le moulin de beckerich - LEADER Luxemburg
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Auch heute wird unser Bedarf an<br />
Trinkwasser nicht ausschließlich<br />
mit <strong>de</strong>m Oberflächenwasser <strong>de</strong>s Stausees<br />
ge<strong>de</strong>ckt. Vielmehr beziehen wir<br />
etwa ein Drittel daraus, während die<br />
übrigen zwei Drittel aus Grundwasser<br />
bestehen.<br />
Grundwasservorräte wer<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r<br />
direkt angebohrt, o<strong>de</strong>r Stel<strong>le</strong>n, an<br />
<strong>de</strong>nen das Grundwasser von selber an<br />
die Oberfläche tritt, wer<strong>de</strong>n baulich so<br />
gestaltet, dass eine saubere Entnahme<br />
möglich ist: die Quel<strong>le</strong>n wer<strong>de</strong>n ”gefasst”.<br />
Die Fassung von natürlichen Quel<strong>le</strong>n<br />
war früher die übliche Form, um qualitativ<br />
hochwertiges Wasser zu gewinnen.<br />
Zusätzlich wur<strong>de</strong>n in flachen Bereichen<br />
Brunnen gegraben. Eine beson<strong>de</strong>re Art<br />
<strong>de</strong>r Trinkwasserbereitung aus früheren<br />
Zeiten lässt sich knapp 500 Meter von<br />
<strong>de</strong>r Staumauer <strong>de</strong>s Obersauerstausees<br />
entfernt erkun<strong>de</strong>n. Im Weischbich sind<br />
Reste <strong>de</strong>r historischen Trinkwasserversorgung<br />
Esch-Sauers noch zu sehen.<br />
Geologisch gesehen gehört das Ösling<br />
zum Rheinischen Schiefergebirge. Da<br />
Schiefer undurchlässig ist, versickert das<br />
Wasser hier durch Klüfte und Spalten.<br />
Dadurch konnten sich keine Grundwasserspeicher<br />
bil<strong>de</strong>n. Beständige Quel<strong>le</strong>n<br />
sind <strong>de</strong>shalb selten zu fin<strong>de</strong>n, und die<br />
Menschen waren auf an<strong>de</strong>re Techniken<br />
<strong>de</strong>r Trinkwassergewinnung angewiesen.<br />
N°14 12/2011 I SYNERGIE I EAUX & ENVIRONNEMENT - WASSER & UMWELT<br />
So wur<strong>de</strong>n im stei<strong>le</strong>n Tal <strong>de</strong>s Weischbichs<br />
bei Esch-Sauer in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
mehrere viereckige Becken errichtet,<br />
die talabwärts mit einem massiven<br />
Damm ausgestattet sind. Das Wasser<br />
konnte in <strong>de</strong>n Becken aufgefangen und<br />
gespeichert wer<strong>de</strong>n, g<strong>le</strong>ichzeitig setzten<br />
sich Verunreinigungen ab o<strong>de</strong>r stiegen<br />
an die Oberfläche. Vermutlich wur<strong>de</strong><br />
das Wasser durch einen aus Eichenholz<br />
konstruierten Schacht abgeführt. Durch<br />
eine Möglichkeit zur Begrenzung <strong>de</strong>s<br />
Durchflusses konnte die Versorgung <strong>de</strong>s<br />
Ortes reguliert und immer ausreichend<br />
Trinkwasser bereitgehalten wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Weiter<strong>le</strong>itung zum Ort erfolgte vermutlich<br />
nicht durch Rohre, son<strong>de</strong>rn durch<br />
das steinige, stark abfal<strong>le</strong>n<strong>de</strong> Bachbett.<br />
Dieses wur<strong>de</strong> zusätzlich durch heute<br />
noch sichtbare Trockenmauern eingefasst<br />
und somit vor Verunreinigungen<br />
durch abgeschwemmtes Material geschützt.<br />
Lei<strong>de</strong>r liegen keine Dokumente über die<br />
genaue Nutzung und Konstruktion vor.<br />
Auch im Urkataster ist nicht ersichtlich,<br />
wie die Anlage genau aussah. Deswegen<br />
han<strong>de</strong>lt es sich bei diesen Erläuterungen<br />
vorwiegend um Über<strong>le</strong>gungen,<br />
die durch weitere Recherchen vor Ort<br />
be<strong>le</strong>gt und ergänzt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Der Naturpark Obersauer ist sehr an<br />
Informationen über die Anlage interessiert<br />
und wäre dankbar für Dokumente,<br />
Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r persönliche Beiträge jeglicher<br />
