMER ANPASSUNGSFÄHIG
90
Die saarländische Immobilienwirtschaft ist eine leistungsfähige
Branche im Spannungsfeld zwischen starker
Baukonjunktur, zunehmender Regulierung und Fach -
kräfte mangel. Sie kann in den letzten Jahren auf einen
positiven Konjunkturverlauf blicken.
Dabei laufen die Geschäfte der Immobilienverwalter seit
langen Jahren relativ konjunkturunabhängig und weit -
gehend stabil. Immobilienmakler, Projektentwickler und
Bauträger hingegen profitieren von einem positiven Wirt -
schaftsverlauf. Denn: Immobilien genießen noch immer den
Ruf als wertstabiles Betongold. Dies trifft vor allem auf die
urbanen Zentren im Saarland zu. In der Landeshauptstadt
Saarbrücken und einigen Mittelstädten haben Nachfrage -
überhänge die Kaufpreise und Mieten bei Wohnimmobilien
deutlich steigen lassen.
Doch dem Boom in den urbanen Zentren stehen in den
ländlichen Regionen eher fallende Preise und höhere Leerstandsquoten
bei Wohn- und Gewerbeimmobilien gegen -
über. Hier gibt es auch geringere Neubauaktivitäten. Das hat
unmittelbare Auswirkungen auf die Geschäftserfolge der
Branche vor Ort. Hinzu kommt, dass die Branche – neben
Fachkräftemangel, steigenden Arbeitskosten und fortschrei -
tender Digitalisierung – die neuen gesetzgeberischen
Herausforderungen zu bewältigen hat. Denn: Gerade in der
Immobilienbranche hat der Gesetzgeber in den letzten
Jahren einige gesetzliche Neuerungen eingeführt. Was gut
gemeint war, führte dabei oft zu mehr Bürokratie, steigenden
Preisen für Eigentümer und Mieter und letztendlich
zum Gegenteil dessen, was ursprünglich beabsichtigt war.
Positives Stimmungsbild in der saarländischen
Immobilienwirtschaft
Das Stimmungsbild in der saarländischen Immobilienwirtschaft
ist über die letzten Jahre hinweg insgesamt
freundlich. Nach aktueller Branchenbefragung zeigen sich
die Unternehmen mit den Geschäften der vergangenen
Jahre zufrieden und blicken auch optimistisch in die
Zukunft. Dies trifft vor allem auf die Immobilienmakler,
Projektentwickler und Bauträger zu, die sich auf Wohn -
immobilien spezialisiert haben. Als stimulierend wirken sich
in diesem Segment derzeit folgende Faktoren aus: Zum
einen die Knappheit des Angebots, hinzu kommt, dass oftmals
Lage, Ausstattung und Qualität der Objekte nicht den
Bedürfnissen der Kunden entsprechen. Gerade die jüngere
Generation sucht mehr Wohnraum in urbanen Zentren
nach, die eher Älteren präferieren barrierefreien Objekte in
Lagen mit guter Infrastruktur. Zweitens trifft das ohnehin
schon knappe Angebot auf einen seit Jahren anhaltenden
Nachfrageschub auf dem Immobilienmarkt. Kapitalanleger
sind angesichts mangelnder Alternativen auf der Suche
nach stabilen Renditen und dies nicht nur in den soge -
nannten „Schwarmstädten“, zu denen die sieben größten
Städte Deutschlands sowie die traditionellen Universi -
tätsstädte zählen, sondern mehr und mehr auch in den saarländischen
Mittelzentren. Verstärkt wird die ohnehin schon
hohe Nachfrage durch jenen Personenkreis, der sich in der
gegenwärtigen Phase historisch niedriger Finan zierungs -
kosten seinen Traum vom Eigenheim erfüllen will. Und dies,
obwohl die attraktiven Hypothekenzinsen nicht immer die
steigenden Objektpreise kompensieren. Tendenziell erhöhte
Fortsetzung Seite 94

THE REAL ESTATE INDUSTRY – ALWAYS ADAPTABLE
The Saarland’s real estate industry is an efficient branch
that finds itself caught between a booming construction
sector, increasing regulation and the skills shortage.
Recent years have seen things develop along positive
lines.
For a long time, business for facility managers was essentially
stable and relatively independent of economic cycles. On
the other hand, estate agents, property developers and
building promoters benefit when the economy is doing
well. After all, property still enjoys the reputation of being
“concrete gold” that doesn’t lose value. This applies particularly
to the urban centres in the Saarland. In the state capital
Saarbrücken and some middle-order towns, excessive demand
has led to a clear rise in housing prices and rents.
But the urban boom must be seen in stark contrast with the
declining prices and higher vacancy rates for housing and
commercial property that prevail in rural areas. There is also
less new construction activity here, with direct implications
for business success in the branch on the local scale.
Furthermore, the branch is having to cope with new legis -
lative challenges, let alone the skills shortage, rising labour
costs and the relentless advance of digitisation. After all, the
real estate branch in particular has seen new laws and
statutes being introduced in recent years. Although often
well meant, the result is more red tape, rising prices for
owners and tenants and, in the end, the opposite of what
was originally intended.
Positive mood in the Saarland’s real estate industry
In recent years the mood in the Saarland’s real estate in -
dustry has been generally good. A current branch survey
indicates that the companies have been satisfied with business
in recent years and take an optimistic view of the future.
This refers particularly to estate agents, property developers
and building promoters specialising in housing. The
segment is being stimulated especially by the following
factors. Firstly there is the shortage of supply. Furthermore,
the location, features and quality of the properties often fail
to comply with the customers’ needs. The younger generation
in particular is looking for more living space in urban
centres, while senior citizens prefer barrier-free housing in a
setting that offers a good infrastructure. Secondly, the
already scarce supply meets a surge in demand that has
been ongoing for years on the real estate market. Due to the
lack of suitable alternatives, capital investors are looking to
property to give them a stable return on their investment.
Increasingly their search is taking them to the middle-order
towns of the Saarland as well as Germany’s metropolitan
centres and traditional university towns. The strong demand
is being further fed by those who want to take advantage
of the historically low interest rates to fulfil their dream of
building a home of their own, even though the attractive
mortgage rates don’t always compensate for the constant
increase in house prices. The buying trend is also sustained
by the currently high rate of employment and rising net
household incomes. In the Saarland, all these factors could
even cancel out the negative effects of the state government’s
decision to implement gradual increases in land
transfer tax. Furthermore, immigration also ensures that
prices remain on a high level.
Demographic change and implications for the
real estate industry
91
The population in the Saarland is declining at a rate that is
expected to reach minus eight percent by 2030. The
number of private households will also decrease, with detri-

Ihr Einrichtungshaus in Saarbrücken ab Frühjahr 2019
New furniture store in Saarbrücken from spring 2019
92
MÖBEL MARTIN – „. . . besser leben“ ganz konkret
– “. . . better living” – literally
Seit fast 60 Jahren steht der Name MÖBEL MARTIN für
ein zukunftsorientiertes und innovativ handelndes
Familienunternehmen. 1959 von Werner Martin mit dem
ersten Standort in Neunkirchen gegründet, wird das
größte Möbeleinzelhandelsunternehmen in Südwestdeutschland
heute in zweiter und dritter Generation
geführt.
Der Einrichtungsspezialist zeichnet sich durch ein breit
gefächertes Produktspektrum, hohe Markenkompetenz
und außergewöhnliche Serviceleistungen aus. Mehr als
2000 Mitarbeiter sorgen mit Leidenschaft und fachkun -
diger Beratung dafür, den Kunden stets alle Träume und
Vorstellungen vom perfekten Wohnen zu erfüllen. So
schafft MÖBEL MARTIN ein abwechslungsreiches und
modernes Einkaufserlebnis in acht Einrichtungshäusern
im Saarland und in Rheinland-Pfalz.
Gesellschaftliche, soziale und ökologische Verantwortung
zu übernehmen und diesbezügliche Maßnahmen
nachhaltig umzusetzen, gehören für MÖBEL MARTIN
zum Selbstverständnis und zählen zu den wichtigsten
Zukunftszielen der Unternehmensgruppe.
Information
Gründungsjahr: 1959
Mitarbeiter:
mehr als 2000
Produktvielfalt:
Die Produktvielfalt in den
MÖBEL MARTIN Einrichtungshäusern
umfasst eine
große Auswahl an Einrichtungsgegenständen
und
Küchen bekannter Markenhersteller
und Eigenmarken.
Komplettiert wird das
Angebot durch Teppiche,
Leuchten, Haushaltswaren
sowie Deko- und Wohn -
accessoires.
Year founded: 1959
Employees:
more than 2,000
Product diversity:
Product diversity in the
MÖBEL MARTIN furniture
stores covers a wide
range of furniture, fur -
nish ings and kitchens of
known brands and
private labels. Carpets,
lamps and household
goods together with
decoration and living
accessories round off
the range.
For nearly 60 years now, MÖBEL MARTIN has been asso -
ciated with a pioneering, innovative family company.
Founded by Werner Martin in 1959 at the first site in Neunkirchen,
the largest furniture retailer in southwest Germany
is run by the second and third generation today.
The furnishings specialist stands out with a broad range of
products, great brand expertise and extraordinary services.
More than 2,000 employees provide passionate, profes -
sional advice to let customers fulfil all their dreams and
ideas of perfect living. MÖBEL MARTIN thus creates a
modern, varied shopping experience at eight furniture
stores in Saarland and in the Rhineland Palatinate.
For MÖBEL MARTIN, assuming social and ecological re -
s ponsibility and implementing sustainable corresponding
measures is all part and parcel of the corporate image and
one of the prime future aims of the group.
www.moebel-martin.de

Die Immobilienbranche im Saarland steht beim Verkauf oder der
Vermietung von Wohn- und Geschäftsimmobilien in den nächsten
Jahren vor großen Herausforderungen.
93
In the next few years, the real estate branch in the Saarland will be facing
major challenges in selling or leasing residential and business property.
Flood of legislation makes business difficult for
the real estate branch
mental effects on the branch. The decline is associated with
structural change whose tendencies are already becoming
apparent: strong growth in small households (one to two
people) compared to a drastic decline in households with
three, four and more people. In conjunction with the decline
in population and fewer households, this will lead to increasing
numbers of vacant properties. Today already the Saarland
has an above average vacancy rate compared to the
other non-city states in western Germany. In addition to
private households, the trend also applies to commercial
properties in smaller municipalities. It is a huge challenge to
stop this overall negative trend. As well as impacting on the
branch itself, the effects are also making themselves felt in
the individual municipalities in the Saarland, where many
attempts are being made to implement corresponding
countermeasures (upgrading the town centres, demolition,
vacancy management).
Recent years have seen a constant flood of new regulations
and legislation that are causing a great deal of work for the
branch. The effort involved varies according to the target
group. The branch is really concerned for example about the
energy saving regulations, the law to promote renewable
energies for heating, the drinking water ordinance or the
extensive fire prevention regulations (second escape route,
fire brigade access, deadlines). The same applies to the
lengthy consultation and approval procedures with the local
building authorities. Specialist lawyers are often needed
when existing buildings need to be refurbished. All in all,
facility managers find themselves confronted with ever
more tasks and obligations, while at the same time there is
an ongoing decline in planning security. From the money
laundering act via measures to restrict people from working
as property loan brokers through to the law introducing
constraints on who can become an estate agent and housing
facility manager: the branch has always adapted to new
statutory regulations and mastered the challenges, and will
continue to do so in future.

94
sich die Anschaffungsneigung auch durch die derzeit hohe
Beschäftigung und das steigende Realeinkommen. Im Saarland
konnten all diese Faktoren sogar den negativen Effekt
der von der Landesregierung in mehreren Etappen be -
schlossenen Erhöhungen der Grunderwerbsteuer überlagern.
Schließlich führte die Zuwanderung auch dazu, dass
der Preisschub weiter anhält.
Demografischer Wandel und Auswirkungen auf
die Immobilienwirtschaft
Im Saarland ist die Einwohnerzahl rückläufig, minus acht
Prozent bis 2030. Damit wird sich auch die Zahl der privaten
Haushalte verringern, was sich auf die Branche dämpfend
auswirken wird. Dieser Rückgang geht einher mit einer
Strukturveränderung, deren Trend sich bereits heute ab -
zeichnet: Ein starker Zuwachs bei kleinen Haushalten
(ein bis zwei Personen), dem ein massiver Rückgang bei
Drei-, Vier- und Mehr-Personenhaushalten gegenübersteht.
Die Folge davon ist, dass verbunden mit dem Bevöl ke -
rungsrückgang und weniger Haushalten mehr und mehr
Leerstände ent stehen werden. Bereits heute weist das Saarland
im Ver gleich der westdeutschen Flächenländer eine
überdurchschnittliche Leerstandsquote aus. Das gilt nicht
nur für die privaten Haushalte, sondern auch für die Ge -
werbeimmobilien in kleineren Kommunen. Diesen ins -
gesamt negativen Trend zu stoppen, ist eine enorme
Herausforderung. Diese trifft sowohl die Branche als auch
die betroffenen saarlän dischen Kommunen, die mit einer
Vielzahl an Maßnahmen (zum Beispiel Revitalisierung
der Ortskerne, Rückbau, Leerstandsmanagement) gegen -
zusteuern versuchen.
Flut an Gesetzen erschwert Immobilienbranche
das Geschäft
Der Gesetzgeber hat in den letzten Jahren immer neue
Regelungen eingeführt, die in der Branche zu einem erhöhten
Aufwand geführt haben. Dieser Aufwand ist je nach
Adressatengruppe unterschiedlich. Sorge bereitet der
Branche beispielsweise die Energieeinsparverordnung, das
Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich,
die Trinkwasserverordnung oder die weitreichenden
Auflagen im Bereich des Brandschutzes (zweiter Flucht -
weg, Feuerwehrzufahrten, Fristen). Gleiches gilt für die langwierigen
Abstimmungen und Genehmigungsverfahren mit
der Unteren Bauaufsicht. Vor allem bei Sanierungen im
Bestand ist oftmals die Unterstützung von Fachanwälten
erforderlich. Alles in allem sehen sich die Verwalter einem
Mehr an vielschichtigen Aufgaben und Pflichten bei
gleichzeitig geringerer Planungssicherheit ausgesetzt. Von
dem Geldwäschegesetz über die Berufszugangsregelung
für Immobiliardarlehensvermittler bis hin zum Gesetz zur
Einführung einer Berufszulassungsregelung für Immobilienmakler
und Wohnimmobilienverwalter: Die Branche hat sich
stets an die neuen gesetzlichen Regulierungen angepasst
und die Herausforderungen gemeistert. Das wird sich auch
in Zukunft nicht ändern.

95
Begehrte Adressen sind in vielen Städten vor allem die attraktiven Lagen.
Sought-after addresses in many towns can be found above all
in the attractive locations.

Text: Udo Rau
DER WIRTSCHAFTSSTANDORT SAARLAND HAT
EINE GUTE VERKEHRSINFRASTRUKTUR
96
Spätherbst 2018: Freigabe des vierspurigen Ausbaus der
Autobahn 8 zwischen Schwemlingen und dem Tunnel
Pellinger Berg auf rund sechs Kilometern Länge. Die
Ausbaumaßnahme stand schon im Bundesverkehrs -
wegeplan 2003. Immerhin: 15 Jahre später endlich
„Grünes Licht“.
Damit ist die Nordseeküste bis Zeebrügge durchgehend
vom Süden Europas und ohne Engpässe erreichbar. Der
vorletzte Engpass war die um gut einen Kilometer unterbrochene
Autobahn im luxemburgischen Hellange, die
Ende Juli 2017 vierspurig freigegeben wurde. Vorange -
gangen waren ewiglange juristische Streitereien zwischen
Staat und Grundstücksbesitzern.
Der vierspurige Ausbau der Autobahn 8 bei Schwemlingen
war mit Investitionskosten von 44 Mio. Euro seit Langem das
größte Verkehrsprojekt im Saarland. Bezahlt hat der Bund,
da die Strecke Bundesautobahn ist. Das nächste große
Verkehrsinfrastrukturprojekt im Saarland wird der komplette
Neubau der hinter Saarbrücken Richtung Mannheim
zwischen den Anschlussstellen Fechingen und St. Ingbert
West gelegenen Grumbachtalbrücke sein. Nach über 50
Jahren wurden statische Defizite an der täglich von über
40 000 Fahrzeugen befahrenen Brücke festgestellt. Der
mittlerweile stark gestiegene und beim Bau nicht vor -
hersehbare hohe Anteil des Schwerlastverkehrs macht
einen kompletten Neubau erforderlich. Ab März 2019 soll
mit dem Bau begonnen werden. Zwei Mio. Euro werden aus
dem saarländischen Landeshaushalt kommen, die Bau -
kosten (Stand 2018) in Höhe von rund 45 Mio. Euro trägt
auch hier der Bund, da die Bundesautobahn 6 über die
Brücke führt.
Das nächste Großprojekt ist Mitte 2018 angelaufen: die
Umfahrung der Saarlouiser Stadtteile Fraulautern und Roden
und der Neubau der Saarbrücke, über die die A 8 führt.
Zunächst soll bis 2021 die Brücke (neben der jetzt bestehenden)
errichtet werden. Dann wird die Lücke der B 51 neu um
Roden geschlossen. Kosten des Gesamtpakets: 56 Mio. Euro.
Geplant ist der Ausbau der Anschlussstelle Homburg an der
A 6. Sie soll mit einer zusätzlichen Rampe einschließlich
Verteilerfahrbahn sowie Ein- und Ausfädelungsstreifen
an der Richtungsfahrbahn Mannheim erweitert werden
(„3. Ohr“).
Daueraufgabe bleibt die permanente Verbesserung des
Straßenzustandes der Landesstraßen. Für 2018 wurden dafür
knapp 22 Mio. Euro aus dem Landesetat für 50 Projekte
bereitgestellt, davon entfallen 5,3 Mio. Euro auf Brückenbauwerke.
Die Autobahnanbindung ist gut: einmal über die A 1 Richtung
Köln und über die A 6 Richtung Mannheim und weiter,
umgekehrt Richtung Luxemburg und weiter bis zur bel -
gischen Nordseeküste. Seit dem Lückenschluss für 50 Mio.
Euro im August 2012 zwischen der A 620 bei Saarlouis-
Lisdorf Richtung St. Avold (B 269 neu) ist auch aus dem hoch
verdichteten Raum Saarlouis die französische Autobahn 4
Richtung Paris schnell erreichbar, ebenso in der Gegen -
richtung nach Straßburg. Aus Richtung Mannheim kommend,
geht die A 6 bei Güdingen über den Grenzübergang
Goldene Bremm in die französische Autoroute de l’Est A 4
Richtung Paris über.
Die Luftverkehrsanbindung des Saarlandes – seit eh und je
ein strukturpolitisches Essential – ist für den Wirtschaftsraum
Saarland ausreichend: Linienverbindungen führen einmal in
die deutsche Hauptstadt Berlin, nach Hamburg und nach
München. Von der Bayern-Metropole geht es ins Drehkreuz
mit Anschlüssen in die ganze Welt. Mehr an Linienzielen gibt
Fortsetzung Seite 100

GOOD TRAFFIC INFRASTRUCTURE IN THE SAARLAND AS A BUSINESS LOCATION
Late autumn 2018: the four-lane upgrade covering a
distance of around six kilometres on the A 8 motorway
between Schwemlingen and Pellinger Berg tunnel is
opened for public use. The upgrade was already featured
in the 2003 Federal Transport Network Plan. Now, 15 years
later, the work has at last been completed.
As a result, there is now a continuous route without bottlenecks
to bring traffic from the south of Europe to Zeebrugge
on the North Sea. The last bottleneck consisted of a one kilometre
section of road where the motorway was interrupted
in Hellange/Luxembourg, which was eventually opened as
a four-lane highway at the end of July 2017, following years
of legal disputes between the national government and
land owners.
The four-lane upgrade of the A 8 motorway at Schwem -
lingen swallowed 44 million Euro in investment and was the
Saarland’s largest traffic project in a long time. The funds
came from the Federal Government as the route concerned
was part of the federal motorway. The next major traffic
infrastructure project in the Saarland will be the complete
renewal of Grumbachtal bridge from Saarbrücken towards
Mannheim between the Fechinger and St. Ingbert West
junctions. After being in service for more than 50 years,
structural deficits were discovered in the bridge which takes
more than 40,000 vehicles every day. The constant growth
in heavy traffic, reaching volumes not foreseen when the
bridge was built, means that it will have to be completely
renewed. The work should begin in March 2019. Two million
Euro will come from the Saarland’s state household; the
97
Sanierung der Autobahnbrücke (BAB 1) bei Weiler
Refurbishing the motorway bridge (A1) at Weiler

98
Das Saarland ist über verschiedene Autobahnen gut mit seinen Nachbarländern
Luxemburg und Frankreich verbunden.
Various motorways give the Saarland good access to its neighbouring
countries Luxembourg and France.

construction costs for this project amounting to around 45
million Euro (as of 2018) will once again by paid by the
federal government because the federal motorway A 6 runs
across the bridge.
The next major project began mid 2018, referring to the
bypass for Fraulautern and Roden in Saarlouis together with
reconstruction of the bridge that takes the A 8 motorway
over the river Saar. The new bridge will be built first (next to
the existing bridge) and should be completed by 2021, thus
closing the gap in the B 51 main road around Boden. The
costs for the total project amount to 56 million Euro.
There are plans to upgrade Homburg junction on the A 6
motorway. An additional ramp is to be provided with a distribution
lane and corresponding filtering sections for the
carriageway in the Mannheim direction.
Permanent improvements to the condition of the state
roads remain an ongoing task. The state budget for 2018
provided roughly 22 million Euro for 50 projects, including
5.3 million Euro for bridges.
Access to air transport has always been an essential aspect
of structure policy; the corresponding infrastructure in the
Saarland is adequate for the economic region, with regular
flights to the German capital Berlin as well as Hamburg and
Munich. In turn, Munich airport acts as a hub with connections
all over the world. Passenger volumes in the Saarland
do not justify any other regular destinations, particularly in
view of the fact that there is a major airport on the doorstep
with Luxembourg-Findel, connecting Europe’s major
metropolitan cities with the greater region. Regular flights
account for about one third of passenger volumes which
totalled 400,000 in 2017, while tourist flights made up the
rest. Saarbrücken airport (international code SCN) has
capacity for around 700,000 passengers each year, so there
is still plenty of room for improvement. Large-scale in -
vestment in the Saarland’s air transport infrastructure is
not in sight, although the airport infrastructure will be
improved.
When it comes to the railways, the situation is completely
different. As of June 2018, Saarbrücken now offers four direct
ICE/TGV connections to Paris, while other trains can be
reached by changing at Metz. The shortest direct journey
between Saarbrücken and Paris or vice versa takes one hour
and 51 minutes to the Gare de l’Est. The route is good and
offers connections in Paris to the country’s complete TGV
high-speed network.
99
The state offers good motorway connections. The A 1 takes
motorists toward Cologne and via the A 6 to Mannheim and
beyond; in the other direction the A 6 runs to Luxembourg
and on to the North Sea coast in Belgium. Since the 50 million
Euro project to close the gap between the A 620
motorway at Saarlouis-Lisdorf and St. Avold (new road
B 269) in August 2012, the French Autoroute 4 towards Paris
is now in easy reach from the high-density Saarlouis region,
together with Strasbourg in the other direction. Coming
from Mannheim, the A 6 crosses the French border at the
Goldene Bremm frontier in Güdingen, where it becomes the
French Autoroute de l’Est A 4 heading for Paris.
With the exception of the TGV/ICE connections, the situation
with convenient long-distance trains in the direction of
Mannheim and Frankfurt is not so good. Business pas -
sengers often have to use the “Süwex” regional express or
take the Vlexx train to Frankfurt airport. The business sector
would like to see a direct ICE train to Berlin as an alternative
to flying which finally became reality with the start of the
winter timetable 2018/2019.
The steel industry in the Saarland depends on waterway
connections from the Rhine via the Mosel and Saar. Coking
coal and iron ore is brought upriver (and also by train) to the
inland port in Saarlouis/Dillingen. In the other direction,
finished steel products leave the Saarland on the river or by
train.
Direct trains from Saarbrücken to Luxembourg are another
constant topic in the Saarland. Meanwhile more than 40,000

