Spectrum #6 2018

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Racontez-moi une histoire Spectrum t’offre cette page blanche pour narrer tes périples, anecdotes, scandales, louanges, potins liés à l’Unifr et ses services… Que tu peux déposer dans notre boite aux lettres (à l’une de nos caissettes). Berichte uns auf dieser Seite von deinen universitären Anekdoten, Skandalen, Klatsch und Tratsch! Ganz einfach diese Seite ausfüllen und in den Briefkasten einer roten Spectrum-Box legen. Alle Geschichten werden auf unserer Webseite publiziert Noms des services seront gardés, noms des personnes seront ôtés 4 12.2018 © Foto: Centre Fries
UNILEBEN Auf den Spuren des Centre Fries Mitten in der Stadt, zwischen dem Bahnhof und den Universitätsgebäuden Pérolles, liegt das Studierendenzentrum der Uni Freiburg: das Centre Fries. Jede Woche gibt es hier multikulturelle Küche, Konzerte, Filmvorführungen und vieles mehr. Doch welche Geschichte steckt hinter den verwinkelten Räumen? Und was macht den unwiderstehlichen Charme aus, der Studierende und Menschen aller Art immer wieder zurückkehren lässt? ANNA MÜLLER Wer dicht an dicht im engen Konzertraum steht und den Bass durch den ganzen Körper pulsieren spürt, denkt nicht daran, dass es sich bei diesen Wänden um das einstige Zuhause eines katholischen Schwesternordens handelt. Im Jahre 1909 erbaut, erlebte die ursprüngliche Villa Maillardoz mehrmals wechselnde Bewohnerschaft, bis am ersten November 1969 schliesslich Studierende mit der Gründung des Centre Fries ein neues Kapitel einläuteten. Ein über hundertjähriger Zeitzeuge Stolz erhebt sich das historische Gebäude aus der Neorenaissance über der Altstadt Freiburgs. Die Töchter des Erbauers, der Marquis de Maillardoz-de-Ruz, vererbten die Villa einem kleinen katholischen Schwesternorden. Schon bald darauf zog der Orden jedoch in einen ebenfalls geerbten Stadtpalast um und vermachte das Haus dem Bischof, der es wiederum der Universitätsseelsorge zur Verfügung stellte. Im Zuge der schweizweiten Studierendenrevolten im Jahr 1969, mit denen sich die Studierenden für Werte wie Gleichheit, Autonomie und gegen Kapitalismus einsetzten, gab es auch von der Uni Freiburg ein Zugeständnis an die Studierenden. Das Centre Fries war geboren. In den Anfängen wurde es primär als Ort für politische Veranstaltungen, Vorträge und leidenschaftliche Diskussionen genutzt und zog überwiegend politisch engagierte Studierende aus dem linken Spektrum an. Mit der Zeit wandelte sich dieser aktivistische Geist ein wenig. Das Centre Fries öffnete sich auch anderen Themenbereichen wie beispielsweise der Kultur und lockte so ein immer grösser werdendes Publikum an. Ein abwechslungsreiches Programm Das Fries, wie wir es heute kennen, existiert seit etwa Mitte der Neunzigerjahre. Jeweils sechs Studierende der Universität leben und arbeiten im Haus, organisieren Konzerte, veranstalten Ateliers und Filmabende. Sie sind gut mit den verschiedensten Organisationen vernetzt und es steht im Prinzip allen offen, die Räumlichkeiten zu nutzen. Nicht einmal am Wochenende werden die Türen geschlossen. Offiziell sind die Mitglieder der „Equipe“ zu 23,5 Prozent angestellt, in Wahrheit arbeiten sie jedoch weit mehr. Ein Blick auf das Programm lässt die unglaubliche Vielfalt der Veranstaltungen erahnen. Ob beim Herstellen eigener Zahnpasta oder dem Genuss eines palästinensischen Menüs: Man kommt sich näher. Im Centre Fries herrscht stets eine offene, willkommen heissende Atmosphäre. Man fühlt sich wie zuhause. Wer steckt dahinter? Im Gespräch mit dem Team wird mir schnell klar: Ohne grosses Engagement wäre das Centre Fries nicht das, was es heute ist. In der Fries-WG gibt es eine hohe Mitglieder-Fluktuation: Jedes Jahr geht die Hälfte und drei Neue kommen – die Aufenthaltszeit ist auf zwei Jahre beschränkt. So kann sichergestellt werden, dass die „Alten“ den „Neuen“ das nötige Rüstzeug mitgeben. Dazu gehören auch eine Philosophie der Offenheit und Werte wie Basisdemokratie und Zusammenhalt. Die Mitglieder leben gratis und bekommen einen Lohn von ungefähr tausend Franken im Monat. Doch mit einem herkömmlichen Studierendenjob lässt sich das nicht vergleichen. Wer sich nicht für die Sache begeistert, ist fehl am Platz. Schliesslich müssen auch Abstriche gemacht werden, die Uni und die Familie können meist nicht mehr so oft besucht werden. Zudem leben und arbeiten die Mitglieder des Fries-Teams mit denselben Leuten. All dies klingt ganz schön anstrengend. Doch was überwiegt, sind die engen Freundschaften, das Füreinandersorgen und das empfundene Glück darüber, etwas Gutes zu tun. Momentan besteht ein Vertrag zwischen der Uni und dem Fries, der 2021 auslaufen wird. Das aktuelle Team befindet sich im Gespräch mit der Universitätsleitung, um den Vertrag zu verlängern. Dass der Erhalt des Zentrums von den meisten Studierenden gewünscht wird, steht ausser Frage. Wo sonst findet sich ein multikultureller Ort, an dem so viele kostenlose Veranstaltungen besucht werden können? © Foto: Centre Fries Top motiviert: die aktuelle „Equipe“ des Centre Fries 12.2018 5
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