Sicherheit Sécurité Sicurezza Schwierige Suche nach dem ... - Swissi
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6 <strong>Sicherheit</strong> 2010_3<br />
Brandschutz<br />
lung einen Bauern aus, «weil der niemals Tiere<br />
gefährden würde». Der Täter war aber ein junger<br />
Bauer, der überzeugt gewesen war, einen leeren<br />
Stall anzuzünden. Die folgenden Brände der Serie<br />
waren derart dilettantisch angelegt, dass er bald<br />
verhaftet werden konnte. In Gesprächen stellte<br />
sich heraus, dass sich der Bauer da<strong>nach</strong> sehnte,<br />
endlich entdeckt zu werden. Er verlangte <strong>nach</strong><br />
Aufmerksamkeit.<br />
Vielschichtige psychologische Motive<br />
Die psychologischen Motive, einen Brand zu legen,<br />
sind fast so vielschichtig wie jeder einzelne Mensch.<br />
Jérôme Endrass ist Leiter der Abteilung Evaluation<br />
und Qualitätssicherung beim Psy chiatrisch-<br />
Psychologischen Dienst des Amtes für Justizvollzug<br />
in Zürich. Im Gegensatz zu Gewalt- und<br />
Sexualverbrechen seien Brandstifter noch wenig<br />
erforscht: «Bei Gewalt- und Sexualstraftätern gibt<br />
es robuste Modelle, um beispielsweise die Rückfallquote<br />
zu beschreiben. Über Brandstifter gibt<br />
es viel weniger Daten.» In der wissenschaftlichen<br />
Literatur sei man sich nicht einmal einig, ob der<br />
Brandstifter ein Gewaltverbrecher sei oder eher<br />
nicht. «Es ist eine sehr heterogene Gruppe.»<br />
Eine spezifische Studie aus Kanada, publiziert im<br />
Jahr 1996, versuchte anhand von 243 Brandstiftern<br />
verschiedene Gruppen zu benennen. Dem<strong>nach</strong><br />
bilden psychotisch-schizophrene Täter die<br />
grösste Gruppe. Ihr Verhalten ist wenig stabil,<br />
kaum voraussehbar und von einer momentanen<br />
Situation abhängig. Einer zweiten Gruppe sind<br />
Personen mit normaler Intelligenz zuzuordnen,<br />
unauffällig und wenig durchsetzungsfähig, aber<br />
getrieben von einer gewissen Frustration. Rache,<br />
Eifersucht oder Hass können durchaus Motive<br />
sein. Die dritte Gruppe sind Serienbrandstifter<br />
mit weniger guten Schulleistungen und «auffälligen<br />
Entwicklungsbedingungen.» Sie sind früh<br />
und mit grosser Faszination vom Feuer angezogen.<br />
Bei dieser Gruppe kann als Motiv Faszination<br />
UND Wut in Frage kommen. Da könnte auch<br />
ein Feuerwehrmann der Täter sein, meist ein Fanatiker,<br />
der genug von täglichen Übungen im Trockenen<br />
hat. Am Tatort erscheint er dann zuerst<br />
und zeichnet sich durch besonders mutige Aktionen<br />
bei den Löscharbeiten aus. Die vierte Gruppe<br />
schliesslich umfasst Personen, die durch weiteres<br />
kriminelles Verhalten in Erscheinung treten. Es<br />
sind aggressive, extrem durchsetzungsfähige und<br />
in schwierigen familiären Verhältnissen aufgewachsene<br />
Täter. Ihre verübten Aktionen können<br />
Brände zur Vertuschung eines Mordes sein,<br />
Brände zwecks Tötung eines Menschen, zwecks<br />
Gefangenenbefreiung, politisch motivierte Brandstiftungen<br />
(Asylantenheime, Molotowcocktails),<br />
terroristische Anschläge, Brandstiftungen zur<br />
Einschüchterung und Erpressung usw.<br />
Diese Typologien seien aber mit Vorsicht zu betrachten,<br />
sagt Jérôme Endrass. Denn die Dunkelziffer<br />
ist hoch: Je <strong>nach</strong> Statistik werden zwischen<br />
85% und 97% aller Brandstiftungen niemals aufgeklärt.<br />
Erschwerend kommt hinzu, dass professionell-kriminelle<br />
Täter kaum psycholgisch abgeklärt<br />
werden. Geschieht ein professionell<br />
geplanter Mord mittels Brandstiftung, wird das<br />
Motiv des Mordes untersucht und nicht jenes der<br />
Brandstiftung. «Es ranken sich auch viele wissenschaftliche<br />
Mythen um den Brandstifter», sagt<br />
Jérôme Endrass. Jahrelang galt in der wissenschaftlichen<br />
Literatur, dass eine starke sexuelle<br />
Komponente als Motiv infrage komme. Die Befunde<br />
stützten sich vorab auf Fallstudien und wurden<br />
hochgerechnet. Heute ist man überzeugt, dass<br />
sexuelle Elemente weniger wichtig sind als angenommen.<br />
Auch der Mythos um die Rückfallquote<br />
wurde revidiert. Sie sei nicht so häufig, dafür deute<br />
vieles darauf hin, dass Brandstifter häufiger auch<br />
zu anderen Gewaltdelikten neigen als bislang vermutet.<br />
Meistens fahrlässige Brandstiftung<br />
In der Schweiz gibt es jährlich etwa 300 bis 450<br />
Verurteilungen wegen Brandstiftung. Im geltenden<br />
Recht ist die Brandstiftung in den Artikeln<br />
221 und 222 des Schweizerischen Strafgesetzbuches<br />
geregelt. Es sind recht komplizierte Normen,<br />
die oft einen Spielraum in der Auslegung dulden.<br />
Grundsätzlich wird zwischen «vorsätzlicher» und<br />
«fahrlässiger» Brandstiftung unterschieden. Bereits<br />
diese Begriffe sind nicht immer scharf zu<br />
trennen. Voraussetzung ist in beiden Fällen die<br />
Verursachung einer Feuersbrunst. Nach Gerichtspraxis<br />
fällt allerdings nicht jedes Feuer in diese<br />
Kategorie. Die meisten Verurteilungen betreffen<br />
fahrlässige Brandstiftung. Entscheidend für das<br />
Strafmass ist das «Gefährdungsdelikt», ob Gefah-<br />
Brandstifter? – Prävention ist möglich<br />
Weil es den typischen Brandstifter nicht gibt, ist<br />
es auf den ersten Blick auch nicht einfach, eine<br />
wirksame Prävention zu betreiben. Dennoch: Unsere<br />
erfahrenen Berater klären die Risiken in Ihrem<br />
Unternehmen seriös ab und wissen, wo der Hebel<br />
anzusetzen ist. Unsere Konzepte sind neutral, sachbezogen<br />
und Kosten-Nutzen-optimiert.<br />
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<strong>Sicherheit</strong>sinstitut<br />
Nüschelerstrasse 45<br />
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