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PSC 4-03 - bei der Föderation der Schweizer Psychologinnen und ...

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Die Association<br />

vaudoise des psychologues<br />

(AVP) bietet<br />

zusammen mit <strong>der</strong><br />

Lausanner Polizei<br />

Personen, die ein<br />

traumatisches Ereignis<br />

hinter sich haben,<br />

Unterstützung an. Ein<br />

aus dreizehn PsychologInnen<br />

FSP bestehendesBereitschaftsteam<br />

ist seit letztem<br />

Oktober im Einsatz.<br />

F S P - a k t u e l l<br />

F S P - a k t u e l l<br />

PsychologInnen auf<br />

Lausannes Strassen<br />

Der Stab «AVP-<br />

Police» ist das ganze<br />

Jahr, alle Tage r<strong>und</strong><br />

um die Uhr, einsatzbereit.<br />

Falls sich<br />

etwas Dramatisches<br />

ereignet, wird die<br />

Bereitschaftspsychologin<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bereitschaftspsychologe<br />

von <strong>der</strong> Polizei,<br />

<strong>der</strong> Feuerwehr o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Ambulanz alarmiert,<br />

begibt sich<br />

innert einer halben<br />

St<strong>und</strong>e an den Ort<br />

des Geschehens <strong>und</strong><br />

kümmert sich um<br />

die direkten Opfer<br />

<strong>und</strong> um die ZeugInnen,<br />

sofern die<br />

betroffenen Personen dies wünschen.<br />

Das Dispositiv wurde im Oktober 2002<br />

für eine erste, sechsmonatige Versuchsphase<br />

ausgear<strong>bei</strong>tet. In dieser Zeit<br />

wurde <strong>der</strong> Bereitschaftsdienst fünf Mal<br />

alarmiert.<br />

Investition zu Gunsten von Opfern<br />

Anfang April 20<strong>03</strong> zogen die Gemeindebehörden<br />

<strong>und</strong> die AVP vor <strong>der</strong> Presse<br />

eine positive Bilanz <strong>und</strong> kündigten die<br />

offizielle Schaffung des Stabs AVP-<br />

Polizei an. Doris Cohen-Dumani,<br />

Direktorin des Dienstes für öffentliche<br />

Sicherheit, findet das Projekt «eine<br />

echte Investition, weil es den Opfern<br />

künftige Traumata mit all ihren Folgen<br />

auf die Ausgaben im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

erspart.» Für 20<strong>03</strong> hat <strong>der</strong> Bereitschaftsdienst<br />

ein Budget von 30000<br />

Franken, mit dem die PsychologInnen<br />

für ihre Ar<strong>bei</strong>t entschädigt werden.<br />

Gérald Hagenlocher, Kommandant <strong>der</strong><br />

Lausanner Polizei, zur Entstehung des<br />

Projekts: «Mehr <strong>und</strong> mehr ist die Polizei<br />

mit Opfern konfrontiert; diese Tatsache<br />

schreiben wir dem fragiler werdenden<br />

sozialen Netz zu. Wir fragten<br />

uns, ob wir spezialisierte Polizeibeamte<br />

ausbilden sollten, kamen aber zum<br />

Schluss, dass sich die bisherigen Beamten<br />

auf ihre Tätigkeiten in <strong>der</strong> Intervention<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Prävention von<br />

Straftaten konzentrieren können sollten.<br />

Dies ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, weshalb wir eine<br />

Partnerschaft anstrebten; unser<br />

Vorgehen ist <strong>bei</strong> <strong>der</strong> AVP auf ein sehr<br />

positives Echo gestossen.»<br />

Es fehlte eine Stufe<br />

Bis zur Einführung des Bereitschaftsdiensts<br />

waren einjährige Vorar<strong>bei</strong>ten<br />

nötig. Die Kommission für Notfallpsychologie<br />

<strong>der</strong> AVP, die den Auftrag<br />

hatte, ein Konzept auszuar<strong>bei</strong>ten, prüfte<br />

alle bereits bestehenden Dispositive<br />

in <strong>der</strong> Agglomeration Lausanne. «Wir<br />

fanden heraus, dass <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Hilfe an<br />

zivilen Opfern <strong>bei</strong> einem Ereignis, von<br />

dem nur wenige Personen betroffen<br />

sind, eine Stufe fehlte. Es gab keine<br />

Einrichtung, welche schnell vor Ort<br />

war, um psychologische Unterstützung<br />

anzubieten», erklärte Aurélie Morel,<br />

Psychologin <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Lausanner Polizei<br />

