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Old Master Paintings Part 1

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ONE OF THE LEADING<br />

AUCTION HOUSES<br />

IN EUROPE<br />

CATALOGUE III<br />

OLD MASTER PAINTINGS PART 1<br />

Auctions: Thursday, 22 September 2022<br />

Exhibition: Saturday, 17 September – Tuesday, 20 September 2022<br />

Pieter Brueghel the Younger<br />

1564 – 1637/38


OLD MASTER<br />

PAINTINGS<br />

PART I


289<br />

PIETER COECKE VAN AELST D. Ä.,<br />

1502/07 AALST – 1550 BRÜSSEL, ZUG.<br />

MARIA LACTANS VOR EINER STADT<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

62 x 47,5 cm.<br />

Verso mit einem roten und einem blauen Siegel.<br />

In ebonisiertem Profilrahmen.<br />

An einem Tisch, dessen Deckplatte weit über die Zarge<br />

hinausragt und durch Überschneidung des Schoßes<br />

Mariens zum dreidimensionalen Eindruck des Gemäldes<br />

beiträgt, sitzt rechts Maria mit entblößter Brust.<br />

Diese führt sie zärtlich dem Christuskind zu, das in<br />

ihrem Arm liegt, um es zu nähren. Auf dem Tisch neben<br />

einer Fayencevase mit ihr attributiv zukommender Lilie<br />

– als Zeichen ihrer Reinheit – mehrere Früchte mit<br />

christlich-symbolischem Charakter. Rechts überfängt<br />

ein Baum mit seinen Zweigen die Personengruppe<br />

und löst damit formal das Ehrentuch ab, welches zuvor<br />

üblich war. Links im Mittelgrund ein Hortus conclusus,<br />

der in der Mariensymbolik eine übergeordnete Rolle<br />

spielt und im Hohenlied im Alten Testament (Hld 4,12)<br />

auftaucht: „Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein<br />

verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle,<br />

ein versiegelter Born“. Sinnfällig ist entsprechend der<br />

Verkündigungsengel dargestellt, wie er die einzige<br />

Öffnung in der Mauer betritt in Richtung Mariae mit<br />

dem Kinde. Auf der Mauer des Hortus conclusus und<br />

im Garten selbst sehen wir auch einen Pfau, der wiederum<br />

als Sinnbild der Unsterblichkeit gilt, da sein<br />

Fleisch unverweslich sein soll (Augustinus, de civit<br />

Dei 21,4). Der Garten gehört zu einer Stadt, die durch<br />

einen Kirchturm eingeleitet wird und in einer Höhenburg<br />

ihr vorläufiges Ende nimmt, bevor der Horizont<br />

von einer Hügelkette markiert wird. Das Motiv Maria<br />

Lactans ist uns von van Aelst bzw. seiner Werkstatt<br />

und Nachfolge in mehreren Bildwerken überliefert,<br />

wenngleich das Motiv des auf dem Schoß der Maria<br />

tollenden Jesuskindes, welches nach einem Apfel<br />

greift, häufiger anzutreffen ist.<br />

(1330153) (13)<br />

PIETER COECKE VAN AELST THE ELDER,<br />

1502/07 AALST – 1550 BRUSSELS, ATTRIBUTED<br />

THE NURSING MADONNA OUTSIDE A CITY<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

62 x 47.5 cm.<br />

Verso with a red and a blue seal.<br />

Several depictions of the Nursing Madonna by van<br />

Aelst or his workshop and followers are known, although<br />

the motif of the Christ Child frolicking on the<br />

Virgin’s lap, reaching for the apple, is more common.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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290<br />

MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />

TÄTIG UM 1940,<br />

Oberrheinischer Meister<br />

CHRISTUS VOR PONTIUS PILATUS, UM 1470 - 1480<br />

Öl auf Holz.<br />

89,6 x 97,8 cm.<br />

In teilvergoldetem Rahmen.<br />

In einem fast quadratischen Bildfeld sind eine Vielzahl<br />

Personen untergebracht, die geschickt voreinandergeschichtet<br />

sind, sodass dem Maler eine Tiefenwirkung<br />

gelingt, die hinten mit einem punzierten Goldgrund<br />

abschließt. Eine außergewöhnliche kühne Thronarchitektur<br />

bietet Pilatus seinen Platz, der hinten von einem<br />

Ehrentuch hinterfangen wird und im Begriff ist, seine<br />

Handwaschung durchzuführen. Rechts neben ihm im<br />

Zentrum der Komposition Christus mit Dornenkranz<br />

und Kreuznimbus, neben ihm Wärter und Hofangestellte.<br />

(†)<br />

Provenienz:<br />

Philips, London, 10. Dezember 1996, lot 44.<br />

Dort erworben vom Vorbesitzer.<br />

Anmerkung:<br />

Pontius Pilatus war von 26 - 36 n. Chr. Präfekt in<br />

Judäa. Bei Matthäus 27 wird berichtet, dass Pilatus<br />

Jesus Barabbas und Jesus Christus dem Volk zur<br />

Wahl stellte, welcher von seinem Todesurteil entbunden<br />

werden sollte. Die Hohenpriester und die<br />

Ältesten überredeten das Volk, um Barabbas zu bitten.<br />

Als Pilatus das Volk fragte, was mit Jesus Christus<br />

geschehen sollte, wünschte dieses seine Kreuzigung.<br />

Mt. 27-24: Da aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete,<br />

sondern das Getümmel immer größer<br />

wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände<br />

vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig am<br />

Blut dieses Menschen; seht ihr zu!“.<br />

(13309319) (13)<br />

MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />

ACTIVE CA. 1490,<br />

<strong>Master</strong> from the upper rhine region<br />

CHRIST BEFORE PONTIUS PILATE, CA. 1470 - 1480<br />

Oil on panel.<br />

89.6 x 97.8 cm.<br />

A great number of figures are accommodated in an<br />

almost square image field, cleverly layered in front of<br />

one another, so that the painter achieves a depth<br />

effect, with a punched gold background. Pilate’s seat<br />

is an extraordinarily bold throne architecture with a<br />

cloth of honour behind it about to perform his hand<br />

washing. To his right in the centre of the composition<br />

is Christ with a wreath of thorns and a cross-shaped<br />

halo, with court servants and attendants next to him.<br />

(†)<br />

Provenance:<br />

Philips, London, 10 December 1996, lot 44.<br />

Purchased there by previous owner.<br />

€ 250.000 - € 350.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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17


291<br />

DENYS CALVAERT,<br />

1540 – 1619, ZUG.<br />

ANBETUNG DER HIRTEN<br />

Öl auf Holz.<br />

97 x 75 cm.<br />

In gekehltem Goldrahmen.<br />

Calvaert, der in Antwerpen geboren wurde und dort<br />

Schüler von Christian van Queborn war, ging bereits<br />

1560 nach Italien und arbeitete in Bologna, Rom und<br />

Modena. Dort entstanden die meisten seiner Werke,<br />

die auch Niederschlag in den Arbeiten seiner Schüler<br />

fanden. Unter seinen Schülern waren auch Domenichino,<br />

Francesco Albani und Guido Reni.<br />

Das vorliegende Gemälde zeigt einen sich gut in das<br />

Werk Calvaerts einfügenden Aufbau. Im Zentrum die<br />

halb kniende halb stehende Maria ins Gebet versunken<br />

mit ihrem Blick auf das Jesuskind gerichtet, das<br />

zu ihren Füßen liegt. Neben diesem ein Lamm als<br />

Agnus Dei, hinter ihm Ochs und Esel. Zur Rechten<br />

Mariae Josef, dessen Haupt ebenso mit einem Nimbus<br />

bedacht wurde wie dasjenige Mariae. Die Hirten<br />

und andere Figuren sind auf das Christuskind ausgerichtet,<br />

im sich hell öffnenden Himmel eine Gruppe<br />

Cherubim mit einem Rotulus mit der stets aktuellen<br />

Inschrift „GLORIA INECCELSIS DEO ET INTERRA<br />

PAX.“<br />

DENYS CALVAERT,<br />

1540 – 1619, ATTRIBUTED<br />

THE ADORATION OF THE MAGI<br />

Oil on panel.<br />

97 x 75 cm.<br />

Notes:<br />

A similar composition was offered for sale at Sotheby’s,<br />

New York on 25 January 2001 with lot 183 showing<br />

an inverted composition.<br />

€ 16.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Anmerkung:<br />

Vgl. Eine ähnliche Komposition wurde bei Sothebys,<br />

New York, am 25. Januar 2001 unter Lot 183 angeboten<br />

und zeigt einen seitenverkehrten Aufbau.<br />

(1330204) (3) (13)<br />

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292<br />

GIAMPIETRINO,<br />

AUCH BEKANNT ALS<br />

„GIOVANNI PIETRO RIZZOLI“,<br />

TÄTIG 1495 – 1540, ZUG.<br />

Maler der Lombardischen Schule aus dem Kreis des<br />

Leonardo da Vini (1452-1519).<br />

MARIA MIT DEM KINDE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

51 x 39 cm.<br />

In plastisch verziertem und vergoldetem Rahmen.<br />

Vor einem repoussoirhaft in den Raum gleitenden Vorhang<br />

sitzt Maria in verdrehter Haltung, den Betrachter<br />

über ihre linke Schulter anblickend, während sie das<br />

Jesuskind hält, in dessen Hand eine Birne liegt. Links<br />

ein Ausblick in ein hügeliges Tal in Luftperspektive mit<br />

schlankem jungem Baum. Bei dem schönen, hier angebotenen<br />

Gemälde handelt es sich um eine von<br />

mehreren Repliken, die nach dem Original von Giampietrino<br />

in der Pinacoteca di Brera (49 x 27,8) gestaltet<br />

worden sind.<br />

GIAMPIETRINO,<br />

ALSO KNOWN AS “GIOVANNI PIETRO RIZZOLI”,<br />

ACTIVE 1495 – 1540, ATTRIBUTED<br />

Painter of the School of Lombardy from the circle of<br />

Leonardo da Vinci (1452-1519).<br />

THE VIRGIN AND CHRIST CHILD<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

51 x 39 cm.<br />

Literature:<br />

cf. A. de Marchi, Giampietrino, M. Boskovits (ed.),<br />

Florence, 1992, p. 78 - 80.<br />

cf. P. C. Marani Giampietrino, in: Pinacoteca di Brera,<br />

Milan, 1996, p. 112 - 114.<br />

cf. P.C. Marani Giovan Pietro Rizzoli detto il Giampietrino,<br />

in: Musei e Gallerie di Milano. Museo d’arte<br />

antica del Castello Sforzesco, vol. I, Milan 1997, no.<br />

207, p. 306.<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. A. de Marchi, Giampietrino, Hrsg. M. Boskovits,<br />

Florenz, 1992, S. 78 - 80.<br />

Vgl. P. C. Marani Giampietrino, in: Pinacoteca di Brera,<br />

Mailand, 1996, S. 112 - 114.<br />

Vgl. P.C. Marani Giovan Pietro Rizzoli detto il Giampietrino,<br />

in: Musei e Gallerie di Milano. Museu d‘arte<br />

antica del Castello Sforzesco, Bd. I, Mailand 1997, Nr.<br />

207, S. 306.<br />

(1320011) (13)<br />

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293<br />

LUCA LONGHI,<br />

1507 RAVENNA – 1580, ZUG.<br />

DIE HEILIGE FAMILIE MIT DEM HEILIGEN<br />

HIERONYMUS SOWIE EINEM BISCHOF<br />

Öl auf Holz.<br />

94 x 73 cm.<br />

Die Figurengruppe dicht gedrängt und nahe an den<br />

Betrachter herangeführt. Im Zentrum des Bildes dominiert<br />

das Rot im Kleid der Maria, ihr Blick gilt dem<br />

rechts tiefer knienden, bärtigen Bischof, bei dem es<br />

sich möglicherweise um den Stifter des Werkes handelt.<br />

Der Heilige Josef rechts oben auf einen Stab gestützt<br />

mit Blick auf das Kind, das auf dem Knie der<br />

Mutter sitzt und sich mit beiden Händchen und dem<br />

Blick dem Bischof zuwendet. Dahinter links oben Hieronymus,<br />

bärtig wiedergegeben, der seine rechte<br />

Hand auf die Schulter des Kindes gelegt hat. So ist die<br />

Komposition bewusst in eine Art Verschränkung der<br />

Figuren insgesamt und miteinander angelegt. Die<br />

Ruhe in der komplizierten Personenverschränkung geschieht<br />

durch die exakt nebeneinander komponierten<br />

Häupter der Heiligen, die eine kompositionelle Festigung<br />

im oberen Bildteil ergeben, während darunter<br />

die Bewegung des Kindes auf den Bischof hin eine<br />

Diagonalbeziehung und damit eine Verlebendigung erzeugt.<br />

Ähnliche kompositionelle Aufbauformen finden<br />

wir etwa auch in der Darstellung der Heiligen Familie<br />

bei Innocenzo da Imola (um 1490-um 1545), dessen<br />

Werke dem hier vorliegenden Gemälde doch sehr<br />

nahe stehen. Stilistisch könnte auch hier der Name<br />

Girolamo Imparato (um 1550-1607) genannt werden.<br />

(13303415) (2) (11)<br />

LUCA LONGHI,<br />

1507 RAVENNA – 1580, ATTRIBUTED<br />

THE HOLY FAMLY WITH SAINT JEROME<br />

AND A BISHOP<br />

Oil on panel.<br />

94 x 73 cm.<br />

The group of figures is depicted in a tight and closeup<br />

composition. Similar compositions of the Holy<br />

Family are also known by Innocenzo da Imola (ca.<br />

1490-ca. 1545), whose works are close to the painting<br />

on offer for sale in this lot. The style of the painting<br />

could also suggest Girolamo Imparato (ca. 1550-<br />

1607).<br />

€ 45.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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294<br />

FLÄMISCHER MEISTER,<br />

16. JAHRHUNDERT<br />

ANBETUNG DER HEILIGEN DREI KÖNIGE<br />

Öl auf Eichenholz.<br />

68,5 x 90 cm.<br />

Verso Festigungsklötzchen, kleiner roter Klebezettel,<br />

französisch beschriftet „flamand Adoration“.<br />

Im Renaissance-Rahmen.<br />

Die Darstellung der Bildtafel führt alle im Bild versammelten<br />

Figuren sehr nahe an den Betrachter heran.<br />

Dies ist als stilistisches Merkmal zu sehen, dass das<br />

Gemälde wohl erst etwas nach den Beispielen etwa<br />

des „Meisters der Antwerpener Anbetung“ (Museum<br />

der Schönen Künste Antwerpen) geschaffen wurde,<br />

der um 1520 tätig war. Auch die symmetrisch entwickelte<br />

Ruhe, die im Werk des „Meisters von 1518“<br />

zu bemerken ist, steht im Gegensatz zu vorliegender<br />

Tafel. Dazu kommt, dass es sich hier wohl nicht um eine<br />

Altartafel handelt, die mehrere Szenen und Szenendetails<br />

etwa mit seitlichen Flügeln illustriert, wie die<br />

genannten Beispiele, sondern als Einzeldarstellung<br />

geschaffen wurde.<br />

Die Benennung von Meistern für die „Antwerpener<br />

Manieristen“ und deren Biografie hat sich als äußerst<br />

schwierig erwiesen. Erstmals 1915 hat der bedeutende<br />

Kunstwissenschaftler Max J. Friedländer sich der<br />

Aufgabe der Künstlerzuweisungen gewidmet (s. Lit.).<br />

Dabei wurden „Notnamen“ gebildet für Werke, deren<br />

Stil auf einen bestimmten Maler weist.<br />

In vorliegendem Fall kann gesagt werden, dass bereits<br />

italienische Einflüsse mitgeprägt haben. Man denke<br />

nur an Bilder desselben Themas von Bellini oder Mantegna.<br />

Es bestand gerade in diesem Zeitraum auch<br />

ein enger Gedanken- und Begegnungs austausch, nach<br />

dem dennoch die Eigenart der flämischen Malerei<br />

erhalten blieb.<br />

Gezeigt ist die Bethlehem-Szene mit den Heiligen Drei<br />

Königen, die das Jesuskind mit Geschenken ehren.<br />

Die Komposition teilt den Bildraum: rechts die Gruppe<br />

mit Maria, dem Kind und Josef. Links, dicht gedrängt,<br />

die Halbfiguren der drei Könige und deren Gefolge,<br />

traditionsgemäß der Älteste mit langem Bart, dunkelhäutig<br />

Balthasar und Kaspar hier mit Kopfbedeckung.<br />

Links oben die Begleiter der Könige, wobei daran zu<br />

denken ist, dass die Physiognomie des aus der linken<br />

oberen Ecke möglicherweise an ein Portrait eines Auftraggebers<br />

denken ließe, was etwa auch für den bärtigen<br />

König gilt.<br />

Die Textilien, vor allem aber auch die goldenen Prunkgefäße<br />

als Gaben, verraten bereits die Kunst des reifen<br />

Renaissance-Stils. Die Malweise ist von sehr hoher<br />

Qualität. Natürlich ist auch in diesem Bild eine ikonografische,<br />

wie symbolische Besonderheit eingefügt:<br />

Das Kind blickt nicht auf die Pracht der Goldpokale,<br />

sondern auf einen Apfel, auf den auch die gefalteten<br />

Hände des Königs weisen. Wohl die bedeutendste<br />

Aussage des Bildes.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />

von 1520, in: Jahrbuch der königlich preußischen<br />

Kunstsammlungen 36 (1915), S. 65-91.<br />

Vgl. Max J. Friedländer Die altniederländische<br />

Malerei. Die Antwerpener Manieristen – Adriaen<br />

Ysenbrant, Bd. XI, Berlin 1933.<br />

Vgl. Peter van den Brink/ Maximiliaan P. J. Martens<br />

(Hrsg.), ExtravagAnt! A forgotten Chapter of Antwerp<br />

Painting 1500-1530, Koninklijk Museum vor Schone<br />

Kunsten Antwerpen, 15. Oktober -31. Dezember<br />

2005, Antwerpen 2005.<br />

Vgl. Ortrud Westheider (Hrsg.), Sturz in die Welt. Die<br />

Kunst des Manierismus in Europa, Ausstellungskat.:<br />

Hamburg Bucerius Kunstforum 2008/2009 München<br />

2008. A.R.<br />

(1331312) (1) (11)<br />

FLEMISH SCHOOL,<br />

16TH CENTURY<br />

THE ADORATION OF THE MAGI<br />

Oil on oak panel.<br />

68.5 x 90 cm.<br />

Parquetting slats on the back, small red sticker, labeled<br />

in french “flamand Adoration“.<br />

All the figures gathered in the painting are brought<br />

closely to the viewer. This can be considered as a stylistic<br />

feature and suggests that the painting was probably<br />

created somewhat after the example of the<br />

“<strong>Master</strong> of the Antwerp Adoration” (Antwerp Museum<br />

of Fine Arts), who was active around 1520. In contrast<br />

to works by the “<strong>Master</strong> of 1518”, the present<br />

symmetrical composition conveys tranquillity. Furthermore,<br />

it was probably not created as an altarpiece<br />

illustrating several scenes and details in side wings,<br />

as is the case in the mentioned examples, but was<br />

created as a standalone depiction.<br />

The identification of masters of the “Antwerp Mannerists”<br />

and their bio graphies has proven very difficult.<br />

The important art historian Max Jakob Friedländer<br />

first devoted himself to the task of attributing artists<br />

in 1915 (see ref.). “Notnamen” were invented names<br />

for works whose style points to a specific painter.<br />

The present painting shows that Italian influences<br />

have already had an impact if one thinks of paintings of<br />

the same subjects by Bellini or Mantegna for instance.<br />

During this period there was a close exchange of ideas<br />

and encounters, after which the uniqueness of Flemish<br />

painting was nevertheless preserved.<br />

The painting depicts the Bethlehem scene with the<br />

three Magi honouring the Christ Child with gifts.<br />

The painting style is of very high quality. Naturally<br />

the painting also includes iconographic and symbolic<br />

characteristics: the Christ Child is not looking at the<br />

splendour of the gold cups, but at an apple, to which<br />

the folded hands of one of the kings are also pointing.<br />

This is probably the painting’s most important message.<br />

Literature:<br />

cf. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />

von 1520, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen<br />

Kunstsammlungen 36 (1915), pp. 65-91.<br />

cf. Max J. Friedländer, Die altniederländische Malerei,<br />

Die Antwerpener Manieristen – Adriaen Ysenbrant,<br />

vol. XI, Berlin 1933.<br />

cf. Peter van den Brink/Maximiliaan P. J. Martens<br />

(eds.), ExtravagAnt! A forgotten Chapter of Antwerp<br />

Painting 1500-1530, exhibition catalogue, Koninklijk<br />

Museum voor Schone Kunsten Antwerp, 15 October<br />

- 31 December 2005, Antwerp 2005.<br />

cf. Ortrud Westhgeider (ed.), Sturz in die Welt: Die<br />

Kunst des Manierismus in Europa, exhibition catalogue,<br />

Hamburg Bucerius Kunstforum 2008/2009.<br />

€ 25.000 – € 45.000<br />

Sistrix<br />

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25


295<br />

SCHULE VON FONTAINEBLEAU<br />

GALANTE JAGDSZENE, UM 1575 – 1580<br />

Öl auf Holz.<br />

34,5 x 47,3 cm.<br />

Hügelige Landschaft mit Repoussoirbaumgruppe am<br />

rechten Bildrand. Vor dieser eine edel gekleidete Figurenengruppe.<br />

Mittelgrund mit Jagdszene, Gewässer<br />

mit Boot und einer im Sonnenlicht glänzenden Stadt,<br />

über der Kraniche kreisen. Horizont mit Gebirgszug<br />

abschließend. Wenngleich sich die Protagonisten des<br />

vorliegenden Werkes nicht schlüssig ausmachen lassen,<br />

so erinnert das Gesicht der Frau im Vordergrund<br />

doch an dasjenige von Marguerite de Navarre, die sich<br />

jedoch als Königin kaum hätte derart portraitieren lassen<br />

- nicht in dieser Zeit. So ist anzunehmen, dass der<br />

Künstler sich nur hat inspirieren lassen von einem der<br />

zahlreichen Portraits, welche die Königin konterfeiten.<br />

Dank der Frisuren und Kostüme lässt sich das Gemälde,<br />

das durch einen französischen Maler oder einen in<br />

Frankreich wirkenden Flamen entstanden ist, in die<br />

Jahre um 1575 bis 1580 datieren. (†)<br />

SCHOOL OF FONTAINEBLEAU<br />

GALLANT HUNTING SCENE, CA. 1575 – 1580<br />

Oil on panel.<br />

34.5 x 47.3 cm.<br />

Hilly landscape with a group of repoussoir trees on<br />

the right edge of the picture with a group of finely<br />

dressed figures in front. The middle ground shows a<br />

hunting scene, a body of water with a boat and a city<br />

glistening in the sunlight, circled by cranes overhead.<br />

The background depicts the horizon with a mountain<br />

range. Due to the hairstyles and costumes, the painting,<br />

which was created by a French painter or a Flemish<br />

artist working in France, can be dated to ca. 1575-<br />

1580. (†)<br />

Provenance:<br />

Private collection, France.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Frankreich.<br />

(13309312) (13)<br />

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27


296<br />

WILHELM STETTER,<br />

1487 STRASSBURG – 1552 EBENDA, ZUG.<br />

KAISER KONSTANTIN TRÄGT DAS HEILIGE KREUZ<br />

NACH ROM, 1516<br />

Öl auf Holz.<br />

88 x 80 cm.<br />

Verso mit Provenienzhinweis. Links oben in Arkadenbogen<br />

datiert: 1516, über dem Torbogen im Malteserkreuz<br />

F (für Frater?) und W (für Wilhelm?).<br />

Lange Zeit ließ sich nicht feststellen, wer sich hinter<br />

dem Monogramm WS verbirgt und so wurde er, da<br />

er auf vielen seiner Gemälde ein Maltesterkreuz hinterließ,<br />

mit dem Notnamen „Meister W.S. mit dem<br />

Malteserkreuz“ bedacht. Verso gefasst mit gemaltem<br />

Malteserkreuz. Jean Rott konnte ihn 1952 als Wilhelm<br />

Stetter identifizieren. Dieser trat 1509 in die Kommende<br />

des geistlichen Ritterordens der Johanniter in<br />

Strassburg ein und wurde 1512 in Basel ordiniert. Er<br />

kümmerte sich in Strassburg um die Kunstschätze der<br />

Johanniter. In der Kommende wurde 1741 durch den<br />

damaligen Kustos Francois-Joseph-Ignace Goetzmann<br />

ein Inventar angelegt, in dem zahlreiche Gemälde aufgeführt<br />

sind, die Stetter als Autor nennen. Das letzte<br />

Gemälde, das Stetter sicher zugeordnet werden kann,<br />

ist mit 1548 datiert, wobei das hier angebotene Werk<br />

1516 datiert und zu den frühesten seiner Gemälde<br />

zählt. Kaiser Konstantin soll am Vorabend der Schlacht<br />

an der Milvischen Brücke vor Rom ein Kreuz am Himmel<br />

gesehen haben (312 n. Chr.), worauf hin er das<br />

Zeichen auf den Fahnen seiner Truppen anbringen ließ<br />

und das Christentum in der Folge förderte. Rest. (†)<br />

Provenienz:<br />

Vormals in alter Luzerner Privatsammlung.<br />

Anmerkung:<br />

Zu dem vorliegenden Werk gibt es als Pendant das<br />

Gemälde „Kreuzprobe durch Kaiserin Helena“, Privatbesitz.<br />

Literatur:<br />

Walter Hugelshofer, Der Meister W. S. mit dem<br />

Malte serkreuz. In: Oberrheinische Kunst. Jg. IV,<br />

Freiburg i. Br. (1929/30), S. 48 – 55, Tafel 29, Abb. 1.<br />

Jean Rott, Le Maitre W. S. à la Croix de Malte Wilhelm<br />

Stetter. In: Revue d‘Alsace, tome 91, 1952, S. 112 –<br />

119, Appendice I (Inventar Goetzmann), Nr. 12, Appendice<br />

II (vorläufiges Œuvre durch Jean Rott) Nr. 5.<br />

De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) 2020,<br />

Bd. 126 (Bernd Konrad).<br />

(13309323) (13)<br />

WILHELM STETTER,<br />

1487 STRASBOURG – 1552 IBID., ATTRIBUTED<br />

EMPEROR CONSTANTINE TAKING THE HOLY<br />

CROSS TO ROME, 1516<br />

Oil on panel.<br />

88 x 80 cm.<br />

Provenance information on the reverse. Dated on the<br />

arcade at the top: 1516, Maltese Cross F (for frater?)<br />

and W (for Wilhelm) above archway.<br />

For a long time, it was impossible to determine who<br />

was behind the monogram “WS” and so the artist<br />

was given the name of necessity “<strong>Master</strong> W.S. with<br />

the Maltese Cross” because he left a Maltese Cross<br />

on many of his paintings as is the case on the back of<br />

the present painting. Jean Rott was able to identify<br />

him as Wilhelm Stetter in 1952. The last painting that<br />

can be reliably attributed to Stetter is dated 1548,<br />

while the work offered here is dated 1516 and is one<br />

of his earliest works. (†)<br />

Provenance:<br />

Formerly private collection, Lucerne.<br />

Literature:<br />

Walter Hugelshofer, Der Meister W. S. mit dem Malteserkreuz,<br />

in: Oberrheinische Kunst, vol. IV, Freiburg<br />

in Breisgau (1929/30), pp. 48-55, plate 29, ill. 1.<br />

Jean Rott, Le Maitre W. S. à la Croix de Malte Wilhelm<br />

Stetter, in: Revue d’Alsace, tome 91, 1952, pp. 112-<br />

119, Appendice I (Inventory Goetzmann), no. 12,<br />

Appendice II (preliminary œuvre by Jean Rott) no. 5.<br />

De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) 2020,<br />

vol. 126 (Bernd Konrad).<br />

€ 175.000 - € 250.000<br />

Sistrix<br />

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297<br />

ELSÄSSER MALER UM 1500<br />

PEINIGUNG CHRISTI<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

60 x 42 cm.<br />

In profiliertem Rahmen.<br />

In einem Innenraum, dessen Seiten und Rückseite<br />

durch teils vergitterte Rundbögen markiert werden,<br />

auf die zentralperspektivisch Deckenbalken zustreben,<br />

sitzt Christus in einem roten Umhang, während ihm<br />

die Dornenkrone aufgezwängt wird.<br />

Diese Tafel, der einzige gefundene Teil eines Poly ptikums<br />

der Passion Christi, ist ein weiteres Zeugnis für<br />

die Lebendigkeit des künstlerischen Schaffens im Elsass<br />

im Spätmittelalter. Neben den blühenden Kunstzentren<br />

in Straßburg, Colmar und Sélestat gab es<br />

auch zahlreiche Klöster und Kirchen in kleineren Städten,<br />

wie das berühmte Antoniterkloster in Isenheim,<br />

die prestigeträchtige Aufträge erhielten. Gaspard Isenmann<br />

und sein Schüler Martin Schongauer, beide aus<br />

Colmar, sind die prominentesten Vertreter dieser<br />

Schule des 15. Jahrhunderts. Es gibt noch andere<br />

Künstler, deren Namen nicht in die Geschichte eingegangen<br />

sind, die aber qualitativ hochwertige Werke<br />

hinterlassen haben. So schuf der Karlsruher Passionsmeister<br />

ein Altarbild der Passion Christi für die Thomaskirche<br />

in Straßburg (heute teilweise in der Staatlichen<br />

Kunsthalle Karlsruhe aufbewahrt), oder der Meister<br />

von Guebwiller, der wahrscheinlich dessen Schüler<br />

war und von dem wir in dieser Auktion gleich zwei<br />

Werke anbieten. So zeugt dieses raffinierte Werk mit<br />

seiner feinen und harmonischen Palette vom künstlerischen<br />

Austausch mit Italien, Flandern und Deutschland<br />

in dieser Spätphase der Gotik, die als Internationale<br />

Gotik bezeichnet wird. Das elsässische Milieu<br />

war den humanistischen Ideen einer modernen Frömmigkeit<br />

verfallen, die die bevorstehende Reformation<br />

ankündigte und deren außergewöhnlichste Leistung<br />

der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, einem<br />

Zeitgenossen dieser Tafel, sein sollte. (†)<br />

(13309311) (13)<br />

SCHOOL OF ALSACE, CA. 1500<br />

THE MOCKING OF CHRIST<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

60 x 42 cm.<br />

In profiled frame.<br />

In an interior with the sides and back divided by partly<br />

latticed round arches with the lines of the ceiling<br />

beams in central perspective, Christ is depicted seated<br />

in a red cloak while the crown of thorns is being<br />

placed on his head.<br />

This panel, the only remaining part of a polyptych<br />

depicting the Passion of Christ, is testimony to the<br />

vibrant artistic creation in Alsace during the late<br />

Middle Ages. (†)<br />

€ 70.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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31


298<br />

MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />

TÄTIG UM 1490<br />

Oberrheinischer Meister<br />

JESUS AM ÖLBERG<br />

Öl/ Tempera auf Holz.<br />

39,1 x 28,2 cm.<br />

In grünem Rahmen mit goldfarbenem Innenrand.<br />

Beigegeben sind Gutachten von Prof. Otto Fischer,<br />

Kunstmuseum Basel, 7. Dezember 1936, sowie vom<br />

Archiv Ludwig Meyer, München, 2012, und René<br />

Miller, Paris 2019.<br />

Die Szene illustriert eine Station des Leidensweges<br />

Christi, nach dem Evangelium des Lukas (22,39-46).<br />

Jesus ist hier im Gebet kniend nach rechts dargestellt,<br />

vor einem Felsen, über dem eine Engelsgestalt<br />

erscheint, die ihm einen Kelch reicht. Dieses Detail<br />

bezieht sich auf den Text, demgemäß Jesus spricht<br />

„Lass den Kelch an mir vorübergehen“. Die Jesusgestalt<br />

ist im Bild erhöht gezeigt, nicht nur im Sinne einer<br />

Bedeutungsbetonung, sondern auch, um die<br />

schlafenden Jünger dem Betrachter näher zu bringen.<br />

Am rechten Bildrand erscheinen aus dem Hintergrund<br />

bereits die Häscher, angeführt von Judas.<br />

Wie häufig in der Tafelmalerei der Zeit, hat sich auch<br />

dieser Meister an einem damals im Kupferstich verbreitetem<br />

Motiv orientiert. Es findet sich im Stichwerk<br />

des Martin Schongauer (Colmar 1445/50-1491<br />

Breisach am Rhein) mit demselben Titel. Das von<br />

Schongauer gemalte Tafelbild war dem Meister des<br />

vorliegenden Werkes sicher noch nicht bekannt, weswegen<br />

er sich nach einem Stich bei der Farbwahl auf<br />

sich selbst stellen musste. Für das Kleid Jesu hat er<br />

ein Violett-Braun gewählt, bei den Jüngern dominieren<br />

die Farben Rot und Grün, allerdings hat er diese<br />

Kleiderfarben dem liegenden Petrus gegeben, anstatt<br />

dem mit einem Buch sitzenden Evangelisten Johannes.<br />

Auch die Detailformen, vor allem die Gesichter<br />

unterscheiden sich von der Stichvorlage erheblich. Die<br />

liegende Petrusgestalt hält kein Schwert, die Gesichter<br />

sind weit rundlicher gezeigt, wie ebenso die Felsen<br />

weniger gratige Kanten aufweisen, was dem Gemälde<br />

einen einheitlichen, für eine Künstlerhandschrift typischen<br />

Ausdruck verleiht. So präsentiert sich das Tafelbild<br />

als typisches Werk der Elsässer Kunst des ausgehenden<br />

15. Jahrhunderts. Gemälde des genannten<br />

oberrheinischen Meisters, der vermutlich bei dem<br />

„Meister der Passion von Karlsruhe“ gelernt hat, sind<br />

äußerst selten. Der Einfluss dieses Straßburger Meisters,<br />

der um 1430/ 50 tätig war, ist jedenfalls spürbar.<br />

Gegenüber der Stichvorlage von Schongauer zeigt<br />

sich das Tafelbild bereits in modernerer Erscheinung.<br />

A.R. (†)<br />

MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />

ACTIVE CA. 1490<br />

<strong>Master</strong> from the Upper Rhine region<br />

CHRIST ON THE MOUNT OF OLIVES<br />

Oil/tempera on panel.<br />

39.1 x 28.2 cm.<br />

In green frame with gilt inner edge.<br />

Accompanied by expert’s reports by Professor Otto<br />

Fischer, Kunstmuseum Basel, 7.12.1936 as well as by<br />

Archiv Ludwig Meyer, Munich, 2012 and by René<br />

Miller, Paris 2019.<br />

This scene illustrates one of the stations of the Passion<br />

of Christ after the Gospel according to Luke<br />

(22:39-46). Christ is depicted kneeling in prayer to the<br />

right, in front of a rock surmounted by an angel handing<br />

him a chalice. This is a typical example of late 15th<br />

century Alsatian art. <strong>Paintings</strong> by the above mentioned<br />

master from the Upper Rhine region are very<br />

rare. He was a student of the “<strong>Master</strong> of the Karl -<br />

ruhe Passion”, a master painter from Strasbourg, active<br />

ca. 1430/50 and his influence is noticeable here. In<br />

comparison with the engraving template by Schongauer,<br />

the panel painting already shows a more modern<br />

appearance. (†)<br />

Provenance:<br />

Fritz Stöcklin collection, art trade, Basel 1936-1946.<br />

Dr Georg Heinrich Thommen collection, Bern.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Fritz Stöcklin, Kunsthandel, Basel 1936-<br />

1946.<br />

Sammlung Dr. Georg Heinrich Thommen, Bern.<br />

(13309318) (18)<br />

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299<br />

ITALIENISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

BILDNIS EINES JUNGEN ARCHITEKTEN<br />

Öl auf kräftiger Pappelholzplatte.<br />

70,5 x 51 cm.<br />

In altem Rahmen.<br />

Der Jüngling im Halbbildnis nach rechts gezeigt, vor<br />

einer restauratorisch weitgehend überarbeiteten Raumrückwand<br />

mit kannelierter Halbsäule und zugesetztem<br />

Fensterausblick. Rechts ein zurückgezogener roter<br />

Vorhang. Der Dargestellte in hellem, rot besticktem<br />

Kleid mit schwarzem Umhang und roter Kappe, eine<br />

in dieser Zeit oft bei Künstlerbildnissen zu sehende<br />

Kopfbedeckung. Die rechte Hand hält demonstrativ<br />

einen Zirkel, womit sein Beruf als Architekt dokumentiert<br />

wird.<br />

Nähere Hinweise auf dessen Biographie oder Wirkungsraum<br />

sind ein senkrecht gestreiftes Wappen an<br />

der Fensterbrüstung rechts, sowie das Medaillon auf<br />

der Kappe mit Darstellung des Heiligen Georgs. Das<br />

Wappen ist das der lombardisch-mailändischen Familie<br />

Trivulzio und mag darauf hinweisen, dass der Dargestellte<br />

im Dienste eines dieser Auftraggeber stand,<br />

die in dieser Zeit in Cremona, Padua etc. herrschten.<br />

Das Medaillon mag mit dem Vornamen "Giorgio" des<br />

Dargestellten in Zusammenhang stehen.<br />

Der Malstil mag aufgrund der Kopfhaltung an die Raffael-Nachfolge<br />

erinnern, was jedoch für die übrigen<br />

Details nicht zutrifft. Stark rest., erg.<br />

(1320751) (2) (11)<br />

ITALIAN SCHOOL, 16TH CENTURY<br />

PORTRAIT OF A YOUNG ARCHITECT<br />

Oil on strong poplar panel.<br />

70.5 x 51 cm.<br />

In old frame.<br />

The depicted holds a pair of compasses in his right<br />

hand identifying his profession as an architect. Further<br />

indications of his biography or area of activity are a<br />

vertically striped coat of arms on the windowsill on<br />

the right and a medallion with a depiction of Saint<br />

George on his cap. The coat of arms is that of the<br />

Lombard-Milan family Trivulzio and may indicate that<br />

the sitter was in the service of one of these patrons,<br />

who ruled in Cremona, Padua, etc. at that time. Extensively<br />

restored, mended. Restored, supplemented.<br />

€ 60.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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300<br />

CARLO PORTELLI,<br />

UM 1508 – 1574, ZUG.<br />

Der Künstler war ein italienischer Maler der Renaissance,<br />

der hauptsächlich in Florenz tätig war. Er war<br />

ein Schüler von Ridolfo Ghirlandaio (1483-1561). Der<br />

Künstler Giorgio Vasari (1511-1574) nahm seine Fähigkeiten<br />

zur Kenntnis. Portelli malte u.a. mehrere Altarbilder<br />

für Kirchen in Florenz, darunter für die Kirche<br />

Santa Maria Maggiore.<br />

DIE MADONNA MIT DEM JESUSKNABEN<br />

UND JOHANNES DEM TÄUFER<br />

CARLO PORTELLI,<br />

CA. 1508 - 1574, ATTRIBUTED<br />

THE VIRGIN AND CHILD WITH SAINT JOHN THE<br />

BAPTIST<br />

Oil on panel.<br />

113 x 83 cm.<br />

€ 18.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Öl auf Holz.<br />

113 x 83 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Die das Bild fast gänzlich einnehmenden Figuren in<br />

Nahsicht vor einem großen hellbraunen Baumstumpf.<br />

Die sitzende Madonna in altrosafarbenem Gewand<br />

und hellblauem faltenreichem Mantel, der ihre Beine<br />

bedeckt. Sie trägt als Kopfbedeckung ein beiges, bis<br />

zum Hals reichendes Tuch und hat um ihr Haupt zudem<br />

einen Strahlennimbus. Sie hält mit den zarten<br />

schmalen Fingern ihrer rechten Hand den seitlich ihres<br />

Schoßes friedlich schlafenden nackten Jesusknaben,<br />

den sie liebevoll anblickt. Dieser hat gold-blond<br />

gelocktes Haar, eine kleine Stupsnase und leicht gerötete<br />

Wangen, seinen linken Arm ausgestreckt auf<br />

der Madonna liegend. Mit ihrem leicht nach hinten<br />

ausgestreckten linken Arm hält die Madonna den nur<br />

mit einem leichten Fellgewand bekleideten Johannesknaben<br />

zurück, der in seiner rechten Hand einige<br />

Blumen hält und verhindert so, dass der Schlafende<br />

aufgeweckt wird. Feine einfühlsame Darstellung in<br />

weicher harmonischer Farbgebung mit besonderer<br />

Herausstellung der Kleidung Mariens und des feinen<br />

Inkarnats der Dargestellten.<br />

Anmerkung:<br />

Die Darstellung der Madonna mit dem Jesusknaben<br />

und Johannes findet sich mehrfach im Werk des<br />

Künstlers wieder, dabei die Madonna häufig in zartem<br />

altrosafarbenem Gewand und die Figuren jeweils<br />

großformatig in Nahsicht.<br />

(1330362) (4) (18)<br />

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301<br />

FLANDRISCHER MEISTER,<br />

MEISTER DES HEILIGEN BLUTES, UM 1520<br />

ECCE HOMO<br />

Öl auf ungeteilter, durchgehende Eichenholzplatte mit<br />

erhaltenen unveränderten Randabschrägungen auf<br />

der Rückseite.<br />

71 x 53,5 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Der genannte Meister verdankt seinen „Notnamen“<br />

den Vergleichen einiger weiterer Werke mit solchen<br />

desselben Stils. Der bedeutende Kunstwissenschaftler<br />

Max J. Friedländer hat sich erstmals 1915 der Aufgabe<br />

der Künstlerzuweisungen gewidmet (s. Lit.). Für den<br />

Maler dieses Ecce Homo-Bildes wurden Stilähnlichkeiten<br />

gefunden, wie sie im Triptychon der Heilig- Blut-<br />

Kirche in Brügge zu erkennen sind. Daher auch dieser<br />

Notname. Weitere mehr als 30 seiner Arbeiten wurden<br />

diesem Künstler zugeordnet, mehrheitlich finden sie<br />

sich in den öffentlichen Museen in Brüssel, der Alten<br />

Pinakothek München, der Akademie der Bildenden<br />

Künste Wien oder eben im Groeningemuseum Brügge.<br />

Auch das hier vorliegende Gemälde zeigt, dass der<br />

Maler an der Schwelle von Spätgotik zur Renaissance<br />

steht. Nachdem Quellen über kirchliche oder weltliche<br />

Aufträge fehlen, wird angenommen, dass der Meister<br />

für die gehobene Bürgerschaft arbeitete, wie dies<br />

auch bei Ambrosius Benson der Fall ist. Stilistisch<br />

lässt sich ein Einfluss des Hugo van der Goes erkennen,<br />

der ebenfalls in Brügge gewirkt hat.<br />

Das Gemälde in betontem Hochformat zeigt den<br />

gegeißelten Jesus mit entblößtem Oberkörper, die<br />

Hände durch einen Strick gebunden, in einer Hand<br />

das Spottzepter, das Haupt mit Dornen bekrönt. Blutspuren<br />

am Körper sind nur dezent aufgesetzt, ein Stilelement,<br />

wie wir dies weit häufiger in Italien finden.<br />

Der Körper Jesu leicht aus der Mitte gerückt, lässt<br />

Raum für einen dahinter stehenden Mann mit roter<br />

Kappe, der den Mantel Jesu öffnet und den geschundenen<br />

Körper gleichsam vorwurfsvoll präsentiert. Sein<br />

goldenes Brokatwams und der Hermelinkragen, auch<br />

der Goldring am Zeigefinger, weisen ihn als Herrscher<br />

aus. Das bärtige Gesicht ist portraithaft gemalt. Dies<br />

lässt vermuten, dass sich hier ein Aufraggeber hat<br />

verewigen lassen. Denkbar ist auch, dass der Maler<br />

hier ohne Auftrag die Rolle eines Herrschers andeuten<br />

wollte. Dessen Blick ist auf den Betrachter gerichtet,<br />

ebenso fragend wie vorwurfsvoll; es ist ein Blick gegen<br />

den Menschen als Verursacher von Leid.<br />

Hierin liegt die immense Bedeutung der Aussage des<br />

Bildes.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />

von 1520, in: Jahrbuch der königlich preußischen<br />

Kunst sammlungen 36 (1915), S. 65-91.<br />

Vgl. Groeningemuseum (Hrsg.), Anonieme vlaamse<br />

primitieven. Zuidnederlandse meesters met noodnamen<br />

van de 15de en het begin van de 16de eeuw,<br />

Ausstellungskatalog, Brügge 1969.<br />

Vgl. Christiane van den Bergen-Pantens, Un œuvre<br />

inédite du Maître du Saint-Sang (Le mariage mystique<br />

de Sainte Catherine), in: Handelingen van het<br />

Genootschap voor Geschiedenis Société d‘Emulation.<br />

103, 28. Februar 1976, S. 230-246.<br />

Vgl. Maître du Saint Sang, in: Joost De Geest et al.<br />

(Hrsg.), 500 chefs-d‘œuvre de l‘art belge du XVe<br />

siècle a nos jours, Brüssel 2006, S. 288.<br />

Vgl. Susan Urbach: An unknown Netherlandish<br />

diptych attributed to the <strong>Master</strong> of the Holy Blood.<br />

A hypothetical reconstruction, in: Arte cristiana, 95,<br />

2007, S. 429-438. A.R.<br />

(1331311) (1) (11)<br />

FLEMISH SCHOOL,<br />

“MASTER OF THE HOLY BLOOD”, CA. 1520<br />

ECCE HOMO<br />

Oil on undivided, whole oak panel with preserved unaltered<br />

slanting edges on the reverse.<br />

71 x 53.5 cm.<br />

Framed.<br />

The master mentioned owes his “Notnamen”, his name<br />

of necessity by comparing further works to others of<br />

the same style. The distinguished art historian Max<br />

Jakob Friedländer first devoted himself to the task of<br />

attributing artists in 1915 (see lit.). For the painter of<br />

this Ecce Homo, stylistic similarities were found such<br />

as in the triptych of the Basilica of the Holy Blood in<br />

Bruges, hence his “Notname”. More than thirty of his<br />

works were attributed to this artist, most of them can<br />

be found in public museums in Brussels, the Alte<br />

Pinakothek in Munich, the Academy of Fine Arts in<br />

Vienna or in the Groeningemuseum in Bruges.<br />

The bearded face is painted like a portrait, which suggests<br />

that a client had it commissioned. It is also conceivable<br />

that the painter wanted to indicate the role<br />

of a ruler here without being commissioned. His gaze<br />

is directed at the viewer, both questioning and reproachful:<br />

it is a look against man as the perpetrator<br />

of suffering.<br />

This conveys the immense importance of the statement<br />

of the painting.<br />

Literature:<br />

cf. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />

von 1520, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen<br />

Kunstsammlungen 36 (1915), pp. 65-91.<br />

cf. Groeningemuseum (ed.), Anonieme vlaamse<br />

primitieven: Zuidnederlandse meesters met noodnamen<br />

van de 15de en het begin van de 16de eeuw,<br />

exhibition catalogue, Bruges 1965.<br />

cf. Christiane van den Bergen-Pantens, Un œuvre<br />

inédite du Maître du Saint-Sang (Le mariage mystique<br />

de Sainte Catherine), in: Handelingen van het Genootschap<br />

voor Geschiedenis Société d’Emulation,<br />

103, doi:10.21825/hvgg.v113i1.4394, 28 February<br />

1976, pp. 230-246.<br />

cf. Maître du Saint Sang, in: Joost De Geest et al.<br />

(ed.), 500 chefs-d’œuvre de l’art belge Du XVe siècle<br />

a nos jours, Brussels 2006, pp. 288.<br />

cf. Susan Urbach, An unknown Netherlandish diptych<br />

attributed to the <strong>Master</strong> of the Holy Blood: a<br />

hypothetical reconstruction, in: Arte Cristiana, 95,<br />

2007, pp. 429-438 (English).<br />

€ 30.000 – € 50.000<br />

Sistrix<br />

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302<br />

NORDITALIENISCHER MEISTER<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

HEILIGER SEBASTIAN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

134 x 98 cm.<br />

Mit den nach oben gestreckten Armen an einen Baum<br />

gefesselt der nur mit einem weißen Leinentuch um<br />

die Hüften bekleidete, muskulöse Heilige, von mehreren<br />

Pfeilen durchbohrt. Den Kopf mit einem goldenen<br />

Strahlennimbus hat er nach hinten gewendet. Zu seiner<br />

linken Seite liegen auf dem Boden Teile seiner Rüstung<br />

mit Helm, die er als römischer Soldat getragen<br />

hat. Von links oben in hellem Lichterschein, nähert<br />

sich ein Engel mit Palmzweig dem Gefesselten. Für<br />

diesen Märtyrer typische Darstellungsweise. (†)<br />

(13306037) (10)<br />

SCHOOL OF NORTHERN ITALY, 17TH CENTURY<br />

SAINT SEBASTIAN<br />

Oil on canvas.<br />

134 x 98 cm. (†)<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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303<br />

VINCENT MALO,<br />

UM 1595 – 1656<br />

MOSES TEILT DAS ROTE MEER<br />

Öl auf Holz.<br />

Ca. 55,5 x 78 cm.<br />

Links unten monogrammiert „I.V.M.” und datiert<br />

„1631“.<br />

Beigegeben Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

vom 2. September 2018.<br />

Das Gemälde ist insbesondere wegen der seltenen<br />

ikonografischen Darstellung von höchstem kunsthistorischen<br />

Interesse. Der Auszug aus Ägypten wird hier<br />

in einer weiten hügeligen Landschaft wieder gegeben,<br />

rechts das Ufer des Roten Meeres mit Darstellung<br />

des Unterganges der ägyptischen Reiterarmee, die<br />

dem Auszug gefolgt war. Am Ufer hervorgehoben die<br />

Gestalten von Moses und Aaron, wobei Moses den<br />

rechten Arm mit Stab erhoben hält, mit Blick auf den<br />

Untergang der Verfolger. Das Volk zieht in großen<br />

Scharen in den Vordergrund. Unter den hier größer<br />

wiedergegebenen Figuren noch einmal Moses und<br />

Aaron. Daneben ein Steinsarkophag, in dem die Leiche<br />

des Josef liegt, die dem Bibeltext gemäß beim Auszug<br />

aus Ägypten mitgeführt wurde, um später im<br />

Grab der Patriarchen beigesetzt zu werden. Diese<br />

Darstellung findet sich in den gemalten Exodusschilderungen<br />

kaum bzw. so gut wie nicht. Meisterliche<br />

Feinmalerei. (†)<br />

(13220011) (11)<br />

VINCENT MALO,<br />

CA. 1595 – 1656<br />

MOSES PARTS THE RED SEA<br />

Oil on panel.<br />

Ca. 55.5 x 78 cm.<br />

Monogrammed “I.V.M.” and dated “1631” below left.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />

Lingen, dated 2 September 2018.<br />

The painting is of great art historical interest, particularly<br />

due to its rare iconography. The figures of Moses<br />

and Aaron are highlighted on the banks. This subject<br />

is very rarely found in exodus paintings. Superb fine<br />

painting. (†)<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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304<br />

PAUL BRIL,<br />

UM 1553/54 BREDA – 1626 ROM, ZUG.<br />

Bril hatte schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele<br />

Maler beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />

van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />

Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />

FELS- UND FLUSSLANDSCHAFT MIT BIBLISCHER<br />

SZENE „JESUS HEILT EINEN BESESSENEN“<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

72 x 120 cm.<br />

Häufig in der niederländischen Malerei der Zeit sind<br />

Landschaft und das Geschehen im Bild symbiotisch<br />

miteinander verknüpft. Gewissermaßen soll auch hier<br />

die weite Landschaft ein Weltbild darstellen mit den<br />

unterschiedlichsten Formationen wie Flusslauf, aufragende<br />

Felsen, sanftere Hügel, Städte am Ufer, Befestungstürme<br />

oder eine Burganlage auf dem Felsen,<br />

wie hier links oben hinter den Bäumen, die als Repoussoir<br />

eingefügt sind. So wird das biblische Geschehen<br />

in der unteren Zone in eine zeitgenössische<br />

Landschaft eingefügt, um die tröstenden Aussagen<br />

der Bibelgeschichte als zeitlos erscheinen zu lassen.<br />

Hervorgehoben ist in der links unten heraufziehenden<br />

Menschenmenge die Gestalt Jesu, der mit seinem<br />

Zeigefinger auf einen vom Wahn besessenen Jüngling<br />

weist und ihn von der Besessenheit kuriert, was als<br />

Beispiel des Gedankens des Exorzismus zu deuten ist.<br />

Der Jüngling taumelnd wiedergegeben, seinem Mund<br />

entweicht ein schwarzer Rauch, weiter unten ist eine<br />

Schweineherde zu sehen, als symbolische Entsprechung<br />

der bösen Besessenheit, wobei die Schweine<br />

hier dabei sind, sich in den Fluss zu stürzen, um zu<br />

ertrinken. So hat der Maler die Szene, die sich der<br />

Bibel gemäß am See Genezareth zugetragen haben<br />

soll, hier in eine nordische Flusslandschaft versetzt.<br />

Die Figuren in der Gruppe links der Jesusfigur sind<br />

einzeln zu deuten, jedenfalls ist Petrus mit grauem<br />

Bart zu erkennen, daneben wohl Johannes Evangelist<br />

sowie die weiteren Apostel, gefolgt von einer größeren<br />

Menschenmenge, die sich im Tal verliert. Der Dramatik<br />

des Geschehens entspricht auch die Wiedergabe der<br />

bewegten Wolken über der Flusslandschaft. Der Bildaufbau<br />

ist für Werke von Bril durchaus typisch, insbesondere<br />

für Flusslandschaften mit links höher stehendem<br />

Felsgelände und bekrönenden Burgen. (†)<br />

Anmerkung:<br />

Ein kleinerformatiges Gemälde auf Kupfer (Maße<br />

28,5 x 35 cm) mit demselben Bildinhalt befand sich<br />

im Besitz von Johnny van Haeften, London, dort als<br />

Paul Bril bezeichnet und datiert „1608“. Bril hatte<br />

schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele Maler<br />

beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />

van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />

Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />

(1301319) (11)<br />

PAUL BRIL,<br />

CA. 1553/54 BREDA – 1626 ROME, ATTRIBUTED<br />

ROCK AND RIVER LANDSCAPE WITH BIBLE SCENE<br />

“JESUS HEALING A POSSESSED MAN”<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

