La recezione del Concilio Vaticano II nella teologia ... - Studia Moralia
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26 EBERHARD SCHOCKENHOFF<br />
Freiheit ist dem Menschen daher nicht als eine statische<br />
Wesensauszeichnung oder als unverlierbares Differenzmerkmal<br />
gegenüber dem Tierreich, sondern immer nur als eine dynamische<br />
Vollzugsgröße gegeben. Im Gebrauch seiner Freiheit<br />
wächst der Mensch über sich selbst hinaus und gelangt so in<br />
eine dauerhaftere Entschiedenheit für das Gute. So sehr die einzelne<br />
Freiheitstat „immer ein schöpferischer Neuanfang“ ist, so<br />
wenig wird dieser blind und grundlos gesetzt; vielmehr „ist auch<br />
der schöpferische Neuanfang der Freiheit von Motiven, von<br />
Leitideen bestimmt“ 39 . Der tatsächliche Freiheitsgrad des<br />
menschlichen Han<strong>del</strong>ns bemisst sich daher nicht allein an seiner<br />
Beeinflussung durch äußere Determinanten oder der Frage,<br />
ob die äußere Willenshandlung frei aus ihrer inneren Setzung –<br />
in traditioneller Schulsprache: dem actus elicitus – hervorgeht.<br />
Entscheidend ist vielmehr, ob der innere Willensakt „selbst noch<br />
frei wählend über den Motiven (wenn auch nie völlig motivlos?)“<br />
40 steht oder ob er den sich ihm aufdrängenden Motiven<br />
mehr oder weniger ausgeliefert ist. An dieser entscheidenden<br />
Stelle der Freiheitsanalyse zeigt sich für Häring, worin der<br />
eigentliche Beitrag der Grundentscheidung und der Wahl des<br />
Letztzieles liegt: Nur auf dem Resonanzboden einer tieferen<br />
Entschiedenheit für das Gute lässt sich eine einzelne<br />
Wahlhandlung als frei, d.h. mit dieser Entschiedenheit übereinstimmend<br />
erkennen. Für sich genommen lassen sich die konkreten<br />
Motive einer Einzelhandlung nie eindeutig bewerten; sie<br />
erlangen ihre letztgültige Bestimmtheit erst auf dem<br />
Hintergrund einer positiven oder negativen Grundintention.<br />
„Wenn diese letzte Entscheidung gefallen ist (die Wahl des finis<br />
ultimus), werden die Motive des einzelnen Tuns im Raum derselben<br />
frei ausgewählt (natürlich immer im Rahmen der psychologischen<br />
Gesetze).“ 41 Der Han<strong>del</strong>nde wird sich seiner<br />
Freiheit daher immer nur indirekt bewusst, indem er vor seinem<br />
Gewissen seine Motivlage erforscht und sich Rechenschaft über<br />
die inneren Wurzeln seines Han<strong>del</strong>ns gibt.<br />
39<br />
A.a.O., 140.<br />
40<br />
A.a.O., 149.<br />
41<br />
A.a.O., 145.