100
die Region an Passagieraufkommen nicht her, zumal mit
Luxemburg-Findel ein großer Flughafen vor der Haustür
liegt, der die wichtigsten europäischen Metropolen mit der
Großregion verbindet. Etwa ein Drittel des Passagierauf -
kommens von gut 400 000 (2017) entfallen auf den Linienverkehr,
der Rest auf Touristikflüge. Der Flughafen Saarbrücken
(Internationales Kürzel SCN) hat eine Kapazität von
rund 700 000 Passagieren jährlich. Es ist also noch deutlich
Luft nach oben. Ganz große Investitionen in die Luft ver -
kehrsinfrastruktur des Saarlandes sind nicht in Sicht, Verbes -
serungen der Infrastruktur am Flughafen gleichwohl.
Unterschiedlich sieht es bei der Schienenanbindung aus:
Auf der Strecke Saarbücken–Paris hat man sich (Stand: Juni
2018) auf vier ICE/TGV-Direktverbindungen eingestellt;
andere Zeiten können durch einen Umstieg in Metz erreicht
werden. Die kürzeste Direktfahrzeit zwischen Saarbrücken
und Paris bzw. umgekehrt liegt bei einer Stunde und 51
Minuten bis zum Gare de l’Est. Die Strecke läuft gut und
bietet in Paris Anschluss ans gesamtfranzösische TGV-
Hochgeschwindigkeitsnetz.
Weniger gut sieht es über den Tag verteilt mit komfortablen
Fernverkehrszügen Richtung Mannheim–Frankfurt aus – bis
auf die TGV-/ICE-Verbindungen. Oft müssen Business-
Reisende auf den Regionalexpress „Süwex“ oder den Vlexx-
Zug bis zum Frankfurter Flughafen ausweichen. Von der
Wirtschaft als Alternative zum Flug gewünscht, ist eine
direkte ICE-Verbindung nach Berlin. Sie wurde mit Beginn
des Winterfahrplans 2018/2019 endlich Wirklichkeit.
Die Anbindung über die Wasserstraßen vom Rhein via Mosel
und Saar ist vor allem mit dem Hafen Saarlouis/Dillingen für
die heimische Stahlindustrie wichtig – Kokskohle und Eisen-
erz kommen so (aber auch per Bahn) an die Saar. Umgekehrt
verlassen Stahl-Fertigprodukte auf diesen Wegen das
Saarland.
Immer wieder ein Thema im Saarland ist eine direkte Bahnverbindung
von Saarbrücken nach Luxemburg. Mittlerweile
arbeiten über 40 000 Grenzgänger aus Rheinland-Pfalz und
dem Saarland in Luxemburg. Tägliches Verkehrschaos auf
den Straßen inbegriffen. Diskutiert wurde schon viel: der Bau
einer eigenen Bahnstrecke von Merzig über die Mosel -
anhöhen und über die Mosel hinweg nach Luxemburg-
Stadt (Luxemburg hat abgewunken) oder gar die Nutzung
der de facto stillgelegten, eingleisigen Strecke zwischen
Dillingen und Bouzonville und weiter via Thionville nach
Luxemburg. Die französischen Nachbarn und die Staatsbahn
SNCF haben aber ersichtlich daran kein Interesse. Wer von
Saarbrücken nach Luxemburg will und nicht per Bahn via
Metz oder Trier ins Großherzogtum fahren möchte, dem
bleiben die wochentäglich bis zu 15 Busverbindungen vom
Saarbrücker zum Luxemburger Hauptbahnhof der luxemburgischen
Staatsbahn CFL. Keine schlechte Alternative, die
aber ein großes Manko hat: Kein Zustieg unterwegs
möglich.
Im öffentlichen Personennahverkehr hat sich der Verkehrsbund
Saar mittlerweile eingespielt. Es hat lange gedauert
und der Saar-Verkehrsverbund ist heute durchaus mit ähnlichen
Verbünden zu vergleichen. Die anfangs umstrittene
Saarbahn zwischen Lebach und dem französischen Saar -
gemünd ist etabliert und wird gut angenommen. Für Pläne
zur Weiterführung (Forbach etwa) ist kein Geld da. Fazit: Die
Verkehrsanbindungen des Saarlandes sind gut und erfüllen
die Anforderungen eines leistungsstarken Wirtschaftsraums!
Luft für Verbesserungen nach oben ist aber immer da!

101
Der Flughafen Saarbrücken (Internationales Kürzel SCN) hat eine
Kapazität von rund 700 000 Passagieren jährlich.
Saarbrücken airport (international code SCN) has capacity for around
700,000 passengers each year.
people from the Rhineland Palatinate and the Saarland cross
the border every day to work in Luxembourg, causing daily
chaos on the roads. Many ideas have been discussed, in -
cluding the construction of a separate railway line from
Merzig over the Mosel hills and across the river Mosel to
Luxembourg City (Luxembourg rejected the idea). Another
possibility would be to reactivate the disused single-track
line between Dillingen and Bouzonville, then continue via
Thionville to Luxembourg. But the French neighbours and
the SNCF state railway don’t appear to be interested. Those
travelling from Saarbrücken to Luxembourg who don’t want
to travel by train via Metz or Trier can take one of the 15 bus
connections operated on weekdays by the Luxembourg
state railway CFL between the central stations in Saabrücken
and Luxembourg. Not a bad alternative but with one major
fault: it is not possible to join the bus en route.
The Saarland’s public transport authority Saar-Verkehrs -
verbund has meanwhile become an established feature in
local public transport. It took a long time. Today the Saar-
Verkehrsverbund can be compared with other similar
authorities. The initially controversial Saar Line between
Lebach and Saargemünd in France is meanwhile being well
used. No money is available to take the line any further
(Forbach, for example). To conclude, The Saarland offers a
good traffic infrastructure which fulfils the requirements of
an efficient economic region. But there is always room for
improvement!

Text: Professor Thomas Kleist
DIE MEDIENLANDSCHAFT IM SAARLAND
Der Slogan des Saarlandes „Großes entsteht immer im
Kleinen.“ findet auf dem Saarbrücker Halberg, dem Sitz
des Saarländischen Rundfunks (SR), seine Entsprechung
in der „Feinheit der kleinen Einheit“ und trifft auch auf die
saarländische Medienlandschaft insgesamt zu.
Anzeigenblättern „Wochenspiegel“ und „DIE WOCH“, dem
Wochenmagazin „FORUM“ und der Fußballzeitschrift
„Saar.Amateur“ besondere Bedeutung zu. Zusätzlich betreibt
die größte deutsche Boulevardzeitung mit „BILD Saarland“
hier eine Regionalredaktion.
102
Die im kleinsten Flächenland Deutschlands angesiedelten
Medienanbieter sorgen dafür, die Bevölkerung in diesem
vergleichsweise überschaubaren Kommunikationsraum
umfassend zu informieren. Dabei beschränkt sich ihr Angebot
nicht auf die regionale Perspektive, sondern erstreckt
sich grenzüberschreitend auf die Großregion Saar-Lor-Lux
und wirft auch den Blick auf das Geschehen weltweit.
Ein breites Angebot allgemein zugänglicher Quellen ermöglicht
den publizistischen Wettbewerb und gibt den
Bürgerinnen und Bürgern die Chance, durch den Vergleich
unterschiedlicher Aspekte und Positionen ihr eigenes
Meinungsbild zu schärfen und einen kritischen Meinungs -
austausch zu wagen. Ein unverzichtbares Gut für eine funktionierende
Demokratie.
Ordnungspolitische Instanz für die privaten elektronischen
Medien ist die Landesmedienanstalt Saarland (LMS), das
heißt Wegbereiter für deren Existenz, Kontrolleur der für sie
geltenden gesetzlichen Vorgaben und deren Berater. Neben
zahlreichen weiteren Projekten fördert die LMS über ihre
Tochtergesellschaft Saarland Medien GmbH auch den Filmund
Medienstandort Saarland.
Hauptakteure der Medien im Saarland sind der Saarlän -
dische Rundfunk (SR) und die seit 2013 zur Rheinische Post
Mediengruppe in Düsseldorf gehörende Saarbrücker Zei -
tung (SZ). Auf dem Feld der Saarland-spezifischen Print -
medien kommen neben der SZ, die seit der Einstellung der
Saarbrücker Allgemeine Zeitung 1967 im regionalen Print-
Bereich einen Quasi-Monopol-Status genießt, lediglich den
Der Hörfunk im Saarland ist dagegen breiter aufgestellt. Im
dualen Rundfunksystem bietet der SR seine öffentlichrechtlichen
Programme SR 1, SR 2 KulturRadio, SR 3 Saarlandwelle,
UNSERDING, AntenneSaar und den digitalen
Spartenkanal KiRaKa an. Hinzu kommen die beiden privaten
Angebote der Euro-Radio Saar GmbH Classic Rock Radio
und RADIO SALÜ, der stärkste Konkurrent aller anderen
Angebote für die Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.
bigFM Saarland und die lokalen Sender Radio Saarbrücken,
Radio Saarschleifenland, Radio Homburg und Radio Neun -
kirchen sowie seit März 2018 auch Radio Saarlouis und Radio
St. Wendel machen das Angebot hinreichend komplett.
Darüber hinaus gibt es etliche Webradio-Angebote, deren
Zahl stetig steigt.
Im Bereich der linearen Television steht das öffentlichrechtliche
SR Fernsehen als regionales Angebot nahezu
alleine dar und konnte trotz des allmählichen Vormarsches
der non-linearen Internet-Angebote die Zuschauerreichweite
seines Flaggschiffes „aktueller bericht“ seit dem
Umstieg in ein virtuelles Studio fast verdoppeln. Beim SR
werden neben den Nachrichtensendungen und dem
regionalen Vorabendprogramm auch Inhalte für Das Erste,
3sat, arte, Phoenix, tagesschau24, ONE und KIKA produziert.
Des Weiteren wird hier seit Sommer 2013 die Ziehung der
Lottozahlen im eigens für den deutschen Lottoblock her -
gerichteten Studio durchgeführt und auch die meisten
Trailer für das ARD-Gemeinschaftsprogramm werden auf
dem Halberg produziert. Zusätzlich ist das Zweite Deutsche
Fernsehen (ZDF) mit einem Landesstudio auf dem Saar-

THE SAARLAND AND THE MEDIA
The Saarland’s slogan “Little things make a big difference.”
is reflected along the lines of “quality comes in little packages”
which applies at the headquarters of the Saarland’s
broadcaster (SR) in particular and also to the state’s media
landscape in general.
Media providers based in Germany’s smallest non-city state
ensure that the population in this comparatively manageable
communication region is always thoroughly informed.
The services they offer are not just restricted to the regional
perspective but reach across the borders to the Greater
Region of Saar-Lor-Lux (for Saarland, Lorraine and Luxembourg)
while also extending their horizons to what’s
happening on a global scale.
A broad range of generally accessible sources promotes
media competition and gives the citizens a chance to form
their own opinions by comparing different aspects and
positions, thus fostering a critical exchange of opinions. An
indispensable asset for well-functioning democracy.
The private electronic media are regulated by the state
media authority of the Saarland (LMS) which paves the way
for their existence and controls how the media companies
and their consultants comply with pertinent legislation. In
addition to numerous other projects, the LMS also sponsors
the Saarland as a film and media location through its
subsidiary Saarland Medien GmbH.
The big media players in the Saarland are Saarländische
Rundfunk (SR – broadcaster) and Saarbrücker Zeitung (SZ –
newspaperr) which has been part of the Rheinische Post
Mediengruppe in Düsseldorf since 2013. As far as specific
print media for the Saarland are concerned, the SZ has
enjoyed virtual monopoly status in the regional print sector
since the closure of Saarbrücker Allgemeine Zeitung (newspaper)
in 1967; the only other significant publications are
the advertising papers “Wochenspiegel” and “DIE WOCH”, the
weekly magazine “FORUM” and the football magazine
103
Medienberg Halberg mit Funkhaus Halberg:
Sitz des Saarländischen Rundfunks
Halberg: headquarters of the Saarland’s broadcasting company

104
brücker Halberg vertreten. Weitere TV-Angebote sind
lediglich noch „Saarland Fernsehen 1“ und „Saarland Fern -
sehen 2“, die beiden Werbefernsehprogramme der privaten
Rundfunkveranstalterin MSM Medien Saar Mosel GmbH.
Seit der Jahrtausendwende gewinnen digitale Medien kontinuierlich
an Bedeutung. Im Saarland ist das Angebot breit
gefächert. Neben den journalistisch-redaktionell gestalteten
Online-Angeboten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
„SR.de“ und des Medienhauses Saarbrücker Zeitung Verlag
und Druckerei GmbH „SOL.de“ bieten die unterschied -
lichsten als gesellschaftlich relevant eingestuften Gruppierungen
wie Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und
Verbände im Saarland eigene Online-Inhalte an. Die Ent -
wicklung von Presse und Rundfunk der nächsten Jahre in
diesem Kontext dürfte spannend werden. Woher beziehen
die Bürgerinnen und Bürger künftig ihre Informationen?
Und bekommen sie dort alle nötigen Aspekte eines Themas
geliefert, um sich auf Basis aller bedeutsamen Fakten ihre
Meinung bilden zu können? Gerade angesichts der medialen
Entwicklung hin zu netz basierten Angeboten wird es
künftig noch wichtiger sein, Qualitätsjournalismus, wie ihn
unter anderem die öffentlich-rechtlichen Programme und
für den Print-Bereich die Saarbrücker Zeitung liefern, zu
fördern und einem möglichst breiten Publikum zur Ver -
fügung zu stellen. Dies wird die große Aufgabe der Medien
im nächsten Jahrzehnt und darüber hinaus sein – auch im
Saarland.
An dieser Stelle treten neue Akteure auf, die nicht unterschätzt
werden dürfen. Soziale Netzwerke, darunter insbesondere
der Marktführer Facebook, für die jüngere
Generation die Facebook-Tochter Instagram und auch der
Kurznachrichtendienst Twitter, verändern die Publikations -
wege von Informationen. Wer heute mit seinem Medienangebot
möglichst viele Bürgerinnen und Bürger erreichen
möchte, kann sich dem Weg ins Social Web nicht verweigern.
Im Gegenteil, eine aktive Nutzung der Dienste zur
Verbreitung der eigenen Inhalte und zur Bindung der Nutzer
an die eigene Marke ist ratsam, insbesondere wenn man
beim jungen Publikum reüssieren will. Dem entsprechend
verfügen alle relevanten Medien im Saarland über eigene
Auftritte im Social Web. Der SR ist zusätzlich mit dem Format
„offen un’ehrlich“ bei „funk“ vertreten, einem Online-
Medienangebot von ARD und ZDF. Hier werden auf den
Social-Media-Plattformen YouTube, Facebook, Twitter, Instagram
und Snapchat sowie über die funk-App verschiedene
Formate über jeweils eigene Kanäle bzw. Accounts aus -
gespielt.
Die auch historisch bedingte Nähe der Saar-Medien zu
Frankreich wird an vielen Beispielen deutlich. So nimmt zum
Beispiel der SR innerhalb der ARD deutlich und profiliert
seine Rolle als Federführer in der Berichterstattung um
Frankreich ein, die Live-Berichterstattung der Tour de France
ebenso inbegriffen wie die Verleihung des Deutsch-Fran -
zösischen Journalistenpreises. Der SR versteht sich zudem
als Förderer der Kultur in der Großregion Saarland, Lothringen,
Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Wallonie und Ostbelgien.
Im Kreis der Landesrundfunkanstalten gilt der SR längst
als der französischste aller Sender. Auch insoweit wird er
seinem öffentlichen Auftrag als „Medium und Faktor“ des
öffentlichen Meinungsbildungsprozesses im Saarland
gerecht.
Im Hinblick auf den kulturellen Teil der Medien setzt das
Saarland zudem bedeutende Impulse in Form von Persönlichkeiten,
die sowohl die heimische als auch die gesamtdeutsche
Medienlandschaft prägen. Um nur einige zu
erwähnen, gilt beispielsweise der gebürtige Neunkircher
Günter Rohrbach als einer der einflussreichsten deutschen
Film- und Fernsehproduzenten („Das Boot“). Als wichtigste
Auszeichnung für deutschsprachige Nachwuchsfilmer und
möglicher Karriereschub für Regisseure und Schauspieler
wird der Max-Ophüls-Preis angesehen, benannt nach dem
erfolgreichen saarländischen Regisseur. In Funk und Fern -
sehen haben Dieter Thomas Heck und Manfred Sexauer das
saarländische Lebensgefühl über die Landesgrenzen hinaus
verbreitet und sind dabei auf breite Zustimmung gestoßen.
Und auch Jan Hofer, Chefsprecher der Tagesschau, blickt auf
seine saarländische Zeit beim SR gerne zurück.

105
SR 3-Moderator Christian Job im Hörfunk-Studio
SR 3 radio host Christian Job in the studio
“Saar.Amateur”. Furthermore, Germany’s largest national
tabloid also produces a regional version called “BILD Saarland”.
By contrast, the Saarland offers greater variety when
it comes to the radio. As part of the dual broadcasting
system, Saarländische Rundfunk offers its public service
programmes SR 1, SR 2 KulturRadio, SR 3 Saarlandwelle,
UNSERDING, AntenneSaar and the digital special interest
channel KiRaKa. These are joined by the two private
channels operated by Euro-Radio Saar GmbH with Classic
Rock Radio and RADIO SALÜ as the strongest of all other
competitors for the core target group of 14 to 49 year-old
listeners. The range is adequately supplemented by bigFM
Saarland and the local channels Radio Saarbrücken, Radio
Saarschleifenland, Radio Homburg and Radio Neun kir chen,
and since March 2018 also Radio Saarlouis and Radio
St. Wendel. There are also many web radio providers with a
constant increase in numbers.
In terms of linear television, the public service SR Fernsehen
is practically the only regional provider. Despite the gradual
advance of non-linear internet television, its flagship
“aktueller bericht” has nearly doubled its spectator ratings
since changing over to a virtual studio. In addition to the
news programmes and regional early evening viewing, SR
also produces programmes for Das Erste, 3sat, arte, Phoenix,
tagesschau24, ONE and KIKA.
Furthermore, since summer 2013 the official lottery draw is
held here in a studio specially set up for the German “Lottoblock”,
and most trailers for the joint ARD programmes are

106
SR-Moderator Joachim Weyand, Anchorman des „aktuellen berichts“ im
SR Fernsehen im virtuellen Studio des SR.
SR presenter Joachim Weyand, anchorman for the “aktuellen bericht” news
programme in SR television in the virtual studio.

produced by the corporation on the Halberg. Moreover, the
Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF – television) also has a
state studio on the Halberg in Saarbrücken. The only other
TV players are “Saarland Fernsehen 1” and “Saarland Fern -
sehen 2”, two commercial television channels belonging to
the private broadcaster MSM Medien Saar Mosel GmbH.
Since the turn of the millennium, digital media have played
an ever increasing role. A broad range of services is available
in the Saarland. In addition to the news-focused online programmes
“SR.de” by the public broadcaster and “SOL.de” by
the newspaper publisher Saarbrücker Zeitung Verlag und
Druckerei GmbH, a wide range of socially relevant groups
such as the churches, political parties, trade unions and
associations in Saarland offer their own online contents.
Given this particular situation, it will be interesting to see
how press and broadcasting develop over the next few
years. Where will citizens obtain their information in future?
And will their source provide them with all the necessary
aspects about a certain topic to let them form their own
opinion on the basis of all important facts? Particularly in
view of the way the media are moving toward net-based
services, in future it will be even more important to promote
first-rate journalism such as that offered by the public service
programmes and Saarbrücker Zeitung for the print media,
and to ensure that it is made available to the broadest possible
audience. This will be the major task for the media in
the next decade and beyond, also in the Saarland.
New players entering the stage must not be under -
estimated. Social networks, particularly the market leader
Facebook, its subsidiary Instagram for the younger generation
and Twitter as messaging service, are changing the
information publication channels. Any media providers
wanting to reach a wide audience has no choice but to use
the social web. On the contrary, it is advisable for them to
make active use of the services to spread their own content
and to ensure user loyalty to their specific brand, particularly
when addressing the younger audience. All relevant media
in the Saarland therefore have their own presence in the
social web. SR operates with its “offen un’ehrlich” (open and
honest) format on “funk”, an online media service provided
by the public broadcasters ARD and ZDF. Here various formats
are made available on specific channels or accounts
with the social media platforms YouTube, Facebook, Twitter,
Instagram and Snapchat together with the “funk” app.
Many examples also illustrate the historical proximity to
France. Within the ARD, SR for instance plays a leading role
in reporting about France including live coverage of the Tour
de France as well as the award ceremony for the German-
French journalism prize. SR also sees itself as a patron of
culture in the greater region covering the Saarland, Lorraine,
Luxembourg, the Rhineland Palatinate, Wallonia and East
Belgium. SR is broadly acknowledged to be the most
“French” of Germany’s public service broadcasters, and thus
also fulfils its public remit as “medium and factor” in the
public opinion forming process in the Saarland.
With regard to the cultural part of the media, the Saarland
also sets important accents through various personalities
who shape both the local and also the national media landscape.
To name but a few, there is for example Günter
Rohrbach, born in Neunkirchen, who is one of Germany’s
most influential film and TV producers (“Das Boot”). One of
the most important awards for Germany’s young talents in
Germany’s film industry is the Max Ophüls Prize, named after
the successful director from the Saarland. The award is seen
to give a possible career boost to up-and-coming actors and
directors. Radio and TV entertainers such as Dieter Thomas
Heck and Manfred Sexauer have spread the Saarland’s own
particular lifestyle well beyond the state borders, meeting
with broad approval. Jan Hofer, chief newscaster for the
Tagesschau (Germany’s main evening news), also has happy
memories of his time in the Saarland with SR.
107

Text: Professor Dr. Michael Backes
IT-SICHERHEIT MADE IN SAARLAND
108
Stellen Sie sich folgendes vor: Krankenhäuser rufen dazu
auf, sich in Notfällen nicht auf den Weg in die Klinik zu
machen, sondern stattdessen nur eine Notrufnummer zu
wählen. Dies ist keine Horrorvision, sondern real gesche -
hen. Im Mai 2017 hatte eine Schadsoftware in England
ganze Krankenhausverbände infiziert, deren IT gesperrt
und gedroht, sie erst nach Zahlung eines Lösegelds
wieder freizugeben.
Die Welt vernetzt sich zusehends. Die Digitalisierung
gewinnt immer mehr Einfluss auf alle Lebensbereiche. Und
damit wachsen die Anforderungen an Sicherheit, Verlässlichkeit
und Schutz der Privatsphäre erheblich. Ob im
Privatleben, in Produktion und Gewerbe oder auch im
staatlichen Umfeld mit hoheitlichen, demokratischen Aufgaben
– verlässlicher Schutz und höchstmögliche Sicherheit
werden wesentlich darüber entscheiden, wie unsere digitale
Zukunft aussieht und ob wir ihre Chancen nutzen können.
Im Gegenzug könnte es erheblich zum Nachteil gereichen,
wenn wir nicht wachsam und kreativ sind. Die Bereicherung
und Chancenvielfalt der Digitalisierung brauchen eine
Flankierung durch vertrauenswürdige Lösungen für die
Sicherheitsprobleme von heute und morgen. Genau dafür
steht das CISPA Helmholtz-Zentrum in Saarbrücken.
Gerade die Cybersicherheit ist nicht dafür geeignet, primär
nach kurzfristigen Lösungen zu suchen. Es darf nicht mehr
nur darum gehen, den akut vorhandenen Bedarf provisorisch
zu adressieren, um dann in wenigen Tagen, Wochen
oder Monaten feststellen zu müssen, dass die neu ent -
wickelte Lösung wieder aus den Angeln gehoben wurde,
und sich dann erneut auf die Suche nach einer schnellen
„Lösung“ zu begeben.
Die Cybersicherheit verlangt geradezu nach einer grund -
legenden, ganzheitlichen Betrachtung, um diesem digitalen
Teufelskreis nachhaltig zu entkommen. Was wir für die
Zukunft brauchen, sind disruptive Ansätze sowie verlässliche
und glaubhafte Sicherheitsgarantien mit einem starken
wissenschaftlichen Fundament. Nur so kann eine verlässliche
und vertrauenswürdige Basis auch für den Transfer
in praktische Anwendungen geschaffen werden. Lang -
fristige Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung
für die Cybersicherheit: wir brauchen beides, eng
verzahnt, für eine verlässliche digitale Zukunft.
Wir leben in einer Zeit, in der wir technologischen Systemen
gesellschaftlich relevante Entscheidungen, unsere soziale
Reputation, ja unser Leib und Leben anvertrauen. Spätes -
tens hier stößt die hektische Suche nach schnellen Sicherheitslösungen
an Grenzen. Spätestens hier bringt es keine
wirkliche Sicherheit mehr, wenn wir weiterhin atemlos
neuen Bedrohungssituationen hinterherrennen, akute
Sicher heitslücken und -löcher stopfen, auf Cyberangriffe
lediglich reagieren, statt auf einer gesicherten Basis zu
agieren. Aber nur so können wir Vertrauen in die digitale
Zukunft aufbauen und gewinnen. Denn gerade neue Technologien
und die Veränderungsprozesse, die sie anstoßen,
brauchen verlässliches Vertrauen in der gesamten Gesell -
schaft.
Fortsetzung Seite 112