72 x 120 cm.<br />

As is typical for Dutch painting of the time the landscape<br />

and the events are symbiotically intertwined.<br />

(†)<br />

Notes:<br />

A small-format painting on copper (28.5 x 35 cm)<br />

with the same subject was owned by Johnny van<br />

Haeften, London, inscribed Paul Bril and dated<br />

“1608”.<br />

€ 35.000 - € 55.000<br />

Sistrix<br />

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305<br />

FLÄMISCHER MEISTER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

DIE GEBURT JESU MIT DER ANBETUNG DER ENGEL<br />

Öl auf Holz. Teils parkettiert.<br />

62 x 45,5 cm.<br />

In dekorativem, nach oben abgerundetem<br />

Ädikularahmen.<br />

Nachtstück mit der Geburt Jesu, jedoch anstelle eines<br />

einfachen Stalles in die Ruine einer ehemals prunkvollen<br />

Architektur mit schmalen Säulen und Rundbögen<br />

verlagert, die mittig und rechts den Blick auf<br />

den nächtlichen Himmel mit einem gelblichen Lichtstreifen<br />

zeigen. Im Vordergrund der liegende nackte<br />

Jesusknabe mit angehobenen Händen, von dem Licht<br />

auszugehen scheint, das nicht nur das Gesicht der vor<br />

ihm knienden Maria in dunkelblauem langem Gewand<br />

erhellt, die ihre Hände schützend über ihn hält, das Licht<br />

erfasst auch die hinter dem Neugeborenen knienden<br />

Engel in prachtvollen Gewändern und großen Flügeln<br />

sowie teils die Vielzahl der Engel, die sich auf der<br />

rechten Bildseite vom Himmel noch nähern. Hinter<br />

Maria steht Josef in einem faltenreichen roten Gewand,<br />

eine brennende Kerze in seiner linken Hand<br />

haltend; über ihm schwebend zwei weitere Engel,<br />

frohlockend und singend. Aus einem Fenster blicken<br />

zwei Hirten auf Jesus herab, nur schemenhaft sind<br />

auch Ochs und Esel seitlich von Maria zu erkennen.<br />

Feine qualitätvolle, figurenreiche Malerei, bei der das<br />

Licht die Hauptfiguren besonders herausstellt.<br />

(13307013) (18)<br />

FLEMISH SCHOOL, 16TH CENTURY<br />

THE NATIVITY AND THE ADORATION<br />

OF THE ANGELS<br />

Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />

62 x 45.5 cm.<br />

€ 16.000 - € 18.000<br />

Sistrix<br />

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306<br />

FLÄMISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

AUS DER MALSCHULE VON BRÜGGE<br />

HALBBILDNIS EINES JUNGEN MANNES MIT<br />

KURZEM BART UND FLACHER KAPPE<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

41,1 x 35,5 cm.<br />

Das Brustbild vor nahezu smaragdgrünem Hintergrund<br />

mit Schattenbildung. In der rechten Bildhälfte<br />

der junge Mann, dunkel gekleidet mit entsprechender<br />

Kappe über seitlich halblang gerade geschnittenen<br />

Haaren. Ein kurzer weißer gefältelter Kragen tritt aus<br />

dem Wams hervor. Der rechte Arm im Manteltuch<br />

lässt die Hand vortreten, mit einem Ring am kleinen<br />

Finger. Das Gemälde weist charakteristische Merkmale<br />

der Malerei von Ambrosius Benson (um 1495-<br />

1550) auf und lässt sich auch gut mit weiteren Portraitbildnissen<br />

dieses Meisters vergleichen.<br />

FLEMISH PAINTER OF THE 16TH CENTURY FROM<br />

THE PAINTING SCHOOL OF BRUGES<br />

HALF-PORTRAIT OF A YOUNG MAN WITH SHORT<br />

BEARD AND FLAT CAP<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

41.1 x 35.5 cm.<br />

The painting shows characteristic features for the<br />

œuvre of Ambrosius Benson (ca. 1495-1550) and easily<br />

compares with other portraits by the master.<br />

Literature:<br />

cf. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />

à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée<br />

van Maerlant 1957, catalogue no. 197.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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Literatur:<br />

Vgl. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />

à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée<br />

van Maerlant 1957, Ka.Nr. 197.<br />

(1301325) (11)<br />

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307<br />

FLÄMISCHE SCHULE UM 1580/90<br />

BILDNIS EINER DAME MIT SPITZENKRAGEN<br />

Öl auf Holz.<br />

35 x 29 cm.<br />

In Nahsicht vor braunem Hintergrund das Bildnis einer<br />

Frau in schwarzem Gewand mit großem weißen Spitzenkragen<br />

und einer weißen, mit Spitze versehenen<br />

Haube. Sie hat ein weiches, leicht gebräuntes Inkarnat,<br />

ihre Lippen leicht zusammengebissen und mit<br />

ihren braunen, mit Glanzlichtern versehenen Augen<br />

blickt sie kritisch, leicht seitlich aus dem Bild heraus.<br />

Feine qualitätvolle Malerei. Rahmen teils mit altem<br />

Wurmstich.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung USA.<br />

(1321602) (18)<br />

€ 7.000 - € 9.000<br />

Sistrix<br />

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308<br />

SÄCHSISCHER HOFPORTRAITIST<br />

DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

BILDNIS DES FRIEDRICH WILHELM I<br />

VON SACHSEN-WEIMAR<br />

Öl auf Leinwand.<br />

97 x 79 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Der Herzog ist hier 26-jährig in Lebensgröße dar gestellt,<br />

im Halbbildnis nach rechts, vor dunklem Hintergrund.<br />

Die schwarze Kappe mit Flaumfedern und Perlenbesatz<br />

und der weiße Kragen rahmen das rötlich- bärtige<br />

Gesicht. Der gebieterisch-distanzierte Blick ist dem<br />

Betrachter entgegengerichtet. Seine Rechte hält Lederhandschuhe,<br />

die Linke den Knauf des Degens. Der<br />

schwarze Mantel, mit Pelz besetzt, lässt das Wams<br />

frei, über das eine schwere Goldkette gelegt ist. Von<br />

Interesse ist, dass hier die waagrechten Goldbordüren<br />

auf grünlichem, geschlitztem Textilgrund als Entsprechung<br />

des Sächsischen Wappens zu sehen sind.<br />

Im Gegensatz zu den späteren Bildnissen der Sächsischen<br />

Herrscher, die Lukas Cranach und seine Werkstatt<br />

schuf, und aufgrund von dessen Stil sogleich einzuordnen<br />

sind, ist über die früheren Hofportraitisten<br />

kaum etwas bekannt. So ist hier noch auf Klärung des<br />

Malers zu hoffen. Auch für das bekannt gewordene,<br />

etwas spätere Bildnis Friedrich Wilhelms I, das ihn im<br />

Harnisch und mit einem Hund zeigt, ist kein Malername<br />

überliefert.<br />

Im Bild eingefügt das Wappen der Linie Sachsen-<br />

Weimar sowie die begleitende Aufschrift gegeben:<br />

„V.G.G. (=von Gottes Gnaden) FRIDERICus WIL/HEL-<br />

MUS DVX SAX:/AETAT: ANNO 26 – / 1589“.<br />

SAXON COURT PORTRAITIST OF<br />

THE 16TH CENTURY<br />

PORTRAIT OF FRIEDRICH WILHELM I., DUKE OF<br />

SAXE-WEIMAR<br />

Oil on canvas.<br />

97 x 79 cm.<br />

The duke is depicted here life-size, aged 26, in halflength<br />

portrait to the right against a dark background.<br />

A black cap with down feathers and pearl trimmings<br />

and a white collar frame his face with a reddish beard.<br />

His commanding, distanced gaze is directed towards<br />

the viewer. His right hand holds leather gloves, his left<br />

the pommel of the sword. The black fur-trimmed cloak<br />

reveals a doublet with a heavy gold chain. An interesting<br />

detail are the horizontal gold borders against a<br />

greenish, slit cloth background corresponding to the<br />

Saxon coat of arms. In contrast to later portraits of the<br />

Saxon rulers created by Lucas Cranach and his workshop,<br />

which can be attributed immediately based on<br />

their style, hardly anything is known about the earlier<br />

court portraitists.<br />

€ 28.000 – € 35.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. Johann Gerhard Gruner, Geschichte Friederich<br />

Wilhelms I. Herzogs zu Sachsen. Ein Beitrag zur<br />

Geschichte des Hauses Sachsen. Koburg 1791.<br />

Vgl. Sebastian Kusche, Friedrich Wilhelm I., Herzog<br />

von Sachsen-Weimar, in: Institut für Sächsische<br />

Geschichte und Volkskunde (Hrsg.), Sächsische Biografie,<br />

Dresden. A.R.<br />

(1331231) (11)<br />

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309<br />

AGNOLO DI COSIMO ALLORI BRONZINO,<br />

1503 FLORENZ – 1572 EBENDA<br />

BILDNIS EINES JUNGEN MANNES<br />

Öl auf Holz.<br />

38,7 x 32,4 cm.<br />

Verso eine Einschubleiste und rotes Lacksiegel der<br />

Sammlung Familie Corsini mit Fürstenhut über dem<br />

Wappen.<br />

In Renaissance-Rahmen.<br />

Das Gemälde ist bereits durch mehrere kunstwissenschaftlichen<br />

Besprechungen, Expertisen und Publi kationen<br />

als ein Werk des Meisters gewürdigt worden<br />

(s.u.). Es zeigt das Portrait eines jungen Mannes, der<br />

Kopf nahezu in Lebensgröße, im Bildformat nahe an<br />

den Betrachter herangeführt. Ein dunkler Hintergrund,<br />

der nach unten nur leicht grünlich aufhellt, und das<br />

anthrazitfarbene, fast schwarze Kostüm verhalten sich<br />

insoweit zurückhaltend, als dadurch das Gesicht<br />

umso wirkungsvoller im Licht erscheint. Die Beleuchtung<br />

von links oben trifft zunächst vor allem auf die<br />

Stirnpartie und den Nasenrücken. Die dunkelbraunen<br />

Iris und das schwarze kurze Haar stehen in einem malerischen<br />

Kontrast zu dem helleren, rötlich-braunen<br />

kurzen Bart. Ein schmaler plissierter weißer Kragen<br />

umzieht die Kopfpartie. Die vollen Lippen werden<br />

vom Barthaar gesäumt, der sprechende Blick ist dem<br />

Betrachter entgegengerichtet.<br />

Der Maler zählt zu den bedeutendsten Vertretern der<br />

italienisch-florentinischen Spätrenaissance bzw. des<br />

Manierismus. Neben seinen Fresken, Altar- und Andachtsbildern<br />

ist er vor allem auch als Portraitist berühmt<br />

geworden. Dies nicht zuletzt, weil er als Maler<br />

mit höchster Bildung in engstem gesellschaftlichem<br />

und freundschaftlichem Kontakt zu Berühmtheiten<br />

seiner Zeit stand, wie ebenso zu Persönlichkeiten des<br />

Hofes der Medici, von denen er Portraitaufträge<br />

erhielt. Die Werke der großen Autoren wie Dante,<br />

Petrarca oder Pietro Bembo waren ihm selbstredend<br />

vertraut, was seinen Zugang zum Hof wesentlich<br />

beförderte.<br />

Bereits als Schüler des Jacopo Pontormo arbeitete er<br />

für die Medici, sowie für den Hof des Herzogs von<br />

Urbino, Francesco Maria I und Guibaldo della Rovere.<br />

Um 1533 wechselte er ganz an den Hof der Medici<br />

und erhielt den Status eines Hofmalers, nachdem der<br />

Herzog einen erlesenen Kreis von Literaten und Künstlern<br />

gerufen hatte. Die Festdekorationen in Florenz<br />

anlässlich der Hochzeit von Cosimo I mit Eleonora di<br />

Toledo, 1531, sind nicht mehr erhalten.<br />

Von seinen Porträts – vor allem der Medici-Familie –<br />

sind nur wenige autorisierte Repliken und Variationen<br />

erhalten, nicht selten in seiner Werkstatt oder von<br />

Alessandro Allori, seinem Schüler, geschaffen. Umso<br />

seltener sind Werke seiner Hand, wie das hier vorliegende.<br />

In den beiliegenden Begutachtungen, Besprechungen<br />

und Untersuchungen sind bereits stilistische Verwandtschaft<br />

aber auch Portaitähnlichkeit mit weiteren<br />

Werkes Bronzinos festgestellt worden. Vollkommen<br />

überzeugend ist die Ähnlichkeit des Dargestellten mit<br />

einem Bronzino zugewiesenen „Bildnis eines Mannes<br />

mit Schreibfeder und Buch“, dessen Verbleib nicht<br />

genannt werden kann, abgebildet im beiliegenden<br />

Aufsatz von Alessandro Nesi (s.u.).<br />

Der Autor zitiert in einer weiteren Publikation Ausstellungskatalog-<br />

„Tra Sacro e Profano“ (Sammlung Giorgio<br />

Baratti, Milano) – den Texteintrag von Ulderigo Medici<br />

in dessen 1880 erschienenen Katalog mit der Formulierung:<br />

Bronzino Angiolo – Portait eines Mitglieds der<br />

Medici-Familie, mit Abmessungen, identisch mit dem<br />

vorliegenden Gemälde. Ulderigo Medici war ehemals<br />

Konservator der Sammlung der Corsini-Prinzen in Florenz,<br />

daher auch Kenner der Bildnisse des Meisters,<br />

sowie der damaligen Sammlung (San Casciano Val di<br />

Pesa), Archivio Corsini. Auch war er vertraut mit den<br />

Werken der sämtlichen Maler der Zeit, wie etwa Salviati,<br />

die zur Sammlung gehörten.<br />

Ein Vergleichsbild, das ehemals dem Maler Andrea del<br />

Sarto zugewiesen war, aber letztlich doch in die Nähe<br />

Bronzinos gebracht wurde, erschien 2015 auf dem<br />

Markt und lässt sich, wie oben erwähnt, unzweifelhaft<br />

mit dem vorliegenden Gemälde in Verbindung bringen.<br />

Des Weiteren wurde in den Untersuchungen der Vergleich<br />

mit anderen Werken Bronzinos angestellt. So<br />

etwa wird hier die Darstellungsverwandtschaft mit<br />

dem Haupt des Heiligen Markus in der Kirche Sta.<br />

Felicita in Florenz festgestellt, ein Werk, das Bronzino<br />

zwischen 1525 und 1528 in Zusammenarbeit mit seinem<br />

Meister Pontormo in der Capponi-Kapelle schuf.<br />

Auch das Gesicht des Heiligen Joseph in der „Heiligen<br />

Familie mit Elisabeth und Johannes“ (National Gallery<br />

Washington, um 1625-1628) oder der Kopf Christi in<br />

der Uffizien-Pietá von 1529, einst für die Cambi-Kapelle<br />

in Sta. Trinita in Florenz geschaffen, wurden hier zum<br />

Vergleich herangezogen. A.R.<br />

Provenienz:<br />

Fürstliche Sammlung Corsini.<br />

Sammlung Giorgio Baratti.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Elizabeth Pilliod, Pontormo, Bronzino, Allori. A<br />

Geneaolgy of Florentine Art. New Haven/ London<br />

2001.<br />

Vgl. Maurice Brock, Bronzino. Paris 2002.<br />

Vgl. Carlo Falciani Bronzino. Pintore e poeta alle corte<br />

dei Medici, Ausstellungskatalog, Palazzo Strozzi,<br />

Florenz 2010.<br />

Vgl. Alexander Rauch, Kunst der Italienischen<br />

Renaissance, Malerei der Hochrenaissance und des<br />

Manierismus in Rom und Mittelitalien, Köln 1994.<br />

Vgl. Alessandro Nova, (Hrsg.), Giorgio Vasari. Das<br />

Leben des Montorsoli und des Bronzino sowie der<br />

Künstler der Accademia del Disegno, bearb. und<br />

übers. v. Hana Gründler u. Katja Lemelsen, Berlin<br />

2008.<br />

Dokumentationen und Expertisen:<br />

Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />

Ritratto di giovane uomo. S. 1-10, mit Vergleichsabbildungen,<br />

Pistoia, 9. Nov. 2015.<br />

Daniele Rossi, Restauratore, Materialbericht, Florenz,<br />

14. April 2016.<br />

Andrea Emiliani, Präsident der Accademia Clementina,<br />

emerit., 20. 9. 2016<br />

Alessandro Nesi, Bronzino Rittratto d‘uomo della<br />

collezione Corsini, in: Quaderni di Maniera, Tirature<br />

limitate per studiosi e collezinonisti, Mailand,<br />

Collezione Giorgio Baratti, Febr. 2020.<br />

Internat. Ausstellungskatalog „Tra Sacro e Profano“<br />

– La Collezione Giorgio Baratti, Milano. Ausstellung in<br />

Vilnius, Nationalmuseum – Palace oft he Grand Dukes<br />

of Lithuania, 2020, Text Alessandro Nesi (dreisprachig).<br />

Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />

Ritratto di giovane uomo. Addenda bibliografica e<br />

documentaria (3 S. mit Vergleichsabb.) o. O.<br />

(13309921) (2) (11)<br />

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AGNOLO DI COSIMO ALLORI BRONZINO,<br />

1503 FLORENCE – 1572 IBID.<br />

PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />

Oil on panel.<br />

38.7 x 32.4 cm.<br />

Verso an inserted slat with red lacquer seal of the<br />

Corsini collection with a princely hat over the coat<br />

of arms.<br />

In Renaissance frame.<br />

The painting has already been acknowledged as an<br />

authentic work by the master through several artscientific<br />

reviews, expert reports, and publications<br />

(see below). It shows the portrait of a young man, the<br />

head almost life-size, up-close to the viewer. The restrained<br />

colouration of the dark background, lightening<br />

in greenish hues towards the bottom and the<br />

anthracite-coloured, almost black costume, make the<br />

face appear even more effectively in the light. The<br />

light falling from the top left primarily hits the forehead<br />

and the bridge of the nose. The dark brown<br />

pupils and black short hair give a picturesque contrast<br />

to the lighter reddish-brown short beard. A narrow,<br />

pleated white collar surrounds the head section. The<br />

full lips are lined with the hair of the beard, his expressive<br />

gaze is directed towards the viewer. The painter<br />

is one of the most important representatives of the<br />

Italian-Florentine late Renaissance and Mannerism. In<br />

addition to his frescoes, altarpieces, and devotional<br />

paintings, he is also famous as a portraitist. As a highly<br />

accomplished painter, he was in close social and<br />

friendly contact with the contemporary celebrities<br />

and with personalities at the Medici court, from<br />

whom he received portrait commissions. He was<br />

evidently familiar with the works of great authors<br />

such as Dante, Petrarch, or Pietro Bembo, which significantly<br />

promoted his access to the court. As a student<br />

of Jacopo Pontormo, he worked for the Medici,<br />

the court of the Duke of Urbino, Francesco Maria I<br />

and Guidobaldo della Rovere. He moved to the Medici<br />

court full-time around 1533 where he was promoted to<br />

the status of court painter after the duke had summoned<br />

a select circle of writers and artists. His festive<br />

decorations in Florence for the marriage of Cosimo I to<br />

Eleonora di Toledo in 1531 no longer exist. Only a few<br />

authorized copies and variations of his portraits –<br />

especially of the Medici family – have survived, often<br />

created in his workshop or his apprentice Alessandro<br />

Allori. Works such as the present painting are even<br />

rarer. The enclosed reports, discussions and research<br />

have already established stylistic similarities and portrait<br />

resemblances with other works by Bronzino. The<br />

resemblance of the sitter to a Portrait of a man with<br />

pen and book attributed to Bronzino, with unknown<br />

whereabouts is completely convincing and illustrated<br />

in the enclosed essay by Alessandro Nesi. In another<br />

publication, the exhibition catalogue Tra Sacro e Profano<br />

(Giorgio Baratti Collection, Milano), the author<br />

quotes the entry by Ulderigo Medici’s catalogue published<br />

in 1880 as follows: Bronzino Angiolo – Portrait<br />

of a member of the Medici family, with identical<br />

dimensions to the painting on offer for sale in this lot.<br />

Ulderigo Medici was formerly curator of the collection<br />

of the Corsini princes in Florence and therefore also<br />

an expert on the portraits of the master and the<br />

collection of the time (San Casciano Val di Pesa),<br />

Archivio Corsini. He was also familiar with the works<br />

of all the contemporary painters, such as Salviati,<br />

which were part of the collection. A comparative<br />

painting, formerly attributed to the painter Andrea del<br />

Sarto but ultimately associated with the circle of<br />

Bronzino, appeared on the art market in 2015 and, as<br />

mentioned above, is undoubtedly linked to the present<br />

painting. Furthermore, the reports make comparisons<br />

with other works of Bronzino, such as a similar<br />

depiction of the head of Saint Mark in the church of<br />

Santa Felicita in Florence, a work that Bronzino created<br />

between 1525 and 1528 in collaboration with his<br />

master Pontormo in the Capponi Chapel. Further<br />

comparisons were made with the face of Saint<br />

Joseph in the Holy Family with the Saint Elizabeth<br />

and Saint John (National Gallery Washington, c. 1625-<br />

28), or the head of Christ in the Uffizi Pietà of 1529,<br />

once created for the Cambi Chapel in Santa Trinita in<br />

Florence.<br />

Provenance:<br />

Princely Corsini collection.<br />

Giorgio Baratti collection.<br />

Literature:<br />

Elizabeth Pilliod, Pontormo, Bronzino, Allori. A Geneaolgy<br />

of Florentine Art, Yale University Press, New<br />

Haven/London 2001.<br />

Maurice Brock, Bronzino, Paris, Flammarion 2002.<br />

Bronzino, Pintore e poeta alle corte dei Medici,<br />

exhibition catalogue, Palazzo Strozzi, Florence 2010.<br />

Alexander Rauch, Kunst der Italienischen Renaissance:<br />

Malerei der Hochrenaissance und des<br />

Manierismus in Rom und Mittelitalien, Cologne<br />

1994.<br />

Alessandro Nova (ed.), Giorgio Vasari: Das Leben<br />

des Montorsoli und des Bronzino sowie der Künstler<br />

der Accademia del Disegno, Berlin 2008.<br />

Documentations and expert’s reports:<br />

Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />

Ritratto di giovane uomo, pp. 1-10, with comparative<br />

illustrations, Pistoia, 9 November 2015.<br />

Daniele Rossi, Conservator, Materialbericht, Florence,<br />

14 April 2016.<br />

Andrea Emiliani, President of the Accademia Clementina,<br />

emeritus, 20 September 2016.<br />

Alessandro Nesi, Bronzino Rittratto d'uomo della<br />

collezione Corsini, in: Quaderni di Maniera, Tirature<br />

limitate per studiosi e collezinonisti, Milan, Collezione<br />

Giorgio Baratti, February 2020.<br />

Tra Sacro e Profano – La Collezione Giorgio Baratti,<br />

international exhibition catalogue, Milan. Exhibition<br />

in Vilnius, Nationalmuseum – Palace of the Grand<br />

Dukes of Lithuania, 2020, text by Alessandro Nesi<br />

(trilingual).<br />

Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />

Ritratto di giovane uomo. Addenda bibliografica e<br />

documentaria (three pages with comparative illustrations),<br />

n.d.<br />

€ 250.000 – € 450.000<br />

Sistrix<br />

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57


310<br />

ANDREA VACCARO,<br />

1598/1604 NEAPEL – 1670, ZUG.<br />

HISTORISCHE SZENE<br />

ANDREA VACCARO,<br />

1598/1604 NAPLES – 1670, ATTRIBUTED<br />

HISTORICAL PAINTING<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

125 x 95 cm.<br />

In vergoldetem Profilrahmen.<br />

In einen architektonischen Zusammenhang gestellt,<br />

der vor allem durch eine Säule mit profilierter Basis<br />

lebt, sind mehrere Figuren zu sehen, von denen die<br />

vordere Rückenfigur wirkungsvoll in das Geschehen<br />

einleitet. Sie trägt einen Säbel, die dahinterstehende<br />

gestikulierende geharnischte Figur legt seine Hand<br />

auf einen Schwertknauf, während zwei weitere Männer<br />

vor der Säule – einer mit Turban der andere mit<br />

Helm – den Vorgang kommentieren.<br />

(1321334) (13)<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

125 x 95 cm.<br />

€ 35.000 – € 40.000<br />

Sistrix<br />

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58 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


311<br />

PIETRO LIBERI,<br />

1614 PADUA – 1687 VENEDIG<br />

TARQUINIUS UND LUCRETIA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

150 x 120 cm.<br />

In vergoldetem und plastisch verziertem Rahmen.<br />

Lucretia liegt auf ihrer Bettstatt, wobei ihr Körper eine<br />

absteigende Diagonale beschreibt, der weitere aufsteigende<br />

Diagonale kompositorisch entgegengestellt<br />

sind und das Gegenteil der Ruhe beschreiben. Sowohl<br />

der von ihr ausgehende Blick, ihre von Tar quinius nach<br />

oben gerichtete Hand und auch sein Schwert dienen<br />

dem Zweck die Dynamik des augenblicklichen Schreckens<br />

zu unterstreichen.<br />

PIETRO LIBERI,<br />

1614 PADUA – 1687 VENICE<br />

TARQUIN AND LUCRETIA<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

150 x 120 cm.<br />

Literature:<br />

The painting on offer for sale here is listed in the<br />

Pietro and Marco Liberi monograph by Ugo Ruggeri,<br />

Pietro e Marco Liberi. Pittori nella Venezia del Seicento,<br />

Rimini 1996, p. 155, no. p 90.<br />

€ 22.000 – € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Das hier angebotene Werk ist aufgeführt in der Monografie<br />

zu Pietro und Marco Liberi von Ugo Ruggeri:<br />

Pietro e Marco Liberi. Pittori nella Venezia del Seicento,<br />

Rimini 1996, S. 155, Nr. p90.<br />

Anmerkung:<br />

Die Geschichte der Lucretia und ihr Selbstmord im<br />

Jahre 510 v. Chr. wird sowohl von Titus Livius, Ovid<br />

als auch Boccaccio erzählt. Tarquinius wurde hernach<br />

getötet und der Vorgang gilt als Auslöser für die<br />

Gründung der römischen Republik.<br />

(1320245) (13)<br />

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312<br />

FRANCESCO ALBANI,<br />

1578 BOLOGNA – 1660 EBENDA, ZUG.<br />

Albani war Schüler von Denys Fiammingo Calvaert<br />

(1540-1619) sowie von Ludovico Carracci (1555-1619)<br />

und stand in Verbindung mit Guido Reni (1575-1642),<br />

der mit ihm rivalisierte. Bekannt für seine anmutigen<br />

Frauengesichter, für die seine überaus schönen<br />

Kinder Modell gesessen haben sollen. Er unterrichtete<br />

später angeblich in der Accademia degli Incamminati.<br />

Die Werke seiner Hand, u.a. in zahlreichen öffentlichen<br />

Sammlungen und Museen, beziehen sich zumeist<br />

auf mythologische Darstellungen.<br />

DIANA UND CALLISTO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

97 x 137 cm.<br />

In gekehltem, vergoldetem und mit Perlstab verziertem<br />

Rahmen.<br />

Diana ist außer sich, als sie soeben entdeckt, dass<br />

ihre Magd Callisto von Jupiter schwanger geworden<br />

ist. Mit ihren Nymphen sitzt sie an einem fließenden<br />

Gewässer, das eingebettet ist in eine weit in den Hintergrund<br />

ziehende hügelige Landschaft, der zahlreiche<br />

Bäume eingegliedert sind. Ein Raub der Europa aus<br />

der Hand des Francesco Albani in den Uffizien in Florenz<br />

(Inventarnummer 1890 Nr. 1366) weist eine ähnliche<br />

Raumstruktur auf. Weit mehr noch jedoch aber<br />

eine Venus in der Schmiede des Vulkan (Fondazione<br />

Zeri Nummer 57839). Eine Diana mit ihren Nymphen,<br />

die als Römische Schule geführt wird, bei der sie<br />

ebenso mit einem Speer bewaffnet ist, ist bei der<br />

Fondazione Zeri unter Nummer 49121 geführt.<br />

(1330375) (3) (13)<br />

FRANCESCO ALBANI,<br />

1578 BOLOGNA – 1660 IBID., ATTRIBUTED<br />

His works are held in numerous public collections and<br />

museums and mostly depict mythological subjects.<br />

DIANA AND CALLISTO<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

97 x 137 cm.<br />

A Rape of Europa by Francesco Albani held at the Uffizi<br />

Galleries in Florence (inv. no. 1890 no. 1366) shows a<br />

similar composition but even more so does the painting<br />

Venus in the Forge of Vulcan (Fondazione Zeri no.<br />

57839). A Diana and her Nymphs, which is listed as<br />

created by the School of Rome, where Diana is also<br />

armed with a spear, is also listed at Fondazione Zeri<br />

under no. 49121.<br />

€ 15.000 – € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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313<br />

GIOVANNI GIACOMO SEMENTI<br />

(1583 BOLOGNA – 1640 ROM),<br />

FRANCESCO CITTADINI<br />

(1613/1616 MAILAND – 1681 BOLOGNA)<br />

DANAË<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

119 x 179 cm.<br />

In schwerem vergoldetem Rahmen mit<br />

Kymationfries.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo<br />

Sestieri, Rom, 9. August 2010, in Kopie.<br />

Eine weite absteigende Diagonale bezeichnend,<br />

liegt Danae auf ihrer Bettstatt in ihrem Turm, in den ihr<br />

Vater sie eingesperrt hatte, um zu verhindern, dass<br />

sie Nachkommen zeugt – denn es wurde prophezeit,<br />

dass ihr Sohn seinen Großvater töten würde. Wir werden<br />

als Betrachter Zeuge des wundersamen Augenblicks,<br />

in dem Zeus in Gestalt eines Goldregens mit<br />

Danae den Sohn Perseus zeugt – der seinen Großvater<br />

letztendlich doch versehentlich bzw. der Lenkung der<br />

Götter gemäß mit einem Diskus tötet. Sementi, der<br />

1626 in die Ewige Stadt zog, fand seinen Mentor und<br />

Bewunderer in dem kunstsinnigen Kardinal Maurizio<br />

di Savoia. D. Benati geht von einer Zusammenarbeit<br />

mit dem gebürtigen Mailänder Pier Francesco Cittadini<br />

aus, der in den 1630er- Jahren in Rom tätig war.<br />

GIOVANNI GIACOMO SEMENTI<br />

(MILAN 1613/1616 – BOLOGNA 1681),<br />

FRANCESCO CITTADINI<br />

(BOLOGNA 1580 – 1636 ROME)<br />

DANAË<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

119 x 179 cm.<br />

In heavy gilt frame with cymatium frieze.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri, Rome, 9 August 2010, in copy.<br />

Exhibitions:<br />

Corpo, Amore e Sentimento, A. Marchi (ed.), San<br />

Marino Art Galleries, Palazzo Arzilli, 27 July 27 – 18<br />

September 2011, pp. 38- 39.<br />

Catalogo Antichi Maestri dal XIV al XVIII secolo, curated<br />

by Professor Giancarlo Sestieri with the collaboration<br />

of Professor Andrea Emiliani, pp. 22-23, no. 4.<br />

€ 60.000 – € 100.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Ausstellungen:<br />

Corpo, Amore e Sentimento, kuratiert von A. Marchi,<br />

San Marino, Gallerie San Marino, Palazzo Arzilli, 27.<br />

Juli-18. September 2011, S. 38-39.<br />

Catalogo Antichi Maestri dal XIV al XVIII secolo,<br />

kuratiert von Prof. Giancarlo Sestieri unter Mitwirkung<br />

von Prof. Andrea Emiliani, S. 22-23, Nr. 4.<br />

(1331005) (2) (13)<br />

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314<br />

ALESSANDRO MAGNASCO,<br />

UM 1667 GENUA – 1749 EBENDA<br />

DIE VERKÜNDIGUNG AN MARIA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

50,2 x 73 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Das Gemälde zeigt den entscheidenden Moment, in<br />

dem der Engel Gabriel an die Jungfrau Maria verkündet,<br />

dass der heilige Geist sie herabkommen und sie<br />

einen Sohn empfangen werde. In einem Innenraum die<br />

an einem Betpult halb kniende Maria in rosa-blauer<br />

Kleidung. Im Hintergrund ihr Bett mit weißer Decke<br />

und grünem Baldachin. Mit leicht gesenktem Kopf<br />

und nach unten ausgestrecktem linkem Arm wendet<br />

sie sich ergeben dem erschienenen Engel zu. Dieser<br />

im Kontrapost stehend, ist gehüllt in ein leuchtendes<br />

helles Gewand, hat große Flügel und mit seinem dynamisch<br />

erhobenen rechten Arm und dem ausgestreckten<br />

Zeige finger weist er auf die von Wolken<br />

umgebene, zwischen beiden oben schwe bende Taube<br />

hin, das Symbol des Heiligen Geistes, von der ein<br />

Lichtstrahl auf Maria fällt. Die linke Hand des Engels<br />

hält einen Lilienzweig als Symbol für die Unschuld<br />

und Jungfräulichkeit Mariens, von dem nur die blühende<br />

Spitze hinter seinen Schultern sichtbar ist. Vor<br />

dem bräunlichen Hintergrund hebt sich das farbige<br />

Gewand der Maria besonders ab und kontrastiert mit<br />

dem weiß-gelblichen, leicht grünlich gefärbten Gewand<br />

des Engels. Besonders auffallend in der Mitte<br />

des Dreiecks, das von dem Engel, der Taube und der<br />

Jungfrau Maria gebildet wird: ein abstraktes Rechteck,<br />

leicht schillernd, von dem unklar ist, ob es sich<br />

um ein Gemälde oder um einen Spiegel handelt. Die<br />

Beleuchtung, die die Hauptfiguren besonders herausstellt,<br />

scheint aufgrund des Schatten des Engels am<br />

Boden von links zu kommen.<br />

Eine Hauptinspiration für das vorliegende Gemälde<br />

des Künstlers scheint in dem Werk der „Verkün digung“<br />

von Domenico di Pace, genannt Beccafumi (1486-1551),<br />

zu liegen (in Sarteano aufbewahrt). In diesem Gemälde<br />

ist die gleiche dreieckige Struktur des Raumes<br />

zwischen dem Engel, der Taube und der Jungfrau zu<br />

erkennen, jedoch nicht mit einem Quadrat, sondern<br />

mit einem rundbogigen Fensterausblick. Die Nüchternheit<br />

von Magnascos Darstellung, die hier auf ihre<br />

wesentlichen Elemente reduziert ist, lässt auch an ein<br />

größeres Werk denken, auch wenn es nicht ausgeführt<br />

ist. Die Festigkeit seiner Handschrift ist eines der<br />

Charakteristika des Stils von Magnasco.<br />

Provenienz:<br />

Sotheby‘s, London, 29. Juli 2020, Lot 145.<br />

Literatur:<br />

Vgl. P. A. Orlandi, The Abecedario Pittorico, Bologna<br />

1719.<br />

Fausta F. Guelfi, Alessandro Magnaso, Genua 1977<br />

(das Gemälde abgebildet und besprochen), S.156/157.<br />

Laura Muti, Daniele de Sarno Prignano, Magnasco,<br />

Faenza, 1944, Kat.Nr. 412, Abb.435.<br />

Vgl. Daniel Arasse, L’Annonciation Italienne, Paris 1999.<br />

Vgl. Daniel Arasse, Histoires de Peinture, Paris 2004.<br />

(1330243) (18)<br />

ALESSANDRO MAGNASCO,<br />

CA. 1667 GENOA – 1749 IBID.<br />

THE ANNUNCIATION<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

50.2 x 73 cm.<br />

Provenance:<br />

Sotheby´s, London, 29 July 2020, Lot 145.<br />

Literature:<br />

cf. Pellegrino A. Orlandi, The Abecedario Pittorico,<br />

Bologna 1719.<br />

Fausta F. Guelfi, Alessandro Magnaso, Genua 1977<br />

(the painting illustrated and discussed), p.156/157.<br />

Laura Muti, Daniele de Sarno Prignano, Magnasco,<br />

Faenza, 1944, cat.no. 412, ill.435.<br />

cf. Daniel Arasse, L’Annonciation Italienne, Paris<br />

1999.<br />

cf. Daniel Arasse, Histoires de Peinture, Paris 2004.<br />

€ 60.000 – € 80.000<br />

Sistrix<br />

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315<br />

FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

ADAM UND EVA IM PARADIES<br />

FLEMISH MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />

ADAM AND EVE IN PARADISE<br />

Öl auf Holz.<br />

Durchmesser: 26,5 cm.<br />

Das Gemälde ist als Rundbild geschaffen und zeigt<br />

das erste Menschenpaar nackt im Schatten eines großen<br />

Baumes vor dunklem Waldhintergrund. Am Baum<br />

eine Frucht, die Eva mit ausgestreckter Hand ergreift.<br />

Um den oberen Teil des Baumes – der sogenannte<br />

Baum der Erkenntnis – eine Schlange gewunden, die<br />

mit ihrem Kopf den Apfel berührt, gleichsam symbolisch<br />

dem Menschenpaar übergibt. Am linken Bildrand<br />

der Kopf eines Rehbocks, weiter unten lagert ein<br />

Hündchen, gefolgt von Katzen und weiteren, den<br />

Menschen näheren Haustieren wie Hasen, Hühner,<br />

Rinder und Ziegen. Rechts im Hintergrund Blick in das<br />

paradiesische Gefilde mit heller erleuchteten Bäumen<br />

und Wildtieren wie Löwe, Bären und anderes Getier,<br />

dazwischen Vögel. Thematisch wie inhaltlich geht die<br />

Darstellung zurück auf Brueghels gleichnamiges großformatiges<br />

Gemälde „Adam und Eva im Paradies“, das<br />

in Zusammenarbeit mit Peter Paul Rubens (1577-1640)<br />

entstand, wobei Rubens dort die Figuren schuf. Das<br />

vorliegende Bild ist aber insofern völlig eigen ständig,<br />

als der Bildaufbau zwar vergleichbar, die Figurenkomposition<br />

jedoch völlig unterschiedlich zu den üblichen<br />

brueghelschen Vorbildern dieses Themas erscheinen.<br />

Die genannte frühere Fassung entstand 1617 (Öl auf<br />

Holz, heute im Mauritshuis, Den Haag). Das Rundbild<br />

von hoher malerischer Qualität sowohl in der Figurenwiedergabe,<br />

die den nachhaltigen Einfluss von Rubens<br />

verraten, als auch in der landschaftlichen Wiedergabe<br />

im Hintergrund mit fein ausgeführtem Laubwerk, das<br />

sich in helles türkis-grün nach hinten entwickelt. (†)<br />

(13013110) (11)<br />

Oil on panel.<br />

Diameter: 26.5 cm. (†)<br />

€ 40.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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316<br />

FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

IN DER ART DES PETER PAUL RUBENS<br />

AUFSTIEG ZUM KALVARIENBERG<br />

Öl auf Kupfer.<br />

70 x 87 cm.<br />

Unter hohem Himmel, im Licht der untergehenden<br />

Sonne, der unter der Last des schweren Holzkreuzes<br />

gefallene Jesus beim Aufstieg auf den mit Bäumen<br />

bewachsenen hohen Kalvarienberg. Er trägt ein langes<br />

Gewand, wird an den Haaren kräftig von einem<br />

Schächer gezogen und blickt mit seinem fahlen Gesicht<br />

aus dem Gemälde heraus. Umgeben ist er von<br />

zahlreichen Figuren: hinter ihm Simon von Cyrene,<br />

der ihm hilft, das Kreuz wieder zu heben und ein weiterer<br />

Helfer, ein Soldat zu Pferde, der ihn mit Lanze<br />

fordert aufzustehen, zudem Soldaten in Rüstung, den<br />

beiden weiteren Verurteilten, sowie einem Trupp, der<br />

ihnen voranreitet. Während die linke Bildseite von<br />

dem Berg und den Figuren fast ganz eingenommen<br />

wird, fällt auf der rechten Bildseite der Blick in die<br />

weite Landschaft mit der Stadt unter hohem Himmel.<br />

Am Boden die halb kniende Veronika, die Jesus ein<br />

weißes Schweißtuch reichen möchte, hinter ihr zwei<br />

kleine Kinder und am Bildrand Maria in langem blauem<br />

Gewand mit Johannes. Malerei mit erkennbarer Zweiteilung:<br />

Die linke Bildseite lässt den Einfluss eines<br />

hochformatigen Werkes von Rubens erkennen, bei<br />

dessen Gemälde jedoch noch Veronika mit dargestellt<br />

ist. Qualitätvolle Malerei in teils kräftiger Farbgebung<br />

mit gekonnter Hell-Dunkel-Inszenierung.<br />

FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />

IN THE STYLE OF PETER PAUL RUBENS<br />

ASCENT TO MOUNT CALVARY<br />

Oil on copper.<br />

70 x 87 cm.<br />

Painting visibly divided into two sections: the left side<br />

shows the influence of a portrait-format work by<br />

Rubens, in whose painting Veronica is also shown.<br />

High-quality painting, with strong colours in places<br />

and skilful chiaroscuro.<br />

Notes:<br />

The painting The Ascent to Calvary by Peter Paul<br />

Rubens, dated 1634-1637, oil on canvas, 560 x 350<br />

cm is held at Brussels, Musées Royaux des Beaux-<br />

Arts de Belgique, Musée d’Art Ancien, inv. no. 374<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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Anmerkung:<br />

Das Gemälde „Der Aufstieg zum Kalvarienberg“ von<br />

Peter Paul Rubens, dat. 1634-1637, Öl auf Leinwand,<br />

560 x 350 cm befindet sich in Brüssel, Musées Royaux<br />

des Beaux-Arts de Belgique, Musée d‘Art Ancien,<br />

Inv.Nr. 374.<br />

(13303412) (2) (18)<br />

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317<br />

REMBRANDT-SCHULE DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

BÄRTIGER ALTER MANN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

77 x 67 cm.<br />

Rechts oben eventuell Rest einer Signatur.<br />

In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />

Vor einem nicht näher bestimmten Grund, dessen<br />

beige-graues Camaieu in den gleichen Farben wie der<br />

Kopf gestaltet, jedoch weniger differenziert ist, ein<br />

nach rechts gewandter Torso in pelzverbrämten Mantel,<br />

im Zentrum der nach unten gerichtete Kopf eines alten<br />

Mannes mit weit in den Bildraum vorkragendem Bart,<br />

dessen einzelne Haare ganz wie bei Rembrandt als<br />

Lichtduktus zu erkennen sind. Meisterhaft sind die<br />

Falten der Haut zu erkennen, die sorgfältig modelliert<br />

sind und die weise Aura des Dargestellten unterstreichen,<br />

der möglicherweise als Apostel zu denken ist.<br />

Bernhard Schnackenburg bestimmte den Künstler an<br />

unseren Einlieferer zwar nicht als Lievens, jedoch als<br />

Werkstattarbeit eines Rembrandt-Schülers.<br />

Provenienz:<br />

1964/1965 vom Vater des Einlieferers im Niederländischen<br />

Kunsthandel erworben, seither in Familienbesitz<br />

und ein Newcomer auf dem Kunstmarkt seit den<br />

1960er-Jahren.<br />

Anmerkung:<br />

Das vorliegende Bildnis kann etwa mit dem Apostel<br />

Petrus von Rembrandt im Nationalmuseum in Stockholm<br />

(Inv.Nr. NM 1349) verglichen werden.<br />

(1330671) (13)<br />

SCHOOL OF REMBRANDT, 17TH CENTURY<br />

BEARDED OLD MAN<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

77 x 67 cm.<br />

Possible remains of a signature top right.<br />

Provenance:<br />

Acquired in 1964/1965 on the Dutch art market by<br />

the father of the current consignor, family-owned<br />

ever since and a newcomer to the art market since<br />

the 1960s. Bernhard Schnackenburg did not confirm<br />

the artist as Lievens to the current consignor but as<br />

a workshop work by a Rembrandt pupil.<br />

Notes<br />

The present portrait compares well with the The<br />

Apostle Peter by Rembrandt held at the Nationalmuseum<br />

in Stockholm (inv. no. NM 1349).<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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318<br />

GOVAERT FLINCK,<br />

1615 – 1660, ZUG.<br />

JUNGE AUF EINEM PONY REITEND<br />

GOVAERT FLINCK,<br />

1615 – 1660, ATTRIBUTED<br />

BOY RIDING A PONY<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

75 x 59 cm.<br />

Vor beige-braunem Hintergrund ein Junge in edlem<br />

weiß-grauem Gewand und rot-braunem Mantel, dazu<br />

eine rote Kappe mit Federn tragend, auf einem Pony<br />

mit Augenklappe nach links reitend. Mit seiner linken<br />

Hand hält er fest die Zügel, während er seine rechte<br />

Hand mit einer kleinen Peitsche zum Antrieb des Tieres<br />

erhoben hat. Er hat ein rundliches Gesicht, rötliche<br />

Haare und rot leuchtende Pausbacken, mit seinen<br />

leuchtenden blauen Augen schaut er auf den Betrachter<br />

aus dem Bild heraus. Die Art der Darstellung erinnert<br />

an repräsentative Herrscherbildnisse zu Pferde.<br />

Malerei in zurückhaltender Farbgebung mit gekonnt<br />

gesetzten Hell-Dunkel-<strong>Part</strong>ien.<br />

(1331105) (18)<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

75 x 59 cm.<br />

€ 12.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

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319<br />

GILLIS COIGNET D. Ä.,<br />

1542 ANTWERPEN – 1599 HAMBURG<br />

ALLEGORIE DES ZORNS<br />

Öl auf Eichenholz.<br />

108 x 76,5 cm.<br />

Beigegeben eine ausführliche Expertise von Dr. Ursula<br />

Härting vom 30. April 2015, Hamm.<br />

Wie in der Gattung der Allegoriemalereien nicht<br />

selten, ist auch hier am Unterrand des Bildes eine<br />

erklärende Aufschrift zu sehen, hier in lateinischer<br />

Sprache, in der die Eigenschaft des Zornes definiert<br />

wird „IRA PARENS ODII, RABIE SUCCENSA, MA-<br />

LORUM MULTORUM CAUSA EST, ATQ IN CURABILIS<br />

ERROR.“ (Der Zorn ist der Erzeuger des Hasses, facht<br />

ihn an, er ist der Grund vieler Übeltaten und Ursache<br />

unheilbarer Fehler).<br />

So ist das Wesen des Zornes als männliche allegorische<br />

Figur dargestellt, mit nacktem Körper, lediglich<br />

mit einem roten Tuch bekleidet, in ausschreitender<br />

angriffslustiger Haltung, ein Krummschwert erhoben,<br />

die Finger der linken Hand krallenhaft angespannt.<br />

Das blonde Haar feuerartig nach hinten flatternd, um<br />

die wortwörtliche Hitzköpfigkeit anzudeuten, die Augen<br />

mit einem Tuch verbunden, um die Blindwütigkeit<br />

zu illustrieren. Zu seinen Füßen am Boden in leichter<br />

Sitzhaltung wiedergegebene Frau, die ihn versucht<br />

zurückzuhalten, indem sie ihn am Bein festhält. Nicht<br />

zuletzt sind Krummschwert und schwarzer Lippenbart<br />

dezente Anspielungen auf die Türkenkriege der Vergangenheit.<br />

Im landschaftlichen Hintergrund finden sich<br />

einzelne Szenen der Geschichte, in denen die Taten<br />

und Wirkungen des Zornes veranschaulicht werden:<br />

Links oberhalb der Szene zweier kämpfender Hähne<br />

Kain und Abel, rechts die Steinigungsszene des Heiligen<br />

Stephanus, links hinten rauchende heidnische<br />

Opferaltäre.<br />

Gemäß dem beiliegenden, gut recherchierten und<br />

ausführlichen Gutachten entstand das Gemälde vermutlich<br />

vor 1585 in Antwerpen, nachdem der Maler<br />

zeitweise in Italien lebte und etwa in Tivoli unter der<br />

Leitung von Federico Zuccari (um 1543-1609) den Salon<br />

der Villa d‘Este ausgemalt hat. Nach Vertreibung<br />

der Lutheraner durch die Spanier zog Gillis 1595 nach<br />

Hamburg, wo er vier Jahre später verstarb.<br />

Die allegorische Darstellung des Zornes aus der Reihe<br />

der „Sieben Laster“ lässt – wie auch die Schriftkartusche<br />

– den Schluss zu, dass es sich hier um das Gemälde<br />

einer Bilderfolge handelt, in siebenteiligem<br />

Zusammenhang. Entsprechend hat Coignet 1584 in<br />

Antwerpen eine Bilderserie aus neun ähnlich großen<br />

Tafeln geschaffen, die sich heute in der Kathedrale<br />

von Logroño in Spanien befindet. Auch dort mit themenbegleitenden<br />

Szenen im Hintergrund. Werke von<br />

der Hand des Künstlers, vor allem mit historischen<br />

und allegorischen Themen, befinden sich etwa im Dolhuys<br />

Museum in Amsterdam, im Königlichen Museum<br />

Antwerpen, ferner in Berlin, Budapest, Hamburg,<br />

Bratislava und Sankt Petersburg. (†)<br />

(1322009) (11)<br />

GILLIS COIGNET THE ELDER,<br />

1542 ANTWERP – 1599 HAMBURG<br />

ALLEGORY OF WRATH<br />

Oil on oak panel.<br />

108 x 76.5 cm.<br />

A detailed expert’s report by Dr. Ursula Härting from<br />

30 April 2015, Hamm is enclosed.<br />

Not unusually in the genre of allegory painting, an explanation<br />

in Latin defining the characteristics of wrath<br />

can be seen at the bottom margin of the painting on<br />

offer for sale in this lot: “IRA PARENS ODII, RABIE<br />

SUCCENSA, MALORUM MULTORUM CAUSA EST,<br />

ATQ IN CURABILIS ERROR.“ (Wrath breeds hatred<br />

and fuels it; it is the reason for many evil deeds and<br />

causes irremediable errors). The nature of wrath is depicted<br />

as a male figure. Works by the artist, especially<br />

with historical and allegorical subjects, are held for<br />

example at the Het Dolhuys Museum in Amsterdam<br />

or the Royal Museum of Fine Arts in Antwerp, as well<br />

as in collections in Berlin, Budapest, Hamburg, Bratislava<br />

and Saint Petersburg. (†)<br />

€ 18.000 - € 28.000<br />

Sistrix<br />

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320<br />

PAOLO DE MATTEIS,<br />

1662 PIANO DE CLIENTO – 1728 NEAPEL, ZUG.<br />

ALLEGORIE DER ASTRONOMIE<br />

Öl auf Leinen. Doubliert.<br />

118 x 108 cm.<br />

Die allegorische weibliche Gestalt hier in Dreiviertelfigur<br />

nach rechts neben einem Steinsockel gezeigt,<br />

auf dem ein Himmelsglobus liegt. Die Figur in schräger<br />

Körperhaltung wiedergegeben, das Gesicht nach<br />

rechts oben gerichtet, am Rücken große Engelsflügel,<br />

die Kleidung im antik-griechischen Stil, das helle Peplosoberkleid<br />

an der Schulter gebauscht. In der rechten<br />

Hand hält sie einen Zirkel, der Rock und Überhang<br />

in Form eines mit goldenen Sternen übersäten blauen<br />

Tuches. Gemäß der griechischen Mythologie war die<br />

allegorische Gestalt der Astronomie Urania, die Tochter<br />

von Zeus und Mnemosyne.<br />

Die Zuschreibung an Paolo de Matteis erfolgte aus<br />

Vergleichen mit Werken des Malers, der ein Schüler<br />

von Luca Giordano (1632/34-1705) war, sich in seinem<br />

späteren Werk allerdings bereits dem Klassizismus<br />

von Carlo Maratti (1625-1713) genähert hat. Möglicherweise<br />

gehörte das Gemälde – im Zusammenhang<br />

einer Ausgestaltung eines Palazzo – zu einer Reihe<br />

weiterer allegorischer Darstellungen.<br />

(1330348) (2)<br />

PAOLO DE MATTEIS,<br />

1662 PIANO DEL CILENTO - 1728 NAPLES,<br />

ATTRIBUTED<br />

ALLEGORY OF ASTRONOMY<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

118 x 108 cm.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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321<br />

