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Radiata2005(4)

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HALTUNG UND NACHZUCHT

HALTUNG UND NACHZUCHT (2001) zu verwenden (vgl. VINKE 2004). Weitere Beschreibungen von Formen, die bislang zu Testudo hermanni boettgeri gestellt werden, werden folgen. So weist BOUR (2004) auf Unterschiede zwischen verschiedenen Populationen in Griechenland hin. Das wichtigste Merkmal von Testudo hercegovinensis besteht in dem Fehlen der Inguinalia (Hüftschilde), die bei Testudo hermanni boettgeri vorhanden sind. Gleichwohl gibt es Exemplare von Testudo hercegovinensis, bei denen solche Schilde vorhanden sind. Die Landschildkröten aus Dalmatien sollen zudem nicht größer als 17 cm werden (VINKE 2004). Das deckt sich mit den Messergebnissen, die ich an wildlebenden Dalmatinischen Landschildkröten ermittelte. Dort wurden keine Tiere mit Carapaxlängen von über 17 cm gefunden (HERZ 2002). Bei Testudo hercegovinensis handelt es sich um eine klein bleibende Landschildkröte, die sich hervorragend zur Haltung in menschlicher Obhut eignet. Wie bereits erwähnt, soll sie nicht größer als 17 cm (Weibchen) werden; Männchen erreichen Carapaxlängen von maximal 12,5 cm (VINKE 2004, BLANCK & ESSER 2004). Biotopbeobachtungen In der ersten Mai-Woche 2002 hatte ich mehrfach die Möglichkeit, diese Schildkrötenart in freier Natur zu beobachten. Die Hauptaktivitätszeit der Tiere fiel in den späten Vormittag und frühen Nachmittag. Temperaturen bis zu 25 °C am Tag und bis zu 13 °C in der Nacht wurden gemessen. Es konnten fünf bis sieben Schildkröten pro Hektar aufgefunden werden; dabei lag das ermittelte Geschlechterverhältnis bei 1:1. Selbst bei der Paarung konnte Testudo Abb. 3. Dalmatinische Landschildkröten bei der Paarung in der Natur. hercegovinensis beobachtet werden. Das kleinste vermessene Tier hatte eine Carapaxlänge von 8 cm, das größte aufgefundene Exemplar eine Carapaxlänge von 16 cm. Da es Frühling war, fanden die Tiere ein üppiges Nahrungsangebot in Form verschiedener Pflanzen vor; die Schildkröten „standen“ regelrecht in der Nahrung. Das Klima ist nach der Auswertung von MÜLLER (1996) mediterran. Warme und trockene Sommer mit wenig Niederschlag nebst relativ milden Wintern zeichnen das Gebiet aus. Beobachtungen in freier Natur sind in die Haltung der Tiere im Terrarium mit einzubeziehen. Haltung Entsprechend den Beschreibungen von PERÄLÄ (2002) ist die von mir gehaltene Gruppe von Griechischen Landschildkröten Testudo hercegovinensis zuzuordnen. Einen Überblick über die Größe der Tiere ergibt nachfolgende Tabelle. Geschlecht Größe [cm] Gewicht [g] Anmerkungen Männlich 11,8 350 Männlich 13,0 530 Weiblich 13,5 500 Weiblich 14,0 660 Eiablage am 18.07.2004 Weiblich 14,5 710 Eiablage am 18.07.2004 Tab. 1. Überblick über die Größe und Masse der Tiere. 14 RADIATA 14 (4), 2005