IT SECURITY MADE IN SAARLAND
Just imagine an emergency situation where hospitals
appeal for people to dial an emergency number instead
of going to the hospital. This is not a horror story but it
really happened. In May 2017, whole hospital trusts in
England were infected by malware which blocked their
IT systems and demanded payment of a ransom to rectify
the situation.
The world is increasingly connected. Digitisation is influ -
encing and impacting on practically all aspects of life. There
is therefore also considerable growth in the demands for
security, reliability and privacy protection. Whether in the
private sphere, in manufacturing or also in the government
sector with its sovereign democratic tasks, the shape of our
digital future will depend essentially on reliable protection
and the greatest possible security, and on whether we are
able to make full use of the chances made available.
On the other hand, a failure to be alert and creative could
have drastic effects. The rich diversity of opportunities offered
by digitisation must be accompanied by trustworthy
solutions for the security problems of today and tomorrow.
That is exactly where the CISPA Helmholtz Centre in Saarbrücken
comes in.
Cyber security in particular is not suited to searching for
primarily short-term solutions. It is no longer appropriate
just to find provisional answers to acute needs, with the new
solution unravelling again after a few days, weeks or months
so that another rapid “fix” will be needed once more.
the only way to create a reliable, trustworthy basis also for
making the transfer to practical applications. Long-term
foundational research and application-oriented research for
cyber security: a reliable digital future needs both in a closely
linked relationship.
We are living in an age where we entrust technological systems
with socially relevant decisions, our social reputation
and even our life and limb. Here at the latest the hectic
search for swift security solutions comes up against limits.
Here at the latest there’s no effective security to be had by
breathlessly chasing after new threat situations, plugging
current security gaps and holes, merely reacting to cyber
attacks instead of acting on a sound basis. But this is the only
way to build and gain confidence in the digital future. After
all, new technologies in particular and the change processes
they trigger depend on reliable confidence in society as a
whole.
For many years, our goal and aspiration has been to pursue
cutting-edge research in order to address comprehensive
issues of high social relevance. This coincides ideally with
the mission of the Helmholtz Association, which has got
involved in Saarbrücken to make the site even greater. The
mission is to pursue top-level research for the major challenges
of our time. I am absolutely convinced that we can
light a powerful beacon here in Saarbrücken in the inter -
national research landscape.
Three areas of research illustrate the CISPA’s work
109
Cyber security demands a thorough, holistic view to break
out of the digital vicious circle once and for all. The future
needs disruptive approaches together with reliable, credible
security guarantees on a strong scientific foundation. This is
These include for example automatic detection and defence
of cyber attacks. This is of central significance particularly for
systems that operate autonomously in future. These systems,
such as autonomous driving, will completely revolu-
Continued on page 113

110
CISPA – Helmholtz-Zentrum (i.G.) GmbH
CISPA ist ein neu gegründetes Forschungszentrum, das
sich aktuell im Prozess befindet, ein neues Mitglied der
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
zu werden. Es ist aus dem Center for IT-Security, Privacy
and Accountability, ebenfalls abgekürzt CISPA, hervor -
gegangen, das 2011 als ein nationales BMBF-gefördertes
Kompetenzzentrum für IT-Sicherheitsforschung gegründet
wurde.
Als künftiges Helmholtz-Zentrum wird CISPA über die
notwendige kritische Masse an Forschern (über 500) verfügen,
um eine umfassende und ganzheitliche Behandlung
der drängenden großen Herausforderungen im Bereich
der Cybersicherheits- und Datenschutzforschung anzu -
gehen. CISPA möchte auf internationaler Ebene eine
heraus ragende Position in Forschung, Transfer und Inno -
vation übernehmen, indem es hoch moderne, oft revolutionäre
Grundlagenforschung mit innovativer anwendungsorientierter
Forschung, ent sprechendem Tech -
nologietransfer und gesellschaftlichem Diskurs kombiniert.
Thematisch soll das gesamte Spektrum von Theorie bis
zu empirischer Forschung abgedeckt werden. Es ist tief in
der Informatik verwurzelt und arbeitet interdiszi plinär mit
Forschern der angren zenden Gebiete wie Medizin, Jura
und den Gesellschaftswissenschaften zusammen.
CISPA verpflichtet sich zu den höchsten internationalen
akademischen Standards und bietet ein Forschungs -
umfeld von Weltrang, das einer großen Auswahl an Forschern
umfangreiche Ressourcen zur Verfügung stellt und
eine attraktive Destination für die weltweit besten Talente
und Forscher darstellt. Darüber hinaus fördert das CISPA in
besonderem Maße auch die grundständige und post -
graduale Bildung der Cybersicherheitsstudenten und hat
sich zum Ziel gesetzt, eine Kaderschmiede für die nächste
Generation an Cybersicherheitsexperten und wissenschaftlichen
Führungskräften in diesem Bereich bereit -
zustellen.
CISPA ist in Saarbrücken situiert und befindet sich somit in
direkter Nachbarschaft zu Frankreich und Luxemburg – für
das Zentrum eine ideale Lage für grenzüberschreitende
und lokale Kollaborationen mit anderen Forschungsinstituten.
Information
Gründungsjahr:
2011 als BMBF-gefördertes
Kompetenzzentrum für
IT-Sicherheits forschung;
CISPA ist ein Helmholtz-
Zentrum in Gründung
Mitarbeiter:
derzeit etwa 130
Auszeichnungen:
Wissenschaft lerinnen
und Wissenschaftler von
CISPA haben zahlreiche
Preise und Auszeichnungen
erhalten. Unter den
bedeutendsten sind vier
ERC-Grants, insbesondere
der ERC Synergy Grant
ImPact im Jahr 2013, der
erst malig an Informatiker
vergeben wurde.
www.cispa.saarland
Forschungsgebiete:
– Sichere und datenschutzfreundliche
Informationsverarbeitung
– Zuverlässige Sicherheitsgarantien
– Erkennungs- und Ver -
teidigungsmecha nis -
men für Bedrohungen
– Sichere Mobile und
Autonome Systeme
– Empirische und
Verhaltensorientierte
Sicherheit

CISPA soll sich in naher Zukunft zu einem der weltweit führenden
Forschungszentren für Cybersicherheit entwickeln.
CISPA seeks to become one of the world’s leading research centres
for cybersecurity.
CISPA – Helmholtz-Zentrum (i.G.) GmbH
111
CISPA is a newly founded research institution, which is
currently going through the process of becoming a
new member of the Helmholtz Association of German
Research Centres. It has developed from the Centre for
IT-Security, Privacy and Accountability, also known as
CISPA, established in 2011 as a national, BMBF-funded
competence centre for IT security research.
CISPA as a future Helmholtz centre will have the critical
mass of researchers (500+) to provide comprehensive,
holistic treatment of the pressing major challenges of
cybersecurity and privacy research. CISPA seeks to play a
prominent international role in research, transfer, and
innovation by combining cutting-edge, often revolu -
tionary pure research with innovative applied research,
corresponding technology transfer and public debate.
Thematically, it strives to cover the full spectrum from
theory to empirical research. It is deeply grounded in
computer science and takes an interdisciplinary approach,
working with researchers in adjacent fields such as medicine,
law, and the social sciences.
CISPA is committed to the highest international academic
standards and offers a world-class research environment
that grants extensive resources to a wide range of
research ers. It is an attractive destination for the best
talents and scientists from all countries. Furthermore,
CISPA particularly fosters the undergraduate and graduate
education of cybersecurity students, and it seeks to
become an elite training ground for the next generation
of cybersecurity experts and scientific leaders in this field.
CISPA is located in Saarbruecken in the direct vicinity of
the neighbouring countries France and Luxembourg – an
ideal location for both cross-border and local collaboration
with other research institutes.
Information
Year founded:
2011 as a BMBF-funded
competence centre for
IT security research;
CISPA is going through
the process of becoming
a Helmholtz centre
Employees:
currently about 130
Awards:
CISPA scientists have
received numerous scientific
prizes and awards.
The most prominent
include four ERC grants,
especially the ERC
Synergy Grant ImPact in
2013, which was awarded
to a computer scientist
for the very first time.
Research areas:
– Secure & Privacyfriendly
Information
Processing
– Reliable Security
Guarantees
– Threat Detection and
Defences
– Secure Mobile and
Autonomous Systems
– Empirical and
Behavioural Security
www.cispa.saarland

112
Umfassende Fragestellungen von hoher gesellschaftlicher
Relevanz durch Spitzenforschung anzugehen, ist seit vielen
Jahren unser Ziel und unser Anspruch. Dies deckt sich in
idealer Weise mit der Mission der Helmholtz-Gemeinschaft,
die in Saarbrücken eingestiegen ist und den Standort noch
größer macht. Die Mission lautet: Spitzenforschung für die
großen Herausforderungen unserer Zeit. Ich bin zutiefst
davon überzeugt, dass wir in Saarbrücken ein kräftiges
Leuchtfeuer der internationalen Forschungslandschaft
entfachen können.
Drei Forschungsfelder stehen beispielhaft
für die Arbeit im CISPA
Da ist zunächst die automatische Erkennung und Abwehr
von Cyberangriffen. Das ist gerade für die Systeme der
Zukunft, die autonom agieren werden, von zentraler Bedeutung.
Solche Systeme – wie zum Beispiel autonomes Fahren
– werden unsere Gesellschaft von Grund auf revolutionieren.
Dafür ist es nötig, ein bisheriges Paradoxon nicht nur aus der
digitalen Welt zu schaffen: Wir haben uns daran gewöhnt,
dass unser PC einmal pro Woche abstürzt. Wir starten ihn
dann neu – bis zum nächsten Absturz. Jetzt stellen Sie sich
bitte vor, Sie sitzen in einem selbstfahrenden Auto, das jede
Woche einmal gegen die Wand fährt, sie bringen es in die
Werkstatt, starten es neu … Undenkbar! Deshalb bin ich
davon überzeugt, dass nicht derjenige den wirtschaftlichen
Nutzen haben wird, der zuerst mit solchen Systemen auf
den Markt drängt, und auch nicht derjenige, der diese
Systeme physisch herstellt. Es wird derjenige den wirt -
schaftlichen Nutzen haben, dem man das Vertrauen ent -
gegenbringt, solche Systeme verlässlich, widerstandsfähig
und sicher erstellen zu können!
Das zweite große Thema heißt: Privacy, also Datenschutz.
Dieses Thema genießt bei uns am CISPA schon immer hohe
Priorität. Wir sind angetreten, die Grundlagen der Privatsphäre
in unserer digitalen Gesellschaft nachhaltig zu
verbessern. In der Zukunft sehe ich gerade in der persona -
lisierten Medizin die große Aufgabe, mit Privacy-Forschung
eng zusammenzuarbeiten. Für deren gesellschaftliche
Akzeptanz wird es von zentraler Bedeutung sein, dass die
sensiblen persönlichen Gesundheitsdaten der Menschen
geschützt sind und dass sie den zugrundeliegenden
Methoden vertrauen können.
Als drittes Gebiet steht die benutzbare Sicherheit, also wie
man den Faktor Mensch in die Sicherheitsüberlegungen
adäquat mit einbeziehen kann. Viele aktuelle Sicherheits -
lösungen sind nur durch Experten korrekt zu nutzen,
während unerfahrene Benutzer diese Lösungen intuitiv
falsch und damit unsicher einsetzen. Hier mangelt es an
grundlegendem Verständnis, wie Sicherheitslösungen
eigent lich erstellt und aufgesetzt werden müssen, damit sie
ihren angedachten Zweck, nämlich den Schutz für Nutzer
in der ganzen Breite auch wirklich erfüllen können. Sie
dürfen nicht mit erforderlichen Fachkenntnissen oder
schierer Komplexität überfordern.
Kurzum: Am CISPA wird eine langfristig angelegte Grund -
lagenforschung, die die großen gesellschaftlichen Herausforderungen
der Cybersicherheitsforschung angeht, mit
dem Transfer in konkrete Anwendungen vereint. Ganz im
Sinne von Hermann von Helmholtz engagieren wir uns
damit für eine gänzlich neue Sicherheitsarchitektur in der
digitalen Welt der Zukunft. Anders formuliert: IT-Sicherheit
made in Saarland.

Die automatische Erkennung und Abwehr von Cyberangriffen ist eines
der Forschungsfelder von CISPA.
One of CISPA’s research fields consists in the automatic detection
and defence of cyber attacks.
113
tionise our society. It is therefore necessary to eliminate a
paradox that has existed hitherto not just in the digital
world: we have got used to the computer crashing once a
week. We just reboot it – until it crashes again. But just
imagine you’re sitting in a self-driving car that hits a wall
once a week – you bring it to the garage, reboot it and drive
off again … inconceivable! I am therefore convinced that
those who are going to benefit in economic terms will not
be those who launch such systems on the market, nor those
who actually make these systems. Instead, the economic
benefit will be for those who are trusted to make such
systems reliable, resilient and secure!
The second major topic is privacy. Something we’ve always
prioritised at CISPA. We have set out to sustainably improve
the principle aspects of the private sphere in our digital
society. One important task in future will be to ensure close
cooperation between privacy research and personalised
medicine. Making this socially acceptable will depend on
protecting people’s sensitive personal health data; furthermore,
the basic methods being used must be totally trustworthy.
The third field of research consists in usable security with
adequate involvement of the human factor in the security
considerations. Many current security solutions can only be
applied correctly by experts, while those with less ex -
perience intuitively put them to the wrong, insecure use.
Here there is a lack of basic understanding as to how security
solutions have to be created and implemented to fulfil their
intended purpose, which is to protect users right across the
board. The solutions must not be too challenging in terms
of necessary expertise or sheer complexity.
In brief, the CISPA pursues long-term fundamental research
to address the major social challenges involved in cyber
security, combined with transfer to practical applications.
Entirely in the spirit of Hermann von Helmholtz, we are
committed to a completely new security architecture in the
digital world of tomorrow. In other words: IT security made
in Saarland.

Text: Peter Nagel
ZUKUNFTSORIENTIERT – BILDUNG ALS STANDORTVORTEIL
DIGITALISIERUNG DER ARBEITSWELT ALS CHANCE
FÜR DIE REGIONALE WIRTSCHAFT
114
Der gelungene Strukturwandel vom Bergbau hin zum
hochtechnischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsstandort
hat die Anforderungen an die Fähigkeiten
und Fertigkeiten der Beschäftigten im Land stark verändert.
Eine arbeitsmarktbezogene Bildung auf höchstem
Niveau ist damit zu einem der wichtigsten Standort -
faktoren des Saarlandes geworden.
Denn im Wettbewerb mit anderen Regionen gilt: Je mehr
gut ausgebildete Fachkräfte das Saarland dem Handwerk,
der Industrie und der Dienstleistungsbranche zur Verfügung
stellen kann, desto attraktiver wird der Standort an der Saar
für bereits ansässige Unternehmen.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels – im
Saarland am stärksten unter den alten Bundesländern –
bleiben Investitionen in Bildung auch die Zukunftssicherung
für das Saarland. Im Hinblick auf die angespannte Haushalts -
lage im Saarland müssen zudem ungezielte Bildungs -
investitionen unter allen Umständen vermieden werden. Die
vorhandenen Landesmittel müssen stattdessen in die Art
von Bildung fließen, die sowohl der Ausbildungs- und
Arbeitsfähigkeit der Landeskinder als auch der Wirtschafts -
kraft des Landes helfen. Darunter zu verstehen ist
1. jegliche Art der Grundbildung zu fördern, die alle
Bevölkerungsschichten im erwerbsfähigen Alter ausbildungs-
oder arbeitsfähig werden lässt,
2. den Fokus auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung
junger Menschen im dualen System mit einer größtmöglichen
Durchlässigkeit zu anderen Bildungswegen zu
legen,
3. den akademischen Schwerpunkt auf die Bedarfe an -
sässiger Unternehmen abzustimmen,
4. eine hochflexible berufliche Weiterbildung zu ermög -
lichen, um neuen Anforderungen praxisnah, unkompliziert
und auf didaktisch-methodisch hohem Niveau
begegnen zu können sowie
5. den Wandel zu einer digitalisierten (Arbeits-)welt aktiv zu
gestalten.
Auf allen angezeigten Feldern werden im Saarland beträchtliche
Anstrengungen unternommen.
In allen Schulformen wird mittlerweile eine verstärkte
Berufs orientierung durch Arbeitsagenturen, Kammern und
Lehrer im Saarland vorgenommen. Dies soll unnötige
Schleifen zwischen Schule und weiterführender Ausbildung
vermeiden. Auf dieses Ziel sind auch die saarländischen
Projekte „Ausbildung Jetzt“ vom Ministerium für Wirtschaft,
Arbeit, Energie und Verkehr und „AnschlussDirekt“ der IHK
Saarland ausgerichtet. Durch Coaching sowie intensive
Kontakte in die Praxis werden gezielt die Chancen von
Hauptschülern auf einen Ausbildungsplatz erhöht. Mit
Erfolg, denn so finden auch zunächst weniger begehrte
Jugendliche schneller einen Ausbildungsplatz.
Die Ausbildungsquote im Saarland ist eine der höchsten in
Deutschland hinter den Stadtstaaten und den Bundes -
ländern Bayern und Baden-Württemberg. Dies macht deutlich,
dass die saarländischen Betriebe ein hohes Interesse
daran haben, ihren Fachkräftenachwuchs selbst aus -
zubilden. Zugleich sind die Betriebe aber auch darauf
eingestellt, in Zukunft ergänzende Optionen zur dualen
Ausbildung anzubieten, um sich frühzeitig den Fachkräftenachwuchs
zu sichern. So können gute Realschüler mit
„Ausbildung Plus“ neben der regulären Ausbildung auch das
Fachabitur erwerben. Für Abiturienten, die sich sowohl für
ein Studium an einer der Hochschulen im Land als auch für
Fortsetzung Seite 118

FUTURE-ORIENTED – EDUCATION AND TRAINING AS LOCATION ADVANTAGE
DIGITISATION OF THE WORKING WORLD AS A CHANCE FOR THE REGIONAL ECONOMY
The successful structural transformation from mining to
a high-tech industrial, trading and services location has
changed the demands made of the Saarland’s workforce
in terms of skills and abilities. One of the key location
factors for the state thus consists in offering top level
education and training geared to the needs of the job
market.
safeguard the future of the Saarland. Furthermore, the difficult
financial situation in the state means that random investment
in education and training must be avoided at all
costs. Instead, available funds must flow into the kind of
education that schools the training and working capability
of the next generation while also enhancing the economic
power of the state. This includes
After all, the Saarland is in competition with other regions,
and the more well trained workers that can be provided for
the skilled crafts, industry and the services sector, the greater
the appeal of the state for companies that have already
settled here.
The region is affected more than any other west German
state by the implications of demographic change, so that
every single investment in education and training helps to
1. promoting every kind of basic education which ensures
that all sections of the population are capable of being
trained and employed on reaching working age,
2. concentrating on top quality training for young people in
the dual system while keeping the structures as open as
possible to allow reciprocal transfers with other education
channels,
3. coordinating the academic focus on the needs of local
companies,
115
Die Grundschulpädagogik-Professorin Julia Knopf von der Universität des
Saarlandes beim gemeinsamen Spielen mit Kindern
Julia Knopf, professor for primary education at Saarland University,
playing with children

Das bfw ist mit seinen Standorten in Saarbrücken und Neunkirchen
seit mehr als 45 Jahren Ihr kompetenter Partner für berufliche
Weiterbildung im Saarland.
With branches in Saarbrücken und Neunkirchen, the vocational
training facility has been your skilled partner for vocational training in
the Saarland for more than 45 years.
116
Berufsfortbildungswerk Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB GmbH (bfw)
Das Berufsfortbildungswerk des DGB GmbH ist bundesweit
seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner für Aus-,
Fort- und Weiterbildungen und auch im Saarland in
Saarbrücken und Neunkirchen vertreten. Zahlreiche
Unternehmen der Region nutzen die Möglichkeit, ihre
Mitarbeiter zielgerecht qualifizieren zu lassen. Im Rahmen
der Ausbildung in Metall- und Elektroberufen bieten wir
eine Vielzahl an Fachlehrgängen an, wenn diese von
Unternehmen nicht komplett abgedeckt werden können.
Die Durchführung von Eignungsfeststellungen bei der
Azubigewinnung als auch Prüfungsvorbereitungskurse
können gerne gebucht werden. Für die Saarstahl AG
übernehmen wir seit mehr als 20 Jahren die komplette
Aus bildung in ausgewählten Berufen.
Für angelernte Mitarbeiter bieten wir passgenaue Quali -
fizierungskonzepte in unterschiedlichen Berufsfeldern
und Vorbereitungskurse auf die Externenprüfung an.
Wir engagieren uns weiterhin für die Gewinnung und
Qualifizierung von Fachkräften auf dem saarländischen
Arbeitsmarkt.
Information
Gründungsjahr: 1953
Mitarbeiter:
20 (Saarbrücken)
12 (Neunkirchen)
Leistungsspektrum:
– berufliche Fort- und
Weiterbildungen im
technisch-gewerblichen,
pädagogischen und kaufmännischen
Bereich
– technisch-gewerbliche
Erstausbildung im Verbund,
Umschulung,
Aufstiegsqualifizierung
– passgenaue Qualifizierung
für Firmenpersonal
– Weiterbildung zum
Berufspädagogen
www.bfw.de
Year founded: 1953
Employees:
20 (Saarbrücken)
12 (Neunkirchen)
Range of services:
– vocational training
and further training in
the technical and commercial,
educational and
business fields
– technical and commercial
initial training in the
network, retraining, promotional
qualification
– customised qualification
for company personnel
– further training as vocational
education teacher
The DGB GmbH vocational training facility has been a
nationwide reliable partner for training and further train -
ing for decades and is represented in the Saarland in Saarbrücken
and Neunkirchen. Numerous companies in the
region use the facility to qualify their employees according
to their exact requirements. In our training offers in
the metal and electronics professions we provide a wide
range of specialist courses if these cannot be fully covered
by companies. Suitability tests in trainee hiring as well as
test preparation courses may be booked. We have been
assuming the complete training for select professions for
Saarstahl AG for more than 20 years.
We offer semi-skilled employees customised qualification
concepts in various vocational fields and preparation
courses for the external examination. We also continue
to be committed to the recruitment and qualification of
qualified employees on the Saarland employment market.