NICOLAS POUSSIN,<br />

1594 VILLERS – 1665, ZUG.<br />

BACCHANAL<br />

Öl auf Leinwand.<br />

96 x 107 cm.<br />

Unter weiß-blauem Himmel eine fröhliche Gesellschaft<br />

von teils leicht bekleideten Männern und Frauen beim<br />

Feiern mit Wein, der aus dem Krug direkt, wie auf der<br />

linken Bildseite von einem halb knienden, fast nackten<br />

Mann, getrunken wird, oder aus Schalen, wie bei den<br />

beiden am Boden liegenden Frauen in weißen Blusen<br />

in blauem, beziehungsweise in rotem Gewand. Ein<br />

Mann in weißer Kleidung hält einen Glaskrug hoch<br />

und begutachtet den darin enthaltenen Rotwein. Niemand<br />

scheint sich auch an dem kleinen Kind zu stören,<br />

dass mit hochgezogenem Hemdchen zwischen den<br />

Liegenden uriniert. Rechts ein tanzendes Paar: sie in<br />

einem hellblauen Gewand, er in Rückenansicht mit<br />

einem altrosafarbenen Gewand mit reichem Faltenwurf.<br />

Im Vordergrund rechts eine junge, nur mit einem<br />

weißen Laken umhüllte, sich am Boden räkelnde<br />

Schönheit. Es ist Ariadne, in die sich der Weingott<br />

Bacchus unsterblich verliebt und die er zu seiner<br />

Braut erkoren hatte. Diese Schönheit wird sehr häufig<br />

mit unterschiedlicher Deutung auf Gemälden von<br />

Poussin präsentiert. Darüber auf einem Berghang liegend<br />

der trunkene, schlafende Bacchus vor einem<br />

Schiffsrumpf aus Holz, wohl der Arche Noah, die gerade<br />

auf dem Berg Ararat gebaut wird. In der Bildmitte<br />

ist zudem ein kleines weißes Segelschiff zu erkennen.<br />

Figurenreiche, teils humorige Darstellung des bekannten<br />

Künstlers, der wohl hier Darstellungen aus<br />

der Bibel und der Mythologie zusammensetzt und in<br />

frischen leuchtenden Farben präsentiert. Zu erwähnen<br />

bleibt, dass der Künstler hier ein Thema nach Tizian<br />

aufgreift.<br />

(13306116) (10)<br />

NICOLAS POUSSIN,<br />

1594 VILLERS – 1665, ATTRIBUTED<br />

BACCHANAL<br />

Oil on canvas.<br />

96 x 107 cm.<br />

Cheerful party of partially scantily dressed men and<br />

women celebrating with wine beneath a white-blue<br />

sky. Bacchanal with numerous figures and some<br />

humorous scenes by Poussin, who probably combined<br />

depictions from the Bible with those of mythology<br />

presenting them here in fresh luminous colours.<br />

€ 18.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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322<br />

LOMBARDISCHER MALER AUS DEM<br />

LEONARDO-SCHÜLERKREIS VON SALAI,<br />

EIGENTLICH „GIAN GIACOMO CAPROTTI“,<br />

UM 1480 MAILAND – UM 1524<br />

MARIA MAGDALENA<br />

Öl auf Holz.<br />

70 x 50,5 cm.<br />

Rahmen im Renaissance-Stil.<br />

Der hier genannte Maler Salai stand in engstem Kreis<br />

des Leonardo da Vinci. Nur wenige Gemälde sind für<br />

seine Hand gesichert, was Zuschreibungen erschwert<br />

oder nahezu unmöglich macht. Sein Malstil hält sich<br />

generell an den Leonardos, wie das für viele weitere<br />

Maler dieser Zeit zu beobachten ist. Salai, Sohn des Weinpächters<br />

der Güter Leonardos, soll bereits 10-jährig in<br />

dessen Atelier gekommen sein, vor allem seines<br />

schönen Aussehens und seiner Locken wegen. So<br />

stand er alsbald Modell für mehrere Werke Leonardos.<br />

Salai begleitete den Meister auf seinen Reisen und<br />

stand gerüchtegemäß in engerer als nur Schülerbeziehung.<br />

Bereits Vasari, der berühmte Künstlerbiograf<br />

der Renaissance, erwähnte die These, der Name<br />

„Mona Lisa“ sei ein Anagramm zu Leonardos „Mon<br />

Salai“.<br />

Das Gemälde weist, wie viele der lombardischen Maler<br />

im Kreis um und nach Leonardo, auch dessen entsprechende<br />

stilistischen Merkmale auf. Die Heilige ist<br />

im Dreiviertelbildnis gegeben, steht nach rechts an<br />

einem Felsentisch und hält die Arme vor der Brust<br />

überkreuzt, während ihr langes Lockenhaar die übrige<br />

Nacktheit bedeckt. Der Blick ist aufwärts gerichtet,<br />

jedoch - wie auch bei Werken Leonardos - in nicht eindeutiger<br />

Weise. Auf dem Stein das grausilberne Salbgefäß.<br />

Gerade die auffallende Betonung der Lockenpracht<br />

mag als Indiz für den Zusammenhang mit<br />

Salais eigenem Erscheinungsbild zu sehen sein. A.R.<br />

(13307033) (11)<br />

SCHOOL OF LOMBARDY, FROM THE CIRCLE<br />

OF STUDENTS OF LEONARDO FROM SALAÌ<br />

(ALSO KNOWN AS “GIAN GIACOMO CAPROTTI”)<br />

CA. 1480 MILAN – 1524<br />

SAINT MARY MAGDALENE<br />

Oil on panel.<br />

70 x 50.5 cm.<br />

Salaì was part of the closest circle of Leonardo da<br />

Vinci. As only a few of his paintings are assured to be<br />

by his hand it is difficult or nearly impossible to make<br />

attributions. His style of painting generally adheres to<br />

Leonardos, as is the case for many other painters of<br />

this time. Salaì, the son of the vineyard tenant of<br />

Leonardo’s estate, is said to have come to Leonardo’s<br />

workshop aged ten, mainly due to his beautiful looks<br />

and his curls. He soon became the model for several<br />

of Leonardo’s works. Salaì accompanied the master<br />

on his travels and was rumoured to have a closer relationship<br />

than just being an apprentice. Vasari, the<br />

famous artist biographer of the Renaissance, already<br />

suggested that the name Mona Lisa is an anagram of<br />

Leonardo’s “Mon Salaì”. Like many of the Lombard<br />

painters in the circle around and after Leonardo, this<br />

painting also shows corresponding stylistic characteristics.<br />

The saint is shown in three-quarter length portrait,<br />

standing to the right at a rock table, her arms<br />

crossed in front of her chest, while her long, curly hair<br />

covers the rest of her nudity. Her gaze is directed upwards,<br />

but – as in Leonardo’s works – in an ambiguous<br />

way. Her attributive grey-silver jar of ointment is<br />

placed on a stone. The striking emphasis on the magnificent<br />

curls may indicate of the connection with<br />

Salaì's own appearance.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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323<br />

ITALIENISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

ATHENE ERMAHNT SATURN VOR DER TÖTUNG<br />

SEINER KINDER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

185 x 180 cm.<br />

In dieser aus zwei mythologischen Figuren bestehenden<br />

Darstellung ist rechts Athene in Rüstung und<br />

Helm darstellt; hinter ihr ragt der Kopf eines Pferdes<br />

hervor. Sie schaut auf den ihr gegenübersitzenden,<br />

bärtigen alten Mann und hat ihre linke Hand erhoben.<br />

Dieser hält mit festem Griff ein kleines Kind in seinem<br />

Arm, ihm zu Füßen stehen zwei weitere Kinder. Es<br />

handelt sich wohl dabei um Saturn, der nach der römischen<br />

Mythologie seine eigenen Kinder gefressen<br />

haben soll. In diesem Bild wird er eindringlich von<br />

Athene dazu ermahnt, von seinem Vorhaben abzulassen.<br />

Besonders hervorzuheben ist die Wiedergabe<br />

der Bewegtheit der Dargestellten. (†)<br />

(13306041) (10)<br />

ITALIAN MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />

ATHENA WARNS SATURN NOT TO KILL<br />

HIS CHILDREN<br />

Oil on canvas.<br />

185 x 180 cm.<br />

This depiction of two mythological figures shows<br />

Athena on the right in armour and helmet. (†)<br />

€ 22.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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324<br />

ITALIENISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

SALOME UND DAS HAUPT VON<br />

JOHANNES DEM TÄUFER<br />

Öl auf Holz.<br />

59 x 50,5 cm.<br />

Holzrahmen mit Einlegearbeiten aus Lapislazuli und<br />

rotem Achat.<br />

In Nahsicht Judith als Halbfigur in frontaler Stellung in<br />

rotem Gewand mit faltenreichen Ärmeln, dass am Dekolleté<br />

mit wertvollen Steinen bestickt ist, und sorgsam<br />

frisiertem, langen Haar mit goldenen Band; neben<br />

ihr zwei Begleiterinnen vor dunklem Hintergrund.<br />

Sie hat den leicht gesenkten Kopf mit entrücktem<br />

Blick zur linken Seite gerichtet, während ihre rechte<br />

Begleiterin aus dem Bild heraus und die zweite in grünem<br />

Gewand auf die Schale schaut. Judith hält in ihren<br />

Händen eine silberne Schale mit dem Kopf des<br />

Johannes, die am Rand mit Blutstropfen versehen ist.<br />

Präzise, feine Malerei von Gesicht und Inkarnat. Der<br />

Künstler lässt Einflüsse der venezianischen Malerei<br />

erkennen und könnte aus dem Umkreis des Romanino<br />

(1485 - 1566) stammen, worauf ein alter Aufkleber auf<br />

der Rückseite des Bildes hinweist. (†)<br />

(13306018) (10)<br />

ITALIEN SCHOOL, 16TH CENTURY<br />

SALOME UND DAS HAUPT VON<br />

JOHANNES DEM TÄUFER<br />

Oil on panel.<br />

59 x 50.5 cm.<br />

Wooden frame inlaid with lapis lazuli<br />

and red agate. (†)<br />

€ 10.000 - € 12.000<br />

Sistrix<br />

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325<br />

HENDRICK VAN SOMER,<br />

UM 1615 AMSTERDAM – 1684/85 NEAPEL, ZUG.<br />

Der Künstler wurde in Italien auch „Enrico Fiammingo“<br />

genannt, als er als Gehilfe des Giuseppe José de<br />

Ribera (1588/91-1652) wirkte. Erwähnt bei Bernardo<br />

De Dominici (1683-1759) in seinem Werk über die<br />

Lebensläufe der Maler, Bildhauer und Architekten in<br />

Neapel (erschienen 1742/43).<br />

HEILIGER HIERONYMUS, UM 1630<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

90 x 124 cm.<br />

In teilbronziertem ebonisiertem Profilrahmen.<br />

Wir danken Prof. Spinosa für die Zuschreibung des<br />

vorliegenden Gemäldes an Hendrick van Somer, auch<br />

genannt „Enrico de Somer“ und „Enrico Fiammingo“.<br />

Hieronymus hat sich in seinem Studierzimmer eingerichtet<br />

und seine Hand ruht auf einer Schriftrolle auf<br />

einem hoch gelegenen Schreibpult, während etwas<br />

niedriger im rechten Winkel dazu ein niedriges Bord<br />

mit aufliegenden Büchern und einer Feder liegen. In<br />

Caravaggesker Lichtführung strahlen die Höhungen<br />

des Gesichts und die Schulter dem Betrachter entgegen<br />

und dynamisieren so den sonst starren Vorgang,<br />

tragen zur Tiefenwirkung bei.<br />

HENDRICK VAN SOMER,<br />

CA. 1615 AMSTERDAM – 1684/85 NAPLES,<br />

ATTRIBUTED<br />

SAINT JEROME, ca. 1630<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

90 x 124 cm.<br />

We would like to thank Professor Spinosa for attributing<br />

the painting to the artist.<br />

Notes:<br />

A similar painting signed by van Somer and dated<br />

1652 is held at the Corsini Collection in the Galleria<br />

Borghese.<br />

€ 6.000 - € 10.000<br />

Sistrix<br />

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Anmerkung 1:<br />

Der Künstler wurde in Italien auch „Enrico Fiammingo“<br />

genannt, als er als Gehilfe des Giuseppe José de<br />

Ribera (1588/91-1652) wirkte. Erwähnt bei Bernardo<br />

De Dominici (1683-1759) in seinem Werk über die<br />

Lebensläufe der Maler, Bildhauer und Architekten in<br />

Neapel (erschienen 1742/43). Er besaß großes Talent<br />

und eine komplexe Künstlernatur, der die Historiker<br />

heute gerecht zu werden versuchen. So wird ihm<br />

heute eine angemessene Rolle innerhalb der wunderbaren<br />

neapolitanischen Kunstszene zwischen der<br />

vierten und sechsten Dekade des 17. Jahrhunderts<br />

zuteil.<br />

Anmerkung 2:<br />

Ein ähnliches von van Somer signiertes und 1652<br />

datiertes Gemälde befindet sich in der Sammlung<br />

Corsini in der Galeria Borghese.<br />

(1330211) (2) (13)<br />

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326<br />

SOFONISBA ANGUISSOLA,<br />

UM 1530 CREMONA – 1625 PALERMO<br />

PORTRAIT VON VIER KINDERN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

103 x 102 cm.<br />

In reichlich mit Akanthusblatt verziertem vergoldetem<br />

Rahmen.<br />

Beigegeben Ausarbeitung von Marco Tanzi, Cremona,<br />

2022.<br />

Dicht nebeneinander stehen in zeitgenössischer Kleidung<br />

vor unbestimmtem Hintergrund vier etwa gleichgroße<br />

Kinder, die den Betrachter allesamt anblicken.<br />

Als Frau war Anguissola zu ihrer Zeit noch eine Außenseiterin<br />

in dem von Männern beherrschten Beruf.<br />

Dank der Förderung Ihres Vaters jedoch, brachte sie<br />

es so weit, dass sie Hofmalerin bei Philipp II von Spanien<br />

wurde und Lehrerin der Königin Isabella von Valois.<br />

Deswegen, vor allem aber wegen ihres intimen<br />

Malstils waren ihre Werke besonders begehrt. Schon<br />

früh reiste sie nach Rom, wo sie Michelangelo vorgestellt<br />

wurde, der ihr Talent direkt erkannte, und nach<br />

Mailand, wo sie den Herzog von Alba malte. König<br />

Philipp von Spanien ermöglichte ihr eine aristokratische<br />

Heirat; später zog sie dann nach Sizilien, dann<br />

nach Pisa und Genua. In dem hier angebotenen Gemälde<br />

sieht man sehr schön, wie das zärtliche Wesen<br />

der Kinder sich in ihrem Lächeln widerspiegelt – eine<br />

Eigenart, die viele Zeitgenossen faszinierte. (†)<br />

Provenienz:<br />

Königshaus Hannover, Marienburg.<br />

Sotheby‘s, Kunstwerke des Königlichen Hauses<br />

Hannover, Schloss Marienburg, 5.-15. Oktober 2005,<br />

Lot 494. Mit einer vorgeschlagenen Datierung um<br />

1590.<br />

Anmerkung 1:<br />

Sofonisba Anguissola wurde um 1532 in Cremona in<br />

der Lombardei als ältestes von sieben Kindern geboren.<br />

Ihr Vater Amilcare Anguissola war ein Vertreter<br />

des genuesischen Kleinadels. Ihre Mutter Bianca<br />

Ponzone stammte ebenfalls aus einer wohlhabenden<br />

Familie mit adeliger Herkunft. Ihre Mutter starb, als<br />

Sofonisba gerade einmal vier oder fünf Jahre alt war.<br />

Amilcare Anguissola ermutigte alle seine Töchter<br />

(Sofonisba, Elena, Lucia, Europa, Minerva und Anna<br />

Maria), ihre Talente zu entwickeln.<br />

Vier ihrer Schwestern wurden Malerinnen, aber Sofonisba<br />

war bei weitem die begabteste und schließlich<br />

auch die einzige der Schwestern, deren Name bis<br />

heute überdauert. Ihr aristokratischer Vater sorgte<br />

dafür, dass Sofonisba und ihre Schwestern eine vielseitige<br />

Ausbildung erhielten. Sofonisba war 14 Jahre<br />

alt, als er sie zusammen mit ihrer Schwester Elena<br />

zu Bernardino Campi zur Ausbildung schickte, einem<br />

angesehenen Portrait- und religiösen Maler aus Sofonisbas<br />

Heimatstadt Cremona.<br />

Anmerkung 2:<br />

Von Anguissola sind mehrere Kinderbildnisse bekannt,<br />

die als Vergleich herangezogen werden. Eines wurde<br />

am 31. Mai 1929 bei Cassirer Helbing in Berlin unter<br />

Lot 10 versteigert und befindet sich heute in der Sammlung<br />

J. Spiridon in Paris. Besonders jedoch ein Gemälde<br />

mit drei nebeneinander befindlichen Gemälden<br />

in der Sammlung Lord Methuen in Corsham zeigt<br />

deutlich, dass die Zuschreibung unseres Gemäldes<br />

an Anguissola augenfällig ist. Ein weiteres Portrait<br />

mit zwei Kindern befindet sich im Allen Memorial<br />

Art Museum in Oberlin und ist als Tondo gearbeitet.<br />

(13305110) (13)<br />

SOFONISBA ANGUISSOLA,<br />

CA. 1530 CREMONA – 1625 PALERMO<br />

PORTRAIT OF FOUR CHILDREN<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

103 x 102 cm. (†)<br />

Accompanied by elaboration by Marco Tanzi, Cremona,<br />

2022.<br />

Provenance:<br />

Royal House of Hanover, Marienburg.<br />

Sotheby’s, works of art from the Royal House of<br />

Hanover, Marienburg Castle, 5 - 15 October 2005,<br />

lot 494 with a suggested creation date of ca. 1590.<br />

Notes:<br />

Several portraits of children by Anguissola are known,<br />

which can be used to draw comparisons. One was<br />

sold at auction on 31 May 1929 at Cassirer Helbing<br />

in Berlin under lot 10 and is now held at the J. Spiridon<br />

Collection in Paris. A portrait of three children<br />

held at the Lord Methuen Collection in Corsham<br />

clearly shows that the attribution of our painting to<br />

Anguissola is obvious. Another example is a portrait<br />

of two children in tondo format held at the Allen<br />

Memorial Art Museum in Oberlin.<br />

€ 80.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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327<br />

CLAUDIO COELLO,<br />

UM 1632 MADRID – 1693<br />

Der Maler gilt als der letzte bedeutende Vertreter der<br />

spanischen Barock-Ära des 17. Jahrhunderts. Als Sohn<br />

des erfolgreichen portugiesischen Bildhauers Faustino<br />

Coello ging er in Madrid in die Lehre bei Francisco<br />

Rizi (1614-1685) und schuf noch als dessen Schüler<br />

sein erstes Altarblatt für die Kirche San Plácido in<br />

Madrid. Der Hofmaler Carreno de Miranda vermittelte<br />

ihm die Genehmigung, die königlichen Sammlungen<br />

mit Werken von Tizian, Van Dyck und Rubens zu studieren.<br />

Es folgten Studien in Rom sowie Aufträge für<br />

Fresken in Madrid und Toledo, aber auch für den Triumphbogen<br />

für den Eingang der Königin Maria Louisa<br />

von Orleans. Durch diese Arbeiten berühmt geworden,<br />

erhielt er weitere Aufträge, etwa vom Erzbischof<br />

von Saragossa, wie auch von Carlo II für den Escorial.<br />

Erst durch die Ankunft des Italieners Luca Giordano,<br />

der den Stilwandel herbeiführte, geriet Coello in den<br />

Hintergrund, wodurch er – so die Legende – aus Gram<br />

verstarb. Als letzter Vertreter der klassischen Spanischen<br />

Malerei hinterließ er zahlreiche bedeutende<br />

Werke, die sich in San Ildefonso, im Escorial, Salamanca,<br />

Valdemoro und anderen Stellen befinden.<br />

BILDNIS DES HEILIGEN FRANZ XAVER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

98,5 x 75 cm.<br />

Original barocker Rahmen.<br />

Entstanden um 1680/83.<br />

Das Gemälde zeigt den Heiligen im Dreiviertelbildnis.<br />

Die dunkle Kleidung, der Hut sowie das schwarze<br />

Haar und der Bart lassen das Gesicht heller aufleuchten,<br />

entsprechend dem aus sich selbst heraus leuchtenden<br />

Nimbus. Kopfhaltung und der Blick nach rechts<br />

oben werden kompositorisch begleitet durch den Stab<br />

und die Lilienstängel, Attribute des Dargestellten. Das<br />

Gemälde ist sowohl in der Malweise als auch in der<br />

Qualität durchaus ebenbürtig mit Coellos Altarbild mit<br />

der Darstellung des Heiligen Domingo von 1685 im<br />

Prado-Museum in Madrid. A.R.<br />

Literatur:<br />

Ausführlicher Artikel zu vorliegendem Gemälde<br />

(in Kopie beigegeben):<br />

Angel Aterido, Claudio Coello, Madrid, 1642-1693,<br />

Saint Francis Xaver.<br />

Edward J. Sullivan, Two paintings by Claudio Coello<br />

in Valdemoro and his work für the Jesuits in Madrid,<br />

in: Homenaje a Humberto Pinera, Madrid 1979.<br />

Edward J. Sullivan, Claudio Coello y la pintura barroca<br />

madrilena, Madrid, 1989 (dort weitere Literatur).<br />

Angel Aterido, „Contexto e idea de una talla sevillana:<br />

Lacapilla del Cristo del Colegio Imperial de Madrid,<br />

Archivo Hispalense, nr. 246, 1998, S. 201-237.<br />

(1330282) (11)<br />

CLAUDIO COELLO,<br />

1642 MADRID – 1693<br />

The painter is considered the last important representative<br />

of the Spanish Baroque era of the 17th century.<br />

As the son of the successful Portuguese sculptor<br />

Faustino Coello, he was apprenticed to Francisco Rizi<br />

(1614 – 1685) in Madrid and created his first altarpiece<br />

for the church of San Plácido in Madrid while he was<br />

still his student. The court painter Juan Carreño de<br />

Miranda gave him permission to study the royal collections<br />

with works by Titian, Van Dyck and Rubens.<br />

PORTRAIT OF SAINT FRANZ XAVER<br />

Oil on canvas.<br />

98.5 x 75 cm.<br />

Created ca. 1680/83.<br />

The painting is equal to Coello’s 1685 altarpiece depicting<br />

Saint Dominic of Guzman held at the Museo<br />

del Prado, both in style and quality.<br />

Literature:<br />

Detailed article regarding the painting on offer for<br />

sale in this lot (copy enclosed):<br />

Angel Aterido, Claudio Coello, Madrid, 1642 – 1693,<br />

Saint Francis Xavier .<br />

E. J. Sullivan, Two paintings by Claudio Coello in<br />

Valdemoro and his work für the Jesuits in Madrid, in:<br />

Homenaje a Humberto Piñera, Madrid 1979.<br />

E. J. Sullivan, Claudio Coello y la pintura barroca<br />

madrileña, Madrid, Nerea, 1989 (further literature<br />

listed there).<br />

Angel Aterido, Contexto e idea de una talla sevillana:<br />

La Capilla del Cristo del Colegio Imperial de Madrid,<br />

Archivo Hispalense, no. 246, 1998, pp. 201-237.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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328<br />

HENDRICK VAN SOMER,<br />

1615 – 1684/ 85<br />

HIERONYMUS IM STUDIUM<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

174 x 114 cm.<br />

In ebonisiertem und vergoldetem Rahmen.<br />

Die Zuschreibung stützt sich auf eine Bestätigung<br />

durch Prof. Wayne E. Franits gegenüber Vorbesitzer.<br />

Ganzfigurig steht der nach links gewandte Hieronymus<br />

über einer offenen Schrift mit dahinter sich erhebendem<br />

Kruzifix und davor liegendem Schädel mit<br />

Rosenkranz. Zu seinen Füßen liegt die ihm attributiv<br />

zukommende Löwenfigur.<br />

Hendrick de Somer, der oft mit Hendrick van Somer<br />

verwechselt wird, ist als Enrico Fiammingo bekannt.<br />

Er war einer der vielen Maler aus Nordeuropa, die,<br />

fasziniert von der klassischen Kunst, nach Italien reisten<br />

und dort einen Großteil ihres Lebens und ihrer<br />

Karriere verbrachten. Ab 1624 war er vor allem in<br />

Neapel tätig, beeinflusst von der Malerei Giuseppe<br />

de Riberas, wie der italienische Kunsthistoriker und<br />

Maler Bernardo de‘ Dominici in seinem Werk Leben<br />

der Maler, Bildhauer und Architekten von Neapel<br />

(1742-1743) berichtet. In der Nachfolge seines Meisters<br />

hinterließ er zahlreiche religiöse und mythologische<br />

Kompositionen, stand aber auch in enger Verbindung<br />

mit anderen neapolitanischen Künstlern wie Viviano<br />

Codazzi und Domenico Gargiulo, mit denen er häufig<br />

zusammenarbeitete. Er wurde aber auch von anderen<br />

neapolitanischen Meistern beeinflusst, die in jenen<br />

Jahren bekannt wurden, wie Massimo Stanzione und<br />

Bernardo Cavallino. In den folgenden Jahren wendet<br />

sich seine Malerei der venezianischen und bolognesischen<br />

Schule zu. Er wandte sich nämlich vom Tenebrismus<br />

de Riberas ab, um dem in Neapel aufkommenden<br />

Geschmack für römische und bolognesische Kunst zu<br />

frönen. Zu seinen bekannten Werken gehören die<br />

„Caritas Romana“ von 1635 in einer römischen Privatsammlung<br />

und zwei Versionen des Heiligen Hieronymus<br />

in der Wüste, eine in den Trafalgar Galleries in<br />

London von 1651, die andere in der Nationalgalerie<br />

des Palazzo Barberini in Rom von 1652. De Somer<br />

schuf zahlreiche Gemälde mit dem Heiligen, ebenso<br />

wie sein Meister de Ribera, der dieses Thema populär<br />

gemacht hatte. Ein weiteres Schlüsselwerk ist das<br />

Altarbild der Taufe Christi (Neapel, Santa Maria della<br />

Sapienza) aus dem Jahr 1641, das mit Sicherheit de<br />

Somer zugeschrieben werden kann, da die Dokumentation<br />

seines Auftrags erhalten geblieben ist. Nach<br />

1656 gibt es keine Aufzeichnungen über Hendrick de<br />

Somer, was darauf hindeutet, dass er eines der Opfer<br />

der Pest von 1656 in Neapel gewesen sein könnte.<br />

(1330721) (13)<br />

HENDRICK VAN SOMER,<br />

16015 – 1684/ 85<br />

SAINT JEROME IN HIS STUDY<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

174 x 114 cm.<br />

The attribution is based on a confirmation by Professor<br />

Wayne E. Franits towards previons owner.<br />

His well-known works include the Caritas Romana of<br />

1635 in a private Roman collection and two versions<br />

of Saint Jerome in the Desert, one held at Trafalgar<br />

Galleries, London from 1651, the other held at the<br />

National Gallery of the Palazzo Barberini in Rome<br />

from 1652.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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329<br />

GREGORIO PRETI,<br />

1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROM, ZUG.<br />

Bruder des Mattia Preti (1613-1699)<br />

SALOME MIT DEM HAUPT JOHANNES DES TÄUFERS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

97 x 132,5 cm.<br />

In vergoldetem Profilrahmen.<br />

Beigegeben Expertise von Prof. Riccardo Lattuada.<br />

In großem Format wird Salome als die das Bildgeschehen<br />

dominierende Figur gezeigt, mit feder geschmücktem<br />

Haupt und sie umwehendem Velum,<br />

in ihren Händen eine weite Schale, darin das Haupt<br />

Johannes des Täufers, das sie ihrer Mutter präsentiert.<br />

(†)<br />

Literatur:<br />

Vgl. Johan T. Spike, Gregorio Preti. I Dipinti, I Documenti,<br />

Florenz, 2003.<br />

Vgl. Giuseppe Porzio, Per una rivalutazione di Gregorio<br />

Preti, in: Art Italies, 18, 2012, S. 39-45.<br />

GREGORIO PRETI,<br />

1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROME,<br />

ATTRIBUTED<br />

Brother of Mattia Preti (1613 – 1699)<br />

SALOME WITH THE HEAD OF SAINT JOHN<br />

THE BAPTIST<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

97 x 132.5 cm.<br />

Accompanied by expert’s report by Prof Riccardo<br />

Lattuada. (†)<br />

Literature:<br />

cf. T. Spike, Gregorio Preti: I Dipinti, I Documenti,<br />

Taverna, 2003.<br />

cf. G. Porzio, Per una rivalutazione di Gregorio Preti,<br />

in: Art Italies, no. 18, 2012, pp. 39-45.<br />

€ 28.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Anmerkung:<br />

Der Auslöser des hier geschilderten Dramas wird in<br />

den Evangelien des Matthäus (14,1-9) und des Markus<br />

(6,17-25) erzählt: Johannes der Täufer hatte König<br />

Herodes Antipas öffentlich des Ehebruchs bezichtigt,<br />

als dieser seine Schwägerin Herodias, die Frau seines<br />

Halbbruders Herodes Boethos, heiratete. Um den<br />

Beschuldigungen ein Ende zu setzen, ließ Herodes<br />

den Täufer kurzerhand gefangen nehmen, wagte jedoch<br />

nicht, ihn zu töten, da das Volk in ihm einen<br />

Propheten sah. Herodias, die ebenfalls gedemütigte<br />

Ehebrecherin, verfolgte indes einen mörderischen<br />

Plan. Als der König anlässlich seines Geburtstages<br />

ein großes Buffet gab, ließ Herodias ihre Tochter<br />

Salome vor ihm tanzen, so dass er, der von der verführerischen<br />

Darbietung seiner Stieftochter ganz<br />

hingerissen war, ihr jeglichen Wunsch erfüllen wollte.<br />

Von ihrer Mutter angestiftet, verlangte Salome den<br />

Kopf Johannes des Täufers.<br />

(1330512) (13)<br />

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330<br />

EMILIANISCHER MALER<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

LOT UND SEINE TÖCHTER<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

94 x 78 cm.<br />

In bronziertem Profilrahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Andrea Emiliani, in<br />

Kopie.<br />

Ein leichter Schattenriss am linken Rand verortet die<br />

Darstellung der biblischen Geschichte: Bevor Gott Sodom<br />

und Gomorrha mit Schwefel und Feuer vernichtet,<br />

gebietet er Lot mit Frau und Töchtern zu fliehen. Während<br />

Lots Frau zur Salzsäure erstarren muss, weil sie<br />

sich nach der brennenden Stadt umschaut, retten sich<br />

Lot und die Töchter in eine Berghöhle. Da kein Mann<br />

im Lande war, der den Töchtern Nachkommen hätte<br />

schenken können, machen die Frauen den Vater trunken,<br />

legen sich zu ihm und werden schwanger (1. Buch<br />

Mose, Gen 19,30-38). Hier hält sich Lot schon rücklings<br />

an der einen Tochter, während die andere stehend<br />

eine Tazza mit Wein befüllt, den sie aus einem<br />

blau-weißem Fayencekrug giesst.<br />

(13303416) (2) (13)<br />

EMILIAN SCHOOL,<br />

17TH CENTURY<br />

LOT AND HIS DAUGHTERS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

94 x 78 cm.<br />

In bronzed profile frame.<br />

Accompanied by an expert’s reportby Andrea Emiliani,<br />

in copy.<br />

€ 18.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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331<br />

GREGORIO PRETI,<br />

1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROM, ZUG.<br />

Bruder des Mattia Preti (1613 – 1699)<br />

JESUS VOR PETRUS, DER DEN FISCH MIT<br />

DEM SILBERSTÜCK HÄLT<br />

Öl auf Leinwand.<br />

97 x 135 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

GREGORIO PRETI,<br />

1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROME,<br />

ATTRIBUTED<br />

Brother of Mattia Preti (1613 – 1699)<br />

SAINT PETER AND JESUS WITH THE SILVER COIN<br />

IN THE FISH’S MOUTH<br />

Oil on canvas.<br />

97 x 135 cm..<br />

Die Szene illustriert den Text aus dem Evangelium des<br />

Matthäus (17, 24-27), in dem es um die Frage der<br />

Tempelsteuer geht, die Petrus hier einzunehmen hat.<br />

Der Legende nach bat Jesus, Petrus sollte einen Fisch<br />

angeln und würde das Geldstück für die Tempelsteuer<br />

darin finden. Die Szene in betonter caravaggesker<br />

Hell-Dunkelmanier wiedergegeben, die beiden Hauptpersonen<br />

in die linke Bildhälfte gerückt. Rechts ein<br />

jugendlicher Mann mit Turban vor einem offenen Folianten,<br />

offenbar mit Steuerliste, dahinter ein geharnischter<br />

Söldner. Zwei weitere Personen aus dem<br />

Apostelkreis flankieren die Jesusfigur. Das Gemälde<br />

wurde – laut altem Rahmenschild – bereits als ein<br />

Werk des Mattia Preti angesehen, mit dessen Werk<br />

die Malweise tätsächlich große Übereinstimmung<br />

aufweist.<br />

(13306218) (10)<br />

€ 22.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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332<br />

MARCANTONIO FRANCESCHINI,<br />

1648 BOLOGNA – 1729, ZUG.<br />

BATHSEBA IM BADE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

200 x 288 cm.<br />

Im Zentrum in der für Franceschini typischen Komposition<br />

ist hell erleuchtet Bathseba, die Frau eines Offiziers<br />

der Armee des biblischen Köings David, dargestellt,<br />

wie sie ihrer Schönheitspflege nachgehend<br />

sitzend auf einer Terrasse dargestellt ist, die links von<br />

einer Grottenarchitektur, rückwärtig von einer balustrierten<br />

erhobenen Terrasse begrenzt wird. Während<br />

vier junge Frauen emsig damit beschäfigt sind, ihre<br />

Füße zu Waschen, sie anzukleiden oder mit dem ein<br />

oder anderen Mittel ihre Schönheit hervorzuheben,<br />

sinniert im Hintergrund unbeachtet König David, den<br />

einen Ellbogen auf der Balustrade auflegend und gut<br />

erkennbar an seiner goldglänzenden Krone. David<br />

wird Bathseba zu sich kommen lassen, wissend, dass<br />

sie verheiratet ist, und wird sie schwängern. Da es<br />

ihm nicht gelingen wird, das Kind Bathsebas Mann<br />

unterzuschieben, wird David dessen Tod herbeiführen,<br />

indem er ihn an die Front schicken wird. Diese Handlungen<br />

rufen, laut Bibel, den Zorn Gottes hervor. Das<br />

aus diesem Ehebruch hervorgegangene Kind wird<br />

sterben. Das Thema war bei Franceschinis Klientel<br />

offenbar sehr begehrt, denn in seinem Œuvre finden<br />

wir Bathseba gleich mehrfach. Einmal wurde ihr von<br />

Franceschini nur eine Assistenzfigur zugedacht und<br />

die Komposition ist ein Hochformat, sodass König<br />

David von einem weit erhöhten Balkon daniederblickt<br />

(Sammlung Gasparrini, Rom). Eine weitere Szene ist<br />

unserem Gemälde sehr ähnlich (Sammlung Durazzo<br />

Pallavicini, Genua). Sie zeigt ebenfalls vier Assistenzfiguren<br />

und auch hier ist König David im linken Hintergrund<br />

befindlich. Während eine Frau sich um die Füße<br />

kümmert, ist die andere mit dem Richten der Kleidung<br />

beschäftigt – ebenso wie auf dem hier angebotenen<br />

Gemälde.<br />

MARCANTONIO FRANCESCHINI,<br />

1648 BOLOGNA – 1729, ATTRIBUTED<br />

BATHSHEBA BATHING<br />

Oil on canvas.<br />

200 x 288 cm.<br />

Notes:<br />

Franceschini was a master of baroque classicism, and<br />

his delicate figures, although not charming, were always<br />

dignified. Unsurprisingly his works are held in<br />

collections of famous museums such as the Metropolitan<br />

Museum of Art in New York or the Museum<br />

of Fine Arts in Houston.<br />

€ 100.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Anmerkung:<br />

Franceschini war ein Meister des barocken Klassizismus<br />

und seine zarten Figuren stets würdevoll und<br />

wenig lieblich. So nimmt es nicht wunder, dass seine<br />

Werke auch Sammlungen berühmter Museen wie<br />

des Metropolitan Museum of Art in New York oder<br />

das Museum of Fine Arts in Houston zieren.<br />

(1330541) (2) (13)<br />

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333<br />

EBERHARD KEILHAU,<br />

GENANNT "MONSÙ BERNARDO",<br />

1624 HELSINGØR – 1687 ROM, ZUG.<br />

Über den in Dänemark geborenen Maler, der nach<br />

Rom zog, ist bekannt, dass er 1642-1644 in der Werkstatt<br />

von Rembrandt van Rijn (1606-1669) in Amsterdam<br />

gearbeitet hat und 1651 nach Venedig kam. Auf<br />

seinen Reisen zwischen Venedig, Bergamo und Mailand<br />

widmete er sich verschiedenen Bildgattungen,<br />

vor allem auch dem Portrait, wobei er die Königin<br />

Christina von Schweden, die sich damals in Ravenna<br />

aufhielt, portraitieren konnte. Letztlich wirkte er ab<br />

1656 in Rom.<br />

ABENDLICHE LANDSCHAFT MIT AM BODEN<br />

LIEGENDEM JUNGEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

74,5 x 134 cm.<br />

In weiter Landschaft, vor einem Baumstumpf, der liegende<br />

Junge in blau-weißer und rötlicher Kleidung,<br />

seinen Kopf auf die Hand seines rechten Ellenbogens<br />

abgestützt und mit seiner linken Hand einen schwarzen<br />

Hut mit rotem Band festhaltend. Vor ihm am<br />

Boden stehend ein geflochtener großer Korb und ein<br />

Zweig mit einer gelb-rötlich leuchtenden Frucht.<br />

Rechtsseitig ein angebundener Rebstock mit Trauben,<br />

vor dem Ausblick in eine weite Landschaft mit blauem<br />

Himmel, im Licht der untergehenden Sonne.<br />

Anmerkung:<br />

Ein vergleichbares Werk des Künstlers mit einem<br />

liegenden Hirtenjungen und einem Weidenkorb<br />

wurde am 12. Dezember 2001 bei Christie's unter<br />

der Lot 79 versteigert.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Minna Heimbürger, Bernardo Keilhau detto<br />

Monsù Bernardo, Rom 1988.<br />

(1330363) (4) (18)<br />

EBERHARD KEILHAU,<br />

ALSO KNOWN AS “MONSÙ BERNARDO”,<br />

1624 HELSINGØR – 1687 ROME, ATTRIBUTED<br />

EVENING LANDSCAPE WITH RECUMBENT BOY<br />

ON THE GROUND<br />

Oil on canvas.<br />

74.5 x 134 cm.<br />

Notes:<br />

A similar work by the artist with recumbent shepherd<br />

boy and wicker basket was sold on 12 December<br />

2001 at Christie’s with lot 79.<br />

Literature:<br />

cf. Minna Heimbürger, Bernardo Keilhau detto<br />

Monsù Bernardo, Rome 1988.-<br />

€ 17.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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334<br />

EBERHARD KEILHAU,<br />

GENANNT „MONSÙ BERNARDO“,<br />

1624 HELSINGØR – 1687 ROM, ZUG.<br />

SCHLAFENDES KIND MIT BÜCHERN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

75 x 134 cm.<br />

In breitem profiliertem Rahmen.<br />

Den Kopf auf einem Kissen ruhend und eine Schrifttafel<br />

neben sich legend, ruht das Mädchen da mit ausgezogenen<br />

Schuhen und neben ihr stehendem Korb,<br />

der mit Büchern angefüllt ist. Ein allegorischer Hintersinn<br />

im Sinne einer Erschöpfung der Gelehrsamkeit.<br />

Anmerkung:<br />

Ein Gemälde mit der gleichen Darstellung wird im<br />

Statens Museum in Kopenhagen verwahrt.<br />

Literatur:<br />

Vgl. zu dem Werk in Kopenhagen: Minna Heimbürger,<br />

Bernardo Keilhau detto Monsù Bernardo, Rom 1988,<br />

S. 206. (1330364) (4) (13)<br />

MONSÙ BERNARDO,<br />

ALSO KNOWN AS “EBERHART KEILHAU”,<br />

1624 HELSINGØR – 1687 ROME, ATTRIBUTED<br />

SLEEPING CHILD WITH BOOKS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

75 x 134 cm.<br />

Notes:<br />

A painting with the same depiction is held at the<br />

Statens Museum for Kunst in Copenhagen.<br />

Literature:<br />

cf. for the work in copenhagen: Minna Heimbürger,<br />

Bernardo Keilhau detto Monsù Bernardo, Rom 1988,<br />

p. 206.<br />

€ 17.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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107


335<br />

ANNIBALE CARRACCI,<br />

1560 BOLOGNA – 1609 ROM, SCHULE DES<br />

DIE HEILIGE MARGARETHA VON ANTIOCHIA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

209 x 117 cm.<br />

Die Heilige in einer italienischen Landschaft, zu ihrer<br />

Rechten angelehnt an einen antikischen Sockel mit<br />

dem Motto „Sursum cordir“ (Empor die Herzen). In<br />

seiner Landschaftskomposition und figürlichen Auffassung,<br />

erinnert das Gemälde an ein Noli me tangere­<br />

Gemälde von Annibale Carracci, welches in der Fondazione<br />

Zeri unter der Nummer 56086 zu finden ist.<br />

Auch erinnert es an einen „Johannes der Täufer“ im<br />

John and Mable Ringling Museum of Art in Sarasota,<br />

Florida, welches ebenfalls der Carracci-Schule zugewiesen<br />

wird. Des weiteren an einen Heiligen Sebastian,<br />

in spiegelverkehrter Darstellung, in der Fondazione<br />

Zeri (53717).<br />

ANNIBALE CARRACCI,<br />

1560 BOLOGNA – 1609 ROME, SCHOOL OF<br />

SAINT MARGARET OF ANTIOCH<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

209 x 117 cm.<br />

The composition of the landscape and figures in the<br />

painting on offer for sale in this lot are reminiscent of<br />

Annibale Carraci’s Noli Me Tangere painting, listed at<br />

the Fondazione Zeri with no. 56086 as well as a Saint<br />

John the Baptist depiction held at the John and Mable<br />

Ringling Museum of Art in Sarasota, Florida, which is<br />

also attributed to the School of Carracci. Finally it is<br />

also similar to a mirror-inverted depiction of Saint Sebastian<br />

held at Fondazione Zeri with no. 53717.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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Anmerkung:<br />

Die legendäre Märtyrerin wurde einst von ihrem heidnischen<br />

Vater verstoßen und beim Stadtpräfekten<br />

denunziert. Sie setzte dem Teufel in Menschengestalt<br />

ihren Fuß auf den Scheitel, um ihm seine Machtlosigkeit<br />

zu demonstrieren. (13306055) (10)<br />

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336<br />

RÖMISCHE SCHULE DER ZWEITEN HÄLFTE<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

DIE GEBURT DES BACCHUS<br />

SCHOOL OF ROME, SECOND HALF<br />

OF THE 17TH CENTURY<br />

THE BIRTH OF BACCHUS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

115 x 165 cm.<br />

In schmalem vergoldetem Rahmen.<br />

Im Mittelpunkt dieser Darstellung steht der Götterbote<br />

Hermes mit rotem Gewand und geflügeltem Helm,<br />

der in seiner linken Hand auf einem gelblichen Tuch<br />

den neugeborenen nackten Bacchus hält, der um sein<br />

Haupt einen kleinen Efeukranz trägt. Die Szenerie<br />

spielt sich in einer weiten idealisierten bergigen Landschaft<br />

ab, mit an einem Fluss sitzenden und ruhenden<br />

Bacchanten, die zumeist nackt dargestellt werden,<br />

teilweise ebenfalls einen Efeukranz tragen und sich<br />

teilweise in oder am niedrigen Wasser eines Flusses<br />

befinden. Hinter ihnen erheben sich zwei bewaldete<br />

Bergkuppen; auf einer von diesen sitzt ein Pan, Flöte<br />

spielender Satyr. Auf diesem Berg soll Bacchus geboren<br />

worden sein, zu dem sind darauf Efeu und Weinstock<br />

heimisch, was man auf dem Bild an den zahlreichen<br />

Weinranken und blauen Weintrauben erkennen<br />

kann. Merkur verweist mit weitem ausgestrecktem<br />

Arm auf Zeus, der im Himmelsbereich auf Wolken auf<br />

einer Liegestatt wiedergegeben wird. Der griechischen<br />

Mythologie nach soll er den Bacchus aus seinem eigenen<br />

Schenkel geboren haben, weswegen Bacchus<br />

auch der zweimal Geborene genannt wird. Zeus nimmt<br />

gerade in einer Schale stärkenden Narung zu sich, um<br />

sich wohl von der Geburt zu stärken. Erzieherische<br />

Widergabe der Geburt des Bacchus in vielen differenzierten<br />

Farbtönen.<br />

(13306113) (10)<br />

Oil on canvas.<br />

115 x 165 cm.<br />

€ 15.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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337<br />

ANTONIO CARRACCI,<br />

1583 VENEDIG – 1618 ROM<br />

DIE SINTFLUT<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

155,5 x 233,5 cm.<br />

In schmaler profilierter Goldleiste.<br />

Manieristische Darstellung der Körper, die sich aus<br />

den Fluten an Land zu retten suchen, sich teils an<br />

Tiere, teils an Bäume klammern, teils sich an ein gerade<br />

gekentertes Boot zu retten suchen. Eine hell erleuchtete<br />

Figur auf der rechten oberen Seite die Hände<br />

gen Gott und den Himmel streckend. Das Gemälde<br />

kompositionell weitere Versionen wiederaufnehmend,<br />

wie die in der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />

und der Gemäldegalerie Berlin, welche sich untereinander<br />

kaum unterscheiden. Dieses kraftvolle und<br />

intensive, im kontrastierenden Licht dargestellte Gemälde,<br />

entstand in den letzten zwei oder drei Lebensjahren<br />

des Antonio Carracci.<br />

ANTONIO CARRACCI,<br />

1583 VENICE – 1618 ROME<br />

THE FLOOD<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

155.5 x 233.5 cm.<br />

Literature:<br />

cf. Visions de Déluge. De la renaissance au XIXe siècle,<br />

Lausanne 2007.<br />

Antonio Carracci, Brescia 2017, p. 130 ill.<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. Visions du Déluge. De la Renaissance au XIXe<br />

siècle, Lausanne 2007. Mit dort abgebildeter seitenverkehrter<br />

Komposition. Das Gemälde wird dort auf<br />

ca. 1617/18 datiert.<br />

Antonio Carracci, Brescia 2017. Die Vergleichsbeispiele<br />

in Berlin und München, abgebildet auf S. 130.<br />

Des Weiteren eine Version aus einer Privatsammlung<br />

(evtl. das vorliegende Gemälde), ebenfalls dort abgebildet.<br />

(13306227) (10)<br />

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338<br />

PIETER SIMON VERLINDEN,<br />

KÜNSTLER DES 17./ 18. JAHRHUNDERTS.<br />

1677 Schüler des Lucas Franchoys (1616-1681) d. J.,<br />

1695 Dekan der Lucasgilde in Mechelen.<br />

CHRISTI VERTREIBUNG DER HÄNDLER<br />

AUS DEM TEMPEL<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

103 x 83 cm.<br />

Rechts unten signiert „P.S.Verlinden“.<br />

Vor dem Eingang eines prunkvollen Gebäudes mit<br />

korinthischen Säulen aus rötlichem Marmor sieht man<br />

Christus in blau-rotem bewegtem Gewand. In seiner<br />

Linken hält er eine Geißel aus Stricken, mit der er in<br />

heftiger Bewegung versucht, die Händler mit ihrer<br />

Opferware und die Geldwechsler aus dem Jerusalemer<br />

Tempel zu vertreiben. Er blickt zornig auf das Handelsgeschehen<br />

und hat bereits einiges umgestoßen;<br />

vor ihm sind bereits zwei Händler zu Boden gefallen,<br />

ein weiterer hat die Hände zum Kopf erhoben, um<br />

sich vor den kräftigen Schlägen zu schützen. Im Vordergrund<br />

sieht man auf den Stufen eine zu Boden gegangene<br />

Frau mit Kind und einem Korb voller Früchten. Auf<br />

der linken Seite erkennt man einen Mann mit Ziegenbock<br />

auf seinem Rücken und einem Federvieh, beides<br />

auch als Opfergaben gedacht. Oberhalb von ihm flüchtet<br />

ein junger Mann in rotem Gewand mit blauem<br />

Überwurf. Auf der rechten Seite beobachten zwei<br />

Geldwechsler, eine sitzende Frau und ein stehender<br />

Mann in gelbem Mantel mit Kapuze misstrauisch das<br />

Geschehen und versuchen ihre Münzen in Sicherheit<br />

zu bringen. Genaue Wiedergabe der biblischen Geschichte<br />

nach der Überlieferung des Johannes-Evangeliums<br />

in beige-brauner Farbigkeit mit einigen roten und<br />

blauen Farbakzenten. (†)<br />

PIETER SIMON VERLINDEN,<br />

17TH/ 18TH CENTURY<br />

1677 Student of Lucas Franchoys the Younger, 1695<br />

Dean of the Guild of St. Luke in Mechelen.<br />

THE PURIFICATION OF THE TEMPLE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

