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Radiata2005(4)

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HALTUNG UND NACHZUCHT

HALTUNG UND NACHZUCHT Das hellgelbe bis hornfarbene Plastron besitzt eine ausgeprägte dunkle Netzzeichnung. Mit zunehmendem Alter verliert diese an Kontrast und verschwimmt zu einer großflächigen dunklen Färbung auf gelblichem Grund. Bei alten Tieren kann die Zeichnung fast komplett verschwinden; der Bauchpanzer ist dann horngelb gefärbt und zeigt nur noch unregelmäßige dunkle Flecken oder Linien. Der grünlich bis grau gefärbte Kopf weist zahlreiche dunkel gerandete gelbe Linien auf. Der breite Schläfenstreifen ist rotbraun gefärbt. Markant sind am Kinn drei gut sichtbare gelbe Flecken; sie sind ebenfalls dunkel gerandet. Die Extremitäten sind bei adulten Exemplaren dunkelgrau, bei alten Tieren auch hellbraun gefärbt. Die gelben Streifen (im Alter auch cremefarben) sind schwarz eingefasst. PRITCHARD & TREBBAU (1984) geben Carapaxlängen von bis zu 32,5 cm an. Das Weibchen bei KAMPRATH (1990) maß 29,0 cm. Verbreitung und Lebensraum Trachemys callirostris chichiriviche lebt endemisch in Venezuela. Dort wurde sie lediglich in schmalen, küstennahen Flusssystemen nachgewiesen. Das Verbreitungsgebiet reicht vom Río Tocuyo (Bundesstaat Falcón) sowie Motón (Bundesstaat Carabobo) im Osten bis zum Lago de Tacarigua (Bundesstaat Falcón) im Westen; Vorkommen etwas weiter westlich sind möglich (PRITCHARD & TREBBAU 1984). Die Venezuela-Schmuckschildkröte lebt in Seen, Teichen, Sümpfen und kleinen, langsam fließenden Flüssen (PRITCHARD & TREBBAU 1984). Ernährung In der Natur ernährt sich T. c. chichiriviche offensichtlich omnivor. Exemplare wurden beobachtet, wie sie Flusskrebse, Fische, aber auch Gras fraßen (PRITCHARD & TREBBAU 1984). Fortpflanzung Es liegen nur sehr wenige Daten zur Reproduktion vor. PRITCHARD & TREBBAU (1984) berichten, dass die pro Gelege 11-17 länglichen, weichschaligen Eier 100 m oder mehr vom Gewässer entfernt von den Weibchen vergraben werden. Ein weiterer Informant der beiden Autoren war der Meinung, dass die Gelege sogar 24-28 Eier umfassen können. Als weitere Gelegegröße werden 10-20 Eier genannt. Gefährdung Die Vorkommen von T. c. chichiriviche gingen in den vergangenen Jahren um schätzungsweise 50-80 % zurück. Sie gilt Maracaibo Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Mittl. Temp. (°C) 26,8 28,9 27,2 27,8 28,4 28,6 28,6 28,8 28,7 28,1 27,9 27,4 Absol. Temp.-max (°C) 35,0 35,4 35,6 36,3 37,6 36,4 37,0 38,0 38,7 36,5 35,9 35,4 Absol. Temp.-min. (°C) 18,9 20,9 20,0 20,2 20,5 20,6 21,0 19,5 19,0 18,9 20,4 20,7 Mittl. relative Feuchte (%) 75 75 74 76 77 75 74 73 74 77 77 76 Mittl. Niederschlag (mm) 2 1 9 24 78 47 44 56 49 133 77 13 Barcelona Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Mittl. Temp. (°C) 25,2 25,5 26,4 27,2 27,8 26,7 26,0 26,2 26,7 27,0 26,5 25,9 Absol. Temp.-max (°C) 34,8 35,0 35,4 36,0 37,0 37,0 35,2 37,0 36,2 36,8 35,4 34,9 Absol. Temp.-min. (°C) 15,7 16,6 16,9 19,4 19,0 19,0 20,0 19,8 19,7 19,0 19,2 17,4 Mittl. relative Feuchte (%) 74 72 70 71 73 80 82 82 80 78 78 76 Mittl. Niederschlag (mm) 10 4 6 7 43 99 137 111 73 66 49 24 Tab. 1. Klimawerte der von Trachemys callirostris chichiriviche besiedelten Klimazone in Venezuela (Werte nach MÜLLER 1996) 22 RADIATA 14 (4), 2005