Die Ausbildungsquote im Saarland ist eine der höchsten in Deutschland.
The apprenticeship rate in the Saarland is one of the highest in Germany.
117
4. facilitating highly flexible further vocational training to
meet new requirements with a practical, uncomplicated
approach on a high level of didactic methods and
approaches, and
5. proactively shaping the transformation into a digitised
(working) world.
The Saarland is making great efforts in all these areas.
All types of school in the Saarland meanwhile offer more
careers guidance facilitated by employment agencies,
chambers and teachers, to ensure no time is lost between
school and further training. This is also the target for
the corresponding projects “Training Now” by the Ministry
for Economic Affairs, Labour, Energy and Transport and
“Direct Connection” by CCI Saarland. Coaching and intensive
practical contacts specifically aim to make secondary
school pupils better prepared for taking up vocational
training – measures that are proving successful so that
even youngsters who have less to offer are finding an
apprenticeship.
The apprenticeship rate in the Saarland is one of the highest
in Germany after the city states together with Bavaria and
Baden-Württemberg – a clear sign that companies in the
Saarland are very keen to train their own next generation of
skilled workers. At the same time, firms are also open to
offering additional future options for dual training in order
to retain their young skilled workers right from the start.
Good secondary school pupils with top marks can acquire
a technical diploma that entitles them to study in addition
to their regular training. Grammar school pupils keen to
pursue a practical course of study at one of the state’s universities
will find ideal openings through the many dual
course models in the Saarland.
Saarland University and the University of Applied Sciences
together with other colleges and academies offer a wide
range of courses that are particularly relevant for local businesses.
Indeed, companies are meanwhile closely involved
in many of the courses, providing lectures, practical work
experience and internships or actual training opportunities.
Engineering and informatics are particularly strong subjects
in Saarbrücken. The city’s economic success is also due to
the close physical proximity of corresponding companies
and internationally renowned research institutes where
know-how is generated and transferred into practice. The
initiated research campus offers a concerted platform for
joint learning and research by company employees and
scientists in the field of materials science and measurement
procedures. The initiative underlines the role played in these
Continued on page 121

118
einen engen Praxisbezug interessieren, bieten die viel -
fältigen dualen Studienmodelle im Saarland eine ideale
Entwicklungsmöglichkeit an.
Die Hochschulen vor Ort, ob nun Universität, die Hoch -
schule für Technik und Wirtschaft oder auch die anderen
Hochschulen und Akademien, bieten eine Vielfalt von
Studiengängen an, die für die ansässige Wirtschaft von
besonderem Interesse sind. Insbesondere, da in vielen
Studiengängen das Engagement von Unternehmen, ob
nun in Form von Praxisteilen, Ausbildung oder Vorträgen
integriert ist. Hervorzuheben sind insbesondere die starken
Ingenieurs- und Informatikwissenschaften am Standort
Saarbrücken. Die räumliche Nähe zu den Unternehmen und
weltweit anerkannten Forschungseinrichtungen, in denen
Know-how entsteht und weitergegeben wird, trägt zum
Wirtschaftserfolg des Standortes bei. Der initiierte For -
schungscampus bietet eine konzertierte Plattform für das
gemeinsame Lernen und Forschen von Unternehmens -
mitarbeitern und Wissenschaftlern im Bereich der Materialwissenschaften
und Messverfahren. Die Initiative unter -
streicht die Rolle der Saaruniversität in diesen Fachrichtungen
als „deutsches Silicon Valley“ auch mit der Ansiedlung
eines – bislang einmalig – zweiten Helmholtz-Zentrums am
Campus.
Um aber Bildung als Standortfaktor auch über die Erstausbildung
hinaus zu stärken, ist ergänzend eine bedarfsgerechte,
berufliche Weiterbildungslandschaft vonnöten.
Von ihrer Passgenauigkeit und Qualität gehen wichtige
Impulse für die Weiterentwicklung und den Aufstieg
der saarländischen Berufstätigen aus. Zumal die meisten
Wei terbildungsabschlüsse im Deutschen Qualifizierungs -
rahmen als gleichwertig mit Bachelorabschlüssen eingestuft
werden.
sind die Weiterbildungsoptionen auch in den Köpfen von
Arbeitnehmern und Arbeitgebern sehr präsent. Dies hat sich
besonders in und nach der Wirtschaftskrise gezeigt, als viele
Unternehmen die Chance nutzten und ihre Mitarbeiter mit
einem der hochwertigen Angebote der hiesigen Bildungs -
träger weiterqualifizierten. Gerade der ungeregelte Weiterbildungsbereich
bietet die Möglichkeit, die Lehrgänge passgenau
auf die Bedürfnisse der Zielgruppe auszurichten. So
können mittels kleinerer Bildungsmodule sowohl Arbeits -
kräfte für den ersten Arbeitsmarkt verfügbar gemacht als
auch anspruchsvolle Produktions- oder Management -
methoden vermittelt werden.
Die demografische Entwicklung und der mit ihr einher -
gehende Fachkräftemangel sind nicht die einzige große
Herausforderung. Begriffe wie „Digitalisierung“, „Industrie 4.0“
und „Disruption“ stehen für geradezu revolutionäre Umbrüche
in unserer Wirtschaft. Wertschöpfungsketten und
Marktprozesse verändern sich derzeit radikal. Das ist eine
Ent wicklung, die unausweichlich ist und manches traditionelle
Geschäftsmodell gefährdet – die aber auch den -
jenigen Unternehmen ganz neue Chancen bietet, die sich
rechtzeitig darauf einstellen.
Dabei ist wichtig, dass der Arbeitsmarkt sich mit wandelt.
Durch die Automatisierung werden viele eher manuelle
Tätigkeiten ersetzt, auf der anderen Seite entstehen Arbeits -
plätze mit ganz neuen Anforderungen. Deshalb müssen
sich auch die Ausbildungsberufe und Weiterbildungsgänge
anpassen: Viele Berufsbilder müssen um digitale
Elemente ergänzt werden, zudem bedarf es zusätzlicher
Weiter bildungsmodule, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
auf die neuen Aufgaben vorbereiten.
Perspektiven und Fazit
Seit Jahren sind die beruflichen Qualifizie rungs mög lich -
keiten im Saarland stark ausgeprägt. Dank der erfolgreichen
Partnerschaft zwischen Bildungsträgern und der IHK, deren
vielfältige Angebote jährlich auf der größten Weiter bil -
dungs messe in Südwestdeutschland vorgestellt werden,
Für ein nachhaltig hohes Qualifizierungsniveau der
Bevölkerung bedarf es zudem einer lückenlosen Bildungskette
vor Ort, die über den gesamten Lebenszyklus hinweg
relevante Bildungsangebote bereithält. Im Sinne der
individuellen Förderung müssen die Bildungsangebote

119
Die Hochschulen vor Ort – Universität und Fachhochschulen – sowie die
übrigen Akademien bieten eine Vielfalt von Studiengängen an, die für
die ansässige Wirtschaft von besonderem Interesse sind.
Saarland University and the University of Applied Sciences together
with other colleges and academies offer a wide range of courses that are
particularly relevant for local businesses.

120
Die vielfältigen dualen Studienmodelle im Saarland bieten jungen
Menschen eine hervorragende berufliche Perspektive.
The many dual course models available at universities in the Saarland offer
young people outstanding career prospects.
zudem so differenziert sein, dass sie die Entwicklungs -
möglichkeiten der jeweiligen Bildungsteilnehmer aus -
schöpfen. Nur so bleibt Bildung der Standortfaktor, von
dessen Breite und Tiefe Wirtschaft und Gesellschaft an der
Saar bereits jetzt maßgeblich profitieren. Von der Ver bes -
serung der Teilhabe aller Gesellschaftsschichten an den
Bildungsangeboten wird es abhängen, ob das Saarland
diesen Vorteil auch halten kann.
Perspektivisch ist jedoch nicht nur das Saarland alleine verantwortlich
für die erfolgreiche Stärkung des Standortfaktors
Bildung. Stattdessen ist die gesamte Großregion SaarLorLux
als eine Kernregion Europas gefordert. Auf dem Arbeitsmarkt
sind Landesgrenzen kaum noch ein Hindernis. Im
Bereich der grenzüberschreitenden Aus- und Weiterbildung
besteht hingegen Nachholbedarf. Die internationale Leich -
tigkeit, die im akademischen Bereich mit der Deutsch-
Französischen-Hochschule heute nahezu selbstverständlich
ist, muss auch in der beruflichen Bildung Einzug halten. Hier
laufen seit einigen Jahren – auch im Rahmen der Frank -
reichstrategie des Landes – erste Projekte, die mit Praktika,
verstärktem Fremdsprachenunterricht und grenzüber -
schreitenden Ausbildungsgängen gangbare Wege für
einen gemeinsamen Bildungsraum der Großregion auf -
zeigen. Nach der unterzeichneten Ver einbarung mit Frank -
reich, finden auch erste Gespräche mit Luxemburg statt.
Substituierende Angebote im gleichen Bildungsraum sind
auch vor dem Hintergrund knapper Landesmittel zu ver -
meiden.

subjects by Saarland University as the “German silicon valley”,
with a second Helmholtz Center now based on the campus
(this has never happened before).
For education to play a role as location factor that goes
beyond initial training, the Saarland also requires a supplementary,
needs-based landscape for vocational further training.
The expediency and quality made available here gives
an important boost to the further development and career
chances of the Saarland’s workforce, particularly in view of
the fact that most further training qualifications that can be
obtained in the German Qualification Framework are the
equivalent to a Bachelor’s degree.
For years the Saarland has offered a wide range of vocational
qualification possibilities. Workers and employers are also
well aware of further training options thanks to the successful
partnership between the training organisations and the
CCI, which culminates each year with a presentation of all
the extensive possibilities at the largest training fair in Southwest
Germany. Especially during and after the economic
crisis, many companies were seen to use the chances
offered here, working together with the local training organisations
to provide their staff with first-class further qualifications.
Unregulated further training opportunities in particular
make it possible to adapt courses precisely to the
needs of each respective target group. Smaller training
modules can be made available to workers for the first job
market and also for demanding production and management
concepts and methods.
Demographic development and the resulting skills shortage
are not the only major challenge. Expressions such as “digitisation”,
“industry 4.0” and “disruption” show that these are
indeed revolutionary times for the economy. Supply chains
and market processes are going through radical change.
This is an inescapable development that puts certain tra -
ditional business models at risk, while at the same time
offering completely new chances to those companies that
are in a position to adapt accordingly in good time.
The job market therefore also has to change. Automation is
replacing many manual jobs and also generating new jobs
with completely different demands. Corresponding changes
therefore also have to be made to vocational training
courses and further training programmes. Digital elements
must be added to many job descriptions, and additional
further training modules are needed to prepare workers for
their new tasks.
Outlook and conclusion
A sustainably highly qualified working population also
needs a locally available, uninterrupted education chain that
provides relevant education and training possibilities right
across the whole life cycle. In the interests of individual
advancement, the range of education and training possi -
bilities also has to be so differentiated as to fully exploit the
development possibilities of everyone taking part. This is the
only way for education to remain the location factor whose
width and depth already offers major benefits to the
economy and society in the Saarland. Whether the state can
maintain this advantage depends on improving the degree
to which all sections of society participate in the education
possibilities provided.
To put things in the right perspective, the Saarland does not
bear sole responsibility for successfully enhancing education
as a location factor. Instead, this is also a key issue for the
complete Greater Region of Saar-Lor-Lux as one of Europe’s
core regions. On the job market, national borders are
scarcely a hindrance any more, while cross-border provision
of initial and advanced training still has ground to make
good. The obvious ease with which the academic sector
adopts an international approach, with the Franco-German
University as a prime example, must also become standard
practice in vocational training. For some years now there
have been initial projects in this context, also in the framework
of the state’s France-strategy. These include work experience
opportunities and internships, intensive language
training to speak the neighbour’s language and cross-border
training courses as feasible approaches to setting up a common
training area in the greater region. After signing the
corresponding agreement with France, talks are now also
underway with Luxembourg. Every effort must be made to
avoid redundant measures in the same training area, par -
ticularly against the background of scarce state funds.
121

Text: Professor Dr. Manfred Schmitt
ZUKUNFT DES WISSENS – WISSEN DER ZUKUNFT:
UNIVERSITÄT UND HOCHSCHULEN
122
Ob Datensicherheit oder künstliche Intelligenz, immer
bessere Materialien für die Industrie oder neue Wirkstoffe
gegen multiresistente Keime oder Krebs: Der Wettbewerb
um das Wissen der Zukunft spielt sich in den höchsten
internationalen Ligen der Wissenschaft ab.
Die Universität des Saarlandes (UdS) lockt vor allem mit ihrer
exzellenten Informatik-Forschung und dem NanoBioMed-
Schwerpunkt international hoch angesehene Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler an ihre beiden Standorte in
Saarbrücken und Homburg. Zudem kooperiert sie mit
renommierten Forschergruppen auf der ganzen Welt. Internationalität
prägt auch das Leben auf dem Campus: Allein
in der Informatik studieren junge Menschen aus 81 Nationen,
und von den rund 17 000 Studierenden der UdS
kommt fast jeder fünfte aus dem Ausland. Austausch -
programme mit mehr als 500 Partnerhochschulen ver -
netzen die Universität rund um den Globus. Viele der mehr
als hundert Studiengänge werden mit internationalen
Partnern angeboten und führen zu bi- oder trinationalen
Abschlüssen.
Ihr internationales Profil wurde der UdS quasi in die Wiege
gelegt: Die 1948 gemeinsam von Deutschland und Frank -
reich gegründete Universität sollte „internationale Aus strah -
lung“ sowie „europäischen Charakter“ haben und „Brücke
zwischen Frankreich und Deutschland“ sein. Den Grundstein
für die internationale Ausrichtung hat das Europa-Institut
gelegt; bis heute ist es eine der renommiertesten Kaderschmieden
für die europäischen Institutionen. Auf dem
Saarbrücker Campus ist der Europaschwerpunkt in For -
schung und Lehre aller Fachbereiche verankert. Die güns -
tige geografische Lage an den Grenzen zu Frankreich,
Luxemburg und Belgien macht sich auch die Universität der
Großregion (UniGR) zunutze: Der Hochschulverbund
zwischen der Universität des Saarlandes und den Universitäten
in Lothringen, Luxemburg, Lüttich, Kaiserslautern
und Trier ermöglicht es, rund 130 000 Studierenden und
10 000 Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern sowie
Forschenden dies grenzüberschreitend auszuüben. Der
neue trinationale Masterstudiengang „Border Studies“ ist
einer von vielen grenzüberschreitenden Studiengängen, die
gemeinsam mit Partneruniversitäten in Frankreich und
Luxemburg angeboten werden. Und im gemeinsamen
europäischen Zentrum für Grenzraumforschung (Border
Studies) untersuchen insbesondere Geistes- und Sozial -
wissenschaftler/-innen die Auswirkungen von wirt schaft -
lichen, politischen, kulturellen und sozialen Grenzen.
Mit ihren rund 2500 Informatik-Studierenden und mehr als
800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist die
Saarbrücker Informatik einer der größten IT-Forschungs -
standorte in Europa: Zum Saarland Informatics Campus (SIC)
gehören neben der Fachrichtung Informatik sieben weitere
weltweit renommierte Forschungsinstitute: Neben den
beiden Max-Planck-Instituten für Informatik und Software -
systeme sind dies das Deutsche Forschungszentrum für
Künstliche Intelligenz (DFKI), das Zentrum für Bioinformatik,
der Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Inter -
action“ und das Center for IT-Security, Privacy and Accountability“
(CISPA). Das seit 2011 vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung geförderte CISPA wird derzeit in ein
neues Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit überführt,
wodurch es als eines der weltweit größten For -
schungs zentren für IT-Sicherheit die Zahl der Informatikforschenden
auf dem Saarbrücker Campus mittelfristig
verdoppeln wird.
Campusweit ist die Informatik mit vielen weiteren Fachrichtungen
vernetzt, unter anderem mit der Computerlinguistik,
der Rechtsinformatik, der Wirtschaftsinformatik, der Medien -
informatik oder der Bioinformatik. Letztere ist ein wichtiger
Baustein des Schwerpunkts „Nano-Bio-Med – Leben und
Materie“, der an der Universität die Material- und Natur -
wissenschaften mit den Lebenswissenschaften, der Medizin
und der Pharmazie zusammenführt. So haben Saarbrücker

123
An der Universität des Saarlandes studieren derzeit rund 17 000 junge
Menschen aus der ganzen Welt.
Roughly 17,000 young people from all over the world are currently
studying at the University of the Saarland.
THE FUTURE OF KNOWLEDGE – KNOWLEDGE OF THE FUTURE: UNIVERSITIES IN THE SAARLAND
Whether data security or artificial intelligence, ever better
materials for industry or new active substances to fight
multi-resistant germs or cancer: the contest for knowledge
of the future is played out in the highest inter -
national academic leagues.
Saarland University (UdS) with its excellent informatics
research and NanoBioMed focus attracts scientists of high
international repute to the two campuses in Saarbrücken
and Homburg. It is also involved in renowned research
groups all over the world. Campus life is also decidedly
international. Young people from 81 different countries
study informatics alone, and nearly one in five of the roughly
17,000 students at UdS comes from abroad. Exchange
schemes with more than 500 partner universities make the
UdS an integral part of global networks. Many of the more
than one hundred courses are offered in cooperation with
international partners and result in bi- or tri-national degrees.
UdS acquired its international profile practically right from
the start. Founded jointly by Germany and France in 1948,
the university was intended to have an “international outlook”
and “European character”, acting as a “bridge between
France and Germany”. The cornerstone in terms of inter -
national outlook was laid by the Europa-Institut, which today
is still one of the best known talent incubators for the
European institutions. At the campus in Saarbrücken, the
European focus for research and training is anchored in
every single department. The University of the Greater
Region (UniGR) exploits the favourable geographic position
at the borders to France, Luxembourg and Belgium. The
academic alliance between Saarland University and the
universities in Lorraine, Luxembourg, Liège, Kaiserslautern
and Trier provides a cross-border perspective to around
130,000 students and 10,000 university lecturers as well as
research staff. The new trinational Masters degree in “Border
Studies” is one of many cross-border courses offered jointly
with the partner universities in France and Luxembourg.

Das neue Hörsaalgebäude der Informatik, links der Science-Park 1
The new informatics auditorium building, with Science Park 1 on the left
124
Bioinformatiker kürzlich ein Assistenzsystem entwickelt, das
genetische und molekulare Eigenschaften eines Tumors für
Mediziner sichtbar macht und Ärzte künftig bei der Auswahl
des passenden Krebs-Medikaments unterstützen soll.
Angesichts vermehrter Resistenzen von Bakterien gegen
gängige Antibiotika wird auch die Erforschung und Entwicklung
neuer Antibiotika für den klinisch-medizinischen Einsatz
vorangetrieben. Hierfür hat die Universität unlängst
gemeinsam mit dem am Campus angesiedelten Helmholtz-
Institut für Pharmazeutische Forschung (HIPS) und dem
Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
(HZI) eine Stiftungsprofessur für Wirkstoff-Bioinformatik
eingerichtet, um Saarbrücken im Bereich der Wirkstoff-
Forschung als forschungsstarken Pharmaziestandort weiter
zu stärken.
Am Campus Homburg der Universität des Saarlandes mit
dem Uniklinikum stehen neben der Grundlagenforschung
in mehreren Sonderforschungsbereichen neue Diagnoseund
Therapieverfahren im Mittelpunkt. Homburger Phy -
siologen konnten kürzlich erstmals zeigen, dass Astrozyten
als Zellen, die dem Gehirn Stabilität verleihen, zusätzlich eine
wichtige Rolle bei der Signalübertragung spielen. Diese
Erkenntnisse könnten Grundlage neuartiger Therapie -
ansätze für neurologische Erkrankungen wie Epilepsie sein.
Zukunftsweisende Forschungsprojekte gibt es auch im
Grenzbereich zur Materialwissenschaft und Werkstoff -
technik, beispielsweise bei der Suche nach neuen Werk -
stoffen für medizinische Implantate. Mit über 300 Wissen -
schaftlerinnen und Wissenschaftlern zählt die Fachrichtung
in diesem Bereich zu den fünf bundesweit führenden For -
schungsstandorten. Hier werden beispielsweise mithilfe
dreidimensionaler Verfahren Materialien analysiert, um die
Funktionseigenschaften von Werkstoffen gezielt zu ver -
ändern. Dies hat auch Bedeutung für die saarländische
Industrie: So forschen die Universität und das Steinbeis-
Forschungszentrum für Werkstofftechnik gemeinsam mit
dem Stahlspezialisten Dillinger, um die Qualität von Spezialstählen
beispielsweise für Offshore-Windkraftanlagen und
Meeresboden-Pipelines weiter zu verbessern.
Die Erfolge der Sonderforschungsbereiche, Graduierten -
kollegs und Forschergruppen bestätigen die Spitzenforschung
an der Universität. 2016 hat die Uni rund 89 Mio.
Euro an Drittmitteln eingeworben, also Forschungsgelder
vom Bund, der EU und der Industrie. Von diesen Mitteln
profitieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eben -
so wie Studentinnen und Studenten. Sie repräsentieren die
Zukunft des Wissens: In interdisziplinären und inter -
nationalen Studiengängen qualifizieren sich junge Menschen
nicht nur für Aufgaben in der Forschung, sondern
auch für eine berufliche Laufbahn in interkulturellen Kontexten.
Die meisten Studierenden – rund 23 Prozent – zählt
die Fakultät für Empirische Humanwissenschaften und
Wirtschaftswissenschaft. Etwa 21 Prozent studieren in der
Philosophischen Fakultät, beispielsweise in den Sprach- und
Kulturwissenschaften; auch sie bieten hochkarätige Qualifizierungsmaßnahmen
für den wissenschaftlichen Nachwuchs
an: So ist das Graduiertenkolleg „Europäische Traum -
kulturen“, in dem es um Traum-Darstellungen im euro -

Am Standort in Homburg befindet sich die Medizinische Fakultät mit
dem Universitätsklinikum.
Homburg is home to the Medical Faculty with the University Hospital.
And the joint European Centre for Border Studies offers
scope particularly to humanities scholars and social scientists
to examine the impacts of economic, political, cultural
and social borders.
The Saarland Informatics Campus (SIC) in Saarbrücken is one
of the largest IT research facilities in Europe with around
2,500 students and more than 800 scientists. In addition to
informatics, the SIC campus is also home to seven other
globally renowned research institutes. Besides the two Max
Planck Institutes for Informatics and Software Systems, these
include the German Research Centre for Artificial Intelligence
(DFKI), the Centre for Bioinformatics, the “Multimodal
Computing and Interaction” excellence cluster and the
Centre for IT Security, Privacy and Accountability (CISPA).
CISPA has been funded by the Federal Ministry of Education
and Research since 2011 and is currently being integrated
in a new Helmholtz Centre for Information Security. As one
of the world’s largest research centres for IT security, it will
double the number of informatics researchers on the Saarbrücken
campus in the medium term.
Informatics is connected with many other departments on
the campus, including computer linguistics, legal infor -
matics, business informatics, media informatics or bio -
informatics. The latter is an important element in the focus
on “NanoBioMed – Life and Material”, which brings material
and natural sciences together with the life sciences, medicine
and pharmacy. Saarbrücken’s bioinformatic specialists
for example recently developed an assistance system that
visualises the genetic and molecular properties of a tumour
so that doctors can select the right cancer medication in
future. The increasing resistance of bacteria to common
antibiotics also drives research and development for new
antibiotics that can be put to clinical-medical use. Here the
university recently set up an endowed chair for active
substance bioinformatics in cooperation with the Helmholtz
Institute for Pharmaceutical Research (HIPS) that is also on
the Saarbrücken campus, together with the Helmholtz
Centre for Infection Research (HZI) in Braunschweig. The aim
is to further enhance Saarbrücken’s role as a strong pharmacy
research location when it comes to research into
active substances.
The Homburg campus of Saarland University is home to the
university clinic with a focus not only on pure research in
several special areas but also new diagnostic and thera -
peutic methods. Physiologists from Homburg recently
showed for the first time that astrocytes are cells which not
only give the brain stability but also play an important role
in signal transmission processes. These findings could be the
basis for new approaches to treating neurological diseases
such as epilepsy. Other seminal research projects are also
being pursued at the frontier between materials science and
technology, including for example the search for new
materials to be used for medical implants. More than 300
scientists are involved, making this one of Germany’s five
leading research locations in this discipline. The activities
include for example using 3D methods for materials analysis
so that specific modifications can be made to the functional
125

properties. This also has implications for industry and business
in the Saarland. For example, the university and the
Material Engineering Centre Saarland (MECS) have joined
forces with the steel specialist Dillinger to further improve
the quality of special steel particularly for offshore wind
turbines and seabed pipelines.
126
Neuropsychologische Forschung zur Diagnostik des Armpositionssinns
Neuro-psychological research for diagnosing the arm position sense
päischen Kulturraum geht, eines von nur ganz wenigen
literatur- oder kunstwissenschaftlich ausgerichteten Dok -
toranden-Programmen bundesweit. In einem weiteren
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten
Projekt erforschen Historiker und Kulturwissenschaftler der
UdS und der Universität Luxemburg grenzüberschreitende
Transfers in der Populärkultur der 1960er-Jahre.
In Forschung und Lehre ist auch das Thema Existenzgründung
verankert. Alle Aktivitäten, mit denen universitäre
Ausgründungen an der UdS unterstützt werden, koordiniert
die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer;
außerdem vermittelt sie Wege für eine erfolgreiche Zu -
sammenarbeit an der Schnittstelle von Wissenschaft und
Wirtschaft. Um den Technologietransfer mit Unternehmen
weiter zu verbessern, plant die Universität gemeinsam mit
der Landesregierung den Neubau eines Innovations -
zentrums am Campus Saarbrücken. Es soll zum Treffpunkt
von Gründerinnen und Gründern, Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern, Studierenden und der Saar-Wirtschaft
werden – und das gesamte Spektrum der Universität
präsentieren.
Cutting-edge research at the university is confirmed by the
successful achievements of the special research units, graduate
colleges and researcher groups. In 2016, the university
obtained around 89 million Euro in external funds for research
from the German government, the EU and the industrial
sector. Both scientists and students benefit from these
funds. They represent the future of knowledge. Interdisci -
plinary and international degree courses qualify young
people not only for research tasks but also for a future career
in the intercultural context. Most students – around 23 percent
– are enrolled at the Faculty for Human and Business
Science, and about 21 percent study at the Humanities
Faculty with its courses in languages and cultural studies as
well as providing first-rate qualifications for the next gene -
ration of scientists. The “European Dream Cultures” graduate
college for example looks at how dreams are portrayed in
European culture and is one of just a few literature or art
doctorate programmes in Germany. Another project funded
by the German Research Association features research by
historians and cultural scientists at the UdS and Luxembourg
University into cross-border transfer in the popular culture
of the 1960s.
Both research and teaching also have a focus on hive-offs
and start-ups. All activities supporting hive-offs from the
UdS are coordinated by the Knowledge and Technology
Transfer Centre, which also helps to find openings for successful
cooperation at the interface between science and
business. The university is working with the state government
to plan a new innovation centre on the Saarbrücken
campus to further improve technology transfer to com -
panies. It is intended as a meeting point for start-up hopefuls,
scientists, students and the Saarland’s business sector,
while at the same time presenting the university in all its
many facets.