103 x 83 cm.<br />

Signed “P.S. Verlinden” lower right. (†)<br />

Literature:<br />

Thieme/Becker; E. Neeffs, Hist. de la peint. et de la<br />

sculpt. à Malines, 1876.<br />

€ 20.000 - € 24.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Thieme/Becker; E. Neeffs, Hist. de la peint. et de la<br />

sculpt. à Malines. 1876. (13306035) (10)<br />

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339<br />

JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />

1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERPEN, ZUG.<br />

JÜNGLINGSBÜSTE, UMGEBEN VON FRUCHT-<br />

UND BLUMENGEBINDEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

170 x 123 cm.<br />

Das äußerst großformatige Gemälde, in betörender<br />

Qualität ausgeführt, zeigt im Zentrum der schwarzgrundigen<br />

Gesamtdarstellung eine steinerne Jünglingsbüste<br />

im Stil der Antike. Sie ist umrahmt von<br />

einem trompe-l‘oel-artig gemalten, großen barocken<br />

Steinrahmen mit ausziehenden Voluten und einem,<br />

unterhalb der Büste angemeißelten, geflügelten Engelskopf,<br />

in Art eines Epitaphs. Die Wiedergabe der<br />

Bildhauerelemente in Steingrau, leicht verschattet.<br />

Umso mehr bricht die leuchtende Farbenfülle der<br />

Frucht- und Blumengebinde hervor, die in vier größeren<br />

<strong>Part</strong>ien zusammengefasst sind. Zwischen Blattwerk<br />

zeigen die einzelnen Gebinde helle Trauben,<br />

Rosen und Hibiskusblüten, daneben Nelken und entsprechendes<br />

Blattwerk. Dazwischen gebunden sind<br />

Pfirsiche, ein geöffneter Granatapfel, Zitrusfrüchte<br />

und Pflaumen, am Unterrand etliche reife Feigen.<br />

Himbeeren und leuchtend rote Kirschen fügen sich in<br />

die Farbkomposition ein, jeweils vor dem fein gemalten<br />

Blattwerk bewusst abgehoben. In der Blumenstilllebenmalerei<br />

der Zeit üblich, lassen sich auch Insekten<br />

wie Maikäfer und Schmetterling finden. Gemäß<br />

der Blumensymbolik der Zeit erscheinen die einzelnen<br />

Blüten und Früchte auf die Jugend der Knabenbüste<br />

zu verweisen, möglicherweise als eine persönliche<br />

Hommage. (†)<br />

(12901422) (11)<br />

JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />

1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERP,<br />

ATTRIBUTED<br />

BUST OF A YOUNG MAN SURROUNED<br />

BY BOUQUETS OF FLOWERS AND FRUIT<br />

Oil on canvas.<br />

170 x 123 cm. (†)<br />

€ 50.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID


340<br />

JAN VAN BALEN (1611 – 1654)<br />

UND WERKSTATT DES JAN BRUEGHEL D. J.<br />

(1601 – 1678)<br />

VENUS BEIM BAD DER NYMPHEN,<br />

BELAUSCHT VON SATYRN<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

71 x 104 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Beigegeben ist eine gutachterliche Stellungnahme<br />

mit Bestätigung der genannten Künstler, durch Prof.<br />

Dr. Dr. hc. Jan de Maere, Rambrouch, Juni 2022.<br />

Wir danken ebenso Dr. Joost Vander Auwera für die<br />

mündliche Bestätigung.<br />

Es war die antike Mythologie, die es nach mittelalterlicher<br />

Strenge erlaubte, Nacktheit im Bild darzustellen.<br />

Van Balen, Sohn des Hendrick van Balen und Lehrer<br />

des Anton van Dyck, wurde bereits 1631 in die Lukas­<br />

Gilde aufgenommen und 1639 Meister. Schon nach<br />

anfänglichen Erfolgen arbeitete er unter der Leitung<br />

von Rubens. 1639 unternahm er eine Italienreise, die<br />

auch das Interesse an antiken Themen förderte.<br />

Wie in seiner Zeit, des “Goldenen Zeitalters der Niederländischen<br />

Malerei“ üblich, entstanden Gemälde in Zusammenarbeit<br />

mit Spezialisten anderer als der eigenen<br />

Thematik. So sind uns nicht wenige Werke überliefert,<br />

die van Balen zusammen mit Jan Brueghel zusammen<br />

geschaffen hat. Die Brueghel-Werkstatt war dabei<br />

federführend für die landschaftlichen Bildelemente,<br />

wie dies auch in vorliegendem Gemälde der Fall ist.<br />

Das Thema hat hier Gelegenheit geschaffen, eine Vielzahl<br />

unbekleideter Mädchen und Frauen ins Bild zu<br />

setzen, natürlich durch die mythologische Legende<br />

legitimiert. Wir sehen eine wildwuchernd bewachsene<br />

Felsenkulisse, davor ein Gewässer, an dem sich<br />

die Nymphen beim Bade vergnügen. Im Zentrum hat<br />

der Maler eine Frauengestalt hervorgehoben, bei der<br />

es sich um Venus, Herrscherin über die Nymphen handelt,<br />

erkennbar an ihrem roten Tuch und dem feinen<br />

Schmuck im Haarreif. Sie lässt sich soeben ankleiden,<br />

denn rechts im Bild verbirgt sich bereits der die Szene<br />

belauschende Satyr. Ein weiterer finsterer Geselle<br />

schleicht sich soeben am linken Bildrand an eine der<br />

Nymphen heran, die den Arm warnend erhebt. Davor<br />

hat der Maler eine Nymphe zusammen mit einem<br />

Schwan ins Bild gesetzt, eine Anspielung auf das<br />

„Leda“-Thema.<br />

Im Sinne einer gelungenen Farbkomposition ist hier<br />

das kräftige Rot des Venus-Umhanges mit dem großen<br />

Tuch in Verbindung zu sehen, das von einem der<br />

Mädchen vom Ast wieder abgenommen wird; das<br />

weniger kräftige Rot im Umhang einer höher sitzenden<br />

Nymphe bildet den Farbübergang. Dabei stehen<br />

die Rottöne insgesamt komplementär zum Grün der<br />

Landschaft.<br />

Als Vergleich zu vorliegendem Gemälde seien hier<br />

wenigstens zwei weitere Werke genannt, Zusammenarbeiten<br />

von Van Balen mit Brueghel: „Die schlafende<br />

Göttin Diana mit Nymphen“ (Dorotheum 2014) oder<br />

„Das Bacchusfest“ (ehem. Hampel).<br />

(1330704) (11)<br />

JAN VAN BALEN (1611 – 1654)<br />

AND WORKSHOP OF JAN BRUEGHEL THE<br />

YOUNGER (1601 – 1678)<br />

VENUS BATHING WITH THE NYMPHS<br />

SPIED UPON BY SATYRS<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

71 x 104 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report with confirmation<br />

of the above-mentioned artist by Professor Dr Dr hc<br />

Jan de Maere, Rambrouch, June 2022 is enclosed.<br />

We thank Dr Joost Vander Auwera for the verbal confirmation<br />

also.<br />

As was usual during the “Golden Age of Dutch Painting”,<br />

paintings were created in collaboration with specialists<br />

on specific subjects. Quite a few works that<br />

Van Balen created in collaboration with Jan Brueghel<br />

have survived. The Brueghel workshop was responsible<br />

for the landscape elements, as is also the case<br />

in the present painting. The subject here gives the<br />

opportunity to depict a multitude of naked girls and<br />

women, of course, legitimated by the mythological<br />

legend. A wildly overgrown, rocky backdrop with a<br />

body of water in front, where the nymphs enjoy<br />

themselves while bathing is depicted here. At the<br />

centre, the painter has emphasized a female figure,<br />

which is Venus, ruler of the nymphs, recognizable by<br />

her red cloth and fine jewellery in her headband. She<br />

is about to be dressed because the satyr, who is spying<br />

on the scene, is already hidden on the right of the<br />

painting.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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341<br />

JAN BRUEGHEL D. J. (1601 – 1678)<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT<br />

HENDRIK VAN BALEN D. Ä. (1575 – 1632)<br />

DIE SCHLAFENDE DIANA UND IHRE NYMPHEN<br />

WERDEN VON SATYRN ENTDECKT<br />

Öl auf Kupfer.<br />

27,5 x 39,5 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

vom 01. Juli 2019.<br />

In Waldlandschaft unterhalb eines großen alten Baumes<br />

liegend die schlafende, schöne Diana mit nacktem<br />

Oberkörper und einem leuchtenden senffarbigen<br />

Tuch über ihren Beinen, als Attribut eine kleine Mondsichel<br />

in ihren blonden Haaren. Um sie herum ihre von<br />

der Jagd ermüdet schlafenden Nymphen, teils mit<br />

roten und blauen Tüchern bedeckt, dazwischen zwei<br />

Köcher mit Pfeilen. Am unteren rechten Rand der erste<br />

Teil ihrer Jagdbeute mit Vögeln und Hasen, am linken<br />

Eckrand der zweite Teil mit einem erlegten Reh,<br />

zwei Hasen und erlegten Vögeln. In der Mitte links<br />

gleitet der Blick in das Waldinnere auf einen geflügelten<br />

größeren Putto, der die Jagdhunde versorgt.<br />

Überrascht und entdeckt werden die Schlafenden von<br />

zwei lüstern schauenden Satyrn, die sich hinter dem<br />

vom Baum herabhängenden großen roten Tuch verborgen<br />

hatten. Diana und die Nymphen werden von<br />

einem hellen Licht angestrahlt und wirken fast wie<br />

Schauspieler auf einer Bühne; gleichzeitig bilden sie<br />

so einen starken Kontrast zur dunkleren Umgebung.<br />

Laut Dr. Ertz wurden die Landschaft, die Tiere und die<br />

Jagdutensilien von Brueghel gemalt, wohingegen die<br />

Figuren im Vordergrund von van Balen stammen.<br />

Anmerkung:<br />

Jan Brueghel war ein flämischer Landschafts-, Blumenund<br />

Tiermaler des Barock und 1601 als erstes Kind<br />

Jan Brueghels d. Ä. und der Isabella de Jode geboren.<br />

1630 und 1631 war Jan Brueghel d. J. Dekan der<br />

Lukasgilde. Aufschwung und öffentliche Anerkennung<br />

erhielt er noch einmal im Jahre 1651 durch Aufträge<br />

des österreichischen Hofes, die sein Schwager<br />

David Teniers d. J. vermittelt hatte. Wie sein Vater<br />

arbeitete er häufig mit anderen Malern zusammen,<br />

besonders bei mythologischen und allegorischen Themen,<br />

bei denen er die Landschaften beisteuerte, wie<br />

auch bei dem vorliegenden Gemälde. (1331132) (18)<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER (1601 – 1678)<br />

IN COLLABORATION WITH<br />

HENDRIK VAN BALEN THE ELDER (1575 – 1632)<br />

DIANA AND HER NYMPHS ASLEEP,<br />

SPIED UPON BY SATYRS<br />

Oil on copper.<br />

27.5 x 39.5 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen dated 1 July 2019.<br />

According to Dr Ertz, Brueghel painted the landscape,<br />

the animals, and the hunting paraphernalia, while the<br />

figures in the foreground were executed by van<br />

Balen.<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

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342<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 ANTWERPEN – 1678 EBENDA.<br />

Sohn von Jan Brueghel des Älteren. Nach Italienreisen<br />

ab 1622 und Begegnung mit Anton van Dyck fand<br />

er sich 1625 wieder in Antwerpen ein, wo er Mitglied<br />

der St. Lukas-Gilde wurde.<br />

DIANA MIT IHREN HUNDEN NACH DER JAGD<br />

Öl auf Kupfer.<br />

50 x 68 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, 2022.<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 ANTWERPEN - 1678 IBID.<br />

DIANA WITH HER DOGS AFTER THE HUNT<br />

Oil on copper.<br />

50 x 68 cm.<br />

Accompanied by an expert‘s report by Dr. Klaus Ertz,<br />

2022.<br />

€ 32.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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Die Szene themengemäß in einem Laubwald mit links<br />

nach hinten ziehender Schneise. In der Ferne ein Dorf<br />

mit Kirchturm. Die Hauptfigur, die antike Jagdgöttin<br />

Diana, ist zusammen mit ihren Jagdhunden als dominierendes<br />

Bildelement in die rechte Seite verlagert,<br />

während kompositionell links gegenüber das erlegte<br />

Wild am Waldboden liegt - Hirsch, Reh, Fasan und<br />

Vögel. Dazwischen ein Jagdhorn mit Kordeln und<br />

Quasten. Diana ist soeben dabei, den Hunden die Halsbänder<br />

abzulegen, die in prächtiger Weise gearbeitet<br />

sind. Der schon hiermit gezeigte höfische Anspruch<br />

lässt vermuten, dass es sich bei der anmutigen Hauptfigur<br />

wohl auch um ein Portraitbildnis einer höfischen<br />

Dame handelt, wie dies in der Malerei der Zeit so häufig<br />

zu beobachten ist, vor allem in der Diana-Thematik.<br />

Etwas dunkler gehalten - erscheint im Mittelgrund eine<br />

weitere Jagdgehilfin, die ein Maultier führt, beladen<br />

mit einem erlegten Reh, noch weiter hinten drei höfische<br />

Gestalten beim Waldspaziergang. Jan Brueghels<br />

Malstil war zunächst stark von seinem Vater geprägt.<br />

Allerdings entfernte er sich allmählich von dessen<br />

präziser Feinmalerei zugunsten einer weit geschmeidigeren,<br />

farbflüssigeren Malweise, wie wir sie hier<br />

vorgeführt sehen. Nicht selten sind auch seine Werke<br />

in Zusammenarbeit mit Figurenmalern entstanden.<br />

Die Französische Revolution war ein wichtiges historisches<br />

Ereignis.<br />

(1331377)<br />

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343<br />

DAVID VINCKBOONS,<br />

1576 MECHELEN – 1629 AMSTERDAM, ZUG.<br />

PREDIGT JOHANNES DES TÄUFERS<br />

Öl auf Holz.<br />

46 x 64 cm.<br />

In Rahmen mit Wellenleistenprofil.<br />

Auf einer Waldlichtung eingebettet in einer hügeligen<br />

Landschaft steht der predigende Johannes der Täufer<br />

umgeben von zahlreichen Figuren, die den Blick links<br />

in ein lichtblaues Tal eröffnen, in dem ein Kirchturm die<br />

Brücke von der zeitgenössisch dargestellten Kirche zur<br />

biblischen Erzählung schlägt. Eine Predigtszene von<br />

Vinckboons wird beim RKD unter Nummer 2824 verzeichnet,<br />

ist in ihrer Darstellung jedoch weniger vielfältig<br />

als das hier angebotene Gemälde.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, David Vinckboons,<br />

Lingen 2016. (1330292) (1) (13)<br />

DAVID VINCKBOONS,<br />

1576 MECHELEN – 1629 AMSTERDAM,<br />

ATTRIBUTED<br />

THE SERMON OF SAINT JOHN THE BAPTIST<br />

Oil on panel.<br />

46 x 64 cm.<br />

A sermon scene by Vinckboons is recorded at the<br />

RKD under no. 2824, however, the depiction is much<br />

less varied as the painting on offer for sale in this lot.<br />

Literature:<br />

cf. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, David Vinckboons,<br />

Lingen 2016.<br />

€ 13.000 - € 16.000<br />

Sistrix<br />

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344<br />

SÉBASTIAN VRANCX,<br />

1573 ANTWERPEN – 1647<br />

GEFECHT AUF EINER LICHTUNG<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

40 x 72 cm.<br />

In mit Wellenleistenprofil dekoriertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Robert Crouzet, Paris,<br />

25. Oktober 1987, in Kopie.<br />

Ein ländlicher Weg führt diagonal in das Bild hinein<br />

und von einer niedrigen Anhöhe herab erblickt der Betrachter<br />

eine große Anzahl von Kavallerie, die gegen<br />

Fußsoldaten vorgehen. Im Mittelgrund bilden junge<br />

Bäume eine kontrastierende Vertikale, hinter ihnen ist<br />

ein Kirchturm zu erkennen, ein Hinweis auf eine nahe<br />

Stadt. Von Vrancx und seiner Werkstatt sind viele Gemälde<br />

bekannt, die eine ähnliche Thematik aufweisen,<br />

das hier angebotene Werk ist jedoch in seiner erzählerischen<br />

Form besonders ausdrucksvoll. So sieht<br />

man bereits verwundete Soldaten unter den herantrabenden<br />

Pferden bluten, während die Harnische der<br />

Reiter sich im Licht der Sonne spiegeln.<br />

(1330291) (1) (13)<br />

SEBASTIAN VRANCX,<br />

1573 ANTWERP – 1647<br />

SKIRMISH IN A CLEARING<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

40 x 72 cm.<br />

Acompanied by an expert’s report by Robert Crouzet,<br />

Paris, 25 October 1987.<br />

€ 22.000 - € 26.000<br />

Sistrix<br />

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125


345<br />

FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

SZENE AUS DEM ALTEN TESTAMENT<br />

FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />

OLD TESTAMENT SCENE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

130 x 170 cm.<br />

Dargestellt ist wohl eine Szene von der Reise der<br />

Israeliten ins gelobte Land aus dem Alten Testament.<br />

Geführt werden sie zunächst von Moses, nach dessen<br />

Tod von seinem Nachfolger Joshua. Vor einer weiten<br />

Landschaft stehen ein in rotem Obergewand prachtvoll<br />

gekleideter, bärtiger alter Mann im Gespräch mit<br />

einem Jüngeren vor einem großen knorrigen Baum.<br />

Es könnte einer der Könige sein, dem Joshua auf der<br />

Reise begegnet. Rechts und links im Hintergrund<br />

sieht man die aufgeschlagenen Zelte, mit denen die<br />

Israeliten unterwegs waren. Am rechten Bildrand<br />

eine Gruppe von Kindern und Frauen, die auf die Dargestellten<br />

mit ihren Händen verweisen und somit auf<br />

die Wichtigkeit dieses Treffens. (†)<br />

(13306040) (10)<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

130 x 170 cm. (†)<br />

€ 22.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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346<br />

OSIAS BEERT D. Ä.,<br />

UM 1580 – 1623/24<br />

PRUNKSTILLLEBEN MIT DECKELPOKAL,<br />

GLÄSERN UND FRÜCHTEN<br />

Öl auf Kupfer.<br />

49 x 65 cm.<br />

Auf der Klinge datiert „8“ (1608).<br />

In ebonisiertem Holzrahmen.<br />

Auf einer weiten Tischplatte sind zahlreiche auf ein<br />

festliches Bankett hinweisende Gegenstände zu sehen,<br />

die auch in anderen Gemälden des Malers immer<br />

wieder auftauchen. Ein kunstvoll gearbeitetes Messer<br />

ragt über die Tischkante hinaus und verbindet so den<br />

Betrachter- mit dem Bildraum, daneben ein im Licht<br />

schimmerndes aufgeschnittenes Brot mit daneben<br />

liegender geöffneter Walnuss. Drei Teller, ein Fayenceteller<br />

mit kontrastierendem Dekor und zwei Zinnplatten,<br />

sind in die Tiefe gestaffelt und mit Pflaumen,<br />

Birnen, Trauben und Oliven angefüllt. Der Dreizahl der<br />

horizontal ausgerichteten Platten entsprechend, hat<br />

Beert drei vertikal ausgerichtete Gefäßkörper gegenübergestellt:<br />

Im Zentrum eine köstliche Goldschmiedearbeit,<br />

deren Vergoldung das ganze Gemälde in eine<br />

höhere Wertigkeitsebene zu heben vermag und dessen<br />

Licht in den es flankierenden Glasgefäßen widerspiegelt.<br />

Diese Gefäße sind venezianisch oder à la<br />

façon de Venise gefertigt und beinhalten unterschiedliche<br />

Flüssigkeiten. Das Stillleben erfährt Bewegung<br />

durch zweierlei Schmetterlinge, die in ihrer Zartheit<br />

zwischen Horizontale und Vertikale vermitteln und so<br />

die Komposition harmonisieren. Während der gleiche<br />

Pokal auf einem Gemälde auftaucht, das sich einst in<br />

der Alfred Brod Gallery befand (RKD Nr. 13793), begegnet<br />

uns das rechte Glas häufiger im Schaffen des<br />

Künstlers - so etwa auf einem Bild, das im Mai 1963 in<br />

der Apollo angepriesen wurde und am 28. November<br />

1962 bei Sotheby‘s, London, unter Lot 113 angeboten<br />

worden ist. Auch die Tazza aus Glas begegnet uns<br />

wieder: Rechts im Bild ist sie auf einem Stillleben von<br />

Osias Beert zu sehen, das am 26. Januar 2012 unter<br />

Lot 43 bei Sotheby‘s, New York, angeboten worden ist.<br />

Anmerkung:<br />

Das hübsche Dorf Norton, wo das hier angebotene<br />

Gemälde einst hing, liegt etwa zehn Meilen südöstlich<br />

von Rugby an einem Ort, der seit prähistorischen<br />

Zeiten bewohnt ist. Norton Hall wurde zur Zeit von<br />

Elisabeth I von der Familie Knightley aus Fawsley<br />

bewohnt. Das Marmorgrab von Lady Elizabeth<br />

Seymour, der zweiten Frau von Sir Richard Knightley,<br />

befindet sich in der schönen Kirche aus dem 13./ 14.<br />

Jahrhundert. Sie war die Tochter des Herzogs von<br />

Somerset, des Lordprotektors von England, während<br />

der Herrschaft von Edward VI. Vor 1840 umgab das<br />

Dorf die Kirche, aber die örtliche Legende besagt,<br />

dass Beriah Botfield, der damalige Besitzer von Norton<br />

Hall, das Dorf abreißen und umsiedeln ließ, weil er<br />

eine Freundin hatte, die ihn besuchte und die er nicht<br />

von den tratschenden Dorfbewohnern beobachten<br />

lassen wollte! Eine Reihe von Häusern ist als „Tattle<br />

Bank Row“ bekannt, da die Frauen des Ortes tagsüber<br />

über die Mauer hinweg zu plaudern pflegten.<br />

Leider wurde Norton Hall 1947 von der britischen<br />

Armee gesprengt, da niemand bereit war, dieses<br />

prächtige alte Gebäude zu restaurieren. Übrig geblieben<br />

sind nur die Kutschenhäuser, die Schmiede,<br />

die Ställe und das Eishaus - und der Straßenname<br />

Norton Hall Farm.<br />

Provenienz:<br />

Lord Weymouth, Norton Hall nähe Daventry.<br />

Auktion Paleis voor Schone Kunsten, Brüssel,<br />

5. November 1952, Lot 144 mit Schwarzweißabb.<br />

(1330142) (13)<br />

OSIAS BEERT THE ELDER,<br />

1580 – 1623/24<br />

MAGNIFICENT STILL LIFE WITH LIDDED CUP,<br />

GLASSES, AND FRUIT<br />

Oil on copper.<br />

49 x 65 cm.<br />

Dated “8” (1608) on knife blade.<br />

Two delicate butterflies liven up the still life and mediate<br />

between the horizontal and the vertical lines, giving<br />

harmony to the composition. An identical goblet as<br />

the one in the present work also appears in a painting<br />

once held at the Alfred Brod Gallery (RKD #13793).<br />

The glass on the right is seen more frequently in the<br />

artist’s œuvre, for example in a painting advertised<br />

in the Apollo in May 1963 and offered for sale on 28<br />

November 1962 at Sotheby’s, London, lot 113. The<br />

glass tazza on the right also reappears as in a still life<br />

by Osias Beert, which was offered for sale on 26<br />

January 2012, lot 43 at Sotheby’s New York.<br />

Provenance:<br />

Lord Weymouth, Norton Hall near Daventry.<br />

Auction Paleis voor Schone Kunsten, Brussels,<br />

5 November 1952, lot 144 with black and white<br />

illustration.<br />

€ 60.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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347<br />

ABRAHAM BRUEGHEL,<br />

1631 – 1697<br />

GROSSES STILLLEBEN MIT BLUMEN,<br />

FRÜCHTEN UND VÖGELN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

175 x 295 cm.<br />

In profiliertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />

Rom, 23. August 2018.<br />

Eine Schale mit Früchten steht über einer Messingschale,<br />

links oben ist ein Korb zu sehen. Überbordend<br />

Fülle an Früchten, deren Polychromie sich in den Blüten<br />

widerspiegelt, die überall auf der Bildfläche auszumachen<br />

ist. Sestieri bezeichnet das vorliegende Bild als<br />

Meisterwerk Brueghels, das in den letzten Jahren seiner<br />

zweiten Phase seiner Karriere entstanden ist.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Raffaello Causa, La natura morta italiana, Mailand<br />

1964, S. 72-73.<br />

Vgl. Raffaello Causa, La natura morta a Napoli nel<br />

Sei e Settecento, Neapel 1972, Bd. II, S. 1046.<br />

Vgl. Riccardo Lattuada, Capolavori in Festa, Neapel<br />

1997, Abb. I.12, S. 166-167. (13303610) (4) (13)<br />

ABRAHAM BRUEGHEL,<br />

1631 – 1697<br />

LARGE STILL LIFE WITH FLOWERS,<br />

FRUIT, AND BIRDS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

175 x 295 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri, Rome, 23 August 2018.<br />

Sestieri describes the present painting as a masterpiece<br />

by Brueghel, created in the final years of the<br />

second phase of his career.<br />

Literature:<br />

cf. Raffaello Causa, La natura morta italiana, Milan<br />

1964, pp. 72-73.<br />

cf. Raffaello Causa, La natura morta a Napoli nel Sei<br />

e Settecento, Nables 1972, vol. II, p. 1046.<br />

cf. Ricardo Lattuada, Capolavori in Festa, Naples<br />

1997, ill. I.12, pp. 166-167.<br />

€ 110.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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131


348<br />

AGOSTINO VERROCCHI,<br />

1586 ROM – 1659, ZUG.<br />

STILLLEBEN MIT FEIGEN, TRAUBEN, KIRSCHEN<br />

UND EINER TAUBE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

84 x 100 cm.<br />

In teilvergoldetem gemustertem Rahmen.<br />

Auf einer profilierten Steinplatte liegt ein großer<br />

Zweig mit reifen Feigen, daneben ein Korb mit Feigen<br />

und Kirschen, davor Trauben und Kirschen. Links am<br />

Rand auf einem Vorsprung der Platte hat eine Taube<br />

Platz genommen. Verrocchio hat sich wohl längere<br />

Zeit dem Thema des Stilllebens gewidmet, wobei<br />

sein Werk zwischen dem Stil Michelangelo Merisi il<br />

Caravaggios (1570/71-1610) und Michelangelo Cerquozzi<br />

(1602-1660) vermittelt, der möglicherweise<br />

Schüler Verrocchios war.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Gianluca und Ulisse Bocchi, Pittori di natura<br />

morta a Roma. Artisti italiani 1630-1750, Castello,<br />

2005, La familia Verrocchi et Agostino Verrocchi.<br />

Vgl. Giampaolo Pes, Nuovi documenti su Agostino<br />

Verrocchi e la sua cerchia a Roma, in: Luce e ombra.<br />

Caravaggismo e naturalismo nella pittura Toscana<br />

del Seicento, Ausstellungskatalog, Pontedera, Pisa<br />

2005.<br />

Vgl. Mina Gregori, Notizie su Agostino Verrocchi e un‘<br />

ipotesi Giovanni Battista Crescenzi, in: Paragone XIV,<br />

275, 1973.<br />

Vgl. Alberto Cottino, La natura morta Caravaggesca<br />

a Roma, in: La natura morta in Italia, Mailand 1989,<br />

Band 2.<br />

(1330391) (13)<br />

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AGOSTINO VERROCCHI,<br />

1586 ROME – 1659, ATTRIBUTED<br />

STILL LIFE WITH FIGS, GRAPES, CHERRIES<br />

AND DOVE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

84 x 100 cm.<br />

Literature:<br />

cf. Gianluca and Ulisse Bocchi, Pittori di natura morta<br />

a Roma. Artisti italiani 1630 – 1750, Arti Grafiche Castello<br />

Viadana 2005, La familia Verrocchi et Agostino<br />

Verrocchi.<br />

cf. Giampaolo Pes, Nuovi documenti su Agostino<br />

Verrocchi e la sua cerchia a Roma, in: Luce e ombra.<br />

Caravaggismo e naturalismo nella pittura Toscana del<br />

Seicento, exhibition catalogue, Pontedera, Pisa 2005.<br />

cf. Mina Gregori, Paragone XIV, 275, 1973.<br />

Alberto Cottino in: La natura morta in Italia, Milan 1989,<br />

vol. 2.<br />

€ 35.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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135


349<br />

PHILIPPE DE MARLIER,<br />

UM 1595/1605 – 1668<br />

PRACHTVOLLES BLUMENBOUQUET IN VASE<br />

Öl auf Holz.<br />

47,5 x 32 cm.<br />

Rechts unten signiert.<br />

In schwarzer Rahmung.<br />

Beigegeben ein Zertifikat von Ingvar Bergström,<br />

25. Juni 1984, Göteborg.<br />

Vor schwarzem Hintergrund in einer chamoisfarbenen<br />

Keramikvase auf einer braunen Holzplatte stehend ein<br />

sorgsam arrangiertes Bouquet aus leuchtenden Blumen<br />

in zarten Weiß-, Gelb-, Rosa- und Violetttönen;<br />

dieses bestehend aus Rosen, Tulpen, Iris, verschiedenen<br />

Kleinblütlern und einer großen, nach oben ragenden<br />

weißen Schwertlilie. Auf dem Holzbrett zudem<br />

sorgsam nebeneinander liegend einige Blüten und<br />

Blätter. Indem der Maler die Anfänge mit kleinen, bis<br />

zu den abgefallenen Blüten zeigt, bekräftigt er die Vergänglichkeit<br />

dieses Straußes. Die Pracht der Natur ist<br />

nur vorübergehend, genau wie das menschliche<br />

Leben. Über seine dekorative Funktion hinaus ist das<br />

Werk vor allem symbolisch, und der schwarze Hintergrund,<br />

vor dem die Blumen stehen, verstärkt seine<br />

metaphysische Bedeutung. Qualitätvolle Feinmalerei,<br />

bei der die zarten Blumen und die Vase gegenüber<br />

dem sonst dunklem Hintergrund besonders hervorgehoben<br />

werden. (†)<br />

PHILIPPE DE MARLIER,<br />

CA. 1595/1605 – 1668<br />

MAGNIFICENT FLOWER BOUQUET IN VASE<br />

Oil on panel.<br />

47.5 x 32 cm.<br />

Signed lower right.<br />

Accompanied by a certificate by Ingvar Bergström,<br />

25 June 1984, Göteborg. (†)<br />

Provenance:<br />

Dorotheum, Vienna, 6 December 1989, lot 17.<br />

Private collection, Austria.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Dorotheum, Wien, 06. Dezember 1989, Lot 17.<br />

Privatsammlung, Österreich.<br />

Anmerkung:<br />

Philippe de Marlier (1595/1605-1668) war ein flämischer<br />

Maler, der in Antwerpen geboren und gestorben ist.<br />

Charakteristisch für die Barockzeit sind seine Blumenund<br />

Früchtestillleben, die er mit großer Genauigkeit<br />

und Zartheit wiedergibt. Er entwickelte sich in einem<br />

aufbrausenden, von politischen und religiösen Krisen<br />

erschütterten künstlerischen Milieu, in dem die Themen<br />

der Stillleben als Vorwand dienten, um diskret<br />

das Göttliche zu beschwören. Die Symbolik der Blumen,<br />

die mit der Passion Christi verbunden sind, wie<br />

die Rose oder die Nelke, konkurriert mit einem echten<br />

Interesse an der Beobachtung der Natur. Die Sorgfalt,<br />

mit der die Vegetation wiedergegeben wird,<br />

zeugt von einer außergewöhnlichen Beobachtungsqualität.<br />

(13309310) (18)<br />

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350<br />

AGOSTINO VERROCCHI,<br />

1586 – 1659, TÄTIG ÜBERWIEGEND IN ROM<br />

FRÜCHTESTILLLEBEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

59,5 x 72,5 cm.<br />

Über den Maler ist in der Kunstwissenschaft nur wenig<br />

bekannt geworden, wenngleich sich etliche seiner<br />

Werke in bedeutenden Sammlungen befinden, wie<br />

etwa in der Medici-Villa in Poggio a Caiano. In jüngster<br />

Vergangenheit haben wenigstens zwei bedeutende<br />

Ausstellungen den Maler gewürdigt, wie etwa „La<br />

natura morta al tempo di Caravaggio“ im Musei Capitolini<br />

in Rom vom Dezember 1995 bis April 1996. Die<br />

weitere Ausstellung „L‘incantesimo dei sensi“ fand<br />

2005 im Museo di Arti Decorative Accorsi-Ometto in<br />

Turin statt. In der Forschung sowie in den Ausstellungen<br />

wird Verrocchi neben Meistern wie Pietro Paolo Bonzi<br />

(1573-1636), Panfilo Nuvolone (1581-1651), Giuseppe<br />

Recco (1634-1695) oder Giovan Battista Ruoppolo<br />

(1629-1693) gestellt.<br />

Das dunkelgrundige Stillleben zeigt im Zentrum helle<br />

Trauben am Zweig mit Blättern, daneben Kürbis, Feigen<br />

und weitere Baumfrüchte. Diese nebeneinander aufgereiht<br />

an einem Steinsockel. Die Beleuchtung von<br />

oben lässt die Gegenstände vor dunklem Hintergrund<br />

zur Wirkung bringen. (†)<br />

Literatur:<br />

Publiziert in: Alberto Cottino, Natura silente, Edizione<br />

Omega, 2007.<br />

(13306032) (10)<br />

AGOSTINO VERROCCHI,<br />

1586 – 1659, PREDOMINANTLY ACTIVE IN ROME<br />

FRUIT STILL LIFE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

59.5 cm x 72.5 cm.<br />

Two important exhibitions have recently commemorated<br />

the painter such as “La natura morta al tempo di<br />

Caravaggio” at the Musei Capitolini in Rome between<br />

December 1995 and April 1996 and<br />

“L’incantesimo dei sensi” at the Museo di Arti Decorative<br />

Accorsi-Ometto in Turin in 2005. (†)<br />

Literature:<br />

Published in: Alberto Cottino, Natura silente,<br />

Edizione Omega, 2007.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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351<br />

BERNARDINO LICINIO,<br />

UM 1489 VENEDIG – UM 1565, ZUG.<br />

PORTRAIT EINES JUNGEN MANNES<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

99 x 77 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Halbbildnis eines jungen Mannes hinter einer schmalen<br />

Tischplatte vor dunkler Hintergrundfolie. Sein Blick<br />

schweift in Gegenbewegung zu seinem Oberkörper<br />

nach links, sodass eine dezente elegante Drehung in<br />

der Figur entsteht. Seine jungen Gesichtszüge werden<br />

durch den dünnen Bart und ein Barett gerahmt.<br />

Das elegante pelzverbrämte Gewand und das fein gefältelte,<br />

bestickte Hemd deuten darauf, dass es sich um<br />

einen gut begüterten, evtl. adeligen Herren handelt. (†)<br />

(13013116) (10)<br />

BERNARDINO LICINIO,<br />

CA. 1489 VENICE – CA. 1565, ATTRIBUTED<br />

PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

99 x 77 cm.<br />

Framed. (†)<br />

€ 25.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

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352<br />

SANTI DI TITO,<br />

1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENZ<br />

Santi di Tito lernte in Florenz und zog dann nach Rom,<br />

wo er von 1560 bis 1564 blieb, bei den Zuccari-<br />

Brüdern Taddeo (1529-1566) und Federico (1539-1609)<br />

arbeite, ein Fresko für den Palazzo Salviati, Rom, ausführte<br />

und im Vatikan zu den Fresken im Casino di Pio<br />

IV und im Belvedere, Wien, beitrug. Raffaello Borghini<br />

notierte 1584, dass in Florenz zahlreiche Portraits,<br />

auch von Malern und Bildhauern, aus der Hand von<br />

Santi di Tito vorhanden sind. Nach Baldinucci waren<br />

die Portraits von Santi di Tito auch am Ende des 17.<br />

Jahrhunderts noch sehr kostspielig aufgrund ihrer<br />

lebensnahen Darstellung.<br />

PORTRAIT WOHL DES BARTOLOMEO PANCIATICHI<br />

(1507 – 1582)<br />

Öl auf Holz.<br />

110,5 x 85,5 cm.<br />

In vergoldetem reliefiertem Rahmen.<br />

Es ist selten, dass ein und dieselbe Person in einem<br />

Abstand von 30 Jahren von unterschiedlichen Künstlern<br />

gemalt wird und so ist das hier vorgestellte Gemälde<br />

zu den Ausnahmen im Kunsthandel zu zählen.<br />

Unser Gemälde wurde 1574 im 66. Lebensjahr des<br />

Dargestellten gefertigt, so nennt es der Brief in der<br />

Hand des Dargestellten. Ungefähr dreißig Jahre zuvor<br />

malte Bronzino (1503-1572) den gleichen Mannes<br />

wird in den Uffizien in Florenz verwahrt. Sehr ähnlich<br />

sind die beiden Gesichter im Vergleich, die Barttracht<br />

hat sich nur in seiner Farbe geändert. Vor uns steht als<br />

Dreiviertelfigur ein Mann von geradem Körperwuchs,<br />

leicht nach links gewandt an einem grün gedeckten<br />

Tisch, auf den er die linke Hand lehnt, die einen Cartello<br />

mit Inschrift hält. Auf dem Tisch liegt ein Buch und<br />

eine ihm standesgemäß zukommende Kopfbedeckung.<br />

Ein ähnliches Portrait mit gleicher Robe malte<br />

Santi di Tito ("Portrait eines Senators") und ein Portrait<br />

des Carlo Pitti (1522 - 1586, Senator ab 1575) im Philadelphia<br />

Museum of Arts, weshalb das hier angebotene<br />

Gemälde gut in das Werk von Santi di Tito einzugliedern<br />

und ihm zu geben ist.<br />

Detailabbildung<br />

Anmerkung:<br />

Panciatichi wurde am 21. Juni in Lyon geboren und<br />

war zunächst Page am Hofe Franz I. Er studierte von<br />

1529 bis 1531 in Padua, dann in Lyon, 1534 heiratete<br />

er Lucrezia di Gismondo Pucci und zog mit ihr nach<br />

Lyon. Zeitweise reiste und arbeitete er auch in Florenz,<br />

wohin Reisen 1539, 1547, 1549 und 1552 (aber sicherlich<br />

auch öfter) verbürgt sind. Unter seinen Kontakten<br />

waren viele Literaten. 1567 wurde er Senator<br />

und darauffolgend Kommissar von Pistoia, 1568,<br />

und Pisa, 1578.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Giuseppe Manni, Serie de senatori fiorentini,<br />

Florenz 1722.<br />

Vgl. Carlo Falciani, Antonio Natali, Bronzino. Artist<br />

and Poet at the Court of the Medici, Florenz, 2010.<br />

Vgl. Carlo Falciani und Antonio Natali, The Cinquecento<br />

in Florence- Modern Manner and Counter-Reformation,<br />

Florenz, 2017.<br />

Vgl. Keith Christiansen, Carlo Falciani, The Medici<br />

Portraits and Politics 1512 - 1570, Ausstellungskatalog,<br />

The Metropolitan Museum of Art, 26. Juni-11. Oktober<br />

2021, New York, 2021.<br />

(1330242) (13)<br />

SANTI DI TITO,<br />

1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENCE<br />

PORTRAIT, PROBABLY OF<br />

BARTOLOMEO PANCIATICHI (1507 - 1582)<br />

Oil on panel.<br />

110.5 x 85.5 cm.<br />

Our painting was created in 1574 when the sitter was<br />

66 years old, as the letter in the sitter’s hand reveals.<br />

Bronzino (1503 - 1572) painted the same man about<br />

thirty years earlier and the painting is held at the Uffizi<br />

Galleries in Florence. The two faces are very similar in<br />

comparison, only the beard has changed in colour. A<br />

similar portrait with the same gown was painted by<br />

Santi di Tito (Portrait of a Senator) and a portrait of<br />

Carlo Pitti (1522 - 1586), senator from 1575 held at the<br />

Philadelphia Museum of Arts, which is why the present<br />

painting easily fits into Santi di Tito’s œuvre and<br />

can be given to the artist.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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353<br />

GIROLAMO MACCHIETTI,<br />

GENANNT „CROCEFISSIAIO“,<br />

1535 FLORENZ – 1592 EBENDA<br />

Schüler des Michaele Tosinio und Gehilfe Vasaris, ab<br />

1565 selbständig in Florenz tätig.<br />

PORTRAIT DES MATTEO DI DINOZZO LIPPI<br />

Öl auf Holz.<br />

116 x 86 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Nesi, welcher<br />

das vorliegende Portrait unter Abbildung 9 als<br />

Ausschnitt zeigt, in Kopie.<br />

Das nach links zu seinem Schreibtisch gewandte Dreiviertelportrait<br />

eines Mannes mittleren Alters, welches<br />

von einem links hochgebundenen Vorhang hinterfangen<br />

wird, kann als Matteo di Dinozzo Lippi (Florenz<br />

1519 - 1591) identifiziert werden. So wird sein Fa milienwappen<br />

auf dem Schreibzeug gezeigt (vgl. das Familienwappen<br />

der Lippi auf dem Haus der Via Romana 14,<br />

Florenz). Rest. (†)<br />

GIROLAMO MACCHIETTI,<br />

ALSO KNOWN AS, CROCEFISSIAIO,<br />

1535 FLORENCE – 1592 IBID.<br />

PORTRAIT OF MATTEO DI DINOZZO LIPPI<br />

Oil on panel.<br />

116 x 86 cm. (†)<br />

Accompanied by an expert’s report by Alessandro<br />

Nesi, which shows a section of this portrait in illustration<br />

9, in copy.<br />

€ 20.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Anmerkung:<br />

Die Familie der Lippi Neri kommen ursprünglich aus<br />

Tavarnelle Val di Pesa (südlich von Florenz) bevor sie<br />

sich im 14. Jahrhundert in Florenz niederließen.<br />

(13306030) (10)<br />

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354<br />

PASQUALE DE‘ ROSSI,<br />

1641 VICENZA – 1725 ROM, ZUG.<br />

Werke seiner Hand in mehreren öffentlichen Sammlungen<br />

wie im Kunstmuseum Dresden, in den römischen<br />

Kirchen San Carlo und Santa Maria del Popolo,<br />

ferner in den Kirchen in Fabriano sowie der Kathedrale<br />

von Mitilica, im Palazzo Reale, Turin und in Valencia.<br />

PAAR ERSCHEINUNGSDARSTELLUNGEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

75 x 98 cm.<br />

Werke seiner Hand in mehreren öffentlichen Sammlungen<br />

wie im Kunstmuseum Dresden, in den römischen<br />

Kirchen San Carlo und Santa Maria del Popolo,<br />

ferner in den Kirchen in Fabriano sowie der Kathedrale<br />

von Mitilica, im Palazzo Reale, Turin und in Valencia.<br />

Querformatige Innenraumdarstellungen, welche sich<br />

gemäß der Vorbesitzertradition in das Werk des Pasquale<br />

Rossi eingliedern lassen. (†)<br />

PASQUALE DE’ ROSSI,<br />

1641 VICENZA – 1725 ROM, ATTRIBUTED<br />

PAIR OF APPEARANCE DEPICTIONS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

75 x 98 cm. (†)<br />

Provenance:<br />

Auction Noveau Drouot, Dessins et tableaux anciens,<br />

Paris, 16 February 1981, lot 105 and 106.<br />

Literature:<br />

Depicted in Exhibition catalogue: Pintura Antigua,<br />

Galeria del Louvre- Isaphan 11, Madrid 1991, no 34.<br />

€ 80.000 - € 140.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Auktion Noveau Drouot, Dessins et tableaux anciens,<br />

Paris, 16. Februar 1981, Lot 105 und 106.<br />

Literatur:<br />

Abgebildet in Ausstellungskatalog: Pintura Antigua,<br />

Galeria del Louvre-Isaphan 11, Madrid 1991, Nr. 34.<br />

(13306069) (10)<br />

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145


355<br />

JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />

UM 1597 UTRECHT – 1671 EBENDA<br />

Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach<br />

Mitteilung des frühen Künstlerbiographen Joachim von<br />

Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />

Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />

nach Frankreich und dann nach Italien führten. In Rom<br />

verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und stand dort in<br />

Kontakt mit den holländischen Malern Jan Gerritsz<br />

van Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis van Poelenburgh<br />

(1586-1667). Ab Mitte der 1620er-Jahre ließ er<br />

sich stark von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/<br />

71-1610) und Guido Reni (1575-1642) beein flussen,<br />

wie ebenso von Gerrit van Honthorst (1590-1656). Er<br />

gilt als einer der führenden, wenn nicht sogar als führendster<br />

Vertreter der Utrechter Caravaggisten.<br />

JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />

CA. 1597 UTRECHT – 1671 IBID.<br />

LUTE PLAYER<br />

Oil on canvas.<br />

105 x 80 cm.<br />

Literature:<br />

Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, p. 139, no. 105, pl. 46,<br />

circa 1625-1635.<br />

€ 60.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

DER LAUTENSPIELER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

105 x 80 cm.<br />

Der Maler hatte sich auf Halbbildnisse spezialisiert,<br />

insbesondere auch von Musikern oder Philosophen,<br />

die in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten<br />

sind, wie das bekannte Gemälde mit einem Konzert<br />

mit Lauten- und Cellospielern. Auch das hier vorliegende<br />

Motiv zeigt einen Jüngling im Dreiviertelbildnis<br />

nach rechts, in sitzender Haltung an einer Laute, wobei<br />

sein halb geöffneter Mund andeutet, dass er sich<br />

selbst singend begleitet. Über dem schwarzen kurzen<br />

lockigen Haar ein Barett mit großer weißer Straußenfeder,<br />

eine Reminiszenz auch an das Werk Caravaggios,<br />

wie ebenso die Darstellung des jungen Musikers mit<br />

entblößter Schulter. Farblich dominierend ist das kräftige<br />

Rot im Umhang, das als farblicher Gegenpol zum<br />

hellen Grau-Blau des Hintergrundes steht. Der Einfluss<br />

Caravaggios ist auch in dem vorliegenden Gemälde<br />

unverkennbar.<br />

Literatur:<br />

Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, S. 139 Nr. 105, Pl. 46,<br />

circa 1625-1635. (12901421) (11)<br />

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356<br />

BALTHASAR VAN DER AST,<br />

1593/94 MIDDELBURG – 1657 DELFT<br />

STILLLEBEN MIT FRÜCHTEKORB<br />

Öl auf Holz.<br />

38,5 x 52 cm.<br />

Rechts unten signiert und datiert „1642“.<br />

In Louis XV-Rahmen.<br />

Auf einer Steinplatte, die am unteren Bildrand vertikal<br />

abknickt und daher dort verschattet ist, steht ein<br />

Flechtkorb. Dieser ist konisch auslaufend gestaltet,<br />

die Wandung ist durchbrochen in Stegen gearbeitet<br />

und eine Handhabe in Kreissegmentform ziert die<br />

Schauseite. In dem Korb und um den Korb herum hat<br />

van der Ast, so wie er es bei vielen weiteren Gemälden<br />

auch kunstvoll gezeigt hat, zahlreiche Früchte und<br />

Nüsse arrangiert. Quitten, Kirschen, Walnüsse, Trauben,<br />

Äpfel, Pfirsiche und das Laub des Weins, der den vakanten<br />

Raum um den Korb herum ziert, zeugen von<br />

der Freude des Künstlers Oberflächen zu gestalten<br />

und wie lebendig wirken zu lassen. Lebendig ist jedenfalls<br />

auch eine Fliege, die auf der hellen Stelle eines<br />

Pfirsiches Platz genommen hat, sodass sie dem Betrachter<br />

besonders gut ins Auge fällt. (†)<br />

BALTHASAR VAN DER AST,<br />

1593/94 MIDDELBURG – 1657 DELFT<br />

STILL LIFE WITH FRUIT BASKET<br />

Oil on panel.<br />

38.5 x 52 cm.<br />

Signed and dated “1642” lower right.<br />

Quinces, cherries, walnuts, grapes, apples, peaches,<br />

and vine leaves adorning the vacant space around the<br />

basket testify to the artist’s joy in shaping surfaces<br />

and making them appear vibrant. In any case, a fly<br />

placed on the bright side of a peach, catching the<br />

viewer’s eye particularly well, is also rather lively. (†)<br />

Notes:<br />

cf. In addition to the baskets that he filled with flowers,<br />

there are also fruit still lifes or combinations of<br />

both in van der Ast’s ouevre. One of these fruit still<br />

lifes is held at the the Koninklijke Musea voor<br />

Schone Kunsten in Brussels under inv. no. 6643.<br />

€ 175.000 - € 250.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Anmerkung:<br />

Vgl. Neben den Körben, die er mit Blumen füllte,<br />

sind auch Früchtestillleben oder Kombinationen<br />

beider im Werk van der Asts zu finden. Ein Früchtestillleben<br />

aus seiner Hand wird im Koninklijke<br />

Musea voor Schone Kunsten in Brüssel unter Inv.<br />

Nr. 6643 verwahrt.<br />

(13309330) (13)<br />

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149


357<br />

MATTHEUS VAN HELMONT,<br />

1623 ANTWERPEN – UM 1679 BRÜSSEL<br />

WACHRAUM MIT KARTEN SPIELENDEN<br />

SOLDATEN UND DER VERLEUGNUNG<br />

DES HEILIGEN PETRUS<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

42 x 55 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Dr. h.c. Jan<br />

de Maere, Rambrouch, 11. November 2021, in Kopie<br />

vorliegend.<br />

Im Zentrum eines großen steinernen Wachraumes<br />

ein Offizier mit rotem Mantelüberwurf an einem Tisch<br />

mit einem Soldaten in Rüstung und zwei weiteren<br />

Männern beim Kartenspiel. Links hinter ihnen ein großer<br />

Kamin, an dem sich ein bärtiger Mann wärmen<br />

möchte und dabei von einer Frau umklammert wird.<br />

Über diesen beiden hängt an der Wand ein kleiner<br />

Sockel mit einem Hahn, der den Festgehaltenen als<br />

den Heiligen Petrus identifizieren lässt in dem Moment,<br />

als er vor der Magd und den Soldaten beteuert,<br />

kein Gefolgsmann Jesu zu sein. Im rechten Hintergrund<br />

ist der lichtbeschienene Eingang zur Wachstube<br />

mit weiteren Soldaten, teils Lanzen haltend, zu sehen.<br />

Prof. de Maere sieht die Vorbilder und den Einfluss für<br />

das Gemälde in Arbeiten von Adriaen Brouwer und<br />

David Teniers II. Insbesondere der Pinselduktus, der<br />

Stil und die Ausführung sprechen für Mattheus van<br />

Helmont.<br />

(1330702) (18)<br />

MATTHEUS VAN HELMONT,<br />

1623 ANTWERP – CA. 1679 BRUSSELS<br />

GUARD ROOM WITH SOLDIERS PLAYING CARDS<br />

AND THE DENIAL OF SAINT PETER<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

42 x 55 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor Dr<br />

Dr hc Jan de Maere, Rambrouch 11 November 2021,<br />

copy enclosed.<br />

Professor de Maere sees the paragons and influence<br />

for the painting on offer for sale here in the works<br />

of Adriaen Brouwer and David Teniers II. In parti cular,<br />

the brushwork, style and execution are suggestive<br />

of Mattheus van Helmont.<br />

€ 14.000 - € 16.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

150 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


358<br />

JAN FYT,<br />

1611 ANTWERPEN – 1661 EBENDA, ZUG.<br />

WILDSCHWEINJAGD<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

178 x 259 cm.<br />

Das großformatige Bild mit Felsrepoussoir auf der<br />

linken Seite, zeigt dicht gedrängt eine Hatz mit einem<br />

in sich verdrehten Wildschweinkörper in der Mitte,<br />

welcher von verschiedenen Jagdhunden angegriffen<br />

wird. Die Gesamtkomposition findet sich traditionell<br />

bei Gemälden von Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674)<br />

sowie Frans Snyders (1579-1657). Eine Zuschreibung<br />

an Fyt macht ein Vergleichsbeispiel möglich, welches<br />

sich im Musée d‘art et d‘histoire in Genf befindet<br />

(Katalognummer CR 60) welches mit „Johannes Fijt“<br />

signiert und „1653“ datiert ist. Wie auch bei dem vorliegenden<br />

Stück dient ein Fels mit Baumbewuchs, der<br />

von links hereinragt, als Repoussoir und der verdrehte<br />

Wildschweinkorpus ähnelt dem hier Dargestellten.<br />

Der hellbraune Hund mit Halsband unten links, findet<br />

sich wiederum in ähnlicher Form auf dem Wildschweinjagdbild<br />

in der Alten Pinakothek München<br />

wieder (Katalognummer 259), welches ebenfalls mit<br />

„Johannes Fjit“ signiert ist. (†)<br />

(1301315) (13)<br />

JAN FYT,<br />

1611 ANTWERP – 1661 IBID., ATTRIBUTED<br />

THE BOAR HUNT<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

178 x 259 cm.<br />

The overall composition can be found in paintings by<br />

Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674) and Frans Snyders<br />

(1579-1657). Attributing the painting to Fyt is possible<br />

due to a comparative example which is held at the<br />

Musée d’Art et d’Histoire in Geneva, catalogue number<br />

CR 60, signed “Johannes Fijt” and dated “1653“.<br />

As in the painting on offer for sale in this lot a rock<br />

with tree vegetation protruding from the left serves<br />

as repoussoir and the twisted body of the boar also<br />

resembles the one depicted in this lot. A similar<br />

shaped tan dog with collar in the lower left can also<br />

be found in The Boar Hunt painting held at the Alte<br />

Pinakothek in Munich (Catalogue no. 259), which is<br />

also signed with “Johannes Fjit“. (†)<br />

€ 40.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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151


359<br />

KLAES MOLENAER,<br />

UM 1630 HAARLEM – UM 1676 EBENDA,<br />

Der Maler war Bruder von Jan Miense Molenaer<br />

(1609/10-1668) und Bartholomeus Molenaer (um<br />

1610/28-1650) und wurde 1651 Mitglied der Haarlemer<br />

Sankt Lukas-Gilde. Der Maler war bekannt für<br />

seine Winterszenen, aber auch für seine ländlichen<br />

Motive und humorigen Genreszenen. Werke seiner<br />

Hand befinden sich in der Alten Pinakothek München,<br />

im Wallraf-Richartz-Museum in Köln sowie im Von der<br />

Heydt-Museum in Wuppertal.<br />

Am Flussufer eines Dorfes haben sich zahlreiche Bauern<br />

mit ihren Familien zusammengefunden um fröhlich<br />

zu feiern. Auf dem rechtsseitig bevölkerten Ufer<br />

zwei tanzende Paare vor dem Hintergrund zweier alter,<br />

teils leicht verfallener Häuser und eines großen,<br />

mit Plane überzogenen Verkaufsstandes, vor dem<br />

mehrere interessierte Käufer stehen. Am Ufer zudem<br />

drei ankernde, voll besetzte Boote. Im Zentrum eine<br />

hölzerne Brücke, ebenfalls mit Staffagefiguren, die<br />

über den Fluss führt. Ein Mann versucht gerade an<br />

einem Seil mit Hängevorrichtung, das an einen Baum<br />

und einer Stange jeweils links und rechts des Ufers<br />

befestigt wurde, hängend über den Fluss zu schwimmen.<br />

Linksseitig im Vordergrund ein weiteres Uferstück<br />

mit mehreren sitzenden und stehenden Figuren,<br />

die in Rückenansicht sein Handeln interessiert verfolgen.<br />

Im Hintergrund, durch die Brücke hindurch, Blick<br />

auf eine weite Flusslandschaft und eine Kirch turmspitze,<br />

unter hohem hellblauem Himmel mit großen dichten<br />

grau-weißen Wolkenformationen. Fröhliche und<br />

belebte Darstellung einer Szene des Alltags lebens<br />

in der typischen Manier des bekannten Künstlers, in<br />

überwiegend beige-brauner Farbigkeit, aufgelockert<br />

durch rote Kleidungsstücke einzelner Figuren.<br />

(13307031) (18)<br />

KLAES MOLENAER,<br />

CA. 1630 HAARLEM – CA. 1676 IBID.<br />

His works are held at the Alte Pinakothek in Munich,<br />

the Wallraf-Richartz-Museum in Cologne, and the Von<br />

der Heydt-Museum in Wuppertal.<br />

VILLAGE FAIR AT THE BANKS OF A RIVER<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

