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PSC 4-03 - bei der Föderation der Schweizer Psychologinnen und ...

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Im <strong>Schweizer</strong> Opferhilfegesetz (OHG)<br />

ist verankert, dass Opfer Anspruch<br />

haben auf Beratung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

durch eine Beratungsstelle, Schutz<br />

des Opfers <strong>und</strong> Wahrung seiner Rechte<br />

im Strafverfahren sowie Entschädigung<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Genugtuung durch den Kanton,<br />

in dem die Tat geschah.<br />

Wir werden im Folgenden die psychotherapeutischen<br />

Aufgaben in <strong>der</strong> Opferhilfe<br />

darstellen.<br />

Das Erleben von als «traumatisch»<br />

bezeichneten Extrembelastungen<br />

(«Traumata») hat neben körperlichen<br />

Beeinträchtigungen häufig psychische<br />

Konsequenzen. Direkt nach dem Trauma<br />

überwiegen Schock <strong>und</strong> Symptome<br />

<strong>der</strong> «Akuten Belastungsreaktion».<br />

Bibliographie<br />

Ehlers, A. (2000). Posttraumatische Belastungsstörungen.<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Horowitz, M.J. (1986). Stress response syndromes<br />

(2nd edition). Northvale, NJ: Aronson.<br />

Maercker, A. (20<strong>03</strong>). Therapie <strong>der</strong> Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung. 2. erweiterte <strong>und</strong> überar<strong>bei</strong>tete Auflage.<br />

Berlin: Springer.<br />

Maercker, A. & Zöllner T. (2002). Life-Review-Therapie als<br />

spezifische Form <strong>der</strong> Behandlung Posttraumatischer<br />

Belastungsstörungen im Alter. Verhaltenstherapie <strong>und</strong><br />

Verhaltensmedizin, 23, 213–226.<br />

Van Etten M.L. & Taylor, S. (1998). Comparative efficacy of<br />

treatment for posttraumatic stress disor<strong>der</strong>: A meta-analysis.<br />

Clinical Psychology & Psychotherapy, 5 (3), 126–145.<br />

d o s s i e r<br />

O p f e r h i l f e<br />

Extrembelastungen<br />

bewältigen Psychotherapeutische<br />

Interventionen nach<br />

Gewalttaten o<strong>der</strong> Katastrophen<br />

gelten als traumatisch.<br />

Zur Prävention<br />

<strong>und</strong> Bear<strong>bei</strong>tung «posttraumatischer»Belastungen<br />

werden von<br />

Fachleuten spezifische<br />

Therapiemethoden eingesetzt.<br />

Julia Müller,<br />

Assistentin an <strong>der</strong> Uni<br />

Zürich, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Psychologieprofessor<br />

Andreas<br />

Maercker stellen sie vor.<br />

Traumatisierung<br />

Eine chronische Traumafolge ist die<br />

«Posttraumatische Belastungsstörung»<br />

(PTB). Ihre Symptomatik besteht aus<br />

vielen, teilweise sehr unspezifischen<br />

Einzelsymptomen beziehungsweise<br />

-beschwerden. Sie setzt sich aus den<br />

drei Hauptsymptomgruppen Intrusionen<br />

(unwillkürliche <strong>und</strong> belastende<br />

Erinnerungen an ein Trauma), Vermeidungsverhalten/emotionale<br />

Taubheit<br />

<strong>und</strong> Hyperarousal (erhöhtes Erregungsniveau)<br />

zusammen.<br />

Die psychischen (Langzeit-)Folgen von<br />

Traumatisierung sind lange nicht spezifisch<br />

erkannt <strong>und</strong> behandelt worden.<br />

Erst in den neunziger Jahren wurden<br />

wirksame Interventionsmethoden entwickelt.<br />

Kurzfristige Interventionen für<br />

alle vom Trauma Betroffenen am Notfallort<br />

sowie mittelfristige Hilfsmassnahmen<br />

werden als «Notfallpsychologie»<br />

bezeichnet. Im Gegensatz zu den<br />

langfristigen werden die kurzfristigen<br />

Massnahmen nicht nur von PsychotherapeutInnen,<br />

son<strong>der</strong>n auch von Seelsorgern<br />

o<strong>der</strong> in «Debriefing» geschulten<br />

Personen (siehe unten) angeboten.<br />

Ambulant o<strong>der</strong> stationär?<br />

Sind die Langzeitfolgen chronisch, ist<br />

eine langfristige Betreuung – einzel-<br />

o<strong>der</strong> gruppentherapeutisch – notwendig.<br />

Bei leichter bis mässiger<br />

Krankheitsausprägung sowie guter Kooperation<br />

des Patienten <strong>und</strong> seines<br />

Umfeldes ist gr<strong>und</strong>sätzlich eine ambulante<br />

Intervention indiziert. Dies ist<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Aktivierung familiärer<br />