127
Zukunftsweisende Forschungsprojekte gibt es auch im Grenzbereich zur
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik.
Other seminal research projects are also being pursued at the
frontier between materials science and technology.

Text: Professor Dr. August-Wilhelm Scheer
VON DER MODELLIERUNG BIS ZUM ROBOTEREINSATZ IM
BÜRO – 30 JAHRE IT-INNOVATION AUS DEM SAARLAND
128
Innovative Ideen alleine führen in einer Region noch nicht
zu wirtschaftlichem Wachstum. Es geht darum, sie in
markt fähige Produkte umzusetzen und dort erfolgreich
zu positionieren. Erst dann werden sie zu Innovationen.
Aus meiner Erfahrung als Wissenschaftler und Unter -
nehmer möchte ich zeigen, wie disruptive Software -
produkte und Dienstleis tungen aus dem Saarland international
erfolgreich ent wickelt werden konnten und
können.
Wissenschaft und Unternehmertum im Einklang
1975 habe ich das Institut für Wirtschaftsinformatik ge -
gründet. Mit dem Thema Prozessmodellierung, also der
Gestaltung von Geschäftsprozessen von ihren Startereig -
nissen bis zu ihren Abschlüssen, habe ich einen neuen
Forschungsgegenstand entwickelt. In Kombination mit der
damals entstehenden integrierten betriebswirtschaftlichen
Software der SAP versprach das Thema die heute belegte
drastische Produktivitätssteigerung in Unternehmens -
prozessen.
Um die grundlegende Idee des Geschäftsprozessmanagements
in die Praxis zu bringen, habe ich 1984 parallel zu
meiner wissenschaftlichen Tätigkeit das Unternehmen IDS
Scheer gegründet. Die von mir entwickelte Methode ARIS
und daraus resultierende Software-Prototypen trugen
maßgeblich dazu bei, die ersten Kunden zu gewinnen. Die
professionelle Entwicklung des Softwaresystems ARIS war
die logische Konsequenz. Diese Software wird heute noch
weltweit insbesondere von Großunternehmen zur Optimierung
ihrer Geschäftsprozesse eingesetzt.
IDS Scheer wuchs bis 2009 auf rund 3300 Mitarbeiter, war in
rund 50 Ländern durch eigene Tochtergesellschaften oder
Partner vertreten und wurde ab 1999 an der Börse gelistet.
Alleinstellungsmerkmal und wichtiger Erfolgsfaktor war die
Software ARIS. Ihr Markterfolg verwandelte die Idee in eine
Innovation, die im Saarland viele Arbeitsplätze geschaffen
und ein Beispiel für einen erfolgreichen Strukturwandel der
Region gegeben hat. Die Hebelwirkung zwischen der
Anzahl beteiligter Forscher und den Arbeitsplätzen im
Unternehmen betrug 1 zu 30 und zeigt das Potenzial der
Innovation. 2009 wurde das Unternehmen IDS Scheer AG
für rund 500 Mio. Euro an die Software AG verkauft und die
ARIS Software wird von ihr weiterentwickelt.
Es sind diese Erfahrungen, aus denen ich das Saarbrücker
Modell der Innovationskette abgeleitet habe (Abbildung 1).
Es beginnt mit der Grundlagenforschung, in der Basistechnologien
erarbeitet werden, die dann in der Anwendungsforschung
zu Prototypen umgesetzt werden. Aus Pro -
totypen entstehen – auch und gerade durch Start-up-
Unternehmen – marktfähige Produkte. Über den tatsächlichen
Markterfolg entscheiden dann Großunternehmen,
die über globale Vertriebswege verfügen. Nach der Funktionsweise
des Saarbrücker Modells erfolgte auch die
Entwicklung der 1996 ebenfalls von mir als Spin-off der
Universität des Saarlandes gegründete imc AG. Auf der Basis
von Forschungsideen hat sie sich heute zu einem global
erfolgreichen E-Learning-Anbieter entwickelt.
Das Saarbrücker Modell –
Entwicklung zum Innovationsnetzwerk
Je mehr erfolgreiche Innovationen über dieses Modell den
Weg in den Markt finden, desto größer wird ein Innovations -
netzwerk, dessen Elemente sich gegenseitig in der Wirkung
verstärken.
Das aktuelle Innovationsnetzwerk der Scheer Gruppe aus
drei etablierten Unternehmen und sieben Start-ups zeigt

Abbildung 1: Saarbrücker Modell - von der Forschung zur
marktfähigen Innovation
Figure 1: The Saarbrücken Model – from research to marketable
innovation
FROM MODELLING TO ROBOTS IN THE OFFICE – 30 YEARS OF IT INNOVATION FROM THE SAARLAND
It takes more than innovative ideas on their own to
generate economic growth in a region. An idea has to be
converted into a marketable product that can be placed
successfully on the market. Only then has the idea
become an actual innovation. I would like to draw on my
experience as scientist and entrepreneur to show how
disruptive software products and services from the Saarland
have been and still are being developed successfully
on an international scale.
Science and business in harmony
In 1975 I founded the Institute for Business Informatics.
I developed a new research subject with process modelling,
i.e. shaping business processes from their initial event
through to their conclusion. In combination with SAP’s
integrated business software that was just emerging back
then, the topic promised the drastic productivity boost in
business processes that we see verified today.
To put the basic idea of business process management into
practice, in 1984 I founded the company IDS Scheer parallel
to my academic work. The ARIS method which I developed
and the resulting software prototypes played a major role
in acquiring the first customers. Professional development
of the ARIS software system was the logical consequence.
This software is still being used today on a global scale, particularly
by large companies to optimise their business
processes.
IDS Scheer grew to around 3,300 employees by 2009 with
its own subsidiaries or partners in around 50 countries and
went public in 1999. The ARIS software was the unique
selling point and key success factor. Market success
converted the idea into an innovation which created many
jobs in the Saarland, making it an example for successful
structural change in the region. The lever effect between the
number of researchers involved and jobs in the company
was 1 to 30 and is an indication of the innovation’s potential.
In 2009, IDS Scheer AG was sold to Software AG for around
500 million Euro. Software AG continues to develop the ARIS
software.
On the basis of this experience, I have drawn up the Saarbrücken
Model of the innovation chain (Figure 1). It begins
with pure research to establish the basic technologies,
which are then converted into prototypes by applied
research. Prototypes become marketable products also and
particularly through start-up companies. Actual success on
the market place then depends on large companies with
global sales channels. The development of imc AG, which
is another company I founded in 1996 as a spin-off
from Saarland University, also followed the functionality of
the Saarbrücken Model. On the basis of research ideas, today
it has developed into a globally successful e-learning
provider.
129

Abbildung 2: Innovationsnetzwerk der Scheer Gruppe
Figure 2: The Scheer Group innovation network
130
Abbildung 2 mit ihren Beziehungen. Ergänzt werden die
Einheiten durch ein gemeinnütziges Forschungsinstitut
(August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und
Prozesse gGmbH), wo unabhängig von ökonomischen
Betrachtungen an Zukunftstrends geforscht wird.
Der Austausch von Forschung, Start-ups, etablierten
Unternehmen und Multiplikatoren aus Wirtschaft und Politik
bietet die Basis für weitere Innovationen.
Robotic Process Automation – Synergieeffekte in Innovationsnetzen
bringen Robotik ins Büro
Ein konkretes Beispiel für IT-Innovation im Netzwerk bildet
das Thema Robotic Process Automation (RPA). Es stellt die
nächste Innovationsstufe der Geschäftsprozessautomatisierung
dar und findet insbesondere im Bürobereich
Anwendung. Einfache Sachbearbeitungen, die sich häufig
wiederholen oder in großer Zahl anfallen, können mittels
Software-Roboter automatisiert werden. Die komplexe
Realisierung erfordert Forschung, Gründergeist und Praxis.
Im Netzwerk wurde die Theorie wissenschaftlich vertieft,
durch Anwendungsforschung in Prototypen realisiert
und gleich zeitig in Start-up-Portfolios getestet. Marktreife
Software findet derzeit über die etablierten Unternehmen
den Weg zum Kunden.
Lernen für die Zukunft
Es gilt, alle Wege zu nutzen, um Innovationsnetzwerke zu
schaffen und zu fördern. Sie umfassen Forschungsinstitute,
Start-up-Zentren, Inkubatoren, Gründerberatung und Business
Angels. Die Politik muss Rahmenbedingungen wie
Finanzierung und Räumlichkeiten unterstützen. Bestehende
starke Unternehmen müssen Vertriebskanäle bereitstellen
oder durch Beteiligungen die Innovation fördern.

131
AWS-Institut für digitale Prozesse und Produkte gGmbH, Saarbrücken
AWS Institute for Digital Products and Processes gGmbH, Saarbrücken
The Saarbrücken Model – developing into
an innovation network
The greater the number of successful innovations finding
their way onto the market through this model, the larger the
innovation network of mutually reinforcing elements.
Figure 2 shows the current innovation network of the Scheer
Group consisting of three established companies and seven
start-ups, indicating their relationships. The elements are
supplemented by a non-profit research institute (August-
Wilhelm Scheer Institute for Digital Products and Processes)
which pursues research into future trends regardless of economic
aspects.
The basis for further innovation comes from sharing and exchange
between research, start-ups, established companies
and multipliers from the business and political sectors.
Robotic Process Automation – synergy effects in
innovation networks establish robots in the office
One specific example for IT innovation in the network
consists of Robotic Process Automation (RPA). It depicts the
next innovation level in business process automation with
applications particularly in the office setting. Software
robots are used to automate simple tasks that occur frequently
or in large quantities. The complex implementation
process demands research, a start-up mindset and practical
experience. The network examined the theory with an indepth
scientific approach before applied research produced
the prototypes which were tested at the same time in startup
portfolios. The established companies currently ensure
that marketable software finds its way to the customer.
Learning for the future
Creating and promoting innovation networks entails
making full use of all channels and approaches. These include
research institutes, start-up centres, incubator facilities,
start-up advice centres and business angels. Support from
the political sector is necessary in terms of framework
conditions such as funding and premises. Existing strong
companies have to provide sales channels or foster the
innovation through participations.

Text: Dr. Ralph Nonninger
NANOTECHNOLOGIE – LÖSUNGSANSÄTZE
FÜR DIE PROBLEME UNSERER ZEIT
132
„Das Saarland – Großes entsteht immer im Kleinen.“
Dieses Motto des Saarlandes gilt in der Natur ebenso wie
in der Nanotechnologie. Man kann sogar so weit gehen
zu sagen, dass dieses Motto wie kein anderes für
Nanotechnologie steht. Aber was ist eigentlich Nano -
technologie? Warum ist dies für viele Menschen immer
noch so schwer zu greifen?
Technologien definieren sich üblicherweise über ihren Anwendungsbezug.
Die Automobilindustrie beispielsweise
beschäftigt sich mit Autos. Die Nanotechnologie nun ist
aber keiner Technologie direkt zuzuordnen, sie beschäftigt
sich einfach mit extrem kleinen Strukturen oder extrem
kleinen Partikeln und nutzt deren Eigenschaften, die sich
oft komplett von denen größerer Partikel oder Strukturen
des gleichen Materials unterscheiden. Nun, da alle Produkte
des täglichen Lebens aus Materialien bestehen, können
sogenannte neue Materialien (was sie eigentlich nicht
sind, sie sind nur kleiner) in jedem Technologiebereich
helfen und Innovationen herbeiführen.
Große industrielle Revolutionen gelingen meist über die
Bereitstellung von Energie (Dampfkraft, elektrischer Strom
usw.) aber auch über die Herstellung neuer Materialien.
Komplett neue Materialien wird es vermutlich nicht mehr
geben, da dürften die Kunststoffe Anfang der 1920er-Jahre
die letzten gewesen sein. Wie gut für die Innovationskraft
der heutigen Generationen, dass sich die Werkstoffeigenschaften
mit der Größe ändern und sich wieder eine riesige
Spielwiese auftut.
Wird man nun immer kleiner und kleiner, kommt man
zwangsläufig zu den Bausteinen der Natur. So ist es auch
hier. Die Nanotechnologie arbeitet mit Partikeln und Strukturen,
die ähnlich groß sind wie Viren und zehnmal kleiner
als Bakterien. Die Natur muss, wie wir wissen, alles aus
kleinsten Bausteinen aufbauen – und genau das muss die
Nanotechnologie auch, zumindest in sehr vielen Fällen. Also
muss die Nanotechnologie ebenfalls von der Natur lernen
und versuchen deren Prinzipien zu nutzen, zu kopieren, zu
adaptieren, um aus „Kleinem“ Großes entstehen zu lassen.
So kommt es, dass die Nanotechnologie Schritt für Schritt
die Technologien und damit die Produkte revolutioniert. Es
gäbe kein Handy, keinen Computer, keine Festplatte ohne
Nanotechnologie, ohne diese neuen Materialien oder die
kleinen Strukturen. Transistoren sind heute gerade mal 27
Nanomillimeter groß, auch wenn man von dem Begriff der
Mikrosystemtechnik nicht abweicht (man braucht ja immer
noch ein Gehäuse und einen Stecker für den Strom), so ist
die Mikrosystemtechnik längst durch die Nanosystem -
technik abgelöst bzw. ergänzt worden.
Was uns Forscher und Unternehmer jedoch noch mehr als
das Grundlagenwissen antreibt, sind neue, verbesserte Produkte
und der sich dadurch ergebene Markt. Es wird erwartet,
dass 2050 auf der Erde acht bis zehn Milliarden
Menschen leben, die alle ein Recht haben auf eine Grundversorgung,
bestehend aus Wasser, Energie und Nahrung.
Weiterhin wird die Nachfrage nach Endprodukten (Autos,
Smartphones, Computer usw.), nach diversen Dienstleis -
tungen (Gesundheit, Transportsysteme, Wohnungen) und
nach Beschäftigung steigen. Dies stellt die Menschheit vor
Fortsetzung Seite 136

NANOTECHNOLOGY – SOLVING SOME OF THE PROBLEMS OF OUR TIME
“The Saarland – where little things make a big difference.“
The motto of the state applies both to nature and to
nanotechnology. You could even say it is the most appropriate
motto for nanotechnology. But what is nano -
technology? Why do so many people still find it so difficult
to understand?
Technologies are usually defined by their practical application.
The automotive industry for example deals with cars.
But nanotechnology is not directly attributed to a specific
technology: it simply deals with extremely small structures
or extremely small particles and makes use of their pro -
perties which often differ completely from those of larger
particles or structures of the same material. Given that all
products of daily life consist of materials, so-called new
materials (which they’re not actually, they’re just smaller) can
help with innovations in every field of technology.
Step by step, nanotechnology is revolutionising technol -
ogies and their corresponding products. We wouldn’t have
mobile phones, computers or hard disks without nanotechnologies,
without these new materials or the small structures.
Today’s transistors are just 27 nanomillimetres in size:
although still referred to as microsystems (after all, they still
need a housing and a power plug), actually this is just one
example where they have been replaced or supplemented
by nanosystems.
Major industrial revolutions are usually triggered by the provision
of energy (steam power, electricity, etc.), but also by
the production of new materials. There probably won’t be
any more completely new materials: it is fairly certain that
the plastics which emerged in the early 1920s will have been
the last. It’s just good for the innovative powers of today’s
generations that material properties change with size, thus
opening up another vast playing field.
133
„Nano-Universum – Die Galaxien verbinden sich“: Die nachträglich angefärbte
elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt Polymerpartikel,
welche über hauchfeine Polymerfasern miteinander verbunden sind.
“Nano universe: connecting galaxies”: The retrospectively
stained electron micrograph shows polymer particles that are
joined by extremely thin polymer fibres.

134
ItN Nanovation AG
Die ItN Nanovation AG in Saarbrücken ist eines der führenden
Nanotechnologie-Unternehmen der Welt und ent -
wickelt innovative Wasserfiltersysteme für große Industriekunden.
ItN steht für „Innovation durch Nanotechnologie“
und spiegelt das fundierte nanotechnologische Knowhow
des Unternehmens wider.
Wir bei ItN sind stolz darauf, mit unseren zahlreichen und
innovativen Produkten dazu beizutragen, eines der größten
Probleme unseres Planeten zu lösen: die Bereitstellung
von sauberem Wasser in aus reichender Menge.
Wir verkaufen nicht nur Produkte, sondern auch Lösungen.
Dabei arbeiten wir vertrauensvoll und partnerschaftlich
mit unseren weltweiten Kunden zusammen und ent -
wickeln maßgeschneiderte, wirtschaftliche Lösungen.
Der verantwortungsvolle und nachhaltige Umgang mit
wertvollen Ressourcen hat dabei oberste Priorität.
Wir sind uns der Verantwortung als Hersteller von Nanotechnologie-Produkten
bewusst und schützen unsere
Kunden vor allen bekannten und potenziellen Gefahren,
die mit dieser Technologie verbunden sind.
Information
Gründungsjahr: 2000
Mitarbeiter: derzeit 24
Leistungsspektrum/
Technologie:
Wasser-Filtrationstechnik
auf Basis einer Nano-
Beschichtung, die auf
Keramik-Filter aufgetragen
wird und die selbst feinste
Materialien aus dem
Wasser filtern kann, gleichzeitig
die Filter aber widerstandsfähig
macht
www.itn-nanovation.com
Year founded: 2000
Employees: currently 24
Range of services/
technology:
water filtration technology
based on a nano-coating
applied to ceramic filters
that separates even the
finest substances out of
the water while making
the filters resistant at the
same time
ItN Nanovation AG in Saarbrücken is one of the leading
nanotechnology companies in the world, developing
innovative water filtration systems for large industrial
customers. ItN stands for “Innovation through Nano -
technology” and reflects the company’s sound nanotechnology
know-how.
Here at ItN we are proud that our numerous innovative
products help to solve one of the biggest problems facing
our planet: how to provide clean water in sufficient quan -
tities.
We sell solutions as well as products. We treat everyone
with respect and work in partnership with our customers
all over the world to develop bespoke solutions with the
best economic benefits. We give utmost priority to making
responsible, sustainable use of resources.
We are aware of our responsibility as manufacturer of
nanotechnology products, and protect our customers
from all known and potential hazards associated with this
technology.

When things start shrinking in size, at some point you
inevitably get down to the elements of nature. That applies
here too. Nanotechnology works with particles and structures
that are about the size of viruses and ten times smaller
than bacteria. We know that in nature, everything is made
up of the tiniest elements. The same goes for nanotech -
nology as well, at least in lots of cases. Nanotechnology
therefore also has to learn from nature. It tries to use, copy
and adapt the principles of nature, where “little things” make
a big difference.
But far more than pure research, the driving force for us
scientists and entrepreneurs consists in new, improved
products and the resulting market. It is expected that there
will be eight to ten billion people living on the earth by
2050. They will all have a right to the basic necessities of
water, energy and food. Moreover, there will be further
growth in demand for end products (cars, smart phones,
computers, etc.), for various services (healthcare, transport
systems, housing) and for more jobs. The human race faces
several major challenges. How do we satisfy the demand for
fresh water, how do we treat wastewater, how do we
provide sufficient energy, how do we warrant a functional
infrastructure, healthcare and hygiene, and how can we
manage to feed the huge number of people?
These questions can’t be answered by the solutions available
hitherto. They demand new technologies and new solutions.
Today it is already clear that nanotechnology will
play a crucial role in this context. There will be a need for
specialists with an interdisciplinary mindset who will have
to be trained accordingly. At the same time, it is also clear
that all this will have implications for our education and
training system. It is our job to ensure that the necessary
know-how is already being taught in our schools today so
that complex challenges can be solved with due recognition
of the global problems involved.
The Saarland has recognised the signs of the times and
promotes nanotechnology. In addition to a large number of
activities at the universities and elsewhere, the topic of “Life
Science and New Materials” has been identified in the innovation
strategy of the Saarland as one of just three focal
aspects to be promoted. This is taking place under the
auspices of the cc-NanoBioNet e. V. (abbreviated to
NanoBioNet).
Since 2002, NanoBioNet has been coordinating about 70
companies and research institutes involved in nanotech -
nology and biotechnology in the greater region, with attention
focusing on “new materials” and “pharmacy”. Since 2014,
NanoBioNet has been coordinating the NanoPharm network
that is involved with the development of new medicines.
Nanotechnology methods are used here to ensure
that active substances are concentrated at the part of the
body where they are really needed. The network is organised
on a national scale and has roughly 30 members.
Networks at the interface between two technologies have
proven to be highly innovative and successful. After
“NanoPharm” was so successful in serving the interface between
nanotechnology and pharmacy, in 2017 NanoBioNet
2017 initiated another ZIM network with 20 partners. The
new network also uses artificial intelligence to evaluate the
huge quantities of available data to the benefit of the
patient. NanoBioNet coordinates all these research activities.
At the same time, it acts as the headquarters for the “German
Nanotechnology Association”, networking its members on
a national and international scale.
The Saarland’s keen presence is not just restricted to
research and the corporate sphere. Advanced Materials
Science rano GmbH is a company based here which makes
experiment kits and other teaching materials in the field of
nanotechnology. This is hitherto unique and enjoys global
attention. Here at least the Saarland leads the world with an
impressive demonstration of how little things make a big
difference.
135

mehrere große Herausforderungen. Wie stellen wir den
Bedarf an Frischwasser sicher, wie reinigen wir Schmutz -
wasser, wie sorgen wir für ausreichend Energie, wie
gewährleisten wir funktionierende Infrastrukturen, Ge -
sundheit und Hygiene und wie gelingt es uns, die große
Anzahl an Menschen zu ernähren?
der „Pharmazie“. Seit 2014 koordiniert NanoBioNet das ZIM
Netzwerk NanoPharm, das sich mit der Entwicklung neuer
Medikamente beschäftigt. Hier werden Methoden der
Nanotechnologie genutzt, um Wirkstoffe an dem Ort im Körper
anzureichern, an dem sie benötigt werden. Das Netz -
werk ist national aufgestellt und hat knapp 30 Mitglieder.
136
All diese Fragestellungen können mit bisherigen Lösungen
nicht beantwortet werden, sie erfordern neue Technologien
und neue Lösungen. Bereits heute ist klar, dass die Nano -
technologie hier eine entscheidende Rolle einnimmt und
dass sie nicht nur interdisziplinär denkende Spezialisten
benötigt, die wir ausbilden müssen, sondern dass dies alles
auch Auswirkungen auf unser Bildungssystem haben wird.
Wir stehen in der Pflicht, bereits heute in den Schulen das
notwendige Wissen zu vermitteln, komplexe Herausforderungen
zu lösen und Zusammenhänge von globalen
Problemen erkennen zu können.
Das Saarland hat die Zeichen der Zeit erkannt und fördert
die Nanotechnologie. Neben einer Vielzahl an universitären
und außeruniversitären Aktivitäten wurde das Thema „Life
Science und Neue Materialien“ in der Innovationsstrategie
des Saarlandes als einer von lediglich drei Schwerpunkten
identifiziert, den es zu fördern gilt. Betraut hat man hierbei
den cc-NanoBioNet e. V. (kurz NanoBioNet).
NanoBioNet koordiniert seit 2002 circa 70 Unternehmen
und Forschungseinrichtungen der Großregion, die sich mit
Nanotechnologie und Biotechnologie beschäftigen. Die
Schwerpunkte liegen dabei in den „Neuen Materialien“ und
Es hat sich gezeigt, dass gerade die Netzwerke, die sich an
der Schnittstelle zwischen zwei Technologien befinden, sehr
innovativ und erfolgreich sind. Nach dem großen Erfolg von
„NanoPharm“, das die Schnittstelle zwischen der Nano -
technologie und der Pharmazie bedient, rief NanoBioNet
2017 ein weiteres ZIM Netzwerk mit 20 Partnern ins Leben,
das darüber hinaus die Künstliche Intelligenz nutzt, um
die Unmengen an verfügbaren Daten zum Nutzen des
Patienten auszuwerten. NanoBioNet koordiniert all diese
Forschungsaktivitäten und ist gleichzeitig die Hauptge -
schäftsstelle des „Deutschen Verbandes Nano technologie“,
womit es seine Mitglieder national und inter national ver -
netzen kann.
Aber nicht nur auf Seiten der Forschung und der
Unternehmen ist das Saarland sehr präsent, man hat mit
der Advanced Materials Science rano GmbH auch ein
Unternehmen beheimatet, das Experimentierkästen und
weiteres Unterrichtsmaterial im Bereich Nanotechnologie
herstellt. Diese Maßnahme ist bisher einzigartig und genießt
weltweite Aufmerksamkeit. So ist das Saarland zumindest
in diesem Bereich weltweit vorne und demonstriert eindrucksvoll,
dass Großes aus Kleinem hervorgeht.