77 x 110.5 cm.<br />

Signed “K. Molenaer” lower right.<br />

DORFFEST AM UFER EINES FLUSSES € 17.000 - € 20.000<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

77 x 110,5 cm.<br />

Rechts unten signiert „K. Molenaer“.<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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360<br />

MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />

UM 1663 – UM 1703<br />

FLUSSLANDSCHAFT MIT BOOTEN UND KIRCHE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

41,5 x 60,5 cm.<br />

Links unten auf Brettern signiert „SCHOEVAERDTS. F.“.<br />

Blick auf das linksseitig, unter hohem Himmel im<br />

gelblich-rötlichem Licht der untergehenden Sonne<br />

liegende, bewohnte Ufer eines Flusses mit Gebäuden<br />

und Anlegestelle, an der mehrere Boote erkennbar<br />

sind: aus einem entsteigen gerade eine Mutter mit<br />

Baby, während ein Boot abgelegt hat, das mit zwei<br />

Pferden beladen ist. Zwischen den Booten drei schwimmende<br />

Schwäne. Auf dem Platz vor den Gebäuden<br />

herrscht reges Treiben mit vielen Figuren und zwei<br />

Pferdekarren. Im Hintergrund mittig sind auf einer kleinen<br />

Insel zudem wenige Häuser und eine alte Kirche<br />

sichtbar. Erzählerische, stimmungsvolle Darstellung<br />

mit vielen Details.<br />

(13307011) (18)<br />

MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />

CA. 1663 – CA. 1703<br />

RIVERSCAPE WITH BOATS AND CHURCH<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

41.5 x 60.5 cm.<br />

Signed on boards “SCHOEVARDTS. F.” lower left.<br />

€ 11.000 - € 13.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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361<br />

MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />

UM 1663 – UM 1703<br />

KÜSTENSTÄDCHEN MIT WINDMÜHLE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

41 x 60,5 cm.<br />

Links unten signiert „SCHOEVAERDTS“.<br />

Unter hohem hellblauen Himmel mit weißen Wolkenformationen<br />

fällt der Blick auf eine kleine, am Wasser<br />

gelegene Stadt und das reich bevölkerte Ufer: einige<br />

Boote haben angelegt und sind beim be- und entladen<br />

von diversen Obst- und Gemüsekörben sowie<br />

Fässern. Am Ufer selbst sind Käufer, die ihre Pferde<br />

schon mit der Ware beladen haben, eine Kutsche, ein<br />

Karren und mehrere Frauen und Kinder erkennbar.<br />

Über allem ragen rechtsseitig auf einer kleinen Anhöhe<br />

die Flügel einer Bockwindmühle in den Himmel. Im<br />

Wasser des linken Vordergrundes schwimmen zudem<br />

friedlich drei Schwäne, die oft auch bei anderen Werken<br />

des Künstlers wiederzufinden sind. Erzählerische<br />

Wiedergabe mit vielen Details in harmonischer, reicher<br />

Farbgebung mit vielen Rot-, Weiß-, Blau- und<br />

Braun tönen.<br />

(13307012) (18)<br />

MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />

CA. 1663 – CA. 1703<br />

COASTAL TOWN WITH WINDMILL<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

41 x 60.5 cm.<br />

Signed “SCHOEVAERDTS” lower left.<br />

€ 11.000 - € 13.000<br />

Sistrix<br />

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155


362<br />

PIETER BRUEGHEL D. J.,<br />

1564 BRÜSSEL – 1637/38 ANTWERPEN<br />

DER BAUERNADVOKAT<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

55,3 x 85 cm.<br />

Links unten signiert „P. BRUEGHEL.162(?)“.<br />

Vor uns sehen wir eine der bekanntesten Kompositionen<br />

von Pieter Brueghel dem Jüngeren, die uns in<br />

mehrfachen Werkstatt- und Nachfolgearbeiten überliefert<br />

ist – etwa 25 eigenhändige Werke mit dem beliebten<br />

Motiv sind erhalten, die früheste datierte Version<br />

stammt von 1615. Die signierten Versionen<br />

entstanden alle zwischen 1615 und 1630. Die Werkstatt<br />

Brueghels bot zwei verschiedene Formate an,<br />

von denen die kleinere ca. 55 x 87 cm misst. Das hier<br />

angebotene Gemälde, das bis zur Vorstellung in 2010<br />

bei Christie´s bis zu diesem Datum nicht überliefert<br />

ist und bis dato über Generationen hinweg in derselben<br />

Familie aufbewahrt wurde, zählt zu der kleineren<br />

Variante von ca. 55 x 87 cm. Entsprechend der Brueghelschen<br />

Werkstattpraxis wurden für beide Formate<br />

vermutlich Pausen genutzt, die eine genaue Vervielfältigung<br />

der für Brueghel typischen detailverliebten<br />

Komposition garantierten. Die teils in französischer<br />

Sprache beschriebenen Dokumente auf dem Gemälde<br />

verweisen auf die „lingua franca“ als die Rechtssprache<br />

von Dokumenten in den Nieder landen der damaligen<br />

Zeit. Die Komposition mag von Jan Brueghel<br />

d. J. selbst stammen und auf ein Werk von Nicolas<br />

Baullery (1560-1630) zurückgehen.<br />

In einer großen Stube sitzt ein Advokat hinter seinem<br />

mit zusammengeschnürten Briefen und einer Sanduhr<br />

überfülltem Schreibtisch mit altrosafarbenem<br />

Wams und schwarzer Kopfbedeckung, aufmerksam<br />

einen Brief lesend. Links neben ihm ein Bauer, der<br />

gerade den Inhalt des Schriftstückes zu erklären<br />

scheint. Rechts des Tisches wohl ein Anwaltsgehilfe<br />

in beigem Gewand, Stiefeln und faltigem grünen<br />

Strumpf, der teils auf anderen Bildversionen in Rot<br />

wiedergegeben wird. Vor dem Tisch das Landvolk mit<br />

seinen Produkten, darunter eine Ente, ein Bündel mit<br />

Weintrauben und eine Frau, die gerade einen kleinen<br />

Korb mit Eiern befüllt. Am linken Bildrand stehend ein<br />

Mann mit langem Stock mit einem roten Obergewand,<br />

das auf anderen Gemäldeversionen teils andersfarbig<br />

ist. Besonders auffallend sind die zahlreichen Schriftstücke<br />

und beschrifteten Säckchen im Raum, die hinter<br />

dem Advokat auf einem Wandbord liegen oder hängen,<br />

als auch auf dem Boden, sowie auf einem links<br />

oben am Eingang stehenden Schreibtisch mit sitzendem<br />

Gehilfen und den Ablagen hinter ihm.<br />

Die Darstellung ist sicherlich satirisch gemeint - darauf<br />

weist ein von Paulus Fürst 1618 veröffentlichter Stich<br />

hin, der Anwälte der Bestechlichkeit bezichtigt, da der<br />

korrupte Advokat wohl auch mit Naturalien „bezahlt“<br />

werden kann. (†)<br />

Provenienz:<br />

Trésors de la Collection Veil-Picard.<br />

Christie´s Paris: 23.Juni 2010, Lot 17.<br />

Private Sammlung, Zürich, Schweiz.<br />

Literatur:<br />

P. van den Brink (Red.) cat.tent. De Firma Brueghel,<br />

Maastricht (Bonnefantenmuseum)/ Brussel (Koninklijke<br />

Musea voor Schone Kunsten van Belgie) 2001<br />

- 2002, p.173-185:IV: De Boerenadvokaat.<br />

C. Currie en D.Allart, The Bruef(H)el Phenomenon.<br />

<strong>Paintings</strong> by Pieter Bruegel the Elder and Pieter Brueghel<br />

the Younger with a special focus on technique<br />

and copying Practice, Brussel 2012, dl.II, p.670-711:<br />

Case Study 10: copies of the Peasant Lawyer after<br />

an anonymous model. Art rules, ex hibition´s catalogue,<br />

Tallinn, June - October 2015, p.62-63 (illustrated).<br />

Vgl. Klaus Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere (1564-<br />

1637/38). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />

Band I, Luca Verlag Lingen 1988/2000, S.513 - 522.<br />

Vgl. Pieter Breughel Le Jeune – Jan Brueghel L‘Ancien,<br />

une famille de peintres flamands vers 1600, Kat.expo.,<br />

Lingen 1998, S. 391.<br />

Ausstellungen:<br />

Art rules, Artlife project, Tallin, 2015.<br />

(1331383) (18)<br />

PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />

1564 BRUSSELS – 1637/38 ANTWERP<br />

THE PAYMENT OF THE TITHES<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

55.3 x 85 cm.<br />

Signed “P.Breughel. 162(?)” lower left.<br />

The present painting is one of the most famous compositions<br />

by Pieter Brueghel the Younger, which has<br />

survived in multiple copies by his workshop and followers.<br />

Approximately 25 autograph works with the<br />

popular motif have survived, with the earliest dated<br />

version from 1615. The signed versions were all created<br />

between 1615 and 1630. Brueghel’s workshop offered<br />

two different formats, the smaller of which<br />

measures ca. 55 x 87 cm. The present painting, held<br />

in the same family for generations, had not been recorded<br />

prior to the 2010 auction at Christie’s and is<br />

one of the smaller variants of approx. 55 x 87 cm<br />

(here: 55 x 85cm). In accordance with Brueghel’s<br />

workshop practice, stencils were probably used for<br />

both formats, which guaranteed an exact duplication<br />

of the composition with a love of detail that was typical<br />

of Brueghel. The documents on the painting, some<br />

of which are written in French, refer to the “lingua<br />

franca” as the legal language of documents in the<br />

Netherlands at the time. The composition may have<br />

been created by Jan Brueghel the Younger and may<br />

be based on a painting by Nicolas Baullery (1560 –<br />

1630). A lawyer is sitting in a large room behind his<br />

desk, which is overflowing with tied-up letters and an<br />

hourglass. He is wearing a dusky pink doublet and a<br />

black hat, reading a letter attentively. To his left is a<br />

farmer who seems to be explaining the contents of<br />

the document. To the right of the table is probably the<br />

lawyer’s assistant in a beige gown, boots and a wrinkled<br />

green stocking peeking out of it, which is partly<br />

reproduced in red in other versions of the picture. In<br />

front of the table, the country people with their products,<br />

including a duck, a bunch of grapes and a woman<br />

who is just filling a small basket with eggs. On the<br />

left edge of the painting is a man with a long stick and<br />

a red gown, which is sometimes shown in different<br />

colours in other versions. The numerous documents<br />

and labelled bags in the room are particularly striking.<br />

They lie or hang on a wall shelf behind the lawyer, on<br />

the floor and desk at the top left of the entrance with<br />

a seated assistant as well as the shelves behind him.<br />

The depiction is certainly meant to be satirical – this<br />

is indicated by an engraving published by Paulus Fürst<br />

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in 1618, which accuses lawyers of taking bribes, since<br />

the corrupt lawyer can probably also be “paid” in kind.<br />

<strong>Part</strong>ially restored, with retouching. (†)<br />

Provenance:<br />

Trésors de la Collection Veil-Picard.<br />

Christie’s Paris, 23 June 2010, lot 17.<br />

Private collection, Zürich, Switzerland.<br />

Literature:<br />

P. van den Brink (red.), cat. tent, De Firma Brueghel,<br />

Maastricht (Bonnefantenmuseum)/ Brussels (Koninklijke<br />

Musea voor Schone Kunsten van Belgie) 2001<br />

– 2002, pp.173-185: IV: “De Boerenadvokaat”.<br />

C. Currie and D. Allart, The Brueg(H)el Phenomenon.<br />

<strong>Paintings</strong> by Pieter Bruegel the Elder and Pieter<br />

Brueghel the Younger with a special focus on technique<br />

and copying practice, Brussels 2012, vol. II,<br />

pp. 670-711: Case Study 10: copies of the Peasant<br />

Lawyer after an anonymous model.<br />

Art rules, exhibition catalogue, Tallinn, June – October<br />

2015, p. 62-63 (illustrated).<br />

cf. Klaus Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere (1564 –<br />

1637/38). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />

vol. I, Luca Verlag, Lingen 1988/2000, p. 513-522.<br />

cf. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Pieter Brueghel Le<br />

Jeune – Jan Brueghel L’Ancien, une famille de peintres<br />

flamands vers 1600, exhibition catalogue, Lingen<br />

1998, p. 391<br />

Exhibitions:<br />

Art rules, Artlife project, Tallinn, 2015.<br />

€ 800.000 - € 1.200.000<br />

Sistrix<br />

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157


363<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 ANTWERPEN – 1678 EBENDA<br />

KANALLANDSCHAFT MIT FUHRWERKEN UND AM<br />

UFER GELEGENEN HÄUSERN<br />

Öl auf Eichenholz.<br />

24 x 36,5 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

26. August 2022.<br />

Ein Kanal führt in leichten Windungen zum fernen<br />

Horizont, seitlich bewaldet mit hellen Laubbäumen, in<br />

der Ferne in bläulicher Luftperspektive. Zu den Gebäuden<br />

führen Holzbrücken über den Kanal, gegenüber,<br />

als Repoussoir, ein Werkstattgebäude mit angelehnten<br />

Rädern unter dunkler Baumkrone. Der Vordergrund<br />

lebendig illustriert: hier stehen links im Bild vollbesetzte<br />

Wagen mit hohen Rädern dem Kanalufer entlang<br />

zur Abfahrt bereit, während eine Magd noch einem<br />

Mitfahrenden einen Trunk reicht. Am Ufer Rinder,<br />

Schweine und Geflügel, sowie ein Bauer, der Wasser<br />

aus dem Fluss schöpft. Höchst originell das kleine<br />

Mädchen in der linken unteren Ecke, das an zwei Fässern<br />

hantiert. Das Gemälde lebt vor allem durch die<br />

vielen kleineren Details, wie etwa einem Mann, der<br />

aus einem Türfenster herausschaut, einem Paar mit<br />

Hündchen oder den Kähnen und Schwänen auf dem<br />

Fluss. Die Wagen wurden benannt als die sogenannten<br />

“Hessenwagen”, Fuhrwerke, mit denen der Warenverkehr<br />

von Antwerpen in den Süden bis nach Italien<br />

verlief. Die äußerst feine Malmanier mit nahezu<br />

Federstrich-konturierenden Pinselstrichen ist für Jan<br />

Brueghel I. in dieser Schaffensperiode typisch. Auch<br />

das Bildthema zählt zu seinen häufigen Motiven. Dabei<br />

sehen wir einzelne Versatzstücke, wie hier etwa<br />

die beiden Häuser mit Schopfwalmdach, nahezu identisch<br />

auch in weiteren seiner Gemälde (z. B. “Kanallandschaft<br />

mit zwei am Ufer gelegenen Werkstätten”,<br />

Dorotheum Okt. 2015). Auch in öffentlichen Sammlungen<br />

befinden sich Werke des Malers, die mit dem<br />

vorliegenden in Vergleich zu stellen sind, wie etwa:<br />

“Dorfszene mit einer Schmiede” (Puschkin Museum,<br />

Moskau, signiert und datiert 1603); “Dorfstraße”<br />

(Alte Pinakothek, München, signiert und datiert 1610);<br />

“Dorflandschaft mit frontaler Gracht” (Pinacoteca<br />

di Brera, Mailand, signiert und datiert 16.7). Sowie<br />

“Dorfstraße mit Kanal” (Privatbesitz, signiert und<br />

datiert 1609). A.R.<br />

(13307032)<br />

PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />

1564 BRUSSELS – 1637/38 ANTWERP<br />

CANAL LANDSCAPE WITH CARTS AND HOUSES<br />

ON THE BANK<br />

Oil on oakpanel.<br />

24 x 36.5 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />

Lingen, 28 August 2022.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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163


364<br />

GYSBRECHT LEYTENS,<br />

1586 – NACH 1643, BEVOR 1656<br />

WALDLANDSCHAFT MIT RASTENDEN<br />

AN EINEM FLUSSUFER<br />

Öl auf Holz.<br />

31,5 x 44,5 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof.Dr.Dr.hc Jan de<br />

Maere, Rambrouch, 18. Juni 2022.<br />

Wir danken Dr. Joost Vander Auwera für die mündliche<br />

Bestätigung.<br />

Durch jeweils seitlich stehende große Bäume als Repoussoir<br />

fällt der Blick auf den hohen Hang einer<br />

Flusslandschaft, der überreich mit unterschiedlichen<br />

Bäumen bewachsen ist, unter blauem Himmel mit<br />

großen weissen Wolken mit fliegenden Vögeln. Im<br />

Vordergrund rechts eine sitzende Figur bei der Rast,<br />

eine halb im Wasser stehende Frau mit leuchtend<br />

roter Jacke betrachtend, die einem Kind im Wasser<br />

nachfolgt.<br />

Malerei mit vielen differenzierten Grüntönen und wenig<br />

en roten Akzenten, mit seitlichem Beobachtungspunkt<br />

und teils kulissenhaft wirkenden Bäumen.<br />

Anmerkung:<br />

Gijsbrecht Leytens, früher bekannt als Meister der<br />

Winterlandschaften, war ein flämischer Maler, der<br />

sich auf Landschaften, insbesondere Winterlandschaften<br />

spezialisierte. 1598 wurde er Schüler von<br />

Jacob Vrolijck. 1611 trat er als Meister der Antwerpener<br />

Lukasgilde bei. Er heiratete Maria van Omel.<br />

Wie seine zeitgenossen Abraham Govaerts und<br />

Alexander Keirincx, malte Leytens auch bewaldete<br />

Landschaften, die von kleinen Figuren bevölkert und<br />

von kräftigen Repoussoir-Bäumen umrahmt wurden,<br />

so wie auf dem vorliegenden Werk. Arbeiten von<br />

ihm befinden sich u.a. in Museen in St. Petersburg,<br />

Stockholm und Nantes.<br />

(1330705) (18)<br />

GYSBRECHT LEYTENS,<br />

1586 – AFTER 1643, BEFORE 1656<br />

FOREST LANDSCAPE WITH RESTING<br />

TRAVELLERS ON A RIVERBANK<br />

Oil on panel.<br />

31.5 x 44.5 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor Dr Dr<br />

hc Jan de Maere, Rambrouch, 18 June 2022.<br />

We thank Dr Joost Vander Auwera for the verbal confirmation.<br />

Notes:<br />

Gijsbrecht Leytens, formerly known as the “<strong>Master</strong> of<br />

the Winter Landscapes”, was a Flemish painter specializing<br />

in landscapes, especially winter landscapes.<br />

His works can be found in museums in Saint Petersburg,<br />

Stockholm and Nantes, among others.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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365<br />

ANTON MIROU,<br />

AUCH ANTOINE MIROU,<br />

UM 1570 ANTWERPEN – CIRCA 1661, ZUG.<br />

URLANDSCHAFT MIT FIGUREN<br />

Öl auf Holz. Teils Parkettiert.<br />

33 x 47 cm.<br />

Wir danken Prof. Dr. Dr. h.c. Jan der Maere und Dr.<br />

Joost Vander Auwera für die schriftliche Bestätigung<br />

der Zuschreibung.<br />

Blick auf eine weite Urlandschaft mit Sümpfen, Schilfgras<br />

bewachsenen Ufern, alten, teils abgestorbenen<br />

Bäumen und Baumresten, sowie rechtsseitig einem<br />

dichten Waldstück, in dem ein berittener Mann und<br />

zwei Soldaten zu erkennen sind, die sich einem im<br />

Vordergrund auf einem Baumstumpf sitzenden alten<br />

Mann nähern. Im oberen Bereich des links stehenden,<br />

abgestorbenen Baumes vor hellblauem Himmel<br />

baut gerade ein Storchenpaar en Nest. Malerei in<br />

vielen differenzierten Grüntönen in der Manier des<br />

Künstlers.<br />

(1330706) (18)<br />

ANTON MIROU,<br />

ALSO KNOWN AS ANTOINE MIROU,<br />

CA. 1570 ANTWERP – CIRCA 1661, ATTRIBUTED<br />

PRIMEVAL LANDSCAPE WITH FIGURES<br />

Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />

33 x 47 cm.<br />

We thank Prof Dr Dr hc Jan de Maere and Dr Joost<br />

Vander Auwera for the confirmation of the attribution.<br />

€ 12.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

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165


366<br />

DAVID TENIERS D. J.,<br />

1610 ANTWERPEN – 1690 BRÜSSEL<br />

Bekanntlich war Teniers einer der bedeutendsten<br />

Erneuerer der Genremalerei seiner Zeit. Neben Genreszenen<br />

und religiösen Historien malte er auch Dorflandschaften,<br />

beeinflusst von Paul Brill (um 1553/54-<br />

1626) und in seinen Berglandschaften vor allem von<br />

Joos de Momper d. J. (1564-1635). Vielfältig bis weit<br />

ins 18. Jahrhundert durch die Druckgrafik verbreitet<br />

lassen die Kompositionen Teniers ihn als einen der<br />

populärsten Künstler des 17. Jahrhunderts erscheinen,<br />

der eine Vielzahl von Nachfolgern fand. Als Schüler<br />

seines Vaters ließ er sich später von Adriaen Brouwer<br />

(1605/06-1638) beeinflussen, wurde 1633 in die Antwerpener<br />

Lukasgilde aufgenommen und war 1645<br />

bereits Dekan der Gilde. Als er 1637 Anna, Tochter<br />

von Jan Brueghel d. Ä., heiratete, war Peter Paul<br />

Rubens ihr Zeuge.<br />

WEITE HÜGELIGE LANDSCHAFT<br />

MIT PAN UND SYRINX<br />

Öl auf Leinwand.<br />

83,5 x 121 cm.<br />

In vergoldetem mit Blattfries verziertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachen im Original von Margret<br />

Klinge, Düsseldorf, 12. Juli 1981. Klinge weist darauf hin,<br />

dass die Schloss – und Gartenanlage auf dem Gemälde<br />

„Odysseus auf der Insel der Phaiaken“ im Palazzo Pitti<br />

in Florenz fußt und von Teniers ziemlich genau übernommen<br />

wurde, während die umliegende Landschaft<br />

jedoch ganz seiner eigenen Bildidee entstammt, sodass<br />

sich Teniers lediglich weniger Versatzstücke bei<br />

Rubens bediente. Hier ist besonders das Kolorit des<br />

Himmels typisch für Teniers, ebenso die Figurenstaffage<br />

und die Viehherde. Klinge datiert das vorliegende<br />

Gemälde auf das Ende der 1650er-, Anfang der<br />

1660er-Jahre.<br />

Es ist eine von nur wenigen größerformatigen Landschaften,<br />

die uns von Teniers überliefert sind, und das<br />

mit einer besonders reizvollen Szene: Pan und Syrinx<br />

inmitten eines mit Schilf bestandenen Ufers zeigend.<br />

Ein neben ihnen stehendes Baumgefüge überfängt<br />

diese Szene und dient zeitgleich als kompositioneller<br />

Ausgleich für die sich im lichten Blaugrün bis an den<br />

Horizont erstreckende felsige Landschaft mit einem<br />

Schloss, dem ein französischer Garten vorgelagert ist.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung Münsterland.<br />

(1331061) (13)<br />

DAVID TENIERS THE YOUNGER,<br />

1610 ANTWERP – 1690 BRUSSELS<br />

VAST HILLY LANDSCAPE WITH PAN AND SYRINX<br />

Oil on canvas.<br />

83.5 x 121 cm.<br />

Accompanied by the original certificate of authenticity<br />

by Margret Klinge, Düsseldorf, 12 July 1981. She points<br />

out that the palace and gardens are based on the<br />

painting Odysseus on the Island of the Phaecians held<br />

at the Palazzo Pitti in Florence and was copied by<br />

Teniers very accurately, while the surrounding landscape<br />

is based completely on his imagination and<br />

he only borrowed a few set motifs from Rubens. Here<br />

the colouration of the sky is particularly typical of<br />

Teniers, as are the figures and the herd of cows.<br />

Klinge dates the present painting to the late 1650s,<br />

early 1660s. This is one of only a few large-format landscapes<br />

that are known by Teniers.<br />

It shows a particularly attractive scene with Pan and<br />

Syrinx among a reed-covered bank. Next to the couple<br />

and arching across the scene is a group of trees,<br />

which also acts as a compositional balance to the<br />

rocky landscape with a castle with a French garden in<br />

front that stretches to the horizon in light blueishgreen<br />

hues.<br />

Provenance:<br />

Private collection, Münster region, Germany.<br />

€ 20.000 – € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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167


367<br />

ANTHONIS VAN DYCK,<br />

1599 ANTWERPEN – 1641 LONDON, ZUG.<br />

BILDNIS VON JOHN PENRUDDOCK<br />

Öl auf Leinwand.<br />

103 x 80 cm.<br />

Verso mit Provenienzetikett, van Dyck als Autor<br />

des Portraits nennend.<br />

In Rahmen mit Samteinlage und Ornamentfries.<br />

Das Gemälde wurde erstmals 1902 anlässlich der<br />

Ausstellung „Monarchs“ in der New Gallery of England<br />

bekannt, unter Nr. 101 als „Portrait of Prince<br />

Rupert“ ausgestellt, wurde es bereits van Dyck zugeschrieben.<br />

Zuvor befand sich das Gemälde in der<br />

Penruddock-Sammlung in Compton Park, wie die Bildunterschrift<br />

im Ausstellungskatalog zeigt: eine Leihgabe<br />

von Charles Penruddocke.<br />

Erst Sir Charles Holmes erkannte 1931, dass es sich<br />

bei der dargestellten Figur nicht um den Prinzen, sondern<br />

um den Vater des Royalisten John Penruddock<br />

handelte, der während des Englischen Bürgerkriegs<br />

als Ritter und Anführer des gleichnamigen Aufstands<br />

von 1655 in Erinnerung blieb.<br />

Das Gemälde erschien erstmals 1930 auf dem Markt,<br />

als die gesamte Sammlung der Penruddock-Familienportraits<br />

in London versteigert wurde. Wiederum mit<br />

der irrtümlichen Identifizierung mit dem Portrait von<br />

Prinz Rupert, aber bereits mit einer sicheren Zuschreibung<br />

an van Dyck, denn auf der Auktionskarte steht<br />

„Prince Rupert, by Sir. A. Van Dyck“.<br />

Das Gemälde wird später in Knoedler‘s Stock Book,<br />

wieder als sicher von der Hand van Dycks vermerkt<br />

und hier auch zum ersten Mal mit der richtigen Definition<br />

der dargestellten Person, John Penruddock.<br />

Wie der Getty Provenance Index berichtet, gehörte<br />

die Hälfte des Gemäldes dem legendären Jt. Pinakos,<br />

der damals von dem berühmten Händler Heyckhema<br />

angeleitet wurde, welcher unter anderem als Berater<br />

des Metropolitan Museums für Ankäufe tätig war.<br />

Das Werk blieb bis 1969 in den Büchern von Knoedler<br />

verzeichnet und wurde dann bei Sotheby‘s unter Lot<br />

35 versteigert und dem Künstler zugeschrieben. Von der<br />

renommierten Galleria Bosoni in Mailand erworben,<br />

wurde es im November 1969 für 8.800.000 Lire an<br />

einen derer Kunden verkauft.<br />

Von diesem Moment an verschwand das Gemälde<br />

von der Bildfläche, sodass Larssen es in seiner Monografie<br />

unter der Nr. 947 (ein Mitglied der Familie<br />

Penruddocke) mit dem Vermerk „derzeitiger Besitzer<br />

unbekannt“ aufführte und aufgrund dessen auch falsche<br />

Maße angab. In der winzigen, aber wertvollen<br />

Bildunterschrift gibt er jedoch eine mögliche Datierung<br />

an, in welcher er es sehr präzise zwischen 1637 und<br />

1638 ansiedelt.<br />

Das Gemälde befindet sich in einem Zustand von<br />

musealer Qualität und auf der Rückseite sind alle Etiketten,<br />

die die Provenienz von 1902 bis 1969 bezeugen<br />

und es identifizieren, erhalten. Das hier angebotene<br />

Gemälde galt wohl weiteren auf dem europäischen<br />

Markt angebotenen Kopien als Vorbild.<br />

Literatur:<br />

Monarchs, Katalog, 1902, S. 28, Abb. 101.<br />

Knoedler‘s Stock Book No. 9, Seite 107, Zeile 30,<br />

Archivnummer A3259.<br />

Sotheby’s, Juli 1969, Auktion Alte Meister, Lot 35.<br />

Prof. Erik Larsen, The paintings of van Dyck, 1988,<br />

Nr. 947.<br />

(1330951) (13)<br />

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ANTHONIS VAN DYCK,<br />

1599 ANTWERPEN – 1641 LONDON, ATTRIBUTED<br />

PORTRAIT OF JOHN PENRUDDOCK<br />

Oil on canvas.<br />

103 x 80 cm.<br />

Verso with provenance label naming van Dyck as<br />

author of the portrait.<br />

In frame with velvet inlay and ornamental frieze.<br />

The painting first became known in 1902 on the occasion<br />

of the exhibition “Monarchs” at the New Gallery<br />

of England, where it was exhibited under no. 101 as<br />

“Portrait of Prince Rupert”, already attributed to van<br />

Dyck. Until then, the painting was in the Penruddock<br />

Collection in Compton Park, as the caption in the exhibition<br />

catalogue shows: a loan from Charles Penruddocke.<br />

It was not until 1931 that Sir Charles Holmes realised<br />

that the figure depicted was not the prince but the<br />

father of the royalist John Penruddocke, who was a<br />

knight during the English Civil War and remembered<br />

as the leader of the eponymous uprising of 1655.<br />

The painting first appeared on the market in 1930<br />

when the entire collection of Penruddock family portraits<br />

was auctioned in London. Again with the mistaken<br />

identification with the portrait of Prince Rupert,<br />

but already with a definite attribution to van Dyck, for<br />

the auction card reads “Prince Rupert, by Sir. A. Van<br />

Dyck”. The painting is later noted in Knoedler’s Stock<br />

Book, again as certainly by the hand of van Dyck, and<br />

here also for the first time with the correct definition<br />

of the person depicted, John Penruddock.<br />

As the Getty Provenance Index reports, the half of the<br />

painting belonged to the legendary Jt. Pinakos, who<br />

was headed by the very famous dealer Heyckhema,<br />

a consultant to the Metropolitan Museum for acquisitions.<br />

The work remained on Knoedler’s books until 1969,<br />

when it was taken up at Sotheby’s under lot 35 and<br />

attributed to the artist. Then acquired by the renowned<br />

Galleria Bosoni in Milan it was sold to one of its clients<br />

in November 1969 for 8,800,000 lire.<br />

From that moment on, the painting disappeared, so<br />

that Larssen listed it under no. 947 in his monograph<br />

(a member of the Penruddocke family) as “current<br />

owner unknown” and, due to these inaccuracies, gave<br />

incorrect measurements. In the tiny but valuable caption<br />

he gives a possible dating, placing it very precisely<br />

between 1637 and 1638.<br />

The painting is in museum-quality condition and all the<br />

labels attesting to its provenance from 1902 to 1969<br />

and identifying it have been preserved on the reverse.<br />

The copies offered on the European market years ago<br />

were probably derived from the painting offered in this<br />

lot.<br />

Literature:<br />

Monarchs, Catalogue, 1902, p. 28, ill. 101.<br />

Knoedler’s Stock Book No. 9, p. 107, line 30, Archive<br />

number A3259.<br />

Sotheby’s, July 1969, sale <strong>Old</strong> masters paintings,<br />

lot 35.<br />

Prof Erik Larsen, The paintings of van Dyck, 1988,<br />

no 947.<br />

€ 60.000 – € 90.000<br />

Sistrix<br />

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368<br />

JÜRGEN OVENS,<br />

1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT, ZUG.<br />

DOPPELPORTRAIT MIT FRAU UND MÄDCHEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

125 x 103 cm.<br />

Verso mit mehreren Sammlungsetikettten und<br />

Nummerierungen.<br />

In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen mit<br />

Künstlernennung.<br />

Ein Innenraum wird vor allem durch seinen Ausblick in<br />

den städtischen Hintergrund definiert, der links durch<br />

einen roten Vorhang begrenzt wird. Rechts sitzend<br />

eine ältere Frau, vor ihr ein Mädchen in hellem Gewand,<br />

offensichtlich im Gegenzug für mitgebrachte<br />

Blumen eine Münze empfangend.<br />

Provenienz:<br />

Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/<br />

Luik.<br />

Verkauft 1816 per Auktion bei Philippus van der<br />

Schley, Lot 38.<br />

Fideikomiss-Galerie Hannover, 1905, Nr. 276.<br />

Sammlung B. Hausmann, Hannover, Nr. 162,<br />

als Govaert Flinck.<br />

Sotheby‘s, London, 12. Mai 1992, Lot 155.<br />

Anmerkung:<br />

Das Gemälde wird heute beim RKD in Den Haag<br />

unter der Inv.Nr. 138226 als Jürgen Ovens zugeschrieben<br />

dokumentiert.<br />

Literatur:<br />

Werner Sumowski, Gemälde der Rembrandt-Schüler,<br />

Landau/Pfalz 1983, S. 2223, Nr. 33, als möglicherweise<br />

von L. de Jongh.<br />

Katalog der zur Fideikommiss-Galerie des Gesamthauses<br />

Braunschweig und Lüneburg gehörigen Sammlung<br />

von Gemälden und Skulpturen im Provinzial-<br />

Museum, Nr. 276.<br />

(1330644) (1) (13)<br />

JÜRGEN OVENS,<br />

1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT,<br />

ATTRIBUTED<br />

DOUBLE PORTRAIT OF A WOMAN AND GIRL<br />

Oil on canvas.<br />

125 x 103 cm.<br />

Verso with several collection labels and numbering.<br />

Provenance:<br />

Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/Luik.<br />

Sold in 1816 at auction at Philippus van der Schley,<br />

lot 38.<br />

Fidei-Komiss-Galerie Hannover, 1905, no. 276.<br />

B. Hausmann collection, Hannover, no. 162, as<br />

Govaert Flinck.<br />

Sotheby’s, London, 12 May 1992, lot 155.<br />

Notes:<br />

The painting is today listed at the RKD in The Hague<br />

with number 138226 and described as attributed to<br />

Jürgen Ovens.<br />

Literature:<br />

Werner Sumowski, Rembrandt Schüler, Landau/Pfalz<br />

1983, p. 2223, no. 33, possibly as L. de Jongh.<br />

Catalogue of the Fideikommiss gallery of the entire<br />

house in Braunschweig and Lüneburg: collection of<br />

paintings and sculptures belonging to the Provinzial-<br />

Museum, no. 276.<br />

€ 10.000 - € 12.000<br />

Sistrix<br />

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369<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 ANTWERPEN – 1678, ZUG.<br />

BALUSTERVASE MIT ROSEN UND LILIEN<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />

1601 ANTWERP – 1678 IBID., ATTRIBUTED<br />

BALUSTER VASE WITH ROSE AND LILIES<br />

Öl auf Holz.<br />

61 x 38,5 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Auf einer Tischplatte steht eine getriebene Balustervase<br />

mit figürlichem Relief, neben ihr einige Blüten,<br />

die wie als Zeichen eines Vanitasstilllebens in Kontrast<br />

stehen zu den noch sehr lebendigen, vielleicht<br />

teils überreifen Blüten, welche die oberen zwei<br />

Bilddrittel des Gemäldes füllen und aus Rosen, Fingerhut,<br />

Lilien und weiteren Blüten bestehen. Es ist<br />

Jan Brueghel der Jüngere, von dem derlei Stillleben<br />

häufig überliefert sind und dessen Vasen in Glas,<br />

Keramik und Goldschmiedearbeit – ganz wie hier zu<br />

sehen – überliefert sind. (†)<br />

(1330934) (13)<br />

Oil on panel.<br />

61 x 38.5 cm. (†)<br />

€ 45.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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370<br />

DAVID TENIERS D. J.,<br />

1610 ANTWERPEN – 1690 BRÜSSEL<br />

Bekanntlich war Teniers einer der bedeutendsten Erneuerer<br />

der Genremalerei seiner Zeit. Neben Genreszenen<br />

und religiösen Historien malte er auch Dorflandschaften,<br />

beeinflusst von Paul Brill (um 1553/<br />

54-1626) und in seinen Berglandschaften vor allem<br />

von Joos de Momper d. J. (1564-1635). Vielfältig bis<br />

weit ins 18. Jahrhundert durch die Druckgrafik verbreitet<br />

lassen die Kompositionen Teniers ihn als einen der<br />

populärsten Künstler des 17. Jahrhunderts erscheinen,<br />

der eine Vielzahl von Nachfolgern fand. Als Schüler seines<br />

Vaters ließ er sich später von Adriaen Brouwer<br />

(1605/06-1638) beeinflussen, wurde 1633 in die Antwerpener<br />

Lukasgilde aufgenommen und war 1645<br />

bereits Dekan der Gilde. Als er 1637 Anna, Tochter<br />

von Jan Brueghel d. Ä., heiratete, war Peter Paul Rubens<br />

ihr Zeuge.<br />

LANDSCHAFT MIT HIRTEN UND SCHAFHERDE<br />

Unter hohem Himmel, bei abendlichem Licht, ein Hirte<br />

auf einem größeren Stein sitzend, eine Flöte in der<br />

Hand, vor sich ein kleines Bündel liegend sowie ein<br />

Apfel und ein kleiner junger Hund, beide zusammen<br />

eine größere Schafsherde im Vordergrund beobachtend.<br />

Im Hintergrund zwei große strohgedeckte Häuser<br />

eines Dorfes, deren Kirche im Hintergrund des<br />

linken Bildrandes zu erkennen ist. Ein Bauer mit roter<br />

Kappe scheint auf dem Hirten bei ausgestrecktem linkem<br />

Arm zuzureden, mit seiner Herde doch weiterzuziehen.<br />

In der unterern Ecke rechts sind stilllebenartig<br />

einige Gerätschaften präsentiert, darunter ein großer,<br />

auf einem Fass schräg stehender Kessel und eine<br />

Schale, die ein junger Mann in rotem Obergewand<br />

hält. Malerische Darstellung in überwiegend beigebraunen<br />

weichen Farbtönen, in der typischen Manier<br />

des berühmten Künstlers.<br />

(13307027) (18)<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

62 x 73 cm.<br />

Beigegeben eine Bescheinigung über die Echtheit<br />

des Werkes von Xavier Goyet, Paris, 05. Oktober<br />

2011, sowie eine Echtheitsbestätigung von Dr. Margret<br />

Klinge, die das Werk in die Brüsseler Zeit des<br />

Künstlers der 1670er-Jahre ordnet, Düsseldorf, 07.<br />

November 1993.<br />

Detailabbildungen<br />

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DAVID TENIERS THE YOUNGER,<br />

1610 ANTWERP – 1690 BRUSSELS<br />

LANDSCAPE WITH SHEPHERDS AND<br />

FLOCK OF SHEEP<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

62 x 73 cm.<br />

Accompanied by a certificate of authenticity by Xavier<br />

Goyet, Paris, 5 October 2011, and a confirmation of<br />

authenticity by Dr Margret Klinge, who assigns the<br />

work to the artist’s Brussels period in the 1670s, Düsseldorf,<br />

7 November 1993.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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177


371<br />

PIETER VAN BREDAEL,<br />

1629 ANTWERPEN – 1719, ZUG.<br />

MARKTTREIBEN ZWISCHEN GEBÄUDEN<br />

UND RUINEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

Sichtmaß: 160 x 223,5 cm.<br />

1660er-Jahre.<br />

Das große Format zeigt ein Ruinen-Capriccio in italienischer<br />

Landschaft, die durch zahlreiche Personen belebt<br />

wird. An einem Herkulesbrunnen entnehmen Frauen<br />

Wasser. Das Gemälde gliedert sich hervorragend in<br />

eine Reihe von Gemälden des genannten Malers ein,<br />

welche überliefert sind. Eine ähnliche Brunnenszene<br />

(jedoch etwas kleiner und mit 1662 datiert) wurde am<br />

23.03.2000 unter Los 12 bei Tajan in Paris angeboten.<br />

Auch ein Gemälde, welches am 07.04.2006 im Dorotheum<br />

in Wien unter Los 176 von Martinus de la Court<br />

(1640-1710) ist nicht zu weit von dem hier angebotenen<br />

Gemälde entfernt. (†)<br />

(1301318) (13)<br />

PIETER VAN BREDAEL,<br />

1629 ANTWERP – 1719, ATTRIBUTED<br />

MARKET BUSTLE AMONG BUILDING AND RUINS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

Sight dimension: 160 x 223.5 cm.<br />

1660s.<br />

A similar scene by a fountain (but a little smaller and<br />

dated 1662) was offered for sale on 23 March 2000,<br />

lot 12 at Tajan in Paris. Another painting offered for<br />

sale 7 April 2006 at Dorotheum in Vienna, lot 176 here<br />

described as by “Martinus de la Court” shows similarities<br />

with the painting on offer for sale in this lot. (†)<br />

€ 35.000 - € 55.000<br />

Sistrix<br />

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372<br />

GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />

1687 SALÒ – UM 1753 VENEDIG, ZUG.<br />

ARKADISCHE LANDSCHAFT MIT OBELISKEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

69,6 x 109 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Beigegeben Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri vom<br />

04. Februar 2019, Rom, in Kopie.<br />

Im Zentrum der Komposition ein kleiner Obelisk, der<br />

von rechts stehenden Bäumen teils verschattet wird.<br />

Vor diesem Denkmal ein kleines Gewässer. Auf der<br />

linken Seite, vor einer Mauer mit einem Pilaster, hinter<br />

der sich diverse Bäume verbergen, eine junge Frau<br />

in rotem Kleid mit weißer Schürze, einen Mann, der<br />

auf einem Esel sitzt begleitend. Vor beiden ein kleiner<br />

Hund. Im Vordergrund auf der rechten Seite ein weiteres<br />

Paar mit zwei Ziegen und einem Rucksack. Im<br />

Hintergrund eine ummauerte weitläufige Gebäudeanlage<br />

und auf einem hohen Felsen eine Festungsanlage<br />

mit Rundturm. Harmonische Landschaftswiedergabe<br />

in differenzierten Farbtönen. Der hohe blaue<br />

Himmel mit den weißen Wolken und die gelungene<br />

Lichtführung mit Schattenwurf erinnern an einen herrlichen<br />

Sommertag.<br />

(13306220) (10)<br />

GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />

1687 SALÒ – CA. 1753 VENICE, ATTRIBUTED<br />

ARCADIAN LANDSAPE WITH OBELISKS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

69.6 x 109 cm.<br />

In magnificent gilt frame.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri dated 4 February 2019,<br />

Rome.<br />

€ 24.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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179


373<br />

JOHANNES LINGELBACH,<br />

1622 FRANKFURT AM MAIN – 1674 AMSTERDAM<br />

HAFENSZENE IN LIVORNO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

103,8 x 92,1 cm.<br />

Links unten auf der Steinplatte signiert.<br />

In mit Bandfries verziertem Holzrahmen.<br />

Das sommerliche Capriccio zeigt den Hafen von Livorno<br />

und rechts eine Skulpturengruppe, die Teil des Monumento<br />

dei Quattro Mori ist. Es ist eines der Wahrzeichen<br />

von Livorno und steht am Hafeneingang der Stadt,<br />

sodass es anlandende Besucher und Reisende an die<br />

Macht des Großherzogs erinnern konnte, denn in der<br />

Mitte erhebt sich die von Giovanni Bandini entworfene<br />

Statue des Ferdinand I de Medici, Gründer von Livorno<br />

und Großherzog der Toskana von 1587-1609. Die Maurenfiguren<br />

in Bronze hingegen wurden 1626 von Pietro<br />

Tacca hinzugefügt, für die er in einem Gefängnis Häftlinge<br />

aussuchte, die ihm als Modell dienten. Lingelbach<br />

zog bereits mit 12 Jahren zusammen mit seinen<br />

Eltern von Frankfurt nach Amsterdam, wo er zum<br />

wichtigsten „niederländischen“ Maler für Italienische<br />

Szenen avancierte. Mit 20 Jahren, 1642, zog er nach<br />

Paris und darauffolgend nach Rom. 1650 kehrte er<br />

nach Amsterdam zurück.<br />

JOHANNES LINGELBACH,<br />

1622 FRANKFURT AM MAIN – 1674 AMSTERDAM<br />

PORT OF LIVORNO<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

103.8 x 92.1 cm.<br />

Signed on stone slab lower left.<br />

This summery capriccio shows the Port of Livorno<br />

and a sculptural group to the right, which is part of the<br />

Monumento dei Quattro Mori.<br />

Notes:<br />

The docking ship on the left margin is similar to a<br />

painting by Lingelbach held at the Städel Museum<br />

in Frankfurt, which is signed “I: LINGELBACH/<br />

FECIT.1669”.<br />

€ 20.000 – € 25.000<br />

Sistrix<br />

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Anmerkung:<br />

Im Frankfurter Städel Museum wird ein Gemälde<br />

von Lingelbach verwahrt, das besonders des links<br />

am Bildrand anlandenden Schiffes besonders ähnlich<br />

ist. Dieses ist signiert „I: LINGELBACH/FECIT.1669“.<br />

(13306411) (1) (13)<br />

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374<br />

JAN GRIFFIER D. Ä.,<br />

1645/56 AMSTERDAM – 1718 LONDON<br />

FLUSSLANDSCHAFT AM OBERRHEIN<br />

Öl auf Kupfer.<br />

28 x 38,5 cm.<br />

Links mittig signiert „J. Griffier”.<br />

In ebonisiertem Rahmen.<br />

Von erhabenem Betrachterstandpunkt bietet sich ein<br />

vielschichtiger sowohl in die Ferne als auch in die Tiefe<br />

gestaffelter Blick in ein hügeliges Flusstal dar. Links<br />

ein Gasthaus, das sich durch einen Ausleger auszeichnet<br />

und mehreren davor sitzenden Figuren, weiter<br />

hinten eine Art Volksfest mit dahinter sich erstreckender<br />

Dorfstraße, die optisch hin zu einer im Lichtblau<br />

vor der Sonne erstrahlenden Höhenburg führt. Rechts<br />

weitere um den sich schlängelnden Fluss gruppierte<br />

Festungsbauten, bei denen sich Griffier sicherlich an<br />

der Mannigfaltigkeit der Burgen im Rheinland orientiert<br />

und inspiriert hat. Die Komposition muss damals<br />

sehr beliebt gewesen sein, denn sie begegnet uns in<br />

ähnlicher Weise gleich mehrmals im Schaffen des<br />

Künstlers.<br />

JAN GRIFFIER THE ELDER,<br />

1645 AMSTERDAM – 1718 LONDON<br />

RIVERSCAPE ON UPPER RHINE<br />

Oil on copper.<br />

28 x 38.5 cm.<br />

Signed at centre left “J. Griffier”.<br />

Notes:<br />

This composition must have been very popular at the<br />

time because we encounter it in a similar way several<br />

times in the artist’s œuvre. These are: a river landscape<br />

held at the Fitzwilliam Museum, Cambridge<br />

(England), inv. no. 379; a river landscape held at the<br />

Schwerin State Museum, inv. no. G 370; a painting in<br />

which the viewer looks down into the valley from a<br />

higher vantage point, which was offered for sale at<br />

Christie’s, Amsterdam on 11 May 2005 under lot 37.<br />

€ 50.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Anmerkung:<br />

Vgl. Die Komposition muss damals sehr beliebt<br />

gewesen sein, denn sie begegnet uns in ähnlicher<br />

Weise gleich mehrmals im Schaffen des Künstlers.<br />

So sind zu nennen: eine Flusslandschaft im Fitzwilliam<br />

Museum, Cambridge (England), Inv.Nr. 379;<br />

eine Flusslandschaft im Staatlichen Museum Schwerin,<br />

Inv.Nr. G 370; desweiteren ein Gemälde, bei dem<br />

der Betrachter von einem höheren Standpunkt ins<br />

Tal blickt und bei Christie‘s, Amsterdam, am 11. Mai<br />

2005 unter Lot 37 angeboten wurde.<br />

(1330152) (13)<br />

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183


375<br />

GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 PIACENZA – 1765 ROM<br />

RUINENCAPRICCIO MIT REITERSTAND<br />

BILD DES MARCUS AURELIUS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

109 x 148 cm.<br />

In vergoldetem und ornamental verziertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Professor Arisi, in Kopie.<br />

Ein weiteres ausführliches Gutachten von David R.<br />

Marschall, 1. März 2009, Victoria, Australien, in dem<br />

Marschall zu folgendem Schluss kommt: Es ist davon<br />

auszugehen, dass das vorliegende Gemälde in der<br />

Werkstatt Paninis unter Mitarbeit Paninis bei den<br />

Hauptfigurengruppen entstanden ist.<br />

Giancarlo Sestieri hingegen stellt heraus, dass es sich<br />

bei dem vorliegenden Werk um eine autografe Version<br />

Paninis, also um ein eigenhändiges Werk des genannten<br />

Künstlers handelt.<br />

Beigegeben auch ein Gutachten von Prof. Monti von<br />

1993, in Kopie.<br />

Diese vielschichtige in die Tiefe gestaffelte Komposition<br />

bietet eine reichhaltiger Schau historischer<br />

Architekturen: links eine ionische Ruine, ein ägyptorömischer<br />

Obelisk, kannelierte Säulenstümpfe, eine<br />

Darstellung des Reiterstandbildes des Kaisers Marcus<br />

Aurelius von der Piazza del Campodoglio, eine Rundbogenarkade,<br />

ein Relief mit römischen Trophäen, eine<br />

römische Ruine mit darinstehender Standfigur, eine<br />

große Farnese-Vase, der Porticus des Pantheon, eine<br />

Apollo Statue (aus der Villa Medici, daraufhin in Florenz).<br />

Provenienz:<br />

Adriano Ribolzi, Montecarlo.<br />

Erworben von Vorbesitzer bei:<br />

Baron de Dombrosky, erworben 1955-1960 in:<br />

Castello di Vincigliata, Fiesole.<br />

Anmerkung:<br />

Die gleiche Darstellung, jedoch mit kleineren Maßen<br />

in: Auktion Finarte, Lugano, Schweiz, 16. Mai 1992,<br />

Lot 33. Eine weitere Version mit 121,5 x 142,5 cm<br />

wird im Ulster Museum in Nord Irland verwahrt;<br />

eine Version ist im Louvre, Paris (99 x 136 cm, Inv.Nr.<br />

MNR 301); eine Version wurde am 11. März 1983 bei<br />

Christie‘s, London, unter Lot 66 (114,3 x 146,6 cm)<br />

angeboten; eine Version bei Auktion Christie‘s, London,<br />

am 12. Juli 1985 unter Lot 128 (91,4 x 125 cm);<br />

Auktion Christie‘s, New York, 16. Januar 1992, Lot 66<br />

(109,2 x 148 cm); eine quadratische Version befindet<br />

sich in einer Privatsammlung in Piacenza (90 x 89<br />

cm); eine Version bei Sotheby‘s, London, 21. September<br />

2006, Lot 330 (73,5 x 125 cm); eine weitere<br />

quadratische Version bei: Schwab Gallery, New York<br />

(110 x 110 cm)<br />

(1330421) (13)<br />

GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 PIACENZA – 1765 ROME<br />

RUIN CAPRICCIO WITH EQUESTRIAN STATUE<br />

OF MARCUS AURELIUS<br />

Oil on canvas.<br />

109 x 148 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor Arisi<br />

in copy. Another detailed report by David R. Marshall,<br />

1 March 2009, Victoria, Australia, in which he concludes:<br />

The present painting is believed to have been<br />

created in Panini’s workshop with his collaboration on<br />

the main groups of figures. Giancarlo Sestieri, on the<br />

other hand, points out that the present work is an<br />

autograph version of Panini, i.e., a work by the artist<br />

named.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor<br />

Monti from 1993, in copy.<br />

Provenance:<br />

Adriano Ribolzi, Montecarlo.<br />

Acquired by the previous owner at:<br />

Baron de Dombrosky, purchased 1955-1960 in:<br />

Castello di Vincigliata, Fiesole.<br />

Examples of comparison:<br />

The same depiction in smaller dimensions in: Auction<br />

Finearte, Lugano, Switzerland, 16 May 1992, lot 33.<br />

Another version measuring 121.5 x 142.5 cm is held<br />

at the Ulster Museum in Northern Ireland; a version<br />

is held at the Louvre, Paris (99 x 136 cm, inv. no.<br />

MNR 301); a version was offered at Christie’s, London,<br />

11 March 1983, lot 66 (114.3 x 146.6 cm.; a version<br />

was offered at Christie’s, London, 12 July 1985, lot<br />

128 (91.4 x 125 cm.); Christie’s sale, New York, 16<br />

January 1992, lot 66 (109.2 x 148 cm); A square version<br />

is held at a private collection in Piacenza ( 90 x<br />

89 cm; A version at Sotheby’s, London, 21 September<br />

2006, lot 330 (73.5 x 125 cm); another square<br />

version at: Schwab Gallery, New York (110 x 110 cm).<br />

€ 150.000 - € 200.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Castello di Vincigliata<br />

