akzent Magazin Februar '20 Bodensee-Oberschwaben
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INTRO<br />
WINTER(OLD)TIME<br />
Auch als Beitrag zur Belebung der touristischen Wintersaison lässt sich die Region<br />
mittlerweile historisch „erfahren“.<br />
Neben Katamaran und Fähre, die ganzjährig stoisch ihre Bahnen ziehen, mischt sich<br />
immer mal wieder die edle Silhouette des einzigen Art-Déco-Schiffes auf unserem großen<br />
Teich. Das Museumsschiff „MS Oesterreich“ wurde 1926 nicht nur mondän und<br />
teuer ausgestattet, sondern war auch beheizbar, damit es den Hochwohlgeborenen<br />
auch in der Sommerfrische niemals zu kühl wurde. Ein weitsichtiger Umstand, der<br />
heute dafür sorgt, dass das Schiff ab dem österreichischen Hard auch in winterlicher<br />
Eiseskälte den See durchpflügt. Gourmetfahrten, Sternfahrten, Käptns Dinner, Musikoder<br />
Wiener Caféhaus-Events auf offenem See sind darum ganzjährig möglich und<br />
– Klimaerwärmung sei Dank – werden durch keine Seegfrörne mehr verunmöglicht<br />
(für Zugezogene: 1963 war zum letzten Mal der gesamte See meterdick zugefroren).<br />
Apropos „Seegfrörne“: Unter diesem Label organisiert das deutsche „Oldtimerland<br />
<strong>Bodensee</strong>“ von Hilmar Wörnle seit Jahren eine winterliche Ausfahrt um die große<br />
Pfütze mit Old- und Youngtimern. Manche Gemeinden und Städte unterstützen ihn<br />
bei dieser Rundumfahrt – die meisten ducken sich allerdings weg. Da bleibt‘s bei fremdenverkehrspolitischen<br />
Schönwetter-Reden (sic!) mit Beschwichtigungsformeln, die<br />
alle in etwa so lauten: „Wir arbeiten an Konzepten für die Saisonverlängerung<br />
über den Sommer hinaus.“ Stimmt schon. Allerdings sind manche<br />
bereits im „Tun“ angelangt und schwadronieren nicht nur über „Konzepte“.<br />
Hotelneubauten werden allerorten forciert und verlangen<br />
auch im Winter nach Auslastung. Daran hängen wiederum Arbeitsplätze<br />
– bislang meist noch ganzjährige. Doch in den Rathäusern<br />
herrscht nach wie vor national, kantonal und bundeslandgeprägtes<br />
Kirchturmdenken. Die steigende Übernachtungszahl<br />
wird jeweils als Monstranz des „eigenen Erfolges“ vor sich<br />
hergetragen – dabei ist diese weder gleichmäßig übers<br />
Jahr verteilt, noch wesentlich durch staatliche Maßnahmen<br />
befördert, sondern schlicht der Privatwirtschaft<br />
zu verdanken, die neue Betten schafft. Immerhin das<br />
Zusammenzählen dieser übernehmen die Statistiker<br />
gerne, macht sich doch die jährliche Steigerungsrate<br />
ach so gut.<br />
Dass historische Mobilität in der „Nebensaison“ von<br />
Bahnhof zu Bahnhof ebenso funktioniert, zeigen die Initiativen<br />
des Schweizers Roli Widmer. Nicht nur Oldtimerbesitzer<br />
sind hier die Zielgruppe, vielmehr sollen „alle<br />
Menschen“ in den Genuss kommen können. Darum<br />
sind historische Schiffe, Busse und Züge eine Herzensangelegenheit<br />
für den „Arboner des Jahres“. Seit Jahren<br />
bosselt er daran, mit Wegbegleitern möglichst häufig<br />
historische Genuss- und Erlebnisfahrten auf die Schiene<br />
zu bringen – zuletzt erfolgreich im November, die nächsten<br />
sind zweijährig jetzt im Mai geplant, außerdem wieder<br />
im Winter (für Dampfliebhaber mit historischer Lok, für<br />
Klimasensible gäbe es auch historische E-Lokfahrten).<br />
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Mal sehen, wann die ersten Touristiker aktiv und nachhaltig<br />
aufspringen werden. Der erste Pfiff war schon<br />
zu hören …<br />
seit<br />
1999<br />
MARKUS HOTZ<br />
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