Art (Frank Richarz Tel.: 89 93 31<br />
221).<br />
Der Name ”Weischbich” ist im Urkataster<br />
zu fin<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>n topograpischen<br />
Karten von 1907 und 1927 steht statt<strong>de</strong>ssen<br />
die Flurbezeichnung ”Waeschbour”.<br />
Bei<strong>de</strong> Namen lassen Rückschlüsse<br />
auf die Nutzung zu. Wenn man<br />
be<strong>de</strong>nkt, dass vor 160 Jahren in Esch<br />
Sauer etwa 15 Fabriken und größere<br />
Handwerksbetriebe ansässig waren,<br />
muss man davon ausgehen, dass die<br />
Sauer intensiv genutzt wur<strong>de</strong> und manche<br />
dieser Betriebe sicherlich auch die<br />
Wasserqualität beeinträchtigten. Möglicherweise<br />
wur<strong>de</strong>n die Strukturen im<br />
Weischbich aufgebaut, um die Versorgung<br />
mit sauberem Trinkwasser trotz<strong>de</strong>m<br />
zu gewähr<strong>le</strong>isten.<br />
Auch für das sogenannte ”Fléitzen”<br />
könnten die vorhan<strong>de</strong>n Strukturen gedient<br />
haben. Die Bezeichnung steht für<br />
das Bewässern von Wiesen durch k<strong>le</strong>ine<br />
hangparal<strong>le</strong><strong>le</strong> Gräben, die aus k<strong>le</strong>inen<br />
Teichen o<strong>de</strong>r Becken gespeist wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Becken im Weischbich sind kulturhistorische<br />
Zeugen aus <strong>de</strong>r Zeit vor einer<br />
zentra<strong>le</strong>n Trinkwasserversorgung.<br />
Außer<strong>de</strong>m entwickelten sich die nicht<br />
mehr genutzten Becken zu Feuchtbiotopen<br />
für zahlreiche seltene Tier- und<br />
Pflanzenarten. Lei<strong>de</strong>r sind die Dämme<br />
mitt<strong>le</strong>rwei<strong>le</strong> gebrochen und die Becken<br />
drohen zu verlan<strong>de</strong>n.<br />
Der Gewässervertrag Obersauer hat<br />
sich <strong>de</strong>shalb, in Übereinstimmung mit<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Esch-Sauer, mit <strong>de</strong>m<br />
Thema befasst und dieses Jahr drei Becken<br />
instand gesetzt. Neben <strong>de</strong>m Naturschutzaspekt<br />
wur<strong>de</strong> darauf geachtet,<br />
<strong>de</strong>n Eingriff möglichst schonend zu<br />
gestalten und die noch vorhan<strong>de</strong>n kulturhistorischen<br />
E<strong>le</strong>mente wie<strong>de</strong>r sichtbar<br />
zu machen. So konnte <strong>de</strong>r Auslauf<br />
eines mit Steinen gefassten Beckens<br />
repariert und das seltene Laichkraut<br />
(Potamogeton polygonifolius) in einem<br />
an<strong>de</strong>ren Becken durch die Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />
<strong>de</strong>r Freiwasserzone erhalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Um Erosion vorzubeugen, bestehen<br />
die neuen Abläufe aus soli<strong>de</strong>n<br />
Schieferplatten. Eine Informationstafel<br />
und eine Bank sol<strong>le</strong>n noch bis Jahresen<strong>de</strong><br />
aufgestellt wer<strong>de</strong>n, damit Spaziergänger<br />
die Ruhe am Waldtümpel<br />
auf <strong>de</strong>m stei<strong>le</strong>n Weg zum Kiischte Kreiz<br />
genießen können. Finanziert wur<strong>de</strong> die<br />
Maßnahme im Rahmen <strong>de</strong>s Interreg<br />
IV-A Projekts Pacte Haute-Sûre durch<br />
<strong>de</strong>n Europäischen Fonds für Regiona<strong>le</strong><br />
Entwicklung (EFRE), das Ministère <strong>de</strong><br />
l‘Intérieur et à la Gran<strong>de</strong> Région, das<br />
Ministère du Développement durab<strong>le</strong> et<br />
<strong>de</strong>s Infrastructures sowie <strong>de</strong>n Naturpark<br />
Obersauer. Danken möchte die Projekt<strong>le</strong>itung<br />
für gute Zusammenarbeit und<br />
Beratungs<strong>le</strong>istungen <strong>de</strong>r Biologischen<br />
Station Naturpark Obersauer, <strong>de</strong>r Naturverwaltung<br />
und <strong>de</strong>m Bauunternehmer<br />
Nico Mayer-Schaltz.