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185


376<br />

VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670)<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT FILIPPO LAURI<br />

(1623 – 1694)<br />

BLICK ÜBER DEN TIBER MIT DER KIRCHE<br />

SAN GIOVANNI DEI FIORENTINI<br />

Öl auf Leinwand.<br />

74 x 100 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen mit Rocaillen.<br />

Das Gemälde bereits 1955 erstmals durch Giuliano<br />

Briganti als ein Werk des Codazzi anerkannt und 1983<br />

veröffentlicht. Vergleiche, sowohl aus dem Werk des<br />

Codazzi als auch des Lauri, wie etwa das Gemälde<br />

„Opfer von Kain und Abel“ bieten sich an.<br />

Wie häufig in der Malerei der Zeit und in den entsprechenden<br />

Themen, handelt es sich auch hier um eine<br />

Zusammenarbeit zweier Maler, wobei Codazzi hier<br />

Architektur und Hintergrund und Lauri die Figurenstaffage<br />

geschaffen hat. Gezeigt ist ein im Spätlicht von<br />

links beleuchteter Palast mit zwei Loggia-Risaliten,<br />

durch deren Bögen die Fensterfassade zu sehen ist.<br />

Die Loggien getragen von mächtigen Rundsäulen mit<br />

ionischen Kapitellen über einer Treppenanlage. Im<br />

oberen Geschoss ein geöffnetes Fenster mit zwei<br />

Personen. An der langen mittleren Zugangstreppe<br />

mehrfigurige Szenerie: Jesus vor den Aposteln, von<br />

denen einige einen Bottich herangetragen haben. Dabei<br />

dürfte es sich um die Szene der bevorstehenden<br />

Hochzeit zu Kana handeln. Rechts im Bild einige weitere,<br />

auf den Stufen sitzende Gestalten sowie zwei<br />

Männer im Gespräch. Links der verschattet stehende<br />

Springbrunnen mit hoher Brunnenschale, davor zwei<br />

Esel neben abgestelltem Gepäck und Gefäßen. Das<br />

Gemälde insgesamt in hervorragender, den beiden<br />

genannten Künstlern entsprechenden, Malqualität.<br />

Bei genauerer Sichtung des Gemäldes wird deutlich,<br />

dass die Figuren nach Fertigstellung der architektonischen<br />

Elemente eingefügt wurden, da die vorbereitenden<br />

Untermalungen zum Teil noch erkennbar sind.<br />

Literatur:<br />

Das Gemälde in der Literatur mehrfach genannt und<br />

abgebildet:<br />

Giuliano Briganti, Ludovica Trezzani, Laura Laureati,<br />

Viviano Codazzi, in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al<br />

XIX secolo, Il Seicento, I, Bergamo 1983, S. 704,<br />

Nr. 128; S. 736, Abbildung 2.<br />

David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />

and the Baroque architectural fantasy, Mailand-Rom<br />

1993, S. 324, VC 191.<br />

Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in Italia<br />

nel XVII e XVIII secolo, Rom 2015, I, S. 363, Abbildung<br />

117. (12901426) (11)<br />

VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670)<br />

IN COLLABORATION WITH FILIPPO LAURI<br />

(1623 – 1694)<br />

PALACE ARCHITECTURE WITH ADJOINING<br />

GARDEN, FOUNTAIN AND BIBLICAL SCENE<br />

Oil on canvas.<br />

74 x 100 cm.<br />

Literature:<br />

The painting is mentioned several times in specialised<br />

literature and illustrated in:<br />

Giuliano Briganti, L. Trezzani, L. Laureati, V. Codazzi,<br />

in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il<br />

Seicento, I, Bergamo 1983, p. 704, no. 128; p. 736,<br />

ill. 2.<br />

David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />

and the Baroque Architectural Fantasy, Milan/Rome<br />

1993, p. 324, VC 191.<br />

Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in Italia<br />

nel XVII e XVIII secolo, Rome 2015, I, p. 363, ill. 117.<br />

€ 50.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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187


377<br />

LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/65 UDINE – 1729/31 VENEDIG<br />

Carlevaris war ein talienischer Maler und Radierer. Er<br />

gilt als Pioneer der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />

spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />

Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni Marieschi<br />

(1696/1710-1743) und Francesco Guardi (1712-<br />

1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner älteren<br />

Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />

Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />

des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte<br />

er vier Kinder, darunter Marianna, die später eine<br />

Schülerin von Rosalba Carriera (1675-1757) wurde.<br />

Der Meister hatte laut dem frühen Biografen Pellegrino<br />

Antonio Orlandi (1704) keinen besonderen Lehrer,<br />

sondern erwarb seine Kenntnisse bei verschiedenen<br />

Meistern, unter denen möglicherweise Johann Heintz<br />

(um 1580-1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der<br />

sich um 1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in<br />

Rom könnte erklären, dass Carlevaris Werke etwa<br />

auch von van Laer (1592/1599) und Cerquozzi (1602-<br />

1660) beeinflusst worden sein könnten. Ferner wird<br />

auch ein Einfluss des Holländers Gaspar van Wittel<br />

(1653-1736) angenommen. Seine früh erkannte Bedeutung<br />

hat auch zu der Ansicht geführt, er könnte<br />

ein Lehrer von Giovanni Antonio Canal (1697-1768) gewesen<br />

sein.<br />

CAPRICCIO MIT HAFENANSICHT<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

110 x 141 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri<br />

vom Juni 2008 (in Kopie vorliegend).<br />

Blick über eine südliche Hafenanlage mit bergigem<br />

Hintergrund unter hohem türkisfarbenem Horizont.<br />

Auf der linken Bildseite eine römische Tempelarchitektur<br />

mit Säulen und Skulpturen. Davor, auf einer kleinen<br />

Freitreppe, ein Klosterbruder und ein Orientale mit<br />

Turban im Gespräch. Auf der Treppe selbst sitzend<br />

eine Mutter im roten Gewand, auf ihrem Schoß ein<br />

gewickeltes Kleinkind haltend sowie ein weiteres<br />

spielendes Kind. Sie werden wohl gerade von einem<br />

Mann aufgefordert, die Stufen zu verlassen. Von der<br />

Treppe führt eine steinerne Brücke zur rechten Bildseite<br />

auf der man diverse Segelschiffe erkennen<br />

kann. Eine weitere Brücke ist auf der linken Bildseite<br />

zu erkennen, die zu fantasievollen Gebäudeanlagen<br />

mit diversen Türmen einer Stadt führt, welche sich unterhalb<br />

eines großen Felsmassivs befindet. Auf der<br />

linken Bildseite sind zudem weitere Figuren zu erkennen.<br />

An der Brücke im Halbschatten sind drei Männer<br />

in ein Gespräch vertieft, links daneben ein Mann mit<br />

Kind und einem aufmerksam blickenden und sitzenden<br />

Hund. Fantasievolles Capriccio in vielen differenzierten<br />

Farbtönen in qualitätvoller Manier.<br />

(1301327) (18)<br />

LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/65 UDINE – 1729/31 VENICE<br />

CAPRICCIO WITH HARBOUR VIEW<br />

Oil on canvas.<br />

110 x 141 cm.<br />

Accompanied by an expert´s report by Prof. Giancarlo<br />

Sestieri, June 2008, in copy.<br />

€ 35.000 - € 55.000<br />

Sistrix<br />

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378<br />

CLAUDE JOSEPH VERNET,<br />

1714 AVIGNON – 1789 PARIS<br />

Als Sohn eines Dekorationsmalers wurde Vernet<br />

Schüler des Louis René de Vialy in Aix-en-Provence,<br />

wo der Marquis de Caudon ihm ein Stipendium verschaffte.<br />

20-jährig zog er nach Rom und wurde bereits<br />

1743 Mitglied der Accademia di San Luca. Alsbald mit<br />

der Engländerin Virginia Parker, Tochter eines Kapitäns,<br />

verehelicht, wurde er durch den Marquis de Marigny<br />

1753 an den Hof Louis‘ XV vermittelt und mit Aufträgen<br />

versehen. Als Mitglied der Académie royale de peinture<br />

wirkte er fast nur noch nach königlichen Aufträgen.<br />

Ab 1763 belieferte Vernet auch die Sammlungen<br />

des französischen Adels.<br />

KÜSTENSZENE MIT TURM, SCHIFFEN<br />

UND FIGURENSTAFFAGE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

55,3 x 87,5 cm.<br />

Rechts unten Signatur.<br />

Beigegeben Expertise von E. Beck-Saiello vom 11.<br />

Februar 2015.<br />

Wie häufig im Werk des Malers, ist auch dieses Bild<br />

in leicht längsgestrecktem Querformat angelegt. Auch<br />

die Komposition mit einem Uferanstieg, hier mit einem<br />

Hafenturm mit Anbauten, gegenüber dem Weitblick<br />

bis zum Meereshorizont, ist typisches Gestaltungsmerkmal<br />

des bekannten Künstlers. Die Ruhe der Gesamtansicht,<br />

wie auch der figürlichen Szenerien mit<br />

Fischern und einer Frauengruppe, ist lediglich durch<br />

die Schieflage eines Zweimasters im zentralen Hintergrund<br />

unterbrochen. Auch dieses Element fügt sich in<br />

die zahlreichen Schiffbruch-Darstellungen Vernets ein.<br />

Wiewohl der Maler im Auftrag des Königs Louis XV<br />

die wichtigsten Häfen Frankreichs in Gemälden zu<br />

dokumentieren hatte, ließ sich die hier gezeigte Küstendarstellung<br />

noch nicht lokalisieren, da Vernet auch<br />

nicht selten phantasievoll frei erfundene Situationen<br />

geschaffen hat.<br />

Von hoher Qualität zeigt sich hier die Behandlung<br />

des Spätnachmittaglichtes, das zum Horizont hin in<br />

Abendröte vor aufgebauschten Wolken wandelt. Die<br />

Beleuchtung der Szenerie von links verdeutlicht auch<br />

die Staffagefiguren, die am unteren Bildrand nacheinander<br />

gruppiert sind. Dabei treten einige Rottöne in<br />

den Kostümen leicht hervor, wie etwa die Kleidung<br />

des Fischers im Kahn links, die stehende Frau rechts<br />

oder die ebenfalls stärker leuchtende Kappe des auf<br />

einem Felsen sitzenden Mannes.<br />

Die Gestaltung und Malqualität lässt keinen Zweifel<br />

an der Autorschaft des Künstlers. A.R. (†)<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Vereinigtes Königreich.<br />

(1330516) (11)<br />

CLAUDE JOSEPH VERNET,<br />

1714 AVIGNON – 1789 PARIS<br />

COASTAL SCENE WITH TOWER, SHIPS AND<br />

FIGURAL STAFFAGE<br />

Oil on canvas.<br />

55.3 x 87.5 cm.<br />

Signed lower right.<br />

Accompanied by an expert’s report by E. Beck-Saiello<br />

dated 11 February 2015.<br />

As is often the case in the painter’s œuvre, this painting<br />

is also designed in a slightly elongated landscape<br />

format. The composition with an inclining bank, here<br />

with a harbour tower and extensions, opposite the<br />

vast view to the horizon on the sea, is a typical design<br />

feature of the famous artist. The tranquillity of the vista<br />

and the figural staffage with fishermen and a group<br />

of women, is only interrupted by the tilting of a<br />

two-masted ship in the central background. This element<br />

also fits into Vernet’s numerous depictions of<br />

shipwrecks. Although the painter was commissioned<br />

by King Louis XV to document France’s most important<br />

ports in paintings, the coastal depiction presented<br />

here could not yet be identified, since Vernet also<br />

often created imaginatively fictitious scenes. Here,<br />

the high-quality rendition of the late afternoon light,<br />

which changes towards the horizon into a sunset in<br />

front of cotton-like clouds. The lighting of the scene<br />

from the left also enhances the staffage figures,<br />

which are grouped one after the other at the lower<br />

margin of the painting. A few red hues in the costumes<br />

stand out slightly, such as the clothes of the<br />

fisherman in the boat on the left, the standing woman<br />

on the right or the equally brightly coloured cap of the<br />

man sitting on a rock. The design and painting quality<br />

leaves no doubt as to the artist’s authorship. (†)<br />

Provenance:<br />

Private collection, United Kingdom.<br />

€ 80.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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191


379<br />

PAOLO ANESI,<br />

1697 ROM – 1773 EBENDA<br />

PAAR FLUSSLANDSCHAFTEN MIT FIGUREN­<br />

STAFFAGE UND FISCHERN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

36 x 46 cm.<br />

In teilvergoldetem Rahmen<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri<br />

vom 14.02.2008, in Kopie vorliegend.<br />

Von einem Fluss umgeben auf einem hohem Felsen<br />

die Überreste eines antiken breiten Rundturms und<br />

eines höheren schmalen Turms, von denen aus ein<br />

Weg mit Figuren zum Ufer führt. Auf dem Wasser<br />

selbst mehrere Fischerboote und im Hintergrund eine<br />

bergige Landschaft mit weiteren Gebäuden. Am rechten<br />

Rand ein schmales Uferstück mit Figuren und als<br />

Repoussoir ein hoher, in den Himmel reichender<br />

Baum. Auf dem zweiten Gemälde fällt der Blick über<br />

einen Uferstreifen mit Figuren auf einen ruhigen breiten<br />

Fluss, über den eine alte Steinbrücke führt, die<br />

zwei Stadtteile verbindet. Links am Ufer teils antike<br />

Gebäude, während rechtsseitig hinter der Brücke einige<br />

Häuser und die beiden Kuppeln einer Kirche erkennbar<br />

sind. Fantasievolle Darstellungen in weicher<br />

Farbgebung unter hohem, durch die Sonne teils gelblich<br />

verfärbtem Himmel, mit wenigen weißen Wolkenformationen.<br />

(†)<br />

Anmerkung:<br />

Der Künstler wirkte vor allem in Florenz und Rom.<br />

Seine Ruinenbilder und Veduten orientieren sich an<br />

Giovanni Paolo Pannini und Andrea Locatelli. Zu seinen<br />

Schülern zählt Francesco Zuccarelli.<br />

(1322001) (18)<br />

PAOLO ANESI,<br />

1697 ROME – 1773 IBID.<br />

A PAIR OF RIVERSCAPES WITH FIGURAL<br />

STAFFAGE AND FISHERMEN<br />

Oil on canvas.<br />

36 x 46 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor Giancarlo<br />

Sestieri, dated 14 February 2008, in copy. (†)<br />

€ 60.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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193


380<br />

PAOLO ANESI,<br />

1697 ROM – 1773 EBENDA, ZUG.<br />

Paolo Anesi war zusammen mit Andrea Locatelli<br />

(1695- 1741), Paolo Monaldi (um 1710-1779) und Alessio<br />

Demarchis (1684-1752) einer der bedeutendsten<br />

Landschaftsmaler der römischen Künstlerszene des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

Gemäldepaar<br />

ROM, PROZESSION ZUM QUIRINALSPALAST<br />

sowie<br />

ROM, TREPPE ZUM KAPITOL BEI FESTLICHER<br />

PARADE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

Je ca. 51 x 48,5 cm.<br />

Vergoldete Rahmungen.<br />

Die beiden Gemälde sind für die Kulturgeschichte der<br />

Stadt Rom von erheblicher Bedeutung. Denn in beiden<br />

Darstellungen wurden besondere Festlichkeiten<br />

dokumentiert, deren jeweilige Anlässe noch nicht eindeutig<br />

eruiert wurden, für die hier jedoch Anhaltspunkte<br />

festgestellt werden sollen.<br />

Prozession zum Quirinalspalast:<br />

Das erstgenannte Gemälde zeigt aus erhobenem Betrachterstandpunkt<br />

die breite Treppe zur Piazza del<br />

Campidoglio, den Kapitolshügel, den schon in der Antike<br />

zentralen Mittelpunkt Roms. Diese gigantische Treppe,<br />

genannt „Cordonata“, entworfen von Michelangelo,<br />

führt hinauf zum Platz mit dem zentral stehenden Senatorenpalast.<br />

Der Platz ist – ebenfalls nach Plänen Michelangelos<br />

– gesäumt: links vom Palazzo Nuovo, rechts<br />

vom Palazzo dei Conservatori. Die Platzmitte markiert<br />

die Reiterstatue des Marc Aurel. Links im Bild die weitere<br />

kleinere Treppe, die zur Kirche Sta. Maria in Aracoeli<br />

führt, dem Hügel der antiken Burg.<br />

Eine von links in die Bilddarstellung ziehende Prozession<br />

mit geordneten Reitergruppen und zum Teil rot<br />

gekleideten Prozessionsteilnehmern begeben sich<br />

hinauf, empfangen von den beiden Statuen der Dioskuren.<br />

Eine leere prächtige rote vergoldete Karosse,<br />

gezogen von sechs Schimmeln, scheint in der linken<br />

Ecke zu warten, wobei der zugehörige Würdenträger<br />

bereits auf einem weiteren Schimmel am Fuße der<br />

Treppe zu sehen ist, während Zuschauer daneben in<br />

Ehrfurcht knien. Die Rotgekleideten der Prozession<br />

tragen je ein Beil, wobei es sich wohl um das Liktorenbeil,<br />

Symbol der antiken Herrschaft, handelt.<br />

Der Quirinalspalast, im Gegenstück, ab 1583 errichtet,<br />

war das Verwaltungsgebäude des ehemaligen Kirchenstaates<br />

und diente zu verschiedenen Zeiten auch<br />

als Ort der Konklave bei der Papstwahl. Im Zusammenhang<br />

dieser Funktionen dürften sich auch die Prozessionen<br />

ereignet haben, wie sie auf dem Gemälde<br />

dokumentiert sind. Vor dem mächtigen Gebäude mit<br />

dem aus dem Mittelalter noch erhaltenen kurzen<br />

Rundturm begibt sich eine Reihe von Würdenträgern<br />

und goldenen Kutschen zum Palasteingang. Es ist<br />

sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um die Ankunft<br />

der wahlberechtigten Fürstbischöfe und Kurienkardinäle<br />

in Kutschen, mit Tross und Begleitung handelt,<br />

beobachtet und begrüßt von zahlreichen Zuschauern<br />

und Passanten, die in gehörigem Abstand der Prozession<br />

beiwohnen. Links im Bild der bekannte<br />

Dioskuren-Brunnen, in der linken Bildecke ein Wach-<br />

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posten. Auch der Maler Gaspare Vanvitelli (1653-1736)<br />

hat etwas früher ebenfalls eine Vedute des Quirinalspalastes<br />

geschaffen, mit einem festlichen Einzug.<br />

Sieht man die beiden Bilder nebeneinander, so zeigen<br />

sie sich kompositionell als Gegenstücke abgestimmt,<br />

die jeweilige Blickrichtung lässt die Hauptinhalte nach<br />

rechts bzw. nach links gerichtet erscheinen, wodurch<br />

auch eine Hängung nebeneinander empfohlen ist.<br />

Die beiden Bilder sind also in der Zusammenstellung<br />

der beiden historischen Mächte Roms zu sehen: die<br />

weltliche Autorität Roms mit dem Senatorenpalast<br />

und die kirchliche mit dem Quirinalspalast.<br />

Die Malweise spricht für den Venezianer Paolo Anesi,<br />

Schüler des Sebastiano Conca. Auch die Hellfarbigkeit<br />

ist für dessen Werk typisch. Als Sohn eines Seidenwebers<br />

widmete er sich der Malerei, wirkte sowohl in<br />

Florenz als auch in Rom und wurde alsbald sehr erfolgreich.<br />

1757 wurde er Mitglied der Accademia dei<br />

Virtuosi al Pantheon, vier Jahre später er in der Villa<br />

Albani bei Rom mit Aufträgen betraut. Unter anderen<br />

war Francesco Zuccarelli einer seiner Schüler. Seinen<br />

Radierungszyklus widmete er 1725 dem Kardinal<br />

Imperiali. A.R. (†)<br />

Literatur:<br />

Vgl. Andrea Busiri Vici, Paolo Anesi, Paolo Monaldi,<br />

Alessio de Marchis (Hrsg.), Trittico paesistico romano<br />

del '700, Rom 1976.<br />

Vgl. Luigi Salerno, Pittori di paesaggio del Seicento a<br />

Roma, Teil 3, Rom 1980.<br />

Vgl. Carla Benocci, Francesco Nicoletti e Paolo Anesi a<br />

Villa Doria Pamphilj (1748-1758), in: Elisa Debenedetti<br />

(Hrsg.), Carlo Marchionni. Architettura, decorazione e<br />

scenografia contemporanea, Rom 1988.<br />

(13306076) (11)<br />

PAOLO ANESI,<br />

1697 ROME – 1773 IBID., ATTRIBUTED<br />

A pair of paintings.<br />

ROME, PROCESSION TO THE QUIRINAL PALACE<br />

and<br />

ROME, STAIRCASE TO THE CAPITOL WITH FESTIVE<br />

PROCESSION<br />

Oil on canvas.<br />

ca. 51 x 48.5 cm each.<br />

The two present paintings are of considerable importance<br />

for the cultural history of the city of Rome as<br />

both document special festivities and clues can be<br />

found in the painting, but the respective occasions<br />

have not yet been clearly identified. (†)<br />

€ 140.000 - € 180.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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195


381<br />

GASPARE DIZIANI,<br />

1689 BELLUNO – 1767 VENEDIG, ZUG.<br />

Diziani wird längst als der wichtigste Nachfolger seines<br />

Lehrers Sebastiano Ricci (1659-1734) angesehen. Ab<br />

1717 hielt er sich in Dresden auf, von August III berufen.<br />

Zwischenzeitlich entstanden 1718 vier Supraporten in<br />

der Residenz München, später wirkte er in Rom und<br />

Venedig. Dizianis beide Söhne Antonio (1737-1797)<br />

und Giuseppe (1744-1821) arbeiteten mit ihm bei seinen<br />

umfangreichen Aufträgen zusammen.<br />

ALLEGORIE DER THEOLOGISCHEN TUGENDEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

71 x 52 cm.<br />

In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />

GASPARE DIZIANI,<br />

1689 BELLUNO – 1767 VENICE, ATTRIBUTED<br />

ALLEGORY OF THE THEOLOGICAL VIRTUES<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

71 x 52 cm.<br />

The painting, which is more of a finished work than a<br />

sketch, can be dated to the 1840s, the main phase of<br />

Diziani’s œuvre, due to the pronounced and threedimensional<br />

construction of the figures and the colouring.<br />

€ 12.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Auf dem hochformatigen Gemälde mit gemaltem,<br />

nach oben abgerundetem Rahmen werden vor hellblauem<br />

Himmelshintergrund auf weißen Wolken durch<br />

weibliche Figuren, Putti und Kinder die drei theologischen<br />

oder christlichen Tugenden Glaube, Liebe und<br />

Hoffnung dargestellt. Der Glaube wird symbolisiert<br />

durch das Kreuz, das oben links ein Putto hält und<br />

durch einen Kelch mit Hostie in den Händen einer<br />

jungen, edel gekleideten Frau auf der Wolke. Die<br />

Liebe wird dargestellt durch ein rotes Herz in der ausgestreckten<br />

Hand eines weiteren Puttos, die Hoffnung<br />

schließlich durch einen großen Anker in der<br />

Hand einer links unten sitzenden Frau. Malerei in zurückhaltender<br />

Farbgebung.<br />

Das Gemälde, das eher ein vollendetes Werk als eine<br />

Skizze ist, dürfte aufgrund der plastischen und ausgeprägten<br />

Konstruktion der Figuren und der Farbgebung<br />

in das vierte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, in die<br />

zentrale Phase von Dizianis Schaffen, datiert werden.<br />

(1320014) (18)<br />

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382<br />

GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO,<br />

1696 VENEDIG – 1770 MADRID<br />

CAESAR WIRD DER KOPF DES POMPEJUS<br />

PRÄSENTIERT<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

53,8 x 72,6 cm.<br />

In ornamental reliefiertem und vergoldetem Rahmen.<br />

Dieses schöne Gemälde von Giiovanni Battista Tiepolo<br />

ist die Vorlage für eines der vier Gemälde, die der<br />

Graf Francesco Algarotti im Auftrag des polnischen<br />

Königs und sächsischen Kurfürsten August III bei dem<br />

Maler in Auftrag gegeben hat und die für die königlichen<br />

Sammlungen in Dresden bestimmt waren.<br />

Das Werk, auf das sich diese Leinwand bezieht, ist<br />

verloren gegangen, während die anderen drei der Serie<br />

noch erhalten sind. Es handelt sich dabei um das<br />

„Bankett von Antonius und Kleopatra“ in Melbourne,<br />

den „Triumph von Flora“ in San Francisco und die<br />

„Präsentation der Künste durch Maecenas an Augustus“<br />

in Leningrad.<br />

Durch die Lektüre der reichen Korrespondenz zwischen<br />

Algarotti und Graf Brühl, dem Premierminister<br />

des Königs, aus den Jahren 1743 bis 1747, hat man<br />

viel über die Gemäldegruppe erfahren (Precerutti Garberi,<br />

S. 111).<br />

1743 kehrte Algarotti aus Dresden nach Venedig zurück,<br />

um geeignete Gemälde zur Bereicherung der<br />

königlichen Sammlungen zu finden. Von den noch lebenden<br />

Künstlern wählte er die fünf größten Vertreter<br />

der venezianischen Malerei als Auftraggeber: Piazzetta,<br />

Pittoni, Tiepolo, Amigoni und Zuccarelli. Die ersten<br />

drei beauftragte er mit Historienbildern, den letzten<br />

mit Landschaften.<br />

Aus dem Brief Algarottis an Brühl vom 9. August 1743<br />

wissen wir, dass das Thema des verschollenen Gemäldes<br />

von Tiepolo zunächst „Timotheus oder die Wirkungen<br />

der Musik“ lautete und später in „Caesar<br />

betrachtet den Kopf des Pompejus“ geändert wurde.<br />

In dem Schreiben wurden auch die Maße aller Werke<br />

(135x185 cm) und die Figur des Protagonisten (68 cm)<br />

festgelegt.<br />

Mercedes Precerutti Garberi nennt als Zeitraum der<br />

Ausführung des fertigen Gemäldes zwischen dem 5.<br />

März 1744, als die erste Vorauszahlung verbucht wurde<br />

(die im Allgemeinen nie vor Arbeitsbeginn der Maler<br />

geleistet wurde), und den 26. Februar 1746, als die<br />

letzte Zahlung erfolgte. Noch im selben Jahr wurde<br />

das Gemälde nach Dresden geschickt und gelangte in<br />

die Sammlungen von August III, wo es sich noch einige<br />

Jahre später befand, wie aus einem Brief Algarottis<br />

an Mariette vom Februar 1751 hervorgeht. Im Jahr<br />

1765, zwei Jahre nach dem Einmarsch der preußischen<br />

Truppen und dem Sturz Augusts III, erschien es<br />

in Amsterdam, um zusammen mit der gesamten<br />

Sammlung des Königs von Arnoldus Dankmeyer am<br />

22. Mai versteigert zu werden (Katalog Nr. 55, Maße<br />

55 x 72 Zoll). Bei dieser Gelegenheit wurde es von<br />

dem Kunsthändler De Winter für 215 Gulden gekauft.<br />

Von diesem Moment an war es verloren, während die<br />

hier gezeigte Skizze am 18. Mai 1914 auf der Auktion<br />

in Florenz erschien (Lot 176) und aus der Sammlung<br />

L. Giusti in Modena stammte. Wir wissen mit Sicherheit,<br />

dass die Leinwand von Tiepolo im Jahr 1743 gemalt<br />

wurde. Am 9. August desselben Jahres schrieb<br />

Algarotti an Brühl, um ihm mitzuteilen, dass er die von<br />

ihm angeforderten Gemälde anhand ihrer Vorstudien<br />

in Augenschein nehmen könne, nachdem er den<br />

Künstlern versprochen hatte, dass sie mehr als die<br />

vereinbarten 100 Zecchini erhalten würden, wenn sie<br />

auch das Modell malten. Aus diesem Grund beschloss<br />

Tiepolo, auch dieses Bild zu malen, was ihm weitere<br />

30 Zecchini einbrachte.<br />

Algarotti schickte es nicht zusammen mit dem großen<br />

Gemälde nach Dresden, sondern behielt es für seine<br />

Privatsammlung. Im Jahr 1776 wurde es in dem beim<br />

Tod des Grafen erstellten Vermögensverzeichnis aufgeführt,<br />

im nachfolgenden Inventar von 1779 jedoch<br />

nicht mehr erwähnt, da die Erben es in der Zwischenzeit<br />

bereits verkauft hatten.<br />

Laut Algarotti (Gemin/Pedrocco, S. 362, Nr. 299) sollte<br />

Tiepolo die Geschichte auf einem Platz in Alexandria,<br />

Ägypten, spielen, was erklärt, warum auf der Skizze<br />

im Hintergrund der Komposition Gebäude, die an die<br />

Antike erinnern, und ein Obelisk oder eine Pyramide<br />

gemalt sind. Um die Geschichte wahrheitsgetreuer zu<br />

gestalten, fügt der Künstler auch einige Figuren ein,<br />

die im orientalischen Stil gekleidet sind, mit den typischen<br />

spitzen Schuhen, der charakteristischen Turbanopfbedeckung<br />

oder mit einem über die Stirn geklappten<br />

Visier. Es handelt sich um eine der ersten<br />

Darstellungen exotischer Figuren in Tiepolos Gemälden,<br />

die bald darauf zu einem Markenzeichen des<br />

Künstlers werden sollten. Caesar, umgeben von seinen<br />

Soldaten, die in römische Rüstungen gekleidet<br />

sind und die Kriegsfahnen tragen, ist fast entsetzt<br />

über den Anblick des Kopfes seines Rivalen Pompejus<br />

(Gnaeus Pompeius Magnus, 106-48 v.Chr.). Tatsächlich<br />

soll Caesar in diesem Augenblick geweint haben<br />

und dem Kopf des Pompejus ein würdevolles Begräbnis<br />

angedeihen haben lassen als Zeichen der Milde.<br />

Mercedes Precerutti/Garberi merkt an, dass der Stil<br />

des Gemäldes im Stil von Veronese mit Tiepolos Tätigkeit<br />

in jenen Jahren übereinstimmt (S. 115). Der Typus<br />

des weißen Pferdes taucht nämlich auch in den Fresken<br />

der Villa Cordellina, der Dornenkrönung in Hamburg<br />

und dem Manna-Sturz in Verolanuova auf. Weitere<br />

Übereinstimmungen im Modell lassen sich zwischen<br />

der Figur des Alexander, ebenfalls in der Cordellina,<br />

und der des Caesar feststellen. (†)<br />

Provenienz:<br />

Modena, Sammlung L. Giusti, bis 1914.<br />

Florenz, Galleria Geri, 18. Mai 1914, Lot 176.<br />

Spanische Privatsammlung<br />

Literatur:<br />

Das hier angebotene Gemälde wird in folgender<br />

Literatur aufgeführt:<br />

Mercedes Precerutti Garberi, Di alcuni dipinti perduti<br />

del Tiepolo, in „Commentari“, Jahrgang IX, April-Juni<br />

1958, S. 111-116, Tafel XLVI, Abb. 1.<br />

Guido Piovene, Anna Pallucchini, Giambattista<br />

Tiepolo, Mailand 1968, S. 136.<br />

Antonio Morassi, A complete catalogue of the paintings<br />

of G.B. Tiepolo including pictures by his pupils<br />

and followers wrongly attributed to him, London<br />

1962, S. 29, Nr. 176, Abb. 309.<br />

M. Levey, Giambattista Tiepolo. His life and art, New<br />

Haven u.a., 1. Ausgabe 1986, S. 128, und 2. Ausgabe<br />

1994, S. 128.<br />

Massimo Gemin, Filippo Pedrocco, Giambattista<br />

Tiepolo. I Dipinti. Opera completa, Venedig 1993,<br />

S. 362-363, Nr. 299.<br />

Keith Christiansen, Algarotti‘s Tiepolos and his fake<br />

Veronese, in: Giambattista Tiepolo nel terzo centenario<br />

della nascita, atti del convegno internazionale<br />

di studi (Venedig-Vicenza-Udine-Paris, 29. Oktober-<br />

4. November 1996), 1998, Bd. I, S. 403, 406, Bd. II,<br />

S. 131, Abb. 2.<br />

Jaynie Anderson, Tiepolo‘s Cleopatra, Melbourne<br />

2003, S. 38-39, Abb. 24.<br />

Fabrizio Magani, Dipinti Antichi (Mailand, Galleria<br />

Caiati-Salamon), Mailand 2003, S. 22-24.<br />

Die vorbereitende Studienzeichnung: New York,<br />

Sammlung Mr. and Mrs. David Tobey, veröffentlicht<br />

bei: Keith Christiansen, Algarotti‘s Tiepolos and his<br />

fake Veronese, in: Giambattista Tiepolo nel terzo centenario<br />

della nascita, atti del convegno internazionale<br />

di studi (Venedig-Vicenza-Udine-Paris, 29. Oktober-<br />

4. November 1996), 1998, Bd. II, S. 131, Abb. 1.<br />

(1330514) (13)<br />

GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO,<br />

1696 VENICE – 1770 MADRID<br />

CAESAR IS PRESENTED WITH<br />

THE HEAD OF POMPEY<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

53.8 x 72.6 cm.<br />

In ornamental frame decorated with reliefs and gilt.<br />

This beautiful painting by Giambattista Tiepolo. It is the<br />

preparatory model for one of four paintings the artist<br />

was commissioned to create for the royal collections<br />

in Dresden by Count Francesco Algarotti on behalf of<br />

Augustus III, King of Poland, and Elector of Saxony. The<br />

original work on which the present canvas painting is<br />

based has been lost, while the other three in the series<br />

survive. These are the Banquet of Anthony and<br />

Cleopatra in Melbourne, the Triumph of Flora in San<br />

Francisco, and the Maecenas presenting the Liberal<br />

Arts to Emperor Augustus in Leningrad. Reading the<br />

substantial correspondence between Algarotti and<br />

Count Brühl, the king’s prime minister between 1743<br />

and 1747, much has been learned about the group of<br />

paintings (Precerutti-Garberi, p. 111). In 1743 Algarotti<br />

returned to Venice from Dresden to find suitable<br />

paintings to enhance the royal collections. Among<br />

the contemporary living artists, he chose five of the<br />

greatest representatives of Venetian painting: Piazzetta,<br />

Pittoni, Tiepolo, Amigoni and Zuccarelli. He commissioned<br />

the first three with history paintings, the last<br />

with landscapes. From Algarotti’s letter to Brühl dated<br />

9 August 1743, we know that the subject of the lost<br />

painting by Tiepolo was initially Timothy or the Effects<br />

of Music and was later changed to Caesar being presented<br />

by the Head of Pompey. The letter also specified<br />

the dimensions of all works (135 x 185 cm) and<br />

the figure of the protagonist (68 cm). Mercedes Precerutti<br />

Garberi states the date of creation of the finished<br />

painting as between 5 March 1744, when the<br />

first advance payment was recorded (which was generally<br />

never made before the painters began work),<br />

and 26 February 1746, when the last payment was<br />

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made. In the same year the painting was sent to Dresden<br />

and ended up in the collections of Augustus III,<br />

where it was still held a few years later, as is evident<br />

from a letter from Algarotti to Mariette dated February<br />

1751. In 1765, two years after the invasion of Prussian<br />

troops and the overthrow of Augustus III, it appeared<br />

in Amsterdam to be auctioned off on 22 May<br />

by Arnoldus Dankmeyer, together with the king’s entire<br />

collection (cat. no. 55, dimensions 55 x 72 customs<br />

service). It was acquired there by the art dealer<br />

De Winter for 215 guilders. From then on it has been<br />

lost, while the preparatory model shown here appeared<br />

at the Florence auction on 18 May 1914 (lot 176)<br />

and came from the L. Giusti collection in Modena. We<br />

know for sure that Tiepolo’s canvas was painted in<br />

1743. On 9 August of the same year, Algarotti wrote to<br />

Brühl to say that he could inspect the paintings he had<br />

requested based on their preliminary studies, having<br />

promised the artists that they would receive more<br />

than the agreed 100 zecchini if they also finished<br />

painting the preparatory model. For this reason, Tiepolo<br />

decided to paint this painting as well, earning him<br />

another 30 zecchini. Algarotti did not send it to Dresden<br />

with the large painting but kept it for his private<br />

collection. In 1776 it was included in the list of assets<br />

drawn up at the count’s death, but was no longer<br />

mentioned in the subsequent inventory of 1779, as<br />

the heirs had already sold it in the meantime. According<br />

to Algarotti (Gemin-Pedrocco, p. 362, no. 299), Tiepolo<br />

was supposed to set the story in a square in Alexandria<br />

in Egypt, which explains why on the model in<br />

the background of the composition buildings reminiscent<br />

of antiquity and an obelisk or a pyramid are<br />

painted. To make the story more truthful, the artist<br />

also inserted some characters dressed in oriental<br />

style, with the typical pointed shoes, the characteristic<br />

turban headgear or with a visor folded over the forehead.<br />

It is one of the first depictions of exotic figures<br />

in Tiepolo’s paintings, which would soon become one<br />

of his trademarks. Caesar, dressed in Roman armour,<br />

carrying the flags of war and surrounded by his soldiers,<br />

is almost horrified at the sight of the head of his<br />

rival Pompey (Gnaeus Pompeius Magnus, 106 - 48<br />

BC). Caesar is said to have wept at that moment and<br />

to have given Pompey’s head a dignified burial as a<br />

sign of clemency. Mercedes Precerutti- Garberi notes<br />

that the Veronese style of the painting is consistent<br />

with Tiepolo’s activity in those years (p. 115). The motif<br />

of the white horse also appears in the frescoes of the<br />

Villa Cordellina, the Coronation of Thorns in Hamburg,<br />

and the Fall of Manna in Verolanuova. Further similarities<br />

with the model can be found between the figure<br />

of Alexander, also in the Cordellina, and that of Caesar.<br />

(†)<br />

Provenance:<br />

Modena, L. Giusti collection, until 1914 Florence,<br />

Galleria Geri, 18 May 1914, lot 176.<br />

Private collection, Spain.<br />

Literature:<br />

The present painting is listed in the following<br />

literature:<br />

M. Precerutti Garberi, Di alcuni dipinti perduti del Tiepolo,<br />

in “Commentari”, volume IX, April - June 1958,<br />

pp. 111-116, plate XLVI, fig. 1.<br />

G. Piovene-A.Pallucchini, Giambattista Tiepolo, Milan<br />

1968, p. 136.<br />

A. Morassi, A complete catalogue of the paintings<br />

of G. B. Tiepolo including pictures by his pupils and<br />

followers wrongly attributed to him, London 1962,<br />

p. 29, no. 176, fig. 309.<br />

M. Levey, Giambattista Tiepolo. His life and art, New<br />

Haven-London, first edition 1986, p. 128 and second<br />

edition 1994, p. 128.<br />

M. Gemin- F. Pedrocco, Giambattista Tiepolo. Dipinti,<br />

opera completa, Venice 1993, pp. 362-363, no. 299.<br />

K. Christiansen, Algarotti’s Tiepolos and his fake Veronese,<br />

in: Giambattista Tiepolo nel terzo centenario<br />

della nascita, atti del convegno internazionale di studi<br />

(Venice-Vicenza-Udine-Paris, 29 October - 4 November<br />

1996, 1998, vol. I, pp. 403, 406, vol. II, p. 131,<br />

fig. 2.<br />

J. Anderson, Tiepolo’s Cleopatra, Melbourne, 2003,<br />

pp. 38-39, fig. 24.<br />

F. Magani, in: Dipinti Antichi (Milan, Galleria Caiati-<br />

Salamon), 2003, pp. 22-24<br />

The preparatory study drawing:<br />

New York, Collection of Mr. and Mrs. David Tobey,<br />

published by K. Christiansen, Algarotti’s Tiepolos and<br />

his fake Veronese, in: Giambattista Tiepolo nel terzo<br />

centenario della nascita, atti del convegno internazionale<br />

di studi (Venice-Vicenza-Udine-Paris, 29 October -<br />

4 November 1996), 1998, vol. II, p. 131, fig. 1.<br />

€ 250.000 - € 350.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID


383<br />

GIANDOMENICO TIEPOLO,<br />

1727 VENEDIG – 1804 EBENDA, ZUG.<br />

IL MINUETTO - SZENE AUS DEM<br />

VENEZIANISCHEN KARNEVAL<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

79,5 x 108,5 cm.<br />

Verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett.<br />

In mit plastischen Blüten verziertem vergoldetem<br />

Rahmen.<br />

Die Darstellung ist von den Stücken von Carlo Goldoni<br />

inspiriert und zeigt die Hauptfiguren der Commedia<br />

dell‘arte, Pantalone und Columbina, zusammen mit<br />

anderen elegant gekleideten, maskierten Figuren, die<br />

sich im Garten einer Villa zusammengefunden haben<br />

um zu tanzen. Es handelt sich um eine Genreszene in<br />

der Atmosphäre des Karnevals, des Ereignisses, das<br />

einen Besuch der Stadt Venedig für die europäischen<br />

Reisenden des 18. Jahrhunderts erst komplett erscheinen<br />

lässt. Tiepolo nutzt den Karneval als Vorwand,<br />

um die Sitten und die Stimmung der Menschen<br />

in seinem Umfeld zu beschreiben: eine Gesellschaft,<br />

die ihre Dekadenz verbirgt und sich hinter flüchtigen<br />

Erscheinungen, Vergnügungen und Zeitvertreib versteckt.<br />

Als Tiepolo das Bild malte, war das Menuett, ein sehr<br />

ausgeprägter Paartanz, bereits seit einiger Zeit in ganz<br />

Europa verbreitet.<br />

Die von Tiepolo dargestellte Szene ist venezianisch,<br />

während zahlreiche Menuette etwa von Luigi Boccherini<br />

auch im Ausland, etwa in Madrid, entstanden.<br />

Die vorliegende hervorragende Arbeit bezieht sich<br />

direkt auf dessen weitere Arbeit, die mit 81 x 105 cm<br />

ähnliche Maße aufweist und unter der Invent. Nr.<br />

RF1938-39 im Louvre in Paris verwahrt wird. Das dortige<br />

Gemälde war in der Sammlung des Francesco<br />

Algarotti 1765 zu finden und ab 1876 in der Sammlung<br />

der Prinzessin Mathilde Bonaparte. Eine weitere Version<br />

befindet sich im Metropolitan Museum in New<br />

York (75,6 x 120 cm, Invent. Nr. 1980767) und eine<br />

weitere im Museu Nactional d‘Art de Catalunya in Barcelona<br />

(78,5 x 110 cm, Invent. Nr. 064988). Eine weitere<br />

Version befindet sich im New Orleans Museum<br />

of Art (78,1 x 108,6 cm Invent. Nr. 61.88), welche allerdings<br />

als Werkstattarbeit gilt. Die Zuschreibungsgeschichte<br />

unseres Gemäldes hingegen kennt auch<br />

in der Vergangenheit Giandomenico selbst als Autor<br />

(E. Martini, 1991; G. Knox, 1999; G.M. Pilo, ohne Datum;<br />

U. Ruggeri, ohne Datum).<br />

GIANDOMENICO TIEPOLO,<br />

1727 VENICE – 1804 IBID., ATTRIBUTED<br />

THE MINUET - VENETIAN CARNIVAL SCENE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

79.5 x 108.5 cm.<br />

Verso on the stretcher with a label.<br />

The depiction is inspired by plays of Carlo Goldoni and<br />

shows the main characters of the Commedia dell'Arte,<br />

Pantalone and Columbina, along with other elegantly<br />

dressed, masked figures, gathered in the garden of a<br />

villa to dance. It is a genre scene set in the atmosphere<br />

of carnival; the event that made a visit to the city<br />

of Venice complete for 18th century European travellers.<br />

Tiepolo uses the carnival as a pretext to describe<br />

the customs and mood of those around him:<br />

a society that hides its decadence, hides behind<br />

fleeting appearances, amusements, and pastimes.<br />

When Tiepolo created this painting, the minuet, a very<br />

distinctive couple dance, had been popular throughout<br />

Europe for some time. The scene shown by Tiepolo is<br />

Venetian, while numerous minuets, for example by<br />

Luigi Boccherini, were also created abroad, for example<br />

in Madrid. This excellent work refers directly to another<br />

work with similar dimensions (81 x 105 cm) held<br />

at the Louvre in Paris with inv. no. RF1938-39. The<br />

painting there was held in the collection of Francesco<br />

Algarotti in 1765 and from 1876 in the collection of Princess<br />

Mathilde Bonaparte. Another version is held at<br />

the Metropolitan Museum in New York (75.6 x 120<br />

cm, inv. no. 1980767) and another at the Museu Nacional<br />

d’Art de Catalunya in Barcelona (78.5 x 110 cm,<br />

inv. no. 064988). A further version is held at the New<br />

Orleans Museum of Art (78.1 x 108.6, inv. no. 61.88),<br />

which is also considered a workshop work. The attribution<br />

history of the present painting has often considered<br />

it to be by Giandomenico himself. (E. Martini,<br />

1991; G Knox, 1999 G.M Pilo, undated; U. Ruggeri,<br />

undated).<br />

Provenance:<br />

Collection Imelda Marcos.<br />

Christie’s, New York, 11 January 1991, lot 69.<br />

€ 150.000 - € 300.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Imelda Marcos.<br />

Christie‘s, New York, 11. Januar 1991, Lot 69.<br />

(1320018) (13)<br />

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205


384<br />

GIUSEPPE ZOCCHI,<br />

1711 FLORENZ – 1767 EBENDA<br />

Der Künstler war ein italienischer Maler und Zeichner,<br />

der in Florenz lebte und für seine Florentiner Veduten<br />

bekannt wurde. Er fertigte unter anderem Zeichnungen<br />

von bekannten Ansichten von Florenz an, die von anderen<br />

gestochen und 1744 gedruckt wurden. Zudem<br />

arbeitete er für den Wiener Hof der Habsburger sowie<br />

den Berliner Hof der Hohenzollern.<br />

BLICK AUF MANTUA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

50 x 72,5 cm.<br />

Verso diverse Aufkleber sowie zwei italienische<br />

Ausfuhr-Gummistempel.<br />

Entgegen der bisherigen Meinung, es handle sich bei<br />

dem vorliegenden Gemälde lediglich um ein „Capriccio<br />

mit Brücke“, darf festgestellt werden, dass der Maler<br />

hier eine Vedute von Mantua geschaffen hat. Das mittelalterliche,<br />

in Ziegelmauerwerk aufgeführte Kastell<br />

mit vier quadratischen Ecktürmen, von denen einer<br />

höher zieht, beherrscht das Bildzentrum. Links davon<br />

die im 18. Jahrhundert noch bestehenden Bauten des<br />

Areals des Palazzo Ducale, das sich heute in veränderter<br />

Weise präsentiert. Bei dem Gewässer, über das<br />

die weitgespannte Bogenbrücke zieht, dürfte es sich<br />

um die ehemalige schützende Wassergrabenanlage<br />

des Kastells handeln; alternativ ist anzunehmen, dass<br />

der Maler den Fluss Mincio bewusst schmaler dargestellt<br />

hat, um einen belebten Vordergrund zu schaffen.<br />

Die Überbrückung existiert in erneuter Weise bis heute.<br />

Zusätzlich belebt wird die Vedute durch Steindenkmale,<br />

einen großen Pfeiler am linken Bild rand, dem eine<br />

Löwenfigur aufsitzt, sowie die Figuren staffage mit<br />

Pferdekarren, Figuren auf der Brücke sowie zwei Kähnen<br />

darunter. Lichtführung und Malqualität entsprechen<br />

völlig den bekannten Werken Zocchis.<br />

Zocchi hat sich bekanntlich weitgehend mit Veduten<br />

von Florenz und oberitalienischer Städte beschäftigt.<br />

Seine Capricci spielen zahlenmäßig eine eher untergeordnete<br />

Rolle. So ist nicht verwunderlich, dass es<br />

sich auch hier eine Vedute handelt, wobei Ansichten<br />

von Mantua aus dieser Zeit ausgesprochen selten<br />

sind. (†)<br />

GIUSEPPE ZOCCHI,<br />

1711 FLORENCE – 1767 IBID.<br />

VIEW OF MANTUA<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

50 x 72.5 cm.<br />

Verso various labels and two Italian export rubber<br />

stamps.<br />

Contrary to the previous opinion that the present<br />

painting is merely a Capriccio with a Bridge, it was<br />

discovered that the painter created a veduta of Mantua<br />

here. The centre of the picture is dominated by the<br />

medieval brick fort with four square corner towers,<br />

one of which rises higher. To the left of this are the<br />

buildings of the Palazzo Ducale, which still existed in<br />

the 18th century but now looks differently. The body<br />

of water over which the long-span arched bridge<br />

stretches is probably the former protective moat of<br />

the fort; alternatively, it can be assumed that the<br />

painter intentionally made the Mincio River narrower<br />

to create a busy foreground. Today the bridge still exists<br />

in a renewed form. In addition, the veduta is enlivened<br />

by stone monuments, a large pillar on the left<br />

edge of the picture with a seated lion figure and figural<br />

staffage with horse-drawn carts, people on the<br />

bridge with two boats beneath it. The use of light and<br />

the quality of the painting correspond entirely with<br />

Zocchi’s well-known works. Famously, Zocchi mostly<br />

painted vedutas of Florence and northern Italian cities.<br />

In terms of numbers his capricci play a rather minor<br />

part. Unsurprisingly the present painting is also a<br />

veduta, although views of Mantua from this period<br />

are extremely rare. (†<br />

Literature:<br />

The painting published by Charles Beddington.<br />

€ 70.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Das Gemälde publiziert von Charles Beddington.<br />

(1330517) (11)<br />

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209


385<br />

GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />

GENANNT „CANALETTO“,<br />

1697 – 1768, NACHFOLGE DES<br />

GROSSE VENEDIGVEDUTE: PIAZZETTA MIT<br />

MARKUSKIRCHE UND DOGENPALAST<br />

Öl auf Leinwand.<br />

64 x 132 cm.<br />

Das Gemälde ist in äußerst betontem Breitformat gehalten.<br />

So wird hier ein Panoramablick über die Piazzetta<br />

geboten, in südliche Richtung dem Canal Grande<br />

zu. Im fernen Hintergrund wird die hell beschienene<br />

Fassade der Kirche San Giorgio sichtbar, mit Kuppel,<br />

Anbauten und Campanile. Gleichzeitig werden die beiden<br />

den Platz säumenden Gebäudereihen gezeigt:<br />

links, von Bildrand angeschnitten, die Fassade der<br />

Markuskirche, gefolgt vom Dogenpalast, rechts die<br />

Biblioteca Marciana, erbaut von Sansovino und Scamozzi.<br />

Dazwischen, in Ufernähe, die beiden Säulen S.<br />

Marco und S. Giorgio. Der hier nun weit erscheinende<br />

Platz zeigt mehrere Figurengruppen, wodurch die<br />

Vedute belebt wird, wobei die Kostüme sämtlich das<br />

18. Jahrhundert verlebendigen. Ein interessantes Detail<br />

ist der unter Sonnenschirmen geschützte Verkaufsstand<br />

in der rechten unteren Ecke. Ein blauer<br />

Himmel mit gebauschten Wolken überzieht die Gesamtansicht.<br />

Bildthema und Blickpunkt waren zur Entstehungszeit<br />

des Gemäldes durchaus nicht ungewöhnlich. Jedoch<br />

dürfte die panoramaartige Sicht als ein Novum betrachtet<br />

werden. Es ist anzunehmen, dass die Vedute<br />

mit einem weiteren ebenfalls großformatigen Gemälde<br />

im Zusammenhang zu sehen ist, das die gegenüberliegende<br />

Platzseite zeigt, wodurch das Bibliotheksgebäude<br />

voll zur Geltung kommen sollte,<br />

verauktioniert bei Christie´s, Paris, November 2007<br />

(Lot 200, 96,6 x 198 cm, 250.000 Euro).<br />

Vergleichbare Werke Canalettos finden sich in der<br />

Sammlung Edward Speelman (52,5 x 71 cm), sowie<br />

im Museum of Art in Indianapolis (55 x 73 cm, Inv.Nr.<br />

53.8) aus der Sammlung Martindale, ferner in der<br />

Sammlung Liechtenstein (s. Lit.). Das Gemälde „Piazzetta<br />

verso sud“ findet sich in der National Gallery<br />

Washington, aus der Sammlung Castle Howard (104<br />

x 153 cm, Inv.Nr. 1945.15.3.).<br />

Ferner sei hier auf die Ausstellung „Art <strong>Master</strong> Monaco“<br />

erinnert, die im Oktober 2019 in Montecarlo stattfand.<br />

A.R.<br />

Literatur:<br />

Vgl. William G. Constable, Canaletto, Oxford 1962,<br />

Bd. I, S. 207f. Nr. 60, Abb. Tfl. 22, Nr. 60, Bd. II, S.<br />

206-208, Nr. 57, Abb. 57.<br />

Sowie die Kataloge der genannten Museen.<br />

(1320019) (11)<br />

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GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />

ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />

1697 – 1768, FOLLOWER OF<br />

LARGE VENICE VEDUTA: PIAZZETTA WITH SAINT<br />

MARK’S BASILICA AND DOGE’S PALACE<br />

Oil on canvas.<br />

64 x 132 cm.<br />

The painting is presented in an extremely wide format.<br />

It depicts a panoramic view across the Piazzetta in a<br />

southerly direction towards the<br />

Grand Canal. The brightly lit façade of the church of<br />

San Giorgio is depicted in the far background, with its<br />

dome, annexes, and campanile.<br />

The stall in the lower right corner sheltered under<br />

parasols is an interesting detail. A blue sky with puffy<br />

clouds stretches across the entire veduta. The subject<br />

and viewpoint were not at all unusual at the time the<br />

painting was created. However, the panoramic format<br />

should be considered a novelty. It can be assumed<br />

that the veduta is connected to another painting with<br />

similarly large proportions, showing the opposite side<br />

of the square, which was intended to show off the<br />

library building to its best advantage, auctioned at Christie’s<br />

Paris in 2007 (November, lot 200, 96.6 x 198 cm,<br />

250.000 Euro). Comparable works by Canaletto can<br />

be found in the Edward Speelman Collection (52.5 x<br />

71 cm.), the Museum of Art in Indianapolis (55 x 73 cm.,<br />

inv. 53.8) from the Martindale Collection, and in the<br />

Liechtenstein Collection (see ref.). The painting Piazzetta<br />

verso sud is held at the National Gallery Washington,<br />

from the Castle Howard Collection (104 x 153 cm.,<br />

inv. 1945.15.3.). The exhibition Art <strong>Master</strong> Monaco in<br />

Monte-Carlo in October 2019 should also be mentioned<br />

in this context.<br />

Literature:<br />

cf. William G. Constable, Canaletto, Oxford 1962, vol. I,<br />

p. 207 f. no. 60, ill. plate 22, no. 60, vol. II, pp. 206-208<br />

n. 57, ill. 57.<br />

As well as the catalogues of the above-mentioned<br />

museums.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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211


386<br />

GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699 – 1760)<br />

UND FRANCESCO GUARDI (1712 – 1793)<br />

„ALL‘ ABBEVERATORIO“ – AN DER TRÄNKE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

84,5 x 115 cm.<br />

Verso auf dem Keilrahmen: zwei Aufkleber des Metropolitan-Museums<br />

Manila, Roxas Boulevard, Philippinen,<br />

mit Betitelung und Maßangaben. Ferner auf der Doublier-Leinwand,<br />

von der Originalleinwand übertragen:<br />

rechteckiger, mit blauem Zierrand gedruckter Inventarzettel<br />

mit handschriftlicher Aufschrift: „Guardi fon tana /<br />

No M 2500“.<br />

Das großformatige Gemälde ist ein eindrucksvolles<br />

Beispiel dafür, dass sich die für die venezianische<br />

Vedutenmalerei so bekannt gewordenen Künstler wie<br />

die beiden Guardi, auch anderen, erstaunlichen Bildthemen<br />

gewidmet haben.<br />

Gezeigt ist eine Figurengruppe vor felsigem Hintergrund<br />

in südlicher Landschaft: Ein Reiter auf einem<br />

Schimmel dominiert in der Bildmitte, begleitet von<br />

einem weiteren braunen gesattelten Pferd an einer<br />

steinernen Tränke rechts. Der Reiter scheint soeben<br />

abzusteigen und blickt auf eine junge Magd, die einen<br />

Wäschekorb über dem Kopf trägt, weist gleichzeitig<br />

auf den Brunnen, als wolle er andeuten, dass jetzt die<br />

Pferde an der Tränke stehen. Davor sitzt ein Schäfer<br />

mit Schalmei, vor dem Reiter ein liegendes Rind sowie<br />

ein weißes Hündchen neben einem Holzzuber.<br />

Links hinten ein tiefer liegendes Gewässer, darüber<br />

Ausblick in hügelige Ferne in blauer Luftperspektive.<br />

Stilistisch auffallend, und für die Guardi-Malweise<br />

typisch, ist die lockere, beinahe expressive Wiedergabe<br />

der Einzelheiten, vor allem in den Kostümen, sowie die<br />

trocken und flechtig herabhängenden Wurzeln über<br />

dem gemauerten Brunnen. Auffallend aber auch die<br />

raffinierte Wiedergabe des sich zum Bildbetrachter<br />

über die Schulter zurückwendenden Flötenspielers,<br />

dem hier anscheinend selbst das weiße Hündchen<br />

lauscht. Flotten Pinselauftrag zeigen auch die herbstlich<br />

rot gefärbten Blätter des Strauches oberhalb des<br />

Steinbrunnens. Ohne auf weitere Details einzugehen,<br />

beweist die Darstellung hier den hohen Rang der Bildschöpfung<br />

und der Malweise.<br />

In der bisherigen Literatur wurde das Gemälde sowohl<br />

als ein Werk des Francesco als auch als Zusammenarbeit<br />

der beiden Maler Francesco und Giovanni Antonio<br />

eingestuft. Erstmals 1973 von Antonio Morassi<br />

publiziert, als in einer Mailänder Sammlung befindlich<br />

(Luigi Calli a Carate Brianza), mit der zeitlichen Einordnung<br />

in die Schaffensjahre 1730-1735; später hat Dario<br />

Succi 1988 das Gemälde in seiner Publikation allein<br />

dem Francesco Guardi zugewiesen.<br />

In der Folge danach wurde das Gemälde als Zusammenarbeit<br />

der beiden Guardi publiziert. Es entstammt<br />

der Sammlung Imelda Marcos (geb. 1929), der Witwe<br />

des 10. Präsidenten der Philippinen, Ferdinand Marcos.<br />

Es ist vergleichbar mit einem Werk auf Leinwand,<br />

auf Holz, einer Mailänder Sammlung, von A. Morassi<br />

als „Il grande abbeveratorio“ betitelt (93 x 133 cm),<br />

von dem eine weitere, letzte Version (80,6 x 114,9 cm)<br />

bei Christie‘s New York am 14. Oktober 2021 verauktioniert<br />

wurde, mit dem Katalogvermerk „an example<br />

of the production of the Guardi brothers early studio<br />

practice“.<br />

Somit entstammt das hier vorliegende Werk der<br />

Sammlung Imelda Marcos, wurde registriert unter der<br />

Nummer 66, aufgeführt im Sammlungsverzeichnis<br />

und 2014 in der Zeitschrift Philippine Daily Inquirer veröffentlicht.<br />

Auch dort genannt als Zusammenarbeit<br />

der beiden Maler. 1991 wurden weitere Werke der<br />

Sammlung Marcos bei Christie‘s versteigert.<br />

Der Aufkleber auf der Rückseite weist darauf hin, dass<br />

das Gemälde im Metropolitan Museum von Manila<br />

(Philippinen) ausgestellt war, wohl als Leih gabe der<br />

Witwe des Präsidenten. A.R.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Imelda Marcos, Witwe des Präsidenten<br />

der Philippinen.<br />

Metropolitan Museum von Manila.<br />

Literatur:<br />

Mehrfach besprochen und abgebildet in:<br />

Antonio Morassi, Guardi, Venedig 1973, Bd. I, S. 103<br />

und S. 133, Nr. 139; Bd. II, Abb. 157, 158. Ebd. S. 334,<br />

Nr. 140.<br />

Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento, Turin<br />

1988, S. 319, Abb. 17.<br />

Philippine Daily Inquirer, Online-Artikel vom 12.<br />

Oktober 2014: https://newsinfo.inquirer.net/644229/<br />

imeldific-collection-of-artworks-partial-list, abgerufen<br />

am 14. August 2022.<br />

Filippo Pedrocco/ Federico Montecuccoli degli Erre,<br />

Antonio Guardi, Mailand 1992, S. 125, Nr. 24, S. 167,<br />

Abb. 24.<br />

Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell‘avventura<br />

artistica, Mailand 1993, S. 222, Abb. 248.<br />

(1320017) (11)<br />

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GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699 – 1760),<br />

COLLABORATION WITH FRANCESCO GUARDI<br />

(1712 – 1793)<br />

“ALL’ ABBEVERATORIO” – AT THE DRINKING<br />

TROUGH<br />

Oil on canvas.<br />

84.5 x 115 cm.<br />

Verso on the stretcher: two labels from the Metropolitan<br />

Museum Manila, Roxas Boulevard, Philippines,<br />

with title and dimensions. Furthermore, on the relining,<br />

transferred from the original canvas: rectangular<br />

inventory label printed with a blue decorative border<br />

and with the handwritten inscription: “Guardi fontana<br />

/ No M 2500”.<br />

Without going into further details, the present depiction<br />

displays a high-ranking composition and painting<br />

style. In previous literature, the painting was classed<br />

as a work by Francesco and as a collaboration between<br />

the two painters Francesco and Giovanni-Antonio.<br />

First published in 1973 by Antonio Morassi, as part of<br />

a Milan collection (Luigi Calli a Carate Brianza?), dating<br />

it to the creative period of 1730-35; later, in 1988, Dario<br />

Succi attributed the painting solely to Francesco<br />

Guardi in his publication. Subsequently, the painting<br />

was published as a collaboration between the two<br />

Guardi. It originates from the collection of Imelda<br />

Marcos (b. 1929), widow of the 10th President of the<br />

Philippines, Ferdinand Marcos. It is comparable to a<br />

canvas painting laid on panel from a Milan collection,<br />

with the title Il grande abbeveratorio by A. Morassi (93<br />

x 133 cm.), of which another, final version (80.6 x<br />

114.9 cm.) was auctioned at Christie’s New York on 14<br />

October 2021, with the catalogue note “an example<br />

of the production of the Guardi brother’s early studio<br />

practice”. Consequently, the work presented in this lot<br />

originates from the Imelda Marcos collection and was<br />

listed under number 66 in the collection register and<br />

published in the Philippine Daily Inquirer magazine in<br />

2014. There, it is also mentioned as a collaboration between<br />

the two painters. In 1991, further works from<br />

the Marcos collection were sold at auction at Christie’s.<br />

The label on the back suggests that the painting<br />

was exhibited in the Metropolitan Museum of Manila<br />

(Philippines), probably on loan from the President’s<br />

widow.<br />

Provenance:<br />

Imelda Marcos collection, widow of the president<br />

of the Philippines.<br />

Metropolitan Museum of Manila.<br />

Literature:<br />

Discussed several times and illustrated in:<br />

Antonio Morassi, Guardi, Venice 1973, vol. I, p. 103<br />

and p. 133, no. 139; vol. II, ill. 157, 158, and p. 334,<br />

no. 140.<br />

Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento,<br />

Torino 1988, p. 319, ill. 17.<br />

Philippine Daily Inquirer, 2014:<br />

(https://newsinfo.inquirer.net/644229/imeldificcollection-of-artworks-partial-list).<br />

Filippo Pedrocco, F. Montecuccoli degli Erre, Antonio<br />

Guardi, Milan 1992, p. 125, no. 24, p. 167 ill. 24.<br />

Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell’avventura<br />

artistica, Milan 1993, p. 222, ill. 248.<br />

€ 400.000 – € 600.000<br />

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Sistrix<br />

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387<br />

FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENEDIG – 1793 EBENDA<br />

BILDNIS DER MADONNA<br />

Öl auf Leinwand, auf originalem Spannrahmen.<br />

45 x 63,5 cm.<br />

Durch drei Experten ist das Gemälde als ein Werk des<br />

Guardi anerkannt worden: Antonio Morassi hat das<br />

Bild gekannt und in seiner Publikation bereits 1973<br />

erwähnt (s. Lit.), obgleich nicht unter einer eigenen<br />

Katalognummer eingeordnet, jedoch im Kommentar<br />

zu Kat. Nr. 187 in Zusammenhang mit einer Vorzeichnung<br />

in der Sammlung Zwicky, Arlesheim (Schweiz)<br />

genannt. Hier wurden zwei eng verwandte Madonnen-<br />

Darstellungen in Vergleich gezogen: “Il disegno preparatorio<br />

per questa Madonna (penna, 19 x 14,5 cm.) e<br />

per quella quasi identica della coll. Soldan di Berlino,<br />

si trova nella coll. Zwicky di Arlesheim”. Am 9. März<br />

2010 bestätigte Dr. Roberto Contini, Berlin, nach Inaugenscheinnahme<br />

des Originals mündlich ebenfalls<br />

die Autorschaft Guardis. Zuletzt äußerte sich auch<br />

Dario Succi würdigend zu dem Bild.<br />

FRANCESCO GUARDI<br />

1712 VENICE – 1793 IBID.<br />

PORTRAIT OF THE MADONNA<br />

Oil on canvas, on original stretcher frame.<br />

45 x 63.5 cm.<br />

Provenance:<br />

Bassenge, Berlin, June 2010.<br />

Notes:<br />

We thank Dario Succi for his kind advice regarding<br />

the cataloguing of the artwork.<br />

Literature:<br />

Antonio Morassi, Antonio e Francesco Guardi, Venice<br />

1973, vol. I, no. 187 mentioning further bibliographical<br />

information and illustrated in vol. II, no. 209.<br />

€ 30.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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Als jugendliche Frau ist Maria hier im Brustbild vor<br />

bräunlich-dunklem Hintergrund gezeigt. Der Kopf geneigt,<br />

mit halb geschlossenen Augenlidern, die einen<br />

Blick nach unten erkennen lassen. Über das braune<br />

Haar ist ein ockerfarbenes Tuch gelegt, das in knittrigen<br />

Faltungen über die Schultern herabgeführt wird. Darunter<br />

der blaue Mantel, an der Brust geöffnet, was die<br />

gedämpfte rote Farbe des Kleides, am Hals mit feinem<br />

weißem Kragenrand eingefasst. Die Farbpalette<br />

beschränkt sich auf Rot, Blau und Goldocker, wobei die<br />

leichte Rötung von Mund und Wangen hier bewusst<br />

in Zusammenhang gebracht wurden. Die betonte Knittrigkeit<br />

im Tuch der Madonna, als wesentliches Merkmal<br />

für die Malweise des Künstlers zu erkennen.<br />

Provenienz:<br />

Bassenge, Berlin, Juni 2010.<br />

Anmerkung:<br />

Wir danken Dario Succi für seine freundlichen Hinweise<br />

bezüglich der Katalogisierung des Gemäldes.<br />

Literatur:<br />

Antonio Morassi, Antonio e Francesco Guardi,<br />

Venedig 1973, Band I, Nr. 187 weitere Literatur angaben<br />

nennend, abgebildet in Band II, Abb. 209.<br />

A.R. (1331049)<br />

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388<br />

MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />

1696/1710 – 1743 VENEDIG<br />

Michele Marieschi war nur eine kurze Lebens- und<br />

Schaffenszeit gegönnt. Es wird angenommen, dass er<br />

seine Lehre in der Werkstatt seines Vaters, eines Architekturmalers<br />

und Holzstechers, erhielt. Vermutlich<br />

war er in Deutschland Ende der 1720er-Jahre oder<br />

nach 1731 als Theatermaler tätig, um 1735 nach Venedig<br />

zurückzukehren, wo er zwischen 1735 und 1741<br />

Mitglied der Malergilde Fraglia de‘Pittori wurde. Unterstützt<br />

wurde er durch Gaspare Diziani (1689-1767).<br />

Bekannt ist, dass der Kunstliebhaber Freiherr von der<br />

Schulenburg, Generalfeldmarschall im Dienste der<br />

Republik Venedig, vom Künstler 1738 zwei Veduten<br />

erwarb. 1741 entstand eine Serie von 21 Radierungen.<br />

Werke seiner Hand finden sich in mehreren<br />

öffentlichen Sammlungen, wie in Prag, Warschau,<br />

Stockholm, Mailand oder Hannover.<br />

CAMPO DEI FRARI IN VENEDIG<br />

Öl auf Leinwand.<br />

52,5 x 69,7 cm.<br />

Beigegeben Expertise von Dario Succi.<br />

Blick über den schmalen Seitenkanal, den eine Brücke<br />

mit Treppe überquert, auf den Campo mit der gotischen<br />

Fassade der Kirche Santa Maria Gloriosa dei<br />

Frari. Der Giebel der durch Pilaster gegliederten Backsteinfassade<br />

ist hier - im Gegensatz zum gegenwärtigen<br />

Zustand - noch mit fünf durchbrochenen, spitzen<br />

Aufsätzen in Form von Fialen gezeigt. Rechts der Anbau<br />

der Scuola Grande di San Rocco, in der sich die<br />

bedeutenden Werke Tintorettos befinden, wie überhaupt<br />

die Kirche selbst schon berühmteste Gemälde<br />

von Tizian beherbergt. Im linken Hintergrund der Campanile;<br />

zum linken Bildrand hin die Häuser- und Palastfassaden,<br />

die den Platz säumen.<br />

Im Gegensatz zum rötlichen Farbton der Fassade und<br />

dem verschatteten Anbau rechts, wird das Bild aufhellend<br />

belebt durch eine erstaunlich bewegte Figurenstaffage.<br />

Links hinten ist die Fassadenfront durch eine<br />

goldene Karosse bereichert. In hellem Licht steht eine<br />

Gruppe herrschaftlich gekleideter Figuren - ein Herr<br />

im Gespräch mit zwei Damen in bodenlangen Kleidern,<br />

dahinter eine Gondel, die soeben die Stufenbrücke<br />

durchschifft hat. Weitere Figuren bis in den Hintergrund<br />

locker verteilt. Besonders auffallend und höchst<br />

originell zwei Gestalten, die unglücklicherweise die<br />

Treppe herabgefallen sind, beobachtet von den nebenstehenden<br />

Passanten und einer Magd, die sich<br />

mit sichtlichem Interesse dem Vorfall widmet. Gerade<br />

diese figürlichen Bereicherungen verleihen dem Gemälde<br />

einen besonderen Reiz.<br />

Vom Maler Michele Marieschi, der sich in der Zeit um<br />

1720 bzw. auch nach 1731 in Deutschland aufhielt, um<br />

hier als Bühnenmaler zu arbeiten, wissen wir, dass er<br />

sich 1735 nach Venedig zurückbegab, und dort alsbald<br />

Mitglied der venezianischen Malergilde Fraglia de´Pittori<br />

wurde. Der Kupferstecher und Maler Gaspare Diziani<br />

und der Sammler Freiherr Mathias von der Schulenburg,<br />

der damals als Generalfeldmarschall im<br />

Dienste Venedigs stand, unterstützten den Maler unseres<br />

Bildes. Letzterer erwarb 1738 zwei Veduten.<br />

Auch die Verehelichung mit Angela Fontana, einer<br />

Tochter des höchst bekannten Kunsthändlers der<br />

Stadt, dürfte zum Erfolg Marieschis beigetragen haben,<br />

insbesondere, als dessen Venedigmotive von<br />

Sammlern der Grand Tour begehrt waren. Ab 1743 hat<br />

Marieschi die Aufträge mehr und mehr seinem Schüler<br />

Francesco Albotto überlassen. 1741, also drei Jahre<br />

vor seinem Ableben, veröffentlichte Marieschi einen<br />

Satz von 21 Radierungen von Venedig unter dem<br />

Titel „Magnificentiores Selectioresque Urbis Venetiarum<br />

Prospectus“, wobei Angelo Trevisani das Portrait<br />

Marieschis als Titelbild schuf. Etliche Gemälde seiner<br />

Hand befinden sich in den öffentlichen Museen in<br />

Stockholm, Prag oder Warschau sowie im Niedersächsischen<br />

Landesmuseum Hannover. A.R. (†)<br />

(1330519) (11)<br />

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MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />

1696/1710 – 1743 VENICE<br />

CAMPO DEI FRARI IN VENICE<br />

Oil on canvas.<br />

52.5 x 69.7 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi.<br />

Vista across a narrow side canal, crossed by a bridge<br />

with stairs, to the Campo with the Gothic façade of<br />

the Church of Santa Maria Gloriosa dei Frari. In contrast<br />

to the current state, the gable of the brick façade,<br />

which is structured by pilasters, is shown here with<br />

five openwork, pointed pinnacles. On the right is the<br />

extension of the Scuola Grande di San Rocco, which<br />

holds Tintoretto’s important works and the church itself,<br />

which houses Titian’s most famous paintings. The<br />

campanile is shown in the background to the left and<br />

façades of houses and palaces line the square on the<br />

left margin. In contrast to the reddish shade of the<br />

façade and the shaded extension on the right, the picture<br />

is brightened up and enlivened by an astonishingly<br />

moving staffage of figures. In the background on the<br />

left, the front of the façade is highlighted by a gilt<br />

state coach. Standing in bright light is a group of stately<br />

dressed people – a gentleman in conversation with<br />

two women in floor-length dresses – with a gondola<br />

that has just crossed the stepped bridge behind them.<br />

There are further figures loosely scattered in the background.<br />

<strong>Part</strong>icularly striking and highly original are two<br />

figures who have accidentally fallen down the stairs,<br />

observed by passers-by and a maid who is obviously<br />

interested in the incident. It is these figurative additions<br />

that add to the painting’s special charm.<br />

It is known that the painter Michele Marieschi, who<br />

stayed in Germany around 1720 and after 1731 to<br />

work as a stage painter, returned to Venice in 1735<br />

and soon became a member of the Venetian painters’<br />

guild Fraglia de’ Pittori. The copper engraver and painter<br />

Gaspare Diziani and the collector Freiherr Mathias von<br />

der Schulenburg, who at the time was Field Marshal in<br />

the service of Venice, were supporters of Marieschi.<br />

The latter acquired two vedute in 1738. The marriage to<br />

Angela Fontana, a daughter of the city’s famous art<br />

dealer, may also have contributed to Marieschi’s success,<br />

especially when his Venice motifs were coveted<br />

by collectors on the Grand Tour. From 1743 Marieschi<br />

increasingly left commissions to his pupil Francesco<br />

Albotto. In 1741, three years before his death, Marieschi<br />

published a set of 21 etchings from Venice entitled<br />

Magnificentiores Selectioresque Urbis Venetiarum Prospectus,<br />

with Angelo Trevisani creating Marieschi’s<br />

portrait as the title page. His paintings are held in<br />

public museums in Stockholm, Prague, and Warsaw,<br />

as well as the Niedersächsisches Landesmuseum in<br />

Hanover. (†)<br />

€ 150.000 - € 250.000<br />

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221


389<br />

MICHELE MARIESCHI,<br />

1696/1710 VENEDIG – 1743, ZUG.<br />

VENEZIANISCHE VEDUTE MIT BLICK<br />

IN EINEN BELEBTEN SEITENKANAL<br />

Öl auf Leinwand.<br />

65 x 81 cm.<br />

Die Vedute zeigt trotz der bislang noch nicht eindeutig<br />

gesicherten Zuweisung an den Maler doch die hohe<br />

Qualität von dessen Werken. Dies nicht allein wegen<br />

der höchst malerischen Lichtführung, der detailgenauen<br />

Wiedergabe der Gebäude, sondern auch aufgrund<br />

der sehr lebendigen Darstellung des Treibens der<br />

Gondeln, Kähne und der Schiffe mit gerafften Segeln,<br />

aber auch der Figurenstaffage.<br />

Der Blick ist wie von einer Brücke in den Verlauf des<br />

Kanals gerichtet. Links Ufertreppen, die zu den im<br />

Schatten liegenden Palästen führten, vorbei an einer<br />

aus Brettern gezimmerten Verkaufsbude mit gestikulierenden<br />

Figuren. Die Schiffe ebenso lebendig belebt<br />

mit Figurenstaffage, rechts ist unter den Passanten<br />

ein Orientale mit Turban auszumachen.<br />

Marieschi war Schüler seines Vaters, hielt sich gelegentlich<br />

als Theatermaler in Deutschland auf, kehrte<br />

jedoch 1735 nach Venedig zurück und wurde in die<br />

Malergilde Fraglia de ´Pittori aufgenommen. Zu seinen<br />

Gönnern zählte der Sammler und Generalfeldmarschall<br />

Freiherr von der Schulenburg, der von ihm<br />

zwei Bilder erwarb. Die Darstellung findet sich nach<br />

vorläufiger Recherche nicht in dem reichen Stichwerk,<br />

das Marieschi 1741 unter dem Titel "Magnificentiores<br />

Selectionesque Urbis Venetiarum Prospectus" veröffentlicht<br />

hat. Umso seltener und interessanter ist das<br />

vorliegende Werk zu würdigen. (†)<br />

MICHELE MARIESCHI,<br />

1796/ 1710 VENICE - 1743, ATTRIBUTED<br />

VENICE VEDUTA WITH VIEW OF<br />

A LIVELY SIDE CANAL<br />

Oil on canvas.<br />

65 x 81 cm.<br />

According to preliminary research, the depiction cannot<br />

be found in Magnificentiores Selectionesque Urbis<br />

Venetiarum Prospectus, a collection of engravings<br />

that Marieschi published in 1741. This work is all the<br />

rarer and more interesting to appreciate. (†)<br />

€ 50.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo<br />

ragionato, Mailand 1995.<br />

Vgl. Michael Levey, Painting in Eighteenth-Century<br />

Venice, Oxford 1980.<br />

Vgl. Fabio Mauroner, Catalogue of the Etchings of<br />

Michiel Marieschi, in: The Print Collector's Quarterly,<br />

27 (2), 1940, S. 179.<br />

A.R. (13306124) (11)<br />

Detailabbildung Lot 388<br />

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223


390<br />

JACOPO FABRIS,<br />

1689 VENEDIG – 1761 KOPENHAGEN<br />

Maler der venezianischen Schule, der später in Dänemark<br />

gewirkt hat und dort etwa den Rosensaal des<br />

1720 erbauten Schlosses Fredensborg mit großformatigen<br />

Gemälden ausgestattet hatte, die auch italienische<br />

Fantasieruinenlandschaften zeigen.<br />

DIE MÜNDUNG DES CANNAREGIO<br />

IN DEN CANAL GRANDE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

109 x 144 cm.<br />

Verso mit altem Etikett auf dem Keilrahmen, wo das<br />

Gemälde um 1742 datiert wird.<br />

In ornamental verziertem vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Charles Beddington,<br />

23. August 2022.<br />

Das Gemälde zeigt die Ponte delle Guglie im Zentrum<br />

des Gemäldes, hinter ihr rechts der Palazzo Labia und<br />

der Campanile von S. Geremia. Eine erste Kirche wurde<br />

im 11. Jahrhundert von Mauro Tosello und seinem<br />

Sohn gegründet, welche einen Armreliamie des Heiligen<br />

Bartholomäus darin aufbewahrten, die sie 1043<br />

aus Apulien mitbrachten. Das Bauwerk, welches wir<br />

heute vom Canal Grande aus sehen, ist jedoch jüngeren<br />

Datums, nämlich von 1753 - ein Entwurf von Carlo<br />

Corbellini. Und die Fassade, welche wir heute vom<br />

Cannaregio aus sehen, wurde erst 1861 fertig gestellt.<br />

Also lange nachdem das hier angebotene Gemälde<br />

geschaffen wurde. Der Campanile hingegen ist<br />

eines der ältesten Gebäude in Venedig und ein Relikt<br />

des ursprünglichen Gebäudekomplexes aus dem 12.<br />

Jahrhundert, welcher auf unserem Gemälde zu sehen<br />

ist, wenngleich der achteckige Aufsatz unbedeutend<br />

jünger ist - jedenfalls ist auch dieser vor 1500 zu datieren.<br />

Die Brücke, die als Protagonistin in unserem Gemälde<br />

fungiert, wurde 1580 durch Marchesin di Marchesini<br />

errichtet und trägt ihren Namen aufgrund der<br />

Obelisken, die sich an den Enden der Geländer befinden.<br />

Zahlreiche Gondeln unterschiedlicher Qualitäten<br />

befinden sich auf dem Kanal und beleben das Gewässer,<br />

zu dessen Seiten sich viele zeitgenössische Staffagefiguren<br />

befinden. Auch die Fassaden sind belebt,<br />

sodass es dem Maler nicht um die bloße Vedute ging,<br />

sondern zu sehen ist, dass er auch das Leben seiner<br />

Zeitgenossen mittels der Blumentöpfe, der aus der<br />

Fassade strebenden Markisen und der Wäsche, die<br />

ironisch-majestätisch über den Dächern zu schweben<br />

scheint, einzufangen versteht.<br />

(1330431) (13)<br />

JACOPO FABRIS,<br />

1689 VENICE – 1761 COPENHAGEN<br />

THE MOUTH OF CANNAREGIO IN<br />

THE GRAND CANAL<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

109 x 144 cm.<br />

Verso with old label on the stretcher, where the painting<br />

ist dated ca. 1742.<br />

Accompanied by an expert’s report by Charles Beddington,<br />

23 August 2022.<br />

The painting shows the Ponte delle Guglie at the centre,<br />

with the Palazzo Labia and the Campanile of San Geremia<br />

behind it on the right. A first church was founded<br />

by Mauro Tosello and his son in the 11th century to<br />

house the relic of an arm of Saint Bartholomew, which<br />

they had brought from Puglia in 1043.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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391<br />

STEFANO ORLANDI,<br />

1681 BOLOGNA – 1760 EBENDA<br />

ARCHITEKTURCAPRICCIO MIT KAISERLICHER<br />

BADANLAGE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

123 x 163 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben Expertise von Ferdinando Arisi, im Original<br />

vorliegend.<br />

Von erhöhten Standpunkt Blick auf eine phantasievolle<br />

Bäderanlage mit überreicher Architektur: linksseitig ein<br />

übergroßer Bau mit Rundbögen, zahlreichen kannellierten<br />

korinthischen Säulen, Skulpturen, sowie Brüstungen,<br />

hinter denen teils Figuren stehen, das ganze über<br />

mehrere Ebenen verteilt. Auffallend links oben zwei<br />

fliegende Putti, einer mit Köcher, die zwei flatternde<br />

Tauben an einem roten Band halten. Unten links ein<br />

Brunnenbecken, mit über Stufen hineinfließendem<br />

Wasser, an dessen linker Seite einige Frauen mit Putti<br />

bei der Toilette sitzen. In der Bildmitte eine große Beckenanlage<br />

mit einem Boot auf dem ruhigen Wasser,<br />

teils umgeben von Putti, und im Hintergrund ein hoher<br />

Beckenaufsatz in grau-weißer Farbgebung, mit hinabstürzendem<br />

kleinen Wasserfall unter hohem blauen<br />

Himmel mit hellen Wokenstreifen. Nach rechts ein weiteres<br />

großes Architekturgebäude, von dem aus eine<br />

breite Treppe zur mittleren Beckenanlage führt. Am<br />

rechten Bildrand als Repoussoir drei große, bis zum<br />

oberen Bildrand reichende Bäume, unter denen sich<br />

drei Frauen in langen Gewändern neben einem Rosenstock<br />

niedergelassen haben. Große und komplexe architektonische<br />

Komposition von Stefano Orlandi, der<br />

von Giuseppe Bibiena (1696-1757) beeinflusst wurde<br />

und der als Bühnenmaler für Theaterkulissen arbeitete,<br />

was in seinen späteren Capricci sehr eindrucksvoll zum<br />

Ausdruck kommt. (†)<br />

Literatur:<br />

Dieses Gemälde wurde veröffentlicht von Dr. Giancarlo<br />

Sestieri in „Il Capriccio architettonico in Italia<br />

nel XVII e XVIII secolo, No. 2.1. Sestieri bestätigte,<br />

dass es sich bei diesem Gemälde um eine zweite<br />

Version des Gemäldes in Brera handelt und dass es<br />

früher von einer schriftlichen Bestätigung von Prof.<br />

S. Arisi begleitet wurde. Für ein vergleichbares Gemälde<br />

(172 x 124 cm) mit der gleichen Szene, aber<br />

mit leichten Abweichungen in der Architektur und<br />

den Figuren, siehe auch Fondazione Zeri, Nr. 72019<br />

(mit dem Titel: Prospettiva architettonica con edifici<br />

e figure). Dieses Gemälde befindet sich in der Pinacoteca<br />

Nazionale di Brera, Mailand, Italien (Inv. Nr.<br />

2152). Literatur zu dem Mailänder Gemälde, das auf<br />

1720 - 1730 datiert ist: Pinacoteca Brera, Pinacoteca<br />

di Brera: scuola emiliana, 1991, S. 230-232.<br />

(13306060) (18)<br />

STEFANO ORLANDI,<br />

1681BOLOGNA – 1760 IBID.<br />

ARCHITECTURAL CAPRICCIO WITH IMPERIAL<br />

BATH COMPLEX<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

123 x 163 cm.<br />

In gilded frame.<br />

Accompanied by an expert’s report by Ferdinando<br />

Arisi. (†)<br />

€ 50.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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392<br />

FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENEDIG – 1793 EBENDA<br />

PIAZZA SAN MARCO MIT DEM CAMPANILE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

28,5 x 44,4 cm.<br />

In à jour gearbeitetem vergoldetem Rahmen mit<br />

Namensnennung des Künstlers.<br />

Beigegeben Expertise von Dario Succi.<br />

Geschickt zentralperspektivische Darstellung des<br />

Markusplatzes in Venedig mit seinem eine starke Vertikale<br />

markierendem Campanile, dessen Spitze weit<br />

über die obere Bildbegrenzung hinausgeht. Die Horizontlinie<br />

durch den Marcusdom und den Dogenpalast<br />

als gedachte Querriegel markiert. Insgesamt in dem<br />

für Guardi typischen flotten Pinselduktus, kommt dieser<br />

insbesondere in den nicht starren, heißt nicht architektonischen<br />

Elementen des Bildes zum Ausdruck,<br />

insbesondere in den Figuren, die untereinander interagieren<br />

und ihrer lockeren Komposition die Phantasie<br />

des Betrachters anregen. Als einer der bedeutendsten<br />

Maler des venezianischen Vedutismus strebt Guardi<br />

im Gegensatz zu Canaletto in seinen Gemälden nicht<br />

nach scharf wahrnehmbaren Ergebnissen, sondern<br />

schlägt eine subjektive und evokative Interpretation<br />

der Realität vor, indem er flüchtige und unwirkliche<br />

Stadtbilder schafft, die dank der Verwischung der Formen<br />

und der melancholischen Schatten bisweilen eine<br />

Sensibilität erreichen, die als vorromantisch bezeichnet<br />

werden kann.<br />

Seine Ausbildung und ein Großteil seiner Tätigkeit bis<br />

1760 erfolgten gemeinsam mit seinem älteren Bruder<br />

Giannantonio, der die Familienwerkstatt leitete. Im<br />

Vergleich zu seinem Bruder zeigt er schon früh eine<br />

andere Sensibilität mit einem schnellen, gebrochenen<br />

Pinselstrich, der die Verbindung zwischen Figuren und<br />

Atmosphäre wiedergibt. Sein Interesse an Landschaften<br />

brachte ihn um 1755 dazu, sich dem Vedutismus<br />

anzunähern. Er schlug eine persönliche Interpretation<br />

vor, die die dokumentarische Komponente zugunsten<br />

einer atmosphärischen Darstellung ersetzte, die in<br />

der Lage war, die besondere Lebendigkeit des Lichts<br />

der Lagune und seiner Bewohner wiederzugeben.<br />

Guardi begann mit der Herstellung seiner ersten<br />

Veduten, wahrscheinlich um sich den lukrativen Markt<br />

der ausländischen Besucher zu erschließen, der in<br />

jenen Jahren durch Canaletto, der nach England gegangen<br />

war, vakant geworden war. Seine frühen Werke<br />

lehnen sich an die Kompositionen von Canaletto<br />

und Marieschi an, die Bildgestaltung ist fließend und<br />

kontrolliert, noch weit entfernt von dem knackigen,<br />

stenografischen Stil, der ihn berühmt machen sollte.<br />

Seine einzigartige Art zeigte sich jedoch bereits in<br />

einigen dieser frühen Werke, in denen die aus schaumigen<br />

Farbmischungen konstruierten Figuren ein lebhaftes<br />

chromatisches Timbre offenbaren.<br />

So entstanden Meisterwerke wie die beiden Vedute<br />

della Ca d‘Oro (Ansichten des Ca‘ d‘Oro) oder jene, die<br />

in Museen auf der ganzen Welt aufbewahrt werden.<br />

Seine erfolgreichste Zeit liegt zwischen dem siebten<br />

und achten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts: 1764 erhält<br />

er den Auftrag für zwei große Ansichten des Markusplatzes,<br />

die er für einen Engländer ausführt. Etwas<br />

später entstanden die zwölf Gemälde der Dogenfeste<br />

nach Canalettos Vorlagen, gestochen von Giambattista<br />

Brustolon. Aus den Drucken hat Francesco Guardi seine<br />

Gemälde abgeleitet, die sich heute im Louvre befinden:<br />

Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich und offenbart die<br />

verklärende und fantastische Kraft des Malers. Im Jahr<br />

1782 erhielt er den Auftrag, vier Gemälde zum Gedenken<br />

an den Besuch von Papst Pius VI. in Venedig zu<br />

schaffen. Für den inzwischen siebzigjährigen Künstler<br />

war es endlich ein offizieller Auftrag, gefolgt von den<br />

Gemälden, die die Ankunft der Erzherzöge von Russland<br />

in Venedig feierten, die inkognito unter dem Namen<br />

der Conti del Nord kamen. Die Bilder, die an die Hochzeit<br />

zwischen Herzog Armando di Polignac und Baronin<br />

Idalia von Neukirchen erinnern sollten, wurden nie<br />

angefertigt, aber die prächtigen Vorbereitungsblätter<br />

dafür werden im Kupferstichkabinett des Museo Correr<br />

aufbewahrt. Mit der Zeit wird sein sehr persönlicher<br />

Stil immer freier und anspielungsreicher: Die Proportionen<br />

zwischen den verschiedenen Elementen werden<br />

frei verändert, die perspektivische Struktur wird elastisch<br />

und verformt sich ohne jede Verbindung zur Realität.<br />

Schließlich werden die Figuren zu einfachen<br />

Farbflecken, einem schnellen weißen Gekritzel oder<br />

einem schwarzen Punkt, der mit einer flackernden<br />

Markierung nachgezeichnet wird. Er malte auch einige<br />

herrliche Bilder von Villen inmitten der grünen venezianischen<br />

Landschaft. (†)<br />

(1330518) (13)<br />

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FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENICE - 1793 IBID.<br />

PIAZZA SAN MARCO WITH CAMPANILE<br />

Oil on canvas.<br />

28.5 x 44.4 cm.<br />

Gilt openwork frame with name of the artist.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi.<br />

Skilful depiction of Saint Mark’s Square in Venice in<br />

central perspective with the strong vertical line of its<br />

campanile extending far beyond the top edge of the<br />

painting. The horizon line through Saint Mark’s Basilica<br />

and the Doge’s Palace is marked as an imaginary<br />

cross bar. Overall, the painting shows the swift<br />

brushwork typical for Guardi, especially in the non-architectural<br />

elements of the painting, the figures that<br />

interact with each other and their loose arrangement<br />

stimulate the viewer’s imagination. As one of the<br />

most eminent painters of Venetian vedute, Guardi,<br />

unlike Canaletto, does not aspire to create sharp perceptions<br />

in his paintings. By contrast he delivers a<br />

subjective and evocative interpretation of reality, creating<br />

fleeting and unreal cityscapes that, thanks to<br />

the blurring of shapes and the melancholic shadows<br />

sometimes reach a sensibility that can be described<br />

as pre-romantic. (†)<br />

€ 150.000 - € 250.000<br />

Sistrix<br />

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233


393<br />

WILLIAM JAMES,<br />

TÄTIG 1730 – 1780, ZUG.<br />

In Italien tätig zwischen 1746 und 1771, Schüler von<br />

Antonio Canal, genannt „Canaletto“. Er stellte in der<br />

Royal Academy aus. Seine Ansichten von Ägypten oder<br />

Venedig enstanden wohl in England, da er die Insel nie<br />

verlassen haben soll. Werke seiner Hand kamen ins<br />

Victoria und Albert Museum, in den Kensington-Palast<br />

sowie ins Ashmolean Museum in Oxford.<br />

DIE MOLE MIT DEM DOGENPALAST AM BECKEN<br />

VON SAN MARCO UND DEM BUCENTAUR,<br />

UM 1760<br />

Öl auf Leinwand.<br />

56 x 91 cm.<br />

Gut ausgewogene Komposition mit niedrigem Horizont,<br />

sodass auch der hinter dem Dogenpalast aufstrebende<br />

Campanile noch genug Raum zum oberen<br />

Bildrand hat. Im Vordergrund mehrere Gondeln und<br />

das Staatsschiff des Dogen, der Bucentaur. William<br />

James war zwischen 1746 und 1771 als Vedutist tätig;<br />

die einzigen Informationen über seine künstlerische<br />

Persönlichkeit finden sich in Edward Edwards‘ Anecdotes<br />

of Painters von 1808, in dem James als „Schüler“<br />

oder Mitarbeiter von Canaletto während dessen Aufenthalt<br />

in England zwischen 1746 und 1755 erwähnt<br />

wird. Sein künstlerischer Werdegang wurde teilweise<br />

durch eine Reihe von Londoner Ansichten rekonstruiert,<br />

die sich im Besitz des Ashmolean Museums in<br />

Oxford und der British Royal Collections befinden. Im<br />

Text des oben genannten Edwards findet sich jedoch<br />

die einzige Erwähnung seiner Malerei venezianischer<br />

Sujets, die der Biograf selbst als stark mit Canaletto<br />

verwandt ansieht. Die Zuschreibung einiger Ansichten,<br />

die auf den internationalen Markt gelangten, an<br />

William James und vor allem das Vorhandensein einiger<br />

Leinwände, auf denen sein Name vollständig auf<br />

einer an den Originalrahmen angebrachten Plakette<br />

steht, lassen auf eine reiche Produktion von Stadtpanoramen<br />

schließen, die im Allgemeinen dem malerischen<br />

Repertoire von Antonio Canal entnommen sind,<br />

Werke, die es dem englischen Maler ermöglichten, zu<br />

den „vedutisti di Venezia“ (Vedutenmalern von Venedig)<br />

gezählt zu werden, obwohl seine biografische Abfolge<br />

keinen Hinweis auf einen möglichen Aufenthalt<br />

in der Lagunenstadt gibt.<br />

James war einer der bekanntesten Schüler Canalettos,<br />

der den Geschmack der venezianischen Stätten indirekt<br />

aufnahm, indem er die Werke betrachtete, die<br />

der Meister mit nach England gebracht hatte, und indem<br />

er an seiner Seite arbeitete, als er die große<br />

Nachfrage seiner Auftraggeber nach Ansichten der<br />

von ihnen so geliebten Lagunenstadt befriedigte. (†)<br />

Anmerkung:<br />

Überreste des letzten im Dienst befindlichen Burcentaur,<br />

der jedoch erst 1728 gebaut wurde, befinden<br />

sich im Arsenale in Venedig und maß einst – um eine<br />

Größenvorstellung zu geben – 43,8 × 7,3 × 8,4 m.<br />

(13309316) (13)<br />

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WILLIAM JAMES,<br />

1730 – 1780, ATTRIBUTED<br />

PIER WITH DOGE’S PALACE AT THE SAN MARCO<br />

BASIN AND BUCENTAUR, ca. 1760<br />

Oil on canvas.<br />

56 x 91 cm.<br />

Well-balanced composition with a low horizon, so that<br />

the campanile rising behind the Doge’s Palace still<br />

has enough space to the upper edge of the painting.<br />

There are several gondolas and the doge’s ship of<br />

state, the Bucentaur in the foreground. William<br />

James was active as a veduta painter between 1746<br />

and 1771; the only information about him as an artist<br />

is found in Edward Edwards’ Anecdotes of Painters of<br />

1808, which mentions James as a “student” or collaborator<br />

with Canaletto during his stay in England between<br />

1746 and 1755. His artistic career has been<br />

partially reconstructed through a series of London<br />

vedutas held by the Ashmolean Museum, Oxford,<br />

and the British Royal Collections. Edwards’ text, however,<br />

is the only one that mentions his painting of<br />

Venetian subjects, which the biographer himself<br />

regards as closely related to Canaletto. The attribution<br />

to William James of some vedutas that reached the<br />

international market and, above all, the presence of<br />

some canvases on which his name is written in full on<br />

a plaque affixed to the original frames, suggest an<br />

ample production of urban panoramas, generally taken<br />

from Antonio Canal’s image repertoire. His works<br />

enabled the English painter to be counted among the<br />

“vedutisti di Venezia” (Venetian veduta painters),<br />

although his biography gives no indication of a possible<br />

stay in the lagoon city. James was one of Canaletto’s<br />

most famous students, absorbing the ambience of<br />

the Venetian sites indirectly by studying the works the<br />

master had brought to England and by working alongside<br />

him when he met the great demand from his<br />

patrons for vedutas of the lagoon city they loved so<br />

much. (†)<br />

Notes:<br />

Remains of the last Bucentaur in service, which was<br />

not built until 1728, are held at the Arsenale in Venice<br />

and to give an idea of proportions it once measured<br />

43.8 × 7.3 × 8.4 m.<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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235


394<br />

ANDREA LOCATELLI,<br />

1695 ROM – 1741, ZUG.<br />

STIMMUNGSVOLLE KÜSTENLANDSCHAFT<br />

MIT FIGUREN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

113 x 170 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Malerischer Blick auf das breite, felsige Ufer eines<br />

kleinen Fischerhafens mit zahlreichen Figuren: im Vordergrund<br />

von links eine kleine Familie, ein anlegendes<br />

Boote, ein Soldat in antiker Kleidung mit Helm, zwei<br />

sitzende Männer verweisend und am rechten Bildrand<br />

eine Gruppe von Fischern, deren Bootssegel nach<br />

oben ragt. Mittig links das Ufer mit antiken Gebäuden<br />

einer Stadt, darunter die Reste eines steinernen Rundbaus<br />

und ein Torbogen, durch den ein Weg mit einem<br />

Hirten und seiner Herde zum Wasser führt, an dem<br />

mehrere Boote ankern. Einige Fischer sind gerade dabei<br />

ihre Netze einzuholen. Am linken Bildrand zudem<br />

als Repoussoir eine hohe, im Schatten liegende Baumgruppe.<br />

Rechtsseitig Sicht über das ruhige Meer auf<br />

ein Gebirge im diesigen Licht der warmen Nachmittagssonne<br />

unter hohem hellblauen Himmel mit wenigen<br />

weissen Wolkenformationen. Qualitätvolle, stimmungsvolle<br />

Malerei mit gekonnt gesetzter Licht- und<br />

Schattensetzung in der Manier des Künstlers, bei der<br />

sich sein Studium von Küstenlandschaften nachvollziehen<br />

lässt.<br />

Provenienz:<br />

Sir Arthur Ingram Aston, Aston Hall, Chester;<br />

his estate sale; Christie‘s, London, 6<br />

August 1862, lot 69, as „Borsini“<br />

Anmerkung:<br />

Locatelli war der Sohn des Malers Giovanni Francesco<br />

Locatelli (1660-1741). Er studierte bei Monsù Alto<br />

(einem Maler von Küstenlandschaften), nach dessen<br />

Tod bei Bernardino Fergioni (1674-um 1738) und Biagio<br />

Puccini. Bei letzterem studierte er vor allem das Malen<br />

des menschlichen Körpers. Seine Landschaftsbilder<br />

mit mythologischen und antiken Motiven erinnern u.a.<br />

an Claude Lorrain. 1715 war er an der Ausmalung des<br />

Palazzo Ruspoli in Rom beteiligt (mit maritimen Szenen,<br />

wobei er nur die Figuren malte und schon hoch<br />

bezahlt wurde) und für Victor-Amadeus II. von Savoyen<br />

malte er 1723 bis 1725 zwei Bilder für dessen Schloss<br />

Rivoli in Turin (im Auftrag von Filippo Juvara).<br />

Literatur:<br />

Vgl. L. Laureati, in Da Tiziano a Caravaggio a Tiepolo.<br />

Capolavori di tre secoli di arte italiana, V. Sgarbi (ed.),<br />

Florenz 2002, S. 162, Nr. 60.<br />

Vgl. M. Moschetta, Pittori di vedute, die prospettive<br />

e di paesaggi nella Roma del ‘600 e ‘700, Aretto,<br />

2004, S. 52-53.<br />

Vgl. A. Busiri, Andrea Locatelli, Rome, 1976, Nr. 215-<br />

216, Nr. 42,43, 44, 48.<br />

(13306077) (18)<br />

ANDREA LOCATELLI,<br />

1695 ROME – 1741, ATTRIBUTED<br />

ATMOSPHERIC COASTAL LANDSCAPE WITH<br />

FIGURES<br />

Oil on canvas.<br />

113 x 170 cm.<br />

In gilded frame.<br />

Literature:<br />

cf. L. Laureati, in Da Tiziano a Caravaggio a Tiepolo.<br />

Capolavori di tre secoli di arte italiana, V. Sgarbi (ed.),<br />

Florence 2002, p. 162, no. 60.<br />

cf. M. Moschetta, Pittori di vedute, die prospettive e<br />

di paesaggi nella Roma del ‘600 e ‘700, Aretto,<br />

2004, pp.52-53.<br />

cf. A. Busiri, Andrea Locatelli, Rome, 1976, no. 215-<br />

216, no. 42,43, 44, 48.<br />

€ 160.000 - € 220.000<br />

Sistrix<br />

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237


395<br />

PIETRO PAOLINI,<br />

1603 LUCCA – 1681 EBENDA<br />

Paolini wurde bereits sechzehnjährig nach Rom geschickt<br />

um unter der Anleitung von Angelo Caroselli<br />

zu arbeiten und sich die verschiedensten Malerschulen<br />

der Bologneser und Florentiner zu eigen machen<br />

zu können. Dabei ist sein Stil stark vom Caravaggismus<br />

beeinflusst worden. 1628 in Venedig, kehrt er<br />

bereits 1631 in seine Heimatstadt Lucca zurück, wo<br />

er 1640 seine eigene Akademie zur Ausbildung lokaler<br />

Künstler gegründet hat. Von Giacomo Sardini (1751-<br />

1811) wurde er erstmals in großem Stile als einer der<br />

strahlensten Maler der Luccesischen Schule gewürdigt.<br />

Der Einfluss aus dem Kreis von Bartolomeo<br />

Manfredi ist unverkennbar.<br />

JUNGER GITARRENSPIELER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

73 x 60 cm.<br />

In ebonisiertem Holzrahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Patrizia Giusti<br />

Maccari, in Kopie.<br />

Das vorliegende Werk ist zudem bei der Fondazione<br />

Zeri unter Nummer 55820 mit Abbildung dokumentiert<br />

als Pietro Paolini<br />

1928 wurde das angebotene Gemälde von Adolfo<br />

Venturi noch Caravaggio zugeschrieben.<br />

Vor unbestimmtem Hintergrund das Hüftportrait eines<br />

leicht nach links gewandten jungen Mannes eine Gitarre<br />

spielend, die er in geschickter optischer Verkürzung<br />

in den Betrachterraum hält. Wenngleich das Gemälde<br />

noch 1928 als Werk Caravaggios galt, erkannte Federico<br />

Zeri es jedoch als eigenhändiges Werk des lucchesischen<br />

Malers Pietro Paolini an. Giusti Maccari datiert<br />

das Gemälde in ihrem mehrseitigen Gutachten auf ca.<br />

1625 – 1630. Ein Hauptaugenmerk seines Schaffens<br />

lag auf allegorischen Gemälden und auf Portraits- und<br />

vermutlich haben wir es hier mit einer Kombination<br />

beider Typoi zu tun, so weißt die Nase auf portraithafte<br />

Züge hin, während die Gitarre auch als Allegorie des<br />

Gehörs verstanden werden kann. Im Walters Art Museum<br />

wird etwa die Allegorie der Fünf Sinne verwahrt,<br />

in der freilich der allgegenwärtige Caravaggismus der<br />

Zeit mit seinen Chiaro-Scuro Effekten mitschwingt.<br />

Überhaupt scheint Musik eines seiner Lieblingsthemen<br />

zu sein, so wird das 1620-1630 entstandene<br />

Gemälde „Konzert“ im Dallas Museum of Art aufbewahrt,<br />

welches ebenso wie das hier angebotene Gemälde<br />

in die Anfangsjahre seiner Römischen Tätigkeit<br />

fällt.<br />

PIETRO PAOLINI,<br />

1603 LUCCA – 1681 IBID.<br />

YOUNG GUITAR PLAYER<br />

Oil on canvas.<br />

73 x 60 cm.<br />

Acompanied by an expert’s report by Professor Patrizia<br />

Giusti Maccari. The present painting is also listed with<br />

an illustration at Fondazione Zeri under n. 55820 and<br />

described as by Pietro Paolini.<br />

When the painting was offered for sale by Adolfo Venturi<br />

in 1928 it was attributed to Caravaggio. Although<br />

the painting was still considered a work by Caravaggio<br />

in 1928, Federico Zeri recognized it as an original work<br />

by the Lucca painter Pietro Paolini. Giusti Maccari<br />

dates the painting in her multi-page report to around<br />

1625-1630. In his multi-page report Giusti Maccari<br />

dates the painting to ca. 1625 – 1630. The Walters Art<br />

Museum, for example, holds The Allegory of the Five<br />

Senses, which resonates with the omnipresent Caravaggism<br />

and its chiaroscuro typical for the time. Music<br />

seems to have been one of his favourite subjects<br />

generally, like the painting Concert (1620-1630) held<br />

at the Dallas Museum of Art for example, which dates<br />

to his early years in Rome like the painting offered for<br />

sale here.<br />

Provenance:<br />

According to Fondazione Zeri held in private collection,<br />

Rome.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Laut Fondazione Zeri Römische Privatsammlung.<br />

