W illi O sterm ann, B io g ra p h ieMit Beendigung des großen Weltkrieges brach für Deutschland eine Zeit an, an diewohl jeder Deutsche, der sie miterlebt hat, nur mit Schaudern zurückdenkt.Es war in den Jahren 1919 und 1920, als unter strengster Geheimhaltung hinter verschlossenenTüren in kleinen Sälen kölnischer Kneipen die ersten kölschen Abendevon beherzten Männern veranstaltet wurden. Sie hatten einzig und allein den Zweck,einmal all das Leid, welches über uns gekommen war, für wenige Stunden vergessenzu machen, die Erinnerung wachzurufen an schöne vergangene Zeiten und dadurchden Mut zu stärken, durchzuhalten, bis es wieder möglich sein würde, sich wiederfrei und ungehemmt im eigenen Vaterlande zu bewegen.In diesem Bemühen sehen w ir wieder unseren W illi Ostermann in vorderster Reihe.Mit seinem Liede „Chrestian, du beß 'ne feine Mann" tat er das einzig Richtige, erüberantwortete diese protzenden Kriegsgewinnler und Schieber dem Spott derMitwelt.Das Lied „Vum schöne Fädenand“ wurde ebenfalls aus der damaligen Zeit herausgeboren, doch zeigt es schon eine mildere Form des gewollten Spottes, denn inzwischenhatten viele sich wieder auf ihren guten Kern besonnen und auf den Bodender W irklichkeit zurückgefunden.Doch zurück zu den kölschen Abenden. Sie sind die Vorläufer des im Jahre 1924wieder auflebenden Saalkarnevals gewesen. Es würde zu weit führen, wollte man dieNamen aller Männer nennen, die sich damals um das Wiederaufleben kölnischenBrauchtums verdient gemacht haben, denn schließlich soll ja dieses Buch keineChronik des Kölner Karnevals sein. Es genügt daher die Feststellung, daß Anfang derzwanziger Jahre die Bestrebungen, die der Erhaltung kölnischer Eigenart dienten,festen Fuß gefaßt hatten. Wenn auch die Sorgen, die der tägliche Geldverfall mit sichbrachte, nur wenig Raum ließen, um die vorgenannten Bestrebungen durch eineaktive Tätigkeit zu unterstützen, so war doch der Besucherkreis der vielen kölschenHeimatabende gewaltig gewachsen. Erfreulich war es, zu sehen, daß neben den altenKarnevalskämpen der Vorkriegszeit auch die Jugend sich rühmend hervortat, derkölschen Muttersprache wieder Geltung und Ehre zu verschaffen. Daß W illi Ostermannhierbei an der Spitze stand, war für ihn wie auch für alle Kölner eine Selbstverständlichkeit.Wiederum trat er mit Liedern in kölnischer Mundart ganz besondershervor, und die in dieser Zeit entstandenen Lieder zeigen uns, daß er von seinemjugendlichen Elan nichts verloren hatte und mit Erfolg an die herrliche Serie derKarnevalslieder der Vorkriegszeit anknüpfte.Bei der Würdigung seiner Rheinlieder kann man einmal das geflügelte Wort anwenden:„Der Ton macht die Musik". Gewiß sind eine ganze Anzahl von ihnen hübscheErzählungen; einige sind auch sehr lebenswahr, aber ausschlaggebend für den Erfolgall dieser Rheinlieder war schließlich die Musik und da hat Ostermann stets eineglückliche Hand gehabt und immer den Ton getroffen, der dem Volke ins Ohr ging.Unzählig sind die Zuschriften, die dem Heimatdichter zugegangen sind, nicht nur vonfast allen Verkehrsvereinen der Rheinprovinz und den vielen Bürgermeistern bekannterRhein- und Moselstädtchen, sondern aus der ganzen Welt erhielt Ostermann täglichbegeisterte Briefe. Es würde zu weit führen, hier auch nur eine Auswahl dieserBriefe zum Abdruck zu bringen.Zur selben Zeit, als diese Lieder Ostermanns überall gesungen wurden, gelangte imKölner Revue-Theater „Groß-Köln" eine Karnevalsrevue zur Aufführung unter demTitel „Die Fastelovendsprinzessin“ . Wenige Tage nach der Uraufführung sprach manin ganz Köln von einem ungemein gemütvollen Lied mit einem prachtvollen Text,welches als Einlage die Revueereignisse um die Fastelovendsprinzessin verschönerte.10
KREIERT FD ” S IE DASVOM SCHÖNENM O DE HOCHGÜRTELKÖLNGÜRZENICHSTR. ECKE HOHE STR. NEUMARKT ECKE HAHNENSTR.SCHILDERGASSE 75 TEL. 211453