HALTUNG UND NACHZUCHT Meine Tiere bewohnen nach der Winterruhe, die von November bis April andauert, ein Terrarium mit den Maßen 120 × 75 × 70 cm (Länge × Breite × Höhe), das auf der Terrasse steht. Die Holzkonstruktion verfügt über ein Glasdach und über eine Front aus Glas. Der Vorteil ist, dass sich dieses Terrarium sehr schnell aufwärmt und die Tiere schneller ihre notwendige Vorzugstemperatur erreichen. Nachdem das Wetter beständiger geworden ist, werden die Tiere in ein Freilandterrarium mit einer Fläche von 120 m² und einem integrierten Gewächshaus mit einer Fläche von 6 m² überführt. Ab September werden die Schildkröten wieder in das oben beschriebene Terrarium verbracht, da anderenfalls ein Auffinden der Tiere in der Freilandanlage zur Überführung in das Winterquartier nicht möglich ist. So konnten im Oktober des Jahres 2002 drei von fünf Tieren im Freiland nicht mehr aufgefunden werden. Diese überwinterten im Freiland und kamen im April 2003 nach und nach aus dem selbst gesuchten Winterquartier. Um ein unkontrolliertes Überwintern zu verhindern, werden die Tiere seitdem rechtzeitig eingesammelt. Weder das Gewächshaus noch das Terrarium werden beheizt. Das Futter nach der Winterruhe besteht wegen der Wasserversorgung aus Gurken und vor allem aus Wiesenkräutern. Im Freilandterrarium sind die Tiere weitestgehend Selbstversorger. Dort finden sie verschiedene Wildkräuter, Klee, Wegerich, diverse Blumen, Löwenzahn, Malven und Disteln vor. Gelegentlich wird zugefüttert: Hierbei handelt es sich um einen Futterbrei, der aus Möhren, Heucobs, Gurken, Matzinger Vollkornflocken und Wiesenschnitt besteht. Temporär werden ausgetriebener Chicorée und verschiedene Salate gereicht. Wasser steht den Tieren in einer flachen Tonschale immer zur Verfügung. Fortpflanzung Wenngleich es sich bei meinen Tieren um sehr junge Exemplare handelt, konnten Paarungen bereits registriert werden. Ich nahm dies nicht weiter ernst, da ich die Tiere noch für zu jung hielt, um Nachwuchs zu produzieren. Umso erstaunter war ich, als am 18.07.2004 um 13.30 Uhr ein Weibchen mit dem Anlegen einer Nistgrube begann und drei sehr kleine Eier ablegte. Am Abend desselben Tages legte ein anderes Weibchen ebenfalls drei Eier ab; dieser Vorgang war um 19.50 Uhr beendet. Die beiden Weibchen wiesen zu diesem Zeitpunkt eine Größe von 14,5 bzw. 14 cm und ein Gewicht von 660 bzw. 710 g auf. Die Eier wurden zur Inkubation in eine Jäger ® -Kunstglucke überführt. Die Temperatur im Inkubator war auf 32,0 °C eingestellt, um Weibchen zu erbrüten, da nach EENDEBAK (1995) der Scheitelpunkt (50 % Weibchen und 50 % Männchen) der Inkubationstemperatur bei Testudo hermanni boettgeri um 31,5 °C liegen soll. Ich verwendete als Substrat das Pflanzengranulat Seramis ® (grobkörnig). Es wurde nicht angefeuchtet, jedoch stand eine gefüllte Schale mit Wasser darin, um im Inkubator eine Luftfeuchtigkeit von 70-75 % zu erzielen. Leider fiel im Verlauf der Bebrütung der verwendete Inkubator aus, so dass ab dem 40. Tag der Inkubation ein Brutapparat nach BUDDE (1980) Verwendung fand und die Eier dorthin umgebettet wurden. Die Bruttemperatur betrug dort ebenfalls 32,0 °C, die Luftfeuchtigkeit nunmehr 100 %. Nach 56 und 57 Tagen Brutdauer schlüpfte aus beiden Gelegen je ein Jungtier. Die Kleinen hatten beim Schlupf ein Gewicht von 6 und 7 g. Zum Vergleich: Schlüpflinge von Testudo hermanni boettgeri haben ein Gewicht von 10-15 g (vgl. ZIRNGIBL 2000). Nach BLANCK & ESSER (2004) sollen die Schlüpflinge von Testudo hercegovinensis ein Gewicht von 12 g aufweisen. Dies halte ich schon alleine wegen der geringen Größe der Elterntiere für unwahrscheinlich. Das zuerst geschlüpfte Tier weist eine Schildanomalie auf. Ein drittes Jungtier war in einem frühen Stadium im Ei abgestorben, die restlichen drei Eier zeigten keine Entwicklung. Aufzucht Beide Schlüpflinge wurden in eine zu einem Terrarium umfunktionierte Plastikbox mit den Maßen 70 × 45 × 30 cm (Länge × Breite × Höhe) überführt, die oben mit einem Gitter als Abdeckung versehen ist. Als Sub- RADIATA 14 (4), 2005 15

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