137
„Kohlenstoff und das Saarland“: Die nachträglich angefärbte elektronenmikroskopische
Aufnahme zeigt eine freistehende Kompositelektrode,
die neben mikrometer-großen Aktivkohlepartikeln (blau) mit sehr hoher
Oberfläche (ca. 1800 m 2 /g) auch nanoskaligen Leitruß (beige)
zur Verbesserung der Leitfähigkeit enthält. Zusammengehalten werden
die Kohlenstoffmaterialien durch dünnste Polytetrafluoroethylen-Fäden
(PTFE, gelb).
“Carbon and the Saarland”: The retrospectively stained electron micrograph
shows a free-standing composite electrode that contains nano-scale
conductive soot (beige) in addition to the micrometre-sized particles of
activated carbon (blue) with a very high surface area (approx. 1800 m 2 /g),
for improving conductivity. The carbon materials are held together by
thinnest filaments of polytetrafluoroethylene (PTFE, yellow).

Text: Reinhard Karger, M. A.
KI FÜR DEN MENSCHEN – SEIT 1988
138
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
(DFKI) verbindet wissenschaftliche Spitzenleistung
und wirtschaftsnahe Entwicklung mit gesellschaftlicher
Wertschöpfung. Seit 30 Jahren forscht das DFKI in einer
Public-private-Partnership an KI für den Menschen und
orientiert sich dabei an wissenschaftlicher Exzellenz, wirt -
schaftlichem Nutzen und gesellschaftlicher Relevanz.
Mit Standorten in Kaiserslautern, Saarbrücken und Bremen,
einem Projektbüro in Berlin und Außenstellen in Osnabrück
und St. Wendel ist das DFKI auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien
die führende Forschungseinrichtung in
Deutschland. In der internationalen Wissenschaftswelt zählt
es zu den wichtigsten „Centers of Excellence“ und ist derzeit
gemessen an Mitarbeiterzahl und Drittmittelvolumen das
weltweit größte Forschungszentrum auf dem Gebiet der
künstlichen Intelligenz und deren Anwendungen.
DFKI-Projekte adressieren das gesamte Spektrum von der
anwendungsorientierten Grundlagenforschung bis zur
markt- und kundenorientierten Entwicklung von Produktfunktionen.
Zurzeit forschen 540 Mitarbeiter aus rund 60
Nationen an innovativen Softwarelösungen mit den inhalt -
lichen Schwerpunkten Smarte Daten & Wissensdienste,
Cyber-Physical Systems, Multilinguale Technologien, Planbasierte
Robotersteuerung, Educational Technologies, Interaktive
Textilien, Robotik, Innovative Retail, Wirtschaftsinformatik,
Eingebettete Intelligenz, Smart Service Engineering,
Intelligente Analytik für Massendaten, Intelligente Netze,
Agenten und Simulierte Realität, Erweiterte Realität,
Sprachtechnologie, Intelligente Benutzerschnittstellen
sowie Innovative Fabriksysteme. Bislang wurden 130 Pro -
fessorinnen und Professoren aus den eigenen Reihen auf
Lehrstühle berufen und mehr als 80 Spin-off-Unternehmen
mit rund 2500 hoch qualifizierten Arbeitsplätzen gegründet.
Das Finanzvolumen lag 2017 bei 45,9 Mio. Euro.
An allen Standorten ist das DFKI nicht nur eng mit Universitäten
und anderen Forschungseinrichtungen vernetzt,
sondern auch mit Industrie- und Handelsunternehmen
vor Ort.
Im Innovative Retail Laboratory (IRL) kooperiert das DFKI mit
einem starken saarländischen Partner. Das IRL ist ein anwendungsnahes
Forschungslabor des DFKI, das in der Zentrale
der GLOBUS SB-Warenhaus Holding in St. Wendel einge -
richtet ist. Diese enge Verbindung mit den Fachexperten
von GLOBUS ermöglicht den einzelnen Projekten eine
Ausrichtung auf die konkreten Anforderungen und Potenziale
zukünftiger SB-Warenhäuser und beschleunigt den
Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis. Kernvision
des IRL ist die Entwicklung intelligenter Assistenzsysteme
für Kunden und Mitarbeiter, die intuitiv bedient werden
können und die das steigende Qualitätsbewusstsein und
die Mobilität der Benutzer unterstützen.
Zu den Innovationspartnern des IRL zählen neben den
Gründungspartnern GLOBUS und Universität des Saarlandes
der Hersteller für Waagen und Preisauszeichnungssysteme
BIZERBA, die Poco-Einrichtungsmärkte und seit Dezember
2017 auch die Seven Principles AG. 7P berät seine Kunden
im Bereich der digitalen Transformation mit Fokus auf KI und
Big Data. Diese Schwerpunkte werden mit dem Know-how
des IRL gebündelt und auf den Handel übertragen.
Im Bereich Industrie 4.0 und Digitalisierung unterstützt das
DFKI zusammen mit dem Zentrum für Mechatronik und
Automatisierungstechnik (ZeMA) in Saarbrücken den
Mittelstand in der Saarregion. Das gemeinsame Power4 -
Production-Zentrum (P4P), das seit 2015 vom saarlän -
dischen Wirtschaftsministerium gefördert wird, widmet sich
der Erforschung innovativer Produktionstechnologien in
diesem Bereich und dem Aufbau eines Unternehmens -
Fortsetzung Seite 142

HUMAN CENTRIC AI – SINCE 1988
The German Research Centre for Artificial Intelligence
(DFKI) combines cutting edge science and commercial
development with social value creation. For 30 years now
the DFKI has been pursuing research into human centric
AI in a public-private partnership, with a focus on scientific
excellence, commercial benefit and social relevance.
With research facilities in Kaiserslautern, Saarbrücken and
Bremen, a project office in Berlin, and branch offices in
Osnabrück and St. Wendel, the DFKI is the leading research
centre in Germany in the field of innovative software
technology. It is one of the key centres of excellence in the
international scientific community; in terms of workforce
and external funding volume, it is currently the world’s
largest research centre in the field of artificial intelligence
and its uses.
DFKI projects address the whole range from application
oriented basic research to marketable and customised development
of product functions. At present, 540 employees
from around 60 countries pursue research into innovative
software solutions with a particular focus on smart data and
knowledge services, cyber-physical systems, multilingual
technologies, planned robot control, educational technol -
ogies, interactive textiles, robotics, innovative retail, business
informatics, embedded intelligence, smart service engineering,
intelligent analytics for massive data, smart networks,
agents and simulated reality, augmented reality, language
technology, smart user interfaces and innovative factory
systems. Up to now, 130 DFKI staff have taken up professorial
chairs and more than 80 spin-off businesses have been
started up with around 2,500 highly qualified jobs. The funding
volume in 2017 amounted to 45.9 million Euro.
All the DFKI’s facilities work closely not only with universities
and other research institutes but also with local industry and
retail.
The Innovative Retail Laboratory (IRL) is an undertaking
where the DFKI cooperates with a strong partner from the
Saarland. The IRL is an application-oriented research lab of
the DFKI based at the headquarters of GLOBUS SB-Warenhaus
Holding in St. Wendel. Thanks to this close connection
with the experts from GLOBUS, individual projects can be
aligned to the specific requirements and potential of future
stores while accelerating the transfer of research results into
practice. The core vision of the IRL is to develop smart assist
systems with intuitive handling for customers and staff and
to support the growing quality awareness as well as user
mobility aspects.
The IRL innovation partners include the founding partners
GLOBUS and Saarland University, the weighing system and
pricing system manufacturer BIZERBA, the Poco furniture
stores and, since December 2017, also Seven Principles AG.
7P advises its customers in the field of digital transformation
with a focus on AI and Big Data. These aspects are pooled
with the know-how accumulated at the IRL and transferred
to retailing.
When it comes to Industry 4.0 and digitisation, the DFKI
works together with the Centre for Mechatronics and
Automation Technology (ZeMA) in Saarbrücken to support
the SME sector in the Saarland. The joint Power4Production
centre (P4P), funded since 2015 by the Ministry of Economic
Affairs in the Saarland, pursues research into innovative production
technologies in this field, as well as setting up a
network of companies to deal with current challenges
arising from the practical setting. The automotive sector is
one particular focus of the centre’s activities. The range of
services offered by P4P also includes advanced and further
training programmes for staff and senior executives in the
com panies.
The key issue at P4P consists in intelligent networking of
products and production environments in industrial value
creation, including topics such as direct communication
between workpiece and machine in cyber-physical production
systems, together with human/robot collaboration in
hybrid teams. The Innovation Laboratory for Human Robot
Collaboration in Industry 4.0 (MRK 4.0) is part of Power4 -
Production with a focus on concrete testing and implementation
in cooperation with companies.
139

140
Max-Planck-Institut für Informatik
Max Planck Institute for Informatics
In den letzten Jahrzehnten stellte die Entwicklung immer
schnellerer Rechner einen Meilenstein beim Fortschritt
in der Computertechnologie dar. Allerdings wird die
dadurch erzielte Beschleunigung der Berechnungen von
der Zunahme an Geschwindigkeit, Leistung und Robustheit
in den Schatten gestellt, die durch neue Algorithmen
erzielt werden.
Das Max-Planck-Institut für Informatik widmet sich der
Forschung in diesem Bereich und legt dabei einen besonderen
Schwerpunkt auf Algorithmen und ihre Anwendungen
im weitesten Sinn. Das Interesse reicht von der Grundlagenforschung
(Algorithmen und Komplexität, Logik der
Programmierung) bis zu einer Reihe von Anwendungs -
bereichen (Computergrafik, Geometric Computation,
Constraint Solving, Programmverifikation, Datenbanken
und Informationssysteme, Bioinformatik, Analyse von
Datenverkehr, alternative Netzwerkstrukturen).
Ziel des Instituts ist es, gleichermaßen durch wissenschaftliche
Publikationen, Softwaresysteme und Ausbildung des
akademischen Nachwuchses Wirkung zu erzielen.
While the acceleration of computer hardware has been a
landmark of progress in computing technology in the past
few decades, the computing enhancements that it pro -
vides is dwarfed by the increase in speed, performance,
and robustness resulting from new algorithms.
The Max Planck Institute for Informatics is devoted to
research in this field with a focus on algorithms and their
applications in a broad sense. Interest extends from basic
research (algorithms and complexity, programming logics)
to a variety of application domains (computer graphics,
geometric computation, constraint solving, program
verification, databases and information systems and bio -
informatics, analysis of network traffic, alternative network
structures).
The aim of the Institute is to have impact through scien -
tific publications, software systems and training the next
academic generation.
Information
Gründungsjahr: 1990
Mitarbeiter: ca. 230
Forschungsspektrum:
– Grundlagenforschung
(Algorithmen und
Komplexität, Logik der
Programmierung)
– Computergrafik
– Geometric
Computation
– Constraint Solving
– Programmverifizierung
– Datenbanken und
Informationssysteme
– Bioinformatik
– Automatisierung der
Logik
– Analyse von Daten -
verkehr
– Alternative Netzwerkstrukturen
www.mpi-inf.mpg.de
Year founded: 1990
Employees: approx. 230
Range of research:
– basic research
(algorithms and complexity,
programming
logics)
– computer graphics
– geometric computation
– constraint solving
– program verification
– database and
information systems
– bioinformatics
– automation of logics
– analysis of network
traffic
– alternative network
structures

Die beiden Max-Planck Institute für Informatik (links) und Software -
systeme befinden sich auf dem Campus der Universität des Saarlandes.
Both, the Max Planck Institute for Informatics (left) and the Max Planck
Institute for Software systems are located at Saarland University campus.
Max-Planck-Institut für Softwaresysteme
Max Planck Institute for Software systems
Computersysteme durchdringen jeden Aspekt unserer
Gesellschaft. Sie unterstützen den Betrieb unserer finanziellen,
medizinischen, pädagogischen und administra -
tiven Institutionen, sie erleichtern die Wissenschaft, Industrie,
den Transport und Handel, und sie ermöglichen neue
Formen von Unterhaltung und sozialem Austausch. Um
digitale Innovationen in die Praxis umzusetzen, brauchen
wir immer leistungsfähigere und immer komplexere Softwaresysteme,
die dennoch zuverlässig sind und die Privatsphäre
wahren.
Das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme betreibt
Grundlagenforschung in allen Bereichen der Konstruktion,
Analyse, Modellierung, Implementierung und Auswertung
von komplexen Computersystemen. Von besonderem
Interesse für uns sind Programmiersysteme, verteilte und
vernetzte Systeme, eingebettete und autonome Systeme
sowie übergreifende Aspekte wie formales Modellieren
und die Analyse von Softwaresystemen, Privatsphäre,
Computersicherheit und -zuverlässigkeit.
Computer systems permeate every aspect of human
endeavor. They support the operation of our financial,
medical, educational and administrative institu tions, they
facilitate science, manufacturing, transportation and trade,
and they enable new forms of entertainment and social
exchange. However, our ability to transform computing
innovations into practical use is limited by our ability to
design and implement increasingly powerful, complex
software systems that are dependable and ensure the
safety and privacy of their users.
Your world on bits
The Max Planck Institute for Software Systems is chartered
to conduct world-class basic research in all areas related
to the design, analysis, modeling, implementation and
evaluation of complex software systems. Particular areas
of interest include programming systems, distributed and
networked systems, embedded and autonomous systems,
as well as crosscutting aspects like formal modeling and
analysis of software systems, privacy, security, and dependability.
Information
Gründungsjahr: 2004
Mitarbeiter: ca. 110
Forschungsspektrum:
– verteilte Systeme
– eingebettete Systeme
– mobile Systeme
– Betriebssysteme
– Echtzeitsysteme
– Programmiersprachen
– Sicherheit und Privatsphäre
– Soziale Netzwerke
– Verifizierung
Standorte:
Kaiserslautern
Saarbrücken
www.mpi-sws.mpg.de
Year founded: 2004
Employees: approx. 110
Range of research:
– distributed systems
– embedded systems
– mobile systems
– operating systems
– real time systems
– programming
languages
– security and privacy
– social networks
– verification
Sites:
Kaiserslautern
Saarbrücken
141

142
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)
verbindet wissenschaftliche Spitzenleistung und wirtschaftsnahe
Entwicklung mit gesellschaftlicher Wertschöpfung.
The German Research Centre for Artificial Intelligence (DFKI)
combines cutting edge science and commercial development
with social value creation.
netzwerks, das aktuelle Herausforderungen aus der betrieblichen
Praxis bearbeitet. Ein Schwerpunkt des Zentrums
liegt im Bereich Automotive. Ergänzt wird das Leistungs -
spektrum von P4P durch Fort- und Weiterbildungsangebote
für Mitarbeiter und Führungskräfte der Unternehmen.
Im Mittelpunkt von P4P steht die intelligente Vernetzung
von Produkten und Produktionsumgebungen der industriellen
Wertschöpfung. Dabei geht es um Themen wie die
direkte Kommunikation zwischen Werkstück und Maschine
in Cyber-Physischen-Produktionssystemen und um die
Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter in hybriden
Teams. Im Innovationslabor für Mensch-Roboter-Kolla -
boration in Industrie 4.0 (MRK 4.0), das in Power4Production
angesiedelt ist, werden konkrete Szenarien erprobt und in
Zusammenarbeit mit Unternehmen umgesetzt.
Weitere Informationen/further informations:
www.dfki.de
www.innovative-retail.de
www.power4production.de
www.zema.de

Mit 3-D-SmartInspect in die digitale ZfP-Welt: Augmented-Reality-System
zur manuellen Prüfung von Bauteilen oder großen Oberflächen
3D-SmartInspect for digital NDT: augmented reality system for manual
inspection of parts or large surfaces
Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP
143
Kognitive und autoadaptive Sensorsysteme
Das Fraunhofer IZFP ist eine international führende
Einrichtung auf dem Gebiet der zerstörungsfreien,
physika lischen und intelligenten Messtechnik. Die
Wissenschaftler des Instituts beherrschen die gesamte
Bandbreite physikalischer Messprinzipien entlang des
elektromag netischen Spektrums, von kurzwelliger
Röntgenstrahlung über sichtbares Licht bis zu Infrarot-,
Terahertz- und Mikrowellenstrahlung. Umfassende Kenntnisse
zu akustischen und ultraschallbasierten Techniken
sowie zur Magnet resonanzspektroskopie runden das
wissenschaftliche Portfolio ab.
Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker erar beiten
anwendungsorientierte Monitoring-Lösungen zur Ver -
besserung der Produktqualität der Kunden – von prozessintegrierter
Sensorik zum Materials Data Space.
Der FuE-Fokus liegt auf der intelligenten Erfassung
von prozessrelevanten Informationen zu Material- und
Produktveränderungen, die durch Einflüsse von Mensch,
Maschine oder Umwelt erzeugt werden.
Information
Gründungsjahr: 1972
Standort: Saarbrücken
Mitarbeiter:
119 Stammpersonal
Betriebshaushalt 2017:
ca. 14 Mio. Euro
Leistungsspektrum:
kognitive und autoadaptive
Sensorsysteme zur
Qualitätssicherung von
Werkstoffen und Bauteilen
Akkreditierung nach
DIN EN ISO/IEC 17025
Zertifizierung nach
DIN EN ISO 9001
www.izfp.fraunhofer.de
Year founded: 1972
Location: Saarbrücken
Employees:
119 permanent staff
2017 budget:
approx. 14 million Euro
Range of services:
cognitive and autoadaptive
sensor systems
for quality assurance of
materials and components
accredited to
DIN EN ISO/IEC 17025
certified to
DIN EN ISO 9001
Cognitive and auto-adaptive sensor systems
The Fraunhofer IZFP (Fraunhofer Institute for Non -
destructive Testing) is an internationally leading institute
in the field of nondestructive, physical and intelligent
measuring technology. The expertise offered by the institute’s
scientists covers the full range of physical measuring
principles right along the electromagnetic spectrum, from
short-wave X-rays via visible light through to infrared, terahertz
and microwave radiation. The scientific portfolio
is rounded off with comprehensive knowledge about
acoustic and ultrasound techniques as well as magnetic
resonance spectroscopy.
Our scientists, engineers, and technicians compile appli -
cation-oriented monitoring solutions to enhance the
quality of our customers’ products, from process-inte -
grated sensors through to Materials Data Space.
The R&D focus is on the intelligent recording of processrelevant
information about changes in materials and
products brought about by people, machines or the
environment.

Text: Alexandra Raetzer
VON DER NEUEN MODERNEN GALERIE BIS ZUM WELTKULTURERBE
VÖLKLINGER HÜTTE – DIE FACETTEN DER KULTURREGION SAARLAND
144
Das kulturelle Angebot einer Stadt oder Region wird
häufig als „weicher Standortfaktor“ bezeichnet. „Doch
warum ‚weich‘?“, fragt sich Dr. Roland Mönig. Seit Dezember
2013 leitet er als Kunst- und Kulturwissenschaftlicher
Vorstand die Museen der Stiftung Saarländischer Kultur -
besitz, darunter die 2017 wiedereröffnete Moderne
Galerie des Saarlandmuseums in Saarbrücken. Denn was
er präsentieren kann, sind harte Fakten, die belegen,
welche Bedeutung die Kultur für die Attraktivität des Saarlandes
hat – sowohl für die dort Ansässigen als auch für
Touristen.
Die Zahlen, die Dr. Roland Mönig nennt, sprechen für sich:
Mit ihren außergewöhnlichen Beständen vom Impressio -
nismus bis zur Gegenwart und der besonderen Ausrichtung
im Dialog deutscher und französischer Strömungen ist die
Moderne Galerie im Umkreis von 150 Kilometern einzigartig.
Nur 115 Tage nach ihrer Wiedereröffnung im November
2017 wurde bereits der 50 000. Besucher begrüßt. Die
Erweiterung der Modernen Galerie durch einen „Vierten
Pavillon“ vergrößerte die Ausstellungsfläche von 3200 auf
knapp 5000 Quadratmeter.
Arbeiten realisieren können“, erklärt Dr. Roland Mönig.
Zudem konnte die Anzahl der ausgestellten Werke aus
eigenem Besitz dank der vergrößerten Ausstellungsfläche
der Modernen Galerie nahezu verdoppelt werden.
Die Schatztruhe, aus dem die Moderne Galerie sowohl bei
ihrer stehenden Ausstellung als auch bei Sonderausstellungen
schöpfen kann, ist mehr als reich gefüllt: 890 Gemälde,
487 Skulpturen und rund 11 500 Arbeiten auf Papier umfasst
die Sammlung, in der herausragende Werke des Impres -
sionismus, der Berliner Secession, des deutschen Expressio -
nismus sowie der Kunst der École de Paris und des Informel
vereint sind. Dazu gehören, um nur zwei Beispiele zu nennen,
Ikonen der Kunstgeschichte wie das „Blaue Pferdchen“
von Franz Marc oder die „Messingstadt“ von Max Beckmann.
Zudem beherbergt das Museum den Nachlass des Bildhauers
Alexander Archipenko sowie eine umfangreiche
Sammlung von rund 13 200 Fotografien. Die bereits in
den 1950er-Jahren etablierte fotografische Sammlung geht
auf Otto Steinert, Begründer der „subjektiven Fotografie“,
zurück und reicht von Werken des 19. Jahrhunderts bis zur
Gegenwart.
Doch Zahlen sind nicht alles. Was im Wettbewerb mit
vergleichbaren Kulturinstitutionen anderer Bundesländer
zählt, ist letztendlich die Qualität. Auch sie lässt sich mitunter
beziffern. So bietet der von den Berliner Architekten Kuehn
Malvezzi in Planungsgemeinschaft mit dem Frankfurter
Künstler Michael Riedel und bbz Landschaftsarchitekten
gestaltete Erweiterungsbau mit Ausstellungsräumen von bis
zu sieben Metern Höhe völlig neue Möglichkeiten. Denn
hier können nun neben „klassischen“ Formaten auch große
Gemälde und raumgreifende Installationen wirkungsvoll
präsentiert werden. „Das 14 Meter hohe Atrium als spektakuläres
Zentrum des Erweiterungsbaus dient als Expe -
rimentierlabor, in dem Künstler vor Ort ungewöhnliche
Der Einzugsbereich der Modernen Galerie und anderer
Museen der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz – darunter
das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen und die
Römische Villa Nennig – geht weit über die Großregion
SaarLorLux hinaus und lockt in zunehmendem Maße auch
Besucher aus anderen Ländern und Bundesländern an die
Saar.
Zentraler Spielort des kulturellen Lebens in all seinen
Facetten ist unumstritten die Landeshauptstadt Saarbrücken,
wo auf engstem Raum eine Vielzahl von Ausstellungen,
Konzerten und Theateraufführungen stattfinden
und sich – wie am Saarbrücker Schlossplatz – gleich meh -
Fortsetzung Seite 148