(1330522) (13)<br />

240 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


396<br />

JACOB VAN HUCHTENBURG,<br />

UM 1640/45 HAARLEM – 1675 AMSTERDAM<br />

DAS FORUM IN ROM MIT HIRTEN UND GROSSER<br />

FIGURENSTAFFAGE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

82 x 111,5 cm.<br />

Links unten auf dem Stein signiert.<br />

Im Gegensatz zu den vielen Romveduten, die das<br />

Forum zeigen, hat der Maler hier äußerst wirkungsvoll<br />

eine Figurengruppe in den Vordergrund gesetzt, die in<br />

hellem Licht der Gesamtansicht Leben verleihen. Der<br />

Bildmittelgrund zeigt das weitgehend leere Feld des<br />

Forums, des „Campo Vaccino“, einst so benannt nach<br />

der Nutzung des noch nicht ausgegrabenen Areals als<br />

Weidegelände. Demgemäß zeigt der Maler hier auch<br />

grasende Schafherden und Rinder an einer Tränke,<br />

links nähert sich eine Kutsche dem Portal der Kirche<br />

Santa Francesca Romana mit Campanile. Davor San<br />

Lorenzo in Miranda mit den römischen Säulen, dahinter<br />

ist das Kolosseum zu sehen. Den Abschluss bildet der<br />

Triumphbogen des Septimus Severus, während sich<br />

rechts die Anhöhe des Palatins noch bewaldet zeigt.<br />

Die Anordnung der Bauten und ihre Wiedergabe ist<br />

nicht als realistisch gedacht, vielmehr dokumentiert<br />

das Gemälde eine Gesamtsicht, im Zustand lange vor<br />

den späteren Wandlungen durch die Ausgrabungen.<br />

Im Vordergrund hat der Maler vier Frauen und zwei<br />

Männer in angeregter Unterhaltung ins Bild gesetzt,<br />

umgeben von Schafen und Ziegen, seitlich – in geschickter<br />

Weise etwas verschattet – ein Maultierführer<br />

rechts und ein Eseltreiber links. So wird die Absicht<br />

des Malers deutlich, im Gegensatz zur schattenreichen<br />

Darstellung der antiken Denkmäler, die hell<br />

beleuchteten Vordergrundfiguren mit dem hellen Himmel<br />

in einen verklammernden Bezug zu setzen.<br />

Über die Familiengeschichte des Malers ist nur wenig<br />

bekannt. Es wird angenommen, dass er ein Schüler<br />

des Nicolaes van Berchem war, und 1662 nach Italien<br />

ging, wo er sich bis 1667 in Rom aufhielt. Auf seinem<br />

Rückweg blieb er mehr als ein Jahr in Paris, wo er<br />

wahrscheinlich mit seinem Bruder Jan zusammentraf,<br />

der sich auf die Schlachtenmalerei verlegt, und möglicherweise<br />

auch zusammengearbeitet hat. 1669 wurde<br />

er Mitglied der Haarlemer Gilde und wohnte in der<br />

Prinsengracht, gut mit Aufträgen beschäftigt. A.R.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung Italien.<br />

Anmerkung:<br />

Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum besitzt ein<br />

Gemälde des Meisters mit Darstellung der „Piazza<br />

Colonna in Rom“ (Inv.Nr. WRM 515). In der Alten<br />

Pinakothek München befindet sich ebenfalls ein<br />

römisches Motiv seiner Hand „Szene vor einer römischen<br />

Ruine“ (41 x 50 cm., Inv.Nr. 14197). Weitere<br />

Werke etwa im Statens Museum for Kunst Kopenhagen<br />

und anderen Sammlungen.<br />

Literatur:<br />

Das Gemälde ist besprochen und aufgeführt in:<br />

La revue du Louvre et des musées de France, 1987,<br />

Nr. 10.<br />

Luigi Salerno, I pittori di vedute in Italia (1589-1830),<br />

Rom 1991 (ohne Abb.)<br />

(13306071) (11)<br />

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JACOB VAN HUCHTENBURG,<br />

CA. 1640/45 HAARLEM – 1675 AMSTERDAM<br />

THE ROMAN FORUM WITH SHEPHERDS AND<br />

GREAT FIGURAL STAFFAGE<br />

Oil on canvas.<br />

82 x 111.5 cm.<br />

Signed on a stone lower left.<br />

Provenance:<br />

Private collection, Italy.<br />

Detailabbildung<br />

Notes:<br />

The Wallraf-Richartz-Museum in Cologne holds a<br />

painting by the master depicting the Piazza Colonna<br />

in Rome (inv. no. WRM 515). In the Alte Pinakothek<br />

in Munich there is also a Roman vista by his hand<br />

Scene in front of a Roman ruin (41 x 50 cm, inv. no.<br />

14197). Other works are held at the Statens Museum<br />

for Kunst Copenhagen and other collections.<br />

Literature:<br />

The painting is discussed and illustrated in:<br />

La revue du Louvre et des musées de France, 1987,<br />

no. 10.<br />

Luigi Salerno, I pittori di vedute in Italia (1589 –<br />

1830), Rome 1991 (excl. ill.)<br />

€ 90.000 - € 130.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

244 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


397<br />

GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 PIACENZA – 1765 ROM<br />

Gemäldepaar<br />

RÖMISCHES CAPRICCIO MIT RUNDTEMPEL<br />

DES HERCULES VICTOR<br />

sowie<br />

RÖMISCHES CAPRICCIO MIT VASE UND<br />

SÄULENTEMPELRUINE<br />

JEWEILS MIT FIGURENSTAFFAGE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

Je 40 x 115 cm.<br />

Die Bildformate zeigen, dass die beiden Gemälde im<br />

Auftrag für eine Supraport-Ausstattung geschaffen<br />

wurden. Das extreme Breitformat gab dem Maler<br />

dabei allerdings die Gelegenheit, nahezu Panoramaansichten<br />

zu schaffen. Dabei zeigen die Darstellungen<br />

keineswegs reale Gegebenheiten der römischen antiken<br />

Bauten, sondern vielmehr höchst fantasievoll<br />

komponierte Versatzstücke, die bereits der Romanik<br />

vorweggenommene Idealansichten liefern sollten,<br />

was die Bezeichnung Capriccio rechtfertigt. In der<br />

Neben einander-Positionierung erweisen sich die Darstellungen<br />

als Gegenstücke, jeweils mit dem inhaltlichen<br />

Hauptgewicht links – dem kräftigen Bogen,<br />

bzw. rechts – der großen Tempelruine.<br />

Das erstgenannte Bild zeigt im Zentrum den römischen<br />

Rundtempel des Hercules Victor am Forum<br />

Boarium, erbaut wohl um 15 n. Chr., mit seinem typischen<br />

flachen Kegeldach. Rechts eine Erhöhung in<br />

Erinnerung an den Hügel des Palatins.<br />

Das Gegenstück zeigt – ebenso phantasievoll zusammengestellt<br />

– eine reliefierte Steinvase hoch gesockelt,<br />

links dahinter eine Säulen-Exedra, wie wir sie aus<br />

römischen Bädern kennen, rechts der Janus-Säulentempel<br />

des Forums.<br />

Die Lichtführung in den Bildern, die Farbgebung der<br />

im Spätlicht bräunlich-ocker leuchtenden Steine, all<br />

das entspricht ganz der Malweise Paninis. In beiden<br />

Bildern sind Figurenstaffagen eingefügt. Wie die<br />

Kleidung zeigt, ist hier nicht die Entstehungszeit der<br />

Gemälde, sondern ein Zeitraum nach dem Untergang<br />

Roms gemeint. Demgemäß finden wir fantasievoll<br />

gedachte Figuren der Spätantike. Junge Männer, noch<br />

mit römischen Helmen, aber auch zwei Prediger in<br />

dem zweitgenannten Bild: ein weiß Gekleideter, der<br />

bereits die christliche Botschaft verkündet, in seinem<br />

Rücken ein Alter mit Bart im roten römischen Priestermantel,<br />

offensichtlich noch Vertreter der antiken Götterverehrung.<br />

Dass der weiß gekleidete Prediger auf<br />

die links auf einem Stein sitzende junge Mutter mit<br />

Kind deutet, steht sicher im Zusammenhang mit der<br />

neuen christlichen Lehre, womit Panini auch die geistigen<br />

Dimensionen der Spätantike mit ins Bild gesetzt<br />

hat. A.R.<br />

Literatur:<br />

Aufgeführt im Werkverzeichnis:<br />

Fernando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691-1765,<br />

Werkverzeichnis, Mailand 1993, S. 470, Nr. 481 und<br />

482.<br />

Leandro Ozzola, Gian Paolo Pannini, pittore, Turin<br />

1921.<br />

Mario Labò, Pannini, Giovanni Paolo, in: Hans Vollmer<br />

(Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler<br />

von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 26, Leipzig<br />

1932, S. 200-202.<br />

Ferdinando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691-1765,<br />

Mailand 1993.<br />

Michael Kiene, Giovanni Paolo Pannini. Römische<br />

Veduten aus dem Louvre. Ausstellung im Herzog<br />

Anton Ulrich-Museum [Braunschweig] vom 17. Juni<br />

bis 15. August 1993, 1993.<br />

Michael Keine, „Redende Capricci“ von Giovanni Paolo<br />

Pannini: Studien zur Zitatmontage im 18. Jahrhundert,<br />

in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Bd. 57, Heft 3:<br />

Kunstgeschichte und Gegenwart: 23 Beiträge für<br />

Georg Kauffmann zum 70. Geburtstag, 1994.<br />

(13306073) (11)<br />

246 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 PIACENZA - 1765 ROME<br />

A pair of paintings<br />

CAPRICCIO OF ROME WITH ROUND TEMPLE<br />

OF HERCULES VICTOR<br />

and<br />

CAPRICCIO OF ROME WITH VASE, RUINED<br />

COLONNADED TEMPLE EACH WITH FIGURAL<br />

STAFFAGE<br />

Oil on canvas.<br />

40 x 115 cm each.<br />

The formats show that the two paintings were commissioned<br />

as overdoor paintings and the extremely<br />

wide format gave the painter the opportunity to create<br />

almost panoramic views. The depictions do not<br />

show the real conditions of ancient Roman buildings,<br />

but rather highly imaginatively composed set pieces,<br />

which were intended to provide ideal vistas anticipating<br />

the Romanesque period, which justifies the<br />

term capriccio.<br />

Literature:<br />

Listed in the catalogue raisonné:<br />

Fernando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691 - 1765,<br />

catalogue raisonné, Milan 1993, p. 470, nos. 481<br />

and 482.<br />

Leandro Ozzola, Gian Paolo Pannini, pittore, Turin<br />

1921.<br />

Mario Labò, Pannini, Giovanni Paolo, in: Hans Vollmer<br />

(ed.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler<br />

von der Antike bis zur Gegenwart, vol. 26, Leipzig<br />

1932, pp. 200-202.<br />

Ferdinando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691-1765,<br />

Milan 1993.<br />

Michael Kiene, Giovanni Paolo Pannini. Römische<br />

Veduten aus dem Louvre, exhibition in the Herzog<br />

Anton Ulrich-Museum [Braunschweig] 17th June to<br />

15th August 1993, 1993.<br />

Michael Keine, “Redende Capricci” von Giovanni<br />

Paolo Pannini: Studien zur Zitatmontage im 18. Jahrhundert,<br />

in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, vol. 57,<br />

issue 3: Kunstgeschichte und Gegenwart: 23 Beiträge<br />

für Georg Kauffmann zum 70. Geburtstag, 1994.<br />

€ 100.000 - € 160.000<br />

Sistrix<br />

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247


398<br />

VINCENZO CHILONE,<br />

1758 VENEDIG – 1839,ZUG.<br />

Chilone zählt in der venezianischen Vedutenmalerei zu<br />

den Nachfolgern Canalettos (1697-1768). Aus ärmlichen<br />

Verhältnissen hat er sich zwölfjährig mit der Herstellung<br />

von Seidenstrümpfen seinen Unterhalt verdient,<br />

bevor er in die Werkstatt des Francesco<br />

Battaglioli (1725-1796) kam, bei dem er sich die Kenntnisse<br />

der Vedutenmalerei aneignen konnte. Seine erkennbare<br />

grafische Stilistik hat er sich wohl von dem<br />

Theaterarchitekten Alessandro Mauro angeeignet.<br />

1824 wurde er in die Accademia di Belle Arti di Vernezia<br />

aufgenommen. Obwohl vom Adel gefördert, verstarb<br />

Chilone verarmt.<br />

BLICK AUF DEN DOGENPALAST IN VENEDIG<br />

Öl auf Leinwand.<br />

54 x 84 cm.<br />

In vergoldetem Zierrahmen.<br />

VINCENZO CHILONE,<br />

1758 VENICE – 1839, ATTRIBUTED<br />

In the tradition of Venetian veduta painting, Chilone is<br />

regarded one of Canaletto’s followers (1697 - 1768).<br />

VEDUTA OF THE DOGE’S PALACE IN VENICE<br />

Oil on canvas.<br />

54 x 84 cm.<br />

Atmospheric veduta with detailed depiction of architecture<br />

and an assumed dating of ca. 1780, since<br />

Chilone is still strongly influenced by Canaletto’s<br />

painting.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Stimmungsvolle Vedute mit detaillierter Beschreibung<br />

der architektonischen Gegebenheiten mit einer angenommenen<br />

Datierung von um 1780, da Chilone hier<br />

noch stark unter dem Einfluss der Malerei Canalettos<br />

stand. Blick über die Mole des Markusbeckens auf<br />

den Dogenpalast und die sich darüber erhebende<br />

Spitze des Campanile. Vor dem Dogenpalast die sogenannte<br />

Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri) über dem<br />

Rio di Palazzo und der ehemals als Gefängnis gebaute<br />

Palazzo delle Prigioni. Hinter dem Dogenpalast und in<br />

der Flucht der Mole liegend die Säulen, welche San<br />

Teodoro und San Marco gewidmet sind; noch vor der<br />

Bibiliothek und dem Zeccapalast und den Granai di<br />

Terranova, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen<br />

wurden.<br />

(1330521) (13)<br />

250 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


Detailabbildung<br />

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251


399<br />

BERNARDO CANAL,<br />

1674 VENEDIG – 1744<br />

VENEDIG, DIE PIAZZETTA MIT BLICK AUF DEN<br />

CANALGRANDE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

71,8 x 110,8 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, August<br />

2022, mit Vermerk der Aufnahme des Gemäldes in<br />

kommender Publikation.<br />

Aus leichter Kavaliersperspektive führt hier der Blick<br />

vom Markusplatz über die südlich anschließende<br />

“Piazzetta”, hin zu den beiden Säulen für St. Georg<br />

und St. Markus und darüber hinweg zum Canale<br />

Grande. Gegenüber die Kuppelkirche San Giorgio<br />

mit ihrer Säulenfassade und dem dahinter stehenden<br />

Campanile. In der rechten Ecke, am Fuße des Campanile<br />

von San Marco ein Verkaufszelt, das wohl eine<br />

ständige Einrichtung war, da wir dieses Motiv in fast<br />

allen Piazzetta-Veduten der Zeit finden; hier mit zwei<br />

Personen, einer als Turban träger gezeigt. Die gesamte<br />

rechte Platzseite nimmt die von Sansovino erbaute<br />

Bibliothek ein, der gewaltige Bau mit Säulenfassade,<br />

Eckobelisken und Dachfiguren. Die Figurenstaffage<br />

zeigt die Passanten in Kleidungen des beginnenden<br />

18. Jahrhunderts, die Damen in weiten Reifröcken,<br />

die Herren mit Dreispitz. Dieser früheren Epoche entsprechend<br />

sind noch einige der Herren mit gepuderten<br />

Allongeperücken zu sehen. Der Kahn- und Gondelverkehr<br />

erscheint hier noch sehr ruhig, entgegen dem<br />

regen Treiben auf späteren Veduten, etwa des Sohnes<br />

Giovanni-Antonio, der als Canaletto bekannt wurde.<br />

Dem früheren Zeitstil entsprechend erscheinen venezianischen<br />

Veduten des Bernardo etwas stärker farbig<br />

und strenger als die seines Sohnes. Belebend und<br />

aufhellend wirken hier die gebauschten, sonnen belichteten<br />

Wolken. So ist hier noch ein Nachklang des<br />

Hochbarock zu spüren. Dies zeigt sich in vorliegendem<br />

Bild auch in der Darstellung der Figurenstaffage, die<br />

in strengerer Ordnung gruppiert erscheint. A.R.<br />

(1330434)<br />

BERNARDO CANAL<br />

1674 VENICE – 1744<br />

VENICE, THE PIAZZETTA WITH A VIEW OF THE<br />

CANALGRANDE<br />

Oil on canvas.<br />

71,8 x 110,8 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

August 2022, stating that the painting will be included<br />

in a forthcoming publication.<br />

€ 80.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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400<br />

GASPAR VAN WITTEL, GENANNT "VANVITELLI",<br />

1653 AMERSROORT – 1736 ROM, ZUG.<br />

VEDUTE DES RÖMISCHEN FORUMS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

74 x 136 cm.<br />

Das Gemälde großformatig angelegt, um eine panoramahafte<br />

Sicht auf einen Teil des Forums zu schaffen.<br />

Im Zentrum die Kirche Santa Francesca Romana, die<br />

auf der Velia in Nähe des Kolosseums steht. Die hell<br />

leuchtende barocke Fassade von Carlo Lombardi<br />

errichtet, mit dem noch aus dem 12. Jahrhundert<br />

stammenden Campanile. Links im Bild die Bögen der<br />

Maxentius-Basilica am Rand des Forums, ein Bau des<br />

4. Jahrhunderts.<br />

Die Malweise lässt sich mit Arbeiten des Holländers<br />

Van Wittel in Bezug setzen, der um 1700 in Neapel<br />

lebte. Er war der erste Maler, der römische Veduten<br />

in Öl fertigte, anstatt der bisherigen Stiche. Eine<br />

Gesamtschau der Bilder Vanvitellis wurde erst 2006<br />

im Museum Correr Venedig veranstaltet. Van Wittel<br />

war der Vater des berühmt gewordenen Architekten<br />

Luigi Vanvitelli; er selbst wurde Gaspare degli occhiali<br />

genannt (Kaspar mit der Brille), wohl aufgrund seiner<br />

Kurzsichtigkeit. Dies hat im fortgeschrittenen Alter<br />

auch dazu geführt, dass er sich von der Malerei zurückzog.<br />

A.R.<br />

(1330432) (11)<br />

GASPAR VAN WITTEL,<br />

ALSO KNOWN AS “VANVITELLI”<br />

1653 AMERSROORT – 1736 ROME, ATTRIBUTED<br />

VEDUTA OF THE FORUM ROMANUM<br />

Oil on canvas.<br />

74 x 136 cm.<br />

The Church of Santa Francesca Romana standing on<br />

the Velia hill near the Colosseum is depict-ed at centre.<br />

The luminous baroque façade was built by Carlo Lombardi,<br />

with the campanile dating to the 12th century.<br />

On the edge of the forum on the left are the arches of<br />

the Basilica of Maxentius, a 4th century building.<br />

€ 35.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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255


401<br />

FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENEDIG – 1793 EBENDA<br />

VENEDIG MIT DEM BUCINTORO WÄHREND DES<br />

MARIÄ-HIMMELFAHRTS-FESTES<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

57 x 80 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, August<br />

2022.<br />

Die Darstellung ist in mehreren Varianten bekannt geworden,<br />

von denen sich das Hauptwerk Guardis im<br />

Pariser Louvre befindet, betitelt „partenza del buciontoro<br />

verso il lido nel giorno dell‘ ascensione“ (1775-<br />

1780). Das Bildformat leicht quer verlängert, wodurch<br />

eine Panoramaansicht Venedigs gegeben ist. Der Blick<br />

führt über den Canal Grande hinweg, mit der Isola<br />

di San Giorgio im zentralen Hintergrund, rechts die<br />

Palastreihe am Ufer mit dem hier hell beleuchteten<br />

Dogenpalast. Der festlich geschmückte, rot aufleuchtende<br />

Bucintoro, das Paradeschiff des Dogen mit vergoldeter<br />

Figurendekoration und zahllosen Rudern, ist<br />

mit roter Flagge versehen, umgeben von unzähligen<br />

festlichen Gondeln und einem Segelschiff dahinter.<br />

Der Vordergrund zeigt die Kaianlage nahe Riva<br />

di Sant‘ Elena, die in dieser Form nicht existiert hat,<br />

die dem Maler aber als Podium für die Wiedergabe<br />

zahlreicher Passanten und Festteilnehmer dient. Darunter<br />

höfisch Gekleidete, wie auch bürgerliche Schaulustige<br />

und Arbeiter.<br />

Die Darstellung, ursprünglich Dokumentation eines<br />

Ereignisses jeweils am Himmelfahrts-Fest im August,<br />

ist letztlich auch ein beliebtes Thema als Demonstration<br />

der Macht der Dogen geworden. A.R.<br />

(1330773) (3) (11)<br />

FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENICE – 1793 IBID.<br />

THE FEAST IN VENICE ON ASCENSION DAY<br />

WITH BUCINTAUR<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

57 x 80 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

August 2022.<br />

This depiction exists in several variations, of which<br />

Guardi’s major work is held at the Louvre in Paris,<br />

entitled <strong>Part</strong>enza del buciontoro verso il lido nel giorno<br />

dell’ascensione (1775-80).<br />

€ 80.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

256 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


402<br />

FRANCESCO ZUGNO,<br />

1709 VENEDIG – 1787<br />

Gemäldepaar<br />

ANBETUNG DER KÖNIGE<br />

sowie<br />

DARBRINGUNG IM TEMPEL<br />

Öl auf Leinwand im Oval.<br />

85 x 68,5 cm.<br />

In den geschnitzten und vergoldeten Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Mauro U. Lucco,<br />

Bazzano 14. Nov. 2014.<br />

Die beiden Gemälde zusammengehörig, im Hochoval<br />

und einheitlich gerahmt. Thematisch illustrieren sie<br />

die ersten Bibelberichte des Lebens Jesu:<br />

Die Geburtsszene in Bethlehem zeigt das Jesuskind,<br />

das Maria auf einem weißen Tuch den anbetenden<br />

Hirten präsentiert, rechts dahinter Joseph, der sich<br />

auf einen Säulensockel stützt, wobei die Säule als<br />

symbolischer Hinweis auf die künftige Weltherrschaft<br />

des Messias zu deuten ist. Zwei Hirten in gebückter<br />

Haltung begleitet von einem Knäblein, sind in Anbetung<br />

gezeigt. Selbst der weiße Ochse hat seien Blick<br />

auf das Kind gerichtet. Ein Lämmchen am Boden ist<br />

als Geschenk der Hirten zu verstehen. Ein schwebender<br />

Engel und zwei geflügelte Engelsköpfe schweben<br />

aus lichterfüllten Wolken herab. Die Leiter im Hintergrund<br />

symbolisiert den durch die Religiosität gewährten<br />

Aufstieg in den Himmel.<br />

Das Gegenstück zeigt die „Darbringung im Tempel“,<br />

den biblischen Brauch der „Auslösung“ (hebr.: pitjon<br />

=haben) des Kindes am vierzigsten Tag nach der Geburt<br />

bei gleichzeitiger Opfergabe einer Taube. Im Bildzentrum<br />

ist der Hohepriester gezeigt, der hier das<br />

Kind hält, rechts kniet die Mutter an den Altarstufen,<br />

dahinter Joseph in braunem Mantel mit Stab. Eine<br />

ebenfalls kniende Magd hält die Taube als Opfergabe<br />

bereit, ein Jüngling, links, der einzig mit dem Betrachter<br />

Kontakt aufnimmt, hält eine Reinigungsschüssel bereit.<br />

Entsprechend der Bibellegende sind mit dem<br />

Priester und der dahinter im Schatten stehenden Frau<br />

Simeon und Hannah gemeint. Die Szene ist in einer<br />

Architektur eingebunden, mit Säulen, Kassettenwölbung<br />

und einer Kuppel im Hintergrund als Hinweis auf<br />

den Tempel Jerusalems.<br />

Über Francesco Zugno, der aus einer Familie entstammt,<br />

die schon seit dem fünfzehnten Jahrhundert<br />

einige Maler hervorgebracht hat, sind nur wenige<br />

Details aus dessen Frühzeit bekannt. Um 1730 jedoch<br />

wurde er in die Werkstatt des Giambattista Tiepolo<br />

aufgenommen. In den Folgejahren bis 1737 arbeitete<br />

er zusammen mit Tiepolo neben anderen Arbeiten an<br />

den Fresken des Palazzo Labia in Venedig; anschließend<br />

erhielt er den Auftrag für die Ausmalung des<br />

Convents in San Lazzaro degli Armeni. Auch die Fertigstellung<br />

des Freskozyklus in der Villa Soderini-Berti in<br />

Nervesa bei Trviso geht auf ihn zurück.<br />

Wie auch in den hier vorliegenden Gemälden ist der<br />

Einfluss Tiepolos unverkennbar. Dies zeigt etwa auch<br />

die Wiedergabe des zum Betrachter zurückblickenden<br />

Jünglings in der „Darbringung“.<br />

Die beiden Gemälde sind in der kunstwissenschaftlichen<br />

Literatur von Giuseppe Maria Pilo 1971 besprochen<br />

und abgebildet. Zudem finden sich in der Literatur<br />

zu den Darstellungsmotiven zahlreiche Vergleichsbeispiele,<br />

die auch in den beiliegenden Unterlagen<br />

angeführt werden.<br />

Provenienz:<br />

1913 bis 1959: Sammlung Charles Loeser, Florenz<br />

1959, 9. Dez.: Sotheby´s London, Lot 39<br />

Sammlung M. H. Drey London.<br />

Literatur:<br />

Katalogisiert in: Fondatione Zeri, Nr. 68062 und<br />

68063.<br />

Giuseppe Maria Pilo, Sui margini tiepoleschi: Inediti<br />

di Francesco Zugno. In: Studi di Storia dell´ Arte in<br />

onore di Antonio Morassi, a cura di „Arte Veneta“,<br />

Alfieri, Venedig 1971, S. 330 f., 333 f. Hier Abbildungen<br />

der beiden Gemälde S. 331 Abb. Nr. 11 (Anbetung),<br />

sowie S. 330 Abb. Nr. 9 (Darbringung). Dort<br />

mit der ehem. Besitzerangabe „M. H. Drey Londra“.<br />

Rodolfo Pallucchini, La pittura nel Veneto. Il Settecento,<br />

a cura die M. Lucco, A. Mariuz, G. Pavanello,<br />

F. Zava; Band II, Mailand 1996, S. 208.<br />

Eric, Humbert-Zugno, La ricerca di Francesco Zugno<br />

(1709-1787), pittore della cerchia di Tiepolo, Istituto<br />

di Storia dell‘Arte, University of Strasburg, 1998<br />

(1331007) (2) (11)<br />

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FRANCESCO ZUGNO,<br />

1709 VENICE – 1787<br />

A pair of paintings<br />

THE ADORATION OF THE MAGI<br />

and<br />

THE PRESENTATION OF JESUS IN THE TEMPLE<br />

Oil on canvas in oval.<br />

85 x 68.5 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Mauro U. Lucco,<br />

Bazzano dated 14 November 2014.<br />

The two paintings counterpart paintings are framed uniformly<br />

in an upright oval. The depicted subjects illustrate<br />

the first Bible accounts of the life of Christ. The two<br />

paintings are discussed and illustrated in the scientific<br />

art historic literature by Giuseppe Maria Pilo in 1971.<br />

Provenance:<br />

Charles Loeser collection, 1913 to 1959, Florence.<br />

Sotheby’s, London, 9 December 1959, lot 39.<br />

M. H. Drey collection, London.<br />

Literature:<br />

Catalogued in: Fondazione Zeri, no. 68062 and<br />

68063.<br />

Giuseppe Maria Pilo, Sui margini tiepoleschi: inediti<br />

di Francesco Zugno, in: Studi di Storia dell’arte in onore<br />

di Antonio Morassi, a cura di “Arte Veneta”, Alfieri,<br />

Venice 1971, p. 330f., 333f., with illustrations of<br />

the two paintings on p. 331, ill. no. 11 (Adoration),<br />

and p. 330, ill. no. 9 (Presentation). There listed with<br />

name of former owner “M. H. Drey Londra”.<br />

€ 60.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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259


403<br />

BERNARDO CANAL,<br />

1674 VENEDIG – 1744<br />

ROMVEDUTE MIT DEM PANTHEON<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

55,5 x 79,5 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia,<br />

ohne Datum, in Kopie.<br />

Bernardo Canal, der Vater des berühmten Antonio<br />

Canal, gen. Canaletto, war Mitglied der „fraglia“ der<br />

venezianischen Maler in den Jahren 1717 und 1737-<br />

1743. Lange Zeit war Bernardo Canal vergessen worden,<br />

doch mit einer Ausstellung im Jahre 1947 (Pittura<br />

Veneta. Prima mostra d‘arte antica delle collezioni<br />

private veneziane, Venedig, 1947) wurden zwei seiner<br />

signierten und datierten Veduten gezeigt, wobei die<br />

vollständige Folge von fünf Veduten 1969 publiziert<br />

wurde. Hier bietet Canal dem Betrachter den Anblick<br />

des antiken unter Kaiser Hadrian zwischen 125- und<br />

128 n. Chr. fertiggestellten Bauwerkes noch mit den<br />

von Bernini entworfenen Glockentürmen, welche erst<br />

1883 abgerissen worden sind. Die Vegetation, welche<br />

den Giebel der Vorhalle säumt, lockert das mit am<br />

besten erhaltene antike Gebäude ebenso auf wie die<br />

Figurenstaffage, welche den alltäglichen Gang rund<br />

um die Piazza della Rotonda mit der Fontana del Pantheon<br />

darstellt und die Größenverhältnisse verdeutlicht.<br />

Rest.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung.<br />

Anmerkung:<br />

Bernardo Canal gehört zum älteren und früheren<br />

Kreis der venezianischen Vedutisten, wie Lucca<br />

Carlevaris (1663/65-1729/31), Johann Richter (1665-<br />

1745) oder Bernardo Bellotto (1721-1780), während<br />

sein Sohn Giovanni Antonio Canal (1697-1768) als der<br />

bekannte Canaletto aus diesem Kreis hervorging. In<br />

den Aufzeichnungen der venezianischen Malergilde<br />

wird er in den Jahren 1737-1743 erwähnt, taucht<br />

erstmals 1717 auf, als er zusammen mit seinem<br />

Bruder Cristoforo und seinem Sohn Antonio Bühnendekorationen<br />

für das Teatro Sant‘Angelo in Venedig<br />

schuf. 1719/20 ist er in Rom nachweisbar, dort ebenfalls<br />

zusammen mit seinem Sohn mit Dekorationen<br />

für das Opernhaus beschäftigt, wobei wir erfahren,<br />

dass er Kulissen für die Opern von Alessandro Scarlatti<br />

(1660 - 1725) schuf, die 1720 aufgeführt wurden.<br />

Sein Malstil unterscheidet sich von dem seines Sohnes<br />

Canaletto im Wesentlichen durch eine stärkere<br />

Kontrastierung und Betonung dunklerer Konturen.<br />

(1330207) (3) (13)<br />

Detailabbildung<br />

260 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.


BERNARDO CANAL,<br />

1674 VENICE – 1744<br />

VEDUTA OF ROME WITH PANTHEON<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

55.5 x 79.5 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia, n.d., in copy.<br />

Provenance:<br />

Private Collection.<br />

€ 30.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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261


404<br />

FRANCESCO TIRONI,<br />

UM 1745 VENEDIG – 1797 BOLOGNA, ZUG.<br />

GEMÄLDEPAAR MIT VEDUTEN VON VENEDIG<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

Je 52 x 75 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Mündliche Bestätigung als Werk des Künstlers durch<br />

Dario Succi.<br />

Das erste Gemälde gibt den Blick auf den ruhig fließenden<br />

Canal Grande in Richtung Santa Chiara in Venedig<br />

wieder, mit der Insel San Secondo im Hintergrund.<br />

Vom vorderen Ufer führt linksseitig der Weg<br />

mit wenigen Figuren vorbei an den eng stehenden,<br />

Fensterreichen Gebäuden zum Kloster und der<br />

Klosterkirche Santa Chiara im Stadtteil Santa Croce,<br />

gegenüber dem ersten Abschnitt des Canal Grande.<br />

Auf dem ruhigen Wasser nur wenige Boote und Gondeln,<br />

sowie ein größeres Boot mit gesetztem weißem<br />

Segel unter hohem hellblauem, fast wolkenlosem<br />

Himmel.<br />

Das zweite Gemälde zeigt die Hauptfassade des prachtvollen<br />

Palazzo Ruzzini vom Campo Santa Maria Formosa<br />

aus, sowie den rechtsseitig verschatteten Palazzo, der zu<br />

den Palazzi Donà a Santa Maria Formosa gehört. Die Fassade<br />

gestaltet u. a. mit Lisenen, Gesimsen und einer großen<br />

Gaube mit Doppelfenster. Auf dem Platz davor nur<br />

wenige Staffagefiguren in Rückenansicht. Das starke<br />

Sonnenlicht fällt von rechts oben auf den Platz und wirft<br />

starke Schatten, sodass der rechte Palazzo im Schatten<br />

liegt. Beide Gemälde in harmonischer, überwiegend beige-brauner<br />

und blauer Farbgebung, bei der die Konzentration<br />

auf der Wiedergabe der erkennbaren Gebäude liegt.<br />

Teils Retuschen.<br />

Anmerkung:<br />

Der Palazzo Priuli Ruzzini wurde Ende des 16. Jahrhunderts<br />

als Wohnhaus der Patrizierfamilie Ruzzini nach Plänen<br />

des Architekten Bartolomeo Manopola errichtet. Von<br />

dieser Familie gab es zahlreiche Zweige; dazu gehörte<br />

auch Carlo Ruzzini, 113. Doge der Republik Venedig, der<br />

den Dogenthron 1732 bestieg.<br />

(1330371) (3)<br />

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FRANCESCO TIRONI,<br />

UM 1745 VENICE – 1797 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />

PAIR OF PAINTINGS WITH VEDUTE OF VENICE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

Each 52 x 75 cm.<br />

In gilded frame.<br />

Verbal confirmation as the work of the artist by Dario<br />

Succi.<br />

Notes:<br />

Palazzo Priuli Ruzzini was built at the End of the 16th<br />

century as the residence of the patrician Ruzzini family,<br />

according to plans by the architect Bartolomeo<br />

Manopola. There were many branches of this family;<br />

among them was Carlo Ruzzini, 113th Doge of the<br />

Republic of Venice, who ascended the Doges Throne<br />

in 1732.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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263


405<br />

THOMAS MITCHELL,<br />

1735 – 1790<br />

ANSICHT VON PLYMOUTH SOUND<br />

Öl auf Leinwand.<br />

101,5 x 134,5 cm.<br />

In breitem vergoldetem Rahmen.<br />

Mit seinem offenen Zugang zum Atlantik war Plymouth<br />

seit dem 16. Jahrhundert ein wichtiger strategischer<br />

Marinestützpunkt. Von hier aus stach Sir Francis<br />

Drake 1577 mit der Golden Hind zu seiner berühmten<br />

Weltumsegelung in See, und von hier aus segelte die<br />

englische Flotte 1588 gegen die spanische Armada.<br />

Seitdem hat Plymouth eine wichtige Rolle in der Geschichte<br />

der britischen Seefahrt gespielt. Im Jahr<br />

1620 verließ die Mayflower mit den Pilgervätern den<br />

Plymouth Sound in Richtung Neue Welt, und 1689<br />

richtete Wilhelm III hier eine königliche Werft ein. Zusammen<br />

mit Portsmouth im Solent wurde Plymouth<br />

zu einer der beiden herausragenden Marinewerften in<br />

der großen Ära der weltweiten Vorherrschaft Großbritanniens<br />

in der Seefahrt im 18. und 19. Jahrhundert.<br />

1815 wurde Kaiser Napoleon nach seiner Niederlage<br />

in der Schlacht von Waterloo hierher gebracht und an<br />

Bord der HMS Bellerophon gefangen gehalten, bevor<br />

er nach St. Helena transportiert wurde. Im 20. Jahrhundert<br />

spielte Plymouth in beiden Weltkriegen eine<br />

Schlüsselrolle im Kampf um den Atlantik und ist heute<br />

der größte Marinestützpunkt in Westeuropa. Thomas<br />

Mitchell war sowohl Maler als auch Schiffsbauer für<br />

die Admiralität. Als Bauassistent in der Werft Seiner<br />

Majestät, zunächst in Chatham (1771) und dann in<br />

Deptford, wo er ab 1774 tätig war, wurde er später<br />

zum stellvertretenden Vermessungsingenieur der<br />

Marine ernannt. Wie John Cleveley, den er gut gekannt<br />

haben muss, war er auch ein Künstler und<br />

stellte zwischen 1763 und 1780 Gemälde in der Free<br />

Society und zwischen 1774 und 1789 in der Royal<br />

Academy aus. (†)<br />

THOMAS MITCHELL,<br />

1735 – 1790<br />

VIEW OF PLYMOTH SOUND<br />

Oil on canvas.<br />

101.5 x 134.5 cm. (†)<br />

Provenance:<br />

Private collection, England, ca. 1930. By inheritance<br />

to consignors of: Sotheby’s, 13 December 2018,<br />

London, lot 23.<br />

Exhibitions:<br />

London, Royal Academy, 1785, no. 148 as “View of<br />

Plymouth Sound, Mount Batten, etc.”.<br />

€ 20.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, um 1930, England.<br />

Im Erbgang an die Einlieferer von:<br />

Sotheby‘s, London, 13. Dezember 2018, Lot 23.<br />

Ausstellung:<br />

London, Royal Academy, 1785, Nr. 148 als „View of<br />

Plymouth Sound, Mount Batten, etc.“.<br />

(13306038) (13)<br />

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265


405 A<br />

LOUIS JOSEPH WATTEAU,<br />

GENANNT „WATTEAU DE LILLE“,<br />

1731 – 1798, ZUG.<br />

FEST AUF DEM LANDE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

174 x 296 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Eine ländliche Szene mit einem schlichten Dorfplatz<br />

der von Weidenbäumen gesäumt wird, dient mehreren<br />

ländlichen Bewohnern als Spielplatz für ihre ländli chen<br />

Vergnügungen und Personengruppen als Ort des Vergügens.<br />

Im Vordergrund wird gekegelt, wobei eine<br />

Bank mit Krug der nötigen Erfrischung dient, während<br />

ein Mann auf einem Fass umringt ist von Bewohnern,<br />

denen er vermutlich zum Kauf stehen de Druckgrafiken<br />

anpreist. Eine Frau sieht aus einem kleinen Haus im<br />

Mittelgrund zu. Watteau de Lille war Bruder des<br />

Jean-Antoine Watteau und war Gründungsmitglied<br />

des Musée Lillois des Beaux Arts.<br />

(1330727) (13)<br />

LOUIS JOSEPH WATTEAU,<br />

ALSO KNOWN AS “WATTEAU DE LILLE”<br />

1731 – 1798, ATTRIBUTED<br />

FEAST IN THE COUNTRY<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

174 x 296 cm.<br />

Watteau de Lille was the brother of Jean-Antoine<br />

Watteau and was a founding member of the Musée<br />

Lillois des Beaux Arts.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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406<br />

CHARLES ANDRÉ VAN LOO,<br />

1705 – 1765<br />

LE SACRIFICE À L‘AMOUR<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

137,5 x 97,5 cm.<br />

In teils à jour gearbeitetem Louis XV-Rahmen.<br />

Dieses Gemälde von Charles-André Vanloo, genannt<br />

Carle Vanloo (Nizza, 1705 – Paris, 1765), stellt eine bemer<br />

kenswerte Wiederentdeckung für die letzten Jahre<br />

eines Malers dar, der eine der repräsentativsten<br />

künstlerischen Persönlichkeiten des monarchischen<br />

Kosmopolitismus der Aufklärung bleibt. Carle Vanloo<br />

stammte aus einer niederländischen Malerfamilie,<br />

deren Mitglieder es in ganz Europa zu Ruhm gebracht<br />

hatten, und wurde in der Pariser Werkstatt seines Bruders<br />

Jean-Baptiste ausgebildet. Nachdem er 1724<br />

den ersten Preis für Malerei an der Académie Royale<br />

gewonnen hatte, wurde er ab 1728 an der Académie<br />

de France in Rom angestellt, wo er ausschließlich<br />

prestigeträchtige römische Aufträge ausführte, bevor<br />

er an den Hof des Königs von Piemont-Sardinien in<br />

Turin wechselte. Er heiratete 1733 die Hofmusikerin<br />

Christina Somis, deren Vater, der Maestro Jean-Baptiste<br />

Somis, ein enger Vertrauter von Karl Emanuel III von<br />

Savoyen war. Carle Vanloos italienischer Aufenthalt,<br />

der eine der bemerkenswertesten künstlerischen Karrieren<br />

des 18. Jahrhunderts einleitete, war geprägt von<br />

außergewöhnlichen Arbeiten im Palast von Stupinigi<br />

und im Palazzo Reale in Turin und brachte ihm die sofortige<br />

Unterstützung des Mercure de France ein, als<br />

er seine Werke im Salon von 1735 vorstellte. Bis 1747<br />

reißen die Lobeshymnen auf seine Beherrschung aller<br />

Bereiche der Malerei, seine subtile Kunst, sich auf die<br />

großen Meister zu beziehen, und seine ikonografische<br />

Bandbreite, die die gesamte Typologie der Genres<br />

abdeckt, nicht ab. Der gefürchtete Kritiker Lafont<br />

de Saint-Yenne bewunderte ihn und erkannte in ihm<br />

einen Meister der „grande manière“, was durch seine<br />

Ernennung zum Leiter der École royale des élèves<br />

protégés (1748) und die anhaltende Wertschätzung<br />

der aufgeklärten Kritiker (Cochin, Grimm, der Comte de<br />

Caylus und Diderot) bestätigt wurde. Als Höhepunkt<br />

des alle zwei Jahre stattfindenden Salons wegen der<br />

Fülle seiner Lieferungen ebenso wie wegen der Skandale,<br />

die sie auslösten „Sacrifice d'Iphigénie“, 1757<br />

und „Portrait de mademoiselle Clairon en Médée“,<br />

1759, beide in Potsdam, Neues Schloss; „Madeleine<br />

pénitente“, 1761, Privatsammlung) wurde er von Ludwig<br />

XV favorisiert, der ihm 1762 das Amt des ersten<br />

Malers des Königs und 1763 das des Direktors der<br />

Académie verlieh. Unser Gemälde kann mit einer berühmten<br />

Komposition des Künstlers verglichen werden,<br />

die von seinem Biografen Michel-François Dandré-<br />

Bardon auf 1760 datiert und 1772 von Jean-Baptiste<br />

de Lorraine unter dem Titel „Hommage à l‘Amour“<br />

(Huldigung an die Liebe) gestochen wurde (Radierung,<br />

1772, Paris, siehe Vergleichsabb.), während sie die<br />

berühmte Sammlung von Jean de Julienne schmückte.<br />

Später wurde es von Katharina II über Fürst Galitzin<br />

erworben und im Winterpalast in Sankt Petersburg<br />

ausgestellt, wo es 1774 katalogisiert wurde, und anschließend<br />

bis 1917 in der Eremitage. Es wurde 1977<br />

von Marie-Catherine Sahut (II. Tableaux perdus, Nr.<br />

247) als verloren erwähnt und kürzlich mit einer Version<br />

in der Nationalgalerie Armeniens in Eriwan in Verbindung<br />

gebracht, aber der Stil dieses Gemäldes scheint<br />

nicht dem von Carle Vanloo zu entsprechen, und seine<br />

Maße sind im Übrigen 20 cm größer als die des verlorenen<br />

Gemäldes in der Eremitage, sowohl in der Höhe<br />

als auch in der Breite. Demgegenüber weist unser<br />

Gemälde ähnliche Abmessungen und eine ähnliche<br />

Komposition (vgl. Ernst, 1935, S. 98) wie das verschollene<br />

Gemälde auf, und sein autografer Charakter kann<br />

nur schwerlich in Frage gestellt werden. Der Kupferstich<br />

übernimmt seitenverkehrt die genaue Komposition<br />

sowie alle minutiös gemalten Motive, ohne die<br />

Vielfalt der Pflanzen auszulassen.<br />

Provenienz:<br />

Aguttes, Paris, 17. Juni 2021, lot 36.<br />

Literatur:<br />

Michel-François Dandré-Bardon, Vie de Carle Vanloo,<br />

Paris 1765, S. 69.<br />

Vgl. Sergej Ernst, Notes sur des tableaux français<br />

de l‘Ermitage, Gazette des Beaux-Arts, 1935, Bd.<br />

LXVIII, Juni-Dezember, S. 142, Nr. 6.<br />

Marie-Catherine Sahut, Carle Vanloo. Premier peintre<br />

du roi (Nice, 1705-Paris, 1765), Ausstellungskatalog,<br />

Nizza, Musée Chéret, 1977, Nr. 247, S. 99.<br />

Les Van Loo, fils d‘Abraham, Ausstellung, Musée<br />

des beaux-arts, Nizza, 1. November 2000-28. Februar<br />

2001, Ausstellungskatalog von Jean-François Mozziconacci,<br />

Charles Astro, Andrea Zanella et al., Nizza<br />

2000.<br />

Vgl. Christophe Henry, La Grâce comme système<br />

poético-politique. Pour une lecture des Grâces de<br />

Carle Vanloo (1765), Littéra tures classiques, Nr. 60,<br />

2006.<br />

Vgl. Christine Rolland, Autour des Van Loo. Peinture,<br />

commerce des tissus et espionnage en Europe (1250-<br />

1830), Rouen 2012.<br />

Vgl. Christophe Henry, Loo, Carle van, in: Allgemeines<br />

Künstlerlexikon, Bd. 85, 2015, S. 251.<br />

Vgl. Christophe Henry, Carle Vanloo (1705-1765),<br />

Recueil des Commémorations nationales, 2015,<br />

France Archives; online: Conférences de l‘Académie<br />

royale de Peinture et de Sculpture, hrsg. von Jacqueline<br />

Lichtenstein und Christian Michel, 2015, Bd. VI,<br />

Teil 2, S. 897, abrufbar unter https://perspectivia.net/<br />

(1330131) (13)<br />

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CHARLES ANDRÉ VAN LOO,<br />

1705 – 1765<br />

LE SACRIFICE À L’AMOUR<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

137.5 x 97.5 cm.<br />

In Louis XV frame, partially with à jour décor.<br />

This painting by Charles-André Vanloo, also known as<br />

“Carle Vanloo” (Nice, 1705 – Paris, 1765), is a remarkable<br />

recent rediscovery by a painter who remains one<br />

of the most representative artists of monarchical<br />

cosmopolitanism of the Age of Enlightenment. Carle<br />

Vanloo is from a Dutch family of painters, whose<br />

members were famous across Europe, and studied in<br />

the Parisian workshop of his brother Jean-Baptiste.<br />

After being awarded the first prize for painting at the<br />

Académie Royale in 1724, he was employed at the<br />

Académie de France in Rome from 1728, where he<br />

carried out prestigious Roman commissions before<br />

moving to the court of the King of Piedmont-Sardinia<br />

in Turin. In 1733 he married the court musician Christina<br />

Somis, whose father, the maestro Jean-Baptiste<br />

Somis, was a close confidante of Charles Emanuel III<br />

of Savoy. Carle Vanloo’s stay in Italy, which launched<br />

one of the most notable artistic careers of the 18th<br />

century, was marked by exceptional work at the Palace<br />

of Stupinigi and the Palazzo Reale in Turin and earned<br />

him the immediate support of the Mercure de France<br />

when he exhibited his works at the Salon from 1735.<br />

Praise for his mastery in all areas of painting, his subtle<br />

art of referencing great masters and his iconographic<br />

range, covering the entire typology of genres, continued<br />

to be praised until 1747. The dreaded art critic Lafont<br />

de Saint-Yenne admired him and recognized him as a<br />

master of the “grande manière”, as also confirmed by<br />

his appointment as director of the École royale des<br />

élèves protégés (1748) and the continued appreciation<br />

of enlightened critics (Cochin, Grimm, the Comte de<br />

Caylus and Diderot). He was rewarded by Louis XV<br />

as he was the highlight of the biennial salon due to<br />

the abundance of his entries and the scandals they<br />

caused (Sacrifice d’Iphigénie, 1757 & Portrait de mademoiselle<br />

Clairon en Médée, 1759, both in Potsdam,<br />

Neues Schloss; Madeleine pénitente, 1761, private<br />

collection) by being appointed his first painter in 1762<br />

and Director of the Académie in 1763. Our painting<br />

easily compares to a famous composition by the artist,<br />

dated 1760 by his biographer Michel-François Dandré-<br />

Bardon and engraved in 1772 by Jean-Baptiste de<br />

Lorraine with the title Hommage à l’Amour [Homage<br />

to Love] (etching, Paris, 1772, see comparative illustration)<br />

while adorning the famous collection of Jean de<br />

Julienne. It was later acquired by Catherine II through<br />

Prince Gallitzin and exhibited at the Winter Palacein<br />

Saint Petersburg, where it was catalogued in 1774,<br />

and then at the State Hermitage Museum until 1917.<br />

Marie-Catherine Sahut listed it as lost (II. Tableaux perdus,<br />

no. 247) in 1977 and it was recently linked to a<br />

version in the National Gallery of Armenia in Yerevan,<br />

but the style of this painting does not seem to correspond<br />

to that of Carle Vanloo, and furthermore its dimensions<br />

are 20 centimetres larger than those of the<br />

lost painting in the State Hermitage, both in height<br />

and in width. Our painting, on the other hand, is of<br />

similar dimensions and composition (cf. Ernst, 1935,<br />

p. 98) to the lost painting, and its autograph character<br />

can hardly be questioned. The inverted copper engraving<br />

adopts the exact composition and all the minutely<br />

painted motifs, without omitting the range of plants or<br />

the stiff loin cloth of Cupid.<br />

Provenance:<br />

Aguttes, Paris, 17 June 2021, lot 36.<br />

Literature:<br />

M.-F. Dandré-Bardon, Vie de Carle Vanloo, Paris,<br />

Desaint, 1765, p. 69.<br />

cf. S. Ernst, Notes sur des tableaux français de l’Ermitage,<br />

in: Gazette des Beaux-Arts, 1935, vol. LXVIII,<br />

June – December, p. 142, no. 6.<br />

M.-C. Sahut, Carle Vanloo. Premier peintre du roi<br />

(Nice, 1705 – Paris, 1765), exhibition catalogue, Nice,<br />

Musée Chéret, 1977, no. 247, p. 99.<br />

cf. Les Van Loo, fils d’Abraham, exhibition, Musée<br />

des beaux-arts, Nice, 1 November 2000 – 28 February<br />

2001, exhibition catalogue by J.-F. Mozziconacci,<br />

cf. C. Astro, A. Zanella, and others, 2000.<br />

cf. C. Henry, La Grâce comme système poético-politique,<br />

La Grâce, les grâces, Littéra tures classiques,<br />

no. 60, 2006.<br />

Autour des Van Loo: peinture, commerce des tissus<br />

et espionnage en Europe (1250 – 1830), C. Rolland,<br />

Rouen, 2012.<br />

cf. C. Henry, Loo, Carle van, Allgemeines Künstlerlexikon,<br />

vol. 85, 2015, p. 251.<br />

cf. C. Henry, Carle Vanloo (1705-1765), Recueil des<br />

Commémorations nationales, 2015, France Archives,<br />

online: Conférences de l’Académie royale de Peinture<br />

et de Sculpture. J. Lichtenstein und C. Michel, Beaux-<br />

Arts de Paris éditions, 2015, vol. VI, part 2, p. 897.<br />

€ 100.000 – € 120.000<br />

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Auctions: Thursday, 22 September 2022<br />

Exhibition: Saturday, 17 September – Tuesday, 20 September 2022

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