HALTUNG UND NACHZUCHT Abb. 5. Freigelegte Nistgrube von Trachemys callirostris chichiriviche. Abb. 6. Aus der Nistgrube geborgene Eier. daher als gefährdet (GROOMBRIDGE 1982, IUCN 1990). Venezuela-Schmuckschildkröten werden von der lokalen Bevölkerung zum Verzehr gefangen (PRITCHARD & TREBBAU 1984). Es ist notwendig, die Populationen und auch ihren Lebensraum zu schützen. Schutzgebiete müssen eingerichtet werden, um das Überleben der Wildbestände zu gewährleisten. PRITCHARD & TREBBAU (1984) stellten fest, dass die meisten der in Zoogeschäften in Caracas angebotenen Schlüpflinge Rotwangen- (Trachemys scripta elegans) und keine Venezuela-Schmuckschildkröten waren. Gefährlich wird es somit, wenn eventuell ausgesetzte T. s. elegans mit den endemischen T. c. chichiriviche bastardisieren sollten. Haltung Grundlage dieser Darstellung sind 0,2 Tiere, die der Erstautor durch Zufall am 08.02.1992 in einem Hamburger Zoofachgeschäft entdeckte und erwerben konnte. Die beiden Tiere wiesen beim Erwerb eine Carapaxlänge von etwa 6 cm auf. Am 18.03.1996 maßen die beiden Weibchen 13,2 cm bzw. 13,8 cm. Am 10.01.2005 hatten die Tiere eine Rückenpanzerlänge von 25,3 cm und 26,1 cm. Es ist leider in den vergangenen 13 Jahren nicht gelungen, ein passendes Männchen für die beiden weiblichen Schmuckschildkröten zu finden. Die Schildkröten werden in den Sommermonaten (Juni bis September) in einer mit lichtdurchlässigen Kunststoffplatten überdachten Außenanlage mit einer Grundfläche von 200 × 200 cm gehalten; der Wasserstand beträgt etwa 40 cm. Die Wassertemperaturen schwanken von 20 bis 32 °C, die Temperaturen der Luft erreichen je nach Sonneneinstrahlung teilweise über 50 °C. Der Landteil hat eine Fläche von 60 × 80 cm. Er ist etwa 30 cm hoch mit angefeuchtetem Sand gefüllt und kann über zwei 3 cm starke Holzbohlen sowie einen Baumstamm erreicht werden. Zwei nebeneinander liegende Holzbohlen (200 × 30 cm) dienen den Tieren gleichzeitig als Sonnenplatz. Von Oktober bis Mai befinden sich die Schildkröten im Aquaterrarium (Grundfläche 150 × 70 cm; Wasserstand 35 cm), dessen Landteil (Grundfläche 60 × 40 cm) ebenfalls 30 cm hoch mit Sand gefüllt ist. Der Sand wird immer leicht feucht gehalten, die Sandoberfläche ist bis auf etwa 2 cm Tiefe abgetrocknet. Die Wassertemperatur beträgt gleichbleibend 27 °C. Der Sonnenplatz im Aquaterrarium wird mit einem 80- Watt-Spotstrahler (Osram Concentra) auf etwa 40 °C erwärmt. Fütterung Gefüttert werden die Tiere mit Forellen- Zuchtpellets, gemischt mit vielen anderen Arten von Sticks für Koi-Karpfen und getrocknetem Garnelenschrot. Regelmäßig werden frische Süßwasserfische, frische Garnelen und immer Wasserlinsen mit sehr vielen RADIATA 14 (4), 2005 23

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