FROM THE NEW MODERN GALLERY TO THE VÖLKLINGER IRONWORKS WORLD HERITAGE SITE –
THE SAARLAND AS A MULTI-FACETTED CULTURAL REGION
The cultural offerings of a town or region are often
referred to as “soft location factors”. “But why soft?” asks
Dr. Roland Mönig. Since December 2013 he has been the
artistic and cultural director in charge of the museums in
the Saarland Cultural Foundation, including the Modern
Gallery of Saarland Museum in Saarbrücken which reopened
in 2017. After all, Roland Mönig argues with hard
facts indicative of the significant role played by culture in
the Saarland’s appeal to both the local population and
also tourists.
The figures speak for themselves. The Modern Gallery with
its extraordinary exhibits from impressionism through to the
present day has a special focus on dialogue in German and
French currents which makes it simply unique within a
radius of 150 kilometres. It already welcomed the 50,000th
visitor just 115 days after it reopened in November 2017 .
The addition of a “Fourth Pavilion” to extend the Modern
Gallery enlarged the exhibition space from 3,200 to roughly
5,000 square metres.
But figures aren’t the be-all and end-all. In the end, quality
is what counts in competition with comparable cultural
institutions in other German states. Figures can also be used
to describe quality. The new extension designed by the
Berlin architects Kuehn Malvezzi in a planning consortium
with the Frankfurt artist Michael Riedel and bbz landscape
architects has exhibition rooms of up to seven metres in
height, offering completely new possibilities. Here there is
scope for effective presentation of large paintings and
space-filling installations in addition to “traditional” formats.
“The spectacular centre of the extension is the 14 metres
high atrium which acts as an experimental laboratory where
artists can produce unusual work directly on site”, explains
145
Ausstellung des belgischen Malers Léopold Baijot im
Museum Haus Ludwig in Saarlouis
Exhibition of the Belgian painter Léopold Baijot in
Museum Haus Ludwig in Saarlouis

Das Saarländische Staatstheater ist ein Mehrspartenhaus mit
jährlich rund 30 Premieren und Neuproduktionen.
The Saarländisches Staatstheater offers a range of genres with
30 premieres and new productions each year.
146
Saarländisches Staatstheater GmbH
Das Saarländische Staatstheater ist eine der herausragenden
Kulturinstitutionen im Saarland. Es bietet höchstes
Niveau in den Sparten Oper, Schauspiel und Ballett und
strahlt damit weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus.
Gastspiele und Kooperationen im In- und Ausland ebenso
wie das Engagement renommierter Künstlerinnen und
Künstler belegen seine große Strahlkraft. Auch die über
200 000 Besucher bei mehr als 700 Veranstaltungen pro
Saison und die konstant guten Auslastungszahlen in allen
vier Spielstätten Staatstheater, Alte Feuerwache, sparte4
und Congresshalle (dort finden die Sinfoniekonzerte des
Staatsorchesters statt) zeugen von einem lebendigen,
niveauvollen Theater, das ein Ort notwendiger gesellschaftlicher
Auseinandersetzung sein will.
In der Spielzeit 2006/2007 kam die sparte4 als weitere
Spielstätte hinzu. Der Ort versteht sich als zusätzliches
Angebot, als ein Theater der offenen Form für zeitgenös -
sische Autoren, als eine Plattform der Vernetzung des
Theaters mit Künstlern in der Region sowie mit innova -
tiven internationalen Kulturschaffenden.
Information
Gründungsjahr:
erbaut 1938
Spielstätten:
–„Großes Haus“ an der
Saar (875 Plätze) mit den
Sparten Oper, Schauspiel
und Ballett
– Alte Feuerwache am
Landwehrplatz (240
Plätze) mit den Sparten
Schauspiel und Ballett
– Congresshalle (etwa 1300
Plätze) als Spielstätte
des Saarländischen
Staatsorchesters
– sparte4 (bis zu 100
Plätze) als Spielstätte für
zeitgenössisches Theater
www.staatstheater.saarland
Year founded:
built 1938
Venues:
– Großes Haus on the Saar
(875 seats); opera, drama
and ballet
– Alte Feuerwache am
Landwehrplatz (240
seats); drama and ballet
– Congresshalle (about
1,300 seats); venue
for the Saarland State
Orchestra
– sparte4 (up to 100 seats);
contemporary theatre
The Saarländisches Staatstheater (Saarland State Theatre)
is a top cultural institution in the Saarland which offers
an outstanding operatic, theatrical and ballet repertoire
which appeals to an audience far beyond the state’s
borders.
Guest performances and collaborations in Germany and
abroad as well as performances by renowned artists are
evidence of the theatre’s immense appeal. More than
200,000 visitors to more than 700 productions each
season as well as continuous excellent booking figures for
all four venues of the theatre: the Staatstheater, Alte Feuer -
wache, sparte4 and the Congresshalle (venue for the state
orchestra’s symphony concerts), are evidence of an active,
ex ceptional theatre which aims to be a place for the ne -
cessary social exchange.
sparte4, a further venue of the theatre, opened 2006/2007,
represents an additional programme and theatre of open
form for contemporary authors as well as a net working
platform of the theatre with artists from the region and
innovative international artists.

Das Festival „Perspectives“ bietet als einziges binationales und grenz -
überschreitendes Festival der zeitgenössischen französisch- und deutsch -
sprachigen Bühnenkunst ein Forum.
The “Perspectives” festival is the only bi-national cross-border festival to offer
a forum for contemporary French and German theatre art.
147
Dr Roland Mönig. Furthermore, the enlarged exhibition
space now available in the Modern Gallery has practically
doubled the number of exhibits taken from its own stock.
For both standing exhibitions and special shows, the
Modern Gallery has recourse to a treasure trove that is more
than abundantly filled. The collection is made up of 890
paintings, 487 sculptures and roughly 11,500 works on
paper, and features outstanding works attributed to im -
pressionism, the Berliner Secession, German expressionism
and the art of the École de Paris and informalism. The
collection includes icons of art history, such as the “Little Blue
Horse” by Franz Marc or the “City of Brass” by Max Beckmann,
to name just two examples. The museum also houses the
estate of the sculptor Alexander Archipenko together with
a comprehensive collection of around 13,200 photographs.
The photographic collection was established way back in
the 1950s by Otto Steinert, the founder of “subjective
photography”, and extends from the 19th century through
to the present day.
The catchment area for the Modern Gallery and other
museums under the auspices of the Saarland Cultural Foundation,
including the German Newspaper Museum in Wad -
gassen and the Roman Villa Nennig, extends way beyond
the Greater Region of SaarLorLux and increasingly attracts
visitors to the Saarland from other German states and from
other countries.
The central venue for all cultural facets is without doubt
Saarbrücken itself as the state capital. Here a great many
exhibitions, concerts and theatre performances take place
within a small area; there are also several museums in close
proximity, such as those on Schlossplatz (castle square). To
put this proximity to even better use, the Historical Museum
Saar and the Saarland Cultural Foundation, which have been
working together closely since 2017, decided to join forces
in promoting the museums on Schlossplatz. Anyone with
an interest in history and art history is invited to visit the
Historical Museum Saar in combination with the Museum
for Pre- and Early History, the Old Collection of the Saarland
Museum and the Schlosskirche (castle church) with its
exhibits of sacred art.
Just a few minutes’ walk away, the large auditorium of the
Saarland State Theatre (SST) offers a top class stage programme
with opera, ballet, drama, musicals and concerts
by the Saarland State Orchestra. It is also worth investigating
the SST’s two other venues: the Old Fire Station and “sparte4“
(section4) which appeals especially to a younger audience

148
Faust-Adaption der National Peking Opera Company
bei ihrem Gastspiel im Zeltpalast Merzig
Faust adapted by the National Peking Opera Company during
their guest performance in Merzig circus palace
rere Museen in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Diese
Nähe gilt es noch besser zu nutzen, beschlossen das
Historische Museum Saar und die Stiftung Saarländischer
Kulturbesitz, die seit 2017 eng zusammenarbeiten, um die
Museen am Schlossplatz gemeinsam zu bewerben. So sind
historisch und kunsthistorisch Interessierte eingeladen,
einen Besuch des Historischen Museums Saar mit einer
Besichtigung des Museums für Vor- und Frühgeschichte, der
Alten Sammlung des Saarlandmuseums sowie der Schloss -
kirche mit ihren Beständen an sakraler Kunst zu verbinden.
Nur wenige Minuten Fußweg entfernt, bietet das Große
Haus des Saarländischen Staatstheaters (SST) ein hoch karä -
tiges Bühnenprogramm mit Opern, Ballett, Theater, Musicals
und Konzerten des Saarländischen Staatsorchesters. Eine
Entdeckungstour wert sind auch die beiden weiteren Spielstätten
des SST, die Alte Feuerwache und die „sparte4“, in
der mit zeitgenössischen Produktionen und Konzerten
insbesondere ein jüngeres Publikum angesprochen wird.
Mit speziellen „Familienkonzerten“ wendet sich die Deutsche
Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (DRP) an alle
Generationen und weckt schon bei Kindern die Begeisterung
für klassische Musik. Anspruchsvolle Interpretationen
von Orchesterwerken von der Klassik und Romantik bis zur
Gegenwart sind das Markenzeichen der DRP, die regelmäßig
bei Matinéen, Soiréen, Studio- und Ensemblekonzerten zu
hören ist.
Sternstunden für frankophile Theaterfans bietet das jährlich
in Saarbrücken sowie im angrenzenden französischen
Département Moselle stattfindende Festival „Perspectives“.
Als einziges binationales und grenzüberschreitendes Festival
bietet es der zeitgenössischen französisch- und deutsch -
sprachigen Bühnenkunst ein Forum. Außergewöhnliche
Spielorte wie ehemalige Industriestandorte, Plätze und
Straßen machen das besondere Flair aus. Seit über 40 Jahren
steht das Festival Perspectives für Aufführungen inter -
national bekannter Regisseure und junger Talente aus den
Sparten zeitgenössisches Theater, Tanz und Neuer Zirkus.
Abends wird nach den Aufführungen im Festivalclub zur

Das Klassikkonzert mit dem Orchester der Deutschen Radiophilharmonie
Saarbrücken-Kaiserslautern unter freiem Himmel ist ein Glanzpunkt im
saarländischen Freizeitkalender.
149
The classical open-air concert with the The German Radio
Philharmonic Orchestra Saarbrücken Kaiserslautern is one of the highlights
in the Saarland’s cultural diary.
with contemporary productions and concerts. The German
Radio Philharmonic Orchestra Saarbrücken Kaiserslautern
(DRP) holds special “family concerts” for all generations, intro -
ducing children to the delights of classical music already at
an early age. The DRP’s trademark consists in discerning
interpretations of orchestral works from classical and romantic
through to the present day at matinees, evening performances,
studio and ensemble concerts.
Francophile theatre fans mark their diaries every year for the
annual “Perspectives” festival which is held in Saarbrücken
and in the neighbouring French department Moselle. This
is the only binational and cross-border festival acting as a
forum for contemporary French and German performing art.
Unusual venues such as former industrial sites, squares and
streets give the festival its special flair. For more than 40
years, the Perspectives festival has presented productions
by internationally renowned directors and young talents in
the field of contemporary theatre, dance and new circus.
After the evening shows, the Festival Club is open for dancing
to the very latest pop music. Perspectives has attracted
audiences exceeding 450,000 over the last four decades,
making it one of the most popular cultural events in the
greater region.
The Max Ophüls Prize film festival tells a similarly successful
story. The festival is named after the director Max Ophüls
who was born in Saarbrücken (1902–1957). It focuses on the
next generation of German cinema and attracts cinema fans
from all over Germany, Austria and Switzerland to the
Saarland’s state capital for numerous world premieres and
German debut performances. Festival visitors will see established
film stars as well as young directors, actors and
producers during workshop discussions and special film
series. Special guests in recent years included Michael
Verhoeven, Senta Berger, Doris Dörrie and Mario Adorf.
Prominent urban art personalities and spectacular exhi -
bitions make the Völklinger Ironworks World Heritage site
one of the Saarland’s major attractions. Visitors from other

Musik aktueller Bands getanzt. In den vergangenen vier
Jahrzehnten zog Perspectives über 450 000 Zuschauer an
und gehört damit zu den beliebtesten Kulturveranstal -
tungen der Großregion.
150
Auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte kann das Filmfestival
Max Ophüls Preis zurückblicken. Das nach dem in Saarbrücken
geborenen Regisseur Max Ophüls (1902–1957) benannte
Festival ist dem deutschsprachigen Nachwuchsfilm
gewidmet und lockt mit zahlreichen Uraufführungen und
deutschen Erstaufführungen alljährlich Cineasten aus ganz
Deutschland, Österreich und der Schweiz in die saar län -
dische Landeshauptstadt. Neben jungen Regisseuren,
Schauspielern und Produzenten kann das Publikum bei
Werkstattgesprächen und in besonderen Filmreihen auch
etablierte Stars der Szene hautnah erleben. Zu den
Ehrengästen der vergangenen Jahre gehörten unter anderem
Michael Verhoeven, Senta Berger, Doris Dörrie und
Mario Adorf.
Mit prominenten Namen der Urban-Art und spektakulären
Ausstellungen gehört das Weltkulturerbe Völklinger Hütte
zu den großen Publikumsmagneten des Saarlandes. Über
40 Prozent der jährlich rund 300 000 Besucher kommen aus
anderen deutschen Bundesländern, Gäste aus dem Ausland
machen rund 28 Prozent der Besucher aus. Die touristische
Bedeutung des ehemaligen Eisenwerks aus der Blütezeit der
Industrialisierung kommt nicht von ungefähr: Als weltweit
einmaliges Technikdenkmal wurde die Völklinger Hütte 1994
in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Sieben Kilometer
lange Besucherwege führen zu Meilensteinen der
Technikgeschichte wie dem weltweit einmaligen Erz schräg -
aufzug, der Sinteranlage und den imposanten Gebläsemaschinen.
Neben den wechselnden Ausstellungen bietet
das Weltkulturerbe Völklinger Hütte das Science Center
Ferrodrom® mit 100 Experimentier- und Mit machstationen
zum Thema Eisen, den Landschaftsgarten „Das Paradies“, das
UNESCO BesucherZentrum und den „UrbanArt Parcours“
mit ortsfesten Installationen internationaler UrbanArt-
Künstler wie Jef Aérosol, Vhils oder Thomas Canto. Zu den
Höhepunkten des Jahresprogramms gehört die „UrbanArt
Lichtinstallation am UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Light installation at the Völklinger Ironworks UNESCO World Heritage site
Biennale®“, die als größtes Urban-Art-Projekt der Welt Werke
internationaler Künstler auf einem Parcours von 100 000
Quadratmetern präsentiert.
Der kulturelle Reichtum manifestiert sich im Saarland auch
jenseits der großen Kulturinstitutionen und etablierten
Festivals. Eine unermüdlich schöpferische Freie Szene bietet
außergewöhnliche Kulturerlebnisse: Jazz-Sessions gehören
dazu ebenso wie Licht- und Videoinstallationen, mit kleinem
Budget realisierte Theaterproduktionen oder Schwarz-
Weiß-Filme mit Livemusik. Denn so klein das Saarland –
flächenmäßig betrachtet – auch ist: In Sachen Nachwuchs -
talentförderung ist es groß und sorgt mit der Hochschule
für Musik Saar (HfM) und der Hochschule der bildenden
Künste Saar (HbK) dafür, dass Kunst und Musik auch in
Zukunft einen bedeutenden Beitrag zur Attraktivität des
Landes leisten werden.

151
Veranstaltung mit antikem Flair: Römertage im
Archäologiepark Römische Villa Borg
Event with antique flair: the Roman Days in the
archaeology park at the Roman Villa Borg
German states account for more than 40 percent of the
roughly 300,000 visitors every year, with around 28 percent
consisting of guests from abroad. The tourist significance of
the former ironworks from the heyday of the industrial re -
volution has not come about by accident. The Völklinger
Ironworks was declared to be a UNESCO World Heritage site
in 1994 as a globally unique industrial monument. Four and
a half miles of pathways bring visitors to various milestones
of industrial history, such as the globally unique inclined ore
elevator, the sintering plant and the impressive blowing
engines. Besides changing exhibitions, the Völklinger Ironworks
World Heritage site also includes the ScienceCenter
Ferrodrom ® . This features 100 hands-on experimenting
stations all about iron, the landscaped garden “Paradise”, the
UNESCO visitors centre and the “UrbanArt Parcours” with
stationary installations by international urban art perso -
nalities such as Jef Aérosol, Vhils or Thomas Canto. The
annual highlights include the “UrbanArt Biennale®” as the
largest urban art project in the world, presenting works by
international artists on a course covering 100,000 square
metres.
Cultural riches can also be found in the Saarland well away
from the major culture institutions and established festivals.
An indefatigably creative free scene has generated an
extraordinary cultural experience, including jazz sessions as
well as light and video installations, small-budget drama
productions or black-and-white films with live music. After
all, no matter how small the Saarland is in terms of surface
area, when it comes to promoting young talent it is a big
player with the School of Music (HfM) and the School of Fine
Art (HbK), ensuring that in future too, art and music will
continue to make a major contribution to the appeal of the
Saarland.

Text: Birgit Grauvogel
STANDORTFAKTOR TOURISMUS – DAS SAARLAND AUF
DEM WEG ZUR AKTIV-REISEDESTINATION
152
Das Saarland hat sich in den letzten Jahren zu einer
attraktiven Reiseregion in Deutschland entwickelt. Schaut
man auf die statistischen Zahlen, so weist die junge
Branche ein stetiges Wachstum aus. Im Jahr 2017 konnte
im Vergleich zum Vorjahr bei den Übernachtungen mit
über drei Millionen ein weiteres Plus von 2,3 Prozent und
bei den Ankünften mit mehr als einer Million Besuchern
ein Plus von 4,3 Prozent verbucht werden.
Der Tourismus im Saarland gewinnt mehr und mehr an
Bedeutung und entwickelt sich zu einem starken Wirt -
schafts- und Standortfaktor. Das Land spürt die positiven
wirtschaftlichen Effekte: Die Branche erwirtschaftet im Saarland
jährlich Bruttoumsätze von 1,4 Mrd. Euro, davon der
größte Anteil mit 867,7 Mio. Euro von Tagesgästen aus dem
In- und Ausland und 331 Mio. Euro von Übernachtungsgästen
in gewerblichen Betrieben. Mittlerweile sind rund
33 000 Menschen touristisch bedingte Beschäftigte. Bei den
Steuern fließen 100 Mio. Euro dem Landeshaushalt und den
Kommunen aus tourismusbezogener Einkommens- und
Mehrwehrsteuer zu.
Strukturwandel im Saarland
Jahrhundertelang prägte die Kohle den Menschen, die
Natur und die Landschaft im Saarland. Mit dem Niedergang
dieser Industrie begann ein unwiderruflicher Struktur -
wandel: 1986 wurde die Völklinger Hütte, einst Arbeitsstätte
von bis zu 17 000 Mitarbeitern, stillgelegt. 2012 war Schicht
im Schacht, als das letzte Bergwerk geschlossen wurde. Der
Tourismus im Saarland ist ein Kind des Strukturwandels der
Montanindustrie, das nun erwachsen wird.
Radfahren, Wandern und Kulinarik
Seit Ende der 1990er-Jahre wurden strategische Weichen für
die Entwicklung des Tourismus gelegt. Den Anfang machte
der Ausbau der Radwegeinfrastruktur. Attraktive Routen
abseits der Verkehrswege wurden konzipiert und aus -
gebaut. Parallel dazu fand eine gezielte Marketingarbeit zu
dem neuen touristischen Angebot „Radfahren im Saarland“
statt. Die beiden Fernradwege Saar-Radweg und Saarland-
Radweg wurden über den ADFC klassifiziert und ins
bundesdeutsche Radroutennetz integriert. Heute können
wir auf rund 800 Kilometer vorbildlich ausgebaute Radwege
stolz sein.
Die Vermarktungskonzepte entstanden durch die Vorgaben
der Marketingstrategien und Tourismuskonzeptionen des
Wirtschaftsministeriums des Saarlandes. Zudem haben wir
uns an analytischen Erhebungen, Trendbeobachtungen und
Umfragen orientiert.
Parallel zum Thema Radfahren setzte die Tourismus Zentrale
Saarland als erstes deutsches Bundesland schon Anfang der
2000er-Jahre in Kooperation mit der DZT auf das Genussthema.
Das Saarland profitiert von einem sehr hohen Markt -
potenzial kulinarischer Reisen in Deutschland und einer
überdurchschnittlich guten Themeneignung für Kulinarik
und Genuss (Quelle: Destination Brand Studie 2017). Die
Genuss Region Saarland ist hieraus entstanden.
Dem Radfahren und der Kulinarik folgte das dritte große
Thema: das Wandern! 2002 fiel die Entscheidung für das
Konzept der Premiumwanderwege, das flächendeckend im

Seit Juli 2016 ist der 1250 Meter lange Baumwipfelpfad mit
spektakulärem Aussichtsturm oberhalb des Naturwunders Saarschleife
ein attraktives Ausflugsziel.
The 1,250 metres footpath with spectacular viewing tower above the
beautiful Saarschleife has been a popular destination since July 2016.
153
TOURISM AS A LOCATION FACTOR – THE SAARLAND AS AN ACTIVE TRAVEL DESTINATION
In recent years, the Saarland has developed into an attractive
travel region in Germany. The statistics indicate constant
growth in the young branch. In 2017, overnight
stays grew by a further 2.3 percent in a year-on-year comparison
to reach more than three million, together with a
4.3 percent increase in arrivals amounting to more than
one million visitors.
Tourism is constantly gaining significance in the Saarland
and is turning into a strong economic and location factor.
The positive economic effects can be felt throughout the
state. The branch generates annual gross turnover of 1.4 billion
Euro in the Saarland. The largest share of 867.7 million
Euro is produced by day trippers from Germany and abroad,
together with 331 million Euro from overnight visitors in the
commercial sector. Tourism meanwhile provides work for
around 33,000 people, and contributes 100 million Euro in
taxes to the state budget and municipalities from tourismrelated
income tax and value added tax.
The Saarland and structural change
For centuries, the coal industry shaped the people, nature
and the countryside in the Saarland. Its subsequent decline
heralded an irrevocable structural change. Völklinger Ironworks,
formerly workplace for up to 17,000 people, closed
down in 1986. The final curtain fell on the coal and steel
industry in 2012 with the closure of the last mine pit. Tourism
in the Saarland is a child of structural change as the state
moved away from the coal and steel industry. This child has
now come of age.