<strong>und</strong> Mitglied <strong>der</strong> AVP-Kommission.<br />

Die Waadtlän<strong>der</strong> PsychologInnen<br />

erk<strong>und</strong>igten sich also <strong>bei</strong> ihren Genfer<br />

KollegInnen, welche bereits 1996 eine<br />

<strong>der</strong>artige Partnerschaft mit <strong>der</strong> lokalen<br />

Polizei eingegangen sind. Auf dem<br />

Modell des Stabs «AGPsy-Police» bauten<br />

die Waadtlän<strong>der</strong> anschliessend<br />

den Lausanner Bereitschaftsdienst auf.<br />

Er <strong>und</strong> <strong>der</strong> Genfer Dienst sind bisher<br />

die einzigen <strong>der</strong>artigen Einrichtungen<br />

in <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Bevor sie sich auf die Verfahren <strong>und</strong><br />

die Organisation festlegte, prüfte die<br />

Kommission für Notfallpsychologie die<br />

ethischen Aspekte dieser Art von Ar<strong>bei</strong>t<br />

mit traumatisierten Menschen, wie<br />

AVP-Präsident Raphaël Gerber ausführte.<br />

Die Kommission überlegte sich,<br />

welche Bedürfnisse die Opfer haben,<br />

befasste sich mit <strong>der</strong> Definition von<br />

Begriffen wie Debriefing <strong>und</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung. «Die Gr<strong>und</strong>lage dieser<br />

Überlegungen war die Hypothese,<br />

wonach das Opfer über persönliche<br />

Ressourcen verfügt, sowohl eigene wie<br />

auch externe. Diese müssen gef<strong>und</strong>en<br />

werden», fügte er <strong>bei</strong>.<br />

Hilfe in drei Schritten<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Soforthilfe am Ort<br />

des Geschehens müssen sich die PsychologInnen<br />

bemühen, die Ressourcen<br />

des Opfers zu stimulieren, dessen<br />

soziales o<strong>der</strong> familiäres Netz zu aktivieren.<br />

Sie informieren ausserdem über die<br />

körperlichen <strong>und</strong> seelischen Reaktionen,<br />

die aus dieser Situation entstehen<br />

können. Einige Tage später nehmen<br />

die PsychologInnen nochmals Kontakt<br />

mit dem Opfer auf <strong>und</strong> schlagen, falls<br />

nötig, punktuelle Hilfe in Form eines<br />

Debriefings vor.<br />

Zwei Monate später wird für eine letzte<br />

Evaluation erneut Kontakt aufgenommen.<br />

Sollten die Symptome andauern,<br />

wird das Opfer an PsychotherapeutInnen<br />

weitergeleitet.<br />

Dreizehn AVP-Mitglie<strong>der</strong> wurden für<br />

den Bereitschaftsdienst gewählt. Alle<br />

mussten über eine Ausbildung in<br />

Debriefing verfügen. Danach nahmen<br />

die PsychologInnen mit <strong>der</strong> Polizei<br />

an einem Praktikum im Feld teil <strong>und</strong><br />

erhielten eine viertägige Zusatzausbildung<br />

in Soforthilfe. «Wir mussten diese<br />

Ausbildung erst organisieren, denn bisher<br />

gibt es nichts Derartiges auf dem<br />

Markt. Der erste Kontakt scheint spontaner,<br />

menschlicher als das Debriefing.<br />

Aber er bedingt viel Kompetenz»,<br />

erklärt Aurélie Morel.<br />

Genfer Zelle<br />

Jane-Lise Schneeberger<br />

Der psychologische Bereitschaftsdienst,<br />

den die Association genevoise<br />

des psychologues (AGPsy) <strong>der</strong> Polizei<br />

seit 1996 anbietet, wurde bisher mehr<br />

als 250-mal in Anspruch genommen.<br />

Zu Beginn des Bestehens stand die<br />

Genfer Zelle etwas vereinsamt da – die<br />

PolizistInnen hatten sich noch nicht<br />

daran gewöhnt, in Notfällen auf die<br />

PsychologInnen zurückzugreifen. Im<br />

Lauf <strong>der</strong> Jahre nahm die Zahl <strong>der</strong><br />

Intervention, welche die Genfer Zelle<br />

leistete, kontinuierlich zu; im Jahr<br />

2001 leistete <strong>der</strong> Bereitschaftsdienst<br />

63, im Jahr 2002 67 Einsätze. Total<br />

240 Menschen wurden im vergangengen<br />

Jahr von 16 FSP-PsychologInnen<br />

<strong>und</strong> acht Stagiaires betreut.

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