Ressourcen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stärkung durch das<br />

soziale Umfeld vorteilhaft.<br />

Teilstationäre Behandlung empfiehlt<br />

sich, wenn <strong>bei</strong> dem Patienten massive<br />

Angstzustände so ausgeprägt sind, dass<br />

wichtige soziale Funktionen nicht mehr<br />

möglich beziehungsweise weit gehend<br />

eingeschränkt sind. In diesem Setting<br />

sind die Entlastungsmöglichkeiten besser,<br />

die Expositionstechniken sind einfacher<br />

durchführbar <strong>und</strong> eine leichtere<br />

Integration in die Tagesgruppe verhin<strong>der</strong>t<br />

den sozialem Rückzug.<br />

Ist die Angstreaktion beziehungweise<br />

<strong>der</strong> hieraus resultierende soziale Rückzug<br />

so ausgeprägt, dass ambulante <strong>und</strong><br />

teilstationäre Behandlungen nicht möglich<br />

sind, <strong>und</strong> fehlt die Unterstützung<br />

durch das soziale Umfeld, vor allem<br />

<strong>der</strong> Familie, ist eine stationäre Behandlung<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Heterogenes Wissenschaftsgebäude<br />

Der wissenschaftliche Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

akuten Notfallinterventionen ist sehr<br />

heterogen. Es wird auf die humanistische<br />

Psychologie, die tiefenpsychologischen<br />

Konzepte <strong>der</strong> Traumaforschung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bindungsforschung, die psychosomatische<br />

Stresstheorie <strong>und</strong> die<br />

Motivationspsychologie von Maslow<br />

Bezug genommen.<br />

Als Leitlinien <strong>der</strong> Notfallinterventionen<br />

wurden daraus die Massnahmen<br />

«Sichern, Schützen <strong>und</strong> Stützen» abgeleitet.<br />

Wichtigstes Ziel von Frühinterventionen<br />

ist die rasche Aufklärung des<br />

Opfers <strong>und</strong> seiner Bezugspersonen über<br />

normale Stressreaktion <strong>und</strong> die Abgrenzung<br />

von pathologischen Reaktionen.<br />

Es sollte die Notwendigkeit, über das<br />

Trauma zu reden, betont sowie schnelle<br />

<strong>und</strong> erreichbare Soforthilfe angeboten<br />

werden. Im Einzelsetting bietet sich<br />

neben dem supportiven Vorgehen ein<br />

vorsichtiges Durchar<strong>bei</strong>ten des Erlebten<br />

an.<br />

Fall<strong>bei</strong>spiel einer Frühintervention<br />

Die 21-jährige Patientin hatte den Terroranschlag<br />

auf das World Trade Center<br />

am 11. 9. 2001 aus direkter Nähe miterlebt.<br />

Sie nahm therapeutische Hilfe in<br />

Anspruch, da sie befürchtete, dies nicht<br />

alleine verar<strong>bei</strong>ten zu können.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Intervention eine Woche<br />

nach dem Trauma war die Patientin<br />

sehr nie<strong>der</strong>geschlagen <strong>und</strong> fassungslos<br />

<strong>und</strong> litt unter einer Akuten Belastungsstörung.<br />

Ziel <strong>der</strong> fünfstündigen Kurzintervention<br />

war neben <strong>der</strong> Stabilisierung,<br />

abzuschätzen, ob eine länger-<br />

Résumé<br />

Actes de violence et catastrophes peuvent<br />

provoquer des traumatismes chez<br />

les personnes qui en sont les victimes<br />

ou les témoins. Julia Müller et Andreas<br />

Maercker, chercheurs en psychotraumatologie<br />

à l’Université de Zurich,<br />

décrivent les méthodes thérapeutiques<br />

qui permettent de prévenir et de traiter<br />

les troubles post-traumatiques.

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