154
Das Saarland bietet Tagesgästen und Urlaubern viele attraktive Ziele wie
zum Beispiel das idyllische Weiskirchen oder das Segel- und Badeparadies
Bostalsee (rechte Seite).
Saarland umgesetzt wurde. Premiumwanderwege sind
ausgesuchte Rundwanderwege in schönster Landschaft mit
einer ausgezeichneten Beschilderung. Die Rundwande -
rungen wurden nach besonderen Landschaftskriterien
ausgewählt, wobei die Schönheit der Natur und die
Dramaturgie des Weges eine große Rolle spielen: natürliche
Stille, herrliche Aussichten, naturbelassene Pfade über
Waldböden und Wiesen, Täler und Schluchten, Felsen und
Bachläufe. Auszeichnungen wie „Deutschlands schönster
Wanderweg“ oder die Fertigstellung des Fernwanderweges
Saar–Hunsrück–Steig beflügelten die Entwicklung im
Saarland. Das Thema Wandern gehört heute zu einem der
stärksten Profilierungsthemen für das Urlaubsland Saarland.
Über die Jahre ist daraus ein starkes Themenmarketing mit
den Aktivthemen Wandern und Radfahren in der Kom -
bination mit Kulinarik und Genuss im Saarland entstanden.
Produkte wie das „Schlemmerradeln“ oder die „Tafeltouren“
entsprechen dem Zeitgeist und erfüllen die Bedürfnisse
vieler Gäste: Naturerlebnisse, Bewegung, Entspannung und
kulinarische Entdeckungen!
Imagewandel gelungen
Die ausgesprochen schöne Natur im Saarland gewinnt
durch den Strukturwandel an Bedeutung und einen neuen
Stellenwert. Besonders die zwei großen Naturräume
UNESCO Biosphärenreservat Bliesgau und der Naturpark
Saar-Hunsrück mit dem neuen Nationalpark Hunsrück-
Hochwald spielen dabei eine wesentliche Rolle. Beein -
druckend, dass bereits 2013 der Natururlaub bei 34 Prozent
der Befragten an erster Stelle für einen Saarlandurlaub
genannt wurden (Quelle: Destination Brand 13). Naturerleben
passt zu den starken touristischen Themen Radfahren,
Wandern und Genuss. Zudem hat das Saarland auf
kleinem Raum ohne lange Autofahrten eine hohe Erlebnisvielfalt
zu bieten, was viele Gäste als sehr attraktiv einstufen.
Der Imagewandel vom einstigen Industrieland hin
zur Urlaubsregion ist damit gelungen.
Einige Relikte der Montanzeit wie Fördertürme und Berg -
werke sind zum Teil als Museum mit spektakulären Inszenierungen
zu erleben. Das Saarpolygon hat sich in kürzester

The Saarland offers day-trippers and holiday guests many attractive
destinations such as the picturesque Weiskirchen (on the left) or the sailing
and bathing paradise at Bostalsee reservoir.
155
Cycling, walking and culinary delights
The development of tourism followed a strategic course
since the end of the 1990s. It began with an upgrade for the
cycle path infrastructure. Attractive routes were devised and
constructed well away from the main roads. A corres -
ponding PR campaign drew attention to the new oppor -
tunities open to tourists who chose to “cycle in the Saarland”.
The two long-distance cycle paths “River Saar Cycle Path”
and “Saarland Cycle Path” were classified by the General
German Bicycle Club (ADFC) and integrated in the German
cycling path network. Today we look in pride at around 800
kilometres of first-rate exemplary cycle paths.
The PR concepts were based on the framework dictated by
the marketing strategies and tourism concepts of the Saarland’s
Ministry of Economic Affairs together with analytical
surveys and trend monitoring.
Parallel to cycling projects, the Saarland was the first German
state to advocate gourmet aspects in cooperation with the
German National Tourist Board (DZT), already at the start of
the new millennium. The Saarland benefits from the very
high market potential for culinary trips in Germany, with
above average interest being shown in topics such as
gourmet and culinary delights (source: Destination Brand
Study 2017). The outcome was the Gourmet Region Saarland.
The third major topic besides cycling and culinary delights
is walking! In 2002 it was decided to implement the concept
of premium walking trails in the Saarland by proceeding on
a broad scale. Premium walking trails consist in selected
circular trails through lovely countryside with excellent
signage. The circular trails were chosen according to specific
countryside criteria, focusing particularly on the beauty of
nature and the dramatic effects offered by the trail: natural
silence, splendid views, natural paths through woods and
across meadows, valleys and ravines, rocks and streams.
Awards such as “Germany’s loveliest walking trail” or the
completion of the long-distance “Saar-Hunsrück-Steig” trail
encouraged the corresponding developments in the Saar-

156
Das Saarpolygon ist eine der interessantesten Landmarken
in Deutschland.
The Saar Polygon is one of the most interesting landmarks in Germany.
Zeit als eine der interessantesten Landmarken in Deutschland
entwickelt. Das wichtigste Monument der saarlän -
dischen Industriekultur ist sicherlich die Völklinger Hütte. Sie
ist das weltweit einzig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit
der Eisen- und Stahlindustrie. 1994 ernannte die UNESCO
dieses bedeutende Industriedenkmal zum Weltkulturerbe,
ebenfalls ein wesentlicher Impuls für die Entwicklung des
Tourismus im Saarland. Einmalig in ihrer Kompaktheit, bildet
die Hochofengruppe des Völklinger Eisenwerks mit ihren
sechs Hochöfen zusammen mit den weltweit einzigartigen
Schrägaufzügen eine imposante Skyline. Herz der gesamten
Anlage ist die über 6000 Quadratmeter große Gebläsehalle,
in der die gigantischen Maschinen den für die Roheisen -
herstellung nötigen Wind erzeugten. Heute ist die Gebläsehalle
eindrucksvoller Veranstaltungsraum für internationale
Ausstellungen, Konzerte und Aufführungen.
Wohin in der Zukunft?
Die nächsten Jahre stehen unter dem Fokus „Wir schaffen
Werte mit Wachstum und Qualität!“. Auf dem Weg dahin
haben sich die Akteure dafür ausgesprochen, das Potenzial
in der Region nachhaltig und qualitativ weiterzuentwickeln.
So sollen beispielsweise die touristischen Betriebe pro -
fessionalisiert und die Ortsbilder aufgewertet werden, damit
Gäste und Saarländer unbeschwerte Tage in der Region
verbringen. Fazit: Der Tourismus wird mehr denn je zum
starken Wirtschaftsfaktor, um den Strukturwandel im
Saarland zu meistern.

Die Völklinger Hütte ist das weltweit einzig erhaltene Eisenwerk aus der
Blütezeit der Eisen- und Stahlindustrie.
Völklinger Hütte is the only ironworks in the world to have been preserved
from the heyday of the iron and steel industry.
land. Today, walking holidays are one of the key areas where
the Saarland has acquired a distinctive profile as a popular
destination.
Recent years have also seen a promotional focus on combining
active holidays such as walking and cycling with the
culinary delights and gourmet offerings in the Saarland.
Products such as “Feasts for Cyclists” or “Dining Tours” reflect
the spirit of the times and fulfil the needs of many visitors:
exercising in nature, relaxation and recuperation combined
with culinary discoveries!
Successful change in image
Structural change gives even more significance and priority
to the Saarland’s lovely countryside. This applies particularly
to the UNESCO biosphere reserve Bliesgau and the Saar-
Hunsrück nature reserve with the new Hunsrück-Hochwald
national park. It is quite impressive to note that in 2013, 34
percent of survey respondents already put a nature holiday
at the top of their list for holidays in the Saarland (source:
Destination Brand 13). Experiencing nature goes well with
the key tourism topics of cycling, walking and culinary
delights. Furthermore, the Saarland offers great diversity in
a relatively confined area without long car journeys, something
many visitors find very appealing. The state has thus
successfully changed its image from a former industrial
region to somewhere people like to come on holiday.
Some relicts of the coal and steel industry have been left to
posterity: colliery winding towers and mine pits can be
experienced as museums with spectacular shows. In next
to no time, the Saar Polygon has become one of the most
interesting landmarks in Germany. Without any doubt,
Völklinger Ironworks is most important monument to in -
dustrial culture in the Saarland. It is the only ironworks in the
world to have been preserved from the heyday of the iron
and steel industry. In 1994, this significant industrial monument
was declared to be a UNESCO World Heritage site,
again giving a major boost to the development of tourism
in the Saarland. Uniquely compact, the blast furnace group
of Völklinger Ironworks with its six blast furnaces creates an
impressive skyline together with the globally unique inclined
ore elevators. The heart of the entire complex is the
blower shed which covers more than 6,000 square metres
in size. This was where the gigantic machines generated the
wind necessary for producing pig iron. Today the blower
shed is an impressive event venue for international exhi -
bitions, concerts and performances.
Where to go in future?
The next few years will focus on creating value with growth
and quality. To achieve this, the players involved have opted
to develop a sustainable, top quality approach to developing
the region’s potential. Tourism businesses should be put
on a more professional footing while upgrading the village
and town centres so that guests and local people can enjoy
carefree days in the region. To conclude, tourism is increasingly
becoming a strong economic factor for coping with
structural change in the Saarland.
157

Text: Rupert Stillemunkes
ZWISCHEN BERGMANNSKOST
UND STERNEKÜCHE
158
Das kleinste Flächenland Deutschlands ist ein Land der
Superlative. Nirgendwo sonst ist der Anteil des Wohn -
eigentums so hoch wie hier – selbst in Baden-Württemberg,
dem „Land der Häuslebauer“, nicht: Deutlich mehr
als zwei Drittel aller Saarländerinnen und Saarländer
leben in den eigenen vier Wänden. Aber vielleicht noch
deutlich mehr verwundert (andernorts natürlich nur!),
dass – auch hier bezogen auf die Zahl der Einwohner –
das Saarland die meisten Sterneköche Deutschlands
zählt.
Und dies in einem Land, das über Jahrhunderte industriell
vor allem vom Steinkohleabbau und der Eisen- und
Stahlproduktion geprägt war und dessen Menschen bis
zu den Wirtschaftswunderjahren sich, bei vergleichsweise
kleinen Einkommen, der täglichen Herausforderung stellen
mussten, etwas „auf den Tisch zu bringen“.
mithalten. Im Dreiländereck zwischen dem Saarland,
Frankreich und Luxemburg zelebriert Christian Bau im
Victor’s FINE DINING im Schloss Berg bei Perl-Nennig
„kosmopolitische Gerichte von Weltrang, in denen er
klassisch französische Kochkunst, japanische Inspiration und
ein fantastisches Verhältnis zum guten Produkt verbindet“,
so Gault&Millau-Chefredakteurin Patricia Böhm in ihrer
Laudatio zur Verleihung des Titels „Deutscher Koch des
Jahres 2018“. Es gelingt kaum, eine bessere Umschreibung
für die Kreativität des Drei-Sterne-Kochs zu finden. 2018
konnte Christian Bau Jubiläum feiern: Seit zwei Jahrzehnten
zelebriert er seine außergewöhnliche Kochkunst im
geschichtsträchtigen Ambiente inmitten von Weinbergen,
einen Steinwurf von der Landesgrenze zu Luxemburg
entfernt.
In diesen Zeiten wurden aus dem, was „Hof und Garten“
boten, schmackhafte Speisen kreiert. Viele Bergleute und
Hüttenarbeiter besserten ihre Einkommen durch den Anbau
von Kartoffeln und Gemüse im eigenen Garten auf. Auch die
Kleintierhaltung – insbesondere Ziegen, die sogenannte
„Bergmannskuh“ – war in vielen Familien ein häufiges
Nutztier. Dem Geschick derer, die in diesen Zeiten am
heimischen Herd standen, sind so unter anderem zahlreiche
Kartoffelgerichte zu verdanken, die längst in der Gastro no -
mie und nicht zuletzt nun auch in der Spitzengastronomie
„gesellschaftsfähig“ geworden sind. Mit wenig Aufwand
anzubauen, meist ertrag- aber auf jeden Fall „energiereich“,
stand und steht die Kartoffel bei den Saarländerinnen
und Saarländern hoch im Kurs – oder in diesem Falle „ganz
oben auf der Speise(n)karte“.
Aber nun vom „Rückblick“ zur Gegenwart und zur Spitzengastronomie:
Acht Michelin-Sterne bei nicht einmal mehr
einer Million Einwohner – kein anderes Bundesland kann da
Kleine Kunde saarländischer Kartoffelgerichte
Dibbelappes (kaum ins Hochdeutsche zu übersetzen: Dibbe
steht für „Topf“, „lappes“ für den Auflauf als solches, die „zusammenhängende
Masse“) ist ein Kartoffelauflauf mit Speckwürfeln.
Hoorische („Haarige“, spielt auf die Oberfläche der Klöße an, die
durch das grobe Stampfen der Kartoffeln rau bleibt) sind
längliche Kartoffelklöße, die mit einer Specksoße und meist mit
Sauerkraut serviert werden.
Gefillde („gefüllte Klöße“) sind Kartoffelklöße, gefüllt mit
Hackfleisch, Leber oder Fleischwurst, je nach Geschmack und
„überliefertem Rezept“.
Geheiradete („Verheiratete“) sind Mehlklöße mit Kartoffeln
(deshalb„verheiratet“).
Grumbeerkiechelscher („Kartoffelküchlein“) sind andernorts als
„Kartoffelpuffer“ bekannt – werden traditionell, wie etwa der
Dibbelappes auch, mit Apfelmus gereicht – heute aber gerne
auch mit Lachs. Gerade bei diesem Gericht sind die Küchen -
chefs der Neuzeit äußerst kreativ.

FROM TRADITIONAL MINERS’ FOOD TO AWARD-WINNING CUISINE
Germany’s smallest non-city state is a place of super -
latives. Nowhere else do so many people own their own
homes: well over two thirds of all those living in the
Saarland own their own four walls. Another possibly surprising
statistic (for people who don’t know the Saarland!)
is that the Saarland has the largest number of Michelin
star chefs referred to the size of the population.
And that in a state shaped for centuries by heavy industry
such as coal mining together with iron and steel production.
This was an area where people had to face up to the daily
challenge of “putting something on the table” despite their
comparatively low incomes, at least until the “Economic
Miracle” arrived.
During this period, tasty meals were created from whatever
the garden produced. Many miners and steel workers grew
their own potatoes and vegetables to eke out their wages.
What’s what in the Saarland’s cooking pots
Dibbelappes (practically untranslatable: Dibbe means “pot”,
“lappes” means the actual contents which resemble a cohesive
mass) – this is a potato casserole with cubed bacon.
Hoorische (“hairy”, refers to the rough surface of the dumplings
due to the coarse way in which the potatoes were mashed) are
oval potato dumplings served with bacon sauce and usually
with sauerkraut.
Gefillde (“stuffed dumplings”) are potato dumplings stuffed with
mince, liver or meat sausage, depending on individual taste and
traditional recipes.
Geheiradete (“married”) refers to dumplings made with flour and
potatoes (therefore “married”).
Grumbeerkiechelscher (“potato cakes”) a.k.a. potato fritters are
traditionally served with stewed apple, like the Dibbelappes as
well, while salmon gives a modern touch. This is a dish where
modern chefs have been known to be incredibly creative.
Lots of families also kept small animals, particularly goats,
a.k.a. the „minor’s cow”. The skills of those standing at the
stove resulted among others in many potato dishes, which
have meanwhile become well established favourites and
socially acceptable in the world of first-class dining. Potatoes
were easy to grow and usually produced a good harvest as
well as being a source of energy. They are still extremely
popular in the Saarland today and are even featured on the
menu in many a restaurant.
But let us move forward to first-class dining in the present
day. Eight Michelin stars for a population of no more than
one million people – that’s an achievement bettered by no
other German state. In the geographical triangle between
the Saarland, France and Luxembourg, Christian Bau at
Victor’s FINE DINING in Schloss Berg near Perl-Nennig
celebrates “world-class cosmopolitan dishes by combining
traditional French cuisine, Japanese inspiration and an amazing
relationship to good products”, according to the eulogy
penned by Patricia Böhm, chief editor at Gault&Millau on
awarding him the title of “German Chef of the Year 2018”.
There are probably no better words to describe the creativity
of the 3-star chef. Christian Bau had good reason to celebrate
in 2018: he has now been practising his extraordinary
culinary skills for a full two decades in the historical setting
that nestles among the vineyards just a stone’s throw from
the Luxembourg frontier.
Another 3-star chef can be found right at the heart of Saarbrücken
city centre. Here an industrial mansion set in its own
gardens is located between a petrol station on one side and
various residential and commercial buildings on the other:
this is the former guesthouse of mining company Saarbergwerke
AG, and today the domain of Klaus Erfort (Gäste-
HausErfort). For years now, his culinary delights have been
rewarded with three stars. Moreover, his patissier Matthias
Spurk was declared “patissier of the year” at the end of 2017.
The tranquil rural town of Bliesen near Bostalsee lake in the
north of the Saarland is where Alexander Kunz runs his
restaurant. For a few years now, the special kind of cuisine
159

Einen weiteren Drei-Sterne-Koch findet man mitten in der
Saarbrücker Innenstadt: Zwischen einer Tankstelle und
Wohn- und Geschäftshäusern steht das ehemalige Gästehaus
der Saarbergwerke AG, eine Industriellen-Villa mit
parkähnlicher Gartenanlage. Hier wirkt Klaus Erfort (Gäste-
HausErfort). Auch seine Verführungen des Gaumens werden
seit Jahren mit drei Sternen honoriert. Erforts Patissier
Matthias Spurk wurde Ende 2017 zudem zum „Patissier des
Jahres“ gekürt.
160
Im ländlich beschaulichen Bliesen, unweit des Bostalsees im
nördlichen Saarland, betreibt Alexander Kunz sein Restaurant.
Seine Kochkunst, mit einem Michelin-Stern ausge -
zeichnet, kann man seit einigen Jahren von November bis
Mitte Februar auch in „Alexander Kunz Theatre“ im Herzen
Saarbrückens genießen. In einem zirkusähnlichen Zelt
bewirtet er seine Gäste, eingerahmt in ein Showprogramm,
mit einem mehrgängigen Menü.
Ebenfalls einen Guide Michelin-Stern hat Cliff Hämmerle
(„Hämmerle’s Barrique“), der sein Restaurant im saarpfäl -
zischen Blieskastel betreibt. Er stieg 1993 in das Familien -
unternehmen ein und ist seit 1995 alleinverantwortlicher
Inhaber des Restaurants, das einstmals „nur“ eine „Currywurstbude“
war.
Im kleinsten Flächenland Deutschlands stehen Haute Cuisine und
deftige Hausmannskost gleichberechtigt nebeneinander.
Der Saarländer weiß, was schmeckt – ob in einem Sternerestaurant oder
in der heimischen Küche.
Haute cuisine and hearty home cooking are both equally popular
in Germany’s smallest non-city state. People here know what tastes good –
in a Michelin-starred restaurant or in their own kitchen.
„über die Grenze“ gelangte. Vor allem aber das französische
Flair, Genuss wirklich genießen zu wollen, diese Philosophie
französischer Köche, schwappte über in die saarländische
Gastronomie. Die wechselvolle Geschichte des Saarlandes,
die Zugehörigkeit zum Nachbarland nach den Kriegen im
20. Jahrhundert, hat die französische Lebensart in das kleine
Bundesland Einzug halten lassen. Und nicht zuletzt auch in
die Kochtöpfe.
Die Nähe zu Frankreich hat ohne Zweifel Einfluss auf die
saarländische Küche, zählt doch die französische Küche zu
den feinsten der Welt. Der Ausspruch „Leben wie Gott in
Frankreich“, hierzulande gerne zu „Essen wie Gott in Frank -
reich“ modifiziert, und das saarländische Pendant dazu
„Guddgess“ (hochdeutsch: lecker essen) passen zusammen
wie die Region insgesamt. Vor allem in den 1970er- und
1980er-Jahren war es selbstverständlich, dass Geschäfts -
essen saarländischer Unternehmerinnen und Unternehmer
gerne im nahen Frankreich stattfanden. Man aß vorzüglich,
tafelte lange, beeindruckte die Gäste und schloss ganz sicher
auch manches gute Geschäft ab. Und so darf ohne jeden
Zweifel vermutet werden, dass das eine oder andere Gericht
Trotz der Spitzengastronomie lieben es die Saarländer gerne
deftig. In Zeiten, in denen Fleisch und Wurst eher weniger
auf dem Mittagstisch der Industriearbeiter ankamen,
wurden – wie eingangs geschildert – leckere Gerichte aus
Kartoffeln entwickelt. Und diese Gerichte sind auch heute
noch die eigentlichen Spezialitäten im Land. Die Namen der
Gerichte sind für „Nichteinheimische“ nicht nur schwer
auszusprechen (Dibbelappes, Hoorische, Gefillde, Gehei -
radete, Grumbeerkiechelscher), sie laden mitunter – eben
wegen dieser Namen – nicht unbedingt dazu ein, sie zu
probieren. Wer das Saarland und seine „Nationalgerichte“
aber kennenlernen möchte, darf sich von den Namen
der Gerichte nicht abschrecken lassen. Guten Appetit!

161
created by the chef with his Michelin star can also be enjoyed
from November to mid February in the “Alexander
Kunz Theatre” in the heart of Saarbrücken. Here his guests
are served a multi-course menu accompanied by a show
programme in a circus tent.
Cliff Hämmerle also has a star from the Michelin Guide for
his restaurant (“Hämmerle’s Barrique”) in Blieskastel. After
joining the family company in 1993, he became the sole
proprietor of the restaurant in 1995, which in former times
had “just” been a snack bar.
There is no doubt that cooking and dining in the Saarland
is also influenced by the area's close proximity to France
with its renowned cuisine. The saying “living like God in
France” is modified in the Saarland to “eating like God in
France”, or simply “Guddgess” (eating well) in the local dialect.
Particularly during the 1970s and 1980s, it was quite normal
procedure for local companies to take guests across the
border for a meal in nearby France. Excellent food was
served at meals that lasted for hours, with the suitably
impressed guests often willing to conclude a good deal. So
without a doubt it can also be claimed that one or other
speciality and dish will have “crossed the border”. But what
spilled over into the Saarland’s cuisine was above all the
French flair for really enjoying the pleasure of good cooking
and the corresponding philosophy incorporated by French
cooks. The eventful history of the Saarland which belonged
to France during the post-war periods of the 20th century
opened the doors of the small German state for the French
joie de vivre. It opened the kitchen doors as well.
Despite the trend to fine dining, the people of the Saarland
still enjoy a hearty meal. In bygone days when industrial
workers rarely found meat and sausages on their dinner
plates, it was the good old potato that filled the stomachs
and kept people happy with tasty dishes. In the present day
and age, these dishes feature among the local specialities.
The names of the dishes are difficult to pronounce for the
uninitiated (Dibbelappes, Hoorische, Gefillde, Geheiradete,
Grumbeerkiechelscher) and don’t necessarily tempt people
to try and see. But anyone keen to become better acquainted
with the Saarland and its “national dishes” should
not be put off by the strange-sounding names! Enjoy!

Verzeichnis der PR-Bildbeiträge
List of illustrated contributions
Die nachstehenden Firmen, Verwaltungen und Verbände
haben mit ihren Public-Relations-Beiträgen das Zustan de -
kommen dieses Buches in dankenswerter Weise gefördert.
We thank the following companies, administrations and
associations which with their public relations contributions
have made the production of this book possible.
162
Berufsfortbildungswerk Gemeinnützige
Bildungseinrichtung des DGB GmbH (bfw),
Bildungsstätten Neunkirchen und Saarbrücken . . . . . . 116
www.bfw.de / info@bfw.de
CISPA – Helmholtz-Zentrum (i. G.) GmbH,
Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110, 111
www.cispa.saarland / office@cispa.saarland
Cura-Med Süd-Warndt Klinik GmbH,
Karlsbrunn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64, 65
www.cura-med.de / info@cura-med.de
Enovos Deutschland SE, Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
www.enovos.de / sb@enovos.eu
Festo AG & Co. KG, St. Ingbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
www.festo.com / info-rohrbach@festo.com
FLAVEX Naturextrakte GmbH, Rehlingen . . . . . . . . . . . . . . . . 46
www.flavex.com / info@flavex.com
Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie
Prüfverfahren IZFP, Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
www.izfp.fraunhofer.de / info@izfp.fraunhofer.de
Fresenius Medical Care Deutschland GmbH,
Werk St. Wendel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60, 61
www.freseniusmedicalcare.com/de
corporate-communications@fmc-ag.com
Hochwald-Kliniken Weiskirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
www.hochwaldkliniken.de / info@hochwaldkliniken.de
Innovationspark am Beckerturm GmbH & Co KG,
St. Ingbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
www.innovationspark.com / info@innovationspark.com
ItN Nanovation AG, Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
www.itn-nanovation.com / info@itn-nanovation.com
LAKAL GmbH, Saarlouis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44, 45
www.lakal.de / info@lakal.de
Max-Planck-Institut für Informatik,
Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
www.mpi-inf.mpg.de / presse@gv.mpg.de
Max-Planck-Institut für Softwaresysteme,
Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
www.mpi-sws.mpg.de / presse@gv.sws.de
MÖBEL MARTIN GmbH & Co. KG, Saarbrücken . . . . . . . . . . 92
www.moebel-martin.de / info@moebel-martin.de
obbo GmbH, Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
www.obbo.de / info@obbo.de
SaarGummi Automotive, Wadern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
www.automotive.saargummi.com
info@automotive.saargummi.com
Saarländisches Staatstheater GmbH,
Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
www.staatstheater.saarland / a.kremper@staatstheater.saarland
Siemens AG, Stuttgart,
Niederlassung Saarbrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
www.siemens.de/saarbruecken
sprecher-nl.sbn.de@siemens.com
TÜV Saarland Unternehmensgruppe, Sulzbach . . . . . . . . . 54
www.tuev-saar.de / info@tuev-saar.de
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ENDE